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Medienaneignung in frühen Stadien der Kindheit - ErzieherIn.de

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für das Medienleben <strong><strong>de</strong>r</strong> K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> – allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

als <strong>in</strong>dividuelle Akte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf Basis <strong>de</strong>s Mediensystems,<br />

das die Gesellschaft zulässt, und vor <strong>de</strong>m<br />

H<strong>in</strong>tergrund <strong>de</strong>s Handlungsniveaus, das <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Sozialmilieus ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Gera<strong>de</strong> diese Zusammenhänge verbieten es, die<br />

Verantwortung für Medienkompetenzentwicklung<br />

alle<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Eltern anzulasten, alle Erziehungs- und<br />

Bildungsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> s<strong>in</strong>d hier m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens gleichwertig gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />

Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong> soziokulturelle H<strong>in</strong>tergrund und<br />

die vorhan<strong>de</strong>nen Bildungsressourcen konturieren<br />

die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>de</strong>s Aufwachsens und mit ihnen<br />

<strong>de</strong>n Rahmen für <strong>Medienaneignung</strong>. Zunächst entschei<strong>de</strong>t<br />

sich <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie, mit welchen Medien das<br />

K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Kontakt kommt, <strong>in</strong> welchem Ausmaß diese<br />

Medien im Familienalltag präsent s<strong>in</strong>d, wie nah sie<br />

an das K<strong>in</strong>d herankommen bzw. wie nah das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

welchem Alter ihnen kommen darf (vgl. Theunert/<br />

Demmler 2007). Die Familienmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> bieten K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

Vorbil<strong><strong>de</strong>r</strong> und Anregungen für <strong>de</strong>n Umgang mit<br />

Medien und familiäre Medienrout<strong>in</strong>en <strong>in</strong>volvieren<br />

sie von kle<strong>in</strong> auf. In bildungsbenachteiligten Sozialmilieus<br />

bün<strong>de</strong>ln sich z. B. problematische Gewohnheiten<br />

wie Dauerfernsehen und risikoreiche Vorlieben<br />

wie die für Action (vgl. Theunert 2005).<br />

Medienerziehung basiert hier häufig auf Fehle<strong>in</strong>schätzungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Fähigkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>, erschöpft<br />

sich <strong>in</strong> formalen Regeln o<strong><strong>de</strong>r</strong> fehlt ganz. In Sozialmilieus<br />

mit größeren Bildungsressourcen begrenzen <strong>in</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Regel e<strong>in</strong>e vielfältige Alltagsgestaltung und e<strong>in</strong>e<br />

argumentative Medienerziehung die Risiken <strong>de</strong>s Mediengebrauchs<br />

(vgl. Schorb/Theunert 2001). In neuen<br />

Familienkonstellation erweitert sich das Spektrum<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bezugspersonen, die Anregungen und Vorbil<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

für <strong>de</strong>n Umgang mit Medien liefern, beträchtlich,<br />

und mit ihm mehren sich auch die Medienangebote,<br />

die <strong>in</strong> die Familie kommen. Die Arbeitswelt zw<strong>in</strong>gt<br />

darüber h<strong>in</strong>aus oft zu multilokaler Lebensführung.<br />

Hier dienen digitale Medien zum Aufrechterhalten<br />

<strong>de</strong>s Familienlebens über Distanz, z. B. <strong>in</strong><strong>de</strong>m die Gute-Nacht-Geschichte<br />

via Skype vorgelesen wird (vgl.<br />

Theunert/Lange 2012).<br />

Gleichaltrige: Animateure für die Erweiterung<br />

von Medienvorlieben<br />

Von kle<strong>in</strong> auf sorgen die Gleichaltrigen für die Ent<strong>de</strong>ckung<br />

noch unbekannter Segmente <strong><strong>de</strong>r</strong> Medienwelt,<br />

wecken o<strong><strong>de</strong>r</strong> stabilisieren Vorlieben für Inhalte<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> für mediale Aktivitäten und stoßen kollektives<br />

Medienerleben an. Die Lebensorte, an <strong>de</strong>nen sich<br />

Gleichaltrige treffen, s<strong>in</strong>d Tauschbörsen für Medienerfahrungen,<br />

Medienwissen und Medienprodukte.<br />

Das beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> Spielgruppe und Kita, z. B. wenn medienbezogenes<br />

Spielzeug Aufmerksamkeit erregt. Das<br />

setzt sich fort <strong>in</strong> Schule, Sportvere<strong>in</strong> und K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>chor,<br />

wenn Medienerlebnisse ausgetauscht o<strong><strong>de</strong>r</strong> geme<strong>in</strong>same<br />

Medienvergnügungen verabre<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

TPS 3 | 2013<br />

K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> und digitale Medien KONTEXT<br />

Das K<strong>in</strong>d: tätiges Subjekt <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lebens-<br />

und Medienwelt<br />

Wie mit se<strong>in</strong>er gesamten Umwelt setzt sich das K<strong>in</strong>d<br />

vom ersten Lebenstag an auch mit <strong>de</strong>n Medien ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />

die ihm hier begegnen. Sukzessive begreift<br />

es durch Beobachtung, durch eigenen Gebrauch und<br />

durch Anregungen <strong>de</strong>s sozialen Umfel<strong>de</strong>s die Medien<br />

zu handhaben und ihre Offerten <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em jeweiligen<br />

S<strong>in</strong>nhorizont zu verstehen und zu bewerten.<br />

Der Entwicklungsstand, also das jeweils ausgebil<strong>de</strong>te<br />

kognitive, sozial-moralische und emotionale Vermögen,<br />

ist das Tor, das Medien, ihre Inhalte und Handlungsofferten<br />

passieren müssen. Er entschei<strong>de</strong>t darüber,<br />

wie weit das Medienverständnis e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>de</strong>s<br />

reicht. So nehmen K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> zunächst alles „wörtlich“;<br />

was nicht gesagt o<strong><strong>de</strong>r</strong> gezeigt wird, können sie auch<br />

nicht erschließen. Kann das K<strong>in</strong>d noch nicht lesen,<br />

kann es ohne Außenunterstützung mit textbasierten<br />

Medien wie <strong>de</strong>m Internet auch noch nicht viel anfangen.<br />

Angestoßen durch <strong>in</strong>nere und äußere Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

und aufgrund ihrer lebensweltlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

richten K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> ihre Aufmerksamkeit<br />

und ihr Han<strong>de</strong>ln an bestimmten Themen aus. Das<br />

kann z. B. Bewältigungsstrategien für Problemlagen<br />

wie Scheidung <strong><strong>de</strong>r</strong> Eltern o<strong><strong>de</strong>r</strong> tragfähige Wege <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Das K<strong>in</strong>d setzt sich vom ersten Lebenstag an<br />

mit Medien ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Konfliktlösung betreffen. Diese handlungsleiten<strong>de</strong>n<br />

Themen steuern sie <strong>in</strong> realen und <strong>in</strong> medialen Kontexten<br />

treffsicher an und versuchen hier wie dort,<br />

passgerechte Orientierungen ausf<strong>in</strong>dig zu machen<br />

(vgl. Theunert 2005). S<strong>in</strong>d diese Themen mit <strong>de</strong>m<br />

Entwicklungsstand verwoben, zeigen sich alters- und<br />

geschlechtsspezifische Übere<strong>in</strong>stimmungen und <strong>in</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Folge geme<strong>in</strong>same Medienpräferenzen. So driften<br />

bereits gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Vorschulalters die Vorlieben<br />

von Mädchen und Jungen ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>: Wo<br />

es um mediale Angebote geht, die mit Gefühls-, Beziehungs-<br />

und Kommunikationsdimensionen verwoben<br />

s<strong>in</strong>d, bün<strong>de</strong>ln sich Mädchen. Angebote, die<br />

mit Action verbun<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d o<strong><strong>de</strong>r</strong> spielorientierte Tätigkeiten<br />

ermöglichen, s<strong>in</strong>d von Jungen dom<strong>in</strong>iert.<br />

S<strong>in</strong>d die handlungsleiten<strong>de</strong>n Themen h<strong>in</strong>gegen mit<br />

Lebensumstän<strong>de</strong>n, wie Schulversagen gekoppelt,<br />

verweisen diese Umstän<strong>de</strong> auf H<strong>in</strong>tergrün<strong>de</strong> für bestimmte<br />

Präferenzen.<br />

Die heutige Medienwelt birgt Potenziale, die das<br />

Leben bereichern können; gleichzeitig be<strong>in</strong>haltet sie<br />

Risiken, die Souveränität beschränken o<strong><strong>de</strong>r</strong> verh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Die Realisierung von Potenzialen und Risiken<br />

ist zwischen <strong>de</strong>n Sozialmilieus systematisch ungleich<br />

TPS_3_13_16-21.<strong>in</strong>dd 19 09.04.13 11:24<br />

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