âIch werde der nächste OB dieser Stadtâ - NQ Online
âIch werde der nächste OB dieser Stadtâ - NQ Online
âIch werde der nächste OB dieser Stadtâ - NQ Online
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>OB</strong>ERBÜRGERMEISTERWAHL EXTRA<br />
Mittwoch, 13. Oktober 2010<br />
„Ich <strong>werde</strong> <strong>der</strong> nächste <strong>OB</strong> <strong>dieser</strong> Stadt“<br />
Peter Seeburger ist zuversichtlich / „Stoße bei Bevölkerung auf positive Resonanz / „Erst Finanzen ordnen“<br />
An Selbstbewusstsein mangelt<br />
es dem <strong>OB</strong>-Kandidaten Peter<br />
Seeburger nicht. In einem Redaktionsgespräch<br />
mit <strong>der</strong> NE-<br />
CKARQUELLE machte er deutlich,<br />
dass er fest davon ausgeht,<br />
dass er <strong>der</strong> nächste Oberbürgermeister<br />
<strong>der</strong> Stadt Villingen-<br />
Schwenningen wird.<br />
Villingen-Schwenningen. Seeburger<br />
weiß, dass er von manchen<br />
dann bislang doch eher als Außenseiter<br />
gehandelt wird. Dies ficht ihn indes<br />
nicht an. Für ihn ist das Entscheidende,<br />
wie die Bürgerinnen und Bürger<br />
in den vielen, vielen Gesprächen<br />
auf ihn reagieren würden. Gerade<br />
hier stoße er auf eine überaus große<br />
positive Resonanz. Er ist sich sicher:<br />
„Ich komme bei vielen Menschen<br />
hier hervorragend an.“ Und er spüre,<br />
dass viele „den Wechsel, eine an<strong>der</strong>e<br />
Politik und einen an<strong>der</strong>en Politikstil<br />
in <strong>dieser</strong> Stadt wollen.“ Eines ist für<br />
Seeburger klar: „Mein größter Konkurrent<br />
am 24. Oktober ist nicht Lorek,<br />
auch nicht Natschke, son<strong>der</strong>n<br />
Peter Seeburger: „Nicht mehr ausgeben, als wir einnehmen“.<br />
Kubon.“<br />
Stichwort Unabhängigkeit: Die<br />
Schlappen, die er bei den Kandidatenvorstellungen<br />
<strong>der</strong> FDP und <strong>der</strong><br />
Freien Wähler hinnehmen musste,<br />
stören ihn zwischenzeitlich längst<br />
nicht mehr. Seeburger: „Ich bin niemanden<br />
verpflichtet, völlig unabhängig.<br />
Ich muss nach <strong>der</strong> Wahl auch<br />
keiner Organisation, keiner Lobby<br />
o<strong>der</strong> Partei Danke sagen.“ Er sei<br />
schon immer ein politisch interessierter<br />
Mensch gewesen, aber kein<br />
Mitglied einer Partei. Im Gegensatz<br />
zu Kubon und Lorek, die im Wahlkampf<br />
bei dessen Organisation dann<br />
auch auf die Unterstützung von SPD<br />
beziehungsweise CDU setzen könnten,<br />
mache er dies ohne jeden parteipolitischen<br />
Hintergrund. Viele Bürgerinnen<br />
und Bürger würden ihm signalisieren,<br />
dass sie sich darüber freuen,<br />
dass sie mit ihm einen parteiunabhängigen<br />
Kandidaten als Alternative<br />
hätten.<br />
Stichwort: Eignung: Seeburger<br />
glaubt, dass er <strong>der</strong> richtige Mann für<br />
das Amt des Oberbürgermeisters ist.<br />
Er bringe auch die dafür erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Voraussetzungen mit, habe gezielt<br />
auf eine Kandidatur für das Amt<br />
eines Oberbürgermeisters hingearbeitet.<br />
Will heißen, er hat seine Ausund<br />
Weiterbildung „so gesteuert,<br />
dass ich fit für dieses Amt bin.“ Derzeit<br />
ist er Manager bei <strong>der</strong> Telekom,<br />
leitet dort die Kundenservice GmbH<br />
mit rund 2000 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter. Ursprünglich habe er –<br />
damals war die Telekom noch ein<br />
staatlicher Konzern – die Verwaltung<br />
im mittleren und gehobenen Dienst<br />
absolviert, ein Studium für Nachrich-<br />
tentechnik gemacht, in einem weiteren<br />
Schritt Betriebswirtschaft studiert<br />
und dann, „<strong>der</strong> Psychologie wegen“<br />
eine Ausbildung zum Coach und<br />
Kommunikationsmanager abgeschlossen.<br />
Er habe in den Jahren seiner Tätigkeit<br />
an <strong>der</strong> Umwandlung <strong>der</strong> Telekom<br />
von einer Behörde zu einem großen<br />
Wirtschaftsunternehmen aktiv mitgewirkt<br />
und hier Erfahrungen sammeln<br />
können, „die mir ganz sicher in<br />
meinem Amt als Oberbürgermeisters<br />
zugute kommen <strong>werde</strong>n.“ Er lässt in<br />
dem Redaktionsgespräch auch keinen<br />
Zweifel daran, wo er seine großen<br />
Stärken sieht: in seiner Teamfähigkeit,<br />
die letztlich eines zum Ziel habe:<br />
die gesteckten Ziele zu erreichen.<br />
Und dies in einem relativ raschen<br />
Zeitraum. Er bringe aus seiner beruflichen<br />
Tätigkeit genügend Erfahrung<br />
im Projekt- und Krisenmanagement<br />
mit. Etwas, was diese Stadt brauchen<br />
könne.<br />
Dass Seeburger an sich und seine<br />
Chancen glaubt, wird auch daraus ersichtlich,<br />
dass er in <strong>der</strong> Zwischenzeit<br />
ein richtiges Wahlkampfteam um<br />
sich herum aufgebaut hat, das ihm<br />
helfen soll, sein großes Ziel zu erreichen:<br />
am 24. Oktober die Wahl zu gewinnen.<br />
Dafür tut er alles, nimmt jede<br />
Menge Termine wahr, läuft sich<br />
mit Hausbesuchen die Hacken ab.<br />
Sollte es mit dem Wahlsieg im ersten<br />
Wahlgang dann doch nicht klappen,<br />
will er sich nach dem ersten Wahlsonntag<br />
neue Gedanken machen.<br />
Dann würden die Karten neu gemischt.<br />
Und bei einem starken Abschneiden,<br />
wie es sich Seeburger erwartet,<br />
erneut mit ihm. Schon jetzt<br />
Mit Optimusmus geht Peter Seeburger am 24. Oktober die <strong>OB</strong>-Wahlen.<br />
macht er übrigens deutlich, dass er<br />
bei einer Wahl am 24. Oktober in acht<br />
Jahren noch einmal ins Rennen gehen<br />
würde.<br />
Der Manager will im Falle seiner<br />
Wahl vor allem eines: die Bürgerinnen<br />
und Bürger „<strong>dieser</strong> liebenswerten<br />
Stadt“ („meine Traumstadt“)<br />
noch stärker in die Entscheidungsprozesse<br />
einbinden, als dies bisher<br />
<strong>der</strong> Fall war.“ Will heißen: Er möchte,<br />
dass engagierte Menschen, Vereine<br />
und Unternehmen in einem Bürgerforum<br />
zusammenkommen. Dieses<br />
Instrument <strong>der</strong> Bürgerbeteiligung<br />
gehe zum Beispiel über das Modell<br />
des Bürgerhaushaltes hinaus, mit<br />
dem Lorek operieren wolle. Ein Seniorenbeirat<br />
und ein Jugendrat sollen<br />
dieses Modell ergänzen. Instrumente,<br />
die in <strong>der</strong> Stadt dann auch eine Art<br />
Vordenkerfunktion auch für den Gemein<strong>der</strong>at<br />
einnehmen würden. Auf<br />
diese Art und Weise <strong>werde</strong> die Politik<br />
<strong>dieser</strong> Stadt auch transparenter.<br />
Stichwort Finanzen: Oberste Priorität<br />
hat für Seeeburger <strong>der</strong> Haushalt.<br />
Sein Credo: „Wir können künftig nur<br />
noch so viel Geld ausgeben, wie wir<br />
einnehmen.“ Der Manager ist da<br />
knallhart: „Wenn uns in zwei Jahren<br />
40 Millionen Euro fehlen, müssen wir<br />
eben 40 Millionen einsparen.“ Er<br />
wolle die Verschuldung <strong>der</strong> Stadt Villingen-Schwenningen<br />
möglichst<br />
rasch zurückfahren, damit die „erdrückend<br />
hohe Zinsbelastung“ senken,<br />
um so Geld für neue Investitionen<br />
<strong>der</strong> Stadt freizubekommen. Dabei<br />
müsse man sich schnellsten von<br />
<strong>der</strong> aufgrund <strong>der</strong> schwierigen Haushaltslage<br />
gegebenen Bevormundung<br />
des Regierungspräsidiums freischwimmen.<br />
Wie er das hinbekommen<br />
wolle? Nun, <strong>der</strong> <strong>OB</strong>-Bewerber<br />
verweist darauf, dass die Wirtschaft<br />
<strong>der</strong>zeit auf Erholungskurs ist, was<br />
sich letztlich auch auf den städtischen<br />
Haushalt nie<strong>der</strong>schlagen <strong>werde</strong>.<br />
Auch sonst gelte es in <strong>der</strong> Stadt<br />
Einsparmöglichkeitenauszuloten<br />
Zur Person<br />
Peter Seeburger ist 1957 geboren, verheiratet<br />
und hat eine 16-jährige Tochter. Seeburger<br />
hat ein Studium <strong>der</strong> Nachrichtentechnik<br />
und <strong>der</strong> Betriebswirtschaft und hat eine<br />
Ausbildung zum Coach absolviert. Er arbeitet<br />
als leiten<strong>der</strong> Angestellter bei <strong>der</strong> Telekom,<br />
leitet dort die Kundenservice GmbH mit rund<br />
2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Seine<br />
Hobbys sind Radfahren, Bergsteigen und<br />
Skifahren. Die Familie Seeburger lebt in Irslingen,<br />
einem Ortsteil von Dietingen im Kreis<br />
Rottweil<br />
und Investitionen erst dann vorzunehmen,<br />
wenn auch <strong>der</strong>en Finanzierung<br />
zu machen sei.<br />
Mehreinnahmen dürften zunächst<br />
einmal nicht für neue Investitionen<br />
son<strong>der</strong>n „eins zu eins“ zum Schuldenabbau<br />
verwendet <strong>werde</strong>n. Eines<br />
kommt für Seeburger bei <strong>der</strong> Haushaltskonsolidierung<br />
nicht in Frage:<br />
weitere Steuererhöhungen. Nicht bei<br />
<strong>der</strong> Gewerbesteuer und nicht bei <strong>der</strong><br />
Grundsteuer. Schließlich gehe es<br />
auch um die Attraktivität des Standortes<br />
Villingen-Schwenningen. Man<br />
müsse Menschen in die Stadt bringen<br />
und dürfe sie nicht vertreiben. Nachdrücklich<br />
machte er sich in dem Gespräch<br />
mit <strong>der</strong> NECKARQUELLE<br />
auch für eine „antizyklische Investitionspolitik“<br />
stark. Will heißen: In guten<br />
wirtschaftlichen Zeiten auch mal<br />
die Rücklagen stärken, damit investiert<br />
<strong>werde</strong>n könne, wenn es in <strong>der</strong><br />
Wirtschaft mal nicht so läuft.<br />
Gerade die Bevölkerungsentwicklung<br />
macht dem <strong>OB</strong>-Kandidaten Sorgen.<br />
Die Tendenz bei <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
sei eher rückläufig. Und weniger<br />
Bürgerinnen und Bürger bedeuteten<br />
automatisch auch weniger Einnahmen.<br />
Villingen-Schwenningen müsse<br />
seine Stärken besser als bisher ausspielen,<br />
<strong>der</strong> Abwan<strong>der</strong>ung und Stagnation<br />
Einhalt gebieten.<br />
Wichtig für ihn: die Hochschullandschaft.<br />
Für eine weitere Stärkung<br />
des Campus biete jetzt gerade auch<br />
die Nachnutzung des Landesgartenschaugeländes<br />
ausgezeichnete Möglichkeiten,<br />
die es auch zu nutzen gelte.<br />
„Wir müssen gut ausgebildete<br />
Fachkräfte in <strong>der</strong> Region halten und<br />
neue nach Villingen-Schwenningen<br />
bekommen. Hierin liege ein Großteil<br />
<strong>der</strong> Zukunft <strong>dieser</strong> Stadt.“ Ohne eine<br />
starke Wirtschaft gehe auch in Villingen-Schwenningen<br />
nicht viel. Der<br />
Wirtschaftsstandort Villingen-<br />
Schwenningen stagniere seit Jahren.<br />
Zu einem wichtigen Standortfaktor<br />
gehört in diesem Zusammenhang für<br />
Seeburger auch eine hoch qualifizierte<br />
Schul- und Ausbildung. Die Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf<br />
müsse gestärkt <strong>werde</strong>n. Dazu gehört<br />
für den Manager auch <strong>der</strong> Ausbau des<br />
Angebotes einer Ganztagesbetreuung.<br />
Für Seeburger ist nicht nachvollziehbar,<br />
warum es am Deutenberg<br />
ein solches Angebot noch nicht gibt.<br />
Der <strong>OB</strong>-Kandidat for<strong>der</strong>t darüber<br />
hinaus auch bessere Möglichkeiten<br />
für Schülerinnen und Schüler zu bilinualem<br />
Unterricht und will im Falle<br />
seiner Wahl in Villingen-Schwenningen<br />
eine internationale Schule aufbauen.<br />
Einen Wirtschaftsbereich sieht<br />
Seeburger in <strong>der</strong> Stadt bislang doch<br />
erheblich vernachlässigt: <strong>der</strong> Tourismus.<br />
Hier seien die Möglichkeiten<br />
noch längst nicht alle ausgeschöpft.<br />
Dabei gebe es viele Gründe, Villingen-Schwenningen<br />
zu besuchen. Der<br />
Reiz <strong>der</strong> Stadt, die Landschaft, die<br />
Nähe zum Bodensee, zum Kernschwarzwald,<br />
zu Städten wie Freiburg<br />
und Stuttgart und, und, und. Er erinnerte<br />
daran, dass Villingen-Schwenningen<br />
bei einer Focus-Untersuchung<br />
vor Jahren in einer Rangliste<br />
<strong>der</strong> lebenswerten Städte auf Platz eins<br />
gelandet sei. Seeburger: „Und was hat<br />
man vor Ort aus diesem Pfund gemacht?<br />
So gut wie nichts. Für ihn eine<br />
große, vertane Chance.<br />
Stichwort: Innenstädte: Ein nachdrückliches<br />
Bekenntnis legt <strong>der</strong> <strong>OB</strong>-<br />
Kandidat zur Stärkung <strong>der</strong> Innenstädte<br />
ab. Seeburger will vor allem die<br />
brach liegenden Flächen belegen,<br />
verweist in diesem Zusammenhang<br />
auf das alte Tonhallenareal im Stadtbezirk<br />
Villingen und das vor sich hin<br />
dümpelnde leer stehende Einkaufszentrum<br />
Rössle im Stadtbezirk<br />
Schwenningen. Letzteres für Seeburger<br />
eine Geschichte, wo wirklich<br />
ganz schnell etwas passieren müsse.<br />
Hier müsse die Stadt dann auch entschieden<br />
alle Entwicklungen unterstützen,<br />
die zu einer Wie<strong>der</strong>belebung<br />
führen könnten.<br />
Ein ganz beson<strong>der</strong>es Anliegen für<br />
ihn auch <strong>der</strong> Marktplatz in Schwenningen,<br />
<strong>der</strong> auf jeden Fall attraktiver<br />
<strong>werde</strong>n müsse. So jedenfalls, wie er<br />
sich jetzt präsentiere, sei dies kein<br />
Zustand, <strong>der</strong> hingenommen <strong>werde</strong>n<br />
könne.<br />
Hier vermisst er die aktive und<br />
starke Einwirkung <strong>der</strong> Stadt, und<br />
kündigt an, dass er sich nachdrücklich<br />
um konkrete Ansiedelungsmöglichkeiten<br />
vor allem im Dienstleistungsbereich<br />
(Beispiel Gastronomie<br />
für Studenten), aber auch im Bereich<br />
des Handels kümmern wolle. Hierfür<br />
sei eine aktive Zusammenarbeit zwischen<br />
den Anwohnern, Eigentümern,<br />
potenziellen Investoren und <strong>der</strong> Stadt<br />
notwenig. Für ihn sei dies eine „ganz<br />
drängende Aufgabe“.<br />
Ein Thema ist für Seeburger auch<br />
das Thema XXXL-Lutz, wobei er<br />
Zweifel am Sinn des vorgesehenen<br />
Standortes hat. Diesen müsse man<br />
Leitet <strong>der</strong>zeit bei <strong>der</strong> Telekom die Kundenservice<br />
GmbH mit 2000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern: Peter Seeburger.<br />
noch einmal prüfen. Ihm schwebe da<br />
ein an<strong>der</strong>er vor. Nennen wollte er ihn<br />
aber zum jetzigen Zeitpunkt noch<br />
nicht.<br />
Eines ist für ihn klar: „Wir müssen<br />
die beiden großen Stadtbezirke zusammenführen.“<br />
Dabei ist für ihn <strong>der</strong><br />
Neubau des Schwarzwald-Baar-Klinikums<br />
in Villingen-Schwenningen<br />
ein „echtes Leuchtturmprojekt“, das<br />
ein Meilenstein in <strong>der</strong> Entwicklung<br />
eines weiteren Zusammenwachsens<br />
<strong>der</strong> beiden Stadtbezirke auch in baulicher<br />
Hinsicht sein könnte. Da habe<br />
man noch viele Möglichkeiten. Seeburger<br />
abschließend: „Ich will mein<br />
Amt geradlinig, bürgernah und tatkräftig<br />
ausführen.“ gb
<strong>OB</strong>ERBÜRGERMEISTERWAHL EXTRA<br />
Lorek will Kubon den Rang ablaufen<br />
Am 24. Oktober ist Oberbürgermeisterwahl in VS: Redaktionsgespräch mit Siegfried Lorek (CDU)<br />
Der Mann will „loslegen für VS“.<br />
So steht es auf den Plakaten, die<br />
Siegfried Loreks Wahlkampfteam<br />
geklebt hat. Kenner <strong>der</strong><br />
örtlichen Kommunalpolitik sehen<br />
in dem 33-Jährigen CDU-<br />
Mann einen ernstzunehmenden<br />
Herausfor<strong>der</strong>er des Amtsinhabers<br />
Dr. Kubon (SPD).<br />
Villingen-Schwenningen. CDU<br />
gegen SPD, diese Konfliktlinie hat<br />
Tradition. Auch bei Oberbürgermeisterwahlen<br />
im Oberzentrum. Von Parteipolitik<br />
will Siegfried Lorek freilich<br />
nichts wissen. Im Dialog mit Redakteuren<br />
<strong>der</strong> NECKARQUELLE spricht<br />
er von einer „Persönlichkeitswahl“.<br />
Und die will er gewinnen. Ohne wenn<br />
und aber. Wer dran denke, dass er so<br />
ein Ding verlieren könnte, wolle gar<br />
nämlich nicht wirklich gewinnen,<br />
mutmaßt er. Eine an<strong>der</strong>e Option in<br />
Betracht zu ziehen weigert er sich. Lorekt<br />
weiß, wie Karriere geht: Die<br />
nächste Station ist immer die wichtigste.<br />
Die Stadt Villingen-Schwenningen,<br />
erklärt er, habe er sich ganz bewusst<br />
ausgesucht für seine Kandidatur.<br />
Nicht nur, weil er hier an <strong>der</strong> Polizeihochschule<br />
studiert und eine Zeit<br />
lang in <strong>der</strong> Polizeidirektion als Leiter<br />
des Führungs- und Einsatzstabes gearbeitet<br />
hat. Son<strong>der</strong>n auch, weil es<br />
hier um seine Erfolgschancen nicht<br />
schlecht bestellt sei.<br />
Lorek setzt alles daran, Kubon im<br />
wörtlichen Sinne den Rang abzulaufen.<br />
Tagtäglich macht er Kilometer in<br />
<strong>der</strong> Stadt, marschiert von Haus zu<br />
Haus, um für sich zu werben. Als<br />
Werbegag verschenkt <strong>der</strong> ambitionierte<br />
Polizist Haferflocken. 12 000<br />
Päckchen hat er schon unters Wahlvolk<br />
gebracht, und bis 24. Oktober<br />
sollen noch ein paar tausend mehr<br />
neue Besitzer finden. Eine „fünfstellige“<br />
Zahl an Hausbesuchen habe er<br />
sich vorgenommen, doch das, meint<br />
er, <strong>werde</strong> er wohl nicht ganz schaffen.<br />
Was das Pensum betrifft, dürfte er<br />
Kubon allerdings überholen; <strong>der</strong><br />
Amtsinhaber, ein zäher Wahlkämpfer<br />
allenthalben, geht davon aus, dass er<br />
am Wahltag rund 3500 Haushalte abgeklappert<br />
haben wird.<br />
Würde je<strong>der</strong> Hausbesuch also mit<br />
einer Stimme honoriert, ginge Loreks<br />
Rechnung auf. Wenn es denn nur so<br />
einfach wäre. Dennoch zählt Siegfried<br />
Lorek seine Kontakte. „800 waren<br />
es wie<strong>der</strong> am vergangenen Wochenende“,<br />
bilanziert er. Ins Internet<br />
hat er Bil<strong>der</strong> von sich gestellt, Bil<strong>der</strong>,<br />
die einen gut aussehenden jungen<br />
Mann mit blauem Hemd und Jeanshose<br />
zeigen, <strong>der</strong> zusammen mit seiner<br />
hübschen Freundin in <strong>der</strong> Stadt<br />
unterwegs ist und Kontakte knüpft.<br />
Ungezwungen haben sich die beiden<br />
mit an<strong>der</strong>en jungen Leuten ins Gras<br />
des Mautheparks gesetzt, und <strong>der</strong><br />
Fotograf hat abgedrückt. So gefällt<br />
sich Kandidat L – in <strong>der</strong> Kneipe hat er<br />
am Wochenende einen Satzfetzen<br />
aufgeschnappt, <strong>der</strong> vom Nebentisch<br />
Die Hoffnung <strong>der</strong> CDU: Mit Siegfried Lorek wollen die Christdemokraten den <strong>OB</strong>-Sessel<br />
zurückerobern. Der 33-Jährige rechnet sich gute Chancen aus, den Amtsinhaber zu besiegen.<br />
Das sagte er im Redaktionsgespräch bei <strong>der</strong> NECKARQUELLE.Fotos: Anne Lenze<br />
zu ihm gedrungen ist und nur ihm gegolten<br />
haben kann: „. . . bürgernah ist<br />
<strong>der</strong> ja!“<br />
„Man muss mehr mit den Menschen<br />
sprechen“, postuliert Siegfried<br />
Lorek folgerichtig. Eigentlich hat er in<br />
den letzten Wochen nichts an<strong>der</strong>es<br />
getan. Gelohnt hat es sich. Es ist ihm<br />
anzumerken, wie gut er sich in doppelstädtische<br />
Themen eingearbeitet<br />
hat. Wo er zu Beginn<br />
des Wahlkampfs<br />
noch ankündigte,<br />
erst<br />
mal hören zu wollen,<br />
wo den Bürger<br />
<strong>der</strong> Schuh<br />
drückt, hat er<br />
zwischenzeitlich<br />
Standpunkte definiert,<br />
die er<br />
strukturiert darlegen<br />
kann. Ohne<br />
Frage: Lorek lernt<br />
schnell.<br />
Stichwort<br />
Politische Kultur:<br />
Er stehe für<br />
„Ehrlichkeit und<br />
Verlässlichkeit“,<br />
betont <strong>der</strong> Kandidat<br />
und spricht<br />
in diesem Zusammenhangdavon,<br />
„dass die<br />
Menschen, mit<br />
denen ich gesprochen<br />
habe,<br />
hier eine Verän<strong>der</strong>ung<br />
wünschen“. Heißt das nun,<br />
dass es unter Kubon an <strong>der</strong>gleichen<br />
Werten mangelt? Eine Nachfrage, die<br />
<strong>der</strong> Hobby-Eishockeyspieler eilends<br />
umkurvt: „Das sage ich nicht.“ Aber<br />
<strong>der</strong> Wunsch „nach einer neuen politischen<br />
Kultur“ bestehe schon. Verbesserungswürdig<br />
sei beispielsweise die<br />
Zusammenarbeit zwischen Verwaltung<br />
und Gemein<strong>der</strong>at. Inwiefern?<br />
Unzufriedenheit herrsche hier vor allem,<br />
weil „Projekte bislang in Salamitaktik<br />
eingebracht <strong>werde</strong>n“ – ein<br />
Vorwurf, den man von CDU und<br />
Freien Wählern, die Lorek offiziell<br />
unterstützen, regelmäßig hört.<br />
Stichwort Bürgerhaushalt: In Zeiten,<br />
in denen vielfach mehr Bürgerbeteiligung<br />
gefor<strong>der</strong>t wird, gehört es für<br />
<strong>OB</strong>-Kandidaten zum Standard, einen<br />
sogenannten „Bürgerhaushalt“ zu<br />
projektieren. Diese Form <strong>der</strong> Partizipation<br />
bedeutet auch für Siegfried<br />
Lorek „mehr Transparenz“. Das Rad<br />
neu zu erfinden will er freilich nicht:<br />
Es gehe auch ihm darum, auf diese<br />
Weise das Verständnis und das Engagement<br />
<strong>der</strong> Bürger für wichtige Weichenstellungen<br />
ihrer Gemeinde zu<br />
verbessern, aber auch Verständnis für<br />
Sparzwänge zu entwickeln. „Die<br />
Menschen sollen sehen, wo das Geld<br />
hingeht“, meint er. Auf jeden Fall<br />
müsse man bei einem Bürgerhaushalt<br />
„zweigleisig fahren“, müsse die<br />
Anliegen <strong>der</strong> Doppelstädter sowohl<br />
über Fragebögen als auch übers<br />
Internet abklopfen. Allerdings nicht<br />
zu detailliert – das sei beim Freiburger<br />
Bürgerhaushalt nämlich das Problem<br />
gewesen. Einerseits dürfe man<br />
die Leute nicht überfor<strong>der</strong>n, an<strong>der</strong>seits<br />
keine reinen Wunschlisten aufstellen<br />
lassen. Klar sei, dass Anliegen<br />
gegenfinanziert <strong>werde</strong>n müssen und<br />
<strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at anschließend die<br />
Prioritäten setzen <strong>werde</strong>.<br />
Stichwort Stadtentwicklung: Er<br />
denke nicht nur acht Jahre weiter,<br />
son<strong>der</strong>n 20 Jahre, beteuert Siegfried<br />
Lorek. Entscheidend für ihn sei, wo<br />
Villingen Schwenningen in <strong>dieser</strong><br />
Zeitspanne hin wolle. „Die Chancen<br />
Schwenningens“, sagt er, liegen eindeutig<br />
in <strong>der</strong> Entwicklung seiner<br />
Hochschulen.“ Hier wolle er alles<br />
daran setzen, die Vernetzung mit <strong>der</strong><br />
Industrie zu verbessern. Es sei wichtig,<br />
die Studienabsolventen im Oberzentrum<br />
zu halten um so die örtlichen<br />
Firmen zu stärken. Die Stadt<br />
müsse hier als Initiator auftreten.<br />
Wichtig ist für ihn daher, <strong>der</strong> Hochschule<br />
baldmöglichst weitere Räumlichkeiten<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Zur Person<br />
Der gebürtige Freiburger Lorek ist 33 Jahre<br />
alt und Polizist – er ist <strong>der</strong> jüngste männliche<br />
Beamte des Landes im höheren Dienst. Als<br />
solcher arbeitet er <strong>der</strong>zeit als Referent im Innenministerium<br />
des Landes Baden-Württemberg.<br />
Seit 2005 leitet er den CDU-Stadtbezirksverband<br />
Freiburg-Zähringen. Im selben<br />
Jahr wurde er auch Mitglied im Landesvorstand<br />
<strong>der</strong> Jungen Union Baden-Württemberg.<br />
2009 wurde er auch Stellvertreten<strong>der</strong><br />
Landesvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Jungen Union in Baden-Württemberg,<br />
kandidiert hierfür aber<br />
nicht mehr, um sich auf VS zu konzentrieren,<br />
wie er sagt. Loreks Freundin Gabriele Doser<br />
ist ebenfalls bei <strong>der</strong> Polizei.<br />
Sonst könne es sein, dass <strong>der</strong> Standort<br />
Tuttlingen VS hier Kapazitäten<br />
abziehe. Wichtig sei es außerdem, die<br />
Innenstadt, vor allem das brachliegende<br />
Rössle-Einkaufszentrum wie<strong>der</strong><br />
zu beleben. Wie das beim Rössle<br />
konkret gehen könnte, weiß Lorek<br />
noch nicht genau, aber da das Land<br />
Berlin nun verkaufen wolle, gehe sicher<br />
etwas. Auf jeden Fall müsse VS<br />
hier „Lobbyarbeit“ betreiben – und<br />
hierfür sei er <strong>der</strong> richtige Mann. „Wir<br />
müssen in puncto Vernetzung mehr<br />
tun.“ Den Marktplatz sieht er – dem<br />
aktuellen Accocella-Gutachten folgend,<br />
als Standort für Dienstleister,<br />
nicht mehr für Einzelhändler. „Die<br />
haben ihn aufgegeben“, glaubt Lorek.<br />
Ein zentrales Rathaus hält auch er für<br />
richtig, allerdings habe man die dafür<br />
nötigen Millionen in den nächsten<br />
Jahren sicherlich nicht. Viel wichtiger<br />
seien in näherer Zukunft ohnehin Investitionen<br />
in die Verkehrswege.<br />
„Noch nie habe ich das Wort 'Straßensanierung'<br />
so oft gehört wie in<br />
den letzten Wochen“.<br />
Stichwort XXXL-Lutz: Lorek ist<br />
nicht grundsätzlich gegen den Bau<br />
des Großmöbelhauses, aber er will es<br />
nicht am geplanten Standort am Vor<strong>der</strong>en<br />
Eckweg haben. Hier funktioniere<br />
die verkehrliche Anbindung<br />
nicht, analysiert er, und außerdem<br />
bereite ihm das innenstadtrelevante<br />
Sortiment <strong>der</strong> Möbelkette Kopfzerbrechen.<br />
Besser würde das Vorhaben<br />
auf Herdenen passen, auch wenn sich<br />
Freitag, 15. Oktober 2010<br />
dort auf den ersten Blick kein Grundstück<br />
anbiete. „Wir <strong>werde</strong>n aber<br />
schon eines finden“, lässt sich Lorek<br />
nicht aus <strong>der</strong> Fassung bringen. Entscheidend<br />
sei nur eines: „Wenn es<br />
kommt, muss es in diese Stadt kommen.“<br />
Stichwort Beethovenhaus: Für<br />
Siegfried Lorek gibt es zwei Optionen:<br />
Das Beethovenhaus für die Vereine<br />
wie<strong>der</strong> zu nutzbar machen o<strong>der</strong> aber<br />
eine Stadtteilhalle im Verbund mit<br />
dem Hightech-Atrium zu bauen. Was<br />
drin ist, müsse man dann eben<br />
„durchrechnen“. Auf jeden Fall brauche<br />
Schwenningen eine Stadtteilhalle,<br />
nachdem Villingen seine Neue<br />
Tonhalle habe. Dass sie überhaupt errichtet<br />
wurde, bedauert <strong>der</strong> CDU-<br />
Mann im Nachhinein. Eine etwas<br />
größere zentrale Halle, meint er, wäre<br />
wohl besser gewesen.<br />
Stichwort Kin<strong>der</strong>betreuung: Hier<br />
sieht Lorek noch einige Verbesserungsmöglichkeiten.<br />
Die Stadt müsse<br />
flexibler <strong>werde</strong>n und die Betreuungszeiten<br />
ihrer Einrichtungen „<strong>der</strong> Lebensrealität“<br />
anpassen. Zumal es<br />
immer mehr alleinerziehende Eltern<br />
gebe, die darauf angewiesen seien.<br />
Auch sei versäumt worden, in <strong>der</strong><br />
Vergangenheit Unternehmen o<strong>der</strong><br />
Initiativen zu unterstützen, die beabsichtigt<br />
hatten, mithilfe <strong>der</strong> Stadt Betriebskin<strong>der</strong>gärten<br />
zu eröffnen.<br />
Stichwort Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung:<br />
Die „Einnahmenseite“ <strong>der</strong> Stadt sei<br />
ausgereizt. Einen Dreh an <strong>der</strong> Gewer-<br />
besteuerschraube schließt <strong>der</strong> CDU-<br />
Kandidat daher kategorisch aus. Wer<br />
neue Unternehmen ansiedeln und<br />
bestehende erhalten wolle, könne<br />
nicht ständig mehr von ihnen kassieren.<br />
Dasselbe gelte auch für die<br />
Grundsteuer; schließlich befinde<br />
man sich auch bei <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
im Wettbewerb mit den umliegenden<br />
Gemeinden.<br />
So könnte es klappen, meint Lorek.<br />
Schließlich sei bisher alles „sehr gut<br />
gelaufen“. Nein wirklich, ein echtes<br />
Frusterlebnis habe er noch nicht gehabt,<br />
seit er in Villingen-Schwenningen<br />
sei. In Obereschach hat er sich<br />
mit Freundin Gabriele einquartiert,<br />
nicht etwa, um we<strong>der</strong> Villingen noch<br />
Schwenningen den Vorzug zu geben,<br />
son<strong>der</strong>n weil es dort gepasst hat, weil<br />
dort gerade eine schöne möblierte<br />
Wohnung frei war.<br />
Diese Bleibe ist freilich, so o<strong>der</strong> so,<br />
nur Durchgangsstation. Im Gegensatz<br />
zu VS: „Wenn ich jetzt gewählt<br />
<strong>werde</strong>, will ich in acht Jahren auch garantiert<br />
wie<strong>der</strong> gewählt <strong>werde</strong>n“, versichert<br />
Siegfried Lorek. Er sei nämlich<br />
nicht angetreten, um sich hier nur<br />
einen Namen zu machen. Falls er den<br />
<strong>OB</strong>-Sessel nicht erobern kann, wird er<br />
weiter Polizist sein und es irgendwann<br />
irgendwo wohl noch einmal<br />
probieren. Aber das ist jetzt, wie gesagt,<br />
kein Thema, und schon gar nicht<br />
eines für die Presse. Sprichts und<br />
macht sich auf, um Haferflocken<br />
nachzubestellen. rat
<strong>OB</strong>ERBÜRGERMEISTERWAHL EXTRA<br />
„Ich habe viel hinbekommen“<br />
Am 24. Oktober ist Oberbürgermeisterwahl in VS: Redaktionsgespräch mit Dr. Rupert Kubon<br />
Am Sonntag, 24. Oktober, ist in<br />
Villingen-Schwenningen die<br />
Wahl des Oberbürgermeisters.<br />
Die NECKARQUELLE stellt die<br />
vier Kandidaten vor: in <strong>der</strong> heutigen<br />
Folge Amtsinhaber Dr.<br />
Rupert Kubon, <strong>der</strong> sich erneut<br />
um den Posten bewirbt.<br />
Villingen-Schwenningen. Rund 7000<br />
Hausbesuche absolvierte Dr. Rupert<br />
Kubon als er sich zum ersten Mal um<br />
den Posten des Oberbürgermeisters<br />
in Villingen-Schwenningen bewarb.<br />
Bei seinem Wahlkampf für die Wie<strong>der</strong>wahl<br />
<strong>werde</strong> er diese Zahl nicht erreichen,<br />
sagt Kubon. Rund 3500<br />
Hausbesuche, so schätzt er, wird er<br />
am Ende gemacht haben. „Ich habe<br />
bislang hauptsächlich viele interne<br />
Termine gemacht und viele Gespräche<br />
geführt“, berichtet er. Unterschiede<br />
in <strong>der</strong> Wahlkampfführung in<br />
den beiden großen Stadtbezirken Villingen<br />
und Schwenningen seien nicht<br />
notwendig. „Ich habe diese Stadt<br />
immer als eine Stadt verstanden –<br />
unabhängig davon, dass es zweifelsohne<br />
in <strong>der</strong> Stadt Menschen gibt, die<br />
Dinge unterschiedlich sehen.“ Manchen<br />
stehe das Thema Landesgartenschau<br />
näher, „und ich <strong>werde</strong> damit<br />
identifiziert“. Bei keinem seinem<br />
Hausbesuche habe er bislang den<br />
Vorwurf zu hören bekommen, dass<br />
deswegen in einem an<strong>der</strong>en Bereich<br />
wie beispielsweise Straßen o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung<br />
nichts gehe.<br />
Stichwort Wirtschaftskrise: Wie<br />
an<strong>der</strong>e Kommunen landauf und<br />
landab hat auch die Stadt Villingen-<br />
Schwenningen den Einbruch <strong>der</strong> Gewerbesteuereinnahmen<br />
im Zuge <strong>der</strong><br />
globalen Wirtschaftskrise deutlich zu<br />
spüren bekommen. Mittlerweile<br />
melden viele Unternehmen in Stadt<br />
und Region wie<strong>der</strong> ein deutlich verbessertes<br />
Auftragsvolumen. Was die<br />
positiven Effekte auf den städtischen<br />
Haushalt 2011 angeht, ist Kubon eher<br />
skeptisch. „Auch wenn es den Unternehmen<br />
wie<strong>der</strong> besser geht, ist das<br />
noch nicht bei den Kommunen angekommen.“<br />
Stichwort Bürgerhaushalt: Kommunen<br />
wie beispielsweise Freiburg<br />
stellen einen Bürgerhaushalt auf, bei<br />
dem die Bürger mitentscheiden können,<br />
welche finanziellen Schwerpunkte<br />
die Stadt setzt. Dazu Oberbürgermeister<br />
Rupert Kubon: „Ich<br />
habe für den Haushalt 2009 in <strong>der</strong><br />
Verwaltung prüfen lassen, ob wir<br />
auch so eine Bürgerbeteiligung bei<br />
<strong>der</strong> Aufstellung des Haushaltsplanes<br />
machen können. Das würde voraussichtlich<br />
100 000 bis 150 000 Euro<br />
kosten, und dieses Geld hatten wir<br />
vor dem Hintergrund <strong>der</strong> heftigen<br />
Steuerausfälle dann nicht. Die Finanz-<br />
und Wirtschaftskrise hat außerdem<br />
gezeigt, dass <strong>der</strong> Bürgerhaushalt<br />
kein geeignetes Instrument<br />
ist, wenn man kurzfristig und schnell<br />
sparen muss“. Die Stadt Tübingen<br />
habe versucht, das Instrument Bürgerbeteiligung<br />
bei <strong>der</strong> Aufstellung des<br />
Haushaltplanes in einem stark abgespeckten<br />
Verfahren zu berücksichtigen.<br />
Die Resonanz darauf seitens <strong>der</strong><br />
Bürger sei allerdings gering geblieben.<br />
Das Thema bleibe aber auf <strong>der</strong><br />
Agenda, allerdings müssten die Voraussetzungen<br />
stimmen. „Der Gemein<strong>der</strong>at<br />
ist erst vor einem Jahr gewählt<br />
worden, sodass eine große Nähe<br />
zum Bürger vorhanden ist. Bürger<br />
Oberbürgermeister Rupert Kubon im Gespräch über den Wahlkampf und Themen <strong>der</strong><br />
Kommunalpolitik. Fotos: Anne Lenze<br />
nutzen die Möglichkeit, Gemein<strong>der</strong>äte<br />
wegen konkreter Anliegen gezielt<br />
anzugehen.“<br />
Stichwort Familienpark: Kubon<br />
verteidigt die Schließung des Familienparks<br />
als „einzig mögliche Entscheidung,<br />
die wir damals treffen<br />
konnten“. Die Stadt tue nach wie vor<br />
viel für Familien, Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
und setze dabei auf dezentrale<br />
Strukturen. Als Beispiel nennt <strong>der</strong> <strong>OB</strong><br />
den jüngst neu eröffneten Jugendtreff<br />
Haslach/Wöschhalde. Zurzeit fokussiere<br />
sich die Debatte auf einen<br />
Raum, <strong>der</strong> für Veranstaltung für 500<br />
bis 600 Leute geeignet ist. In <strong>der</strong> Stadt<br />
gebe es Räumlichkeiten, die allerdings<br />
für Feten von Jugendlichen<br />
nicht geeignet seien. „Das ist ein Bereich,<br />
den wir im Auge behalten müssen,<br />
ein Neubau ist aber <strong>der</strong>zeit nicht<br />
machbar.“<br />
Stichwort Ansiedlung XXXLutz:<br />
Zum Thema Ansiedlung eines<br />
XXXLutz-Möbelhauses am Vor<strong>der</strong>en<br />
Eckweg in Villingen gebe es zahlreiche<br />
Mehrheitsbeschlüsse im Gemein<strong>der</strong>at,<br />
dass „wir XXXLutz an diesem<br />
Standort haben wollen“. Im<br />
Moment laufe das Raumordnungsverfahren,<br />
an dem sich alle Bürger beteiligen<br />
könnten und „wo am Ende<br />
ein Ergebnis stehen könnte, wir machen<br />
das nicht. Ich bin allerdings<br />
auch <strong>der</strong> Auffassung, dass ein<br />
XXXLutz ins Oberzentrum gehört“.<br />
Die Stadt müsse das Ergebnis des<br />
Raumordnungsverfahrens akzeptieren<br />
und zeitnah umsetzen.<br />
Stichwort Stadtentwicklung: „In<br />
den nächsten acht Jahren muss man<br />
das Rad nicht neu erfinden son<strong>der</strong>n<br />
das fortführen, was wir begonnen haben“,<br />
meint Kubon. Auf dem Landesgartenschaugelände<br />
in Schwenningen<br />
sei die größte innerstädtische Industriebrache<br />
beseitigt worden. Auf<br />
dem Welvert-Gelände in Villingen<br />
entwickele sich auch positives. In Villingen<br />
müsse man beispielsweise<br />
künftig das Haux-Gelände angehen,<br />
und in Schwenningen müsse man<br />
sich hocharbeiten vom Bahnhof über<br />
In <strong>der</strong> Muslen mit dem Schwachpunkt<br />
Rössle zum Marktplatz. Rund<br />
um den Marktplatz müsse speziell<br />
<strong>der</strong> Bereich Dienstleistungen gestärkt<br />
<strong>werde</strong>n. Das bringe Frequenz in die<br />
Stadt. „Wir müssen gucken, ob wir<br />
den Marktplatz aus dem Einzelhandelsgutachten<br />
rausnehmen. Großflächiger<br />
Einzelhandel muss weiter am<br />
Marktplatz möglich bleiben.“ Das<br />
Gutachten gehe vom Ist-Zustand aus.<br />
„Aber es ist zu fragen, ob, wenn ich<br />
einen Ist-Zustand in Normen fasse,<br />
eine negative Wirkung für das Bestehende<br />
erziele.“<br />
Mit Blick auf die Verlegung des<br />
Feuerwehr-Gerätehauses bis zur Fertigstellung<br />
des Zentralklinikums, sagt<br />
Kubon, dass sich ein PPP-Projekt<br />
nicht rechne. Für den Umzug des<br />
Feuerwehr-Gerätehauses an die Silcherstraße<br />
müsse die Stadt eine Planungsrate<br />
in den Haushalt 2011 einstellen.<br />
Viel müsse dort nicht gemacht<br />
<strong>werde</strong>n, da die ehemalige Polizeiwache<br />
renoviert zur Verfügung<br />
stehe. „Einen Teil mietet man an, die<br />
Fahrzeughalle muss gebaut <strong>werde</strong>n,<br />
aber das Ganze lässt sich zügig umsetzen.“<br />
Für die kleinen Stadtbezirken von<br />
Villingen-Schwenningen müsse man<br />
sich intensiv darum kümmern, die<br />
Orte angesichts <strong>der</strong> demografischen<br />
Entwicklung als eigene soziale Einheiten<br />
zu stabilisieren. „Es muss attraktiv<br />
sein, sich dort aufzuhalten.“<br />
Das Stichwort heiße Binnenverdichtung,<br />
und Weilersbach sei ein Musterbeispiel<br />
dafür. „Es geht nicht, dass<br />
<strong>der</strong> Ortskern nur noch eine Straßenkreuzung<br />
ist.“<br />
Stichwort Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung:<br />
„Die Stadt war in den vergangenen 40<br />
Jahren noch nie so attraktiv wie seit<br />
<strong>der</strong> Landesgartenschau 2010.“ Den<br />
Unternehmen in <strong>der</strong> Stadt gehe es<br />
zurzeit wirklich gut, drückend sei da<br />
eher <strong>der</strong> Fachkräftemangel. Firmen<br />
könnten bei <strong>der</strong> Mitarbeitersuche mit<br />
den schönen Ecken in <strong>der</strong> Stadt und<br />
in <strong>der</strong> Region argumentieren. Von <strong>der</strong><br />
Aufwertung des Stadtbildes profitierten<br />
auch die Hochschulen. „Heute<br />
haben wir in Villingen-Schwenningen<br />
1000 Studierende mehr als noch<br />
vor acht Jahren, weil das Umfeld<br />
stimmt.“ Mit dem High-Tech-Atrium<br />
<strong>werde</strong> die Möglichkeit geschaffen, die<br />
Stadt für Firmengrün<strong>der</strong> attraktiver<br />
zu machen, neue Chancen für den<br />
Mittelstand zu schaffen sowie den<br />
vorhandenen Mittelstand zu stärken.<br />
Bei <strong>der</strong> regionalen Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />
komme dem Oberzentrum<br />
eine wichtige Bündelungsfunktion<br />
Zur Person<br />
Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen<br />
ist Rupert Kubon seit dem 1. Januar<br />
2003. Davor war er sieben Jahre in <strong>der</strong> Kommunalverwaltung<br />
<strong>der</strong> Stadt Dessau als Kulturreferent<br />
und Abteilungsleiter Kultur tätig.<br />
Kubon wurde 1957 in Friedrichshafen geboren,<br />
wuchs in Freiburg auf und promovierte<br />
an <strong>der</strong> Universität Konstanz mit einer Arbeit<br />
über badische Landesgeschichte. Der Vater<br />
zweier Töchter ist seit 19 Jahren mit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>-<br />
und Jugendpsychiaterin Petra Brenneisen-Kubon<br />
verheiratet.<br />
beispielsweise beim interkommunalen<br />
Gewerbeflächenpool zu. Dort sei<br />
auch die Stadt Trossingen dabei. Abgestimmt<br />
<strong>werde</strong>, wer welche Flächen<br />
einbringe. Ziel sei ein gemeinsamer<br />
Auftritt nach außen. Die Bündelung<br />
könne durch das Oberzentrum gemacht<br />
<strong>werde</strong>n, eine Satzung für den<br />
interkommunalen Gewerbeflächenpool<br />
liege zwischenzeitlich vor.<br />
Stichwort Ersatz für das Beethovenhaus:<br />
„Das Beethovenhaus ist extrem<br />
unwirtschaftlich, wir halten es,<br />
solange es geht“, so <strong>der</strong> <strong>OB</strong>. Angesichts<br />
<strong>der</strong> Finanzsituation <strong>der</strong> Stadt<br />
sei <strong>der</strong>zeit kein Geld für eine neue<br />
Stadthalle in Schwenningen als Ersatz<br />
für das Beethovenhaus vorhanden,<br />
macht <strong>der</strong> Oberbürgermeister<br />
deutlich. Im Rahmen des Wettbewerbs<br />
zur Realisierung des High-<br />
Tech-Atriums <strong>werde</strong> eine Art Masterplan<br />
erstellt, wie eine solche Stadthalle<br />
einmal auf dem ehemaligen Jäckle-<br />
Areal anzusiedeln sei.<br />
Wie schnell nun eine neue Stadthalle<br />
gebaut <strong>werde</strong>n kann, hänge von<br />
<strong>der</strong> Finanzentwicklung <strong>der</strong> Stadt ab.<br />
Kubon geht davon aus, dass es länger<br />
gehen wird mit <strong>der</strong> Erholung <strong>der</strong><br />
Steuereinnahmen als in früheren Jahren.<br />
Dafür seien einmal Än<strong>der</strong>ungen<br />
Donnerstag, 14. Oktober 2010<br />
in <strong>der</strong> Gesetzgebung verantwortlich.<br />
Auch <strong>werde</strong> in Wirtschaftskreisen<br />
diskutiert, ob man künftig weiter mit<br />
sogenannten „Sägezahnzyklen“<br />
rechnen müsse: Das bedeute heftige<br />
Auftragseinbrüche in einem Jahr, gefolgt<br />
von einer Erholungsphase. Das<br />
bedeutet aber weniger wirtschaftliche<br />
Stabilität und Berechenbarkeit<br />
nicht nur für die Unternehmen son<strong>der</strong>n<br />
auch für die Kommunen, die ja<br />
im starken Maße bei ihren Finanzen<br />
von Steuermitteln abhängen. „Wenn<br />
es im einen Jahr so stark runter geht<br />
und im nächsten Jahr wie<strong>der</strong> rauf,<br />
dann stellt sich für die Stadt die Frage,<br />
wie wir das ausgleichen.“<br />
Stichwort Freibad: In naher und<br />
mittlerer Zukunft sieht Kubon keine<br />
Chance für ein Freibad in Schwenningen.<br />
Bereits jetzt schlügen jährlich<br />
drei Millionen Euro Abmangel für die<br />
Stadt für den Bä<strong>der</strong>betrieb zu Buche.<br />
Dazu komme, dass die Komforterwartungen<br />
<strong>der</strong> meisten Badegäste<br />
heute höher sei. Das bedeute, dass<br />
Freibä<strong>der</strong> wärmeres Wasser aufweisen<br />
müssten, um Gäste anzulocken,<br />
und das sei wie<strong>der</strong>um mit erheblichen<br />
Mehrkosten verbunden.<br />
Stichwort kommunaler Ordnungsdienst:<br />
Mit den Verän<strong>der</strong>ungen<br />
beim kommunalen Ordnungs-<br />
dienst habe die Stadt auf ein nachhaltiges<br />
Sicherheitsbedürfnis <strong>der</strong> Bürger<br />
reagiert, so <strong>der</strong> Oberbürgermeister.<br />
„Wir haben inzwischen im Land<br />
einen <strong>der</strong> fittesten Gemeindevollzugsdienste.“<br />
Die Polizeidirektion VS<br />
habe ein Personalproblem: In den<br />
letzten Jahren sei die Zahl <strong>der</strong> dort<br />
beschäftigten Polizeibeamten von<br />
380 auf 320 runter gegangen. Weil<br />
weniger junge Beamte nachrückten,<br />
steige <strong>der</strong> Altersschnitt <strong>der</strong> Beamten,<br />
sodass zunehmend weniger für Streifendienste<br />
zur Verfügung stünden.<br />
Die Stärkung des städtischen Ordnungsdienstes<br />
sei also nur folgerichtig.<br />
„Er ist wirksam und kommt positiv<br />
an“, sagt Kubon. Es gebe inzwischen<br />
weniger Bürgerbesch<strong>werde</strong>n<br />
über Vandalismus und Randalierer.<br />
„Ich möchte, dass diese hoheitliche<br />
Aufgabe bleibt und keine privaten Sicherheitsdienste.<br />
Je<strong>der</strong> Bürger muss<br />
ein Anrecht auf ein bestimmtes Maß<br />
an Sicherheit haben.“<br />
Kubon ist zufrieden mit seiner Bilanz<br />
als Oberbürgermeister. „Ich habe<br />
in den vergangenen acht Jahren<br />
viel hinbekommen. Das Tempo<br />
bleibt. Das Glas ist jetzt halb voll, und<br />
ich will es voll machen.“ coh
<strong>OB</strong>ERBÜRGERMEISTERWAHL EXTRA<br />
„Ich rolle das Feld von hinten auf“<br />
<strong>OB</strong>-Kandidat Stefan Natschke zu Gast bei <strong>der</strong> NECKARQUELLE / „Bin einer, <strong>der</strong> sich traut“<br />
Stefan Natschke ist einer <strong>der</strong><br />
vier Kandidaten, die am 24. Oktober<br />
zur <strong>OB</strong>-Wahl in VS antreten.<br />
Und Natschke ist überzeugt<br />
davon, dass er eine große Chance<br />
hat, den <strong>der</strong>zeitigen Amtsinhaber<br />
aus dem Sattel zu hieven.<br />
Natschke: „Es <strong>werde</strong>n sich noch<br />
manche wun<strong>der</strong>n.“<br />
Villingen-Schwenningen. Stefan<br />
Natschke ist seit eineinhalb Jahren<br />
arbeitslos – Hartz-IV-Empfänger.<br />
Aber einer, <strong>der</strong> es wissen will. Und<br />
wenn er auf <strong>der</strong> Redaktion <strong>der</strong> NE-<br />
CKARQUELLE erzählt, dass er Oberbürgermeister<br />
<strong>dieser</strong> Stadt <strong>werde</strong>n<br />
wird, dann meint er dies, so sagt er,<br />
ernst. Natschke: „Ich bin kein Spaßkandidat:“<br />
Und er strahlt Selbstbewusstsein<br />
aus: „Wenn nicht ich, wer<br />
dann?“<br />
Stichwort Bürgernähe: Natschke<br />
glaubt, dass er <strong>der</strong> Mann ist, <strong>der</strong> das<br />
Ohr am Volk hat, <strong>der</strong> weiß, was die<br />
Menschen in <strong>dieser</strong> Stadt denken.<br />
Und er macht eine große Unzufriedenheit<br />
aus. Dies habe er bei vielen<br />
Gesprächen immer wie<strong>der</strong> gehört.<br />
„Wer“, so sagt er, „denkt darüber<br />
nach, wie man Rentnern und Arbeitslosen<br />
helfen kann? Wer nimmt zur<br />
Kenntnis, was die Menschen <strong>dieser</strong><br />
Stadt wirklich wollen?“ Er glaubt,<br />
dies zu wissen, schließlich kenne er<br />
seine Stadt, sei in Villingen und in<br />
Schwenningen unterwegs. Die seiner<br />
Meinung nach fehlende Bürgernähe<br />
des jetzigen Amtsinhabers habe ihn<br />
dazu motiviert, selbst anzutreten.<br />
Was Kubon da falsch gemacht hat?<br />
Nun, Natschke könnte – so lässt er<br />
durchblicken – einiges darüber erzählen.<br />
Nur, er tut es nicht, behält es<br />
lieber für sich. Das – so sagt er – gebieten<br />
<strong>der</strong> Respekt und die Höflichkeit.<br />
Stichwort Kandidaten: „Ich bin<br />
einer, <strong>der</strong> sich auskennt“, das ist<br />
einer <strong>der</strong> zentralen Punkte, die für<br />
ihn sprechen würden. Es sei doch<br />
eine absolut schwache Leistung,<br />
wenn sich in einer Stadt wie Villingen-Schwennningen<br />
mit über 56 000<br />
Stefan Natschke: „Wenn nicht ich, wer<br />
dann?“<br />
Wahlberechtigten keiner traut, sich<br />
aufstellen zu lassen. „Matusza kam<br />
von auswärts, Kubon kam von auswärts<br />
und seine jetzigen Mitbewerber<br />
Lorek und Seeburger auch. Wer sind<br />
wir denn hier? Keiner hat den Mut<br />
anzutreten.“<br />
Nun, er hat ihn. Und er rechnet<br />
sich Chancen aus, glaubt fest an<br />
einen zweiten Wahlgang und daran,<br />
dass er es dann auch packen kann,<br />
bald auf dem Stuhl des VS-Oberbürgermeisters<br />
sitzen wird. Die Resonanz<br />
auf ihn sei insbeson<strong>der</strong>e im<br />
Stadtbezirk Villingen hervorragend.<br />
Von allen Seiten erhalte er Zuspruch:<br />
„Toll, wie du das machst.“ Und in Villingen<br />
sieht er sich denn auch jetzt<br />
schon stimmenmäßig vorne, obwohl<br />
Lorek offenbar auch recht gut ankomme.<br />
In Schwenningen gebe es<br />
zwar noch Nachholbedarf – im Moment<br />
sieht er hier Kubon noch vorne<br />
– doch spätestens im zweiten Wahlgang<br />
würden die Karten neu gemischt.<br />
Im ersten, davon ist er fest<br />
Bereit für denPosten des <strong>OB</strong> in VS: Stefan Natschke. Fotos: Anne Lenze<br />
überzeugt, wird diese Wahl ohnehin<br />
nicht entschieden. Im zweiten sei er<br />
dabei. Ganz sicher. „Ich glaube an<br />
meine Chance.“ Und: „Ich bin im<br />
Gegensatz zu Lorek und Kubon parteiunabhängig.<br />
Am 24. Oktober wählt<br />
das Volk.“ Das wähle dann mehrheitlich<br />
nicht einen Parteikandidaten,<br />
son<strong>der</strong>n ihn.<br />
Stichwort Wahlkampf: Eine große<br />
Werbekampagne kann er sich nicht<br />
leisten. „Ich kann nicht „Hun<strong>der</strong>ttausend<br />
ausgeben, wie an<strong>der</strong>e.“ Natschke<br />
muss jeden Euro zweimal umdrehen.<br />
Kellogs o<strong>der</strong> VS-Brezeln gibt es<br />
bei ihm nicht. Da fehlt das Geld. Vom<br />
Sinn solcher Werbeaktionen ist er<br />
ohnehin nicht überzeugt. „Das bringt<br />
doch nichts.“ Dann hat er noch einen<br />
Tipp an seine Mitkonkurrenten. Die<br />
hätten besser kostenlose Kondome<br />
statt Brezeln o<strong>der</strong> Kellogs verteilen<br />
sollen. Das – so glaubt er - wäre zumindest<br />
bei den jungen Leuten besser<br />
angekommen. Von Hausbesuchen<br />
hält er übrigens ebenfalls nicht<br />
sehr viel. Das hat für ihn irgendetwas<br />
mit „Schleimen“ zu tun. Er redet mit<br />
den Menschen auf <strong>der</strong> Straße bei<br />
Veranstaltungen, in Gaststätten; da,<br />
wo er sie trifft.<br />
Mit wenig Geld viel erreichen, das<br />
ist sein Wahlkampf. Natschke macht<br />
zusammen mit seiner Verlobten Marina<br />
Hornberger nahezu alles selbst.<br />
Er trägt seine Wahlkampfflyer aus,<br />
wird in den nächsten Tagen seine<br />
Plakate selbst aufhängen, ist sozusagen<br />
rund um die Uhr im Einsatz. Und<br />
es scheint im Spaß zu machen. Beson<strong>der</strong>s<br />
dann, wenn man solche Erlebnisse<br />
hat, wie er kürzlich, als – so<br />
erzählt er – ein Bürger seinen bereits<br />
ausgefüllten Stimmzettel zerrissen<br />
und einen neuen geholt hat. Und<br />
warum? Nun, um das Kreuzchen hinter<br />
Natschkes Namen zu machen.<br />
Dass er <strong>der</strong> vierte Bewerber auf <strong>der</strong><br />
Liste ist, das ist für ihn kein Nach-,<br />
son<strong>der</strong>n eher ein Vorteil. Viele würden<br />
ihr Kreuzchen ganz vorne o<strong>der</strong><br />
ganz hinten machen. Die in <strong>der</strong> Mitte<br />
hätten dagegen gewisse Probleme. Er<br />
rolle das Feld von hinten auf und erinnert<br />
daran, „dass die letzten die<br />
Ersten sein <strong>werde</strong>n.“<br />
Das Amt des Oberbürgermeisters<br />
traut er sich zu. Schließlich hatte er<br />
im Verlauf seines Berufslebens auch<br />
schon mal acht Untergebene. Bei <strong>der</strong><br />
Stadt seien es zwar deutlich mehr,<br />
„doch da gibt es dann ja auch die<br />
Amtsleiter“. Natschke sieht sich als<br />
Ideengeber, einer, <strong>der</strong> den Laden mit<br />
neuen Ideen in Schwung bringen will.<br />
Stichwort Sparen: Auch Natschke<br />
weiß, dass die Stadt sparen muss. Im<br />
Sparen kenne er sich aus., das müsse<br />
er im täglichen Leben auch. Dies<br />
könne man nicht nur im Kleinen,<br />
son<strong>der</strong>n auch im Großen. Bei <strong>der</strong><br />
Stadt bedeutet dies für ihn zum Beispiel<br />
eine erhebliche Reduktion <strong>der</strong><br />
Verwaltungskosten. Eines <strong>der</strong> Mittel,<br />
wie er die herunter bekommen<br />
möchte, ist die Zusammenlegung von<br />
Ämtern. Da wäre für ihn ein neues<br />
zentrales Rathaus beim neuen Klinikum<br />
zwischen den beiden Stadtbezirken<br />
durchaus ein richtiger Schritt.<br />
Nur, das kann man sich seiner Meinung<br />
nach im Moment nun wirklich<br />
nicht leisten. Also muss eine Zwischenlösung<br />
her. Das heißt für ihn<br />
Ämter von Villingen nach Schwenningen<br />
verlagern, wo es seiner Meinung<br />
nach im leer stehenden Rössle<br />
viel Platz geben würde. So könnte<br />
auch erheblich Personal eingespart<br />
<strong>werde</strong>n, wobei dies für ihn ein<br />
schrittweiser Prozess ist. „Wir können<br />
die Leute ja nicht einfach auf die<br />
Straße setzen.“ Kurz, nachdem er die<br />
Idee geäußert hatte, musste er sie<br />
dann aber auch schon wie<strong>der</strong> beerdigen,<br />
als er mitbekam, dass das<br />
Rössle gar nicht <strong>der</strong> Stadt gehört.<br />
Er weiß, dass seine Idee vom Rathausstandort<br />
Schwenningen in Villingen<br />
möglicherweise ohnehin nicht<br />
so gut angekommen wäre, doch er<br />
macht auch deutlich, dass ja nicht alles<br />
abgezogen würde, son<strong>der</strong>n die<br />
Grundversorgung über das Bürgeramt<br />
aufrecht erhalten <strong>werde</strong>n müsse.<br />
Dies auch bei einem zentralen Rathausbau.<br />
So wie bisher könne es<br />
jedenfalls nicht weitergehen. Natschke:<br />
„Wenn ich nur daran denke, was<br />
alleine Oberbürgermeister Kubon<br />
zwischen den beiden großen Stadtbezirken<br />
hin- und herfahren muss.<br />
Was da Zeit und Geld auf <strong>der</strong> Straße<br />
liegen bleibt.“ Wirtschaftlich for<strong>der</strong>t<br />
Natschke unter an<strong>der</strong>em eine deutliche<br />
Aufwertung des Tourismusstandbeines.<br />
Hier könne und müsse<br />
wesentlich mehr getan <strong>werde</strong>n, als<br />
bisher.<br />
Noch etwas stört ihn. Viele <strong>der</strong> vielen<br />
städtischen Gebäude würden zu<br />
viel Energie verbrauchen. Auch hier<br />
würde sich was machen lassen. Zum<br />
Beispiel an <strong>der</strong> Karl-Brachat-Realschule.<br />
Wenn wir schon bei den Gebäuden<br />
sind. Natschke hält überhaupt<br />
nichts davon, nach <strong>der</strong> Inbe-<br />
ZUR PERSON<br />
Stefan Natschke ist 1968 in Villingen geboren.<br />
Seit 2006 lebt er mit seiner Lebensgefährtin<br />
Marina Hornberger zusammen.<br />
Natschke hat eine Ausbildung zum Industriekaufmann<br />
und zum Zerspanungsmechaniker<br />
absolviert. Derzeit ist er Hartz-IV-Empfängner<br />
und arbeitslos. Eines von Natschkes<br />
Hobby ist Musik – vor allem Rockmusik.<br />
triebnahme des neuen Klinikums die<br />
bisherigen Standorte in Villingen und<br />
Schwenningen abzureißen und dort<br />
eine neue Wohnbebauung zu errichten.<br />
In Schwenningen mit seinen vielen<br />
Studenten könnten im ehemaligen<br />
Klinikum mit relativ wenig Aufwand<br />
Studentenwohnungen eingerichtet<br />
<strong>werde</strong>n, und in Villingen sieht<br />
er Chancen, „dass wir hier etwas für<br />
die älteren Menschen tun könnten,<br />
beispielsweise ein Altenwohnheim<br />
etablieren.“<br />
Stichwort Investitionen: Der <strong>OB</strong>-<br />
Kandidat sieht im übrigen in den letzten<br />
Jahren einen deutlichen Investitionsschwerpunkt<br />
in Schwenningen<br />
und eine Vernachlässigung des<br />
Stadtbezirkes Villingen. Das Verhältnis<br />
sei nicht mehr in <strong>der</strong> Waage. Bei<br />
<strong>OB</strong> Matusza sei dies – im Gegensatz<br />
zur Amtszeit des jetzigen Oberbürgermeisters<br />
– noch <strong>der</strong> Fall gewesen.<br />
In Schwenningen seien die Straßen in<br />
<strong>der</strong> Regel beispielsweise gut asphaltiert<br />
(„Es gibt auch Ausnahmen“),<br />
während in Villingen praktisch alles<br />
marode sei. An die bröckelnde<br />
Stadtmauer will er erst gar nicht denken.<br />
Man müsse deshalb künftig<br />
mehr Geld in die Villinger Altstadt<br />
stecken.<br />
Ein Ausspielen zwischen den beiden<br />
Stadtbezirken kommt für ihn<br />
Freitag, 15. Oktober 2010<br />
aber nicht in Frage. Natschke: „Ich<br />
bin Villingen-Schwenninger“. Dies,<br />
obwohl ihm die lange Bezeichnung<br />
dann doch etwas schwer über die<br />
Lippen kommt. Sein großer Wunsch<br />
ist, „dass diese Stadt zusammenwächst.“<br />
Nicht nur was die bauliche<br />
Seite anbetreffe, son<strong>der</strong>n man müsse<br />
vor allem auch die Trennung im Kopf<br />
überwinden. Die jungen Leute seien<br />
da „sehr weltoffen“, viele Ältere lei<strong>der</strong><br />
weniger, wobei er festgestellt habe,<br />
dass das „trennende Denken in Villingen<br />
etwas mehr verbreitet ist, als<br />
in Schwenningen.“<br />
Stichwort Vereine: Sicher ist für<br />
ihn auch: Die Stadt muss mehr als<br />
bisher die Vereine unterstützen.<br />
Denn die wie<strong>der</strong>um würden unwahrscheinlich<br />
viel für die Stadt tun, jede<br />
Menge Jugendarbeit leisten und so<br />
dafür sorgen, dass die Jugendlichen<br />
„von <strong>der</strong> Straße weg sind.“ Es könne<br />
beispielsweise nicht sein, dass <strong>der</strong><br />
VfB Villingen seine Vereinsheimsanierung<br />
nahezu selbst habe bezahlen<br />
müssen, nicht mal die Materialkosten<br />
Das Lachen ist dem <strong>OB</strong>-Kandidaten aus Villingen in diesem Wahlkampf offenbar noch<br />
nicht vergangen. Fotos: Anne Lenze<br />
erstattet bekommen habe, während<br />
an<strong>der</strong>e Millionen bekommen würden.<br />
Der <strong>OB</strong>-Kandidat spielt in diesem<br />
Zusammenhang auf die<br />
Schwenninger Wild Wings an, wobei<br />
er im Prinzip nichts gegen <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ung<br />
hat, „nur weniger würde es<br />
auch tun.“<br />
Er sehe auch nicht ein, dass beispielsweise<br />
Musikvereine für ihre<br />
Räumlichkeiten auch noch Geld bezahlen<br />
müssten. Man dürfe die vielen<br />
kultur- und sporttreibenden Vereine<br />
nicht hängen lassen. Aber auch an die<br />
Clubs und Vereine hat <strong>der</strong> <strong>OB</strong>-Kandidat<br />
Erwartungen ,will sie nicht außen<br />
vor lassen. Auch sie könnten ihre Anstrengungen<br />
durchaus noch verstärken,<br />
wenn es darum gehe, die eigenen<br />
Kassen aufzufrischen. Er for<strong>der</strong>t<br />
auch, dass die Stadt die Möglichkeit<br />
verbessert, dass auch Kin<strong>der</strong> von<br />
Hartz IV-Familien in den Genuss <strong>der</strong><br />
Vereinsangebote kommen können.<br />
Es sei nun einmal beispielsweise nun<br />
einmal so, dass sich diese Kin<strong>der</strong> häufig<br />
nicht einmal die Kickschuhe leisten<br />
könnten.<br />
Insgesamt komme es darauf an, in<br />
guter Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
und dem Gemein<strong>der</strong>at die<br />
Grundlage für Projekte zu legen, die<br />
die Lebensqualität in unserer Stadt<br />
steigern würden. gb