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Infarktbedingter kardiogener Schock - Erkan Arslan

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E Im manifesten kardialen <strong>Schock</strong> ist<br />

die frühzeitige Intubation mit kontrollierter<br />

Beatmung und Analgosedierung<br />

indiziert.<br />

Damit kann die Atemarbeit reduziert und<br />

eine sichere Oxygenierung gewährleistet<br />

werden. Durch suffiziente Analgesie und<br />

Sedierung werden die überschießende<br />

sympathische Aktivität sowie der Sauerstoffverbrauch<br />

vermindert und die Vor-<br />

und Nachlast gesenkt [1].<br />

Vorlast<br />

Bei allen Patienten im kardiogenen<br />

<strong>Schock</strong> ist ein Volumenmangel auszuschließen<br />

und ggf. umgehend zu behandeln<br />

[18]. Dabei sind klinische Zeichen<br />

der Volumenüberladung und kardialen<br />

Stauung stets sehr genau zu überprüfen.<br />

Immer mehr erweist sich eine reine<br />

druckbezogene Vorlastabschätzung mittels<br />

zentralvenösen Drucks (ZVD) oder<br />

PAOP als unzureichend. Veränderungen<br />

des ZVD oder PAOP korrelieren nicht mit<br />

Veränderungen des HZV und sind somit<br />

als Indikatoren einer Vorlastabhängigkeit<br />

unbrauchbar. Alternativ könnte das intrathorakale<br />

Blutvolumen (ITBV), welches<br />

mit dem PiCCO-System bestimmt wird,<br />

zur Beurteilung der Vorlast herangezogen<br />

werden, hier liegen jedoch noch keine<br />

ausreichenden Erfahrungen vor.<br />

Katecholamine bzw. Vasopressoren<br />

Ziele der medikamentösen Therapie des<br />

kardiogenen <strong>Schock</strong>s ist die Etablierung<br />

einer ausreichenden Zirkulation unter<br />

maximaler Entlastung des Herzens, insbesondere<br />

durch Senkung der Nachlast<br />

und unter minimaler Therapie mit Katecholaminen.<br />

Angestrebt wird ein mittlerer arterieller<br />

Druck von 65 mmHg bei einem peripheren<br />

Gefäßwiderstand (SVR) von<br />

Empfehlungsstärke<br />

Klasse I<br />

Gute Evidenz oder allgemeine Akzeptanz,<br />

dass Maßnahme nützlich und effektiv ist.<br />

Klasse IIa<br />

Umstritten, aber überwiegende Evidenz, dass<br />

Maßnahme nützlich und/oder effektiv ist.<br />

Klasse IIb<br />

Umstritten, aber überwiegende Evidenz, dass<br />

Maßnahme nicht nützlich und/oder ineffektiv<br />

ist.<br />

386 | Der Internist 4 · 2006<br />

Schwerpunkt: Intensivmedizin<br />

800 dyn × s × cm -5 und einem Herzzeitindex<br />

von 2,5 l/min/m 2 . Dieses entspricht<br />

einem Cardiac Power Output (CPO) von<br />

>0,6 W.<br />

Die Dosierung positiv inotroper und<br />

vasokonstriktorischer Substanzen soll so<br />

gering und die Applikationszeit so kurz<br />

wie möglich sein. Die Effizienz der vielfach<br />

praktizierten Kombination mehrerer<br />

Katecholamine ist nicht belegt. Insgesamt<br />

dient der Einsatz positiv inotroper Substanzen<br />

nur der überbrückenden hämodynamischen<br />

Stabilisierung [1].<br />

Bei nur gering ausgeprägter Hypotonie<br />

(systolischer arterieller Druck >70 mm-<br />

Hg) ist Dobutamin das Katecholamin der<br />

ersten Wahl [1]. Noradrenalin ist im kardialen<br />

<strong>Schock</strong> bei therapierefraktärer Hypotonie<br />

indiziert. Adrenalin sollte im kardialen<br />

<strong>Schock</strong> als ultima ratio erst bei anderweitig<br />

nicht zu steigernder Inotropie<br />

eingesetzt werden, während es für Dopamin<br />

wegen wenig überschaubarer und<br />

nicht selektiver Wirkungen keine Indikation<br />

gibt [1].<br />

Nachlastsenkung<br />

Bei Patienten mit erhöhter Nachlast<br />

(SVR >1000 dyn × s × cm -5 ) und eingeschränkter<br />

Pumpfunktion können unter<br />

invasivem hämodynamischem Monitoring<br />

Vasodilatatoren (z. B. Natriumnitroprussid)<br />

eingesetzt werden.<br />

Reperfusion<br />

Die frühzeitige Reperfusion besitzt oberste<br />

Priorität.<br />

Thrombolysetherapie<br />

Obwohl die Thrombolysetherapie beim<br />

Myokardinfarkt eine Klasse-I-A-Indikation<br />

darstellt [13], sind die Ergebnisse bei<br />

Patienten mit kardiogenem <strong>Schock</strong> eher<br />

unbefriedigend (s. Textbox). Mögliche<br />

Evidenzgrad<br />

Evidenzgrad A<br />

Daten aus mehreren ausreichend großen,<br />

randomisierten Studien oder Metaanalysen.<br />

Evidenzgrad B<br />

Daten aus einer randomisierten Studie oder<br />

mehreren nicht randomisierten Studien oder<br />

Registern.<br />

Evidenzgrad C<br />

Konsensusmeinung der Expertengruppe ist<br />

wesentliche Grundlage.<br />

Ursachen sind die im kardialen <strong>Schock</strong><br />

reduzierte Koronarperfusion mit Inhibierung<br />

der spontanen und medikamentösen<br />

Fibrinolyse sowie die blutdruckabhängig<br />

verminderte Diffusion des Thrombolytikums<br />

in den Thrombus. Die aktuellen<br />

Richtlinien der Deutschen Gesellschaft<br />

für Kardiologie weisen ebenfalls auf die<br />

schlechten Ergebnisse der Thrombolyse<br />

hin und empfehlen vorrangig die Katheterintervention<br />

[13]. Die AHA/ACC-<br />

Richtlinien sehen eine Klasse-I-B-Indikation<br />

der Thrombolyse für Patienten vor,<br />

die für eine invasive Therapie nicht in Frage<br />

kommen und bei denen keine Kontraindikationen<br />

für eine Thrombolyse bestehen<br />

[2].<br />

Perkutane Koronarintervention<br />

Der Vorteil der perkutane Koronarintervention<br />

(PCI) ist in der sofortigen und<br />

nachhaltigen Wiedereröffnung des Infarktgefäßes<br />

zu sehen. Im Gegensatz zur<br />

Thrombolysetherapie wird in einem sehr<br />

viel höheren Prozentsatz eine komplette<br />

Reperfusion wiederhergestellt, die die wesentliche<br />

Determinante für den Erhalt der<br />

linksventrikulären Pumpfunktion und das<br />

Überleben des Patienten ist. In den nationalen<br />

und internationalen Leitlinien wird<br />

die primäre PCI als Verfahren der Wahl<br />

gewertet (Klasse I-B/C; [2, 13]).<br />

> Die primäre perkutane<br />

Koronarintervention ist das<br />

Verfahren der Wahl<br />

In der bislang einzigen großen prospektiv<br />

randomisierten Studie (SHOCK-Studie)<br />

wurde eine frühe Revaskularisierung<br />

mit einer initial konservativen medikamentösen<br />

Therapie verglichen [16].<br />

An Tag 30 zeigte sich ein nicht signifikanter<br />

Trend zu Gunsten der frühen Revaskularisierung<br />

(Überlebende 56,0% vs.<br />

46,7% der initialen konventionellen medikamentösen<br />

Therapie). Dieser Trend erreichte<br />

nach 6 und 12 Monaten eine statistische<br />

Signifikanz, die den Vorteil einer<br />

frühen invasiven Revaskularisierung auch<br />

im Langzeitverlauf untermauert [17].<br />

Die Ergebnisse der PCI konnten in den<br />

letzten Jahren durch technische Weiterentwicklungen,<br />

die Möglichkeit zur Stentimplantation<br />

[3] und durch den Einsatz

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