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+ PDF (1) - Evangelische Kirche Saar

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J U G E N D H I L F E V E R B U N D<br />

Der JUGENDHILFEVERBUND hat<br />

einen ganzheitlichen Bildungsansatz<br />

Parteilich für<br />

Qualitätsentwicklung<br />

In der Abteilung JUGENDHIL-<br />

FEVERBUND werden vielfältigeUnterstützungsmöglichkeiten<br />

für Kinder, Jugendliche,<br />

junge Erwachsene und<br />

ihre Familien angeboten. Ambulante<br />

Dienste, tagesstrukturierte<br />

Angebote und „Rundum-die-Uhr-Betreuung“vernetzen<br />

sich mit Bildungs- und Betreuungsangeboten<br />

an Schulen.<br />

Wir kennen alle die Meldungen<br />

der letzten Jahre über<br />

den unzureichenden Bildungsstand<br />

unserer Kinder. Es sind<br />

vor allem Kinder mit Migrationshintergrund,<br />

die auch in<br />

der zweiten und dritten Generation<br />

mangelhafte Förderung<br />

erfahren. Kindern mit besonderen<br />

Förderbedarfen wird<br />

unzureichend geholfen, ihre<br />

Integration ist mangelhaft. Die<br />

hohe Anzahl von Jugendlichen<br />

ohne Hauptschulabschluss<br />

ist alarmierend, die Bildungsabschlüsse<br />

insgesamt auf zu<br />

niedrigem Niveau.<br />

Land auf, Land ab werden aufgeregt<br />

neue Konzepte, neue<br />

Strukturen und andere Zielvorgaben<br />

entwickelt, sozusagen<br />

eine neue Bildungslandschaft<br />

heraufbeschworen. Auslösend<br />

für diese Diskussion waren<br />

nicht unbedingt die vielen Einzelschicksale,<br />

die sich häufig<br />

in unseren Einrichtungen finden,<br />

sondern Untersuchungen<br />

und Vergleichstests wie die<br />

PISA-Studie. Sie machten<br />

deutlich darauf aufmerksam,<br />

dass unsere junge Generation<br />

nur bedingt auf die Herausforderungen<br />

einer globalisierten<br />

Wissensgesellschaft mit<br />

enormen Mobilitätsanforderungen<br />

vorbereitet ist. Unsere<br />

Teilhabe an den Entwicklungen<br />

der Zukunft ist gefährdet.<br />

Politisch wurde mit unterschiedlichen<br />

Konzepten innerhalb<br />

der Bildungsinstitutionen<br />

Kindergarten und Schule<br />

reagiert: Bildungspläne, G8<br />

oder Zusammenlegung von<br />

Haupt- und Realschule. Ganztagsunterbringung<br />

in Krippen,<br />

Tagesstätten und freiwilligen<br />

Ganztagsschulen und ein neuer<br />

Stellenwert der Elternbildung<br />

sind unter anderem Folge<br />

dieser Entwicklung. All dies<br />

hat auch die Jugendhilfelandschaft<br />

und somit auch die Arbeit<br />

des JUGENDHILFEVER-<br />

BUNDES im Jahr 2008 geprägt.<br />

An vielen Stellen haben<br />

wir uns verändert, manchmal<br />

aus einem Bedürfnis heraus,<br />

manchmal aus Notwendigkeit.<br />

So erfreut wir über die politische<br />

Aufwertung der Themen<br />

sind, so nachdenklich stimmt<br />

uns aber auch, dass die Verbesserung<br />

von personellen<br />

und sachlichen Standards in<br />

diesen Bereichen stagniert.<br />

Kleine Erfolge können nur mit<br />

unendlichem Aufwand erzielt<br />

werden. Die Bildungskrise hat<br />

bei weitem nicht die wirtschaftlichen<br />

Ressourcen mobilisieren<br />

können, die die Bankenkrise<br />

in kürzester Zeit mobilisieren<br />

konnte.<br />

Natürlich freuen wir uns über<br />

die nachhaltigen Investitionen<br />

in Schulen und Kindertagesstätten,<br />

auch wenn sie nur ein<br />

Nebenprodukt der Stabilisierung<br />

einer Schlüsselindustrie<br />

sein werden. Bildung braucht<br />

aber neben geeigneten Räumen<br />

auch ein ausreichendes<br />

Maß an Sachmitteln und genügend<br />

personelle Ressourcen<br />

- jedenfalls wenn man Bildung<br />

so wie wir verstehen, als Förderung<br />

der gesamten Persönlichkeit<br />

des jungen Menschen<br />

auf dem Hintergrund funktionierender<br />

Familiensysteme.<br />

Gut aus- und weitergebildete<br />

Pädagogen, Psychologen, Sozialarbeiter<br />

und Erzieher sind<br />

für uns ein wichtiges Kapital,<br />

wenn es um die Bildung der<br />

nachfolgenden Generation<br />

geht. Sie müssen die Bereitschaft<br />

lebenslang zu lernen,<br />

zur persönlichen Reflexion und<br />

Weiterentwicklung mitbringen<br />

und ein wachstumsförderndes<br />

Klima schaffen.<br />

Unser ganzheitlicher Bildungsbegriff<br />

findet sich in allen unseren<br />

Einrichtungen mit unterschiedlicher<br />

Gewichtung<br />

wieder. In der „Beruflichen<br />

Sonderförderung“ und in unseren<br />

Schulprojekten geht es<br />

um die Koppelung der Aufgabe<br />

des Wissenserwerbes und<br />

des persönlichen Wachstums,<br />

damit schulische und berufliche<br />

Ziele erreicht werden. In<br />

den Wohngruppen haben wir<br />

die Aufgabe, persönliche Bildung,<br />

Beziehungsbildung und<br />

kommunikative Fähigkeiten so<br />

zu fördern, dass Lebensziele<br />

erreicht werden können. In<br />

den Familienzentren und der<br />

Mutter-Kind-Einrichtung ist die<br />

zentrale Aufgabe die Elternbildung<br />

und die Stärkung der<br />

Erziehungsfähigkeit in Einzel-<br />

und in Gruppenangeboten.<br />

Der Jugendtreff High-Life<br />

ist im Bereich der Jugendbildung<br />

angesiedelt. Je nach<br />

Aufgabenstellung sind unterschiedliche<br />

Aspekte unseres<br />

Bildungsbegriffs eher im Zentrum,<br />

während andere in den<br />

Hintergrund treten. Überall<br />

versuchen wir aber, unserem<br />

ganzheitlichen Bildungsansatz<br />

Rechnung zu tragen und<br />

so alle Entwicklungsmöglichkeiten<br />

zu nutzen.<br />

Neue Förderrichtlinien<br />

Freiwillige Ganztagsschulen<br />

Seit 2002 engagiert sich der<br />

JUGENDHILFEVERBUND in<br />

der Nachmittagsbetreuung an<br />

Schulen. Erste Projekte entstanden<br />

im Regionalverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken infolge der Umwandlung<br />

von Tagesgruppen<br />

in schulische Nachmittagsbetreuung<br />

mit einem fachlich gesicherten<br />

Standard. Auf Landesebene<br />

wurde dann das<br />

„Förderprogramm Freiwillige<br />

Ganztagsschule“ aufgelegt.<br />

Nun wurden großflächig an<br />

sehr vielen Schulen Kinder am<br />

Nachmittag von engagierten<br />

Kräften betreut. Wir arbeiten<br />

mittlerweile an 15 Standor-<br />

ten nach diesem Programm.<br />

Leider sind inzwischen auch<br />

die Standards in unseren<br />

School‘s-in-Projekten im Regionalverband<br />

weitgehend nach<br />

unten angepasst.<br />

Über 400 Kinder werden an<br />

unseren Standorten täglich<br />

versorgt. Die Forderung, insbesondere<br />

der evangelischen<br />

Träger, nach der Entwicklung<br />

und Einführung fachlicher<br />

Standards - insbesondere des<br />

Einsatzes einer Fachkraft pro<br />

Gruppe - fand in den neuen<br />

Richtlinien vom Juni 2008 ihren<br />

Niederschlag. Alle Standorte<br />

müssen pro Gruppe von<br />

je 20 Kindern eine Fachkraft<br />

(19,5 Wochenstunden) nachweisen.<br />

Auch der Zuschuss<br />

wurde auf 15 000 Euro pro<br />

Gruppe erhöht. Unsere bisherigen<br />

Mitarbeiterinnen können<br />

sich zur „Fachkraft für Freiwillige<br />

Ganztagsschulen“ fortbilden<br />

und so als Fachkraft<br />

FGTS bei uns weiter beschäftigt<br />

werden.<br />

Wie so oft hat dieser inhaltliche<br />

Erfolg auch seine Schattenseiten.<br />

Die Öffnungszeit<br />

wurde bis 16 Uhr 30 ausgeweitet,<br />

analog der Regelung<br />

in Kindertageseinrichtungen<br />

müssen die Kinder auch in<br />

den Ferien betreut werden.<br />

Wichtige Fragen wie Sachmittelausstattung,<br />

Räume zur<br />

Ferienbetreuung, Verwaltung<br />

und Organisation des Essens<br />

und das Einziehen der Elternbeiträge<br />

wurde den Trägern<br />

in Absprache mit den Schulträgern<br />

überlassen. Die dafür<br />

vorgesehene Verwaltungspauschale<br />

deckt in keiner Weise<br />

die Kosten. So führt die Qualitätsoffensive<br />

des Landes auf<br />

Seiten der Anbieter zu höherem<br />

Eigenmittelbedarf.<br />

Eine weitere Schwierigkeit, mit<br />

der wird zunehmend zu kämpfen<br />

haben, ist die Gewinnung<br />

von qualifiziertem Personal.<br />

Weder die Bezahlung noch die<br />

Arbeitszeit oder der Stundenumfang<br />

machen die Beschäftigung<br />

in einer Nachmittagsbetreuung<br />

zu einem besonders<br />

attraktiven Einsatzfeld. Unsere<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

einschließlich der Unterstützungskräfte,<br />

die auf 400<br />

Euro-Basis arbeiten, bringen<br />

dennoch ein hohes Maß an<br />

Engagement mit und lassen<br />

damit inhaltlich bunte und kreative<br />

Einrichtungen entstehen.<br />

Schulen und Jugendhilfe sehen<br />

in der freiwilligen Ganztagsschule<br />

immer mehr auch<br />

eine Möglichkeit, Kinder aus<br />

bildungsfernen Elternhäusern,<br />

Kinder mit mangelnden<br />

Deutschkenntnissen und Kinder<br />

mit besonderem Förderbedarf<br />

gut unterzubringen. Das<br />

bestehende System ist mit diesen<br />

Kindern in der Regel überfordert.<br />

Es wird eine Aufgabe<br />

von Jugendhilfe und Schule<br />

werden, diese Kinder zu integrieren<br />

und sie gleichzeitig<br />

ausreichend zu unterstützen.<br />

Aktuell besteht die Gefahr des<br />

Abbaus von intensiveren Angeboten<br />

wie Horten, Tagesgruppen<br />

oder der sozialen<br />

Gruppenarbeit, ohne dass für<br />

ausreichende personelle und<br />

sachliche Ausstattung der freiwilligen<br />

Ganztagsschule gesorgt<br />

ist. Dann würden die<br />

Zielgruppen mit besonderem<br />

Förderbedarf wieder durch die<br />

Maschen des Systems fallen,<br />

ihre Nachmittage zu Hause<br />

verbringen oder unterwegs,<br />

solange, bis sie im Rahmen<br />

der Einzelfall finanzierten Jugendhilfe<br />

wieder auftauchen.<br />

Hier werden wir in den nächsten<br />

Jahren immer wieder für<br />

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