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Weltkrieg Hatzenport - Europeana 1914-1918

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<strong>1914</strong><br />

An Kriegsteilnehmern stellte die Gemeinde 54 Mann (3 Offiziere, 6 Unteroffiziere, 45 Gemeine). In<br />

den ersten Tagen des August <strong>1914</strong> entwickelte sich hierorts ein reges militärisches Leben. Aus den<br />

verschiedensten Teilen der Provinz meldeten sich die Landsturmpflichtigen zur Bildung einer<br />

Compagnie, die hier Waffen und Kleidung empfingen und hauptsächlich die Bewachung der<br />

Bahnstrecke von Cobern bis Carden zu versehen hatten. Der Knabenschulsaal war in den ersten<br />

Wochen der Compagnie als Schreibstube überwiesen; die Übungen der Landsturm-Comp. waren für<br />

alt und jung stets ein gern gesehenes Schauspiel. Die Spionenfurcht war in der ersten Zeit allgemein<br />

und gab Veranlassung zu manchen ergötzlichen Scenen. Von besonderem Interesse war den<br />

Dorfbewohnern die Beförderung der Truppen und des Kriegsmaterials durch die Moselbahn nach<br />

Frankreich. Zug auf Zug rollte gen Westen, die Wagen geschmückt mit Fähnchen, Blumen und<br />

Laubgewinde, geziert mit allerlei Sprüchen und Zeichnungen. Jubelnde Hurrarufe und brausende<br />

Vaterlandslieder bekundeten die fröhliche Stimmung der Soldaten und nicht selten war am Bahnhofe<br />

Gelegenheit geboten, die ausrückenden Truppen mit allerlei Liebesgaben zu erfreuen. Gern und<br />

freudig gaben die Einwohner Nahrungsmittel, Wein, Cigarren, Obst usw. zu diesem Zwecke her. Die<br />

Vereine des Dorfes wetteiferten in dem Bestreben, durch Geldüberweisung die Zwecke des Roten<br />

Kreuzes zu fördern, durch Senden von Liebespaketen die Feldgrauen des Heimatdorfes zu erfreuen,<br />

sowie die Angehörigen derselben hierselbst vor Sorge und Not zu schützen; bei einer Geldsammlung<br />

innerhalb des Dorfes wurden annähernd 1000 M gegeben. Die Befürchtung, daß sich während des<br />

Krieges bald bei den weniger bemittelten Einwohnern durch die Teurung der Lebensmittel und den<br />

Arbeitsmangel große Not einstellen werde, hat sich nicht bestätigt. Dank der Fürsorge des Staates<br />

und der Mildtätigkeit der Ortseingesessenen konnte aller Not vorgebeugt werden und durch die<br />

immer weitergreifende Einziehung diensttauglicher Männer entstand bald ein Mangel an<br />

Arbeitskräften. Welche Freude für das ganze Dörfchen, wenn ab und zu ein Feldgrauer zur<br />

Arbeitshilfe in Urlaub kam! Schon im Frühjahr 1915 konnte von der Neuanlage eines Weinberges<br />

nichts bemerkt werden. Trotzdem wurden die laufenden Weinbergsarbeiten erledigt und die zur<br />

Bekämpfung der Rebschädlinge notwendigen Mengen an Nicotin, Kupfervitriol und Schwefel von der<br />

Staatsverwaltung den Winzern zu ermäßigten Preisen zur Verfügung gestellt. Der Fleiß der Winzer<br />

wurde 1915 durch ziemlich viele und gute Trauben gelohnt, jedoch die Hoffnung, im Herbste die<br />

heimkehrenden Krieger mit diesem edlen Trunk begrüßen zu können, erfüllte sich nicht. Bis zum 1.<br />

Januar 1916 hatte sich die Zahl der aus hiesiger Gemeinde einberufenen Vaterlandsverteidiger auf<br />

120 erhöht.<br />

Zum Heeresdienste waren aus <strong>Hatzenport</strong> Männer 165 eingezogen, von denen 2 Mann mit<br />

dem Eis. Kreuz I. Klasse, Oberleutnant E. Moritz und Vizefeldw. Gödert, und 55 Mann mit dem E. K. II.<br />

Kl. Ausgezeichnet wurden.<br />

Am 15. Oktober 1916 wurde die Landsturmkomp., die die Bewachung der Bahnstrecke Cobern-<br />

Carden hatte, in mobilen Zustand gebracht. Das im selben Jahr von der Kirchengemeinde gekaufte<br />

Haus zur Niederlassung von Schwestern, wurde als Kaserne eingerichtet. Ferner wurden im Saale des<br />

Gasthauses zur Traube Schlafstätten für die Landsturmleute eingerichtet.<br />

Die Landsturmkompagnie <strong>Hatzenport</strong> wurde, da selbige nur mehr 1 Hauptmann, 1 Feldwebel, 1<br />

Vizefeldwebel, 2 Unteroffiziere und 30 Mann zählte, am 1. 2. 1917 nach Cochem verlegt und mit der<br />

dortigen II. Landsturmkomp. vereinigt. Die notwendigen Bahnwachen wurden von Cochem gestellt.


Im Dezember 1916 verwurstete der hiesige Kriegerverein ein 3 Zentner schweres Schwein. Jedem<br />

Kriegsteilnehmer <strong>Hatzenport</strong>s wurde als Weihnachtsgeschenk ein Paket mit Wurst und 1 Paket mit<br />

Zigarren zugesandt.<br />

Die Kälte in diesem Winter war sehr groß. Das Thermometer sank auf 21°. Die Mosel ging zu. 16 Tage<br />

lang, vom 5. II. - 21. II. 17 konnte man über die Mosel gehen und fahren.<br />

Die Kinder der hiesigen Schule zeichneten zur 6. Kriegsanleihe 35 200 M.<br />

Jakob Gödert erkrankte im Felde, kam ins Lazarett Stettin und starb nach langem Krankenlager am 7.<br />

7. 1917. Auf seinem Sterbebette hat er seiner Kompagnie und des hiesigen Kriegervereins gedacht,<br />

indem er ihnen je 100 M. vermachte.<br />

1917<br />

Am 30. Sept. 1917 fand die Reichtagswahl für die Kreise Mayen und Ahrweiler statt. In <strong>Hatzenport</strong><br />

wurde in der Knabenschule gewählt. Aufgestellt war der Professor Schmitz, Andernach. Derselbe<br />

erhielt hier 49 Stimmen.<br />

In den Tagen vom 26. - 31. August setzte ein gewaltiger Sturm ein. Vieles Obst wurde von den<br />

Bäumen geschüttelt, welches zu 10 M. pro Zentner verladen wurde.<br />

In diesem Jahre war hierorts, wie an der ganzen unteren Mittelmosel eine gute Weinernte. Der<br />

Sauerwurm trat nur in den minderen Lagen auf. Infolge des günstigen Wetters kamen die Trauben<br />

sehr früh in den Wein. So kam es, daß die Weinlese schon am 26. September begann. Selbst den<br />

ältesten Bewohnern <strong>Hatzenport</strong>s gedenkt es nicht, daß jemals die Weinlese im September war. Der<br />

Zentner Trauben kostete im Durchschnitt 110 M, ein noch nie dagewesener Preis.<br />

Auch die Obsternte fiel sehr reichlich aus. die Preise dafür sind vom Kriegsernährungsamt festgesetzt<br />

wie folgt: I. Gruppe: 40 M, II. Gruppe: 25 M, III. Gruppe: 20 M, IV. Gruppe (Schütteläpfel) 10<br />

M, Birnen 35 M, 20M, 8 M.<br />

Auf die 7. Kriegsanleihe wurden in <strong>Hatzenport</strong> 206 000 M gezeichnet. Davon zeichnete die Schule 28<br />

000 M. Von den Kindern der hiesigen Schule wurden in diesem Jahre gesammelt: 3,20 Zentner<br />

Kastanien, 1,20 Zentner Obstkerne, 2,50 Zentner Getreidekörner, 1,20 Zentner Teeblätter und einige<br />

Pfund Brennesseln.<br />

Ende November 1917 sammelten die Schulkinder das übriggebliebene Obst auf den Feldern, das zu<br />

80 M verkauft wurde. 50 M wurden davon dem Kriegerverein zur Verfügung gestellt, der auch in<br />

diesem Jahre unsern Kriegern Wurstpaketchen ins Feld schickte<br />

<strong>1918</strong><br />

Auf die 8. Kriegsanleihe wurden in <strong>Hatzenport</strong> 402 000 M gezeichnet. Die Schule zeichnete 8 400 M.


Von unseren Verbündeten verlassen und der Übermacht nicht gewachsen, mußten wir am 11. XI.<br />

<strong>1918</strong> die schweren Waffenstillstandsbedingungen annehmen. Unsere Krieger mußten wegen der<br />

gewaltigen Abgabe an rollendem Material und wegen der kurzgestellten Frist der Räumung über den<br />

Rhein zurückmarschieren. Ein Teil der 3.ten Armee und zwar die Heeresgruppe marschierte von<br />

Lutzerath kommend durch das Moseltal. Zum Empfang unserer tapfern Truppen war das Dorf festlich<br />

geschmückt. An jedem Hause wehten die Fahnen. Ehrenpforten waren errichtet mit der Schrift:<br />

„Willkommen ihr unbesiegten Helden!“ Ausgenommen die ersten und letzten Tage war stets hier der<br />

Divisionsstab einquartiert. Es kam vor, daß an einem Tage 1800 - 2000 Mann und 1000 Pferde<br />

einquartiert werden mußten. So mußten auch die 3 Schulsäle als Massenquartier dienen.<br />

Wohlgeordnet zogen die Truppen, ihre Musik voran, von Alt und Jung begrüßt, über den Rhein<br />

zurück. Nun sind sie fort! - Ihnen folgten schon nach 2 Tagen die Besatzungstruppen und zwar<br />

Amerikaner. Hierselbst sind 1 Major, 1 Hauptmann und 40 Leutnants und 270 Mann einquartiert. Die<br />

Truppen gehören dem 51. Pionier-Inf. Rgt. an. Dieselben sind in den Häusern untergebracht und<br />

schlafen alle in Betten. Verpflegt werden sie von der Kompanie. Die Küche nebst Vorratsraum<br />

befinden sich bei Joh. Probst II. Um 7 Uhr bzw. 6 Uhr des Morgens wird der Kaffee ausgegeben, um<br />

12 Uhr Mittagessen und um 4 Uhr Abendessen. 4.30 Uhr ist Appell. Dabei wird die amerikanische<br />

Flagge, die morgens gehißt wird auf dem Schulhof, heruntergenommen. Jeder Zivilist, der vorbeigeht,<br />

muß, sobald das Signal ertönt, stehen bleiben und die Kopfbedeckung abnehmen. In der ersten Zeit<br />

mußten die Truppen täglich Stunden exerzieren, während sie in der letzten Zeit sich nur im<br />

Scharfschießen übten. - Der Wirtschaftsbesuch war den Amerikanern nur gestattet von 5 - 7 Uhr und<br />

der Zivilbevölkerung von 11 bis 2 und von 5 - 10 Uhr. Am 1. Mai wurde die Kompagnie plötzlich nach<br />

Wengerohr verlegt. Seitdem ist <strong>Hatzenport</strong> ohne Besatzung. Bestrafungen sind hier keine<br />

vorgekommen.

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