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Gender Budgeting im ESF - Qualitative Analyse - Agentur für ...

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Berlin, Juni 2012<br />

GENDER BUDGETING<br />

IM <strong>ESF</strong> –<br />

QUALITATIVE ANALYSE<br />

Regina Frey<br />

unter Mitarbeit von<br />

Benno Savioli und<br />

Talke Flörcken<br />

1


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

INHALT<br />

1 Zusammenfassung der Ergebnisse ................................................................................................. 3<br />

2 Einleitung .......................................................................................................................................... 4<br />

2.1 Methodisches Vorgehen .......................................................................................................... 4<br />

3 Ergebnisse der <strong>Analyse</strong> ..................................................................................................................... 8<br />

3.1 Programm: Unternehmensberatungen ................................................................................. 9<br />

3.1.1 Kurzbeschreibung ............................................................................................................ 9<br />

3.1.2 Erste <strong>Gender</strong>-Aspekte <strong>im</strong> Förderbereich......................................................................... 9<br />

3.1.3 Analysierte Dokumente .................................................................................................. 10<br />

3.1.4 Einschätzung .................................................................................................................... 11<br />

3.1.5 Fazit .................................................................................................................................. 14<br />

3.2 Programm: EXIST-Gründungskultur ....................................................................................... 15<br />

3.2.1 Kurzbeschreibung ........................................................................................................... 15<br />

3.2.2 Erste <strong>Gender</strong>-Aspekte <strong>im</strong> Förderbereich ....................................................................... 15<br />

3.2.3 Analysierte Dokumente .................................................................................................. 17<br />

3.2.4 Einschätzung ................................................................................................................... 17<br />

3.2.5 Fazit ................................................................................................................................. 20<br />

3.3 Programm: Arbeiten Lernen – Kompetenzen entwickeln – Innovationsfähigkeit<br />

in einer modernen Arbeitswelt ............................................................................................... 21<br />

3.3.1 Kurzbeschreibung........................................................................................................... 21<br />

3.3.2 Erste <strong>Gender</strong>-Aspekte <strong>im</strong> Förderbereich ....................................................................... 21<br />

3.3.3 Analysierte Dokumente ................................................................................................. 23<br />

3.3.4 Einschätzung .................................................................................................................. 23<br />

3.3.5 Fazit .................................................................................................................................. 27<br />

3.4 Programm: Initiative JOB......................................................................................................... 27<br />

3.4.1 Kurzbeschreibung .......................................................................................................... 27<br />

3.4.2 <strong>Gender</strong>-Aspekte <strong>im</strong> Förderbereich ............................................................................... 28<br />

3.4.3 Analysierte Dokumente ................................................................................................ 30<br />

3.4.4 Einschätzung ................................................................................................................. 30<br />

3.4.5 Fazit ................................................................................................................................ 32<br />

3.5 Programm: Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung ......................................................... 33<br />

3.5.1 Kurzbeschreibung ......................................................................................................... 33<br />

1


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

3.5.2 Erste <strong>Gender</strong>-Aspekte <strong>im</strong> Förderbereich ...................................................................... 33<br />

3.5.3 Analysierte Dokumente................................................................................................. 36<br />

3.5.4 Einschätzung ................................................................................................................. 36<br />

3.5.5 Fazit ................................................................................................................................ 39<br />

4 Gesamtfazit ..................................................................................................................................... 40<br />

5 Quellen und Literatur ..................................................................................................................... 42<br />

5.1 Analysierte Quellen ................................................................................................................. 43<br />

6 Anhang ............................................................................................................................................ 46<br />

6.1 Programmübersicht ............................................................................................................... 46<br />

6.2 Verzeichnis der Tabellen ........................................................................................................ 47<br />

2


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

1 ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE<br />

Durch den Ansatz des qualitativen <strong>Gender</strong> <strong>Budgeting</strong> wird eine Einschätzung der potenziellen<br />

Wirkungen von Programmen gegeben, die keine Teilnahmen vorsehen. Dabei wird in Programme<br />

unterschieden, die a) explizit an Gleichstellung ausgerichtet sind (G+2), b) aller Voraussicht nach<br />

eine gleichstellungsfördernde Wirkung zeigen (G+1), c) eine Reproduktion der Gleichstellungssituation<br />

(<strong>im</strong> Sinne der Ausgangslage) nach sich ziehen (G0) oder d) von denen gleichstellungsnegative<br />

Wirkungen nicht ausgeschlossen oder zu erwarten sind (G-1). In Kapitel 2.1 wird das<br />

methodische Vorgehen erläutert, in Kapitel 3 werden die Ergebnisse <strong>für</strong> die nachfolgenden fünf<br />

Programme hergeleitet. In der Zusammenschau stellt sich das Bild wie folgt dar:<br />

Tab. 1: Analysierte Programme und eingeschätzte Gleichstellungswirkung<br />

Nr. Programm Laufzeit<br />

Volumen bis<br />

2010*<br />

Gleichstellungswirkung<br />

1 Unternehmensberatungen 07/2008–12/2013 75.040.847 € G+1<br />

2 EXIST Gründungskultur 2007-2013 10.117.062 € G-1<br />

3<br />

Arbeiten Lernen<br />

Kompetenzen entwickeln –<br />

Innovationsfähigkeit in einer<br />

modernen Arbeitswelt<br />

2006-2010 41.624.557 € G0<br />

4 Initiative JOB 2007-2010 714.959 € G+1<br />

5<br />

Servicenetzwerk<br />

Altenpflegeausbildung<br />

2007-2010 2.947.118 € G+1<br />

* Quelle: Monitoringsystem „ADELE“, Stichtag Jahresbericht über das Förderjahr 2010.<br />

Das Gesamtvolumen der fünf hier analysierten Programme liegt demnach bei 130.444.543 Euro.<br />

3


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

2 EINLEITUNG<br />

Im Operationellen Programm (OP) des Bundes <strong>für</strong> den Europäischen Sozialfonds (<strong>ESF</strong>) wird <strong>Gender</strong><br />

<strong>Budgeting</strong> a) auf die teilnahmebezogenen Programme sowie b) auf die über Code 69 geförderten<br />

(also explizit an Chancengleichheit ausgerichteten) Maßnahmen bezogen. Die <strong>Analyse</strong> <strong>für</strong> 2010<br />

ergab, dass von den 62 Programmen, die <strong>im</strong> Monitoringsystem ADELE erfasst werden, 32<br />

Programme Teilnahmen und Ausgaben aufweisen und somit in das quantitative <strong>Gender</strong> <strong>Budgeting</strong><br />

laut OP einfließen können. Dazu kommen die Maßnahmen ohne Teilnahmen, die über den Code 69<br />

gefördert werden. Ein wesentliches Ergebnis ist hier: Der Anteil der Mittel, die auf Frauen oder auf<br />

gleichstellungsorientierte Vorhaben entfielen (rechnerisch zwei Drittel), beträgt bis zum Jahr 2010<br />

43,7 Prozent. Der <strong>im</strong> OP angegebene Zielwert liegt bei mindestens 50 Prozent. 1<br />

Um die <strong>Analyse</strong> nicht auf diesen Teil des Operationellen Programms zu beschränken, hat die<br />

<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> einen qualitativen Ansatz des <strong>Gender</strong> <strong>Budgeting</strong> vorgeschlagen,<br />

der nicht auf die quantitative Mittelverteilung auf Männer und Frauen (Teilnahmen), sondern auf<br />

den inhaltlichen zu erwartenden Beitrag zur Gleichstellung eingeht. Dieser Ansatz des „Gleichstellungsportfolios“<br />

umfasst eine Klassifikation aller geförderten Aktivitäten nach ihrem Potenzial<br />

<strong>für</strong> Gleichstellungswirksamkeit und die Verknüpfung der (qualitativen) Zuordnung mit den umgesetzten<br />

Budgets. Dies beinhaltet eine Ausweitung des <strong>Gender</strong> <strong>Budgeting</strong>-Ansatzes über teilnahmebezogene<br />

Projekte und Aktivitäten hinaus. Somit dient das qualitative <strong>Gender</strong> <strong>Budgeting</strong> flankierend<br />

einer besseren Darstellung der Gleichstellungseinschätzung <strong>für</strong> das Gesamt-OP. Zu betonen<br />

ist dabei, dass sich das qualitative <strong>Gender</strong> <strong>Budgeting</strong> auf die zu erwartende Gleichstellungswirkung<br />

bezieht – hier also das Gleichstellungspotenzial von Programmen eingeschätzt wird. Im Unterschied<br />

dazu wurden bzw. werden <strong>im</strong> quantitativen <strong>Gender</strong> <strong>Budgeting</strong> Förderfälle erst <strong>im</strong> Nachhinein<br />

erfasst. Insofern bietet das qualitative <strong>Gender</strong> <strong>Budgeting</strong> <strong>für</strong> laufende Programme ein<br />

Potenzial <strong>für</strong> eine gleichstellungspolitische Ausrichtung. Für in dieser Förderperiode bereits abgeschlossene<br />

Programme bieten die nachfolgenden Ausführungen Einschätzungen zu möglichen<br />

Gleichstellungswirkungen sowie Hinweise <strong>für</strong> die Gestaltung von Nachfolgeprogrammen.<br />

2.1 METHODISCHES VORGEHEN<br />

Die Einschätzung und das Ranking von nicht teilnahmebezogenen Programmen nach wahrscheinlicher<br />

Gleichstellungswirkung erfordert zunächst eine Klassifikation der erwarteten Gleichstellungswirkungen:<br />

1<br />

Vgl. Frey / Savioli / <strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> (Hg) 2011, http://www.esfgleichstellung.de/fileadmin/data/Downloads/Aktuelles/gender-budgeting-bericht-2010_agentur_gleichstellung_esf.pdf<br />

Weitere Befunde sind dabei: Der Anteil der Mittel, die auf Frauen oder auf gleichstellungsorientierte Vorhaben<br />

entfielen (rechnerisch zwei Drittel), hat sich von 2009 (41,4 Prozent) zu 2010 um 2,3 Prozentpunkte auf<br />

43,7 Prozent erhöht. Gleichzeitig sank der Volumenanteil der explizit auf Gleichstellung ausgerichteten<br />

Vorhaben von 6,2 Prozent um einen Prozentpunkt auf 5,2. Auch bei den Pro-Kopf-Kosten ist eine Erhöhung<br />

der Unterschiede festzustellen.<br />

4


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Tab. 2: Typisierungsvorschlag: Rankingkategorien und deren Gewichtung<br />

Kategorie Gewichtungsfaktor<br />

Explizit an Gleichstellung ausgerichtet (G+2) + 2<br />

Wahrscheinlich gleichstellungsfördernde Wirkung (G+1) + 1<br />

Reproduktion der Gleichstellungssituation (Ausgangslage) (G0) 0<br />

Gleichstellungsnegative Wirkungen nicht ausgeschlossen oder zu<br />

erwarten (G-1)<br />

Diese Kategorien werden wie folgt inhaltlich ausdifferenziert:<br />

Kategorie Kriterium<br />

Explizit an Gleichstellung<br />

ausgerichtet (G+2)<br />

Wahrscheinlich<br />

gleichstellungsfördernde<br />

Wirkung (G+1)<br />

Reproduktion der<br />

Gleichstellungssituation<br />

(G0)<br />

Folgende Kriterien werden erfüllt:<br />

Das Programm zielt direkt und als Hauptziel auf Gleichstellung von Frauen<br />

und Männern entsprechend der Ziele, die genannt werden:<br />

a) <strong>im</strong> Fahrplan <strong>für</strong> die Gleichstellung von Frauen und Männern 2006-2010<br />

und/oder<br />

b) in der Strategie <strong>für</strong> die Gleichstellung von Frauen und Männern 2010-<br />

2015 und/oder<br />

c) <strong>im</strong> NSRP und/oder<br />

d) <strong>im</strong> OP.<br />

Dies wird sowohl in den Programmzielen, den Richtlinien und Auswahlkriterien<br />

als auch in der Öffentlichkeitsarbeit des Programms deutlich.<br />

Die förderbaren Maßnahmen und Umsetzungsstrukturen des Programms<br />

lassen erwarten, dass die <strong>für</strong> das Programm formulierten Ziele erfüllt<br />

werden.<br />

Folgende Kriterien werden erfüllt:<br />

Ein konkreter Beitrag zu einem oder mehreren Gleichstellungsziel/en<br />

wird bezogen auf Zielgruppen oder Förderinhalte definiert.<br />

Auswahlkriterien <strong>für</strong> Vorhaben enthalten einen fachlich ausgerichteten<br />

und sinnvollen Bezug zu Gleichstellung.<br />

Der Beitrag wird sowohl in den Richtlinien als auch in den Auswahlkriterien<br />

und in der Öffentlichkeitsarbeit des Programms operationalisiert.<br />

Gleichstellung/Chancengleichheit fließt in die Entscheidung über die<br />

Auswahl von Einzelvorhaben ein.<br />

Folgende Kriterien werden erfüllt:<br />

Die Richtlinien des Programms stellen sicher, dass Frauen und Männer<br />

entsprechend ihrer Ausgangssituation einen Nutzen vom Programm<br />

haben.<br />

Die Programmdokumente und die Öffentlichkeitsarbeit machen deutlich,<br />

dass es <strong>im</strong> Rahmen des Programms einen Umgang mit geschlechtsbezogenen<br />

direkten Barrieren gibt.<br />

Es wird deutlich, dass <strong>im</strong> Programm von Geschlechtsneutralität <strong>im</strong><br />

Interventionsbereich ausgegangen wird. Gleichstellung und Chancengleichheit<br />

werden als Anforderung benannt, jedoch in der Umsetzung<br />

des Programms nicht aktiv umgesetzt.<br />

- 1<br />

5


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Gleichstellungsnegative<br />

Wirkungen nicht<br />

ausgeschlossen oder zu<br />

erwarten (G-1)<br />

Folgende Kriterien werden erfüllt:<br />

Es wird kein Bezug auf Gleichstellung und/oder Chancengleichheit in<br />

Programmsteuerungsdokumenten (Richtlinien, Auswahlkriterien)<br />

genommen.<br />

Durch den Zuschnitt des Programms und/oder der Förderkriterien ist<br />

nicht auszuschließen, dass indirekte Zugangsbarrieren <strong>für</strong> Frauen<br />

entstehen.<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit thematisiert Gleichstellung und Chancengleichheit<br />

nicht; Sprache und Bilder spiegeln vermeintliche<br />

Geschlechtsneutralität wider oder transportieren Rollenstereotype.<br />

Die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen/Ausrichtungen des Programms<br />

entsprechen der vorfindlichen Segregation am Arbeitsmarkt und<br />

können zu ihrer Verstärkung beitragen.<br />

Vermittels dieser vier Kategorien können die vorgesehenen Aktivitäten nach ihren einzuschätzenden<br />

gleichstellungspolitischen Wirkungen auf einer Skala von -1 bis +2 zugeordnet und die darauf<br />

jeweils entfallenden Mittel entsprechend gewichtet werden. Gleichstellungsindifferente Maßnahmen,<br />

die bestehende Geschlechterverhältnisse lediglich reproduzieren und keinen Beitrag zur<br />

Gleichstellung leisten, werden mit 0 bewertet und ausdrücklich gleichstellungspositive mit dem<br />

Faktor 2. 2<br />

Diese Bewertungs- und Berechnungsmethode bietet einen einfachen, intuitiv plausiblen Indikator<br />

nach der Formel:<br />

Dabei stehen:<br />

Rg = ∑<br />

Rg = das Gesamtergebnis des Ratings der einbezogenen Programme,<br />

i (= 1 bis n) <strong>für</strong> den Index der einzelnen, jeweils in die Berechnung eingehenden<br />

Programme Pi,<br />

V(i) <strong>für</strong> das jeweils darauf entfallende Mittelvolumen,<br />

r(i) <strong>für</strong> das programmspezifische Ergebnis des Ratings (= zugehöriger Gewichtungsfaktor)<br />

und<br />

Vg <strong>für</strong> das entsprechende (ungewichtete) Gesamtvolumen der einbezogenen<br />

Programme.<br />

Die Formel best<strong>im</strong>mt somit jeweils das Verhältnis des mit dem Ratingergebnis gewichteten Finanzvolumens<br />

eines Einzelprogramms Pi zum ungewichteten Gesamtvolumen aller einbezogenen<br />

Programme und addiert diese über alle betrachteten Programme hinweg. Ein Wert größer als Null<br />

bedeutet eine positive, ein Wert unter Null eine negative Gleichstellungswirksamkeit. Je höher der<br />

Mittelanteil eines Programms ist, desto höher ist sein Einfluss auf die Gesamtwirkung, und je besser<br />

das Rating ist, desto positiver ist das Gesamtergebnis (und umgekehrt).<br />

Im Vergleich der Summe der so gewichteten Mittel mit den ungewichteten Gesamtmitteln lässt<br />

sich leicht ablesen, ob insgesamt ein positiver oder negativer Gleichstellungsbeitrag zu erwarten<br />

2<br />

Der Verzicht auf eine vollständig symmetrische Kategorisierung unter Einschluss von ‘Explizit gleichstellungsnegativ’<br />

mit entsprechendem Gewichtungsfaktor (-2) beruht auf der pragmatischen Überlegung,<br />

dass eine solche Kategorie – selbst wenn <strong>im</strong> Einzelfall möglicherweise angemessen – in der Bewertungs- und<br />

Förderpraxis praktisch nicht zum Einsatz kommen dürfte.<br />

6


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

ist. Für ein vollständig gleichstellungsindifferentes OP ergäbe sich daraus ein Gleichstellungsbeitrag<br />

von Null; gleiches würde <strong>für</strong> ein Gesamtprogramm gelten, in dem die Mittel zwischen<br />

(vermutet) positiven und (vermutet) negativen Maßnahmen zu gleichen Teilen aufgeteilt wären.<br />

Zu berücksichtigen ist, dass der vorliegende Bericht fünf der insgesamt 24 Programme ohne<br />

Teilnahmebezug abdeckt (vgl. die Übersicht <strong>im</strong> Anhang, S.45). Von diesen 24 Programmen werden<br />

wiederum sechs Programme unter Code 69 (explizit auf Gleichstellung ausgerichtet) gefördert.<br />

Wenn davon ausgegangen wird, dass diese Programme in die Kategorie G+2 fallen, müssten die<br />

restlichen 13 Programme analysiert werden, um einen Gesamtwert über das Operationelle<br />

Programm zu ermitteln.<br />

Aus den oben beschriebenen Kriterien lassen sich <strong>im</strong> Folgenden zur <strong>Analyse</strong> der fünf Programme<br />

diese <strong>Analyse</strong>fragen ableiten:<br />

Werden in der Richtlinie konkrete Gleichstellungsziele benannt?<br />

Werden in den Auswahlkriterien Bezüge zu Gleichstellung von Frauen und Männern / Chancengleichheit<br />

hergestellt?<br />

Werden in der Programmbeschreibung Zielgruppen nach Geschlecht und/oder anderen<br />

Merkmalen differenziert beschrieben?<br />

Wurden oder werden flankierende Maßnahmen zur Gleichstellung bzw. Chancengleichheit<br />

durchgeführt?<br />

Wird in der Auswahl von Einzelvorhaben ein Beitrag zur Gleichstellung bzw. Chancengleichheit<br />

konkret gewertet?<br />

Wird in der Öffentlichkeitsarbeit auf Gleichstellung / Chancengleichheit als Ziel verwiesen?<br />

Wenn vorhanden: Welche Aussagen trifft die Evaluation zum Querschnittsziel Gleichstellung<br />

bzw. Chancengleichheit?<br />

Die folgenden Quellen der <strong>Analyse</strong> wurden herangezogen:<br />

1. Programmsteuernde Dokumente (Richtlinie, Auswahlkriterien)<br />

2. Produkte der Öffentlichkeitsarbeit (Flyer, Website)<br />

3. Interview mit der/m Programmverantwortlichen oder einer anderen Person mit genauen<br />

Kenntnissen des Programms.<br />

7


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

3 ERGEBNISSE DER ANALYSE<br />

In einem ersten Schritt wurden modellhaft fünf Programme zur <strong>Analyse</strong> ausgewählt, sodass das<br />

Operationelle Programm (OP) bisher noch nicht vollständig erfasst wird. Kriterien <strong>für</strong> die Auswahl<br />

waren: Verschiedene Prioritätsachsen, Zielgruppen, Fachthemen sowie zuständige Ressorts sollten<br />

abgedeckt werden, und sowohl Programme mit einer finanziellen Ausstattung eher <strong>im</strong> oberen als<br />

auch <strong>im</strong> unteren Bereich sind abzudecken/aufzunehmen.<br />

Das Volumen der Programme wurde dem Monitoringsystem entnommen. Es handelt sich hierbei<br />

um die tatsächlichen Ausgaben ab Anfang 2007 (Beginn der Förderperiode) bis zum Stichtag <strong>für</strong><br />

den Jahresbericht über das Förderjahr 2010. Das heißt, es wird nicht die Mittelbindung, sondern es<br />

werden die tatsächlichen Ausgaben berücksichtigt. Aufgrund der unterschiedlichen Laufzeiten der<br />

analysierten Programme (die teilweise abgeschlossen sind und teilweise noch laufen), ist dies<br />

zunächst nur ein Schlaglicht. Ein vollständiges Bild kann sich erst dann ergeben wenn …<br />

a) … alle Programme ohne Teilnahmen in die <strong>Analyse</strong> einbezogen werden und<br />

b) … am Ende der Förderperiode die tatsächlichen Ausgaben über die gesamte Laufzeit der<br />

Programme erfasst werden können.<br />

Tab. 3: Ausgewählte Programme zur modellhaften <strong>Analyse</strong><br />

Nr. Programm<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Unternehmensberatungen<br />

EXIST<br />

Gründungskultur<br />

Arbeiten Lernen<br />

Kompetenzen<br />

entwickeln –<br />

Innovationsfähig<br />

keit in einer<br />

modernen<br />

Arbeitswelt<br />

Ressort<br />

BMWi A<br />

BMWi A<br />

PA 3 Fachthema Zielgruppe<br />

Wirtschaftsförderung/<br />

Nachgründung<br />

Gründung aus<br />

der<br />

Wissenschaft<br />

BMBF B Innovation<br />

4 Initiative JOB BMAS C Behinderung<br />

5<br />

Servicenetzwerk<br />

Altenpflegeausbildung<br />

BMFSFJ C<br />

Altenpflege,<br />

Ausbildung<br />

kleine und<br />

mittlere Unternehmen<br />

Hochschulen/<br />

Forschungsinstitute<br />

Unternehmen,<br />

Arbeitnehmer/<br />

-innen, Sozialpartner<br />

Unternehmen<br />

bzw. Menschen<br />

mit Behinderung<br />

Führungskräfte<br />

in Einrichtungen<br />

der Altenpflege <br />

Laufzeit<br />

07/2008<br />

–12/2013<br />

2007-<br />

2013<br />

2006-<br />

2010<br />

2007-<br />

2010<br />

2007-<br />

2010<br />

* Quelle: Monitoringsystem „ADELE“, Stichtag Jahresbericht über das Förderjahr 2010.<br />

Volumen<br />

bis 2010*<br />

75.040.847 €<br />

10.117.062 €<br />

41.624.557 €<br />

714.959 €<br />

2.947.118 €<br />

Im Folgenden werden diese fünf Programme hinsichtlich der Sichtbarkeit von <strong>Gender</strong> Mainstreaming<br />

untersucht, und es wird anhand der Ergebnisse die zu erwartende Gleichstellungsleistung<br />

eingeschätzt:<br />

3 „Prioritätsachse“<br />

8


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

In einem ersten Schritt wird jedes der fünf Programme kurz vorgestellt. Die Darstellung von ersten<br />

<strong>Gender</strong>-Aspekten <strong>im</strong> Förderbereich bildet in einem zweiten Schritt die Grundlage <strong>für</strong> eine spätere<br />

Einschätzung der zu erwartenden Gleichstellungswirkung. Im dritten Schritt werden <strong>für</strong> jedes der<br />

fünf Programme die wichtigsten Steuerungsdokumente – Programmbeschreibungen, Richtlinie,<br />

Auswahlkriterien, aber auch Produkte der Öffentlichkeitsarbeit – analysiert: In den Infoboxen<br />

finden sich (Text-)Belege und Verweise, auf die sich die einzelnen Einschätzungen beziehen. Hier<br />

werden auch die Informationen aus den Interviews wiedergegeben.<br />

Am Ende des jeweiligen Kapitels werden schließlich diese Teileinschätzungen in ein Fazit<br />

zusammengeführt.<br />

3.1 PROGRAMM: UNTERNEHMENSBERATUNGEN<br />

3.1.1 KURZBESCHREIBUNG<br />

Ziel des Programms Unternehmensberatung ist es, ein Anreizsystem zu schaffen, um als kleines<br />

oder mittleres Unternehmen (KMU) oder als freiberuflich Tätige/r „externes Know-how in Anspruch<br />

zu nehmen. Ziel ist es, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Wirtschaft<br />

zu verbessern und deren Anpassung an wirtschaftliche Veränderungen zu erleichtern. Gefördert<br />

werden Beratungen zu allen Fragen der Unternehmensführung, zum Arbeits- und Umweltschutz,<br />

zur Einführung familienfreundlicher Maßnahmen in Betrieben sowie <strong>für</strong> Unternehmer/innen.“ 4<br />

Zielgruppe sind bestehende KMU der gewerblichen Wirtschaft sowie freiberuflich Tätige.<br />

3.1.2 ERSTE GENDER-ASPEKTE IM FÖRDERBEREICH<br />

In der Programmbeschreibung des Programms „Unternehmensberatung“ werden „freiberuflich<br />

Tätige“ als Zielgruppe benannt. Die Ist-Situation hinsichtlich Selbständiger weist geschlechtsgebundene<br />

Ungleichheiten auf: 5 Der Frauenanteil beträgt in dieser Gruppe knapp ein Drittel<br />

(30,9 Prozent). Ein differenzierterer Blick zeigt, dass ihr Anteil an den Selbständigen <strong>im</strong> Haupterwerb<br />

mit einem knappen Viertel besonders gering ist, während der Frauenanteil an den<br />

Selbständigen <strong>im</strong> Zuerwerb, d. h. in Teilzeit ohne zusätzliche Erwerbstätigkeit, mit fast zwei<br />

Dritteln auffallend hoch ist. Rund 80 Prozent der männlichen Selbständigen, aber nur etwas mehr<br />

als die Hälfte der weiblichen Selbständigen (rd. 54 Prozent) sind <strong>im</strong> Haupterwerb selbständig tätig.<br />

Diese Zahlen weisen darauf hin, dass insbesondere bei Frauen die selbständige Tätigkeit ein Modell<br />

sein kann, um Erwerbstätigkeit mit familiärer Betreuungsarbeit zu verbinden.<br />

Ein Blick auf das Gründungsgeschehen kann Trends hinsichtlich der Selbständigen und Unternehmen<br />

aufzeigen. Laut des KfW-Gründungsmonitors liegt der Frauenanteil an allen Gründungen bei<br />

37 Prozent. Unter den Vollerwerbsgründungen liegt er bei 28 Prozent (KfW 2011, S. 24). Auch zeigen<br />

sich geschlechtsbezogene Unterschiede hinsichtlich Finanzierung, Unternehmensgröße, familiärer<br />

Verpflichtungen und Ausgangssituationen von Gründerinnen und Gründern. Weitere relevante<br />

Aspekte sind geschlechtsbezogene Ausprägungen in best<strong>im</strong>mten Wirtschaftsbereichen, die<br />

Veränderungen traditioneller Familienstrukturen und Erwerbsmodelle sowie der demografische<br />

Wandel.<br />

4 Europäischer Sozialfonds (<strong>ESF</strong>)<br />

http://www.esf.de/portal/generator/784/programm__unternehmensberatung__bafa.html (12.06.2012).<br />

5 Quelle sofern nicht anders angegeben: <strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> (Hg) 2010, http://www.esfgleichstellung.de/fileadmin/data/Downloads/Aktuelles/Expertise_Gruendung_<strong>Agentur</strong>_Gleichstellung_<strong>ESF</strong>_01.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

9


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Bei Selbständigen sind noch größere geschlechtsspezifische Einkommensdifferenzen als bei Nicht-<br />

Selbständigen zu verzeichnen: Hier verdienen Frauen <strong>im</strong> Schnitt 34,7 Prozent weniger als Männer<br />

(Gather / Schmidt / Ulbricht 2010). Auch das Institut <strong>für</strong> Mittelstandsforschung Bonn stellt fest, dass<br />

die Einkommenssituation von selbständigen Frauen ungünstiger ist als die von Männern. In den<br />

unteren Einkommensklassen seien Frauen deutlich häufiger vertreten als Männer: 43,4 Prozent der<br />

Frauen verdienten weniger als 1.100 Euro monatlich, aber nur 18,5 Prozent der Männer. 6<br />

Frauen sind auf dem Arbeitsmarkt überdurchschnittlich oft in Dienstleistungsberufen beschäftigt.<br />

Hier stellen sie auch über die Hälfte der Selbständigen (59,1 Prozent). 7<br />

3.1.3 ANALYSIERTE DOKUMENTE<br />

Bereich Links<br />

a) Richtlinie (RL) BMWi (2008): Richtlinien über die Förderung von Unternehmensberatungen<br />

<strong>für</strong> kleine und mittlere Unternehmen sowie Freie Berufe vom 27. Juni<br />

2008 (BAnz. 99 S. 2404).<br />

b) Auswahlkriterien<br />

(AK)<br />

c) Programmbeschreibung<br />

(PB)<br />

d) Öffentlichkeitsarbeit<br />

http://www.esf.de/portal/generator/5492/property=data/RL__Beratungen.pdf (12.06.2012).<br />

BMWi (ohne Jahr): Projektauswahlkriterien <strong>für</strong> das Programm „Förderung<br />

von Unternehmensberatungen <strong>für</strong> kleine und mittlere Unternehmen sowie<br />

Freie Berufe“.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/4416/property=data/Auswahlkriterien__Unternehmens<br />

beratung.pdf (12.06.2012).<br />

<strong>ESF</strong> (ohne Jahr): Unternehmensberatungen.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/784/programm__unternehmensberatung__bafa.html<br />

(12.06.2012).<br />

BAFA (ohne Jahr): Unternehmensberatungen.<br />

http://www.bafa.de/bafa/de/wirtschaftsfoerderung/unternehmensberatungen/index.html<br />

(12.06.2012).<br />

Die Internetseiten zum Thema „Beratungsförderung“ des BMWi“.<br />

http://www.beratungsfoerderung.info/beratungsfoerderung/index.php (22.09.2011).<br />

BAFA (2010): Beratungsförderung <strong>für</strong> kleine und mittlere Unternehmen<br />

sowie freiberuflich Tätige (Flyer).<br />

http://www.bafa.de/bafa/de/wirtschaftsfoerderung/unternehmensberatungen/publikatione<br />

n/wirtschaft__unternehmensberatung_flyer_2008.pdf (28.03.2011).<br />

6 Quelle: http://www.ifm-bonn.org/assets/documents/Working-Paper-02-11.pdf (12.06.2012), S. 5.<br />

7 Vgl. <strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> 2010, http://www.esfgleichstellung.de/fileadmin/data/Downloads/Aktuelles/Expertise_Gruendung_<strong>Agentur</strong>_Gleichstellung_<strong>ESF</strong>_01.pdf<br />

(12.06.2012), S. 15.<br />

10


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

3.1.4 EINSCHÄTZUNG<br />

a) Richtlinie<br />

Der eher allgemeine Verweis auf die Querschnittsziele in der Programmrichtlinie soll sicherstellen,<br />

dass Frauen und Männer vom Programm profitieren. Hier wird allerdings noch kein konkreter Beitrag<br />

zu einem oder mehreren Gleichstellungsziel/en definiert.<br />

Ausführung zu Chancengleichheit in der Richtlinie: „1.5 Bei der Vergabe von Fördermitteln aus<br />

dem <strong>ESF</strong> beachtet die Bewilligungsbehörde (Nr. 9.4) die Chancengleichheit von Frauen und<br />

Männern sowie die Nichtdiskr<strong>im</strong>inierung als Querschnittsziele des <strong>ESF</strong>.“ (RL, S. 1, Pt. 1.5) 8<br />

Es können die Dienstleistungen von selbständigen Berater/inne/n und Beratungsunternehmen in<br />

Anspruch genommen werden. In der Richtlinie sind „Beratereigenschaften“ formuliert (RL, S. 2-3,<br />

Pt. 6). Ob und inwieweit die Antragstellenden ggf. dazu angehalten sind, der Beratungsart entsprechend<br />

auf <strong>Gender</strong>-Kompetenz zu achten, ist den öffentlich zugänglichen Dokumenten nicht<br />

zu entnehmen. Eine gezielte Suche nach Berater/inne/n mit dem Schwerpunkt „Chancengleichheit<br />

und Karriere“ wird aber auf den Internetseiten des Bundesamtes <strong>für</strong> Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />

(BAFA) in der Suchmaske <strong>für</strong> die Berater/innen-Suche ermöglicht und somit erleichtert. 9<br />

„Die Auswahl der Beraterinnen oder Berater wird dem Antragstellenden überlassen.“<br />

(RL, S. 2-3, Pt. 6)<br />

„6.2 Die Beraterin oder der Berater muss die <strong>für</strong> den Beratungsauftrag erforderlichen Fähigkeiten<br />

und die notwendige Zuverlässigkeit besitzen. Ihre oder Seine unternehmensberatende Tätigkeit<br />

ist mittels aussagefähiger Unterlagen nachzuweisen (z.B. Lebenslauf, beruflicher Werdegang,<br />

Gewerbeanmeldung, HR-Auszug, Gesellschaftsvertrag).“ (RL, S. 2-3, Pt. 6)<br />

Die Ziele Chancengleichheit von Frauen und Männern und Nichtdiskr<strong>im</strong>inierung erfahren hinsichtlich<br />

der „Förderfähigen Beratungen“ und der Zielgruppe eine Konkretisierung. Welche Maßnahmen<br />

mithilfe welcher Kriterien als „familienfreundlich“ eingestuft werden bzw. was als der Vereinbarkeit<br />

förderlich eingestuft wird, ist aus den öffentlich zugänglichen Dokumenten nicht ersichtlich.<br />

Für Unternehmerinnen und Beratung zum Zweck der Einführung familienfreundlicher<br />

Maßnahmen gelten Sonderregelungen.<br />

„2. Förderfähige Beratungen<br />

Gefördert werden:<br />

[…]<br />

2.5 Beratungen <strong>für</strong> Unternehmen, die von einer Unternehmerin geführt werden, zu allen Fragen<br />

der Unternehmensführung.<br />

2.6 Beratungen zur Einführung familienfreundlicher Maßnahmen in Unternehmen zur besseren<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ (RL, S. 1-2, Pt. 2)<br />

8 Quelle: http://www.esf.de/portal/generator/5492/property=data/RL__Beratungen.pdf (12.06.2012).<br />

9 Vgl. BAFA (ohne Jahr): Beratersuche, https://www.beratungsfoerderung.net/portal/beratersuche/ (12.06.2012).<br />

11


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

„8. Art, Umfang und Höhe der Zuwendung<br />

[…]<br />

8.4 Je Antragsteller können innerhalb der Geltungsdauer dieser Richtlinien mehrere thematisch<br />

voneinander getrennte Beratungen gefördert werden, allgemeine Beratungen zusammen bis zu<br />

einem Höchstbetrag von insgesamt 3.000 Euro. Dies gilt ebenfalls <strong>für</strong> spezielle Beratungen.<br />

Für Umweltschutz- und Arbeitsschutzberatungen, Beratungen <strong>für</strong> Unternehmerinnen und<br />

Migrantinnen oder Migranten sowie zur Einführung familienfreundlicher Maßnahmen gilt diese<br />

Beschränkung nicht.“ (RL, S. 3, Pt. 8)<br />

Die Richtlinie enthält somit Weichenstellungen, die eine gleichstellungsfördernde Wirkung des<br />

Programms erwarten lassen.<br />

b) Auswahlkriterien<br />

Die Auswahlkriterien beziehen sich auf gleichstellungsrelevante Querschnittsziele des <strong>ESF</strong> und<br />

konkretisieren diese. In den Erläuterungen zum Fördergegenstand wird hinsichtlich der Zielgruppe<br />

(Unternehmerinnen) und der Beratungsart (Beratung zur Verbesserung der Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf) ein Bezug zu Gleichstellung von Frauen und Männern hergestellt.<br />

„Beitrag zur Erreichung der Querschnittsziele des OP (strategisches Ziel 5): Mit der Einführung<br />

neuer Fördertatbestände <strong>für</strong> die Zielgruppen Unternehmerinnen und Migranten sowie der<br />

Förderung von Beratungen zu Umweltschutz und zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

werden die Querschnittsziele besonders unterstützt.“ (AK, S. 1)<br />

„(G)efördert werden […] Beratungen <strong>für</strong> Unternehmen, die von Unternehmerinnen geführt<br />

werden; Beratungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf; Beratungen <strong>für</strong><br />

Unternehmen, die von Personen mit Migrationshintergrund geführt werden.“ (AK, S. 1-2)<br />

Eine gleichstellungsfördernde Wirkung ist also mit Blick auf die Auswahlkriterien zu erwarten.<br />

c) Programmbeschreibung<br />

Die Programmbeschreibungen greifen die in der Richtlinie und den Projektauswahlkriterien formulierten<br />

Beiträge zu Gleichstellung mit Blick auf den Fördergegenstand bzw. die Beratungsart, die<br />

Zielgruppen und Sonderregelungen auf.<br />

„Gefördert werden Beratungen zu allen Fragen der Unternehmensführung, zum Arbeits- und<br />

Umweltschutz, zur Einführung familienfreundlicher Maßnahmen in Betrieben sowie <strong>für</strong><br />

Unternehmer/innen.“ 10<br />

„Darüber hinaus werden Umweltschutz- und Arbeitsschutzberatungen, Beratungen von Unternehmerinnen<br />

oder Migranten/-innen zur Unternehmensführung sowie Beratungen zur besseren<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefördert.“ 11<br />

10 Vgl. <strong>ESF</strong> (ohne Jahr): Unternehmensberatungen,<br />

http://www.esf.de/portal/generator/784/programm__unternehmensberatung__bafa.html (12.06.2012).<br />

11 BAFA (ohne Jahr): Unternehmensberatungen,<br />

http://www.bafa.de/bafa/de/wirtschaftsfoerderung/unternehmensberatungen/index.html (12.06.2012).<br />

12


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

„Bei allgemeinen Beratungen und speziellen Beratungen hat jedes Unternehmen ein Beratungskontingent<br />

von jeweils insgesamt 3.000 Euro <strong>im</strong> Rahmen der Laufzeit der Richtlinien. Allgemeine<br />

und spezielle Beratungen werden also mit Zuschüssen von zusammen max<strong>im</strong>al 6.000 Euro<br />

gefördert. Diese Beschränkung gilt nicht <strong>für</strong> Umweltschutz- und Arbeitsschutzberatungen,<br />

Beratungen von Unternehmerinnen oder Migranten / -innen zur Unternehmensführung sowie<br />

Beratungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ 12<br />

Mit Blick auf die Programmbeschreibungen ist mit einer gleichstellungsfördernden Wirkung zu<br />

rechnen, da der Gleichstellungsbeitrag ähnlich wie in der Richtlinie oder in den Auswahlkriterien<br />

des Programms operationalisiert wird.<br />

d) Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit geht über einen aktiven Umgang mit geschlechtsbezogenen direkten<br />

Barrieren hinaus, da sie z. B. Zielgruppen, bei denen Zugangsbarrieren zu vermuten sind, gezielt<br />

anspricht.<br />

„Besondere Zielgruppen“ (Unternehmerinnen; Migrant/innen) werden in ihren möglicherweise<br />

besonderen Bedürfnisse direkt angesprochen. Diesbezügliche Informationen werden auf<br />

speziellen Internetseiten zur Verfügung gestellt 13 :<br />

Eine gezielte Suche nach Berater/inne/n, die den Beratungsschwerpunkt „Chancengleichheit<br />

und Karriere“ haben, wird durch die Suchmaske der „Beratersuche“ auf den Internetseiten des<br />

BAFA ermöglicht. 14<br />

12 ebd.<br />

13 Vgl. BMWi (ohne Jahr): Besondere Zielgruppen,<br />

http://www.beratungsfoerderung.info/beratungsfoerderung/zielgruppen/index.php (28.03.2011).<br />

14 Vgl. BAFA (ohne Jahr): Beratersuche, https://www.beratungsfoerderung.net/portal/beratersuche/ (12.06.2012).<br />

13


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

In der Öffentlichkeitsarbeit, z. B. <strong>im</strong> Programm-Flyer, wird geschlechtersensible Sprache nicht<br />

stringent verwendet: Neben gendersensiblen Bezeichnungen wie „Antragsteller/-in“, „Migranten/innen“<br />

und „Berater/-innen“ finden sich auch folgende Formulierungen „der freiberuflich Tätige“,<br />

„Seminarübersicht <strong>für</strong> Gründer und Unternehmer“. 15<br />

e) Informationen aus dem Interview<br />

Im Interview wurde deutlich, dass sich die in den Dokumenten enthaltenen Weichenstellungen<br />

positiv auf die Gleichstellung auswirken.<br />

Im Jahr 2011 wurden 3.510 Unternehmerinnen mit 4,15 Mio. Euro Zuschuss gefördert. Zu Beginn des<br />

Programms lag dieser Wert bei ca. 12 Prozent und konnte dann gesteigert werden. Als Ursache hier<strong>für</strong><br />

wird benannt, dass Unternehmerinnen explizit aufgeführt und angesprochen werden. Insbesondere<br />

seitens der Berater/innen habe dies eine sensibilisierende Wirkung: Da durch die Nichtbegrenzung<br />

der Beratungsleistung Unternehmerinnen einen besonderen Anreiz in der Förderung<br />

zuteil wird, würde dies seitens der Berater/innen aufgegriffen und genutzt. Eine Begrenzung dieser<br />

Sonderregelung entstünde jedoch aufgrund des Eigenanteils, da Unternehmerinnen auch an ihre<br />

eigene finanzielle Leistungsfähigkeit stoßen.<br />

Der Anteil an Beraterinnen liegt bei ca. einem Drittel, auch dies wird durch die programmumsetzende<br />

Stelle regelmäßig erhoben. Der Anteil an Unternehmerinnen, die an Schulungen teilnehmen,<br />

wird ebenfalls erhoben: 2010 waren dies 40 Prozent Frauen.<br />

Besonders in der programmumsetzenden Stelle (BAFA) gibt es <strong>Gender</strong>kompetenz – der Gleichstellungsauftrag<br />

wird hier bewusst verfolgt. Als günstig erweist sich hierbei die gesteigerte<br />

Aufmerksamkeit auf das Thema Fachkräftebedarf: Chancengleichheit wird als Möglichkeit<br />

gesehen, das vorhandene Potenzial gerade von Unternehmerinnen besser zu nutzen. Dies steigere<br />

die Akzeptanz <strong>für</strong> das Thema. So können die verschiedenen Beteiligten, z. B. Berater/innen und<br />

Leitstellen, <strong>für</strong> Gleichstellung als Ziel sensibilisiert werden, was durch das BAFA auch aktiv verfolgt<br />

wird.<br />

Im Programm wird ein internes Monitoring von Gleichstellungsaspekten unternommen. So entfielen<br />

in den Jahren 2009 und 2010 rund 20 Prozent der Anträge auf Unternehmerinnen, die auch<br />

etwa 20 Prozent des Fördervolumens in Anspruch nehmen.<br />

Insgesamt wurde auch durch das Interview deutlich, dass das Programm Gleichstellung als Ziel<br />

proaktiv verfolgt und dass dies auch entsprechend gesteuert wird.<br />

3.1.5 FAZIT<br />

Unternehmerinnen und Unternehmerinnen mit Migrationshintergrund als besondere Zielgruppe<br />

zu definieren, ist mit Blick auf die Gleichstellungssituation <strong>im</strong> Förderbereich (siehe Kapitel oben<br />

„Erste <strong>Gender</strong>-Aspekte <strong>im</strong> Förderbereich“) sinnvoll. Durch das Programm wird deutlich, dass eine<br />

gleichstellungspolitische Zielsetzung und Steuerung auch <strong>im</strong> Bereich der Wirtschaftsförderung<br />

möglich und sinnvoll ist. Damit hebt sich das Programm hinsichtlich einer aktiven Gleichstellungsstrategie<br />

positiv von anderen Programmen ab, in denen ein eher geschlechtsneutraler Ansatz<br />

verfolgt wird. Aufgrund der spezifischen Ansprache und der konkreten Anreize <strong>für</strong> Frauen ist in der<br />

Gesamtschau eine gleichstellungsfördernde Wirkung des Programms klar zu erwarten.<br />

15 Vgl. BAFA 2010,<br />

http://www.bafa.de/bafa/de/wirtschaftsfoerderung/unternehmensberatungen/publikationen/wirtschaft__unternehmen<br />

sberatung_flyer_2008.pdf (28.03.2011).<br />

14


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

3.2 PROGRAMM: EXIST-GRÜNDUNGSKULTUR<br />

3.2.1 KURZBESCHREIBUNG<br />

Das Programm steht <strong>im</strong> Zusammenhang mit dem Programm „EXIST-Gründerstipendium“. Dieses<br />

vergibt Stipendien an Einzelpersonen bzw. Forschungsteams. Aufgrund des Teilnahmebezugs wird<br />

es <strong>im</strong> Monitoring des <strong>ESF</strong> erfasst. Der <strong>Gender</strong> <strong>Budgeting</strong>-Bericht über das Förderjahr 2010 ergab<br />

einen Frauenanteil von 14,9 Prozent und einen Anteil an den Programmausgaben von 16 Prozent.<br />

In diesem Zusammenhang fördert das Programm „Gründungskultur“ Hochschulen bzw. deren<br />

Aktivitäten, um Gründungen aus der Hochschule zu fördern. Die entsprechenden Projekte „sollen<br />

die unternehmerische Selbstständigkeit aus Hochschulen fördern, die Existenzgründung als<br />

alternativen Berufsweg aufzeichnen.“ 16<br />

„EXIST-Gründungskultur wird in Form eines Wettbewerbs Die Gründerhochschule durchgeführt.<br />

Ziel ist es, hochschulweite Gesamtstrategien zu entwickeln und diese umzusetzen, um eine<br />

Gründungskultur und mehr Unternehmergeist an Hochschulen zu etablieren. Darüber hinaus soll<br />

die Gründungsförderung aus dem Status der temporär begrenzten, inhaltlich beschränkten<br />

Projektförderung in eine strategische Daueraufgabe überführt werden.“ 17<br />

„Gefördert werden öffentliche und private Hochschulen in Deutschland bei der Erarbeitung und<br />

Umsetzung einer gründungsbezogenen Gesamtstrategie. Kooperationspartner können über die<br />

Vergabe von Unteraufträgen in die Förderung eingebunden werden.“ 18<br />

Beide Programme richten sich vom Auftritt und der Ausrichtung her eher an technologieorientierte<br />

Gründungen, also naturwissenschaftliche und technische Fächer.<br />

3.2.2 ERSTE GENDER-ASPEKTE IM FÖRDERBEREICH<br />

a) Akademiker/innen<br />

In den Projektauswahlkriterien <strong>für</strong> das Programm EXIST-Gründungskultur – Die Gründerhochschule<br />

ist als Beitrag zur Erreichung spezifischer Ziele des Operationellen Programms die „Erhöhung der<br />

Zahl von technologieorientierten Unternehmensgründungen“ genannt.<br />

Die Ist-Situation hinsichtlich der Studierendenzahlen in technologienahen Studiengängen und<br />

entsprechender Studienabschlüsse weist geschlechtsgebundene Ungleichheiten auf:<br />

Studienanfänger/innen wählen nach wie vor Fächergruppen, die sich stark an der aktuell bestehenden<br />

horizontalen Segregation auf dem deutschen Erwerbsarbeitsmarkt orientieren: 2003/2004<br />

war das am häufigsten gewählte Fach von Student/inn/en beiderlei Geschlechts Betriebswirtschaftslehre<br />

(BWL). Während Frauen häufiger ein Studium in geistes- und sozialwissenschaftlichen<br />

Fächern begannen (1. BWL, 2. Germanistik, 3. Rechtswissenschaften), nahmen Männer häufiger ein<br />

Studium in technischen Fächern auf (1. BWL, 2. Informatik, 3. Maschinenbau/-wesen). 19<br />

Statistiken <strong>für</strong> das Jahr 2009 bestätigen dies: Mit 22,6 Prozent waren Frauen in der Gruppe der<br />

16 Vgl. <strong>ESF</strong> (ohne Jahr): EXIST: Auswahlkriterien,<br />

http://www.esf.de/portal/generator/13398/property=data/2010__03__30__auswahlkriterien__gruenderhochschule.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

17 Vgl. <strong>ESF</strong> (ohne Jahr): EXIST. Programmbeschreibung,<br />

http://www.esf.de/portal/generator/752/programm__exist__gruendungskultur.html (12.06.2012).<br />

18 ebd.<br />

19 Vgl. BMFSFJ 2005, http://www.bmfsfj.de/Publikationen/genderreport/root.html (12.06.2012), S. 72, 73.<br />

15


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Absolvent/inn/en in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften deutlich unterrepräsentiert. In der<br />

Fächergruppe Mathematik/Naturwissenschaften betrug der Anteil der Absolventinnen <strong>im</strong> gleichen<br />

Jahr 39,9 Prozent; speziell <strong>im</strong> Studienbereich Informatik schlossen 2009 15,1 Prozent Frauen das<br />

Studium erfolgreich ab. 20<br />

b) Existenzgründung<br />

Ein Viertel bis ein Drittel Frauen waren <strong>im</strong> Jahr 2006 <strong>im</strong> Haupt- und Nebenerwerb selbständig. Am<br />

häufigsten wählten Frauen <strong>im</strong> Zuerwerb 21 eine Selbständigkeit (61,5 Prozent), wie das Statistische<br />

Bundesamt <strong>für</strong> 2006 erhob. 22 Damit sind Frauen in einer Form der Selbständigkeit überrepräsentiert,<br />

in der oft kein existenzsicherndes Einkommen realisiert werden kann. Ein Großteil der selbständigen<br />

Frauen kombiniert demnach eine selbständige Erwerbsarbeit mit anderer Erwerbsarbeit<br />

oder Arbeit.<br />

Tatsächlich sind Frauen in der Gruppe der Existenzgründer/innen unterrepräsentiert: 2006<br />

gründeten 27,8 Prozent Frauen <strong>im</strong> Haupterwerb. Laut Auswertungen des KfW-Gründungsmonitors<br />

betrug der Frauenanteil an den Gründungspersonen <strong>im</strong> Vollerwerb in den Jahren 2006 und 2008<br />

jeweils 33 Prozent. Der Frauenanteil <strong>im</strong> Nebenerwerb lag 2008 deutlich höher bei 48 Prozent. 23<br />

Frauen sind auf dem Arbeitsmarkt überdurchschnittlich oft in Dienstleistungsberufen beschäftigt.<br />

Hier stellen sie auch über die Hälfte der Selbständigen (59,1 Prozent). 24<br />

Frauen mit Hochschul- oder Fachhochschulabschluss machen mit 16,3 Prozent die größte Gruppe<br />

unter den Gründerinnen aus. Eine Studie der Bundesweiten Gründerinnenagentur interpretiert<br />

diese Daten dahingehend, dass „hochqualifizierte Frauen <strong>im</strong> Gegensatz zu den männlichen Kollegen<br />

ihre Qualifikation nicht adäquat in eine abhängige berufliche Laufbahn einbringen können“<br />

(vgl. bundesweite gründerinnenagentur (bga) 2007, S. 4) und sich daher durch Gründung einen<br />

Arbeitsplatz entsprechend der Qualifikationen schaffen.<br />

Mit Blick auf die Zielgruppe des Programms EXIST lässt sich festhalten, dass besonders häufig hochqualifizierte<br />

Frauen gründen und Frauen unter den Gründer/inne/n <strong>im</strong> Dienstleistungsbereich überdurchschnittlich<br />

vertreten sind. Frauen sind aber nach wie vor in der Gruppe der Selbständigen und<br />

Gründer/innen unterrepräsentiert.<br />

20 Vgl. BMBF (ohne Jahr): Komm mach MINT: Daten und Fakten, http://www.komm-mach-mint.de/Service/Daten-<br />

Fakten (05.04.2012).<br />

21 Das ist Selbständigkeit in Teilzeit ohne weitere Erwerbstätigkeit.<br />

22 Vgl. <strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> 2010, http://www.esfgleichstellung.de/fileadmin/data/Downloads/Aktuelles/Expertise_Gruendung_<strong>Agentur</strong>_Gleichstellung_<strong>ESF</strong>_01.pdf<br />

(05.04.2012), S. 9.<br />

23 ebd., S. 7-8.<br />

24 ebd., S. 15.<br />

16


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

3.2.3 Analysierte Dokumente<br />

Bereich Links<br />

a) Richtlinie (RL) BMWi (2010): EXIST-Gründungskultur – Die Gründerhochschule Richtlinie<br />

zur Förderung einer Kultur der unternehmerischen Selbständigkeit an<br />

Hochschulen vom 8. April 2010.<br />

b) Auswahlkriterien<br />

(AK)<br />

c) Programmbeschreibung<br />

(PB)<br />

d) Öffentlichkeitsarbeit<br />

3.2.4 Einschätzung<br />

a) Richtlinie<br />

http://www.esf.de/portal/generator/15486/property=data/Richtlinie__EXIST__gruendungsk<br />

ultur.pdf (12.06.2012).<br />

BMWi (ohne Jahr): EXIST: Auswahlkriterien.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/13398/property=data/2010__03__30__auswahlkriterien<br />

__gruenderhochschule.pdf (12.06.2012).<br />

EXIST: Programmbeschreibung.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/752/programm__exist__gruendungskultur.html<br />

(12.06.2012).<br />

BMWi (ohne Jahr): EXIST-Gründungskultur. http://www.exist.de/exist-<br />

gruendungskultur/hochschulen/index.php (12.06.2012).<br />

BMWi (ohne Jahr): EXIST-Gründungskultur: Projektdatenbank.<br />

http://www.exist.de/exist-gruendungskultur/projektdatenbank/index.php (12.06.2012).<br />

BMWi (ohne Jahr): EXIST-Gründungskultur: Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen.http://www.exist.de/exist-<br />

gruendungskultur/forschungseinrichtungen/index.php (12.06.2012).<br />

EXIST-Website: Beispiele <strong>für</strong> Gründungen als EXIST-Gründerstipendium.<br />

http://www.exist.de/exist-gruenderstipendium/gruendungsbeispiele/index.php (12.06.2012).<br />

In der Richtlinie werden Gleichstellung und Chancengleichheit nicht explizit thematisiert: Es wird<br />

Geschlechtsneutralität vermittelt. Eine Reproduktion der Gleichstellungssituation ist wahrscheinlich;<br />

unter Berücksichtigung des durch das Programm suggerierten, favorisierten Gründungstyps<br />

ist eine gleichstellungsnegative Wirkung aber ebenfalls nicht ausgeschlossen.<br />

In der Richtlinie heißt es, dass die eingegangenen Konzepte auch hinsichtlich der „Breite der<br />

Adressierung der Zielgruppe“ bewertet werden. Dies kann eine Adressierung von Frauen und<br />

Männern in ihrer Vielfalt bedeuten, ist aber nicht notwendigerweise so. (RL, S. 7)<br />

In der Programmrichtlinie wird z. B. „Risikobereitschaft“ als gewünschte unternehmerische<br />

Eigenschaft genannt (RL, S. 2). Diese Formulierung suggeriert die Gleichsetzung einer best<strong>im</strong>mten<br />

Form der Gründung, z. B. einer risikoreichen Gründung in Vollzeit, mit Gründungen allgemein<br />

und könnte somit andere Formen, wie z. B. Gründungen als Nebenerwerb 25 , gedanklich ausschließen.<br />

Hinsichtlich des Gründungsmusters bestehen jedoch geschlechtsgebundene Unterschiede<br />

(vgl. oben).<br />

25 Das ist Selbständigkeit in Teilzeit neben einer weiteren Erwerbstätigkeit.<br />

17


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

b) Auswahlkriterien<br />

Mit Blick auf die Auswahlkriterien ist mit einer Reproduktion der Gleichstellungssituation zu rechnen:<br />

Es wird darauf geachtet, dass Frauen und Männer <strong>im</strong> Sinne einer Ausgangsgleichheit vom<br />

Programm profitieren. Frauenspezifische Förderung ist optional. Sozial- und geisteswissenschaftliche<br />

Gründungen werden als Ziel nicht explizit genannt. Studierenden- und Absolvent/innenzahlen<br />

in den unterschiedlichen Fächergruppen weisen jedoch geschlechtsgebundene Unterschiede<br />

auf (siehe weiter oben).<br />

„Beitrag zur Erreichung der Querschnittsziele des OP (strategisches Ziel 5): (Erhöhung der<br />

Beschäftigung/Erwerbstätigkeit von Frauen) Bei der Auswahl wird auf Aktivitäten geachtet, die<br />

Frauen und Männer gleichberechtigt ansprechen. Ergänzende Maßnahmen <strong>für</strong> Frauen werden<br />

begrüßt.“ (AK, S. 1)<br />

In den Projektauswahlkriterien <strong>für</strong> das Programm EXIST-Gründungskultur – Die Gründerhochschule<br />

ist als Beitrag zur Erreichung spezifischer Ziele des Operationellen Programms (OP) die<br />

„Erhöhung der Zahl von technologieorientierten Unternehmensgründungen“ genannt:<br />

„Beitrag zur Erreichung spezifischer Ziele des OP: Spezifisches Ziel 3: Erhöhung der Zahl von<br />

technologieorientierten Unternehmensgründungen. Die Projekte sollen <strong>im</strong> Rahmen der Verbesserung<br />

des Gründungskl<strong>im</strong>as auch das Gründungsgeschehen aus der Wissenschaft heraus<br />

stärken.“ (AK, S. 1)<br />

c) Programmbeschreibung<br />

Die Programmbeschreibung enthält keinen Bezug zu Gleichstellung oder Chancengleichheit. Eine<br />

Reproduktion der Gleichstellungssituation ist wahrscheinlich.<br />

d) Öffentlichkeitsarbeit<br />

Der Internetauftritt des Programms ist ein gemeinsamer Auftritt von drei Programmen: Neben<br />

EXIST-Gründungskultur wird auch EXIST-Gründerstipendium sowie EXIST-Forschungstransfer auf<br />

der Hauptseite dargestellt. Insofern ist das Programm auch <strong>im</strong> Kontext des Gesamtauftritts zu<br />

sehen.<br />

Wird die Projektdatenbank auf der EXIST-Gründungskultur-Homepage mit Begriffen wie z. B.<br />

„<strong>Gender</strong>“, „Geschlecht“, „Frau/en“, „Mann/Männer“, „Gleichstellung“, „Chancengleichheit“<br />

durchsucht, wird folgende Trefferquote von relevanten Ergebnissen erzielt: <strong>Gender</strong>: 0;<br />

Geschlecht: 0; Frau/en: 2; Mann/Männer: 0; Gleichstellung: 0; Chancengleichheit: 0. 26<br />

Auf den Internetseiten des Programms werden großteils gendersensible Formulierungen<br />

verwendet: „Unternehmensgründerinnen und -gründer“; wenn auch nicht durchgängig<br />

(„Akademiker“). 27<br />

26 Vgl. BMWi (ohne Jahr): EXIST-Gründungskultur: Projektdatenbank, http://www.exist.de/existgruendungskultur/projektdatenbank/index.php<br />

(12.06.2012).<br />

27 Vgl. BMWi (ohne Jahr): EXIST-Gründungskultur: Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen,<br />

http://www.exist.de/exist-gruendungskultur/forschungseinrichtungen/index.php (12.06.2012).<br />

18


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Auf der Startseite des Gesamtportals ist ein „Gründungsbeispiel des Monats“ aufgeführt. Dies und<br />

zehn weitere Gründungsvorhaben werden auf der ersten Navigationsebene vorgestellt. 28 Unter<br />

den Gründungsbeispielen findet sich kein Projekt aus Geistes- und Sozialwissenschaften. Unter den<br />

29, auch per Foto portraitierten Personen finden sich lediglich drei Frauen.<br />

Wenn diese Auswahl der Beispiele <strong>für</strong> EXIST repräsentativ ist, dann kann davon ausgegangen<br />

werden, dass Frauen <strong>im</strong> Programm deutlich unterrepräsentiert sind. Spiegeln diese Beispiele die<br />

Förderpraxis in EXIST nicht wider, dann vermittelt zumindest der Internetauftritt ein männlich<br />

geprägtes Bild von Gründung bzw. ein Bild, das Gründungen <strong>im</strong> Bereich der wissensbasierten<br />

Dienstleistungen auch aus einem sozial- und geisteswissenschaftlichen Spektrum nicht vorsieht.<br />

Dies wäre eine indirekte Barriere <strong>für</strong> Frauen, die mehrheitlich in letztgenannten Fächern vertreten<br />

sind.<br />

Daraus lässt sich schließen, dass die analysierten Dokumente der Öffentlichkeitsarbeit das Thema<br />

Gleichstellung und Chancengleichheit nicht thematisieren. Vielmehr wird hier ein stereotyp<br />

männliches Bild von Gründung vermittelt. Die inhaltliche Schwerpunktsetzung, die sich hier zeigt,<br />

kann dazu führen, dass sich die Geschlechtersegregation <strong>im</strong> Kontext „Gründungen aus<br />

Hochschulen“ verstärkt.<br />

e) Informationen aus dem Interview<br />

Im Rahmen des Interviews wurde deutlich, dass es in der <strong>im</strong> Jahr 2011 angelaufenen Förderung <strong>im</strong><br />

Programm EXIST-Gründungskultur keine systematische Berücksichtigung von Fragen der Chancengleichheit<br />

gibt. Die letzte Phase des Programms wurde zwar evaluiert, allerdings wurden Aspekte<br />

der Chancengleichheit und der Gleichstellung dabei nicht berücksichtigt. Eine gleichstellungspolitische<br />

Steuerung, die entsprechende Ziele setzt und verfolgt, wird nicht ersichtlich.<br />

Ansatzpunkte ergeben sich in einigen Projekten, die sich mit der Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie befassen. Dies wird allerdings nicht explizit gewünscht oder gefördert, sondern bleibt<br />

optional.<br />

Es besteht eine Verbindung zwischen EXIST-Gründungskultur und EXIST-Stipendien, da in erstgenanntem<br />

Programm die Basis <strong>für</strong> die Stipendien geschaffen wird. Die Strukturen, die in EXIST-<br />

Gründungskultur geschaffen werden, unterstützen auch bei der Vermittlung von Stipendien – hier<br />

würde „die Basis oder der Humus <strong>für</strong> die konkreten Gründer geschaffen“. Allerdings bestehe die<br />

Beschränkung auf technologieorientierte Gründungen be<strong>im</strong> Programm Gründungskultur nicht.<br />

Gefördert werden sowohl Sach- als auch Personalmittel, es wird jedoch nicht erhoben, welches<br />

Geschlechterverhältnis bei den geschaffenen Stellen besteht.<br />

Das Programm besteht bereits seit 1998 und wird erst seit einigen Jahren aus dem <strong>ESF</strong> gefördert.<br />

Allerdings war nicht erkennbar, welche Relevanz die <strong>ESF</strong>-Förderung <strong>für</strong> die inhaltliche Ausgestaltung<br />

hat. Es sei den Projekten bekannt, dass das <strong>ESF</strong>-Logo verwendet werden müsse, wenn <strong>ESF</strong>-<br />

Mittel vorhanden sind. Es konnte aber keine Aussage darüber getroffen werden, wie sich die <strong>ESF</strong>-<br />

Förderung inhaltlich auswirke.<br />

Hinsichtlich der Auswahl der Projekte ist festzuhalten, dass <strong>Gender</strong>-Aspekte in den Kriterien keine<br />

Rolle spielen. Die Jury, die eine Auswahl trifft, bestehe aus vier Frauen und fünf Männern. Unklar<br />

blieb, ob Personen mit <strong>Gender</strong>-Kompetenz an der Auswahl beteiligt sind oder ob jemand <strong>für</strong><br />

Gleichstellungsfragen, Chancengleichheit oder Diversity zuständig ist.<br />

28 Vgl. BMWi (ohne Jahr): EXIST-Gründerstipendium: Gründungsbeispiele, http://www.exist.de/existgruenderstipendium/gruendungsbeispiele/01676/index.php<br />

(12.06.2012).<br />

19


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Da einzelne Projekte offensichtlich den Teilaspekt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf thematisieren,<br />

könnte eine punktuelle Gleichstellungswirkung erfolgen, dies ist jedoch nicht abgesichert.<br />

Da Gleichstellung <strong>im</strong> Programm kein Ziel darstellt, kann nicht ausgeschlossen werden, dass bestehende<br />

Ungleichheitsstrukturen <strong>im</strong> Gründungsgeschehen aus Hochschulen reproduziert<br />

werden. Ein Hinweis darauf ist auch hier die Verzahnung mit dem Programm EXIST-Gründerstipendium,<br />

in dem vorwiegend männerdominierte Fachrichtungen gefördert werden.<br />

3.2.5 FAZIT<br />

Bis auf die Auswahlkriterien enthält keines der analysierten Dokumente einen expliziten Bezug zu<br />

Gleichstellung von Frauen und Männern. Eine Operationalisierung von Gleichstellung bzw.<br />

Chancengleichheit wird dort nicht vorgenommen.<br />

In den Projektauswahlkriterien <strong>für</strong> das Programm EXIST-Gründungskultur – Die Gründerhochschule<br />

ist als Beitrag zur Erreichung spezifischer Ziele des Operationellen Programms die „Erhöhung der<br />

Zahl von technologieorientierten Unternehmensgründungen“ genannt. Sozial- und geisteswissenschaftliche<br />

Gründungen werden als Förderfeld nicht explizit genannt. Da Männer aktuell häufiger<br />

techniknahe und Frauen eher sozial- und geisteswissenschaftliche Studienfächer abschließen, ist es<br />

wahrscheinlich, dass eher Männer von der Förderung durch das Programm EXIST-Gründungskultur<br />

profitieren. Unter Berücksichtigung der <strong>Gender</strong>-Aspekte hinsichtlich der Zahlen von Studierenden<br />

und Absolvent/inn/en in technologienahen Fächergruppen und den Geschlechteranteilen bei Existenzgründungen<br />

allgemein wäre also eine gendersensible und vor allem frauenspezifische Förderung<br />

sinnvoll, zumal Frauen in den Unterzielgruppen der Akademiker/innen und Gründer/innen <strong>im</strong><br />

Dienstleistungsbereich eigentlich eine überdurchschnittliche Gründungsneigung aufweisen.<br />

Auch in der Öffentlichkeitsarbeit des Programms bzw. des Programmverbundes ist Chancengleichheit<br />

kein Thema. Vielmehr wird durch die Auswahl von Beispielen, sowohl von den Fachrichtungen<br />

als auch von den Personen her, ein männlich geprägtes Bild des Gründungsgeschehens aus<br />

Hochschulen vermittelt. Sprachlich spiegeln die Internetseiten des Programms Frauen und Männer<br />

als Zielgruppe des Programms wider, dies ist allerdings nicht durchgängig der Fall.<br />

Auch das Interview bestätigte den Eindruck, dass Gleichstellung als Querschnittsziel <strong>im</strong> Programm<br />

nicht zielgerichtet und systematisch verfolgt wird. Allenfalls die optionale Thematisierung einiger<br />

Projekte des Teilaspektes „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ könnte eine gewisse gleichstellungspositive<br />

Wirkung nach sich ziehen.<br />

Da <strong>im</strong> Programm EXIST-Gründungskultur lediglich in den Auswahlkriterien frauenspezifische Förderung<br />

als mögliche Option vorgesehen ist und ansonsten eine <strong>im</strong> Gründungsgeschehen nicht angemessene<br />

Ausgangsgleichheit von Frauen und Männern angenommen wird (vgl. dazu die <strong>Analyse</strong><br />

der Auswahlkriterien), wird hier eine Reproduktion der Ausgangssituation zu erwarten sein. Die<br />

Ausrichtung des Programms in der Operationalisierung und durch die Öffentlichkeitsarbeit zeigt<br />

ein deutlich männlich dominiertes Bild des Gründungsgeschehens an Hochschulen. Deshalb kann<br />

hier eine gleichstellungsnegative Wirkung nicht ausgeschlossen werden.<br />

20


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

3.3 PROGRAMM: ARBEITEN LERNEN – KOMPETENZEN ENTWICKELN –<br />

INNOVATIONSFÄHIGKEIT IN EINER MODERNEN ARBEITSWELT<br />

Das Programm ist <strong>im</strong> Bereich Forschung und Entwicklung angesiedelt. Gefördert werden neben<br />

Hochschulen auch Großunternehmen, kleine und mittlere Unternehmen (KMU), der öffentliche<br />

Dienst und sonstige Institutionen. Thematisch fokussiert das Programm Personal-, Organisations-<br />

und Kompetenzentwicklung.<br />

3.3.1 KURZBESCHREIBUNG<br />

Im Leitbild des Programms wird das folgende Ziel genannt: „Innovationsfähigkeit aus der<br />

Verknüpfung von Personal-, Organisations- und Kompetenzentwicklung in einer modernen<br />

Arbeitswelt stärken“. 29 Damit sind bereits drei verknüpfte Handlungsfelder beschrieben.<br />

Ausgehend hiervon werden drei weitere Ziele verfolgt:<br />

„Erkenntnislücken schließen, Veränderungsprozesse ermöglichen, politische Entscheidungen<br />

sachgerecht unterstützen.<br />

Es soll dazu beigetragen werden, dass:<br />

die Menschen ihr Können, ihre Kreativität und ihre Motivation in der Arbeitswelt einbringen<br />

und ihre Kompetenzen dort auch (weiter-)entwickeln<br />

Unternehmen die Voraussetzungen <strong>für</strong> erfolgreiche Kompetenzentwicklungen schaffen und<br />

damit zur Quelle neuer Ideen, erfolgreicher Produkte und neuer Beschäftigung werden<br />

Netzwerke und Zusammenarbeit gestaltet werden, die Marktchancen und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

eröffnen“ 30<br />

Zielgruppen sind „Unternehmen, insbesondere KMU, Arbeitnehmer/innen, Erwerbsfähige, auch<br />

wenn sie zeitweise nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen, Sozialpartner“ 31 . Antragsberechtigte<br />

sind laut Projektauswahlkriterien zudem Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen,<br />

andere juristische Personen des öffentlichen und privaten Rechts mit Sitz in<br />

Deutschland oder Public-Private-Partnerships. 32<br />

3.3.2 ERSTE GENDER-ASPEKTE IM FÖRDERBEREICH<br />

Organisationsentwicklung<br />

Die Geschlechterforschung hat herausgestellt, dass Organisationen nicht geschlechtsneutral sind.<br />

In Organisationen finden sich ungleiche Verteilungen von Positionen, Einkommen und Aufgaben<br />

nach Geschlecht. Dabei ist eine formale von einer informellen Ebene zu unterschieden: Eine Anforderung<br />

an die formale Ebene ist, dass Positions- und Statusträger/innen offiziell unabhängig vom<br />

29 BMBF (2007): Arbeiten Lernen – Kompetenzen entwickeln – Innovationsfähigkeit in einer modernen<br />

Arbeitswelt, BMBF-Forschungs- und Entwicklungsprogramm, http://pt-ad.pt-dlr.de/_media/Broschuere_Arbeiten-<br />

Lernen-Kompetenzen-entwickeln.pdf (12.06.2012).<br />

30 <strong>ESF</strong> (ohne Jahr): Arbeiten Lernen – Kompetenzen entwickeln – Innovationsfähigkeit in einer modernen<br />

Arbeitswelt: Programmbeschreibung,<br />

http://www.esf.de/portal/generator/904/programm__arbeiten__lernen__kompetenzen__entwickeln.html<br />

(12.06.2012).<br />

31 ebd.<br />

32<br />

BMBF (ohne Jahr): Projektauswahlkriterien <strong>für</strong> das Förderprogramm „Arbeiten Lernen – Kompetenzen<br />

entwickeln – Innovationsfähigkeit in einer modernen Arbeitswelt“ (ALK),<br />

http://www.esf.de/portal/generator/4484/property=data/2008__07__10-Auswahlkriterien__ALK.pdf (12.06.2012), S. 2.<br />

21


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Geschlecht eingestellt bzw. wahrgenommen werden. Auf der informellen Ebene wirken oftmals<br />

Netzwerke, die sich unterhalb der offiziellen Ebene bilden. Organisationsentwicklungsprozesse<br />

sind entsprechend ebenso wenig geschlechtsneutral. Das Wissen um die Konstruktion von<br />

Geschlecht in und durch Organisationen gehört deshalb zu einer gleichstellungsorientierten<br />

Organisationsentwicklung. Strategien wie <strong>Gender</strong> Mainstreaming oder auch Diversity Management<br />

zielen darauf ab, Geschlecht als Kategorie in diesen Prozessen sichtbar zu machen. 33<br />

Exkurs: <strong>Gender</strong> Mainstreaming und Diversity Management<br />

Laut Krell lässt sich das Verhältnis von Diversity und <strong>Gender</strong> aktuell in drei Konzepte unterscheiden:<br />

Erstens kann Diversity Management unter dem Dach von <strong>Gender</strong> Mainstreaming verortet<br />

werden; zweitens können <strong>Gender</strong> und Diversity als gleichberechtigt nebeneinander stehend<br />

begriffen werden. Drittens könnte, wenn <strong>Gender</strong> unter dem Dach von Diversity Management<br />

gefasst wird, die Gefahr bestehen, dass <strong>Gender</strong> eine Marginalisierung erfährt. Ein Vorteil<br />

könnte demgegenüber in der Offenheit von Diversity liegen. 34 Sowohl <strong>Gender</strong> Mainstreaming<br />

als auch Managing Diversity sind als Umsetzungsstrategien Organisationsentwicklungsprozesse.<br />

Personalentwicklung<br />

Laut des Bundesministeriums <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gehört zur<br />

Personalentwicklung die „Gewinnung von Beschäftigten, ihrer individuellen Förderung, der<br />

Förderung ihrer Motivation, der Entwicklung ihres Potenzials und ihrer leistungsgerechten<br />

Beurteilung (Kompetenz- und Leistungsbewertung)“ sowie die „Entwicklung von<br />

Führungsverantwortung“. 35<br />

Keiner dieser Bereiche ist genderneutral: Frauen haben deutlich seltener eine Führungsverantwortung<br />

als Männer: Laut eines Rankings von Hoppenstedt sind Frauen mit 39 Prozent am<br />

häufigsten <strong>im</strong> mittleren Management von kleinen Unternehmen vertreten. Am seltensten haben<br />

Frauen eine Führungsaufgabe <strong>im</strong> Topmanagement eines DAX-Unternehmens inne. 36<br />

Kompetenzentwicklung<br />

Die Entwicklung und der Aufbau von Kompetenzen des Personals erfolgt bspw. <strong>im</strong> Rahmen von<br />

betrieblichen Weiterbildungen. Insgesamt sind Frauen z. B. in der betrieblichen Weiterbildung<br />

„deutlich unterrepräsentiert und zwar sowohl hinsichtlich der Teilnahmequoten als auch hinsichtlich<br />

der Maßnahmestunden. Dabei müssen Frauen Angebote der betrieblichen Weiterbildung<br />

häufiger in ihrer Freizeit wahrnehmen und werden <strong>im</strong> Schnitt in geringerem Maße finanziell unterstützt.“<br />

37 Eine gleichstellungsorientierte Planung, Gestaltung und Evaluierung von Maßnahmen<br />

der Kompetenzentwicklung ist ein wichtiger Baustein des Gleichstellungshandelns von Organisationen.<br />

38<br />

33 Vgl. http://www.genderkompetenz.info/genderkompetenz-2003-<br />

2010/handlungsfelder/organisationsentwicklung/aspekte/index.html (12.06.2012).<br />

34 Vgl. Krell 2011, S. 18.<br />

35 BMFSFJ (ohne Jahr): <strong>Gender</strong> Mainstreaming: Die Personalentwicklung, http://www.gendermainstreaming.net/gm/Wissensnetz/instrumente-und-arbeitshilfen,did=16654.html<br />

(12.06.2012).<br />

36 Vgl. Hoppenstedt 2010, http://www.hoppenstedt.de/xist4c/web/Frauen-<strong>im</strong>-Management_id_567_.htm<br />

(12.06.2012).<br />

37 Frey (unter Mitarbeit von Talke Flörcken) / <strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> (Hg) 2011, http://www.esfgleichstellung.de/fileadmin/data/Downloads/Aktuelles/expertise_betriebliche_weiterbildung.pdf<br />

(12.06.2012), S. 32.<br />

38 Vgl. ebd., S. 26 f. sowie Kaschuba / Derichs-Kunstmann / BMFSFJ (Hg) 2009.<br />

22


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Dies zeigt, dass <strong>im</strong> Programm eine Reihe von offensichtlichen Anknüpfungspunkten zum Thema<br />

Gleichstellung und Chancengleichheit bestehen.<br />

3.3.3 ANALYSIERTE DOKUMENTE<br />

Bereich Links<br />

a) Richtlinie<br />

(RL) 39<br />

b) Auswahlkriterien<br />

(AK)<br />

c) Programmbeschreibung<br />

(PB)<br />

d) Öffentlichkeitsarbeit<br />

3.3.4 EINSCHÄTZUNG<br />

a) Richtlinie<br />

BMBF (2007): Bekanntmachung des Bundesministeriums <strong>für</strong> Bildung und<br />

Forschung von Richtlinien zur Förderung von Forschung und Entwicklung<br />

auf dem Gebiet „Innovationsstrategien jenseits traditionellen<br />

Managements“. http://www.bmbf.de/foerderungen/7546.php (12.06.2012).<br />

BMBF (ohne Jahr): Projektauswahlkriterien <strong>für</strong> das Förderprogramm<br />

„Arbeiten Lernen – Kompetenzen entwickeln – Innovationsfähigkeit in einer<br />

modernen Arbeitswelt“ (ALK).<br />

http://www.esf.de/portal/generator/4484/property=data/2008__07__10-<br />

Auswahlkriterien__ALK.pdf (12.06.2012).<br />

<strong>ESF</strong> (ohne Jahr): Arbeiten Lernen – Kompetenzen entwickeln – Innovationsfähigkeit<br />

in einer modernen Arbeitswelt.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/904/programm__arbeiten__lernen__kompetenzen__e<br />

ntwickeln.html (12.06.2012).<br />

BMBF (2007): Arbeiten Lernen – Kompetenzen entwickeln – Innovationsfähigkeit<br />

in einer modernen Arbeitswelt. http://pt-ad.pt-<br />

dlr.de/_media/Broschuere_Arbeiten-Lernen-Kompetenzen-entwickeln.pdf (12.06.2012).<br />

Internetportal des Programms, hier Schwerpunkt: Innovationsfähigkeit <strong>im</strong><br />

demografischen Wandel. http://pt-ad.pt-dlr.de/de/279.php (12.06.2012).<br />

Ein Beitrag zum Querschnittsziel Chancengleichheit kann durch den Diversity-Ansatz geleistet<br />

werden. Wenn dieser auch die Strategie <strong>Gender</strong> Mainstreaming umfasst, hat er das Potenzial,<br />

einen Beitrag zur Gleichstellung von Frauen und Männern zu leisten. Eine Operationalisierung<br />

dieser Beiträge erfolgt durch die Förderung einer Untersuchung zum Thema. Die Beiträge sind<br />

auch hinsichtlich des Auswahlverfahrens konkretisiert.<br />

„Gleichermaßen wichtig ist der Umgang mit der Vielfalt von Belegschaften. Bewusster Umgang<br />

mit Diversity nutzt die Vielfalt der Potenziale als Treiber von Innovation und begreift die Unterschiedlichkeit<br />

nicht als Hemmnis.“ (RL, Pt. 1.1)<br />

In Kapitel „2.1 Innovationsstrategie als Aufgabe der Organisation- und Personalentwicklung“ wird<br />

„Diversity“ dahingehend konkretisiert, dass es u. a. <strong>Gender</strong> Mainstreaming umfasst: „Entsprechend<br />

sind wichtige Ansatzpunkte <strong>für</strong> Innovationsstrategien in der Arbeitswelt: Diversity<br />

(Migrationshintergrund, Demografie, <strong>Gender</strong> Mainstreaming etc.)“. (RL, Pt. 2.1)<br />

39<br />

Laut Programmbeschreibung entsprechen der Richtlinie „einzelne Förderbekanntmachungen nach<br />

Schwerpunkten“; laut Auswahlkriterien: „Richtlinien zur Förderung von Forschung und Entwicklung auf dem<br />

Gebiet „Innovationsstrategien jenseits traditionellen Managements“ (Bundesanzeiger Nr. 43 vom 02. März<br />

2007) <strong>im</strong> Rahmen des ALK-Förderprogramms. Weitere Richtlinien zum ALK-Förderprogramm werden folgen.“<br />

23


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Für die Förderung wurden allgemein drei Forschungs- und Entwicklungsbereiche definiert:<br />

Gefördert wird u. a. eine Untersuchung, „die mögliche Beiträge von Innovationsstrategien zum<br />

Abbau von geschlechts- und altersbedingten Benachteiligungen leistet, um den gesellschaftlichen<br />

Anspruch der Chancengerechtigkeit durchzusetzen“. (RL, Pt. 2.5)<br />

In dem zweistufigen Auswahlverfahren werden <strong>für</strong> die Projektskizzen in einer zweiten Runde<br />

acht Bewertungskriterien genannt, darunter auch: „Beitrag zum Erhalt und zur Verbesserung von<br />

Arbeitsplätzen, insbesondere unter demografischen Gesichtspunkten, der Chancengleichheit <strong>für</strong><br />

Frauen und Männer sowie der Beschäftigungsfähigkeit“. (RL, Pt. 7.21)<br />

Aus der Richtlinie lässt sich also schließen, dass von Projekten ein Beitrag zur Chancengleichheit<br />

von Frauen und Männern erwartet wird, was zunächst auf eine gleichstellungsfördernde Wirkung<br />

hinweist.<br />

b) Auswahlkriterien<br />

In den Auswahlkriterien finden sich die folgenden Hinweise:<br />

„Beitrag zur Erreichung der Querschnittsziele des OP (strategisches Ziel 5): Alle Vorhaben sollen<br />

Aspekte der Chancengleichheit und des Diversity Managements berücksichtigen sowie mögliche<br />

Beiträge von Innovationsstrategien zum Abbau geschlechts- und alternsbedingter Benachteiligungen<br />

in der Arbeitswelt dabei aufzeigen.“<br />

„Auswahlverfahren: Bewilligung nach den Auswahlkriterien der o.g. Richtlinien. Diese sind: […]<br />

Beitrag zum Erhalt und Verbesserung von Arbeitsplätzen unter den Aspekten demografischer<br />

Wandel, Chancengleichheit und Beschäftigungsfähigkeit.“ (AK, S. 3)<br />

Die Auswahlkriterien enthalten also einen Beitrag zum gleichstellungsrelevanten Ziel 5 <strong>im</strong> Sinne<br />

eines Diversity-Ansatzes. Da <strong>im</strong> Programm ALK „Diversity“ durchaus so verstanden wird, dass es<br />

<strong>Gender</strong> Mainstreaming mit umfasst (siehe oben) und zudem Strategien zum Abbau von geschlechtsbedingten<br />

Benachteiligungen in der Arbeitswelt gefordert werden, ist hinsichtlich des<br />

Auswahlverfahrens zunächst eine gleichstellungsfördernde Wirkung wahrscheinlich.<br />

c) Programmbeschreibung<br />

In der Programmbeschreibung finden sich Hinweise <strong>für</strong> einen Umgang mit Barrieren unterschiedlicher<br />

Zielgruppen <strong>im</strong> Sinne eines Diversity-Ansatzes. Die Verfolgung des Querschnittsziels<br />

Chancengleichheit wird hier deutlich, jedoch nicht weiter spezifiziert, was eine gleichstellungsfördernde<br />

Wirkung umfassen kann, jedoch nicht notwendigerweise muss.<br />

Die Programmbeschreibung enthält keinen expliziten Bezug zu den Themen Gleichstellung und<br />

Chancengleichheit von Frauen und Männern. Es finden sich vielmehr neutrale Formulierungen<br />

wie z. B. dass „Menschen ihr Können, ihre Kreativität und ihre Motivation in der Arbeitswelt<br />

einbringen und ihre Kompetenzen dort auch (weiter-)entwickeln“ können sollen.<br />

Eine Reproduktion der Gleichstellungssituation ist bezüglich der Programmbeschreibung zu<br />

erwarten.<br />

24


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

d) Öffentlichkeitsarbeit<br />

Hier finden sich eine Reihe von Hinweisen auf Chancengleichheit und Gleichstellung:<br />

Chancengleichheit, auch zwischen den Geschlechtern, wird hier als Inhalt und Ziel auf den<br />

unterschiedlichen Ebenen des Forschungs- und Entwicklungsprogramms angegeben:<br />

Zum Beispiel wird auf die Notwendigkeit einer <strong>Analyse</strong> des Ist-Zustands verwiesen. Nur durch das<br />

Schließen von Erkenntnislücken „insbesondere über […] Veränderungen in der Arbeitswelt“<br />

könne Chancengleichheit gewährleistet werden (vgl. S. 8). Um bspw. dem demografischen<br />

Wandel begegnen zu können, könne durch neue Arbeitsorganisation oder Arbeitszeitmodelle<br />

„die Verwirklichung von Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern und die Verbesserung<br />

der Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ berücksichtigt werden (vgl. S. 14).<br />

In der Publikation werden unterschiedliche Ebenen identifiziert, die die Innovationsfähigkeit in<br />

der Arbeitswelt beeinflussen können. Bezüglich einer Akteursebene aus der Arbeitsweltperspektive<br />

sei „Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern […] hier wirtschaftliche Notwendigkeit<br />

und gesellschaftlicher Anspruch zugleich“ (vgl. S. 15).<br />

In Zusammenarbeit mit Wissenschaft, Verbänden und Sozialpartnern wurden Handlungsfelder<br />

identifiziert, die den Startpunkt des Programms markieren. In allen Handlungsfeldern sollen als<br />

Querschnittsaufgabe u. a. „die Möglichkeiten und Instrumente (berücksichtigt werden), die zum<br />

Abbau von Benachteiligungen (Alter, Geschlecht, Herkunft) beitragen und den gesellschaftlichen<br />

Anspruch der Chancengleichheit durchsetzen helfen“ (vgl. S. 19).<br />

Als wesentliche Erfolgskomponente eines Unternehmens wird u. a. die Fähigkeit identifiziert, mit<br />

der Diversität der Belegschaft umgehen zu können. Neben Altersstruktur und Bildungsstand<br />

gehe es hier zusätzlich darum „die Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern und die<br />

Vereinbarkeit von privatem Engagement und Beruf zu verbessern“ (vgl. S. 22).<br />

In Kapitel 5 wird die Durchführung des Förderprogramms skizziert: Die eingereichten Skizzen <strong>für</strong><br />

Vorhaben würden hinsichtlich der folgenden inhaltlichen Anforderung bewertet: „Ausgehend<br />

von dem Leitbild (siehe Kapitel 1.3) werden in allen Handlungsfeldern die Akteursebenen <strong>im</strong><br />

Innovationsprozess und die Säulen der Innovationsfähigkeit sowie die gesellschaftlichen Ansprüche<br />

der Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern und zwischen verschiedenen Altersgruppen<br />

untersucht“ (vgl. S. 33).<br />

Im Rahmen des Programms wurde vom 31. März bis zum 01. April 2011 in Berlin das 3. Zukunftsforum<br />

Innovationsfähigkeit „Innovation <strong>im</strong> Dienste der Gesellschaft“ abgehalten. Hier wurden<br />

u. a. Foren zu den Themen demografischer Wandel, Work-Life-Balance und Diversity veranstaltet.<br />

Geschlechterbezogene Chancengleichheit wird also in der Öffentlichkeitsarbeit des Programms in<br />

die Darstellung der Schritte und Ebenen des Prozesses integriert. Eine gleichstellungsfördernde<br />

Wirkung ist hier wahrscheinlich.<br />

25


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

e) Informationen aus dem Interview<br />

Es wurde ein Interview mit zwei Beteiligten durchgeführt. Dabei wurde deutlich, dass eine Steuerung<br />

von Gleichstellung nicht direkt vorhanden ist. Bei der Auswahl von Vorhaben würde laut<br />

Aussagen vor allem auf Wissenschaftlichkeit Wert gelegt; ein Beitrag zur Gleichstellung würde<br />

nicht ausgewiesenermaßen bewertet. Es werde zwar versucht, die Gutachter/innen nach<br />

Geschlecht ausgewogen auszuwählen, es gibt jedoch dabei keine Absicherung von <strong>Gender</strong>-<br />

Kompetenz und keine Zuständigkeit <strong>im</strong> Auswahlverfahren hinsichtlich Gleichstellungsfragen.<br />

Ein positiver Gleichstellungseffekt kann allerdings dadurch erwartet werden, dass <strong>im</strong> Rahmen einer<br />

Bekanntmachung das Thema „Demografie“ ausgewählt wurde. Zum Beispiel sei das Thema<br />

„demografische Entwicklung <strong>im</strong> Gesundheitswesen“ vor dem Hintergrund gewählt worden, dass<br />

es in diesem Bereich einen hohen Frauenanteil gibt. Hierbei sei es wichtig, dass die Projekte auch<br />

dahingehend ausgewählt würden, dass sie gendergerecht zu Lösungsansätzen kommen.<br />

Es wird außerdem erhoben, wie viele beteiligte Frauen und Männer es in den Vorhaben gibt:<br />

Bereich Männer Frauen<br />

KMU 453 228<br />

Unternehmen 201 103<br />

Forschung 400 333<br />

Sonstige Institute 84 64<br />

Gesamt 1138 728<br />

Dies ergibt also einen durchschnittlichen Frauenanteil von knapp unter 40 Prozent.<br />

Es wird hingegen nicht erfasst, wie viele Projekte zu Themen wie Chancengleichheit, Diversity<br />

Management oder Work-Life-Balance über das Programm gefördert werden, um mögliche<br />

Beiträge <strong>im</strong> Sinne von Erkenntnisgewinnen zu erfassen und ggf. gebündelt darzustellen. Dies<br />

könnte einen positiven Beitrag zur Chancengleichheit des Programms weiter sichtbar machen.<br />

Eine Absicherung, dass <strong>Gender</strong>-Aspekte <strong>im</strong> jeweiligen Forschungsthema auch wirklich entsprechend<br />

des Forschungsstands präsent sind, erfolgt nicht. Aus den Aussagen wurde deutlich, dass<br />

Gleichstellungsfragen als dem Prinzip der Wissenschaftlichkeit nicht inhärent gesehen werden.<br />

Dabei gibt es dahingehend eine Reihe von Erkenntnissen gerade aus dem Zusammenhang der EU-<br />

Forschungsförderung, dass die systematische Absicherung der <strong>Gender</strong>-Perspektive in Forschungsvorhaben<br />

zu mehr Qualität der Ergebnisse beitragen kann. 40 In dieser Hinsicht ist eine gleichstellungsfördernde<br />

Wirkung durch das Programm nicht gewährleistet.<br />

40<br />

Siehe z. B.: European Commission / Yellow Window Management Consultants / Engender / <strong>Gender</strong>atwork<br />

(2009): Toolkit <strong>Gender</strong> in EU-funded research. Luxemburg: Office for Official Publications of the European<br />

Communities.<br />

26


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

3.3.5 FAZIT<br />

Fazit: Chancengleichheit wird in der Richtlinie, den Auswahlkriterien, der Programmbeschreibung<br />

und in der Öffentlichkeitsarbeit hauptsächlich <strong>im</strong> Sinne des Querschnittsziels Chancengleichheit<br />

und eines Diversity-Ansatzes verstanden. Hieraus wird in mehrfacher Hinsicht in den Richtlinien, in<br />

den Auswahlkriterien und der Öffentlichkeitsarbeit die Gleichstellung von Frauen und Männern<br />

oder <strong>Gender</strong> Mainstreaming abgeleitet. Dies hat den positiven Effekt, dass Geschlecht oftmals in<br />

Verknüpfung mit anderen Kategorien genannt wird, häufig z.B. mit Alter. Inwieweit der hier vertretene<br />

Diversity Management-Ansatz auch die Strategie <strong>Gender</strong> Mainstreaming integriert, ist<br />

allerdings nicht klar. Mit Blick auf die Inhalte des Programms, z. B. der Förderung der Organisations-<br />

und Personalentwicklung bzw. Kompetenzaufbau, könnte eine stärkere Fokussierung auf Gleichstellung<br />

von Frauen und Männern vertreten werden. Die Handlungsfelder des Programms weisen<br />

deutliche Bezüge zu <strong>Gender</strong>-Aspekten auf. Dieses gleichstellungspolitische Potenzial wird kaum<br />

ausgeschöpft. Vor allem wird jedoch <strong>im</strong> Rahmen der Auswahl nicht sichergestellt, dass die <strong>Gender</strong>-<br />

Aspekte des jeweiligen Themas auch hinreichend berücksichtigt werden. Chancengleichheit und<br />

Gleichstellung werden als Soll-Best<strong>im</strong>mung definiert, und <strong>Gender</strong>-Kompetenz bei den wissenschaftlichen<br />

Gutachten stellt kein Kriterium dar. Auch ist da<strong>für</strong> keine Zuständigkeit definiert.<br />

Gleichstellung wird zudem als wissenschaftsfremdes Element betrachtet, anstatt die entsprechenden<br />

Strategien der Nutzung der Talente aller als Qualitätsaspekt systematisch zu befördern.<br />

Eine gleichstellungsfördernde Wirkung stellt sich in den Programmunterlagen durchaus dar<br />

– gerade aufgrund des hohen Potenzials <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> thematischen Fokus des<br />

Programms. In der konkreten Ausgestaltung und Umsetzung des Programms wird Chancengleichheit<br />

jedoch nicht hinreichend abgesichert. Aus diesem Grund kann von einer Reproduktion<br />

der Gleichstellungssituation ausgegangen werden.<br />

3.4 PROGRAMM: INITIATIVE JOB<br />

Das Programm förderte bis 2010 Modellvorhaben <strong>im</strong> Bereich Integration von Menschen mit<br />

Behinderungen in den Arbeitsmarkt.<br />

3.4.1 KURZBESCHREIBUNG<br />

Das Programm förderte Projekte, die die Rahmenbedingungen der Beschäftigung <strong>für</strong> Menschen<br />

mit Behinderung verbessern. Insofern war die Zielgruppe nicht Menschen mit Behinderung,<br />

sondern vor allem Unternehmen und Ausbildungsbetriebe. Das Programm diente der „Unterstützung<br />

einer tatsächlichen Verbesserung der Teilhabechancen behinderter und schwerbehinderter<br />

Menschen am Arbeitsleben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt“. 41<br />

Es werden dabei die folgenden Ziele genannt: 42<br />

„Stärkung der Ausbildungsbereitschaft der Arbeitgeber und Verbesserung der betrieblichen<br />

Ausbildungsmöglichkeiten <strong>für</strong> behinderte und schwerbehinderte Jugendliche“<br />

„Verbesserung der Beschäftigung schwerbehinderter Menschen, insbesondere in kleinen und<br />

mittleren Unternehmen“<br />

41 <strong>ESF</strong> (ohne Jahr): Programmbeschreibungen: Initiative JOB,<br />

http://www.esf.de/portal/generator/812/programm__initiative__job.html (12.06.2012).<br />

42 ebd.<br />

27


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

„Förderung betrieblicher Prävention zur Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit der Belegschaft<br />

durch Einführung eines betrieblichen Eingliederungsmanagements“.<br />

3.4.2 GENDER-ASPEKTE IM FÖRDERBEREICH<br />

a) Allgemeine Bildungsabschlüsse<br />

Lediglich etwas über die Hälfte der jungen Frauen und Männer mit Behinderung 43 erreichte <strong>im</strong> Jahr<br />

2005 einen Hauptschulabschluss (siehe Tab. 4). Umso höher die Qualifikation ist, desto seltener<br />

wird sie von Menschen mit Behinderung erlangt. Junge Frauen mit Behinderung erreichten<br />

häufiger einen Realschul- oder gleichwertigen Abschluss; Männer mit Behinderung schlossen<br />

häufiger ihre Schullaufbahn mit Abitur ab. Rund sechs Prozent der Frauen und Männer mit<br />

Behinderung verließen die Schule ohne einen allgemeinen Schulabschluss.<br />

Tab. 4: Bildungsabschlüsse behinderter Frauen und Männer in Prozent (2005) in Prozent<br />

Schulabschluss Frauen Männer<br />

Hauptschulabschluss 61,8 % 62,4 %<br />

Realschul- oder gleichwertiger Abschluss 22,2 % 17,0 %<br />

Abitur 7,5 % 9,8 %<br />

ohne allgemeinen Schulabschluss 5,6 % 6,0 %<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt (Hg) / Pfaff et al. 2007, S. 1273; eigene Darstellung.<br />

b) Berufsausbildung<br />

Menschen mit Behinderung weisen durchschnittlich häufiger ein niedrigeres Berufsausbildungsniveau<br />

auf als Menschen ohne Behinderung. 34,4 Prozent der nichtbehinderten Frauen und<br />

23,9 Prozent der nichtbehinderten Männer hatten <strong>im</strong> Jahr 2005 keinen Berufsabschluss. Frauen mit<br />

Behinderung hatten 2005 dagegen fast doppelt so häufig (39 Prozent) wie Männer (20,3 Prozent)<br />

keinen Berufsabschluss. Tabelle 5 gibt einen Überblick über die 2005 erreichten Berufsabschlüsse<br />

von Frauen und Männern mit Behinderung. 44<br />

Tab. 5: Berufsabschlüsse von Frauen und Männern mit Behinderung (2005) in Prozent<br />

Berufsabschluss Frauen Männer<br />

Lehre/berufliches Praktikum 47,7 % 58,2 %<br />

Fachschulabschluss 7,9 % 12,4 %<br />

Hochschulabschluss 3,3 % 4,9 %<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt (Hg) / Pfaff, Heiko et al. 2007, S. 1274, eigene Darstellung.<br />

Männer mit Behinderung schließen häufiger als Frauen ein/e Lehre/berufliches Praktikum ab oder<br />

erlangen einen Fach- oder Hochschulabschluss.<br />

43 Die Definition von Behinderung wird hier entsprechend der Quelle der nachfolgenden Tabelle übernommen:<br />

„Menschen gelten entsprechend dem SGB IX4) als behindert, wenn ihre körperliche Funktion,<br />

geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem<br />

<strong>für</strong> das Lebensalter typischen Zustand abweicht und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt<br />

ist.“ (siehe Statistisches Bundesamt (Hg) / Pfaff et al. 2007, S. 1267).<br />

44 Vgl. ebd., S. 1274<br />

28


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Das bedeutet, dass sich die Qualifikationen von Frauen mit Behinderung <strong>im</strong> schulischen Bereich<br />

aktuell nicht adäquat in einen entsprechenden Zugang zum Arbeitsmarkt oder zu Berufsabschlüssen<br />

umsetzen lassen. Der <strong>Gender</strong>datenreport 2005 verweist ergänzend auf Studien, die<br />

belegen, dass gerade Frauen überproportional häufig in den Werkstätten verbleiben – ohne eine<br />

Chance zu erhalten, sich <strong>im</strong> ersten Arbeitsmarkt zu positionieren. 45<br />

c) Arbeitslosigkeit<br />

Laut Statistiken der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit waren <strong>im</strong> Januar 2011 5,0 Prozent Frauen und<br />

6,2 Prozent Männer am Bestand aller Arbeitslosen in Deutschland schwerbehindert. 46 Es ist aber zu<br />

vermuten, dass es zahlreiche Menschen mit Behinderung gibt, die keinen Antrag auf Prüfung des<br />

Schwerbehindertenstatus‘ stellen. Sie tauchen in den Statistiken, z. B. der Bundesagentur <strong>für</strong><br />

Arbeit, dann nicht auf. Die Anerkennung des Schwerbehindertenstatus‘ kann u. A. Steuererleichterungen<br />

bedeuten. Viele Menschen mit Behinderung scheinen jedoch eher Benachteiligungen <strong>im</strong><br />

Berufsleben zu be<strong>für</strong>chten. Einer Umfrage der Europäischen Union zufolge scheinen sich diese<br />

Ängste zu bestätigen: Sie hat ergeben, dass <strong>im</strong> Jahr 2008 41,0 Prozent der EU-Bürger/innen der<br />

Meinung waren, dass eine Behinderung dazu führe, dass ein/e nicht behinderte/r Bewerber/in bei<br />

gleicher Qualifikation einer/m behinderten vorgezogen würde. 46,0 Prozent der befragten<br />

Manager/innen gingen ebenfalls davon aus. 47<br />

Für 2005 liegen Zahlen <strong>für</strong> arbeitslose Menschen mit Behinderung vor: Insgesamt waren 331.000<br />

Menschen mit Behinderung erwerbslos gemeldet; 206.000 oder 62,0 Prozent davon waren<br />

Männer. 48 Männer mit Behinderung oder Schwerbehinderung werden demzufolge in den Statistiken<br />

häufiger als arbeitslos geführt als Frauen mit Behinderung. Da die Erwerbsquote der behinderten<br />

Frauen erheblich unter denen der behinderten Männer liegt, ist, so Schildmann, davon<br />

auszugehen, dass behinderte Frauen realiter in der Hauptsache Hausarbeit verrichten – in ihren<br />

eigenen Haushalten oder denen anderer Familienmitglieder (Kinder und Eltern). 49 Es ist zu vermuten,<br />

dass sich Frauen mit Behinderung vom Arbeitsmarkt zurückziehen („Stille Reserve“),<br />

(unbezahlte) Fürsorgearbeit übernehmen und daher in den offiziellen Statistiken nicht erscheinen.<br />

Sie sind jedoch dennoch <strong>im</strong> weiteren Sinne „erwerbslos“.<br />

45 Vgl. BMFSFJ 2005, http://www.bmfsfj.de/Publikationen/genderreport/root.html (12.06.2012), S. 576.<br />

46 Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (2011): Analytikreport „<strong>Analyse</strong> des Arbeitsmarktes <strong>für</strong> Frauen und Männer“; Stand<br />

Januar 2011, http://statistik.arbeitsagentur.de/cae/servlet/contentblob/247980/publicationFile/121825/<strong>Analyse</strong>-<br />

Arbeitsmarkt-Frauen-Maenner-201101.pdf;jsessionid=AAA3B2939415E7BA5D91F3E8F95B7A28 (12.06.2012), S. 22-23.<br />

47 Vgl. Europäische Kommission 2008, http://ec.europa.eu/social/BlobServlet?docId=4083&langId=de (12.06.2012),<br />

S. 27 ff.<br />

48 Vgl. Statistisches Bundesamt 2007, S. 1271.<br />

49 Vgl. Schildmann 2003, http://www.bpb.de/publikationen/GGOTEJ,3,0,Geschlecht_und_Behinderung.html#art3<br />

(12.06.2012), S. 33.<br />

29


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

3.4.3 ANALYSIERTE DOKUMENTE<br />

Bereich Links<br />

a) Richtlinie (RL) BMAS (ohne Jahr): „Informationen zu der Initiative „job“ (2007 bis 2010) –<br />

insbesondere zu den Möglichkeiten der Förderung von Projekten und<br />

Bekanntmachung von Aktivitäten“.<br />

b) Auswahlkriterien<br />

(AK)<br />

c) Programmbeschreibung<br />

(PB)<br />

d) Öffentlichkeitsarbeit <br />

http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/job-informationen-zur-<br />

initiative.pdf;jsessionid=DA8F822805CF94421D85C724ADDC2422?__blob=publicationFile<br />

(12.06.2012).<br />

BMAS (ohne Jahr): Projektauswahlkriterien <strong>für</strong> die Programmreihe: Initiative<br />

„job – Jobs ohne Barrieren“.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/5836/property=data/auswahl__initiative__job.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

<strong>ESF</strong> (ohne Jahr): Programmbeschreibungen: Initiative JOB.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/812/programm__initiative__job.html (12.06.2012).<br />

Die Internetseiten des Programms Jobs ohne Barriere: BMAS (ohne Jahr):<br />

Initiative Jobs ohne Barrieren. http://www.bmas.de/DE/Themen/Teilhabe-<br />

behinderter-Menschen/Initiative-Jobs-ohne-Barrieren/inhalt.html (12.06.2012).<br />

Es wurde zudem ein Interview mit der Programmverantwortlichen geführt.<br />

3.4.4 EINSCHÄTZUNG<br />

a) Richtlinie<br />

Die Richtlinie des Programms Initiative Job geht über eine Reproduktion der Gleichstellungssituation<br />

hinaus und operationalisiert die Zielerklärungen der Projektauswahlkriterien besonders<br />

hinsichtlich der Zielgruppe und der Programmevaluation.<br />

Die „Informationen zu der Initiative „job“ (2007 bis 2010) – insbesondere zu den Möglichkeiten<br />

der Förderung von Projekten und Bekanntmachung von Aktivitäten“ 50 – laut Auswahlkriterien<br />

einer Richtlinie äquivalent – enthalten in mehrfacher Hinsicht <strong>Gender</strong>-Aspekte:<br />

„Insbesondere sollen daher Beispiele <strong>für</strong> Vorgehens- und Verfahrensweisen, die Vorbildcharakter<br />

haben (können), gefördert werden. Selbstverständlich gilt das auch <strong>für</strong> den Vorbildcharakter <strong>im</strong><br />

Hinblick auf eine angemessene Beteiligung schwerbehinderter und behinderter Frauen bei der<br />

Teilhabe am Arbeitsleben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.“ (S. 9)<br />

„Bei Projekten ist die Umsetzung eines der Ziele der Initiative in dem schriftlichen Antrag auf<br />

finanzielle Förderung schlüssig darzulegen. Dazu gehört die Darstellung […] dass und wie eine<br />

angemessene Berücksichtigung der Belange behinderter und schwerbehinderter Frauen vorgesehen<br />

ist, […].“ (S. 11)<br />

„Die <strong>für</strong> die Gestaltung der Initiative Verantwortlichen halten eine Verbesserung und Verbreiterung<br />

der Datenbasis, die zur Beurteilung einer angemessenen Berücksichtigung behinderter<br />

50 Vgl. BMAS (ohne Jahr): „Informationen zu der Initiative „job“ (2007 bis 2010) – insbesondere zu den<br />

Möglichkeiten der Förderung von Projekten und Bekanntmachung von Aktivitäten“,<br />

http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/job-informationen-zurinitiative.pdf;jsessionid=DA8F822805CF94421D85C724ADDC2422?__blob=publicationFile<br />

(12.06.2012).<br />

30


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

oder schwerbehinderter Frauen bei der Teilhabe am Arbeitsleben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt<br />

herangezogen werden kann, <strong>für</strong> erforderlich. Projekte müssen/Aktivitäten sollten daher<br />

Zugangsmöglichkeiten <strong>für</strong> behinderte oder schwerbehinderte Frauen enthalten und deren<br />

Situation gesondert erfassen und darstellen.“ (S. 10)<br />

„Der Projektträger hat während der Durchführung des Projektes grundsätzlich halbjährlich einen<br />

internetfähigen Zwischenbericht und nach Projektabschluss einen internetfähigen Sachberichtsentwurf<br />

zu erstellen. In den Berichten ist detailliert und geschlechtsspezifisch differenziert darzustellen,<br />

inwieweit die angestrebten Ergebnisse erreicht worden sind.“ (S. 14)<br />

b) Auswahlkriterien<br />

Gleichstellungsrelevante Ziele werden benannt und in den Auswahlkriterien konkretisiert. Die<br />

Formulierung „angemessene Berücksichtigung“ erlaubt Interpretations- und Auslegungsspielraum.<br />

Eine gleichstellungsfördernde Wirkung ist zu erwarten, eine Reproduktion der Gleichstellungssituation<br />

aber nicht ausgeschlossen.<br />

„Beitrag zur Erreichung der Querschnittsziele des OP: Verbesserung der chancengleichen<br />

Teilhabe behinderter Frauen und Männer und Verbesserung der sozialen Eingliederung durch<br />

Förderung der Integration in das Arbeitsleben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.“ (AK, S. 1)<br />

„Beitrag zur Erreichung strategischer Ziele des OP: […] Strategisches Ziel 5 (Erhöhung der<br />

Beschäftigung/Erwerbstätigkeit von Frauen) durch Verbesserung der Integration behinderter<br />

Frauen in den allgemeinen Arbeitsmarkt.“ (AK, S. 1)<br />

„Fördervoraussetzungen: […] Die Projekte müssen Zugangsmöglichkeiten <strong>für</strong> behinderte oder<br />

schwerbehinderte Frauen enthalten und deren Situation gesondert erfassen.“ (AK, S. 2)<br />

„Auswahlverfahren und Auswahlkriterien: Eingereichte Projektvorschläge werden <strong>im</strong> Hinblick auf<br />

[…] eine angemessene Berücksichtigung der Belange behinderter oder schwerbehinderter<br />

Frauen […] überprüft.“ (AK, S. 3)<br />

c) Programmbeschreibung<br />

Die Programmbeschreibungen 51 thematisieren Gleichstellung und Chancengleichheit von Frauen<br />

und Männern nicht. Mit Blick auf die Programmbeschreibungen ist mit einer Reproduktion der<br />

Gleichstellungssituation zu rechnen: Sie vermitteln Geschlechtsneutralität.<br />

d) Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die besonders in den Auswahlkriterien formulierten Beiträge zu Gleichstellungszielen wurden <strong>für</strong><br />

die/in der Öffentlichkeitsarbeit nicht operationalisiert. Sprachlich wird der Eindruck vermittelt, dass<br />

geschlechtsbezogene direkte Barrieren vermieden werden sollen. Es ist hinsichtlich der Öffentlichkeitsarbeit<br />

eine Reproduktion der Gleichstellungssituation zu erwarten.<br />

51<br />

Vgl. BMAS (ohne Jahr): Initiative „Jobs ohne Barrieren“, http://www.bmas.de/DE/Themen/Teilhabe-behinderter-<br />

Menschen/Initiative-Jobs-ohne-Barrieren/inhalt.html (12.06.2012) und Bundesregierung der BRD/<strong>ESF</strong> (ohne Jahr):<br />

Initiative job, http://www.esf.de/portal/generator/812/programm__initiative__job.html (12.06.2012).<br />

31


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

In der Öffentlichkeitsarbeit des Programms werden so gut wie keine Bezüge zu den Themen<br />

Gleichstellung und Chancengleichheit hergestellt. Sprachlich werden, wenn auch nicht stringent,<br />

gendersensible Formulierungen verwendet: „Antragsteller oder die Antragstellerin“ und<br />

aber auch „Organisation von Unternehmern/Unternehmerinnen oder Arbeitgebern“. 52<br />

Inhaltlich wird, wie in der Richtlinie, auf die Evaluation zwecks Erstellung einer Datenbasis<br />

verwiesen, „die zur Beurteilung einer angemessenen Berücksichtigung behinderter oder<br />

schwerbehinderter Frauen bei der Teilhabe am Arbeitsleben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt<br />

herangezogen werden kann“. 53<br />

e) Informationen aus dem Interview<br />

Im Gespräch mit der Programmverantwortlichen wurde deutlich, dass das Programm einen Gleichstellungsansatz<br />

hat, der deutlich auf die spezifische Förderung von Frauen mit Behinderung abzielt.<br />

In jedem der drei Schwerpunkte gab es jeweils ein spezifisches Frauenprojekt.<br />

Es sei deutlich geworden, dass Frauen mit Behinderungen ähnliche Arbeitsmarktbarrieren hätten<br />

wie Frauen ohne Behinderung. Deswegen sei bspw. in einem Schwerpunkt Gewicht darauf gelegt<br />

worden, Frauen mit Behinderung in männerdominierte Berufe zu integrieren, also in Automobil-<br />

und Zulieferungsbetriebe (Abbau der horizontalen geschlechterbezogenen Segregation als<br />

Gleichstellungsbeitrag). Dabei ist es zwar möglich, die Zahl der Begünstigten – auch nach<br />

Geschlecht – zu erfassen, diese lagen jedoch der Programmverantwortlichen nicht vor.<br />

Da das Programm nicht darauf angelegt ist, massenwirksam zu sein, sondern durch Modellprojekte<br />

gute Praxis aufzuzeigen, können solche Projekte durchaus einen Vorbildcharakter haben. Allerdings<br />

müssten hier auch die genauen Bedingungen der Integration betrachtet werden (zielt das<br />

Modell auf eine langfristig existenzsichernde Beschäftigung von Frauen mit Behinderungen ab?).<br />

Diese zusätzlichen Informationen der Programmverantwortlichen weisen insgesamt auf eine<br />

gleichstellungspositive Wirkung des Programms hin.<br />

3.4.5 FAZIT<br />

Während in der Öffentlichkeitsarbeit und den Programmbeschreibungen so gut wie keine Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema Chancengleichheit und/oder Gleichstellung von Frauen und<br />

Männern vorhanden ist, lassen die Richtlinie und die Auswahlkriterien eine gleichstellungsfördernde<br />

Wirkung erwarten: Mit Blick auf das Kapitel „Erste <strong>Gender</strong>-Aspekte <strong>im</strong> Förderbereich“<br />

erscheint das Ziel, Frauen mit Behinderung verstärkt in den Arbeitsmarkt zu integrieren, als<br />

schlüssig. Zudem wurden die Ziele bspw. hinsichtlich der Auswahlkriterien oder Evaluation sinnvoll<br />

operationalisiert. Da sowohl eine deutliche Verankerung in diesen Programmdokumenten<br />

als auch ein aktiver Umgang mit Gleichstellung <strong>im</strong> Rahmen der Umsetzung festzustellen ist,<br />

kann von einer gleichstellungsfördernden Wirkung des Programms ausgegangen werden.<br />

52 BMAS (ohne Jahr): »Jobs ohne Barrieren« - Beteiligen auch Sie sich! http://www.bmas.de/DE/Themen/Teilhabebehinderter-Menschen/Initiative-Jobs-ohne-Barrieren/Beteiligen-auch-Sie-sich/job-beteiligen-sie-sich.html<br />

(12.06.2012).<br />

53 ebd.<br />

32


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

3.5 PROGRAMM: SERVICENETZWERK ALTENPFLEGEAUSBILDUNG<br />

3.5.1 KURZBESCHREIBUNG<br />

„Das Servicenetzwerk soll die Ausbildungskompetenz der Führungskräfte in den Einrichtungen<br />

erhöhen und über die Bedeutung und die Strukturen der Ausbildung aufklären. Zudem bietet es<br />

individuelle Beratung zur Schaffung von Ausbildungsplätzen an. Weiter wird der Aufbau von<br />

Netzwerkstrukturen zwischen Ausbildungsstätten unterstützt und es werden Strategien <strong>für</strong> die<br />

Etablierung von Ausbildungsplätzen entwickelt.“ 54<br />

Zielgruppen sind „ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen, He<strong>im</strong>e und sonstige Einrichtungen,<br />

die nach dem Altenpflegegesetz grundsätzlich zur Ausbildung berechtigt sind“. 55<br />

3.5.2 ERSTE GENDER-ASPEKTE IM FÖRDERBEREICH<br />

Der Großteil der pflegebedürftigen Menschen ist weiblich, und sowohl in der privaten als auch in<br />

der professionellen Pflegearbeit stellen Frauen die absolute Mehrheit. Der Männeranteil am Pflegepersonal<br />

ist insgesamt gering, während auf Führungsebenen Frauen deutlich unterrepräsentiert<br />

sind. 56<br />

Ausbildung<br />

Die Statistiken zum Schuljahr 2009/2010 zeichnen ein eindeutiges Bild, was das Geschlechterverhältnis<br />

in der Ausbildung betrifft: Frauen dominieren hier, während <strong>im</strong>mer noch nur sehr wenige<br />

junge Männer den Beruf des Altenpflegers bzw. des Altenpflegehelfers erlernen (vgl. Tab. 6).<br />

Tab. 6: Anzahl der Schüler/innen in Sozial- und Gesundheitsdienstberufen (Berufsfachschulen,<br />

Fachschulen und Schulen des Gesundheitswesens) <strong>im</strong> Schuljahr 2009/2010<br />

Beruf bzw. Fachrichtung Gesamt Männlich Weiblich<br />

Altenpfleger/in 46.174 9.039 37.135<br />

Altenpflegehelfer/in 6.436 1.230 5.206<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt 2010, S. 14; eigene Darstellung.<br />

Beschäftigte in Pflegediensten<br />

In den ambulanten Pflegediensten arbeiteten <strong>im</strong> Jahr 2009 269.000 Personen <strong>im</strong> Rahmen des<br />

SGB XI, davon waren 87 Prozent weiblich. Die Mehrheit des Personals (71 Prozent) war<br />

teilzeitbeschäftigt. Gegenüber 2007 ist die Personalzahl um 13,9 Prozent bzw. 33.000 Beschäftigte<br />

gestiegen. Insbesondere <strong>im</strong> Bereich der sonstigen Berufsabschlüsse ist ein erheblicher Zuwachs<br />

54 <strong>ESF</strong> (ohne Jahr): Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung,<br />

http://www.esf.de/portal/generator/824/programm__servicenetzwerk__altenpflegeausbildung.html (12.06.2012).<br />

55 ebd.<br />

56<br />

Dieses Kapitel entspricht Ausschnitten der Publikation „Informationsblatt <strong>für</strong> das Programm rückenwind:<br />

<strong>Gender</strong>-Aspekte in der Altenpflege“ herausgegeben vom Programm rückenwind und der <strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung<br />

<strong>im</strong> <strong>ESF</strong> <strong>im</strong> Juli 2011, http://www.bagfw-esf.de/uploads/media/Infoblatt-Pflege_<strong>Agentur</strong>Gleichstellung<strong>ESF</strong>.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

33


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

von 12.000 Beschäftigten bzw. 31,7 Prozent zu verzeichnen. Die sonstigen Berufsabschlüsse sind in<br />

der Regel nicht direkt pflegebezogen. 57<br />

Tab. 7: Personal nach Berufsabschluss am 15.12.2009 in ambulanten Pflegediensten (fünf<br />

häufigste von 20 Berufsabschlüssen) und Geschlecht (geschätzte Vollzeitäquivalente in<br />

Prozent)<br />

Berufsabschluss Anteil am Pflegepersonal davon weiblich<br />

Gesundheits- und Krankenpfleger/in 31,0 % 87,2 %<br />

Staatlich anerkannte/r Altenpfleger/in 22,5 % 85,1 %<br />

Sonstiger Berufsabschluss 15,5 % 83,3 %<br />

Sonstiger pflegerischer Beruf 7,8 % 91,0 %<br />

Ohne Berufsabschluss/<br />

noch in Ausbildung 58<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt 2011, S. 14; eigene Darstellung.<br />

6,1 % 70,4 %<br />

Einen Abschluss einer pflegewissenschaftlichen Ausbildung an einer Fachhochschule oder<br />

Universität haben lediglich 0,5 Prozent des Personals; 70,8 Prozent davon sind weiblich. 59<br />

Beschäftigte in Pflegehe<strong>im</strong>en<br />

In Pflegehe<strong>im</strong>en waren <strong>im</strong> Jahr 2009 insgesamt 621.000 Personen beschäftigt, hiervon waren<br />

85 Prozent weiblich. Ein Drittel (33 Prozent) des Personals war in Vollzeit beschäftigt. Damit liegt<br />

der Anteil etwas höher als in den ambulanten Pflegediensten. Über die Hälfte (59 Prozent) der<br />

Beschäftigten arbeitete in Teilzeit. Im Vergleich zu 2007 kann insgesamt ein Zuwachs von<br />

8,3 Prozent bzw. 48.000 Personen festgestellt werden. Im Bereich der Teilzeitkräfte, die mehr als<br />

„halbtags“ tätig sind, gab es eine erhebliche Zunahme um 28.000 Beschäftigte bzw. 15,1 Prozent.<br />

Be<strong>im</strong> Anteil der Vollzeitbeschäftigten gab es nur einen unterdurchschnittlichen Zuwachs um<br />

2,2 Prozent bzw. 4.000 Personen. Eine relativ starke Zunahme ist bei den sonstigen Berufsabschlüssen<br />

mit 22.000 Beschäftigten bzw. 15,9 Prozent zu verzeichnen. 60<br />

57 Vgl. Statistisches Bundesamt 2011,<br />

https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Soziales/Pflege/PflegeDeutschlandergebnisse5224001099004.p<br />

df?__blob=publicationFile (12.06.2012), S. 9f.<br />

58 Die Zusammenfassung der beiden Kategorien „ohne Berufsabschluss“ und „noch in Ausbildung“ ist nicht<br />

nur aus Gleichstellungs-Gesichtspunkten zu unscharf und somit problematisch, da die Gruppe der ungelernten<br />

Kräfte hierin verschwindet.<br />

59 Vgl. Statistisches Bundesamt 2011, S. 14.<br />

60 ebd., S. 15-16<br />

34


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Tab. 8: Personal nach Berufsabschluss und Tätigkeitsbereich am 15.12.2009 in Pflegehe<strong>im</strong>en<br />

(fünf häufigste von 20 Berufsabschlüssen, in Prozent)<br />

Berufsabschluss Anteil am Pflegepersonal davon weiblich<br />

Staatlich anerkannte/r Altenpfleger/in 26,0 % 82,8 %<br />

Sonstiger Berufsabschluss 23,3 % 78,3 %<br />

Ohne Berufsabschluss/<br />

noch in Ausbildung<br />

16,5 % 79,9 %<br />

Gesundheits- und Krankenpfleger/in 10,1 % 88,9 %<br />

Sonstiger pflegerischer Beruf 5,9 % 90,6 %<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt 2011, S. 22; eigene Darstellung.<br />

Einen Abschluss einer pflegewissenschaftlichen Ausbildung an einer Fachhochschule oder Universität<br />

haben lediglich 0,5 Prozent des Personals; 68,8 Prozent davon sind weiblich. 61<br />

Die der Pflegestatistik entnommen Daten machen deutlich: Frauen stellen nicht nur die Mehrheit<br />

der bezahlten Pflegekräfte, sie haben auch den höchsten Anteil <strong>im</strong> Arbeitsbereich der unterstützenden<br />

Tätigkeiten. Be<strong>im</strong> Personal mit pflegewissenschaftlichem Studienabschluss steigt dagegen<br />

der Männeranteil. Menschen mit diesem Berufsabschluss arbeiten auch häufiger in Vollzeit.<br />

Geschlechterhierarchien in Leitungspositionen<br />

Für Deutschland sind kaum statistische Daten zum Männeranteil in Leitungspositionen verfügbar.<br />

Die Einschätzungen zum Männeranteil schwanken zwischen 60 und 90 Prozent. 62 Borutta und<br />

Giesler haben <strong>im</strong> Rahmen einer Umfrage in nordrhein-westfälischen Altershe<strong>im</strong>en einen Männeranteil<br />

von 59 Prozent in den He<strong>im</strong>leitungen bzw. Geschäftsführungen errechnet. 63<br />

Die Soziologin Christine Williams hat sich <strong>im</strong> Rahmen empirischer Untersuchungen mit dem Verhalten<br />

von Männern in Frauenberufen bzw. von Frauen in Männerberufen befasst. In den von ihr durchgeführten<br />

Interviews wurde <strong>für</strong> den Bereich der Pflege die Tendenz deutlich, dass Männer sich eher<br />

von der direkten Pflege abgrenzen und sich stattdessen auf Bereiche konzentrieren, die besser<br />

entlohnt werden und zudem ein höheres Ansehen genießen. 64 Tatsächlich werden Pflegebereiche<br />

einer geschlechtlichen Zuordnung unterzogen, die gleichzeitig einer wertenden Hierarchisierung<br />

entspricht. Die „direkte“ Pflege, die sich durch körper- und personennahe Tätigkeiten auszeichnet,<br />

wird mehrheitlich von Frauen ausgeübt, während <strong>im</strong> Bereich der „indirekten“ Pflege, die <strong>im</strong><br />

Bereich der Management- und Planungstätigkeiten stattfindet, mehrheitlich Männer zu finden<br />

sind. 65<br />

Beurteilungsstatistiken zeigen, dass Teilzeitkräfte bisweilen schlechter beurteilt werden, da die<br />

Gefahr besteht, dass das sachfremde Kriterium einer ständigen Verfügbarkeit angelegt wird. 66 Da<br />

Frauen auch <strong>im</strong> Pflegebereich wesentlich häufiger als Männer in Teilzeit arbeiten, gereicht ihnen<br />

61 ebd., S. 22.<br />

62 Vgl. Backes / Amrhein / Wolfinger 2008, http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05587.pdf (12.06.2012), S. 50.<br />

63 Vgl. Borutta / Giesler 2006, S. 33.<br />

64 Vgl. Williams 1989, zitiert nach Backes / Amrhein / Wolfinger 2008, http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05587.pdf<br />

(12.06.2012), S. 53.<br />

65 ebd., S. 51.<br />

66 Vgl. Krell / Mückenberger / Tondorf 2001, S. 39.<br />

35


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

dieser „Teilzeit-Effekt“ eher zum Nachtteil (hier ist jedoch zwischen neuen und alten Bundesländern<br />

zu unterscheiden).<br />

3.5.3 ANALYSIERTE DOKUMENTE<br />

Bereich Links<br />

a) Richtlinie (RL) BMFSFJ (2006): Ausschreibung Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung.<br />

b) Auswahlkriterien<br />

(AK)<br />

c) Programmbeschreibung<br />

(PB)<br />

d) Öffentlichkeitsarbeit<br />

3.5.4 EINSCHÄTZUNG<br />

a) Richtlinie<br />

http://www.esf.de/portal/generator/5666/property=data/2008-10-<br />

13__Ausschreibung__Service__Altenpflege.pdf (12.06.2012).<br />

BMFSFJ (ohne Jahr):Projektauswahlkriterien <strong>für</strong> das Programm „Servicenetzwerk<br />

Altenpflegeausbildung“.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/4546/property=data/2008__07__14__auswahl__Servic<br />

enetzwerk.pdf (12.06.2012).<br />

<strong>ESF</strong> (ohne Jahr): Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/824/programm__servicenetzwerk__altenpflegeausbild<br />

ung.html (12.06.2012).<br />

BMFSFJ (ohne Jahr): <strong>Gender</strong> Mainstreaming in der Altenpflegeausbildung.<br />

http://altenpflegeausbildung.net/fileadmin/redaktion/GM_Teilnehmer.pdf (12.06.2011).<br />

Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung (2010): Handlungsempfehlungen<br />

<strong>für</strong> eine geschlechtergerechte und geschlechtssensible Altenpflegeausbildung.<br />

http://altenpflegeausbildung.net/fileadmin/redaktion/GM_Handlungsempfehlungen_Alten<br />

pflegeausbildung.pdf (12.06.2012).<br />

Der Ausschreibungstext des Programms enthält keinen Bezug zu Gleichstellung und/oder<br />

Chancengleichheit. Der Ausschreibungstext hinsichtlich des Auftrags vermittelt Geschlechtsneutralität.<br />

Eine Reproduktion der Gleichstellungssituation ist mit Blick auf die Richtlinie zu<br />

erwarten.<br />

b) Auswahlkriterien<br />

Der Beitrag zu den Querschnittszielen scheint nur sicherzustellen, dass Frauen und Männer vom<br />

Programm <strong>im</strong> Sinne einer Ausgangsgleichheit profitieren. Aus den Projektauswahlkriterien<br />

allgemein und den Angaben zum Auswahlverfahren <strong>im</strong> Speziellen geht nicht hervor, ob z. B. eine<br />

fehlende Integration von <strong>Gender</strong> Mainstreaming in die Angebote zum Ausschluss führen konnte.<br />

„Beitrag zur Erreichung der Querschnittsziele des OP (strategisches Ziel 5): Frauen und Männer<br />

sollen gleichberechtigt Chancen auf eine qualifizierte Ausbildung haben. Durch die Stärkung der<br />

Ausbildung bekommen viele Frauen, die nur als Hilfskräfte in der Pflege arbeiten, eine<br />

Möglichkeit zur beruflichen Qualifizierung.“ (AK, S. 1)<br />

36


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Im Abschnitt zum Auswahlverfahren heißt es: „Die Angebote wurden strukturiert ausgewertet<br />

nach folgenden Kriterien: […] Stellenwert <strong>Gender</strong> Mainstreaming.“ (AK, S. 2) – als letztes von<br />

sieben weiteren Kriterien.<br />

Vor dem Hintergrund der Pflege als deutlich vergeschlechtlichtes Feld ist Gleichstellung bzw.<br />

Chancengleichheit hier nur schwach bzw. nicht eindeutig verankert. Der erste Abschnitt der<br />

Auswahlkriterien verweist auf eine Reproduktion der Gleichstellungssituation, <strong>im</strong> zweiten Abschnitt<br />

zu den Auswahlkriterien ist <strong>Gender</strong> Mainstreaming benannt. Dies verweist insgesamt eher<br />

auf eine gleichstellungsfördernde Wirkung.<br />

c) Programmbeschreibung<br />

Die Programmbeschreibung enthält keinen Bezug zu Gleichstellung oder Chancengleichheit. Eine<br />

Reproduktion der Gleichstellungssituation ist mit Blick auf die Richtlinie zu erwarten.<br />

d) Öffentlichkeitsarbeit<br />

Informationen zu <strong>Gender</strong> Mainstreaming als Strategie <strong>im</strong> Zusammenhang mit der Altenpflegeausbildung<br />

wurde in mehrfacher Hinsicht zentral in der Öffentlichkeitsarbeit platziert. In den Handlungsempfehlungen<br />

wird eine Konkretisierung von <strong>Gender</strong> Mainstreaming hinsichtlich unterschiedlicher<br />

Handlungsfelder der Altenpflegeausbildung vorgenommen. Die Handlungsempfehlung<br />

zielt darauf, eine nachhaltige Integration von Chancengleichheit und Gleichstellung in die<br />

Altenpflegeausbildung zu befördern. Eine gleichstellungsfördernde Wirkung durch die Öffentlichkeitsarbeit<br />

ist deshalb wahrscheinlich.<br />

37


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Zum Thema „<strong>Gender</strong> Mainstreaming in der Altenpflegeausbildung“ wurde 2008 ein Workshop<br />

veranstaltet. 67 Im Rahmen dieses Workshops ist eine Publikation mit Titel „Handlungsempfehlungen<br />

<strong>für</strong> eine geschlechtergerechte und geschlechtssensible Altenpflegeausbildung“ entstanden.<br />

68<br />

Diese <strong>im</strong> Internet zugängliche Schrift empfiehlt u. a., bei der Konzeption der Altenpflegeausbildung<br />

<strong>Gender</strong> Mainstreaming zu berücksichtigen (vgl. Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung<br />

2010, S. 3):<br />

Konkret wird an mehreren Stellen die Integration von Männern in die Altenpflegeausbildung als<br />

zentral herausgearbeitet:<br />

Bereits in der Phase der „Berufsorientierung“ sollte durch „Unterstützung und Bereitstellung von<br />

Argumentationshilfen“ eine Berufswahl „jenseits traditioneller Muster“ gefördert werden, um<br />

„männliche Auszubildende <strong>für</strong> die Altenpflege zu gewinnen“. Allgemein sollte es das Ziel sein,<br />

„langfristig [.] Jugendliche zu ermutigen ihre Berufswahl nach ihren Fähigkeiten und Kompetenzen<br />

zu treffen“ (ebd., S. 2).<br />

Unter dem Punkt „Gewinnung von männlichen Auszubildenden“ werden Themen wie Zivildienst<br />

als Berührungspunkt von jungen Männern mit der Altenpflege, Vermeidung von positiver<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung von Auszubildenden oder eine gezielte Ansprache dieser Zielgruppe dargestellt<br />

(ebd., S. 3).<br />

Auch bezüglich der Inhalte der Altenpflegeausbildung wird ein differenziertes <strong>Gender</strong>-Konzept<br />

vermittelt, z. B. in dem sich <strong>für</strong> eine Sensibilisierung <strong>für</strong> unterschiedliche sexuelle Orientierungen<br />

von Senior/inn/en ausgesprochen wird (ebd., S. 4):<br />

„In der Ausbildung werden die Auszubildenden <strong>für</strong> die berufliche Rolle <strong>im</strong> Hinblick auf <strong>Gender</strong>fragen,<br />

z. B. Erfahrungen von Ungleichheit und Diskr<strong>im</strong>inierung aufgrund des Geschlechts oder<br />

der sexuellen Identität, Geschlechterstereotype, die Vielfalt von sozialen Geschlechterrollen und<br />

Geschlechterinszenierungen, etc. sensibilisiert.“<br />

67 Vgl. Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung 2009,<br />

http://altenpflegeausbildung.net/fileadmin/redaktion/GM_Teilnehmer.pdf (12.06.2012).<br />

68 Vgl. Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung 2010,<br />

http://altenpflegeausbildung.net/fileadmin/redaktion/GM_Handlungsempfehlungen_Altenpflegeausbildung.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

38


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

<strong>Gender</strong> Mainstreaming war außerdem zentrales Thema eines Newsletters <strong>im</strong> September 2010.<br />

Auch hier wurde ein differenziertes <strong>Gender</strong>-Konzept vermittelt, indem z. B. auf ein Projekt in<br />

Hessen aufmerksam gemacht wurde, dass auf die Gewinnung junger männlicher Migranten zielt.<br />

e) Informationen aus dem Interview<br />

Im Interview wurde deutlich, dass das Programm keinen deutlichen Ansatz des Mainstreamings gewählt<br />

hat: Dies habe mit der speziellen Struktur des Programms zu tun, das mit einer Zentrale in<br />

Berlin und sechs weiteren regionalen Servicestellen gearbeitet hat. Die <strong>Gender</strong>-Kompetenz war so<br />

unterschiedlich verteilt, dass bspw. wesentliche Impulse nur von einer Servicestelle ausgingen.<br />

Diese Impulse bestanden eher zum Ende der Programmlaufzeit, sodass eine durchgängige Berücksichtigung<br />

<strong>im</strong> Programm von Beginn an nicht gewährleistet war – vor allem weil das Thema in den<br />

Steuerungsdokumenten wenig betont wurde.<br />

Die Programmbeteiligten diskutierten die Altenpflege als frauendominierte Branche innerhalb<br />

ihres Programms. Zentral <strong>für</strong> das Programm war die Durchführung eines Workshops zum Thema:<br />

Hier wurden die fachlichen Bezüge hergestellt, und es wurde eine Sensibilisierung <strong>für</strong> das Thema<br />

erreicht. Allerdings fand dieser Workshop ebenfalls in der Endphase des Programms statt. Die<br />

internen und externen Berater/innen waren– auch in ihrer Funktion als Multiplikator/inn/en – die<br />

Zielgruppe des Workshops.<br />

Als zentrales Produkt, das auch über das Programm hinaus eine gleichstellungspositive Wirkung<br />

entfalten kann, wurden die oben erwähnten Handlungsempfehlungen <strong>für</strong> eine geschlechtergerechte<br />

und geschlechtssensible Altenpflegeausbildung hervorgehoben. Darüber hinaus ist wird<br />

jedoch die Gleichstellungswirkung als eher gering eingeschätzt.<br />

Eine Evaluation wurde nicht vorgesehen, und es kann nicht erfasst werden, wie viele Ausbildungsplätze<br />

über die Arbeit des Programms geschaffen wurden. Deutlich ist zwar, dass mehr Frauen als<br />

Männer über die Arbeit des Projekts einen Ausbildungsplatz angetreten haben, aufgrund fehlender<br />

Verbleibszahlen ist diese Information jedoch nicht abzusichern.<br />

Ein weiterer möglicher Beitrag ist die Aufwertung des Altenpflegeberufs durch das Programm, z. B.<br />

durch die Öffentlichkeitsarbeit.<br />

3.5.5 FAZIT<br />

Die Richtlinie und Programmbeschreibung enthalten keinen Bezug zum Thema Gleichstellung<br />

und/oder Chancengleichheit von Frauen und Männern. Diese Dokumente lassen die Einschätzung<br />

zu, dass die Gleichstellungssituation eher reproduziert als befördert wird. Das in den Auswahlkriterien<br />

formulierte Ziel, gleichberechtigte Chancen <strong>für</strong> Frauen und Männer <strong>für</strong> eine qualifizierte<br />

Ausbildung zu schaffen, soll besonders weiblichen Hilfskräften in der Pflege zugutekommen. Dies<br />

könnte einen Beitrag zur existenzsichernden Beschäftigung <strong>im</strong> Sinne des Operationellen Programms<br />

darstellen. Auch werden die Angebote <strong>im</strong> Rahmen des Auswahlverfahrens hinsichtlich des<br />

Stellenwerts von <strong>Gender</strong> Mainstreaming geprüft, was eine gleichstellungsfördernde Wirkung<br />

erwarten lässt. Mit Blick auf die Handreichung zu <strong>Gender</strong> Mainstreaming und die weiteren Beiträge<br />

der Öffentlichkeitsarbeit ist eine gleichstellungsfördernde Wirkung zu erwarten. Nicht zuletzt,<br />

da das Programm einen frauendominierten Beruf aufwertet.<br />

39


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

4 GESAMTFAZIT<br />

Für die fünf bisher qualitativ untersuchten Programme ergibt sich kein einheitliches Bild. Die<br />

<strong>Analyse</strong> zeigt, dass Potenziale <strong>für</strong> eine gleichstellungsorientierte Steuerung von Programmen auch<br />

ohne Teilnahmen durchaus vorhanden sind und zwar auch in vermeintlich „gleichstellungsfernen“<br />

Bereichen (bspw. Programm Unternehmensberatungen).<br />

Es zeigt sich auch, dass die Bereitschaft der steuernden Akteurinnen und Akteure, einen Beitrag zu<br />

Gleichstellung <strong>im</strong> Förderbereich zu leisten, und die vorhandene <strong>Gender</strong>-Kompetenz einen großen<br />

Anteil an der Gleichstellungsorientierung hat. Selbst dort, wo die relevanten Dokumente keine<br />

Verweise auf Gleichstellung und Chancengleichheit geben, ist durch eine entsprechende personelle<br />

Besetzung und ein systematisches Aufgreifen von Gleichstellung als Bestandteil der <strong>ESF</strong>-<br />

Förderung ein Beitrag zur Gleichstellung von Frauen und Männern möglich.<br />

Um den Gleichstellungsindikator zu ermitteln, wie er in Kapitel 2.1 beschrieben wurde, werden <strong>im</strong><br />

Folgenden die Volumina der fünf Programme entsprechend der Monitoringdaten bis Ende 2010<br />

jeweils mit der Einschätzung über die Gleichstellungswirkungen der Programme (G-Kennungen)<br />

gespiegelt. Dies erfolgt über die in Kapitel 2.1 erläuterte Formel.<br />

Dies ergibt <strong>im</strong> Gesamtergebnis, dass <strong>im</strong> vorliegenden Fall die betrachteten Programme insgesamt<br />

nur etwa zur Hälfte (gemessen an ihrem Finanzvolumen) gleichstellungsfördernd sind. Dies geht<br />

wesentlich auf den hohen finanziellen Anteil von Programm „P3“ zurückgeht, das mit „0“ bewertet<br />

wurde, aber fast ein Drittel der einbezogenen finanziellen Mittel aufweist. Das mit „-1“ bewertete<br />

Programm „P2“ fällt hingegen nur wenig ins Gewicht, da weniger als 10 Prozent der Gesamtmittel<br />

darauf entfallen. Die übrigen, mit „+1“ bewerteten Programme tragen entsprechend proportional<br />

ihrer jeweiligen Gesamtvolumina bei.<br />

40


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Tab. 9: Zusammenschau der Ergebnisse und Gesamtrating der fünf analysierten Programme<br />

Nr. (:= i) Programm (:= Pi) Laufzeit<br />

Volumen bis<br />

2010*<br />

(:= V(Pi))<br />

Gleichstellungswirkung<br />

(:= r(Pi))<br />

gewichtetes<br />

Volumen<br />

:= V(Pi)*r(Pi)<br />

(Spalte E * F)<br />

individuelle<br />

relative<br />

Beiträge<br />

(= E*F / E8)<br />

1 Unternehmensberatungen 07/2008–12/2013 75.040.847 1 75.040.847,00 € 0,575270113<br />

2 EXIST-Gründungskultur<br />

Arbeiten Lernen – Kompetenzen<br />

2007-2013 10.117.062 -1 -10.117.062,00 € -0,077558338<br />

3<br />

entwickeln –<br />

Innovationsfähigkeit in einer<br />

modernen Arbeitswelt<br />

2006-2010 41.624.557 0 0,00 € 0,000000000<br />

4 Initiative JOB 2007-2010 714.959 1 714.959,00 € 0,005480942<br />

5 Servicenetzwerk<br />

Altenpflegeausbildung<br />

2007-2010 2.947.118 1 2.947.118,00 € 0,022592881<br />

Gesamtvolumina<br />

Gesamtrating-Ergebnis (gerundet)<br />

130.444.543<br />

68.585.862<br />

0,53 0,53<br />

41


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

5 QUELLEN UND LITERATUR<br />

<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> (Hg) (2010): <strong>Gender</strong>-Aspekte in der Existenzgründung.<br />

http://www.esf-<br />

gleichstellung.de/fileadmin/data/Downloads/Aktuelles/Expertise_Gruendung_<strong>Agentur</strong>_Gleichstellung_<strong>ESF</strong>_01.pdf<br />

(12.06.2012)<br />

Backes, Gertrud / Amrhein, Ludwig / Wolfinger, Martina (2008): <strong>Gender</strong> in der Pflege. Herausforderungen<br />

<strong>für</strong> die Politik. In: Friedrich-Ebert-Stiftung (Hg): WISO Diskurs: Expertisen und Dokumentationen<br />

zur Wirtschafts- und Sozialpolitik. http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05587.pdf (12.06.2012).<br />

Borutta, Manfred / Giesler, Christiane (2006): Karriereverläufe von Frauen und Männern in der<br />

Altenpflege. Eine sozialpsychologische und systemtheoretische <strong>Analyse</strong>. Wiesbaden.<br />

Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit: Analytikreport „<strong>Analyse</strong> des Arbeitsmarktes <strong>für</strong> Frauen und Männer“.<br />

http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Statistische-<strong>Analyse</strong>n/Analytikreports/Zentral/Monatliche-<br />

Analytikreports/<strong>Analyse</strong>-Arbeitsmarkt-Frauen-Maenner-nav.html (12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung und Forschung (BMBF) (ohne Jahr): Komm mach MINT: Daten und<br />

Fakten. http://www.komm-mach-mint.de/Service/Daten-Fakten (12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (2005): <strong>Gender</strong>datenreport<br />

2005. http://www.bmfsfj.de/Publikationen/genderreport/root.html (12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (ohne Jahr): <strong>Gender</strong><br />

Mainstreaming: Die Personalentwicklung. http://www.gendermainstreaming.net/gm/Wissensnetz/instrumente-und-arbeitshilfen,did=16654.html<br />

(12.06.2012).<br />

bundesweite gründerinnenagentur (bga) (2007): Existenzgründungen durch Frauen in<br />

Deutschland – Quantitative Bedeutung von Gründungen durch Frauen – Daten und Fakten. Nr.<br />

07. http://www.existenzgruenderinnen.de/cae/servlet/contentblob/19498/publicationFile/3157/07-Quantitaet.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

Europäische Kommission (2008): Diskr<strong>im</strong>inierung in der Europäischen Union: Wahrnehmungen,<br />

Erfahrungen und Haltungen. In: Eurobarometer Spezial 296.<br />

http://ec.europa.eu/social/BlobServlet?docId=4083&langId=de (12.06.2012).<br />

Frey, Regina (unter Mitarbeit von Talke Flörcken) / <strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> (Hg) (2011):<br />

<strong>Gender</strong>-Aspekte in der betrieblichen Weiterbildung. http://www.esfgleichstellung.de/fileadmin/data/Downloads/Aktuelles/expertise_betriebliche_weiterbildung.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

Frey, Regina / Savioli, Benno / <strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> (Hg) (2011): <strong>Gender</strong> <strong>Budgeting</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>ESF</strong>-Bund. Bericht über das Förderjahr 2010. http://www.esf-<br />

gleichstellung.de/fileadmin/data/Downloads/Aktuelles/gender-budgeting-bericht-<br />

2010_agentur_gleichstellung_esf.pdf (12.06.2012).<br />

Gather, Claudia / Schmidt, Tanja / Ulbricht, Susan (2010): Der <strong>Gender</strong> Income Gap bei den<br />

Selbstständigen – Empirische Befunde. In: Pongratz, Hans / Bührmann, Andrea (Hg): Prekäres<br />

Unternehmertum. Wiesbaden, S. 85-110.<br />

Hoppenstedt Firmeninformationen GmbH (2010): Aktuelle Auswertung Frauen <strong>im</strong> Management.<br />

Stand: Oktober 2010. http://www.hoppenstedt.de/xist4c/web/Frauen-<strong>im</strong>-Management_id_567_.htm<br />

(12.06.2012).<br />

Kaschuba, Gerrit / Derichs-Kunstmann, Karin / Bundesministerium <strong>für</strong> Familien, Senioren, Frauen<br />

und Jugend (BMFSFJ) (Hg) (2009): Fortbildung – gleichstellungsorientiert! Arbeitshilfen zur<br />

42


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Integration von <strong>Gender</strong>-Aspekten in Fortbildungen.<br />

http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=132580.html (12.06.2012).<br />

Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau (KfW) (2011): KfW-Gründungsmonitor 2011. Frankfurt a. M.<br />

http://www.kfw.de/kfw/de/I/II/Download_Center/Fachthemen/Research/PDF-Dokumente_Gruendungsmonitor/KfW-<br />

Gruendungsmonitor_2011_Lang.pdf (12.06.2012).<br />

Krell, Gertraude (2011): Grundlegend: Ecksteine, Gleichstellungscontrolling, Verständnis und<br />

Verhältnis von <strong>Gender</strong> und Diversity. In: Krell, Gertraude et al. (Hg): Chancengleichheit durch<br />

Personalpolitik: Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmen und Verwaltungen:<br />

Rechtliche Regelungen – Problemanalysen – Lösungen (6., vollst. überarb. u. erweit. Aufl.).<br />

Wiesbaden. S. 3-24.<br />

Krell, Gertraude / Sieben, Barbara (2011): Diversity Management: Chancengleichheit <strong>für</strong> alle und<br />

auch als Wettbewerbsvorteil. In: Krell, Gertraude et al. (Hg): Chancengleichheit durch Personalpolitik:<br />

Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmen und Verwaltungen: Rechtliche<br />

Regelungen – Problemanalysen – Lösungen (6., vollst. überarb. u. erweit. Aufl.). Wiesbaden.<br />

S. 155-174.<br />

Krell, Gertraude / Mückenberger, Ulrich / Tondorf, Karin (2001): <strong>Gender</strong> Mainstreaming: Chancengleichheit<br />

(nicht nur) <strong>für</strong> Politik und Verwaltung. In: Krell, Gertraude (Hg): Chancengleichheit<br />

durch Personalpolitik, 3. Aufl. Wiesbaden. S. 59-75.<br />

May-Strobl, Eva / André, Pahnke / Schneck, Stefan / Hans-Jürgen, Wolter (2011): Selbstständige in der<br />

Grundsicherung. Institut <strong>für</strong> Mittelstandsforschung Bonn (Hg.): Working Paper 2/11. http://www.ifmbonn.org/assets/documents/Working-Paper-02-11.pdf<br />

(12.06.2012), S. 5.<br />

Schildmann, Ulrike (2003): Geschlecht und Behinderung. In: Bundeszentrale <strong>für</strong> politische Bildung<br />

(Hg): Aus Politik und Zeitgeschichte, 17. Februar 2003.<br />

http://www.bpb.de/publikationen/GGOTEJ,3,0,Geschlecht_und_Behinderung.html#art3 (12.06.2012), S. 29-36.<br />

Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung (2009): <strong>Gender</strong> Mainstreaming in der<br />

Altenpflegeausbildung. http://altenpflegeausbildung.net/fileadmin/redaktion/GM_Teilnehmer.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

Statistisches Bundesamt (2011): Pflegestatistik 2009. Pflege <strong>im</strong> Rahmen der Pflegeversicherung.<br />

Deutschlandergebnisse.<br />

https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Soziales/Pflege/PflegeDeutschlandergebnisse5224001099004<br />

.pdf?__blob=publicationFile (12.06.2012).<br />

Statistisches Bundesamt (2010): Bildung und Kultur. Berufliche Schulen. Schuljahr 2009/2010.<br />

Fachserie 11 Reihe 2.<br />

https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/BildungForschungKultur/Schulen/BeruflicheSchulen211020010<br />

7004.pdf?__blob=publicationFile (12.06.2012).<br />

Statistisches Bundesamt (Hg) / Pfaff, Heiko (2007): Lebenslagen der behinderten Menschen –<br />

Ergebnis des Mikrozensus 2005. Auszug aus Wirtschaft und Statistik 12/2006. Wiesbaden.<br />

https://www.destatis.de/DE/Publikationen/WirtschaftStatistik/Sozialleistungen/Lebenslagenbehinderte05.pdf?__blob<br />

=publicationFile (12.06.2012), S. 1267-1277.<br />

5.1 ANALYSIERTE QUELLEN<br />

Bundesamt <strong>für</strong> Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) (2010): Beratungsförderung <strong>für</strong> kleine und<br />

mittlere Unternehmen sowie freiberuflich Tätige (Flyer).<br />

43


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

http://www.bafa.de/bafa/de/wirtschaftsfoerderung/unternehmensberatungen/publikationen/wirtschaft__unterneh<br />

mensberatung_flyer_2008.pdf (28.03.2011).<br />

Bundesamt <strong>für</strong> Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) (ohne Jahr): Beratersuche.<br />

https://www.beratungsfoerderung.net/portal/beratersuche/ (12.06.2012).<br />

Bundesamt <strong>für</strong> Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) (ohne Jahr): Unternehmensberatungen.<br />

http://www.bafa.de/bafa/de/wirtschaftsfoerderung/unternehmensberatungen/index.html (12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales (BMAS) (ohne Jahr): „Informationen zu der Initiative<br />

„job“ (2007 bis 2010) – insbesondere zu den Möglichkeiten der Förderung von Projekten und<br />

Bekanntmachung von Aktivitäten“. http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/job-informationen-zurinitiative.pdf;jsessionid=DA8F822805CF94421D85C724ADDC2422?__blob=publicationFile<br />

(12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales (BMAS) (ohne Jahr): »Jobs ohne Barrieren« - Beteiligen<br />

auch Sie sich! http://www.bmas.de/DE/Themen/Teilhabe-behinderter-Menschen/Initiative-Jobs-ohne-<br />

Barrieren/Beteiligen-auch-Sie-sich/job-beteiligen-sie-sich.html (12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales (BMAS) (ohne Jahr): Initiative Jobs ohne Barrieren.<br />

http://www.bmas.de/DE/Themen/Teilhabe-behinderter-Menschen/Initiative-Jobs-ohne-Barrieren/inhalt.html<br />

(12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales (BMAS) (ohne Jahr): Projektauswahlkriterien <strong>für</strong> die<br />

Programmreihe: Initiative „job – Jobs ohne Barrieren“.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/5836/property=data/auswahl__initiative__job.pdf (12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung und Forschung (BMBF) (2007a): Arbeiten – Lernen – Kompetenzen<br />

entwickeln: Innovationsfähigkeit in einer modernen Arbeitswelt. http://pt-ad.ptdlr.de/_media/Broschuere_Arbeiten-Lernen-Kompetenzen-entwickeln.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung und Forschung (BMBF) (2007b): Bekanntmachung des Bundesministeriums<br />

<strong>für</strong> Bildung und Forschung von Richtlinien zur Förderung von Forschung und Entwicklung<br />

auf dem Gebiet "Innovationsstrategien jenseits traditionellen Managements".<br />

http://www.bmbf.de/foerderungen/7546.php (12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung und Forschung (BMBF) (ohne Jahr): Projektauswahlkriterien <strong>für</strong> das<br />

Förderprogramm „Arbeiten – Lernen – Kompetenzen entwickeln. Innovationsfähigkeit in einer<br />

modernen Arbeitswelt“ (ALK).<br />

http://www.esf.de/portal/generator/4484/property=data/2008__07__10-Auswahlkriterien__ALK.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (2006): Ausschreibung<br />

Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/5666/property=data/2008-10-<br />

13__Ausschreibung__Service__Altenpflege.pdf (12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (ohne Jahr): Projektauswahlkriterien<br />

<strong>für</strong> das Programm: "Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung".<br />

http://www.esf.de/portal/generator/4546/property=data/2008__07__14__auswahl__Servicenetzwerk.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie (BMWi) (2010): EXIST-Gründungskultur – Die<br />

Gründerhochschule Richtlinie zur Förderung einer Kultur der unternehmerischen Selbständigkeit<br />

an Hochschulen vom 8. April 2010.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/15486/property=data/Richtlinie__EXIST__gruendungskultur.pdf (12.06.2012).<br />

44


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie (BMWi) (2008): Richtlinien über die Förderung<br />

von Unternehmensberatungen <strong>für</strong> kleine und mittlere Unternehmen sowie Freie Berufe vom 27.<br />

Juni 2008 (BAnz. 99 S. 2404). http://www.esf.de/portal/generator/5492/property=data/RL__Beratungen.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie (BMWi) (ohne Jahr): Beratungsförderung.<br />

http://www.beratungsfoerderung.info/beratungsfoerderung/index.php (22.09.2011).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie (BMWi) (ohne Jahr): Besondere Zielgruppen.<br />

http://www.beratungsfoerderung.info/beratungsfoerderung/zielgruppen/index.php (28.03.2011).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie (BMWi) (ohne Jahr): EXIST: Auswahlkriterien.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/13398/property=data/2010__03__30__auswahlkriterien__gruenderh<br />

ochschule.pdf (12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie (BMWi) (ohne Jahr): EXIST: Gründungskultur.<br />

http://www.exist.de/exist-gruendungskultur/hochschulen/index.php (12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie (BMWi) (ohne Jahr): EXIST: Gründungskultur:<br />

Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. http://www.exist.de/existgruendungskultur/forschungseinrichtungen/index.php<br />

(12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie (BMWi) (ohne Jahr): EXIST: Gründungskultur:<br />

Projektdatenbank. http://www.exist.de/exist-gruendungskultur/projektdatenbank/index.php (12.06.2012).<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie (BMWi) (ohne Jahr): Projektauswahlkriterien <strong>für</strong><br />

das Programm „Förderung von Unternehmensberatungen <strong>für</strong> kleine und mittlere Unternehmen<br />

sowie Freie Berufe“.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/4416/property=data/Auswahlkriterien__Unternehmensberatung.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

Europäischer Sozialfonds (<strong>ESF</strong>) (ohne Jahr): Arbeiten Lernen-Kompetenzen entwickeln - Innovationsfähigkeit<br />

in einer modernen Arbeitswelt. Programmbeschreibung.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/904/programm__arbeiten__lernen__kompetenzen__entwickeln.html<br />

(12.06.2012).<br />

Europäischer Sozialfonds (<strong>ESF</strong>) (ohne Jahr): EXIST. Programmbeschreibung.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/752/programm__exist__gruendungskultur.html (12.06.2012).<br />

Europäischer Sozialfonds (<strong>ESF</strong>) (ohne Jahr): Initiative JOB. Programmbeschreibung.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/812/programm__initiative__job.html (12.06.2012).<br />

Europäischer Sozialfonds (<strong>ESF</strong>) (ohne Jahr): Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung.<br />

Programmbeschreibung.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/824/programm__servicenetzwerk__altenpflegeausbildung.html (12.06.2012).<br />

Europäischer Sozialfonds (<strong>ESF</strong>) (ohne Jahr): Unternehmensberatungen. Programmbeschreibung.<br />

http://www.esf.de/portal/generator/784/programm__unternehmensberatung__bafa.html (12.06.2012).<br />

Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung (2010): Handlungsempfehlungen <strong>für</strong> eine geschlechtergerechte<br />

und geschlechtssensible Altenpflegeausbildung.<br />

http://altenpflegeausbildung.net/fileadmin/redaktion/GM_Handlungsempfehlungen_Altenpflegeausbildung.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung (2009): <strong>Gender</strong> Mainstreaming in der<br />

Altenpflegeausbildung. http://altenpflegeausbildung.net/fileadmin/redaktion/GM_Teilnehmer.pdf<br />

(12.06.2012).<br />

45


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

6 ANHANG<br />

6.1 PROGRAMMÜBERSICHT<br />

Folgende Programme haben keinen Teilnahmebezug und wurden deshalb nicht <strong>im</strong> quantitativen<br />

<strong>Gender</strong> <strong>Budgeting</strong> erfasst. Sie sollten deswegen in die Portfolioanalyse eingehen:<br />

PA Lf.<br />

Nr. Programmbezeichnung<br />

G-<br />

Kennung<br />

B 1<br />

Akademikerinnen und Akademiker qualifizieren sich<br />

<strong>für</strong> den Arbeitsmarkt (AQUA)<br />

B 2<br />

Arbeiten Lernen – Kompetenzen entwickeln –<br />

Innovationsfähigkeit in einer modernen Arbeitswelt<br />

B 3<br />

Begleitprogramm zum Investitionsprogramm<br />

Zukunft Bildung und Betreuung (IZBB)<br />

C 4<br />

Bundesinitiative zur Gleichstellung von Frauen in der<br />

Wirtschaft<br />

G+2<br />

C 5<br />

Erfahrung ist Zukunft – Eine Initiative zum<br />

demografischen Wandel<br />

C 6 Erfolgsfaktor Familie G+2<br />

A 7 EXIST-Gründungskultur<br />

C 8 Frauen an die Spitze G+2<br />

C 9 Girls Day und Neue Wege <strong>für</strong> Jungs G+2<br />

C 10 Initiative JOB – Jobs ohne Barrieren<br />

C 11 Initiative Lokale Bündnisse <strong>für</strong> Familie G+2<br />

A 12 Innovative Einzelprojekte BMAS Prio. A<br />

C 13 Innovative Einzelprojekte BMAS Prio. C<br />

B 14 JOBSTARTER – Für die Zukunft ausbilden<br />

B 15 Jobstarter Connect<br />

B 16 Lernen vor Ort<br />

B 17<br />

Passgenaue Vermittlung Auszubildender an<br />

ausbildungswillige Unternehmen<br />

B 18 Perspektive Berufsabschluss<br />

C 19 Power <strong>für</strong> Gründerinnen G+2<br />

B 20<br />

Professionalisierung des pädagogischen Personals <strong>im</strong><br />

frühkindlichen Bereich<br />

C 21 Servicenetzwerk Altenpflegeausbildung<br />

A 22 Unternehmensberatungen<br />

A 23<br />

B 24<br />

weiter bilden: Förderung der beruflichen<br />

Weiterbildung von Beschäftigten<br />

Weiterbildung in der Forschung: Wettbewerb<br />

Lebenslange wissenschaftliche Qualifizierung<br />

Volumen<br />

Anteil am<br />

Gesamtvolumen<br />

Dabei ist zu beachten, dass es auch „Mischprogramme“ gibt, die Komponenten mit und ohne<br />

Teilnahmebezug aufweisen (z. B. weiter bilden). Auch ist darauf hinzuweisen, dass die hier<br />

aufgeführten „G+2“-Programme volumenmäßig bereits <strong>im</strong> quantitativen <strong>Gender</strong> <strong>Budgeting</strong><br />

erfasst werden, hier also eine Schnittstelle zwischen qualitativem und quantitativem <strong>Gender</strong><br />

<strong>Budgeting</strong> besteht.<br />

Gelb markierte Programme wurden <strong>im</strong> vorliegenden Bericht analysiert. Blau markierte<br />

Programme ohne Teilnahmebezug werden von der <strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

beraten.<br />

46


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

6.2 VERZEICHNIS DER TABELLEN<br />

Tab. 1: Analysierte Programme und eingeschätzte Gleichstellungswirkung ........................................ 3<br />

Tab. 2: Typisierungsvorschlag: Rankingkategorien und deren Gewichtung ........................................ 5<br />

Tab. 3: Ausgewählte Programme zur modellhaften <strong>Analyse</strong> .................................................................. 8<br />

Tab. 4: Bildungsabschlüsse behinderter Frauen und Männer in Prozent (2005) in Prozent .............. 28<br />

Tab. 5: Berufsabschlüsse von Frauen und Männern mit Behinderung (2005) in Prozent ................... 28<br />

Tab. 6: Anzahl der Schüler/innen in Sozial- und Gesundheitsdienstberufen (Berufsfachschulen,<br />

Fachschulen und Schulen des Gesundheitswesens) <strong>im</strong> Schuljahr 2009/2010 ........................ 33<br />

Tab. 7: Personal nach Berufsabschluss am 15.12.2009 in ambulanten Pflegediensten (fünf<br />

häufigste von 20 Berufsabschlüssen) und Geschlecht (geschätzte Vollzeitäquivalente<br />

in Prozent) .................................................................................................................................... 34<br />

Tab. 8: Personal nach Berufsabschluss und Tätigkeitsbereich am 15.12.2009 in Pflegehe<strong>im</strong>en<br />

(fünf häufigste von 20 Berufsabschlüssen, in Prozent) ............................................................. 35<br />

Tab. 9: Zusammenschau der Ergebnisse und Gesamtrating der fünf analysierten Programme ........ 41<br />

47


<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Impressum<br />

Herausgegeben von der <strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

<strong>im</strong> Auftrag des Bundesministeriums <strong>für</strong> Arbeit und Soziales<br />

Autorin: Regina Frey<br />

Unter Mitarbeit von: Benno Savioli und Talke Flörcken<br />

Lektorat: Stefanie Auf dem Berge<br />

Berlin, Juni 2012<br />

<strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Lohmühlenstraße 65<br />

12435 Berlin<br />

Tel: +49 30 53 338-948<br />

E-Mail: office@esf-gleichstellung.de<br />

www.esf-gleichstellung.de<br />

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.<br />

Wenn Sie aus dieser Publikation zitieren wollen, dann bitte mit genauer Angabe der<br />

Herausgeberin, der Autorin, des Titels und des Stands der Veröffentlichung.<br />

© <strong>Agentur</strong> <strong>für</strong> Gleichstellung <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>

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