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Jahresbericht<br />

20082009<br />

DIAKONISCHES WERK<br />

AN DER SAAR


I N H A L T S V E R Z E I C H N I S<br />

VORWORT<br />

OFFENE SOZIALE ARBEIT<br />

JUGENDBERUFSHILFE<br />

JUGENDHILFEVERBUND<br />

ZENTRALE DIENSTE<br />

VERBINDUNGSSTELLE<br />

02 Udo Blank, Diakoniepfarrer<br />

03 Eine soziale Gesellschaft schaffen, Wolfgang Biehl, Geschäftsführer<br />

05 Das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR, gGMBH<br />

06 Brücken bauen, statt Barrieren aufzurichten<br />

08 Körper und Geist trainieren<br />

09 Ein Lebensthema mit vielen Facetten<br />

11 Singen und bewegen, trommeln und klatschen<br />

12 Den Eltern Sicherheit vermitteln<br />

13 „Wichtig ist, immer ein Ziel vor Augen zu haben“<br />

14 Blick in die Statistik<br />

15 Die Erziehungskompetenz stärken<br />

17 „Viele können weder lesen noch schreiben“<br />

18 Im Kern des demokratischen Europas<br />

19 „Stimmenvielfalt“ über Kultur und Sprachgrenzen hinweg<br />

20 Kinder fördern statt frustrieren<br />

22 Schule wird zum Erlebnisort<br />

23 Den Alltag organisieren und Ressourcen aktivieren<br />

24 Alle kamen an einen Tisch<br />

25 „Meine Zeit sinnvoll verbringen“<br />

25 Sozialpolitischer Rückschritt<br />

28 Umstrukturierungsmaßnahmen gelungen<br />

32 Die „zweite Chance“ nutzen<br />

33 Jugendliche sollen zu Wort kommen<br />

34 Blick in die Statistik<br />

35 Drei Tage Praxisorientierung motiviert<br />

36 Landesbester mit Durchschnitt 1,57<br />

38 Hilfe für Jugendliche mit Anlaufschwierigkeiten<br />

39 Erfolgreiches Praktikum im Hotel<br />

41 Stark werden für die Bühne des Lebens<br />

42 „Zum ersten Mal wieder ernst genommen“<br />

44 Finanzielle Lücke geschlossen<br />

48 Parteilich für Qualitätsentwicklung<br />

52 Warum Wasser weh tun kann<br />

54 Über Kreativität zu Stabilität<br />

55 Lernen kann wirklich Spaß machen<br />

56 Eine Reise zu sich selbst<br />

58 Gesund, phantasievoll und preiswert<br />

59 Blick in die Statistik<br />

60 Wenn der Uhu Schuhu lebendig wird<br />

64 „Zentrale Zukunftsaufgabe“<br />

66 Nun ist das Team wieder komplett<br />

66 Das DWSAAR beim Firmenlauf in Dillingen<br />

67 Eine „Lebendige Bibliothek“ mit Menschen aus der Arbeit<br />

68 Goldenes Kronenkreuz verliehen<br />

70 Herausforderung für die Diakonie<br />

72 Qualitätsentwicklung wird vorangetrieben<br />

76 Fortbildung für Erzieherinnen und Erzieher in Kindertageseinrichtungen


V O R W O R T<br />

Jesus Christus spricht:<br />

„Was bei den Menschen<br />

unmöglich ist, das ist bei<br />

Gott möglich.“ (Lukas 18,27) Jahreslosung 2009<br />

Liebe Freundinnen und Freunde der<br />

Diakonie,<br />

in diesem Satz aus dem Lukasevangelium<br />

begegnen wir einem der<br />

Kernthemen der Diakonie. Jesus antwortet<br />

auf die Frage, wer denn angesichts<br />

ungerechter Lebensverhältnisse<br />

überhaupt selig werden könne.<br />

Die Spannung zwischen Armut und<br />

Reichtum ist für ihn unvereinbar mit<br />

einem gerechten und gelingenden,<br />

also gottgefälligen Leben.<br />

Dabei begegnen uns solche Verhältnisse<br />

in der Arbeit der Diakonie tagtäglich.<br />

Armut in all ihren Ausprägungen<br />

und Schattierungen nimmt in unserem<br />

Land zu. Tafelprojekte, Kleiderkammern,<br />

Möbelbörsen, Wärmestuben<br />

gehören mittlerweile zur festen<br />

sozialen Infrastruktur in vielen<br />

Kommunen. Was zum einen gelingende<br />

Hilfeformen sind, ist zum andern<br />

ein deutliches Kennzeichen für<br />

das Auseinanderbrechen einer Gesellschaft.<br />

Die Diakonie stellt sich<br />

diesen Herausforderungen, ist aber<br />

zugleich tief besorgt über die weitere<br />

Entwicklung. Allein mit tagtäglichen<br />

Hilfen ist der Not nicht zu begegnen.<br />

Es bedarf grundsätzlicher<br />

und tiefgreifender politischer Maßnahmen<br />

mit dem Ziel, sich einer gerechten<br />

Verteilung wieder anzunähern.<br />

Andernfalls sind vor allem die<br />

Kinder und Jugendlichen unter uns<br />

und nach uns die Leidtragenden, da<br />

vielen von ihnen durch Armut und<br />

Ausgrenzung der Weg in ein selbst<br />

bestimmtes Leben von Anfang verwehrt<br />

wird.<br />

„Von allen zur Armut beitragenden<br />

Faktoren schlägt mangelnde Bildung<br />

am deutlichsten durch.“(Gerechte<br />

Teilhabe – Befähigung zu Eigenverantwortung<br />

und Solidarität – Eine<br />

Denkschrift des Rates der EKD zur<br />

Armut in Deutschland, 2006, S.61)<br />

Mit dieser Feststellung weist der Rat<br />

der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> Deutsch-<br />

lands auf die Notwendigkeit hin, die<br />

Armut auch durch intensive Förderung<br />

von Bildung zu bekämpfen. Nur<br />

so erhalten unsere Kinder und Jugendlichen<br />

echte Chancen zur Teilhabe.<br />

Das DIAKONISCHE WERK AN DER<br />

SAAR hat sich in seinem Bemühen,<br />

Armut zu bekämpfen insbesondere<br />

dem Thema Bildung für Benachteiligte<br />

zugewandt. Sie werden in diesem<br />

Bericht viel erfahren über das WERK<br />

als Träger von Bildungsmaßnahmen<br />

in Form von Qualifizierungen, Berufsausbildungen,Unterstützungsmaßnahmen<br />

für Schülerinnen und Schüler,<br />

schulbegleitenden Aktivitäten, Integrationskursen,<br />

Familienbildung<br />

bis hin zur Erziehungsberatung. Wir<br />

möchten die notwendige Bildung und<br />

Ausbildung gerade für benachteiligte<br />

Zielgruppen vermitteln. Daneben<br />

wollen wir Rahmenbedingungen in<br />

Familien, Schulen und bei persönlichen<br />

Haltungen schaffen, die gelingende<br />

Bildungsarbeit ermöglichen.<br />

Das ist eine gewaltige Aufgabe, die<br />

einen manchmal zu überfordern<br />

droht. Darum wollen wir uns auch<br />

nicht von der Frustration eines Sisyphus<br />

bremsen lassen, sondern setzen<br />

unser Vertrauen auf die Verheißung,<br />

dass bei Gott Dinge möglich<br />

sind, die unsere Grenzen überschreiten.<br />

Viele haupt-, neben- und ehrenamtlich<br />

Mitarbeitende im DIAKONI-<br />

SCHEN WERK AN DER SAAR arbeiten<br />

an diesem Ziel mit großem<br />

Engagement und Einsatz mit. Dafür<br />

gebührt ihnen Dank.<br />

Ende 2008 waren im DIAKONI-<br />

SCHEN WERK AN DER SAAR 616<br />

Mitarbeitende beschäftigt. Einige davon<br />

sind im Laufe des Jahres hinzugekommen.<br />

Hier möchte ich stellvertretend<br />

Martin Heß erwähnen, der<br />

am 1. Juli die Leitung der Abteilung<br />

OFFENE SOZIALE ARBEIT übernommen<br />

hat.<br />

Unsere Arbeit ist aber nur möglich,<br />

weil wir zahlreiche Partner und Freunde<br />

haben, die uns begleiten und unterstützen.<br />

Dazu gehören natürlich<br />

die evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

in den <strong>Kirche</strong>nkreisen Ottweiler, <strong>Saar</strong>brücken<br />

und Völklingen. Dazu gehören<br />

aber auch die Sammlerinnen und<br />

Sammler der Diakoniesammlung wie<br />

die zahlreichen Spender, die viele Aktivitäten<br />

erst möglich machen. Ihnen<br />

allen, wie auch den Partnerinnen und<br />

Partnern in der Politik, den Behörden<br />

und den Verbänden danken wir. Was<br />

in diesem Bericht zu lesen ist, war nur<br />

durch ihre Unterstützung möglich.<br />

Doch bei allem Engagement stoßen<br />

wir natürlich immer wieder an Grenzen.<br />

Misserfolge im Alltag sind unseren<br />

Mitarbeitenden ebenso wenig<br />

fremd wie Augenblicke der Überforderung.<br />

Es gehört zur Wahrhaftigkeit<br />

und Professionalität unserer Arbeit,<br />

uns diesen Augenblicken und Erfahrungen<br />

ebenso zu stellen wie den Erfolgen.<br />

Denn es ist wichtig auch loslassen<br />

zu können, anscheinend Unmögliches<br />

in andere Hände zu legen.<br />

Für uns ist ein Satz wie die Jahreslosung<br />

2009 eine befreiende Zusage<br />

und Hoffnung. Wir müssen nicht aufgeben,<br />

sondern wir können loslassen<br />

und sind dennoch getragen. Diese<br />

Erfahrung trägt die Arbeit vieler Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter im DIA-<br />

KONISCHEN WERK, gerade wenn<br />

unsere fachliche Professionalität an<br />

ihre Grenzen stößt. Diese Hoffnung<br />

geben wir auch den Menschen weiter,<br />

die zu uns kommen, Hilfe suchen<br />

und oftmals keinen Ausweg mehr sehen.<br />

Den Skandal zunehmender Armut<br />

in unserem Land werden wir weiter<br />

offen benennen. Aber zugleich leben<br />

wir mit einem Versprechen Jesu:<br />

Was bei den Menschen unmöglich<br />

ist, das ist bei Gott möglich.<br />

Ich lade Sie ein: Lassen Sie sich packen<br />

von den Schilderungen in diesem<br />

Jahresbericht! Und lassen Sie<br />

uns darin die gemeinsame Aufgabe<br />

entdecken, für Gerechtigkeit und Solidarität,<br />

also für Nächstenliebe, politisch<br />

und ganz konkret im Alltag einzutreten.<br />

Udo Blank, Diakoniepfarrer<br />

Das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR steht<br />

vor vielen Herausforderungen<br />

Eine soziale Gesellschaft<br />

schaffen<br />

„Der Mensch ist zum Arbeiten geboren<br />

wie der Vogel zum Fliegen“,<br />

sagt Luther.<br />

„Aus der Arbeit ziehen wir unser<br />

Selbstbewusstsein, im Rhythmus<br />

Arbeit, Freizeit und Feiertage verwirklichen<br />

wir uns. Die Ökonomie<br />

muss sich aber am Maß des Menschen<br />

orientieren, sonst zerstört<br />

sie diesen und sich selbst. Keine<br />

Arbeit zu haben, schafft ebenso<br />

große Probleme, Aggression und<br />

Gewalt, die gegen sich selbst und<br />

andere gerichtet wird. Teile der Bevölkerung<br />

nicht in Arbeit zu bringen,<br />

ist letztlich das Teuerste, was<br />

sich unsere Gesellschaft leisten<br />

kann – bis hin zum Flurschaden<br />

für die Städte“. Soweit Präses Nikolaus<br />

Schneider in einem Interview<br />

mit der Zeitschrift „Steinkohle“<br />

im August 2008.<br />

1. Unterstützung und Hilfe für<br />

arbeitslose und von Arbeitslosigkeit<br />

bedrohte Menschen sowie<br />

für arme Menschen<br />

Die Arbeitslosenquote im <strong>Saar</strong>land<br />

lag im Dezember 2008 bei<br />

7,8 Prozent, das sind 40.000 Personen.<br />

Daneben gibt es aber etliche<br />

Zehntausende mehr, die Arbeitslosengeld<br />

II erhalten und mit<br />

359 Euro pro Monat als Haushaltsvorstand<br />

auskommen müssen.<br />

Die Folge: Immer mehr Menschen<br />

sind auf Tafeln, Wärmestuben, Möbel-<br />

und Kleiderbörsen und Essensausgaben<br />

angewiesen. Allein<br />

bei der Tafel Neunkirchen waren<br />

für das Jahr 2008 pro Monat 1.153<br />

Hilfeempfänger zu verzeichnen.<br />

Eine Antwort des DWSAAR darauf<br />

ist die Einrichtung von Sozialkaufhäusern<br />

durch die Abteilung JU-<br />

GENDBERUFSHILFE. Am 1. Juli<br />

2009 wurde „’s kaufhaus“ in Kooperation<br />

mit der Stadt in der Pavillonstraße<br />

in <strong>Saar</strong>louis eröffnet.<br />

Ziel ist es, einerseits ein preisgünstiges<br />

und dennoch qualitativ<br />

hochwertiges Angebot an Gebrauchtwaren<br />

für Menschen mit<br />

kleinem Geldbeutel vorzuhalten<br />

und andererseits neue Dauerarbeitsplätze<br />

für Langzeitarbeitslose<br />

zu schaffen.<br />

Anfang März 2009 hat das DW-<br />

SAAR zusammen mit der Caritas<br />

und in Kooperation mit der evangelischen<br />

und katholischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

eine Tafel in Illingen<br />

eröffnet. Damit existieren im<br />

<strong>Saar</strong>land 11 Tafeln.<br />

Die Einrichtung von Sozialkaufhäusern<br />

und Tafeln ist ein Akt der<br />

Nächstenliebe. Gleichzeitig kämpfen<br />

wir für Gerechtigkeit und setzen<br />

uns für eine gerechtere Verteilung<br />

der Mittel in unserer Gesellschaft<br />

ein. Armut beschämt nicht<br />

die Betroffenen, Armut beschämt<br />

die Gesellschaft.<br />

2. Bekämpfung<br />

der Kinderarmut<br />

Am saarländischen Landesdurchschnitt<br />

gemessen gelten 14 Prozent<br />

der saarländischen Bevölkerung<br />

als arm. Somit lebt jeder<br />

sechste unterhalb der Armutsgrenze.<br />

„Zusammen mit der Liga der<br />

freien Wohlfahrtspflege im <strong>Saar</strong>land<br />

fordert das DWSAAR die politischen<br />

Entscheidungsträger auf<br />

allen Ebenen auf, vor allem die Ursachen<br />

und Folgen der Kinderarmut<br />

nachhaltig zu bekämpfen.<br />

Dazu gehört eine existenzsichernde<br />

Arbeit für alle und gleiche Bildungschancen.<br />

Angesichts der<br />

großen Anzahl von Kindern und<br />

Familien, die von Armut bedroht<br />

oder betroffen sind, muss der Regelsatz<br />

für Kinder im Hartz IV-Bezug<br />

deutlich angehoben werden.<br />

Außerdem muss nach sechs Jahren<br />

Stillstand und deutlichen Preis-<br />

steigerungen das Kindergeld stärker<br />

als bisher erhöht und aus der<br />

Anrechnung zur Berechnung von<br />

Alg II herausgenommen werden.<br />

Das DWSAAR reagiert auf diese<br />

Armutssituation mit der Einrichtung<br />

von zwei weiteren durch den<br />

Regionalverband <strong>Saar</strong>brücken geförderten<br />

Projekten „Freiraum für<br />

Prävention – Jugendhilfeprojekte<br />

zur Vorbeugung gegen Kinderarmut“<br />

in Völklingen und Brebach.<br />

Auch die Aktivierungsmaßnahmen<br />

für Langzeitarbeitslose sind in Kooperation<br />

mit der ARGE <strong>Saar</strong>brücken<br />

ausgebaut worden. Infoveranstaltungen,<br />

Vorträge und politische<br />

Diskussionen sowie die Umsetzung<br />

der Beschlüsse der Landessynode<br />

2009 im Rahmen einer<br />

geplanten Regionalkonferenz zeigen,<br />

dass das Thema Armut seinen<br />

Stellenwert in der gesellschaftlichen<br />

Diskussion behält.<br />

3. Sozialraumorientierung<br />

Die Sozialräume im <strong>Saar</strong>land sind<br />

aufgrund der sozialen Problemlagen<br />

stark belastet. Sie müssen<br />

durch Methoden der Gemeinwesenarbeit,<br />

aber auch durch vernetzte<br />

Jugendhilfe gestärkt werden.<br />

Wolfgang Hinte, ein Verfechter<br />

sozialraumorientierter Arbeit in<br />

der Jugendhilfe, wird oftmals mit<br />

der Aussage zitiert: „Vom Fall zum<br />

Feld; es braucht ein ganzes Dorf,<br />

um ein Kind zu erziehen, wer Kindern<br />

helfen will, hilft ihren Familien<br />

– wer Familien hilft, hilft dem Gemeinwesen!“<br />

Sozialraumorientierung zeichnet<br />

sich dadurch aus, dass<br />

• neben dem Einzelfall auch das<br />

soziale Feld als Adressat helfenden<br />

Handelns in den Mittelpunkt<br />

gerückt wird,<br />

• neben den helfenden Experten<br />

2 3


H E R A U S F O R D E R U N G E N<br />

auch die bestehenden Ressourcen<br />

des sozialen Umfeldes genutzt<br />

werden,<br />

• neben bzw. vor der Bewältigung<br />

von Problemen die Ressourcen<br />

stärkende Prävention bei bestehenden<br />

Risiken gesetzt wird und<br />

• gegen die Segmentierung erzieherischer<br />

Hilfen die Integration<br />

und Vernetzung (nach Integration<br />

und Vernetzung, Kooperation)<br />

verschiedener Hilfen und Angebote<br />

betrieben wird.<br />

Diesen Ansatz setzt das DWSAAR<br />

gemeinsam mit anderen Trägern<br />

der Wohlfahrtspflege beispielsweise<br />

im Sozialraumbüro Illingen und<br />

den Gemeinwesenprojekten um.<br />

Der Sozialraum hat dabei die wichtige<br />

Funktion, soziale Problemstellungen<br />

aufzufangen. Dazu muss<br />

er gestärkt und immer wieder motiviert<br />

werden, was über Einrichtungen<br />

der Diakonie im breiten Netzwerk<br />

geschieht.<br />

Die Sozialraumorientierung wird<br />

umso wichtiger, wenn man die<br />

Zahlen der stationären Unterbringung<br />

im JUGENDHILFEVER-<br />

BUND analysiert. Im Jahr 2005<br />

waren von 81 Aufnahmen 31 Inobhutnahmen;<br />

im Jahr 2006 von 109<br />

schon 53. Unter Inobhutnahme<br />

versteht man die sofortige Herausnahme<br />

eines Kindes/Jugendlichen<br />

aus der Familie wegen Gefahr im<br />

Verzug und die sofortige Einweisung<br />

auf einen freien Platz der stationären<br />

Jugendhilfe.<br />

4. Integration<br />

Ein Drittel der nachwachsenden<br />

Generation in Deutschland lebt<br />

mittlerweile in Einwandererfamilien.<br />

Diese Zahl belegt, wie wichtig<br />

es ist, dass diese Kinder in der<br />

Mitte unserer Gesellschaft ankommen.<br />

Nach einer Studie des Berlin-Instituts,<br />

die auf Zahlen von<br />

2005 beruht, bleiben bis zu 45<br />

Prozent der Einwandererjugendlichen<br />

ohne Ausbildung.<br />

Aus Sicht der Diakonie ist es dringend<br />

notwendig, dass die Integration<br />

endlich aus der Modell-<br />

und Experimentierecke herauskommt<br />

und zur Regelleistung wird.<br />

Modellprojekte bringen oft keine<br />

nachhaltigen Verbesserungen mit<br />

sich, wenn sie nicht verstetigt wer-<br />

den. Das Ranking der Bundesländer<br />

in der benannten Studie darf<br />

nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

dass selbst in den Bundesländern<br />

mit den besten Ergebnissen Migranten<br />

mehr als doppelt so häufig<br />

erwerbslos sind wie Einheimische<br />

und sie hängen mehr als doppelt<br />

so oft von öffentlichen Leistungen<br />

ab. Das Ziel einer Annäherung<br />

zwischen Einheimischen und Migranten<br />

ist nirgendwo auch nur annähernd<br />

erreicht.<br />

Das DWSAAR hat seine Arbeit mit<br />

Flüchtlingen aus dem Irak schon<br />

seit einiger Zeit verstärkt.Viele der<br />

rund 100 Flüchtlinge aus dem Irak,<br />

die in der Landesaufnahmestelle<br />

Lebach derzeit schon untergebracht<br />

sind, finden Rat und Hilfe<br />

in der Flüchtlingsberatungsstelle<br />

des DWSAAR mit ihrem arabischsprachigen<br />

Fachberater.<br />

Insbesondere die Ev. <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

Lebach hat sich in der letzten<br />

Zeit um christliche Migranten<br />

gekümmert. Sie ist in unsere<br />

Migrationsarbeit integriert; die<br />

in der <strong>Kirche</strong>ngemeinde zuständige<br />

Mitarbeiterin arbeitet im Migrationsteam<br />

des DWSAAR mit.<br />

5. Rezertifizierung<br />

Eine besondere Herausforderung<br />

stellt für das Jahr 2009 und folgende<br />

die interne Strukturierung<br />

der DWSAAR gGmbH dar. Nach<br />

3 Jahren Qualitätssiegel als Bildungsträger<br />

und insbesondere<br />

nach der DIN ISO 9001:2000 für<br />

die Bereiche JUGENDBERUFS-<br />

HILFE, Geschäftsführung und Verwaltung,<br />

steht im Herbst 2009 die<br />

Rezertifizierung mit allen damit<br />

verbundenen Aufgaben an.<br />

Zu den Fragen des Qualitätsmanagements<br />

gehören auch die sys-<br />

tematische Erfassung von Fortbildungsmaßnahmen<br />

und die Überarbeitung<br />

des Qualitätshandbuchs<br />

und des Leitbildes, was beides für<br />

das Jahr 2010 anvisiert ist. Ein<br />

nach intensiver Diskussion beschlossenes<br />

Verfahren zum BetrieblichenEingliederungsmanagement<br />

nach § 84 SGB IX (BEM) regelt<br />

– nach Aussage des Integrationsfachdienstes<br />

sogar musterhaft<br />

– den Umgang des DWSAAR<br />

mit Langzeit arbeitsunfähigen und<br />

schwerbehinderten Mitarbeitenden.<br />

Resumee<br />

Die Auflistung der zentralen Herausforderungen<br />

ist nicht vollständig.<br />

Sie kann um weitere Punkte<br />

wie „Bildung“, „Ehrenamtlichenarbeit“<br />

oder „Schule als Lebensraum“<br />

ergänzt werden. Die Mitarbeitenden<br />

des DWSAAR stellen<br />

sich diesen Herausforderungen<br />

und beteiligen sich damit an der<br />

Weiterentwicklung eines sozialen<br />

<strong>Saar</strong>landes.<br />

Geschäftsführung DWSAAR<br />

Das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR gGMBH<br />

4 5<br />

Verwaltung<br />

Personalverwaltung<br />

Vermögensverwaltung<br />

Finanz- und<br />

Rechnungswesen<br />

Offene Soziale Arbeit<br />

Referat I<br />

Gemeindl. Diakonie<br />

Referat II<br />

Beratung und Bildung<br />

Referat III<br />

Gemeinwesenarbeit<br />

Referat IV<br />

Migrationsdienste<br />

Jugendberufshilfe<br />

Team I<br />

Jugendberatung<br />

Berufsvorbereitung<br />

Ausbildung<br />

Team II<br />

Jugendarbeit<br />

Beratung / Vermittlung<br />

Qualifizierung / Beschäftigung<br />

Gesellschafterversammlung<br />

Verwaltungsrat<br />

Geschäftsführung<br />

DIAKONISCHES WERK AN DER SAAR<br />

gGMBH<br />

Verbindungsstelle<br />

/ Liga<br />

Ref. Kindertageseinrichtungen<br />

Betriebswirt.<br />

Fachberatung<br />

Jugendhilfeverbund<br />

stationär / teilstationär<br />

Ambulant<br />

Arbeit an Schulen<br />

psychologischer<br />

Dienst<br />

Gemeinnützige<br />

Trägergesellschaft<br />

Kirchliche Sozialstationen<br />

im<br />

Stadtverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken mbH<br />

Kirchliche Sozialstation<br />

Neunkirchen / Spiesen-<br />

Elversberg gemeinnützige<br />

GmbH<br />

Mitarbeitervertretung<br />

(MAV)<br />

Controlling<br />

Öffentlichkeitsarbeit /<br />

Kommunikation<br />

Qualitätsmanagementbeauftragte/r<br />

Gleichstellungsbeauftragte<br />

Sicherheitsfachkraft<br />

Datenschutzbeauftragter


O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />

Bildung hat in der Abteilung „OFFENE SOZIALE ARBEIT“<br />

einen hohen Stellenwert<br />

Brücken bauen,<br />

statt Barrieren aufzurichten<br />

Die Abteilung „OFFENE SOZIALE<br />

ARBEIT“ arbeitet auf einem breiten<br />

Feld der sozialen Arbeit. Dabei<br />

stehen die Armutsproblematik mit<br />

den damit verbundenen Auswirkungen,<br />

die Beratungsarbeit, die<br />

Arbeit mit Wohnungslosen, die Tafeln,<br />

die Gemeinwesenarbeit, die<br />

Integration von Behinderten, die<br />

Arbeit mit Freiwilligen und Ehrenamtlichen<br />

sowie die sozialpädagogische<br />

Betreuung von Aussiedlern<br />

sowie Migrantinnen und Migranten<br />

im Mittelpunkt unseres Auftrags.<br />

Die Angebote der Abteilung „OF-<br />

FENE SOZIALE ARBEIT“ erfolgen<br />

an vielen Punkten in enger<br />

Anbindung an die evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinden in den drei <strong>Kirche</strong>nkreisen<br />

Ottweiler, <strong>Saar</strong>brücken<br />

und Völklingen, die als Gesellschafter<br />

das DIAKONISCHE<br />

WERK AN DER SAAR gGMBH<br />

tragen.<br />

Diakonisches Handeln und diakonische<br />

Bildung sind verankert im sozialen<br />

System der christlichen Gemeinde<br />

und zielen darauf, die soziale<br />

Verantwortung der <strong>Kirche</strong> vor<br />

Ort wahrzunehmen. Dies geschieht<br />

unter den sozialen, wirtschaftlichen,<br />

politischen und kulturellen Rahmenbedingungen<br />

der jeweiligen<br />

Zeit. Dabei richtet sich die diakonische<br />

Bildung besonders an Menschen,<br />

die sozial und ökonomisch<br />

ausgeschlossen sind. Sie werden<br />

zu Bildungsprozessen motiviert, die<br />

soziale und politische Verhältnisse,<br />

Strukturen, Probleme und Lösungsansätze<br />

reflektieren und verarbeiten.<br />

Ziel ist, die Gestaltung<br />

des Sozialen in der Gesellschaft<br />

und eine Beteiligung an der politischen<br />

Kultur. Diakonische Bildung<br />

basiert auf aktiver Mitarbeit und sie<br />

zielt auf die Teilnahme am gesellschaftlichen<br />

und beruflichen Leben.<br />

Die Diakonie arbeitet innerhalb<br />

einer pluralen Gesellschaft. Sie<br />

spiegelt sich in der eigenen Mitarbeiterschaft<br />

und in den Menschen<br />

wider, denen sie hilft. Dabei<br />

bewegt sich diakonische Arbeit<br />

oft im Umfeld von Migration<br />

und bedarf der interkulturellen<br />

Kompetenz, um diakonisch zu<br />

handeln. Diakonische Bildung soll<br />

auch die Begegnung von Menschen<br />

fördern, die kulturell und religiös<br />

anders sind, sie soll Brücken<br />

bauen, statt Barrieren aufzurichten,<br />

soll das Gemeinsame<br />

entdecken, das Verschiedene<br />

kennenlernen und verstehen.<br />

Diakonische Bildung orientiert sich<br />

an den Kompetenzen der Menschen<br />

und will die Menschen befähigen,<br />

ihre Interessen selbstverantwortlich<br />

und selbstbestimmt<br />

zu vertreten und zu gestalten.<br />

Sie richtet sich an gemeindebezogene<br />

Diakonie, an vernetzendes<br />

Gemeinwesen, an Netzwerke<br />

von Hauptamtlichen, Freiwilligen<br />

und Angehörigen.<br />

Bildung als Fundament<br />

unserer Gesellschaft<br />

Bildung gehört zu den zentralen<br />

Pfeilern unserer Gesellschaft. So<br />

bestimmt Bildung nicht nur die Entwicklung<br />

und Handlungschancen<br />

eines jeden Menschen in Beruf<br />

und Privatleben, sondern auch die<br />

Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft.<br />

Obwohl Bildung für die Gesellschaft<br />

so wichtig ist, zeigt der<br />

OECD-Bildungsbericht 2007, dass<br />

es in Deutschland Nachholbedarf<br />

gibt. Nur 20 Prozent eines Jahrganges<br />

schafften in Deutschland<br />

einen akademischen Abschluss,<br />

im OECD-Schnitt sind es 30 Prozent.<br />

Der Bericht belegt erneut die<br />

hohe Abhängigkeit des Bildungserfolgs<br />

von der sozialen Herkunft.<br />

Die Wahrscheinlichkeit, ein Hochschulstudium<br />

aufzunehmen, ist bei<br />

Oberschichtkindern mehr als doppelt<br />

so hoch, als bei Gleichaltrigen<br />

aus sozial einfachen Verhältnissen.<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

mit Migrationshintergrund besuchen<br />

selten ein Gymnasium,<br />

Die Nachfrage nach Arbeitskräften<br />

ohne abgeschlossene Ausbildung<br />

geht weiter zurück. Durch<br />

die Verringerung der gering qualifizierten<br />

Arbeitsplätze, kommt den<br />

Schulen eine besondere Bedeutung<br />

zu. Jedoch ist die Zahl der<br />

Schulabgänger, die nicht über einen<br />

Hauptschulabschluss verfügen,<br />

unverändert hoch. Im <strong>Saar</strong>land<br />

liegt die Quote bei 7,8 Prozent,<br />

wobei der Anteil der ausländischen<br />

Schulabgänger ohne<br />

Hauptschulabschluss mit 16 Prozent<br />

mehr als doppelt so hoch ist.<br />

Möglichst früh<br />

Deutsch lernen<br />

Die Schwierigkeiten ausländischer<br />

Kinder in unserem Bildungssystem<br />

liegen oft an mangelnder<br />

Kenntnis der deutschen Sprache.<br />

Aus diesem Grund ist es für<br />

Kinder, aber auch für Jugendliche<br />

und Erwachsene mit Migrationshintergrund<br />

wichtig, möglichst<br />

früh Deutsch zu lernen. Dazu bietet<br />

der Bereich Migration der Abteilung<br />

„OFFENE SOZIALE AR-<br />

BEIT“ (OSA) diverse Sprach- und<br />

Integrationskurse an. Wo die Fähigkeit<br />

fehlt, in der Muttersprache<br />

zu schreiben, helfen die Alphabetisierungskurse.<br />

Schon in der Phase<br />

vor der Schule zeigt sich, je früher<br />

die Sprachkompetenz in Deutsch<br />

gesteigert wird, umso besser sind<br />

nachher die Chancen. Hier setzt<br />

das Programm Hippy (Home Instruction<br />

for Parents of Preschool<br />

Youngsters) der OSA an. HIPPY<br />

ist ein Vorschul- und Familienbildungsprogramm<br />

für Familien mit<br />

und ohne Migrationsgeschichte.<br />

Die Möglichkeiten zum Erwerb von<br />

qualifizierter Bildung sind durch<br />

viele Faktoren bestimmt. Der Bildungsbericht<br />

2008 des Konsortiums<br />

Bildungsberichterstattung<br />

nennt neben dem Migrationshintergrund<br />

unter anderem den sozialen<br />

Status und den Bildungsstand<br />

der Herkunftsfamilie. Diese Risikolagen<br />

von Kindern nehmen zu.<br />

In Deutschland lebte 2006 mehr<br />

als jedes 10. Kind unter 18 Jahren<br />

in einer Familie, in der kein Elternteil<br />

erwerbstätig war. Bei über 3,4<br />

Millionen oder 23 Prozent der Kinder<br />

lag das Einkommen der Familie<br />

unter der Armutsgefährdungsgrenze.<br />

Armut verhindert Bildung<br />

und verfestigt soziale Ausgrenzung.<br />

Diese Risikolagen führen<br />

zu einer deutlichen Verschlechterung<br />

der Bildungschancen und<br />

ihr Ansteigen in den letzten Jahren<br />

ist besonders bedenklich.<br />

Neue Angebote<br />

entwickelt<br />

Der Bedarf an Bildung und Weiterbildung<br />

wird weiter zunehmen,<br />

weshalb die in der Diakonie entwickelten<br />

Instrumente zur Förderung<br />

von Bildung verstärkt eingesetzt<br />

werden. Neu hinzugekommen<br />

ist in der OSA im letzten<br />

Jahr der Bereich der berufsorientierten<br />

Sprachkurse, die helfen<br />

sollen, sprachliche Vermittlungshemmnisse<br />

zu beseitigen. Außerdem<br />

gibt es im Bereich der Migrationsarbeit<br />

vielfältige Bildungsangebote<br />

in den Flüchtlingsfrauengruppen<br />

und beim Kompetenztraining.<br />

Hierzu zählen auch der Besuch<br />

von interkulturellen Veranstaltungen<br />

oder der Frauentreff.<br />

Man spricht zwar viel vom lebenslangen<br />

Lernen, aber gerade das<br />

Lernen in der Kindheit prägt das<br />

weitere Leben. Dies greifen besonders<br />

die Kinderhäuser (Freiraum<br />

für Prävention) auf. In diesem Bereich<br />

sind neben dem bestehenden<br />

Kinderhaus in Malstatt 2009<br />

neu hinzugekommen: ein Kinderhaus<br />

in Brebach, angeknüpft an<br />

die dortige Gemeinwesenarbeit<br />

sowie ein Kinderhaus in Völklin-<br />

gen in Kooperation mit dem Caritasverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken e. V. sowie<br />

die Gemeinwesenarbeit im Innenstadtbereich<br />

von Völklingen.<br />

In <strong>Saar</strong>brücken vernetzt seit Beginn<br />

des Jahres das Kinder- und<br />

Bildungszentrum (KiBiZ) die bestehenden<br />

Bildungsangebote im<br />

Stadtteil Malstatt. Die Angebote<br />

der Familienbildungsstätte der<br />

OSA reichen von Erziehungskursen<br />

wie „Starke Eltern, starke Kinder“<br />

über Nähkurse, Aktiv- und Bastelangebote,<br />

Familienbildung, Bildungsfahrten<br />

bis hin zu Kursen für<br />

pflegende Angehörige. Die therapeutische<br />

Schülerinnen- und<br />

Schülergruppe Matzenberg sowie<br />

Brebach helfen Schulkindern<br />

bei ihrer Entwicklung in der Schule.<br />

Dort, wo die familiäre Hilfe bei<br />

den Hausaufgaben fehlt, ergänzen<br />

diese Angebote die Entwicklungsmöglichkeiten<br />

der Kinder.<br />

Soziale Arbeit möchte auch Menschen<br />

helfen selber wieder Arbeit<br />

zu finden. Hier greift das ProgrammXENOS-Interkulturelle<br />

Kompetenzwerkstatt, das Existenzgründungsberatunganbietet<br />

und somit Menschen unterstützt<br />

von ihrer beruflichen<br />

Selbstständigkeit zu leben.<br />

Bildung darf keine<br />

Frage der Kosten sein<br />

Der mittelalterliche Theologe und<br />

Philosoph Meister Eckhardt hat<br />

den Begriff der Bildung in die deutsche<br />

Sprache eingeführt. Für ihn<br />

bedeutete er „Erlernen von Gelassenheit“<br />

und wurde als Sache<br />

Gottes angesehen, wodurch<br />

der Mensch Gott ähnlich werde.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der OSA ermöglichen den Menschen<br />

den Zugang und die Aneignung<br />

von neuem Wissen. Dabei<br />

darf Bildung keine Frage der<br />

Kosten sein. Bildung ist neben<br />

der Schulbildung auch grundsätzlich<br />

Wissensvermittlung, Belehrung<br />

und Befähigung. So sollen<br />

auch soziale und emotionale<br />

Kompetenzen erworben werden.<br />

Bildung meint auch, gemeinsam<br />

den Alltag zu erleben und jemand<br />

unterstützend zu begleiten, damit<br />

das Kind, der Jugendliche, der<br />

junge Erwachsene die optimale<br />

Chance bekommt, seine Fähigkeiten<br />

zu entfalten. Frauen und Männer<br />

werden bei der verantwortlichen<br />

Gestaltung ihrer Lebenssituation<br />

und der Teilnahme am gesellschaftlichen<br />

Leben begleitet.<br />

Die Mitarbeitenden der OSA richten<br />

ihre Angebote am christlichen<br />

Menschenbild aus, das<br />

die Würde und Gleichwertigkeit<br />

jedes Menschen als Geschöpf<br />

Gottes begreift. Wir vermitteln<br />

aus dem christlichen Glauben<br />

abgeleitete Wertvorstellungen.<br />

Wir sind auch Vorbilder im<br />

Alltag. Der wertschätzende Umgang<br />

miteinander ist ein Zeichen.<br />

6 7<br />

Martin Heß<br />

unter Mitarbeit von<br />

Rosie Divivier,<br />

Sigrun Krack,<br />

Martin Horzella


O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />

ALTENARBEIT Die Seniorenberatung Eschberg<br />

leistet Hilfe zur Selbsthilfe<br />

Körper und Geist<br />

trainieren<br />

„Besonders wichtig sind mir der<br />

Sitztanz und das Gedächtnistraining,<br />

um Körper und Geist<br />

zu trainieren und fit zu halten“,<br />

erzählt Charlotte Binzen. Sie<br />

schätzt aber auch die Vorträge,<br />

die ihr neue Eindrücke und Informationen<br />

vermitteln, bereits<br />

vorhandenes Wissen vertiefen<br />

und sie zum Nachdenken anregen.<br />

Die 93-Jährige ist eine der<br />

ältesten Bewohnerinnen des<br />

Mecklenburgrings 53 und begeistert<br />

von den Angeboten der<br />

Seniorenberatung Eschberg<br />

des DWSAAR im Haus. Seit sie<br />

hier wohnt, nimmt sie an vielen<br />

Veranstaltungen teil und ist froh<br />

über jede Hilfe im Alltag. So<br />

fühlt sie sich in ihrer Wohnung<br />

wesentlich sicherer, seit sie<br />

nach dem Vortrag des Landes-<br />

kriminalamtes die Sicherheitstipps<br />

für Senioren beherzigt.<br />

Da fast alle Veranstaltungen<br />

im Haus stattfinden, kann<br />

Charlotte Binzen trotz eingeschränkter<br />

Mobilität regelmäßig<br />

daran teilnehmen. Aber<br />

auch immer mehr Bewohnerinnen<br />

und Bewohner aus anderen<br />

Teilen des Wohngebietes<br />

Eschberg, ja, teilweise sogar<br />

aus der Stadt, finden den Weg<br />

zur Seniorenberatungsstelle.<br />

Das Modellprojekt „Seniorenberatungsstelle<br />

Eschberg“, unterstützt<br />

durch die Immobiliengruppe<br />

<strong>Saar</strong>brücken, hat das<br />

Ziel, den Seniorinnen und Senioren<br />

möglichst lange ein<br />

selbstbestimmtes Leben in den<br />

Hält sich fit: Charlotte Binzen (Mitte) beim Sitztanz der Seniorenberatung<br />

eigenen vier Wänden zu ermöglichen<br />

und Hilfe zur Selbsthilfe<br />

zu leisten. Neben der Informations-<br />

und Beratungsarbeit<br />

organisiert die Beratungsstelle<br />

Bildungs-, Kultur- und<br />

Freizeitangebote. Dazu zählen<br />

Vorträge, Gedächtnistraining,<br />

Sitztanz mit Gymnastik,<br />

Filmnachmittage, Kaffeenachmittage,<br />

gemeinsame Mittagessen,<br />

Basteln, jahreszeitliche<br />

Feste und eine Apothekensprechstunde.<br />

Die Veranstaltungen<br />

finden im Gemeinschaftsraum<br />

statt, der nachmittags<br />

zum gemeinschaftlichen<br />

Spielen oder gemütlichen Beisammensein<br />

offen steht. Dabei<br />

wird großen Wert gelegt<br />

auf die Aktivierung und Förderung<br />

der Fähigkeiten älterer<br />

Menschen. Die Beteiligung<br />

am Programm wird gefördert.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt<br />

der Beratungsstelle ist die<br />

Netzwerkarbeit im Stadtteil,<br />

um die Attraktivität des<br />

Wohngebiets zu steigern.<br />

So war die Beratungsstelle<br />

an der Erstellung eines Seniorenstadtplans<br />

beteiligt.<br />

SEXUALITÄT Das umfassende Bildungskonzept der Beratungsstelle für<br />

Schwangerschaftskonflikte, Familienplanung und Sexualpädagogik<br />

Ein Lebensthema<br />

mit vielen Facetten<br />

Kinder werden heute mehr und<br />

oft knallhart mit Sexualität konfrontiert<br />

und geben vor, informiert<br />

zu sein, alles zu wissen.<br />

Die sexualisierte Sprache hat<br />

zugenommen, das beginnt bereits<br />

in der Grundschule, ja im<br />

Kindergarten. Nutte, Schlampe,<br />

Wichser, Fick dich ins Knie und<br />

Ähnliches sind cool und fallen<br />

auf. Dabei wissen Schülerinnen<br />

und Schüler erschreckend wenig<br />

über Sex, obwohl viel darüber<br />

gesprochen wird. Diese<br />

Erfahrung müssen die Mitarbeiterinnen<br />

der Beratungsstelle<br />

für Schwangerschaftskonflikte,<br />

Familienplanung und<br />

Sexualpädagogik des DW-<br />

SAAR immer wieder machen.<br />

Merkwürdige Bilder und Fachbücher<br />

mit langweiligem, unbekanntem<br />

Text, Lehrerinnen<br />

und Lehrer, denen das Thema<br />

schwerfällt, die nach Worten<br />

suchen und verpflichtender<br />

Unterricht sind hier wenig hilfreich.<br />

Deshalb ist es vor allem<br />

bei Jugendlichen in der Pubertät<br />

von Vorteil, wenn professionelleSexualpädagoginnen,<br />

die von außen in die<br />

Schule kommen, auf ihre Fragen<br />

und Nöte eingehen.<br />

Im Dialog mit den Kindern<br />

und Jugendlichen besteht die<br />

Chance, das „Halbwissen“ aufzugreifen<br />

und „echte Aufklärungs“<br />

Bildungsarbeit zu leis-<br />

ten. Abenteuerliche Vorstellungen<br />

über die Möglichkeiten<br />

schwanger zu werden, Verhütungsmethoden<br />

und Ge-<br />

schlechtsverkehr können im<br />

gemeinsamen Gespräch angesprochen<br />

und richtig gestellt<br />

werden. Jugendliche sind häufig<br />

erleichtert zu erfahren, wie<br />

es wirklich ist und wie individuell<br />

und vielfältig Sexualität<br />

sein kann. Die positiven Seiten<br />

von Sexualität, wie Küssen,<br />

Schmusen, Liebe oder Orgasmus<br />

können beleuchtet werden.<br />

Es wird deutlich, dass Liebe<br />

auch ohne Sex möglich ist.<br />

Dabei ist sexuelle Bildung<br />

nicht die isolierte Vermittlung<br />

sexueller Kompetenzen<br />

zur Gestaltung intimer Beziehungen.<br />

Die Beraterinnen<br />

und Berater beziehen Sexualität<br />

in ein umfassendes Bildungskonzept<br />

mit ein, be-<br />

schäftigen sich konsequent<br />

sowohl mit kindlicher Sexualität<br />

als auch mit Sexualität<br />

von Jugendlichen, Erwachsenen<br />

bis hin zu alten Menschen.<br />

Und jede Phase hat ihre Besonderheiten.<br />

Der Mensch als<br />

Sexualwesen lernt sein Leben<br />

lang dazu, denn Sexualität<br />

ist nichts, was ein für alle<br />

Mal gleich bleibend gelebt wird.<br />

Sexualität ist ein Lebensthema<br />

mit vielen Facetten.<br />

Zwei Beispiele:<br />

Kinder sind sexuelle<br />

Wesen von Anfang an<br />

Die sexuelle Entwicklung von<br />

Kindern beginnt schon bei der<br />

Geburt. Gefühle der Mutter,<br />

8 9


O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />

wie Angst und Freude am eigenen<br />

Körper und auch an der<br />

eigenen Sexualität beeinflussen<br />

die Angstbereitschaft beziehungsweise<br />

sexuelle Vitalität<br />

des Kindes. Eine weitere<br />

wichtige Erfahrung für den<br />

Säugling ist die Geburt selbst,<br />

die er mit allen Sinnen erlebt.<br />

Bis ins hohe Alter bleibt eine<br />

Sehnsucht nach Geborgenheit<br />

und verlässlicher Liebe wach.<br />

Themen der Gruppen-Angebote<br />

der <strong>Evangelische</strong>n Beratungsstelle<br />

für Schwangerschaftskonflikte,Familienplanung<br />

und Sexualpädagogik<br />

des DWSAAR in <strong>Saar</strong>brücken<br />

sind unter anderem:<br />

• körperliche Entwicklung<br />

• Körperbild / Schönheitsideale<br />

• partnerschaftliches Verhalten<br />

und Kommunikation<br />

• sexuelle Orientierungen<br />

• Körper, Lust und Sexualität<br />

• Verhütung<br />

• Schwangerschaft und Geburt,<br />

Schwangerschaftsabbruch<br />

• sexuell übertragbare<br />

Krankheiten und HIV / AIDS<br />

• sexuelle Belästigung in<br />

der Schule, in Ausbildung<br />

und Beruf<br />

• sexualisierte Gewalt<br />

Deshalb erfahren die Frauen<br />

in der Schwangerschaftsberatung<br />

oder später als junge<br />

Mütter in den Babykursen<br />

der Beratungsstelle, wie wichtig<br />

es für ihre Säuglinge ist,<br />

ein Sich-Wohlfühlen auf körperlicher,<br />

emotionaler und sozialer<br />

Ebene zu erfahren. Bedürfnis-,<br />

Körper-, Beziehungs-<br />

und Geschlechtergeschichte<br />

beeinflussen die sexuelle Ent-<br />

Die sexualpädagogischen<br />

Angebote richten sich an:<br />

• Schülerinnen und<br />

Schüler (Grundschule,<br />

Hauptschule, Realschule,<br />

Gesamtschule, Sonder- und<br />

Berufsschule, Gymnasium)<br />

• Kinder, Jugendliche und<br />

junge Erwachsene<br />

(z.B. Tages- u. Wohngruppen,<br />

Konfirmandengruppen)<br />

• Eltern<br />

• MultiplikatorInnen<br />

wicklung und die Persönlichkeitsentwicklung<br />

jedes Menschen.<br />

Sie prägen seine Sexualität<br />

und seinen Charakter.<br />

Der Körper spielt von Geburt<br />

an eine wichtige Rolle, Kinder<br />

empfinden sich zunächst<br />

körperlich. Die vielfältigen Erlebnisse<br />

des Säuglings gehen<br />

nicht verloren, sondern bleiben<br />

im Gedächtnis haften.<br />

Sexualerziehung von<br />

Jugendlichen<br />

Es zeigt sich aber immer wieder,<br />

wie viele falsche Vorstellungen,<br />

Unwissen und Halbwissen<br />

beim Thema „Sexualität“<br />

herrscht. Jugendliche bringen<br />

das Gelernte aus dem Biologieunterricht<br />

nicht mit sich<br />

in Verbindung, ihnen fehlen<br />

oft die Worte für ihre Organe;<br />

sie wissen kaum, was in ihrem<br />

Körper passiert. Hartnäckig<br />

halten sich auch einige Mythen<br />

und Märchen wie beispielsweise<br />

„Während der Menstruation<br />

kann ich nicht schwanger<br />

werden“, „Wenn eine Frau<br />

stillt, kann sie nicht schwanger<br />

werden...“, „Wenn der Junge<br />

aufpasst, kann nichts passieren...“,<br />

„Wenn ich im Stehen<br />

Sex habe, dann kann<br />

ich nicht schwanger werden“,<br />

„Eine Scheidenspülung<br />

mit Coca-Cola verhindert<br />

eine Schwangerschaft“,<br />

„Wenn ich die Pille absetze,<br />

kann ich erst nach einem halben<br />

Jahr schwanger werden“.<br />

Eine fundierte Sexualerziehung<br />

ist für die Entwicklung wichtig.<br />

Je mehr Wissen vermittelt wird,<br />

desto selbstsicherer gehen Jugendliche<br />

mit Sexualität, Liebe<br />

und Verhütung um. Sie können<br />

in der Gruppe selbstbewusst<br />

mitreden und entscheiden, zu<br />

welchen Schritten sie bereit<br />

oder noch nicht bereit sind.<br />

FAMILIE Die Musikgarten-Gruppen<br />

in der Familienbildungsstätte<br />

Singen und bewegen,<br />

trommeln und klatschen<br />

Sie klatschen und stampfen,<br />

sind laut und auch leise,<br />

sie laufen und singen, mal<br />

hoch und mal tief…- Musikgarten-Gruppen<br />

in der <strong>Evangelische</strong>nFamilienbildungsstätte<br />

des DWSAAR sind Musikstunden<br />

für die Allerkleinsten<br />

mit ihren Müttern oder Vätern.<br />

Teilnehmen können Kinder<br />

von einem halben bis vier<br />

Jahre. Dabei wird darauf geachtet,<br />

dass die Kinder einer<br />

Gruppe alle gleich alt sind.<br />

Die Treffen beginnen immer<br />

gleich: Erwachsene und Kinder<br />

begrüßen sich mit einem<br />

Eröffnungslied, in dem jedes<br />

Kind namentlich genannt wird.<br />

Ob die Kinder dabei sofort aktiv<br />

mitmachen oder erst einmal<br />

nur zusehen, ist nicht so<br />

wichtig. Hauptsache, die Eltern<br />

beteiligen sich, da sie Vorbilder<br />

sind und die Kinder so<br />

das Singen und Musizieren<br />

als selbstverständlich empfinden.<br />

Dies ist auch das wichtigste<br />

Ziel des Musikgarten-<br />

Konzeptes: der spielerische<br />

und selbstverständliche Umgang<br />

mit Musik, vor allem aber<br />

das aktive Musizieren im Familienalltag.<br />

Dabei geht es nicht<br />

um spätere Genies am Instrument,<br />

sondern um musikalische<br />

Frühförderung, die sich<br />

positiv auf die gesamte Entwicklung<br />

der Kinder auswirkt.<br />

Nach der Begrüßung kommen<br />

Fingerspiele, Kniereiter oder<br />

Instrumente an die Reihe, wo-<br />

bei den Kindern vielfältige Gelegenheiten<br />

gegeben werden,<br />

ihre Ideen auszuprobieren.<br />

Nicht nur Singen und Bewegen<br />

spielen eine Rolle in der Musikstunde,<br />

sondern ganz nebenbei<br />

werden noch Regeln<br />

und soziales Miteinander geübt.<br />

So ist es beispielsweise<br />

nach ein paar Stunden für die<br />

Kinder selbstverständlich, dass<br />

die Hölzer nach der Spielphase<br />

wieder in den Korb in der Mitte<br />

gehören. Oder, dass beim Ausprobieren<br />

eines besonderen<br />

Instruments auch andere an<br />

der Reihe sind und man warten<br />

und dabei zuhören kann.<br />

Fester Bestandteil der Stunde<br />

ist auch das Bewegen<br />

durch den Raum. Dabei gehen<br />

alle, rennen ganz schnell oder<br />

schleichen leise im Einklang<br />

mit der Musik. Sind die Kinder<br />

müde vom Toben, wird es Zeit<br />

sich auf dem Boden beim Sitzen<br />

im Kreis gemeinsam mit<br />

Instrumenten wie Trommeln,<br />

Glöckchen, Rasseln oder auch<br />

mit Naturmaterialien zu beschäftigen<br />

und ihre Geräusche<br />

zu erforschen. Natürlich klingt<br />

die Stunde mit einem gemeinsamen<br />

Abschiedslied aus.<br />

Vielen Bedürfnissen der Kinder<br />

wird im Musikgarten Rechnung<br />

getragen: dem Verlangen<br />

die Dinge zu erforschen<br />

und etwas auszuprobieren,<br />

dem Bewegungsdrang, dem<br />

spielerischen Umgang mit der<br />

Stimme. Viele Eltern sind begeistert:<br />

„Seit wir zum Musikgarten<br />

kommen, sitzt Emma<br />

immer zu Hause im Kreis ihrer<br />

Plüschtiere und Puppen,<br />

klatscht und singt: Wir<br />

wollen alle singen Guten-<br />

Tag“, erzählt eine Mutter.<br />

10 11


O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />

FAMILIE Das Prager-Eltern-Kind-Programm in der<br />

Familienbildungsstätte beginnt ab der 4. Lebenswoche<br />

Den Eltern Sicherheit<br />

vermitteln<br />

Die Geburt eines Kindes verändert<br />

alles: Ein Paar wird zur<br />

Familie. Die erste Zeit ist eine<br />

große Umstellung für alle, täglich<br />

müssen neue Eindrücke<br />

verarbeitet werden, täglich entstehen<br />

unzählige Fragen. Hier<br />

setzt das Prager-Eltern-Kind-<br />

Programm (PEKiP) an, das in<br />

der Familienbildungsstätte des<br />

DWSAAR angeboten wird. Ab<br />

der 4. Lebenswoche können<br />

Mütter oder Väter wöchentlich<br />

für 90 Minuten mit ihren Babys<br />

in die PEKiP-Gruppe kommen,<br />

dazu gehört auch ein Familientermin<br />

an einem Wochenende.<br />

Der Raum ist warm und mit<br />

Matten ausgelegt. So können<br />

die Babys, sobald sie ausgezogen<br />

sind, ganz ihrem Bewegungsdrang<br />

nachgehen.<br />

PEKiP bietet vielfältige Spiel-<br />

und Bewegungsanregungen,<br />

die dem jeweiligenEntwicklungsstandangemessen<br />

sind.<br />

Hierbei ist<br />

der Wechsel<br />

zwischen<br />

Spannung<br />

und Entspannung<br />

sehr wichtig.<br />

Die Babys<br />

können<br />

erste sozialeKontakteknüpfen.<br />

Sie in-<br />

teressieren sich für die anderen<br />

„Minis“ und erkennen<br />

sich wieder.<br />

Eine vertrauensvolle Atmosphäre<br />

bildet die Basis für den<br />

Austausch der Eltern. Kaum<br />

ein Thema bleibt ausgespart.<br />

Probleme können erörtert und<br />

Fragen gestellt werden. Warum<br />

krabbelt mein Kind noch<br />

nicht? Warum kann es noch<br />

nicht sitzen? Da die Spanne in<br />

der Ent-wicklung relativ groß<br />

sein kann, versuchen die Kursleiterinnen<br />

und Kursleiter den<br />

Eltern Sicherheit zu vermitteln,<br />

damit sie gelassen mit ihren<br />

Kindern umgehen können.<br />

Wer mehr über die verschiedenen<br />

Bereiche frühkindlicher<br />

Entwicklung weiß, kann<br />

die Fortschritte seines Kindes<br />

differenzierter betrachten und<br />

dem Kind die nötige Zeit für<br />

neue Entwicklungsschritte geben.<br />

Durch genaue Beobachtung<br />

des Kindes lernen Eltern<br />

achtsam mit der kindlichen Befindlichkeit<br />

umzugehen. Wenn<br />

ein Kind während der PE-<br />

KiP-Stunde hungrig ist, darf<br />

es essen, ist es müde, darf es<br />

schlafen. Aufmerksame, aufmunternde<br />

Eltern werden ihr<br />

Kind nicht überfordern, sondern<br />

begleiten und sich mit<br />

ihm über Erfolge freuen.<br />

Viele Eltern genießen in der<br />

PEKiP-Gruppe die Zeit mit ihrem<br />

Kind ganz bewusst und<br />

haben viel Freude am gemeinsamen<br />

Spiel. Kontakte<br />

und Freundschaften, die unter<br />

den teilnehmenden Eltern<br />

entstanden sind, bleiben<br />

oft nach Beendigung<br />

der PEKiP-Zeit bestehen.<br />

INTEGRATION Im Kompetenztraining des JMD werden junge<br />

Aussiedler zu aktiven und fähigen Mitgliedern unserer Gesellschaft<br />

„Wichtig ist, immer ein Ziel<br />

vor Augen zu haben“<br />

Junge Aussiedler, die oft gegen<br />

ihren Willen mit ihren Eltern<br />

nach Deutschland kommen,<br />

haben es hierzulande nicht einfach.<br />

Mitten in der Pubertät<br />

müssen sie einen Platz im Leben,<br />

ihre Identität finden. Sie<br />

kämpfen mit der ungewohnten<br />

Sprache, der fremden Kultur,<br />

den neuen Lebensgewohnheiten.<br />

Sie werden oft ausgegrenzt,<br />

finden keine Freunde,<br />

sind alleine unter Ihresgleichen.<br />

Hier setzen die Angebote<br />

des Jugendmigrationsdientes<br />

im DWSAAR an.<br />

„Für uns ist Integration mehr<br />

als Spracherwerb“, sagt Anna<br />

Levit, Mitarbeiterin der Migrationsdienste.<br />

„Wir wollen die jungen<br />

Menschen zu aktiven und<br />

fähigen Mitgliedern unserer<br />

Gesellschaft machen.“<br />

Ein Angebot neben anderen ist<br />

ein Training, in dem die jungen<br />

Menschen neben schulischen<br />

auch soziale Kompetenzen erwerben.<br />

Das Kompetenztraining<br />

findet nachmittags an zwei<br />

Standorten in <strong>Saar</strong>brücken<br />

statt. Wer hier regelmäßig teilnimmt,<br />

hat eine große Chance<br />

heimisch und erfolgreich zu<br />

werden, wie die Beispiele zeigen.<br />

Paul Skalozubov spricht sechs<br />

Sprachen: Spanisch, Ukrainisch,<br />

Russisch, Englisch Finnisch<br />

und mittlerweile auch<br />

Deutsch. Doch als er vor drei<br />

Jahren nach Deutschland kam,<br />

und hier eingeschult wurde,<br />

kam er erst einmal nicht zurecht.<br />

Paul Skalozubov verstand<br />

seine Lehrer nicht. Da<br />

war er froh, dass er das Kompetenztraining<br />

des Jugendmig-<br />

rationsdienstes des DWSAAR<br />

besuchen konnte. Heute hat<br />

es der 16-jährige geschafft: Er<br />

konnte von der Gesamtschu-<br />

le ins Otto-Hahn-Gymnasium<br />

wechseln, wo er die 10. Klasse<br />

besucht. Doch wenn er Fragen<br />

hat, weiß Paul, im Jugendmig-<br />

rationsdienst finde ich Hilfe.<br />

Auch Maria Shevzhenko ist<br />

froh, dass es das Kompetenztraining<br />

gibt. Sie habe davon<br />

viel profitiert, erzählt die 17-jährige,<br />

die vor vier Jahren aus<br />

Russland ins <strong>Saar</strong>land kam.<br />

Sie besucht die gymnasiale<br />

Oberstufe der Gesamtschule<br />

Rastbachtal. Ihr Lieblingsfach<br />

ist Mathematik. Maria hat<br />

ihre Sprachkenntnisse in einem<br />

Kurs der Migrationsdienste erworben.<br />

„Die beste Versicherung vor Arbeitslosigkeit<br />

ist Bildung“, sagt<br />

Wladimir Grizay. Der 17-jährige<br />

stammt aus Kasachstan und<br />

ist vor fünf Jahren mit seiner<br />

Mutter und Schwestern nach<br />

Deutschland eingewandert.<br />

12 13


O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />

Dank des Kompetenztrainings<br />

konnte er sogar die<br />

8. Klasse der Realschule am<br />

Ludwigspark überspringen.<br />

Heute besucht Wladimir die 11.<br />

Klasse am Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Gymnasium und<br />

hat alle Probleme mit Mathematik<br />

überwunden. „Wichtig ist,<br />

immer ein Ziel vor Augen zu<br />

haben“, sagt Wladimir Grizay.<br />

Mihail Cernyh ist 2003 aus Sibirien<br />

in Deutschland eingewandert.<br />

„Die Schule, das war<br />

erst einmal eine Katastrophe“,<br />

sagt er. Nach einem halben<br />

Jahr landete der heute 22-Jährige<br />

dann in einem Sprachkurs<br />

des DWSAAR und erfuhr vom<br />

Kompetenztraining beim Jugendmigrationsdienst.Schließlich<br />

erreichte er Dank der Hilfe<br />

der Stützlehrer in der Gesamtschule<br />

Bellevue den Realschulabschluss<br />

und absolvierte<br />

die Fachoberschule für<br />

Wirtschaft. Sein Notendurch-<br />

2008 haben die Migrationsdienste<br />

im DIAKONISCHEN<br />

WERK AN DER SAAR in<br />

<strong>Saar</strong>brücken 17 Integrationskurse<br />

durchgeführt, Sie wurden<br />

von 271 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern besucht. Sie<br />

kamen aus der Türkei, der<br />

Ukraine, Russland, Kasachstan<br />

und 35 weiteren Ländern.<br />

Der Jugendmigrationsdienst<br />

in <strong>Saar</strong>brücken hat in dieser<br />

Zeit 240 junge Menschen begleitet.<br />

Die Gruppenangebote,<br />

zu denen auch das Kompetenztraining<br />

gehört, wurden<br />

von 289 Jugendlichen besucht.<br />

schnitt von 1,6 war eine Auszeichnung<br />

wert. Mihail Cernyh<br />

studiert derzeit im 2. Semester<br />

Wirtschaftsingenieurwesen.<br />

„Ich bin verheiratet und habe<br />

hier viele Freunde gefunden“,<br />

berichtet er zufrieden.<br />

Auch Stanislaw Roschkov ist in<br />

dem für ihn ungewohnten deutschen<br />

Schulsystem erst einmal<br />

gescheitert. Als er 2002 aus<br />

der Ukraine ins <strong>Saar</strong>land kam<br />

verstand er kein Wort Deutsch.<br />

Nach der Intervention der Mitarbeiter<br />

des Jugendmigrationsdienstes<br />

durfte er das Berufsgrundschuljahr<br />

in Völklingen<br />

wiederholen. Dank der Nachhilfe<br />

im Kompetenztraining stellten<br />

sich dann auch Erfolge ein:<br />

Stanislaw Roschkov erreichte<br />

den Hauptschulabschluss,<br />

die Mittlere Reife und schließlich<br />

sogar das Fachabitur Wirtschaft.<br />

Er möchte Mediengestalter<br />

werden. Ganz nebenbei<br />

verdient er schon Geld als<br />

Disk-Jokey und legt in vielen<br />

Clubs im ganzen <strong>Saar</strong>land auf.<br />

Anna Kolodeschanski studiert<br />

Architektur. Davon konnte sie,<br />

als sie 2000 aus Kasachstan<br />

nach Deutschland kam, nur<br />

träumen. Auch sie hat mit Hilfe<br />

eines Sprachkurses des Jugendmigrationsdienstes<br />

den<br />

Einstieg geschafft und dann ihr<br />

Fachabitur im Bereich Design<br />

gemacht. „Das Studium läuft<br />

super“, erzählt sie. Trier sei<br />

eine tolle Stadt.<br />

Blick in die<br />

Statistik<br />

12 137 Menschen betreute die<br />

Abteilung „OFFENEN SOZI-<br />

ALE ARBEIT“ im Jahr 2008.<br />

Das ist eine Steigerung von<br />

fast 15 Prozent gegenüber<br />

2007 (10 695). Insgesamt hatten<br />

die über 180 Mitarbeitenden<br />

83 360 Beratungskontakte<br />

(2007 waren es 52 893). Besonders<br />

gestiegen ist in 2008<br />

die Nachfrage bei den Tafeln<br />

und der Bahnhofsmission.<br />

Auch in den Kleiderkammern<br />

wird vermehrt eingekauft.<br />

INTEGRATION Das Projekt „Ausbildungsorientierte Elternarbeit“<br />

will eine Brücke zwischen Elternhäusern und Schule schlagen<br />

Die Erziehungskompetenz<br />

stärken<br />

Der Bildungsstand der Mig-<br />

ranten im <strong>Saar</strong>land ist ausgesprochen<br />

schlecht. 15 Prozent<br />

verfügen über keinen Schulabschluss.<br />

Gerade mal 16 Prozent<br />

der 16– bis 20-jährigen<br />

Migranten besuchen eine gymnasiale<br />

Oberstufe. Es sind erschreckende<br />

Zahlen, die das<br />

Berlin-Institut in einer Studie<br />

zur Lage der Integration in<br />

Deutschland vorgelegt hat.<br />

Doch es gibt gute Ansätze,<br />

wie diesem Problem begegnet<br />

werden kann, sie müssen<br />

nun verstetigt werden. Seit<br />

zwei Jahren versucht das DW-<br />

SAAR in dem Projekt „Ausbildungsorientierte<br />

Elternarbeit“<br />

in <strong>Saar</strong>brücken eine Brücke<br />

zwischen den Elternhäusern<br />

und der Schule zu schlagen.<br />

Es ist das einzige Modell dieser<br />

Art im <strong>Saar</strong>land, bundesweit<br />

gibt es insgesamt zehn.<br />

Oft liege es nur an der mangelnden<br />

Kommunikation, dass<br />

Migrantenkinder in den Bildungseinrichtungen<br />

versagen,<br />

berichtet Projektmitarbeiterin<br />

Filyaz Gök. „Die Eltern sind mit<br />

den schulischen Verhältnissen<br />

hierzulande nicht vertraut und<br />

wissen wenig über die Möglichkeiten<br />

individueller Förderung,<br />

etwa bei Behinderungen.“<br />

Außerdem sei ihnen die Bedeutung<br />

von Maßnahmen wie<br />

Klassenbucheinträgen oder<br />

Klassenkonferenzen oft nicht<br />

bewusst. Gleichzeitig bestehe<br />

eine große Hemmschwelle,<br />

Elternabende oder andere<br />

schulische Veranstaltungen<br />

zu besuchen. „Migranteneltern<br />

müssen erst lernen, an<br />

diesem Punkt ihre Elternrolle<br />

zu übernehmen“, erläutert<br />

Gök. Deshalb sei es Ziel des<br />

Projekts, Eltern in ihrer Erziehungskompetenz<br />

zu stärken.<br />

In der Regel beginnt Göks Arbeit<br />

mit einem Hausbesuch,<br />

bei dem sie erst einmal versucht,<br />

den Eltern die Angst vor<br />

der Institution Schule zu nehmen.<br />

Gök stammt selbst aus<br />

der Türkei und kennt deshalb<br />

die kulturellen Traditionen vieler<br />

Migranten. Wenn es notwendig<br />

ist, nimmt sie sich auch<br />

einen Dolmetscher zu Hilfe.<br />

Rund 130 Familien hat die<br />

Sozialarbeiterin in den letzten<br />

zwei Jahren an den drei<br />

Projektstandorten, den Erweiterten<br />

Realschulen Ludwigspark<br />

und Bruchwiese sowie<br />

der Gesamtschule Ludwigspark,<br />

betreut. Sie begleitet<br />

die Eltern zu Gesprächen<br />

mit den Lehrerinnen und Lehrern,<br />

vermittelt Hausaufgabenbetreuung<br />

und veranstaltet thematische<br />

Elterntreffen. Zweimal<br />

im Jahr gibt es an jedem<br />

Standort einen so genannten<br />

interkulturellen Nachmittag,<br />

bei dem sich Eltern und Lehrer,<br />

etwa beim gemeinsamen<br />

Kochen, zwanglos näher kommen<br />

können. Außerdem bietet<br />

Gök an allen drei Schulen regelmäßig<br />

Sprechstunden an.<br />

Es profitieren viele von diesem<br />

Angebot. „Für die Lehrerinnen<br />

und Lehrer ist es eine<br />

enorme Erleichterung, eine Ansprechpartnerin<br />

an ihrer Seite<br />

zu haben, die vermittelt“,<br />

sagt Pia Götten, Direktorin der<br />

Bruchwiesenschule. Es gelinge,<br />

bei Problemen rechtzeitig<br />

einzugreifen, Missver-<br />

14 15


O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />

ständnisse im Vorfeld zu vermeiden.<br />

In ihrer Schule, die<br />

von Jugendlichen aus 37 Nationen<br />

besucht werde, sei das<br />

Projekt ein großer Erfolg.<br />

„Die Jugendlichen erleben ihre<br />

Eltern nicht mehr so hilflos gegenüber<br />

der Schule“, berichtet<br />

Gök. Auch das unterstütze<br />

den Lernerfolg. Etliche besuchten<br />

mittlerweile selbst<br />

Sprach- und Alphabetisierungskurse.<br />

Für viele Jugendliche<br />

ist die Schule nicht mehr<br />

der Albtraum, der sie einst war.<br />

Gök zählt zahlreiche Beispiele<br />

auf, wo sich die schulischen<br />

Leistungen erheblich verbessert<br />

haben und sich plötzlich<br />

Perspektiven auch in weiterführendeBildungseinrichtungen<br />

ergeben. Oft sei es<br />

auch gelungen, durch intensive<br />

Beratung die Situation im<br />

Elternhaus zu entspannen.<br />

Das Bundesmodell „Schul- und Ausbildungsorientierte Elternarbeit“<br />

endet in der bisherigen Form mit seiner Befristung zum<br />

30. Juni 2009. Auf Grund der positiven Wirkungen auf Schule,<br />

Elternhaus und Jugendliche gibt es Signale des saarländischen<br />

Bildungsministeriums auf eine Anschlussförderung<br />

aus Mitteln des Landes zumindest für 2009 und 2010.<br />

INTEGRATION Kurs mit Alphabetisierung in<br />

der Landesaufnahmestelle in Lebach<br />

„Viele können weder<br />

lesen noch schreiben“<br />

Zurzeit leben in der Landesaufnahmestelle<br />

in Lebach<br />

110 Menschen aus dem Irak,<br />

die zum großen Teil über die<br />

Türkei nach Deutschland geflüchtet<br />

sind. Die Mehrzahl sind<br />

Jesiden und Christen, ein geringer<br />

Teil sind Moslems. Dabei<br />

teilen sich die Jesiden in<br />

Araber und Kurden auf. Die<br />

Jesiden kommen hauptsächlich<br />

aus den ländlichen Regionen<br />

des Irak. Die Christen<br />

stammen dagegen verstärkt<br />

aus den Städten und besitzen<br />

eine höhere Bildung.<br />

„Bis zur Anerkennung vergehen<br />

in der Regel zwei bis drei<br />

Monate“, berichtet Ishac Badawi,<br />

Mitarbeiter der Flüchtlingsberatungsstelle<br />

des DW-<br />

SAAR in Lebach. Diese Zeit<br />

will die Diakonie nutzen und<br />

bietet deshalb in Zusammenarbeit<br />

mit dem Bundesamt<br />

für Migration und Flüchtlinge<br />

(BAMF) und dem Landesverwaltungsamt/Landesaufnahmestelle<br />

Lebach speziell<br />

für die Iraker ab März ei-<br />

nen Integrationskurs mit Alphabetisierung(Alphabetisierungskurs)<br />

an. Viele der Flüchtlinge<br />

könnten in ihrer Muttersprache<br />

weder lesen noch schreiben,<br />

sagt Badawi. Zudem biete<br />

der Integrationskurs die Möglichkeit,<br />

Deutsch zu lernen.<br />

In dem Alphabetisierungskurs<br />

erwerben die Teilnehmer<br />

im Verlauf von 945 Unterrichtsstundengrundlegende<br />

Lese- und Schreibkompetenzen<br />

und die für eine elementare<br />

Kommunikation notwendigen<br />

Deutschkenntnisse.<br />

Damit gehen sie den ersten<br />

Schritt in einem über den Kurs<br />

hinausweisenden Lernprozess.<br />

Die Teilnehmer erarbeiten sich<br />

also im Alphabetisierungskurs<br />

eine stabile Basis für den weiteren<br />

erfolgreichen Spracherwerb.<br />

Durch teilnehmerorientierte<br />

Methoden fördert der Unterricht<br />

neben selbstständigem<br />

Handeln auch interkulturelle<br />

Kompetenz und steigert so das<br />

Selbstwertgefühl der Migranten.<br />

Das DWSAAR begrüßt,<br />

dass die Europäische Union<br />

(EU) 10.000 besonders<br />

schutzbedürftige Flüchtlinge<br />

aus dem Irak aufgenommen<br />

hat. Christen und Jesiden<br />

sind dort zunehmend<br />

unter Druck seitens radikaler<br />

islamistischer Gruppierungen<br />

geraten. Menschen,<br />

die aus Angst und Verfolgung<br />

geflohen sind, berichten<br />

von massiven Einschüchterungen<br />

und Drohungen.<br />

Mehr als zwei Millionen Iraker<br />

halten sich deshalb derzeit<br />

in Syrien und Jordanien<br />

auf. 2.500 dieser Flüchtlinge<br />

sind nach Deutschland gekommen,<br />

31 davon ins <strong>Saar</strong>land.<br />

Im <strong>Saar</strong>land ist derzeit<br />

nach der Registrierung in Lebach<br />

die Verteilung auf die<br />

Gemeinden und Städte geplant.<br />

Dabei sollen die Familienverbände<br />

und Angehörige<br />

zusammenbleiben können.<br />

„Eine Rückkehr der Flüchtlinge<br />

in ihre Heimat ist auf<br />

absehbare Zeit völlig undenkbar“,<br />

sagt Martin Heß, Abteilungsleiter<br />

OFFENE SOZI-<br />

ALE ARBEIT beim DWSAAR.<br />

16 17


O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />

INTEGRATION Migrantinnen und Migranten besuchten<br />

das Europäische Parlament in Straßburg<br />

Im Kern des<br />

demokratischen Europas<br />

„Mir ist heute bewusst geworden,<br />

wie wichtig es ist, mehrere<br />

Sprachen zu beherrschen. Damit<br />

kann man viel im Leben erreichen.“<br />

Die begeisterte Aussage<br />

stammt von Alexander<br />

Braun. Der 19-jährige Spätaussiedler<br />

war im Herbst 2008 gemeinsam<br />

mit seinen Eltern aus<br />

Kasachstan ins <strong>Saar</strong>land gekommen.<br />

„Ich bin stolz, dass<br />

ich jetzt im Kern des demokratischen<br />

Europas lebe“, sagt er.<br />

Das <strong>Saar</strong>land liege so nah an<br />

Straßburg! Mit 37 anderen Migrantinnen<br />

und Migranten aus<br />

13 Ländern war Alexander<br />

Braun zu Besuch beim Europäischen<br />

Parlament in Straßburg.<br />

Im Gespräch: Jo Leinen (SPD) mit den Gästen<br />

aus dem <strong>Saar</strong>land.<br />

Die Fahrt war von den Migrationsdiensten<br />

des DIAKO-<br />

NISCHEN WERKES AN DER<br />

SAAR in Zusammenarbeit mit<br />

der Stiftung „Demokratie <strong>Saar</strong>land“<br />

organisiert worden. Viele<br />

Teilnehmende aus Integrationskursen<br />

sowie Eltern von Jugendlichen,<br />

die durch das Bundesmodellprojekt<br />

„Ausbildungs<br />

orientierte Elternarbeit im Jugendmigrationsdienst“<br />

betreut<br />

werden, nutzten die Chance,<br />

das EU-Parlament einmal<br />

hautnah zu erleben.<br />

Aserbaidschan, Bosnien, Estland,<br />

Ghana, Kasachstan, Kirgisistan,<br />

Marokko, Russland,<br />

Sri Lanka, Syrien, Türkei, Ukraine:<br />

die Liste der Herkunftsländer<br />

der Mitfahrenden war lang.<br />

Alle wohnen jetzt im <strong>Saar</strong>land.<br />

Einige haben schon die deutsche<br />

Staatsbürgerschaft erworben,<br />

andere haben es vor,<br />

Deutsche und somit Europäer<br />

zu werden. Nach einer strengen<br />

Sicherheitskontrolle konnte<br />

die Gruppe im Plenarsaal<br />

eine Debatte zum Thema „Autoindustrie<br />

und Finanzkrise“<br />

verfolgen. Die Größe des Parlamentes<br />

und die professionelle<br />

Organisation beeindruckte<br />

die Gäste aus dem <strong>Saar</strong>land:<br />

785 Abgeordnete aus 27<br />

Ländern gehören dem Parlament<br />

an, die Reden werden simultan<br />

in 23 Amtssprachen<br />

übersetzt. 99 dieser Abgeordneten<br />

kommen aus Deutschland,<br />

vier aus dem <strong>Saar</strong>land.<br />

Einer von ihnen, der saarländische<br />

SPD-Abgeordnete Jo<br />

Leinen, stand den Gästen sogar<br />

im persönlichen Gespräch<br />

Rede und Antwort. So erfuhren<br />

die Teilnehmenden, dass das<br />

Europäische Parlament jährlich<br />

12 Sitzungsperioden in Straßburg<br />

abhält, die Abgeordneten<br />

aber zusätzlich auch zwischen<br />

Luxemburg und Brüssel<br />

pendeln, um an Aus-<br />

schuss- und Fraktionssitzungen<br />

teilzunehmen.<br />

Aber es konnten auch Fragen<br />

gestellt werden, die den Neu-<br />

<strong>Saar</strong>ländern wichtig waren:<br />

Wird die Türkei, wird die Ukraine<br />

bald EU-Mitglied werden<br />

können? Wie ist der Tagesablauf<br />

eines EU-Parlamentariers?<br />

Wie kann man eine Anstellung<br />

als Mitarbeiter eines Abgeordneten<br />

bekommen? Doch<br />

die Anliegen des Europaparlamentes<br />

gehen über das Tagesgeschäft<br />

hinaus, verdeutlichte<br />

Jo Leinen. So wurde das Jahr<br />

2008 als Europäisches Jahr<br />

des interkulturellen Dialoges<br />

benannt. Es sollte Menschen<br />

in Europa dazu ermutigen, sich<br />

aktiv auf andere Kulturen und<br />

Lebensentwürfe einzulassen,<br />

sowohl innerhalb ihres persönlichen<br />

Lebensumfelds als auch<br />

im Austausch mit anderen Ländern.<br />

Respekt für kulturelle Unterschiede<br />

soll gefördert und<br />

kulturelle Vielfalt als Bereicherung<br />

erlebbar gemacht werden.<br />

Im Anschluss verbrachte die<br />

Reisegruppe noch den Nachmittag<br />

in Straßburg und erkundete<br />

die Sehenswürdigkeiten<br />

der Stadt. 2009 wird er,<br />

da er als Spätaussiedler gleich<br />

nach der Einreise die deutsche<br />

Staatsangehörigkeit erhalten<br />

hat, erstmals bei einer Europawahl<br />

mitwählen können. Darauf<br />

freut er sich schon jetzt.<br />

INTEGRATION Im interkulturellen Chor begegnen sich<br />

Menschen verschiedener Herkunft beim gemeinsamen Singen<br />

„Stimmenvielfalt“ über Kultur<br />

und Sprachgrenzen hinweg<br />

Es ist ein buntes Sprachengewirr<br />

an diesem Abend im BürgerInnenZentrum<br />

Brebach.<br />

Doch als Chorleiterin Amei<br />

Scheib zur Probe bittet, singen<br />

alle gemeinsam ein Lied auf<br />

Lateinisch: „Gaudeamus hodie!<br />

– Lasst uns heute fröhlich<br />

sein!“ – gleichsam das Motto<br />

des interkulturellen Chores<br />

„Stimmenvielfalt“ in <strong>Saar</strong>brücken.<br />

15 Sängerinnen und Sänger<br />

aus Russland, der Ukraine,<br />

Frankreich, Italien und<br />

Deutschland haben sich im<br />

Sommer 2008 zu einem interkulturellenProjektensemble<br />

zusammengefunden. Dank<br />

guter Vernetzung mit Vereinen<br />

und Bürgerinnen und Bürgern<br />

mit und ohne Migrationshintergrund<br />

in den Stadtteilen<br />

Brebach und Malstatt ist es der<br />

Gemeinwesenarbeit des DW-<br />

SAAR in Kooperation mit dem<br />

Zuwanderungs- und Integrationsbüro<br />

<strong>Saar</strong>brücken (ZIB) gelungen,<br />

am Chorgesang Interessierte<br />

unterschiedlichster<br />

Herkunft für die Idee zu begeistern,<br />

einen interkulturellen<br />

Chor zu gründen. „Gemeinsam<br />

zu singen und zu musizieren<br />

spricht den ganzen Menschen<br />

an, vor allem auch auf<br />

der Gefühlsebene – eine gute<br />

Voraussetzung, um sich über<br />

Kultur- und Sprachgrenzen hinweg<br />

persönlich zu begegnen“,<br />

berichtet Anne-Marie Marx, Mitarbeiterin<br />

im Stadtteilbüro Malstatt<br />

und selbst engagierte<br />

Sängerin, über erste Erfahrungen<br />

in der interkulturellen<br />

Chorarbeit.<br />

Der Chor „Stimmenvielfalt“,<br />

der in Zusammensetzung, Programm<br />

und Konzept dezidiert<br />

interkulturell ausgerichtet ist,<br />

will Wege aufzeigen, wie Integration<br />

gelingen kann. Während<br />

im täglichen Leben von<br />

Migrantinnen und Migranten oft<br />

der reale Kontakt zu Deutschen<br />

fehle, sei dies im Chor jetzt<br />

ganz anders. „Die Ausgangslage<br />

ist dabei aber für alle gleich.<br />

Wir alle müssen immer wieder<br />

in für uns fremden Sprachen<br />

singen“, sagt Marx. Dazu<br />

gehört etwa das afrikanische<br />

Lied „Siyahamba“ (Unser Weg<br />

ist der Weg des Lichts), das in<br />

insgesamt sieben Sprachen<br />

vorgetragen wird. So bringen<br />

Migrantinnen und Migranten einen<br />

umfangreichen Liedschatz<br />

aus ihren Herkunftsländern mit,<br />

der im Chor erarbeitet wird.<br />

Umgekehrt wird aber auch<br />

deutsches Liedmaterial einstudiert.<br />

In der gemeinsamen Entwicklung<br />

des Programms liegt<br />

letztendlich das Besondere<br />

dieses Chores, denn darüber<br />

entsteht ein interkultureller Austausch,<br />

von dem alle – Sängerinnen<br />

und Sänger mit und<br />

ohne Migrationshintergrund –<br />

gleichermaßen profitieren.<br />

Ein erster Höhepunkt für die<br />

Sängerinnen und Sänger war<br />

ein Auftritt mit kleinen Programmbeiträgen<br />

zum „Interkulturellen<br />

Abend mit Chören und<br />

Vokalensembles“ in der <strong>Saar</strong>-<br />

18 19


O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />

brücker Johanneskirche im<br />

Rahmen der „Interkulturellen<br />

Wochen“. Erfolgserlebnisse<br />

durch gemeinsame Auftritte<br />

sollen das Selbstbewusstsein<br />

und das Gemeinschaftsgefühl<br />

fördern. Der Chor verspricht<br />

sich davon aber auch eine Signalwirkung<br />

in die Öffentlichkeit<br />

hinein: Gemeinsam singen,<br />

gemeinsam arbeiten, gemeinsam<br />

leben kann gelingen und<br />

dabei noch Spaß machen - und<br />

durch das gemeinsame Auftreten<br />

machen wir dies hör- und<br />

erlebbar.<br />

Neben der Weiterentwicklung<br />

des interkulturellen Chores stellt<br />

sich die Frage, wie Migrantinnen<br />

und Migranten in bestehende<br />

saarländische Chöre besser in-<br />

„Kann ich mir ’nen Appel mache?“<br />

Über diese Frage ist<br />

Carsten Freels nicht mehr verwundert.<br />

Denn seit es im Kinderhaus<br />

in Malstatt eine Apfelschälmaschine<br />

gibt, werden<br />

dort wöchentlich mehrere Kilo<br />

mit diesem kleinen Automaten<br />

mundgerecht zubereitet: Aufstecken,<br />

drehen – fertig. Früher<br />

erzählt Mitarbeiter Freels,<br />

da lag das Obst tagelang in<br />

der Schale – und niemand griff<br />

zu. Manchmal gelte es einfach<br />

nur, den richtigen Zugang zu<br />

finden, damit sich Kinder gesund<br />

ernährten.<br />

tegriert werden können. Hierzu<br />

ist die Zusammenarbeit mit dem<br />

Chorverband <strong>Saar</strong> angestrebt,<br />

um mit Beratungen oder Workshops<br />

die interkulturelle Kompetenz<br />

aller Beteiligten zu entwickeln<br />

und zu fördern. Darüber hinaus<br />

besteht die Idee, ein interkulturelles<br />

Liederbuch für Chöre<br />

zu erarbeiten.<br />

Eins ist aber jetzt schon klar:<br />

Nach dem erfolgreichen Start<br />

im Rahmen der „Interkulturellen<br />

Woche“ haben sich die<br />

Sängerinnen und Sänger verabredet,<br />

weiter gemeinsam zu<br />

proben – bis sie eines Tages<br />

vielleicht alleine ein Konzert mit<br />

einem internationalen Repertoire<br />

bestreiten können. Weitere<br />

Mit-Sängerinnen und – vor<br />

GEMEINWESENARBEIT Das Kinderhaus<br />

in <strong>Saar</strong>brücken-Malstatt setzt auf Prävention<br />

Kinder fördern<br />

statt frustrieren<br />

Die gesunde Ernährung ist<br />

aber nur ein Standbein des<br />

Kinderhauses des DIAKO-<br />

NISCHEN WERKES AN DER<br />

SAAR im unteren Malstatt. Unter<br />

dem Projektnamen „Freiraum<br />

für Prävention“ kommen<br />

dazu Elternarbeit sowie die<br />

Verbesserung der Wohnsituation<br />

und der Bildungschancen<br />

der benachteiligten Kinder in<br />

dem <strong>Saar</strong>brücker Stadtteil. Ziel<br />

sei es, den Folgen von Armut<br />

und sozialer Ausgrenzung vorzubeugen,<br />

sagt Freels.<br />

Das Kinderhaus arbeitet so erfolgreich,<br />

dass das DWSAAR<br />

den Ansatz ab dem Jahr 2009<br />

allem – Sänger, die Siyahamba<br />

eine weitere Sprache hinzufügen<br />

können, sind jederzeit<br />

herzlich willkommen!<br />

Die Proben finden 14-tägig im<br />

BürgerInnenZentrum Brebach<br />

statt.<br />

Kontakt:<br />

Stadtteilbüro Malstatt -<br />

Annemarie Marx<br />

Tel. 0681 / 94735-0 /-15<br />

sbm@quarternet.de<br />

auch in anderen Kommunen<br />

des Regionalverbandes umsetzt:<br />

im <strong>Saar</strong>brücker Stadtteil<br />

Brebach und zusammen mit<br />

dem Caritasverband in Völklingen.<br />

„Wir arbeiten präventiv, damit<br />

das Jugendamt erst gar nicht<br />

eingreifen muss“, erläutert<br />

Freels den Ansatz. In der Anlaufstelle<br />

sind Eltern und Kinder<br />

immer willkommen. Sie finden<br />

hier ein „offenes Ohr“ für<br />

ihre Sorgen und Nöte. Mit rund<br />

15 Kindern wird täglich eingekauft,<br />

gekocht und anschließend<br />

gemeinsam Mittagessen<br />

gegessen. Anschließend gibt<br />

es eine Hausaufgaben-Gruppe.<br />

Den Abschluss des Nachmittages<br />

bilden oft kreative Angebote<br />

von Malen bis Linoldruck<br />

oder Spiele im Freien. Erst<br />

kürzlich hatte das Kinderhaus<br />

eine Ausstellung mit den Kunstwerken<br />

der Kinder im Kulturbüro<br />

der Landeshauptstadt.<br />

Das Motto des Hauses lautet:<br />

„Kinder fördern statt frustrieren,<br />

Eltern beraten statt beschämen“.<br />

Regelmäßig sind Freels<br />

und seine Kollegin Inge Benthyn<br />

mit den Erziehungsberechtigten<br />

im Gespräch. Sie erhalten<br />

Tipps und Hinweise und<br />

auf Wunsch unkompliziert Rat<br />

in Erziehungs- und Lebensfragen.<br />

„Wir besuchen die Kinder<br />

auch zu Hause und pflegen<br />

den Kontakt zu den Lehrerinnen<br />

und Lehrern in den<br />

Schulen“, berichtet Freels. Das<br />

hat Erfolg: Bei einem großen<br />

Teil der Kinder konnte eine Verbesserung<br />

der Leistungen sowie<br />

eine deutliche Verringerung<br />

der Fehlstunden erreicht werden.<br />

Die Einrichtung kooperiert<br />

eng mit dem sozialen Dienst<br />

des Jugendamtes und weiteren<br />

Einrichtungen in Malstatt.<br />

Mit all diesen Maßnahmen soll<br />

vermieden werden, dass die<br />

Kinder irgendwann in einer Jugendhilfemaßnahme<br />

landen,<br />

etwa in einer Wohngruppe. Das<br />

ist im Gegensatz zu den Kos-<br />

ten für das Kinderhaus teurer<br />

für die Jugendhilfe. Und deshalb<br />

hat sich die Politik schon<br />

vor einigen Jahren entschlossen<br />

in Malstatt und Alt-<strong>Saar</strong>brücken<br />

auf Prävention zu setzen.<br />

Finanziert wird das Kinderhaus<br />

von der saarländischen Landesregierung<br />

und vom Regionalverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken. Dazu<br />

kommen Spenden und kirchliche<br />

Eigenmittel.<br />

20 21


O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />

LERNEN Das Kinder-Bildungszentrum (KiBiZ)<br />

an der Kirchbergschule in Malstatt<br />

Schule wird<br />

zum Erlebnisort<br />

Bildung in Deutschland ähnelt<br />

einem Hürdenlauf, bei dem all<br />

zu viele Kinder auf der Strecke<br />

bleiben, vor allem dann, wenn<br />

sie aus sozial benachteiligten<br />

Stadtteilen kommen. Um die<br />

Chancengerechtigkeit zu erhöhen,<br />

hat das DWSAAR am<br />

1. Januar 2009 in Zusammenarbeit<br />

mit der Landeshauptstadt<br />

<strong>Saar</strong>brücken in Malstatt<br />

ein Kinderbildungszentrum (Ki-<br />

BiZ) eingerichtet.<br />

Neu dabei ist: Der Lernort<br />

Schule soll zum Erlebnisort<br />

werden. Das Zentrum in der<br />

Kirchbergschule will allen Kindern<br />

von null bis zwölf Jahren<br />

und ihren Familien Raum, Ort<br />

und Zeit bieten, zusammen mit<br />

anderen sich und die Welt zu<br />

entdecken. Angebote aus dem<br />

Stadtteil - von Einzelpersonen,<br />

aber auch Institutionen und Betrieben<br />

- soll der Weg in die<br />

Schule geöffnet und dadurch<br />

gemeinsam die „Bildungslandschaft“<br />

gestaltet und erweitert<br />

werden. Dabei kooperiert<br />

das DWSAAR mit dem<br />

Kollegium der Kirchbergschule,<br />

der katholischen Fachschule<br />

für Sozialpädagogik, der freiwilligen<br />

Ganztagsschule sowie<br />

dem katholischen Hort.<br />

Die Lernangebote aus so unterschiedlichen<br />

Bereichen wie<br />

Musik, bildnerisches Gestalten<br />

oder Sport sollen von Eltern<br />

und Kindern mitentwickelt<br />

und von verschiedenen Einrichtungen<br />

im Stadtteil gestaltet<br />

werden. Ein erster „Stundenplan“,<br />

unter anderem mit Angeboten<br />

der Kindertagesstätte<br />

Stromstraße und dem Förderverein<br />

der Kirchbergschule<br />

liegt bereits vor. Nach dem<br />

Start in der ehemaligen Hausmeisterwohnung<br />

soll auch das<br />

Dachgeschoss zukünftig „erklommen“<br />

werden. Die Koordi-<br />

nation liegt bei Mitarbeitenden<br />

aus dem Stadtteilbüro Malstatt<br />

und dem Kinderhaus, die die<br />

Idee der Initiativgruppe „Kinderbildungszentrum<br />

Malstatt“ gemeinsam<br />

mit allen Interessierten<br />

weiterentwickeln werden.<br />

„Wir wollen im Stadtteil Malstatt<br />

Schule und andere Bildungsangebote<br />

zu einem Netzwerk verknüpfen,<br />

um Kindern neue Bildungschancen<br />

zu eröffnen, betonte<br />

Diakonie-Pfarrer Udo<br />

Blank bei der offiziellen Eröffnung<br />

des Zentrums. So gehe<br />

es beispielsweise darum, den<br />

Übergang von der Kindertagesstätte<br />

in die Schule zu erleichtern.<br />

Ferner wird angestrebt,<br />

Eltern in ihrer Erziehungskompetenz<br />

zu stärken und ihnen<br />

einen einfacheren Zugang zu<br />

den unterstützenden Institutionen<br />

zu ermöglichen. Zur Eröffnung<br />

war auch die <strong>Saar</strong>brücker<br />

Oberbürgermeisterin<br />

gekommen. „Das KiBiZ ist ein<br />

zeitgemäßes Bildungsangebot<br />

für Kinder und Eltern,“ sagte<br />

Charlotte Britz. Ein wichtiger<br />

Arbeitsschwerpunkt liege auf<br />

dem Bereich Gesundheitserziehung<br />

und den Themen Bewegung<br />

und Ernährung.<br />

WOHNUNGSLOSIGKEIT „Betreutes Wohnen für Menschen<br />

in sozialen Schwierigkeiten“ in <strong>Saar</strong>brücken und Neunkirchen<br />

Den Alltag organisieren<br />

und Ressourcen aktivieren<br />

„Wir haben eine Lücke im Versorgungssystem<br />

für Menschen<br />

mit sozialen Schwierigkeiten geschlossen“,<br />

sagt Rosie Divivier.<br />

Seit Ende 2007 bietet das<br />

DWSAAR „Betreutes Wohnen<br />

für Menschen in besonderen<br />

Lebenslagen“ an: 15 Plätze<br />

in <strong>Saar</strong>brücken, fünf in Neunkirchen.<br />

Konkret geht es um Menschen,<br />

die auf der Straße leben<br />

oder von Wohnungslosigkeit bedroht<br />

sind, weil sie Mietschulden<br />

haben oder nicht in der Lage<br />

sind, einen geordneten Haushalt<br />

zu führen. Viele von ihnen<br />

wollten nicht in einer stationären<br />

Einrichtung wohnen, wie das<br />

Bruder-Konrad-Haus oder die<br />

Herberge zur Heimat, seien aber<br />

gleichzeitig nicht in der Lage, alleine<br />

die sozialen Schwierigkeiten<br />

zu überwinden, betont<br />

die Referentin für gemeindliche<br />

Diakonie.<br />

Klaus H. (Name von der Redaktion<br />

geändert) hat jahrelang in<br />

einem Zelt unter den Brücken<br />

<strong>Saar</strong>brückens gelebt, bis die gesundheitlichen<br />

Probleme überhand<br />

nahmen, ausgelöst unter<br />

anderem auch durch exzessiven<br />

Drogen- und Alkoholkonsum.<br />

Es folgten Krankenhausaufenthalte<br />

mit einer Lebertransplantation<br />

und Therapien. Zuletzt<br />

versagten die Nieren, so dass<br />

der 47-Jährige jetzt regelmäßig<br />

zur Blutwäsche muss. „Trotzdem<br />

schöpft er derzeit wieder neuen<br />

Lebensmut“, berichtet Mitarbeiter<br />

Matthias Wietschorke. Er hat<br />

mit Klaus H. eine Wohnung ge-<br />

funden und jetzt gilt es den Alltag<br />

zu organisieren. Dazu gehören<br />

beispielsweise Hilfen beim Rentenantrag<br />

und der Schuldenregulierung.<br />

Wietschorke begleitet<br />

den ehemals Wohnungslosen zu<br />

Ärzten, Ämtern und Behörden.<br />

„Klaus H. entwickelt noch viel<br />

Eigeninitiative, ist immer freundlich,<br />

höflich und kooperativ“, berichtet<br />

der Sozialarbeiter. Wichtig<br />

bei seiner Arbeit sei auch die<br />

Beziehungspflege, denn schließlich<br />

machten die Menschen freiwillig<br />

mit, es gebe „keine Bevormundung“.<br />

Auch Frauen haben sich für<br />

das „Betreute Wohnen“ gemeldet.<br />

Ellen B. (Name geändert)<br />

lebt seit Jahren im Millieu<br />

der Obdachlosen. „Sie ist<br />

nie aus dem Kreislauf mit Kündigungen<br />

und Schulden heraus<br />

gekommen“, sagt Martin Kunz,<br />

langjähriger Mitarbeiter aus der<br />

Wohnungslosenarbeit. Dazu<br />

kam dann Alkoholmissbrauch<br />

mit all den krankheitsbedingten<br />

Folgen. Derzeit absolviert die<br />

39-Jährige eine Suchttherapie.<br />

Parallel dazu läuft schon die<br />

Wiedereingliederung in den Alltag<br />

durch das Team des „Betreuten<br />

Wohnens“. Kunz ist<br />

überzeugt davon, dass es noch<br />

viele Ressourcen gibt, die es<br />

nun zu aktivieren gilt. Die neue<br />

Wohnung sei schon gemeinsam<br />

eingerichtet, so dass der<br />

Rückkehr in einen selbstständigen<br />

Alltag nichts im Wege<br />

stehe. Er hofft, dass sich Ellen<br />

B. für eine weitere ambulante<br />

Therapie entscheidet, um so<br />

einen Rückfall zu verhindern.<br />

Ein Rückfall sei nie ausgeschlossen,<br />

sagt Kunz. Doch die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter bauen<br />

auf die Potentiale eines jeden<br />

Hilfesuchenden und weisen keine<br />

Schuld zu. „Unser christliches<br />

Leitbild basiert auf der Achtung<br />

der Würde und der Wertschätzung<br />

jedes Menschen“, betont<br />

Divivier.<br />

Das DIAKONISCHE WERK AN<br />

DER SAAR geht davon aus,<br />

dass rund 1000 Menschen im<br />

<strong>Saar</strong>land wohnungslos sind, von<br />

Wohnungslosigkeit bedroht oder<br />

in prekären Wohnverhältnissen<br />

leben. 80 Prozent von ihnen sind<br />

Männer, 20 Prozent Frauen.<br />

Finanziert wird das „Betreute<br />

Wohnen“ von der saarländischen<br />

Landesregierung. Im<br />

Fachaustausch mit dem Ministerium<br />

für Justiz, Arbeit, Gesundheit<br />

und Soziales sowie mit dem<br />

Landesamt für Soziales, Gesundheit<br />

und Verbraucherschutz<br />

wird über die Arbeit berichtet.<br />

Die Mitarbeiter des DWSAAR loben<br />

die außerordentlich gute Zusammenarbeit<br />

mit dem Amt für<br />

soziale Angelegenheiten der<br />

Landeshauptstadt <strong>Saar</strong>brücken<br />

und dem Landkreis Neunkirchen<br />

– eine entscheidende Bedingung<br />

für eine zielorientierte, erfolgreiche<br />

ambulante Hilfe.


O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />

ARMUT Diakonisches Zentrum beteiligte sich an Aktion<br />

der St. Johanner <strong>Kirche</strong>ngemeinden anlässlich des Basilika-Jubiläums<br />

Alle kamen<br />

an einen Tisch<br />

200 Meter zog sich die lange<br />

Festtafel mit grünen und gelben<br />

Tischdecken von der Basilika<br />

bis zum Diakonischen<br />

Zentrum in der Alten <strong>Kirche</strong><br />

am St. Johanner Markt. Und<br />

es war auch ein buntes Volk,<br />

das da Platz genommen hatte,<br />

wie die Pfarrerin der <strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinde St.<br />

Johann, Johanna-Martina Rief,<br />

feststellte. Am Johannistag,<br />

24. Juni, hatten die beiden<br />

<strong>Saar</strong>brücker Innenstadt-Gemeinden<br />

alle Passanten, auch<br />

Obdachlose und sozial Benachteiligte<br />

sowie Gäste, die<br />

an diesem Tag die Landeshauptstadt<br />

besuchten, dazu<br />

eingeladen nicht nur den Namenstag<br />

des <strong>Saar</strong>brücker<br />

Stadtteils und seiner <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

zu feiern, sondern<br />

auch das 250-jährige Bestehen<br />

der Basilika St. Johann.<br />

Die Aktion stand unter dem<br />

Motto: „Alle an einem Tisch!“<br />

„Nehmen Sie Platz, essen<br />

und trinken Sie mit uns, kommen<br />

Sie miteinander ins Gespräch“,<br />

forderte der Gemeindepfarrer<br />

der Katholischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

St. Johann und<br />

<strong>Saar</strong>brücker Dechant, Michael<br />

Becker, die Passanten immer<br />

wieder auf. Gemeinsam<br />

mit seiner evangelischen Kollegin<br />

sprach er das Tischgebet.<br />

Beide Gemeinden verbindet<br />

der Name Johannes des<br />

Täufers. „Und wir haben den<br />

Auftrag, für die Menschen in<br />

der Stadt da zu sein und ihnen<br />

vom offenen Himmel zu er-<br />

zählen - in Wort und Tat“, sagte<br />

Rief. Der Johannistag sei deshalb<br />

eine gute Gelegenheit,<br />

mit dieser Botschaft als evangelische<br />

und katholische <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

gemeinsam<br />

auf die Straße zu gehen.<br />

Der Kuchen für die Kaffee-Tafel<br />

wurde unter anderem von<br />

Eltern, Schülerinnen und Schülern<br />

der katholischen Willi-Graf-<br />

Schulen in <strong>Saar</strong>brücken gebacken.<br />

Eine 10. Klasse half<br />

nicht nur beim Aufbau der Bänke,<br />

sondern war mit vielen anderen<br />

Helferinnen und Helfern<br />

auch beim Bedienen oder Ge<br />

schirrspülen dabei. Die Wärmestube<br />

hatte 200 Sandwiches<br />

beigesteuert, der Kaffee<br />

kam vom Fair-Handelszentrum<br />

in <strong>Saar</strong>brücken.<br />

Die Aktion war eine gemeinsame<br />

Veranstaltung der katholischen<br />

und evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

St. Johann, des<br />

Caritas-Verbandes für <strong>Saar</strong>brücken<br />

und des DIAK0NISCHEN<br />

WERKES AN DER SAAR, der<br />

Willi-Graf-Schulen des Bistums<br />

Trier, der Wärmestube<br />

<strong>Saar</strong>brücken sowie des Ausbildungs-undBeschäftigungszentrums<br />

von SOS-Kinderdorf.<br />

ARMUT Bei der Völklinger Tafel engagieren<br />

sich über 30 Ehrenamtliche<br />

„Meine Zeit<br />

sinnvoll einbringen“<br />

Roswitha Schuh, 61, ist seit<br />

Sommer 2007, Angelika Kiefer,<br />

40, seit März 2006 ehrenamtlich<br />

bei der Völklinger Tafel<br />

des DWSAAR tätig. Die beiden<br />

engagieren sich in dem Projekt<br />

mit 33 anderen Ehrenamtlichen.<br />

Für die Arbeit konnten<br />

sie nach einem Aufruf der Freiwilligenagentur<br />

gewonnen werden.<br />

Angelika Kiefer hatte darüber<br />

hinaus eine Reportage<br />

über Tafeln im Fernsehen gesehen.<br />

Ein Interview:<br />

Warum haben Sie sich<br />

für ein Engagement bei<br />

der Tafel entschieden?<br />

Roswitha Schuh: Es ist für uns<br />

Im Herbst 2008 informierte sich<br />

der Präses der <strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>Kirche</strong> im Rheinland, Nikolaus<br />

Schneider, bei einem Besuch<br />

des <strong>Kirche</strong>nkreises Völklingen<br />

über die Arbeit der Neunkircher<br />

Tafel, die sich in ökumenischer<br />

Trägerschaft befindet. „Es gibt<br />

Spreizungen die werden unerträglich<br />

für den gesellschaftlichen<br />

Frieden“, sagte er. Die rasante<br />

Ausweitung der Tafeln in<br />

Deutschland sieht Schneider als<br />

Zeichen eines sozialpolitischen<br />

Rückschritts. „Das Prinzip der<br />

Gerechtigkeit wird abgebaut zu-<br />

eine sinnvolle Aufgabe, der Armut<br />

entgegenzuwirken. Da ich<br />

in Rente bin, möchte ich meine<br />

Zeit sinnvoll einbringen.<br />

Angelika Kiefer: Ich wollte etwas<br />

Neues machen und etwas<br />

aufbauen, dabei stand<br />

für mich im Vordergrund<br />

Zeit sinnvoll für andere Mitmenschen<br />

einzusetzen.<br />

Was tut die Tafel?<br />

Wir holen Lebensmittel bei<br />

den Geschäften ab, bereiten<br />

sie auf und geben sie heraus.<br />

Hierbei ist uns wichtig, wir geben<br />

nur das heraus, was wir<br />

auch selbst essen würden.<br />

Seit wann gibt es die<br />

Völklinger Tafel?<br />

Im Oktober 2006 haben wir mit<br />

ARMUT Präses Schneider besuchte Neunkircher Tafel<br />

Sozialpolitischer Rückschritt<br />

gunsten des Prinzips der Barmherzigkeit“,<br />

kritisierte er. Dennoch<br />

würdigte Schneider die<br />

„großartige Leistung“ der bun-<br />

einem Ausgabetag mit 20 Lebensmittelempfängernangefangen,<br />

nun sind wir bei 2 Ausgabetagen,<br />

mit denen wir rund<br />

300 Haushalte erreichen.<br />

Sie werden bei Ihrer Tätigkeit<br />

mit dem Thema Armut<br />

konfrontiert, was<br />

empfinden Sie dabei?<br />

Angelika Kiefer: Ich sehe meine<br />

eigene Probleme mit anderen<br />

Augen und habe auch<br />

mein Kaufverhalten verändert<br />

und kaufe bewusster.<br />

Ich möchte aber auch etwas<br />

tun, um etwas zu ändern.<br />

desweit 785 Tafeln, die mit ehrenamtlicher<br />

Arbeit den Überfluss<br />

so kanalisierten, dass er<br />

Bedürftigen zugute komme.<br />

24 25


O F F E N E S O Z I A L E A R B E I T<br />

Abteilungsleiter: Martin Heß<br />

Tel. 06821 / 956-162, Fax: 06821 / 956-165<br />

martin-hess@dwsaar.de<br />

Stellvertreter: Martin Horzella<br />

Referat 1 – Gemeindliche Diakonie<br />

Referentin: Rosie Divivier<br />

Tel. 06821 / 956-164, Fax: 06821 / 956-165<br />

rosie-divivier@dwsaar.de<br />

Diak. Zentrum Sbr. /<br />

St. Johanner Börse /<br />

Kleiderkammer<br />

Ev. Kirch-Str. 29<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 38983-30 / -35 / -47<br />

Fax: 0681 / 38983-40<br />

dzs@dwsaar.de<br />

Medizinische Grundversorgung<br />

/ Praxis für<br />

Wohnungslose<br />

Ev. Kirch-Str. 29<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 38983-22 / -10<br />

Fax: 0681 / 38983-13<br />

ratwolo-sb@dwsaar.de<br />

Seniorenberatungsstelle<br />

Eschberg<br />

Mecklenburgring 53<br />

66121 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 8319372<br />

Fax: 0681 / 8319372<br />

seniorenberatung-eschberg<br />

@dwsaar.de<br />

Ökumenische Wärmestubb<br />

Neunkirchen<br />

Hospitalstr. 19<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 25025<br />

Fax: 06821 / 21214<br />

waermestubb-nk@dwsaar.de<br />

Schuldner- und<br />

Insolvenzberatung<br />

Gatterstr. 13<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 91476-25<br />

Fax: 06898 / 91476-15<br />

schuldbera-vk@dwsaar.de<br />

Tafel Neunkirchen<br />

Schlossstr. 1<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 9209-23<br />

Fax: 06898 / 9209-44<br />

j.panter@caritas-nk.de<br />

und<br />

Tel. 06821 / 956-162<br />

Fax: 06898 / 956-165<br />

osa@dwsaar.de<br />

Sozialbeistandschaften /<br />

Ambulante Hilfen<br />

Ev. Kirch-Str. 29<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 38983-21<br />

Fax: 0681 / 38983-40<br />

sozbei-sb@dwsaar.de<br />

Ambulant Betreutes<br />

Wohnen <strong>Saar</strong>brücken<br />

Ev. Kirch-Str. 29<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 38983-44 / -45<br />

Fax: 0681 / 38983-40<br />

abw-sb@dwsaar.de<br />

Diakonisches Zentrum<br />

Neunkirchen<br />

Hospitalstr. 19<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 25025<br />

Fax: 06821 / 21214<br />

sekr-dzn@dwsaar.de<br />

Diakonisches Zentrum<br />

Völklingen<br />

Café VALZ<br />

Gatterstr. 13<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 91476-0<br />

Fax: 06898 / 91476-15<br />

dzvk@dwsaar.de<br />

Innovative Seniorenarbeit<br />

Gatterstr. 13<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 91476-0<br />

Fax: 06898 / 91476-15<br />

Tafel <strong>Saar</strong>louis<br />

Lisdorfer Str. 13<br />

66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Tel. 06831 / 9399-0<br />

Fax: 06831 / 9399-40<br />

info@caritas-saarlouis.de<br />

und<br />

Tel. 06821 / 956-162<br />

Sekretariat: Christina Lavinio-Cisse / Beate Lorenz<br />

Tel. 06821 / 956-160 / 161<br />

Fax: 06821 / 956-165<br />

osa@dwsaar.de<br />

Aufsuchende soziale Arbeit<br />

Ev. Kirch-Str. 29<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 38983-32 / -42<br />

Fax: 06821 / 38983-40<br />

aufsuchendeSA@dwsaar.de<br />

Fachberatungsstelle für<br />

Wohnungslose<br />

Ev. Kirch-Str. 29<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681/38983-22 / -30<br />

Fax: 0681/38983-40<br />

ratwolo-sb@dwsaar.de<br />

Ambulant Betreutes<br />

Wohnen Neunkirchen<br />

Hospitalstr. 19<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 25025<br />

Fax: 06821 / 21214<br />

sekr-dzn@dwsaar.de<br />

Freiwilligenagentur<br />

Völklingen<br />

Gatterstr. 13<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 91476-10<br />

Fax: 06898 / 91476-15<br />

freiw-vk@dwsaar.de<br />

Tafel Lebach<br />

Am Markt 20<br />

66822 Lebach<br />

Tel. 0160 / 19398187<br />

info@caritas-saarlouis.de<br />

Tafel Völklingen<br />

Gatterstr. 13<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 91476-0<br />

Fax: 06898 / 91476-15<br />

sekr-dzvk@dwsaar.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

dienstags und freitags<br />

Referat 2 – Bildung und Beratung<br />

Referentin: Sigrun Krack<br />

Tel. 06821 / 956-166, Fax: 06821 / 956-165<br />

sigrun-krack@dwsaar.de<br />

Haus der Beratung<br />

Ev. Beratungsstelle für Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen<br />

Großherzog-Friedrich-Str. 37<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 65722<br />

Fax: 0681 / 64072<br />

hdb-sb@dwsaar.de<br />

Haus der Beratung<br />

Ev. Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte,<br />

Familienplanung und Sexualpädagogik<br />

Großherzog-Friedrich-Str. 37<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 65743<br />

Fax: 0681 / 64072<br />

hdb-sb@dwsaar.de<br />

Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle<br />

für Suchtkranke<br />

Johannisstr. 2,<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 30906-50<br />

Fax: 0681 / 30906-52<br />

psb@caritas-saarbruecken.de<br />

spielsuchtberatung@caritas-saarbruecken.de<br />

Ev. Familienbildungsstätte<br />

Mainzer Str. 269<br />

66121 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 61348<br />

Fax: 0681 / 61340<br />

fambild-sb@dwsaar.de<br />

Ökum. Bahnhofsmission<br />

<strong>Saar</strong>brücken<br />

Hauptbahnhof Gleis 5 - 12<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel 0681 / 31850<br />

Fax: 0681 / 31850<br />

bahnhofsmission-saarbrücken<br />

@dwsaar.de<br />

Agentur für haushaltsnahe<br />

Arbeit<br />

Gatterstr. 13<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 0160 / 8954693<br />

Fax: 06898 / 91476-15<br />

aha@dwsaar.de<br />

Ev. Aktionsgemeinschaft<br />

für Familienfragen<br />

Mainzer Str. 269<br />

66121 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 61348<br />

Fax: 0681 / 61340<br />

Arbeitsstelle für<br />

Integrationshilfen<br />

im Elementarbereich<br />

Gerhardstr. 182<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 984225<br />

Fax: 06898 / 984227<br />

afi-vk@dwsaar.de<br />

Kurberatung<br />

und -vermittlung<br />

Mainzerstr. 269<br />

66121 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel 0681 / 68570077<br />

Fax: 0681 / 61340<br />

kur-sb@dwsaar.de<br />

Referat 3 – Gemeinwesenarbeit<br />

Referentin: Rosie Divivier<br />

Tel. 06821 / 956-164, Fax: 06821 / 956-165<br />

rosie-divivier@dwsaar.de<br />

Stadtteilbüro Malstatt<br />

Breite Str. 63<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 94735-0<br />

Fax: 0681 / 94735-29<br />

sbm@dwsaar.de<br />

Modellprojekt “Freiraum für Prävention” / Kinderhaus<br />

Neustr. 23<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 9471342 und 0160 / 1720903<br />

Fax: 0681 / 94735-29<br />

sbm@dwsaar.de<br />

Gemeinwesenarbeit Burbach<br />

Bergstr. 6<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 76195-0<br />

Fax: 0681 / 76195-22<br />

gwaburbach@quarternet.de<br />

Therapeutische Schülerinnen- und<br />

Schülergruppe Matzenberg<br />

Emsweg 22<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 791323<br />

Fax: 0681 / 790064<br />

schuelerinnenhaus@dwsaar.de<br />

Gemeinwesenarbeit Brebach / IKUS Brebach<br />

und HIPPY Brebach<br />

<strong>Saar</strong>brücker Str. 62<br />

66130 <strong>Saar</strong>brücken-Brebach<br />

Tel. 0681 / 87764 + 95083-25<br />

Fax: 0681 / 95083-29<br />

bzb@quarternet.de<br />

Kultur- und Lesetreff Brebach<br />

Tel. 0681 / 872641<br />

Jugendclub Brebach<br />

Jakobstr. 12 - 16<br />

66130 <strong>Saar</strong>brücken-Brebach<br />

Tel. 0681 / 871862<br />

Therapeutische<br />

SchülerInnengruppe Brebach<br />

Jakobstr. 12 - 16<br />

66130 <strong>Saar</strong>brücken-Brebach<br />

Tel. 0681 / 8739372<br />

Gemeinwesenarbeit<br />

Völklingen-Innenstadt<br />

Marktstr. 15<br />

66338 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 3030914<br />

kiha-gwa-vk@caritas-saarbrücken.de<br />

Freiraum f. Präventation /<br />

Kinderhaus Völklingen<br />

Marktstr. 15<br />

66338 Völklingen<br />

Tel. zurzeit über<br />

06898 / 914 76-0<br />

Freiraum f. Präventation / Kinderhaus Brebach<br />

zurzeit:<br />

<strong>Saar</strong>brücker Str. 62<br />

66130 <strong>Saar</strong>brücken-Brebach<br />

Tel. 0681 / 95083-27<br />

Referat 4 – Migrationsdienste<br />

Referent: Martin Horzella<br />

Tel. 06821 / 956-163, Fax: 06821 / 956-165<br />

martin-horzella@dwsaar.de<br />

Jugendmigrationsdienst<br />

(JMD) <strong>Saar</strong>brücken<br />

Zur Malstatt 4<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 700705<br />

Fax: 0681 / 7020454<br />

jmd-sb@dwsaar.de<br />

Migrationsberatung<br />

Erwachsener (MBE)<br />

<strong>Saar</strong>brücken<br />

Zur Malstatt 4<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 700705<br />

Fax: 0681 / 7020454<br />

mbe-sb@dwsaar.de<br />

Integrationslotsen<br />

RV <strong>Saar</strong>brücken<br />

Zur Malstatt 4<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 700705<br />

Fax: 0681 / 7020454<br />

lis-sb@dwsaar.de<br />

ESF - BAMF - Programm<br />

Berufliche Sprachförderung<br />

RV <strong>Saar</strong>brücken<br />

Zur Malstatt 4<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 700705<br />

Fax: 0681 / 7020454<br />

migr-sb@dwsaar.de<br />

Flüchtlingsberatung Landesaufnahmestelle<br />

Lebach<br />

Pommernstr. 6<br />

66822 Lebach<br />

Tel. 06881 / 4783<br />

Fax: 06881 / 53017<br />

migr-leb@dwsaar.de<br />

Jugendmigrationsdienst<br />

(JMD) Völklingen / Lebach<br />

Gatterstr. 13<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 91476-0<br />

Fax: 06898 / 91476-15<br />

jmd-vk@dwsaar.de<br />

Integrationskurse<br />

RV <strong>Saar</strong>brücken<br />

Viktoriastr. 6<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 9100799<br />

Fax: 0681 / 9104843<br />

sprachkurs-sb@dwsaar.de<br />

Integrationskurse<br />

LK Neunkirchen<br />

Hospitalstr. 19<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 25025<br />

Fax: 06821 / 21214<br />

jmd-nk@dwsaar.de<br />

Beratungsstelle für<br />

Flüchtlingsfrauen und<br />

-familien im <strong>Saar</strong>land<br />

Hospitalstr. 19<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 25025<br />

Fax: 06821 / 21214<br />

migr-nk@dwsaar.de<br />

XENOS<br />

KompetenzWerkstatt<br />

Ludwigstr. 31 - 33<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 41633-08 / -07<br />

Fax: 0681 / 41633-09<br />

xenos-sb@dwsaar.de<br />

Jugendmigrationsdienst<br />

(JMD) EDV-Schulung<br />

Neunkirchen<br />

Hospitalstr. 19<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 25025<br />

Fax: 06821 / 21214<br />

jmd-nk@dwsaar.de<br />

Bundesmodell<br />

Elternarbeit im JMD<br />

<strong>Saar</strong>brücken<br />

Zur Malstatt 4<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 700705<br />

Fax: 0681 / 7020454<br />

jmd-eltern@dwsaar.de<br />

Berufliche und soziale<br />

Integration (BIZ)<br />

LK Neunkirchen<br />

Hospitalstr. 19<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 25025<br />

Fax: 06821 / 21214<br />

meb-nk@dwsaar.de<br />

Berufliche und soziale<br />

Integration (BIZ)<br />

RV <strong>Saar</strong>brücken<br />

Zur Malstatt 4<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 700705<br />

Fax: 0681 / 7020454<br />

migr-sb@dwsaar.de<br />

Projektstelle<br />

Aussiedlerintegration<br />

Neunkirchen, Pauluskirche<br />

und Furpach<br />

Schlossstr.1<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 0160 / 3466516<br />

zurzeit über:<br />

meb-sb@dwsaar.de<br />

26 27


J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />

Turbulente Entwicklungen beschäftigten die JUGENDBERUFSHILFE<br />

im Bereich der Maßnahmen im Übergang Schule-Beruf<br />

Umstrukturierungsmaßnahmen<br />

gelungen<br />

Die Abteilung JUGENDBERUFSHILFE im<br />

DIAKONISCHEN WERK AN DER SAAR stellt<br />

einen umfassenden Maßnahmeverbund zur<br />

beruflichen Eingliederung Jugendlicher, junger<br />

Erwachsener und Langzeitarbeitsloser dar.<br />

Ihren Anfang hatte die Arbeit der Abteilung<br />

JUGENDBERUFSHILFE im Projekt Jugendarbeitslosigkeit,<br />

das 1975 erstmals einen Hauptschulabschlusskurs<br />

für arbeitslose Jugendliche<br />

anbot.<br />

Um der sich manifestierenden Jugendarbeitslosigkeit<br />

adäquat zu begegnen, wurden sukzessive<br />

die Arbeitsbereiche Jugendberatung, Berufsvorbereitung,<br />

Vermittlung in Ausbildung und Begleitung,<br />

Ausbildung für Lernbehinderte, Jugendarbeit,<br />

Erwachsenenberatung sowie niederschwellige<br />

und qualifizierende Beschäftigung entwickelt.<br />

Alle Maßnahmen der JUGENDBERUFSHILFE<br />

richten sich überwiegend an Menschen, die aufgrund<br />

ihrer sozialen Herkunft, ihres Geschlechts<br />

und/oder fehlender schulischer und beruflicher<br />

Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt keine oder<br />

unzureichende Chancen haben. In Anbetracht<br />

der Bedeutung von Erwerbsarbeit für die gesellschaftliche<br />

Teilhabe verfolgen alle Maßnahmen<br />

der JUGENDBERUFSHILFE das Ziel einer dauerhaften<br />

beruflichen Eingliederung als Grundvoraussetzung<br />

für ein eigenständiges, selbstverantwortliches,<br />

materiell abgesichertes Leben.<br />

„Du schaffst das“ – so lautet der<br />

ermutigende Titel des saarländischen<br />

Modellprojektes, das<br />

seit 2007 Hauptschülerinnen<br />

und Hauptschüler frühzeitig auf<br />

den Übergang von der Schule in<br />

den Beruf vorbereiten will. Dabei<br />

geht es zunächst darum, die<br />

Quote der Jugendlichen ohne Abschluss<br />

zu reduzieren und darüber<br />

hinaus durch eine frühe Berufsorientierung<br />

die Chancen auf<br />

einen Ausbildungsplatz zu verbessern.<br />

Deshalb wird in Reformklassen<br />

ab Klasse 7 mit veränderten<br />

Unterrichtsmethoden und<br />

praktischen Bezügen zur Arbeitswelt<br />

versucht, die Lernmotivation<br />

der Schülerinnen und Schüler<br />

im Hinblick auf das Erreichen<br />

des Hauptschulabschlusses (HSA)<br />

zu erhöhen und gleichzeitig berufliche<br />

Perspektiven zu entwickeln.<br />

Die verbesserte Lehrerausstattung<br />

sowie der Einsatz von so genannten<br />

Sozialcoaches für die sozialpädagogische<br />

Betreuung sind<br />

ebenso Bestandteil des Modellversuches<br />

wie die Berufsorientierung.<br />

Parallel dazu wird im Rahmen<br />

des Modellprojektes für Jugendliche,<br />

die im letzten Jahr ihrer allgemeinen<br />

Schulpflicht keine Aussicht<br />

haben, den Hauptschulabschluss<br />

zu erreichen, die Werkstattschule<br />

an berufsbildenden<br />

Schulen angeboten. Auch hier<br />

werden Schülerinnen und Schüler<br />

über projektorientierte Unterrichtsmethoden<br />

auf das Bestehen<br />

der HSA-Prüfung vorbereitet,<br />

über sozialpädagogische Begleitung<br />

in ihrer persönlichen Entwicklung<br />

gefördert und in der beruflichen<br />

Orientierung unterstützt.<br />

Sowohl in den Reformklassen<br />

als auch in den Werkstattschulen<br />

gilt der Anspruch, den Ju-<br />

gendlichen ausgehend von vorhandenen<br />

Kompetenzen individuell<br />

passende Entwicklungsmöglichkeiten<br />

zu bieten. Damit wird im<br />

pädagogischen Sinne der wichtige<br />

Schritt getan, nicht mehr länger<br />

die Schwächen, dafür vielmehr<br />

die Stärken in den Mittelpunkt<br />

des schulischen Geschehens<br />

zu stellen. So erhält auch der<br />

Titel des saarländischen Modellvorhabens<br />

„Du schaffst das“ seine<br />

programmatische Berechtigung.<br />

Verzahnung allgemeiner<br />

und beruflicher Bildung<br />

Aber nicht nur im Hinblick auf<br />

den pädagogischen Zugang beschreitet<br />

das saarländische Modell<br />

neue Wege. Das Bildungsministerium<br />

und die Bundesagentur<br />

für Arbeit haben sich hier erstmalig<br />

zusammengetan, um gemeinsam<br />

dafür Sorge zu tragen, dass<br />

für die auf dem Ausbildungsmarkt<br />

benachteiligten Hauptschülerinnen<br />

und -schüler der Übergang<br />

in den Beruf besser gelingen kann.<br />

In Anbetracht der demographischen<br />

Entwicklung und<br />

des zu erwartenden Facharbeitermangels<br />

soll kein junger<br />

Mensch verloren gehen.<br />

Angesichts des enormen Problemdrucks<br />

findet somit erstmals<br />

der Versuch einer frühzeitigen Verzahnung<br />

allgemeiner und beruflicher<br />

Bildung statt. Möglich wurde<br />

dies durch den neuen arbeitsmarktpolitischen<br />

Fokus auf frühzeitige<br />

Berufsorientierung, den der<br />

Gesetzgeber im Rahmen des Sozialgesetzbuches<br />

III (kurz SGB<br />

III) eingeführt hat, und damit der<br />

Bundesagentur neben der BerufsberatungFördermaßnahmen<br />

zur Vertieften Berufsorientierung<br />

noch während der allgemein<br />

bildenden Schulpflicht erlaubt.<br />

Im Hinblick auf die Unterschiedlichkeit<br />

der verschiedenen Systeme<br />

hat hier eine nicht einfache<br />

strukturelle Entwicklung begonnen.<br />

Insofern könnte „Du<br />

schaffst das“ auch als Ermutigung<br />

an die verschiedenen Akteure<br />

verstanden werden, das<br />

strukturelle Novum als besondere<br />

Herausforderung anzunehmen.<br />

Das DWSAAR<br />

„schafft mit“<br />

Die Abteilung JUGENDBERUFS-<br />

HILFE ist an der Umsetzung des<br />

Modellversuches „Du schaffst das“<br />

beteiligt. In den Werkstattschulen<br />

sind seit Herbst 2007 sechs Sozialarbeiterinnen<br />

und Sozialarbeiter<br />

an zunächst vier und seit dem<br />

Schuljahr 2008/2009 an den drei<br />

Berufsbildungszentren in Neunkirchen,<br />

Völklingen und <strong>Saar</strong>louis tätig.<br />

Seit Anfang 2008 wirken Mitarbeitende<br />

des DWSAAR in den Reformklassen<br />

der Erweiterten Realschulen<br />

in Neunkirchen, Völklingen,<br />

<strong>Saar</strong>louis, Merzig und der<br />

Gesamtschulen in <strong>Saar</strong>brücken<br />

und Bexbach als Bildungsbegleiter<br />

mit. Mit dem 2. Jahrgang der Reformklassen<br />

wurde das Personal<br />

aufgestockt und insgesamt sechs<br />

Sozialarbeiter und handwerkliche<br />

Anleiter in Teilzeit eingesetzt. Neben<br />

der individuellen Begleitung<br />

der Jugendlichen sind wesentliche<br />

Schwerpunkte der Arbeit die Kompetenzfeststellung<br />

sowie die Netzwerkarbeit<br />

zur Zusammenführung<br />

der verschiedenen Akteure.<br />

Dabei ist es spannend zu erleben,<br />

wie alle Beteiligten dabei dazulernen.<br />

Dass sich die Mühe lohnt,<br />

zeigen erste Ergebnisse sowie die<br />

positiven Einschätzungen. So haben<br />

im ersten Durchgang 72 Prozent<br />

der beteiligten Werkstattschüler<br />

trotz schlechter Prognose ihren<br />

Hauptschulabschluss im ersten<br />

Durchgang, also regulär zum Abschluss<br />

ihrer allgemein bildenden<br />

Schulpflicht, erwerben können.<br />

Berufsorientierung wird<br />

eigenständiges Arbeitsfeld<br />

Mit der Beteiligung am Modellversuch<br />

„Du schaffst das“ ist in<br />

der JUGENDBERUFSHILFE ein<br />

neues Arbeitsfeld entstanden. Be-<br />

reits seit Mitte 2007 wurde mit<br />

einem modularen Konzept „Vertiefte<br />

Berufsorientierung“, das von<br />

der Agentur für Arbeit Neunkirchen<br />

in Auftrag gegeben und vom<br />

Jugendhilfeträger zusammen mit<br />

dem DWSAAR an den zehn allgemein<br />

bildenden Schulen im Landkreis<br />

Neunkirchen umgesetzt, dafür<br />

der erste Schritt getan. Nachdem<br />

dieses Angebot äußerst positiv<br />

aufgenommen worden war,<br />

fand im Schuljahr 2008/2009<br />

eine inhaltliche Weiterentwicklung<br />

sowie eine Ausweitung angepasst<br />

an die unterschiedlichen<br />

Bedarfslagen der Schulen statt.<br />

Im Landkreis <strong>Saar</strong>louis wurde im<br />

gleichen Zeitraum das Projekt Beruforientierung<br />

in der Sekundarstufe<br />

I, (BOSEK) im Rahmen des<br />

Aktionsprogramms zur Bekämpfung<br />

der Jugendarbeitslosigkeit<br />

durch die „Erweiterte vertiefte Berufsorientierung“<br />

ergänzt und<br />

durch das DWSAAR sowie weitere<br />

freie Träger durchgeführt.<br />

Im Regionalverband <strong>Saar</strong>brücken<br />

wurde nach aufwändigen<br />

Verhandlungen unser Konzept<br />

von der Arbeitsagentur angenommen<br />

und in Kooperation mit dem<br />

Jugendamt an insgesamt sieben<br />

Schulen, davon erstmalig<br />

drei Förderschulen, umgesetzt.<br />

Ein weiterer Baustein in diesem<br />

Feld bot sich Ende 2008 mit der<br />

bundesweiten Ausschreibung der<br />

Bundesagentur zum Programm<br />

der Berufseinstiegsbegleiter. Die<br />

Berufseinstiegsbegleitung ist insbesondere<br />

gedacht für Hauptschülerinnen<br />

und Hauptschüler mit besonderem<br />

Förderbedarf im Übergang<br />

von der Schule in den Beruf<br />

ab Klasse 8 bis ein halbes Jahr<br />

nach Ausbildungsbeginn. Das DW-<br />

SAAR bekam im Februar 2009<br />

den Zuschlag für die Gesamtschule<br />

Neunkirchen und die Erweiterte<br />

Realschule II in Homburg mit zwei<br />

Sozialarbeitern und einer handwerklichen<br />

Anleiterin in Teilzeit.<br />

Die 2. Chance<br />

für Schulverweigerer<br />

Ebenfalls neu begonnen hat im<br />

September 2008 das vom Europäischen<br />

Sozialfonds geförderte<br />

Bundes-Projekt „2. Chance“ im<br />

Regionalverband <strong>Saar</strong>brücken.<br />

Ziel ist es, Schulverweigerer in die<br />

Schule zurückzuführen. Ähnlich<br />

wie in der bewährten „ANLAUF-<br />

Stelle“ in <strong>Saar</strong>louis wird mit Jugendlichen<br />

gearbeitet, bei denen<br />

die schulinternen Maßnahmen<br />

nicht wieder zu einem regelmäßigen<br />

Schulbesuch führen. Die<br />

„2. Chance“ übernimmt mit 2,5<br />

Stellen die aufsuchende Arbeit,<br />

die Ermittlung des individuellen<br />

Hilfebedarfes sowie die Begleitung<br />

bei den erforderlichen Schritten<br />

zur Rückkehr in die Schule<br />

oder alternative Fördermaßnahmen<br />

sowie die Strukturentwicklung.<br />

Auch dies ist frühzeitige Jugendberufshilfe,<br />

führt eine gescheiterte<br />

Schulkarriere doch unweigerlich<br />

in die Berufs- und Arbeitslosigkeit.<br />

Der 2. saarländische<br />

Kinder- und Jugendbericht<br />

hatte sich bereits 2004 insbesondere<br />

mit der Schulverweigerung<br />

an saarländischen Schulen auseinander<br />

gesetzt, ohne jedoch konkrete<br />

Maßnahmen auszulösen.<br />

Erst mit Hilfe der zusätzlichen<br />

Gelder aus neuen Programmen<br />

wurden Handlungsempfehlungen<br />

weiterentwickelt und in die Praxis<br />

umgesetzt.<br />

Jugendberufshilfe<br />

im Trend<br />

Die Abteilung JUGENDBERUFS-<br />

HILFE konnte 2008 an zahlreichen<br />

spannenden Entwicklungen<br />

mitgestalten. Befriedigend<br />

war insbesondere die Tatsache,<br />

dass viele inhaltliche Grundprämissen<br />

der Arbeit mit benachteiligten<br />

Jugendlichen, von denen<br />

die Mitarbeitenden schon lange<br />

überzeugt waren und die häufig<br />

nur mit viel Mühe - wenn überhaupt<br />

- bei den Zuschussgebern<br />

durchzusetzen waren, nun<br />

im „Mainstream“ als Regelangebot<br />

finanziert umgesetzt wurden.<br />

Dazu zählen insbesondere<br />

der frühzeitige Beginn der beruflichen<br />

Orientierung, das Herstellen<br />

praktischer Bezüge, das<br />

Lernen in Projekten, die Verzahnung<br />

von allgemeiner und beruflicher<br />

Bildung, die integrierte sozialpädagogische<br />

Begleitung, der<br />

ressourcenorientierte Ansatz, das<br />

Zusammenwirken der verschiedenen<br />

Akteure, Einbeziehung der<br />

29


J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />

Eltern oder spezielle Maßnahmen<br />

gegen Schulverweigerung.<br />

Mit der aktuellen Erklärung der<br />

Partner des nationalen Paktes für<br />

Ausbildung und Fachkräftenachwuchs<br />

in Deutschland, der Bundesagentur,<br />

der Kultusministerkonferenz<br />

und der Wirtschaftsministerkonferenz<br />

unter dem Titel<br />

„Berufswegeplanung ist Lebensplanung“<br />

finden wir gar wörtlich<br />

unser seit vielen Jahren geltendes<br />

Motto der Jugendberatung wieder.<br />

Jugendberufshilfe im<br />

programmatischen Chaos<br />

Nun könnte man glauben, dass rosige<br />

Zeiten für die JUGENDBE-<br />

RUFSHILFE angebrochen sind,<br />

in dem der schwierige Platz zwischen<br />

verschiedenen Zuständigkeiten,<br />

Institutionen und Gesetzen<br />

ersetzt wird durch überall offen<br />

stehende Türen. Das Gegenteil<br />

ist der Fall: die JUGENDBERUFS-<br />

HILFE hat bewährte Projekte im<br />

Bereich der Übergangsbegleitung<br />

verloren, weil im blinden Aktivismus<br />

zur neuen Überzeugung ein<br />

programmatisches Chaos auf allen<br />

Ebenen ausgebrochen ist und<br />

zusätzlich vorgeschriebene Vergabeverfahren<br />

eine kontinuierliche<br />

Weiterentwicklung verhindern.<br />

Hier die traurigen Beispiele:<br />

- Die Kompetenzagentur <strong>Saar</strong>brücken<br />

musste Ende August aufgegeben<br />

werden, weil sich nach nur<br />

20 Monaten Laufzeit die inhaltlichen<br />

Schwerpunkte des ESF-<br />

Bundesprogrammes grundlegend<br />

geändert hatten und damit keine<br />

entsprechende nationale Ko-Finanzierung<br />

mehr vorhanden war.<br />

- Die Jugendberatung MOBil<br />

im Regionalverband <strong>Saar</strong>brücken<br />

musste nach über 30 Jahren<br />

zum Jahresende geschlossen<br />

werden. Das <strong>Saar</strong>land hatte<br />

sich aus der Finanzierung aufgrund<br />

des neu aufgelegten Programmes„Berufseinstiegsbegleiter“<br />

der Bundesagentur zurückgezogen.<br />

Im zentralen Ausschreibungsverfahren<br />

hat ein gewerblicher<br />

Anbieter namens „Genie-Fabrik“<br />

den preislichen Wettbewerb<br />

mit Abstand gewonnen und un-<br />

ser MOBil-Angebot an fünf allgemein<br />

bildenden Schulen ersetzt.<br />

- Im erfolgreichen Landesprogramm<br />

„Ausbildung jetzt“ wurden<br />

in Abgrenzung zu dem neuen<br />

Ausbildungsbonusprogramm<br />

der Bundesregierung die Richtlinien<br />

geändert mit dem Ergebnis,<br />

dass gegenüber den Vorjahren<br />

die Zahl der Ausbildungsplätze<br />

für schwer vermittelbare Jugendliche<br />

auf ein Drittel zurückging.<br />

- Für 2009 steht zu befürchten,<br />

dass die JUGENDBERUFSHILFE<br />

ihren HSA-Kurs trotz guter Ergebnisse<br />

erneut verlieren wird, weil<br />

das Nachholen des Hauptschulabschlusses<br />

nun doch wieder Pflichtleistung<br />

der Arbeitsförderung geworden<br />

ist und diese im Wettbewerb<br />

vergeben werden muss.<br />

Jugendberufshilfe<br />

im Übergang<br />

Neben den turbulenten Entwicklungen<br />

im Bereich der Fördermaßnahmen<br />

im Übergang Schule-Beruf<br />

gab es auch im Bereich<br />

der Beschäftigungsmaßnahmen<br />

für (Langzeit)-Arbeitslose<br />

erhebliche Entwicklungsbedarfe<br />

und Umbrüche. Da das<br />

<strong>Saar</strong>land in der neuen Förderperiode<br />

im Europäischen Sozialfonds<br />

(ESF) mit wesentlich weniger<br />

EU-Mitteln rechnen musste,<br />

traten zum Jahresbeginn neue<br />

Förderrichtlinien in Kraft, die<br />

auch für die bewährten Beschäftigungsmaßnahmen<br />

des DW-<br />

SAAR keine ausreichende Finanzierungsgrundlage<br />

mehr boten.<br />

Das abrupte Aus für zahlreiche<br />

Projekte konnte nur dadurch verhindert<br />

werden, dass fast alle<br />

Maßnahmen aus Restmitteln<br />

nach den alten Förderkonditionen<br />

bis zu acht Monaten verlängert<br />

werden konnten. Damit war wertvolle<br />

Zeit für Verhandlungen gewonnen,<br />

um weitere Partner für<br />

die Mitfinanzierung zu gewinnen.<br />

Nachdem die ARGEn als wichtigste<br />

Partner der Beschäftigung<br />

von Arbeitslosengeld II-Empfängern<br />

im Vorjahr aufgrund der Mittelsperre<br />

des Bundes ihre finanzielle<br />

Beteiligung teilweise er-<br />

heblich gekürzt hatten, bestand<br />

zunächst die Hoffnung mit deren<br />

Hilfe Lücken schließen zu<br />

können. Leider blieb diese Lösung<br />

nur die absolute Ausnahme.<br />

Als weitere Auffanglinie blieben<br />

die Kommunen als Nutznießer<br />

der verschiedenen Maßnahmen.<br />

In Anbetracht der teilweise<br />

desolaten Haushaltslagen<br />

unserer kommunalen Partner<br />

waren schließlich nach zähem<br />

aber grundsätzlich wohlgesonnenem<br />

Ringen aufgrund der<br />

massiven sozialen Problemlagen<br />

Beiträge der Kommunen möglich.<br />

Mit den Förderzusagen des<br />

Landes konnten schließlich bis<br />

auf den Umweltbahnhof Wadgassen<br />

alle Maßnahmen in der neuen<br />

Förderperiode fortgesetzt und<br />

auf eine tragfähige neue Finanzierungsbasis<br />

umgestellt werden.<br />

Aktivierung<br />

für Langzeitarbeitslose<br />

Eine neue Herausforderung kam<br />

im August auf die JUGENDBE-<br />

RUFSHILFE zu: die Anfrage der<br />

ARGE <strong>Saar</strong>brücken, Aktivierungsmaßnahmen<br />

für Langzeitarbeitslose<br />

durchzuführen. Im Zeittakt von<br />

zweimal drei Monaten sollten in<br />

Völklingen und Sulzbach jeweils<br />

50 Personen maximal drei Stunden<br />

täglich beschäftigt werden.<br />

Dabei sollte festgestellt werden,<br />

ob die Arbeitslosengeld II-Bezieher<br />

noch beschäftigungsfähig sind.<br />

In der Praxis stellte sich wie so oft<br />

schon heraus, dass die Arbeitslosen<br />

– besser als ihr Ruf – sehr interessiert<br />

an der Maßnahme mit<br />

steter Regelmäßigkeit teilnahmen<br />

und dankbar die individuellen Beschäftigungsangebotewahrnahmen.<br />

Trotz erheblicher Anfangsschwierigkeiten<br />

der quasi aus dem<br />

Boden gestampften „Massenveranstaltung“<br />

mit viel zu dünner Personalausstattung<br />

verlief die Maßnahme<br />

Dank des großen Engagements<br />

aller Mitarbeitenden durchaus<br />

positiv, so dass eine Verlängerung<br />

ins Auge gefasst wurde.<br />

Im Kontext wurde die so genannte<br />

Herbstinitiative kreiert, die einzelnen<br />

Langzeitarbeitslosen aus<br />

diesem Kreis für ein paar Monate<br />

eine sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung ermöglichte.<br />

Sozialkaufhaus<br />

<strong>Saar</strong>louis<br />

Anfang 2008 kam die Stadt <strong>Saar</strong>louis<br />

mit der Idee zum Aufbau<br />

eines Sozialkaufhauses auf das<br />

DWSAAR zu. Der städtische Armutsbericht<br />

hatte über alle Stadtratsfraktionen<br />

hinweg für politische<br />

Einigkeit für dieses Anliegen<br />

gesorgt. Es war es ein langer<br />

Weg durch alle Instanzen bis<br />

schließlich im Januar 2009 ein Kooperationsvertrag<br />

mit der Stadt<br />

<strong>Saar</strong>louis unterschrieben wurde<br />

und damit die rechtliche Grundlage<br />

für den Beginn des ehrgeizigen<br />

Projektes gegeben war.<br />

Dabei sollen die bereits bestehenden<br />

Maßnahmen Möbelprojekt,<br />

Frauenprojekt „Der Laden“,<br />

Fahrrad-Service-Station sowie<br />

Wertstoffhof <strong>Saar</strong>louis als Basis<br />

für das neue Vorhaben dienen.<br />

Während dort das Recycling<br />

und das Aufarbeiten unterschiedlicherGebrauchsgegenstände<br />

zur Beschäftigung und Qualifizierung<br />

für den beruflichen Wiedereinstieg<br />

genutzt wird, soll das<br />

neue Projekt in Zusammenarbeit<br />

mit ARGE <strong>Saar</strong>louis nach den neuen<br />

gesetzlichen Möglichkeiten des<br />

SGB II erstmals Dauerbeschäftigung<br />

für besonders schwervermittelbare<br />

Langzeitarbeitslose im so<br />

genannten 3. Arbeitsmarkt schaffen.<br />

Über den Verkauf der recycelten<br />

Waren an bedürftige Personen<br />

sollen mehrere Fliegen mit<br />

einer Klappe geschlagen werden.<br />

Ein Standort für das Sozialkaufhaus<br />

war schnell gefunden. Mit<br />

sehr viel Kreativität der Mitarbeitenden<br />

und engagierter Unterstützung<br />

des Architektenbüros Wandel<br />

konnte das Gebäude in der Pavillonstraße<br />

renoviert werden. Inzwischen<br />

wurde das Sozialkaufhaus,<br />

mit der <strong>Saar</strong>louiser Tafel<br />

unter einem Dach eröffnet.<br />

Auf in<br />

den 3. Arbeitsmarkt<br />

Lange Zeit war in der Arbeitsmarktpolitik<br />

die Dauersubvention<br />

von Beschäftigung ein absolutes<br />

Tabu, obwohl offensichtlich<br />

für zahlreiche Langzeitarbeitslose<br />

im allgemeinen Arbeitsmarkt keine<br />

Perspektive mehr bestand. Damit<br />

standen viele Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer von Beschäftigungs-<br />

und Qualifizierungsmaßnahmen<br />

trotz aller Anstrengung immer wieder<br />

auf der Straße. Mit dem neuen<br />

Instrument des SGB II ist nun die<br />

Förderung der Dauerbeschäftigung<br />

von Langzeitarbeitslosen mit bis zu<br />

75 Prozent durch die ARGE auch<br />

im gewerblichen Bereich möglich.<br />

Da Betriebe bisher bundesweit<br />

kaum von dieser Möglichkeit Bebrauch<br />

machen, hat sich das Beschäftigungsangebot<br />

für schwervermittelbareLangzeitarbeitslose<br />

wenig verbessert. Für Beschäftigungsträger<br />

im gemeinnützigen<br />

Bereich bleibt die Schwierigkeit<br />

geeignete Aktivitäten zu finden, um<br />

die Restfinanzierung darzustellen.<br />

Die Jugendberufshilfe hat sich im<br />

Berichtsjahr zur Schaffung weiterer<br />

Arbeitsplätze in diesem Kontext<br />

an der Ausschreibung des<br />

Bundes-ESF-Programm „Soziale<br />

Stadt – Bildung, Wirtschaft, Arbeit<br />

im Quartier“, kurz BIWAQ genannt,<br />

mit zwei Konzepten für ein<br />

Gebrauchtwarenhaus in Völklingen<br />

und ein Sozialkaufhaus in Sulzbach<br />

beteiligt. Beide Interessenbekundungen<br />

wurden unter 93 von<br />

500 Bewerbungen angenommen.<br />

Wir haben<br />

„es geschafft“<br />

Auch wenn die Vielzahl der außergewöhnlichen<br />

Entwicklungen<br />

des Jahres 2008 viel Raum einnimmt,<br />

so sollen noch ein paar<br />

Erfolge der eher alltäglichen Arbeit<br />

der JUGENDBERUFSHIL-<br />

FE zumindest abschließend noch<br />

eine kurze Erwähnung finden:<br />

- 19 von 20 Jugendlichen haben<br />

ihre HSA-Prüfung bestanden.<br />

- 80 Jugendliche haben ihre Gesellenprüfung<br />

abgelegt.<br />

- 127 Jugendliche haben ihre<br />

Ausbildung neu begonnen.<br />

- 73 Ausbildungsplätze wurden zusätzlich<br />

in Betrieben akquiriert.<br />

- Eine neue Ausbildungsmaßnahme<br />

für benachteiligte Jugendliche<br />

konnte zusammen mit der<br />

RAG Bildung <strong>Saar</strong> begonnen werden.<br />

- Im Zuge der Qualitätsentwicklung<br />

konnte für unsere Maßnahmen<br />

an beruflichen Schulen eine<br />

Klärung der Schnittstellen zum<br />

schulischen Geschehen im partnerschaftlichen<br />

Sinne erfolgen.<br />

- Das jährliche externe Überprüfungs-Audit<br />

verlief zur allseitigen<br />

Zufriedenheit.<br />

Nachdem das Jahr 2008 mit<br />

enormen Unsicherheiten und wirtschaftlichen<br />

Risiken begonnen hatte,<br />

zeichnet sich mit dem Jahresabschluss<br />

ein ausgeglichenes Ergebnis<br />

ab. Alle Umstrukturierungsmaßnahmen<br />

scheinen vorläufig<br />

gelungen zu sein, die JUGENDBE-<br />

RUFSHILFE hat die Herausforderungen<br />

des Übergangsjahres somit<br />

wohl bestanden.<br />

Nach diesem atemlosen Geschehen<br />

des Jahres 2008 bleibt für<br />

die Jugendberufshilfe nur zu wünschen,<br />

dass die begonnen Entwicklungen<br />

vielleicht zur Abwechslung<br />

mal zu einem etwas kontinuierlicheren<br />

Ablauf in 2009 führen<br />

bis dann in 2010 die ungeklärte<br />

Zukunft der ARGEn neue<br />

Verwerfungen bringen dürfte.<br />

Bärbel Heil-Trapp<br />

Abteilungsleiterin JUGENDBERUFSHILFE<br />

30 31


J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />

SCHULE Die Koordinierungsstelle<br />

für Schulverweigerung im Regionalverband <strong>Saar</strong>brücken<br />

Die „zweite Chance“<br />

nutzen<br />

Nach dem jüngsten Bildungsbericht<br />

der Bundesregierung<br />

verlassen jährlich etwa 76.000<br />

Jugendliche die Schule ohne<br />

Abschluss. Zwischen 300.000<br />

und 500.000 junge Menschen<br />

schwänzen mehr oder weniger<br />

nachhaltig den Unterricht<br />

und sind damit stark gefährdet,<br />

sich dadurch in eine Bildungssackgasse<br />

zu manövrieren.<br />

Diesem Negativtrend soll<br />

mit dem bundesweiten Modellprogramm<br />

„Schulverweigerung<br />

– Die 2. Chance“ entgegengesteuert<br />

werden. Das DIA-<br />

KONISCHE WERK AN DER<br />

SAAR (DWSAAR) ist Träger<br />

der Koordinierungsstelle im<br />

Regionalverband <strong>Saar</strong>brücken.<br />

Nach dem Motto „fördern und<br />

fordern“ wird den jungen Menschen<br />

in dem Modellprogramm<br />

ermöglicht, ihre Ressourcen<br />

im schulischen und sozialen<br />

Bereich wieder zu aktivieren,<br />

Bildungslücken aufzuholen<br />

und so wieder Fuß zu fassen.<br />

Jugendhilfe, Schule, Gesundheitsamt<br />

und Ordnungsamt,<br />

ARGE, Eltern sowie Schülerinnen<br />

und Schüler arbeiten<br />

dabei eng zusammen.<br />

Die Mitarbeiterinnen des DW-<br />

SAAR, Gabriele Ames, Marina<br />

Bäumchen und Beate Weinmann,<br />

versuchen vor allem Jugendliche<br />

aus den 7. und 8.<br />

Klassen der allgemein bildenden<br />

Schulen wieder zu integrieren.<br />

Dazu suchen sie Schülerinnen<br />

und Schüler zu Hause<br />

auf, die längere Zeit die Schule<br />

schwänzen. Gemeinsam wird<br />

dann versucht, die Ursachen<br />

zu finden, warum die Jugendlichen<br />

der Schule fern bleiben.<br />

Ziel ist es, durch die Erarbeitung<br />

von individuellen Lebens-<br />

und Berufszielen, die<br />

jungen Menschen wieder in<br />

die Schule oder andere außerschulischeQualifizierungsmaßnahmen<br />

zu integrieren. Absprachen<br />

mit Lehrerinnen und<br />

Lehrern sowie den Eltern gehören<br />

zum Profil der Einrichtung.<br />

Falls notwendig, gibt es<br />

für die Jugendlichen auch ganz<br />

konkrete Hilfe beim Lernen.<br />

Finanziert wird die Einrichtung<br />

durch das Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend aus Mitteln<br />

der Europäischen Union,<br />

durch das Jugendamt des Regionalverbandes<br />

und aus Mitteln<br />

der evangelischen <strong>Kirche</strong>.<br />

Die Koordinierungsstelle ist zuständig<br />

für Schulen im Regionalverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken. Sie<br />

hat ihren Sitz in der Neustraße<br />

in Malstatt und ist montags bis<br />

donnerstags von 9 bis 16 Uhr,<br />

freitags bis 12 Uhr geöffnet.<br />

Kontakt: Tel. 0681/ 41961, Mail:<br />

zweite-chance@dwsaar.de.<br />

BERUFSORIENTIERUNG „Kompetenzagenturen“<br />

als Lotsen von der Schule in den Beruf<br />

Jugendliche sollen zu<br />

Wort kommen<br />

Das Bundesfamilienministerium<br />

fördert seit Anfang 2007<br />

gemeinsam mit dem Landkreis<br />

Neunkirchen das Projekt „Kompetenzagenturen“<br />

in Trägerschaft<br />

des DWSAAR. Ziel ist<br />

es, besonders benachteiligte<br />

Jugendliche im Übergang von<br />

der Schule in den Beruf intensiv<br />

zu begleiten. Darüber hinaus<br />

hat es sich das Projekt<br />

zur Aufgabe gemacht, alle Angebote<br />

für Jugendliche in diesem<br />

Feld stärker als bisher zu<br />

vernetzen und weiterzuentwickeln.<br />

Um diesen Auftrag umzusetzen,<br />

wurde im ersten Schritt<br />

eine Lenkungsgruppe gegründet.<br />

Die Federführung in dieser<br />

Lenkungsgruppe liegt bei der<br />

Jugendamtsleitung, seitens<br />

des Landkreises sind weiterhin<br />

vertreten die Sozialdezernentin<br />

und der Jugendhilfeplaner. Beteiligt<br />

sind außerdem die Agentur<br />

für Arbeit sowie die ARGE,<br />

die Kammern, das Kultusministerium,<br />

die allgemein und berufsbildenden<br />

Schulen, eine<br />

Vertreterin des „Verbandes<br />

saarländischer Unternehmensverbände“<br />

sowie die Leiterin<br />

der Abteilung JUGENDBE-<br />

RUFSHILFE im DWSAAR als<br />

Trägervertreterin.<br />

Bereits Ende des Jahres 2007<br />

wurden konkrete Ergebnisse<br />

dieser Zusammenarbeit veröffentlicht.<br />

So wurde eine Bestandsaufnahme<br />

erstellt, in<br />

der alle Projekte und Maßnahmen<br />

für Jugendliche im Übergang<br />

Schule-Beruf im Landkreis<br />

dokumentiert wurden. Diese<br />

Bestandsaufnahme wurde<br />

im Rahmen einer „Jugendkonferenz“,<br />

an der 110 Fachleute<br />

aus diesem Arbeitsfeld teilnahmen,<br />

der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Initiiert wurden an diesem<br />

Tag themenspezifische Arbeitsgruppen,<br />

die in 2008 fortgesetzt<br />

wurden. Die Bestands-<br />

Die Angebote im Übergang Schule-Beruf im Landkreis Neunkirchen gibt es jetzt auch im Internet.<br />

Präsentation mit Koordinatorin Astrid Klein-Nalbach, Martin Lang vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Sozialdezernentin Birgit Mohns-Welsch, Landrat Rudolph Hinsberger, Jugendamtsleiter Volker Kümmel<br />

und Abteilungsleiterin JBH, Bärbel Heil-Trapp.<br />

32 33


J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />

aufnahme wurde von Mitarbeitenden<br />

des Landkreises auf einer<br />

Internetplattform eingestellt,<br />

so dass die Inhalte allen<br />

Interessierten frei zugänglich<br />

sind.<br />

Die Arbeitsgruppe, die sich<br />

mit dem Thema „Schulverweigerung“<br />

beschäftigt hat, hat<br />

zu Beginn des Schuljahres<br />

2008/2009 eine „Handlungsempfehlung<br />

für den Umgang<br />

mit Schulabwesenheit“ veröffentlicht.<br />

Darin finden sich konkret<br />

abgestufte Handlungsschritte<br />

von einer ersten Kontaktaufnahme<br />

zu den Eltern<br />

bis hin zur Einschaltung von<br />

schulpsychologischem- bzw.<br />

jugendmedizinischem Dienst<br />

oder polizeilicher Zuführung.<br />

Im Internet wurden alle Dokumente<br />

zum Download bereitgestellt,<br />

um die entsprechenden<br />

Schritte zu initiieren.<br />

Eine weitere Arbeitsgruppe lud<br />

mit Unterstützung der Kammern<br />

zu einer Veranstaltung<br />

zum Thema „Perspektiven für<br />

Hauptschülerinnen und -schüler<br />

im Bereich zweijähriger Ausbildungsberufe“.<br />

Diese Thematik<br />

soll in 2009 weiter bearbeitet<br />

werden.<br />

Weiterer Arbeitsschwerpunkt<br />

war die Erfassung aller Akteure,<br />

die an einer einzelnen<br />

Schule unterschiedliche Angebote<br />

im Übergangsfeld Schule-Beruf<br />

machen. Hier hat die<br />

Vielzahl unterschiedlicher Programme<br />

bewirkt, dass es an<br />

den Schulen immer schwieriger<br />

wird, die unterschiedlichen Aufträge<br />

und Zielgruppen voneinander<br />

abzugrenzen. Geplant<br />

ist, nach einem Austausch aller<br />

Akteure Plakate für jede Schule<br />

zu erstellen, die die Angebote<br />

und die dazugehörigen<br />

Menschen übersichtlich darstellen.<br />

Während der Arbeit wurde jedoch<br />

allen Beteiligten auch<br />

klar, dass es wichtig ist, Möglichkeiten<br />

zu erarbeiten, auch<br />

die betroffenen Jugendlichen<br />

zu Wort kommen zu lassen.<br />

Daher wurde vereinbart, in<br />

2009 eine weitere Jugendkonferenz,<br />

aber diesmal auch für<br />

Jugendliche, umzusetzen.<br />

Hierzu entwickeln Jugendberaterinnen<br />

und -berater, Schoolworkerinnen<br />

und -worker einen<br />

Fragebogen, mit dessen Hilfe<br />

Informationen erhoben werden<br />

können, wie die Jugendlichen<br />

die Angebotsstruktur erleben.<br />

Gefragt werden soll nach der<br />

Offenheit der Zugänge ins Hilfesystem<br />

sowie der Transparenz<br />

über die Angebotsstruktur.<br />

Nicht zuletzt sollen die Jugendlichen<br />

auch bewerten, wie sie<br />

ihre Möglichkeiten sehen, ihre<br />

beruflichen Ziele umzusetzen.<br />

Die Ergebnisse sollen dann<br />

von Jugendlichen im Rahmen<br />

der Jugendkonferenz 2009 vorgestellt<br />

werden.<br />

Die angesprochenen Dokumentationen<br />

sind auf der Seite<br />

www.landkreis-neunkirchen.de/<br />

kompetenzagentur einsehbar.<br />

Blick in die Statistik<br />

2008 arbeiteten in der Abteilung JUGENDBERUFSHILFE im Rahmen<br />

von 55 Einzelprojekten in den drei evangelischen <strong>Kirche</strong>nkreisen<br />

<strong>Saar</strong>brücken, Völklingen und Ottweiler insgesamt 178 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter auf 115 Vollzeitstellen bei einem<br />

Wirtschaftsplanvolumen von insgesamt rund 9,6 Millionen Euro.<br />

In dem Maßnahmen wurden 5.015 Personen betreut. 2008 absolvierten<br />

in der Abteilung JUGENDBERUFSHILFE 195 Jugendliche<br />

in verschiedenen Berufen eine Ausbildung für Lernbehinderte. An<br />

der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf wurden 1.737 Schülerinnen<br />

und Schüler beraten, in Berufsvorbereitungsklassen 385.<br />

Seit ihrem Bestehen hat die Abteilung JUGENDBERUFSHILFE<br />

(1997 – 2008) rund 50.000 Menschen begleitet, betreut und beraten.<br />

BERUFSVORBEREITUNG Die sozialpädagogische Betreuung<br />

ist ein wichtiger Bestandteil der „Werkstattschule“<br />

Drei Tage Praxisorientierung<br />

motiviert<br />

Dustin und Florian sind 14 und<br />

15 Jahre alt, kommen beide aus<br />

der siebten Klasse der Erweiterten<br />

Realschule Eppelborn. Sie<br />

kennen sich schon aus dem Kindergarten<br />

und der Grundschule.<br />

Jetzt besuchen sie zwei verschiedene<br />

Werkstattklassen am<br />

BBZ Neunkirchen. Wie es dazu<br />

kam, erzählen sie im Interview:<br />

Wie lief das an der ERS<br />

Eppelborn, ihr beide in<br />

der gleichen Klasse?<br />

Dustin: Das war nicht wirklich<br />

super. Wir haben nur<br />

Quatsch gemacht und so.<br />

Florian: Eine Heizung abgerissen,<br />

eine Tür und eine Bank kaputt<br />

gemacht. Wir haben uns<br />

gegenseitig geschlagen oder<br />

die Lehrer runtergemacht.<br />

War das bei allen<br />

Lehrern so?<br />

Dustin: Bei den meisten, nur die<br />

Klassenlehrerin war cool drauf,<br />

außer in der 5. und 6., da hatten<br />

wir einen anderen Klassenlehrer.<br />

Florian: Ja, der Herr K., da<br />

musst ich immer nachsitzen.<br />

Vor allem, weil wir keine<br />

Hausaufgaben gemacht haben.<br />

Aber der Klassenlehrer<br />

hat uns auch immer beleidigt.<br />

Ihr seid beide schon mal<br />

sitzengeblieben…<br />

Florian: Ich hatte viele Fünfer auf<br />

dem Zeugnis, keine Eins, keine<br />

Zwei, vielleicht mal`ne Drei. Das<br />

schlimmste Fach war Mathe`.<br />

Dustin: Ja, ich auch, Fünfer,<br />

Sechser, ein paar Vierer. Englisch<br />

konnte ich gar nicht.<br />

Wie seid ihr in die Werkstatt-<br />

schule gekommen?<br />

Florian: Über die Schoolworkerin.<br />

Mit der hatte ich immer Einzelgespräche<br />

und die hat mir<br />

dann von der Werkstattklasse<br />

erzählt. Ich fand das gut.<br />

Dustin: Meine Mutter hatte ein<br />

Gespräch mit meinem Klassenlehrer,<br />

der hat den Vorschlag<br />

mit der Werkstattschule ge-<br />

macht; ich fand den Vorschlag<br />

ganz gut und dann haben wir<br />

uns das hier mal angeschaut.<br />

- Und seid dann geblieben…<br />

Dustin: Am Anfang war das<br />

komisch, wir sind ja hier die<br />

Jüngsten, aber wir kennen<br />

schon viele Leute hier von früher.<br />

Wir gehen in zwei verschie-<br />

dene Klassen, jetzt kann ich<br />

besser lernen und Florian<br />

lenkt mich nicht immer ab.<br />

Florian: Also, ich bin jetzt<br />

auch besser als vorher. Ich<br />

habe auf dem Zeugnis nur<br />

eine Fünf bekommen.<br />

Dustin: Ich habe gar keine,<br />

ich habe jetzt Einser,<br />

Zweier und Dreier.<br />

Das heißt, eure Leistungen<br />

haben sich verbessert?<br />

Florian: Das liegt auch an den<br />

Lehrern, die sind hier viel besser.<br />

Dustin: Aber auch an den Mitschülern,<br />

die Klassengemeinschaft<br />

ist besser, manchmal<br />

gibt’s zwar auch Probleme, aber<br />

die meiste Zeit läuft es gut.<br />

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J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />

36<br />

Florian: Jetzt lerne ich zu Hause.<br />

Dustin: Ich weniger, aber ich mache<br />

meine Hausaufgaben. In<br />

Physik bin ich immer schon im<br />

Unterricht mit den Hausaufgaben<br />

fertig, da muss ich zu Hause<br />

gar nichts mehr machen.<br />

Ihr hattet im ersten Halbjahr<br />

unterschiedlichen Unterricht?<br />

Dustin: Ich war in der Metallwerkstatt.<br />

Dort haben wir anfangs<br />

verschiedene Übungen<br />

gemacht, etwa U-Schienen gefeilt<br />

oder ein Namensschild hergestellt,<br />

dann haben wir einen<br />

Kerzenständer und einen Serviettenhalter<br />

gemacht; die Werkstücke<br />

durften wir mit nach<br />

Hause nehmen. Ich habe meine<br />

verschenkt. Außerdem haben<br />

wir mit unserem Lehrwerkmeister<br />

als Projektarbeit<br />

eine Brünieranlage gebaut.<br />

Florian: Ich war zuerst in der<br />

Die Prüfungen in den sechs<br />

saarländischen Hauptschulabschlusskursen<br />

für arbeitsuchende<br />

Jugendliche, die die<br />

Schulpflicht bereits erfüllt und<br />

somit keinen Zugang mehr zu<br />

den regulären Schulen haben,<br />

sind zwar schon lange abgeschlossen<br />

und die Ergebnisse<br />

verkündigt. Doch erst jetzt hat<br />

Stefan Grünewald auch den<br />

Lohn für seinen Fleiß geerntet.<br />

Arbeitsminister Prof. Dr. Gerhard<br />

Vigener überreichte dem<br />

21-jährigen als Landesbesten<br />

sein Abschlusszeugnis. Grünewald<br />

hat seinen Hauptschulabschluss<br />

in einem Kurs des DW-<br />

Farbtechnik, dann im Holzbereich.<br />

In Holz haben wir Sägeübungen<br />

gemacht, später einen<br />

Flaschenhalter und zu Weihnachten<br />

Kerzenständer, in Farbe<br />

haben wir verschiedene Techniken<br />

ausprobiert, mit Gips gearbeitet<br />

und eine Spielzeugkiste<br />

gebaut und angemalt.<br />

Das hat mir sehr gut gefallen.<br />

Wie sieht es aus mit<br />

dem Praktikum?<br />

Florian: Ich bin jetzt bei einer<br />

Fensterbau-Firma in Eppelborn,<br />

baue dort Rollläden<br />

und Fenster ein oder repariere<br />

Türen. Mein Chef ist<br />

bis jetzt sehr zufrieden mit mir.<br />

Er nimmt mich wahrscheinlich<br />

auch für die Ausbildung.<br />

Dustin: Ich habe noch kein Praktikum<br />

gemacht, suche aber zurzeit<br />

nach einer Stelle. Ich will<br />

am liebsten in den Metallbe-<br />

SAAR in <strong>Saar</strong>brücken mit der<br />

Durchschnittsnote von 1,57 bestanden.<br />

„Das gibt Selbstbewusstsein“,<br />

sagt er stolz, vor<br />

allem in den Nebenfächern<br />

habe er nicht mit so guten Noten<br />

gerechnet.<br />

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

der Hauptschulabschlusskurse<br />

(HSA-Kurs) haben<br />

eine besondere Hürde zu<br />

überwinden. „Sie müssen auf<br />

den Punkt topfit sein, denn für<br />

das Zeugnis zählt nur die Prüfung“,<br />

sagt Stefan Petry, der<br />

zuständige Sozialpädagoge<br />

im HSA-Kurs des DWSAAR in<br />

reich, da mir das in der Werkstattschule<br />

gut gefallen hat.<br />

Was sind eure Ziele für<br />

die nächste Zeit?<br />

Florian: Ich will auf jeden Fall<br />

den Hauptschulabschluss machen<br />

und danach eine Ausbildungsstelle<br />

bekommen. Dafür<br />

muss ich lernen und im Unterricht<br />

aufpassen, außerdem will<br />

ich keinen Klassenbucheintrag<br />

bekommen. Wenn ich meine<br />

Ausbildungsstelle als Fensterbauer<br />

bekomme, bin ich ja auch<br />

noch hier in der Berufsschule.<br />

Dustin: Auch mein Ziel ist der<br />

Hauptschulabschluss und ich<br />

will noch mehr aufpassen. Dann<br />

kann ich danach vielleicht eine<br />

Ausbildung beginnen oder ich<br />

mache weiter Schule, am besten<br />

hier das BGJ Metall.<br />

BERUFSORIENTIERUNG Stefan Grünewald hat<br />

seinen Hauptschulabschluss in einem Kurs des DWSAAR erworben<br />

Landesbester<br />

mit Durchschnitt 1,57<br />

<strong>Saar</strong>brücken. Insgesamt muss<br />

jeder Schüler sieben Prüfungen<br />

ablegen: vier schriftlich, unter<br />

anderem in Deutsch und Mathematik,<br />

drei mündlich. Für die<br />

Nebenfächer hatte sich Stefan<br />

Grünewald mit zwei Referaten<br />

vorbereitet: In Sozialkunde<br />

wählte er das Thema „Staats-<br />

und Regierungsformen“, in Geschichte<br />

beschäftigte er sich<br />

mit dem Nationalsozialismus.<br />

Sein Lieblingsfach ist aber Mathematik<br />

– und natürlich hat<br />

er dort auch eine Eins. „Man<br />

muss jede Sekunde einer Prüfung<br />

ausnutzen“, hat er festgestellt.<br />

Jetzt will Stefan Grünewald<br />

auch die mittlere Reife erwerben.<br />

Dafür besucht er einen<br />

Abendkurs in der <strong>Saar</strong>brücker<br />

Bruchwiesenschule. Dabei sah<br />

es viele Jahre nicht so rosig für<br />

ihn aus. „Ich habe mich in allen<br />

Schulen immer unterfordert<br />

gefühlt“, sagt der gebürtige<br />

St. Wendeler. Vieles hat er abgebrochen:<br />

das Berufsgrundschuljahr,<br />

eine Ausbildung als<br />

Frisör, auch einen ersten HSA-<br />

Kurs. Erst als er in einer Maßnahme<br />

der ARGE die Chance<br />

hatte, seine persönlichen<br />

Probleme aufzuarbeiten und<br />

er eine ordentliche Wohnung<br />

fand, ging es aufwärts. „Für<br />

den Hauptschulabschluss habe<br />

ich erstmals richtig gelernt und<br />

wurde von den Lehrerinnen<br />

Anita Heimann und Franziska<br />

Lorson gut unterstützt“, verrät<br />

er. Er weiß, dass er mehr leisten<br />

kann, und vermittelt dabei<br />

den Eindruck, dass er nun auf<br />

dem richtigen Weg ist.<br />

Teilnehmen dürfen in den HSA-<br />

Kursen Jugendliche, die es wegen<br />

sozialer oder familiärer Probleme<br />

bisher nicht geschafft haben,<br />

einen Schulabschluss zu<br />

erreichen, ebenso Jugendliche<br />

mit Migrationshintergrund. Während<br />

der einjährigen Bildungsmaßnahme<br />

erhalten die Kursteilnehmerinnen<br />

und -teilnehmer<br />

neben der schulischen Bildung<br />

eine intensive sozialpädagogische<br />

Betreuung. Um den<br />

Jugendlichen die anschließende<br />

Eingliederung in den Ausbildungs-<br />

und Arbeitsmarkt zu erleichtern,<br />

wird in den Kursen zusätzlich<br />

eine berufliche Orientierung<br />

angeboten. Im Schuljahr<br />

2008/ 2009 liefen erneut sechs<br />

Kurse. Die finanziellen Mittel<br />

hierfür in Höhe von über 1 Mio.<br />

Euro werden aus dem Landeshaushalt<br />

und aus dem Europäischen<br />

Sozialfonds bereitgestellt.<br />

Erstmals richtig gelernt: Stefan Grünewald<br />

Großer Erfolg in den Hauptschulabschlusskursen<br />

Das Ergebnis in den Hauptschulabschlusskursen des DW-<br />

SAAR kann sich in diesem Jahr sehen lassen: 35 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer haben die staatliche Prüfung erfolgreich<br />

absolviert, zum Teil mit hervorragenden Noten. In Sulzbach<br />

sind von elf Teilnehmern zehn zur Prüfung angetreten,<br />

von denen neun bestanden haben. In <strong>Saar</strong>brücken haben alle<br />

20 die Prüfung gemacht, 19 davon erfolgreich. In Völklingen<br />

sind acht von acht zur Prüfung angetreten, sieben haben bestanden.<br />

Zu den Kursen gehören neben dem Unterricht in Kleingruppen,<br />

fächerübergreifende Unterrichtsprojekte, auch die Unterstützung<br />

bei persönlichen Problemen, Einzelfallhilfen und das soziale<br />

Training bei Gruppenaktivitäten. Dabei stellen die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des DWSAAR immer wieder fest, wie<br />

wichtig die persönliche Betreuung der jungen Menschen ist, um<br />

sie fürs Lernen zu motivieren.<br />

Ab dem Schuljahr 2009/ 2010 werden die HSA-Kurse nicht<br />

mehr aus Landesmitteln gefördert. Grund ist, dass es seit<br />

1. Januar 2009 einen Rechtsanspruch auf den Erwerb des<br />

Hauptschulabschusses im Rahmen der Arbeitsförderung gibt.<br />

Konkret heißt dies, nun ist die Arbeitsagentur dafür zuständig.


J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />

AUSBILDUNG Der saarländische Wirtschaftsminister Joachim Rippel<br />

besuchte „Ausbildung jetzt“ in Sulzbach<br />

Hilfe für Jugendliche<br />

mit Anlaufschwierigkeiten<br />

„Wir wollen auch benachteiligten<br />

Jugendlichen eine betriebliche<br />

Ausbildung und damit<br />

eine gute Berufs- und Lebensperspektive<br />

ermöglichen“,<br />

sagte Wirtschafts- und Wissenschaftsminister<br />

Joachim Rippel<br />

anlässlich eines Besuchs in<br />

der Beratungsstelle von „Ausbildung<br />

jetzt“ des DWSAAR in<br />

Sulzbach. Minister Joachim<br />

Rippel: „Auch in der besonderen<br />

Situation des doppelten<br />

Abiturjahrganges 2009 ist es<br />

unser Ziel, möglichst allen ausbildungswilligen<br />

und ausbildungsfähigen<br />

Jugendlichen zu<br />

einem Ausbildungsplatz oder<br />

Studienplatz zu verhelfen. Mit<br />

unserem Förderangebot haben<br />

wir verstärkt Jugendliche mit<br />

Anlaufschwierigkeiten im Fokus.<br />

Oftmals hätten Betriebe die<br />

Sorge, dass schulisch schwächere<br />

Jugendliche die Ausbildung<br />

nicht schafften und fühlten<br />

sich mit der Betreuung<br />

überfordert, so Minister Rippel<br />

weiter. Im Ergebnis komme es<br />

deshalb oft nicht zu einer Einstellung.<br />

Hier setze das Programm<br />

der Landesregierung<br />

an, indem durch die sozialpädagogische<br />

Betreuung diese<br />

Arbeit den Unternehmen abgenommen<br />

wird.<br />

Zwei kooperierende Unternehmen<br />

berichten von ihren guten<br />

Erfahrungen mit dem saarländischen<br />

Landesprogramm. Seit<br />

1997 ist das DWSAAR mit der<br />

Aufmerksamer Zuhörer: Minister Joachim Rippel (Mitte).<br />

Umsetzung von „Ausbildung<br />

jetzt“ beauftragt. Im Regionalverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken (Sulzbach<br />

und Völklingen), im Landkreis<br />

<strong>Saar</strong>louis und im Landkreis<br />

Neunkirchen vermittelten<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der Abteilung JUGEND-<br />

BERUFSHILFE seitdem 1033<br />

Jugendliche in betriebliche<br />

Ausbildungsplätze und begleiteten<br />

sie während ihrer Ausbildung.<br />

Minister Joachim Rippel: „Die<br />

positiven Beispiele zeigen,<br />

dass die Jugendlichen sich oft<br />

in der Praxis bewähren und<br />

aufblühen, wenn Unternehmen<br />

den schwächeren Jugendlichen<br />

eine Chance geben und<br />

Ausbildung durchführen.“ Überdies<br />

wirkten die Unternehmen<br />

dem Fachkräftemangel entgegen,<br />

denn die so ausgebildeten<br />

Jugendlichen sind oft besonders<br />

treue Mitarbeiter, die dem<br />

Unternehmen dann ausgebildet<br />

für lange Zeit zur Verfügung<br />

stehen. „Jenseits einer gewissen<br />

sozialen Verantwortung<br />

ist es deshalb auch im eigenen<br />

Interesse der Unternehmen,<br />

schwächere Jugendliche<br />

mit unserer Hilfe auszubilden,<br />

zumal diese Ausbildung besonders<br />

gefördert wird“, so Minister<br />

Rippel weiter.<br />

„Das saarländische Landesprogramm<br />

‚Ausbildung jetzt’ ist ein<br />

wichtiges Instrument, um Jugendlichen<br />

mit schulischen und<br />

sozialen Problemen eine Ausbildung<br />

in Betrieben zu ermöglichen“,<br />

erklärt Abteilungs-leiterin<br />

Bärbel Heil-Trapp. Jugendliche<br />

hätten auch bei der aktuellenAusbildungsmarktsituation<br />

immer noch große Schwierigkeiten,<br />

einen Ausbildungsplatz<br />

zu finden. Gestiegene<br />

Anforderungen an die Berufsbilder<br />

erschwerten zudem einen<br />

erfolgreichen Ausbildungsabschluss.<br />

Zielgruppe von „Ausbildung<br />

jetzt“ sind Jugendliche, die<br />

den allgemein bildenden Schulabschluss<br />

erworben haben<br />

und im Anschluss einen Ausbildungsplatz<br />

suchen, die aber<br />

aufgrund schulischer und persönlicher<br />

Probleme einer besonderen<br />

Unterstützung bedürfen.<br />

Kooperationspartner sind<br />

Ausbildungsbetriebe, die bereit<br />

sind, einen Ausbildungsplatz<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Zur Begleitung durch die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des<br />

DWSAAR gehören die Beratung<br />

der Auszubildenden bei<br />

AUSBILDUNG In außerbetrieblichen Ausbildungen erhalten<br />

benachteiligte Jugendliche eine Chance. Ein Gespräch mit Sarah,<br />

die Hauswirtschaft lernt, aufgeschrieben von ihrer Ausbilderin<br />

Erfolgreiches<br />

Praktikum im Hotel<br />

Wie ich dazu kam, ausgerechnet<br />

Hauswirtschaftshelferin zu<br />

lernen, möchten Sie wissen?<br />

Und Sie meinen, dass Hauswirtschaft<br />

nicht unbedingt der<br />

Traumberuf der meisten jungen<br />

Frauen ist? Ja, da haben Sie<br />

wohl Recht. Sarah lacht. Mein<br />

Traumberuf war das auch nicht.<br />

Ich wollte Fotografin werden.<br />

Wissen Sie, ich habe zwar den<br />

Hauptschulabschluss. Den<br />

habe ich in der Schule „In den<br />

Grasgärten“ gemacht. Aber<br />

der Berufberater sagte, dass<br />

man für eine Lehrstelle als Fotografin<br />

mindestens die mittlere<br />

Reife braucht. Und ehrlich<br />

gesagt, mit dem ganzen technischen<br />

Kram, den man da lernen<br />

muss, wäre ich auch nicht<br />

persönlichen Problemen, individueller<br />

Förder- und Stützunterricht,<br />

eine systematische Prüfungsvorbereitung<br />

sowie der<br />

regelmäßige Kontakt zu den<br />

Berufsschulen und Erziehungsberechtigten.<br />

Gleichzeitig werden<br />

die Ausbildungsbetriebe<br />

bei organisatorischen und pädagogischen<br />

Fragen unterstützt.<br />

Die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter vermitteln bei Konflikten<br />

zwischen Auszubildenden,<br />

Betrieben oder Berufsschule.<br />

Das Projekt wird finanziert<br />

durch das saarländische Mi-<br />

klargekommen. Als mir das Arbeitsamt<br />

dann die Lehrstelle<br />

zur Hauswirtschaftshelferin angeboten<br />

hat, habe ich mir gesagt:<br />

“Vielleicht ist das ja was<br />

für dich. Hauptsache, du hast<br />

ne Lehrstelle.“ Inzwischen bin<br />

ich sehr froh, dass ich mich<br />

nisterium für Wirtschaft und<br />

Wissenschaft, den Europäischen<br />

Sozialfonds und von<br />

der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>. Betriebe,<br />

die einen Ausbildungsplatz<br />

zur Verfügung stellen,<br />

können einen Zuschuss von<br />

1.600 Euro erhalten.<br />

dazu entschlossen habe.<br />

Viele Leute meinen ja auch,<br />

der Beruf sei total langweilig.<br />

Das ist aber überhaupt nicht<br />

so. Wir haben ganz viele verschiedene<br />

Sachen zu machen:<br />

waschen, trocknen, bügeln,<br />

nähen, dekorieren,<br />

38 39


J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />

kochen, backen oder servieren<br />

und natürlich putzen. Das<br />

letztere macht keiner so richtig<br />

gern. Aber wer es schön<br />

und gemütlich haben will, der<br />

muss auch saubermachen.<br />

Am besten erzähle ich Ihnen<br />

mal, wie die Woche bei uns so<br />

abläuft.<br />

Also, wir sind insgesamt zu elft.<br />

Wir sind in zwei Gruppen eingeteilt.<br />

Der Wochenplan für<br />

meine Gruppe sieht so aus:<br />

Montags haben wir Textilpflege/<br />

Textilarbeit. Ich nähe, bastele<br />

und dekoriere sehr gern<br />

und meine Ausbilderin sagt,<br />

dafür hätte ich ein Händchen.<br />

Dienstags und freitags haben<br />

wir alle zusammen Berufsschule.<br />

Ich gehe recht gerne<br />

hin, obwohl ich in Deutsch,<br />

Wirtschaftskunde und Sozialkunde<br />

nicht immer kapiere,<br />

was die Lehrerinnen eigentlich<br />

meinen. Das geht aber<br />

nicht nur mir so. Dafür haben<br />

wir ja dann unseren Stützunterricht.<br />

Der ist Mittwochvormittag<br />

und Freitagnachmittag in<br />

der Kleingruppe. Hier wird uns<br />

alles wieder erklärt, wir lernen<br />

für Klassenarbeiten und machen<br />

die Hausaufgaben, wenn<br />

wir alleine nicht damit klarkommen.<br />

Anschließend haben wir<br />

Hauspflege. Das heißt, wir reinigen<br />

unsere Räume, kümmern<br />

uns um die Zimmerpflanzen<br />

und halten das Gelände<br />

ums Haus in Ordnung.<br />

Am Donnerstag ist Verpflegung<br />

und Service dran. Wir bereiten<br />

immer ein dreigängiges Menü<br />

zu und meistens wird auch gebacken.<br />

Jede in der Gruppe<br />

bekommt eine andere Aufgabe,<br />

die sie möglichst selbstständig<br />

ausführen soll. Die Ausbilderin<br />

ist aber immer in der Nähe<br />

und greift sofort ein, wenn wir<br />

dabei sind ganz großen Mist<br />

zu machen. Manchmal geht<br />

dann doch noch etwas schief.<br />

Vor kurzem hat Anja eine Ölflasche<br />

mit einer Essigflasche<br />

verwechselt und statt Öl zwei<br />

Sorten Essig in das Salatdressing<br />

gemacht. Gemerkt haben<br />

wir es erst, als der Salat<br />

schon auf den Tellern war<br />

und wir davon probiert hatten.<br />

Der war vielleicht sauer.<br />

Wir haben eine Superküche –<br />

ganz aus Edelstahl. Da ist alles<br />

drin, was in eine gut ausgestattete<br />

Großküche gehört.<br />

Das ist auch wichtig, denn wir<br />

müssen lernen, mit den Geräten<br />

und Maschinen umzugehen.<br />

Wenn wir mit dem Essen<br />

fertig sind, wird die Küche<br />

sauber gemacht. Die muss picobello<br />

sein, ist doch klar.<br />

Ja, dann haben wir natürlich<br />

noch Fachtheorie, Hygiene,<br />

Umweltschutz, Arbeitssicherheit<br />

und Arbeitsorganisation<br />

und müssen die Berichtshefte<br />

führen. So ist das<br />

im Großen und Ganzen jede<br />

Woche. Überhaupt sind unsere<br />

Ausbilderinnen und die Sozialarbeiterin<br />

immer für uns<br />

da und wir können mit allem<br />

zu ihnen kommen. Ich habe<br />

ja weniger Probleme, aber einigen<br />

meiner Kolleginnen<br />

geht es nicht so gut wie mir.<br />

Zur Ausbildung gehören dann<br />

noch mehrere Praktika. Mein<br />

erstes habe ich im Housekeeping<br />

in einem Hotel gemacht.<br />

Das war echt toll. Ich<br />

durfte überall mitarbeiten<br />

und wurde sehr gelobt. Meine<br />

Beurteilung ist super ausgefallen<br />

und im Betrieb haben<br />

sie sich mit mir gefreut.<br />

Vielleicht interessiert Sie noch,<br />

wo ich nach meiner Ausbildung<br />

arbeiten möchte. In einem Hotel<br />

natürlich. Die Chefin des<br />

Hotels, in dem ich mein Praktikum<br />

gemacht habe, hat gesagt,<br />

ich solle mich nach der Abschlussprüfung<br />

bewerben. Das<br />

werde ich auf jeden Fall tun.<br />

Oh je, die Abschlussprüfung.<br />

Es dauert zwar noch<br />

ein bisschen bis dahin, aber<br />

die Zeit vergeht so schnell.<br />

Drücken Sie mir die Daumen,<br />

dass alles so klappt,<br />

wie ich es mir vorstelle?<br />

BESCHÄFTIGUNG In „STABIL“ werden junge Menschen ohne Schulabschluss<br />

mit besonderen persönlichen und sozialen Problemen gefördert<br />

Stark werden für<br />

die Bühne des Lebens<br />

„Ich bin nur hier, weil ich es<br />

muss. Ich will nichts mit euch zu<br />

tun haben, ihr seid mir zu blöd,<br />

ihr seid mir zu laut, ihr fordert<br />

Dinge von mir, von denen ich<br />

keine Ahnung habe.“ Diese Sätze<br />

hätte Kai Hoffmann in den ersten<br />

Wochen bei STABIL Sulzbach<br />

gern seinen Kollegen und<br />

den Fachkräften der Maßnahme<br />

ins Gesicht geschrien. Stattdessen<br />

hat er geschwiegen, seine<br />

Stirn tief in der Kapuze vergraben,<br />

abseits von allen anderen<br />

abgewartet, bis sein „Arbeitstag“<br />

vorüber war. Meistens war<br />

er dann sehr schnell ohne Gruß<br />

verschwunden.<br />

Er hat ziemlich lange gebraucht,<br />

bis er den Blick vom Fenster<br />

weg nach drinnen wenden und<br />

überhaupt registrieren konnte,<br />

was an den Werkbänken alles<br />

passiert: Holz so bearbeiten,<br />

dass ein Regal, ein CD-Ständer,<br />

ein Gehäuse für die Musikbox<br />

entsteht, einen PC auseinandernehmen<br />

und Defektes gegen<br />

funktionstüchtige Teile austauschen,<br />

einen Beistelltisch lackieren,<br />

Fahrräder reparieren<br />

und vieles mehr. Erst allmählich<br />

nahm er wahr, dass die Anleiter<br />

Ideen der Teilnehmer aufgreifen<br />

und sie bei der Realisierung<br />

dann Schritt für Schritt unterstützen.<br />

Wie andere Teilnehmer<br />

ernsthaft bei der Sache waren,<br />

ihn in Ruhe ließen, ihn nicht provozierten.<br />

Dafür sorgten die Ausbilder<br />

und Sozialarbeiter, die immer<br />

wieder behutsam aber auch<br />

fordernd versuchten, ihn in das<br />

Projekt zu integrieren.<br />

Dies ist zuweilen ein fast aussichtslos<br />

erscheinendes Unterfangen.<br />

Oft sind nicht einmal die<br />

Extremverweigerer im Projekt<br />

STABIL in Sulzbach das Problem.<br />

Diese erfahren nach erfolglosem<br />

Bemühen um ihre<br />

Projektteilnahme Sanktionen<br />

von der ARGE und können sich<br />

dann neu entscheiden. Meist<br />

sind es die bereits vom Leben<br />

geschulten Akteure auf dem Boden<br />

des Sozialparketts, mit denen<br />

sich das Kollegenteam besondere<br />

Mühe geben muss:<br />

Junge Menschen, in der Regel<br />

ohne Berufs- oder Schulabschluss,<br />

mit besonderen persönlichen<br />

und sozialen Problemlagen,<br />

die damit sehr schwer in<br />

Ausbildung, Arbeit oder Weiterbildung<br />

zu vermitteln sind. Oft<br />

genug sind eingeübte Rollenmuster<br />

zu durchbrechen. Wenn<br />

es gelingt, den persönlichen<br />

Handlungsspielraum zu erweitern,<br />

werden „Schauspieler“ zu<br />

Persönlichkeiten und die eigentlichen<br />

Lebensentwürfe und Möglichkeiten<br />

leuchten auf. Dann<br />

sind die Teilnehmer wirklich bereit,<br />

Ordnung in ihren Lebenslauf<br />

zu bringen, Bewerbungen<br />

zu schreiben, sich in Praktika<br />

zu engagieren oder ihre schulischen<br />

Kenntnisse zu vertiefen.<br />

Das hilft ihnen, den Mut in einer<br />

schier aussichtslosen Situation<br />

nicht zu verlieren.<br />

Auch Marion Blasiak konnte im<br />

Rahmen der Gruppe „Hauswirtschaft<br />

und kreative Beschäftigung“<br />

immer mehr Mut und<br />

Selbstvertrauen entwickeln. Mittlerweile<br />

malt sie großformatige,<br />

ausdrucksstarke Bilder. Ihre<br />

Mangas scheinen sagen zu wollen:<br />

„Keiner kann und wird mich<br />

mehr verletzen!“ Über ihre künstlerische<br />

Betätigung bekommt sie<br />

mehr und mehr Anerkennung in<br />

der Gruppe, so dass es ihr gelingt,<br />

behutsam Freundschaften<br />

zu schließen. Sie bereitet sich<br />

jetzt im Rahmen der Maßnahme<br />

auf die Teilnahme an einem<br />

Hauptschulabschlusskurs vor<br />

und ist zuversichtlich, nach erfolgreichem<br />

Abschluss eine Ausbildung<br />

beginnen zu können.<br />

Kai möchte von Schule nichts<br />

mehr wissen. Er hat mittlerweile<br />

einen Computer repariert und ist<br />

dabei, sich aus Ersatzteilen ein<br />

komplett neues Rennrad zusammenzubauen.<br />

Stolz hat er die erste<br />

Probefahrt hinter sich und<br />

gibt seine Tipps an neue Teilnehmer<br />

weiter. Seine Kapuze hat er<br />

schon einige Zeit nicht mehr im<br />

Gesicht. Sie hat ihn bei seinen<br />

kniffligen Reparaturen nur behindert.<br />

Er schaut mit wachen, klaren<br />

Augen in die Runde und lächelt<br />

dabei.<br />

40 41


J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />

BESCHÄFTIGUNG Aktivierungsmaßnahme soll<br />

feststellen, ob Langzeitarbeitslose noch vermittelbar sind<br />

„Zum ersten Mal wieder<br />

ernst genommen“<br />

Wer lange arbeitslos ist und<br />

Hartz IV bekommt, ist vielen<br />

Vorurteilen ausgesetzt. Und<br />

da wird selten ein Unterschied<br />

gemacht, zwischen denen, die<br />

gesundheitlich nicht mehr können<br />

und denen, die noch jung<br />

und fit sind. Um zu testen, wie<br />

es mit der Motivation so mancher<br />

Arbeitsloser steht und ob<br />

sie überhaupt noch vermittelbar<br />

sind, hat die ARGE im Regionalverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken<br />

im Herbst letzten Jahres so<br />

genannte Aktivierungsmaßnahmen<br />

gestartet. Auch das<br />

DIAKONISCHE WERK AN<br />

DER SAAR (DWSAAR) beteiligte<br />

sich neben anderen Trägern<br />

an den Standorten Sulzbach<br />

und Völklingen an der<br />

Durchführung des Programms<br />

mit zwei Maßnahmen für 100<br />

Betroffene.<br />

Doch, wie das mit den Vorurteilen<br />

so ist, anders als man<br />

erwarten konnte, war die Resonanz<br />

äußerst positiv. „Rund<br />

75 Prozent der uns für drei Monate<br />

zugewiesenen Arbeitslosengeld<br />

II-Empfänger kamen<br />

regelmäßig“, berichtet Christina<br />

Rehse, sozialpädagogische<br />

Mitarbeiterin des DWSAAR in<br />

der Aktivierungsmaßnahme in<br />

Sulzbach. Zum Wiedereinstieg<br />

mussten drei Stunden pro Tag<br />

bewältigt werden, dafür gab es<br />

einen Euro zusätzlich und das<br />

Fahrgeld.<br />

Eingesetzt werden sollten die<br />

Teilnehmer/-innen unter anderem<br />

in der Herrichtung eines<br />

Gebäudes des DWSAAR in<br />

Sulzbach, in dem eine Möbelbörse<br />

für Bedürftige untergebracht<br />

ist. Doch schnell<br />

stellte sich heraus, dass ein<br />

großer Teil der Gruppe mit<br />

gesundheitlichen Einschränkungen<br />

zu kämpfen hat. Deshalb<br />

wurde eine zusätzliche<br />

Gruppe ins Leben gerufen, in<br />

der kreatives Arbeiten wie das<br />

Gestalten von Gebrauchsge-<br />

genständen im Mittelpunkt stehen,<br />

berichtet Rehse. „Sinn ist<br />

es, die Menschen erst einmal<br />

wieder an die Arbeitsnormen<br />

heranzuführen“, erläutert die<br />

Sozialarbeiterin. Ferner gehören<br />

zum Programm eine<br />

Analyse der individuellen Ausgangslage<br />

und Kompetenzen,<br />

Bewerbungstraining sowie die<br />

Aufarbeitung von persönlichen<br />

Problemen. „Wir versuchen individuell<br />

auf jeden einzugehen,<br />

um herauszufinden, wie es<br />

nach der Maßnahme weitergehen<br />

kann“, erläutert Projektmitarbeiter<br />

Sascha Kneifel. Von<br />

jedem Teilnehmer geht nach<br />

Abschluss der 3-monatigen<br />

Maßnahme ein Profilbogen mit<br />

einer Bewertung zur ARGE.<br />

„So mancher fühlte sich hier<br />

nach vielen Enttäuschungen<br />

zum ersten Mal wieder ernst<br />

genommen“, berichtet Rehse.<br />

Sie ist davon überzeugt, dass<br />

dies keine „hoffnungslosen Fälle“<br />

sind, sondern dass fast alle<br />

bereit sind, sich ihren Möglichkeiten<br />

entsprechend, neuen<br />

Herausforderungen zu stellen.<br />

Das wird deutlich, wenn man<br />

sich mit den Lebensläufen beschäftigt.<br />

Günther Denn (44) ist seit<br />

2003 arbeitslos. Eigentlich hat<br />

er Einzelhandelskaufmann in<br />

der Teppich-Branche gelernt,<br />

war jedoch dann nach dem<br />

Wirtschaftsabitur in den EDV-<br />

Bereich gewechselt. „Ich habe<br />

einige Jahre in den Führungs-<br />

etagen großer Computerher-<br />

steller gearbeitet“, berichtet<br />

Denn. Dann wurde er wegen<br />

Meinungsverschiedenheiten<br />

entlassen und landete in der<br />

Arbeitslosigkeit. Trotz vieler Bewerbungen<br />

– zwei bis drei pro<br />

Woche - habe er keine neue<br />

Arbeitsstelle gefunden. Dem<br />

alleinerziehenden Vater gefällt<br />

es bei der Diakonie sehr gut.<br />

Gäbe es eine Stelle, etwa bei<br />

der Betreuung von EDV-Produkten,<br />

würde er sich sofort bewerben.<br />

„Ich konnte hier neue<br />

Kontakte knüpfen und habe<br />

gute Erfahrungen gemacht“, ist<br />

er optimistisch, irgendwann auf<br />

dem Arbeitsmarkt wieder Fuß<br />

zu fassen.<br />

Doris A. (54) hat in Kindergärten<br />

in St. Wendel und Wellesweiler<br />

gearbeitet. Die Erzieherin<br />

war zuletzt sogar Gruppenleiterin.<br />

Nach der Familienpause<br />

übernahm sie die Leitung<br />

eines Tennis-Clubheimes.<br />

Doch dann musste der Vater<br />

gepflegt werden, dazu kamen<br />

zusätzlich gesundheitliche<br />

Probleme. Trotzdem bekam<br />

sie einen Job im Briefzustelldienst.<br />

Dann ein Schicksalsschlag:<br />

Ein Loch in der Netzhaut.<br />

Die Folge: sie ist heute<br />

auf dem linken Auge blind und<br />

wurde wieder arbeitslos. „Heute<br />

ist es einfacher, wenn ich<br />

erzähle, was noch in Ordnung<br />

ist“, sagt A. Ihr wurde eine<br />

30-prozentige Behinderung<br />

attestiert. Eine leichte Arbeit<br />

sei noch möglich, drei Stunden<br />

täglich, habe der Amtsarzt<br />

festgestellt. „Finden Sie<br />

da mal eine Beschäftigung“,<br />

sagt sie ohne große Hoffnung.<br />

Bei den meisten Arbeitsstellen<br />

setze sie auch ihre Gesundheit<br />

weiter aufs Spiel. Die<br />

Beschäftigung in der Kreativ-<br />

Gruppe habe ihr aber gefallen,<br />

sie bilde sich gerne weiter.<br />

Gudrun Bickelmann (51) hat<br />

im Textilbereich Einzelhandelskauffrau<br />

gelernt. Nach der Familienpause<br />

arbeitete sie sechs<br />

Jahre lang als Reinigungskraft<br />

in der <strong>Saar</strong>brücker Jugendherberge,<br />

später machte sie sich<br />

als Gastronomin selbstständig.<br />

Doch dann 2004: ein Motorradunfall.<br />

Die Ärzte mussten ganze<br />

Arbeit leisten: Bickelmann<br />

hat Metallplatten im linken Arm<br />

und Bein, neue Kniegelenke<br />

sind nötig. Laut amtsärztlichem<br />

Attest darf sie noch 15 Stunden<br />

in der Woche arbeiten.<br />

Trotz 40-prozentiger Behinderung<br />

wurde eine Erwerbsminderungsrente<br />

von der Rentenversicherung<br />

abgelehnt, da<br />

sie nicht lange genug in ihrem<br />

erlernten Beruf tätig war. Die<br />

Beschäftigung in der Kreativ-<br />

Gruppe ist für die viermalige<br />

Mutter eine willkommene Abwechslung<br />

im eintönigen Alltag.<br />

Sie ist nach etlichen Anläufen<br />

nicht mehr sehr optimistisch<br />

eine Arbeit zu finden. „Ich pack<br />

es körperlich fast nicht mehr“.<br />

Peter Kirch (41) gehört zu den<br />

Jüngeren in der Gruppe, leidet<br />

aber unter seinen Sprachschwierigkeiten.<br />

Dank logopädischer<br />

Behandlung hört man es heute<br />

kaum noch. Trotzdem: einen<br />

Platz auf dem 1. Arbeitsmarkt<br />

hat er nie bekommen. Nach einer<br />

überbetrieblichen Ausbildung<br />

zum Kaufmann folgten verschiedeneArbeitsbeschaffungsmaßnahmen,<br />

etwa in der Uni-Bibliothek<br />

und in der Stadtverwaltung<br />

in Sulzbach. Er bildete sich<br />

mit Hilfe des Arbeitsamtes im<br />

Computerbereich und in anderen<br />

Lehrgängen fort, doch eine<br />

Bewerbung war nie erfolgreich.<br />

Ja, es habe noch nicht einmal<br />

zu einem Vorstellungsgespräch<br />

gereicht, berichtet er resigniert.<br />

Jetzt hilft Kirch beim Renovieren,<br />

doch Handwerken, das sei<br />

eigentlich nicht so seine Sache.<br />

Obwohl er seine Zukunft eher in<br />

der Bürotätigkeit sieht, ist er froh,<br />

wieder Neues dazuzulernen.<br />

„Wer weiß, für was ich es brauche!“<br />

Und den einen Euro täglich<br />

zusätzlich nimmt er gerne als<br />

Aufbesserung des kargen<br />

Hartz IV-Satzes von 415 Euro<br />

monatlich mit.<br />

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J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />

QUALIFIZIERUNG Die Stadt Neunkirchen unterstützt<br />

die Kleider- und Möbelbörse in der Wellesweilerstraße<br />

Finanzielle<br />

Lücke geschlossen<br />

Prominenten Besuch konnte<br />

Wolfgang Biehl aus der Geschäftsführung<br />

des DWSAAR<br />

in der Kleider- und Möbelbörse<br />

in Neunkirchen begrüßen.<br />

Bürgermeister Jürgen Fried<br />

besuchte die Einrichtung in<br />

der Wellesweilerstraße 83, um<br />

sich vor Ort einen Eindruck<br />

zu machen von der Arbeit mit<br />

Langzeitarbeitslosen und jungen<br />

Erwachsenen ohne berufliche<br />

Perspektive.<br />

Der Neunkircher Bürgermeister<br />

war nicht mit leeren Händen<br />

gekommen: Fried hatte einen<br />

Scheck mitgebracht, denn<br />

die Stadt unterstützt erstmalig<br />

die Arbeit der Einrichtung mit<br />

25.000 Euro im Jahr 2008.<br />

„Mit Hilfe der Stadt Neunkirchen<br />

ist es uns gelungen, die<br />

finanzielle Lücke zu schließen,<br />

die durch den Wegfall der Mittel<br />

des Europäischen Sozialfonds<br />

entstanden ist“, sagte<br />

Wolfgang Biehl. Dafür sei die<br />

Diakonie sehr dankbar. Andernfalls<br />

wäre der Bestand der<br />

Einrichtung gefährdet gewesen.<br />

Bärbel Heil-Trapp, Leiterin der<br />

Abteilung JUGENDBERUFS-<br />

HILFE, führte Bürgermeister<br />

Fried durch die Räume der<br />

Kleider- und Möbelbörse. Sie<br />

besteht seit Mai 1987. Neben<br />

der Hauptstelle in der Welles-<br />

In der Möbelbörse: Abteilungsleiterin Bärbel Heil-Trapp mit Oberbürgermeister<br />

Jürgen Fried und Wolfgang Biehl aus der Geschäftsführung.<br />

weilerstraße hat die Kleiderbörse<br />

eine weitere Verkaufsstelle<br />

in der Hüttenbergstraße.<br />

Insgesamt werden hier derzeit<br />

25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

beschäftigt und qualifiziert:<br />

Jugendliche und Erwachsene,<br />

die Arbeitslosengeld II<br />

erhalten, keinen Berufs- oder<br />

Schulabschluss vorweisen<br />

können und oft auch soziale<br />

Probleme haben. Sie werden<br />

in den Bereichen Holz und<br />

Textil/ Verkauf geschult. Eine<br />

Soziarbeiterin hilft, die sozialen<br />

Schwierigkeiten in den<br />

Griff zu bekommen, ein Lehrer<br />

arbeitet die schulischen Defizite<br />

auf. Ziel ist der Erhalt und<br />

die Entwicklung der Erwerbsfähigkeit<br />

sowie die Integration<br />

in den ersten Arbeitsmarkt<br />

oder die Weitervermittlung in<br />

berufliche Qualifizierungsmaßnahmen.<br />

Die Durchführung<br />

erfolgt in enger Kooperation<br />

mit der ARGE Neunkirchen.<br />

Die Möbel und die Kleidung<br />

stammen aus Spenden von<br />

Privatpersonen oder Firmen,<br />

die auch schon mal Artikel<br />

zweiter Wahl zur Verfügung<br />

stellen. Die Kleidung wird von<br />

den Mitarbeiterinnen sortiert,<br />

gewaschen und gebügelt. Möbel<br />

und Haushaltsgeräte werden<br />

gereinigt und falls nötig<br />

aufgearbeitet.<br />

„Wir sind dringend auf diese<br />

Kleider- und Möbelspenden<br />

angewiesen“, sagt Bärbel Heil-<br />

Trapp. Denn die Nachfrage<br />

nach preiswerten Möbeln und<br />

Kleidung ist im ersten Halbjahr<br />

noch einmal gestiegen. Immer<br />

weniger Menschen könnten es<br />

sich leisten, Neues zu erwerben.<br />

Wer nachweisen kann,<br />

dass er nur ein geringes Einkommen<br />

hat, etwa mit dem<br />

Hartz IV-Bescheid, kann in der<br />

Kleider- und Möbelbörse zu<br />

einem ganz kleinen Kostenbeitrag<br />

einkaufen. Rund 3600<br />

Menschen haben 2007 die beiden<br />

Anlaufstellen der Kleider-<br />

und Möbelbörse aufgesucht.<br />

In den sechs Monaten diesen<br />

Jahres waren es schon fast<br />

2000 Nutzerinnen und Nutzer.<br />

Rund 700 größere Möbelstücke<br />

wurden als Wareneingang<br />

gezählt, die alle bereits<br />

wieder verkauft sind. So werde<br />

gleichzeitig Wiederverwertbares<br />

einem sinnvollen Zweck<br />

zugeführt, betont Heil-Trapp<br />

den ökologischen Ansatz in<br />

der Kleider- und Möbelbörse.<br />

Das Projekt wird finanziert aus<br />

Mitteln der Arbeitsgemeinschaft<br />

(ARGE) Neunkirchen,<br />

der Stadt Neunkirchen, des<br />

Landkreises Neunkirchen, des<br />

<strong>Saar</strong>landes, des Europäischen<br />

Sozialfonds und aus Mitteln<br />

der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>.<br />

Kleider- und Möbelbörse Neunkirchen<br />

Wellesweilerstraße 83 (Ehemaliger Schlachthof)<br />

66538 Neunkirchen<br />

Telefon und Fax 06821/177116<br />

Außenstelle: 66538 Neunkirchen, Hüttenbergstr.40<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

Möbelbörse / Kleiderbörse<br />

Montag bis Freitag 08.30-12.30 Uhr<br />

Montag bis Donnerstag 13.00-15.00 Uhr<br />

Kleiderbörse Außenstelle Hüttenberg<br />

Montag bis Donnerstag 09.00-15.00 Uhr<br />

Freitag 09.00-12.30 Uhr<br />

44 45


J U G E N D B E R U F S H I L F E<br />

Team 1 Referentin: Marina Horstmann Tel. 214 marina-horstmann@dwsaar.de<br />

Referentin: Astrid Klein-Nalbach Tel. 318 astrid-klein-nalbach@dwsaar.de<br />

Referent: Franz Stoiber Tel. 212 franz-stoiber@dwsaar.de<br />

Jugendberatung Berufsorientierung Berufsvorbereitung Ausbildung Ausbildungs-<br />

Jugendsozialarbeit Jugendsozialarbeit Niederschwellige Qualifizierende Beschäftigung<br />

begleitung<br />

Beschäftigung<br />

MOBil <strong>Saar</strong>louis (2104)<br />

Am Kleinbahnhof 7 a<br />

66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Tel. 06831 / 8 00 21<br />

Fax: 06831 / 4 18 68<br />

mobil-sls@dwsaar.de<br />

Dominik Ehre, Heike Oswald,<br />

Rita Schario<br />

Kompetenzagentur<br />

Neunkirchen (2105)<br />

Regiestelle<br />

Astrie Klein-Nalbach<br />

Tel. 06821 / 95 63 18<br />

Fax: 06821 / 95 62 11<br />

astrid-klein-nalbach@dwsaar.de<br />

Jugendbüro (2105)<br />

Bahnhofstraße 43<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 2 11 06<br />

Fax: 06821 / 2 26 91<br />

ka-nk@dwsaar.de<br />

Birgit Becker, Katja Frieg, Dirk<br />

Heising, Anke Schröder,<br />

Dominik Theobald<br />

(Fortsetzung<br />

Berufsorientierung)<br />

Gesamtschule Bexbach<br />

Eichendorffweg 1<br />

66450 Bexbbach<br />

Tel. 06826 / 9 32 90 (Sekret.)<br />

Mobil 0160 / 2966291<br />

reformklassen-bexbach@<br />

dwsaar.de<br />

Jutta Kraß<br />

Berufseinstiegsbegleitung<br />

(2115)<br />

Gesamtschule Neunkirchen<br />

Haspelstraße<br />

66538 Neunkirchen<br />

Mobil 0151 / 20530304<br />

Steffi Lamping<br />

Mobil 0151 / 20530307<br />

Monika Gemeinhardt<br />

beb-nk@dwsaar.de<br />

ERS Homburg II<br />

Sandrennbahn<br />

Cranachstr. 7<br />

66424 Homburg<br />

Tel. 06841 / 972930<br />

Mobil 0151 / 20530303<br />

Ronny Kleint<br />

Mobil 0151 / 20530307<br />

Monika Gemeinhardt<br />

beb-hom@dwsaar.de<br />

Vertiefte BO <strong>Saar</strong>brücken<br />

(2240 / 2241)<br />

Neustr. 24<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 4 67 01<br />

Fax: 0681 / 4 17 01 33<br />

evbo-sb@dwsaar.de<br />

Marina Bäumchen,<br />

Steffi Lamping, Eva Meyer,<br />

Astrid Rippel, Gertrud Waschbüsch-Haefner<br />

Vertiefte BO Neunkirchen (2245)<br />

Adresse siehe Kompetenzagentur<br />

- Jugendbüro<br />

Birgit Becker, Katja Frieg, Dirk<br />

Heising, Anke Schröder,<br />

Dominik Theobald<br />

BOSEK (2204)<br />

Am Kleinbahnhof 7 a<br />

66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Tel. 06831 / 4 66 08<br />

Fax: 06831 / 4 18 68<br />

bosek-sls@dwsaar.de<br />

Monika Thewes<br />

Reformklassen (2230)<br />

ERS Merzig<br />

Christian-Kretschzmar-Schule<br />

Von-Boch-Straße 73<br />

66663 Merzig<br />

Tel. 0681 / 77 07 70 (Sekret.)<br />

Mobil 0151 / 21 03 17 54<br />

reformklassen-mzg@dwsaar.de<br />

Carmen Schröder<br />

ERS <strong>Saar</strong>louis II<br />

Martin-Luther-King-Schule<br />

Kreuzbergstr. 87<br />

66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Tel. 06831 / 80 0 56 (Sekret.)<br />

Mobil 0170 / 64 87 68<br />

reformklassen-sls@dwsaar.de<br />

Sandra Barrer<br />

ERS Völklingen II<br />

Hermann-Neuberger-Schule<br />

Cloosstr. 13<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 9 14 97 30 (Sekret.)<br />

Mobil 0151 / 57 66 78 53<br />

reformklassen-vk@dwsaar.de<br />

Hagen Maus<br />

Gesamtschule <strong>Saar</strong>brücken-Bellevue<br />

Am Hagen 30<br />

66117 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 92 62 00 (Sekret.)<br />

Mobil 0160 / 2 96 34 25<br />

reformklassen-sb@dwsaar.de<br />

Sonja Blaesy<br />

ERS Neunkirchen-Stadtmitte<br />

Freiherr-vom-Stein-Str. 6<br />

66540 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 95 17 96 13 oder<br />

06821 / 9997<br />

Mobil 0163 / 1 37 71 81<br />

reformklassen-nk@dwsaar.de<br />

Rolf Mees<br />

(Fortsetzung links)<br />

Werkstattschule (2220)<br />

TGS BBZ Völklingen<br />

Am Bachberg, 66333 Völklingen<br />

Tel. 06809 / 91 28 37<br />

Fax: 06898 / 29 58 34<br />

ws-vk@dwsaar.de<br />

Anke Niewiadomski, Tanja Schösser,<br />

Bernhard Würtz<br />

TG BBZ Dillingen<br />

Wallerfangerstr., 66763 Dillingen<br />

Tel. 06831 / 7 61 01 36<br />

Fax: 06831 / 70 27 45<br />

ws-dill@dwsaar.de<br />

Günter Vonderau<br />

TGS BBZ Neunkirchen<br />

Jägermeisterpfad 4<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 92 35 24<br />

Fax: 06821 / 92 35 44<br />

ws-nk@dwsaar.de<br />

Erich Geisler, Nadine Huffer<br />

Produktionsschule<br />

BBZ Lebach (2224)<br />

Friedensstr. 4 - 12, 6 68 22 Lebach<br />

Tel. 06881 / 5 39 02 71<br />

Fax: 06881 / 53 71 28<br />

ps-lebach@dwsaar.de<br />

Werner Veith<br />

TGS BBZ <strong>Saar</strong>louis (2164)<br />

Zeughausstr. 25, 66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Tel. 06831 / 4 88 13 87<br />

Fax: 06831 / 9 49 83 20<br />

ps-sls@dwsaar.de<br />

Christian Janocha<br />

TGS BBZ Völklingen (2163)<br />

Am Bachberg, 66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 91 28 32<br />

Fax: 06898 / 29 58 34<br />

ps-vk@dwsaar.de<br />

Markus Backes<br />

SBBZ <strong>Saar</strong>brücken (2161)<br />

Schmollerstr. 10<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 9 38 02 20<br />

Fax: 0681 / 9 38 02 16<br />

ps-sb@dwsaar.de<br />

Kurt Becker<br />

BBZ Sulzbach (2161)<br />

Schillerstr. 7, 66280 Sulzbach<br />

Tel. 06897 / 92 26 31<br />

Fax: 06897 / 5 43 46<br />

ps-su@dwsaar.de<br />

Claudia Kruse<br />

Duales BGJ (2174)<br />

TGS BBZ <strong>Saar</strong>louis<br />

Zeughausstr. 25, 66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Tel. 06831 / 94 98 3 24<br />

Fax: 06831 / 9 49 83 20<br />

bgj-sls@dwsaar.de<br />

Barbara May-Khodakarami,<br />

Andrea Wirtz<br />

KBBZ Dillingen<br />

Hinterstr. 11, 66763 Dillingen<br />

Tel. 06831 / 76 1 00 11<br />

Tel. 06831 / 97 61 26 (Sekret.)<br />

Fax: 06831 / 97 61 27<br />

kbgj-dill@dwsaar.de<br />

Susanne Schue<br />

BBZ Lebach<br />

Friedensstr. 4 - 12, 66822 Lebach<br />

Tel. 06881 / 53 9 02 70<br />

Fax: 06881 / 53 71 28<br />

bgj-lebach@dwsaar.de<br />

Johannes Maren<br />

HSA <strong>Saar</strong>brücken (2211)<br />

Ludwigstr. 60, 66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 4 16 34 49<br />

Fax: 0681 / 4 70 48<br />

hsa-sb@dwsaar.de<br />

Anita Heimann, Franziska Lorson,<br />

Stefan Petry<br />

Hauswirtschaft (2333)<br />

Gerhardstr. 182<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 88 72<br />

Fax: 06898 / 81 03 40<br />

hauswirtschaft-vk@dwsaar.de<br />

Eva Popp, Monika Rückert,<br />

Maria Schon<br />

Beikoch (2381)<br />

c/o Handwerkskammer<br />

des <strong>Saar</strong>landes<br />

Hohenzollernstr. 47-49<br />

66117 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 58 09 217 /-215<br />

Fax: 0681 / 5 80 92 43<br />

verkauf-sb@dwsaar.de<br />

Kerstin Goergen-Krause,<br />

Marita Maichen<br />

Bau (2341)<br />

Bauten- und Objektbeschichter<br />

(2327)<br />

Maler/Lackierer (2391)<br />

c/o Ausbildungszentrum<br />

AGB Bau <strong>Saar</strong><br />

Kolbenholz 4, 66121 <strong>Saar</strong>br.<br />

Tel. + Fax: 0681 / 8 91 00 42<br />

bau-sb@dwsaar.de<br />

Roland Kraushaar, Karl-Heinz<br />

Werner<br />

Bauten- und Objektbeschichter<br />

(2343)<br />

c/o RAG Bildung GmbH<br />

<strong>Saar</strong>brücker Str. 131<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 3 77 48<br />

Fax: 06898 / 3 09 03 02<br />

metall-vk@dwsaar.de<br />

Hugo Kerber<br />

Gartenbau<br />

( 2330 / 2331 / 2323)<br />

c/o Neue Arbeit <strong>Saar</strong> gGmbH<br />

Lothringer Str. 2-20<br />

66117 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681/ 4 17 25 81<br />

Fax: 0681 / 7 09 58 53<br />

gartenbau-sb@dwsaar.de<br />

Silvia Altenhofer, Fritz Sorg,<br />

Günter Wagner, Karl-Heinz<br />

Werner<br />

c/o Stadt Völklingen<br />

Kühlweinstr. 64, 66333 Völkl.<br />

Tel. 06898 / 1 61 43<br />

Fax: 06898 / 29 98 22<br />

gartenbau-vk@dwsaar.de<br />

Fritz Sorg<br />

Holz (2311 / 2313 / 2317)<br />

c/o Wirtschaftsverband<br />

Holz u. Kunststoff e.V.<br />

Von-der-Heydt<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 7 31 92<br />

Fax: 0681 / 7 53 44 67<br />

holz-sb@dwsaar.de<br />

Nicole Schmidt<br />

Tel. 0681 / 4 16 28 48<br />

holz2-sb@dwsaar.de<br />

Udo Mühlenbacher, Rudi<br />

Schardt<br />

(Fortsetzung rechts)<br />

Ausbildung jetzt<br />

Sulzbachtalstr. 86 (2122)<br />

66280 Sulzbach<br />

Tel. 06897 / 5 51 67<br />

Fax: 06897 / 5 38 29<br />

abj-su@dwsaar.de<br />

Yvonne Herzog, Christine Zeitz<br />

Poststr. 48 (2123)<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 29 78 42<br />

Fax: 06898 / 50 48 94<br />

abj-vk@dwsaar.de<br />

Thomas Reinelt, Ursel Seeliger<br />

Beratungszentrum <strong>Saar</strong>louis (2124)<br />

Am Kleinbahnhof 7a<br />

66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Tel. 06831 / 12 02 46<br />

Fax: 06831 / 4 18 68<br />

abj-sls@dwsaar.de<br />

Helga Buschbacher, Hasso<br />

Schneider<br />

Bahnhofstr. 43 (2125)<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 21 03 64<br />

Fax: 06821 / 2 26 91<br />

abj-nk@dwsaar.de<br />

Renate Berhard-Kleber,<br />

Günter Müller<br />

(Fortsetz. Ausbildung)<br />

Nordring 69<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 29 62 36<br />

Fax: 06898 / 16 90 8 63<br />

holz -vk@dwsaar.de<br />

Rudi Schardt, Dominik<br />

Schlich<br />

Metall (2353 / 2363 / 2373)<br />

c/o RAG Bildung GmbH<br />

<strong>Saar</strong>brücker Str. 131<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 3 77 48<br />

Tel. 06898 / 33 2 07<br />

Fax: 0681 / 4 05 81 22<br />

metall-vk@dwsaar.de<br />

Susanne Britz, Martin Kalkoffen,<br />

Hugo Kerber, Fabienne<br />

Thummen<br />

Verkauf (2351 / 2361 / 2362)<br />

c/o Handwerkskammer<br />

des <strong>Saar</strong>landes<br />

Hohenzollernstr. 47 - 49<br />

66117 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 58 09 - 217<br />

Tel. 0681 / 58 09 - 158<br />

Fax: 0681 / 58 09 - 243<br />

verkauf-sb@dwsaar.de<br />

Birgit Bonnaire, Susanne Ernwein-Haarig,<br />

Birgit Grotzfeld-<br />

Kusch, Marita Maichen, Peter<br />

Mussler, Annette Weber<br />

Teilezurichter, Bauten- und<br />

Objektbeschichter<br />

(BaE 2307)<br />

c/o RAG Bildung GmbH<br />

Schroten 1 a<br />

66121 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 68 57 02 95<br />

bae@dwsaar.de<br />

Stefan Graus, Peggy Tinius<br />

Zweite Chance<br />

Koordinierungsstelle (2131)<br />

bei Schulverweigerung<br />

Neustr. 24, 66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 4 19 61<br />

Fax: 0681/ 4 17 01 33<br />

zweite-chance@dwsaar.de<br />

Gabriele Ames, Marina Bäumchen,<br />

Beate Weinmann<br />

ANLAUFstelle (2234)<br />

bei Schulverweigerung<br />

Am Kleinbahnhof 7a<br />

66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Tel. 06831 / 48 73 22<br />

Fax: 06831 / 41 8 68<br />

anlauf-sls@dwsaar.de<br />

Norbert Preuß, Helga Weber<br />

Streetwork <strong>Saar</strong>louis (2184)<br />

Am Kleinbahnhof 7a<br />

66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Fax: 06831 / 41 8 68<br />

streetwork-sls@dwsaar.de<br />

Tel. 06831 / 48 73 21<br />

Mobil 0176 / 29 95 31 89<br />

Duja Kolaric<br />

Tel. 06831 / 12 02 54<br />

Mobil 0160 / 4 16 09 62<br />

Jürgen Stanka<br />

Beratungszentrum<br />

<strong>Saar</strong>louis (2194)<br />

Am Kleinbahnhof 7a<br />

66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Tel. 06831 / 4 97 21<br />

Fax: 06831 / 4 18 68<br />

beratungszentrum-sls@dwsaar.de<br />

Heike Arens<br />

Team 2 Referent: Dr. Hans-Peter Haag Tel. 321 hans-peter-haag@dwsaar.de<br />

Referent: Fritz Dreyer Tel. 213 fritz-dreyer@dwsaar.de<br />

Tat & Rat (2205)<br />

Sanktionsalternativen<br />

Rembrandtstr. 17-19<br />

66540 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 9 56 -220<br />

Fax: 06821 / 9 56 -211<br />

tatrat@dwsaar.de<br />

Nina Forster, Hans Gall, Heike<br />

Petersen<br />

Arbeitslosenberatung<br />

Zentrum für Qualifizierung<br />

und Integration (2294)<br />

Am Kleinbahnhof 7<br />

66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Tel. 06831 / 4 87 06 13<br />

Fax: 06831 / 4 18 68<br />

zqi-sls@dwsaar.de<br />

Dirk Kremp<br />

STABIL Sulzbach (2462)<br />

Eisenbahnschachtanlage 31<br />

66280 Sulzbach<br />

Tel. 06897 / 81 01 80<br />

Fax: 06897 / 81 02 42<br />

stabil-su@dwsaar.de<br />

Kathy Kruse, Frank Marks,<br />

Gisela Neunzig, Oliver<br />

Rupertus, Rainer Ulrich<br />

STABIL Völklingen (2463)<br />

Nordring 69<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 16 92 93<br />

Tel. 06898 / 16 95 59<br />

Tel. u. Fax: 06898 / 16 95 78<br />

stabil-vk@dwsaar.de<br />

Günter Jaeger, Magda Lesch,<br />

Bernd Ney, Klaus Zierold<br />

NEU-StArT (2415)<br />

Wellesweiler Str. 89a<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 29 02 -440<br />

Fax: 06821 / 29 02 -844<br />

neustart-nk@dwsaar.de<br />

Christine Gierend, Petra<br />

Jochum, Thomas Menges,<br />

Beate Molter, Albert Will<br />

Aktivierungsmaßnahme für<br />

Langzeitarbeitslose Völklingen<br />

(2403)<br />

Nordring 69, 66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 29 62 72<br />

Fax: 06898 / 29 62 73<br />

afi-vk@dwsaar.de<br />

Birgit Müller, Andrea Schmidt<br />

Service-Station<br />

Malstatt (2401)<br />

Ludwigstr. 60<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 4 17 01 78<br />

Tel. 0681 / 4 95 91<br />

Fax: 0681 / 4 70 48<br />

ssm@dwsaar.de<br />

Roman Freis, Sascha Kneifel,<br />

Christina Rehsel, Andrea<br />

Wagner, Heidrun Wermer<br />

Dienstleistungszentrum<br />

Sulzbach (2442)<br />

Sulzbachtalstr. 86<br />

66280 Sulzbach<br />

Tel. 06897 / 50 16 15<br />

Fax: 06897 / 50 18 38<br />

Fax: 06897 / 56 81 28<br />

sprungbrett-sul@dwsaar.de<br />

Stefan Feltes, Hans-Gerd<br />

Klein, Christina Rese, Margot<br />

<strong>Saar</strong>-Hager<br />

Möbelbörse<br />

Sulzbachtalstr. 86<br />

66280 Sulzbach<br />

Tel. 06897 / 56 79 88<br />

Kleiderbörse<br />

Sulzbachtalstr. 86<br />

66280 Sulzbach<br />

Tel. 06897 / 45 11<br />

Völklinger Börse (2473)<br />

Nordring 69, 66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 29 62 32<br />

Tel. 06898 / 30 00 87<br />

Fax: 06898 / 29 62 73<br />

voelklinger-boerse@dwsaar.de<br />

beschaeftigung-vk@dwsaar.de<br />

Johannes König, Hans Krabbenhöft,<br />

Heiko Recktenwald,<br />

Uschi Tschöpe<br />

Weltkulturerbe<br />

Völklinger Hütte (2423)<br />

Rathausstr. 75 - 79<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 91 0 01 80<br />

Fax: 06898 / 91 0 01 31<br />

Winfred Schmelter, Werner<br />

Zeitz<br />

AGH Hauswirtschaft/Gastronomie<br />

und Pflege (2433)<br />

Nordring 69, 66333 Völklingen<br />

Tel. 06898 / 81 01 78<br />

Fax: 06898 / 29 62 73<br />

agh-hgp-vk@dwsaar.de<br />

Cecilia Antille, Marina Blau-<br />

Rink, Magda Lesch, Peter<br />

Schramm<br />

Aktivierungsmaßnahme<br />

für Langzeitarbeitslose<br />

Sulzbach (2402)<br />

Sulzbachtalstr. 86<br />

66280 Sulbach<br />

Tel. 06897 / 50 17 52<br />

Fax: 06897 / 56 81 28<br />

afi-sul@dwsaar.de<br />

Christina Rehse, Martin<br />

Schulz<br />

(Fortsetzung links)<br />

Möbelprojekt<br />

<strong>Saar</strong>louis (2434)<br />

Pavillonstr. 45<br />

66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Tel. 06831 / 48 99 87<br />

Tel. 06831 / 4 89 47 94<br />

Fax: 06831 / 4 89 47 96<br />

moeb-recycling-sls@dwsaar.de<br />

Jürgen Baquè, Claudia Gräff,<br />

Bern Ney, Volker Schmitt,<br />

Gertrud Waschbüsch-Häfner,<br />

Wolfgang Weber<br />

Frauenprojekt<br />

“Der Laden” (2494)<br />

Provinzialstr.78<br />

66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Tel. 06831 / 4 64 38<br />

Tel. 06831 / 46 02 42<br />

Fax: 06831 / 12 54 48<br />

laden-sls@dwsaar.de<br />

Valerja Korosak, Gisela<br />

Neunzig, Andrea Wagner, Ute<br />

Wilegala<br />

Fahrrad-Service-Station<br />

<strong>Saar</strong>louis (2464)<br />

Donatusstr. 13, 66740 <strong>Saar</strong>l.<br />

Tel. + Fax: 06831 / 8 75 92<br />

fahrrad-sls@dwsaar.de<br />

Jürgen Delor, Luzie Orschulka,<br />

Grudrun Treinen, Wolfgang<br />

Weber<br />

Wertstoffhof<br />

<strong>Saar</strong>louis (2414)<br />

Industriestr. 31<br />

66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Tel. 06831 / 12 25 85<br />

Fax: 06831 / 12 25 99<br />

recycling-sls@dwsaar.de<br />

Ralf Koch, Grudrun Treinen,<br />

Ute Wilegala<br />

Möbel- und Kleiderbörse<br />

Neunkirchen (2405)<br />

Wellesweilerstr. 83<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 17 71 16<br />

Fax: 06821 / 91 24 10<br />

moebelboerse-nk@dwsaar.de<br />

Stefan Feltes, Monika Gemeinhardt,<br />

Cornelia Glosse, Patrick<br />

Schons, Albert Will<br />

Kleiderbörse<br />

Hüttenbergstr. 40<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 40 1 87 37<br />

Beschäftigung 3. Arbeitsmarkt<br />

Sozialkaufhaus <strong>Saar</strong>louis<br />

(2499)<br />

Pavillonstr. 45, 66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Heike Göbel<br />

Koordination FairWertung<br />

(2453)<br />

Wertstoffhof <strong>Saar</strong>louis<br />

Industriestr. 31<br />

66740 <strong>Saar</strong>louis<br />

Tel. 06831 / 12 25 85<br />

Fax: 06831 / 12 25 99<br />

recycling-sls@dwsaar.de<br />

46 47<br />

Team 1<br />

(Fortsetzung)<br />

Abteilung JUGENDBERUFSHILFE<br />

Rembrandtstraße 17 - 19, 66540 Neunkirchen<br />

Postfach 13 09, 66513 Neunkirchen<br />

Tel. 06821/956-0 - Fax: 06821 / 956-211<br />

jbh@dwsaar.de - http://www.dwsaar.de<br />

Leitung:<br />

Bärbel Heil-Trapp Tel. 06821 / 956-208<br />

baerbel-heil-trapp@dwsaar.de<br />

Stv. Leitung:<br />

Dr. Hans-Peter Haag Tel. 06821 / 956-321<br />

hans-peter-haag@dwsaar.de<br />

Sekretariat:<br />

Silke Butscher Tel. 06821 / 956-209<br />

silke-butscher@dwsaar.de<br />

Christina Bos Tel. 06821 / 956-210<br />

christina-bos@dwsaar.de<br />

Teilnehmerverwaltung:<br />

Resi Poggenpohl Tel. 06821 / 956-217<br />

resi-poggenpohl@dwsaar.de<br />

Monika Schönbucher Tel. 06821 / 956-216<br />

monika-schoenbucher@dwsaar.de<br />

Helga Schweig Tel. 06821 / 956-216<br />

helga-schweig@dwsaar.de<br />

Zuschusswesen:<br />

Referentin:<br />

Caroline Grün Tel. 06821 / 956-231<br />

caroline-gruen@dwsaar.de<br />

Sachbearbeitung:<br />

Florentine Martin Tel. 06821 / 956-320<br />

florentine-martin@dwsaar.de<br />

Uwe Rosar Tel. 06821 / 956-127<br />

uwe-rosar@dwsaar.de<br />

Andreas Schmidt Tel. 06821 / 956-111<br />

andreas-schmidt@dwsaar.de<br />

(Fortsetz. Qualifizierende<br />

Beschäftigung)


J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />

Der JUGENDHILFEVERBUND hat<br />

einen ganzheitlichen Bildungsansatz<br />

Parteilich für<br />

Qualitätsentwicklung<br />

In der Abteilung JUGENDHIL-<br />

FEVERBUND werden vielfältigeUnterstützungsmöglichkeiten<br />

für Kinder, Jugendliche,<br />

junge Erwachsene und<br />

ihre Familien angeboten. Ambulante<br />

Dienste, tagesstrukturierte<br />

Angebote und „Rundum-die-Uhr-Betreuung“vernetzen<br />

sich mit Bildungs- und Betreuungsangeboten<br />

an Schulen.<br />

Wir kennen alle die Meldungen<br />

der letzten Jahre über<br />

den unzureichenden Bildungsstand<br />

unserer Kinder. Es sind<br />

vor allem Kinder mit Migrationshintergrund,<br />

die auch in<br />

der zweiten und dritten Generation<br />

mangelhafte Förderung<br />

erfahren. Kindern mit besonderen<br />

Förderbedarfen wird<br />

unzureichend geholfen, ihre<br />

Integration ist mangelhaft. Die<br />

hohe Anzahl von Jugendlichen<br />

ohne Hauptschulabschluss<br />

ist alarmierend, die Bildungsabschlüsse<br />

insgesamt auf zu<br />

niedrigem Niveau.<br />

Land auf, Land ab werden aufgeregt<br />

neue Konzepte, neue<br />

Strukturen und andere Zielvorgaben<br />

entwickelt, sozusagen<br />

eine neue Bildungslandschaft<br />

heraufbeschworen. Auslösend<br />

für diese Diskussion waren<br />

nicht unbedingt die vielen Einzelschicksale,<br />

die sich häufig<br />

in unseren Einrichtungen finden,<br />

sondern Untersuchungen<br />

und Vergleichstests wie die<br />

PISA-Studie. Sie machten<br />

deutlich darauf aufmerksam,<br />

dass unsere junge Generation<br />

nur bedingt auf die Herausforderungen<br />

einer globalisierten<br />

Wissensgesellschaft mit<br />

enormen Mobilitätsanforderungen<br />

vorbereitet ist. Unsere<br />

Teilhabe an den Entwicklungen<br />

der Zukunft ist gefährdet.<br />

Politisch wurde mit unterschiedlichen<br />

Konzepten innerhalb<br />

der Bildungsinstitutionen<br />

Kindergarten und Schule<br />

reagiert: Bildungspläne, G8<br />

oder Zusammenlegung von<br />

Haupt- und Realschule. Ganztagsunterbringung<br />

in Krippen,<br />

Tagesstätten und freiwilligen<br />

Ganztagsschulen und ein neuer<br />

Stellenwert der Elternbildung<br />

sind unter anderem Folge<br />

dieser Entwicklung. All dies<br />

hat auch die Jugendhilfelandschaft<br />

und somit auch die Arbeit<br />

des JUGENDHILFEVER-<br />

BUNDES im Jahr 2008 geprägt.<br />

An vielen Stellen haben<br />

wir uns verändert, manchmal<br />

aus einem Bedürfnis heraus,<br />

manchmal aus Notwendigkeit.<br />

So erfreut wir über die politische<br />

Aufwertung der Themen<br />

sind, so nachdenklich stimmt<br />

uns aber auch, dass die Verbesserung<br />

von personellen<br />

und sachlichen Standards in<br />

diesen Bereichen stagniert.<br />

Kleine Erfolge können nur mit<br />

unendlichem Aufwand erzielt<br />

werden. Die Bildungskrise hat<br />

bei weitem nicht die wirtschaftlichen<br />

Ressourcen mobilisieren<br />

können, die die Bankenkrise<br />

in kürzester Zeit mobilisieren<br />

konnte.<br />

Natürlich freuen wir uns über<br />

die nachhaltigen Investitionen<br />

in Schulen und Kindertagesstätten,<br />

auch wenn sie nur ein<br />

Nebenprodukt der Stabilisierung<br />

einer Schlüsselindustrie<br />

sein werden. Bildung braucht<br />

aber neben geeigneten Räumen<br />

auch ein ausreichendes<br />

Maß an Sachmitteln und genügend<br />

personelle Ressourcen<br />

- jedenfalls wenn man Bildung<br />

so wie wir verstehen, als Förderung<br />

der gesamten Persönlichkeit<br />

des jungen Menschen<br />

auf dem Hintergrund funktionierender<br />

Familiensysteme.<br />

Gut aus- und weitergebildete<br />

Pädagogen, Psychologen, Sozialarbeiter<br />

und Erzieher sind<br />

für uns ein wichtiges Kapital,<br />

wenn es um die Bildung der<br />

nachfolgenden Generation<br />

geht. Sie müssen die Bereitschaft<br />

lebenslang zu lernen,<br />

zur persönlichen Reflexion und<br />

Weiterentwicklung mitbringen<br />

und ein wachstumsförderndes<br />

Klima schaffen.<br />

Unser ganzheitlicher Bildungsbegriff<br />

findet sich in allen unseren<br />

Einrichtungen mit unterschiedlicher<br />

Gewichtung<br />

wieder. In der „Beruflichen<br />

Sonderförderung“ und in unseren<br />

Schulprojekten geht es<br />

um die Koppelung der Aufgabe<br />

des Wissenserwerbes und<br />

des persönlichen Wachstums,<br />

damit schulische und berufliche<br />

Ziele erreicht werden. In<br />

den Wohngruppen haben wir<br />

die Aufgabe, persönliche Bildung,<br />

Beziehungsbildung und<br />

kommunikative Fähigkeiten so<br />

zu fördern, dass Lebensziele<br />

erreicht werden können. In<br />

den Familienzentren und der<br />

Mutter-Kind-Einrichtung ist die<br />

zentrale Aufgabe die Elternbildung<br />

und die Stärkung der<br />

Erziehungsfähigkeit in Einzel-<br />

und in Gruppenangeboten.<br />

Der Jugendtreff High-Life<br />

ist im Bereich der Jugendbildung<br />

angesiedelt. Je nach<br />

Aufgabenstellung sind unterschiedliche<br />

Aspekte unseres<br />

Bildungsbegriffs eher im Zentrum,<br />

während andere in den<br />

Hintergrund treten. Überall<br />

versuchen wir aber, unserem<br />

ganzheitlichen Bildungsansatz<br />

Rechnung zu tragen und<br />

so alle Entwicklungsmöglichkeiten<br />

zu nutzen.<br />

Neue Förderrichtlinien<br />

Freiwillige Ganztagsschulen<br />

Seit 2002 engagiert sich der<br />

JUGENDHILFEVERBUND in<br />

der Nachmittagsbetreuung an<br />

Schulen. Erste Projekte entstanden<br />

im Regionalverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken infolge der Umwandlung<br />

von Tagesgruppen<br />

in schulische Nachmittagsbetreuung<br />

mit einem fachlich gesicherten<br />

Standard. Auf Landesebene<br />

wurde dann das<br />

„Förderprogramm Freiwillige<br />

Ganztagsschule“ aufgelegt.<br />

Nun wurden großflächig an<br />

sehr vielen Schulen Kinder am<br />

Nachmittag von engagierten<br />

Kräften betreut. Wir arbeiten<br />

mittlerweile an 15 Standor-<br />

ten nach diesem Programm.<br />

Leider sind inzwischen auch<br />

die Standards in unseren<br />

School‘s-in-Projekten im Regionalverband<br />

weitgehend nach<br />

unten angepasst.<br />

Über 400 Kinder werden an<br />

unseren Standorten täglich<br />

versorgt. Die Forderung, insbesondere<br />

der evangelischen<br />

Träger, nach der Entwicklung<br />

und Einführung fachlicher<br />

Standards - insbesondere des<br />

Einsatzes einer Fachkraft pro<br />

Gruppe - fand in den neuen<br />

Richtlinien vom Juni 2008 ihren<br />

Niederschlag. Alle Standorte<br />

müssen pro Gruppe von<br />

je 20 Kindern eine Fachkraft<br />

(19,5 Wochenstunden) nachweisen.<br />

Auch der Zuschuss<br />

wurde auf 15 000 Euro pro<br />

Gruppe erhöht. Unsere bisherigen<br />

Mitarbeiterinnen können<br />

sich zur „Fachkraft für Freiwillige<br />

Ganztagsschulen“ fortbilden<br />

und so als Fachkraft<br />

FGTS bei uns weiter beschäftigt<br />

werden.<br />

Wie so oft hat dieser inhaltliche<br />

Erfolg auch seine Schattenseiten.<br />

Die Öffnungszeit<br />

wurde bis 16 Uhr 30 ausgeweitet,<br />

analog der Regelung<br />

in Kindertageseinrichtungen<br />

müssen die Kinder auch in<br />

den Ferien betreut werden.<br />

Wichtige Fragen wie Sachmittelausstattung,<br />

Räume zur<br />

Ferienbetreuung, Verwaltung<br />

und Organisation des Essens<br />

und das Einziehen der Elternbeiträge<br />

wurde den Trägern<br />

in Absprache mit den Schulträgern<br />

überlassen. Die dafür<br />

vorgesehene Verwaltungspauschale<br />

deckt in keiner Weise<br />

die Kosten. So führt die Qualitätsoffensive<br />

des Landes auf<br />

Seiten der Anbieter zu höherem<br />

Eigenmittelbedarf.<br />

Eine weitere Schwierigkeit, mit<br />

der wird zunehmend zu kämpfen<br />

haben, ist die Gewinnung<br />

von qualifiziertem Personal.<br />

Weder die Bezahlung noch die<br />

Arbeitszeit oder der Stundenumfang<br />

machen die Beschäftigung<br />

in einer Nachmittagsbetreuung<br />

zu einem besonders<br />

attraktiven Einsatzfeld. Unsere<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

einschließlich der Unterstützungskräfte,<br />

die auf 400<br />

Euro-Basis arbeiten, bringen<br />

dennoch ein hohes Maß an<br />

Engagement mit und lassen<br />

damit inhaltlich bunte und kreative<br />

Einrichtungen entstehen.<br />

Schulen und Jugendhilfe sehen<br />

in der freiwilligen Ganztagsschule<br />

immer mehr auch<br />

eine Möglichkeit, Kinder aus<br />

bildungsfernen Elternhäusern,<br />

Kinder mit mangelnden<br />

Deutschkenntnissen und Kinder<br />

mit besonderem Förderbedarf<br />

gut unterzubringen. Das<br />

bestehende System ist mit diesen<br />

Kindern in der Regel überfordert.<br />

Es wird eine Aufgabe<br />

von Jugendhilfe und Schule<br />

werden, diese Kinder zu integrieren<br />

und sie gleichzeitig<br />

ausreichend zu unterstützen.<br />

Aktuell besteht die Gefahr des<br />

Abbaus von intensiveren Angeboten<br />

wie Horten, Tagesgruppen<br />

oder der sozialen<br />

Gruppenarbeit, ohne dass für<br />

ausreichende personelle und<br />

sachliche Ausstattung der freiwilligen<br />

Ganztagsschule gesorgt<br />

ist. Dann würden die<br />

Zielgruppen mit besonderem<br />

Förderbedarf wieder durch die<br />

Maschen des Systems fallen,<br />

ihre Nachmittage zu Hause<br />

verbringen oder unterwegs,<br />

solange, bis sie im Rahmen<br />

der Einzelfall finanzierten Jugendhilfe<br />

wieder auftauchen.<br />

Hier werden wir in den nächsten<br />

Jahren immer wieder für<br />

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J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />

einzelne Kinder, aber auch<br />

für die Qualitätsentwicklung<br />

in den Ganztagsbetreuungsformen<br />

Partei ergreifen und für<br />

Verbesserungen eintreten.<br />

MOSES -<br />

kein Kind im Weidenkorb,<br />

sondern ein Programm zur<br />

Qualitätssicherung<br />

MOSES ist hier die Abkürzung<br />

von „Monitoring von Schlüsselprozessen<br />

und Ergebnisqualität<br />

zur Systematisierung<br />

von Planungsprozessen“ in<br />

der stationären Jugendhilfe.<br />

Worum geht es? In den letzten<br />

Jahren kamen alle Träger von<br />

Jugendhilfemaßnahmen unter<br />

Druck, die positiven Effekte<br />

der stationären Hilfen nachzuweisen.<br />

Ist solch eine intensive<br />

Hilfe notwendig, sinnvoll<br />

und Ziel führend? Sind Unterbringungen<br />

in Wohngruppen<br />

überhaupt und im Einzelfall Erfolg<br />

versprechend, brauchen<br />

wir derart intensive und lang<br />

andauernde Hilfsangebote?<br />

Mit der öffentlichen Hand wurde<br />

lange Zeit über ein gemeinsames<br />

System zur Erhebung<br />

und Auswertung von stationären<br />

Hilfeprozessen diskutiert.<br />

Dafür würde eine gemeinsame<br />

Jugendhilfeplanung<br />

Spielräume lassen. Nachdem<br />

die Bemühungen nicht zum<br />

Erfolg führten, die Nachfragen<br />

nach der Ergebnisqualität<br />

gleichzeitig immer drängender<br />

wurden, haben wir uns<br />

zusammen mit allen katholischen<br />

Einrichtungen im <strong>Saar</strong>land<br />

entschlossen, unsere Ergebnisqualität<br />

mit Hilfe eines<br />

elektronischen Programms<br />

zu dokumentieren, eben mit<br />

MOSES.<br />

Im Jahr 2008 haben wir alle<br />

unsere Wohngruppen mit<br />

leistungsfähigen Computern<br />

ausgestattet, die über Internet-Zugang<br />

die Ausführung<br />

dieser Software ermöglichen.<br />

Alle Beschäftigten im stationären<br />

Bereich wurden geschult,<br />

so dass wir seit Januar<br />

2009 alle neuen Klienten ins<br />

gemeinsame Monitoring aufnehmen<br />

können. Wir erhoffen<br />

uns von MOSES zunächst<br />

Rückmeldung über die Qualität<br />

unserer eigenen Arbeit und<br />

Aussagen über die Qualität<br />

unserer Erziehungsplanung<br />

und den Grad unserer Zielerreichung.<br />

In einem weiteren<br />

Schritt wird es dann möglich<br />

sein, sich auch mit anderen<br />

Einrichtungen zu vergleichen<br />

und durch die Daten von allen<br />

Einrichtungen Aussagen<br />

über die Ergebnisqualität der<br />

stationären Jugendhilfe allgemein<br />

zu treffen. Wir erhoffen<br />

uns von diesem Projekt<br />

natürlich auch eine Unterstützung<br />

in der Auseinandersetzung<br />

mit Kostenträgern.<br />

Lebenslanges Lernen -<br />

auch ein Thema für ale Beschäftigten<br />

Knapp die Hälfte der Beschäftigten<br />

des JUGENDHILFE-<br />

VERBUNDES nahmen im Jahr<br />

2009 wieder interne und externe<br />

Fortbildungsangebote<br />

wahr. Je nach Arbeitsfeld,<br />

persönlichem Interesse sowie<br />

fach- und sozialpolitischen<br />

Erfordernissen wurden unterschiedliche<br />

ein- oder mehrtägige<br />

Veranstaltungen gewählt.<br />

Für den JUGENDHILFEVER-<br />

BUND entstand so eine bunte<br />

und reichhaltige Fortbildungsmischung,<br />

die unsere Arbeit<br />

nachhaltig verbessert. Acht<br />

Mitarbeitende haben eine längerfristige<br />

Zusatzausbildung<br />

bei einem externen Bildungsträger<br />

in Angriff genommen,<br />

weitere acht haben an einem<br />

Grundkurs „Systemisches Beraten“<br />

innerhalb unserer Einrichtung<br />

teilgenommen. Diese<br />

Fortbildungen qualifizieren unsere<br />

Mitarbeiter im Bereich der<br />

personenorientierten, systemischen<br />

Beratung von Einzelnen<br />

und Familiensystemen.<br />

Eine offene interne Supervisionsgruppe<br />

hat sich an sechs<br />

Vormittagen zur gemeinsamen<br />

Reflexion der Fallarbeit getroffen.<br />

Mehrere Mitarbeitende<br />

haben sich auch - wie in den<br />

vergangenen Jahren - im Bereich<br />

der Erlebnispädagogik<br />

weitergebildet, einem weiteren<br />

wichtigen pädagogischen Instrument<br />

in unserer Einrichtung.<br />

In Kooperation mit dem<br />

Regionalverband haben 17<br />

MitarbeiterInnen in den Familienzentren<br />

mit den Mitarbeitern<br />

des Regionalverbandes und<br />

KollegInnen aus den jeweiligen<br />

Gemeinwesenprojekten<br />

vor Ort eine neue Methode<br />

der kollegialen Beratung erlernt.<br />

Auf dieser Basis können<br />

wir jetzt mit dem Jugendamt<br />

gemeinsam auf dem Hintergrund<br />

gemeinsamer fachlicher<br />

Grundannahmen Fallberatungen<br />

durchführen, Familien<br />

und Kinder qualifiziert begleiten<br />

und nicht zuletzt eine gemeinsam<br />

getragene Kultur des<br />

Kinderschutzes entwickeln.<br />

Neuland haben wir mit unserer<br />

intensiven Weiterbildung im<br />

Bereich der konfrontativen Pädagogik<br />

betreten. Mit einem<br />

qualifizierten Referenten wurden<br />

34 unserer Mitarbeitenden<br />

an vier Tagen mit diesem Ansatz<br />

bekannt gemacht. Dabei<br />

wurde nicht nur theoretisches<br />

Wissen vermittelt, die neuen<br />

Aus- und Einsichten konnten<br />

in praktischen Übungen gleich<br />

ausprobiert werden. Die Rückmeldungen<br />

sind sehr positiv.<br />

Neben der inhaltlichen Fortbildung<br />

gibt es im Rahmen<br />

solcher In-House-Schulungen<br />

auch Begegnungen von Mitarbeitern<br />

aus den unterschiedlichen<br />

Arbeitsfeldern des JU-<br />

GENDHILFEVERBUNDES,<br />

die es ermöglichen sich fachlich<br />

(und persönlich) näher<br />

kennenzulernen. Wird die Aufgabenstellung<br />

und Kultur der<br />

anderen Arbeitsfelder transparent,<br />

entstehen ganz natürlich<br />

hilfreiche Netzwerke innerhalb<br />

der Abteilung. Neben der gemeinsamen<br />

fachlichen Ausrichtung<br />

gibt das In-House-<br />

Konzept so eine mögliche<br />

Antwort auf die Notwendigkeit,<br />

den steigenden Anforderungen<br />

in der Jugendhilfe kompetent<br />

und dynamisch zu begegnen.<br />

Volker Bourgett<br />

50 51<br />

Abteilungsleiter<br />

Angela Maurer<br />

stellvertr. Abteilungsleiterin


J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />

WOHNGRUPPEN Bildung für die Kinder und Jugendlichen<br />

ist fester Bestandteil der Arbeit<br />

Warum Wasser<br />

weh tun kann!<br />

Judith Koblé arbeitet in einer<br />

Wohngruppe des DWSAAR.<br />

Dort wird tagtäglich Bildung<br />

vermittelt, mal so nebenbei<br />

beim Essen oder Spiel, aber<br />

auch gezielt. Denn das schulische<br />

Fortkommen ist für die<br />

Kinder und Jugendlichen wichtig,<br />

soll doch am Ende ein ordentlicher<br />

Beruf stehen. Das<br />

ist nicht einfach, kommen die<br />

Bewohnerinnen und Bewohner<br />

häufig aus „bildungsfernen<br />

Schichten“!<br />

Ein Blick in den Alltag:<br />

9 Uhr: Erst einmal fängt mein<br />

Arbeitstag heute mit meiner eigenen<br />

Bildung an: Der zweite<br />

von insgesamt vier In-House-<br />

Fortbildungstagen, zum Thema“Konfrontationspädagogik“.<br />

Unsere Abteilungsleitung<br />

hat einen externen Referenten<br />

für uns eingekauft, der es echt<br />

drauf hat. Er weiß, wovon er<br />

spricht und vermittelt mit Leidenschaft,<br />

Humor und jeder<br />

Menge Aktiv-Übungen den<br />

konfrontativen Umgang mit Jugendlichen<br />

- wichtiges Handwerkszeug<br />

für jeden Gruppenerzieher.<br />

Selbstverteidigung<br />

steht ebenso auf dem Programm<br />

wie Körper- und Selbsterfahrung.<br />

Das Ganze wird untermauert<br />

mit theoretischem<br />

Hintergrundwissen darüber,<br />

wie sich diese Pädagogik entwickelt<br />

und positioniert hat. Die<br />

intensive Schulung setzt sich<br />

fort mit einem Filmdokument<br />

über „den heißen Stuhl“ mit<br />

einem jugendlichen Gewalttä-<br />

ter und einem anschließenden<br />

Rollenspiel zu diesem Thema.<br />

Klasse! Viele Inhalte der Fortbildung<br />

sind mir nicht unbekannt.<br />

Aber sie sind unter der<br />

Alltagsroutine verschüttet und<br />

sie sind es durchaus wert mal<br />

wieder aufgefrischt zu werden.<br />

Auch Akkus muss man ja von<br />

Zeit zu Zeit mal wieder aufladen<br />

…<br />

17 Uhr: Mit der heutigen Erfahrung,<br />

wie erfrischend ich Fortbildung<br />

empfinde, begebe ich<br />

mich zum Nachtdienst in die<br />

Wohngruppe. Die Gruppe, in<br />

der ich arbeite, besteht aus<br />

fünf Mädchen und vier Jungen<br />

zwischen 12 und 17 Jahren.<br />

Dieses Wochenende ist Heimfahrwochenende<br />

für die Jungs,<br />

weshalb außer Andreas, der<br />

nicht nachhause kann, nur die<br />

Mädchen in der Gruppe sind.<br />

Im Übergabebuch lese ich,<br />

dass meine Kollegin am Morgen<br />

mit Michaela in der Schule<br />

war und deren Wechsel ins<br />

duale BGJ (Berufsgrundschuljahr)<br />

abgeklärt hat. Michi erzählt<br />

mir dann selbst wie froh<br />

sie sei, eine Lösung in diesem<br />

Bildungsdschungel gefunden<br />

zu haben und wie eifrig<br />

sie nach einer Praktikumsstelle<br />

sucht. Sie müsse noch ihren<br />

Lebenslauf an ein Autohaus faxen.<br />

Was war passiert? Das<br />

Mädchen hatte im letzten Sommer<br />

den Hauptschulabschluss<br />

gemacht, sich damit qualifiziert,<br />

um die Mittlere Reife an einer<br />

Berufsschule machen zu kön-<br />

nen. Michaelas Traumberuf ist<br />

Kfz- Mechatronikerin. Da sie<br />

keine Lehrstelle gefunden hat,<br />

meldete sie sich auf der Gewerbeschule<br />

Technik an und<br />

musste recht schnell feststellen,<br />

dass sie durch die Hauptschule<br />

nicht gut vorbereitet<br />

war. Trotz eines schulischen<br />

Arbeitsplanes, den wir mit ihr<br />

erstellten, und Unterstützung<br />

durch einen Nachhilfelehrer,<br />

waren für Michaela die schulischen<br />

Anforderungen nicht zu<br />

bewältigen. So suchte sie nach<br />

Alternativen zum eingeschlagenen<br />

Weg. Nach wie vor würde<br />

sie am liebsten sofort eine<br />

Lehre im Kfz-Bereich beginnen.<br />

Dazu könnte das duale BGJ<br />

nun vielleicht die Weichen stellen.<br />

Es beinhaltet, dass Michaela<br />

zweimal in der Woche zur<br />

Berufsschule geht und die übrigen<br />

drei Tage zu einem Praktikum<br />

in eine Autowerkstatt.<br />

Wenn es gut läuft, könnte sie<br />

es bis zum Sommer schaffen,<br />

sich in ihrem Praktikumsbetrieb<br />

für eine Lehrstelle zu empfehlen.<br />

Wollen wir ihr alle die Daumen<br />

drücken!<br />

18 Uhr: Jetzt heißt es schnell<br />

für das Nachtessen den Tisch<br />

zu decken, da wir nicht mit leerem<br />

Magen zum abendlichen<br />

Schwimmbadbesuch aufbrechen<br />

wollen - auch Bewegungserziehung<br />

ist Bildung.<br />

Während des Essens erzählt<br />

Antonia, wie weh sie sich bei<br />

einem „Bauchplatscher“ getan<br />

hat. Warum kann Wasser eigentlich<br />

so weh tun? Alle tra-<br />

gen ihr Wissen zusammen. Nur<br />

ein Mädchen kennt den Begriff<br />

der „Oberflächenspannung des<br />

Wassers“. Wer hätte gedacht,<br />

dass ein Aufprall im Wasser<br />

das eigene Körpergewicht verdrängen<br />

muss und je nach<br />

Größe der Auftreff-Fläche dabei<br />

unterschiedliche Kräfte wir-<br />

ken. Dies hat Jenny bei Galileo<br />

so gelernt - auch Fernsehen<br />

kann bisweilen bilden - und zur<br />

allgemeinen Wissenserweiterung<br />

beigetragen. Im gemeinsamen<br />

Gespräch darüber, lernen<br />

alle dazu. Solche Beispiele<br />

gibt es unzählige, jeden Tag, in<br />

jeder Wohngruppe,weshalb Bildung<br />

hier keine trockene Geschichte<br />

mit einem langen Bart<br />

ist, sondern ständig nebenbei<br />

stattfindet.<br />

Jetzt will ich aber auch Sie<br />

mit der Frage nach dem Bauplatscher<br />

nicht alleine lassen<br />

und ihnen noch mal eben<br />

vermitteln, dass Wasser aus<br />

kleinsten Teilchen besteht,<br />

den so genannten Wassermolekülen.<br />

Diese Teilchen hängen<br />

eng zusammen und bilden<br />

Wasserstoffbrücken. Wer<br />

langsam ins Wasser steigt, gibt<br />

den Molekülen Zeit genug auszuweichen.<br />

Anders bei einem<br />

Sprung ins Becken: Dann trifft<br />

Gemeinsam am Tisch: In den Wohngruppen wird tagtäglich Bildung vermittelt<br />

der Körper schlagartig auf die<br />

Wassermoleküle und das Wasser<br />

kann eben nicht mehr ausweichen.<br />

Dieser Zusammenstoß tut weh.<br />

Je größer die Körperfläche desto<br />

schmerzhafter wird es.<br />

Deshalb tun Bauchklatscher<br />

auch weh, Köpfer aber nicht.<br />

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J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />

WOHNGRUPPEN Arbeits- und Beschäftigungstherapie<br />

für psychisch beeinträchtigte Jugendliche<br />

Über Kreativität<br />

zur Stabilität<br />

In der Übergangswohngruppe<br />

(ÜWG) in Holz leben acht<br />

bis zehn junge Männer und<br />

Frauen, zwischen 16-23 Jahren<br />

alt. Sie haben große Unterschiede<br />

in schulischer Entwicklung<br />

und Reife, gemeinsam<br />

ist ihnen aber, dass sie psychisch<br />

beeinträchtigt sind. Deshalb<br />

benötigen sie eine persönliche<br />

Grund-Stabilität und eine<br />

Grund-Sicherheit in alltäglichen<br />

Anforderungen und im Umgang<br />

mit fremden Menschen.<br />

Die verschiedenen Tätigkeitsbereiche<br />

im Tagesprogramm<br />

der ÜWG dienen dazu, ihre<br />

persönliche Stabilität wiederaufzubauen.<br />

Außer den Haushalts- und Küchenaufgaben<br />

zur Alltagsbewältigung<br />

gibt es Arbeits-/ Betätigungs-/Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

und damit stets<br />

auch Lernmöglichkeiten: Eine<br />

kleine Holzwerkstatt, ein Ton-<br />

Werkraum mit Brennofen, ein<br />

Freiluftarbeitsbereich für gröbere,<br />

staubige Arbeiten mit<br />

Holz, Stein oder Metall sowie<br />

ein großer Atelier-Bereich für<br />

Arbeiten mit Farben, Papier,<br />

Stoffen oder Glas.<br />

Meist wird zunächst mit<br />

kleineren Bastel- und Malarbeiten<br />

begonnen, um sich einzufühlen.<br />

Dabei erkennen die<br />

Erzieherinnen und Erzieher,<br />

welche Interessen und Ressourcen<br />

die Jugendlichen mitbringen,<br />

ob sie sich konzentrieren<br />

können, wie viel Ausdauer<br />

und Geschicklichkeit sie haben.<br />

Beim Bemalen von Papier, von<br />

Karton, von Holzplatten oder<br />

von Seidentüchern stellt sich<br />

als Erstes die Frage nach dem<br />

Was und dem Wie, dem Warum<br />

und dem Wozu: Habe ich<br />

das Ziel, mein inneres Durcheinander,<br />

meine Wut, meinen<br />

Frust, meine Traurigkeit, meine<br />

Hoffnungslosigkeit, meine<br />

Verunsicherung oder auch meine<br />

Zuversicht, meine Freude<br />

mit Farben und mit Mal-Gestik<br />

auszudrücken? Will ich mir zunächst<br />

mal ‚nur’ wie bei einem<br />

reinigenden Gewitter klarere<br />

Sicht auf mich selbst, frischen<br />

Wind zum besseren Durchatmen<br />

verschaffen? Dann bietet<br />

das Atelier dafür eine geeignete<br />

Möglichkeit.<br />

Oder, geht es darum, mit<br />

einem arabischem Mosaikornament<br />

auf einem Seidentuch die<br />

Zimmerwand zu schmücken?<br />

Der Bau eines Bumerangs,<br />

eines Regals oder Schränkchens,<br />

eines Holzkästchens,<br />

sei es für CDs, Schmuck oder<br />

anderen Krimskrams, erfordert<br />

erst einmal, eine vage Vorstellung<br />

zu entwickeln über Größe,<br />

Beschaffenheit, über das gewünschte<br />

‚Design’. Dann gilt es<br />

eine Konstruktion zu bemessen<br />

und den Umgang mit Werkzeugen<br />

und Material zu erlernen.<br />

Das ist nicht leicht und oft<br />

mit Frustration verbunden und<br />

führt schnell zum Aufgeben. Da<br />

ist es die Aufgabe der Erzieherinnen<br />

und Erzieher, zu ermutigen<br />

und das schon Erreichte<br />

hervorzuheben, zu vermitteln,<br />

dass die Freude an Farben und<br />

eigener Gestaltung, den Dingen<br />

„Flügel verleihen“ kann.<br />

TAGESGRUPPEN Die Mitarbeitenden in Burbach<br />

versuchen, die Ressourcen der Kinder zu erschließen<br />

Lernen kann wirklich<br />

Spaß machen<br />

„Haaaaaaaausaufgaben!!!“<br />

schallt es jeden Mittag um halb<br />

drei durch die Tagesgruppe in<br />

Burbach und die Kinder wissen,<br />

dass es jetzt Zeit ist, ihre Plätze<br />

in den Hausaufgabenzimmern<br />

einzunehmen, um sich ihren<br />

Hausaufgaben zu widmen. In<br />

der Tagesgruppe in der Ottstraße<br />

in Burbach betreuen zwei<br />

Erzieherinnen und ein Erzieher<br />

zehn Kinder. Schwerpunkt<br />

der Arbeit ist die Förderung im<br />

schulischen Bereich.<br />

Am Beispiel von Tobias, der seit<br />

Februar 2008 die Tagesgruppe<br />

besucht, wird deutlich, wie Lernförderung<br />

stattfindet und wie<br />

vielfältig der Prozess des Lernens<br />

ist. Tobias ist 11 Jahre alt,<br />

geht in die 4. Klasse der Mozartschule<br />

in Herrensohr.<br />

Er fiel vor allem durch Störungen<br />

im Sozialverhalten auf.<br />

Tobias hatte schon zwei Verweise<br />

bekommen, der dritte<br />

Verweis hätte den Wechsel in<br />

die „E-Schule“ (Förderschule<br />

für Erziehungshilfe) bedeutet. In<br />

der Tagesgruppe lernte T. sich<br />

erst einmal, an Regeln zu halten,<br />

was ihm bis dahin schwerfiel.<br />

Dann ging es darum, die<br />

Ressourcen von T. zu erschließen,<br />

die im regulären Schulbetrieb<br />

eher vernachlässigt wurden.<br />

In der Hausaufgabengruppe<br />

mit maximal 4 Kindern erfuhr<br />

er viel Zuwendung und Lob seiner<br />

Stärken, wie beispielsweise<br />

der sehr guten Leistungen<br />

im Rechnen. Seine defizitären<br />

Leistungen im Fach Deutsch,<br />

weswegen er eine Klassenstufe<br />

tiefer unterrichtet wurde, waren<br />

erstmal nicht im Fokus. Er hatte<br />

dennoch die Möglichkeit, seine<br />

großen Lesedefizite aufzuarbeiten.<br />

Gekoppelt war das Angebot<br />

mit einer Belohnung am Ende<br />

der Woche. Gerade so war T.<br />

stark zu motivieren.<br />

Inzwischen hat er seine<br />

Deutschnote um zwei Noten<br />

verbessert. Seine Anstrengungen<br />

haben dazu geführt,<br />

dass er sich innerhalb von zehn<br />

Monaten auf das Niveau seiner<br />

Klasse hochgearbeitet hat.<br />

Sein Sozialverhalten, das durch<br />

geringe Frustrationstoleranz<br />

und aggressive Ausbrüche geprägt<br />

war, wurde durch kontinuierliches<br />

Lernen in verschiedenen<br />

Spielangeboten der Tagesgruppe<br />

geschult. Er kommt<br />

nun sowohl in der Schule, als<br />

auch in der Tagesgruppe besser<br />

klar, seine „Schwächen’“ haben<br />

an Bedeutung stark verloren.<br />

T. hat gelernt, seine Unsicherheiten<br />

zu überwinden und sich<br />

mehr zuzutrauen. Sein neugewonnenes<br />

Selbstbewusstsein<br />

hat auch seine Neugier auf Bereiche<br />

geweckt, die ihm bis dahin<br />

fremd waren und wo er viele<br />

Berührungsängste hatte.<br />

Ein Interview mit Tobias:<br />

Gehst du gerne in die Schule?<br />

Ja.<br />

Was kannst du besonders<br />

gut?<br />

Fußballspielen, Rechnen,<br />

Deutsch und Malen kann ich<br />

saugudd. Sport kann ich auch<br />

saugudd und Tischtennisspielen.<br />

Was kannst du noch nicht so<br />

gut?<br />

Ich kann noch nicht so gut<br />

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J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />

lesen.<br />

Seit wann gehst du in die Tagesgruppe?<br />

Weiß ich nicht so genau, irgendwann<br />

letztes Jahr.<br />

Wer hat dich in der Tagesgruppe<br />

angemeldet?<br />

Das war meine Idee und von<br />

meinen Eltern.<br />

Hat sich was verändert, seit<br />

du in die TG gehst?<br />

Ja. Lesen ist besser geworden.<br />

Ich hab` mich manchmal nicht<br />

so gut in der Schule benommen.<br />

Meine Mitschüler haben<br />

immer gelogen, und ich habe<br />

immer Ärger gekriegt. Ich habe<br />

jetzt keinen Ärger mehr, weil ich<br />

in der TG gelernt habe besser<br />

zu verlieren und mich besser zu<br />

benehmen. Ich habe auch noch<br />

schwimmen gelernt.<br />

Was machst du hier am<br />

liebsten?<br />

Lesen, mit Christa Tischtennis<br />

spielen, mit Klaus Tischfußball<br />

spielen, in der Küche mit backen<br />

und kochen helfen, mit Petra<br />

malen oder ins Kino gehen.<br />

Wie geht es dir jetzt in der<br />

Schule?<br />

Mir geht’s besser in der Schule.<br />

Ich komme mit den Lehrern und<br />

den Schülern besser klar.<br />

Was denkst du, was du noch<br />

lernen musst?<br />

Noch besser lesen können,<br />

noch besser schwimmen lernen,<br />

damit ich das „Seepferdchen“<br />

machen kann. Ich darf ab<br />

dieser Woche in die Deutsch–<br />

Förderstunde. Wenn alles<br />

klappt, darf ich nach den Sommerferien<br />

in Deutsch in mei-<br />

FAMILIENHILFE Der Kurs „Starke Eltern -<br />

Starke Kinder“ in den Familienzentren<br />

Eine Reise zu sich selbst<br />

Erziehen kann doch jeder! Es<br />

ist wie Kochen, das kann auch<br />

jeder. Na ja, es gibt doch Unterschiede<br />

zwischen Johann<br />

Lafer, Jamie Oliver und... Wie<br />

dem auch sei. Eltern lieben ihre<br />

Kinder und haben eine Vorstellung<br />

davon wie sie diese gut<br />

erziehen. Viele Eltern stehen<br />

dieser großen Aufgabe aber<br />

alleine gegenüber, sind unsicher<br />

und werden durch gut gemeinte<br />

Ratschläge und der Fülle<br />

einschlägiger Magazine und<br />

Fernsehsendungen zusätzlich<br />

verwirrt. So wie früher, wollen<br />

sie nicht erziehen und wie sie<br />

wollen, funktioniert es nicht immer.<br />

Bereits in den 60er/70er Jahren<br />

wurden Elternkurse ange-<br />

boten und durchgeführt. Seitdem<br />

gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Konzepte, von<br />

Gordon-Training, Triple P bis<br />

hin zu „Starke Eltern-Starke<br />

Kinder“. Letzterer wird in den<br />

Familienzentren Sulzbachtal,<br />

<strong>Saar</strong>brücken Ost-Obere <strong>Saar</strong><br />

und im Familienberatungszentrum<br />

Illtal regelmäßig angeboten<br />

und durchgeführt.<br />

Natürlich sind diese Kurse eher<br />

auf bildungsnahe Eltern zugeschnitten<br />

und werden von diesen<br />

bevorzugt belegt. Die anderen,<br />

die mit Schule nur Ungutes<br />

verbinden, die seit vielen<br />

Jahren vom Jugendamt betreut<br />

werden und das Gefühl haben<br />

gescheitert zu sein - als Menschen<br />

und als Eltern - haben<br />

ner Klasse bleiben (Tobias wird<br />

z.Zt. in der 3. Klasse Deutsch<br />

unterrichtet, hat aber so große<br />

Fortschritte gemacht, dass er<br />

inzwischen den Klassenanschluss<br />

fast erreicht hat).<br />

Wie lange möchtest du noch<br />

in der Tagesgruppe bleiben?<br />

Weiß nicht so genau, vielleicht<br />

ein halbes Jahr oder ein ganzes<br />

Jahr.<br />

Was könnte für dich noch in<br />

der TG anders laufen?<br />

Ich gehe immer noch abends<br />

ins Boxtraining. Manchmal bin<br />

ich dann aber müde, wenn<br />

ich von der TG nach Hause<br />

komme. Wenn ich ein oder<br />

zweimal die Woche, am besten<br />

Montag und Freitag zuhause<br />

bleiben könnte und dann ins<br />

Boxtraining gehen könnte.<br />

oft „keine Lust“ zuzugeben und<br />

öffentlich zu machen, dass sie<br />

sich vielleicht mit dem Thema<br />

„Erziehung“ auseinandersetzen<br />

müssten. Dennoch, die einen<br />

oder anderen Eltern finden<br />

den Weg zu unseren Kursen<br />

und sitzen da, gespannt darauf,<br />

was auf sie zukommt.<br />

Erst wird über Pünktlichkeit,<br />

Fehlzeiten, Redezeiten, Respekt,<br />

Schweigepflicht und<br />

Hausaufgaben gesprochen:<br />

Also doch wie in der Schule! -<br />

Lass‘ es vorbeigehen!<br />

Und dann geht es los: Eltern<br />

sollen sich bewegen, ihren Namen,<br />

die Anzahl ihrer Kinder<br />

nennen, ihre Familiensituation<br />

offenbaren, in dem sie im<br />

Raum umhergehen, sich Bäl-<br />

le zuwerfen, oder ihre Augen<br />

schließen und darüber nachdenken,<br />

was sie für sich tun<br />

würden, wenn ihre Kinder drei<br />

Wochen außerhalb gut versorgt<br />

wären. Bei manchen entstehen<br />

keine Bilder und manche träumen<br />

davon selbst versorgt zu<br />

werden: im Wellness-Urlaub.<br />

Dann geht es weiter mit verschiedenen<br />

Fragen: Wo wollen<br />

sie hin erziehen? Sie erfahren,<br />

dass es kein Falsch oder Richtig<br />

gibt. Ob alleinerziehend,<br />

Patchworkeltern oder „normale“<br />

Eltern, jede Familienkultur hat<br />

Respekt verdient. Es geht um<br />

Bewusstsein, um das Bewusstsein,<br />

dass Erziehung Arbeit bedeutet<br />

und viele Vorstellungen<br />

ihre Berechtigung haben. Es<br />

geht nicht um Wertung. Die Eltern,<br />

die wir kennen, sind gewohnt<br />

bewertet, meistens abgewertet<br />

zu werden. Eigentlich<br />

sollten sie gelobt werden für<br />

all das was funktioniert. Die Eltern<br />

setzen sich zuerst mit sich<br />

selbst auseinander, um dann<br />

ein Verständnis für ihre Kinder<br />

zu erlangen. Was haben sie für<br />

Bedürfnisse? Ein Teil der Gruppe<br />

beschäftigt sich mit den Bedürfnissen<br />

der Eltern, die anderen<br />

mit denen der Kinder. In<br />

der Auswertung stellen sie fest,<br />

es sind dieselben: Nach Lob<br />

und Körperkontakt, nach Schlaf<br />

und Freizeit, nach Freundeskreis<br />

und Schutz.<br />

Eine Elternschule zu besuchen<br />

ist vor allem eine Reise zu sich<br />

selbst im Sinne einer Selbstreflexion.<br />

Wie erziehe ich? Jeden<br />

Tag aufs Neue? Vieles<br />

von dem was ich tue ist spontan<br />

gut, ist erfolgreich und ich<br />

erreiche meine Kinder. Es geht<br />

um reden, um erklären, um Gefühle<br />

zum sprechen zu bringen.<br />

Die meisten Eltern haben die<br />

Erfahrung gemacht, dass sie<br />

kein Gehör finden für ihre Sorgen,<br />

ihre Wut, ihre Grenzen.<br />

Von dieser Erfahrung ausgehend,<br />

geben sie ihren Kindern<br />

keine Gelegenheit sich mitzuteilen,<br />

sich auszutauschen.<br />

Sie schweigen im Kurs. Auch<br />

das wird respektiert. Sie beobachten,<br />

wie die andere Eltern<br />

erzählen, erkennen sich zum<br />

Teil wieder oder erleben, dass<br />

sie mit ihren Ideen anderen Eltern<br />

helfen Lösungen zu finden,<br />

an die vorher keiner gedacht<br />

hat. Sie fangen an zu erzählen,<br />

sich mitzuteilen und erleben<br />

sich fähig, kompetent<br />

und wissend.<br />

Sie schließen Freundschaften,<br />

treten aus der Isolation, beraten<br />

ihre Nachbarin und erzählen<br />

stolz, dass sie einen Elternkurs<br />

besucht haben und es<br />

jetzt ein wenig besser wissen.<br />

Natürlich ist ihre Erziehung dadurch<br />

nicht perfekt, aber sie<br />

fühlen sich sicherer und die Beziehung<br />

zu den Kindern ist oft<br />

besser geworden, auch die Beziehung<br />

zu sich selbst und zu<br />

den anderen. Es geht um Bewusstsein,<br />

Selbstbewusstsein:<br />

„Ich erziehe, also bin ich wer“.<br />

Am Ende haben sie eine Urkunde,<br />

einen Erinnerungsstein<br />

für schwierige Zeiten, Halt gebend.<br />

Sie sitzen da, mit Kaffee<br />

und Kuchen, mit neuen Mit-<br />

streiterinnen und Mitstreitern<br />

im lebendigen Geschäft der Erziehung.<br />

Sie haben einen Kurs<br />

belegt, die Schulbank gedrückt<br />

und das ganz freiwillig, haben<br />

ihren Elternführerschein<br />

gemacht und haben darüber<br />

nachgedacht was Erziehung<br />

ausmachen kann. Klasse!!<br />

Übrigens: Seit es den Kurs<br />

„Starke Eltern - Starke Kinder“<br />

in den Familienzentren und<br />

im Familienberatungszentrum<br />

(2004) gibt, wurden rund 130<br />

Eltern geschult und in der Folge<br />

rund 300 Kinder erreicht.<br />

In der Schweiz gibt es Unternehmen,<br />

die ihren Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern freigeben,<br />

damit sie einen Elternkurs<br />

besuchen können. Es wurde<br />

nämlich festgestellt, dass in der<br />

Folge, deren Kinder weniger<br />

dazu neigen an einer Sucht zu<br />

erkranken oder andere Auffälligkeiten<br />

zu entwickeln und die<br />

Eltern ihrer Arbeit beruhigter<br />

nachgehen können.<br />

In Untersuchungen geben Kinder<br />

an, dass sie sich besser<br />

mit ihren Eltern verstehen, seit<br />

diese einen Kurs belegt haben<br />

und sie sich besser verstanden<br />

fühlen.<br />

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J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />

FAMILIENHILFE Die Koch-Kreativ-Gruppe<br />

im Familienzentrum <strong>Saar</strong>brücken-Ost<br />

Gesund, phantasievoll<br />

und preiswert<br />

Donnerstagmorgen im Familienzentrum<br />

<strong>Saar</strong>brücken-Ost. Acht<br />

Frauen, teilweise mit ihren Kindern,<br />

haben sich zum gemeinsamen<br />

Kochen getroffen: Couscous<br />

steht auf dem Speiseplan.<br />

Wie immer hat eine Teilnehmerin<br />

die Federführung übernommen:<br />

die einzelnen Aufgaben<br />

werden verteilt und die Arbeitsabläufe<br />

organisiert.<br />

Beim Schnibbeln und Vorbereiten<br />

geht es um den Alltag:<br />

Schulprobleme, Erkrankungen,<br />

Partnerschaft, finanzielle<br />

Schwierigkeiten oder Erziehungsfragen.<br />

Die Diskussionen<br />

sind wie immer lebhaft, es wird<br />

viel gelacht. Die Raucherpausen<br />

vor der Eingangstür nutzen<br />

die Frauen, um persönliche Befindlichkeiten<br />

auszutauschen.<br />

Nach zwei Stunden weht ein orientalischer<br />

Duft durch das Familienzentrum:<br />

das dampfende<br />

Couscous steht auf dem<br />

von den Frauen festlich gedeckten<br />

Tisch. Beim Essen, an<br />

dem auch hungrige Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des Familienzentrums<br />

sowie Partner der<br />

Frauen teilnehmen, genießen<br />

die Köchinnen die Früchte ihrer<br />

Arbeit und die Komplimente der<br />

„Mitesser“. Was übrig bleibt wird<br />

auch diesmal gerne mit nach<br />

Hause genommen.<br />

Zum Abschluss verabreden sich<br />

alle für den nächsten Termin.<br />

Dabei soll gebastelt werden,<br />

denn Kochen und kreatives Gestalten<br />

finden im wöchentlichen<br />

Wechsel statt. Dabei werden anhand<br />

einer Ideenbörse die Wün-<br />

sche beziehungsweise Vorschläge<br />

der Frauen aufgegriffen.<br />

So wurden schon T-Shirts<br />

bemalt, Mobiles, Weihnachtsgestecke<br />

oder Herbstdeko, Fensterbilder<br />

oder Tischschmuck<br />

hergestellt.<br />

Besondere Highlights sind für<br />

die kochenden Frauen jedes<br />

Jahr die Zubereitung verschiedener<br />

Salate für das Sommerfest,<br />

das vom Familienzentrum<br />

<strong>Saar</strong>brücken-Ost organisiert<br />

wird, und das Backen der Weihnachtsplätzchen<br />

für die Weihnachtsfeier.<br />

Die Koch-Kreativ-Gruppen für<br />

Frauen werden seit Herbst 2005<br />

sowohl im Frühjahr als auch<br />

im Herbst im Familienzentrum<br />

angeboten. Im wöchentlichen<br />

Rhythmus finden sechs bis sieben<br />

Termine jeweils donnerstags<br />

von 9 bis 12 Uhr 30 statt.<br />

Ursprünglich entstand die Idee<br />

durch den Wunsch einer afrikanischen<br />

Mutter, deutsche Gerichte<br />

zu kochen. Schnell zeigte<br />

sich, dass auch andere Frauen<br />

ihre Kochkenntnisse erweitern<br />

wollten. Im Rahmen der Gesundheitskampagne<br />

des Diakonischen<br />

Werks entwickelten die<br />

beiden Initiatorinnen und heutigen<br />

Leiterinnen der Gruppen<br />

dann ein Lernkonzept zum „gesunden<br />

Kochen“. So werden<br />

ausschließlich frische Produkte<br />

der Saison verwendet. Zusätzlich<br />

lernen die Frauen, fett- und<br />

zuckerarm, abwechslungsreich<br />

und ausgewogen zu kochen.<br />

Der Kostenaspekt findet besondere<br />

Berücksichtigung, um den<br />

Familien auch im Alltag preisgünstiges<br />

und dennoch gesundes<br />

Kochen zu ermöglichen.<br />

Bewährt hat sich die Mitgabe<br />

der Rezepte mit zusätzlicher<br />

Kostenaufstellung.<br />

Hinzugekommen ist kreatives<br />

Gestalten, da etliche Frauen<br />

seit ihrer Schulzeit nicht mehr<br />

mit Farben, Papier, Stoffen oder<br />

Schere hantiert hatten und sich<br />

dieser Fähigkeiten nicht mehr<br />

bewusst waren.<br />

Die Koch – Kreativ – Gruppe<br />

bietet den Frauen auch die<br />

Möglichkeit, sich regelmäßig mit<br />

anderen zu treffen, voneinander<br />

zu lernen, sich auszutauschen<br />

und so einen Weg aus der sozialen<br />

Isolation zu finden. Auf diesem<br />

Weg entstanden bereits<br />

Freundschaften, die über die<br />

Zeit der Gruppe hinaus Bestand<br />

haben. Auch wird deutlich, dass<br />

die Frauen so wieder Zutrauen<br />

ins eigene Tun gewinnnen.<br />

Blick in die<br />

Statistik<br />

Im JUGENDHILFEVERBUND des DIAKO-<br />

NISCHEN WERKES AN DER SAAR wird in<br />

45 Projekten ein breites Spektrum an Hilfen<br />

organisiert. 2008 waren 223 Personen in<br />

116 Vollzeit- und 78 Teilzeitstellen beschäftigt,<br />

davon 71 Männer und 152 Frauen. Zusätzlich<br />

gab es 29 geringfügig beschäftigte Arbeitsverhältnisse,<br />

darüber hinaus noch Praktikanten,<br />

Zivildienstleistende und freiwillige<br />

Dienste. Das Wirtschaftsplanvolumen betrug<br />

im Jahr 2008 rund 10 Millionen Euro.<br />

Der JUGENDHILFEVERBUND betreute 2008<br />

in seinen Einrichtungen 1.264 Personen.<br />

197 davon lebten in unseren stationären Bereichen,<br />

also in Wohngruppen, der Mutter-<br />

Kind-Einrichtung, der Übergangswohngruppe<br />

oder im betreuten Jugendwohnen. 17 Kinder<br />

besuchten die Tagesgruppen und 86 besuchten<br />

unsere „Berufliche Sonderförderung“.<br />

310 Familien nutzten die ambulanten<br />

Hilfen. In diesen Familien leben 747 Kinder.<br />

Rund 650 Kinder und Jugendliche besuchten<br />

die Beratungs- und Betreuungseinrichtungen<br />

an unseren Schulstandorten.<br />

Mitarbeiterschulungen<br />

im Jugendtreff High-Life<br />

Der Jugendtreff High-Life des DWSAAR in<br />

Neunkirchen-Wiebelskirchen bietet regelmäßig<br />

Mitarbeiterschulungen zum Erwerb der Jugendleiterkarte<br />

an. 2008 war auffallend, dass fünf<br />

der zehn Teilnehmenden nichts mit dem Jugendtreff<br />

zu tun hatten, sondern durch unsere<br />

Flyer auf die Schulung aufmerksam wurden. So<br />

kam eine äußerst interessante Gruppe zustande,<br />

die insbesondere am Start- und Abschlusswochenende<br />

auch untereinander viel erfahren<br />

und lernen konnte. Die Schulung selbst richtet<br />

sich nach den vorgegebenen Standards des<br />

Landesjugendrings mit Themenschwerpunkt<br />

„offener Jugendtreff“ und wurde von neun Jugendlichen<br />

erfolgreich absolviert.<br />

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J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />

FREIWILLIGE GANZTAGSSCHULE Lernen mit<br />

allen Sinnen bietet vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten<br />

Wenn der Uhu Schuhu<br />

lebendig wird<br />

Das Angebot für Bildung und Betreuung<br />

in den Nachmittagsbetreuungen<br />

an Freiwilligen Ganztagsschulen<br />

des JUGENDHIL-<br />

FEVERBUNDES bietet vielfältige<br />

Entwicklungs- und Lernräume<br />

für Kinder. Neben den ständigen<br />

Hausaufgabengruppen in<br />

den klassisch schulischen Bildungsbereichen<br />

werden vielfältige<br />

pädagogische Angebote und<br />

Projekte für die Kinder und Jugendlichen<br />

realisiert. Ziel ist es,<br />

eine räumliche, zeitliche und soziale<br />

Lebensgrundlage zu schaffen,<br />

um sich ihrem Alter entsprechend<br />

körperlich, seelisch, geistig<br />

und sozial gesund weiterentwickeln<br />

zu können.<br />

Zwei Beispiele aus der Vielzahl<br />

der Projektideen aus dem<br />

Grundschul- und Sekundarschulbereich<br />

Wie wird das Buch<br />

lebendig? – das Vorleseprojekt<br />

„Das kleine Gespenst“<br />

Seit uralten Zeiten haust auf<br />

Burg Eulenstein ein kleines Gespenst.<br />

Es ist eines der harmlosen<br />

kleinen Nachtgespenster,<br />

die niemandem etwas zuleide<br />

tun, es sei denn, man ärgert<br />

sie. Tagsüber schläft es<br />

in einer schweren, eisenbeschlagenen<br />

Truhe aus Eichenholz.<br />

Doch wenn die Rathausuhr<br />

Mitternacht schlägt, tritt es<br />

seinen mitternächtlichen Rundgang<br />

an. Mit seinem Schlüsselbund<br />

kann es alle Türen,<br />

Truhendeckel, Ofenklappen,<br />

Schubfächer, Dachluken und<br />

alles andere öffnen, ohne dabei<br />

auch nur den geringsten Lärm<br />

zu machen. Das bereitet ihm<br />

sehr viel Vergnügen. Wenn<br />

das Wetter gut ist, begibt sich<br />

das kleine Gespenst ins Freie,<br />

schwebt über Hausdächer und<br />

besucht seinen Freund, den<br />

Uhu Schuhu.<br />

Bei der Hausaufgabenbetreuung<br />

in der Freiwilligen Ganztagsschule<br />

St. Arnual zeigte<br />

sich, dass kaum ein Kind die<br />

im Lesebuch der 2. Klasse beschriebene<br />

Geschichte von<br />

Otfried Preußler vom kleinen<br />

Gespenst kannte. Und so<br />

wurde aus dieser Erkenntnis<br />

schnell eine Projektidee geboren.<br />

Ziel war es, Lesespaß<br />

zu wecken und den Inhalt des<br />

Buches mit allen Sinnen durch<br />

realistische Szenen und Sachinformationen<br />

an unterschiedlichen<br />

Orten erlebbar zu machen.<br />

Dazu besuchte die Gruppe als<br />

erstes ein St. Arnualer Uhrengeschäft.<br />

Hier konnten alte<br />

Uhren betrachtet werden, um<br />

Wortbegriffe wie Zeiger, Zifferblatt<br />

oder Uhrwerk zu verstehen.<br />

Dann ging es in den Zoo,<br />

wo ein Zoopädagoge den Kindern<br />

einen echten Uhu vorführte.<br />

Bei einer Waldführung<br />

mit einem Förster erfuhren alle<br />

etwas über den Eichbaum als<br />

Schutzraum für die verschiedenen<br />

Tiere. Dabei wurden<br />

die unterschiedlichen Funktionen<br />

von Rinde, Wurzeln, Ästen<br />

und Krone deutlich.<br />

Der Projekthöhepunkt war<br />

dann ein Faschingsfest mit Eltern<br />

auf Burg Eulenstein in<br />

den Räumen der FGTS mit<br />

Mitspielaktionen und selbstzubereiteten<br />

„Rostigen Rittern“<br />

aus der Burgküche für Kinder<br />

und Gäste.<br />

Selbstverteidigungskurse in<br />

School´s in an der<br />

Erweiterten Realschule<br />

Am Vopeliuspark Sulzbach<br />

Die Mädchen sind noch heute<br />

begeistert. Im Dezember 2008<br />

organisierte die Nachmittagsbetreuung<br />

im School´s In-Pro-<br />

jekt an der Erweiterten Realschule<br />

Am Vopeliuspark in<br />

Sulzbach einen Selbstverteidigungskurs.<br />

Ziel war es, den<br />

Mädchen aufzuzeigen, wie sie<br />

sich vor Gewalt und Übergriffen<br />

schützen und sich im Notfall<br />

auch zu wehren wissen.<br />

Stefanie Römer, eine erfahrene<br />

und sehr kompetente Trainerin,<br />

kam an vier Nachmittagen<br />

jeweils zwei Stunden, um die<br />

Elemente Selbstbehauptung,<br />

Aufklärung, Vorbeugung,<br />

Grenzen setzen, Gefühle wahrnehmen,<br />

Nein-Sagen und körperliche<br />

Gegenwehr, den Mädchen<br />

nahe zu bringen und mit<br />

ihnen zu trainieren. Der Kurs<br />

konnte über das Jugendamt<br />

des Regionalverbandes <strong>Saar</strong>brücken,<br />

Stichwort „Netzwerk<br />

Erziehung“ finanziert werden.<br />

Da alle Beteiligten begeistert<br />

waren, ist schon der nächste<br />

Kurs geplant: diesmal für<br />

die Jungen. Außerdem gibt es<br />

Überlegungen, ein solch präventives<br />

Angebot als festen<br />

Bestandteil in das Programm<br />

der Nachmittagsbetreuung aufzunehmen.<br />

60 61


J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />

Hausanschrift:<br />

Postanschrift:<br />

Bereich 1<br />

Leitung:<br />

Hansjörg Zimmer<br />

Berufliche Sonderförd.<br />

Therapeutische<br />

Jugendhilfe <strong>Saar</strong>br.<br />

Ursulinenstraße 61<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 9385731<br />

Fax: 0681 / 9385733<br />

bsf-sb@dwsaar.de<br />

Berufliche Sonderförd.<br />

Therapeutische<br />

Jugendhilfe Neunkir.<br />

Rembrandtstraße 17 - 19<br />

66540 Neunkirchen-Wbk.<br />

Tel. 06821 / 956-322<br />

Fax: 06821 / 956-303<br />

bsf-nk@dwsaar.de<br />

Rembrandtstr. 17 - 19, 66540 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 956-0<br />

ihv@dwsaar.de<br />

www.dwsaar.de<br />

Postfach 1309, 66513 Neunkirchen<br />

stationäre / teilstationäre Jugendhilfe<br />

Leitung: Volker Bourgett<br />

Bereich 2<br />

Leitung:<br />

Marie-Louise Ott<br />

Tagesgruppe Burbach<br />

Ottstraße 30<br />

66115 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. u. Fax: 0681 / 76220<br />

tg-burbach@dwsaar.de<br />

Jugenwohngruppe<br />

Kühlweinstraße<br />

Kühlweinstraße 72<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. u. Fax: 06898 / 25897<br />

wg-kuehlweinstr@<br />

dwsaar.de<br />

Heilpädagogisches<br />

Pflegenest Wolfersheim<br />

Familie Ewen<br />

Heilpädagogisches<br />

Pflegenest Fremersdorf<br />

Familie Lankhorst<br />

Bereich 3<br />

Leitung:<br />

Olaf Fehlhaber<br />

Jugendhilfe Sulzbach<br />

Oberdorfstraße 39<br />

66280 Sulzbach<br />

Tel. 06897 / 3634<br />

Fax: 06897 / 567558<br />

5tg-sulz@dwsaar.de<br />

Wohngruppe Riegelsberg<br />

Glück-Auf-Str. 34<br />

66292 Riegelsberg<br />

Tel. u. Fax: 06806 / 3517<br />

wg-riegelsberg@dwsaar.de<br />

Sekretariat: Birgit Federkeil Tel. 06821 / 956-301<br />

Gabriele Zeyer Tel. 06821 / 956-300<br />

Fax: 06821 / 956-303<br />

jhv@dwsaar.de<br />

Bereich 4<br />

Leitung:<br />

Corinna Schmalz-Kuttig<br />

Wohngruppe<br />

Rembrandtstraße<br />

Rembrandtstraße 19<br />

66540 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 5485<br />

5tg-rem@dwsaar.de<br />

Wohngruppe<br />

Graf-Philipp-Straße<br />

Graf-Philipp-Straße 7<br />

66119 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 55589<br />

Fax: 0681 / 5959163<br />

wg-grafphilippstr@<br />

dwsaar.de<br />

Jugendwohngemeinschaft<br />

Graf-Philipp-Str.<br />

Graf-Philipp-Straße 7<br />

66119 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Kinder- und Jugendschutzstelle<br />

im Regionalverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken<br />

Zechenweg 1<br />

66125 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 9066849<br />

Tel. 0175 / 4350312<br />

kjs-sb@dwsaar.de<br />

Bereich 5<br />

Leitung:<br />

Margreth Hölzer-Rußhardt<br />

Wohngruppe<br />

Brunnenstraße<br />

Brunnenstraße 59<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. u. Fax: 06821 / 864230<br />

wg-brunnenstr@dwsaar.de<br />

Wohngruppe<br />

Auf dem Heidstock<br />

Gerhardstraße 182<br />

66333 Völklingen<br />

Tel. u. Fax: 06898 / 41095<br />

wg-heidstock@dwsaar.de<br />

Jugendwohngemeinschaft<br />

Gabelsbergerstr.<br />

Gabelsbergerstr. 6<br />

66538 Neunkirchen<br />

Jugendwohngemeinschaft<br />

Grabenstraße<br />

Grabenstraße 18<br />

66538 Neunkirchen<br />

Flexible Hilfen<br />

Neunkirchen<br />

Rembrandtstr. 17 - 19<br />

66540 Neunkirchen<br />

Leitung:<br />

Stv. Leitung:<br />

Bereich 6<br />

Leitung:<br />

Christiane Heßelmann-Wolf<br />

Wohngruppe<br />

Reichenbrunn<br />

Im kurzen Tal 1<br />

66386 St. Ingbert-Reichenbrunn<br />

Tel. u. Fax: 06894 / 80778<br />

wg-reichenbrunn@<br />

dwsaar.de<br />

Mutter-Kind-Einrichtung<br />

Ursulinenstraße 59<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 51049<br />

Fax: 0681 / 5894847<br />

mutter-kind-sb@dwsaar.de<br />

Volker Bourgett Tel. 06821 / 956-306<br />

volker-bourgett@dwsaar.de<br />

Angela Maurer Tel. 06821 / 956-307<br />

angela-maurer@dwsaar.de<br />

Bereich 7<br />

Leitung:<br />

Inge Dechmann<br />

Wohngruppe<br />

Ostertalstraße<br />

Ostertalstraße 125<br />

66540 Neunkirchen<br />

Tel. u. Fax: 06821 / 51693<br />

wg-ostertalstr@dwsaar.de<br />

Mädchenwohngruppe<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. u. Fax: 06821 / 22083<br />

mwg-nk@dwsaar.de<br />

Übergangswohngruppe<br />

für psychisch kranke<br />

Jugendliche<br />

Am Hof 8<br />

66265 Heusweiler-Holz<br />

Tel. 06806 / 82242<br />

Fax: 06806 / 869859<br />

uewg-holz@dwsaar.de<br />

62 dwsaa.de<br />

63<br />

Bereich 8<br />

Leitung:<br />

Angela Maurer<br />

Betreutes Wohnen<br />

Am Kieselhumes 6 - 8<br />

66121 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 51040<br />

Fax: 0681 / 95827-13<br />

mob-sb@dwsaar.de<br />

Bereich 9<br />

Leitung:<br />

Volker Bourgett<br />

Inobhutnahmestelle<br />

Neunkirchen<br />

Gabelsbergerstr. 9<br />

66538 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 9046771<br />

Fax: 06821 / 9047372<br />

team@<br />

inobhutnahmestelle-nk.de<br />

ambulante Jugendhilfe<br />

Leitung:<br />

Volker Bourgett, Günter Hüther<br />

Familienzentrum Sulzbachtal<br />

Sulzbachtalstraße 165<br />

66125 Dudweiler<br />

Tel. 06897 / 96599-0<br />

Fax: 06897 / 96599-20<br />

fz-sulzbachtal@dwsaar.de<br />

<strong>Saar</strong>brücken-Ost / Obere <strong>Saar</strong><br />

Am Kieselhumes 6 - 8<br />

66121 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0681 / 95827-0<br />

Fax: 0681 / 95827-13<br />

fz-sb-ost-obere-saar@<br />

dwsaar.de<br />

Familienberatungszentrum<br />

Illtal<br />

Hauptstraße 78<br />

66557 Illingen<br />

Tel. 06825 / 404780<br />

Tel. 06825 / 4047820<br />

Fax: 06825 / 4047822<br />

sozialraumbuero-illtal@<br />

dwsaar.de<br />

Offener Jugendtreff<br />

High Life<br />

Kuchenbergstraße 31<br />

66540 Neunkirchen<br />

Tel. 06821 / 590309<br />

highlife@dwsaar.de<br />

Bildung und Betreuung an Schulen<br />

Leitung: Angela Maurer<br />

Referent: Michael Müller-Laduga<br />

School‘s in<br />

GeS Sulzbachtal<br />

An der Mühlenschule 3<br />

66125 Dudweiler<br />

Schulsozialarbeit<br />

Tel. 06897 / 974632<br />

Nachmittagsbetreuung<br />

Tel. 06897 / 974631<br />

Fax: 06897 / 974633<br />

schoolsin-dudw@dwsaar.de<br />

School‘s in<br />

ERS Am Vopeliuspark<br />

Parkstraße 10<br />

66280 Sulzbach<br />

Schulsozialarbeit<br />

Tel. 06897 / 924778<br />

Nachmittagsbetreuung<br />

Tel. 06897 / 924779<br />

Fax: 06897 / 924783<br />

schoolsin-sulz@dwsaar.de<br />

School‘s in<br />

GeS Rastbachtal<br />

Weißenburger Str. 23<br />

66113 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Schulsozialarbeit<br />

Tel. 0681 / 752933<br />

Nachmittagsbetreuung<br />

Tel. 0681 / 753906<br />

Fax: 0681 / 7534799<br />

schoolsin-rastbachtal@<br />

dwsaar.de<br />

GS Neunkirchen-Furpach<br />

Zur Ewigkeit 9<br />

66539 Neunkirchen<br />

Tel. 0160 / 90141128<br />

Schule Tel. 06821 / 31821<br />

Fax: 06821 / 308883<br />

GS Ottweiler-Fürth<br />

Schulstraße 16<br />

66564 Ottweiler-Fürth<br />

Tel. 0160 / 92102799<br />

Schule Tel. 06858 / 434<br />

Fax: 06858 / 434<br />

GS Ottweiler-Lehbesch<br />

Freiherr-vom-Stein-Str. 16<br />

66564 Ottweiler<br />

Tel. 0160 / 90141162<br />

Tel. 06824 / 2172<br />

GS Ottweiler-Neumünster<br />

Betzelbacher Weg 17<br />

66564 Ottweiler<br />

Tel. 0160 / 90143708<br />

Schule Tel. 06824 / 4310<br />

Fax: 06824 / 300904<br />

GS <strong>Saar</strong>brücken-St.Arnual<br />

Arnulfstraße 15<br />

66119 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tel. 0160 / 5338262<br />

Schule Tel. 0681 / 9850184<br />

Fax: 0681 / 9850189<br />

GS Uchtelfangen<br />

Am Marktplatz 4<br />

66557 Illingen<br />

Tel. 06825 / 3010<br />

Fax: 06825 / 499518<br />

ERS Ottweiler<br />

Seminarstraße 56<br />

66564 Ottweiler<br />

Tel. 06824 / 5320<br />

Fax: 06824 / 4361<br />

ERS Quierschied<br />

Im Eisengraben 25<br />

66287 Quierschied<br />

Tel. 06897 / 62212<br />

Fax: 06897 / 63478<br />

GYM Ottweiler<br />

Seminarstraße 43<br />

66564 Ottweiler<br />

Tel. 0151 / 20565209<br />

Schule Tel. 06824 / 930830<br />

Fax: 06824 / 930833<br />

GYM Sulzbach<br />

Quieschieder Weg 4<br />

66280 Sulzbach<br />

Tel. 0176 / 96704411<br />

Schule Tel. 06897 / 90810<br />

Fax: 06897 / 908128<br />

GYM Völklingen-Warndt<br />

Am Warndt-Gymnasium 1<br />

66333 VK-Geislautern<br />

Tel. 0151 / 10234886<br />

Schule Tel. 06898 / 729900<br />

Fax: 06898 / 7015<br />

FöS<br />

Kerpenschule Uchtelfangen<br />

Neue Schule 1<br />

66557 Illingen<br />

Tel. 0160 / 90141127<br />

Schule Tel. 06825 / 3344<br />

Fax: 06825 / 406433<br />

ScHULSOzIALARBEIT<br />

FöS Mozartschule<br />

Dudweiler<br />

Tel. 0681 / 30140202<br />

schoolworker@dwsaar.de<br />

ERS Taubenfeldschule<br />

Quierschied<br />

Tel. 06897 / 9999030<br />

schoolworker-quierschied@<br />

dwsaar.de<br />

ERS Edith-Stein-Schule<br />

Friedrichsthal<br />

Tel. 0152 / 09802080<br />

schoolworker-friedrichsthal@<br />

psychologischer Dienst<br />

Leitung: Volker Bourgett<br />

Inge Dechmann<br />

Tel. 06821 / 956-315<br />

inge-dechmann@dwsaar.de<br />

Olaf Fehlhaber<br />

Tel. 06821 / 956-314<br />

olaf-fehlhaber@dwsaar.de<br />

Margreth Hölzer-Rußhardt<br />

Tel. 06821 / 956-308<br />

margreth-hoelzer-russhardt@<br />

dwsaar.de<br />

Hansjörg Zimmer<br />

Tel. 06821 / 956-322<br />

hansjoerg-zimmer@dwsaar.de


Z E N T R A L E D I E N S T E<br />

FORT- UND WEITERBILDUNG Dienstvereinbarung<br />

mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewährt sich<br />

„Zentrale Zukunftsaufgabe“<br />

Die Geschäftsführung des<br />

DIAKONISCHEN WERKES AN<br />

DER SAAR hat schon vor einiger<br />

Zeit eine Dienstvereinbarung<br />

zur Fort- und Weiterbildung<br />

für Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter mit der Mitarbeitervertretung<br />

abgeschlossen. In<br />

der Präambel findet man den<br />

Anspruch, mit dem das DW-<br />

SAAR an das Thema Fortbildungen<br />

herangeht:<br />

„Fort- und Weiterbildung von<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

stellt eine zentrale Zukunftsaufgabe<br />

des DWSAAR<br />

dar. Für die berufliche, soziale<br />

und kulturelle Entwicklung der<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

und für die Sicherung und<br />

Weiterentwicklung des DW-<br />

SAAR ist Fort- und Weiterbildung<br />

bedeutsam und fachlich<br />

notwendig.“<br />

Im Jahr 2008 haben 485 Teilnehmende<br />

(inklusive Mehrfachnennungen)<br />

an 203 Fortbildungsmaßnahmen<br />

in den verschiedenen<br />

Feldern der sozialen<br />

Arbeit teilgenommen.<br />

Zahl der Fortbildungsmaßnahmen 2005 – 2008<br />

Anzahl der Fortbildungsteilnehmenden – Gesamtanzahl (mit<br />

Mehrfachnennungen)<br />

Anzahl der Personen, die Fortbildungen besucht haben (ohne<br />

Mehrfachnennungen)<br />

Die Geschäftsführung erfasst<br />

seit 2005 den jährlichen Besuch<br />

der Mitarbeitenden an<br />

Fortbildungsmaßnahmen und<br />

sichert damit im Rahmen der<br />

Qualitätsentwicklung im DW-<br />

SAAR die Qualität der sozialen<br />

Arbeit der Mitarbeitenden.<br />

Durch die regelmäßige Beobachtung<br />

und Analyse der Fortbildungsangebote<br />

wird darüber<br />

hinaus dafür Sorge getragen,<br />

dass die Mitarbeitenden über<br />

aktuelle Entwicklungen wie die<br />

sich verändernde Sozialgesetzgebung,<br />

die Problematik von<br />

Armut bei Kindern und Senioren<br />

und beispielsweise auch<br />

Kindeswohlgefährdung nach<br />

§ 8 a SGB VIII geschult werden.<br />

Blick in die Finanzen<br />

2008 kann das DIAKO-<br />

NISCHE WERK AN DER<br />

SAAR auch finanziell auf ein<br />

erfolgreiches Jahr zurückblicken.<br />

Das Umsatzvolumen<br />

ist im Vergleich zu den Vorjahren<br />

weiter gestiegen. Insgesamt<br />

hatte das DWSAAR<br />

2009 ein Umsatzvolumen<br />

von 27.420.897,66 Euro. Davon<br />

entfielen auf den JU-<br />

GENDHILFEVERBUND<br />

9.924.986,76 Euro, auf die<br />

JUGENDBERUFSHILFE<br />

10.110.443,68 Euro, auf die<br />

Abteilung OFFENE SOZI-<br />

ALE ARBEIT 7.009.066,88<br />

Euro und auf die Abteilung<br />

ZENTRALE DIENSTE<br />

3.579.209,99 Euro.<br />

An Spenden gingen 2008<br />

beim DWSAAR 113.195,53<br />

Euro ein. Dabei konnte die<br />

Abteilung OFFENE SOZIALE<br />

ARBEIT 56.083,65 Euro einwerben,<br />

der JUGENDHIL-<br />

FEVERBUND 6.292,37 Euro<br />

und die JUGENDBERUFS-<br />

HILFE 4.828.04 Euro. Dazu<br />

kam die Diakoniesammlung<br />

im <strong>Saar</strong>land, die rund 46.000<br />

Euro erbrachte.<br />

65


Z E N T R A L E D I E N S T E<br />

QUALITÄTSMANAGEMENT 2009 wurde eine<br />

zweite Auditoren-Schulung durchgeführt<br />

Nun ist das Team<br />

wieder komplett<br />

Im April 2009 fand die zweite<br />

In-House-Schulung der internen<br />

Auditorinnen und Auditoren<br />

beim DWSAAR statt. Diese<br />

Schulung wurde wie die erste<br />

vor drei Jahren vom <strong>Saar</strong>brücker<br />

Institut für Sozialforschung,<br />

Praxisberatung und<br />

Organisationsentwicklung<br />

GmbH (ISPO) in Zusammenarbeit<br />

mit dem Qualitätsmanagementbeauftragtendurchgeführt.<br />

An der Schulung nahmen<br />

fünf Kolleginnen und Kollegen<br />

teil, die bereits vor drei Jahren<br />

bei der ersten Auditorenschulung<br />

dabei waren, hinzukamen<br />

zwei neue. Themen der Schu-<br />

Das DWSAAR beim<br />

Firmenlauf in Dillingen<br />

lung waren unter anderem<br />

die neue DIN ISO 9001:2008,<br />

der international wichtigsten<br />

QM- Norm sowie die Grundlagen<br />

der AZWV, die Anerkennungs-<br />

und Zulassungsverordnung-<br />

Weiterbildung. Sie berechtigt<br />

Bildungsmaßnahmen<br />

im Rahmen des Arbeitsförderungsgesetzesdurchzuführen.<br />

Des Weiteren wurden<br />

den Kolleginnen und Kollegen<br />

die Grundlagen einer Auditplanung<br />

sowie die Erstellung<br />

von Auditberichten näher<br />

gebracht und in Rollenspielen<br />

praktische Erfahrungen in<br />

Auditfragetechniken vermittelt.<br />

Nach der Schulung verfügt das<br />

DWSAAR nun wieder über ein<br />

Team von sieben gut geschulten<br />

Auditorinnen und Auditoren.<br />

Die Neulinge werden in den<br />

nächsten zwei Jahren als Co-<br />

Auditoren mit eingesetzt. Die<br />

Kolleginnen und Kollegen, die<br />

bereits über eine dreijährige<br />

Auditerfahrung verfügen, werden<br />

sukzessive auch als Lead-<br />

Auditoren mit eingesetzt. Dazu<br />

kommt der Qualitätsbeauftragte,<br />

der über eine Ausbildung<br />

zum TQM-Auditor verfügt. So<br />

ist das DWSAAR im Bereich<br />

der Überprüfung des Qualitätsmanagementsystems<br />

wieder<br />

sehr gut aufgestellt. Durch die<br />

ständig durchgeführten internen<br />

Audits überprüfen wir fortlaufend<br />

unser QM-System und<br />

halten damit auch unseren kontinuierlichenVerbesserungsprozess<br />

aufrecht.<br />

Auch 2008 hat sich das DIA-<br />

KONISCHE WERK AN DER<br />

SAAR wieder am Firmenlauf<br />

beteiligt. Über 30 Läuferinnen<br />

und Läufer haben auf dem<br />

Fünf-Kilometer-Rundkurs auf<br />

die Arbeit des Werkes aufmerksam<br />

gemacht und Spaß miteinander<br />

gehabt. Anschließend<br />

wurde gemeinsam mit Kolleginnen<br />

und Kollegen aus dem<br />

Caritasverband in <strong>Saar</strong>brücken<br />

und dem Pallotti-Haus in Neunkirchen<br />

im evangelischen Gemeindezentrum<br />

in Dillingen<br />

gefeiert.<br />

DIAKONIE-KIRCHE Das DWSAAR beteiligte sich<br />

bei der 1. Nacht der <strong>Kirche</strong>n in <strong>Saar</strong>brücken<br />

Eine „Lebendige Bibliothek“<br />

mit Menschen aus der Arbeit<br />

Bei der 1. Nacht der <strong>Kirche</strong>n<br />

in <strong>Saar</strong>brücken lud das DW-<br />

SAAR in eine „Diakonie-<strong>Kirche</strong>“<br />

nach Malstatt ein. Dabei<br />

präsentierten sich die zahlreichen<br />

Angebote in dem <strong>Saar</strong>brücker<br />

Stadtteil: das Stadtteilbüro,<br />

das Kinderarmutsprojekt,<br />

die Migrationsdienste oder<br />

die Angebote der Abteilung JU-<br />

GENDBERUFSHILFE. Nach<br />

der Begrüßung mit den Werkstattrhythmen<br />

der Stadtteilwerkstatt<br />

„NURZU“ konnten<br />

die Besucherinnen und Besucher<br />

in einer „Lebendigen Bibliothek“<br />

für eine begrenzte Zeit<br />

„ein Buch“ ausleihen. Im Unterschied<br />

zu einer normalen Bücherei<br />

waren die Bücher Menschen<br />

und traten mit den „Leserinnen<br />

und Lesern“ in einen<br />

persönlichen Dialog. Auszuleihen<br />

waren lebendige Bücher<br />

aus der Arbeit des DWSAAR,<br />

also ein Diakonie-Pfarrer, ein<br />

Geschäftsführer, Menschen,<br />

die in der Migrationsarbeit Hilfe<br />

gefunden haben oder Mitarbeiter<br />

aus Wohngruppen. Dabei<br />

entstand manch lebendiger<br />

Dialog. Außerdem bot die Diakonie<br />

ein Programm für Kinder<br />

mit Jonglier-Workshop, Zirkus<br />

und Spielen. Zum Abschluss<br />

machte Guido Allgaier Gitarrenmusik<br />

zu Mitternacht.<br />

66 67


Z E N T R A L E D I E N S T E<br />

AUSZEICHNUNG Langjährige Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter wurden geehrt<br />

Goldenes<br />

Kronenkreuz verliehen<br />

Langjähriges Engagement belohnt.<br />

Neun Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern des DIAKO-<br />

NISCHEN WERKES AN DER<br />

SAAR (DWSAAR) überreichte<br />

Diakoniepfarrer Udo Blank in<br />

einer Feierstunde das Goldene<br />

Kronenkreuz. Die höchste Auszeichnung<br />

der Diakonie erhalten<br />

ehren- und hauptamtliche<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

die seit 25 Jahren in Einrichtungen<br />

der Diakonie tätig<br />

sind.<br />

Beate Lorenz (46) hat ihre gesamte<br />

Berufstätigkeit bis auf<br />

eine zweijährige Auszeit zur<br />

Betreuung Ihrer Kinder im DW-<br />

SAAR verbracht. Als Sekretärin<br />

des Verwaltungsleiters und der<br />

Geschäftsführung hat sie eine<br />

besondere Verantwortung. Im<br />

März 2008 übernahm sie zusätzlich<br />

die halbe Sekretariatsstelle<br />

in der Abteilung „OF-<br />

FENE SOZIALE ARBEIT“.<br />

Beate Lorenz erfüllt ihre Arbeit<br />

Feierstunde in Neunkirchen: v.l. Alice Wrublewsky, Diakoniepfarrer Udo Blank,<br />

Andrea Heinz, Beate Lorenz Heidrun Gerber, Rainer Ulrich, Edith Pitz, Georg Sand,<br />

Helga Schweig und Winfred Schmelter<br />

mit großem Engagement. Mit<br />

ihrer freundlichen Art sorgt sie<br />

stets für eine angenehme Arbeitsatmosphäre.<br />

Alice Wrublewsky (54) arbeitet<br />

seit 1982 als Sekretärin<br />

in verschiedenen Arbeitsbereichen<br />

des DWSAAR. Dazu<br />

gehörte unter anderem das<br />

Psychosoziale Zentrum für<br />

ausländische Flüchtlinge und<br />

das „Kooperationsmodell <strong>Saar</strong>“<br />

zur Ausbildung ausländischer<br />

Jugendlicher. Derzeit ist sie im<br />

Diakonischen Zentrum in <strong>Saar</strong>brücken<br />

und im Sekretariat der<br />

Gemeinwesenarbeit in Burbach<br />

tätig. Als qualifizierte und<br />

vertrauenswürdige Mitarbeiterin<br />

hat sie oft zur Stabilisierung<br />

der Einrichtungen beigetragen.<br />

Besonders ist ihre Fähigkeit,<br />

offen und herzlich Menschen<br />

auch in schwierigen Lebenslagen<br />

zu begegnen.<br />

Helga Schweig (45) nahm<br />

1983 als Schreib- und Verwaltungskraft<br />

ihren Dienst im<br />

<strong>Evangelische</strong>n Bildungszentrum<br />

in Wiebelskirchen auf.<br />

Seitdem arbeitete sie in verschiedenen<br />

Bereichen der Abteilung<br />

„JUGENDBERUFSHIL-<br />

FE“, seit dem Jahr 2000 auch<br />

in der Telefonzentrale des DW-<br />

SAAR. Helga Schweig ist durch<br />

ihre engagierte und solide Mitarbeit<br />

eine zuverlässige Stütze<br />

des Werkes.<br />

Heidrun Gerber (64) begann<br />

1986 als Buchhalterin bei der<br />

„Neuen Arbeit <strong>Saar</strong>“ einer Einrichtung<br />

der Diakonie. 1992<br />

wurde die gelernte Bürokauffrau<br />

dann Geschäftsführerin,<br />

trat 1999 dann aber wieder ins<br />

zweite Glied zurück und übernahm<br />

die Verwaltungsleitung<br />

im Projekt „Hilfe zur Arbeit“ in<br />

St. Wendel. Trotz Ruhestand<br />

ab 2007 half sie zeitlich befristet<br />

immer wieder im Zuschusswesen<br />

der Arbeitslosenselbsthilfe<br />

in Neunkirchen<br />

und beim DWSAAR aus. Heidrun<br />

Gerber gilt als außerordentlich<br />

engagiert und kompetent<br />

und setzte sich mit einer<br />

hohen Eigenverantwortlichkeit<br />

für die ihr übertragenen Aufgaben<br />

ein.<br />

Winfried Schmelter (61) engagierte<br />

sich schon während seines<br />

Studiums der Soziologie,<br />

Politikwissenschaft und Philosophie<br />

in der gemeindlichen<br />

Jugendarbeit in Herrensohr.<br />

Zwischen 1980 und 82 betreute<br />

er auf einer ABM-Stelle beim<br />

<strong>Evangelische</strong>n Jugendwerk an<br />

der <strong>Saar</strong> arbeitslose Jugendliche.<br />

Anschließend wechselte<br />

er in den JUGENDHILFE-<br />

VERBUND des DWSAAR, seit<br />

1985 ist er als sozialpädagogischer<br />

Mitarbeiter in verschiedenen<br />

Arbeitsbereichen der Jugendberufshilfe<br />

tätig. Winfried<br />

Schmelter gehört seit Jahren<br />

zur Mitarbeitervertretung. Sozial<br />

eingestellt und sozialpolitisch<br />

engagiert setzt er sich unermüdlich<br />

für seine Kolleginnen<br />

und Kollegen ein.<br />

Rainer Ulrich (51) machte<br />

1982/ 83 sein Anerkennungsjahr<br />

als Sozialpädagoge in den<br />

Ev. Kinder- und Jugendheimen<br />

<strong>Saar</strong>, dem Vorgänger des JU-<br />

GENDHILFEVERBUNDES. Anschließend<br />

war er in verschiedenen<br />

Wohngruppen tätig.1990<br />

wechselte er in die „JUGEND-<br />

BERUFSHILFE“, wo er vor<br />

allem in der Reha-Ausbildung<br />

eingesetzt war. Für seine Abteilung<br />

arbeitete Rainer Ulrich bei<br />

der Errichtung eines Qualitätsmanagements<br />

beim DWSAAR<br />

mit, er gilt als sehr engagierter<br />

Mitarbeiter mit großen organisatorischen<br />

Fähigkeiten.<br />

Andrea Heintz (50) gehört<br />

seit 1983 zum JUGENDHIL-<br />

FEVERBUND. Erst arbeitete<br />

die Sozialpädagogin viele Jahre<br />

in Wohngruppen, dann betreute<br />

sie Jugendliche in eigenen<br />

Wohnungen beziehungsweise<br />

Wohngemeinschaften.<br />

Zwischenzeitlich war sie auch<br />

im Familienberatungszentrum<br />

im Illtal tätig. Zuverlässigkeit,<br />

Gewissenhaftigkeit und persönliches<br />

Engagement sind Andrea<br />

Heintz selbstverständlich.<br />

Edith Pitz (55) hat 1982/83<br />

ihr Anerkennungsjahr in einer<br />

Wohngruppe des DW-<br />

SAAR abgeleistet und wurde<br />

später dann übernommen.<br />

1988 wechselte die Sozialarbeiterin<br />

in das Mutter-Kind-Projekt,<br />

1992 in die „Mobile Betreuung“<br />

von Jugendlichen, wo<br />

sie bis heute tätig ist. Edith Pitz<br />

begleitet die jungen Menschen<br />

verantwortlich, immer nah daran<br />

mit viel Feingefühl und auf<br />

Gleichbehandlung bedacht.<br />

Mehr als zehn Jahre engagierte<br />

sie sich in der Mitarbeitervertretung<br />

des DWSAAR.<br />

Georg Sand (49) arbeitete von<br />

1983 bis 1994 bei den <strong>Evangelische</strong>n<br />

Kinder- und Jugendheimen<br />

der Heimstiftung der<br />

Pfalz. Er bildete sich in dieser<br />

Zeit zum Heilpädagogen fort<br />

und machte eine Ausbildung<br />

zum systemischen Familientherapeuten.<br />

1995 kam er in den JUGEND-<br />

HILFEVERBUND zur „Mobilen<br />

Betreuung“ von Jugendlichen.<br />

Seit 2002 ist er im Familienzentrum<br />

<strong>Saar</strong>brücken-<br />

Ost tätig. Georg Sand hat in all<br />

den Jahren bewiesen, dass er<br />

mit den unterschiedlichsten Familien<br />

und Jugendlichen arbeiten<br />

kann - und das oft auf ganz<br />

unkonventionelle Weise. Dabei<br />

hat er auch immer wieder ganz<br />

praktisch mit angepackt.<br />

68 69


Z E N T R A L E D I E N S T E<br />

PFLEGE Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt<br />

bis 2030 um mehr als die Hälfte<br />

Herausforderung<br />

für die Diakonie<br />

„Die Leistungen der Pflegeversicherung<br />

sollen den Pflegebedürftigen<br />

helfen, trotz ihres Hilfebedarfs<br />

ein möglichst selbstständiges<br />

und selbstbestimmtes<br />

Leben zu führen, das der Würde<br />

des Menschen entspricht. Die<br />

Hilfen sind darauf auszurichten,<br />

die körperlichen, geistigen<br />

und seelischen Kräfte der Pflegebedürftigen<br />

wieder zu gewinnen<br />

oder zu erhalten (SGB XI §<br />

2 Abs. 1).“<br />

Unter diesem Leitsatz der gesetzlichen<br />

Pflegeversicherung<br />

wurde im Jahr 2008 die erste<br />

grundlegende Reform des<br />

Pflegeversicherungsgesetzes<br />

aus dem Jahr 1994 durchgeführt.<br />

Damit traten für Pflegebedürftige<br />

und ihre Angehörigen<br />

zahlreiche Verbesserungen<br />

in Kraft. So wurde, um die ambulante<br />

Pflege weiter zu fördern,<br />

die finanzielle Unterstützung<br />

für die Pflege in der Häuslichkeit<br />

erhöht. Darüber hinaus<br />

wurde erstmals anerkannt, dass<br />

es Menschen mit erhöhtem Begleitungs-<br />

und Betreuungsbedarf,<br />

wie beispielsweise Demenzkranke<br />

gibt, die auch ohne<br />

Anerkennung von Pflegestufen<br />

einer Förderung bedürfen.<br />

So können Angehörige von Demenzkranken<br />

auch ohne Pflegeeinstufung<br />

eine finanzielle Unterstützung<br />

beantragen, mit der<br />

dann eine Betreuung zu Hause<br />

organisiert werden kann. Ebenso<br />

wurde dieser erhöhte Bedarf<br />

für den Bereich der Altenheime<br />

festgeschrieben. Auch hier ist es<br />

jetzt möglich, zusätzliche Angebote<br />

für Menschen mit Demenz<br />

und erheblichem allgemeinen<br />

Betreuungsbedarf aufzubauen.<br />

Daneben wurden einige Verfahrensregelungen<br />

geändert, so<br />

dass die Entscheidung über den<br />

Antrag auf Pflegebedürftigkeit<br />

zukünftig sehr viel schneller getroffen<br />

werden muss.<br />

Auch ein besonderes Anliegen<br />

des <strong>Saar</strong>landes hat Einzug in<br />

das neue Gesetz gehalten: die<br />

Einführung einer Pflegezeit. Seit<br />

1.Juli 2008 kann sich ein Arbeitnehmer<br />

bis zu sechs Monaten<br />

von der Arbeit freistellen lassen,<br />

um der Pflege von Angehörigen<br />

nachzukommen. In dieser Zeit<br />

ist der Arbeitnehmer sozial versichert,<br />

bezieht aber kein Gehalt.<br />

Möglich ist es auch, dass<br />

Beschäftigte sich künftig bis zu<br />

zehn Arbeitstagen von der Arbeit<br />

freistellen lassen, um eine<br />

akut aufgetretene Pflegesituation<br />

zu organisieren.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt<br />

ist der Versuch, eine erhöhte<br />

Transparenz bezüglich der Qualität<br />

von Altenheimen herzustellen.<br />

So sollen in Zukunft<br />

die Berichte des Medizinischen<br />

Dienstes in bewerteter Form der<br />

Öffentlichkeit zugänglich gemacht<br />

werden. Mit solchen Regelungen<br />

soll Missständen in<br />

einzelnen stationären Einrichtungen<br />

entgegen gewirkt werden.<br />

Internetbasierte freiwillige<br />

Qualitätsberichterstattung<br />

Dieses Thema hat sich die<br />

<strong>Saar</strong>ländische Pflegegesellschaft<br />

bereits vor der Gesetzesüberarbeitung<br />

zu Eigen gemacht.<br />

So wurde das Projekt<br />

„Internetbasierte freiwillige Qualitätsberichterstattung“<br />

ins Leben<br />

gerufen. In einer Transparenzoffensive<br />

entwickelte die<br />

Pflegegesellschaft in Zusammenarbeit<br />

mit dem Sozialministerium<br />

ein Internetportal, in<br />

dem sich die Altenheime bezüglich<br />

ihrer Qualität und ihres An-<br />

gebotes präsentieren. Um hier<br />

größtmögliche Objektivität und<br />

Nachprüfbarkeit zu gewährleisten,<br />

wurden das Sozialministerium<br />

und die Heimaufsicht als<br />

Projektpartner eingebunden. Für<br />

Menschen, die einen Platz in einer<br />

stationären Einrichtung im<br />

<strong>Saar</strong>land suchen, ist damit ein<br />

wirkungsvolles Instrument geschaffen,<br />

um eine gute Unterbringung<br />

zu gewährleisten. Gerade<br />

die diakonischen Einrichtungen<br />

haben engagiert an der<br />

Erstellung dieser Internetplattform<br />

mitgearbeitet.<br />

Pflegestützpunkte lösen<br />

Beratungsnetz ab<br />

Mit der neuen Pflegeversicherung<br />

ist allerdings auch die<br />

Struktur der so genannten Pflegestützpunkte<br />

ins Leben gerufen<br />

worden. Hier sollen in Zusammenarbeit<br />

zwischen dem<br />

örtlichen Sozialhilfeträger und<br />

den Pflegekassen Beratungsangebote<br />

in den einzelnen Landkreisen<br />

beziehungsweise dem<br />

Regionalverband organisiert<br />

werden. Insgesamt wird es im<br />

<strong>Saar</strong>land acht Pflegestützpunkte<br />

geben. Bedauerlicherweise lösen<br />

diese Pflegestützpunkte ein<br />

weites Netzwerk von rund 20 so<br />

genannten Beratungs- und Koordinationsstellen<br />

ab, die bisher<br />

die Aufgabe der Beratung und<br />

Begleitung von Pflegebedürftigen<br />

und ihren Angehörigen geleistet<br />

haben. So sind auch die<br />

beiden Beratungsstellen des<br />

DIAKONISCHEN WERKES AN<br />

DER SAAR in Neunkirchen und<br />

Völklingen der neuen Struktur<br />

zum Opfer gefallen. Hier wird<br />

kritisch zu beobachten sein,<br />

wie weit sich die Reduktion des<br />

bisher weit gespannten Netzwerkes<br />

auf wenige Stützpunkte<br />

auf die Beratungsintensität aus-<br />

wirkt und wie weit Mitarbeitende<br />

in den Beratungsstellen, die im<br />

direkten Auftrag der Pflegekassen<br />

arbeiten, wirklich eine trägerneutrale<br />

Beratung im Sinne<br />

der Pflegebedürftigen und ihrer<br />

Angehörigen durchführen können.<br />

Im Zuge der Föderalismusreform<br />

wurde die Zuständigkeit für<br />

das Heimgesetz auf die Ebene<br />

der Bundesländer verlagert, mit<br />

der Folge, dass auch das <strong>Saar</strong>land<br />

ein neues Landesheimgesetz<br />

entwickeln musste. 2008<br />

fanden die Anhörungen zu den<br />

Gesetzentwürfen statt, an denen<br />

sich die saarländische Pflegegesellschaft<br />

beteiligt hat. Grundsätzlich<br />

ist das neue Heimgesetz<br />

zu begrüßen, insbesondere<br />

da sich das <strong>Saar</strong>land eindeutig<br />

zur Beibehaltung der fünfzigprozentigenMindestfachkraftquote<br />

bekennt. Wie weit andere Regelungen<br />

Veränderungen bringen<br />

und wie sich die noch ausstehenden<br />

Rechtsverordnungen<br />

auf den Bereich der Altenheime<br />

auswirken werden, bleibt abzuwarten.<br />

Positive Entwicklung<br />

bei Sozialstationen<br />

Vor diesem Hintergrund ist<br />

auch die Entwicklung der beiden<br />

Trägergesellschaften Kirchlicher<br />

Sozialstationen, an denen<br />

das DIAKONISCHE WERK AN<br />

DER SAAR beteiligt ist, zu betrachten.<br />

Die Entwicklung in der<br />

Kirchlichen Sozialstation Neunkirchen/Spiesen-Elversberg,<br />

die<br />

gemeinsam mit dem Caritasverband<br />

der Region Schaumberg-<br />

Blies getragen wird, war außerordentlich<br />

erfreulich. So ist es<br />

gelungen, die Station wirtschaftlich<br />

zu stabilisieren und ihr damit<br />

auch eine gute Perspektive<br />

zu geben. Mit der Verlagerung<br />

des Standortes in die Norduferstraße<br />

8 in Neunkirchen konnte<br />

ein deutliches Zeichen des Neuanfangs<br />

gesetzt werden. Die<br />

Mitarbeitenden sind die neuen<br />

Wege engagiert mitgegangen,<br />

wofür ihnen außerordentlicher<br />

Dank gebührt. Man kann sagen,<br />

dass sich die ökumenische Trägerstruktur<br />

und die vertrauens-<br />

volle Zusammenarbeit zwischen<br />

den Trägern und den Mitarbeitenden<br />

bewährt haben.<br />

Die Trägergesellschaft für Kirchliche<br />

Sozialstationen im Stadtverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken (TKS), die<br />

gemeinsam vom Diakonischen<br />

Werk und vom Caritasverband<br />

für <strong>Saar</strong>brücken und Umgebung<br />

getragen wird, ist weiterhin<br />

mit der Zusammenführung<br />

und Stabilisierung der Sozialstationen<br />

Heusweiler, Völklingen<br />

und Halberg/Obere-<strong>Saar</strong> befasst.<br />

Dieses ist eine große Herausforderung,<br />

die von allen Beteiligten<br />

erheblichen Einsatz und<br />

großes Engagement verlangt.<br />

Während sich im Jahr 2008 die<br />

Stationen Heusweiler und Völklingen<br />

als sehr stabil gezeigt haben,<br />

war die Entwicklung in der<br />

Station Halberg/Obere-<strong>Saar</strong> zunächst<br />

besorgniserregend. Mittlerweile<br />

zeichnet sich ab, dass<br />

auch hier deutliche Verbesserungen<br />

eingetreten sind. Gerade<br />

die Solidarität der Mitarbeitenden<br />

zwischen den Stationen war<br />

im zurückliegenden Jahr immer<br />

wieder wichtig. Bei der TKS wird<br />

deutlich, dass die enge und gute<br />

Zusammenarbeit zwischen dem<br />

DWSAAR und dem Caritasverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken, die nunmehr<br />

seit Jahrzehnten gewachsen<br />

ist, auch schwierigste Situa-<br />

tionen tragen kann. Diese Form<br />

der Zusammenarbeit ist sicher<br />

innerhalb der Landeskirche wie<br />

auch des Bistums Trier in ihrer<br />

Intensität beispielhaft.<br />

Themen Alter und Pflege<br />

gewinnen an Bedeutung<br />

Deutlich ist, dass die Themen<br />

Alter und Pflegebedürftigkeit<br />

auch im Diakonischen Werk immer<br />

größere Bedeutung gewinnen.<br />

Offensichtlich gehören<br />

sie zu den großen Herausforderungen,<br />

die unserer Gesellschaft<br />

in den nächsten Jahren<br />

bevorstehen. Es wird im DW-<br />

SAAR wie in den <strong>Kirche</strong>n darüber<br />

nachzudenken sein, wie mit<br />

der demografischen Entwicklung<br />

und den daraus erwachsenen<br />

Aufgaben in Zukunft umzugehen<br />

ist. Bereits jetzt erhalten<br />

in Deutschland rund 2,1 Millionen<br />

Menschen Leistungen aus<br />

der Pflegeversicherung. Etwa<br />

700.000 Pflegebedürftige leben<br />

in Heimen, zwei Drittel zu Hause.<br />

Das statistische Bundesamt<br />

schätzt, dass die Zahl der<br />

pflegebedürftigen Menschen<br />

bis 2030 um mehr als die Hälfte<br />

steigen wird.<br />

70 71


V E R B I N D U N G S S T E L L E<br />

<strong>Evangelische</strong> Kindertageseinrichtungen<br />

im <strong>Saar</strong>land stellen sich neuen Herausforderungen<br />

Qualitätsentwicklung<br />

wird vorangetrieben<br />

Bildung geht über das Ansammeln<br />

von Wissen und das Einüben<br />

von Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

hinaus, bedeutet mehr<br />

als Lernen. Wenn Lerninhalte<br />

keinen Bezug zur Lebenswirklichkeit<br />

haben, werden sie<br />

schnell vergessen oder auch<br />

wieder verlernt. Bildung verbindet<br />

Wissen, Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten mit der eigenen<br />

Persönlichkeitsentwicklung. So<br />

wird Erlerntes zur persönlichen<br />

Kompetenz, die immer verfügbar<br />

ist, und legt den Grundstein<br />

für eine positive Einstellung<br />

zum lebenslangen Lernen<br />

(Bildungsprogramm für saarländische<br />

Kindergärten 2006,<br />

Seite 9).<br />

Mit dem <strong>Saar</strong>ländischen Bildungsprogramm<br />

haben sich<br />

auch die kirchlichen Kinderta-<br />

geseinrichtungen verpflichtet,<br />

einen Schwerpunkt in dem Bereich<br />

Bildung neben den Arbeitsfeldern<br />

Erziehung und<br />

Betreuung zu legen. Das Bildungsverständnis,<br />

das dem<br />

<strong>Saar</strong>ländischen Bildungsprogramm<br />

zugrunde liegt, konzentriert<br />

sich auf die Bereiche Wissen,<br />

Fähigkeiten, Fertigkeiten<br />

und Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Für evangelische Kindertageseinrichtungen<br />

erweitert<br />

sich dieses Bildungsverständnis<br />

noch um die Perspektiven<br />

des Wertebewusstseins sowie<br />

der Haltung. So wird von Seiten<br />

der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />

in Deutschland festgehalten:<br />

„Die <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> versteht<br />

Bildung als Zusammenhang<br />

von Lernen, Wissen,<br />

Können, Wertbewusstsein,<br />

Haltungen (Einstellungen) und<br />

Handlungsfähigkeit im Horizont<br />

sinnstiftender Deutungen des<br />

Lebens.“ (Maße des Menschlichen,<br />

<strong>Evangelische</strong> Perspektiven<br />

zur Bildung der Wissens-<br />

und Lerngesellschaft, 2003).<br />

Zum allgemeinen Bildungsbegriff<br />

tritt für evangelische Kindertageseinrichtungen<br />

die spezifisch<br />

religiöse Perspektive einer<br />

übergreifenden Sinndeutung<br />

hinzu. Diese evangelische<br />

Perspektive wird von den meisten<br />

Eltern von unseren Kindertageseinrichtungenerwartet<br />

und ihnen auch zugetraut.<br />

Damit verbunden ist für uns<br />

der Auftrag, dass im Rahmen<br />

der Umsetzung des <strong>Saar</strong>ländischen<br />

Bildungsprogramms<br />

immer auch der spezifische<br />

Charakter einer evangelischen<br />

Einrichtung erkennbar sein<br />

sollte. Dies ist natürlich nur<br />

möglich im Rahmen einer soliden<br />

gesetzlichen Regelung für<br />

Kindertageseinrichtungen, die<br />

den kirchlichen Trägern sowie<br />

den Eltern zum einen Sicherheit<br />

gibt und zum anderen aber<br />

auch Gestaltungsräume eröffnet.<br />

Neues Kinderbildungs- und<br />

Betreuungsgesetz<br />

Mit Wirkung zum 01.08.2008<br />

ist im <strong>Saar</strong>land das neue <strong>Saar</strong>ländische<br />

Kinderbildungs- und<br />

Betreuungsgesetz (SKBBG)<br />

mit seinen Ausführungsverordnungen<br />

in Kraft getreten.<br />

Dies war das Ergebnis eines<br />

jahrelangen Ringens und soll<br />

den Einrichtungen angemessene<br />

Reaktionen auf die neuen<br />

Herausforderungen ermöglichen.<br />

In dem Gesetz ist der Bildungsauftrag<br />

für Kindertageseinrichtungen<br />

ausdrücklich<br />

festgeschrieben worden. Zahlreiche<br />

Regelungen innerhalb<br />

des Gesetzes führen zu Qualitätsverbesserungen<br />

in den Einrichtungen.<br />

Dazu gehören die<br />

zwingend vorgeschriebene Leitungsfreistellung,<br />

die Fachberatung<br />

sowie die neuen Anforderungen<br />

an die Qualifikation von<br />

Leiterinnen und Leitern in Kindertageseinrichtungen.<br />

An die<br />

Stelle des bisherigen Vorschulausschusses,<br />

der durch Träger,<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sowie Eltern zusammengesetzt<br />

wurde, tritt in jeder Einrichtung<br />

eine reine Elternvertretung.<br />

Die Berechnung der Personalschlüssel<br />

in den Einrichtungen<br />

ist deutlich vereinfacht<br />

und transparenter gestaltet worden.<br />

Den Trägern von Kindertageseinrichtungen<br />

ist zugesichert,<br />

dass der Trägeranteil an den Kosten<br />

für pädagogisches Personal<br />

bis zum Jahr 2013 auf 10 Prozent<br />

abgesenkt wird.<br />

Diese deutliche finanzielle Entlastung<br />

für die Träger geht einher<br />

mit der verbindlichen gesetzlichen<br />

Regelung eines Sachkostenzuschusses<br />

für die Kindertageseinrichtungen<br />

durch<br />

die Kommunalgemeinden. Leider<br />

ist es uns nicht gelungen, in<br />

den Verhandlungen durchzusetzen,<br />

dass der Elternbeitrag zukünftig<br />

wie in anderen Bundesländern<br />

durch das Jugendamt<br />

erhoben und dann an die Träger<br />

weitergereicht wird. Somit bleibt<br />

im <strong>Saar</strong>land für die Träger der<br />

immense Verwaltungsaufwand<br />

des Einzugs der Elternbeiträge<br />

verbunden mit entsprechenden<br />

Ausfallrisiken weiter bestehen.<br />

Für die freien Träger ist es wichtig,<br />

dass im vorliegenden Gesetz<br />

erneut ihr Vorrang vor kommunalen<br />

Einrichtungen (Subsidiaritätsprinzip)<br />

festgeschrieben wurde.<br />

Dies bedeutet, dass Kommunen<br />

neue Einrichtungen und Angebote<br />

erst dann schaffen dürfen,<br />

wenn sich keine freien Träger<br />

finden, die diese Aufgabe<br />

wahrnehmen wollen.<br />

<strong>Saar</strong>land Modellregion für<br />

Qualitätssiegel<br />

Um diesen Rahmen auch mit<br />

transparenter qualitätsvoller Arbeit<br />

ausfüllen zu können, wurde<br />

im Bereich der <strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>Kirche</strong> im Rheinland (EKiR) beschlossen,<br />

ein entsprechendes<br />

Bildungsprogramm zur Weiterqualifizierung<br />

von Mitarbeiterinnen<br />

und zur Qualitätsentwicklung<br />

in Einrichtungen zu starten.<br />

Dieses „Integrierte Bildungsprogramm<br />

für evangelische Kindertageseinrichtungen“<br />

(IBEK) wird<br />

von der EKiR, dem Rheinischen<br />

Verband für evangelische Kindertageseinrichtungen<br />

und dem<br />

Diakonischen Werk der EKiR<br />

getragen. Nachdem die Landessynode<br />

im Januar 2009 dieses<br />

Programm beschlossen hat, wird<br />

zurzeit mit der Umsetzung begonnen.<br />

Dabei wurde das <strong>Saar</strong>land<br />

als Modellregion für die Entwicklung<br />

und Einführung eines<br />

evangelischen Qualitätssiegels<br />

ausgewählt. Im Mai 2009<br />

wird das zweijährige Projekt beginnen.<br />

Gesteuert und begleitet<br />

wird der Prozess der Qualitätsentwicklung<br />

durch den Qualitätsmanagementbeauftragten<br />

des<br />

DIAKONISCHEN WERKES AN<br />

DER SAAR.<br />

Verbund der Kindertageseinrichtungen<br />

Mit dem verstärkten Augenmerk<br />

auf eine transparente und nachprüfbare<br />

Qualität in den evangelischen<br />

Kindertageseinrichtungen<br />

im <strong>Saar</strong>land wird an der Entwicklung<br />

einer alternativen Trägerstruktur<br />

weiter gearbeitet. Nach<br />

dem derzeitigen Sachstand ist<br />

in Absprache mit der <strong>Kirche</strong>nleitung<br />

an übergreifende Trägerstrukturen<br />

auf der Grundlage des<br />

Kirchlichen Verbandsgesetzes<br />

gedacht. Diese Strukturen sind<br />

selbstverständlich freiwillige Angebote<br />

an die bisherigen Träger.<br />

Sie sollen die Möglichkeit erhalten,<br />

sich an einem solchen Verbund<br />

zu beteiligen, um so größere<br />

Einheiten zu schaffen, die eine<br />

gemeinsame Qualitätsentwicklung<br />

wie auch eine verlässliche<br />

Ressourcen- und Personalplanung<br />

möglich machen.<br />

Modellprojekt „Konsultationskindertageseinrichtungen“<br />

In der Umsetzung des <strong>Saar</strong>ländischen<br />

Bildungsprogramms wurde<br />

im Jahr 2008 das ökumenische<br />

Modellprojekt „Konsultationskindertageseinrichtungen“gestartet.<br />

Von evangelischer Seite<br />

nehmen daran die Kindertagesstätten<br />

in <strong>Saar</strong>louis und in <strong>Saar</strong>brücken-Burbach<br />

(Noldplatz) teil.<br />

Diese haben sich zusammen mit<br />

zwei katholischen Einrichtungen<br />

bereiterklärt, Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern aus Kindertageseinrichtungen<br />

im gesamten<br />

<strong>Saar</strong>land zur Reflektion der Praxis<br />

und als Impulsgeber zur Verfügung<br />

zu stehen. Das Projekt ist<br />

bewusst ökumenisch konzipiert,<br />

um auch die Nähe zwischen den<br />

beiden konfessionellen Verbänden<br />

im Bereich der Kindertageseinrichtungen<br />

zu dokumentieren.<br />

Die Federführung liegt beim<br />

DIAKONISCHEN WERK AN<br />

DER SAAR.<br />

Krippenausbau<br />

geht voran<br />

Wie zahlreichen Pressemitteilungen<br />

zu entnehmen war,<br />

72 73


V E R B I N D U N G S S T E L L E<br />

schreitet der Ausbau der Krippenangebote<br />

im <strong>Saar</strong>land zügig<br />

voran. Das Ziel einer 35prozentigen<br />

Bedarfsabdeckung<br />

im Land wird sicher vor dem<br />

Jahr 2013, das als Zeitziel vorgegeben<br />

ist, erreicht werden.<br />

Bei der Schaffung von Krippenplätzen<br />

wird der Investitionsbedarf<br />

zu 100 Prozent von der<br />

öffentlichen Hand übernommen.<br />

Lediglich im Betrieb der<br />

Krippen entstehen etwas höhere<br />

Kosten als im Bereich<br />

der Kindertageseinrichtungen.<br />

Dem steht allerdings die finanzielle<br />

Entlastung der Träger<br />

nach dem SKBBG entgegen.<br />

Wir empfehlen allen Trägern zu<br />

prüfen, ob sie zusätzliche Krippenplätze<br />

schaffen oder Kindergartenplätze<br />

in Krippenplätze<br />

umwandeln wollen. Sicher<br />

werden ab dem Jahr 2013 Einrichtungen<br />

ohne Krippenplätze<br />

erhebliche Probleme am<br />

Markt haben. Es ist absehbar,<br />

dass der Zugang zu Kindergartenplätzen<br />

künftig über den<br />

Krippenbesuch stattfindet. Zur<br />

qualitativen Unterstützung der<br />

Schaffung von Krippenplätzen<br />

besteht ein Weiterbildungsangebot<br />

für Erzieherinnen und<br />

Erzieher, das sich mit den besonderen<br />

pädagogischen Herausforderungen<br />

im Umgang<br />

mit Kindern unter drei Jahren<br />

befasst.<br />

Hierzu gehört auch eine verstärkte<br />

Reflektion des Bildungsauftrages<br />

für Kinder unter<br />

drei Jahren. Sicher wird Bildungshandeln<br />

völlig anders<br />

aussehen müssen als bei Fünf-<br />

oder Sechsjährigen. Dennoch<br />

ist deutlich, dass Kinder in den<br />

ersten drei Lebensjahren<br />

enorme Lernleistungen vollbringen.<br />

Diese müssen bei<br />

dem Besuch einer Krippe natürlich<br />

pädagogisch reflektiert<br />

und gestaltet sein.<br />

Schutz<br />

des Kindeswohls<br />

Im Jahr 2008 fanden zahlreiche<br />

Gespräche und Verhandlungen<br />

zwischen den Verbänden, die<br />

die Kindertageseinrichtungen<br />

vertreten, und den Jugendhilfeträgern<br />

(Landkreise) zur Umsetzung<br />

des § 8 a SGB VIII „Schutz<br />

des Kindeswohls“ statt. Damit<br />

wird eine Bestimmung des Kinder-<br />

und Jugendhilfegesetzes<br />

umgesetzt, nach der zwischen<br />

den Jugendämtern und den Kindertageseinrichtungenverbindliche<br />

vertraglich abgesicherte<br />

Regelungen für den Fall einer<br />

drohenden Kindeswohlgefährdung<br />

getroffen werden müssen.<br />

Mittlerweile sind die Verhandlungen<br />

zum Abschluss geführt<br />

und in nahezu allen Landkreisen<br />

beziehungsweise dem Regionalverband<br />

wurden entsprechende<br />

Verträge unterzeichnet. Im<br />

nächsten Schritt sollen nun<br />

Fortbildungen für Leiterinnen<br />

und Leiter von Kindertageseinrichtungen<br />

sowie die entsprechenden<br />

externen Fachkräfte,<br />

die im Krisenfall angefragt werden<br />

können, entwickelt werden.<br />

Konjunkturprogramm<br />

Chance für Kindertageseinrichtungen<br />

Aufgrund der Finanzkrise und<br />

deren Folgen für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung in Deutschland<br />

wurde von der Bundesregierung<br />

im Frühjahr 2009 das so<br />

genannte Konjunkturprogramm II<br />

aufgelegt. Darin sind insbesondere<br />

auch Investitionen in Bildungseinrichtungen<br />

– und dabei<br />

sind Kindertageseinrichtungen<br />

mit genannt – aufgeführt. Darüber<br />

hinaus ist von Seiten des<br />

Bundesgesetzgebers bewusst<br />

die Trägerneutralität bei der Verwendung<br />

dieser Mittel vorgegeben.<br />

Dies bedeutet, dass Kom-<br />

munen, die Mittel aus dem<br />

Konjunkturprogramm II einsetzen,<br />

diese nicht nur in eigene<br />

Einrichtungen einbringen dürfen,<br />

sondern auch kirchliche<br />

Träger angemessen berücksichtigen<br />

sollen. Angesichts<br />

des teilweise recht alten Gebäudebestandes<br />

bei den kirchlichen<br />

Kindergärten ist dies sicher<br />

eine Chance. Wie weit die<br />

Kommunen im <strong>Saar</strong>land diesem<br />

Anspruch der Trägerneutralität<br />

wirklich nachkommen,<br />

bleibt abzuwarten. Von Seiten<br />

des Rheinischen Verbandes für<br />

Kindertageseinrichtungen ist<br />

geplant, eine erste Bewertung<br />

in den verschiedenen Bundesländern<br />

im 2.Quartal 2009<br />

durchzuführen. Da im <strong>Saar</strong>land<br />

für die Umsetzung dieses Programms<br />

die kommunale Ebene<br />

zuständig ist, ist es Aufgabe<br />

der einzelnen Kindergartenträger,<br />

sich mit ihrer jeweiligen<br />

Kommune in Verbindung zu<br />

setzen. Wegen einer fehlenden<br />

übergreifenden Trägerstruktur,<br />

ist dies im evangelischen Bereich<br />

eine wichtige Aufgabe jeder<br />

einzelnen <strong>Kirche</strong>ngemeinde.<br />

Zusammenfassend lässt sich<br />

sagen, dass sich die evangelischenKindertageseinrichtungen<br />

im <strong>Saar</strong>land den neuen<br />

Herausforderungen insbesondere<br />

durch den Bildungsauftrag<br />

in besonders engagierter<br />

Form stellen. Die Bereitschaft<br />

zur Weiterentwicklung,<br />

zur Fortbildung sowie zur Qualitätsentwicklung<br />

ist enorm. Von<br />

daher können wir uns den öffentlichen<br />

Debatten und auch<br />

den politischen Verhandlungen<br />

selbstbewusst stellen. Insbesondere<br />

den Erzieherinnen und<br />

Erziehern in den Einrichtungen<br />

sowie vielen engagierten Trägervertretern<br />

gebührt dafür<br />

ausdrücklich Dank.<br />

Wohl der Kinder nicht aus<br />

den Augen verlieren<br />

Allerdings soll zum Abschluss<br />

auf zwei Problemfelder hingewiesen<br />

werden, die uns neben<br />

dem oben Gesagten in den<br />

nächsten Jahren sicher noch beschäftigen<br />

werden. Der zunehmende<br />

Druck zur Flexibilisierung<br />

der Öffnungszeiten in den Einrichtungen,<br />

um Anforderungen<br />

des Arbeitsmarktes gerecht zu<br />

werden, steht in einem deutlichen<br />

Spannungsverhältnis zum<br />

Bildungsauftrag der Kindertageseinrichtungen.<br />

Werden zum<br />

einen immer weitergehende Betreuungszeiten<br />

gewünscht, so<br />

bleibt unklar, wann das verbindliche<br />

gemeinsame Bildungsgeschehen<br />

in Kindertageseinrichtungen,<br />

das ebenfalls von öffentlicher<br />

Seite eingefordert wird,<br />

überhaupt geschehen kann. Es<br />

wird wichtig sein, bei all den Anforderungen<br />

von Seiten des Arbeitsmarktes,<br />

denen sich die Eltern<br />

stellen müssen, auch das<br />

Wohl der Kinder nicht aus den<br />

Augen zu verlieren, die nicht nur<br />

betreut werden sollen, sondern<br />

ein Recht auf Förderung, Bildung<br />

und soziale Verlässlichkeit<br />

haben.<br />

Fachkräftemangel im<br />

pädagogischen Bereich<br />

Beim anderen Problem handelt<br />

es sich um den sich abzeichnenden<br />

Fachkraftmangel. Durch<br />

die Schaffung zusätzlicher Krippenplätze<br />

wird der Bedarf an Erzieherinnen<br />

und Erziehern steigen.<br />

Darüber hinaus werden in<br />

den nächsten Jahren eine Reihe<br />

Mitarbeitender in den Ruhestand<br />

gehen. Es ist bereits jetzt zu beobachten,<br />

dass wir bundesweit<br />

auf einen Fachkraftmangel im<br />

pädagogischen Bereich zusteuern.<br />

Um dem rechtzeitig zu begegnen,<br />

finden erste Gespräche<br />

auf Landes- und Bundesebene<br />

statt. Es geht darum zu verhindern,<br />

dass wir zum einen hohe<br />

fachliche qualitative und bildungspolitische<br />

Ansprüche haben,<br />

diese aber zum anderen<br />

nicht umsetzen können, weil uns<br />

einfach die dafür qualifizierten<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

fehlen. Wir werden eine öffentliche<br />

Diskussion darüber zu führen<br />

haben, welchen Stellenwert<br />

soziale Berufe in unserer Gesellschaft<br />

haben und wie dieser<br />

Stellenwert zu vergüten ist. Die<br />

Anforderungen und Belastungen<br />

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sind in den letzten Jahren<br />

enorm gewachsen. Dennoch<br />

sind wir darauf angewiesen,<br />

dass der Beruf der Erzieherin<br />

und des Erziehers zu einem attraktiven<br />

Beruf für Frauen und<br />

Männer wird. Unsere Kindertageseinrichtungen<br />

und die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter stehen<br />

mittlerweile an einer zentralen<br />

Stelle im deutschen Bildungssystem<br />

und tragen damit<br />

besondere Verantwortung für die<br />

Kinder in unserem Land.<br />

Zu dieser Verantwortung hat sich<br />

die EKiR immer wieder deutlich<br />

bekannt. Als kirchliche Träger<br />

haben wir dabei einen wichtigen<br />

und wertvollen Beitrag zur Bildung<br />

und insbesondere zur religiösen<br />

Bildung in unserem Land<br />

zu leisten.<br />

Zahlen zu den <strong>Evangelische</strong>n Kindertageseinrichtungen<br />

im <strong>Saar</strong>land<br />

Ev. <strong>Kirche</strong> im Rheinland 49<br />

Ev. <strong>Kirche</strong> der Pfalz 16<br />

Plätze in den Kindertageseinrichtungen der EKiR 2.924<br />

Anzahl der Mitarbeitenden (in Vollzeitstellen) EKiR 287,22<br />

Eingesetzte <strong>Kirche</strong>nsteuermittel<br />

der <strong>Kirche</strong>ngemeinden EKiR 2,782 Mio €<br />

74 75


V E R B I N D U N G S S T E L L E<br />

Fortbildungen für Erzieherinnen<br />

und Erzieher in Kindertageseinrichtungen<br />

Immer mehr Kindertagesstätten<br />

im <strong>Saar</strong>land nehmen Kinder unter<br />

drei Jahren auf. Dies stellt<br />

Erzieherinnen und Erzieher vor<br />

große Herausforderungen. Das<br />

Referat Kindertageseinrichtungen<br />

des DIAKONISCHEN<br />

WERKES AN DER SAAR bietet<br />

aus diesem Grunde eine vierteilige<br />

Langzeitfortbildung zur<br />

Fachkraft für Krippenpädagogik<br />

an. „Bessere Kenntnisse über<br />

frühkindliches Verhalten helfen<br />

pädagogisches Handeln zu<br />

konzipieren und umzusetzen“,<br />

sagt Referatsleiterin Marlene<br />

Schaeffer. Dies sei Voraussetzung<br />

für eine gute Betreuungssituation.<br />

In weiteren Fortbildungsangeboten<br />

geht es um die Bildungsarbeit<br />

mit Kindern unter drei<br />

Jahren, um Partizipation und<br />

um Bildungsgerechtigkeit in<br />

der Kindertagesstätte oder um<br />

Säuglings- und Kleinkindpflege<br />

in der Krippe. Auch Leiterinnen<br />

und Leiter werden angesprochen,<br />

etwa mit den Themen<br />

„Teambildung“ oder „Dienstplangestaltung“.<br />

Eine Reihe der<br />

Fortbildungen findet in Zusammenarbeit<br />

mit dem Landesjugendamt<br />

statt.<br />

Die Programme sind erhältlich<br />

im Referat für Kindertageseinrichtungen,<br />

Tel. 0681/ 77036,<br />

Internet: www.dwsaar.de.


Impressum<br />

DIAKONISCHES WERK AN DER SAAR gGMBH<br />

Rembrandtstraße 17 – 19<br />

66540 Neunkirchen<br />

Tel. 06821/ 956-207<br />

gf@dwsaar.de<br />

www.dwsaar.de<br />

Redaktion: Helmut Paulus, Öffentlichkeitsarbeit<br />

Gestaltung: GrafikDesign E.Jacob<br />

Fotos: Diakonisches Werk<br />

Druck: reha GmbH <strong>Saar</strong>brücken

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