Ein „Patriot“ und „Held“ aus Mainburg - Europeana 1914-1918
Ein „Patriot“ und „Held“ aus Mainburg - Europeana 1914-1918
Ein „Patriot“ und „Held“ aus Mainburg - Europeana 1914-1918
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Franz Kerscher , Waldheimplatz 22a, 81739 München, Tel: 6805371 E-mail: Franz.Kerscher@mnet-online.de<br />
<strong>Ein</strong> <strong>„Patriot“</strong> <strong>und</strong> <strong>„Held“</strong> <strong>aus</strong> <strong>Mainburg</strong><br />
Unteroffizier Thomas Kerscher<br />
Der Unteroffizier Thomas Kerscher war im bürgerlichen Beruf „Post Chauffeur“<br />
geb. …..... 1887; gefallen 28.10.<strong>1914</strong> mit 27 Jahren.<br />
Sohn vom Mühlenarzt Martin Kerscher in <strong>Mainburg</strong>.<br />
Militärdienst in Neuburg a. D.<br />
Offiziers<strong>aus</strong>bildung 1906-1908 2. Kompanie des 15. Infanterie Regiment<br />
(Leibregiment)<br />
Unteroffizier Thomas Kerscher<br />
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Erinnerung an die Dienstzeit<br />
Unteroffizier Thomas Kerscher<br />
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Heldentod am 28.10.<strong>1914</strong><br />
Der Todestag wird in diesem Blatt falsch angegeben; 28. Oktober <strong>1914</strong> ist das richtige<br />
Datum. Thomas Kerscher hat sich freiwillig für den 1. Weltkrieg gemeldet.<br />
Unteroffizier Thomas Kerscher<br />
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Mitteilung <strong>aus</strong> dem Felde<br />
Unteroffizier Thomas Kerscher<br />
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Brief an die Eltern vom 30. Oktober <strong>1914</strong><br />
Unteroffizier Thomas Kerscher<br />
Sehr geehrter Herr Kerscher!<br />
Péronne, den 30. Okt.<strong>1914</strong><br />
<strong>Ein</strong>e traurige, aber auch die<br />
schöne Pflicht des Kameraden macht<br />
es mir heute zur Aufgabe Ihnen zu<br />
schreiben. Wie ich von Ihrem Sohn,<br />
der beim Leib-Regiment gedient<br />
hat, erfahren habe, sind Sie der<br />
glückliche Vater, den mehrere Söhne ins<br />
Feld zu schicken vergönnt ist. Letzten<br />
Endes ist es ja nur zwecks Vaterlandes<br />
Nutz & Frommen <strong>und</strong>, wenn das<br />
geschieht, so geht’s einem selbst auch<br />
gut. Haben wir also Verluste zu beklagen,<br />
so haben wir selbst für<br />
uns selbst ein Opfer gebracht.<br />
Mit dem Gedanken bitte ich Sie<br />
meine weiteren Worte entgegenzunehmen.<br />
Unseren Kameraden, Ihren Sohn<br />
haben wir nur von den besten Seiten<br />
kennengelernt. Aber es ist<br />
ein merkwürdiges Verhängnis,<br />
ihn traf es zu rasch. Wir waren<br />
im Quartier, als einem Mann<br />
trotz seines vorschriftsmäßigen<br />
Verhaltens bei einer Ladestörung<br />
ein Schuß losging <strong>und</strong> Ihren<br />
Sohn traf. Trotz raschester Behandlung<br />
im Lazarett traten<br />
Nachblutungen ein, die ihn uns<br />
entrissen. In dem Bewußtsein,<br />
daß er in pflichtgetreuer Aus-<br />
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Unteroffizier Thomas Kerscher<br />
übung seines Amtes dahingegangen<br />
ist, mag Ihnen <strong>und</strong> Ihrer<br />
Frau Gemahlin ein großer Trost<br />
liegen. Es ist ihm nicht bestimmt<br />
gewesen, der Zahl der Opfer für<br />
unserer allgemeines Wohl nicht anzugehören.<br />
Dieser Gedanke <strong>und</strong> das<br />
Allheilmittel, die Zeit lasse Sie<br />
& Ihrer Frau in Frieden seiner gedenken,<br />
wie es auch wir seine<br />
sämtlichen Kameraden immer<br />
tun werden.<br />
Nochmals sagen wir alle<br />
Ihnen & Ihrer Frau unser innigstes<br />
Beileid <strong>und</strong> begrüßen Sie<br />
(unleserliche Schlußformel)<br />
Unt. Offz. & Kameraden<br />
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Brief an die Eltern vom 21. November <strong>1914</strong><br />
Unteroffizier Thomas Kerscher<br />
München, den 21. XI. 14.<br />
Sehr geehrter Herr Kerscher,<br />
Meine Karte, in welcher<br />
ich von der Verw<strong>und</strong>ung Ihres Sohnes<br />
Ihnen Mitteilung machte, wird jetzt schon<br />
in Ihren Händen sein. Herr Kerscher, seien<br />
Sie stark, um die folgenden Zeilen hinnehmen<br />
zu können.<br />
Am Donnerstag, den 22. Oktober<br />
ging das Freiwilligen Corps an die Front,<br />
um die alte Mannschaft abzulösen. Am<br />
Schützengraben angekommen, nahmen wir<br />
nach Ablösung dortselbst Stellung, in welcher<br />
wir 2 Tage verblieben. Dann wurden wir<br />
wieder abgelöst <strong>und</strong> bezogen unser<br />
Standquartier,<br />
welches in Péronne war. Am 25. Oktober früh 1h<br />
kamen wir in Péronne an. Nach einigen St<strong>und</strong>en<br />
Schlaf ging es an´s Gewehr- <strong>und</strong><br />
Uniformreinigen.<br />
Ihr Sohn hatte ein Zimmer im 1. Stock des<br />
H<strong>aus</strong>es, während die Leute seiner Gruppe<br />
zuebenen<br />
lagen. Während des Gewehrreinigens ging einem<br />
Freiwilligen das Gewehr los <strong>und</strong> die Kugel durchschlug<br />
die Decke. Unglücklicherweise stand Ihr<br />
Sohn gerade über dem Platze <strong>und</strong> die Kugel<br />
drang als Querschläger ihn in die Wade des<br />
linken Fußes, durchbohrte das Bein <strong>und</strong><br />
zersplitterte<br />
noch den Oberschenkelknochen. Thomas brach<br />
zusammen<br />
<strong>und</strong> wurde dann in das Kriegslazarett gebracht,<br />
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Unteroffizier Thomas Kerscher<br />
wo er verb<strong>und</strong>en wurde. Am demselben Tag<br />
besuchte ich ihn <strong>und</strong> blieb bei ihm 4 St<strong>und</strong>en.<br />
Dann mußte ich wieder fort <strong>und</strong> versprach ihm<br />
am nächsten Tag zu kommen. Leider konnte ich<br />
nicht mein Versprechen nicht einhalten, da ich<br />
nach Barleux mußte. Als ich am 27. Früh 8h<br />
ihn besuchen wollte, kam mir die Schwester<br />
mit Tränen in den Augen entgegen <strong>und</strong> sagte,<br />
daß er um 6 h schon gestorben sei. Die<br />
Schwester<br />
erzählte mir, daß Herr Kerscher um 6 h<br />
aufgewacht<br />
wäre, sie ging zu ihm, setzte sich auf das Bett<br />
<strong>und</strong> legte seinen Kopf an ihre Brust. Dabei<br />
sagte er zu ihr: „Schwester, heute Nacht habe ich<br />
so gut geschlafen, mir ist es jetzt so leicht“. Das<br />
waren seine letzten Worte, eine Lungenlähmung<br />
erlöste ihn von seinen Schmerzen. Ohne Kampf<br />
<strong>und</strong> Schmerzen schlummerte er ein.<br />
Durch eine Verletzung am Unterleib<br />
mußte ich ebenfalls in das Kriegslazarett,<br />
doch ging ich, bevor ich nach München zurücktransportiert<br />
wurde (am 11. November) an sein<br />
Grab, um Abschied von meinen lieben<br />
Kameraden<br />
zu nehmen. Beiliegende Blume ist von seinem<br />
Grab <strong>und</strong> übersende sie Ihnen als letztes Andenken<br />
von Ihren Sohn. Thomas liegt im Friedhof<br />
zu Péronne begraben.<br />
Empfangen Sie, werter Herr Kerscher,<br />
mein aufrichtiges Beileid über den schmerzlichen<br />
Verlust, der Sie betroffen hat.<br />
<strong>Ein</strong> Fre<strong>und</strong> Ihres Sohnes<br />
Gefr. Heinrich Freiherr Vogt v. Hunolstein<br />
München<br />
Maria Theresienstr. 32<br />
???????lazarett v. Schrenk-Hotzing<br />
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Grab von Thomas Kerscher in Péronne<br />
Zeitungsmeldung<br />
Unteroffizier Thomas Kerscher<br />
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Königlicher „Post Chauffeur“ in Bad Brückenau<br />
Vor dem Zweiten Weltkrieg war Thomas Kerscher als königlicher „Post Chauffeur“ in<br />
Bad Brückenau beschäftigt.<br />
Unteroffizier Thomas Kerscher<br />
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Gedenkplatte an der Hauptkraftwagenwerkstätte in Neuaubing<br />
Die Gedenkplatte ist in Neuaubing nicht mehr vorhanden.<br />
Unteroffizier Thomas Kerscher<br />
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