+ PDF (1) - Evangelische Kirche Saar
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Jahresbericht<br />
20082009<br />
DIAKONISCHES WERK<br />
AN DER SAAR
I N H A L T S V E R Z E I C H N I S<br />
VORWORT<br />
OFFENE SOZIALE ARBEIT<br />
JUGENDBERUFSHILFE<br />
JUGENDHILFEVERBUND<br />
ZENTRALE DIENSTE<br />
VERBINDUNGSSTELLE<br />
02 Udo Blank, Diakoniepfarrer<br />
03 Eine soziale Gesellschaft schaffen, Wolfgang Biehl, Geschäftsführer<br />
05 Das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR, gGMBH<br />
06 Brücken bauen, statt Barrieren aufzurichten<br />
08 Körper und Geist trainieren<br />
09 Ein Lebensthema mit vielen Facetten<br />
11 Singen und bewegen, trommeln und klatschen<br />
12 Den Eltern Sicherheit vermitteln<br />
13 „Wichtig ist, immer ein Ziel vor Augen zu haben“<br />
14 Blick in die Statistik<br />
15 Die Erziehungskompetenz stärken<br />
17 „Viele können weder lesen noch schreiben“<br />
18 Im Kern des demokratischen Europas<br />
19 „Stimmenvielfalt“ über Kultur und Sprachgrenzen hinweg<br />
20 Kinder fördern statt frustrieren<br />
22 Schule wird zum Erlebnisort<br />
23 Den Alltag organisieren und Ressourcen aktivieren<br />
24 Alle kamen an einen Tisch<br />
25 „Meine Zeit sinnvoll verbringen“<br />
25 Sozialpolitischer Rückschritt<br />
28 Umstrukturierungsmaßnahmen gelungen<br />
32 Die „zweite Chance“ nutzen<br />
33 Jugendliche sollen zu Wort kommen<br />
34 Blick in die Statistik<br />
35 Drei Tage Praxisorientierung motiviert<br />
36 Landesbester mit Durchschnitt 1,57<br />
38 Hilfe für Jugendliche mit Anlaufschwierigkeiten<br />
39 Erfolgreiches Praktikum im Hotel<br />
41 Stark werden für die Bühne des Lebens<br />
42 „Zum ersten Mal wieder ernst genommen“<br />
44 Finanzielle Lücke geschlossen<br />
48 Parteilich für Qualitätsentwicklung<br />
52 Warum Wasser weh tun kann<br />
54 Über Kreativität zu Stabilität<br />
55 Lernen kann wirklich Spaß machen<br />
56 Eine Reise zu sich selbst<br />
58 Gesund, phantasievoll und preiswert<br />
59 Blick in die Statistik<br />
60 Wenn der Uhu Schuhu lebendig wird<br />
64 „Zentrale Zukunftsaufgabe“<br />
66 Nun ist das Team wieder komplett<br />
66 Das DWSAAR beim Firmenlauf in Dillingen<br />
67 Eine „Lebendige Bibliothek“ mit Menschen aus der Arbeit<br />
68 Goldenes Kronenkreuz verliehen<br />
70 Herausforderung für die Diakonie<br />
72 Qualitätsentwicklung wird vorangetrieben<br />
76 Fortbildung für Erzieherinnen und Erzieher in Kindertageseinrichtungen
V O R W O R T<br />
Jesus Christus spricht:<br />
„Was bei den Menschen<br />
unmöglich ist, das ist bei<br />
Gott möglich.“ (Lukas 18,27) Jahreslosung 2009<br />
Liebe Freundinnen und Freunde der<br />
Diakonie,<br />
in diesem Satz aus dem Lukasevangelium<br />
begegnen wir einem der<br />
Kernthemen der Diakonie. Jesus antwortet<br />
auf die Frage, wer denn angesichts<br />
ungerechter Lebensverhältnisse<br />
überhaupt selig werden könne.<br />
Die Spannung zwischen Armut und<br />
Reichtum ist für ihn unvereinbar mit<br />
einem gerechten und gelingenden,<br />
also gottgefälligen Leben.<br />
Dabei begegnen uns solche Verhältnisse<br />
in der Arbeit der Diakonie tagtäglich.<br />
Armut in all ihren Ausprägungen<br />
und Schattierungen nimmt in unserem<br />
Land zu. Tafelprojekte, Kleiderkammern,<br />
Möbelbörsen, Wärmestuben<br />
gehören mittlerweile zur festen<br />
sozialen Infrastruktur in vielen<br />
Kommunen. Was zum einen gelingende<br />
Hilfeformen sind, ist zum andern<br />
ein deutliches Kennzeichen für<br />
das Auseinanderbrechen einer Gesellschaft.<br />
Die Diakonie stellt sich<br />
diesen Herausforderungen, ist aber<br />
zugleich tief besorgt über die weitere<br />
Entwicklung. Allein mit tagtäglichen<br />
Hilfen ist der Not nicht zu begegnen.<br />
Es bedarf grundsätzlicher<br />
und tiefgreifender politischer Maßnahmen<br />
mit dem Ziel, sich einer gerechten<br />
Verteilung wieder anzunähern.<br />
Andernfalls sind vor allem die<br />
Kinder und Jugendlichen unter uns<br />
und nach uns die Leidtragenden, da<br />
vielen von ihnen durch Armut und<br />
Ausgrenzung der Weg in ein selbst<br />
bestimmtes Leben von Anfang verwehrt<br />
wird.<br />
„Von allen zur Armut beitragenden<br />
Faktoren schlägt mangelnde Bildung<br />
am deutlichsten durch.“(Gerechte<br />
Teilhabe – Befähigung zu Eigenverantwortung<br />
und Solidarität – Eine<br />
Denkschrift des Rates der EKD zur<br />
Armut in Deutschland, 2006, S.61)<br />
Mit dieser Feststellung weist der Rat<br />
der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> Deutsch-<br />
lands auf die Notwendigkeit hin, die<br />
Armut auch durch intensive Förderung<br />
von Bildung zu bekämpfen. Nur<br />
so erhalten unsere Kinder und Jugendlichen<br />
echte Chancen zur Teilhabe.<br />
Das DIAKONISCHE WERK AN DER<br />
SAAR hat sich in seinem Bemühen,<br />
Armut zu bekämpfen insbesondere<br />
dem Thema Bildung für Benachteiligte<br />
zugewandt. Sie werden in diesem<br />
Bericht viel erfahren über das WERK<br />
als Träger von Bildungsmaßnahmen<br />
in Form von Qualifizierungen, Berufsausbildungen,Unterstützungsmaßnahmen<br />
für Schülerinnen und Schüler,<br />
schulbegleitenden Aktivitäten, Integrationskursen,<br />
Familienbildung<br />
bis hin zur Erziehungsberatung. Wir<br />
möchten die notwendige Bildung und<br />
Ausbildung gerade für benachteiligte<br />
Zielgruppen vermitteln. Daneben<br />
wollen wir Rahmenbedingungen in<br />
Familien, Schulen und bei persönlichen<br />
Haltungen schaffen, die gelingende<br />
Bildungsarbeit ermöglichen.<br />
Das ist eine gewaltige Aufgabe, die<br />
einen manchmal zu überfordern<br />
droht. Darum wollen wir uns auch<br />
nicht von der Frustration eines Sisyphus<br />
bremsen lassen, sondern setzen<br />
unser Vertrauen auf die Verheißung,<br />
dass bei Gott Dinge möglich<br />
sind, die unsere Grenzen überschreiten.<br />
Viele haupt-, neben- und ehrenamtlich<br />
Mitarbeitende im DIAKONI-<br />
SCHEN WERK AN DER SAAR arbeiten<br />
an diesem Ziel mit großem<br />
Engagement und Einsatz mit. Dafür<br />
gebührt ihnen Dank.<br />
Ende 2008 waren im DIAKONI-<br />
SCHEN WERK AN DER SAAR 616<br />
Mitarbeitende beschäftigt. Einige davon<br />
sind im Laufe des Jahres hinzugekommen.<br />
Hier möchte ich stellvertretend<br />
Martin Heß erwähnen, der<br />
am 1. Juli die Leitung der Abteilung<br />
OFFENE SOZIALE ARBEIT übernommen<br />
hat.<br />
Unsere Arbeit ist aber nur möglich,<br />
weil wir zahlreiche Partner und Freunde<br />
haben, die uns begleiten und unterstützen.<br />
Dazu gehören natürlich<br />
die evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
in den <strong>Kirche</strong>nkreisen Ottweiler, <strong>Saar</strong>brücken<br />
und Völklingen. Dazu gehören<br />
aber auch die Sammlerinnen und<br />
Sammler der Diakoniesammlung wie<br />
die zahlreichen Spender, die viele Aktivitäten<br />
erst möglich machen. Ihnen<br />
allen, wie auch den Partnerinnen und<br />
Partnern in der Politik, den Behörden<br />
und den Verbänden danken wir. Was<br />
in diesem Bericht zu lesen ist, war nur<br />
durch ihre Unterstützung möglich.<br />
Doch bei allem Engagement stoßen<br />
wir natürlich immer wieder an Grenzen.<br />
Misserfolge im Alltag sind unseren<br />
Mitarbeitenden ebenso wenig<br />
fremd wie Augenblicke der Überforderung.<br />
Es gehört zur Wahrhaftigkeit<br />
und Professionalität unserer Arbeit,<br />
uns diesen Augenblicken und Erfahrungen<br />
ebenso zu stellen wie den Erfolgen.<br />
Denn es ist wichtig auch loslassen<br />
zu können, anscheinend Unmögliches<br />
in andere Hände zu legen.<br />
Für uns ist ein Satz wie die Jahreslosung<br />
2009 eine befreiende Zusage<br />
und Hoffnung. Wir müssen nicht aufgeben,<br />
sondern wir können loslassen<br />
und sind dennoch getragen. Diese<br />
Erfahrung trägt die Arbeit vieler Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter im DIA-<br />
KONISCHEN WERK, gerade wenn<br />
unsere fachliche Professionalität an<br />
ihre Grenzen stößt. Diese Hoffnung<br />
geben wir auch den Menschen weiter,<br />
die zu uns kommen, Hilfe suchen<br />
und oftmals keinen Ausweg mehr sehen.<br />
Den Skandal zunehmender Armut<br />
in unserem Land werden wir weiter<br />
offen benennen. Aber zugleich leben<br />
wir mit einem Versprechen Jesu:<br />
Was bei den Menschen unmöglich<br />
ist, das ist bei Gott möglich.<br />
Ich lade Sie ein: Lassen Sie sich packen<br />
von den Schilderungen in diesem<br />
Jahresbericht! Und lassen Sie<br />
uns darin die gemeinsame Aufgabe<br />
entdecken, für Gerechtigkeit und Solidarität,<br />
also für Nächstenliebe, politisch<br />
und ganz konkret im Alltag einzutreten.<br />
Udo Blank, Diakoniepfarrer<br />
Das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR steht<br />
vor vielen Herausforderungen<br />
Eine soziale Gesellschaft<br />
schaffen<br />
„Der Mensch ist zum Arbeiten geboren<br />
wie der Vogel zum Fliegen“,<br />
sagt Luther.<br />
„Aus der Arbeit ziehen wir unser<br />
Selbstbewusstsein, im Rhythmus<br />
Arbeit, Freizeit und Feiertage verwirklichen<br />
wir uns. Die Ökonomie<br />
muss sich aber am Maß des Menschen<br />
orientieren, sonst zerstört<br />
sie diesen und sich selbst. Keine<br />
Arbeit zu haben, schafft ebenso<br />
große Probleme, Aggression und<br />
Gewalt, die gegen sich selbst und<br />
andere gerichtet wird. Teile der Bevölkerung<br />
nicht in Arbeit zu bringen,<br />
ist letztlich das Teuerste, was<br />
sich unsere Gesellschaft leisten<br />
kann – bis hin zum Flurschaden<br />
für die Städte“. Soweit Präses Nikolaus<br />
Schneider in einem Interview<br />
mit der Zeitschrift „Steinkohle“<br />
im August 2008.<br />
1. Unterstützung und Hilfe für<br />
arbeitslose und von Arbeitslosigkeit<br />
bedrohte Menschen sowie<br />
für arme Menschen<br />
Die Arbeitslosenquote im <strong>Saar</strong>land<br />
lag im Dezember 2008 bei<br />
7,8 Prozent, das sind 40.000 Personen.<br />
Daneben gibt es aber etliche<br />
Zehntausende mehr, die Arbeitslosengeld<br />
II erhalten und mit<br />
359 Euro pro Monat als Haushaltsvorstand<br />
auskommen müssen.<br />
Die Folge: Immer mehr Menschen<br />
sind auf Tafeln, Wärmestuben, Möbel-<br />
und Kleiderbörsen und Essensausgaben<br />
angewiesen. Allein<br />
bei der Tafel Neunkirchen waren<br />
für das Jahr 2008 pro Monat 1.153<br />
Hilfeempfänger zu verzeichnen.<br />
Eine Antwort des DWSAAR darauf<br />
ist die Einrichtung von Sozialkaufhäusern<br />
durch die Abteilung JU-<br />
GENDBERUFSHILFE. Am 1. Juli<br />
2009 wurde „’s kaufhaus“ in Kooperation<br />
mit der Stadt in der Pavillonstraße<br />
in <strong>Saar</strong>louis eröffnet.<br />
Ziel ist es, einerseits ein preisgünstiges<br />
und dennoch qualitativ<br />
hochwertiges Angebot an Gebrauchtwaren<br />
für Menschen mit<br />
kleinem Geldbeutel vorzuhalten<br />
und andererseits neue Dauerarbeitsplätze<br />
für Langzeitarbeitslose<br />
zu schaffen.<br />
Anfang März 2009 hat das DW-<br />
SAAR zusammen mit der Caritas<br />
und in Kooperation mit der evangelischen<br />
und katholischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
eine Tafel in Illingen<br />
eröffnet. Damit existieren im<br />
<strong>Saar</strong>land 11 Tafeln.<br />
Die Einrichtung von Sozialkaufhäusern<br />
und Tafeln ist ein Akt der<br />
Nächstenliebe. Gleichzeitig kämpfen<br />
wir für Gerechtigkeit und setzen<br />
uns für eine gerechtere Verteilung<br />
der Mittel in unserer Gesellschaft<br />
ein. Armut beschämt nicht<br />
die Betroffenen, Armut beschämt<br />
die Gesellschaft.<br />
2. Bekämpfung<br />
der Kinderarmut<br />
Am saarländischen Landesdurchschnitt<br />
gemessen gelten 14 Prozent<br />
der saarländischen Bevölkerung<br />
als arm. Somit lebt jeder<br />
sechste unterhalb der Armutsgrenze.<br />
„Zusammen mit der Liga der<br />
freien Wohlfahrtspflege im <strong>Saar</strong>land<br />
fordert das DWSAAR die politischen<br />
Entscheidungsträger auf<br />
allen Ebenen auf, vor allem die Ursachen<br />
und Folgen der Kinderarmut<br />
nachhaltig zu bekämpfen.<br />
Dazu gehört eine existenzsichernde<br />
Arbeit für alle und gleiche Bildungschancen.<br />
Angesichts der<br />
großen Anzahl von Kindern und<br />
Familien, die von Armut bedroht<br />
oder betroffen sind, muss der Regelsatz<br />
für Kinder im Hartz IV-Bezug<br />
deutlich angehoben werden.<br />
Außerdem muss nach sechs Jahren<br />
Stillstand und deutlichen Preis-<br />
steigerungen das Kindergeld stärker<br />
als bisher erhöht und aus der<br />
Anrechnung zur Berechnung von<br />
Alg II herausgenommen werden.<br />
Das DWSAAR reagiert auf diese<br />
Armutssituation mit der Einrichtung<br />
von zwei weiteren durch den<br />
Regionalverband <strong>Saar</strong>brücken geförderten<br />
Projekten „Freiraum für<br />
Prävention – Jugendhilfeprojekte<br />
zur Vorbeugung gegen Kinderarmut“<br />
in Völklingen und Brebach.<br />
Auch die Aktivierungsmaßnahmen<br />
für Langzeitarbeitslose sind in Kooperation<br />
mit der ARGE <strong>Saar</strong>brücken<br />
ausgebaut worden. Infoveranstaltungen,<br />
Vorträge und politische<br />
Diskussionen sowie die Umsetzung<br />
der Beschlüsse der Landessynode<br />
2009 im Rahmen einer<br />
geplanten Regionalkonferenz zeigen,<br />
dass das Thema Armut seinen<br />
Stellenwert in der gesellschaftlichen<br />
Diskussion behält.<br />
3. Sozialraumorientierung<br />
Die Sozialräume im <strong>Saar</strong>land sind<br />
aufgrund der sozialen Problemlagen<br />
stark belastet. Sie müssen<br />
durch Methoden der Gemeinwesenarbeit,<br />
aber auch durch vernetzte<br />
Jugendhilfe gestärkt werden.<br />
Wolfgang Hinte, ein Verfechter<br />
sozialraumorientierter Arbeit in<br />
der Jugendhilfe, wird oftmals mit<br />
der Aussage zitiert: „Vom Fall zum<br />
Feld; es braucht ein ganzes Dorf,<br />
um ein Kind zu erziehen, wer Kindern<br />
helfen will, hilft ihren Familien<br />
– wer Familien hilft, hilft dem Gemeinwesen!“<br />
Sozialraumorientierung zeichnet<br />
sich dadurch aus, dass<br />
• neben dem Einzelfall auch das<br />
soziale Feld als Adressat helfenden<br />
Handelns in den Mittelpunkt<br />
gerückt wird,<br />
• neben den helfenden Experten<br />
2 3
H E R A U S F O R D E R U N G E N<br />
auch die bestehenden Ressourcen<br />
des sozialen Umfeldes genutzt<br />
werden,<br />
• neben bzw. vor der Bewältigung<br />
von Problemen die Ressourcen<br />
stärkende Prävention bei bestehenden<br />
Risiken gesetzt wird und<br />
• gegen die Segmentierung erzieherischer<br />
Hilfen die Integration<br />
und Vernetzung (nach Integration<br />
und Vernetzung, Kooperation)<br />
verschiedener Hilfen und Angebote<br />
betrieben wird.<br />
Diesen Ansatz setzt das DWSAAR<br />
gemeinsam mit anderen Trägern<br />
der Wohlfahrtspflege beispielsweise<br />
im Sozialraumbüro Illingen und<br />
den Gemeinwesenprojekten um.<br />
Der Sozialraum hat dabei die wichtige<br />
Funktion, soziale Problemstellungen<br />
aufzufangen. Dazu muss<br />
er gestärkt und immer wieder motiviert<br />
werden, was über Einrichtungen<br />
der Diakonie im breiten Netzwerk<br />
geschieht.<br />
Die Sozialraumorientierung wird<br />
umso wichtiger, wenn man die<br />
Zahlen der stationären Unterbringung<br />
im JUGENDHILFEVER-<br />
BUND analysiert. Im Jahr 2005<br />
waren von 81 Aufnahmen 31 Inobhutnahmen;<br />
im Jahr 2006 von 109<br />
schon 53. Unter Inobhutnahme<br />
versteht man die sofortige Herausnahme<br />
eines Kindes/Jugendlichen<br />
aus der Familie wegen Gefahr im<br />
Verzug und die sofortige Einweisung<br />
auf einen freien Platz der stationären<br />
Jugendhilfe.<br />
4. Integration<br />
Ein Drittel der nachwachsenden<br />
Generation in Deutschland lebt<br />
mittlerweile in Einwandererfamilien.<br />
Diese Zahl belegt, wie wichtig<br />
es ist, dass diese Kinder in der<br />
Mitte unserer Gesellschaft ankommen.<br />
Nach einer Studie des Berlin-Instituts,<br />
die auf Zahlen von<br />
2005 beruht, bleiben bis zu 45<br />
Prozent der Einwandererjugendlichen<br />
ohne Ausbildung.<br />
Aus Sicht der Diakonie ist es dringend<br />
notwendig, dass die Integration<br />
endlich aus der Modell-<br />
und Experimentierecke herauskommt<br />
und zur Regelleistung wird.<br />
Modellprojekte bringen oft keine<br />
nachhaltigen Verbesserungen mit<br />
sich, wenn sie nicht verstetigt wer-<br />
den. Das Ranking der Bundesländer<br />
in der benannten Studie darf<br />
nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass selbst in den Bundesländern<br />
mit den besten Ergebnissen Migranten<br />
mehr als doppelt so häufig<br />
erwerbslos sind wie Einheimische<br />
und sie hängen mehr als doppelt<br />
so oft von öffentlichen Leistungen<br />
ab. Das Ziel einer Annäherung<br />
zwischen Einheimischen und Migranten<br />
ist nirgendwo auch nur annähernd<br />
erreicht.<br />
Das DWSAAR hat seine Arbeit mit<br />
Flüchtlingen aus dem Irak schon<br />
seit einiger Zeit verstärkt.Viele der<br />
rund 100 Flüchtlinge aus dem Irak,<br />
die in der Landesaufnahmestelle<br />
Lebach derzeit schon untergebracht<br />
sind, finden Rat und Hilfe<br />
in der Flüchtlingsberatungsstelle<br />
des DWSAAR mit ihrem arabischsprachigen<br />
Fachberater.<br />
Insbesondere die Ev. <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Lebach hat sich in der letzten<br />
Zeit um christliche Migranten<br />
gekümmert. Sie ist in unsere<br />
Migrationsarbeit integriert; die<br />
in der <strong>Kirche</strong>ngemeinde zuständige<br />
Mitarbeiterin arbeitet im Migrationsteam<br />
des DWSAAR mit.<br />
5. Rezertifizierung<br />
Eine besondere Herausforderung<br />
stellt für das Jahr 2009 und folgende<br />
die interne Strukturierung<br />
der DWSAAR gGmbH dar. Nach<br />
3 Jahren Qualitätssiegel als Bildungsträger<br />
und insbesondere<br />
nach der DIN ISO 9001:2000 für<br />
die Bereiche JUGENDBERUFS-<br />
HILFE, Geschäftsführung und Verwaltung,<br />
steht im Herbst 2009 die<br />
Rezertifizierung mit allen damit<br />
verbundenen Aufgaben an.<br />
Zu den Fragen des Qualitätsmanagements<br />
gehören auch die sys-<br />
tematische Erfassung von Fortbildungsmaßnahmen<br />
und die Überarbeitung<br />
des Qualitätshandbuchs<br />
und des Leitbildes, was beides für<br />
das Jahr 2010 anvisiert ist. Ein<br />
nach intensiver Diskussion beschlossenes<br />
Verfahren zum BetrieblichenEingliederungsmanagement<br />
nach § 84 SGB IX (BEM) regelt<br />
– nach Aussage des Integrationsfachdienstes<br />
sogar musterhaft<br />
– den Umgang des DWSAAR<br />
mit Langzeit arbeitsunfähigen und<br />
schwerbehinderten Mitarbeitenden.<br />
Resumee<br />
Die Auflistung der zentralen Herausforderungen<br />
ist nicht vollständig.<br />
Sie kann um weitere Punkte<br />
wie „Bildung“, „Ehrenamtlichenarbeit“<br />
oder „Schule als Lebensraum“<br />
ergänzt werden. Die Mitarbeitenden<br />
des DWSAAR stellen<br />
sich diesen Herausforderungen<br />
und beteiligen sich damit an der<br />
Weiterentwicklung eines sozialen<br />
<strong>Saar</strong>landes.<br />
Geschäftsführung DWSAAR<br />
Das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR gGMBH<br />
4 5<br />
Verwaltung<br />
Personalverwaltung<br />
Vermögensverwaltung<br />
Finanz- und<br />
Rechnungswesen<br />
Offene Soziale Arbeit<br />
Referat I<br />
Gemeindl. Diakonie<br />
Referat II<br />
Beratung und Bildung<br />
Referat III<br />
Gemeinwesenarbeit<br />
Referat IV<br />
Migrationsdienste<br />
Jugendberufshilfe<br />
Team I<br />
Jugendberatung<br />
Berufsvorbereitung<br />
Ausbildung<br />
Team II<br />
Jugendarbeit<br />
Beratung / Vermittlung<br />
Qualifizierung / Beschäftigung<br />
Gesellschafterversammlung<br />
Verwaltungsrat<br />
Geschäftsführung<br />
DIAKONISCHES WERK AN DER SAAR<br />
gGMBH<br />
Verbindungsstelle<br />
/ Liga<br />
Ref. Kindertageseinrichtungen<br />
Betriebswirt.<br />
Fachberatung<br />
Jugendhilfeverbund<br />
stationär / teilstationär<br />
Ambulant<br />
Arbeit an Schulen<br />
psychologischer<br />
Dienst<br />
Gemeinnützige<br />
Trägergesellschaft<br />
Kirchliche Sozialstationen<br />
im<br />
Stadtverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken mbH<br />
Kirchliche Sozialstation<br />
Neunkirchen / Spiesen-<br />
Elversberg gemeinnützige<br />
GmbH<br />
Mitarbeitervertretung<br />
(MAV)<br />
Controlling<br />
Öffentlichkeitsarbeit /<br />
Kommunikation<br />
Qualitätsmanagementbeauftragte/r<br />
Gleichstellungsbeauftragte<br />
Sicherheitsfachkraft<br />
Datenschutzbeauftragter
O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />
Bildung hat in der Abteilung „OFFENE SOZIALE ARBEIT“<br />
einen hohen Stellenwert<br />
Brücken bauen,<br />
statt Barrieren aufzurichten<br />
Die Abteilung „OFFENE SOZIALE<br />
ARBEIT“ arbeitet auf einem breiten<br />
Feld der sozialen Arbeit. Dabei<br />
stehen die Armutsproblematik mit<br />
den damit verbundenen Auswirkungen,<br />
die Beratungsarbeit, die<br />
Arbeit mit Wohnungslosen, die Tafeln,<br />
die Gemeinwesenarbeit, die<br />
Integration von Behinderten, die<br />
Arbeit mit Freiwilligen und Ehrenamtlichen<br />
sowie die sozialpädagogische<br />
Betreuung von Aussiedlern<br />
sowie Migrantinnen und Migranten<br />
im Mittelpunkt unseres Auftrags.<br />
Die Angebote der Abteilung „OF-<br />
FENE SOZIALE ARBEIT“ erfolgen<br />
an vielen Punkten in enger<br />
Anbindung an die evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinden in den drei <strong>Kirche</strong>nkreisen<br />
Ottweiler, <strong>Saar</strong>brücken<br />
und Völklingen, die als Gesellschafter<br />
das DIAKONISCHE<br />
WERK AN DER SAAR gGMBH<br />
tragen.<br />
Diakonisches Handeln und diakonische<br />
Bildung sind verankert im sozialen<br />
System der christlichen Gemeinde<br />
und zielen darauf, die soziale<br />
Verantwortung der <strong>Kirche</strong> vor<br />
Ort wahrzunehmen. Dies geschieht<br />
unter den sozialen, wirtschaftlichen,<br />
politischen und kulturellen Rahmenbedingungen<br />
der jeweiligen<br />
Zeit. Dabei richtet sich die diakonische<br />
Bildung besonders an Menschen,<br />
die sozial und ökonomisch<br />
ausgeschlossen sind. Sie werden<br />
zu Bildungsprozessen motiviert, die<br />
soziale und politische Verhältnisse,<br />
Strukturen, Probleme und Lösungsansätze<br />
reflektieren und verarbeiten.<br />
Ziel ist, die Gestaltung<br />
des Sozialen in der Gesellschaft<br />
und eine Beteiligung an der politischen<br />
Kultur. Diakonische Bildung<br />
basiert auf aktiver Mitarbeit und sie<br />
zielt auf die Teilnahme am gesellschaftlichen<br />
und beruflichen Leben.<br />
Die Diakonie arbeitet innerhalb<br />
einer pluralen Gesellschaft. Sie<br />
spiegelt sich in der eigenen Mitarbeiterschaft<br />
und in den Menschen<br />
wider, denen sie hilft. Dabei<br />
bewegt sich diakonische Arbeit<br />
oft im Umfeld von Migration<br />
und bedarf der interkulturellen<br />
Kompetenz, um diakonisch zu<br />
handeln. Diakonische Bildung soll<br />
auch die Begegnung von Menschen<br />
fördern, die kulturell und religiös<br />
anders sind, sie soll Brücken<br />
bauen, statt Barrieren aufzurichten,<br />
soll das Gemeinsame<br />
entdecken, das Verschiedene<br />
kennenlernen und verstehen.<br />
Diakonische Bildung orientiert sich<br />
an den Kompetenzen der Menschen<br />
und will die Menschen befähigen,<br />
ihre Interessen selbstverantwortlich<br />
und selbstbestimmt<br />
zu vertreten und zu gestalten.<br />
Sie richtet sich an gemeindebezogene<br />
Diakonie, an vernetzendes<br />
Gemeinwesen, an Netzwerke<br />
von Hauptamtlichen, Freiwilligen<br />
und Angehörigen.<br />
Bildung als Fundament<br />
unserer Gesellschaft<br />
Bildung gehört zu den zentralen<br />
Pfeilern unserer Gesellschaft. So<br />
bestimmt Bildung nicht nur die Entwicklung<br />
und Handlungschancen<br />
eines jeden Menschen in Beruf<br />
und Privatleben, sondern auch die<br />
Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft.<br />
Obwohl Bildung für die Gesellschaft<br />
so wichtig ist, zeigt der<br />
OECD-Bildungsbericht 2007, dass<br />
es in Deutschland Nachholbedarf<br />
gibt. Nur 20 Prozent eines Jahrganges<br />
schafften in Deutschland<br />
einen akademischen Abschluss,<br />
im OECD-Schnitt sind es 30 Prozent.<br />
Der Bericht belegt erneut die<br />
hohe Abhängigkeit des Bildungserfolgs<br />
von der sozialen Herkunft.<br />
Die Wahrscheinlichkeit, ein Hochschulstudium<br />
aufzunehmen, ist bei<br />
Oberschichtkindern mehr als doppelt<br />
so hoch, als bei Gleichaltrigen<br />
aus sozial einfachen Verhältnissen.<br />
Schülerinnen und Schüler<br />
mit Migrationshintergrund besuchen<br />
selten ein Gymnasium,<br />
Die Nachfrage nach Arbeitskräften<br />
ohne abgeschlossene Ausbildung<br />
geht weiter zurück. Durch<br />
die Verringerung der gering qualifizierten<br />
Arbeitsplätze, kommt den<br />
Schulen eine besondere Bedeutung<br />
zu. Jedoch ist die Zahl der<br />
Schulabgänger, die nicht über einen<br />
Hauptschulabschluss verfügen,<br />
unverändert hoch. Im <strong>Saar</strong>land<br />
liegt die Quote bei 7,8 Prozent,<br />
wobei der Anteil der ausländischen<br />
Schulabgänger ohne<br />
Hauptschulabschluss mit 16 Prozent<br />
mehr als doppelt so hoch ist.<br />
Möglichst früh<br />
Deutsch lernen<br />
Die Schwierigkeiten ausländischer<br />
Kinder in unserem Bildungssystem<br />
liegen oft an mangelnder<br />
Kenntnis der deutschen Sprache.<br />
Aus diesem Grund ist es für<br />
Kinder, aber auch für Jugendliche<br />
und Erwachsene mit Migrationshintergrund<br />
wichtig, möglichst<br />
früh Deutsch zu lernen. Dazu bietet<br />
der Bereich Migration der Abteilung<br />
„OFFENE SOZIALE AR-<br />
BEIT“ (OSA) diverse Sprach- und<br />
Integrationskurse an. Wo die Fähigkeit<br />
fehlt, in der Muttersprache<br />
zu schreiben, helfen die Alphabetisierungskurse.<br />
Schon in der Phase<br />
vor der Schule zeigt sich, je früher<br />
die Sprachkompetenz in Deutsch<br />
gesteigert wird, umso besser sind<br />
nachher die Chancen. Hier setzt<br />
das Programm Hippy (Home Instruction<br />
for Parents of Preschool<br />
Youngsters) der OSA an. HIPPY<br />
ist ein Vorschul- und Familienbildungsprogramm<br />
für Familien mit<br />
und ohne Migrationsgeschichte.<br />
Die Möglichkeiten zum Erwerb von<br />
qualifizierter Bildung sind durch<br />
viele Faktoren bestimmt. Der Bildungsbericht<br />
2008 des Konsortiums<br />
Bildungsberichterstattung<br />
nennt neben dem Migrationshintergrund<br />
unter anderem den sozialen<br />
Status und den Bildungsstand<br />
der Herkunftsfamilie. Diese Risikolagen<br />
von Kindern nehmen zu.<br />
In Deutschland lebte 2006 mehr<br />
als jedes 10. Kind unter 18 Jahren<br />
in einer Familie, in der kein Elternteil<br />
erwerbstätig war. Bei über 3,4<br />
Millionen oder 23 Prozent der Kinder<br />
lag das Einkommen der Familie<br />
unter der Armutsgefährdungsgrenze.<br />
Armut verhindert Bildung<br />
und verfestigt soziale Ausgrenzung.<br />
Diese Risikolagen führen<br />
zu einer deutlichen Verschlechterung<br />
der Bildungschancen und<br />
ihr Ansteigen in den letzten Jahren<br />
ist besonders bedenklich.<br />
Neue Angebote<br />
entwickelt<br />
Der Bedarf an Bildung und Weiterbildung<br />
wird weiter zunehmen,<br />
weshalb die in der Diakonie entwickelten<br />
Instrumente zur Förderung<br />
von Bildung verstärkt eingesetzt<br />
werden. Neu hinzugekommen<br />
ist in der OSA im letzten<br />
Jahr der Bereich der berufsorientierten<br />
Sprachkurse, die helfen<br />
sollen, sprachliche Vermittlungshemmnisse<br />
zu beseitigen. Außerdem<br />
gibt es im Bereich der Migrationsarbeit<br />
vielfältige Bildungsangebote<br />
in den Flüchtlingsfrauengruppen<br />
und beim Kompetenztraining.<br />
Hierzu zählen auch der Besuch<br />
von interkulturellen Veranstaltungen<br />
oder der Frauentreff.<br />
Man spricht zwar viel vom lebenslangen<br />
Lernen, aber gerade das<br />
Lernen in der Kindheit prägt das<br />
weitere Leben. Dies greifen besonders<br />
die Kinderhäuser (Freiraum<br />
für Prävention) auf. In diesem Bereich<br />
sind neben dem bestehenden<br />
Kinderhaus in Malstatt 2009<br />
neu hinzugekommen: ein Kinderhaus<br />
in Brebach, angeknüpft an<br />
die dortige Gemeinwesenarbeit<br />
sowie ein Kinderhaus in Völklin-<br />
gen in Kooperation mit dem Caritasverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken e. V. sowie<br />
die Gemeinwesenarbeit im Innenstadtbereich<br />
von Völklingen.<br />
In <strong>Saar</strong>brücken vernetzt seit Beginn<br />
des Jahres das Kinder- und<br />
Bildungszentrum (KiBiZ) die bestehenden<br />
Bildungsangebote im<br />
Stadtteil Malstatt. Die Angebote<br />
der Familienbildungsstätte der<br />
OSA reichen von Erziehungskursen<br />
wie „Starke Eltern, starke Kinder“<br />
über Nähkurse, Aktiv- und Bastelangebote,<br />
Familienbildung, Bildungsfahrten<br />
bis hin zu Kursen für<br />
pflegende Angehörige. Die therapeutische<br />
Schülerinnen- und<br />
Schülergruppe Matzenberg sowie<br />
Brebach helfen Schulkindern<br />
bei ihrer Entwicklung in der Schule.<br />
Dort, wo die familiäre Hilfe bei<br />
den Hausaufgaben fehlt, ergänzen<br />
diese Angebote die Entwicklungsmöglichkeiten<br />
der Kinder.<br />
Soziale Arbeit möchte auch Menschen<br />
helfen selber wieder Arbeit<br />
zu finden. Hier greift das ProgrammXENOS-Interkulturelle<br />
Kompetenzwerkstatt, das Existenzgründungsberatunganbietet<br />
und somit Menschen unterstützt<br />
von ihrer beruflichen<br />
Selbstständigkeit zu leben.<br />
Bildung darf keine<br />
Frage der Kosten sein<br />
Der mittelalterliche Theologe und<br />
Philosoph Meister Eckhardt hat<br />
den Begriff der Bildung in die deutsche<br />
Sprache eingeführt. Für ihn<br />
bedeutete er „Erlernen von Gelassenheit“<br />
und wurde als Sache<br />
Gottes angesehen, wodurch<br />
der Mensch Gott ähnlich werde.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der OSA ermöglichen den Menschen<br />
den Zugang und die Aneignung<br />
von neuem Wissen. Dabei<br />
darf Bildung keine Frage der<br />
Kosten sein. Bildung ist neben<br />
der Schulbildung auch grundsätzlich<br />
Wissensvermittlung, Belehrung<br />
und Befähigung. So sollen<br />
auch soziale und emotionale<br />
Kompetenzen erworben werden.<br />
Bildung meint auch, gemeinsam<br />
den Alltag zu erleben und jemand<br />
unterstützend zu begleiten, damit<br />
das Kind, der Jugendliche, der<br />
junge Erwachsene die optimale<br />
Chance bekommt, seine Fähigkeiten<br />
zu entfalten. Frauen und Männer<br />
werden bei der verantwortlichen<br />
Gestaltung ihrer Lebenssituation<br />
und der Teilnahme am gesellschaftlichen<br />
Leben begleitet.<br />
Die Mitarbeitenden der OSA richten<br />
ihre Angebote am christlichen<br />
Menschenbild aus, das<br />
die Würde und Gleichwertigkeit<br />
jedes Menschen als Geschöpf<br />
Gottes begreift. Wir vermitteln<br />
aus dem christlichen Glauben<br />
abgeleitete Wertvorstellungen.<br />
Wir sind auch Vorbilder im<br />
Alltag. Der wertschätzende Umgang<br />
miteinander ist ein Zeichen.<br />
6 7<br />
Martin Heß<br />
unter Mitarbeit von<br />
Rosie Divivier,<br />
Sigrun Krack,<br />
Martin Horzella
O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />
ALTENARBEIT Die Seniorenberatung Eschberg<br />
leistet Hilfe zur Selbsthilfe<br />
Körper und Geist<br />
trainieren<br />
„Besonders wichtig sind mir der<br />
Sitztanz und das Gedächtnistraining,<br />
um Körper und Geist<br />
zu trainieren und fit zu halten“,<br />
erzählt Charlotte Binzen. Sie<br />
schätzt aber auch die Vorträge,<br />
die ihr neue Eindrücke und Informationen<br />
vermitteln, bereits<br />
vorhandenes Wissen vertiefen<br />
und sie zum Nachdenken anregen.<br />
Die 93-Jährige ist eine der<br />
ältesten Bewohnerinnen des<br />
Mecklenburgrings 53 und begeistert<br />
von den Angeboten der<br />
Seniorenberatung Eschberg<br />
des DWSAAR im Haus. Seit sie<br />
hier wohnt, nimmt sie an vielen<br />
Veranstaltungen teil und ist froh<br />
über jede Hilfe im Alltag. So<br />
fühlt sie sich in ihrer Wohnung<br />
wesentlich sicherer, seit sie<br />
nach dem Vortrag des Landes-<br />
kriminalamtes die Sicherheitstipps<br />
für Senioren beherzigt.<br />
Da fast alle Veranstaltungen<br />
im Haus stattfinden, kann<br />
Charlotte Binzen trotz eingeschränkter<br />
Mobilität regelmäßig<br />
daran teilnehmen. Aber<br />
auch immer mehr Bewohnerinnen<br />
und Bewohner aus anderen<br />
Teilen des Wohngebietes<br />
Eschberg, ja, teilweise sogar<br />
aus der Stadt, finden den Weg<br />
zur Seniorenberatungsstelle.<br />
Das Modellprojekt „Seniorenberatungsstelle<br />
Eschberg“, unterstützt<br />
durch die Immobiliengruppe<br />
<strong>Saar</strong>brücken, hat das<br />
Ziel, den Seniorinnen und Senioren<br />
möglichst lange ein<br />
selbstbestimmtes Leben in den<br />
Hält sich fit: Charlotte Binzen (Mitte) beim Sitztanz der Seniorenberatung<br />
eigenen vier Wänden zu ermöglichen<br />
und Hilfe zur Selbsthilfe<br />
zu leisten. Neben der Informations-<br />
und Beratungsarbeit<br />
organisiert die Beratungsstelle<br />
Bildungs-, Kultur- und<br />
Freizeitangebote. Dazu zählen<br />
Vorträge, Gedächtnistraining,<br />
Sitztanz mit Gymnastik,<br />
Filmnachmittage, Kaffeenachmittage,<br />
gemeinsame Mittagessen,<br />
Basteln, jahreszeitliche<br />
Feste und eine Apothekensprechstunde.<br />
Die Veranstaltungen<br />
finden im Gemeinschaftsraum<br />
statt, der nachmittags<br />
zum gemeinschaftlichen<br />
Spielen oder gemütlichen Beisammensein<br />
offen steht. Dabei<br />
wird großen Wert gelegt<br />
auf die Aktivierung und Förderung<br />
der Fähigkeiten älterer<br />
Menschen. Die Beteiligung<br />
am Programm wird gefördert.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt<br />
der Beratungsstelle ist die<br />
Netzwerkarbeit im Stadtteil,<br />
um die Attraktivität des<br />
Wohngebiets zu steigern.<br />
So war die Beratungsstelle<br />
an der Erstellung eines Seniorenstadtplans<br />
beteiligt.<br />
SEXUALITÄT Das umfassende Bildungskonzept der Beratungsstelle für<br />
Schwangerschaftskonflikte, Familienplanung und Sexualpädagogik<br />
Ein Lebensthema<br />
mit vielen Facetten<br />
Kinder werden heute mehr und<br />
oft knallhart mit Sexualität konfrontiert<br />
und geben vor, informiert<br />
zu sein, alles zu wissen.<br />
Die sexualisierte Sprache hat<br />
zugenommen, das beginnt bereits<br />
in der Grundschule, ja im<br />
Kindergarten. Nutte, Schlampe,<br />
Wichser, Fick dich ins Knie und<br />
Ähnliches sind cool und fallen<br />
auf. Dabei wissen Schülerinnen<br />
und Schüler erschreckend wenig<br />
über Sex, obwohl viel darüber<br />
gesprochen wird. Diese<br />
Erfahrung müssen die Mitarbeiterinnen<br />
der Beratungsstelle<br />
für Schwangerschaftskonflikte,<br />
Familienplanung und<br />
Sexualpädagogik des DW-<br />
SAAR immer wieder machen.<br />
Merkwürdige Bilder und Fachbücher<br />
mit langweiligem, unbekanntem<br />
Text, Lehrerinnen<br />
und Lehrer, denen das Thema<br />
schwerfällt, die nach Worten<br />
suchen und verpflichtender<br />
Unterricht sind hier wenig hilfreich.<br />
Deshalb ist es vor allem<br />
bei Jugendlichen in der Pubertät<br />
von Vorteil, wenn professionelleSexualpädagoginnen,<br />
die von außen in die<br />
Schule kommen, auf ihre Fragen<br />
und Nöte eingehen.<br />
Im Dialog mit den Kindern<br />
und Jugendlichen besteht die<br />
Chance, das „Halbwissen“ aufzugreifen<br />
und „echte Aufklärungs“<br />
Bildungsarbeit zu leis-<br />
ten. Abenteuerliche Vorstellungen<br />
über die Möglichkeiten<br />
schwanger zu werden, Verhütungsmethoden<br />
und Ge-<br />
schlechtsverkehr können im<br />
gemeinsamen Gespräch angesprochen<br />
und richtig gestellt<br />
werden. Jugendliche sind häufig<br />
erleichtert zu erfahren, wie<br />
es wirklich ist und wie individuell<br />
und vielfältig Sexualität<br />
sein kann. Die positiven Seiten<br />
von Sexualität, wie Küssen,<br />
Schmusen, Liebe oder Orgasmus<br />
können beleuchtet werden.<br />
Es wird deutlich, dass Liebe<br />
auch ohne Sex möglich ist.<br />
Dabei ist sexuelle Bildung<br />
nicht die isolierte Vermittlung<br />
sexueller Kompetenzen<br />
zur Gestaltung intimer Beziehungen.<br />
Die Beraterinnen<br />
und Berater beziehen Sexualität<br />
in ein umfassendes Bildungskonzept<br />
mit ein, be-<br />
schäftigen sich konsequent<br />
sowohl mit kindlicher Sexualität<br />
als auch mit Sexualität<br />
von Jugendlichen, Erwachsenen<br />
bis hin zu alten Menschen.<br />
Und jede Phase hat ihre Besonderheiten.<br />
Der Mensch als<br />
Sexualwesen lernt sein Leben<br />
lang dazu, denn Sexualität<br />
ist nichts, was ein für alle<br />
Mal gleich bleibend gelebt wird.<br />
Sexualität ist ein Lebensthema<br />
mit vielen Facetten.<br />
Zwei Beispiele:<br />
Kinder sind sexuelle<br />
Wesen von Anfang an<br />
Die sexuelle Entwicklung von<br />
Kindern beginnt schon bei der<br />
Geburt. Gefühle der Mutter,<br />
8 9
O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />
wie Angst und Freude am eigenen<br />
Körper und auch an der<br />
eigenen Sexualität beeinflussen<br />
die Angstbereitschaft beziehungsweise<br />
sexuelle Vitalität<br />
des Kindes. Eine weitere<br />
wichtige Erfahrung für den<br />
Säugling ist die Geburt selbst,<br />
die er mit allen Sinnen erlebt.<br />
Bis ins hohe Alter bleibt eine<br />
Sehnsucht nach Geborgenheit<br />
und verlässlicher Liebe wach.<br />
Themen der Gruppen-Angebote<br />
der <strong>Evangelische</strong>n Beratungsstelle<br />
für Schwangerschaftskonflikte,Familienplanung<br />
und Sexualpädagogik<br />
des DWSAAR in <strong>Saar</strong>brücken<br />
sind unter anderem:<br />
• körperliche Entwicklung<br />
• Körperbild / Schönheitsideale<br />
• partnerschaftliches Verhalten<br />
und Kommunikation<br />
• sexuelle Orientierungen<br />
• Körper, Lust und Sexualität<br />
• Verhütung<br />
• Schwangerschaft und Geburt,<br />
Schwangerschaftsabbruch<br />
• sexuell übertragbare<br />
Krankheiten und HIV / AIDS<br />
• sexuelle Belästigung in<br />
der Schule, in Ausbildung<br />
und Beruf<br />
• sexualisierte Gewalt<br />
Deshalb erfahren die Frauen<br />
in der Schwangerschaftsberatung<br />
oder später als junge<br />
Mütter in den Babykursen<br />
der Beratungsstelle, wie wichtig<br />
es für ihre Säuglinge ist,<br />
ein Sich-Wohlfühlen auf körperlicher,<br />
emotionaler und sozialer<br />
Ebene zu erfahren. Bedürfnis-,<br />
Körper-, Beziehungs-<br />
und Geschlechtergeschichte<br />
beeinflussen die sexuelle Ent-<br />
Die sexualpädagogischen<br />
Angebote richten sich an:<br />
• Schülerinnen und<br />
Schüler (Grundschule,<br />
Hauptschule, Realschule,<br />
Gesamtschule, Sonder- und<br />
Berufsschule, Gymnasium)<br />
• Kinder, Jugendliche und<br />
junge Erwachsene<br />
(z.B. Tages- u. Wohngruppen,<br />
Konfirmandengruppen)<br />
• Eltern<br />
• MultiplikatorInnen<br />
wicklung und die Persönlichkeitsentwicklung<br />
jedes Menschen.<br />
Sie prägen seine Sexualität<br />
und seinen Charakter.<br />
Der Körper spielt von Geburt<br />
an eine wichtige Rolle, Kinder<br />
empfinden sich zunächst<br />
körperlich. Die vielfältigen Erlebnisse<br />
des Säuglings gehen<br />
nicht verloren, sondern bleiben<br />
im Gedächtnis haften.<br />
Sexualerziehung von<br />
Jugendlichen<br />
Es zeigt sich aber immer wieder,<br />
wie viele falsche Vorstellungen,<br />
Unwissen und Halbwissen<br />
beim Thema „Sexualität“<br />
herrscht. Jugendliche bringen<br />
das Gelernte aus dem Biologieunterricht<br />
nicht mit sich<br />
in Verbindung, ihnen fehlen<br />
oft die Worte für ihre Organe;<br />
sie wissen kaum, was in ihrem<br />
Körper passiert. Hartnäckig<br />
halten sich auch einige Mythen<br />
und Märchen wie beispielsweise<br />
„Während der Menstruation<br />
kann ich nicht schwanger<br />
werden“, „Wenn eine Frau<br />
stillt, kann sie nicht schwanger<br />
werden...“, „Wenn der Junge<br />
aufpasst, kann nichts passieren...“,<br />
„Wenn ich im Stehen<br />
Sex habe, dann kann<br />
ich nicht schwanger werden“,<br />
„Eine Scheidenspülung<br />
mit Coca-Cola verhindert<br />
eine Schwangerschaft“,<br />
„Wenn ich die Pille absetze,<br />
kann ich erst nach einem halben<br />
Jahr schwanger werden“.<br />
Eine fundierte Sexualerziehung<br />
ist für die Entwicklung wichtig.<br />
Je mehr Wissen vermittelt wird,<br />
desto selbstsicherer gehen Jugendliche<br />
mit Sexualität, Liebe<br />
und Verhütung um. Sie können<br />
in der Gruppe selbstbewusst<br />
mitreden und entscheiden, zu<br />
welchen Schritten sie bereit<br />
oder noch nicht bereit sind.<br />
FAMILIE Die Musikgarten-Gruppen<br />
in der Familienbildungsstätte<br />
Singen und bewegen,<br />
trommeln und klatschen<br />
Sie klatschen und stampfen,<br />
sind laut und auch leise,<br />
sie laufen und singen, mal<br />
hoch und mal tief…- Musikgarten-Gruppen<br />
in der <strong>Evangelische</strong>nFamilienbildungsstätte<br />
des DWSAAR sind Musikstunden<br />
für die Allerkleinsten<br />
mit ihren Müttern oder Vätern.<br />
Teilnehmen können Kinder<br />
von einem halben bis vier<br />
Jahre. Dabei wird darauf geachtet,<br />
dass die Kinder einer<br />
Gruppe alle gleich alt sind.<br />
Die Treffen beginnen immer<br />
gleich: Erwachsene und Kinder<br />
begrüßen sich mit einem<br />
Eröffnungslied, in dem jedes<br />
Kind namentlich genannt wird.<br />
Ob die Kinder dabei sofort aktiv<br />
mitmachen oder erst einmal<br />
nur zusehen, ist nicht so<br />
wichtig. Hauptsache, die Eltern<br />
beteiligen sich, da sie Vorbilder<br />
sind und die Kinder so<br />
das Singen und Musizieren<br />
als selbstverständlich empfinden.<br />
Dies ist auch das wichtigste<br />
Ziel des Musikgarten-<br />
Konzeptes: der spielerische<br />
und selbstverständliche Umgang<br />
mit Musik, vor allem aber<br />
das aktive Musizieren im Familienalltag.<br />
Dabei geht es nicht<br />
um spätere Genies am Instrument,<br />
sondern um musikalische<br />
Frühförderung, die sich<br />
positiv auf die gesamte Entwicklung<br />
der Kinder auswirkt.<br />
Nach der Begrüßung kommen<br />
Fingerspiele, Kniereiter oder<br />
Instrumente an die Reihe, wo-<br />
bei den Kindern vielfältige Gelegenheiten<br />
gegeben werden,<br />
ihre Ideen auszuprobieren.<br />
Nicht nur Singen und Bewegen<br />
spielen eine Rolle in der Musikstunde,<br />
sondern ganz nebenbei<br />
werden noch Regeln<br />
und soziales Miteinander geübt.<br />
So ist es beispielsweise<br />
nach ein paar Stunden für die<br />
Kinder selbstverständlich, dass<br />
die Hölzer nach der Spielphase<br />
wieder in den Korb in der Mitte<br />
gehören. Oder, dass beim Ausprobieren<br />
eines besonderen<br />
Instruments auch andere an<br />
der Reihe sind und man warten<br />
und dabei zuhören kann.<br />
Fester Bestandteil der Stunde<br />
ist auch das Bewegen<br />
durch den Raum. Dabei gehen<br />
alle, rennen ganz schnell oder<br />
schleichen leise im Einklang<br />
mit der Musik. Sind die Kinder<br />
müde vom Toben, wird es Zeit<br />
sich auf dem Boden beim Sitzen<br />
im Kreis gemeinsam mit<br />
Instrumenten wie Trommeln,<br />
Glöckchen, Rasseln oder auch<br />
mit Naturmaterialien zu beschäftigen<br />
und ihre Geräusche<br />
zu erforschen. Natürlich klingt<br />
die Stunde mit einem gemeinsamen<br />
Abschiedslied aus.<br />
Vielen Bedürfnissen der Kinder<br />
wird im Musikgarten Rechnung<br />
getragen: dem Verlangen<br />
die Dinge zu erforschen<br />
und etwas auszuprobieren,<br />
dem Bewegungsdrang, dem<br />
spielerischen Umgang mit der<br />
Stimme. Viele Eltern sind begeistert:<br />
„Seit wir zum Musikgarten<br />
kommen, sitzt Emma<br />
immer zu Hause im Kreis ihrer<br />
Plüschtiere und Puppen,<br />
klatscht und singt: Wir<br />
wollen alle singen Guten-<br />
Tag“, erzählt eine Mutter.<br />
10 11
O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />
FAMILIE Das Prager-Eltern-Kind-Programm in der<br />
Familienbildungsstätte beginnt ab der 4. Lebenswoche<br />
Den Eltern Sicherheit<br />
vermitteln<br />
Die Geburt eines Kindes verändert<br />
alles: Ein Paar wird zur<br />
Familie. Die erste Zeit ist eine<br />
große Umstellung für alle, täglich<br />
müssen neue Eindrücke<br />
verarbeitet werden, täglich entstehen<br />
unzählige Fragen. Hier<br />
setzt das Prager-Eltern-Kind-<br />
Programm (PEKiP) an, das in<br />
der Familienbildungsstätte des<br />
DWSAAR angeboten wird. Ab<br />
der 4. Lebenswoche können<br />
Mütter oder Väter wöchentlich<br />
für 90 Minuten mit ihren Babys<br />
in die PEKiP-Gruppe kommen,<br />
dazu gehört auch ein Familientermin<br />
an einem Wochenende.<br />
Der Raum ist warm und mit<br />
Matten ausgelegt. So können<br />
die Babys, sobald sie ausgezogen<br />
sind, ganz ihrem Bewegungsdrang<br />
nachgehen.<br />
PEKiP bietet vielfältige Spiel-<br />
und Bewegungsanregungen,<br />
die dem jeweiligenEntwicklungsstandangemessen<br />
sind.<br />
Hierbei ist<br />
der Wechsel<br />
zwischen<br />
Spannung<br />
und Entspannung<br />
sehr wichtig.<br />
Die Babys<br />
können<br />
erste sozialeKontakteknüpfen.<br />
Sie in-<br />
teressieren sich für die anderen<br />
„Minis“ und erkennen<br />
sich wieder.<br />
Eine vertrauensvolle Atmosphäre<br />
bildet die Basis für den<br />
Austausch der Eltern. Kaum<br />
ein Thema bleibt ausgespart.<br />
Probleme können erörtert und<br />
Fragen gestellt werden. Warum<br />
krabbelt mein Kind noch<br />
nicht? Warum kann es noch<br />
nicht sitzen? Da die Spanne in<br />
der Ent-wicklung relativ groß<br />
sein kann, versuchen die Kursleiterinnen<br />
und Kursleiter den<br />
Eltern Sicherheit zu vermitteln,<br />
damit sie gelassen mit ihren<br />
Kindern umgehen können.<br />
Wer mehr über die verschiedenen<br />
Bereiche frühkindlicher<br />
Entwicklung weiß, kann<br />
die Fortschritte seines Kindes<br />
differenzierter betrachten und<br />
dem Kind die nötige Zeit für<br />
neue Entwicklungsschritte geben.<br />
Durch genaue Beobachtung<br />
des Kindes lernen Eltern<br />
achtsam mit der kindlichen Befindlichkeit<br />
umzugehen. Wenn<br />
ein Kind während der PE-<br />
KiP-Stunde hungrig ist, darf<br />
es essen, ist es müde, darf es<br />
schlafen. Aufmerksame, aufmunternde<br />
Eltern werden ihr<br />
Kind nicht überfordern, sondern<br />
begleiten und sich mit<br />
ihm über Erfolge freuen.<br />
Viele Eltern genießen in der<br />
PEKiP-Gruppe die Zeit mit ihrem<br />
Kind ganz bewusst und<br />
haben viel Freude am gemeinsamen<br />
Spiel. Kontakte<br />
und Freundschaften, die unter<br />
den teilnehmenden Eltern<br />
entstanden sind, bleiben<br />
oft nach Beendigung<br />
der PEKiP-Zeit bestehen.<br />
INTEGRATION Im Kompetenztraining des JMD werden junge<br />
Aussiedler zu aktiven und fähigen Mitgliedern unserer Gesellschaft<br />
„Wichtig ist, immer ein Ziel<br />
vor Augen zu haben“<br />
Junge Aussiedler, die oft gegen<br />
ihren Willen mit ihren Eltern<br />
nach Deutschland kommen,<br />
haben es hierzulande nicht einfach.<br />
Mitten in der Pubertät<br />
müssen sie einen Platz im Leben,<br />
ihre Identität finden. Sie<br />
kämpfen mit der ungewohnten<br />
Sprache, der fremden Kultur,<br />
den neuen Lebensgewohnheiten.<br />
Sie werden oft ausgegrenzt,<br />
finden keine Freunde,<br />
sind alleine unter Ihresgleichen.<br />
Hier setzen die Angebote<br />
des Jugendmigrationsdientes<br />
im DWSAAR an.<br />
„Für uns ist Integration mehr<br />
als Spracherwerb“, sagt Anna<br />
Levit, Mitarbeiterin der Migrationsdienste.<br />
„Wir wollen die jungen<br />
Menschen zu aktiven und<br />
fähigen Mitgliedern unserer<br />
Gesellschaft machen.“<br />
Ein Angebot neben anderen ist<br />
ein Training, in dem die jungen<br />
Menschen neben schulischen<br />
auch soziale Kompetenzen erwerben.<br />
Das Kompetenztraining<br />
findet nachmittags an zwei<br />
Standorten in <strong>Saar</strong>brücken<br />
statt. Wer hier regelmäßig teilnimmt,<br />
hat eine große Chance<br />
heimisch und erfolgreich zu<br />
werden, wie die Beispiele zeigen.<br />
Paul Skalozubov spricht sechs<br />
Sprachen: Spanisch, Ukrainisch,<br />
Russisch, Englisch Finnisch<br />
und mittlerweile auch<br />
Deutsch. Doch als er vor drei<br />
Jahren nach Deutschland kam,<br />
und hier eingeschult wurde,<br />
kam er erst einmal nicht zurecht.<br />
Paul Skalozubov verstand<br />
seine Lehrer nicht. Da<br />
war er froh, dass er das Kompetenztraining<br />
des Jugendmig-<br />
rationsdienstes des DWSAAR<br />
besuchen konnte. Heute hat<br />
es der 16-jährige geschafft: Er<br />
konnte von der Gesamtschu-<br />
le ins Otto-Hahn-Gymnasium<br />
wechseln, wo er die 10. Klasse<br />
besucht. Doch wenn er Fragen<br />
hat, weiß Paul, im Jugendmig-<br />
rationsdienst finde ich Hilfe.<br />
Auch Maria Shevzhenko ist<br />
froh, dass es das Kompetenztraining<br />
gibt. Sie habe davon<br />
viel profitiert, erzählt die 17-jährige,<br />
die vor vier Jahren aus<br />
Russland ins <strong>Saar</strong>land kam.<br />
Sie besucht die gymnasiale<br />
Oberstufe der Gesamtschule<br />
Rastbachtal. Ihr Lieblingsfach<br />
ist Mathematik. Maria hat<br />
ihre Sprachkenntnisse in einem<br />
Kurs der Migrationsdienste erworben.<br />
„Die beste Versicherung vor Arbeitslosigkeit<br />
ist Bildung“, sagt<br />
Wladimir Grizay. Der 17-jährige<br />
stammt aus Kasachstan und<br />
ist vor fünf Jahren mit seiner<br />
Mutter und Schwestern nach<br />
Deutschland eingewandert.<br />
12 13
O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />
Dank des Kompetenztrainings<br />
konnte er sogar die<br />
8. Klasse der Realschule am<br />
Ludwigspark überspringen.<br />
Heute besucht Wladimir die 11.<br />
Klasse am Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Gymnasium und<br />
hat alle Probleme mit Mathematik<br />
überwunden. „Wichtig ist,<br />
immer ein Ziel vor Augen zu<br />
haben“, sagt Wladimir Grizay.<br />
Mihail Cernyh ist 2003 aus Sibirien<br />
in Deutschland eingewandert.<br />
„Die Schule, das war<br />
erst einmal eine Katastrophe“,<br />
sagt er. Nach einem halben<br />
Jahr landete der heute 22-Jährige<br />
dann in einem Sprachkurs<br />
des DWSAAR und erfuhr vom<br />
Kompetenztraining beim Jugendmigrationsdienst.Schließlich<br />
erreichte er Dank der Hilfe<br />
der Stützlehrer in der Gesamtschule<br />
Bellevue den Realschulabschluss<br />
und absolvierte<br />
die Fachoberschule für<br />
Wirtschaft. Sein Notendurch-<br />
2008 haben die Migrationsdienste<br />
im DIAKONISCHEN<br />
WERK AN DER SAAR in<br />
<strong>Saar</strong>brücken 17 Integrationskurse<br />
durchgeführt, Sie wurden<br />
von 271 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern besucht. Sie<br />
kamen aus der Türkei, der<br />
Ukraine, Russland, Kasachstan<br />
und 35 weiteren Ländern.<br />
Der Jugendmigrationsdienst<br />
in <strong>Saar</strong>brücken hat in dieser<br />
Zeit 240 junge Menschen begleitet.<br />
Die Gruppenangebote,<br />
zu denen auch das Kompetenztraining<br />
gehört, wurden<br />
von 289 Jugendlichen besucht.<br />
schnitt von 1,6 war eine Auszeichnung<br />
wert. Mihail Cernyh<br />
studiert derzeit im 2. Semester<br />
Wirtschaftsingenieurwesen.<br />
„Ich bin verheiratet und habe<br />
hier viele Freunde gefunden“,<br />
berichtet er zufrieden.<br />
Auch Stanislaw Roschkov ist in<br />
dem für ihn ungewohnten deutschen<br />
Schulsystem erst einmal<br />
gescheitert. Als er 2002 aus<br />
der Ukraine ins <strong>Saar</strong>land kam<br />
verstand er kein Wort Deutsch.<br />
Nach der Intervention der Mitarbeiter<br />
des Jugendmigrationsdienstes<br />
durfte er das Berufsgrundschuljahr<br />
in Völklingen<br />
wiederholen. Dank der Nachhilfe<br />
im Kompetenztraining stellten<br />
sich dann auch Erfolge ein:<br />
Stanislaw Roschkov erreichte<br />
den Hauptschulabschluss,<br />
die Mittlere Reife und schließlich<br />
sogar das Fachabitur Wirtschaft.<br />
Er möchte Mediengestalter<br />
werden. Ganz nebenbei<br />
verdient er schon Geld als<br />
Disk-Jokey und legt in vielen<br />
Clubs im ganzen <strong>Saar</strong>land auf.<br />
Anna Kolodeschanski studiert<br />
Architektur. Davon konnte sie,<br />
als sie 2000 aus Kasachstan<br />
nach Deutschland kam, nur<br />
träumen. Auch sie hat mit Hilfe<br />
eines Sprachkurses des Jugendmigrationsdienstes<br />
den<br />
Einstieg geschafft und dann ihr<br />
Fachabitur im Bereich Design<br />
gemacht. „Das Studium läuft<br />
super“, erzählt sie. Trier sei<br />
eine tolle Stadt.<br />
Blick in die<br />
Statistik<br />
12 137 Menschen betreute die<br />
Abteilung „OFFENEN SOZI-<br />
ALE ARBEIT“ im Jahr 2008.<br />
Das ist eine Steigerung von<br />
fast 15 Prozent gegenüber<br />
2007 (10 695). Insgesamt hatten<br />
die über 180 Mitarbeitenden<br />
83 360 Beratungskontakte<br />
(2007 waren es 52 893). Besonders<br />
gestiegen ist in 2008<br />
die Nachfrage bei den Tafeln<br />
und der Bahnhofsmission.<br />
Auch in den Kleiderkammern<br />
wird vermehrt eingekauft.<br />
INTEGRATION Das Projekt „Ausbildungsorientierte Elternarbeit“<br />
will eine Brücke zwischen Elternhäusern und Schule schlagen<br />
Die Erziehungskompetenz<br />
stärken<br />
Der Bildungsstand der Mig-<br />
ranten im <strong>Saar</strong>land ist ausgesprochen<br />
schlecht. 15 Prozent<br />
verfügen über keinen Schulabschluss.<br />
Gerade mal 16 Prozent<br />
der 16– bis 20-jährigen<br />
Migranten besuchen eine gymnasiale<br />
Oberstufe. Es sind erschreckende<br />
Zahlen, die das<br />
Berlin-Institut in einer Studie<br />
zur Lage der Integration in<br />
Deutschland vorgelegt hat.<br />
Doch es gibt gute Ansätze,<br />
wie diesem Problem begegnet<br />
werden kann, sie müssen<br />
nun verstetigt werden. Seit<br />
zwei Jahren versucht das DW-<br />
SAAR in dem Projekt „Ausbildungsorientierte<br />
Elternarbeit“<br />
in <strong>Saar</strong>brücken eine Brücke<br />
zwischen den Elternhäusern<br />
und der Schule zu schlagen.<br />
Es ist das einzige Modell dieser<br />
Art im <strong>Saar</strong>land, bundesweit<br />
gibt es insgesamt zehn.<br />
Oft liege es nur an der mangelnden<br />
Kommunikation, dass<br />
Migrantenkinder in den Bildungseinrichtungen<br />
versagen,<br />
berichtet Projektmitarbeiterin<br />
Filyaz Gök. „Die Eltern sind mit<br />
den schulischen Verhältnissen<br />
hierzulande nicht vertraut und<br />
wissen wenig über die Möglichkeiten<br />
individueller Förderung,<br />
etwa bei Behinderungen.“<br />
Außerdem sei ihnen die Bedeutung<br />
von Maßnahmen wie<br />
Klassenbucheinträgen oder<br />
Klassenkonferenzen oft nicht<br />
bewusst. Gleichzeitig bestehe<br />
eine große Hemmschwelle,<br />
Elternabende oder andere<br />
schulische Veranstaltungen<br />
zu besuchen. „Migranteneltern<br />
müssen erst lernen, an<br />
diesem Punkt ihre Elternrolle<br />
zu übernehmen“, erläutert<br />
Gök. Deshalb sei es Ziel des<br />
Projekts, Eltern in ihrer Erziehungskompetenz<br />
zu stärken.<br />
In der Regel beginnt Göks Arbeit<br />
mit einem Hausbesuch,<br />
bei dem sie erst einmal versucht,<br />
den Eltern die Angst vor<br />
der Institution Schule zu nehmen.<br />
Gök stammt selbst aus<br />
der Türkei und kennt deshalb<br />
die kulturellen Traditionen vieler<br />
Migranten. Wenn es notwendig<br />
ist, nimmt sie sich auch<br />
einen Dolmetscher zu Hilfe.<br />
Rund 130 Familien hat die<br />
Sozialarbeiterin in den letzten<br />
zwei Jahren an den drei<br />
Projektstandorten, den Erweiterten<br />
Realschulen Ludwigspark<br />
und Bruchwiese sowie<br />
der Gesamtschule Ludwigspark,<br />
betreut. Sie begleitet<br />
die Eltern zu Gesprächen<br />
mit den Lehrerinnen und Lehrern,<br />
vermittelt Hausaufgabenbetreuung<br />
und veranstaltet thematische<br />
Elterntreffen. Zweimal<br />
im Jahr gibt es an jedem<br />
Standort einen so genannten<br />
interkulturellen Nachmittag,<br />
bei dem sich Eltern und Lehrer,<br />
etwa beim gemeinsamen<br />
Kochen, zwanglos näher kommen<br />
können. Außerdem bietet<br />
Gök an allen drei Schulen regelmäßig<br />
Sprechstunden an.<br />
Es profitieren viele von diesem<br />
Angebot. „Für die Lehrerinnen<br />
und Lehrer ist es eine<br />
enorme Erleichterung, eine Ansprechpartnerin<br />
an ihrer Seite<br />
zu haben, die vermittelt“,<br />
sagt Pia Götten, Direktorin der<br />
Bruchwiesenschule. Es gelinge,<br />
bei Problemen rechtzeitig<br />
einzugreifen, Missver-<br />
14 15
O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />
ständnisse im Vorfeld zu vermeiden.<br />
In ihrer Schule, die<br />
von Jugendlichen aus 37 Nationen<br />
besucht werde, sei das<br />
Projekt ein großer Erfolg.<br />
„Die Jugendlichen erleben ihre<br />
Eltern nicht mehr so hilflos gegenüber<br />
der Schule“, berichtet<br />
Gök. Auch das unterstütze<br />
den Lernerfolg. Etliche besuchten<br />
mittlerweile selbst<br />
Sprach- und Alphabetisierungskurse.<br />
Für viele Jugendliche<br />
ist die Schule nicht mehr<br />
der Albtraum, der sie einst war.<br />
Gök zählt zahlreiche Beispiele<br />
auf, wo sich die schulischen<br />
Leistungen erheblich verbessert<br />
haben und sich plötzlich<br />
Perspektiven auch in weiterführendeBildungseinrichtungen<br />
ergeben. Oft sei es<br />
auch gelungen, durch intensive<br />
Beratung die Situation im<br />
Elternhaus zu entspannen.<br />
Das Bundesmodell „Schul- und Ausbildungsorientierte Elternarbeit“<br />
endet in der bisherigen Form mit seiner Befristung zum<br />
30. Juni 2009. Auf Grund der positiven Wirkungen auf Schule,<br />
Elternhaus und Jugendliche gibt es Signale des saarländischen<br />
Bildungsministeriums auf eine Anschlussförderung<br />
aus Mitteln des Landes zumindest für 2009 und 2010.<br />
INTEGRATION Kurs mit Alphabetisierung in<br />
der Landesaufnahmestelle in Lebach<br />
„Viele können weder<br />
lesen noch schreiben“<br />
Zurzeit leben in der Landesaufnahmestelle<br />
in Lebach<br />
110 Menschen aus dem Irak,<br />
die zum großen Teil über die<br />
Türkei nach Deutschland geflüchtet<br />
sind. Die Mehrzahl sind<br />
Jesiden und Christen, ein geringer<br />
Teil sind Moslems. Dabei<br />
teilen sich die Jesiden in<br />
Araber und Kurden auf. Die<br />
Jesiden kommen hauptsächlich<br />
aus den ländlichen Regionen<br />
des Irak. Die Christen<br />
stammen dagegen verstärkt<br />
aus den Städten und besitzen<br />
eine höhere Bildung.<br />
„Bis zur Anerkennung vergehen<br />
in der Regel zwei bis drei<br />
Monate“, berichtet Ishac Badawi,<br />
Mitarbeiter der Flüchtlingsberatungsstelle<br />
des DW-<br />
SAAR in Lebach. Diese Zeit<br />
will die Diakonie nutzen und<br />
bietet deshalb in Zusammenarbeit<br />
mit dem Bundesamt<br />
für Migration und Flüchtlinge<br />
(BAMF) und dem Landesverwaltungsamt/Landesaufnahmestelle<br />
Lebach speziell<br />
für die Iraker ab März ei-<br />
nen Integrationskurs mit Alphabetisierung(Alphabetisierungskurs)<br />
an. Viele der Flüchtlinge<br />
könnten in ihrer Muttersprache<br />
weder lesen noch schreiben,<br />
sagt Badawi. Zudem biete<br />
der Integrationskurs die Möglichkeit,<br />
Deutsch zu lernen.<br />
In dem Alphabetisierungskurs<br />
erwerben die Teilnehmer<br />
im Verlauf von 945 Unterrichtsstundengrundlegende<br />
Lese- und Schreibkompetenzen<br />
und die für eine elementare<br />
Kommunikation notwendigen<br />
Deutschkenntnisse.<br />
Damit gehen sie den ersten<br />
Schritt in einem über den Kurs<br />
hinausweisenden Lernprozess.<br />
Die Teilnehmer erarbeiten sich<br />
also im Alphabetisierungskurs<br />
eine stabile Basis für den weiteren<br />
erfolgreichen Spracherwerb.<br />
Durch teilnehmerorientierte<br />
Methoden fördert der Unterricht<br />
neben selbstständigem<br />
Handeln auch interkulturelle<br />
Kompetenz und steigert so das<br />
Selbstwertgefühl der Migranten.<br />
Das DWSAAR begrüßt,<br />
dass die Europäische Union<br />
(EU) 10.000 besonders<br />
schutzbedürftige Flüchtlinge<br />
aus dem Irak aufgenommen<br />
hat. Christen und Jesiden<br />
sind dort zunehmend<br />
unter Druck seitens radikaler<br />
islamistischer Gruppierungen<br />
geraten. Menschen,<br />
die aus Angst und Verfolgung<br />
geflohen sind, berichten<br />
von massiven Einschüchterungen<br />
und Drohungen.<br />
Mehr als zwei Millionen Iraker<br />
halten sich deshalb derzeit<br />
in Syrien und Jordanien<br />
auf. 2.500 dieser Flüchtlinge<br />
sind nach Deutschland gekommen,<br />
31 davon ins <strong>Saar</strong>land.<br />
Im <strong>Saar</strong>land ist derzeit<br />
nach der Registrierung in Lebach<br />
die Verteilung auf die<br />
Gemeinden und Städte geplant.<br />
Dabei sollen die Familienverbände<br />
und Angehörige<br />
zusammenbleiben können.<br />
„Eine Rückkehr der Flüchtlinge<br />
in ihre Heimat ist auf<br />
absehbare Zeit völlig undenkbar“,<br />
sagt Martin Heß, Abteilungsleiter<br />
OFFENE SOZI-<br />
ALE ARBEIT beim DWSAAR.<br />
16 17
O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />
INTEGRATION Migrantinnen und Migranten besuchten<br />
das Europäische Parlament in Straßburg<br />
Im Kern des<br />
demokratischen Europas<br />
„Mir ist heute bewusst geworden,<br />
wie wichtig es ist, mehrere<br />
Sprachen zu beherrschen. Damit<br />
kann man viel im Leben erreichen.“<br />
Die begeisterte Aussage<br />
stammt von Alexander<br />
Braun. Der 19-jährige Spätaussiedler<br />
war im Herbst 2008 gemeinsam<br />
mit seinen Eltern aus<br />
Kasachstan ins <strong>Saar</strong>land gekommen.<br />
„Ich bin stolz, dass<br />
ich jetzt im Kern des demokratischen<br />
Europas lebe“, sagt er.<br />
Das <strong>Saar</strong>land liege so nah an<br />
Straßburg! Mit 37 anderen Migrantinnen<br />
und Migranten aus<br />
13 Ländern war Alexander<br />
Braun zu Besuch beim Europäischen<br />
Parlament in Straßburg.<br />
Im Gespräch: Jo Leinen (SPD) mit den Gästen<br />
aus dem <strong>Saar</strong>land.<br />
Die Fahrt war von den Migrationsdiensten<br />
des DIAKO-<br />
NISCHEN WERKES AN DER<br />
SAAR in Zusammenarbeit mit<br />
der Stiftung „Demokratie <strong>Saar</strong>land“<br />
organisiert worden. Viele<br />
Teilnehmende aus Integrationskursen<br />
sowie Eltern von Jugendlichen,<br />
die durch das Bundesmodellprojekt<br />
„Ausbildungs<br />
orientierte Elternarbeit im Jugendmigrationsdienst“<br />
betreut<br />
werden, nutzten die Chance,<br />
das EU-Parlament einmal<br />
hautnah zu erleben.<br />
Aserbaidschan, Bosnien, Estland,<br />
Ghana, Kasachstan, Kirgisistan,<br />
Marokko, Russland,<br />
Sri Lanka, Syrien, Türkei, Ukraine:<br />
die Liste der Herkunftsländer<br />
der Mitfahrenden war lang.<br />
Alle wohnen jetzt im <strong>Saar</strong>land.<br />
Einige haben schon die deutsche<br />
Staatsbürgerschaft erworben,<br />
andere haben es vor,<br />
Deutsche und somit Europäer<br />
zu werden. Nach einer strengen<br />
Sicherheitskontrolle konnte<br />
die Gruppe im Plenarsaal<br />
eine Debatte zum Thema „Autoindustrie<br />
und Finanzkrise“<br />
verfolgen. Die Größe des Parlamentes<br />
und die professionelle<br />
Organisation beeindruckte<br />
die Gäste aus dem <strong>Saar</strong>land:<br />
785 Abgeordnete aus 27<br />
Ländern gehören dem Parlament<br />
an, die Reden werden simultan<br />
in 23 Amtssprachen<br />
übersetzt. 99 dieser Abgeordneten<br />
kommen aus Deutschland,<br />
vier aus dem <strong>Saar</strong>land.<br />
Einer von ihnen, der saarländische<br />
SPD-Abgeordnete Jo<br />
Leinen, stand den Gästen sogar<br />
im persönlichen Gespräch<br />
Rede und Antwort. So erfuhren<br />
die Teilnehmenden, dass das<br />
Europäische Parlament jährlich<br />
12 Sitzungsperioden in Straßburg<br />
abhält, die Abgeordneten<br />
aber zusätzlich auch zwischen<br />
Luxemburg und Brüssel<br />
pendeln, um an Aus-<br />
schuss- und Fraktionssitzungen<br />
teilzunehmen.<br />
Aber es konnten auch Fragen<br />
gestellt werden, die den Neu-<br />
<strong>Saar</strong>ländern wichtig waren:<br />
Wird die Türkei, wird die Ukraine<br />
bald EU-Mitglied werden<br />
können? Wie ist der Tagesablauf<br />
eines EU-Parlamentariers?<br />
Wie kann man eine Anstellung<br />
als Mitarbeiter eines Abgeordneten<br />
bekommen? Doch<br />
die Anliegen des Europaparlamentes<br />
gehen über das Tagesgeschäft<br />
hinaus, verdeutlichte<br />
Jo Leinen. So wurde das Jahr<br />
2008 als Europäisches Jahr<br />
des interkulturellen Dialoges<br />
benannt. Es sollte Menschen<br />
in Europa dazu ermutigen, sich<br />
aktiv auf andere Kulturen und<br />
Lebensentwürfe einzulassen,<br />
sowohl innerhalb ihres persönlichen<br />
Lebensumfelds als auch<br />
im Austausch mit anderen Ländern.<br />
Respekt für kulturelle Unterschiede<br />
soll gefördert und<br />
kulturelle Vielfalt als Bereicherung<br />
erlebbar gemacht werden.<br />
Im Anschluss verbrachte die<br />
Reisegruppe noch den Nachmittag<br />
in Straßburg und erkundete<br />
die Sehenswürdigkeiten<br />
der Stadt. 2009 wird er,<br />
da er als Spätaussiedler gleich<br />
nach der Einreise die deutsche<br />
Staatsangehörigkeit erhalten<br />
hat, erstmals bei einer Europawahl<br />
mitwählen können. Darauf<br />
freut er sich schon jetzt.<br />
INTEGRATION Im interkulturellen Chor begegnen sich<br />
Menschen verschiedener Herkunft beim gemeinsamen Singen<br />
„Stimmenvielfalt“ über Kultur<br />
und Sprachgrenzen hinweg<br />
Es ist ein buntes Sprachengewirr<br />
an diesem Abend im BürgerInnenZentrum<br />
Brebach.<br />
Doch als Chorleiterin Amei<br />
Scheib zur Probe bittet, singen<br />
alle gemeinsam ein Lied auf<br />
Lateinisch: „Gaudeamus hodie!<br />
– Lasst uns heute fröhlich<br />
sein!“ – gleichsam das Motto<br />
des interkulturellen Chores<br />
„Stimmenvielfalt“ in <strong>Saar</strong>brücken.<br />
15 Sängerinnen und Sänger<br />
aus Russland, der Ukraine,<br />
Frankreich, Italien und<br />
Deutschland haben sich im<br />
Sommer 2008 zu einem interkulturellenProjektensemble<br />
zusammengefunden. Dank<br />
guter Vernetzung mit Vereinen<br />
und Bürgerinnen und Bürgern<br />
mit und ohne Migrationshintergrund<br />
in den Stadtteilen<br />
Brebach und Malstatt ist es der<br />
Gemeinwesenarbeit des DW-<br />
SAAR in Kooperation mit dem<br />
Zuwanderungs- und Integrationsbüro<br />
<strong>Saar</strong>brücken (ZIB) gelungen,<br />
am Chorgesang Interessierte<br />
unterschiedlichster<br />
Herkunft für die Idee zu begeistern,<br />
einen interkulturellen<br />
Chor zu gründen. „Gemeinsam<br />
zu singen und zu musizieren<br />
spricht den ganzen Menschen<br />
an, vor allem auch auf<br />
der Gefühlsebene – eine gute<br />
Voraussetzung, um sich über<br />
Kultur- und Sprachgrenzen hinweg<br />
persönlich zu begegnen“,<br />
berichtet Anne-Marie Marx, Mitarbeiterin<br />
im Stadtteilbüro Malstatt<br />
und selbst engagierte<br />
Sängerin, über erste Erfahrungen<br />
in der interkulturellen<br />
Chorarbeit.<br />
Der Chor „Stimmenvielfalt“,<br />
der in Zusammensetzung, Programm<br />
und Konzept dezidiert<br />
interkulturell ausgerichtet ist,<br />
will Wege aufzeigen, wie Integration<br />
gelingen kann. Während<br />
im täglichen Leben von<br />
Migrantinnen und Migranten oft<br />
der reale Kontakt zu Deutschen<br />
fehle, sei dies im Chor jetzt<br />
ganz anders. „Die Ausgangslage<br />
ist dabei aber für alle gleich.<br />
Wir alle müssen immer wieder<br />
in für uns fremden Sprachen<br />
singen“, sagt Marx. Dazu<br />
gehört etwa das afrikanische<br />
Lied „Siyahamba“ (Unser Weg<br />
ist der Weg des Lichts), das in<br />
insgesamt sieben Sprachen<br />
vorgetragen wird. So bringen<br />
Migrantinnen und Migranten einen<br />
umfangreichen Liedschatz<br />
aus ihren Herkunftsländern mit,<br />
der im Chor erarbeitet wird.<br />
Umgekehrt wird aber auch<br />
deutsches Liedmaterial einstudiert.<br />
In der gemeinsamen Entwicklung<br />
des Programms liegt<br />
letztendlich das Besondere<br />
dieses Chores, denn darüber<br />
entsteht ein interkultureller Austausch,<br />
von dem alle – Sängerinnen<br />
und Sänger mit und<br />
ohne Migrationshintergrund –<br />
gleichermaßen profitieren.<br />
Ein erster Höhepunkt für die<br />
Sängerinnen und Sänger war<br />
ein Auftritt mit kleinen Programmbeiträgen<br />
zum „Interkulturellen<br />
Abend mit Chören und<br />
Vokalensembles“ in der <strong>Saar</strong>-<br />
18 19
O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />
brücker Johanneskirche im<br />
Rahmen der „Interkulturellen<br />
Wochen“. Erfolgserlebnisse<br />
durch gemeinsame Auftritte<br />
sollen das Selbstbewusstsein<br />
und das Gemeinschaftsgefühl<br />
fördern. Der Chor verspricht<br />
sich davon aber auch eine Signalwirkung<br />
in die Öffentlichkeit<br />
hinein: Gemeinsam singen,<br />
gemeinsam arbeiten, gemeinsam<br />
leben kann gelingen und<br />
dabei noch Spaß machen - und<br />
durch das gemeinsame Auftreten<br />
machen wir dies hör- und<br />
erlebbar.<br />
Neben der Weiterentwicklung<br />
des interkulturellen Chores stellt<br />
sich die Frage, wie Migrantinnen<br />
und Migranten in bestehende<br />
saarländische Chöre besser in-<br />
„Kann ich mir ’nen Appel mache?“<br />
Über diese Frage ist<br />
Carsten Freels nicht mehr verwundert.<br />
Denn seit es im Kinderhaus<br />
in Malstatt eine Apfelschälmaschine<br />
gibt, werden<br />
dort wöchentlich mehrere Kilo<br />
mit diesem kleinen Automaten<br />
mundgerecht zubereitet: Aufstecken,<br />
drehen – fertig. Früher<br />
erzählt Mitarbeiter Freels,<br />
da lag das Obst tagelang in<br />
der Schale – und niemand griff<br />
zu. Manchmal gelte es einfach<br />
nur, den richtigen Zugang zu<br />
finden, damit sich Kinder gesund<br />
ernährten.<br />
tegriert werden können. Hierzu<br />
ist die Zusammenarbeit mit dem<br />
Chorverband <strong>Saar</strong> angestrebt,<br />
um mit Beratungen oder Workshops<br />
die interkulturelle Kompetenz<br />
aller Beteiligten zu entwickeln<br />
und zu fördern. Darüber hinaus<br />
besteht die Idee, ein interkulturelles<br />
Liederbuch für Chöre<br />
zu erarbeiten.<br />
Eins ist aber jetzt schon klar:<br />
Nach dem erfolgreichen Start<br />
im Rahmen der „Interkulturellen<br />
Woche“ haben sich die<br />
Sängerinnen und Sänger verabredet,<br />
weiter gemeinsam zu<br />
proben – bis sie eines Tages<br />
vielleicht alleine ein Konzert mit<br />
einem internationalen Repertoire<br />
bestreiten können. Weitere<br />
Mit-Sängerinnen und – vor<br />
GEMEINWESENARBEIT Das Kinderhaus<br />
in <strong>Saar</strong>brücken-Malstatt setzt auf Prävention<br />
Kinder fördern<br />
statt frustrieren<br />
Die gesunde Ernährung ist<br />
aber nur ein Standbein des<br />
Kinderhauses des DIAKO-<br />
NISCHEN WERKES AN DER<br />
SAAR im unteren Malstatt. Unter<br />
dem Projektnamen „Freiraum<br />
für Prävention“ kommen<br />
dazu Elternarbeit sowie die<br />
Verbesserung der Wohnsituation<br />
und der Bildungschancen<br />
der benachteiligten Kinder in<br />
dem <strong>Saar</strong>brücker Stadtteil. Ziel<br />
sei es, den Folgen von Armut<br />
und sozialer Ausgrenzung vorzubeugen,<br />
sagt Freels.<br />
Das Kinderhaus arbeitet so erfolgreich,<br />
dass das DWSAAR<br />
den Ansatz ab dem Jahr 2009<br />
allem – Sänger, die Siyahamba<br />
eine weitere Sprache hinzufügen<br />
können, sind jederzeit<br />
herzlich willkommen!<br />
Die Proben finden 14-tägig im<br />
BürgerInnenZentrum Brebach<br />
statt.<br />
Kontakt:<br />
Stadtteilbüro Malstatt -<br />
Annemarie Marx<br />
Tel. 0681 / 94735-0 /-15<br />
sbm@quarternet.de<br />
auch in anderen Kommunen<br />
des Regionalverbandes umsetzt:<br />
im <strong>Saar</strong>brücker Stadtteil<br />
Brebach und zusammen mit<br />
dem Caritasverband in Völklingen.<br />
„Wir arbeiten präventiv, damit<br />
das Jugendamt erst gar nicht<br />
eingreifen muss“, erläutert<br />
Freels den Ansatz. In der Anlaufstelle<br />
sind Eltern und Kinder<br />
immer willkommen. Sie finden<br />
hier ein „offenes Ohr“ für<br />
ihre Sorgen und Nöte. Mit rund<br />
15 Kindern wird täglich eingekauft,<br />
gekocht und anschließend<br />
gemeinsam Mittagessen<br />
gegessen. Anschließend gibt<br />
es eine Hausaufgaben-Gruppe.<br />
Den Abschluss des Nachmittages<br />
bilden oft kreative Angebote<br />
von Malen bis Linoldruck<br />
oder Spiele im Freien. Erst<br />
kürzlich hatte das Kinderhaus<br />
eine Ausstellung mit den Kunstwerken<br />
der Kinder im Kulturbüro<br />
der Landeshauptstadt.<br />
Das Motto des Hauses lautet:<br />
„Kinder fördern statt frustrieren,<br />
Eltern beraten statt beschämen“.<br />
Regelmäßig sind Freels<br />
und seine Kollegin Inge Benthyn<br />
mit den Erziehungsberechtigten<br />
im Gespräch. Sie erhalten<br />
Tipps und Hinweise und<br />
auf Wunsch unkompliziert Rat<br />
in Erziehungs- und Lebensfragen.<br />
„Wir besuchen die Kinder<br />
auch zu Hause und pflegen<br />
den Kontakt zu den Lehrerinnen<br />
und Lehrern in den<br />
Schulen“, berichtet Freels. Das<br />
hat Erfolg: Bei einem großen<br />
Teil der Kinder konnte eine Verbesserung<br />
der Leistungen sowie<br />
eine deutliche Verringerung<br />
der Fehlstunden erreicht werden.<br />
Die Einrichtung kooperiert<br />
eng mit dem sozialen Dienst<br />
des Jugendamtes und weiteren<br />
Einrichtungen in Malstatt.<br />
Mit all diesen Maßnahmen soll<br />
vermieden werden, dass die<br />
Kinder irgendwann in einer Jugendhilfemaßnahme<br />
landen,<br />
etwa in einer Wohngruppe. Das<br />
ist im Gegensatz zu den Kos-<br />
ten für das Kinderhaus teurer<br />
für die Jugendhilfe. Und deshalb<br />
hat sich die Politik schon<br />
vor einigen Jahren entschlossen<br />
in Malstatt und Alt-<strong>Saar</strong>brücken<br />
auf Prävention zu setzen.<br />
Finanziert wird das Kinderhaus<br />
von der saarländischen Landesregierung<br />
und vom Regionalverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken. Dazu<br />
kommen Spenden und kirchliche<br />
Eigenmittel.<br />
20 21
O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />
LERNEN Das Kinder-Bildungszentrum (KiBiZ)<br />
an der Kirchbergschule in Malstatt<br />
Schule wird<br />
zum Erlebnisort<br />
Bildung in Deutschland ähnelt<br />
einem Hürdenlauf, bei dem all<br />
zu viele Kinder auf der Strecke<br />
bleiben, vor allem dann, wenn<br />
sie aus sozial benachteiligten<br />
Stadtteilen kommen. Um die<br />
Chancengerechtigkeit zu erhöhen,<br />
hat das DWSAAR am<br />
1. Januar 2009 in Zusammenarbeit<br />
mit der Landeshauptstadt<br />
<strong>Saar</strong>brücken in Malstatt<br />
ein Kinderbildungszentrum (Ki-<br />
BiZ) eingerichtet.<br />
Neu dabei ist: Der Lernort<br />
Schule soll zum Erlebnisort<br />
werden. Das Zentrum in der<br />
Kirchbergschule will allen Kindern<br />
von null bis zwölf Jahren<br />
und ihren Familien Raum, Ort<br />
und Zeit bieten, zusammen mit<br />
anderen sich und die Welt zu<br />
entdecken. Angebote aus dem<br />
Stadtteil - von Einzelpersonen,<br />
aber auch Institutionen und Betrieben<br />
- soll der Weg in die<br />
Schule geöffnet und dadurch<br />
gemeinsam die „Bildungslandschaft“<br />
gestaltet und erweitert<br />
werden. Dabei kooperiert<br />
das DWSAAR mit dem<br />
Kollegium der Kirchbergschule,<br />
der katholischen Fachschule<br />
für Sozialpädagogik, der freiwilligen<br />
Ganztagsschule sowie<br />
dem katholischen Hort.<br />
Die Lernangebote aus so unterschiedlichen<br />
Bereichen wie<br />
Musik, bildnerisches Gestalten<br />
oder Sport sollen von Eltern<br />
und Kindern mitentwickelt<br />
und von verschiedenen Einrichtungen<br />
im Stadtteil gestaltet<br />
werden. Ein erster „Stundenplan“,<br />
unter anderem mit Angeboten<br />
der Kindertagesstätte<br />
Stromstraße und dem Förderverein<br />
der Kirchbergschule<br />
liegt bereits vor. Nach dem<br />
Start in der ehemaligen Hausmeisterwohnung<br />
soll auch das<br />
Dachgeschoss zukünftig „erklommen“<br />
werden. Die Koordi-<br />
nation liegt bei Mitarbeitenden<br />
aus dem Stadtteilbüro Malstatt<br />
und dem Kinderhaus, die die<br />
Idee der Initiativgruppe „Kinderbildungszentrum<br />
Malstatt“ gemeinsam<br />
mit allen Interessierten<br />
weiterentwickeln werden.<br />
„Wir wollen im Stadtteil Malstatt<br />
Schule und andere Bildungsangebote<br />
zu einem Netzwerk verknüpfen,<br />
um Kindern neue Bildungschancen<br />
zu eröffnen, betonte<br />
Diakonie-Pfarrer Udo<br />
Blank bei der offiziellen Eröffnung<br />
des Zentrums. So gehe<br />
es beispielsweise darum, den<br />
Übergang von der Kindertagesstätte<br />
in die Schule zu erleichtern.<br />
Ferner wird angestrebt,<br />
Eltern in ihrer Erziehungskompetenz<br />
zu stärken und ihnen<br />
einen einfacheren Zugang zu<br />
den unterstützenden Institutionen<br />
zu ermöglichen. Zur Eröffnung<br />
war auch die <strong>Saar</strong>brücker<br />
Oberbürgermeisterin<br />
gekommen. „Das KiBiZ ist ein<br />
zeitgemäßes Bildungsangebot<br />
für Kinder und Eltern,“ sagte<br />
Charlotte Britz. Ein wichtiger<br />
Arbeitsschwerpunkt liege auf<br />
dem Bereich Gesundheitserziehung<br />
und den Themen Bewegung<br />
und Ernährung.<br />
WOHNUNGSLOSIGKEIT „Betreutes Wohnen für Menschen<br />
in sozialen Schwierigkeiten“ in <strong>Saar</strong>brücken und Neunkirchen<br />
Den Alltag organisieren<br />
und Ressourcen aktivieren<br />
„Wir haben eine Lücke im Versorgungssystem<br />
für Menschen<br />
mit sozialen Schwierigkeiten geschlossen“,<br />
sagt Rosie Divivier.<br />
Seit Ende 2007 bietet das<br />
DWSAAR „Betreutes Wohnen<br />
für Menschen in besonderen<br />
Lebenslagen“ an: 15 Plätze<br />
in <strong>Saar</strong>brücken, fünf in Neunkirchen.<br />
Konkret geht es um Menschen,<br />
die auf der Straße leben<br />
oder von Wohnungslosigkeit bedroht<br />
sind, weil sie Mietschulden<br />
haben oder nicht in der Lage<br />
sind, einen geordneten Haushalt<br />
zu führen. Viele von ihnen<br />
wollten nicht in einer stationären<br />
Einrichtung wohnen, wie das<br />
Bruder-Konrad-Haus oder die<br />
Herberge zur Heimat, seien aber<br />
gleichzeitig nicht in der Lage, alleine<br />
die sozialen Schwierigkeiten<br />
zu überwinden, betont<br />
die Referentin für gemeindliche<br />
Diakonie.<br />
Klaus H. (Name von der Redaktion<br />
geändert) hat jahrelang in<br />
einem Zelt unter den Brücken<br />
<strong>Saar</strong>brückens gelebt, bis die gesundheitlichen<br />
Probleme überhand<br />
nahmen, ausgelöst unter<br />
anderem auch durch exzessiven<br />
Drogen- und Alkoholkonsum.<br />
Es folgten Krankenhausaufenthalte<br />
mit einer Lebertransplantation<br />
und Therapien. Zuletzt<br />
versagten die Nieren, so dass<br />
der 47-Jährige jetzt regelmäßig<br />
zur Blutwäsche muss. „Trotzdem<br />
schöpft er derzeit wieder neuen<br />
Lebensmut“, berichtet Mitarbeiter<br />
Matthias Wietschorke. Er hat<br />
mit Klaus H. eine Wohnung ge-<br />
funden und jetzt gilt es den Alltag<br />
zu organisieren. Dazu gehören<br />
beispielsweise Hilfen beim Rentenantrag<br />
und der Schuldenregulierung.<br />
Wietschorke begleitet<br />
den ehemals Wohnungslosen zu<br />
Ärzten, Ämtern und Behörden.<br />
„Klaus H. entwickelt noch viel<br />
Eigeninitiative, ist immer freundlich,<br />
höflich und kooperativ“, berichtet<br />
der Sozialarbeiter. Wichtig<br />
bei seiner Arbeit sei auch die<br />
Beziehungspflege, denn schließlich<br />
machten die Menschen freiwillig<br />
mit, es gebe „keine Bevormundung“.<br />
Auch Frauen haben sich für<br />
das „Betreute Wohnen“ gemeldet.<br />
Ellen B. (Name geändert)<br />
lebt seit Jahren im Millieu<br />
der Obdachlosen. „Sie ist<br />
nie aus dem Kreislauf mit Kündigungen<br />
und Schulden heraus<br />
gekommen“, sagt Martin Kunz,<br />
langjähriger Mitarbeiter aus der<br />
Wohnungslosenarbeit. Dazu<br />
kam dann Alkoholmissbrauch<br />
mit all den krankheitsbedingten<br />
Folgen. Derzeit absolviert die<br />
39-Jährige eine Suchttherapie.<br />
Parallel dazu läuft schon die<br />
Wiedereingliederung in den Alltag<br />
durch das Team des „Betreuten<br />
Wohnens“. Kunz ist<br />
überzeugt davon, dass es noch<br />
viele Ressourcen gibt, die es<br />
nun zu aktivieren gilt. Die neue<br />
Wohnung sei schon gemeinsam<br />
eingerichtet, so dass der<br />
Rückkehr in einen selbstständigen<br />
Alltag nichts im Wege<br />
stehe. Er hofft, dass sich Ellen<br />
B. für eine weitere ambulante<br />
Therapie entscheidet, um so<br />
einen Rückfall zu verhindern.<br />
Ein Rückfall sei nie ausgeschlossen,<br />
sagt Kunz. Doch die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter bauen<br />
auf die Potentiale eines jeden<br />
Hilfesuchenden und weisen keine<br />
Schuld zu. „Unser christliches<br />
Leitbild basiert auf der Achtung<br />
der Würde und der Wertschätzung<br />
jedes Menschen“, betont<br />
Divivier.<br />
Das DIAKONISCHE WERK AN<br />
DER SAAR geht davon aus,<br />
dass rund 1000 Menschen im<br />
<strong>Saar</strong>land wohnungslos sind, von<br />
Wohnungslosigkeit bedroht oder<br />
in prekären Wohnverhältnissen<br />
leben. 80 Prozent von ihnen sind<br />
Männer, 20 Prozent Frauen.<br />
Finanziert wird das „Betreute<br />
Wohnen“ von der saarländischen<br />
Landesregierung. Im<br />
Fachaustausch mit dem Ministerium<br />
für Justiz, Arbeit, Gesundheit<br />
und Soziales sowie mit dem<br />
Landesamt für Soziales, Gesundheit<br />
und Verbraucherschutz<br />
wird über die Arbeit berichtet.<br />
Die Mitarbeiter des DWSAAR loben<br />
die außerordentlich gute Zusammenarbeit<br />
mit dem Amt für<br />
soziale Angelegenheiten der<br />
Landeshauptstadt <strong>Saar</strong>brücken<br />
und dem Landkreis Neunkirchen<br />
– eine entscheidende Bedingung<br />
für eine zielorientierte, erfolgreiche<br />
ambulante Hilfe.
O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />
ARMUT Diakonisches Zentrum beteiligte sich an Aktion<br />
der St. Johanner <strong>Kirche</strong>ngemeinden anlässlich des Basilika-Jubiläums<br />
Alle kamen<br />
an einen Tisch<br />
200 Meter zog sich die lange<br />
Festtafel mit grünen und gelben<br />
Tischdecken von der Basilika<br />
bis zum Diakonischen<br />
Zentrum in der Alten <strong>Kirche</strong><br />
am St. Johanner Markt. Und<br />
es war auch ein buntes Volk,<br />
das da Platz genommen hatte,<br />
wie die Pfarrerin der <strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinde St.<br />
Johann, Johanna-Martina Rief,<br />
feststellte. Am Johannistag,<br />
24. Juni, hatten die beiden<br />
<strong>Saar</strong>brücker Innenstadt-Gemeinden<br />
alle Passanten, auch<br />
Obdachlose und sozial Benachteiligte<br />
sowie Gäste, die<br />
an diesem Tag die Landeshauptstadt<br />
besuchten, dazu<br />
eingeladen nicht nur den Namenstag<br />
des <strong>Saar</strong>brücker<br />
Stadtteils und seiner <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
zu feiern, sondern<br />
auch das 250-jährige Bestehen<br />
der Basilika St. Johann.<br />
Die Aktion stand unter dem<br />
Motto: „Alle an einem Tisch!“<br />
„Nehmen Sie Platz, essen<br />
und trinken Sie mit uns, kommen<br />
Sie miteinander ins Gespräch“,<br />
forderte der Gemeindepfarrer<br />
der Katholischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
St. Johann und<br />
<strong>Saar</strong>brücker Dechant, Michael<br />
Becker, die Passanten immer<br />
wieder auf. Gemeinsam<br />
mit seiner evangelischen Kollegin<br />
sprach er das Tischgebet.<br />
Beide Gemeinden verbindet<br />
der Name Johannes des<br />
Täufers. „Und wir haben den<br />
Auftrag, für die Menschen in<br />
der Stadt da zu sein und ihnen<br />
vom offenen Himmel zu er-<br />
zählen - in Wort und Tat“, sagte<br />
Rief. Der Johannistag sei deshalb<br />
eine gute Gelegenheit,<br />
mit dieser Botschaft als evangelische<br />
und katholische <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
gemeinsam<br />
auf die Straße zu gehen.<br />
Der Kuchen für die Kaffee-Tafel<br />
wurde unter anderem von<br />
Eltern, Schülerinnen und Schülern<br />
der katholischen Willi-Graf-<br />
Schulen in <strong>Saar</strong>brücken gebacken.<br />
Eine 10. Klasse half<br />
nicht nur beim Aufbau der Bänke,<br />
sondern war mit vielen anderen<br />
Helferinnen und Helfern<br />
auch beim Bedienen oder Ge<br />
schirrspülen dabei. Die Wärmestube<br />
hatte 200 Sandwiches<br />
beigesteuert, der Kaffee<br />
kam vom Fair-Handelszentrum<br />
in <strong>Saar</strong>brücken.<br />
Die Aktion war eine gemeinsame<br />
Veranstaltung der katholischen<br />
und evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
St. Johann, des<br />
Caritas-Verbandes für <strong>Saar</strong>brücken<br />
und des DIAK0NISCHEN<br />
WERKES AN DER SAAR, der<br />
Willi-Graf-Schulen des Bistums<br />
Trier, der Wärmestube<br />
<strong>Saar</strong>brücken sowie des Ausbildungs-undBeschäftigungszentrums<br />
von SOS-Kinderdorf.<br />
ARMUT Bei der Völklinger Tafel engagieren<br />
sich über 30 Ehrenamtliche<br />
„Meine Zeit<br />
sinnvoll einbringen“<br />
Roswitha Schuh, 61, ist seit<br />
Sommer 2007, Angelika Kiefer,<br />
40, seit März 2006 ehrenamtlich<br />
bei der Völklinger Tafel<br />
des DWSAAR tätig. Die beiden<br />
engagieren sich in dem Projekt<br />
mit 33 anderen Ehrenamtlichen.<br />
Für die Arbeit konnten<br />
sie nach einem Aufruf der Freiwilligenagentur<br />
gewonnen werden.<br />
Angelika Kiefer hatte darüber<br />
hinaus eine Reportage<br />
über Tafeln im Fernsehen gesehen.<br />
Ein Interview:<br />
Warum haben Sie sich<br />
für ein Engagement bei<br />
der Tafel entschieden?<br />
Roswitha Schuh: Es ist für uns<br />
Im Herbst 2008 informierte sich<br />
der Präses der <strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong> im Rheinland, Nikolaus<br />
Schneider, bei einem Besuch<br />
des <strong>Kirche</strong>nkreises Völklingen<br />
über die Arbeit der Neunkircher<br />
Tafel, die sich in ökumenischer<br />
Trägerschaft befindet. „Es gibt<br />
Spreizungen die werden unerträglich<br />
für den gesellschaftlichen<br />
Frieden“, sagte er. Die rasante<br />
Ausweitung der Tafeln in<br />
Deutschland sieht Schneider als<br />
Zeichen eines sozialpolitischen<br />
Rückschritts. „Das Prinzip der<br />
Gerechtigkeit wird abgebaut zu-<br />
eine sinnvolle Aufgabe, der Armut<br />
entgegenzuwirken. Da ich<br />
in Rente bin, möchte ich meine<br />
Zeit sinnvoll einbringen.<br />
Angelika Kiefer: Ich wollte etwas<br />
Neues machen und etwas<br />
aufbauen, dabei stand<br />
für mich im Vordergrund<br />
Zeit sinnvoll für andere Mitmenschen<br />
einzusetzen.<br />
Was tut die Tafel?<br />
Wir holen Lebensmittel bei<br />
den Geschäften ab, bereiten<br />
sie auf und geben sie heraus.<br />
Hierbei ist uns wichtig, wir geben<br />
nur das heraus, was wir<br />
auch selbst essen würden.<br />
Seit wann gibt es die<br />
Völklinger Tafel?<br />
Im Oktober 2006 haben wir mit<br />
ARMUT Präses Schneider besuchte Neunkircher Tafel<br />
Sozialpolitischer Rückschritt<br />
gunsten des Prinzips der Barmherzigkeit“,<br />
kritisierte er. Dennoch<br />
würdigte Schneider die<br />
„großartige Leistung“ der bun-<br />
einem Ausgabetag mit 20 Lebensmittelempfängernangefangen,<br />
nun sind wir bei 2 Ausgabetagen,<br />
mit denen wir rund<br />
300 Haushalte erreichen.<br />
Sie werden bei Ihrer Tätigkeit<br />
mit dem Thema Armut<br />
konfrontiert, was<br />
empfinden Sie dabei?<br />
Angelika Kiefer: Ich sehe meine<br />
eigene Probleme mit anderen<br />
Augen und habe auch<br />
mein Kaufverhalten verändert<br />
und kaufe bewusster.<br />
Ich möchte aber auch etwas<br />
tun, um etwas zu ändern.<br />
desweit 785 Tafeln, die mit ehrenamtlicher<br />
Arbeit den Überfluss<br />
so kanalisierten, dass er<br />
Bedürftigen zugute komme.<br />
24 25
O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />
Abteilungsleiter: Martin Heß<br />
Tel. 06821 / 956-162, Fax: 06821 / 956-165<br />
martin-hess@dwsaar.de<br />
Stellvertreter: Martin Horzella<br />
Referat 1 – Gemeindliche Diakonie<br />
Referentin: Rosie Divivier<br />
Tel. 06821 / 956-164, Fax: 06821 / 956-165<br />
rosie-divivier@dwsaar.de<br />
Diak. Zentrum Sbr. /<br />
St. Johanner Börse /<br />
Kleiderkammer<br />
Ev. Kirch-Str. 29<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 38983-30 / -35 / -47<br />
Fax: 0681 / 38983-40<br />
dzs@dwsaar.de<br />
Medizinische Grundversorgung<br />
/ Praxis für<br />
Wohnungslose<br />
Ev. Kirch-Str. 29<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 38983-22 / -10<br />
Fax: 0681 / 38983-13<br />
ratwolo-sb@dwsaar.de<br />
Seniorenberatungsstelle<br />
Eschberg<br />
Mecklenburgring 53<br />
66121 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 8319372<br />
Fax: 0681 / 8319372<br />
seniorenberatung-eschberg<br />
@dwsaar.de<br />
Ökumenische Wärmestubb<br />
Neunkirchen<br />
Hospitalstr. 19<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 25025<br />
Fax: 06821 / 21214<br />
waermestubb-nk@dwsaar.de<br />
Schuldner- und<br />
Insolvenzberatung<br />
Gatterstr. 13<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 91476-25<br />
Fax: 06898 / 91476-15<br />
schuldbera-vk@dwsaar.de<br />
Tafel Neunkirchen<br />
Schlossstr. 1<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 9209-23<br />
Fax: 06898 / 9209-44<br />
j.panter@caritas-nk.de<br />
und<br />
Tel. 06821 / 956-162<br />
Fax: 06898 / 956-165<br />
osa@dwsaar.de<br />
Sozialbeistandschaften /<br />
Ambulante Hilfen<br />
Ev. Kirch-Str. 29<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 38983-21<br />
Fax: 0681 / 38983-40<br />
sozbei-sb@dwsaar.de<br />
Ambulant Betreutes<br />
Wohnen <strong>Saar</strong>brücken<br />
Ev. Kirch-Str. 29<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 38983-44 / -45<br />
Fax: 0681 / 38983-40<br />
abw-sb@dwsaar.de<br />
Diakonisches Zentrum<br />
Neunkirchen<br />
Hospitalstr. 19<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 25025<br />
Fax: 06821 / 21214<br />
sekr-dzn@dwsaar.de<br />
Diakonisches Zentrum<br />
Völklingen<br />
Café VALZ<br />
Gatterstr. 13<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 91476-0<br />
Fax: 06898 / 91476-15<br />
dzvk@dwsaar.de<br />
Innovative Seniorenarbeit<br />
Gatterstr. 13<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 91476-0<br />
Fax: 06898 / 91476-15<br />
Tafel <strong>Saar</strong>louis<br />
Lisdorfer Str. 13<br />
66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Tel. 06831 / 9399-0<br />
Fax: 06831 / 9399-40<br />
info@caritas-saarlouis.de<br />
und<br />
Tel. 06821 / 956-162<br />
Sekretariat: Christina Lavinio-Cisse / Beate Lorenz<br />
Tel. 06821 / 956-160 / 161<br />
Fax: 06821 / 956-165<br />
osa@dwsaar.de<br />
Aufsuchende soziale Arbeit<br />
Ev. Kirch-Str. 29<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 38983-32 / -42<br />
Fax: 06821 / 38983-40<br />
aufsuchendeSA@dwsaar.de<br />
Fachberatungsstelle für<br />
Wohnungslose<br />
Ev. Kirch-Str. 29<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681/38983-22 / -30<br />
Fax: 0681/38983-40<br />
ratwolo-sb@dwsaar.de<br />
Ambulant Betreutes<br />
Wohnen Neunkirchen<br />
Hospitalstr. 19<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 25025<br />
Fax: 06821 / 21214<br />
sekr-dzn@dwsaar.de<br />
Freiwilligenagentur<br />
Völklingen<br />
Gatterstr. 13<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 91476-10<br />
Fax: 06898 / 91476-15<br />
freiw-vk@dwsaar.de<br />
Tafel Lebach<br />
Am Markt 20<br />
66822 Lebach<br />
Tel. 0160 / 19398187<br />
info@caritas-saarlouis.de<br />
Tafel Völklingen<br />
Gatterstr. 13<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 91476-0<br />
Fax: 06898 / 91476-15<br />
sekr-dzvk@dwsaar.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
dienstags und freitags<br />
Referat 2 – Bildung und Beratung<br />
Referentin: Sigrun Krack<br />
Tel. 06821 / 956-166, Fax: 06821 / 956-165<br />
sigrun-krack@dwsaar.de<br />
Haus der Beratung<br />
Ev. Beratungsstelle für Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen<br />
Großherzog-Friedrich-Str. 37<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 65722<br />
Fax: 0681 / 64072<br />
hdb-sb@dwsaar.de<br />
Haus der Beratung<br />
Ev. Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte,<br />
Familienplanung und Sexualpädagogik<br />
Großherzog-Friedrich-Str. 37<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 65743<br />
Fax: 0681 / 64072<br />
hdb-sb@dwsaar.de<br />
Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle<br />
für Suchtkranke<br />
Johannisstr. 2,<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 30906-50<br />
Fax: 0681 / 30906-52<br />
psb@caritas-saarbruecken.de<br />
spielsuchtberatung@caritas-saarbruecken.de<br />
Ev. Familienbildungsstätte<br />
Mainzer Str. 269<br />
66121 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 61348<br />
Fax: 0681 / 61340<br />
fambild-sb@dwsaar.de<br />
Ökum. Bahnhofsmission<br />
<strong>Saar</strong>brücken<br />
Hauptbahnhof Gleis 5 - 12<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel 0681 / 31850<br />
Fax: 0681 / 31850<br />
bahnhofsmission-saarbrücken<br />
@dwsaar.de<br />
Agentur für haushaltsnahe<br />
Arbeit<br />
Gatterstr. 13<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 0160 / 8954693<br />
Fax: 06898 / 91476-15<br />
aha@dwsaar.de<br />
Ev. Aktionsgemeinschaft<br />
für Familienfragen<br />
Mainzer Str. 269<br />
66121 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 61348<br />
Fax: 0681 / 61340<br />
Arbeitsstelle für<br />
Integrationshilfen<br />
im Elementarbereich<br />
Gerhardstr. 182<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 984225<br />
Fax: 06898 / 984227<br />
afi-vk@dwsaar.de<br />
Kurberatung<br />
und -vermittlung<br />
Mainzerstr. 269<br />
66121 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel 0681 / 68570077<br />
Fax: 0681 / 61340<br />
kur-sb@dwsaar.de<br />
Referat 3 – Gemeinwesenarbeit<br />
Referentin: Rosie Divivier<br />
Tel. 06821 / 956-164, Fax: 06821 / 956-165<br />
rosie-divivier@dwsaar.de<br />
Stadtteilbüro Malstatt<br />
Breite Str. 63<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 94735-0<br />
Fax: 0681 / 94735-29<br />
sbm@dwsaar.de<br />
Modellprojekt “Freiraum für Prävention” / Kinderhaus<br />
Neustr. 23<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 9471342 und 0160 / 1720903<br />
Fax: 0681 / 94735-29<br />
sbm@dwsaar.de<br />
Gemeinwesenarbeit Burbach<br />
Bergstr. 6<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 76195-0<br />
Fax: 0681 / 76195-22<br />
gwaburbach@quarternet.de<br />
Therapeutische Schülerinnen- und<br />
Schülergruppe Matzenberg<br />
Emsweg 22<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 791323<br />
Fax: 0681 / 790064<br />
schuelerinnenhaus@dwsaar.de<br />
Gemeinwesenarbeit Brebach / IKUS Brebach<br />
und HIPPY Brebach<br />
<strong>Saar</strong>brücker Str. 62<br />
66130 <strong>Saar</strong>brücken-Brebach<br />
Tel. 0681 / 87764 + 95083-25<br />
Fax: 0681 / 95083-29<br />
bzb@quarternet.de<br />
Kultur- und Lesetreff Brebach<br />
Tel. 0681 / 872641<br />
Jugendclub Brebach<br />
Jakobstr. 12 - 16<br />
66130 <strong>Saar</strong>brücken-Brebach<br />
Tel. 0681 / 871862<br />
Therapeutische<br />
SchülerInnengruppe Brebach<br />
Jakobstr. 12 - 16<br />
66130 <strong>Saar</strong>brücken-Brebach<br />
Tel. 0681 / 8739372<br />
Gemeinwesenarbeit<br />
Völklingen-Innenstadt<br />
Marktstr. 15<br />
66338 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 3030914<br />
kiha-gwa-vk@caritas-saarbrücken.de<br />
Freiraum f. Präventation /<br />
Kinderhaus Völklingen<br />
Marktstr. 15<br />
66338 Völklingen<br />
Tel. zurzeit über<br />
06898 / 914 76-0<br />
Freiraum f. Präventation / Kinderhaus Brebach<br />
zurzeit:<br />
<strong>Saar</strong>brücker Str. 62<br />
66130 <strong>Saar</strong>brücken-Brebach<br />
Tel. 0681 / 95083-27<br />
Referat 4 – Migrationsdienste<br />
Referent: Martin Horzella<br />
Tel. 06821 / 956-163, Fax: 06821 / 956-165<br />
martin-horzella@dwsaar.de<br />
Jugendmigrationsdienst<br />
(JMD) <strong>Saar</strong>brücken<br />
Zur Malstatt 4<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 700705<br />
Fax: 0681 / 7020454<br />
jmd-sb@dwsaar.de<br />
Migrationsberatung<br />
Erwachsener (MBE)<br />
<strong>Saar</strong>brücken<br />
Zur Malstatt 4<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 700705<br />
Fax: 0681 / 7020454<br />
mbe-sb@dwsaar.de<br />
Integrationslotsen<br />
RV <strong>Saar</strong>brücken<br />
Zur Malstatt 4<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 700705<br />
Fax: 0681 / 7020454<br />
lis-sb@dwsaar.de<br />
ESF - BAMF - Programm<br />
Berufliche Sprachförderung<br />
RV <strong>Saar</strong>brücken<br />
Zur Malstatt 4<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 700705<br />
Fax: 0681 / 7020454<br />
migr-sb@dwsaar.de<br />
Flüchtlingsberatung Landesaufnahmestelle<br />
Lebach<br />
Pommernstr. 6<br />
66822 Lebach<br />
Tel. 06881 / 4783<br />
Fax: 06881 / 53017<br />
migr-leb@dwsaar.de<br />
Jugendmigrationsdienst<br />
(JMD) Völklingen / Lebach<br />
Gatterstr. 13<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 91476-0<br />
Fax: 06898 / 91476-15<br />
jmd-vk@dwsaar.de<br />
Integrationskurse<br />
RV <strong>Saar</strong>brücken<br />
Viktoriastr. 6<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 9100799<br />
Fax: 0681 / 9104843<br />
sprachkurs-sb@dwsaar.de<br />
Integrationskurse<br />
LK Neunkirchen<br />
Hospitalstr. 19<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 25025<br />
Fax: 06821 / 21214<br />
jmd-nk@dwsaar.de<br />
Beratungsstelle für<br />
Flüchtlingsfrauen und<br />
-familien im <strong>Saar</strong>land<br />
Hospitalstr. 19<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 25025<br />
Fax: 06821 / 21214<br />
migr-nk@dwsaar.de<br />
XENOS<br />
KompetenzWerkstatt<br />
Ludwigstr. 31 - 33<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 41633-08 / -07<br />
Fax: 0681 / 41633-09<br />
xenos-sb@dwsaar.de<br />
Jugendmigrationsdienst<br />
(JMD) EDV-Schulung<br />
Neunkirchen<br />
Hospitalstr. 19<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 25025<br />
Fax: 06821 / 21214<br />
jmd-nk@dwsaar.de<br />
Bundesmodell<br />
Elternarbeit im JMD<br />
<strong>Saar</strong>brücken<br />
Zur Malstatt 4<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 700705<br />
Fax: 0681 / 7020454<br />
jmd-eltern@dwsaar.de<br />
Berufliche und soziale<br />
Integration (BIZ)<br />
LK Neunkirchen<br />
Hospitalstr. 19<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 25025<br />
Fax: 06821 / 21214<br />
meb-nk@dwsaar.de<br />
Berufliche und soziale<br />
Integration (BIZ)<br />
RV <strong>Saar</strong>brücken<br />
Zur Malstatt 4<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 700705<br />
Fax: 0681 / 7020454<br />
migr-sb@dwsaar.de<br />
Projektstelle<br />
Aussiedlerintegration<br />
Neunkirchen, Pauluskirche<br />
und Furpach<br />
Schlossstr.1<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 0160 / 3466516<br />
zurzeit über:<br />
meb-sb@dwsaar.de<br />
26 27
J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />
Turbulente Entwicklungen beschäftigten die JUGENDBERUFSHILFE<br />
im Bereich der Maßnahmen im Übergang Schule-Beruf<br />
Umstrukturierungsmaßnahmen<br />
gelungen<br />
Die Abteilung JUGENDBERUFSHILFE im<br />
DIAKONISCHEN WERK AN DER SAAR stellt<br />
einen umfassenden Maßnahmeverbund zur<br />
beruflichen Eingliederung Jugendlicher, junger<br />
Erwachsener und Langzeitarbeitsloser dar.<br />
Ihren Anfang hatte die Arbeit der Abteilung<br />
JUGENDBERUFSHILFE im Projekt Jugendarbeitslosigkeit,<br />
das 1975 erstmals einen Hauptschulabschlusskurs<br />
für arbeitslose Jugendliche<br />
anbot.<br />
Um der sich manifestierenden Jugendarbeitslosigkeit<br />
adäquat zu begegnen, wurden sukzessive<br />
die Arbeitsbereiche Jugendberatung, Berufsvorbereitung,<br />
Vermittlung in Ausbildung und Begleitung,<br />
Ausbildung für Lernbehinderte, Jugendarbeit,<br />
Erwachsenenberatung sowie niederschwellige<br />
und qualifizierende Beschäftigung entwickelt.<br />
Alle Maßnahmen der JUGENDBERUFSHILFE<br />
richten sich überwiegend an Menschen, die aufgrund<br />
ihrer sozialen Herkunft, ihres Geschlechts<br />
und/oder fehlender schulischer und beruflicher<br />
Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt keine oder<br />
unzureichende Chancen haben. In Anbetracht<br />
der Bedeutung von Erwerbsarbeit für die gesellschaftliche<br />
Teilhabe verfolgen alle Maßnahmen<br />
der JUGENDBERUFSHILFE das Ziel einer dauerhaften<br />
beruflichen Eingliederung als Grundvoraussetzung<br />
für ein eigenständiges, selbstverantwortliches,<br />
materiell abgesichertes Leben.<br />
„Du schaffst das“ – so lautet der<br />
ermutigende Titel des saarländischen<br />
Modellprojektes, das<br />
seit 2007 Hauptschülerinnen<br />
und Hauptschüler frühzeitig auf<br />
den Übergang von der Schule in<br />
den Beruf vorbereiten will. Dabei<br />
geht es zunächst darum, die<br />
Quote der Jugendlichen ohne Abschluss<br />
zu reduzieren und darüber<br />
hinaus durch eine frühe Berufsorientierung<br />
die Chancen auf<br />
einen Ausbildungsplatz zu verbessern.<br />
Deshalb wird in Reformklassen<br />
ab Klasse 7 mit veränderten<br />
Unterrichtsmethoden und<br />
praktischen Bezügen zur Arbeitswelt<br />
versucht, die Lernmotivation<br />
der Schülerinnen und Schüler<br />
im Hinblick auf das Erreichen<br />
des Hauptschulabschlusses (HSA)<br />
zu erhöhen und gleichzeitig berufliche<br />
Perspektiven zu entwickeln.<br />
Die verbesserte Lehrerausstattung<br />
sowie der Einsatz von so genannten<br />
Sozialcoaches für die sozialpädagogische<br />
Betreuung sind<br />
ebenso Bestandteil des Modellversuches<br />
wie die Berufsorientierung.<br />
Parallel dazu wird im Rahmen<br />
des Modellprojektes für Jugendliche,<br />
die im letzten Jahr ihrer allgemeinen<br />
Schulpflicht keine Aussicht<br />
haben, den Hauptschulabschluss<br />
zu erreichen, die Werkstattschule<br />
an berufsbildenden<br />
Schulen angeboten. Auch hier<br />
werden Schülerinnen und Schüler<br />
über projektorientierte Unterrichtsmethoden<br />
auf das Bestehen<br />
der HSA-Prüfung vorbereitet,<br />
über sozialpädagogische Begleitung<br />
in ihrer persönlichen Entwicklung<br />
gefördert und in der beruflichen<br />
Orientierung unterstützt.<br />
Sowohl in den Reformklassen<br />
als auch in den Werkstattschulen<br />
gilt der Anspruch, den Ju-<br />
gendlichen ausgehend von vorhandenen<br />
Kompetenzen individuell<br />
passende Entwicklungsmöglichkeiten<br />
zu bieten. Damit wird im<br />
pädagogischen Sinne der wichtige<br />
Schritt getan, nicht mehr länger<br />
die Schwächen, dafür vielmehr<br />
die Stärken in den Mittelpunkt<br />
des schulischen Geschehens<br />
zu stellen. So erhält auch der<br />
Titel des saarländischen Modellvorhabens<br />
„Du schaffst das“ seine<br />
programmatische Berechtigung.<br />
Verzahnung allgemeiner<br />
und beruflicher Bildung<br />
Aber nicht nur im Hinblick auf<br />
den pädagogischen Zugang beschreitet<br />
das saarländische Modell<br />
neue Wege. Das Bildungsministerium<br />
und die Bundesagentur<br />
für Arbeit haben sich hier erstmalig<br />
zusammengetan, um gemeinsam<br />
dafür Sorge zu tragen, dass<br />
für die auf dem Ausbildungsmarkt<br />
benachteiligten Hauptschülerinnen<br />
und -schüler der Übergang<br />
in den Beruf besser gelingen kann.<br />
In Anbetracht der demographischen<br />
Entwicklung und<br />
des zu erwartenden Facharbeitermangels<br />
soll kein junger<br />
Mensch verloren gehen.<br />
Angesichts des enormen Problemdrucks<br />
findet somit erstmals<br />
der Versuch einer frühzeitigen Verzahnung<br />
allgemeiner und beruflicher<br />
Bildung statt. Möglich wurde<br />
dies durch den neuen arbeitsmarktpolitischen<br />
Fokus auf frühzeitige<br />
Berufsorientierung, den der<br />
Gesetzgeber im Rahmen des Sozialgesetzbuches<br />
III (kurz SGB<br />
III) eingeführt hat, und damit der<br />
Bundesagentur neben der BerufsberatungFördermaßnahmen<br />
zur Vertieften Berufsorientierung<br />
noch während der allgemein<br />
bildenden Schulpflicht erlaubt.<br />
Im Hinblick auf die Unterschiedlichkeit<br />
der verschiedenen Systeme<br />
hat hier eine nicht einfache<br />
strukturelle Entwicklung begonnen.<br />
Insofern könnte „Du<br />
schaffst das“ auch als Ermutigung<br />
an die verschiedenen Akteure<br />
verstanden werden, das<br />
strukturelle Novum als besondere<br />
Herausforderung anzunehmen.<br />
Das DWSAAR<br />
„schafft mit“<br />
Die Abteilung JUGENDBERUFS-<br />
HILFE ist an der Umsetzung des<br />
Modellversuches „Du schaffst das“<br />
beteiligt. In den Werkstattschulen<br />
sind seit Herbst 2007 sechs Sozialarbeiterinnen<br />
und Sozialarbeiter<br />
an zunächst vier und seit dem<br />
Schuljahr 2008/2009 an den drei<br />
Berufsbildungszentren in Neunkirchen,<br />
Völklingen und <strong>Saar</strong>louis tätig.<br />
Seit Anfang 2008 wirken Mitarbeitende<br />
des DWSAAR in den Reformklassen<br />
der Erweiterten Realschulen<br />
in Neunkirchen, Völklingen,<br />
<strong>Saar</strong>louis, Merzig und der<br />
Gesamtschulen in <strong>Saar</strong>brücken<br />
und Bexbach als Bildungsbegleiter<br />
mit. Mit dem 2. Jahrgang der Reformklassen<br />
wurde das Personal<br />
aufgestockt und insgesamt sechs<br />
Sozialarbeiter und handwerkliche<br />
Anleiter in Teilzeit eingesetzt. Neben<br />
der individuellen Begleitung<br />
der Jugendlichen sind wesentliche<br />
Schwerpunkte der Arbeit die Kompetenzfeststellung<br />
sowie die Netzwerkarbeit<br />
zur Zusammenführung<br />
der verschiedenen Akteure.<br />
Dabei ist es spannend zu erleben,<br />
wie alle Beteiligten dabei dazulernen.<br />
Dass sich die Mühe lohnt,<br />
zeigen erste Ergebnisse sowie die<br />
positiven Einschätzungen. So haben<br />
im ersten Durchgang 72 Prozent<br />
der beteiligten Werkstattschüler<br />
trotz schlechter Prognose ihren<br />
Hauptschulabschluss im ersten<br />
Durchgang, also regulär zum Abschluss<br />
ihrer allgemein bildenden<br />
Schulpflicht, erwerben können.<br />
Berufsorientierung wird<br />
eigenständiges Arbeitsfeld<br />
Mit der Beteiligung am Modellversuch<br />
„Du schaffst das“ ist in<br />
der JUGENDBERUFSHILFE ein<br />
neues Arbeitsfeld entstanden. Be-<br />
reits seit Mitte 2007 wurde mit<br />
einem modularen Konzept „Vertiefte<br />
Berufsorientierung“, das von<br />
der Agentur für Arbeit Neunkirchen<br />
in Auftrag gegeben und vom<br />
Jugendhilfeträger zusammen mit<br />
dem DWSAAR an den zehn allgemein<br />
bildenden Schulen im Landkreis<br />
Neunkirchen umgesetzt, dafür<br />
der erste Schritt getan. Nachdem<br />
dieses Angebot äußerst positiv<br />
aufgenommen worden war,<br />
fand im Schuljahr 2008/2009<br />
eine inhaltliche Weiterentwicklung<br />
sowie eine Ausweitung angepasst<br />
an die unterschiedlichen<br />
Bedarfslagen der Schulen statt.<br />
Im Landkreis <strong>Saar</strong>louis wurde im<br />
gleichen Zeitraum das Projekt Beruforientierung<br />
in der Sekundarstufe<br />
I, (BOSEK) im Rahmen des<br />
Aktionsprogramms zur Bekämpfung<br />
der Jugendarbeitslosigkeit<br />
durch die „Erweiterte vertiefte Berufsorientierung“<br />
ergänzt und<br />
durch das DWSAAR sowie weitere<br />
freie Träger durchgeführt.<br />
Im Regionalverband <strong>Saar</strong>brücken<br />
wurde nach aufwändigen<br />
Verhandlungen unser Konzept<br />
von der Arbeitsagentur angenommen<br />
und in Kooperation mit dem<br />
Jugendamt an insgesamt sieben<br />
Schulen, davon erstmalig<br />
drei Förderschulen, umgesetzt.<br />
Ein weiterer Baustein in diesem<br />
Feld bot sich Ende 2008 mit der<br />
bundesweiten Ausschreibung der<br />
Bundesagentur zum Programm<br />
der Berufseinstiegsbegleiter. Die<br />
Berufseinstiegsbegleitung ist insbesondere<br />
gedacht für Hauptschülerinnen<br />
und Hauptschüler mit besonderem<br />
Förderbedarf im Übergang<br />
von der Schule in den Beruf<br />
ab Klasse 8 bis ein halbes Jahr<br />
nach Ausbildungsbeginn. Das DW-<br />
SAAR bekam im Februar 2009<br />
den Zuschlag für die Gesamtschule<br />
Neunkirchen und die Erweiterte<br />
Realschule II in Homburg mit zwei<br />
Sozialarbeitern und einer handwerklichen<br />
Anleiterin in Teilzeit.<br />
Die 2. Chance<br />
für Schulverweigerer<br />
Ebenfalls neu begonnen hat im<br />
September 2008 das vom Europäischen<br />
Sozialfonds geförderte<br />
Bundes-Projekt „2. Chance“ im<br />
Regionalverband <strong>Saar</strong>brücken.<br />
Ziel ist es, Schulverweigerer in die<br />
Schule zurückzuführen. Ähnlich<br />
wie in der bewährten „ANLAUF-<br />
Stelle“ in <strong>Saar</strong>louis wird mit Jugendlichen<br />
gearbeitet, bei denen<br />
die schulinternen Maßnahmen<br />
nicht wieder zu einem regelmäßigen<br />
Schulbesuch führen. Die<br />
„2. Chance“ übernimmt mit 2,5<br />
Stellen die aufsuchende Arbeit,<br />
die Ermittlung des individuellen<br />
Hilfebedarfes sowie die Begleitung<br />
bei den erforderlichen Schritten<br />
zur Rückkehr in die Schule<br />
oder alternative Fördermaßnahmen<br />
sowie die Strukturentwicklung.<br />
Auch dies ist frühzeitige Jugendberufshilfe,<br />
führt eine gescheiterte<br />
Schulkarriere doch unweigerlich<br />
in die Berufs- und Arbeitslosigkeit.<br />
Der 2. saarländische<br />
Kinder- und Jugendbericht<br />
hatte sich bereits 2004 insbesondere<br />
mit der Schulverweigerung<br />
an saarländischen Schulen auseinander<br />
gesetzt, ohne jedoch konkrete<br />
Maßnahmen auszulösen.<br />
Erst mit Hilfe der zusätzlichen<br />
Gelder aus neuen Programmen<br />
wurden Handlungsempfehlungen<br />
weiterentwickelt und in die Praxis<br />
umgesetzt.<br />
Jugendberufshilfe<br />
im Trend<br />
Die Abteilung JUGENDBERUFS-<br />
HILFE konnte 2008 an zahlreichen<br />
spannenden Entwicklungen<br />
mitgestalten. Befriedigend<br />
war insbesondere die Tatsache,<br />
dass viele inhaltliche Grundprämissen<br />
der Arbeit mit benachteiligten<br />
Jugendlichen, von denen<br />
die Mitarbeitenden schon lange<br />
überzeugt waren und die häufig<br />
nur mit viel Mühe - wenn überhaupt<br />
- bei den Zuschussgebern<br />
durchzusetzen waren, nun<br />
im „Mainstream“ als Regelangebot<br />
finanziert umgesetzt wurden.<br />
Dazu zählen insbesondere<br />
der frühzeitige Beginn der beruflichen<br />
Orientierung, das Herstellen<br />
praktischer Bezüge, das<br />
Lernen in Projekten, die Verzahnung<br />
von allgemeiner und beruflicher<br />
Bildung, die integrierte sozialpädagogische<br />
Begleitung, der<br />
ressourcenorientierte Ansatz, das<br />
Zusammenwirken der verschiedenen<br />
Akteure, Einbeziehung der<br />
29
J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />
Eltern oder spezielle Maßnahmen<br />
gegen Schulverweigerung.<br />
Mit der aktuellen Erklärung der<br />
Partner des nationalen Paktes für<br />
Ausbildung und Fachkräftenachwuchs<br />
in Deutschland, der Bundesagentur,<br />
der Kultusministerkonferenz<br />
und der Wirtschaftsministerkonferenz<br />
unter dem Titel<br />
„Berufswegeplanung ist Lebensplanung“<br />
finden wir gar wörtlich<br />
unser seit vielen Jahren geltendes<br />
Motto der Jugendberatung wieder.<br />
Jugendberufshilfe im<br />
programmatischen Chaos<br />
Nun könnte man glauben, dass rosige<br />
Zeiten für die JUGENDBE-<br />
RUFSHILFE angebrochen sind,<br />
in dem der schwierige Platz zwischen<br />
verschiedenen Zuständigkeiten,<br />
Institutionen und Gesetzen<br />
ersetzt wird durch überall offen<br />
stehende Türen. Das Gegenteil<br />
ist der Fall: die JUGENDBERUFS-<br />
HILFE hat bewährte Projekte im<br />
Bereich der Übergangsbegleitung<br />
verloren, weil im blinden Aktivismus<br />
zur neuen Überzeugung ein<br />
programmatisches Chaos auf allen<br />
Ebenen ausgebrochen ist und<br />
zusätzlich vorgeschriebene Vergabeverfahren<br />
eine kontinuierliche<br />
Weiterentwicklung verhindern.<br />
Hier die traurigen Beispiele:<br />
- Die Kompetenzagentur <strong>Saar</strong>brücken<br />
musste Ende August aufgegeben<br />
werden, weil sich nach nur<br />
20 Monaten Laufzeit die inhaltlichen<br />
Schwerpunkte des ESF-<br />
Bundesprogrammes grundlegend<br />
geändert hatten und damit keine<br />
entsprechende nationale Ko-Finanzierung<br />
mehr vorhanden war.<br />
- Die Jugendberatung MOBil<br />
im Regionalverband <strong>Saar</strong>brücken<br />
musste nach über 30 Jahren<br />
zum Jahresende geschlossen<br />
werden. Das <strong>Saar</strong>land hatte<br />
sich aus der Finanzierung aufgrund<br />
des neu aufgelegten Programmes„Berufseinstiegsbegleiter“<br />
der Bundesagentur zurückgezogen.<br />
Im zentralen Ausschreibungsverfahren<br />
hat ein gewerblicher<br />
Anbieter namens „Genie-Fabrik“<br />
den preislichen Wettbewerb<br />
mit Abstand gewonnen und un-<br />
ser MOBil-Angebot an fünf allgemein<br />
bildenden Schulen ersetzt.<br />
- Im erfolgreichen Landesprogramm<br />
„Ausbildung jetzt“ wurden<br />
in Abgrenzung zu dem neuen<br />
Ausbildungsbonusprogramm<br />
der Bundesregierung die Richtlinien<br />
geändert mit dem Ergebnis,<br />
dass gegenüber den Vorjahren<br />
die Zahl der Ausbildungsplätze<br />
für schwer vermittelbare Jugendliche<br />
auf ein Drittel zurückging.<br />
- Für 2009 steht zu befürchten,<br />
dass die JUGENDBERUFSHILFE<br />
ihren HSA-Kurs trotz guter Ergebnisse<br />
erneut verlieren wird, weil<br />
das Nachholen des Hauptschulabschlusses<br />
nun doch wieder Pflichtleistung<br />
der Arbeitsförderung geworden<br />
ist und diese im Wettbewerb<br />
vergeben werden muss.<br />
Jugendberufshilfe<br />
im Übergang<br />
Neben den turbulenten Entwicklungen<br />
im Bereich der Fördermaßnahmen<br />
im Übergang Schule-Beruf<br />
gab es auch im Bereich<br />
der Beschäftigungsmaßnahmen<br />
für (Langzeit)-Arbeitslose<br />
erhebliche Entwicklungsbedarfe<br />
und Umbrüche. Da das<br />
<strong>Saar</strong>land in der neuen Förderperiode<br />
im Europäischen Sozialfonds<br />
(ESF) mit wesentlich weniger<br />
EU-Mitteln rechnen musste,<br />
traten zum Jahresbeginn neue<br />
Förderrichtlinien in Kraft, die<br />
auch für die bewährten Beschäftigungsmaßnahmen<br />
des DW-<br />
SAAR keine ausreichende Finanzierungsgrundlage<br />
mehr boten.<br />
Das abrupte Aus für zahlreiche<br />
Projekte konnte nur dadurch verhindert<br />
werden, dass fast alle<br />
Maßnahmen aus Restmitteln<br />
nach den alten Förderkonditionen<br />
bis zu acht Monaten verlängert<br />
werden konnten. Damit war wertvolle<br />
Zeit für Verhandlungen gewonnen,<br />
um weitere Partner für<br />
die Mitfinanzierung zu gewinnen.<br />
Nachdem die ARGEn als wichtigste<br />
Partner der Beschäftigung<br />
von Arbeitslosengeld II-Empfängern<br />
im Vorjahr aufgrund der Mittelsperre<br />
des Bundes ihre finanzielle<br />
Beteiligung teilweise er-<br />
heblich gekürzt hatten, bestand<br />
zunächst die Hoffnung mit deren<br />
Hilfe Lücken schließen zu<br />
können. Leider blieb diese Lösung<br />
nur die absolute Ausnahme.<br />
Als weitere Auffanglinie blieben<br />
die Kommunen als Nutznießer<br />
der verschiedenen Maßnahmen.<br />
In Anbetracht der teilweise<br />
desolaten Haushaltslagen<br />
unserer kommunalen Partner<br />
waren schließlich nach zähem<br />
aber grundsätzlich wohlgesonnenem<br />
Ringen aufgrund der<br />
massiven sozialen Problemlagen<br />
Beiträge der Kommunen möglich.<br />
Mit den Förderzusagen des<br />
Landes konnten schließlich bis<br />
auf den Umweltbahnhof Wadgassen<br />
alle Maßnahmen in der neuen<br />
Förderperiode fortgesetzt und<br />
auf eine tragfähige neue Finanzierungsbasis<br />
umgestellt werden.<br />
Aktivierung<br />
für Langzeitarbeitslose<br />
Eine neue Herausforderung kam<br />
im August auf die JUGENDBE-<br />
RUFSHILFE zu: die Anfrage der<br />
ARGE <strong>Saar</strong>brücken, Aktivierungsmaßnahmen<br />
für Langzeitarbeitslose<br />
durchzuführen. Im Zeittakt von<br />
zweimal drei Monaten sollten in<br />
Völklingen und Sulzbach jeweils<br />
50 Personen maximal drei Stunden<br />
täglich beschäftigt werden.<br />
Dabei sollte festgestellt werden,<br />
ob die Arbeitslosengeld II-Bezieher<br />
noch beschäftigungsfähig sind.<br />
In der Praxis stellte sich wie so oft<br />
schon heraus, dass die Arbeitslosen<br />
– besser als ihr Ruf – sehr interessiert<br />
an der Maßnahme mit<br />
steter Regelmäßigkeit teilnahmen<br />
und dankbar die individuellen Beschäftigungsangebotewahrnahmen.<br />
Trotz erheblicher Anfangsschwierigkeiten<br />
der quasi aus dem<br />
Boden gestampften „Massenveranstaltung“<br />
mit viel zu dünner Personalausstattung<br />
verlief die Maßnahme<br />
Dank des großen Engagements<br />
aller Mitarbeitenden durchaus<br />
positiv, so dass eine Verlängerung<br />
ins Auge gefasst wurde.<br />
Im Kontext wurde die so genannte<br />
Herbstinitiative kreiert, die einzelnen<br />
Langzeitarbeitslosen aus<br />
diesem Kreis für ein paar Monate<br />
eine sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigung ermöglichte.<br />
Sozialkaufhaus<br />
<strong>Saar</strong>louis<br />
Anfang 2008 kam die Stadt <strong>Saar</strong>louis<br />
mit der Idee zum Aufbau<br />
eines Sozialkaufhauses auf das<br />
DWSAAR zu. Der städtische Armutsbericht<br />
hatte über alle Stadtratsfraktionen<br />
hinweg für politische<br />
Einigkeit für dieses Anliegen<br />
gesorgt. Es war es ein langer<br />
Weg durch alle Instanzen bis<br />
schließlich im Januar 2009 ein Kooperationsvertrag<br />
mit der Stadt<br />
<strong>Saar</strong>louis unterschrieben wurde<br />
und damit die rechtliche Grundlage<br />
für den Beginn des ehrgeizigen<br />
Projektes gegeben war.<br />
Dabei sollen die bereits bestehenden<br />
Maßnahmen Möbelprojekt,<br />
Frauenprojekt „Der Laden“,<br />
Fahrrad-Service-Station sowie<br />
Wertstoffhof <strong>Saar</strong>louis als Basis<br />
für das neue Vorhaben dienen.<br />
Während dort das Recycling<br />
und das Aufarbeiten unterschiedlicherGebrauchsgegenstände<br />
zur Beschäftigung und Qualifizierung<br />
für den beruflichen Wiedereinstieg<br />
genutzt wird, soll das<br />
neue Projekt in Zusammenarbeit<br />
mit ARGE <strong>Saar</strong>louis nach den neuen<br />
gesetzlichen Möglichkeiten des<br />
SGB II erstmals Dauerbeschäftigung<br />
für besonders schwervermittelbare<br />
Langzeitarbeitslose im so<br />
genannten 3. Arbeitsmarkt schaffen.<br />
Über den Verkauf der recycelten<br />
Waren an bedürftige Personen<br />
sollen mehrere Fliegen mit<br />
einer Klappe geschlagen werden.<br />
Ein Standort für das Sozialkaufhaus<br />
war schnell gefunden. Mit<br />
sehr viel Kreativität der Mitarbeitenden<br />
und engagierter Unterstützung<br />
des Architektenbüros Wandel<br />
konnte das Gebäude in der Pavillonstraße<br />
renoviert werden. Inzwischen<br />
wurde das Sozialkaufhaus,<br />
mit der <strong>Saar</strong>louiser Tafel<br />
unter einem Dach eröffnet.<br />
Auf in<br />
den 3. Arbeitsmarkt<br />
Lange Zeit war in der Arbeitsmarktpolitik<br />
die Dauersubvention<br />
von Beschäftigung ein absolutes<br />
Tabu, obwohl offensichtlich<br />
für zahlreiche Langzeitarbeitslose<br />
im allgemeinen Arbeitsmarkt keine<br />
Perspektive mehr bestand. Damit<br />
standen viele Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer von Beschäftigungs-<br />
und Qualifizierungsmaßnahmen<br />
trotz aller Anstrengung immer wieder<br />
auf der Straße. Mit dem neuen<br />
Instrument des SGB II ist nun die<br />
Förderung der Dauerbeschäftigung<br />
von Langzeitarbeitslosen mit bis zu<br />
75 Prozent durch die ARGE auch<br />
im gewerblichen Bereich möglich.<br />
Da Betriebe bisher bundesweit<br />
kaum von dieser Möglichkeit Bebrauch<br />
machen, hat sich das Beschäftigungsangebot<br />
für schwervermittelbareLangzeitarbeitslose<br />
wenig verbessert. Für Beschäftigungsträger<br />
im gemeinnützigen<br />
Bereich bleibt die Schwierigkeit<br />
geeignete Aktivitäten zu finden, um<br />
die Restfinanzierung darzustellen.<br />
Die Jugendberufshilfe hat sich im<br />
Berichtsjahr zur Schaffung weiterer<br />
Arbeitsplätze in diesem Kontext<br />
an der Ausschreibung des<br />
Bundes-ESF-Programm „Soziale<br />
Stadt – Bildung, Wirtschaft, Arbeit<br />
im Quartier“, kurz BIWAQ genannt,<br />
mit zwei Konzepten für ein<br />
Gebrauchtwarenhaus in Völklingen<br />
und ein Sozialkaufhaus in Sulzbach<br />
beteiligt. Beide Interessenbekundungen<br />
wurden unter 93 von<br />
500 Bewerbungen angenommen.<br />
Wir haben<br />
„es geschafft“<br />
Auch wenn die Vielzahl der außergewöhnlichen<br />
Entwicklungen<br />
des Jahres 2008 viel Raum einnimmt,<br />
so sollen noch ein paar<br />
Erfolge der eher alltäglichen Arbeit<br />
der JUGENDBERUFSHIL-<br />
FE zumindest abschließend noch<br />
eine kurze Erwähnung finden:<br />
- 19 von 20 Jugendlichen haben<br />
ihre HSA-Prüfung bestanden.<br />
- 80 Jugendliche haben ihre Gesellenprüfung<br />
abgelegt.<br />
- 127 Jugendliche haben ihre<br />
Ausbildung neu begonnen.<br />
- 73 Ausbildungsplätze wurden zusätzlich<br />
in Betrieben akquiriert.<br />
- Eine neue Ausbildungsmaßnahme<br />
für benachteiligte Jugendliche<br />
konnte zusammen mit der<br />
RAG Bildung <strong>Saar</strong> begonnen werden.<br />
- Im Zuge der Qualitätsentwicklung<br />
konnte für unsere Maßnahmen<br />
an beruflichen Schulen eine<br />
Klärung der Schnittstellen zum<br />
schulischen Geschehen im partnerschaftlichen<br />
Sinne erfolgen.<br />
- Das jährliche externe Überprüfungs-Audit<br />
verlief zur allseitigen<br />
Zufriedenheit.<br />
Nachdem das Jahr 2008 mit<br />
enormen Unsicherheiten und wirtschaftlichen<br />
Risiken begonnen hatte,<br />
zeichnet sich mit dem Jahresabschluss<br />
ein ausgeglichenes Ergebnis<br />
ab. Alle Umstrukturierungsmaßnahmen<br />
scheinen vorläufig<br />
gelungen zu sein, die JUGENDBE-<br />
RUFSHILFE hat die Herausforderungen<br />
des Übergangsjahres somit<br />
wohl bestanden.<br />
Nach diesem atemlosen Geschehen<br />
des Jahres 2008 bleibt für<br />
die Jugendberufshilfe nur zu wünschen,<br />
dass die begonnen Entwicklungen<br />
vielleicht zur Abwechslung<br />
mal zu einem etwas kontinuierlicheren<br />
Ablauf in 2009 führen<br />
bis dann in 2010 die ungeklärte<br />
Zukunft der ARGEn neue<br />
Verwerfungen bringen dürfte.<br />
Bärbel Heil-Trapp<br />
Abteilungsleiterin JUGENDBERUFSHILFE<br />
30 31
J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />
SCHULE Die Koordinierungsstelle<br />
für Schulverweigerung im Regionalverband <strong>Saar</strong>brücken<br />
Die „zweite Chance“<br />
nutzen<br />
Nach dem jüngsten Bildungsbericht<br />
der Bundesregierung<br />
verlassen jährlich etwa 76.000<br />
Jugendliche die Schule ohne<br />
Abschluss. Zwischen 300.000<br />
und 500.000 junge Menschen<br />
schwänzen mehr oder weniger<br />
nachhaltig den Unterricht<br />
und sind damit stark gefährdet,<br />
sich dadurch in eine Bildungssackgasse<br />
zu manövrieren.<br />
Diesem Negativtrend soll<br />
mit dem bundesweiten Modellprogramm<br />
„Schulverweigerung<br />
– Die 2. Chance“ entgegengesteuert<br />
werden. Das DIA-<br />
KONISCHE WERK AN DER<br />
SAAR (DWSAAR) ist Träger<br />
der Koordinierungsstelle im<br />
Regionalverband <strong>Saar</strong>brücken.<br />
Nach dem Motto „fördern und<br />
fordern“ wird den jungen Menschen<br />
in dem Modellprogramm<br />
ermöglicht, ihre Ressourcen<br />
im schulischen und sozialen<br />
Bereich wieder zu aktivieren,<br />
Bildungslücken aufzuholen<br />
und so wieder Fuß zu fassen.<br />
Jugendhilfe, Schule, Gesundheitsamt<br />
und Ordnungsamt,<br />
ARGE, Eltern sowie Schülerinnen<br />
und Schüler arbeiten<br />
dabei eng zusammen.<br />
Die Mitarbeiterinnen des DW-<br />
SAAR, Gabriele Ames, Marina<br />
Bäumchen und Beate Weinmann,<br />
versuchen vor allem Jugendliche<br />
aus den 7. und 8.<br />
Klassen der allgemein bildenden<br />
Schulen wieder zu integrieren.<br />
Dazu suchen sie Schülerinnen<br />
und Schüler zu Hause<br />
auf, die längere Zeit die Schule<br />
schwänzen. Gemeinsam wird<br />
dann versucht, die Ursachen<br />
zu finden, warum die Jugendlichen<br />
der Schule fern bleiben.<br />
Ziel ist es, durch die Erarbeitung<br />
von individuellen Lebens-<br />
und Berufszielen, die<br />
jungen Menschen wieder in<br />
die Schule oder andere außerschulischeQualifizierungsmaßnahmen<br />
zu integrieren. Absprachen<br />
mit Lehrerinnen und<br />
Lehrern sowie den Eltern gehören<br />
zum Profil der Einrichtung.<br />
Falls notwendig, gibt es<br />
für die Jugendlichen auch ganz<br />
konkrete Hilfe beim Lernen.<br />
Finanziert wird die Einrichtung<br />
durch das Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend aus Mitteln<br />
der Europäischen Union,<br />
durch das Jugendamt des Regionalverbandes<br />
und aus Mitteln<br />
der evangelischen <strong>Kirche</strong>.<br />
Die Koordinierungsstelle ist zuständig<br />
für Schulen im Regionalverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken. Sie<br />
hat ihren Sitz in der Neustraße<br />
in Malstatt und ist montags bis<br />
donnerstags von 9 bis 16 Uhr,<br />
freitags bis 12 Uhr geöffnet.<br />
Kontakt: Tel. 0681/ 41961, Mail:<br />
zweite-chance@dwsaar.de.<br />
BERUFSORIENTIERUNG „Kompetenzagenturen“<br />
als Lotsen von der Schule in den Beruf<br />
Jugendliche sollen zu<br />
Wort kommen<br />
Das Bundesfamilienministerium<br />
fördert seit Anfang 2007<br />
gemeinsam mit dem Landkreis<br />
Neunkirchen das Projekt „Kompetenzagenturen“<br />
in Trägerschaft<br />
des DWSAAR. Ziel ist<br />
es, besonders benachteiligte<br />
Jugendliche im Übergang von<br />
der Schule in den Beruf intensiv<br />
zu begleiten. Darüber hinaus<br />
hat es sich das Projekt<br />
zur Aufgabe gemacht, alle Angebote<br />
für Jugendliche in diesem<br />
Feld stärker als bisher zu<br />
vernetzen und weiterzuentwickeln.<br />
Um diesen Auftrag umzusetzen,<br />
wurde im ersten Schritt<br />
eine Lenkungsgruppe gegründet.<br />
Die Federführung in dieser<br />
Lenkungsgruppe liegt bei der<br />
Jugendamtsleitung, seitens<br />
des Landkreises sind weiterhin<br />
vertreten die Sozialdezernentin<br />
und der Jugendhilfeplaner. Beteiligt<br />
sind außerdem die Agentur<br />
für Arbeit sowie die ARGE,<br />
die Kammern, das Kultusministerium,<br />
die allgemein und berufsbildenden<br />
Schulen, eine<br />
Vertreterin des „Verbandes<br />
saarländischer Unternehmensverbände“<br />
sowie die Leiterin<br />
der Abteilung JUGENDBE-<br />
RUFSHILFE im DWSAAR als<br />
Trägervertreterin.<br />
Bereits Ende des Jahres 2007<br />
wurden konkrete Ergebnisse<br />
dieser Zusammenarbeit veröffentlicht.<br />
So wurde eine Bestandsaufnahme<br />
erstellt, in<br />
der alle Projekte und Maßnahmen<br />
für Jugendliche im Übergang<br />
Schule-Beruf im Landkreis<br />
dokumentiert wurden. Diese<br />
Bestandsaufnahme wurde<br />
im Rahmen einer „Jugendkonferenz“,<br />
an der 110 Fachleute<br />
aus diesem Arbeitsfeld teilnahmen,<br />
der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Initiiert wurden an diesem<br />
Tag themenspezifische Arbeitsgruppen,<br />
die in 2008 fortgesetzt<br />
wurden. Die Bestands-<br />
Die Angebote im Übergang Schule-Beruf im Landkreis Neunkirchen gibt es jetzt auch im Internet.<br />
Präsentation mit Koordinatorin Astrid Klein-Nalbach, Martin Lang vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Sozialdezernentin Birgit Mohns-Welsch, Landrat Rudolph Hinsberger, Jugendamtsleiter Volker Kümmel<br />
und Abteilungsleiterin JBH, Bärbel Heil-Trapp.<br />
32 33
J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />
aufnahme wurde von Mitarbeitenden<br />
des Landkreises auf einer<br />
Internetplattform eingestellt,<br />
so dass die Inhalte allen<br />
Interessierten frei zugänglich<br />
sind.<br />
Die Arbeitsgruppe, die sich<br />
mit dem Thema „Schulverweigerung“<br />
beschäftigt hat, hat<br />
zu Beginn des Schuljahres<br />
2008/2009 eine „Handlungsempfehlung<br />
für den Umgang<br />
mit Schulabwesenheit“ veröffentlicht.<br />
Darin finden sich konkret<br />
abgestufte Handlungsschritte<br />
von einer ersten Kontaktaufnahme<br />
zu den Eltern<br />
bis hin zur Einschaltung von<br />
schulpsychologischem- bzw.<br />
jugendmedizinischem Dienst<br />
oder polizeilicher Zuführung.<br />
Im Internet wurden alle Dokumente<br />
zum Download bereitgestellt,<br />
um die entsprechenden<br />
Schritte zu initiieren.<br />
Eine weitere Arbeitsgruppe lud<br />
mit Unterstützung der Kammern<br />
zu einer Veranstaltung<br />
zum Thema „Perspektiven für<br />
Hauptschülerinnen und -schüler<br />
im Bereich zweijähriger Ausbildungsberufe“.<br />
Diese Thematik<br />
soll in 2009 weiter bearbeitet<br />
werden.<br />
Weiterer Arbeitsschwerpunkt<br />
war die Erfassung aller Akteure,<br />
die an einer einzelnen<br />
Schule unterschiedliche Angebote<br />
im Übergangsfeld Schule-Beruf<br />
machen. Hier hat die<br />
Vielzahl unterschiedlicher Programme<br />
bewirkt, dass es an<br />
den Schulen immer schwieriger<br />
wird, die unterschiedlichen Aufträge<br />
und Zielgruppen voneinander<br />
abzugrenzen. Geplant<br />
ist, nach einem Austausch aller<br />
Akteure Plakate für jede Schule<br />
zu erstellen, die die Angebote<br />
und die dazugehörigen<br />
Menschen übersichtlich darstellen.<br />
Während der Arbeit wurde jedoch<br />
allen Beteiligten auch<br />
klar, dass es wichtig ist, Möglichkeiten<br />
zu erarbeiten, auch<br />
die betroffenen Jugendlichen<br />
zu Wort kommen zu lassen.<br />
Daher wurde vereinbart, in<br />
2009 eine weitere Jugendkonferenz,<br />
aber diesmal auch für<br />
Jugendliche, umzusetzen.<br />
Hierzu entwickeln Jugendberaterinnen<br />
und -berater, Schoolworkerinnen<br />
und -worker einen<br />
Fragebogen, mit dessen Hilfe<br />
Informationen erhoben werden<br />
können, wie die Jugendlichen<br />
die Angebotsstruktur erleben.<br />
Gefragt werden soll nach der<br />
Offenheit der Zugänge ins Hilfesystem<br />
sowie der Transparenz<br />
über die Angebotsstruktur.<br />
Nicht zuletzt sollen die Jugendlichen<br />
auch bewerten, wie sie<br />
ihre Möglichkeiten sehen, ihre<br />
beruflichen Ziele umzusetzen.<br />
Die Ergebnisse sollen dann<br />
von Jugendlichen im Rahmen<br />
der Jugendkonferenz 2009 vorgestellt<br />
werden.<br />
Die angesprochenen Dokumentationen<br />
sind auf der Seite<br />
www.landkreis-neunkirchen.de/<br />
kompetenzagentur einsehbar.<br />
Blick in die Statistik<br />
2008 arbeiteten in der Abteilung JUGENDBERUFSHILFE im Rahmen<br />
von 55 Einzelprojekten in den drei evangelischen <strong>Kirche</strong>nkreisen<br />
<strong>Saar</strong>brücken, Völklingen und Ottweiler insgesamt 178 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter auf 115 Vollzeitstellen bei einem<br />
Wirtschaftsplanvolumen von insgesamt rund 9,6 Millionen Euro.<br />
In dem Maßnahmen wurden 5.015 Personen betreut. 2008 absolvierten<br />
in der Abteilung JUGENDBERUFSHILFE 195 Jugendliche<br />
in verschiedenen Berufen eine Ausbildung für Lernbehinderte. An<br />
der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf wurden 1.737 Schülerinnen<br />
und Schüler beraten, in Berufsvorbereitungsklassen 385.<br />
Seit ihrem Bestehen hat die Abteilung JUGENDBERUFSHILFE<br />
(1997 – 2008) rund 50.000 Menschen begleitet, betreut und beraten.<br />
BERUFSVORBEREITUNG Die sozialpädagogische Betreuung<br />
ist ein wichtiger Bestandteil der „Werkstattschule“<br />
Drei Tage Praxisorientierung<br />
motiviert<br />
Dustin und Florian sind 14 und<br />
15 Jahre alt, kommen beide aus<br />
der siebten Klasse der Erweiterten<br />
Realschule Eppelborn. Sie<br />
kennen sich schon aus dem Kindergarten<br />
und der Grundschule.<br />
Jetzt besuchen sie zwei verschiedene<br />
Werkstattklassen am<br />
BBZ Neunkirchen. Wie es dazu<br />
kam, erzählen sie im Interview:<br />
Wie lief das an der ERS<br />
Eppelborn, ihr beide in<br />
der gleichen Klasse?<br />
Dustin: Das war nicht wirklich<br />
super. Wir haben nur<br />
Quatsch gemacht und so.<br />
Florian: Eine Heizung abgerissen,<br />
eine Tür und eine Bank kaputt<br />
gemacht. Wir haben uns<br />
gegenseitig geschlagen oder<br />
die Lehrer runtergemacht.<br />
War das bei allen<br />
Lehrern so?<br />
Dustin: Bei den meisten, nur die<br />
Klassenlehrerin war cool drauf,<br />
außer in der 5. und 6., da hatten<br />
wir einen anderen Klassenlehrer.<br />
Florian: Ja, der Herr K., da<br />
musst ich immer nachsitzen.<br />
Vor allem, weil wir keine<br />
Hausaufgaben gemacht haben.<br />
Aber der Klassenlehrer<br />
hat uns auch immer beleidigt.<br />
Ihr seid beide schon mal<br />
sitzengeblieben…<br />
Florian: Ich hatte viele Fünfer auf<br />
dem Zeugnis, keine Eins, keine<br />
Zwei, vielleicht mal`ne Drei. Das<br />
schlimmste Fach war Mathe`.<br />
Dustin: Ja, ich auch, Fünfer,<br />
Sechser, ein paar Vierer. Englisch<br />
konnte ich gar nicht.<br />
Wie seid ihr in die Werkstatt-<br />
schule gekommen?<br />
Florian: Über die Schoolworkerin.<br />
Mit der hatte ich immer Einzelgespräche<br />
und die hat mir<br />
dann von der Werkstattklasse<br />
erzählt. Ich fand das gut.<br />
Dustin: Meine Mutter hatte ein<br />
Gespräch mit meinem Klassenlehrer,<br />
der hat den Vorschlag<br />
mit der Werkstattschule ge-<br />
macht; ich fand den Vorschlag<br />
ganz gut und dann haben wir<br />
uns das hier mal angeschaut.<br />
- Und seid dann geblieben…<br />
Dustin: Am Anfang war das<br />
komisch, wir sind ja hier die<br />
Jüngsten, aber wir kennen<br />
schon viele Leute hier von früher.<br />
Wir gehen in zwei verschie-<br />
dene Klassen, jetzt kann ich<br />
besser lernen und Florian<br />
lenkt mich nicht immer ab.<br />
Florian: Also, ich bin jetzt<br />
auch besser als vorher. Ich<br />
habe auf dem Zeugnis nur<br />
eine Fünf bekommen.<br />
Dustin: Ich habe gar keine,<br />
ich habe jetzt Einser,<br />
Zweier und Dreier.<br />
Das heißt, eure Leistungen<br />
haben sich verbessert?<br />
Florian: Das liegt auch an den<br />
Lehrern, die sind hier viel besser.<br />
Dustin: Aber auch an den Mitschülern,<br />
die Klassengemeinschaft<br />
ist besser, manchmal<br />
gibt’s zwar auch Probleme, aber<br />
die meiste Zeit läuft es gut.<br />
34 35
J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />
36<br />
Florian: Jetzt lerne ich zu Hause.<br />
Dustin: Ich weniger, aber ich mache<br />
meine Hausaufgaben. In<br />
Physik bin ich immer schon im<br />
Unterricht mit den Hausaufgaben<br />
fertig, da muss ich zu Hause<br />
gar nichts mehr machen.<br />
Ihr hattet im ersten Halbjahr<br />
unterschiedlichen Unterricht?<br />
Dustin: Ich war in der Metallwerkstatt.<br />
Dort haben wir anfangs<br />
verschiedene Übungen<br />
gemacht, etwa U-Schienen gefeilt<br />
oder ein Namensschild hergestellt,<br />
dann haben wir einen<br />
Kerzenständer und einen Serviettenhalter<br />
gemacht; die Werkstücke<br />
durften wir mit nach<br />
Hause nehmen. Ich habe meine<br />
verschenkt. Außerdem haben<br />
wir mit unserem Lehrwerkmeister<br />
als Projektarbeit<br />
eine Brünieranlage gebaut.<br />
Florian: Ich war zuerst in der<br />
Die Prüfungen in den sechs<br />
saarländischen Hauptschulabschlusskursen<br />
für arbeitsuchende<br />
Jugendliche, die die<br />
Schulpflicht bereits erfüllt und<br />
somit keinen Zugang mehr zu<br />
den regulären Schulen haben,<br />
sind zwar schon lange abgeschlossen<br />
und die Ergebnisse<br />
verkündigt. Doch erst jetzt hat<br />
Stefan Grünewald auch den<br />
Lohn für seinen Fleiß geerntet.<br />
Arbeitsminister Prof. Dr. Gerhard<br />
Vigener überreichte dem<br />
21-jährigen als Landesbesten<br />
sein Abschlusszeugnis. Grünewald<br />
hat seinen Hauptschulabschluss<br />
in einem Kurs des DW-<br />
Farbtechnik, dann im Holzbereich.<br />
In Holz haben wir Sägeübungen<br />
gemacht, später einen<br />
Flaschenhalter und zu Weihnachten<br />
Kerzenständer, in Farbe<br />
haben wir verschiedene Techniken<br />
ausprobiert, mit Gips gearbeitet<br />
und eine Spielzeugkiste<br />
gebaut und angemalt.<br />
Das hat mir sehr gut gefallen.<br />
Wie sieht es aus mit<br />
dem Praktikum?<br />
Florian: Ich bin jetzt bei einer<br />
Fensterbau-Firma in Eppelborn,<br />
baue dort Rollläden<br />
und Fenster ein oder repariere<br />
Türen. Mein Chef ist<br />
bis jetzt sehr zufrieden mit mir.<br />
Er nimmt mich wahrscheinlich<br />
auch für die Ausbildung.<br />
Dustin: Ich habe noch kein Praktikum<br />
gemacht, suche aber zurzeit<br />
nach einer Stelle. Ich will<br />
am liebsten in den Metallbe-<br />
SAAR in <strong>Saar</strong>brücken mit der<br />
Durchschnittsnote von 1,57 bestanden.<br />
„Das gibt Selbstbewusstsein“,<br />
sagt er stolz, vor<br />
allem in den Nebenfächern<br />
habe er nicht mit so guten Noten<br />
gerechnet.<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
der Hauptschulabschlusskurse<br />
(HSA-Kurs) haben<br />
eine besondere Hürde zu<br />
überwinden. „Sie müssen auf<br />
den Punkt topfit sein, denn für<br />
das Zeugnis zählt nur die Prüfung“,<br />
sagt Stefan Petry, der<br />
zuständige Sozialpädagoge<br />
im HSA-Kurs des DWSAAR in<br />
reich, da mir das in der Werkstattschule<br />
gut gefallen hat.<br />
Was sind eure Ziele für<br />
die nächste Zeit?<br />
Florian: Ich will auf jeden Fall<br />
den Hauptschulabschluss machen<br />
und danach eine Ausbildungsstelle<br />
bekommen. Dafür<br />
muss ich lernen und im Unterricht<br />
aufpassen, außerdem will<br />
ich keinen Klassenbucheintrag<br />
bekommen. Wenn ich meine<br />
Ausbildungsstelle als Fensterbauer<br />
bekomme, bin ich ja auch<br />
noch hier in der Berufsschule.<br />
Dustin: Auch mein Ziel ist der<br />
Hauptschulabschluss und ich<br />
will noch mehr aufpassen. Dann<br />
kann ich danach vielleicht eine<br />
Ausbildung beginnen oder ich<br />
mache weiter Schule, am besten<br />
hier das BGJ Metall.<br />
BERUFSORIENTIERUNG Stefan Grünewald hat<br />
seinen Hauptschulabschluss in einem Kurs des DWSAAR erworben<br />
Landesbester<br />
mit Durchschnitt 1,57<br />
<strong>Saar</strong>brücken. Insgesamt muss<br />
jeder Schüler sieben Prüfungen<br />
ablegen: vier schriftlich, unter<br />
anderem in Deutsch und Mathematik,<br />
drei mündlich. Für die<br />
Nebenfächer hatte sich Stefan<br />
Grünewald mit zwei Referaten<br />
vorbereitet: In Sozialkunde<br />
wählte er das Thema „Staats-<br />
und Regierungsformen“, in Geschichte<br />
beschäftigte er sich<br />
mit dem Nationalsozialismus.<br />
Sein Lieblingsfach ist aber Mathematik<br />
– und natürlich hat<br />
er dort auch eine Eins. „Man<br />
muss jede Sekunde einer Prüfung<br />
ausnutzen“, hat er festgestellt.<br />
Jetzt will Stefan Grünewald<br />
auch die mittlere Reife erwerben.<br />
Dafür besucht er einen<br />
Abendkurs in der <strong>Saar</strong>brücker<br />
Bruchwiesenschule. Dabei sah<br />
es viele Jahre nicht so rosig für<br />
ihn aus. „Ich habe mich in allen<br />
Schulen immer unterfordert<br />
gefühlt“, sagt der gebürtige<br />
St. Wendeler. Vieles hat er abgebrochen:<br />
das Berufsgrundschuljahr,<br />
eine Ausbildung als<br />
Frisör, auch einen ersten HSA-<br />
Kurs. Erst als er in einer Maßnahme<br />
der ARGE die Chance<br />
hatte, seine persönlichen<br />
Probleme aufzuarbeiten und<br />
er eine ordentliche Wohnung<br />
fand, ging es aufwärts. „Für<br />
den Hauptschulabschluss habe<br />
ich erstmals richtig gelernt und<br />
wurde von den Lehrerinnen<br />
Anita Heimann und Franziska<br />
Lorson gut unterstützt“, verrät<br />
er. Er weiß, dass er mehr leisten<br />
kann, und vermittelt dabei<br />
den Eindruck, dass er nun auf<br />
dem richtigen Weg ist.<br />
Teilnehmen dürfen in den HSA-<br />
Kursen Jugendliche, die es wegen<br />
sozialer oder familiärer Probleme<br />
bisher nicht geschafft haben,<br />
einen Schulabschluss zu<br />
erreichen, ebenso Jugendliche<br />
mit Migrationshintergrund. Während<br />
der einjährigen Bildungsmaßnahme<br />
erhalten die Kursteilnehmerinnen<br />
und -teilnehmer<br />
neben der schulischen Bildung<br />
eine intensive sozialpädagogische<br />
Betreuung. Um den<br />
Jugendlichen die anschließende<br />
Eingliederung in den Ausbildungs-<br />
und Arbeitsmarkt zu erleichtern,<br />
wird in den Kursen zusätzlich<br />
eine berufliche Orientierung<br />
angeboten. Im Schuljahr<br />
2008/ 2009 liefen erneut sechs<br />
Kurse. Die finanziellen Mittel<br />
hierfür in Höhe von über 1 Mio.<br />
Euro werden aus dem Landeshaushalt<br />
und aus dem Europäischen<br />
Sozialfonds bereitgestellt.<br />
Erstmals richtig gelernt: Stefan Grünewald<br />
Großer Erfolg in den Hauptschulabschlusskursen<br />
Das Ergebnis in den Hauptschulabschlusskursen des DW-<br />
SAAR kann sich in diesem Jahr sehen lassen: 35 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer haben die staatliche Prüfung erfolgreich<br />
absolviert, zum Teil mit hervorragenden Noten. In Sulzbach<br />
sind von elf Teilnehmern zehn zur Prüfung angetreten,<br />
von denen neun bestanden haben. In <strong>Saar</strong>brücken haben alle<br />
20 die Prüfung gemacht, 19 davon erfolgreich. In Völklingen<br />
sind acht von acht zur Prüfung angetreten, sieben haben bestanden.<br />
Zu den Kursen gehören neben dem Unterricht in Kleingruppen,<br />
fächerübergreifende Unterrichtsprojekte, auch die Unterstützung<br />
bei persönlichen Problemen, Einzelfallhilfen und das soziale<br />
Training bei Gruppenaktivitäten. Dabei stellen die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter des DWSAAR immer wieder fest, wie<br />
wichtig die persönliche Betreuung der jungen Menschen ist, um<br />
sie fürs Lernen zu motivieren.<br />
Ab dem Schuljahr 2009/ 2010 werden die HSA-Kurse nicht<br />
mehr aus Landesmitteln gefördert. Grund ist, dass es seit<br />
1. Januar 2009 einen Rechtsanspruch auf den Erwerb des<br />
Hauptschulabschusses im Rahmen der Arbeitsförderung gibt.<br />
Konkret heißt dies, nun ist die Arbeitsagentur dafür zuständig.
J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />
AUSBILDUNG Der saarländische Wirtschaftsminister Joachim Rippel<br />
besuchte „Ausbildung jetzt“ in Sulzbach<br />
Hilfe für Jugendliche<br />
mit Anlaufschwierigkeiten<br />
„Wir wollen auch benachteiligten<br />
Jugendlichen eine betriebliche<br />
Ausbildung und damit<br />
eine gute Berufs- und Lebensperspektive<br />
ermöglichen“,<br />
sagte Wirtschafts- und Wissenschaftsminister<br />
Joachim Rippel<br />
anlässlich eines Besuchs in<br />
der Beratungsstelle von „Ausbildung<br />
jetzt“ des DWSAAR in<br />
Sulzbach. Minister Joachim<br />
Rippel: „Auch in der besonderen<br />
Situation des doppelten<br />
Abiturjahrganges 2009 ist es<br />
unser Ziel, möglichst allen ausbildungswilligen<br />
und ausbildungsfähigen<br />
Jugendlichen zu<br />
einem Ausbildungsplatz oder<br />
Studienplatz zu verhelfen. Mit<br />
unserem Förderangebot haben<br />
wir verstärkt Jugendliche mit<br />
Anlaufschwierigkeiten im Fokus.<br />
Oftmals hätten Betriebe die<br />
Sorge, dass schulisch schwächere<br />
Jugendliche die Ausbildung<br />
nicht schafften und fühlten<br />
sich mit der Betreuung<br />
überfordert, so Minister Rippel<br />
weiter. Im Ergebnis komme es<br />
deshalb oft nicht zu einer Einstellung.<br />
Hier setze das Programm<br />
der Landesregierung<br />
an, indem durch die sozialpädagogische<br />
Betreuung diese<br />
Arbeit den Unternehmen abgenommen<br />
wird.<br />
Zwei kooperierende Unternehmen<br />
berichten von ihren guten<br />
Erfahrungen mit dem saarländischen<br />
Landesprogramm. Seit<br />
1997 ist das DWSAAR mit der<br />
Aufmerksamer Zuhörer: Minister Joachim Rippel (Mitte).<br />
Umsetzung von „Ausbildung<br />
jetzt“ beauftragt. Im Regionalverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken (Sulzbach<br />
und Völklingen), im Landkreis<br />
<strong>Saar</strong>louis und im Landkreis<br />
Neunkirchen vermittelten<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der Abteilung JUGEND-<br />
BERUFSHILFE seitdem 1033<br />
Jugendliche in betriebliche<br />
Ausbildungsplätze und begleiteten<br />
sie während ihrer Ausbildung.<br />
Minister Joachim Rippel: „Die<br />
positiven Beispiele zeigen,<br />
dass die Jugendlichen sich oft<br />
in der Praxis bewähren und<br />
aufblühen, wenn Unternehmen<br />
den schwächeren Jugendlichen<br />
eine Chance geben und<br />
Ausbildung durchführen.“ Überdies<br />
wirkten die Unternehmen<br />
dem Fachkräftemangel entgegen,<br />
denn die so ausgebildeten<br />
Jugendlichen sind oft besonders<br />
treue Mitarbeiter, die dem<br />
Unternehmen dann ausgebildet<br />
für lange Zeit zur Verfügung<br />
stehen. „Jenseits einer gewissen<br />
sozialen Verantwortung<br />
ist es deshalb auch im eigenen<br />
Interesse der Unternehmen,<br />
schwächere Jugendliche<br />
mit unserer Hilfe auszubilden,<br />
zumal diese Ausbildung besonders<br />
gefördert wird“, so Minister<br />
Rippel weiter.<br />
„Das saarländische Landesprogramm<br />
‚Ausbildung jetzt’ ist ein<br />
wichtiges Instrument, um Jugendlichen<br />
mit schulischen und<br />
sozialen Problemen eine Ausbildung<br />
in Betrieben zu ermöglichen“,<br />
erklärt Abteilungs-leiterin<br />
Bärbel Heil-Trapp. Jugendliche<br />
hätten auch bei der aktuellenAusbildungsmarktsituation<br />
immer noch große Schwierigkeiten,<br />
einen Ausbildungsplatz<br />
zu finden. Gestiegene<br />
Anforderungen an die Berufsbilder<br />
erschwerten zudem einen<br />
erfolgreichen Ausbildungsabschluss.<br />
Zielgruppe von „Ausbildung<br />
jetzt“ sind Jugendliche, die<br />
den allgemein bildenden Schulabschluss<br />
erworben haben<br />
und im Anschluss einen Ausbildungsplatz<br />
suchen, die aber<br />
aufgrund schulischer und persönlicher<br />
Probleme einer besonderen<br />
Unterstützung bedürfen.<br />
Kooperationspartner sind<br />
Ausbildungsbetriebe, die bereit<br />
sind, einen Ausbildungsplatz<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Zur Begleitung durch die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter des<br />
DWSAAR gehören die Beratung<br />
der Auszubildenden bei<br />
AUSBILDUNG In außerbetrieblichen Ausbildungen erhalten<br />
benachteiligte Jugendliche eine Chance. Ein Gespräch mit Sarah,<br />
die Hauswirtschaft lernt, aufgeschrieben von ihrer Ausbilderin<br />
Erfolgreiches<br />
Praktikum im Hotel<br />
Wie ich dazu kam, ausgerechnet<br />
Hauswirtschaftshelferin zu<br />
lernen, möchten Sie wissen?<br />
Und Sie meinen, dass Hauswirtschaft<br />
nicht unbedingt der<br />
Traumberuf der meisten jungen<br />
Frauen ist? Ja, da haben Sie<br />
wohl Recht. Sarah lacht. Mein<br />
Traumberuf war das auch nicht.<br />
Ich wollte Fotografin werden.<br />
Wissen Sie, ich habe zwar den<br />
Hauptschulabschluss. Den<br />
habe ich in der Schule „In den<br />
Grasgärten“ gemacht. Aber<br />
der Berufberater sagte, dass<br />
man für eine Lehrstelle als Fotografin<br />
mindestens die mittlere<br />
Reife braucht. Und ehrlich<br />
gesagt, mit dem ganzen technischen<br />
Kram, den man da lernen<br />
muss, wäre ich auch nicht<br />
persönlichen Problemen, individueller<br />
Förder- und Stützunterricht,<br />
eine systematische Prüfungsvorbereitung<br />
sowie der<br />
regelmäßige Kontakt zu den<br />
Berufsschulen und Erziehungsberechtigten.<br />
Gleichzeitig werden<br />
die Ausbildungsbetriebe<br />
bei organisatorischen und pädagogischen<br />
Fragen unterstützt.<br />
Die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter vermitteln bei Konflikten<br />
zwischen Auszubildenden,<br />
Betrieben oder Berufsschule.<br />
Das Projekt wird finanziert<br />
durch das saarländische Mi-<br />
klargekommen. Als mir das Arbeitsamt<br />
dann die Lehrstelle<br />
zur Hauswirtschaftshelferin angeboten<br />
hat, habe ich mir gesagt:<br />
“Vielleicht ist das ja was<br />
für dich. Hauptsache, du hast<br />
ne Lehrstelle.“ Inzwischen bin<br />
ich sehr froh, dass ich mich<br />
nisterium für Wirtschaft und<br />
Wissenschaft, den Europäischen<br />
Sozialfonds und von<br />
der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>. Betriebe,<br />
die einen Ausbildungsplatz<br />
zur Verfügung stellen,<br />
können einen Zuschuss von<br />
1.600 Euro erhalten.<br />
dazu entschlossen habe.<br />
Viele Leute meinen ja auch,<br />
der Beruf sei total langweilig.<br />
Das ist aber überhaupt nicht<br />
so. Wir haben ganz viele verschiedene<br />
Sachen zu machen:<br />
waschen, trocknen, bügeln,<br />
nähen, dekorieren,<br />
38 39
J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />
kochen, backen oder servieren<br />
und natürlich putzen. Das<br />
letztere macht keiner so richtig<br />
gern. Aber wer es schön<br />
und gemütlich haben will, der<br />
muss auch saubermachen.<br />
Am besten erzähle ich Ihnen<br />
mal, wie die Woche bei uns so<br />
abläuft.<br />
Also, wir sind insgesamt zu elft.<br />
Wir sind in zwei Gruppen eingeteilt.<br />
Der Wochenplan für<br />
meine Gruppe sieht so aus:<br />
Montags haben wir Textilpflege/<br />
Textilarbeit. Ich nähe, bastele<br />
und dekoriere sehr gern<br />
und meine Ausbilderin sagt,<br />
dafür hätte ich ein Händchen.<br />
Dienstags und freitags haben<br />
wir alle zusammen Berufsschule.<br />
Ich gehe recht gerne<br />
hin, obwohl ich in Deutsch,<br />
Wirtschaftskunde und Sozialkunde<br />
nicht immer kapiere,<br />
was die Lehrerinnen eigentlich<br />
meinen. Das geht aber<br />
nicht nur mir so. Dafür haben<br />
wir ja dann unseren Stützunterricht.<br />
Der ist Mittwochvormittag<br />
und Freitagnachmittag in<br />
der Kleingruppe. Hier wird uns<br />
alles wieder erklärt, wir lernen<br />
für Klassenarbeiten und machen<br />
die Hausaufgaben, wenn<br />
wir alleine nicht damit klarkommen.<br />
Anschließend haben wir<br />
Hauspflege. Das heißt, wir reinigen<br />
unsere Räume, kümmern<br />
uns um die Zimmerpflanzen<br />
und halten das Gelände<br />
ums Haus in Ordnung.<br />
Am Donnerstag ist Verpflegung<br />
und Service dran. Wir bereiten<br />
immer ein dreigängiges Menü<br />
zu und meistens wird auch gebacken.<br />
Jede in der Gruppe<br />
bekommt eine andere Aufgabe,<br />
die sie möglichst selbstständig<br />
ausführen soll. Die Ausbilderin<br />
ist aber immer in der Nähe<br />
und greift sofort ein, wenn wir<br />
dabei sind ganz großen Mist<br />
zu machen. Manchmal geht<br />
dann doch noch etwas schief.<br />
Vor kurzem hat Anja eine Ölflasche<br />
mit einer Essigflasche<br />
verwechselt und statt Öl zwei<br />
Sorten Essig in das Salatdressing<br />
gemacht. Gemerkt haben<br />
wir es erst, als der Salat<br />
schon auf den Tellern war<br />
und wir davon probiert hatten.<br />
Der war vielleicht sauer.<br />
Wir haben eine Superküche –<br />
ganz aus Edelstahl. Da ist alles<br />
drin, was in eine gut ausgestattete<br />
Großküche gehört.<br />
Das ist auch wichtig, denn wir<br />
müssen lernen, mit den Geräten<br />
und Maschinen umzugehen.<br />
Wenn wir mit dem Essen<br />
fertig sind, wird die Küche<br />
sauber gemacht. Die muss picobello<br />
sein, ist doch klar.<br />
Ja, dann haben wir natürlich<br />
noch Fachtheorie, Hygiene,<br />
Umweltschutz, Arbeitssicherheit<br />
und Arbeitsorganisation<br />
und müssen die Berichtshefte<br />
führen. So ist das<br />
im Großen und Ganzen jede<br />
Woche. Überhaupt sind unsere<br />
Ausbilderinnen und die Sozialarbeiterin<br />
immer für uns<br />
da und wir können mit allem<br />
zu ihnen kommen. Ich habe<br />
ja weniger Probleme, aber einigen<br />
meiner Kolleginnen<br />
geht es nicht so gut wie mir.<br />
Zur Ausbildung gehören dann<br />
noch mehrere Praktika. Mein<br />
erstes habe ich im Housekeeping<br />
in einem Hotel gemacht.<br />
Das war echt toll. Ich<br />
durfte überall mitarbeiten<br />
und wurde sehr gelobt. Meine<br />
Beurteilung ist super ausgefallen<br />
und im Betrieb haben<br />
sie sich mit mir gefreut.<br />
Vielleicht interessiert Sie noch,<br />
wo ich nach meiner Ausbildung<br />
arbeiten möchte. In einem Hotel<br />
natürlich. Die Chefin des<br />
Hotels, in dem ich mein Praktikum<br />
gemacht habe, hat gesagt,<br />
ich solle mich nach der Abschlussprüfung<br />
bewerben. Das<br />
werde ich auf jeden Fall tun.<br />
Oh je, die Abschlussprüfung.<br />
Es dauert zwar noch<br />
ein bisschen bis dahin, aber<br />
die Zeit vergeht so schnell.<br />
Drücken Sie mir die Daumen,<br />
dass alles so klappt,<br />
wie ich es mir vorstelle?<br />
BESCHÄFTIGUNG In „STABIL“ werden junge Menschen ohne Schulabschluss<br />
mit besonderen persönlichen und sozialen Problemen gefördert<br />
Stark werden für<br />
die Bühne des Lebens<br />
„Ich bin nur hier, weil ich es<br />
muss. Ich will nichts mit euch zu<br />
tun haben, ihr seid mir zu blöd,<br />
ihr seid mir zu laut, ihr fordert<br />
Dinge von mir, von denen ich<br />
keine Ahnung habe.“ Diese Sätze<br />
hätte Kai Hoffmann in den ersten<br />
Wochen bei STABIL Sulzbach<br />
gern seinen Kollegen und<br />
den Fachkräften der Maßnahme<br />
ins Gesicht geschrien. Stattdessen<br />
hat er geschwiegen, seine<br />
Stirn tief in der Kapuze vergraben,<br />
abseits von allen anderen<br />
abgewartet, bis sein „Arbeitstag“<br />
vorüber war. Meistens war<br />
er dann sehr schnell ohne Gruß<br />
verschwunden.<br />
Er hat ziemlich lange gebraucht,<br />
bis er den Blick vom Fenster<br />
weg nach drinnen wenden und<br />
überhaupt registrieren konnte,<br />
was an den Werkbänken alles<br />
passiert: Holz so bearbeiten,<br />
dass ein Regal, ein CD-Ständer,<br />
ein Gehäuse für die Musikbox<br />
entsteht, einen PC auseinandernehmen<br />
und Defektes gegen<br />
funktionstüchtige Teile austauschen,<br />
einen Beistelltisch lackieren,<br />
Fahrräder reparieren<br />
und vieles mehr. Erst allmählich<br />
nahm er wahr, dass die Anleiter<br />
Ideen der Teilnehmer aufgreifen<br />
und sie bei der Realisierung<br />
dann Schritt für Schritt unterstützen.<br />
Wie andere Teilnehmer<br />
ernsthaft bei der Sache waren,<br />
ihn in Ruhe ließen, ihn nicht provozierten.<br />
Dafür sorgten die Ausbilder<br />
und Sozialarbeiter, die immer<br />
wieder behutsam aber auch<br />
fordernd versuchten, ihn in das<br />
Projekt zu integrieren.<br />
Dies ist zuweilen ein fast aussichtslos<br />
erscheinendes Unterfangen.<br />
Oft sind nicht einmal die<br />
Extremverweigerer im Projekt<br />
STABIL in Sulzbach das Problem.<br />
Diese erfahren nach erfolglosem<br />
Bemühen um ihre<br />
Projektteilnahme Sanktionen<br />
von der ARGE und können sich<br />
dann neu entscheiden. Meist<br />
sind es die bereits vom Leben<br />
geschulten Akteure auf dem Boden<br />
des Sozialparketts, mit denen<br />
sich das Kollegenteam besondere<br />
Mühe geben muss:<br />
Junge Menschen, in der Regel<br />
ohne Berufs- oder Schulabschluss,<br />
mit besonderen persönlichen<br />
und sozialen Problemlagen,<br />
die damit sehr schwer in<br />
Ausbildung, Arbeit oder Weiterbildung<br />
zu vermitteln sind. Oft<br />
genug sind eingeübte Rollenmuster<br />
zu durchbrechen. Wenn<br />
es gelingt, den persönlichen<br />
Handlungsspielraum zu erweitern,<br />
werden „Schauspieler“ zu<br />
Persönlichkeiten und die eigentlichen<br />
Lebensentwürfe und Möglichkeiten<br />
leuchten auf. Dann<br />
sind die Teilnehmer wirklich bereit,<br />
Ordnung in ihren Lebenslauf<br />
zu bringen, Bewerbungen<br />
zu schreiben, sich in Praktika<br />
zu engagieren oder ihre schulischen<br />
Kenntnisse zu vertiefen.<br />
Das hilft ihnen, den Mut in einer<br />
schier aussichtslosen Situation<br />
nicht zu verlieren.<br />
Auch Marion Blasiak konnte im<br />
Rahmen der Gruppe „Hauswirtschaft<br />
und kreative Beschäftigung“<br />
immer mehr Mut und<br />
Selbstvertrauen entwickeln. Mittlerweile<br />
malt sie großformatige,<br />
ausdrucksstarke Bilder. Ihre<br />
Mangas scheinen sagen zu wollen:<br />
„Keiner kann und wird mich<br />
mehr verletzen!“ Über ihre künstlerische<br />
Betätigung bekommt sie<br />
mehr und mehr Anerkennung in<br />
der Gruppe, so dass es ihr gelingt,<br />
behutsam Freundschaften<br />
zu schließen. Sie bereitet sich<br />
jetzt im Rahmen der Maßnahme<br />
auf die Teilnahme an einem<br />
Hauptschulabschlusskurs vor<br />
und ist zuversichtlich, nach erfolgreichem<br />
Abschluss eine Ausbildung<br />
beginnen zu können.<br />
Kai möchte von Schule nichts<br />
mehr wissen. Er hat mittlerweile<br />
einen Computer repariert und ist<br />
dabei, sich aus Ersatzteilen ein<br />
komplett neues Rennrad zusammenzubauen.<br />
Stolz hat er die erste<br />
Probefahrt hinter sich und<br />
gibt seine Tipps an neue Teilnehmer<br />
weiter. Seine Kapuze hat er<br />
schon einige Zeit nicht mehr im<br />
Gesicht. Sie hat ihn bei seinen<br />
kniffligen Reparaturen nur behindert.<br />
Er schaut mit wachen, klaren<br />
Augen in die Runde und lächelt<br />
dabei.<br />
40 41
J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />
BESCHÄFTIGUNG Aktivierungsmaßnahme soll<br />
feststellen, ob Langzeitarbeitslose noch vermittelbar sind<br />
„Zum ersten Mal wieder<br />
ernst genommen“<br />
Wer lange arbeitslos ist und<br />
Hartz IV bekommt, ist vielen<br />
Vorurteilen ausgesetzt. Und<br />
da wird selten ein Unterschied<br />
gemacht, zwischen denen, die<br />
gesundheitlich nicht mehr können<br />
und denen, die noch jung<br />
und fit sind. Um zu testen, wie<br />
es mit der Motivation so mancher<br />
Arbeitsloser steht und ob<br />
sie überhaupt noch vermittelbar<br />
sind, hat die ARGE im Regionalverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken<br />
im Herbst letzten Jahres so<br />
genannte Aktivierungsmaßnahmen<br />
gestartet. Auch das<br />
DIAKONISCHE WERK AN<br />
DER SAAR (DWSAAR) beteiligte<br />
sich neben anderen Trägern<br />
an den Standorten Sulzbach<br />
und Völklingen an der<br />
Durchführung des Programms<br />
mit zwei Maßnahmen für 100<br />
Betroffene.<br />
Doch, wie das mit den Vorurteilen<br />
so ist, anders als man<br />
erwarten konnte, war die Resonanz<br />
äußerst positiv. „Rund<br />
75 Prozent der uns für drei Monate<br />
zugewiesenen Arbeitslosengeld<br />
II-Empfänger kamen<br />
regelmäßig“, berichtet Christina<br />
Rehse, sozialpädagogische<br />
Mitarbeiterin des DWSAAR in<br />
der Aktivierungsmaßnahme in<br />
Sulzbach. Zum Wiedereinstieg<br />
mussten drei Stunden pro Tag<br />
bewältigt werden, dafür gab es<br />
einen Euro zusätzlich und das<br />
Fahrgeld.<br />
Eingesetzt werden sollten die<br />
Teilnehmer/-innen unter anderem<br />
in der Herrichtung eines<br />
Gebäudes des DWSAAR in<br />
Sulzbach, in dem eine Möbelbörse<br />
für Bedürftige untergebracht<br />
ist. Doch schnell<br />
stellte sich heraus, dass ein<br />
großer Teil der Gruppe mit<br />
gesundheitlichen Einschränkungen<br />
zu kämpfen hat. Deshalb<br />
wurde eine zusätzliche<br />
Gruppe ins Leben gerufen, in<br />
der kreatives Arbeiten wie das<br />
Gestalten von Gebrauchsge-<br />
genständen im Mittelpunkt stehen,<br />
berichtet Rehse. „Sinn ist<br />
es, die Menschen erst einmal<br />
wieder an die Arbeitsnormen<br />
heranzuführen“, erläutert die<br />
Sozialarbeiterin. Ferner gehören<br />
zum Programm eine<br />
Analyse der individuellen Ausgangslage<br />
und Kompetenzen,<br />
Bewerbungstraining sowie die<br />
Aufarbeitung von persönlichen<br />
Problemen. „Wir versuchen individuell<br />
auf jeden einzugehen,<br />
um herauszufinden, wie es<br />
nach der Maßnahme weitergehen<br />
kann“, erläutert Projektmitarbeiter<br />
Sascha Kneifel. Von<br />
jedem Teilnehmer geht nach<br />
Abschluss der 3-monatigen<br />
Maßnahme ein Profilbogen mit<br />
einer Bewertung zur ARGE.<br />
„So mancher fühlte sich hier<br />
nach vielen Enttäuschungen<br />
zum ersten Mal wieder ernst<br />
genommen“, berichtet Rehse.<br />
Sie ist davon überzeugt, dass<br />
dies keine „hoffnungslosen Fälle“<br />
sind, sondern dass fast alle<br />
bereit sind, sich ihren Möglichkeiten<br />
entsprechend, neuen<br />
Herausforderungen zu stellen.<br />
Das wird deutlich, wenn man<br />
sich mit den Lebensläufen beschäftigt.<br />
Günther Denn (44) ist seit<br />
2003 arbeitslos. Eigentlich hat<br />
er Einzelhandelskaufmann in<br />
der Teppich-Branche gelernt,<br />
war jedoch dann nach dem<br />
Wirtschaftsabitur in den EDV-<br />
Bereich gewechselt. „Ich habe<br />
einige Jahre in den Führungs-<br />
etagen großer Computerher-<br />
steller gearbeitet“, berichtet<br />
Denn. Dann wurde er wegen<br />
Meinungsverschiedenheiten<br />
entlassen und landete in der<br />
Arbeitslosigkeit. Trotz vieler Bewerbungen<br />
– zwei bis drei pro<br />
Woche - habe er keine neue<br />
Arbeitsstelle gefunden. Dem<br />
alleinerziehenden Vater gefällt<br />
es bei der Diakonie sehr gut.<br />
Gäbe es eine Stelle, etwa bei<br />
der Betreuung von EDV-Produkten,<br />
würde er sich sofort bewerben.<br />
„Ich konnte hier neue<br />
Kontakte knüpfen und habe<br />
gute Erfahrungen gemacht“, ist<br />
er optimistisch, irgendwann auf<br />
dem Arbeitsmarkt wieder Fuß<br />
zu fassen.<br />
Doris A. (54) hat in Kindergärten<br />
in St. Wendel und Wellesweiler<br />
gearbeitet. Die Erzieherin<br />
war zuletzt sogar Gruppenleiterin.<br />
Nach der Familienpause<br />
übernahm sie die Leitung<br />
eines Tennis-Clubheimes.<br />
Doch dann musste der Vater<br />
gepflegt werden, dazu kamen<br />
zusätzlich gesundheitliche<br />
Probleme. Trotzdem bekam<br />
sie einen Job im Briefzustelldienst.<br />
Dann ein Schicksalsschlag:<br />
Ein Loch in der Netzhaut.<br />
Die Folge: sie ist heute<br />
auf dem linken Auge blind und<br />
wurde wieder arbeitslos. „Heute<br />
ist es einfacher, wenn ich<br />
erzähle, was noch in Ordnung<br />
ist“, sagt A. Ihr wurde eine<br />
30-prozentige Behinderung<br />
attestiert. Eine leichte Arbeit<br />
sei noch möglich, drei Stunden<br />
täglich, habe der Amtsarzt<br />
festgestellt. „Finden Sie<br />
da mal eine Beschäftigung“,<br />
sagt sie ohne große Hoffnung.<br />
Bei den meisten Arbeitsstellen<br />
setze sie auch ihre Gesundheit<br />
weiter aufs Spiel. Die<br />
Beschäftigung in der Kreativ-<br />
Gruppe habe ihr aber gefallen,<br />
sie bilde sich gerne weiter.<br />
Gudrun Bickelmann (51) hat<br />
im Textilbereich Einzelhandelskauffrau<br />
gelernt. Nach der Familienpause<br />
arbeitete sie sechs<br />
Jahre lang als Reinigungskraft<br />
in der <strong>Saar</strong>brücker Jugendherberge,<br />
später machte sie sich<br />
als Gastronomin selbstständig.<br />
Doch dann 2004: ein Motorradunfall.<br />
Die Ärzte mussten ganze<br />
Arbeit leisten: Bickelmann<br />
hat Metallplatten im linken Arm<br />
und Bein, neue Kniegelenke<br />
sind nötig. Laut amtsärztlichem<br />
Attest darf sie noch 15 Stunden<br />
in der Woche arbeiten.<br />
Trotz 40-prozentiger Behinderung<br />
wurde eine Erwerbsminderungsrente<br />
von der Rentenversicherung<br />
abgelehnt, da<br />
sie nicht lange genug in ihrem<br />
erlernten Beruf tätig war. Die<br />
Beschäftigung in der Kreativ-<br />
Gruppe ist für die viermalige<br />
Mutter eine willkommene Abwechslung<br />
im eintönigen Alltag.<br />
Sie ist nach etlichen Anläufen<br />
nicht mehr sehr optimistisch<br />
eine Arbeit zu finden. „Ich pack<br />
es körperlich fast nicht mehr“.<br />
Peter Kirch (41) gehört zu den<br />
Jüngeren in der Gruppe, leidet<br />
aber unter seinen Sprachschwierigkeiten.<br />
Dank logopädischer<br />
Behandlung hört man es heute<br />
kaum noch. Trotzdem: einen<br />
Platz auf dem 1. Arbeitsmarkt<br />
hat er nie bekommen. Nach einer<br />
überbetrieblichen Ausbildung<br />
zum Kaufmann folgten verschiedeneArbeitsbeschaffungsmaßnahmen,<br />
etwa in der Uni-Bibliothek<br />
und in der Stadtverwaltung<br />
in Sulzbach. Er bildete sich<br />
mit Hilfe des Arbeitsamtes im<br />
Computerbereich und in anderen<br />
Lehrgängen fort, doch eine<br />
Bewerbung war nie erfolgreich.<br />
Ja, es habe noch nicht einmal<br />
zu einem Vorstellungsgespräch<br />
gereicht, berichtet er resigniert.<br />
Jetzt hilft Kirch beim Renovieren,<br />
doch Handwerken, das sei<br />
eigentlich nicht so seine Sache.<br />
Obwohl er seine Zukunft eher in<br />
der Bürotätigkeit sieht, ist er froh,<br />
wieder Neues dazuzulernen.<br />
„Wer weiß, für was ich es brauche!“<br />
Und den einen Euro täglich<br />
zusätzlich nimmt er gerne als<br />
Aufbesserung des kargen<br />
Hartz IV-Satzes von 415 Euro<br />
monatlich mit.<br />
42 43
J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />
QUALIFIZIERUNG Die Stadt Neunkirchen unterstützt<br />
die Kleider- und Möbelbörse in der Wellesweilerstraße<br />
Finanzielle<br />
Lücke geschlossen<br />
Prominenten Besuch konnte<br />
Wolfgang Biehl aus der Geschäftsführung<br />
des DWSAAR<br />
in der Kleider- und Möbelbörse<br />
in Neunkirchen begrüßen.<br />
Bürgermeister Jürgen Fried<br />
besuchte die Einrichtung in<br />
der Wellesweilerstraße 83, um<br />
sich vor Ort einen Eindruck<br />
zu machen von der Arbeit mit<br />
Langzeitarbeitslosen und jungen<br />
Erwachsenen ohne berufliche<br />
Perspektive.<br />
Der Neunkircher Bürgermeister<br />
war nicht mit leeren Händen<br />
gekommen: Fried hatte einen<br />
Scheck mitgebracht, denn<br />
die Stadt unterstützt erstmalig<br />
die Arbeit der Einrichtung mit<br />
25.000 Euro im Jahr 2008.<br />
„Mit Hilfe der Stadt Neunkirchen<br />
ist es uns gelungen, die<br />
finanzielle Lücke zu schließen,<br />
die durch den Wegfall der Mittel<br />
des Europäischen Sozialfonds<br />
entstanden ist“, sagte<br />
Wolfgang Biehl. Dafür sei die<br />
Diakonie sehr dankbar. Andernfalls<br />
wäre der Bestand der<br />
Einrichtung gefährdet gewesen.<br />
Bärbel Heil-Trapp, Leiterin der<br />
Abteilung JUGENDBERUFS-<br />
HILFE, führte Bürgermeister<br />
Fried durch die Räume der<br />
Kleider- und Möbelbörse. Sie<br />
besteht seit Mai 1987. Neben<br />
der Hauptstelle in der Welles-<br />
In der Möbelbörse: Abteilungsleiterin Bärbel Heil-Trapp mit Oberbürgermeister<br />
Jürgen Fried und Wolfgang Biehl aus der Geschäftsführung.<br />
weilerstraße hat die Kleiderbörse<br />
eine weitere Verkaufsstelle<br />
in der Hüttenbergstraße.<br />
Insgesamt werden hier derzeit<br />
25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
beschäftigt und qualifiziert:<br />
Jugendliche und Erwachsene,<br />
die Arbeitslosengeld II<br />
erhalten, keinen Berufs- oder<br />
Schulabschluss vorweisen<br />
können und oft auch soziale<br />
Probleme haben. Sie werden<br />
in den Bereichen Holz und<br />
Textil/ Verkauf geschult. Eine<br />
Soziarbeiterin hilft, die sozialen<br />
Schwierigkeiten in den<br />
Griff zu bekommen, ein Lehrer<br />
arbeitet die schulischen Defizite<br />
auf. Ziel ist der Erhalt und<br />
die Entwicklung der Erwerbsfähigkeit<br />
sowie die Integration<br />
in den ersten Arbeitsmarkt<br />
oder die Weitervermittlung in<br />
berufliche Qualifizierungsmaßnahmen.<br />
Die Durchführung<br />
erfolgt in enger Kooperation<br />
mit der ARGE Neunkirchen.<br />
Die Möbel und die Kleidung<br />
stammen aus Spenden von<br />
Privatpersonen oder Firmen,<br />
die auch schon mal Artikel<br />
zweiter Wahl zur Verfügung<br />
stellen. Die Kleidung wird von<br />
den Mitarbeiterinnen sortiert,<br />
gewaschen und gebügelt. Möbel<br />
und Haushaltsgeräte werden<br />
gereinigt und falls nötig<br />
aufgearbeitet.<br />
„Wir sind dringend auf diese<br />
Kleider- und Möbelspenden<br />
angewiesen“, sagt Bärbel Heil-<br />
Trapp. Denn die Nachfrage<br />
nach preiswerten Möbeln und<br />
Kleidung ist im ersten Halbjahr<br />
noch einmal gestiegen. Immer<br />
weniger Menschen könnten es<br />
sich leisten, Neues zu erwerben.<br />
Wer nachweisen kann,<br />
dass er nur ein geringes Einkommen<br />
hat, etwa mit dem<br />
Hartz IV-Bescheid, kann in der<br />
Kleider- und Möbelbörse zu<br />
einem ganz kleinen Kostenbeitrag<br />
einkaufen. Rund 3600<br />
Menschen haben 2007 die beiden<br />
Anlaufstellen der Kleider-<br />
und Möbelbörse aufgesucht.<br />
In den sechs Monaten diesen<br />
Jahres waren es schon fast<br />
2000 Nutzerinnen und Nutzer.<br />
Rund 700 größere Möbelstücke<br />
wurden als Wareneingang<br />
gezählt, die alle bereits<br />
wieder verkauft sind. So werde<br />
gleichzeitig Wiederverwertbares<br />
einem sinnvollen Zweck<br />
zugeführt, betont Heil-Trapp<br />
den ökologischen Ansatz in<br />
der Kleider- und Möbelbörse.<br />
Das Projekt wird finanziert aus<br />
Mitteln der Arbeitsgemeinschaft<br />
(ARGE) Neunkirchen,<br />
der Stadt Neunkirchen, des<br />
Landkreises Neunkirchen, des<br />
<strong>Saar</strong>landes, des Europäischen<br />
Sozialfonds und aus Mitteln<br />
der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>.<br />
Kleider- und Möbelbörse Neunkirchen<br />
Wellesweilerstraße 83 (Ehemaliger Schlachthof)<br />
66538 Neunkirchen<br />
Telefon und Fax 06821/177116<br />
Außenstelle: 66538 Neunkirchen, Hüttenbergstr.40<br />
ÖFFNUNGSZEITEN<br />
Möbelbörse / Kleiderbörse<br />
Montag bis Freitag 08.30-12.30 Uhr<br />
Montag bis Donnerstag 13.00-15.00 Uhr<br />
Kleiderbörse Außenstelle Hüttenberg<br />
Montag bis Donnerstag 09.00-15.00 Uhr<br />
Freitag 09.00-12.30 Uhr<br />
44 45
J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />
Team 1 Referentin: Marina Horstmann Tel. 214 marina-horstmann@dwsaar.de<br />
Referentin: Astrid Klein-Nalbach Tel. 318 astrid-klein-nalbach@dwsaar.de<br />
Referent: Franz Stoiber Tel. 212 franz-stoiber@dwsaar.de<br />
Jugendberatung Berufsorientierung Berufsvorbereitung Ausbildung Ausbildungs-<br />
Jugendsozialarbeit Jugendsozialarbeit Niederschwellige Qualifizierende Beschäftigung<br />
begleitung<br />
Beschäftigung<br />
MOBil <strong>Saar</strong>louis (2104)<br />
Am Kleinbahnhof 7 a<br />
66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Tel. 06831 / 8 00 21<br />
Fax: 06831 / 4 18 68<br />
mobil-sls@dwsaar.de<br />
Dominik Ehre, Heike Oswald,<br />
Rita Schario<br />
Kompetenzagentur<br />
Neunkirchen (2105)<br />
Regiestelle<br />
Astrie Klein-Nalbach<br />
Tel. 06821 / 95 63 18<br />
Fax: 06821 / 95 62 11<br />
astrid-klein-nalbach@dwsaar.de<br />
Jugendbüro (2105)<br />
Bahnhofstraße 43<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 2 11 06<br />
Fax: 06821 / 2 26 91<br />
ka-nk@dwsaar.de<br />
Birgit Becker, Katja Frieg, Dirk<br />
Heising, Anke Schröder,<br />
Dominik Theobald<br />
(Fortsetzung<br />
Berufsorientierung)<br />
Gesamtschule Bexbach<br />
Eichendorffweg 1<br />
66450 Bexbbach<br />
Tel. 06826 / 9 32 90 (Sekret.)<br />
Mobil 0160 / 2966291<br />
reformklassen-bexbach@<br />
dwsaar.de<br />
Jutta Kraß<br />
Berufseinstiegsbegleitung<br />
(2115)<br />
Gesamtschule Neunkirchen<br />
Haspelstraße<br />
66538 Neunkirchen<br />
Mobil 0151 / 20530304<br />
Steffi Lamping<br />
Mobil 0151 / 20530307<br />
Monika Gemeinhardt<br />
beb-nk@dwsaar.de<br />
ERS Homburg II<br />
Sandrennbahn<br />
Cranachstr. 7<br />
66424 Homburg<br />
Tel. 06841 / 972930<br />
Mobil 0151 / 20530303<br />
Ronny Kleint<br />
Mobil 0151 / 20530307<br />
Monika Gemeinhardt<br />
beb-hom@dwsaar.de<br />
Vertiefte BO <strong>Saar</strong>brücken<br />
(2240 / 2241)<br />
Neustr. 24<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 4 67 01<br />
Fax: 0681 / 4 17 01 33<br />
evbo-sb@dwsaar.de<br />
Marina Bäumchen,<br />
Steffi Lamping, Eva Meyer,<br />
Astrid Rippel, Gertrud Waschbüsch-Haefner<br />
Vertiefte BO Neunkirchen (2245)<br />
Adresse siehe Kompetenzagentur<br />
- Jugendbüro<br />
Birgit Becker, Katja Frieg, Dirk<br />
Heising, Anke Schröder,<br />
Dominik Theobald<br />
BOSEK (2204)<br />
Am Kleinbahnhof 7 a<br />
66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Tel. 06831 / 4 66 08<br />
Fax: 06831 / 4 18 68<br />
bosek-sls@dwsaar.de<br />
Monika Thewes<br />
Reformklassen (2230)<br />
ERS Merzig<br />
Christian-Kretschzmar-Schule<br />
Von-Boch-Straße 73<br />
66663 Merzig<br />
Tel. 0681 / 77 07 70 (Sekret.)<br />
Mobil 0151 / 21 03 17 54<br />
reformklassen-mzg@dwsaar.de<br />
Carmen Schröder<br />
ERS <strong>Saar</strong>louis II<br />
Martin-Luther-King-Schule<br />
Kreuzbergstr. 87<br />
66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Tel. 06831 / 80 0 56 (Sekret.)<br />
Mobil 0170 / 64 87 68<br />
reformklassen-sls@dwsaar.de<br />
Sandra Barrer<br />
ERS Völklingen II<br />
Hermann-Neuberger-Schule<br />
Cloosstr. 13<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 9 14 97 30 (Sekret.)<br />
Mobil 0151 / 57 66 78 53<br />
reformklassen-vk@dwsaar.de<br />
Hagen Maus<br />
Gesamtschule <strong>Saar</strong>brücken-Bellevue<br />
Am Hagen 30<br />
66117 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 92 62 00 (Sekret.)<br />
Mobil 0160 / 2 96 34 25<br />
reformklassen-sb@dwsaar.de<br />
Sonja Blaesy<br />
ERS Neunkirchen-Stadtmitte<br />
Freiherr-vom-Stein-Str. 6<br />
66540 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 95 17 96 13 oder<br />
06821 / 9997<br />
Mobil 0163 / 1 37 71 81<br />
reformklassen-nk@dwsaar.de<br />
Rolf Mees<br />
(Fortsetzung links)<br />
Werkstattschule (2220)<br />
TGS BBZ Völklingen<br />
Am Bachberg, 66333 Völklingen<br />
Tel. 06809 / 91 28 37<br />
Fax: 06898 / 29 58 34<br />
ws-vk@dwsaar.de<br />
Anke Niewiadomski, Tanja Schösser,<br />
Bernhard Würtz<br />
TG BBZ Dillingen<br />
Wallerfangerstr., 66763 Dillingen<br />
Tel. 06831 / 7 61 01 36<br />
Fax: 06831 / 70 27 45<br />
ws-dill@dwsaar.de<br />
Günter Vonderau<br />
TGS BBZ Neunkirchen<br />
Jägermeisterpfad 4<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 92 35 24<br />
Fax: 06821 / 92 35 44<br />
ws-nk@dwsaar.de<br />
Erich Geisler, Nadine Huffer<br />
Produktionsschule<br />
BBZ Lebach (2224)<br />
Friedensstr. 4 - 12, 6 68 22 Lebach<br />
Tel. 06881 / 5 39 02 71<br />
Fax: 06881 / 53 71 28<br />
ps-lebach@dwsaar.de<br />
Werner Veith<br />
TGS BBZ <strong>Saar</strong>louis (2164)<br />
Zeughausstr. 25, 66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Tel. 06831 / 4 88 13 87<br />
Fax: 06831 / 9 49 83 20<br />
ps-sls@dwsaar.de<br />
Christian Janocha<br />
TGS BBZ Völklingen (2163)<br />
Am Bachberg, 66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 91 28 32<br />
Fax: 06898 / 29 58 34<br />
ps-vk@dwsaar.de<br />
Markus Backes<br />
SBBZ <strong>Saar</strong>brücken (2161)<br />
Schmollerstr. 10<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 9 38 02 20<br />
Fax: 0681 / 9 38 02 16<br />
ps-sb@dwsaar.de<br />
Kurt Becker<br />
BBZ Sulzbach (2161)<br />
Schillerstr. 7, 66280 Sulzbach<br />
Tel. 06897 / 92 26 31<br />
Fax: 06897 / 5 43 46<br />
ps-su@dwsaar.de<br />
Claudia Kruse<br />
Duales BGJ (2174)<br />
TGS BBZ <strong>Saar</strong>louis<br />
Zeughausstr. 25, 66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Tel. 06831 / 94 98 3 24<br />
Fax: 06831 / 9 49 83 20<br />
bgj-sls@dwsaar.de<br />
Barbara May-Khodakarami,<br />
Andrea Wirtz<br />
KBBZ Dillingen<br />
Hinterstr. 11, 66763 Dillingen<br />
Tel. 06831 / 76 1 00 11<br />
Tel. 06831 / 97 61 26 (Sekret.)<br />
Fax: 06831 / 97 61 27<br />
kbgj-dill@dwsaar.de<br />
Susanne Schue<br />
BBZ Lebach<br />
Friedensstr. 4 - 12, 66822 Lebach<br />
Tel. 06881 / 53 9 02 70<br />
Fax: 06881 / 53 71 28<br />
bgj-lebach@dwsaar.de<br />
Johannes Maren<br />
HSA <strong>Saar</strong>brücken (2211)<br />
Ludwigstr. 60, 66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 4 16 34 49<br />
Fax: 0681 / 4 70 48<br />
hsa-sb@dwsaar.de<br />
Anita Heimann, Franziska Lorson,<br />
Stefan Petry<br />
Hauswirtschaft (2333)<br />
Gerhardstr. 182<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 88 72<br />
Fax: 06898 / 81 03 40<br />
hauswirtschaft-vk@dwsaar.de<br />
Eva Popp, Monika Rückert,<br />
Maria Schon<br />
Beikoch (2381)<br />
c/o Handwerkskammer<br />
des <strong>Saar</strong>landes<br />
Hohenzollernstr. 47-49<br />
66117 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 58 09 217 /-215<br />
Fax: 0681 / 5 80 92 43<br />
verkauf-sb@dwsaar.de<br />
Kerstin Goergen-Krause,<br />
Marita Maichen<br />
Bau (2341)<br />
Bauten- und Objektbeschichter<br />
(2327)<br />
Maler/Lackierer (2391)<br />
c/o Ausbildungszentrum<br />
AGB Bau <strong>Saar</strong><br />
Kolbenholz 4, 66121 <strong>Saar</strong>br.<br />
Tel. + Fax: 0681 / 8 91 00 42<br />
bau-sb@dwsaar.de<br />
Roland Kraushaar, Karl-Heinz<br />
Werner<br />
Bauten- und Objektbeschichter<br />
(2343)<br />
c/o RAG Bildung GmbH<br />
<strong>Saar</strong>brücker Str. 131<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 3 77 48<br />
Fax: 06898 / 3 09 03 02<br />
metall-vk@dwsaar.de<br />
Hugo Kerber<br />
Gartenbau<br />
( 2330 / 2331 / 2323)<br />
c/o Neue Arbeit <strong>Saar</strong> gGmbH<br />
Lothringer Str. 2-20<br />
66117 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681/ 4 17 25 81<br />
Fax: 0681 / 7 09 58 53<br />
gartenbau-sb@dwsaar.de<br />
Silvia Altenhofer, Fritz Sorg,<br />
Günter Wagner, Karl-Heinz<br />
Werner<br />
c/o Stadt Völklingen<br />
Kühlweinstr. 64, 66333 Völkl.<br />
Tel. 06898 / 1 61 43<br />
Fax: 06898 / 29 98 22<br />
gartenbau-vk@dwsaar.de<br />
Fritz Sorg<br />
Holz (2311 / 2313 / 2317)<br />
c/o Wirtschaftsverband<br />
Holz u. Kunststoff e.V.<br />
Von-der-Heydt<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 7 31 92<br />
Fax: 0681 / 7 53 44 67<br />
holz-sb@dwsaar.de<br />
Nicole Schmidt<br />
Tel. 0681 / 4 16 28 48<br />
holz2-sb@dwsaar.de<br />
Udo Mühlenbacher, Rudi<br />
Schardt<br />
(Fortsetzung rechts)<br />
Ausbildung jetzt<br />
Sulzbachtalstr. 86 (2122)<br />
66280 Sulzbach<br />
Tel. 06897 / 5 51 67<br />
Fax: 06897 / 5 38 29<br />
abj-su@dwsaar.de<br />
Yvonne Herzog, Christine Zeitz<br />
Poststr. 48 (2123)<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 29 78 42<br />
Fax: 06898 / 50 48 94<br />
abj-vk@dwsaar.de<br />
Thomas Reinelt, Ursel Seeliger<br />
Beratungszentrum <strong>Saar</strong>louis (2124)<br />
Am Kleinbahnhof 7a<br />
66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Tel. 06831 / 12 02 46<br />
Fax: 06831 / 4 18 68<br />
abj-sls@dwsaar.de<br />
Helga Buschbacher, Hasso<br />
Schneider<br />
Bahnhofstr. 43 (2125)<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 21 03 64<br />
Fax: 06821 / 2 26 91<br />
abj-nk@dwsaar.de<br />
Renate Berhard-Kleber,<br />
Günter Müller<br />
(Fortsetz. Ausbildung)<br />
Nordring 69<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 29 62 36<br />
Fax: 06898 / 16 90 8 63<br />
holz -vk@dwsaar.de<br />
Rudi Schardt, Dominik<br />
Schlich<br />
Metall (2353 / 2363 / 2373)<br />
c/o RAG Bildung GmbH<br />
<strong>Saar</strong>brücker Str. 131<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 3 77 48<br />
Tel. 06898 / 33 2 07<br />
Fax: 0681 / 4 05 81 22<br />
metall-vk@dwsaar.de<br />
Susanne Britz, Martin Kalkoffen,<br />
Hugo Kerber, Fabienne<br />
Thummen<br />
Verkauf (2351 / 2361 / 2362)<br />
c/o Handwerkskammer<br />
des <strong>Saar</strong>landes<br />
Hohenzollernstr. 47 - 49<br />
66117 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 58 09 - 217<br />
Tel. 0681 / 58 09 - 158<br />
Fax: 0681 / 58 09 - 243<br />
verkauf-sb@dwsaar.de<br />
Birgit Bonnaire, Susanne Ernwein-Haarig,<br />
Birgit Grotzfeld-<br />
Kusch, Marita Maichen, Peter<br />
Mussler, Annette Weber<br />
Teilezurichter, Bauten- und<br />
Objektbeschichter<br />
(BaE 2307)<br />
c/o RAG Bildung GmbH<br />
Schroten 1 a<br />
66121 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 68 57 02 95<br />
bae@dwsaar.de<br />
Stefan Graus, Peggy Tinius<br />
Zweite Chance<br />
Koordinierungsstelle (2131)<br />
bei Schulverweigerung<br />
Neustr. 24, 66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 4 19 61<br />
Fax: 0681/ 4 17 01 33<br />
zweite-chance@dwsaar.de<br />
Gabriele Ames, Marina Bäumchen,<br />
Beate Weinmann<br />
ANLAUFstelle (2234)<br />
bei Schulverweigerung<br />
Am Kleinbahnhof 7a<br />
66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Tel. 06831 / 48 73 22<br />
Fax: 06831 / 41 8 68<br />
anlauf-sls@dwsaar.de<br />
Norbert Preuß, Helga Weber<br />
Streetwork <strong>Saar</strong>louis (2184)<br />
Am Kleinbahnhof 7a<br />
66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Fax: 06831 / 41 8 68<br />
streetwork-sls@dwsaar.de<br />
Tel. 06831 / 48 73 21<br />
Mobil 0176 / 29 95 31 89<br />
Duja Kolaric<br />
Tel. 06831 / 12 02 54<br />
Mobil 0160 / 4 16 09 62<br />
Jürgen Stanka<br />
Beratungszentrum<br />
<strong>Saar</strong>louis (2194)<br />
Am Kleinbahnhof 7a<br />
66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Tel. 06831 / 4 97 21<br />
Fax: 06831 / 4 18 68<br />
beratungszentrum-sls@dwsaar.de<br />
Heike Arens<br />
Team 2 Referent: Dr. Hans-Peter Haag Tel. 321 hans-peter-haag@dwsaar.de<br />
Referent: Fritz Dreyer Tel. 213 fritz-dreyer@dwsaar.de<br />
Tat & Rat (2205)<br />
Sanktionsalternativen<br />
Rembrandtstr. 17-19<br />
66540 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 9 56 -220<br />
Fax: 06821 / 9 56 -211<br />
tatrat@dwsaar.de<br />
Nina Forster, Hans Gall, Heike<br />
Petersen<br />
Arbeitslosenberatung<br />
Zentrum für Qualifizierung<br />
und Integration (2294)<br />
Am Kleinbahnhof 7<br />
66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Tel. 06831 / 4 87 06 13<br />
Fax: 06831 / 4 18 68<br />
zqi-sls@dwsaar.de<br />
Dirk Kremp<br />
STABIL Sulzbach (2462)<br />
Eisenbahnschachtanlage 31<br />
66280 Sulzbach<br />
Tel. 06897 / 81 01 80<br />
Fax: 06897 / 81 02 42<br />
stabil-su@dwsaar.de<br />
Kathy Kruse, Frank Marks,<br />
Gisela Neunzig, Oliver<br />
Rupertus, Rainer Ulrich<br />
STABIL Völklingen (2463)<br />
Nordring 69<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 16 92 93<br />
Tel. 06898 / 16 95 59<br />
Tel. u. Fax: 06898 / 16 95 78<br />
stabil-vk@dwsaar.de<br />
Günter Jaeger, Magda Lesch,<br />
Bernd Ney, Klaus Zierold<br />
NEU-StArT (2415)<br />
Wellesweiler Str. 89a<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 29 02 -440<br />
Fax: 06821 / 29 02 -844<br />
neustart-nk@dwsaar.de<br />
Christine Gierend, Petra<br />
Jochum, Thomas Menges,<br />
Beate Molter, Albert Will<br />
Aktivierungsmaßnahme für<br />
Langzeitarbeitslose Völklingen<br />
(2403)<br />
Nordring 69, 66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 29 62 72<br />
Fax: 06898 / 29 62 73<br />
afi-vk@dwsaar.de<br />
Birgit Müller, Andrea Schmidt<br />
Service-Station<br />
Malstatt (2401)<br />
Ludwigstr. 60<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 4 17 01 78<br />
Tel. 0681 / 4 95 91<br />
Fax: 0681 / 4 70 48<br />
ssm@dwsaar.de<br />
Roman Freis, Sascha Kneifel,<br />
Christina Rehsel, Andrea<br />
Wagner, Heidrun Wermer<br />
Dienstleistungszentrum<br />
Sulzbach (2442)<br />
Sulzbachtalstr. 86<br />
66280 Sulzbach<br />
Tel. 06897 / 50 16 15<br />
Fax: 06897 / 50 18 38<br />
Fax: 06897 / 56 81 28<br />
sprungbrett-sul@dwsaar.de<br />
Stefan Feltes, Hans-Gerd<br />
Klein, Christina Rese, Margot<br />
<strong>Saar</strong>-Hager<br />
Möbelbörse<br />
Sulzbachtalstr. 86<br />
66280 Sulzbach<br />
Tel. 06897 / 56 79 88<br />
Kleiderbörse<br />
Sulzbachtalstr. 86<br />
66280 Sulzbach<br />
Tel. 06897 / 45 11<br />
Völklinger Börse (2473)<br />
Nordring 69, 66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 29 62 32<br />
Tel. 06898 / 30 00 87<br />
Fax: 06898 / 29 62 73<br />
voelklinger-boerse@dwsaar.de<br />
beschaeftigung-vk@dwsaar.de<br />
Johannes König, Hans Krabbenhöft,<br />
Heiko Recktenwald,<br />
Uschi Tschöpe<br />
Weltkulturerbe<br />
Völklinger Hütte (2423)<br />
Rathausstr. 75 - 79<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 91 0 01 80<br />
Fax: 06898 / 91 0 01 31<br />
Winfred Schmelter, Werner<br />
Zeitz<br />
AGH Hauswirtschaft/Gastronomie<br />
und Pflege (2433)<br />
Nordring 69, 66333 Völklingen<br />
Tel. 06898 / 81 01 78<br />
Fax: 06898 / 29 62 73<br />
agh-hgp-vk@dwsaar.de<br />
Cecilia Antille, Marina Blau-<br />
Rink, Magda Lesch, Peter<br />
Schramm<br />
Aktivierungsmaßnahme<br />
für Langzeitarbeitslose<br />
Sulzbach (2402)<br />
Sulzbachtalstr. 86<br />
66280 Sulbach<br />
Tel. 06897 / 50 17 52<br />
Fax: 06897 / 56 81 28<br />
afi-sul@dwsaar.de<br />
Christina Rehse, Martin<br />
Schulz<br />
(Fortsetzung links)<br />
Möbelprojekt<br />
<strong>Saar</strong>louis (2434)<br />
Pavillonstr. 45<br />
66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Tel. 06831 / 48 99 87<br />
Tel. 06831 / 4 89 47 94<br />
Fax: 06831 / 4 89 47 96<br />
moeb-recycling-sls@dwsaar.de<br />
Jürgen Baquè, Claudia Gräff,<br />
Bern Ney, Volker Schmitt,<br />
Gertrud Waschbüsch-Häfner,<br />
Wolfgang Weber<br />
Frauenprojekt<br />
“Der Laden” (2494)<br />
Provinzialstr.78<br />
66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Tel. 06831 / 4 64 38<br />
Tel. 06831 / 46 02 42<br />
Fax: 06831 / 12 54 48<br />
laden-sls@dwsaar.de<br />
Valerja Korosak, Gisela<br />
Neunzig, Andrea Wagner, Ute<br />
Wilegala<br />
Fahrrad-Service-Station<br />
<strong>Saar</strong>louis (2464)<br />
Donatusstr. 13, 66740 <strong>Saar</strong>l.<br />
Tel. + Fax: 06831 / 8 75 92<br />
fahrrad-sls@dwsaar.de<br />
Jürgen Delor, Luzie Orschulka,<br />
Grudrun Treinen, Wolfgang<br />
Weber<br />
Wertstoffhof<br />
<strong>Saar</strong>louis (2414)<br />
Industriestr. 31<br />
66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Tel. 06831 / 12 25 85<br />
Fax: 06831 / 12 25 99<br />
recycling-sls@dwsaar.de<br />
Ralf Koch, Grudrun Treinen,<br />
Ute Wilegala<br />
Möbel- und Kleiderbörse<br />
Neunkirchen (2405)<br />
Wellesweilerstr. 83<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 17 71 16<br />
Fax: 06821 / 91 24 10<br />
moebelboerse-nk@dwsaar.de<br />
Stefan Feltes, Monika Gemeinhardt,<br />
Cornelia Glosse, Patrick<br />
Schons, Albert Will<br />
Kleiderbörse<br />
Hüttenbergstr. 40<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 40 1 87 37<br />
Beschäftigung 3. Arbeitsmarkt<br />
Sozialkaufhaus <strong>Saar</strong>louis<br />
(2499)<br />
Pavillonstr. 45, 66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Heike Göbel<br />
Koordination FairWertung<br />
(2453)<br />
Wertstoffhof <strong>Saar</strong>louis<br />
Industriestr. 31<br />
66740 <strong>Saar</strong>louis<br />
Tel. 06831 / 12 25 85<br />
Fax: 06831 / 12 25 99<br />
recycling-sls@dwsaar.de<br />
46 47<br />
Team 1<br />
(Fortsetzung)<br />
Abteilung JUGENDBERUFSHILFE<br />
Rembrandtstraße 17 - 19, 66540 Neunkirchen<br />
Postfach 13 09, 66513 Neunkirchen<br />
Tel. 06821/956-0 - Fax: 06821 / 956-211<br />
jbh@dwsaar.de - http://www.dwsaar.de<br />
Leitung:<br />
Bärbel Heil-Trapp Tel. 06821 / 956-208<br />
baerbel-heil-trapp@dwsaar.de<br />
Stv. Leitung:<br />
Dr. Hans-Peter Haag Tel. 06821 / 956-321<br />
hans-peter-haag@dwsaar.de<br />
Sekretariat:<br />
Silke Butscher Tel. 06821 / 956-209<br />
silke-butscher@dwsaar.de<br />
Christina Bos Tel. 06821 / 956-210<br />
christina-bos@dwsaar.de<br />
Teilnehmerverwaltung:<br />
Resi Poggenpohl Tel. 06821 / 956-217<br />
resi-poggenpohl@dwsaar.de<br />
Monika Schönbucher Tel. 06821 / 956-216<br />
monika-schoenbucher@dwsaar.de<br />
Helga Schweig Tel. 06821 / 956-216<br />
helga-schweig@dwsaar.de<br />
Zuschusswesen:<br />
Referentin:<br />
Caroline Grün Tel. 06821 / 956-231<br />
caroline-gruen@dwsaar.de<br />
Sachbearbeitung:<br />
Florentine Martin Tel. 06821 / 956-320<br />
florentine-martin@dwsaar.de<br />
Uwe Rosar Tel. 06821 / 956-127<br />
uwe-rosar@dwsaar.de<br />
Andreas Schmidt Tel. 06821 / 956-111<br />
andreas-schmidt@dwsaar.de<br />
(Fortsetz. Qualifizierende<br />
Beschäftigung)
J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />
Der JUGENDHILFEVERBUND hat<br />
einen ganzheitlichen Bildungsansatz<br />
Parteilich für<br />
Qualitätsentwicklung<br />
In der Abteilung JUGENDHIL-<br />
FEVERBUND werden vielfältigeUnterstützungsmöglichkeiten<br />
für Kinder, Jugendliche,<br />
junge Erwachsene und<br />
ihre Familien angeboten. Ambulante<br />
Dienste, tagesstrukturierte<br />
Angebote und „Rundum-die-Uhr-Betreuung“vernetzen<br />
sich mit Bildungs- und Betreuungsangeboten<br />
an Schulen.<br />
Wir kennen alle die Meldungen<br />
der letzten Jahre über<br />
den unzureichenden Bildungsstand<br />
unserer Kinder. Es sind<br />
vor allem Kinder mit Migrationshintergrund,<br />
die auch in<br />
der zweiten und dritten Generation<br />
mangelhafte Förderung<br />
erfahren. Kindern mit besonderen<br />
Förderbedarfen wird<br />
unzureichend geholfen, ihre<br />
Integration ist mangelhaft. Die<br />
hohe Anzahl von Jugendlichen<br />
ohne Hauptschulabschluss<br />
ist alarmierend, die Bildungsabschlüsse<br />
insgesamt auf zu<br />
niedrigem Niveau.<br />
Land auf, Land ab werden aufgeregt<br />
neue Konzepte, neue<br />
Strukturen und andere Zielvorgaben<br />
entwickelt, sozusagen<br />
eine neue Bildungslandschaft<br />
heraufbeschworen. Auslösend<br />
für diese Diskussion waren<br />
nicht unbedingt die vielen Einzelschicksale,<br />
die sich häufig<br />
in unseren Einrichtungen finden,<br />
sondern Untersuchungen<br />
und Vergleichstests wie die<br />
PISA-Studie. Sie machten<br />
deutlich darauf aufmerksam,<br />
dass unsere junge Generation<br />
nur bedingt auf die Herausforderungen<br />
einer globalisierten<br />
Wissensgesellschaft mit<br />
enormen Mobilitätsanforderungen<br />
vorbereitet ist. Unsere<br />
Teilhabe an den Entwicklungen<br />
der Zukunft ist gefährdet.<br />
Politisch wurde mit unterschiedlichen<br />
Konzepten innerhalb<br />
der Bildungsinstitutionen<br />
Kindergarten und Schule<br />
reagiert: Bildungspläne, G8<br />
oder Zusammenlegung von<br />
Haupt- und Realschule. Ganztagsunterbringung<br />
in Krippen,<br />
Tagesstätten und freiwilligen<br />
Ganztagsschulen und ein neuer<br />
Stellenwert der Elternbildung<br />
sind unter anderem Folge<br />
dieser Entwicklung. All dies<br />
hat auch die Jugendhilfelandschaft<br />
und somit auch die Arbeit<br />
des JUGENDHILFEVER-<br />
BUNDES im Jahr 2008 geprägt.<br />
An vielen Stellen haben<br />
wir uns verändert, manchmal<br />
aus einem Bedürfnis heraus,<br />
manchmal aus Notwendigkeit.<br />
So erfreut wir über die politische<br />
Aufwertung der Themen<br />
sind, so nachdenklich stimmt<br />
uns aber auch, dass die Verbesserung<br />
von personellen<br />
und sachlichen Standards in<br />
diesen Bereichen stagniert.<br />
Kleine Erfolge können nur mit<br />
unendlichem Aufwand erzielt<br />
werden. Die Bildungskrise hat<br />
bei weitem nicht die wirtschaftlichen<br />
Ressourcen mobilisieren<br />
können, die die Bankenkrise<br />
in kürzester Zeit mobilisieren<br />
konnte.<br />
Natürlich freuen wir uns über<br />
die nachhaltigen Investitionen<br />
in Schulen und Kindertagesstätten,<br />
auch wenn sie nur ein<br />
Nebenprodukt der Stabilisierung<br />
einer Schlüsselindustrie<br />
sein werden. Bildung braucht<br />
aber neben geeigneten Räumen<br />
auch ein ausreichendes<br />
Maß an Sachmitteln und genügend<br />
personelle Ressourcen<br />
- jedenfalls wenn man Bildung<br />
so wie wir verstehen, als Förderung<br />
der gesamten Persönlichkeit<br />
des jungen Menschen<br />
auf dem Hintergrund funktionierender<br />
Familiensysteme.<br />
Gut aus- und weitergebildete<br />
Pädagogen, Psychologen, Sozialarbeiter<br />
und Erzieher sind<br />
für uns ein wichtiges Kapital,<br />
wenn es um die Bildung der<br />
nachfolgenden Generation<br />
geht. Sie müssen die Bereitschaft<br />
lebenslang zu lernen,<br />
zur persönlichen Reflexion und<br />
Weiterentwicklung mitbringen<br />
und ein wachstumsförderndes<br />
Klima schaffen.<br />
Unser ganzheitlicher Bildungsbegriff<br />
findet sich in allen unseren<br />
Einrichtungen mit unterschiedlicher<br />
Gewichtung<br />
wieder. In der „Beruflichen<br />
Sonderförderung“ und in unseren<br />
Schulprojekten geht es<br />
um die Koppelung der Aufgabe<br />
des Wissenserwerbes und<br />
des persönlichen Wachstums,<br />
damit schulische und berufliche<br />
Ziele erreicht werden. In<br />
den Wohngruppen haben wir<br />
die Aufgabe, persönliche Bildung,<br />
Beziehungsbildung und<br />
kommunikative Fähigkeiten so<br />
zu fördern, dass Lebensziele<br />
erreicht werden können. In<br />
den Familienzentren und der<br />
Mutter-Kind-Einrichtung ist die<br />
zentrale Aufgabe die Elternbildung<br />
und die Stärkung der<br />
Erziehungsfähigkeit in Einzel-<br />
und in Gruppenangeboten.<br />
Der Jugendtreff High-Life<br />
ist im Bereich der Jugendbildung<br />
angesiedelt. Je nach<br />
Aufgabenstellung sind unterschiedliche<br />
Aspekte unseres<br />
Bildungsbegriffs eher im Zentrum,<br />
während andere in den<br />
Hintergrund treten. Überall<br />
versuchen wir aber, unserem<br />
ganzheitlichen Bildungsansatz<br />
Rechnung zu tragen und<br />
so alle Entwicklungsmöglichkeiten<br />
zu nutzen.<br />
Neue Förderrichtlinien<br />
Freiwillige Ganztagsschulen<br />
Seit 2002 engagiert sich der<br />
JUGENDHILFEVERBUND in<br />
der Nachmittagsbetreuung an<br />
Schulen. Erste Projekte entstanden<br />
im Regionalverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken infolge der Umwandlung<br />
von Tagesgruppen<br />
in schulische Nachmittagsbetreuung<br />
mit einem fachlich gesicherten<br />
Standard. Auf Landesebene<br />
wurde dann das<br />
„Förderprogramm Freiwillige<br />
Ganztagsschule“ aufgelegt.<br />
Nun wurden großflächig an<br />
sehr vielen Schulen Kinder am<br />
Nachmittag von engagierten<br />
Kräften betreut. Wir arbeiten<br />
mittlerweile an 15 Standor-<br />
ten nach diesem Programm.<br />
Leider sind inzwischen auch<br />
die Standards in unseren<br />
School‘s-in-Projekten im Regionalverband<br />
weitgehend nach<br />
unten angepasst.<br />
Über 400 Kinder werden an<br />
unseren Standorten täglich<br />
versorgt. Die Forderung, insbesondere<br />
der evangelischen<br />
Träger, nach der Entwicklung<br />
und Einführung fachlicher<br />
Standards - insbesondere des<br />
Einsatzes einer Fachkraft pro<br />
Gruppe - fand in den neuen<br />
Richtlinien vom Juni 2008 ihren<br />
Niederschlag. Alle Standorte<br />
müssen pro Gruppe von<br />
je 20 Kindern eine Fachkraft<br />
(19,5 Wochenstunden) nachweisen.<br />
Auch der Zuschuss<br />
wurde auf 15 000 Euro pro<br />
Gruppe erhöht. Unsere bisherigen<br />
Mitarbeiterinnen können<br />
sich zur „Fachkraft für Freiwillige<br />
Ganztagsschulen“ fortbilden<br />
und so als Fachkraft<br />
FGTS bei uns weiter beschäftigt<br />
werden.<br />
Wie so oft hat dieser inhaltliche<br />
Erfolg auch seine Schattenseiten.<br />
Die Öffnungszeit<br />
wurde bis 16 Uhr 30 ausgeweitet,<br />
analog der Regelung<br />
in Kindertageseinrichtungen<br />
müssen die Kinder auch in<br />
den Ferien betreut werden.<br />
Wichtige Fragen wie Sachmittelausstattung,<br />
Räume zur<br />
Ferienbetreuung, Verwaltung<br />
und Organisation des Essens<br />
und das Einziehen der Elternbeiträge<br />
wurde den Trägern<br />
in Absprache mit den Schulträgern<br />
überlassen. Die dafür<br />
vorgesehene Verwaltungspauschale<br />
deckt in keiner Weise<br />
die Kosten. So führt die Qualitätsoffensive<br />
des Landes auf<br />
Seiten der Anbieter zu höherem<br />
Eigenmittelbedarf.<br />
Eine weitere Schwierigkeit, mit<br />
der wird zunehmend zu kämpfen<br />
haben, ist die Gewinnung<br />
von qualifiziertem Personal.<br />
Weder die Bezahlung noch die<br />
Arbeitszeit oder der Stundenumfang<br />
machen die Beschäftigung<br />
in einer Nachmittagsbetreuung<br />
zu einem besonders<br />
attraktiven Einsatzfeld. Unsere<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
einschließlich der Unterstützungskräfte,<br />
die auf 400<br />
Euro-Basis arbeiten, bringen<br />
dennoch ein hohes Maß an<br />
Engagement mit und lassen<br />
damit inhaltlich bunte und kreative<br />
Einrichtungen entstehen.<br />
Schulen und Jugendhilfe sehen<br />
in der freiwilligen Ganztagsschule<br />
immer mehr auch<br />
eine Möglichkeit, Kinder aus<br />
bildungsfernen Elternhäusern,<br />
Kinder mit mangelnden<br />
Deutschkenntnissen und Kinder<br />
mit besonderem Förderbedarf<br />
gut unterzubringen. Das<br />
bestehende System ist mit diesen<br />
Kindern in der Regel überfordert.<br />
Es wird eine Aufgabe<br />
von Jugendhilfe und Schule<br />
werden, diese Kinder zu integrieren<br />
und sie gleichzeitig<br />
ausreichend zu unterstützen.<br />
Aktuell besteht die Gefahr des<br />
Abbaus von intensiveren Angeboten<br />
wie Horten, Tagesgruppen<br />
oder der sozialen<br />
Gruppenarbeit, ohne dass für<br />
ausreichende personelle und<br />
sachliche Ausstattung der freiwilligen<br />
Ganztagsschule gesorgt<br />
ist. Dann würden die<br />
Zielgruppen mit besonderem<br />
Förderbedarf wieder durch die<br />
Maschen des Systems fallen,<br />
ihre Nachmittage zu Hause<br />
verbringen oder unterwegs,<br />
solange, bis sie im Rahmen<br />
der Einzelfall finanzierten Jugendhilfe<br />
wieder auftauchen.<br />
Hier werden wir in den nächsten<br />
Jahren immer wieder für<br />
48 49
J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />
einzelne Kinder, aber auch<br />
für die Qualitätsentwicklung<br />
in den Ganztagsbetreuungsformen<br />
Partei ergreifen und für<br />
Verbesserungen eintreten.<br />
MOSES -<br />
kein Kind im Weidenkorb,<br />
sondern ein Programm zur<br />
Qualitätssicherung<br />
MOSES ist hier die Abkürzung<br />
von „Monitoring von Schlüsselprozessen<br />
und Ergebnisqualität<br />
zur Systematisierung<br />
von Planungsprozessen“ in<br />
der stationären Jugendhilfe.<br />
Worum geht es? In den letzten<br />
Jahren kamen alle Träger von<br />
Jugendhilfemaßnahmen unter<br />
Druck, die positiven Effekte<br />
der stationären Hilfen nachzuweisen.<br />
Ist solch eine intensive<br />
Hilfe notwendig, sinnvoll<br />
und Ziel führend? Sind Unterbringungen<br />
in Wohngruppen<br />
überhaupt und im Einzelfall Erfolg<br />
versprechend, brauchen<br />
wir derart intensive und lang<br />
andauernde Hilfsangebote?<br />
Mit der öffentlichen Hand wurde<br />
lange Zeit über ein gemeinsames<br />
System zur Erhebung<br />
und Auswertung von stationären<br />
Hilfeprozessen diskutiert.<br />
Dafür würde eine gemeinsame<br />
Jugendhilfeplanung<br />
Spielräume lassen. Nachdem<br />
die Bemühungen nicht zum<br />
Erfolg führten, die Nachfragen<br />
nach der Ergebnisqualität<br />
gleichzeitig immer drängender<br />
wurden, haben wir uns<br />
zusammen mit allen katholischen<br />
Einrichtungen im <strong>Saar</strong>land<br />
entschlossen, unsere Ergebnisqualität<br />
mit Hilfe eines<br />
elektronischen Programms<br />
zu dokumentieren, eben mit<br />
MOSES.<br />
Im Jahr 2008 haben wir alle<br />
unsere Wohngruppen mit<br />
leistungsfähigen Computern<br />
ausgestattet, die über Internet-Zugang<br />
die Ausführung<br />
dieser Software ermöglichen.<br />
Alle Beschäftigten im stationären<br />
Bereich wurden geschult,<br />
so dass wir seit Januar<br />
2009 alle neuen Klienten ins<br />
gemeinsame Monitoring aufnehmen<br />
können. Wir erhoffen<br />
uns von MOSES zunächst<br />
Rückmeldung über die Qualität<br />
unserer eigenen Arbeit und<br />
Aussagen über die Qualität<br />
unserer Erziehungsplanung<br />
und den Grad unserer Zielerreichung.<br />
In einem weiteren<br />
Schritt wird es dann möglich<br />
sein, sich auch mit anderen<br />
Einrichtungen zu vergleichen<br />
und durch die Daten von allen<br />
Einrichtungen Aussagen<br />
über die Ergebnisqualität der<br />
stationären Jugendhilfe allgemein<br />
zu treffen. Wir erhoffen<br />
uns von diesem Projekt<br />
natürlich auch eine Unterstützung<br />
in der Auseinandersetzung<br />
mit Kostenträgern.<br />
Lebenslanges Lernen -<br />
auch ein Thema für ale Beschäftigten<br />
Knapp die Hälfte der Beschäftigten<br />
des JUGENDHILFE-<br />
VERBUNDES nahmen im Jahr<br />
2009 wieder interne und externe<br />
Fortbildungsangebote<br />
wahr. Je nach Arbeitsfeld,<br />
persönlichem Interesse sowie<br />
fach- und sozialpolitischen<br />
Erfordernissen wurden unterschiedliche<br />
ein- oder mehrtägige<br />
Veranstaltungen gewählt.<br />
Für den JUGENDHILFEVER-<br />
BUND entstand so eine bunte<br />
und reichhaltige Fortbildungsmischung,<br />
die unsere Arbeit<br />
nachhaltig verbessert. Acht<br />
Mitarbeitende haben eine längerfristige<br />
Zusatzausbildung<br />
bei einem externen Bildungsträger<br />
in Angriff genommen,<br />
weitere acht haben an einem<br />
Grundkurs „Systemisches Beraten“<br />
innerhalb unserer Einrichtung<br />
teilgenommen. Diese<br />
Fortbildungen qualifizieren unsere<br />
Mitarbeiter im Bereich der<br />
personenorientierten, systemischen<br />
Beratung von Einzelnen<br />
und Familiensystemen.<br />
Eine offene interne Supervisionsgruppe<br />
hat sich an sechs<br />
Vormittagen zur gemeinsamen<br />
Reflexion der Fallarbeit getroffen.<br />
Mehrere Mitarbeitende<br />
haben sich auch - wie in den<br />
vergangenen Jahren - im Bereich<br />
der Erlebnispädagogik<br />
weitergebildet, einem weiteren<br />
wichtigen pädagogischen Instrument<br />
in unserer Einrichtung.<br />
In Kooperation mit dem<br />
Regionalverband haben 17<br />
MitarbeiterInnen in den Familienzentren<br />
mit den Mitarbeitern<br />
des Regionalverbandes und<br />
KollegInnen aus den jeweiligen<br />
Gemeinwesenprojekten<br />
vor Ort eine neue Methode<br />
der kollegialen Beratung erlernt.<br />
Auf dieser Basis können<br />
wir jetzt mit dem Jugendamt<br />
gemeinsam auf dem Hintergrund<br />
gemeinsamer fachlicher<br />
Grundannahmen Fallberatungen<br />
durchführen, Familien<br />
und Kinder qualifiziert begleiten<br />
und nicht zuletzt eine gemeinsam<br />
getragene Kultur des<br />
Kinderschutzes entwickeln.<br />
Neuland haben wir mit unserer<br />
intensiven Weiterbildung im<br />
Bereich der konfrontativen Pädagogik<br />
betreten. Mit einem<br />
qualifizierten Referenten wurden<br />
34 unserer Mitarbeitenden<br />
an vier Tagen mit diesem Ansatz<br />
bekannt gemacht. Dabei<br />
wurde nicht nur theoretisches<br />
Wissen vermittelt, die neuen<br />
Aus- und Einsichten konnten<br />
in praktischen Übungen gleich<br />
ausprobiert werden. Die Rückmeldungen<br />
sind sehr positiv.<br />
Neben der inhaltlichen Fortbildung<br />
gibt es im Rahmen<br />
solcher In-House-Schulungen<br />
auch Begegnungen von Mitarbeitern<br />
aus den unterschiedlichen<br />
Arbeitsfeldern des JU-<br />
GENDHILFEVERBUNDES,<br />
die es ermöglichen sich fachlich<br />
(und persönlich) näher<br />
kennenzulernen. Wird die Aufgabenstellung<br />
und Kultur der<br />
anderen Arbeitsfelder transparent,<br />
entstehen ganz natürlich<br />
hilfreiche Netzwerke innerhalb<br />
der Abteilung. Neben der gemeinsamen<br />
fachlichen Ausrichtung<br />
gibt das In-House-<br />
Konzept so eine mögliche<br />
Antwort auf die Notwendigkeit,<br />
den steigenden Anforderungen<br />
in der Jugendhilfe kompetent<br />
und dynamisch zu begegnen.<br />
Volker Bourgett<br />
50 51<br />
Abteilungsleiter<br />
Angela Maurer<br />
stellvertr. Abteilungsleiterin
J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />
WOHNGRUPPEN Bildung für die Kinder und Jugendlichen<br />
ist fester Bestandteil der Arbeit<br />
Warum Wasser<br />
weh tun kann!<br />
Judith Koblé arbeitet in einer<br />
Wohngruppe des DWSAAR.<br />
Dort wird tagtäglich Bildung<br />
vermittelt, mal so nebenbei<br />
beim Essen oder Spiel, aber<br />
auch gezielt. Denn das schulische<br />
Fortkommen ist für die<br />
Kinder und Jugendlichen wichtig,<br />
soll doch am Ende ein ordentlicher<br />
Beruf stehen. Das<br />
ist nicht einfach, kommen die<br />
Bewohnerinnen und Bewohner<br />
häufig aus „bildungsfernen<br />
Schichten“!<br />
Ein Blick in den Alltag:<br />
9 Uhr: Erst einmal fängt mein<br />
Arbeitstag heute mit meiner eigenen<br />
Bildung an: Der zweite<br />
von insgesamt vier In-House-<br />
Fortbildungstagen, zum Thema“Konfrontationspädagogik“.<br />
Unsere Abteilungsleitung<br />
hat einen externen Referenten<br />
für uns eingekauft, der es echt<br />
drauf hat. Er weiß, wovon er<br />
spricht und vermittelt mit Leidenschaft,<br />
Humor und jeder<br />
Menge Aktiv-Übungen den<br />
konfrontativen Umgang mit Jugendlichen<br />
- wichtiges Handwerkszeug<br />
für jeden Gruppenerzieher.<br />
Selbstverteidigung<br />
steht ebenso auf dem Programm<br />
wie Körper- und Selbsterfahrung.<br />
Das Ganze wird untermauert<br />
mit theoretischem<br />
Hintergrundwissen darüber,<br />
wie sich diese Pädagogik entwickelt<br />
und positioniert hat. Die<br />
intensive Schulung setzt sich<br />
fort mit einem Filmdokument<br />
über „den heißen Stuhl“ mit<br />
einem jugendlichen Gewalttä-<br />
ter und einem anschließenden<br />
Rollenspiel zu diesem Thema.<br />
Klasse! Viele Inhalte der Fortbildung<br />
sind mir nicht unbekannt.<br />
Aber sie sind unter der<br />
Alltagsroutine verschüttet und<br />
sie sind es durchaus wert mal<br />
wieder aufgefrischt zu werden.<br />
Auch Akkus muss man ja von<br />
Zeit zu Zeit mal wieder aufladen<br />
…<br />
17 Uhr: Mit der heutigen Erfahrung,<br />
wie erfrischend ich Fortbildung<br />
empfinde, begebe ich<br />
mich zum Nachtdienst in die<br />
Wohngruppe. Die Gruppe, in<br />
der ich arbeite, besteht aus<br />
fünf Mädchen und vier Jungen<br />
zwischen 12 und 17 Jahren.<br />
Dieses Wochenende ist Heimfahrwochenende<br />
für die Jungs,<br />
weshalb außer Andreas, der<br />
nicht nachhause kann, nur die<br />
Mädchen in der Gruppe sind.<br />
Im Übergabebuch lese ich,<br />
dass meine Kollegin am Morgen<br />
mit Michaela in der Schule<br />
war und deren Wechsel ins<br />
duale BGJ (Berufsgrundschuljahr)<br />
abgeklärt hat. Michi erzählt<br />
mir dann selbst wie froh<br />
sie sei, eine Lösung in diesem<br />
Bildungsdschungel gefunden<br />
zu haben und wie eifrig<br />
sie nach einer Praktikumsstelle<br />
sucht. Sie müsse noch ihren<br />
Lebenslauf an ein Autohaus faxen.<br />
Was war passiert? Das<br />
Mädchen hatte im letzten Sommer<br />
den Hauptschulabschluss<br />
gemacht, sich damit qualifiziert,<br />
um die Mittlere Reife an einer<br />
Berufsschule machen zu kön-<br />
nen. Michaelas Traumberuf ist<br />
Kfz- Mechatronikerin. Da sie<br />
keine Lehrstelle gefunden hat,<br />
meldete sie sich auf der Gewerbeschule<br />
Technik an und<br />
musste recht schnell feststellen,<br />
dass sie durch die Hauptschule<br />
nicht gut vorbereitet<br />
war. Trotz eines schulischen<br />
Arbeitsplanes, den wir mit ihr<br />
erstellten, und Unterstützung<br />
durch einen Nachhilfelehrer,<br />
waren für Michaela die schulischen<br />
Anforderungen nicht zu<br />
bewältigen. So suchte sie nach<br />
Alternativen zum eingeschlagenen<br />
Weg. Nach wie vor würde<br />
sie am liebsten sofort eine<br />
Lehre im Kfz-Bereich beginnen.<br />
Dazu könnte das duale BGJ<br />
nun vielleicht die Weichen stellen.<br />
Es beinhaltet, dass Michaela<br />
zweimal in der Woche zur<br />
Berufsschule geht und die übrigen<br />
drei Tage zu einem Praktikum<br />
in eine Autowerkstatt.<br />
Wenn es gut läuft, könnte sie<br />
es bis zum Sommer schaffen,<br />
sich in ihrem Praktikumsbetrieb<br />
für eine Lehrstelle zu empfehlen.<br />
Wollen wir ihr alle die Daumen<br />
drücken!<br />
18 Uhr: Jetzt heißt es schnell<br />
für das Nachtessen den Tisch<br />
zu decken, da wir nicht mit leerem<br />
Magen zum abendlichen<br />
Schwimmbadbesuch aufbrechen<br />
wollen - auch Bewegungserziehung<br />
ist Bildung.<br />
Während des Essens erzählt<br />
Antonia, wie weh sie sich bei<br />
einem „Bauchplatscher“ getan<br />
hat. Warum kann Wasser eigentlich<br />
so weh tun? Alle tra-<br />
gen ihr Wissen zusammen. Nur<br />
ein Mädchen kennt den Begriff<br />
der „Oberflächenspannung des<br />
Wassers“. Wer hätte gedacht,<br />
dass ein Aufprall im Wasser<br />
das eigene Körpergewicht verdrängen<br />
muss und je nach<br />
Größe der Auftreff-Fläche dabei<br />
unterschiedliche Kräfte wir-<br />
ken. Dies hat Jenny bei Galileo<br />
so gelernt - auch Fernsehen<br />
kann bisweilen bilden - und zur<br />
allgemeinen Wissenserweiterung<br />
beigetragen. Im gemeinsamen<br />
Gespräch darüber, lernen<br />
alle dazu. Solche Beispiele<br />
gibt es unzählige, jeden Tag, in<br />
jeder Wohngruppe,weshalb Bildung<br />
hier keine trockene Geschichte<br />
mit einem langen Bart<br />
ist, sondern ständig nebenbei<br />
stattfindet.<br />
Jetzt will ich aber auch Sie<br />
mit der Frage nach dem Bauplatscher<br />
nicht alleine lassen<br />
und ihnen noch mal eben<br />
vermitteln, dass Wasser aus<br />
kleinsten Teilchen besteht,<br />
den so genannten Wassermolekülen.<br />
Diese Teilchen hängen<br />
eng zusammen und bilden<br />
Wasserstoffbrücken. Wer<br />
langsam ins Wasser steigt, gibt<br />
den Molekülen Zeit genug auszuweichen.<br />
Anders bei einem<br />
Sprung ins Becken: Dann trifft<br />
Gemeinsam am Tisch: In den Wohngruppen wird tagtäglich Bildung vermittelt<br />
der Körper schlagartig auf die<br />
Wassermoleküle und das Wasser<br />
kann eben nicht mehr ausweichen.<br />
Dieser Zusammenstoß tut weh.<br />
Je größer die Körperfläche desto<br />
schmerzhafter wird es.<br />
Deshalb tun Bauchklatscher<br />
auch weh, Köpfer aber nicht.<br />
52 53
J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />
WOHNGRUPPEN Arbeits- und Beschäftigungstherapie<br />
für psychisch beeinträchtigte Jugendliche<br />
Über Kreativität<br />
zur Stabilität<br />
In der Übergangswohngruppe<br />
(ÜWG) in Holz leben acht<br />
bis zehn junge Männer und<br />
Frauen, zwischen 16-23 Jahren<br />
alt. Sie haben große Unterschiede<br />
in schulischer Entwicklung<br />
und Reife, gemeinsam<br />
ist ihnen aber, dass sie psychisch<br />
beeinträchtigt sind. Deshalb<br />
benötigen sie eine persönliche<br />
Grund-Stabilität und eine<br />
Grund-Sicherheit in alltäglichen<br />
Anforderungen und im Umgang<br />
mit fremden Menschen.<br />
Die verschiedenen Tätigkeitsbereiche<br />
im Tagesprogramm<br />
der ÜWG dienen dazu, ihre<br />
persönliche Stabilität wiederaufzubauen.<br />
Außer den Haushalts- und Küchenaufgaben<br />
zur Alltagsbewältigung<br />
gibt es Arbeits-/ Betätigungs-/Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
und damit stets<br />
auch Lernmöglichkeiten: Eine<br />
kleine Holzwerkstatt, ein Ton-<br />
Werkraum mit Brennofen, ein<br />
Freiluftarbeitsbereich für gröbere,<br />
staubige Arbeiten mit<br />
Holz, Stein oder Metall sowie<br />
ein großer Atelier-Bereich für<br />
Arbeiten mit Farben, Papier,<br />
Stoffen oder Glas.<br />
Meist wird zunächst mit<br />
kleineren Bastel- und Malarbeiten<br />
begonnen, um sich einzufühlen.<br />
Dabei erkennen die<br />
Erzieherinnen und Erzieher,<br />
welche Interessen und Ressourcen<br />
die Jugendlichen mitbringen,<br />
ob sie sich konzentrieren<br />
können, wie viel Ausdauer<br />
und Geschicklichkeit sie haben.<br />
Beim Bemalen von Papier, von<br />
Karton, von Holzplatten oder<br />
von Seidentüchern stellt sich<br />
als Erstes die Frage nach dem<br />
Was und dem Wie, dem Warum<br />
und dem Wozu: Habe ich<br />
das Ziel, mein inneres Durcheinander,<br />
meine Wut, meinen<br />
Frust, meine Traurigkeit, meine<br />
Hoffnungslosigkeit, meine<br />
Verunsicherung oder auch meine<br />
Zuversicht, meine Freude<br />
mit Farben und mit Mal-Gestik<br />
auszudrücken? Will ich mir zunächst<br />
mal ‚nur’ wie bei einem<br />
reinigenden Gewitter klarere<br />
Sicht auf mich selbst, frischen<br />
Wind zum besseren Durchatmen<br />
verschaffen? Dann bietet<br />
das Atelier dafür eine geeignete<br />
Möglichkeit.<br />
Oder, geht es darum, mit<br />
einem arabischem Mosaikornament<br />
auf einem Seidentuch die<br />
Zimmerwand zu schmücken?<br />
Der Bau eines Bumerangs,<br />
eines Regals oder Schränkchens,<br />
eines Holzkästchens,<br />
sei es für CDs, Schmuck oder<br />
anderen Krimskrams, erfordert<br />
erst einmal, eine vage Vorstellung<br />
zu entwickeln über Größe,<br />
Beschaffenheit, über das gewünschte<br />
‚Design’. Dann gilt es<br />
eine Konstruktion zu bemessen<br />
und den Umgang mit Werkzeugen<br />
und Material zu erlernen.<br />
Das ist nicht leicht und oft<br />
mit Frustration verbunden und<br />
führt schnell zum Aufgeben. Da<br />
ist es die Aufgabe der Erzieherinnen<br />
und Erzieher, zu ermutigen<br />
und das schon Erreichte<br />
hervorzuheben, zu vermitteln,<br />
dass die Freude an Farben und<br />
eigener Gestaltung, den Dingen<br />
„Flügel verleihen“ kann.<br />
TAGESGRUPPEN Die Mitarbeitenden in Burbach<br />
versuchen, die Ressourcen der Kinder zu erschließen<br />
Lernen kann wirklich<br />
Spaß machen<br />
„Haaaaaaaausaufgaben!!!“<br />
schallt es jeden Mittag um halb<br />
drei durch die Tagesgruppe in<br />
Burbach und die Kinder wissen,<br />
dass es jetzt Zeit ist, ihre Plätze<br />
in den Hausaufgabenzimmern<br />
einzunehmen, um sich ihren<br />
Hausaufgaben zu widmen. In<br />
der Tagesgruppe in der Ottstraße<br />
in Burbach betreuen zwei<br />
Erzieherinnen und ein Erzieher<br />
zehn Kinder. Schwerpunkt<br />
der Arbeit ist die Förderung im<br />
schulischen Bereich.<br />
Am Beispiel von Tobias, der seit<br />
Februar 2008 die Tagesgruppe<br />
besucht, wird deutlich, wie Lernförderung<br />
stattfindet und wie<br />
vielfältig der Prozess des Lernens<br />
ist. Tobias ist 11 Jahre alt,<br />
geht in die 4. Klasse der Mozartschule<br />
in Herrensohr.<br />
Er fiel vor allem durch Störungen<br />
im Sozialverhalten auf.<br />
Tobias hatte schon zwei Verweise<br />
bekommen, der dritte<br />
Verweis hätte den Wechsel in<br />
die „E-Schule“ (Förderschule<br />
für Erziehungshilfe) bedeutet. In<br />
der Tagesgruppe lernte T. sich<br />
erst einmal, an Regeln zu halten,<br />
was ihm bis dahin schwerfiel.<br />
Dann ging es darum, die<br />
Ressourcen von T. zu erschließen,<br />
die im regulären Schulbetrieb<br />
eher vernachlässigt wurden.<br />
In der Hausaufgabengruppe<br />
mit maximal 4 Kindern erfuhr<br />
er viel Zuwendung und Lob seiner<br />
Stärken, wie beispielsweise<br />
der sehr guten Leistungen<br />
im Rechnen. Seine defizitären<br />
Leistungen im Fach Deutsch,<br />
weswegen er eine Klassenstufe<br />
tiefer unterrichtet wurde, waren<br />
erstmal nicht im Fokus. Er hatte<br />
dennoch die Möglichkeit, seine<br />
großen Lesedefizite aufzuarbeiten.<br />
Gekoppelt war das Angebot<br />
mit einer Belohnung am Ende<br />
der Woche. Gerade so war T.<br />
stark zu motivieren.<br />
Inzwischen hat er seine<br />
Deutschnote um zwei Noten<br />
verbessert. Seine Anstrengungen<br />
haben dazu geführt,<br />
dass er sich innerhalb von zehn<br />
Monaten auf das Niveau seiner<br />
Klasse hochgearbeitet hat.<br />
Sein Sozialverhalten, das durch<br />
geringe Frustrationstoleranz<br />
und aggressive Ausbrüche geprägt<br />
war, wurde durch kontinuierliches<br />
Lernen in verschiedenen<br />
Spielangeboten der Tagesgruppe<br />
geschult. Er kommt<br />
nun sowohl in der Schule, als<br />
auch in der Tagesgruppe besser<br />
klar, seine „Schwächen’“ haben<br />
an Bedeutung stark verloren.<br />
T. hat gelernt, seine Unsicherheiten<br />
zu überwinden und sich<br />
mehr zuzutrauen. Sein neugewonnenes<br />
Selbstbewusstsein<br />
hat auch seine Neugier auf Bereiche<br />
geweckt, die ihm bis dahin<br />
fremd waren und wo er viele<br />
Berührungsängste hatte.<br />
Ein Interview mit Tobias:<br />
Gehst du gerne in die Schule?<br />
Ja.<br />
Was kannst du besonders<br />
gut?<br />
Fußballspielen, Rechnen,<br />
Deutsch und Malen kann ich<br />
saugudd. Sport kann ich auch<br />
saugudd und Tischtennisspielen.<br />
Was kannst du noch nicht so<br />
gut?<br />
Ich kann noch nicht so gut<br />
54 55
J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />
lesen.<br />
Seit wann gehst du in die Tagesgruppe?<br />
Weiß ich nicht so genau, irgendwann<br />
letztes Jahr.<br />
Wer hat dich in der Tagesgruppe<br />
angemeldet?<br />
Das war meine Idee und von<br />
meinen Eltern.<br />
Hat sich was verändert, seit<br />
du in die TG gehst?<br />
Ja. Lesen ist besser geworden.<br />
Ich hab` mich manchmal nicht<br />
so gut in der Schule benommen.<br />
Meine Mitschüler haben<br />
immer gelogen, und ich habe<br />
immer Ärger gekriegt. Ich habe<br />
jetzt keinen Ärger mehr, weil ich<br />
in der TG gelernt habe besser<br />
zu verlieren und mich besser zu<br />
benehmen. Ich habe auch noch<br />
schwimmen gelernt.<br />
Was machst du hier am<br />
liebsten?<br />
Lesen, mit Christa Tischtennis<br />
spielen, mit Klaus Tischfußball<br />
spielen, in der Küche mit backen<br />
und kochen helfen, mit Petra<br />
malen oder ins Kino gehen.<br />
Wie geht es dir jetzt in der<br />
Schule?<br />
Mir geht’s besser in der Schule.<br />
Ich komme mit den Lehrern und<br />
den Schülern besser klar.<br />
Was denkst du, was du noch<br />
lernen musst?<br />
Noch besser lesen können,<br />
noch besser schwimmen lernen,<br />
damit ich das „Seepferdchen“<br />
machen kann. Ich darf ab<br />
dieser Woche in die Deutsch–<br />
Förderstunde. Wenn alles<br />
klappt, darf ich nach den Sommerferien<br />
in Deutsch in mei-<br />
FAMILIENHILFE Der Kurs „Starke Eltern -<br />
Starke Kinder“ in den Familienzentren<br />
Eine Reise zu sich selbst<br />
Erziehen kann doch jeder! Es<br />
ist wie Kochen, das kann auch<br />
jeder. Na ja, es gibt doch Unterschiede<br />
zwischen Johann<br />
Lafer, Jamie Oliver und... Wie<br />
dem auch sei. Eltern lieben ihre<br />
Kinder und haben eine Vorstellung<br />
davon wie sie diese gut<br />
erziehen. Viele Eltern stehen<br />
dieser großen Aufgabe aber<br />
alleine gegenüber, sind unsicher<br />
und werden durch gut gemeinte<br />
Ratschläge und der Fülle<br />
einschlägiger Magazine und<br />
Fernsehsendungen zusätzlich<br />
verwirrt. So wie früher, wollen<br />
sie nicht erziehen und wie sie<br />
wollen, funktioniert es nicht immer.<br />
Bereits in den 60er/70er Jahren<br />
wurden Elternkurse ange-<br />
boten und durchgeführt. Seitdem<br />
gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Konzepte, von<br />
Gordon-Training, Triple P bis<br />
hin zu „Starke Eltern-Starke<br />
Kinder“. Letzterer wird in den<br />
Familienzentren Sulzbachtal,<br />
<strong>Saar</strong>brücken Ost-Obere <strong>Saar</strong><br />
und im Familienberatungszentrum<br />
Illtal regelmäßig angeboten<br />
und durchgeführt.<br />
Natürlich sind diese Kurse eher<br />
auf bildungsnahe Eltern zugeschnitten<br />
und werden von diesen<br />
bevorzugt belegt. Die anderen,<br />
die mit Schule nur Ungutes<br />
verbinden, die seit vielen<br />
Jahren vom Jugendamt betreut<br />
werden und das Gefühl haben<br />
gescheitert zu sein - als Menschen<br />
und als Eltern - haben<br />
ner Klasse bleiben (Tobias wird<br />
z.Zt. in der 3. Klasse Deutsch<br />
unterrichtet, hat aber so große<br />
Fortschritte gemacht, dass er<br />
inzwischen den Klassenanschluss<br />
fast erreicht hat).<br />
Wie lange möchtest du noch<br />
in der Tagesgruppe bleiben?<br />
Weiß nicht so genau, vielleicht<br />
ein halbes Jahr oder ein ganzes<br />
Jahr.<br />
Was könnte für dich noch in<br />
der TG anders laufen?<br />
Ich gehe immer noch abends<br />
ins Boxtraining. Manchmal bin<br />
ich dann aber müde, wenn<br />
ich von der TG nach Hause<br />
komme. Wenn ich ein oder<br />
zweimal die Woche, am besten<br />
Montag und Freitag zuhause<br />
bleiben könnte und dann ins<br />
Boxtraining gehen könnte.<br />
oft „keine Lust“ zuzugeben und<br />
öffentlich zu machen, dass sie<br />
sich vielleicht mit dem Thema<br />
„Erziehung“ auseinandersetzen<br />
müssten. Dennoch, die einen<br />
oder anderen Eltern finden<br />
den Weg zu unseren Kursen<br />
und sitzen da, gespannt darauf,<br />
was auf sie zukommt.<br />
Erst wird über Pünktlichkeit,<br />
Fehlzeiten, Redezeiten, Respekt,<br />
Schweigepflicht und<br />
Hausaufgaben gesprochen:<br />
Also doch wie in der Schule! -<br />
Lass‘ es vorbeigehen!<br />
Und dann geht es los: Eltern<br />
sollen sich bewegen, ihren Namen,<br />
die Anzahl ihrer Kinder<br />
nennen, ihre Familiensituation<br />
offenbaren, in dem sie im<br />
Raum umhergehen, sich Bäl-<br />
le zuwerfen, oder ihre Augen<br />
schließen und darüber nachdenken,<br />
was sie für sich tun<br />
würden, wenn ihre Kinder drei<br />
Wochen außerhalb gut versorgt<br />
wären. Bei manchen entstehen<br />
keine Bilder und manche träumen<br />
davon selbst versorgt zu<br />
werden: im Wellness-Urlaub.<br />
Dann geht es weiter mit verschiedenen<br />
Fragen: Wo wollen<br />
sie hin erziehen? Sie erfahren,<br />
dass es kein Falsch oder Richtig<br />
gibt. Ob alleinerziehend,<br />
Patchworkeltern oder „normale“<br />
Eltern, jede Familienkultur hat<br />
Respekt verdient. Es geht um<br />
Bewusstsein, um das Bewusstsein,<br />
dass Erziehung Arbeit bedeutet<br />
und viele Vorstellungen<br />
ihre Berechtigung haben. Es<br />
geht nicht um Wertung. Die Eltern,<br />
die wir kennen, sind gewohnt<br />
bewertet, meistens abgewertet<br />
zu werden. Eigentlich<br />
sollten sie gelobt werden für<br />
all das was funktioniert. Die Eltern<br />
setzen sich zuerst mit sich<br />
selbst auseinander, um dann<br />
ein Verständnis für ihre Kinder<br />
zu erlangen. Was haben sie für<br />
Bedürfnisse? Ein Teil der Gruppe<br />
beschäftigt sich mit den Bedürfnissen<br />
der Eltern, die anderen<br />
mit denen der Kinder. In<br />
der Auswertung stellen sie fest,<br />
es sind dieselben: Nach Lob<br />
und Körperkontakt, nach Schlaf<br />
und Freizeit, nach Freundeskreis<br />
und Schutz.<br />
Eine Elternschule zu besuchen<br />
ist vor allem eine Reise zu sich<br />
selbst im Sinne einer Selbstreflexion.<br />
Wie erziehe ich? Jeden<br />
Tag aufs Neue? Vieles<br />
von dem was ich tue ist spontan<br />
gut, ist erfolgreich und ich<br />
erreiche meine Kinder. Es geht<br />
um reden, um erklären, um Gefühle<br />
zum sprechen zu bringen.<br />
Die meisten Eltern haben die<br />
Erfahrung gemacht, dass sie<br />
kein Gehör finden für ihre Sorgen,<br />
ihre Wut, ihre Grenzen.<br />
Von dieser Erfahrung ausgehend,<br />
geben sie ihren Kindern<br />
keine Gelegenheit sich mitzuteilen,<br />
sich auszutauschen.<br />
Sie schweigen im Kurs. Auch<br />
das wird respektiert. Sie beobachten,<br />
wie die andere Eltern<br />
erzählen, erkennen sich zum<br />
Teil wieder oder erleben, dass<br />
sie mit ihren Ideen anderen Eltern<br />
helfen Lösungen zu finden,<br />
an die vorher keiner gedacht<br />
hat. Sie fangen an zu erzählen,<br />
sich mitzuteilen und erleben<br />
sich fähig, kompetent<br />
und wissend.<br />
Sie schließen Freundschaften,<br />
treten aus der Isolation, beraten<br />
ihre Nachbarin und erzählen<br />
stolz, dass sie einen Elternkurs<br />
besucht haben und es<br />
jetzt ein wenig besser wissen.<br />
Natürlich ist ihre Erziehung dadurch<br />
nicht perfekt, aber sie<br />
fühlen sich sicherer und die Beziehung<br />
zu den Kindern ist oft<br />
besser geworden, auch die Beziehung<br />
zu sich selbst und zu<br />
den anderen. Es geht um Bewusstsein,<br />
Selbstbewusstsein:<br />
„Ich erziehe, also bin ich wer“.<br />
Am Ende haben sie eine Urkunde,<br />
einen Erinnerungsstein<br />
für schwierige Zeiten, Halt gebend.<br />
Sie sitzen da, mit Kaffee<br />
und Kuchen, mit neuen Mit-<br />
streiterinnen und Mitstreitern<br />
im lebendigen Geschäft der Erziehung.<br />
Sie haben einen Kurs<br />
belegt, die Schulbank gedrückt<br />
und das ganz freiwillig, haben<br />
ihren Elternführerschein<br />
gemacht und haben darüber<br />
nachgedacht was Erziehung<br />
ausmachen kann. Klasse!!<br />
Übrigens: Seit es den Kurs<br />
„Starke Eltern - Starke Kinder“<br />
in den Familienzentren und<br />
im Familienberatungszentrum<br />
(2004) gibt, wurden rund 130<br />
Eltern geschult und in der Folge<br />
rund 300 Kinder erreicht.<br />
In der Schweiz gibt es Unternehmen,<br />
die ihren Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern freigeben,<br />
damit sie einen Elternkurs<br />
besuchen können. Es wurde<br />
nämlich festgestellt, dass in der<br />
Folge, deren Kinder weniger<br />
dazu neigen an einer Sucht zu<br />
erkranken oder andere Auffälligkeiten<br />
zu entwickeln und die<br />
Eltern ihrer Arbeit beruhigter<br />
nachgehen können.<br />
In Untersuchungen geben Kinder<br />
an, dass sie sich besser<br />
mit ihren Eltern verstehen, seit<br />
diese einen Kurs belegt haben<br />
und sie sich besser verstanden<br />
fühlen.<br />
56 57
J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />
FAMILIENHILFE Die Koch-Kreativ-Gruppe<br />
im Familienzentrum <strong>Saar</strong>brücken-Ost<br />
Gesund, phantasievoll<br />
und preiswert<br />
Donnerstagmorgen im Familienzentrum<br />
<strong>Saar</strong>brücken-Ost. Acht<br />
Frauen, teilweise mit ihren Kindern,<br />
haben sich zum gemeinsamen<br />
Kochen getroffen: Couscous<br />
steht auf dem Speiseplan.<br />
Wie immer hat eine Teilnehmerin<br />
die Federführung übernommen:<br />
die einzelnen Aufgaben<br />
werden verteilt und die Arbeitsabläufe<br />
organisiert.<br />
Beim Schnibbeln und Vorbereiten<br />
geht es um den Alltag:<br />
Schulprobleme, Erkrankungen,<br />
Partnerschaft, finanzielle<br />
Schwierigkeiten oder Erziehungsfragen.<br />
Die Diskussionen<br />
sind wie immer lebhaft, es wird<br />
viel gelacht. Die Raucherpausen<br />
vor der Eingangstür nutzen<br />
die Frauen, um persönliche Befindlichkeiten<br />
auszutauschen.<br />
Nach zwei Stunden weht ein orientalischer<br />
Duft durch das Familienzentrum:<br />
das dampfende<br />
Couscous steht auf dem<br />
von den Frauen festlich gedeckten<br />
Tisch. Beim Essen, an<br />
dem auch hungrige Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter des Familienzentrums<br />
sowie Partner der<br />
Frauen teilnehmen, genießen<br />
die Köchinnen die Früchte ihrer<br />
Arbeit und die Komplimente der<br />
„Mitesser“. Was übrig bleibt wird<br />
auch diesmal gerne mit nach<br />
Hause genommen.<br />
Zum Abschluss verabreden sich<br />
alle für den nächsten Termin.<br />
Dabei soll gebastelt werden,<br />
denn Kochen und kreatives Gestalten<br />
finden im wöchentlichen<br />
Wechsel statt. Dabei werden anhand<br />
einer Ideenbörse die Wün-<br />
sche beziehungsweise Vorschläge<br />
der Frauen aufgegriffen.<br />
So wurden schon T-Shirts<br />
bemalt, Mobiles, Weihnachtsgestecke<br />
oder Herbstdeko, Fensterbilder<br />
oder Tischschmuck<br />
hergestellt.<br />
Besondere Highlights sind für<br />
die kochenden Frauen jedes<br />
Jahr die Zubereitung verschiedener<br />
Salate für das Sommerfest,<br />
das vom Familienzentrum<br />
<strong>Saar</strong>brücken-Ost organisiert<br />
wird, und das Backen der Weihnachtsplätzchen<br />
für die Weihnachtsfeier.<br />
Die Koch-Kreativ-Gruppen für<br />
Frauen werden seit Herbst 2005<br />
sowohl im Frühjahr als auch<br />
im Herbst im Familienzentrum<br />
angeboten. Im wöchentlichen<br />
Rhythmus finden sechs bis sieben<br />
Termine jeweils donnerstags<br />
von 9 bis 12 Uhr 30 statt.<br />
Ursprünglich entstand die Idee<br />
durch den Wunsch einer afrikanischen<br />
Mutter, deutsche Gerichte<br />
zu kochen. Schnell zeigte<br />
sich, dass auch andere Frauen<br />
ihre Kochkenntnisse erweitern<br />
wollten. Im Rahmen der Gesundheitskampagne<br />
des Diakonischen<br />
Werks entwickelten die<br />
beiden Initiatorinnen und heutigen<br />
Leiterinnen der Gruppen<br />
dann ein Lernkonzept zum „gesunden<br />
Kochen“. So werden<br />
ausschließlich frische Produkte<br />
der Saison verwendet. Zusätzlich<br />
lernen die Frauen, fett- und<br />
zuckerarm, abwechslungsreich<br />
und ausgewogen zu kochen.<br />
Der Kostenaspekt findet besondere<br />
Berücksichtigung, um den<br />
Familien auch im Alltag preisgünstiges<br />
und dennoch gesundes<br />
Kochen zu ermöglichen.<br />
Bewährt hat sich die Mitgabe<br />
der Rezepte mit zusätzlicher<br />
Kostenaufstellung.<br />
Hinzugekommen ist kreatives<br />
Gestalten, da etliche Frauen<br />
seit ihrer Schulzeit nicht mehr<br />
mit Farben, Papier, Stoffen oder<br />
Schere hantiert hatten und sich<br />
dieser Fähigkeiten nicht mehr<br />
bewusst waren.<br />
Die Koch – Kreativ – Gruppe<br />
bietet den Frauen auch die<br />
Möglichkeit, sich regelmäßig mit<br />
anderen zu treffen, voneinander<br />
zu lernen, sich auszutauschen<br />
und so einen Weg aus der sozialen<br />
Isolation zu finden. Auf diesem<br />
Weg entstanden bereits<br />
Freundschaften, die über die<br />
Zeit der Gruppe hinaus Bestand<br />
haben. Auch wird deutlich, dass<br />
die Frauen so wieder Zutrauen<br />
ins eigene Tun gewinnnen.<br />
Blick in die<br />
Statistik<br />
Im JUGENDHILFEVERBUND des DIAKO-<br />
NISCHEN WERKES AN DER SAAR wird in<br />
45 Projekten ein breites Spektrum an Hilfen<br />
organisiert. 2008 waren 223 Personen in<br />
116 Vollzeit- und 78 Teilzeitstellen beschäftigt,<br />
davon 71 Männer und 152 Frauen. Zusätzlich<br />
gab es 29 geringfügig beschäftigte Arbeitsverhältnisse,<br />
darüber hinaus noch Praktikanten,<br />
Zivildienstleistende und freiwillige<br />
Dienste. Das Wirtschaftsplanvolumen betrug<br />
im Jahr 2008 rund 10 Millionen Euro.<br />
Der JUGENDHILFEVERBUND betreute 2008<br />
in seinen Einrichtungen 1.264 Personen.<br />
197 davon lebten in unseren stationären Bereichen,<br />
also in Wohngruppen, der Mutter-<br />
Kind-Einrichtung, der Übergangswohngruppe<br />
oder im betreuten Jugendwohnen. 17 Kinder<br />
besuchten die Tagesgruppen und 86 besuchten<br />
unsere „Berufliche Sonderförderung“.<br />
310 Familien nutzten die ambulanten<br />
Hilfen. In diesen Familien leben 747 Kinder.<br />
Rund 650 Kinder und Jugendliche besuchten<br />
die Beratungs- und Betreuungseinrichtungen<br />
an unseren Schulstandorten.<br />
Mitarbeiterschulungen<br />
im Jugendtreff High-Life<br />
Der Jugendtreff High-Life des DWSAAR in<br />
Neunkirchen-Wiebelskirchen bietet regelmäßig<br />
Mitarbeiterschulungen zum Erwerb der Jugendleiterkarte<br />
an. 2008 war auffallend, dass fünf<br />
der zehn Teilnehmenden nichts mit dem Jugendtreff<br />
zu tun hatten, sondern durch unsere<br />
Flyer auf die Schulung aufmerksam wurden. So<br />
kam eine äußerst interessante Gruppe zustande,<br />
die insbesondere am Start- und Abschlusswochenende<br />
auch untereinander viel erfahren<br />
und lernen konnte. Die Schulung selbst richtet<br />
sich nach den vorgegebenen Standards des<br />
Landesjugendrings mit Themenschwerpunkt<br />
„offener Jugendtreff“ und wurde von neun Jugendlichen<br />
erfolgreich absolviert.<br />
58 59
J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />
FREIWILLIGE GANZTAGSSCHULE Lernen mit<br />
allen Sinnen bietet vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten<br />
Wenn der Uhu Schuhu<br />
lebendig wird<br />
Das Angebot für Bildung und Betreuung<br />
in den Nachmittagsbetreuungen<br />
an Freiwilligen Ganztagsschulen<br />
des JUGENDHIL-<br />
FEVERBUNDES bietet vielfältige<br />
Entwicklungs- und Lernräume<br />
für Kinder. Neben den ständigen<br />
Hausaufgabengruppen in<br />
den klassisch schulischen Bildungsbereichen<br />
werden vielfältige<br />
pädagogische Angebote und<br />
Projekte für die Kinder und Jugendlichen<br />
realisiert. Ziel ist es,<br />
eine räumliche, zeitliche und soziale<br />
Lebensgrundlage zu schaffen,<br />
um sich ihrem Alter entsprechend<br />
körperlich, seelisch, geistig<br />
und sozial gesund weiterentwickeln<br />
zu können.<br />
Zwei Beispiele aus der Vielzahl<br />
der Projektideen aus dem<br />
Grundschul- und Sekundarschulbereich<br />
Wie wird das Buch<br />
lebendig? – das Vorleseprojekt<br />
„Das kleine Gespenst“<br />
Seit uralten Zeiten haust auf<br />
Burg Eulenstein ein kleines Gespenst.<br />
Es ist eines der harmlosen<br />
kleinen Nachtgespenster,<br />
die niemandem etwas zuleide<br />
tun, es sei denn, man ärgert<br />
sie. Tagsüber schläft es<br />
in einer schweren, eisenbeschlagenen<br />
Truhe aus Eichenholz.<br />
Doch wenn die Rathausuhr<br />
Mitternacht schlägt, tritt es<br />
seinen mitternächtlichen Rundgang<br />
an. Mit seinem Schlüsselbund<br />
kann es alle Türen,<br />
Truhendeckel, Ofenklappen,<br />
Schubfächer, Dachluken und<br />
alles andere öffnen, ohne dabei<br />
auch nur den geringsten Lärm<br />
zu machen. Das bereitet ihm<br />
sehr viel Vergnügen. Wenn<br />
das Wetter gut ist, begibt sich<br />
das kleine Gespenst ins Freie,<br />
schwebt über Hausdächer und<br />
besucht seinen Freund, den<br />
Uhu Schuhu.<br />
Bei der Hausaufgabenbetreuung<br />
in der Freiwilligen Ganztagsschule<br />
St. Arnual zeigte<br />
sich, dass kaum ein Kind die<br />
im Lesebuch der 2. Klasse beschriebene<br />
Geschichte von<br />
Otfried Preußler vom kleinen<br />
Gespenst kannte. Und so<br />
wurde aus dieser Erkenntnis<br />
schnell eine Projektidee geboren.<br />
Ziel war es, Lesespaß<br />
zu wecken und den Inhalt des<br />
Buches mit allen Sinnen durch<br />
realistische Szenen und Sachinformationen<br />
an unterschiedlichen<br />
Orten erlebbar zu machen.<br />
Dazu besuchte die Gruppe als<br />
erstes ein St. Arnualer Uhrengeschäft.<br />
Hier konnten alte<br />
Uhren betrachtet werden, um<br />
Wortbegriffe wie Zeiger, Zifferblatt<br />
oder Uhrwerk zu verstehen.<br />
Dann ging es in den Zoo,<br />
wo ein Zoopädagoge den Kindern<br />
einen echten Uhu vorführte.<br />
Bei einer Waldführung<br />
mit einem Förster erfuhren alle<br />
etwas über den Eichbaum als<br />
Schutzraum für die verschiedenen<br />
Tiere. Dabei wurden<br />
die unterschiedlichen Funktionen<br />
von Rinde, Wurzeln, Ästen<br />
und Krone deutlich.<br />
Der Projekthöhepunkt war<br />
dann ein Faschingsfest mit Eltern<br />
auf Burg Eulenstein in<br />
den Räumen der FGTS mit<br />
Mitspielaktionen und selbstzubereiteten<br />
„Rostigen Rittern“<br />
aus der Burgküche für Kinder<br />
und Gäste.<br />
Selbstverteidigungskurse in<br />
School´s in an der<br />
Erweiterten Realschule<br />
Am Vopeliuspark Sulzbach<br />
Die Mädchen sind noch heute<br />
begeistert. Im Dezember 2008<br />
organisierte die Nachmittagsbetreuung<br />
im School´s In-Pro-<br />
jekt an der Erweiterten Realschule<br />
Am Vopeliuspark in<br />
Sulzbach einen Selbstverteidigungskurs.<br />
Ziel war es, den<br />
Mädchen aufzuzeigen, wie sie<br />
sich vor Gewalt und Übergriffen<br />
schützen und sich im Notfall<br />
auch zu wehren wissen.<br />
Stefanie Römer, eine erfahrene<br />
und sehr kompetente Trainerin,<br />
kam an vier Nachmittagen<br />
jeweils zwei Stunden, um die<br />
Elemente Selbstbehauptung,<br />
Aufklärung, Vorbeugung,<br />
Grenzen setzen, Gefühle wahrnehmen,<br />
Nein-Sagen und körperliche<br />
Gegenwehr, den Mädchen<br />
nahe zu bringen und mit<br />
ihnen zu trainieren. Der Kurs<br />
konnte über das Jugendamt<br />
des Regionalverbandes <strong>Saar</strong>brücken,<br />
Stichwort „Netzwerk<br />
Erziehung“ finanziert werden.<br />
Da alle Beteiligten begeistert<br />
waren, ist schon der nächste<br />
Kurs geplant: diesmal für<br />
die Jungen. Außerdem gibt es<br />
Überlegungen, ein solch präventives<br />
Angebot als festen<br />
Bestandteil in das Programm<br />
der Nachmittagsbetreuung aufzunehmen.<br />
60 61
J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />
Hausanschrift:<br />
Postanschrift:<br />
Bereich 1<br />
Leitung:<br />
Hansjörg Zimmer<br />
Berufliche Sonderförd.<br />
Therapeutische<br />
Jugendhilfe <strong>Saar</strong>br.<br />
Ursulinenstraße 61<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 9385731<br />
Fax: 0681 / 9385733<br />
bsf-sb@dwsaar.de<br />
Berufliche Sonderförd.<br />
Therapeutische<br />
Jugendhilfe Neunkir.<br />
Rembrandtstraße 17 - 19<br />
66540 Neunkirchen-Wbk.<br />
Tel. 06821 / 956-322<br />
Fax: 06821 / 956-303<br />
bsf-nk@dwsaar.de<br />
Rembrandtstr. 17 - 19, 66540 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 956-0<br />
ihv@dwsaar.de<br />
www.dwsaar.de<br />
Postfach 1309, 66513 Neunkirchen<br />
stationäre / teilstationäre Jugendhilfe<br />
Leitung: Volker Bourgett<br />
Bereich 2<br />
Leitung:<br />
Marie-Louise Ott<br />
Tagesgruppe Burbach<br />
Ottstraße 30<br />
66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. u. Fax: 0681 / 76220<br />
tg-burbach@dwsaar.de<br />
Jugenwohngruppe<br />
Kühlweinstraße<br />
Kühlweinstraße 72<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. u. Fax: 06898 / 25897<br />
wg-kuehlweinstr@<br />
dwsaar.de<br />
Heilpädagogisches<br />
Pflegenest Wolfersheim<br />
Familie Ewen<br />
Heilpädagogisches<br />
Pflegenest Fremersdorf<br />
Familie Lankhorst<br />
Bereich 3<br />
Leitung:<br />
Olaf Fehlhaber<br />
Jugendhilfe Sulzbach<br />
Oberdorfstraße 39<br />
66280 Sulzbach<br />
Tel. 06897 / 3634<br />
Fax: 06897 / 567558<br />
5tg-sulz@dwsaar.de<br />
Wohngruppe Riegelsberg<br />
Glück-Auf-Str. 34<br />
66292 Riegelsberg<br />
Tel. u. Fax: 06806 / 3517<br />
wg-riegelsberg@dwsaar.de<br />
Sekretariat: Birgit Federkeil Tel. 06821 / 956-301<br />
Gabriele Zeyer Tel. 06821 / 956-300<br />
Fax: 06821 / 956-303<br />
jhv@dwsaar.de<br />
Bereich 4<br />
Leitung:<br />
Corinna Schmalz-Kuttig<br />
Wohngruppe<br />
Rembrandtstraße<br />
Rembrandtstraße 19<br />
66540 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 5485<br />
5tg-rem@dwsaar.de<br />
Wohngruppe<br />
Graf-Philipp-Straße<br />
Graf-Philipp-Straße 7<br />
66119 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 55589<br />
Fax: 0681 / 5959163<br />
wg-grafphilippstr@<br />
dwsaar.de<br />
Jugendwohngemeinschaft<br />
Graf-Philipp-Str.<br />
Graf-Philipp-Straße 7<br />
66119 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Kinder- und Jugendschutzstelle<br />
im Regionalverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken<br />
Zechenweg 1<br />
66125 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 9066849<br />
Tel. 0175 / 4350312<br />
kjs-sb@dwsaar.de<br />
Bereich 5<br />
Leitung:<br />
Margreth Hölzer-Rußhardt<br />
Wohngruppe<br />
Brunnenstraße<br />
Brunnenstraße 59<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. u. Fax: 06821 / 864230<br />
wg-brunnenstr@dwsaar.de<br />
Wohngruppe<br />
Auf dem Heidstock<br />
Gerhardstraße 182<br />
66333 Völklingen<br />
Tel. u. Fax: 06898 / 41095<br />
wg-heidstock@dwsaar.de<br />
Jugendwohngemeinschaft<br />
Gabelsbergerstr.<br />
Gabelsbergerstr. 6<br />
66538 Neunkirchen<br />
Jugendwohngemeinschaft<br />
Grabenstraße<br />
Grabenstraße 18<br />
66538 Neunkirchen<br />
Flexible Hilfen<br />
Neunkirchen<br />
Rembrandtstr. 17 - 19<br />
66540 Neunkirchen<br />
Leitung:<br />
Stv. Leitung:<br />
Bereich 6<br />
Leitung:<br />
Christiane Heßelmann-Wolf<br />
Wohngruppe<br />
Reichenbrunn<br />
Im kurzen Tal 1<br />
66386 St. Ingbert-Reichenbrunn<br />
Tel. u. Fax: 06894 / 80778<br />
wg-reichenbrunn@<br />
dwsaar.de<br />
Mutter-Kind-Einrichtung<br />
Ursulinenstraße 59<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 51049<br />
Fax: 0681 / 5894847<br />
mutter-kind-sb@dwsaar.de<br />
Volker Bourgett Tel. 06821 / 956-306<br />
volker-bourgett@dwsaar.de<br />
Angela Maurer Tel. 06821 / 956-307<br />
angela-maurer@dwsaar.de<br />
Bereich 7<br />
Leitung:<br />
Inge Dechmann<br />
Wohngruppe<br />
Ostertalstraße<br />
Ostertalstraße 125<br />
66540 Neunkirchen<br />
Tel. u. Fax: 06821 / 51693<br />
wg-ostertalstr@dwsaar.de<br />
Mädchenwohngruppe<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. u. Fax: 06821 / 22083<br />
mwg-nk@dwsaar.de<br />
Übergangswohngruppe<br />
für psychisch kranke<br />
Jugendliche<br />
Am Hof 8<br />
66265 Heusweiler-Holz<br />
Tel. 06806 / 82242<br />
Fax: 06806 / 869859<br />
uewg-holz@dwsaar.de<br />
62 dwsaa.de<br />
63<br />
Bereich 8<br />
Leitung:<br />
Angela Maurer<br />
Betreutes Wohnen<br />
Am Kieselhumes 6 - 8<br />
66121 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 51040<br />
Fax: 0681 / 95827-13<br />
mob-sb@dwsaar.de<br />
Bereich 9<br />
Leitung:<br />
Volker Bourgett<br />
Inobhutnahmestelle<br />
Neunkirchen<br />
Gabelsbergerstr. 9<br />
66538 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 9046771<br />
Fax: 06821 / 9047372<br />
team@<br />
inobhutnahmestelle-nk.de<br />
ambulante Jugendhilfe<br />
Leitung:<br />
Volker Bourgett, Günter Hüther<br />
Familienzentrum Sulzbachtal<br />
Sulzbachtalstraße 165<br />
66125 Dudweiler<br />
Tel. 06897 / 96599-0<br />
Fax: 06897 / 96599-20<br />
fz-sulzbachtal@dwsaar.de<br />
<strong>Saar</strong>brücken-Ost / Obere <strong>Saar</strong><br />
Am Kieselhumes 6 - 8<br />
66121 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0681 / 95827-0<br />
Fax: 0681 / 95827-13<br />
fz-sb-ost-obere-saar@<br />
dwsaar.de<br />
Familienberatungszentrum<br />
Illtal<br />
Hauptstraße 78<br />
66557 Illingen<br />
Tel. 06825 / 404780<br />
Tel. 06825 / 4047820<br />
Fax: 06825 / 4047822<br />
sozialraumbuero-illtal@<br />
dwsaar.de<br />
Offener Jugendtreff<br />
High Life<br />
Kuchenbergstraße 31<br />
66540 Neunkirchen<br />
Tel. 06821 / 590309<br />
highlife@dwsaar.de<br />
Bildung und Betreuung an Schulen<br />
Leitung: Angela Maurer<br />
Referent: Michael Müller-Laduga<br />
School‘s in<br />
GeS Sulzbachtal<br />
An der Mühlenschule 3<br />
66125 Dudweiler<br />
Schulsozialarbeit<br />
Tel. 06897 / 974632<br />
Nachmittagsbetreuung<br />
Tel. 06897 / 974631<br />
Fax: 06897 / 974633<br />
schoolsin-dudw@dwsaar.de<br />
School‘s in<br />
ERS Am Vopeliuspark<br />
Parkstraße 10<br />
66280 Sulzbach<br />
Schulsozialarbeit<br />
Tel. 06897 / 924778<br />
Nachmittagsbetreuung<br />
Tel. 06897 / 924779<br />
Fax: 06897 / 924783<br />
schoolsin-sulz@dwsaar.de<br />
School‘s in<br />
GeS Rastbachtal<br />
Weißenburger Str. 23<br />
66113 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Schulsozialarbeit<br />
Tel. 0681 / 752933<br />
Nachmittagsbetreuung<br />
Tel. 0681 / 753906<br />
Fax: 0681 / 7534799<br />
schoolsin-rastbachtal@<br />
dwsaar.de<br />
GS Neunkirchen-Furpach<br />
Zur Ewigkeit 9<br />
66539 Neunkirchen<br />
Tel. 0160 / 90141128<br />
Schule Tel. 06821 / 31821<br />
Fax: 06821 / 308883<br />
GS Ottweiler-Fürth<br />
Schulstraße 16<br />
66564 Ottweiler-Fürth<br />
Tel. 0160 / 92102799<br />
Schule Tel. 06858 / 434<br />
Fax: 06858 / 434<br />
GS Ottweiler-Lehbesch<br />
Freiherr-vom-Stein-Str. 16<br />
66564 Ottweiler<br />
Tel. 0160 / 90141162<br />
Tel. 06824 / 2172<br />
GS Ottweiler-Neumünster<br />
Betzelbacher Weg 17<br />
66564 Ottweiler<br />
Tel. 0160 / 90143708<br />
Schule Tel. 06824 / 4310<br />
Fax: 06824 / 300904<br />
GS <strong>Saar</strong>brücken-St.Arnual<br />
Arnulfstraße 15<br />
66119 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tel. 0160 / 5338262<br />
Schule Tel. 0681 / 9850184<br />
Fax: 0681 / 9850189<br />
GS Uchtelfangen<br />
Am Marktplatz 4<br />
66557 Illingen<br />
Tel. 06825 / 3010<br />
Fax: 06825 / 499518<br />
ERS Ottweiler<br />
Seminarstraße 56<br />
66564 Ottweiler<br />
Tel. 06824 / 5320<br />
Fax: 06824 / 4361<br />
ERS Quierschied<br />
Im Eisengraben 25<br />
66287 Quierschied<br />
Tel. 06897 / 62212<br />
Fax: 06897 / 63478<br />
GYM Ottweiler<br />
Seminarstraße 43<br />
66564 Ottweiler<br />
Tel. 0151 / 20565209<br />
Schule Tel. 06824 / 930830<br />
Fax: 06824 / 930833<br />
GYM Sulzbach<br />
Quieschieder Weg 4<br />
66280 Sulzbach<br />
Tel. 0176 / 96704411<br />
Schule Tel. 06897 / 90810<br />
Fax: 06897 / 908128<br />
GYM Völklingen-Warndt<br />
Am Warndt-Gymnasium 1<br />
66333 VK-Geislautern<br />
Tel. 0151 / 10234886<br />
Schule Tel. 06898 / 729900<br />
Fax: 06898 / 7015<br />
FöS<br />
Kerpenschule Uchtelfangen<br />
Neue Schule 1<br />
66557 Illingen<br />
Tel. 0160 / 90141127<br />
Schule Tel. 06825 / 3344<br />
Fax: 06825 / 406433<br />
ScHULSOzIALARBEIT<br />
FöS Mozartschule<br />
Dudweiler<br />
Tel. 0681 / 30140202<br />
schoolworker@dwsaar.de<br />
ERS Taubenfeldschule<br />
Quierschied<br />
Tel. 06897 / 9999030<br />
schoolworker-quierschied@<br />
dwsaar.de<br />
ERS Edith-Stein-Schule<br />
Friedrichsthal<br />
Tel. 0152 / 09802080<br />
schoolworker-friedrichsthal@<br />
psychologischer Dienst<br />
Leitung: Volker Bourgett<br />
Inge Dechmann<br />
Tel. 06821 / 956-315<br />
inge-dechmann@dwsaar.de<br />
Olaf Fehlhaber<br />
Tel. 06821 / 956-314<br />
olaf-fehlhaber@dwsaar.de<br />
Margreth Hölzer-Rußhardt<br />
Tel. 06821 / 956-308<br />
margreth-hoelzer-russhardt@<br />
dwsaar.de<br />
Hansjörg Zimmer<br />
Tel. 06821 / 956-322<br />
hansjoerg-zimmer@dwsaar.de
Z E N T R A L E D I E N S T E<br />
FORT- UND WEITERBILDUNG Dienstvereinbarung<br />
mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewährt sich<br />
„Zentrale Zukunftsaufgabe“<br />
Die Geschäftsführung des<br />
DIAKONISCHEN WERKES AN<br />
DER SAAR hat schon vor einiger<br />
Zeit eine Dienstvereinbarung<br />
zur Fort- und Weiterbildung<br />
für Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter mit der Mitarbeitervertretung<br />
abgeschlossen. In<br />
der Präambel findet man den<br />
Anspruch, mit dem das DW-<br />
SAAR an das Thema Fortbildungen<br />
herangeht:<br />
„Fort- und Weiterbildung von<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
stellt eine zentrale Zukunftsaufgabe<br />
des DWSAAR<br />
dar. Für die berufliche, soziale<br />
und kulturelle Entwicklung der<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
und für die Sicherung und<br />
Weiterentwicklung des DW-<br />
SAAR ist Fort- und Weiterbildung<br />
bedeutsam und fachlich<br />
notwendig.“<br />
Im Jahr 2008 haben 485 Teilnehmende<br />
(inklusive Mehrfachnennungen)<br />
an 203 Fortbildungsmaßnahmen<br />
in den verschiedenen<br />
Feldern der sozialen<br />
Arbeit teilgenommen.<br />
Zahl der Fortbildungsmaßnahmen 2005 – 2008<br />
Anzahl der Fortbildungsteilnehmenden – Gesamtanzahl (mit<br />
Mehrfachnennungen)<br />
Anzahl der Personen, die Fortbildungen besucht haben (ohne<br />
Mehrfachnennungen)<br />
Die Geschäftsführung erfasst<br />
seit 2005 den jährlichen Besuch<br />
der Mitarbeitenden an<br />
Fortbildungsmaßnahmen und<br />
sichert damit im Rahmen der<br />
Qualitätsentwicklung im DW-<br />
SAAR die Qualität der sozialen<br />
Arbeit der Mitarbeitenden.<br />
Durch die regelmäßige Beobachtung<br />
und Analyse der Fortbildungsangebote<br />
wird darüber<br />
hinaus dafür Sorge getragen,<br />
dass die Mitarbeitenden über<br />
aktuelle Entwicklungen wie die<br />
sich verändernde Sozialgesetzgebung,<br />
die Problematik von<br />
Armut bei Kindern und Senioren<br />
und beispielsweise auch<br />
Kindeswohlgefährdung nach<br />
§ 8 a SGB VIII geschult werden.<br />
Blick in die Finanzen<br />
2008 kann das DIAKO-<br />
NISCHE WERK AN DER<br />
SAAR auch finanziell auf ein<br />
erfolgreiches Jahr zurückblicken.<br />
Das Umsatzvolumen<br />
ist im Vergleich zu den Vorjahren<br />
weiter gestiegen. Insgesamt<br />
hatte das DWSAAR<br />
2009 ein Umsatzvolumen<br />
von 27.420.897,66 Euro. Davon<br />
entfielen auf den JU-<br />
GENDHILFEVERBUND<br />
9.924.986,76 Euro, auf die<br />
JUGENDBERUFSHILFE<br />
10.110.443,68 Euro, auf die<br />
Abteilung OFFENE SOZI-<br />
ALE ARBEIT 7.009.066,88<br />
Euro und auf die Abteilung<br />
ZENTRALE DIENSTE<br />
3.579.209,99 Euro.<br />
An Spenden gingen 2008<br />
beim DWSAAR 113.195,53<br />
Euro ein. Dabei konnte die<br />
Abteilung OFFENE SOZIALE<br />
ARBEIT 56.083,65 Euro einwerben,<br />
der JUGENDHIL-<br />
FEVERBUND 6.292,37 Euro<br />
und die JUGENDBERUFS-<br />
HILFE 4.828.04 Euro. Dazu<br />
kam die Diakoniesammlung<br />
im <strong>Saar</strong>land, die rund 46.000<br />
Euro erbrachte.<br />
65
Z E N T R A L E D I E N S T E<br />
QUALITÄTSMANAGEMENT 2009 wurde eine<br />
zweite Auditoren-Schulung durchgeführt<br />
Nun ist das Team<br />
wieder komplett<br />
Im April 2009 fand die zweite<br />
In-House-Schulung der internen<br />
Auditorinnen und Auditoren<br />
beim DWSAAR statt. Diese<br />
Schulung wurde wie die erste<br />
vor drei Jahren vom <strong>Saar</strong>brücker<br />
Institut für Sozialforschung,<br />
Praxisberatung und<br />
Organisationsentwicklung<br />
GmbH (ISPO) in Zusammenarbeit<br />
mit dem Qualitätsmanagementbeauftragtendurchgeführt.<br />
An der Schulung nahmen<br />
fünf Kolleginnen und Kollegen<br />
teil, die bereits vor drei Jahren<br />
bei der ersten Auditorenschulung<br />
dabei waren, hinzukamen<br />
zwei neue. Themen der Schu-<br />
Das DWSAAR beim<br />
Firmenlauf in Dillingen<br />
lung waren unter anderem<br />
die neue DIN ISO 9001:2008,<br />
der international wichtigsten<br />
QM- Norm sowie die Grundlagen<br />
der AZWV, die Anerkennungs-<br />
und Zulassungsverordnung-<br />
Weiterbildung. Sie berechtigt<br />
Bildungsmaßnahmen<br />
im Rahmen des Arbeitsförderungsgesetzesdurchzuführen.<br />
Des Weiteren wurden<br />
den Kolleginnen und Kollegen<br />
die Grundlagen einer Auditplanung<br />
sowie die Erstellung<br />
von Auditberichten näher<br />
gebracht und in Rollenspielen<br />
praktische Erfahrungen in<br />
Auditfragetechniken vermittelt.<br />
Nach der Schulung verfügt das<br />
DWSAAR nun wieder über ein<br />
Team von sieben gut geschulten<br />
Auditorinnen und Auditoren.<br />
Die Neulinge werden in den<br />
nächsten zwei Jahren als Co-<br />
Auditoren mit eingesetzt. Die<br />
Kolleginnen und Kollegen, die<br />
bereits über eine dreijährige<br />
Auditerfahrung verfügen, werden<br />
sukzessive auch als Lead-<br />
Auditoren mit eingesetzt. Dazu<br />
kommt der Qualitätsbeauftragte,<br />
der über eine Ausbildung<br />
zum TQM-Auditor verfügt. So<br />
ist das DWSAAR im Bereich<br />
der Überprüfung des Qualitätsmanagementsystems<br />
wieder<br />
sehr gut aufgestellt. Durch die<br />
ständig durchgeführten internen<br />
Audits überprüfen wir fortlaufend<br />
unser QM-System und<br />
halten damit auch unseren kontinuierlichenVerbesserungsprozess<br />
aufrecht.<br />
Auch 2008 hat sich das DIA-<br />
KONISCHE WERK AN DER<br />
SAAR wieder am Firmenlauf<br />
beteiligt. Über 30 Läuferinnen<br />
und Läufer haben auf dem<br />
Fünf-Kilometer-Rundkurs auf<br />
die Arbeit des Werkes aufmerksam<br />
gemacht und Spaß miteinander<br />
gehabt. Anschließend<br />
wurde gemeinsam mit Kolleginnen<br />
und Kollegen aus dem<br />
Caritasverband in <strong>Saar</strong>brücken<br />
und dem Pallotti-Haus in Neunkirchen<br />
im evangelischen Gemeindezentrum<br />
in Dillingen<br />
gefeiert.<br />
DIAKONIE-KIRCHE Das DWSAAR beteiligte sich<br />
bei der 1. Nacht der <strong>Kirche</strong>n in <strong>Saar</strong>brücken<br />
Eine „Lebendige Bibliothek“<br />
mit Menschen aus der Arbeit<br />
Bei der 1. Nacht der <strong>Kirche</strong>n<br />
in <strong>Saar</strong>brücken lud das DW-<br />
SAAR in eine „Diakonie-<strong>Kirche</strong>“<br />
nach Malstatt ein. Dabei<br />
präsentierten sich die zahlreichen<br />
Angebote in dem <strong>Saar</strong>brücker<br />
Stadtteil: das Stadtteilbüro,<br />
das Kinderarmutsprojekt,<br />
die Migrationsdienste oder<br />
die Angebote der Abteilung JU-<br />
GENDBERUFSHILFE. Nach<br />
der Begrüßung mit den Werkstattrhythmen<br />
der Stadtteilwerkstatt<br />
„NURZU“ konnten<br />
die Besucherinnen und Besucher<br />
in einer „Lebendigen Bibliothek“<br />
für eine begrenzte Zeit<br />
„ein Buch“ ausleihen. Im Unterschied<br />
zu einer normalen Bücherei<br />
waren die Bücher Menschen<br />
und traten mit den „Leserinnen<br />
und Lesern“ in einen<br />
persönlichen Dialog. Auszuleihen<br />
waren lebendige Bücher<br />
aus der Arbeit des DWSAAR,<br />
also ein Diakonie-Pfarrer, ein<br />
Geschäftsführer, Menschen,<br />
die in der Migrationsarbeit Hilfe<br />
gefunden haben oder Mitarbeiter<br />
aus Wohngruppen. Dabei<br />
entstand manch lebendiger<br />
Dialog. Außerdem bot die Diakonie<br />
ein Programm für Kinder<br />
mit Jonglier-Workshop, Zirkus<br />
und Spielen. Zum Abschluss<br />
machte Guido Allgaier Gitarrenmusik<br />
zu Mitternacht.<br />
66 67
Z E N T R A L E D I E N S T E<br />
AUSZEICHNUNG Langjährige Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter wurden geehrt<br />
Goldenes<br />
Kronenkreuz verliehen<br />
Langjähriges Engagement belohnt.<br />
Neun Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern des DIAKO-<br />
NISCHEN WERKES AN DER<br />
SAAR (DWSAAR) überreichte<br />
Diakoniepfarrer Udo Blank in<br />
einer Feierstunde das Goldene<br />
Kronenkreuz. Die höchste Auszeichnung<br />
der Diakonie erhalten<br />
ehren- und hauptamtliche<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
die seit 25 Jahren in Einrichtungen<br />
der Diakonie tätig<br />
sind.<br />
Beate Lorenz (46) hat ihre gesamte<br />
Berufstätigkeit bis auf<br />
eine zweijährige Auszeit zur<br />
Betreuung Ihrer Kinder im DW-<br />
SAAR verbracht. Als Sekretärin<br />
des Verwaltungsleiters und der<br />
Geschäftsführung hat sie eine<br />
besondere Verantwortung. Im<br />
März 2008 übernahm sie zusätzlich<br />
die halbe Sekretariatsstelle<br />
in der Abteilung „OF-<br />
FENE SOZIALE ARBEIT“.<br />
Beate Lorenz erfüllt ihre Arbeit<br />
Feierstunde in Neunkirchen: v.l. Alice Wrublewsky, Diakoniepfarrer Udo Blank,<br />
Andrea Heinz, Beate Lorenz Heidrun Gerber, Rainer Ulrich, Edith Pitz, Georg Sand,<br />
Helga Schweig und Winfred Schmelter<br />
mit großem Engagement. Mit<br />
ihrer freundlichen Art sorgt sie<br />
stets für eine angenehme Arbeitsatmosphäre.<br />
Alice Wrublewsky (54) arbeitet<br />
seit 1982 als Sekretärin<br />
in verschiedenen Arbeitsbereichen<br />
des DWSAAR. Dazu<br />
gehörte unter anderem das<br />
Psychosoziale Zentrum für<br />
ausländische Flüchtlinge und<br />
das „Kooperationsmodell <strong>Saar</strong>“<br />
zur Ausbildung ausländischer<br />
Jugendlicher. Derzeit ist sie im<br />
Diakonischen Zentrum in <strong>Saar</strong>brücken<br />
und im Sekretariat der<br />
Gemeinwesenarbeit in Burbach<br />
tätig. Als qualifizierte und<br />
vertrauenswürdige Mitarbeiterin<br />
hat sie oft zur Stabilisierung<br />
der Einrichtungen beigetragen.<br />
Besonders ist ihre Fähigkeit,<br />
offen und herzlich Menschen<br />
auch in schwierigen Lebenslagen<br />
zu begegnen.<br />
Helga Schweig (45) nahm<br />
1983 als Schreib- und Verwaltungskraft<br />
ihren Dienst im<br />
<strong>Evangelische</strong>n Bildungszentrum<br />
in Wiebelskirchen auf.<br />
Seitdem arbeitete sie in verschiedenen<br />
Bereichen der Abteilung<br />
„JUGENDBERUFSHIL-<br />
FE“, seit dem Jahr 2000 auch<br />
in der Telefonzentrale des DW-<br />
SAAR. Helga Schweig ist durch<br />
ihre engagierte und solide Mitarbeit<br />
eine zuverlässige Stütze<br />
des Werkes.<br />
Heidrun Gerber (64) begann<br />
1986 als Buchhalterin bei der<br />
„Neuen Arbeit <strong>Saar</strong>“ einer Einrichtung<br />
der Diakonie. 1992<br />
wurde die gelernte Bürokauffrau<br />
dann Geschäftsführerin,<br />
trat 1999 dann aber wieder ins<br />
zweite Glied zurück und übernahm<br />
die Verwaltungsleitung<br />
im Projekt „Hilfe zur Arbeit“ in<br />
St. Wendel. Trotz Ruhestand<br />
ab 2007 half sie zeitlich befristet<br />
immer wieder im Zuschusswesen<br />
der Arbeitslosenselbsthilfe<br />
in Neunkirchen<br />
und beim DWSAAR aus. Heidrun<br />
Gerber gilt als außerordentlich<br />
engagiert und kompetent<br />
und setzte sich mit einer<br />
hohen Eigenverantwortlichkeit<br />
für die ihr übertragenen Aufgaben<br />
ein.<br />
Winfried Schmelter (61) engagierte<br />
sich schon während seines<br />
Studiums der Soziologie,<br />
Politikwissenschaft und Philosophie<br />
in der gemeindlichen<br />
Jugendarbeit in Herrensohr.<br />
Zwischen 1980 und 82 betreute<br />
er auf einer ABM-Stelle beim<br />
<strong>Evangelische</strong>n Jugendwerk an<br />
der <strong>Saar</strong> arbeitslose Jugendliche.<br />
Anschließend wechselte<br />
er in den JUGENDHILFE-<br />
VERBUND des DWSAAR, seit<br />
1985 ist er als sozialpädagogischer<br />
Mitarbeiter in verschiedenen<br />
Arbeitsbereichen der Jugendberufshilfe<br />
tätig. Winfried<br />
Schmelter gehört seit Jahren<br />
zur Mitarbeitervertretung. Sozial<br />
eingestellt und sozialpolitisch<br />
engagiert setzt er sich unermüdlich<br />
für seine Kolleginnen<br />
und Kollegen ein.<br />
Rainer Ulrich (51) machte<br />
1982/ 83 sein Anerkennungsjahr<br />
als Sozialpädagoge in den<br />
Ev. Kinder- und Jugendheimen<br />
<strong>Saar</strong>, dem Vorgänger des JU-<br />
GENDHILFEVERBUNDES. Anschließend<br />
war er in verschiedenen<br />
Wohngruppen tätig.1990<br />
wechselte er in die „JUGEND-<br />
BERUFSHILFE“, wo er vor<br />
allem in der Reha-Ausbildung<br />
eingesetzt war. Für seine Abteilung<br />
arbeitete Rainer Ulrich bei<br />
der Errichtung eines Qualitätsmanagements<br />
beim DWSAAR<br />
mit, er gilt als sehr engagierter<br />
Mitarbeiter mit großen organisatorischen<br />
Fähigkeiten.<br />
Andrea Heintz (50) gehört<br />
seit 1983 zum JUGENDHIL-<br />
FEVERBUND. Erst arbeitete<br />
die Sozialpädagogin viele Jahre<br />
in Wohngruppen, dann betreute<br />
sie Jugendliche in eigenen<br />
Wohnungen beziehungsweise<br />
Wohngemeinschaften.<br />
Zwischenzeitlich war sie auch<br />
im Familienberatungszentrum<br />
im Illtal tätig. Zuverlässigkeit,<br />
Gewissenhaftigkeit und persönliches<br />
Engagement sind Andrea<br />
Heintz selbstverständlich.<br />
Edith Pitz (55) hat 1982/83<br />
ihr Anerkennungsjahr in einer<br />
Wohngruppe des DW-<br />
SAAR abgeleistet und wurde<br />
später dann übernommen.<br />
1988 wechselte die Sozialarbeiterin<br />
in das Mutter-Kind-Projekt,<br />
1992 in die „Mobile Betreuung“<br />
von Jugendlichen, wo<br />
sie bis heute tätig ist. Edith Pitz<br />
begleitet die jungen Menschen<br />
verantwortlich, immer nah daran<br />
mit viel Feingefühl und auf<br />
Gleichbehandlung bedacht.<br />
Mehr als zehn Jahre engagierte<br />
sie sich in der Mitarbeitervertretung<br />
des DWSAAR.<br />
Georg Sand (49) arbeitete von<br />
1983 bis 1994 bei den <strong>Evangelische</strong>n<br />
Kinder- und Jugendheimen<br />
der Heimstiftung der<br />
Pfalz. Er bildete sich in dieser<br />
Zeit zum Heilpädagogen fort<br />
und machte eine Ausbildung<br />
zum systemischen Familientherapeuten.<br />
1995 kam er in den JUGEND-<br />
HILFEVERBUND zur „Mobilen<br />
Betreuung“ von Jugendlichen.<br />
Seit 2002 ist er im Familienzentrum<br />
<strong>Saar</strong>brücken-<br />
Ost tätig. Georg Sand hat in all<br />
den Jahren bewiesen, dass er<br />
mit den unterschiedlichsten Familien<br />
und Jugendlichen arbeiten<br />
kann - und das oft auf ganz<br />
unkonventionelle Weise. Dabei<br />
hat er auch immer wieder ganz<br />
praktisch mit angepackt.<br />
68 69
Z E N T R A L E D I E N S T E<br />
PFLEGE Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt<br />
bis 2030 um mehr als die Hälfte<br />
Herausforderung<br />
für die Diakonie<br />
„Die Leistungen der Pflegeversicherung<br />
sollen den Pflegebedürftigen<br />
helfen, trotz ihres Hilfebedarfs<br />
ein möglichst selbstständiges<br />
und selbstbestimmtes<br />
Leben zu führen, das der Würde<br />
des Menschen entspricht. Die<br />
Hilfen sind darauf auszurichten,<br />
die körperlichen, geistigen<br />
und seelischen Kräfte der Pflegebedürftigen<br />
wieder zu gewinnen<br />
oder zu erhalten (SGB XI §<br />
2 Abs. 1).“<br />
Unter diesem Leitsatz der gesetzlichen<br />
Pflegeversicherung<br />
wurde im Jahr 2008 die erste<br />
grundlegende Reform des<br />
Pflegeversicherungsgesetzes<br />
aus dem Jahr 1994 durchgeführt.<br />
Damit traten für Pflegebedürftige<br />
und ihre Angehörigen<br />
zahlreiche Verbesserungen<br />
in Kraft. So wurde, um die ambulante<br />
Pflege weiter zu fördern,<br />
die finanzielle Unterstützung<br />
für die Pflege in der Häuslichkeit<br />
erhöht. Darüber hinaus<br />
wurde erstmals anerkannt, dass<br />
es Menschen mit erhöhtem Begleitungs-<br />
und Betreuungsbedarf,<br />
wie beispielsweise Demenzkranke<br />
gibt, die auch ohne<br />
Anerkennung von Pflegestufen<br />
einer Förderung bedürfen.<br />
So können Angehörige von Demenzkranken<br />
auch ohne Pflegeeinstufung<br />
eine finanzielle Unterstützung<br />
beantragen, mit der<br />
dann eine Betreuung zu Hause<br />
organisiert werden kann. Ebenso<br />
wurde dieser erhöhte Bedarf<br />
für den Bereich der Altenheime<br />
festgeschrieben. Auch hier ist es<br />
jetzt möglich, zusätzliche Angebote<br />
für Menschen mit Demenz<br />
und erheblichem allgemeinen<br />
Betreuungsbedarf aufzubauen.<br />
Daneben wurden einige Verfahrensregelungen<br />
geändert, so<br />
dass die Entscheidung über den<br />
Antrag auf Pflegebedürftigkeit<br />
zukünftig sehr viel schneller getroffen<br />
werden muss.<br />
Auch ein besonderes Anliegen<br />
des <strong>Saar</strong>landes hat Einzug in<br />
das neue Gesetz gehalten: die<br />
Einführung einer Pflegezeit. Seit<br />
1.Juli 2008 kann sich ein Arbeitnehmer<br />
bis zu sechs Monaten<br />
von der Arbeit freistellen lassen,<br />
um der Pflege von Angehörigen<br />
nachzukommen. In dieser Zeit<br />
ist der Arbeitnehmer sozial versichert,<br />
bezieht aber kein Gehalt.<br />
Möglich ist es auch, dass<br />
Beschäftigte sich künftig bis zu<br />
zehn Arbeitstagen von der Arbeit<br />
freistellen lassen, um eine<br />
akut aufgetretene Pflegesituation<br />
zu organisieren.<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt<br />
ist der Versuch, eine erhöhte<br />
Transparenz bezüglich der Qualität<br />
von Altenheimen herzustellen.<br />
So sollen in Zukunft<br />
die Berichte des Medizinischen<br />
Dienstes in bewerteter Form der<br />
Öffentlichkeit zugänglich gemacht<br />
werden. Mit solchen Regelungen<br />
soll Missständen in<br />
einzelnen stationären Einrichtungen<br />
entgegen gewirkt werden.<br />
Internetbasierte freiwillige<br />
Qualitätsberichterstattung<br />
Dieses Thema hat sich die<br />
<strong>Saar</strong>ländische Pflegegesellschaft<br />
bereits vor der Gesetzesüberarbeitung<br />
zu Eigen gemacht.<br />
So wurde das Projekt<br />
„Internetbasierte freiwillige Qualitätsberichterstattung“<br />
ins Leben<br />
gerufen. In einer Transparenzoffensive<br />
entwickelte die<br />
Pflegegesellschaft in Zusammenarbeit<br />
mit dem Sozialministerium<br />
ein Internetportal, in<br />
dem sich die Altenheime bezüglich<br />
ihrer Qualität und ihres An-<br />
gebotes präsentieren. Um hier<br />
größtmögliche Objektivität und<br />
Nachprüfbarkeit zu gewährleisten,<br />
wurden das Sozialministerium<br />
und die Heimaufsicht als<br />
Projektpartner eingebunden. Für<br />
Menschen, die einen Platz in einer<br />
stationären Einrichtung im<br />
<strong>Saar</strong>land suchen, ist damit ein<br />
wirkungsvolles Instrument geschaffen,<br />
um eine gute Unterbringung<br />
zu gewährleisten. Gerade<br />
die diakonischen Einrichtungen<br />
haben engagiert an der<br />
Erstellung dieser Internetplattform<br />
mitgearbeitet.<br />
Pflegestützpunkte lösen<br />
Beratungsnetz ab<br />
Mit der neuen Pflegeversicherung<br />
ist allerdings auch die<br />
Struktur der so genannten Pflegestützpunkte<br />
ins Leben gerufen<br />
worden. Hier sollen in Zusammenarbeit<br />
zwischen dem<br />
örtlichen Sozialhilfeträger und<br />
den Pflegekassen Beratungsangebote<br />
in den einzelnen Landkreisen<br />
beziehungsweise dem<br />
Regionalverband organisiert<br />
werden. Insgesamt wird es im<br />
<strong>Saar</strong>land acht Pflegestützpunkte<br />
geben. Bedauerlicherweise lösen<br />
diese Pflegestützpunkte ein<br />
weites Netzwerk von rund 20 so<br />
genannten Beratungs- und Koordinationsstellen<br />
ab, die bisher<br />
die Aufgabe der Beratung und<br />
Begleitung von Pflegebedürftigen<br />
und ihren Angehörigen geleistet<br />
haben. So sind auch die<br />
beiden Beratungsstellen des<br />
DIAKONISCHEN WERKES AN<br />
DER SAAR in Neunkirchen und<br />
Völklingen der neuen Struktur<br />
zum Opfer gefallen. Hier wird<br />
kritisch zu beobachten sein,<br />
wie weit sich die Reduktion des<br />
bisher weit gespannten Netzwerkes<br />
auf wenige Stützpunkte<br />
auf die Beratungsintensität aus-<br />
wirkt und wie weit Mitarbeitende<br />
in den Beratungsstellen, die im<br />
direkten Auftrag der Pflegekassen<br />
arbeiten, wirklich eine trägerneutrale<br />
Beratung im Sinne<br />
der Pflegebedürftigen und ihrer<br />
Angehörigen durchführen können.<br />
Im Zuge der Föderalismusreform<br />
wurde die Zuständigkeit für<br />
das Heimgesetz auf die Ebene<br />
der Bundesländer verlagert, mit<br />
der Folge, dass auch das <strong>Saar</strong>land<br />
ein neues Landesheimgesetz<br />
entwickeln musste. 2008<br />
fanden die Anhörungen zu den<br />
Gesetzentwürfen statt, an denen<br />
sich die saarländische Pflegegesellschaft<br />
beteiligt hat. Grundsätzlich<br />
ist das neue Heimgesetz<br />
zu begrüßen, insbesondere<br />
da sich das <strong>Saar</strong>land eindeutig<br />
zur Beibehaltung der fünfzigprozentigenMindestfachkraftquote<br />
bekennt. Wie weit andere Regelungen<br />
Veränderungen bringen<br />
und wie sich die noch ausstehenden<br />
Rechtsverordnungen<br />
auf den Bereich der Altenheime<br />
auswirken werden, bleibt abzuwarten.<br />
Positive Entwicklung<br />
bei Sozialstationen<br />
Vor diesem Hintergrund ist<br />
auch die Entwicklung der beiden<br />
Trägergesellschaften Kirchlicher<br />
Sozialstationen, an denen<br />
das DIAKONISCHE WERK AN<br />
DER SAAR beteiligt ist, zu betrachten.<br />
Die Entwicklung in der<br />
Kirchlichen Sozialstation Neunkirchen/Spiesen-Elversberg,<br />
die<br />
gemeinsam mit dem Caritasverband<br />
der Region Schaumberg-<br />
Blies getragen wird, war außerordentlich<br />
erfreulich. So ist es<br />
gelungen, die Station wirtschaftlich<br />
zu stabilisieren und ihr damit<br />
auch eine gute Perspektive<br />
zu geben. Mit der Verlagerung<br />
des Standortes in die Norduferstraße<br />
8 in Neunkirchen konnte<br />
ein deutliches Zeichen des Neuanfangs<br />
gesetzt werden. Die<br />
Mitarbeitenden sind die neuen<br />
Wege engagiert mitgegangen,<br />
wofür ihnen außerordentlicher<br />
Dank gebührt. Man kann sagen,<br />
dass sich die ökumenische Trägerstruktur<br />
und die vertrauens-<br />
volle Zusammenarbeit zwischen<br />
den Trägern und den Mitarbeitenden<br />
bewährt haben.<br />
Die Trägergesellschaft für Kirchliche<br />
Sozialstationen im Stadtverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken (TKS), die<br />
gemeinsam vom Diakonischen<br />
Werk und vom Caritasverband<br />
für <strong>Saar</strong>brücken und Umgebung<br />
getragen wird, ist weiterhin<br />
mit der Zusammenführung<br />
und Stabilisierung der Sozialstationen<br />
Heusweiler, Völklingen<br />
und Halberg/Obere-<strong>Saar</strong> befasst.<br />
Dieses ist eine große Herausforderung,<br />
die von allen Beteiligten<br />
erheblichen Einsatz und<br />
großes Engagement verlangt.<br />
Während sich im Jahr 2008 die<br />
Stationen Heusweiler und Völklingen<br />
als sehr stabil gezeigt haben,<br />
war die Entwicklung in der<br />
Station Halberg/Obere-<strong>Saar</strong> zunächst<br />
besorgniserregend. Mittlerweile<br />
zeichnet sich ab, dass<br />
auch hier deutliche Verbesserungen<br />
eingetreten sind. Gerade<br />
die Solidarität der Mitarbeitenden<br />
zwischen den Stationen war<br />
im zurückliegenden Jahr immer<br />
wieder wichtig. Bei der TKS wird<br />
deutlich, dass die enge und gute<br />
Zusammenarbeit zwischen dem<br />
DWSAAR und dem Caritasverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken, die nunmehr<br />
seit Jahrzehnten gewachsen<br />
ist, auch schwierigste Situa-<br />
tionen tragen kann. Diese Form<br />
der Zusammenarbeit ist sicher<br />
innerhalb der Landeskirche wie<br />
auch des Bistums Trier in ihrer<br />
Intensität beispielhaft.<br />
Themen Alter und Pflege<br />
gewinnen an Bedeutung<br />
Deutlich ist, dass die Themen<br />
Alter und Pflegebedürftigkeit<br />
auch im Diakonischen Werk immer<br />
größere Bedeutung gewinnen.<br />
Offensichtlich gehören<br />
sie zu den großen Herausforderungen,<br />
die unserer Gesellschaft<br />
in den nächsten Jahren<br />
bevorstehen. Es wird im DW-<br />
SAAR wie in den <strong>Kirche</strong>n darüber<br />
nachzudenken sein, wie mit<br />
der demografischen Entwicklung<br />
und den daraus erwachsenen<br />
Aufgaben in Zukunft umzugehen<br />
ist. Bereits jetzt erhalten<br />
in Deutschland rund 2,1 Millionen<br />
Menschen Leistungen aus<br />
der Pflegeversicherung. Etwa<br />
700.000 Pflegebedürftige leben<br />
in Heimen, zwei Drittel zu Hause.<br />
Das statistische Bundesamt<br />
schätzt, dass die Zahl der<br />
pflegebedürftigen Menschen<br />
bis 2030 um mehr als die Hälfte<br />
steigen wird.<br />
70 71
V E R B I N D U N G S S T E L L E<br />
<strong>Evangelische</strong> Kindertageseinrichtungen<br />
im <strong>Saar</strong>land stellen sich neuen Herausforderungen<br />
Qualitätsentwicklung<br />
wird vorangetrieben<br />
Bildung geht über das Ansammeln<br />
von Wissen und das Einüben<br />
von Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
hinaus, bedeutet mehr<br />
als Lernen. Wenn Lerninhalte<br />
keinen Bezug zur Lebenswirklichkeit<br />
haben, werden sie<br />
schnell vergessen oder auch<br />
wieder verlernt. Bildung verbindet<br />
Wissen, Fähigkeiten und<br />
Fertigkeiten mit der eigenen<br />
Persönlichkeitsentwicklung. So<br />
wird Erlerntes zur persönlichen<br />
Kompetenz, die immer verfügbar<br />
ist, und legt den Grundstein<br />
für eine positive Einstellung<br />
zum lebenslangen Lernen<br />
(Bildungsprogramm für saarländische<br />
Kindergärten 2006,<br />
Seite 9).<br />
Mit dem <strong>Saar</strong>ländischen Bildungsprogramm<br />
haben sich<br />
auch die kirchlichen Kinderta-<br />
geseinrichtungen verpflichtet,<br />
einen Schwerpunkt in dem Bereich<br />
Bildung neben den Arbeitsfeldern<br />
Erziehung und<br />
Betreuung zu legen. Das Bildungsverständnis,<br />
das dem<br />
<strong>Saar</strong>ländischen Bildungsprogramm<br />
zugrunde liegt, konzentriert<br />
sich auf die Bereiche Wissen,<br />
Fähigkeiten, Fertigkeiten<br />
und Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Für evangelische Kindertageseinrichtungen<br />
erweitert<br />
sich dieses Bildungsverständnis<br />
noch um die Perspektiven<br />
des Wertebewusstseins sowie<br />
der Haltung. So wird von Seiten<br />
der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />
in Deutschland festgehalten:<br />
„Die <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> versteht<br />
Bildung als Zusammenhang<br />
von Lernen, Wissen,<br />
Können, Wertbewusstsein,<br />
Haltungen (Einstellungen) und<br />
Handlungsfähigkeit im Horizont<br />
sinnstiftender Deutungen des<br />
Lebens.“ (Maße des Menschlichen,<br />
<strong>Evangelische</strong> Perspektiven<br />
zur Bildung der Wissens-<br />
und Lerngesellschaft, 2003).<br />
Zum allgemeinen Bildungsbegriff<br />
tritt für evangelische Kindertageseinrichtungen<br />
die spezifisch<br />
religiöse Perspektive einer<br />
übergreifenden Sinndeutung<br />
hinzu. Diese evangelische<br />
Perspektive wird von den meisten<br />
Eltern von unseren Kindertageseinrichtungenerwartet<br />
und ihnen auch zugetraut.<br />
Damit verbunden ist für uns<br />
der Auftrag, dass im Rahmen<br />
der Umsetzung des <strong>Saar</strong>ländischen<br />
Bildungsprogramms<br />
immer auch der spezifische<br />
Charakter einer evangelischen<br />
Einrichtung erkennbar sein<br />
sollte. Dies ist natürlich nur<br />
möglich im Rahmen einer soliden<br />
gesetzlichen Regelung für<br />
Kindertageseinrichtungen, die<br />
den kirchlichen Trägern sowie<br />
den Eltern zum einen Sicherheit<br />
gibt und zum anderen aber<br />
auch Gestaltungsräume eröffnet.<br />
Neues Kinderbildungs- und<br />
Betreuungsgesetz<br />
Mit Wirkung zum 01.08.2008<br />
ist im <strong>Saar</strong>land das neue <strong>Saar</strong>ländische<br />
Kinderbildungs- und<br />
Betreuungsgesetz (SKBBG)<br />
mit seinen Ausführungsverordnungen<br />
in Kraft getreten.<br />
Dies war das Ergebnis eines<br />
jahrelangen Ringens und soll<br />
den Einrichtungen angemessene<br />
Reaktionen auf die neuen<br />
Herausforderungen ermöglichen.<br />
In dem Gesetz ist der Bildungsauftrag<br />
für Kindertageseinrichtungen<br />
ausdrücklich<br />
festgeschrieben worden. Zahlreiche<br />
Regelungen innerhalb<br />
des Gesetzes führen zu Qualitätsverbesserungen<br />
in den Einrichtungen.<br />
Dazu gehören die<br />
zwingend vorgeschriebene Leitungsfreistellung,<br />
die Fachberatung<br />
sowie die neuen Anforderungen<br />
an die Qualifikation von<br />
Leiterinnen und Leitern in Kindertageseinrichtungen.<br />
An die<br />
Stelle des bisherigen Vorschulausschusses,<br />
der durch Träger,<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
sowie Eltern zusammengesetzt<br />
wurde, tritt in jeder Einrichtung<br />
eine reine Elternvertretung.<br />
Die Berechnung der Personalschlüssel<br />
in den Einrichtungen<br />
ist deutlich vereinfacht<br />
und transparenter gestaltet worden.<br />
Den Trägern von Kindertageseinrichtungen<br />
ist zugesichert,<br />
dass der Trägeranteil an den Kosten<br />
für pädagogisches Personal<br />
bis zum Jahr 2013 auf 10 Prozent<br />
abgesenkt wird.<br />
Diese deutliche finanzielle Entlastung<br />
für die Träger geht einher<br />
mit der verbindlichen gesetzlichen<br />
Regelung eines Sachkostenzuschusses<br />
für die Kindertageseinrichtungen<br />
durch<br />
die Kommunalgemeinden. Leider<br />
ist es uns nicht gelungen, in<br />
den Verhandlungen durchzusetzen,<br />
dass der Elternbeitrag zukünftig<br />
wie in anderen Bundesländern<br />
durch das Jugendamt<br />
erhoben und dann an die Träger<br />
weitergereicht wird. Somit bleibt<br />
im <strong>Saar</strong>land für die Träger der<br />
immense Verwaltungsaufwand<br />
des Einzugs der Elternbeiträge<br />
verbunden mit entsprechenden<br />
Ausfallrisiken weiter bestehen.<br />
Für die freien Träger ist es wichtig,<br />
dass im vorliegenden Gesetz<br />
erneut ihr Vorrang vor kommunalen<br />
Einrichtungen (Subsidiaritätsprinzip)<br />
festgeschrieben wurde.<br />
Dies bedeutet, dass Kommunen<br />
neue Einrichtungen und Angebote<br />
erst dann schaffen dürfen,<br />
wenn sich keine freien Träger<br />
finden, die diese Aufgabe<br />
wahrnehmen wollen.<br />
<strong>Saar</strong>land Modellregion für<br />
Qualitätssiegel<br />
Um diesen Rahmen auch mit<br />
transparenter qualitätsvoller Arbeit<br />
ausfüllen zu können, wurde<br />
im Bereich der <strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong> im Rheinland (EKiR) beschlossen,<br />
ein entsprechendes<br />
Bildungsprogramm zur Weiterqualifizierung<br />
von Mitarbeiterinnen<br />
und zur Qualitätsentwicklung<br />
in Einrichtungen zu starten.<br />
Dieses „Integrierte Bildungsprogramm<br />
für evangelische Kindertageseinrichtungen“<br />
(IBEK) wird<br />
von der EKiR, dem Rheinischen<br />
Verband für evangelische Kindertageseinrichtungen<br />
und dem<br />
Diakonischen Werk der EKiR<br />
getragen. Nachdem die Landessynode<br />
im Januar 2009 dieses<br />
Programm beschlossen hat, wird<br />
zurzeit mit der Umsetzung begonnen.<br />
Dabei wurde das <strong>Saar</strong>land<br />
als Modellregion für die Entwicklung<br />
und Einführung eines<br />
evangelischen Qualitätssiegels<br />
ausgewählt. Im Mai 2009<br />
wird das zweijährige Projekt beginnen.<br />
Gesteuert und begleitet<br />
wird der Prozess der Qualitätsentwicklung<br />
durch den Qualitätsmanagementbeauftragten<br />
des<br />
DIAKONISCHEN WERKES AN<br />
DER SAAR.<br />
Verbund der Kindertageseinrichtungen<br />
Mit dem verstärkten Augenmerk<br />
auf eine transparente und nachprüfbare<br />
Qualität in den evangelischen<br />
Kindertageseinrichtungen<br />
im <strong>Saar</strong>land wird an der Entwicklung<br />
einer alternativen Trägerstruktur<br />
weiter gearbeitet. Nach<br />
dem derzeitigen Sachstand ist<br />
in Absprache mit der <strong>Kirche</strong>nleitung<br />
an übergreifende Trägerstrukturen<br />
auf der Grundlage des<br />
Kirchlichen Verbandsgesetzes<br />
gedacht. Diese Strukturen sind<br />
selbstverständlich freiwillige Angebote<br />
an die bisherigen Träger.<br />
Sie sollen die Möglichkeit erhalten,<br />
sich an einem solchen Verbund<br />
zu beteiligen, um so größere<br />
Einheiten zu schaffen, die eine<br />
gemeinsame Qualitätsentwicklung<br />
wie auch eine verlässliche<br />
Ressourcen- und Personalplanung<br />
möglich machen.<br />
Modellprojekt „Konsultationskindertageseinrichtungen“<br />
In der Umsetzung des <strong>Saar</strong>ländischen<br />
Bildungsprogramms wurde<br />
im Jahr 2008 das ökumenische<br />
Modellprojekt „Konsultationskindertageseinrichtungen“gestartet.<br />
Von evangelischer Seite<br />
nehmen daran die Kindertagesstätten<br />
in <strong>Saar</strong>louis und in <strong>Saar</strong>brücken-Burbach<br />
(Noldplatz) teil.<br />
Diese haben sich zusammen mit<br />
zwei katholischen Einrichtungen<br />
bereiterklärt, Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern aus Kindertageseinrichtungen<br />
im gesamten<br />
<strong>Saar</strong>land zur Reflektion der Praxis<br />
und als Impulsgeber zur Verfügung<br />
zu stehen. Das Projekt ist<br />
bewusst ökumenisch konzipiert,<br />
um auch die Nähe zwischen den<br />
beiden konfessionellen Verbänden<br />
im Bereich der Kindertageseinrichtungen<br />
zu dokumentieren.<br />
Die Federführung liegt beim<br />
DIAKONISCHEN WERK AN<br />
DER SAAR.<br />
Krippenausbau<br />
geht voran<br />
Wie zahlreichen Pressemitteilungen<br />
zu entnehmen war,<br />
72 73
V E R B I N D U N G S S T E L L E<br />
schreitet der Ausbau der Krippenangebote<br />
im <strong>Saar</strong>land zügig<br />
voran. Das Ziel einer 35prozentigen<br />
Bedarfsabdeckung<br />
im Land wird sicher vor dem<br />
Jahr 2013, das als Zeitziel vorgegeben<br />
ist, erreicht werden.<br />
Bei der Schaffung von Krippenplätzen<br />
wird der Investitionsbedarf<br />
zu 100 Prozent von der<br />
öffentlichen Hand übernommen.<br />
Lediglich im Betrieb der<br />
Krippen entstehen etwas höhere<br />
Kosten als im Bereich<br />
der Kindertageseinrichtungen.<br />
Dem steht allerdings die finanzielle<br />
Entlastung der Träger<br />
nach dem SKBBG entgegen.<br />
Wir empfehlen allen Trägern zu<br />
prüfen, ob sie zusätzliche Krippenplätze<br />
schaffen oder Kindergartenplätze<br />
in Krippenplätze<br />
umwandeln wollen. Sicher<br />
werden ab dem Jahr 2013 Einrichtungen<br />
ohne Krippenplätze<br />
erhebliche Probleme am<br />
Markt haben. Es ist absehbar,<br />
dass der Zugang zu Kindergartenplätzen<br />
künftig über den<br />
Krippenbesuch stattfindet. Zur<br />
qualitativen Unterstützung der<br />
Schaffung von Krippenplätzen<br />
besteht ein Weiterbildungsangebot<br />
für Erzieherinnen und<br />
Erzieher, das sich mit den besonderen<br />
pädagogischen Herausforderungen<br />
im Umgang<br />
mit Kindern unter drei Jahren<br />
befasst.<br />
Hierzu gehört auch eine verstärkte<br />
Reflektion des Bildungsauftrages<br />
für Kinder unter<br />
drei Jahren. Sicher wird Bildungshandeln<br />
völlig anders<br />
aussehen müssen als bei Fünf-<br />
oder Sechsjährigen. Dennoch<br />
ist deutlich, dass Kinder in den<br />
ersten drei Lebensjahren<br />
enorme Lernleistungen vollbringen.<br />
Diese müssen bei<br />
dem Besuch einer Krippe natürlich<br />
pädagogisch reflektiert<br />
und gestaltet sein.<br />
Schutz<br />
des Kindeswohls<br />
Im Jahr 2008 fanden zahlreiche<br />
Gespräche und Verhandlungen<br />
zwischen den Verbänden, die<br />
die Kindertageseinrichtungen<br />
vertreten, und den Jugendhilfeträgern<br />
(Landkreise) zur Umsetzung<br />
des § 8 a SGB VIII „Schutz<br />
des Kindeswohls“ statt. Damit<br />
wird eine Bestimmung des Kinder-<br />
und Jugendhilfegesetzes<br />
umgesetzt, nach der zwischen<br />
den Jugendämtern und den Kindertageseinrichtungenverbindliche<br />
vertraglich abgesicherte<br />
Regelungen für den Fall einer<br />
drohenden Kindeswohlgefährdung<br />
getroffen werden müssen.<br />
Mittlerweile sind die Verhandlungen<br />
zum Abschluss geführt<br />
und in nahezu allen Landkreisen<br />
beziehungsweise dem Regionalverband<br />
wurden entsprechende<br />
Verträge unterzeichnet. Im<br />
nächsten Schritt sollen nun<br />
Fortbildungen für Leiterinnen<br />
und Leiter von Kindertageseinrichtungen<br />
sowie die entsprechenden<br />
externen Fachkräfte,<br />
die im Krisenfall angefragt werden<br />
können, entwickelt werden.<br />
Konjunkturprogramm<br />
Chance für Kindertageseinrichtungen<br />
Aufgrund der Finanzkrise und<br />
deren Folgen für die wirtschaftliche<br />
Entwicklung in Deutschland<br />
wurde von der Bundesregierung<br />
im Frühjahr 2009 das so<br />
genannte Konjunkturprogramm II<br />
aufgelegt. Darin sind insbesondere<br />
auch Investitionen in Bildungseinrichtungen<br />
– und dabei<br />
sind Kindertageseinrichtungen<br />
mit genannt – aufgeführt. Darüber<br />
hinaus ist von Seiten des<br />
Bundesgesetzgebers bewusst<br />
die Trägerneutralität bei der Verwendung<br />
dieser Mittel vorgegeben.<br />
Dies bedeutet, dass Kom-<br />
munen, die Mittel aus dem<br />
Konjunkturprogramm II einsetzen,<br />
diese nicht nur in eigene<br />
Einrichtungen einbringen dürfen,<br />
sondern auch kirchliche<br />
Träger angemessen berücksichtigen<br />
sollen. Angesichts<br />
des teilweise recht alten Gebäudebestandes<br />
bei den kirchlichen<br />
Kindergärten ist dies sicher<br />
eine Chance. Wie weit die<br />
Kommunen im <strong>Saar</strong>land diesem<br />
Anspruch der Trägerneutralität<br />
wirklich nachkommen,<br />
bleibt abzuwarten. Von Seiten<br />
des Rheinischen Verbandes für<br />
Kindertageseinrichtungen ist<br />
geplant, eine erste Bewertung<br />
in den verschiedenen Bundesländern<br />
im 2.Quartal 2009<br />
durchzuführen. Da im <strong>Saar</strong>land<br />
für die Umsetzung dieses Programms<br />
die kommunale Ebene<br />
zuständig ist, ist es Aufgabe<br />
der einzelnen Kindergartenträger,<br />
sich mit ihrer jeweiligen<br />
Kommune in Verbindung zu<br />
setzen. Wegen einer fehlenden<br />
übergreifenden Trägerstruktur,<br />
ist dies im evangelischen Bereich<br />
eine wichtige Aufgabe jeder<br />
einzelnen <strong>Kirche</strong>ngemeinde.<br />
Zusammenfassend lässt sich<br />
sagen, dass sich die evangelischenKindertageseinrichtungen<br />
im <strong>Saar</strong>land den neuen<br />
Herausforderungen insbesondere<br />
durch den Bildungsauftrag<br />
in besonders engagierter<br />
Form stellen. Die Bereitschaft<br />
zur Weiterentwicklung,<br />
zur Fortbildung sowie zur Qualitätsentwicklung<br />
ist enorm. Von<br />
daher können wir uns den öffentlichen<br />
Debatten und auch<br />
den politischen Verhandlungen<br />
selbstbewusst stellen. Insbesondere<br />
den Erzieherinnen und<br />
Erziehern in den Einrichtungen<br />
sowie vielen engagierten Trägervertretern<br />
gebührt dafür<br />
ausdrücklich Dank.<br />
Wohl der Kinder nicht aus<br />
den Augen verlieren<br />
Allerdings soll zum Abschluss<br />
auf zwei Problemfelder hingewiesen<br />
werden, die uns neben<br />
dem oben Gesagten in den<br />
nächsten Jahren sicher noch beschäftigen<br />
werden. Der zunehmende<br />
Druck zur Flexibilisierung<br />
der Öffnungszeiten in den Einrichtungen,<br />
um Anforderungen<br />
des Arbeitsmarktes gerecht zu<br />
werden, steht in einem deutlichen<br />
Spannungsverhältnis zum<br />
Bildungsauftrag der Kindertageseinrichtungen.<br />
Werden zum<br />
einen immer weitergehende Betreuungszeiten<br />
gewünscht, so<br />
bleibt unklar, wann das verbindliche<br />
gemeinsame Bildungsgeschehen<br />
in Kindertageseinrichtungen,<br />
das ebenfalls von öffentlicher<br />
Seite eingefordert wird,<br />
überhaupt geschehen kann. Es<br />
wird wichtig sein, bei all den Anforderungen<br />
von Seiten des Arbeitsmarktes,<br />
denen sich die Eltern<br />
stellen müssen, auch das<br />
Wohl der Kinder nicht aus den<br />
Augen zu verlieren, die nicht nur<br />
betreut werden sollen, sondern<br />
ein Recht auf Förderung, Bildung<br />
und soziale Verlässlichkeit<br />
haben.<br />
Fachkräftemangel im<br />
pädagogischen Bereich<br />
Beim anderen Problem handelt<br />
es sich um den sich abzeichnenden<br />
Fachkraftmangel. Durch<br />
die Schaffung zusätzlicher Krippenplätze<br />
wird der Bedarf an Erzieherinnen<br />
und Erziehern steigen.<br />
Darüber hinaus werden in<br />
den nächsten Jahren eine Reihe<br />
Mitarbeitender in den Ruhestand<br />
gehen. Es ist bereits jetzt zu beobachten,<br />
dass wir bundesweit<br />
auf einen Fachkraftmangel im<br />
pädagogischen Bereich zusteuern.<br />
Um dem rechtzeitig zu begegnen,<br />
finden erste Gespräche<br />
auf Landes- und Bundesebene<br />
statt. Es geht darum zu verhindern,<br />
dass wir zum einen hohe<br />
fachliche qualitative und bildungspolitische<br />
Ansprüche haben,<br />
diese aber zum anderen<br />
nicht umsetzen können, weil uns<br />
einfach die dafür qualifizierten<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
fehlen. Wir werden eine öffentliche<br />
Diskussion darüber zu führen<br />
haben, welchen Stellenwert<br />
soziale Berufe in unserer Gesellschaft<br />
haben und wie dieser<br />
Stellenwert zu vergüten ist. Die<br />
Anforderungen und Belastungen<br />
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
sind in den letzten Jahren<br />
enorm gewachsen. Dennoch<br />
sind wir darauf angewiesen,<br />
dass der Beruf der Erzieherin<br />
und des Erziehers zu einem attraktiven<br />
Beruf für Frauen und<br />
Männer wird. Unsere Kindertageseinrichtungen<br />
und die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter stehen<br />
mittlerweile an einer zentralen<br />
Stelle im deutschen Bildungssystem<br />
und tragen damit<br />
besondere Verantwortung für die<br />
Kinder in unserem Land.<br />
Zu dieser Verantwortung hat sich<br />
die EKiR immer wieder deutlich<br />
bekannt. Als kirchliche Träger<br />
haben wir dabei einen wichtigen<br />
und wertvollen Beitrag zur Bildung<br />
und insbesondere zur religiösen<br />
Bildung in unserem Land<br />
zu leisten.<br />
Zahlen zu den <strong>Evangelische</strong>n Kindertageseinrichtungen<br />
im <strong>Saar</strong>land<br />
Ev. <strong>Kirche</strong> im Rheinland 49<br />
Ev. <strong>Kirche</strong> der Pfalz 16<br />
Plätze in den Kindertageseinrichtungen der EKiR 2.924<br />
Anzahl der Mitarbeitenden (in Vollzeitstellen) EKiR 287,22<br />
Eingesetzte <strong>Kirche</strong>nsteuermittel<br />
der <strong>Kirche</strong>ngemeinden EKiR 2,782 Mio €<br />
74 75
V E R B I N D U N G S S T E L L E<br />
Fortbildungen für Erzieherinnen<br />
und Erzieher in Kindertageseinrichtungen<br />
Immer mehr Kindertagesstätten<br />
im <strong>Saar</strong>land nehmen Kinder unter<br />
drei Jahren auf. Dies stellt<br />
Erzieherinnen und Erzieher vor<br />
große Herausforderungen. Das<br />
Referat Kindertageseinrichtungen<br />
des DIAKONISCHEN<br />
WERKES AN DER SAAR bietet<br />
aus diesem Grunde eine vierteilige<br />
Langzeitfortbildung zur<br />
Fachkraft für Krippenpädagogik<br />
an. „Bessere Kenntnisse über<br />
frühkindliches Verhalten helfen<br />
pädagogisches Handeln zu<br />
konzipieren und umzusetzen“,<br />
sagt Referatsleiterin Marlene<br />
Schaeffer. Dies sei Voraussetzung<br />
für eine gute Betreuungssituation.<br />
In weiteren Fortbildungsangeboten<br />
geht es um die Bildungsarbeit<br />
mit Kindern unter drei<br />
Jahren, um Partizipation und<br />
um Bildungsgerechtigkeit in<br />
der Kindertagesstätte oder um<br />
Säuglings- und Kleinkindpflege<br />
in der Krippe. Auch Leiterinnen<br />
und Leiter werden angesprochen,<br />
etwa mit den Themen<br />
„Teambildung“ oder „Dienstplangestaltung“.<br />
Eine Reihe der<br />
Fortbildungen findet in Zusammenarbeit<br />
mit dem Landesjugendamt<br />
statt.<br />
Die Programme sind erhältlich<br />
im Referat für Kindertageseinrichtungen,<br />
Tel. 0681/ 77036,<br />
Internet: www.dwsaar.de.
Impressum<br />
DIAKONISCHES WERK AN DER SAAR gGMBH<br />
Rembrandtstraße 17 – 19<br />
66540 Neunkirchen<br />
Tel. 06821/ 956-207<br />
gf@dwsaar.de<br />
www.dwsaar.de<br />
Redaktion: Helmut Paulus, Öffentlichkeitsarbeit<br />
Gestaltung: GrafikDesign E.Jacob<br />
Fotos: Diakonisches Werk<br />
Druck: reha GmbH <strong>Saar</strong>brücken