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Sportevents und Nachhaltigkeit - Die Olympischen ... - Eventkultur.lab

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Wuppertal,<br />

Juli 2005<br />

<strong>Sportevents</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

Kapitel 4: <strong>Sportevents</strong> <strong>und</strong> Umwelt<br />

– Projekt: <strong>Eventkultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> –<br />

Ein Projekt des<br />

Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH<br />

im Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen<br />

Döppersberg 19<br />

42103 Wuppertal<br />

Gefördert durch das BMBF im Rahmen des<br />

Forschungsprogramms<br />

„Nachhaltiges Wirtschaften – Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen neuer<br />

Produktnutzungsstrategien, Teil B: Bedürfnisfelder“<br />

Fördernummer: 01RN 0115<br />

Autor:<br />

Henning Wilts<br />

0202 2492 238<br />

henning.wilts@wupperinst.org<br />

1


Abstract der gesamten Studie<br />

<strong>Die</strong> Studie „<strong>Sportevents</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong>“ untersucht den ökonomisch wichtigsten<br />

Teilmarkt der Public Events, denn sowohl aus Sicht der Konsumenten als auch als<br />

Werbeträger für Unternehmen sind Sport-Events heute ein Massenmarkt mit<br />

Millardenumsätzen. Neben einem Überblick über die gesellschaftlichen Bedingungen, die für<br />

den Erfolg von Sport-Events von Bedeutung sind, <strong>und</strong> einer Klärung des Begriffs werden an<br />

den beiden Fallstudien Olympische Spiele <strong>und</strong> Fußball-Weltmeisterschaft 2006 exemplarisch<br />

die jeweiligen Marktdaten analysiert, die unterschiedlichen Akteure identifiziert <strong>und</strong> mögliche<br />

Verbindungen zur <strong>Nachhaltigkeit</strong> aufgezeigt.<br />

Der Zusammenhang zur <strong>Nachhaltigkeit</strong> ergibt sich zum einen aus dem<br />

Ressourcenverbrauch, der zwangsläufig mit solchen Mega-Events verb<strong>und</strong>en ist. Aber auch<br />

in der Kommunikation wird das Thema <strong>Nachhaltigkeit</strong> von <strong>Sportevents</strong> aufgegriffen. <strong>Die</strong><br />

Studie will zeigen, dass im Bereich <strong>Sportevents</strong> bereits erste Schritte zur <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

unternommen wurden, an denen sich die Eventwirtschaft orientieren kann. Für die Agenturen<br />

ergeben sich in diesem Segment noch erhebliche Potenziale. Dabei kommt den<br />

Stakeholdern eine besondere Rolle zu. Als ein zentrales Ergebnis zeigt sich, dass nicht die<br />

Kosten für den Ressourcen-Verbrauch sondern das Event-Image der entscheidende Hebel<br />

für die <strong>Nachhaltigkeit</strong> sein wird. <strong>Die</strong> untersuchten Fallbeispiele können als Best Practice<br />

dienen, weisen aber vor allem im instrumentellen Teil noch Lücken auf.<br />

2


<strong>Nachhaltigkeit</strong>saspekte von <strong>Sportevents</strong><br />

1 <strong>Nachhaltigkeit</strong>sverständnis<br />

Das Forschungsprojekt „<strong>Eventkultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong>“ beschäftigt sich aus zwei<br />

unterschiedlichen Perspektiven mit <strong>Nachhaltigkeit</strong> in Bezug auf Events. Zum einen geht es<br />

darum Events umweltverträglicher zu gestalten, der enorme Ressourcenverbrauch z.B. wird<br />

heute noch nicht ausreichend thematisiert <strong>und</strong> berücksichtigt. Zum anderen soll<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong> erlebnisreicher kommuniziert werden. Dafür ist u.a. Voraussetzung, dass ein<br />

Verständnis für die unterschiedlichen Potenziale kultureller <strong>und</strong> sozialer Art gefördert wird,<br />

die für <strong>Sportevents</strong> elementar sind.<br />

2 Ressourcenverbrauch<br />

Sportliche Großveranstaltungen sind stets mit hohen Stoffströmen in verschieden Bereichen<br />

verb<strong>und</strong>en (Abfall, Energieträger, Baumaterialien). Der Ort der Veranstaltung (Stadt, Land,<br />

Halle oder Open Air) spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Immer ergeben sich<br />

Schnittpunkte mit Umweltbelangen (Schemel 2000). <strong>Die</strong> Umweltbelastungen können dabei je<br />

nach Vorgehensweise in unterschiedlichen Kategorien erfasst <strong>und</strong> analysiert werden.<br />

<strong>Die</strong> Sportevent-Scorecard Ökologie (s. Kap. 3.3 der Studie) beschränkt sich dabei auf die<br />

Bereiche Verkehr, Energie <strong>und</strong> Abfall. Abgefragt wurden dazu die Maßnahmen <strong>und</strong><br />

Einschätzungen zu den Wirkungen in den Bereichen<br />

• Verkehr: Anwendung eines Verkehrskonzepts, Förderung des öffentlichen Verkehrs<br />

<strong>und</strong> Langsamverkehrs <strong>und</strong> Reduktion des motorisierten Individualverkehrs.<br />

• Energie: Anwendung eines Energiekonzepts <strong>und</strong> der daraus resultierenden<br />

Maßnahmen für den Verkehrsbereich <strong>und</strong> den Einsatz von Energie sparender<br />

Beleuchtung.<br />

• Abfall: Anwendung eines Abfallkonzepts mit Maßnahmen zur Abfallvermeidung<br />

(Getränke im Offenausschank, unverpackte Esswaren), der Einsatz von<br />

Abfalltrennsystemen oder recyclebarem Material, die Möglichkeit zur<br />

Abfallentsorgung (genügend <strong>und</strong> gut sichtbare Abfallbehälter) <strong>und</strong> die<br />

Aufrechterhaltung des Abfalldienstes während der Veranstaltung. Zudem soll die<br />

Abfallmenge durch den Veranstalter erhoben werden.<br />

• Landschaft: Mittels des Landschaftstools wird die Einwirkung der Veranstaltung auf<br />

die Landschaft untersucht. Daneben werden Maßnahmen wie gezielte<br />

Besucherlenkung, Wiederherstellen des Zustandes von vor der Veranstaltung<br />

3


(Behebung von Schäden), schonende Nutzung der Landschaft <strong>und</strong> Einbezug von<br />

Vertretern des Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutzes eruiert (vgl. KTI 2002).<br />

Andere Untersuchungen beziehen auch den Ressourcenverbrauch bei der Errichtung <strong>und</strong><br />

der Unterhaltung der notwendigen Infrastruktur mit ein (Jeanrenaud 1999, W<strong>und</strong>erle/Frey<br />

1999).<br />

Abb. 1: Ökologische Dimensionen der Sportevent-Scorecard<br />

Quelle: KTI 2002<br />

3 Kommunikative Potenziale<br />

Gerade bei Mega-Events haben aber auch soziale Aspekte der <strong>Nachhaltigkeit</strong> wie die<br />

Lebensqualität in der Stadt oder die Berücksichtigung der kulturellen <strong>und</strong> historischen<br />

Aspekte eine zunehmend wichtige Bedeutung (Greenpeace 2000, S. 5). <strong>Die</strong>ses Ziel einer<br />

integrierten nachhaltigen Sport-Großveranstaltung wurde erstmals bei der FIS Ski WM 2003<br />

in der Schweiz realisiert. Dort wurde die „Stärkung regionaler Identität, der Einbezug der<br />

Einwohner, ein neuer Gemeinschaftssinn im Oberengadin <strong>und</strong> die Handlungsoptionen<br />

zukünftiger Generationen“ (OK Ski WM et al. 2000) als Zielfunktionen realisiert.<br />

Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Organisationen <strong>und</strong> Veranstaltungen, die sich mit<br />

dem Thema „Sport-Events <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong>“ beschäftigen. So hat sich z.B. die Initiative<br />

„Oikos Olympos“ (Oikos 2003) das Ziel gesetzt, ein PR- <strong>und</strong> Event-Konzept zur Verbreitung<br />

des Leitbildes der <strong>Nachhaltigkeit</strong> zu entwickeln, das während der <strong>Olympischen</strong> Spiele in<br />

Athen umgesetzt wurde. Und auch auf internationaler Ebene wurden unter dem Motto<br />

"Partnerschaften für eine nachhaltige Entwicklung" in Turin am 2. <strong>und</strong> 3. Dezember 2003 bei<br />

der vom IOC <strong>und</strong> der UNEP durchgeführten V. Weltkonferenz zum Thema „Sport <strong>und</strong><br />

Umwelt“ klare Vorstellungen entwickelt, wie Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung künftig<br />

durch Sport gesichert werden könnten: Von Sponsor-Strategien bis hin zu Begrünung von<br />

4


Sport-Events, vom umweltfre<strong>und</strong>lichen Sportstätten-Design bis hin zur Rolle der Aktiven als<br />

Sprecher für die Umwelt <strong>und</strong> beispielhaften Modellen für die Entwicklung durch Sport (NOK<br />

2003).<br />

Lucas (2004) weist darauf hin, dass die <strong>Olympischen</strong> Spiele als Zusammentreffen<br />

unterschiedlichster Kulturen <strong>und</strong> Lebensumstände diese Aspekte einer nachhaltigen<br />

Entwicklung (Armut <strong>und</strong> Hunger, Recht auf Entwicklung, internationale Gerechtigkeit im<br />

Handel) nicht ausblenden dürfen. Im Gegenteil könnte die konsequente Thematisierung im<br />

„Kampf um Aufmerksamkeit“ zu einem wesentlichen Alleinstellungsmerkmal werden.<br />

5 Entwicklung des Umweltbewusstseins<br />

Seit Anfang der 90er Jahre sind ökologische, soziale <strong>und</strong> ökonomische Aspekte als Teile<br />

einer nachhaltigen Entwicklung immer mehr in den Fokus des öffentlichen Interesses<br />

geraten. Bei der Vergabe von sportlichen Großveranstaltungen der Dimension Olympischer<br />

Spiele sind nachhaltige Nutzungskonzepte daher heute essentieller Bestandteil einer<br />

erfolgreichen Bewerbungskampagne (s. Abb. 2):<br />

Abb. 2: Motto der <strong>Olympischen</strong> Spiele Sydney 2000<br />

Quelle: Greenpeace 2000<br />

„Sehr ernst nehmen die Planer die <strong>Nachhaltigkeit</strong> der Spiele in Frankfurt Rhein-Main. So<br />

sollen Olympia- <strong>und</strong> Pressedorf nach den Spielen als Wohnviertel nutzbar sein.<br />

Weiteres Beispiel dafür sind der Olympiapark Rebstock <strong>und</strong> das damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Leichtathletik-Stadion. Dessen Zuschauerkapazität soll nach den Spielen auf 20.000-30.000<br />

vermindert werden. Das Stadion wäre dann im "regulären" Sportbetrieb weiterhin zu nutzen.<br />

Zudem werde schon beim Bau der olympischen Gebäude auf Ökonomie, Ökologie <strong>und</strong><br />

soziale Verträglichkeit geachtet. Als wesentliche Ziele der <strong>Nachhaltigkeit</strong> definieren Jourdan<br />

<strong>und</strong> Weiss Energieeinsparung <strong>und</strong> Schadstoffreduzierung, intelligente Gebäudeplanung,<br />

energiesparende Gebäudetechnik statt Klimaanlage, optimaler Wärmeschutz, Verwendung<br />

von Regenwasser, beispielsweise für die WC-Spülung, <strong>und</strong> Umwelt <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitsgerechte Baustoffauswahl.) Für das Erreichen dieser Ziele setzt man auf<br />

alternative Energiequellen, wie Wind <strong>und</strong> Sonnenenergie, <strong>und</strong> auf modernste<br />

Fortbewegungsmittel, wie<br />

Elektrofahrzeuge. “ (Landessportb<strong>und</strong> Hessen 2002)<br />

Den <strong>Olympischen</strong> Spielen kam dabei grade wegen ihrer enormen Öffentlichkeitswirkung als<br />

weltgrößte Sportveranstaltung eine Vorreiterrolle zu. Seit den <strong>Olympischen</strong> Winterspielen<br />

1992 in Lillehammer, Norwegen, sind immer umfassendere Umweltmanagementsysteme<br />

entwickelt worden. 1995 wurde die IOC-Kommission „Sport <strong>und</strong> Umwelt“ gegründet, die die<br />

5


Exekutiv-Organe des IOC berät, die Mitglieder der olympischen Verbände in Kooperation mit<br />

der UNEP für eine nachhaltige Entwicklung sensibilisieren will <strong>und</strong> die Einhaltung von<br />

Umweltstandards bei den <strong>Olympischen</strong> Spielen selbst überwachen soll. 1999 wurde die<br />

Agenda 21 der olympischen Bewegung verabschiedet, die als Handlungsprogramm drei<br />

Bereiche abdecken soll: Verbesserung der sozio-ökonomischen Bedingungen, Bewahrung<br />

<strong>und</strong> Management der Ressourcen für eine nachhaltige Entwicklung sowie die Stärkung der<br />

Rolle von Frauen <strong>und</strong> Jugendlichen.<br />

"The International Olympic Committee (IOC) sees to it that the Olympic Games are held in<br />

conditions which demonstrate a responsible concern for environmental issues and<br />

encourages the Olympic Movement to demonstrate a responsible concern for environmental<br />

issues, takes measures to reflect such concern in its activities and educates all those<br />

connected with the Olympic Movement as to the importance of sustainable development."<br />

Rule 2, paragraph 13, Olympic Charter<br />

Das IOV veranstaltet regelmäßig internationale Konferenzen, die sich mit dem Thema<br />

„Sustainability through Sport“ beschäftigen (zuletzt Nov. 2004 in Togo). Dabei werden ganz<br />

konkrete Kampagnen wie z.B. ein Aufforstungsprogramm <strong>und</strong> Müllbeseitigungs-Aktionen<br />

r<strong>und</strong> um Sportstätten beschlossen.<br />

Eine besondere Rolle spielen die <strong>Olympischen</strong> Spiele aus der Perspektive der sozialen<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong> für den Behindertensport: Seit 1988 finden jeweils im Anschluss die<br />

Weltspiele der Behinderten statt, die Paralympics. Neben der behinderten-gerechten<br />

Bauweise der Sportstätten <strong>und</strong> der Infrastruktur (in Athen können Rollstuhlfahrer jetzt auch<br />

die Akropolis erklimmen) profitieren die behinderten Sportler von dem medialen Interesse,<br />

das sich noch wesentlich stärker als bei den Nicht-Behinderten auf dieses Event<br />

konzentriert. Der Respekt vor den sportlichen Leistungen soll so auch zu einer größeren<br />

Akzeptanz von Behinderten im Alltag führen.<br />

5.1 Sydney 2000<br />

Vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung war sicherlich die Olympiade 2000 in Sydney, bei<br />

der der Umweltschutz zu einem zentralen Thema wurde:<br />

"Das Internationale olympische Komitee ist entschlossen, die Umwelt als dritte Dimension für<br />

die Olympiade aufzunehmen, die ersten beiden sind Sport <strong>und</strong> Kultur."<br />

IOC Präsident Juan Antonio Samaranch, 1996<br />

6


<strong>Die</strong> Regierung von Australien <strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esstaat New South Wales (NSW) verpflichteten<br />

die Organisatoren der Olympiade in Sydney, bestimmte Umweltrichtlinien bei der Planung,<br />

dem Bau <strong>und</strong> der Durchführung einzuhalten:<br />

• Effiziente Energienutzung<br />

• Verwendung von erneuerbaren Energiequellen<br />

• Wasser sparende technische Einrichtungen<br />

• Größtmögliche Müllvermeidung <strong>und</strong> Verwertung<br />

• Schutz der Ges<strong>und</strong>heit durch geeignete Standards zur Reinhaltung der Luft-,<br />

Wasser- <strong>und</strong> Bodenqualität<br />

• Schutz der natürlichen <strong>und</strong> kulturellen Umgebung<br />

So wurden die gesamten <strong>Olympischen</strong> Spiele mit Strom aus erneuerbaren Energien<br />

versorgt, es waren autofreie Spiele, d.h. alle Sportveranstaltungen konnten mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln kostenlos erreicht werden, <strong>und</strong> es gab ein hoch entwickeltes Abfallnutzungs-<br />

u. Vermeidungssystem (SOCOG 1999). Viele der durchgeführten Einzelmaßnahmen lassen<br />

sich auf Events in einem anderen Maßstab übertragen, so z.B. die vollständige Verwendung<br />

des Bad- u. Küchenwassers für den Einsatz in den Gartenanlagen. Als unabhängiger<br />

Kontrolleur hat sich Greenpeace dafür ausgesprochen, das Umweltmanagement System von<br />

Sydney für alle <strong>Olympischen</strong> Spiele für verbindlich erklären zu lassen (About Australia 2004).<br />

5.2 Athen 2004<br />

Gemessen an den „Grünen Spielen“ von Sydney sind die <strong>Olympischen</strong> Spiele 2004 in Athen<br />

aus einer Perspektive der <strong>Nachhaltigkeit</strong> leider ein erheblicher Rückschlag. Gemessen an<br />

den Richtlinien für Sydney erreicht Athen in einer Untersuchung des WWF auf einer Skala<br />

von 0 bis 4 nur den enttäuschenden Wert von 0,77. Besonders schlecht schnitten die<br />

Bereiche Umweltplanung, Abfallwirtschaft, Wassersparen, umweltfre<strong>und</strong>liche Technologien<br />

<strong>und</strong> die Einhaltung von Umweltrechten <strong>und</strong> Landschaftsschutz ab. Insgesamt sei die Chance<br />

für die Ausrichtung umweltfre<strong>und</strong>licher Sommerspiele vertan worden. So habe man<br />

gr<strong>und</strong>legende ökologische Standards wie die Nutzung von Solarenergie <strong>und</strong> Recycling nur<br />

mangelhaft umgesetzt (Umweltdialog 2004). Greenpeace hält die <strong>Olympischen</strong> Spiele von<br />

Athen für so unökologisch, dass sie im Rennen um nachhaltige Spiele schon vorzeitig hätten<br />

disqualifiziert werden müssen.<br />

7


Abb. 3: Greenpeacekampagne zu den <strong>Olympischen</strong> Spielen 2004<br />

Quelle: Umweltdialog 2004<br />

• Statt der versprochenen 100%-Versorgung mit Grünem Strom betrug der tatsächliche<br />

Anteil an Strom aus erneuerbaren Energiequellen nur 0,002%.<br />

• Beim Bau der Sportanlagen wurde ausschließlich Holz ohne ökologische Siegel<br />

verwendet.<br />

• Zur Versorgung der erwarteten r<strong>und</strong> zwei Millionen Besucher <strong>und</strong> 16.000 Teilnehmer<br />

mit Getränken wurden nur Einweg-Kunststoffflaschen ausgegeben. Der gesamte<br />

Olympia-Müll landet jetzt wenige Kilometer entfernt auf einer offenen Deponie.<br />

Auch aus der Perspektive einer nachhaltigen Stadtentwicklung bleibt Athen deutlich hinter<br />

vorbildlichen Konzepten wie denen von Barcelona 1992 oder Sydney 2000 zurück (NZZ<br />

2003). <strong>Die</strong>s ist um so erstaunlicher, als sich das griechische Organisationskomitee noch im<br />

Juli 2002 in Zusammenarbeit mit der UNEP auf ein „Memorandum of Understanding“ einigte,<br />

in dem ökologische Standards festgelegt wurden, die bereits damals hinter den<br />

ursprünglichen Plänen der Athener Olympia-Bewerbung zurückblieben. Generell wird der<br />

Eindruck erweckt, dass die Bemühungen um nachhaltige Spiele auf ein Minimum reduziert<br />

wurden, bedingt durch die aufgr<strong>und</strong> der planerischen Mängel <strong>und</strong> der gestiegenen<br />

Sicherheitsanforderungen enorm gestiegenen Kosten. Vorläufige Schätzungen gehen von<br />

einer Verdoppelung der ursprünglich kalkulierten Kosten auf 10 Mrd. Euro aus, was den<br />

griechischen Staatshaushalt in erhebliche Schwierigkeiten bringt. Um der Debatte um diese<br />

Probleme entgegenzuwirken werden die Wohnungen im <strong>Olympischen</strong> Dorf an bedürftige<br />

Familien verlost (FR 2004).<br />

5.3 Peking 2008<br />

Trotzdem sich die <strong>Olympischen</strong> Sommerspiele derzeit noch in den ersten Vorbereitungen<br />

befinden, ist bereits absehbar, dass sie sich zu einem Gradmesser für die Verbindung von<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>und</strong> Olympia entwickeln werden. <strong>Die</strong> Wahl Pekings zum Austragungsort war<br />

international hoch umstritten; sowohl das Europäische Parlament als auch das US-<br />

Repräsentantenhaus sprachen sich in Deklarationen offen gegen Peking aus, bzw. machten<br />

ihre Zustimmung von erheblichen politischen Zusagen abhängig (European Commission<br />

8


2001). <strong>Die</strong> Kontroversen bezogen sich vor allem auf zwei explizite Themen der<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>:<br />

Zum einen wurde auf die Umweltverschmutzung in Peking hingewiesen, denn Peking gilt als<br />

eine der dreckigsten Städte weltweit. Man befürchtete, dass sich die Sportler<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Risiken aussetzen würden, wenn sie unter diesen Bedingungen antreten<br />

müssten. Das Olympische Komitee Chinas hat diese Bedenken offensiv aufgegriffen <strong>und</strong><br />

den Umweltschutz zu einem Kernthema der Bewerbung gemacht (Beijing 2008. Green<br />

Olympics – Themes and Guidelines 2005). Befürworter sehen hier die Chance, den<br />

Gedanken der <strong>Nachhaltigkeit</strong> durch Olympische Spiele in Ländern <strong>und</strong> Städten zu<br />

verankern, wo dieser bisher nur eine untergeordnete Rolle spielt.<br />

Zum anderen wird das Thema Menschenrechte in China sehr unterschiedlich diskutiert.<br />

Kritiker sehen die Spiele als eine Art Belohnung für ein Regime, das auf Menschenrechte nur<br />

wenig Rücksicht nimmt <strong>und</strong> vergleichen die Entscheidung mit der Vergabe 1936 an die Nazis<br />

nach Berlin. <strong>Die</strong>sem Argument wird wiederum vorgeworfen, dass die Spiele zu einer<br />

deutlicheren Verbesserung der Menschenrechtssituation führen könnten, da China nun<br />

zwangsläufig in den Fokus der Öffentlichkeit gerät. Als konkretes Beispiel dürfte hier die<br />

Verringerung der Kriegsgefahr zwischen China <strong>und</strong> Taiwan genannt werden.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist es bisher nicht gelungen, bestimmte <strong>Nachhaltigkeit</strong>s-Standards für alle<br />

Durchführungsträger Olympischer Spiele festzuschreiben. <strong>Die</strong> jeweiligen Städte <strong>und</strong><br />

Organisationskomitees sind zwar verpflichtet, Umweltpläne vorzulegen,<br />

Maßnahmenkataloge zu entwerfen <strong>und</strong> Aktionspläne zu skizzieren. Deren Inhalte werden<br />

aber nur äußerst unpräzise vorgegeben (IOC 2004). Durch den Vierjahresrhythmus<br />

erschwert sich die Festlegung technischer Standards. Dennoch könnten zumindest die<br />

Zieldimensionen konkretisiert werden.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist es bisher nicht gelungen, bestimmte <strong>Nachhaltigkeit</strong>s-Standards für alle<br />

Durchführungsträger Olympischer Spiele festzuschreiben. <strong>Die</strong> jeweiligen Städte <strong>und</strong><br />

Organisationskomitees sind zwar verpflichtet, Umweltpläne vorzulegen,<br />

Maßnahmenkataloge zu entwerfen <strong>und</strong> Aktionspläne zu skizzieren. Deren Inhalt wird aber<br />

nur äußerst unpräzise vorgegeben (IOC 2004). Durch den Vierjahresrhythmus ist die<br />

Festlegung technischer Standards allerdings auch schwierig, trotzdem könnten zumindest<br />

die Zieldimensionen konkretisiert werden.<br />

9


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