Sozialpädagogische Intensivgruppe - Albert Schweitzer Kinderdorf ...
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Beziehungsangebot der SozialpädagogInnen<br />
Das verlässliche Beziehungsangebot der SozialpädagogInnen ist getragen von Respekt,<br />
Wertschätzung und Annahme und durch klare Grenzsetzung und Kontrolle. Diese Haltungen,<br />
Werte und Normen dominieren das Beziehungsklima der Gruppe und schaffen damit die<br />
Basis für die Entwicklung von Vertrauen, Halt, Sicherheit und Orientierung. Im Sinne der<br />
doppelten Hilfestellung von entwicklungsbezogenen und deliktbezogenen Zielen ist der<br />
Blickwinkel der Pädagogen einerseits auf eine breite Förderung der Persönlichkeit und auf die<br />
Entwicklung alternativer Verhaltensweisen und Beziehungsmuster der Kinder und anderseits<br />
auf Kontrolle und Verhinderung erneuter sexueller Übergriffe gerichtet. Dabei werden die<br />
Jungen nicht auf ihre Symptome und Probleme reduziert, sondern mit ihren emotionalen und<br />
sozialen kindlichen Bedürfnissen und mit vielen Stärken und Potenzialen wahrgenommen.<br />
Eine schrittweise Erprobung neuer sozialer Kompetenzen geschieht im Aufbau von stabilen<br />
und korrigierenden Beziehungen zu Erwachsenen. Respektvoller und wertschätzender<br />
Umgang und das klare Einhalten von Grenzen wird von den Pädagogen vorgelebt. Durch die<br />
Entwicklung tragfähiger Beziehungen zu den pädagogischen MitarbeiterInnen werden neue<br />
Wege gangbar, die ein emotionales und kognitives Nachreifen ermöglichen. Sie bieten<br />
alternative Verhaltens- und Rollenmodelle an und üben diese mit den Jungen im Alltag.<br />
Soziales Lernen in der Gruppe<br />
Die Jungen kommen oft aus einer Umgebung, in der Abwertung, Beleidigung und<br />
Missachtung prägend waren. Deshalb ist der Aufbau neuer Kommunikationsformen und<br />
gewaltfreier Beziehungen zentrales Ziel. Die SozialpädagogInnen unterstützen und fördern<br />
einen wertschätzenden Umgang und eine positive Selbstwahrnehmung. Sie sensibilisieren die<br />
Jungen in der Wahrnehmung und Akzeptanz eigener und fremder Grenzen. Über die<br />
Fähigkeit zum Perspektivenwechsel und zur -übernahme kann sich allmählich Empathie<br />
entwickeln. Gelungene Formen der Beziehungsgestaltung werden verstärkt Verbale<br />
Abwertung und abschätziges Verhalten werden dagegen sofort gestoppt und reglementiert.<br />
Die schnellen Rückmeldungen der SozialpädagogInnen haben auch die Funktion, die<br />
Verzerrung von Selbst- und Fremdwahrnehmung abzubauen und realistischere Sichtweisen zu<br />
fördern. In den abendlichen Gruppensitzungen spielt die Selbstreflexion, die verbale<br />
Artikulation von Gefühlen und Standpunkten und das Feedbackgeben und -annehmen eine<br />
wichtige und stabilisierende Rolle. Methodisch werden außerdem u. a. Livespace-Interview,<br />
Einzelgespräche, Skulpturen, Rituale, Rollenspiele und das Phasenmodell eingesetzt.<br />
Die Beziehungen der Jungen untereinander stellen ein wichtiges soziales Lernfeld dar. Die<br />
Jungen sollen ihre legitimen Bedürfnisse nach Kontakt, Nähe, Angenommensein und<br />
Wertschätzung erleben und ausleben, ohne dabei sexuelle und körperliche Gewalt und Macht<br />
auszuüben. Die gleiche Symptomatik und die eigene Kenntnis von sexuell gewalttätigen<br />
Beziehungskonstellationen erhöht die Chance gegenseitiger Aufmerksamkeit und Korrektur.<br />
Die gruppendynamischen Prozesse und Rückmeldungen sind als wertvolles Korrektiv nicht<br />
hoch genug zu bewerten. Selbst- und Fremdwahrnehmung der Jungen werden in den<br />
Interaktionen geformt und verändert. Eingebettet in Alltagssituationen und über das<br />
Stufenmodell üben die Jungen Selbstkontrolle und die Übernahme von Eigenverantwortung.<br />
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