+ PDF (1) - Evangelische Kirche Saar
+ PDF (1) - Evangelische Kirche Saar
+ PDF (1) - Evangelische Kirche Saar
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />
Turbulente Entwicklungen beschäftigten die JUGENDBERUFSHILFE<br />
im Bereich der Maßnahmen im Übergang Schule-Beruf<br />
Umstrukturierungsmaßnahmen<br />
gelungen<br />
Die Abteilung JUGENDBERUFSHILFE im<br />
DIAKONISCHEN WERK AN DER SAAR stellt<br />
einen umfassenden Maßnahmeverbund zur<br />
beruflichen Eingliederung Jugendlicher, junger<br />
Erwachsener und Langzeitarbeitsloser dar.<br />
Ihren Anfang hatte die Arbeit der Abteilung<br />
JUGENDBERUFSHILFE im Projekt Jugendarbeitslosigkeit,<br />
das 1975 erstmals einen Hauptschulabschlusskurs<br />
für arbeitslose Jugendliche<br />
anbot.<br />
Um der sich manifestierenden Jugendarbeitslosigkeit<br />
adäquat zu begegnen, wurden sukzessive<br />
die Arbeitsbereiche Jugendberatung, Berufsvorbereitung,<br />
Vermittlung in Ausbildung und Begleitung,<br />
Ausbildung für Lernbehinderte, Jugendarbeit,<br />
Erwachsenenberatung sowie niederschwellige<br />
und qualifizierende Beschäftigung entwickelt.<br />
Alle Maßnahmen der JUGENDBERUFSHILFE<br />
richten sich überwiegend an Menschen, die aufgrund<br />
ihrer sozialen Herkunft, ihres Geschlechts<br />
und/oder fehlender schulischer und beruflicher<br />
Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt keine oder<br />
unzureichende Chancen haben. In Anbetracht<br />
der Bedeutung von Erwerbsarbeit für die gesellschaftliche<br />
Teilhabe verfolgen alle Maßnahmen<br />
der JUGENDBERUFSHILFE das Ziel einer dauerhaften<br />
beruflichen Eingliederung als Grundvoraussetzung<br />
für ein eigenständiges, selbstverantwortliches,<br />
materiell abgesichertes Leben.<br />
„Du schaffst das“ – so lautet der<br />
ermutigende Titel des saarländischen<br />
Modellprojektes, das<br />
seit 2007 Hauptschülerinnen<br />
und Hauptschüler frühzeitig auf<br />
den Übergang von der Schule in<br />
den Beruf vorbereiten will. Dabei<br />
geht es zunächst darum, die<br />
Quote der Jugendlichen ohne Abschluss<br />
zu reduzieren und darüber<br />
hinaus durch eine frühe Berufsorientierung<br />
die Chancen auf<br />
einen Ausbildungsplatz zu verbessern.<br />
Deshalb wird in Reformklassen<br />
ab Klasse 7 mit veränderten<br />
Unterrichtsmethoden und<br />
praktischen Bezügen zur Arbeitswelt<br />
versucht, die Lernmotivation<br />
der Schülerinnen und Schüler<br />
im Hinblick auf das Erreichen<br />
des Hauptschulabschlusses (HSA)<br />
zu erhöhen und gleichzeitig berufliche<br />
Perspektiven zu entwickeln.<br />
Die verbesserte Lehrerausstattung<br />
sowie der Einsatz von so genannten<br />
Sozialcoaches für die sozialpädagogische<br />
Betreuung sind<br />
ebenso Bestandteil des Modellversuches<br />
wie die Berufsorientierung.<br />
Parallel dazu wird im Rahmen<br />
des Modellprojektes für Jugendliche,<br />
die im letzten Jahr ihrer allgemeinen<br />
Schulpflicht keine Aussicht<br />
haben, den Hauptschulabschluss<br />
zu erreichen, die Werkstattschule<br />
an berufsbildenden<br />
Schulen angeboten. Auch hier<br />
werden Schülerinnen und Schüler<br />
über projektorientierte Unterrichtsmethoden<br />
auf das Bestehen<br />
der HSA-Prüfung vorbereitet,<br />
über sozialpädagogische Begleitung<br />
in ihrer persönlichen Entwicklung<br />
gefördert und in der beruflichen<br />
Orientierung unterstützt.<br />
Sowohl in den Reformklassen<br />
als auch in den Werkstattschulen<br />
gilt der Anspruch, den Ju-<br />
gendlichen ausgehend von vorhandenen<br />
Kompetenzen individuell<br />
passende Entwicklungsmöglichkeiten<br />
zu bieten. Damit wird im<br />
pädagogischen Sinne der wichtige<br />
Schritt getan, nicht mehr länger<br />
die Schwächen, dafür vielmehr<br />
die Stärken in den Mittelpunkt<br />
des schulischen Geschehens<br />
zu stellen. So erhält auch der<br />
Titel des saarländischen Modellvorhabens<br />
„Du schaffst das“ seine<br />
programmatische Berechtigung.<br />
Verzahnung allgemeiner<br />
und beruflicher Bildung<br />
Aber nicht nur im Hinblick auf<br />
den pädagogischen Zugang beschreitet<br />
das saarländische Modell<br />
neue Wege. Das Bildungsministerium<br />
und die Bundesagentur<br />
für Arbeit haben sich hier erstmalig<br />
zusammengetan, um gemeinsam<br />
dafür Sorge zu tragen, dass<br />
für die auf dem Ausbildungsmarkt<br />
benachteiligten Hauptschülerinnen<br />
und -schüler der Übergang<br />
in den Beruf besser gelingen kann.<br />
In Anbetracht der demographischen<br />
Entwicklung und<br />
des zu erwartenden Facharbeitermangels<br />
soll kein junger<br />
Mensch verloren gehen.<br />
Angesichts des enormen Problemdrucks<br />
findet somit erstmals<br />
der Versuch einer frühzeitigen Verzahnung<br />
allgemeiner und beruflicher<br />
Bildung statt. Möglich wurde<br />
dies durch den neuen arbeitsmarktpolitischen<br />
Fokus auf frühzeitige<br />
Berufsorientierung, den der<br />
Gesetzgeber im Rahmen des Sozialgesetzbuches<br />
III (kurz SGB<br />
III) eingeführt hat, und damit der<br />
Bundesagentur neben der BerufsberatungFördermaßnahmen<br />
zur Vertieften Berufsorientierung<br />
noch während der allgemein<br />
bildenden Schulpflicht erlaubt.<br />
Im Hinblick auf die Unterschiedlichkeit<br />
der verschiedenen Systeme<br />
hat hier eine nicht einfache<br />
strukturelle Entwicklung begonnen.<br />
Insofern könnte „Du<br />
schaffst das“ auch als Ermutigung<br />
an die verschiedenen Akteure<br />
verstanden werden, das<br />
strukturelle Novum als besondere<br />
Herausforderung anzunehmen.<br />
Das DWSAAR<br />
„schafft mit“<br />
Die Abteilung JUGENDBERUFS-<br />
HILFE ist an der Umsetzung des<br />
Modellversuches „Du schaffst das“<br />
beteiligt. In den Werkstattschulen<br />
sind seit Herbst 2007 sechs Sozialarbeiterinnen<br />
und Sozialarbeiter<br />
an zunächst vier und seit dem<br />
Schuljahr 2008/2009 an den drei<br />
Berufsbildungszentren in Neunkirchen,<br />
Völklingen und <strong>Saar</strong>louis tätig.<br />
Seit Anfang 2008 wirken Mitarbeitende<br />
des DWSAAR in den Reformklassen<br />
der Erweiterten Realschulen<br />
in Neunkirchen, Völklingen,<br />
<strong>Saar</strong>louis, Merzig und der<br />
Gesamtschulen in <strong>Saar</strong>brücken<br />
und Bexbach als Bildungsbegleiter<br />
mit. Mit dem 2. Jahrgang der Reformklassen<br />
wurde das Personal<br />
aufgestockt und insgesamt sechs<br />
Sozialarbeiter und handwerkliche<br />
Anleiter in Teilzeit eingesetzt. Neben<br />
der individuellen Begleitung<br />
der Jugendlichen sind wesentliche<br />
Schwerpunkte der Arbeit die Kompetenzfeststellung<br />
sowie die Netzwerkarbeit<br />
zur Zusammenführung<br />
der verschiedenen Akteure.<br />
Dabei ist es spannend zu erleben,<br />
wie alle Beteiligten dabei dazulernen.<br />
Dass sich die Mühe lohnt,<br />
zeigen erste Ergebnisse sowie die<br />
positiven Einschätzungen. So haben<br />
im ersten Durchgang 72 Prozent<br />
der beteiligten Werkstattschüler<br />
trotz schlechter Prognose ihren<br />
Hauptschulabschluss im ersten<br />
Durchgang, also regulär zum Abschluss<br />
ihrer allgemein bildenden<br />
Schulpflicht, erwerben können.<br />
Berufsorientierung wird<br />
eigenständiges Arbeitsfeld<br />
Mit der Beteiligung am Modellversuch<br />
„Du schaffst das“ ist in<br />
der JUGENDBERUFSHILFE ein<br />
neues Arbeitsfeld entstanden. Be-<br />
reits seit Mitte 2007 wurde mit<br />
einem modularen Konzept „Vertiefte<br />
Berufsorientierung“, das von<br />
der Agentur für Arbeit Neunkirchen<br />
in Auftrag gegeben und vom<br />
Jugendhilfeträger zusammen mit<br />
dem DWSAAR an den zehn allgemein<br />
bildenden Schulen im Landkreis<br />
Neunkirchen umgesetzt, dafür<br />
der erste Schritt getan. Nachdem<br />
dieses Angebot äußerst positiv<br />
aufgenommen worden war,<br />
fand im Schuljahr 2008/2009<br />
eine inhaltliche Weiterentwicklung<br />
sowie eine Ausweitung angepasst<br />
an die unterschiedlichen<br />
Bedarfslagen der Schulen statt.<br />
Im Landkreis <strong>Saar</strong>louis wurde im<br />
gleichen Zeitraum das Projekt Beruforientierung<br />
in der Sekundarstufe<br />
I, (BOSEK) im Rahmen des<br />
Aktionsprogramms zur Bekämpfung<br />
der Jugendarbeitslosigkeit<br />
durch die „Erweiterte vertiefte Berufsorientierung“<br />
ergänzt und<br />
durch das DWSAAR sowie weitere<br />
freie Träger durchgeführt.<br />
Im Regionalverband <strong>Saar</strong>brücken<br />
wurde nach aufwändigen<br />
Verhandlungen unser Konzept<br />
von der Arbeitsagentur angenommen<br />
und in Kooperation mit dem<br />
Jugendamt an insgesamt sieben<br />
Schulen, davon erstmalig<br />
drei Förderschulen, umgesetzt.<br />
Ein weiterer Baustein in diesem<br />
Feld bot sich Ende 2008 mit der<br />
bundesweiten Ausschreibung der<br />
Bundesagentur zum Programm<br />
der Berufseinstiegsbegleiter. Die<br />
Berufseinstiegsbegleitung ist insbesondere<br />
gedacht für Hauptschülerinnen<br />
und Hauptschüler mit besonderem<br />
Förderbedarf im Übergang<br />
von der Schule in den Beruf<br />
ab Klasse 8 bis ein halbes Jahr<br />
nach Ausbildungsbeginn. Das DW-<br />
SAAR bekam im Februar 2009<br />
den Zuschlag für die Gesamtschule<br />
Neunkirchen und die Erweiterte<br />
Realschule II in Homburg mit zwei<br />
Sozialarbeitern und einer handwerklichen<br />
Anleiterin in Teilzeit.<br />
Die 2. Chance<br />
für Schulverweigerer<br />
Ebenfalls neu begonnen hat im<br />
September 2008 das vom Europäischen<br />
Sozialfonds geförderte<br />
Bundes-Projekt „2. Chance“ im<br />
Regionalverband <strong>Saar</strong>brücken.<br />
Ziel ist es, Schulverweigerer in die<br />
Schule zurückzuführen. Ähnlich<br />
wie in der bewährten „ANLAUF-<br />
Stelle“ in <strong>Saar</strong>louis wird mit Jugendlichen<br />
gearbeitet, bei denen<br />
die schulinternen Maßnahmen<br />
nicht wieder zu einem regelmäßigen<br />
Schulbesuch führen. Die<br />
„2. Chance“ übernimmt mit 2,5<br />
Stellen die aufsuchende Arbeit,<br />
die Ermittlung des individuellen<br />
Hilfebedarfes sowie die Begleitung<br />
bei den erforderlichen Schritten<br />
zur Rückkehr in die Schule<br />
oder alternative Fördermaßnahmen<br />
sowie die Strukturentwicklung.<br />
Auch dies ist frühzeitige Jugendberufshilfe,<br />
führt eine gescheiterte<br />
Schulkarriere doch unweigerlich<br />
in die Berufs- und Arbeitslosigkeit.<br />
Der 2. saarländische<br />
Kinder- und Jugendbericht<br />
hatte sich bereits 2004 insbesondere<br />
mit der Schulverweigerung<br />
an saarländischen Schulen auseinander<br />
gesetzt, ohne jedoch konkrete<br />
Maßnahmen auszulösen.<br />
Erst mit Hilfe der zusätzlichen<br />
Gelder aus neuen Programmen<br />
wurden Handlungsempfehlungen<br />
weiterentwickelt und in die Praxis<br />
umgesetzt.<br />
Jugendberufshilfe<br />
im Trend<br />
Die Abteilung JUGENDBERUFS-<br />
HILFE konnte 2008 an zahlreichen<br />
spannenden Entwicklungen<br />
mitgestalten. Befriedigend<br />
war insbesondere die Tatsache,<br />
dass viele inhaltliche Grundprämissen<br />
der Arbeit mit benachteiligten<br />
Jugendlichen, von denen<br />
die Mitarbeitenden schon lange<br />
überzeugt waren und die häufig<br />
nur mit viel Mühe - wenn überhaupt<br />
- bei den Zuschussgebern<br />
durchzusetzen waren, nun<br />
im „Mainstream“ als Regelangebot<br />
finanziert umgesetzt wurden.<br />
Dazu zählen insbesondere<br />
der frühzeitige Beginn der beruflichen<br />
Orientierung, das Herstellen<br />
praktischer Bezüge, das<br />
Lernen in Projekten, die Verzahnung<br />
von allgemeiner und beruflicher<br />
Bildung, die integrierte sozialpädagogische<br />
Begleitung, der<br />
ressourcenorientierte Ansatz, das<br />
Zusammenwirken der verschiedenen<br />
Akteure, Einbeziehung der<br />
29