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„Ich werde der nächste OB dieser Stadt“ - NQ Online

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<strong>OB</strong>ERBÜRGERMEISTERWAHL EXTRA<br />

Mittwoch, 13. Oktober 2010<br />

„Ich <strong>werde</strong> <strong>der</strong> nächste <strong>OB</strong> <strong>dieser</strong> Stadt“<br />

Peter Seeburger ist zuversichtlich / „Stoße bei Bevölkerung auf positive Resonanz / „Erst Finanzen ordnen“<br />

An Selbstbewusstsein mangelt<br />

es dem <strong>OB</strong>-Kandidaten Peter<br />

Seeburger nicht. In einem Redaktionsgespräch<br />

mit <strong>der</strong> NE-<br />

CKARQUELLE machte er deutlich,<br />

dass er fest davon ausgeht,<br />

dass er <strong>der</strong> nächste Oberbürgermeister<br />

<strong>der</strong> Stadt Villingen-<br />

Schwenningen wird.<br />

Villingen-Schwenningen. Seeburger<br />

weiß, dass er von manchen<br />

dann bislang doch eher als Außenseiter<br />

gehandelt wird. Dies ficht ihn indes<br />

nicht an. Für ihn ist das Entscheidende,<br />

wie die Bürgerinnen und Bürger<br />

in den vielen, vielen Gesprächen<br />

auf ihn reagieren würden. Gerade<br />

hier stoße er auf eine überaus große<br />

positive Resonanz. Er ist sich sicher:<br />

„Ich komme bei vielen Menschen<br />

hier hervorragend an.“ Und er spüre,<br />

dass viele „den Wechsel, eine an<strong>der</strong>e<br />

Politik und einen an<strong>der</strong>en Politikstil<br />

in <strong>dieser</strong> Stadt wollen.“ Eines ist für<br />

Seeburger klar: „Mein größter Konkurrent<br />

am 24. Oktober ist nicht Lorek,<br />

auch nicht Natschke, son<strong>der</strong>n<br />

Peter Seeburger: „Nicht mehr ausgeben, als wir einnehmen“.<br />

Kubon.“<br />

Stichwort Unabhängigkeit: Die<br />

Schlappen, die er bei den Kandidatenvorstellungen<br />

<strong>der</strong> FDP und <strong>der</strong><br />

Freien Wähler hinnehmen musste,<br />

stören ihn zwischenzeitlich längst<br />

nicht mehr. Seeburger: „Ich bin niemanden<br />

verpflichtet, völlig unabhängig.<br />

Ich muss nach <strong>der</strong> Wahl auch<br />

keiner Organisation, keiner Lobby<br />

o<strong>der</strong> Partei Danke sagen.“ Er sei<br />

schon immer ein politisch interessierter<br />

Mensch gewesen, aber kein<br />

Mitglied einer Partei. Im Gegensatz<br />

zu Kubon und Lorek, die im Wahlkampf<br />

bei dessen Organisation dann<br />

auch auf die Unterstützung von SPD<br />

beziehungsweise CDU setzen könnten,<br />

mache er dies ohne jeden parteipolitischen<br />

Hintergrund. Viele Bürgerinnen<br />

und Bürger würden ihm signalisieren,<br />

dass sie sich darüber freuen,<br />

dass sie mit ihm einen parteiunabhängigen<br />

Kandidaten als Alternative<br />

hätten.<br />

Stichwort: Eignung: Seeburger<br />

glaubt, dass er <strong>der</strong> richtige Mann für<br />

das Amt des Oberbürgermeisters ist.<br />

Er bringe auch die dafür erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Voraussetzungen mit, habe gezielt<br />

auf eine Kandidatur für das Amt<br />

eines Oberbürgermeisters hingearbeitet.<br />

Will heißen, er hat seine Ausund<br />

Weiterbildung „so gesteuert,<br />

dass ich fit für dieses Amt bin.“ Derzeit<br />

ist er Manager bei <strong>der</strong> Telekom,<br />

leitet dort die Kundenservice GmbH<br />

mit rund 2000 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter. Ursprünglich habe er –<br />

damals war die Telekom noch ein<br />

staatlicher Konzern – die Verwaltung<br />

im mittleren und gehobenen Dienst<br />

absolviert, ein Studium für Nachrich-<br />

tentechnik gemacht, in einem weiteren<br />

Schritt Betriebswirtschaft studiert<br />

und dann, „<strong>der</strong> Psychologie wegen“<br />

eine Ausbildung zum Coach und<br />

Kommunikationsmanager abgeschlossen.<br />

Er habe in den Jahren seiner Tätigkeit<br />

an <strong>der</strong> Umwandlung <strong>der</strong> Telekom<br />

von einer Behörde zu einem großen<br />

Wirtschaftsunternehmen aktiv mitgewirkt<br />

und hier Erfahrungen sammeln<br />

können, „die mir ganz sicher in<br />

meinem Amt als Oberbürgermeisters<br />

zugute kommen <strong>werde</strong>n.“ Er lässt in<br />

dem Redaktionsgespräch auch keinen<br />

Zweifel daran, wo er seine großen<br />

Stärken sieht: in seiner Teamfähigkeit,<br />

die letztlich eines zum Ziel habe:<br />

die gesteckten Ziele zu erreichen.<br />

Und dies in einem relativ raschen<br />

Zeitraum. Er bringe aus seiner beruflichen<br />

Tätigkeit genügend Erfahrung<br />

im Projekt- und Krisenmanagement<br />

mit. Etwas, was diese Stadt brauchen<br />

könne.<br />

Dass Seeburger an sich und seine<br />

Chancen glaubt, wird auch daraus ersichtlich,<br />

dass er in <strong>der</strong> Zwischenzeit<br />

ein richtiges Wahlkampfteam um<br />

sich herum aufgebaut hat, das ihm<br />

helfen soll, sein großes Ziel zu erreichen:<br />

am 24. Oktober die Wahl zu gewinnen.<br />

Dafür tut er alles, nimmt jede<br />

Menge Termine wahr, läuft sich<br />

mit Hausbesuchen die Hacken ab.<br />

Sollte es mit dem Wahlsieg im ersten<br />

Wahlgang dann doch nicht klappen,<br />

will er sich nach dem ersten Wahlsonntag<br />

neue Gedanken machen.<br />

Dann würden die Karten neu gemischt.<br />

Und bei einem starken Abschneiden,<br />

wie es sich Seeburger erwartet,<br />

erneut mit ihm. Schon jetzt<br />

Mit Optimusmus geht Peter Seeburger am 24. Oktober die <strong>OB</strong>-Wahlen.<br />

macht er übrigens deutlich, dass er<br />

bei einer Wahl am 24. Oktober in acht<br />

Jahren noch einmal ins Rennen gehen<br />

würde.<br />

Der Manager will im Falle seiner<br />

Wahl vor allem eines: die Bürgerinnen<br />

und Bürger „<strong>dieser</strong> liebenswerten<br />

Stadt“ („meine Traumstadt“)<br />

noch stärker in die Entscheidungsprozesse<br />

einbinden, als dies bisher<br />

<strong>der</strong> Fall war.“ Will heißen: Er möchte,<br />

dass engagierte Menschen, Vereine<br />

und Unternehmen in einem Bürgerforum<br />

zusammenkommen. Dieses<br />

Instrument <strong>der</strong> Bürgerbeteiligung<br />

gehe zum Beispiel über das Modell<br />

des Bürgerhaushaltes hinaus, mit<br />

dem Lorek operieren wolle. Ein Seniorenbeirat<br />

und ein Jugendrat sollen<br />

dieses Modell ergänzen. Instrumente,<br />

die in <strong>der</strong> Stadt dann auch eine Art<br />

Vordenkerfunktion auch für den Gemein<strong>der</strong>at<br />

einnehmen würden. Auf<br />

diese Art und Weise <strong>werde</strong> die Politik<br />

<strong>dieser</strong> Stadt auch transparenter.<br />

Stichwort Finanzen: Oberste Priorität<br />

hat für Seeeburger <strong>der</strong> Haushalt.<br />

Sein Credo: „Wir können künftig nur<br />

noch so viel Geld ausgeben, wie wir<br />

einnehmen.“ Der Manager ist da<br />

knallhart: „Wenn uns in zwei Jahren<br />

40 Millionen Euro fehlen, müssen wir<br />

eben 40 Millionen einsparen.“ Er<br />

wolle die Verschuldung <strong>der</strong> Stadt Villingen-Schwenningen<br />

möglichst<br />

rasch zurückfahren, damit die „erdrückend<br />

hohe Zinsbelastung“ senken,<br />

um so Geld für neue Investitionen<br />

<strong>der</strong> Stadt freizubekommen. Dabei<br />

müsse man sich schnellsten von<br />

<strong>der</strong> aufgrund <strong>der</strong> schwierigen Haushaltslage<br />

gegebenen Bevormundung<br />

des Regierungspräsidiums freischwimmen.<br />

Wie er das hinbekommen<br />

wolle? Nun, <strong>der</strong> <strong>OB</strong>-Bewerber<br />

verweist darauf, dass die Wirtschaft<br />

<strong>der</strong>zeit auf Erholungskurs ist, was<br />

sich letztlich auch auf den städtischen<br />

Haushalt nie<strong>der</strong>schlagen <strong>werde</strong>.<br />

Auch sonst gelte es in <strong>der</strong> Stadt<br />

Einsparmöglichkeitenauszuloten<br />

Zur Person<br />

Peter Seeburger ist 1957 geboren, verheiratet<br />

und hat eine 16-jährige Tochter. Seeburger<br />

hat ein Studium <strong>der</strong> Nachrichtentechnik<br />

und <strong>der</strong> Betriebswirtschaft und hat eine<br />

Ausbildung zum Coach absolviert. Er arbeitet<br />

als leiten<strong>der</strong> Angestellter bei <strong>der</strong> Telekom,<br />

leitet dort die Kundenservice GmbH mit rund<br />

2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Seine<br />

Hobbys sind Radfahren, Bergsteigen und<br />

Skifahren. Die Familie Seeburger lebt in Irslingen,<br />

einem Ortsteil von Dietingen im Kreis<br />

Rottweil<br />

und Investitionen erst dann vorzunehmen,<br />

wenn auch <strong>der</strong>en Finanzierung<br />

zu machen sei.<br />

Mehreinnahmen dürften zunächst<br />

einmal nicht für neue Investitionen<br />

son<strong>der</strong>n „eins zu eins“ zum Schuldenabbau<br />

verwendet <strong>werde</strong>n. Eines<br />

kommt für Seeburger bei <strong>der</strong> Haushaltskonsolidierung<br />

nicht in Frage:<br />

weitere Steuererhöhungen. Nicht bei<br />

<strong>der</strong> Gewerbesteuer und nicht bei <strong>der</strong><br />

Grundsteuer. Schließlich gehe es<br />

auch um die Attraktivität des Standortes<br />

Villingen-Schwenningen. Man<br />

müsse Menschen in die Stadt bringen<br />

und dürfe sie nicht vertreiben. Nachdrücklich<br />

machte er sich in dem Gespräch<br />

mit <strong>der</strong> NECKARQUELLE<br />

auch für eine „antizyklische Investitionspolitik“<br />

stark. Will heißen: In guten<br />

wirtschaftlichen Zeiten auch mal<br />

die Rücklagen stärken, damit investiert<br />

<strong>werde</strong>n könne, wenn es in <strong>der</strong><br />

Wirtschaft mal nicht so läuft.<br />

Gerade die Bevölkerungsentwicklung<br />

macht dem <strong>OB</strong>-Kandidaten Sorgen.<br />

Die Tendenz bei <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

sei eher rückläufig. Und weniger<br />

Bürgerinnen und Bürger bedeuteten<br />

automatisch auch weniger Einnahmen.<br />

Villingen-Schwenningen müsse<br />

seine Stärken besser als bisher ausspielen,<br />

<strong>der</strong> Abwan<strong>der</strong>ung und Stagnation<br />

Einhalt gebieten.<br />

Wichtig für ihn: die Hochschullandschaft.<br />

Für eine weitere Stärkung<br />

des Campus biete jetzt gerade auch<br />

die Nachnutzung des Landesgartenschaugeländes<br />

ausgezeichnete Möglichkeiten,<br />

die es auch zu nutzen gelte.<br />

„Wir müssen gut ausgebildete<br />

Fachkräfte in <strong>der</strong> Region halten und<br />

neue nach Villingen-Schwenningen<br />

bekommen. Hierin liege ein Großteil<br />

<strong>der</strong> Zukunft <strong>dieser</strong> Stadt.“ Ohne eine<br />

starke Wirtschaft gehe auch in Villingen-Schwenningen<br />

nicht viel. Der<br />

Wirtschaftsstandort Villingen-<br />

Schwenningen stagniere seit Jahren.<br />

Zu einem wichtigen Standortfaktor<br />

gehört in diesem Zusammenhang für<br />

Seeburger auch eine hoch qualifizierte<br />

Schul- und Ausbildung. Die Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf<br />

müsse gestärkt <strong>werde</strong>n. Dazu gehört<br />

für den Manager auch <strong>der</strong> Ausbau des<br />

Angebotes einer Ganztagesbetreuung.<br />

Für Seeburger ist nicht nachvollziehbar,<br />

warum es am Deutenberg<br />

ein solches Angebot noch nicht gibt.<br />

Der <strong>OB</strong>-Kandidat for<strong>der</strong>t darüber<br />

hinaus auch bessere Möglichkeiten<br />

für Schülerinnen und Schüler zu bilinualem<br />

Unterricht und will im Falle<br />

seiner Wahl in Villingen-Schwenningen<br />

eine internationale Schule aufbauen.<br />

Einen Wirtschaftsbereich sieht<br />

Seeburger in <strong>der</strong> Stadt bislang doch<br />

erheblich vernachlässigt: <strong>der</strong> Tourismus.<br />

Hier seien die Möglichkeiten<br />

noch längst nicht alle ausgeschöpft.<br />

Dabei gebe es viele Gründe, Villingen-Schwenningen<br />

zu besuchen. Der<br />

Reiz <strong>der</strong> Stadt, die Landschaft, die<br />

Nähe zum Bodensee, zum Kernschwarzwald,<br />

zu Städten wie Freiburg<br />

und Stuttgart und, und, und. Er erinnerte<br />

daran, dass Villingen-Schwenningen<br />

bei einer Focus-Untersuchung<br />

vor Jahren in einer Rangliste<br />

<strong>der</strong> lebenswerten Städte auf Platz eins<br />

gelandet sei. Seeburger: „Und was hat<br />

man vor Ort aus diesem Pfund gemacht?<br />

So gut wie nichts. Für ihn eine<br />

große, vertane Chance.<br />

Stichwort: Innenstädte: Ein nachdrückliches<br />

Bekenntnis legt <strong>der</strong> <strong>OB</strong>-<br />

Kandidat zur Stärkung <strong>der</strong> Innenstädte<br />

ab. Seeburger will vor allem die<br />

brach liegenden Flächen belegen,<br />

verweist in diesem Zusammenhang<br />

auf das alte Tonhallenareal im Stadtbezirk<br />

Villingen und das vor sich hin<br />

dümpelnde leer stehende Einkaufszentrum<br />

Rössle im Stadtbezirk<br />

Schwenningen. Letzteres für Seeburger<br />

eine Geschichte, wo wirklich<br />

ganz schnell etwas passieren müsse.<br />

Hier müsse die Stadt dann auch entschieden<br />

alle Entwicklungen unterstützen,<br />

die zu einer Wie<strong>der</strong>belebung<br />

führen könnten.<br />

Ein ganz beson<strong>der</strong>es Anliegen für<br />

ihn auch <strong>der</strong> Marktplatz in Schwenningen,<br />

<strong>der</strong> auf jeden Fall attraktiver<br />

<strong>werde</strong>n müsse. So jedenfalls, wie er<br />

sich jetzt präsentiere, sei dies kein<br />

Zustand, <strong>der</strong> hingenommen <strong>werde</strong>n<br />

könne.<br />

Hier vermisst er die aktive und<br />

starke Einwirkung <strong>der</strong> Stadt, und<br />

kündigt an, dass er sich nachdrücklich<br />

um konkrete Ansiedelungsmöglichkeiten<br />

vor allem im Dienstleistungsbereich<br />

(Beispiel Gastronomie<br />

für Studenten), aber auch im Bereich<br />

des Handels kümmern wolle. Hierfür<br />

sei eine aktive Zusammenarbeit zwischen<br />

den Anwohnern, Eigentümern,<br />

potenziellen Investoren und <strong>der</strong> Stadt<br />

notwenig. Für ihn sei dies eine „ganz<br />

drängende Aufgabe“.<br />

Ein Thema ist für Seeburger auch<br />

das Thema XXXL-Lutz, wobei er<br />

Zweifel am Sinn des vorgesehenen<br />

Standortes hat. Diesen müsse man<br />

Leitet <strong>der</strong>zeit bei <strong>der</strong> Telekom die Kundenservice<br />

GmbH mit 2000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern: Peter Seeburger.<br />

noch einmal prüfen. Ihm schwebe da<br />

ein an<strong>der</strong>er vor. Nennen wollte er ihn<br />

aber zum jetzigen Zeitpunkt noch<br />

nicht.<br />

Eines ist für ihn klar: „Wir müssen<br />

die beiden großen Stadtbezirke zusammenführen.“<br />

Dabei ist für ihn <strong>der</strong><br />

Neubau des Schwarzwald-Baar-Klinikums<br />

in Villingen-Schwenningen<br />

ein „echtes Leuchtturmprojekt“, das<br />

ein Meilenstein in <strong>der</strong> Entwicklung<br />

eines weiteren Zusammenwachsens<br />

<strong>der</strong> beiden Stadtbezirke auch in baulicher<br />

Hinsicht sein könnte. Da habe<br />

man noch viele Möglichkeiten. Seeburger<br />

abschließend: „Ich will mein<br />

Amt geradlinig, bürgernah und tatkräftig<br />

ausführen.“ gb


<strong>OB</strong>ERBÜRGERMEISTERWAHL EXTRA<br />

Lorek will Kubon den Rang ablaufen<br />

Am 24. Oktober ist Oberbürgermeisterwahl in VS: Redaktionsgespräch mit Siegfried Lorek (CDU)<br />

Der Mann will „loslegen für VS“.<br />

So steht es auf den Plakaten, die<br />

Siegfried Loreks Wahlkampfteam<br />

geklebt hat. Kenner <strong>der</strong><br />

örtlichen Kommunalpolitik sehen<br />

in dem 33-Jährigen CDU-<br />

Mann einen ernstzunehmenden<br />

Herausfor<strong>der</strong>er des Amtsinhabers<br />

Dr. Kubon (SPD).<br />

Villingen-Schwenningen. CDU<br />

gegen SPD, diese Konfliktlinie hat<br />

Tradition. Auch bei Oberbürgermeisterwahlen<br />

im Oberzentrum. Von Parteipolitik<br />

will Siegfried Lorek freilich<br />

nichts wissen. Im Dialog mit Redakteuren<br />

<strong>der</strong> NECKARQUELLE spricht<br />

er von einer „Persönlichkeitswahl“.<br />

Und die will er gewinnen. Ohne wenn<br />

und aber. Wer dran denke, dass er so<br />

ein Ding verlieren könnte, wolle gar<br />

nämlich nicht wirklich gewinnen,<br />

mutmaßt er. Eine an<strong>der</strong>e Option in<br />

Betracht zu ziehen weigert er sich. Lorekt<br />

weiß, wie Karriere geht: Die<br />

nächste Station ist immer die wichtigste.<br />

Die Stadt Villingen-Schwenningen,<br />

erklärt er, habe er sich ganz bewusst<br />

ausgesucht für seine Kandidatur.<br />

Nicht nur, weil er hier an <strong>der</strong> Polizeihochschule<br />

studiert und eine Zeit<br />

lang in <strong>der</strong> Polizeidirektion als Leiter<br />

des Führungs- und Einsatzstabes gearbeitet<br />

hat. Son<strong>der</strong>n auch, weil es<br />

hier um seine Erfolgschancen nicht<br />

schlecht bestellt sei.<br />

Lorek setzt alles daran, Kubon im<br />

wörtlichen Sinne den Rang abzulaufen.<br />

Tagtäglich macht er Kilometer in<br />

<strong>der</strong> Stadt, marschiert von Haus zu<br />

Haus, um für sich zu werben. Als<br />

Werbegag verschenkt <strong>der</strong> ambitionierte<br />

Polizist Haferflocken. 12 000<br />

Päckchen hat er schon unters Wahlvolk<br />

gebracht, und bis 24. Oktober<br />

sollen noch ein paar tausend mehr<br />

neue Besitzer finden. Eine „fünfstellige“<br />

Zahl an Hausbesuchen habe er<br />

sich vorgenommen, doch das, meint<br />

er, <strong>werde</strong> er wohl nicht ganz schaffen.<br />

Was das Pensum betrifft, dürfte er<br />

Kubon allerdings überholen; <strong>der</strong><br />

Amtsinhaber, ein zäher Wahlkämpfer<br />

allenthalben, geht davon aus, dass er<br />

am Wahltag rund 3500 Haushalte abgeklappert<br />

haben wird.<br />

Würde je<strong>der</strong> Hausbesuch also mit<br />

einer Stimme honoriert, ginge Loreks<br />

Rechnung auf. Wenn es denn nur so<br />

einfach wäre. Dennoch zählt Siegfried<br />

Lorek seine Kontakte. „800 waren<br />

es wie<strong>der</strong> am vergangenen Wochenende“,<br />

bilanziert er. Ins Internet<br />

hat er Bil<strong>der</strong> von sich gestellt, Bil<strong>der</strong>,<br />

die einen gut aussehenden jungen<br />

Mann mit blauem Hemd und Jeanshose<br />

zeigen, <strong>der</strong> zusammen mit seiner<br />

hübschen Freundin in <strong>der</strong> Stadt<br />

unterwegs ist und Kontakte knüpft.<br />

Ungezwungen haben sich die beiden<br />

mit an<strong>der</strong>en jungen Leuten ins Gras<br />

des Mautheparks gesetzt, und <strong>der</strong><br />

Fotograf hat abgedrückt. So gefällt<br />

sich Kandidat L – in <strong>der</strong> Kneipe hat er<br />

am Wochenende einen Satzfetzen<br />

aufgeschnappt, <strong>der</strong> vom Nebentisch<br />

Die Hoffnung <strong>der</strong> CDU: Mit Siegfried Lorek wollen die Christdemokraten den <strong>OB</strong>-Sessel<br />

zurückerobern. Der 33-Jährige rechnet sich gute Chancen aus, den Amtsinhaber zu besiegen.<br />

Das sagte er im Redaktionsgespräch bei <strong>der</strong> NECKARQUELLE.Fotos: Anne Lenze<br />

zu ihm gedrungen ist und nur ihm gegolten<br />

haben kann: „. . . bürgernah ist<br />

<strong>der</strong> ja!“<br />

„Man muss mehr mit den Menschen<br />

sprechen“, postuliert Siegfried<br />

Lorek folgerichtig. Eigentlich hat er in<br />

den letzten Wochen nichts an<strong>der</strong>es<br />

getan. Gelohnt hat es sich. Es ist ihm<br />

anzumerken, wie gut er sich in doppelstädtische<br />

Themen eingearbeitet<br />

hat. Wo er zu Beginn<br />

des Wahlkampfs<br />

noch ankündigte,<br />

erst<br />

mal hören zu wollen,<br />

wo den Bürger<br />

<strong>der</strong> Schuh<br />

drückt, hat er<br />

zwischenzeitlich<br />

Standpunkte definiert,<br />

die er<br />

strukturiert darlegen<br />

kann. Ohne<br />

Frage: Lorek lernt<br />

schnell.<br />

Stichwort<br />

Politische Kultur:<br />

Er stehe für<br />

„Ehrlichkeit und<br />

Verlässlichkeit“,<br />

betont <strong>der</strong> Kandidat<br />

und spricht<br />

in diesem Zusammenhangdavon,<br />

„dass die<br />

Menschen, mit<br />

denen ich gesprochen<br />

habe,<br />

hier eine Verän<strong>der</strong>ung<br />

wünschen“. Heißt das nun,<br />

dass es unter Kubon an <strong>der</strong>gleichen<br />

Werten mangelt? Eine Nachfrage, die<br />

<strong>der</strong> Hobby-Eishockeyspieler eilends<br />

umkurvt: „Das sage ich nicht.“ Aber<br />

<strong>der</strong> Wunsch „nach einer neuen politischen<br />

Kultur“ bestehe schon. Verbesserungswürdig<br />

sei beispielsweise die<br />

Zusammenarbeit zwischen Verwaltung<br />

und Gemein<strong>der</strong>at. Inwiefern?<br />

Unzufriedenheit herrsche hier vor allem,<br />

weil „Projekte bislang in Salamitaktik<br />

eingebracht <strong>werde</strong>n“ – ein<br />

Vorwurf, den man von CDU und<br />

Freien Wählern, die Lorek offiziell<br />

unterstützen, regelmäßig hört.<br />

Stichwort Bürgerhaushalt: In Zeiten,<br />

in denen vielfach mehr Bürgerbeteiligung<br />

gefor<strong>der</strong>t wird, gehört es für<br />

<strong>OB</strong>-Kandidaten zum Standard, einen<br />

sogenannten „Bürgerhaushalt“ zu<br />

projektieren. Diese Form <strong>der</strong> Partizipation<br />

bedeutet auch für Siegfried<br />

Lorek „mehr Transparenz“. Das Rad<br />

neu zu erfinden will er freilich nicht:<br />

Es gehe auch ihm darum, auf diese<br />

Weise das Verständnis und das Engagement<br />

<strong>der</strong> Bürger für wichtige Weichenstellungen<br />

ihrer Gemeinde zu<br />

verbessern, aber auch Verständnis für<br />

Sparzwänge zu entwickeln. „Die<br />

Menschen sollen sehen, wo das Geld<br />

hingeht“, meint er. Auf jeden Fall<br />

müsse man bei einem Bürgerhaushalt<br />

„zweigleisig fahren“, müsse die<br />

Anliegen <strong>der</strong> Doppelstädter sowohl<br />

über Fragebögen als auch übers<br />

Internet abklopfen. Allerdings nicht<br />

zu detailliert – das sei beim Freiburger<br />

Bürgerhaushalt nämlich das Problem<br />

gewesen. Einerseits dürfe man<br />

die Leute nicht überfor<strong>der</strong>n, an<strong>der</strong>seits<br />

keine reinen Wunschlisten aufstellen<br />

lassen. Klar sei, dass Anliegen<br />

gegenfinanziert <strong>werde</strong>n müssen und<br />

<strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at anschließend die<br />

Prioritäten setzen <strong>werde</strong>.<br />

Stichwort Stadtentwicklung: Er<br />

denke nicht nur acht Jahre weiter,<br />

son<strong>der</strong>n 20 Jahre, beteuert Siegfried<br />

Lorek. Entscheidend für ihn sei, wo<br />

Villingen Schwenningen in <strong>dieser</strong><br />

Zeitspanne hin wolle. „Die Chancen<br />

Schwenningens“, sagt er, liegen eindeutig<br />

in <strong>der</strong> Entwicklung seiner<br />

Hochschulen.“ Hier wolle er alles<br />

daran setzen, die Vernetzung mit <strong>der</strong><br />

Industrie zu verbessern. Es sei wichtig,<br />

die Studienabsolventen im Oberzentrum<br />

zu halten um so die örtlichen<br />

Firmen zu stärken. Die Stadt<br />

müsse hier als Initiator auftreten.<br />

Wichtig ist für ihn daher, <strong>der</strong> Hochschule<br />

baldmöglichst weitere Räumlichkeiten<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Zur Person<br />

Der gebürtige Freiburger Lorek ist 33 Jahre<br />

alt und Polizist – er ist <strong>der</strong> jüngste männliche<br />

Beamte des Landes im höheren Dienst. Als<br />

solcher arbeitet er <strong>der</strong>zeit als Referent im Innenministerium<br />

des Landes Baden-Württemberg.<br />

Seit 2005 leitet er den CDU-Stadtbezirksverband<br />

Freiburg-Zähringen. Im selben<br />

Jahr wurde er auch Mitglied im Landesvorstand<br />

<strong>der</strong> Jungen Union Baden-Württemberg.<br />

2009 wurde er auch Stellvertreten<strong>der</strong><br />

Landesvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Jungen Union in Baden-Württemberg,<br />

kandidiert hierfür aber<br />

nicht mehr, um sich auf VS zu konzentrieren,<br />

wie er sagt. Loreks Freundin Gabriele Doser<br />

ist ebenfalls bei <strong>der</strong> Polizei.<br />

Sonst könne es sein, dass <strong>der</strong> Standort<br />

Tuttlingen VS hier Kapazitäten<br />

abziehe. Wichtig sei es außerdem, die<br />

Innenstadt, vor allem das brachliegende<br />

Rössle-Einkaufszentrum wie<strong>der</strong><br />

zu beleben. Wie das beim Rössle<br />

konkret gehen könnte, weiß Lorek<br />

noch nicht genau, aber da das Land<br />

Berlin nun verkaufen wolle, gehe sicher<br />

etwas. Auf jeden Fall müsse VS<br />

hier „Lobbyarbeit“ betreiben – und<br />

hierfür sei er <strong>der</strong> richtige Mann. „Wir<br />

müssen in puncto Vernetzung mehr<br />

tun.“ Den Marktplatz sieht er – dem<br />

aktuellen Accocella-Gutachten folgend,<br />

als Standort für Dienstleister,<br />

nicht mehr für Einzelhändler. „Die<br />

haben ihn aufgegeben“, glaubt Lorek.<br />

Ein zentrales Rathaus hält auch er für<br />

richtig, allerdings habe man die dafür<br />

nötigen Millionen in den nächsten<br />

Jahren sicherlich nicht. Viel wichtiger<br />

seien in näherer Zukunft ohnehin Investitionen<br />

in die Verkehrswege.<br />

„Noch nie habe ich das Wort 'Straßensanierung'<br />

so oft gehört wie in<br />

den letzten Wochen“.<br />

Stichwort XXXL-Lutz: Lorek ist<br />

nicht grundsätzlich gegen den Bau<br />

des Großmöbelhauses, aber er will es<br />

nicht am geplanten Standort am Vor<strong>der</strong>en<br />

Eckweg haben. Hier funktioniere<br />

die verkehrliche Anbindung<br />

nicht, analysiert er, und außerdem<br />

bereite ihm das innenstadtrelevante<br />

Sortiment <strong>der</strong> Möbelkette Kopfzerbrechen.<br />

Besser würde das Vorhaben<br />

auf Herdenen passen, auch wenn sich<br />

Freitag, 15. Oktober 2010<br />

dort auf den ersten Blick kein Grundstück<br />

anbiete. „Wir <strong>werde</strong>n aber<br />

schon eines finden“, lässt sich Lorek<br />

nicht aus <strong>der</strong> Fassung bringen. Entscheidend<br />

sei nur eines: „Wenn es<br />

kommt, muss es in diese Stadt kommen.“<br />

Stichwort Beethovenhaus: Für<br />

Siegfried Lorek gibt es zwei Optionen:<br />

Das Beethovenhaus für die Vereine<br />

wie<strong>der</strong> zu nutzbar machen o<strong>der</strong> aber<br />

eine Stadtteilhalle im Verbund mit<br />

dem Hightech-Atrium zu bauen. Was<br />

drin ist, müsse man dann eben<br />

„durchrechnen“. Auf jeden Fall brauche<br />

Schwenningen eine Stadtteilhalle,<br />

nachdem Villingen seine Neue<br />

Tonhalle habe. Dass sie überhaupt errichtet<br />

wurde, bedauert <strong>der</strong> CDU-<br />

Mann im Nachhinein. Eine etwas<br />

größere zentrale Halle, meint er, wäre<br />

wohl besser gewesen.<br />

Stichwort Kin<strong>der</strong>betreuung: Hier<br />

sieht Lorek noch einige Verbesserungsmöglichkeiten.<br />

Die Stadt müsse<br />

flexibler <strong>werde</strong>n und die Betreuungszeiten<br />

ihrer Einrichtungen „<strong>der</strong> Lebensrealität“<br />

anpassen. Zumal es<br />

immer mehr alleinerziehende Eltern<br />

gebe, die darauf angewiesen seien.<br />

Auch sei versäumt worden, in <strong>der</strong><br />

Vergangenheit Unternehmen o<strong>der</strong><br />

Initiativen zu unterstützen, die beabsichtigt<br />

hatten, mithilfe <strong>der</strong> Stadt Betriebskin<strong>der</strong>gärten<br />

zu eröffnen.<br />

Stichwort Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung:<br />

Die „Einnahmenseite“ <strong>der</strong> Stadt sei<br />

ausgereizt. Einen Dreh an <strong>der</strong> Gewer-<br />

besteuerschraube schließt <strong>der</strong> CDU-<br />

Kandidat daher kategorisch aus. Wer<br />

neue Unternehmen ansiedeln und<br />

bestehende erhalten wolle, könne<br />

nicht ständig mehr von ihnen kassieren.<br />

Dasselbe gelte auch für die<br />

Grundsteuer; schließlich befinde<br />

man sich auch bei <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

im Wettbewerb mit den umliegenden<br />

Gemeinden.<br />

So könnte es klappen, meint Lorek.<br />

Schließlich sei bisher alles „sehr gut<br />

gelaufen“. Nein wirklich, ein echtes<br />

Frusterlebnis habe er noch nicht gehabt,<br />

seit er in Villingen-Schwenningen<br />

sei. In Obereschach hat er sich<br />

mit Freundin Gabriele einquartiert,<br />

nicht etwa, um we<strong>der</strong> Villingen noch<br />

Schwenningen den Vorzug zu geben,<br />

son<strong>der</strong>n weil es dort gepasst hat, weil<br />

dort gerade eine schöne möblierte<br />

Wohnung frei war.<br />

Diese Bleibe ist freilich, so o<strong>der</strong> so,<br />

nur Durchgangsstation. Im Gegensatz<br />

zu VS: „Wenn ich jetzt gewählt<br />

<strong>werde</strong>, will ich in acht Jahren auch garantiert<br />

wie<strong>der</strong> gewählt <strong>werde</strong>n“, versichert<br />

Siegfried Lorek. Er sei nämlich<br />

nicht angetreten, um sich hier nur<br />

einen Namen zu machen. Falls er den<br />

<strong>OB</strong>-Sessel nicht erobern kann, wird er<br />

weiter Polizist sein und es irgendwann<br />

irgendwo wohl noch einmal<br />

probieren. Aber das ist jetzt, wie gesagt,<br />

kein Thema, und schon gar nicht<br />

eines für die Presse. Sprichts und<br />

macht sich auf, um Haferflocken<br />

nachzubestellen. rat


<strong>OB</strong>ERBÜRGERMEISTERWAHL EXTRA<br />

„Ich habe viel hinbekommen“<br />

Am 24. Oktober ist Oberbürgermeisterwahl in VS: Redaktionsgespräch mit Dr. Rupert Kubon<br />

Am Sonntag, 24. Oktober, ist in<br />

Villingen-Schwenningen die<br />

Wahl des Oberbürgermeisters.<br />

Die NECKARQUELLE stellt die<br />

vier Kandidaten vor: in <strong>der</strong> heutigen<br />

Folge Amtsinhaber Dr.<br />

Rupert Kubon, <strong>der</strong> sich erneut<br />

um den Posten bewirbt.<br />

Villingen-Schwenningen. Rund 7000<br />

Hausbesuche absolvierte Dr. Rupert<br />

Kubon als er sich zum ersten Mal um<br />

den Posten des Oberbürgermeisters<br />

in Villingen-Schwenningen bewarb.<br />

Bei seinem Wahlkampf für die Wie<strong>der</strong>wahl<br />

<strong>werde</strong> er diese Zahl nicht erreichen,<br />

sagt Kubon. Rund 3500<br />

Hausbesuche, so schätzt er, wird er<br />

am Ende gemacht haben. „Ich habe<br />

bislang hauptsächlich viele interne<br />

Termine gemacht und viele Gespräche<br />

geführt“, berichtet er. Unterschiede<br />

in <strong>der</strong> Wahlkampfführung in<br />

den beiden großen Stadtbezirken Villingen<br />

und Schwenningen seien nicht<br />

notwendig. „Ich habe diese Stadt<br />

immer als eine Stadt verstanden –<br />

unabhängig davon, dass es zweifelsohne<br />

in <strong>der</strong> Stadt Menschen gibt, die<br />

Dinge unterschiedlich sehen.“ Manchen<br />

stehe das Thema Landesgartenschau<br />

näher, „und ich <strong>werde</strong> damit<br />

identifiziert“. Bei keinem seinem<br />

Hausbesuche habe er bislang den<br />

Vorwurf zu hören bekommen, dass<br />

deswegen in einem an<strong>der</strong>en Bereich<br />

wie beispielsweise Straßen o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung<br />

nichts gehe.<br />

Stichwort Wirtschaftskrise: Wie<br />

an<strong>der</strong>e Kommunen landauf und<br />

landab hat auch die Stadt Villingen-<br />

Schwenningen den Einbruch <strong>der</strong> Gewerbesteuereinnahmen<br />

im Zuge <strong>der</strong><br />

globalen Wirtschaftskrise deutlich zu<br />

spüren bekommen. Mittlerweile<br />

melden viele Unternehmen in Stadt<br />

und Region wie<strong>der</strong> ein deutlich verbessertes<br />

Auftragsvolumen. Was die<br />

positiven Effekte auf den städtischen<br />

Haushalt 2011 angeht, ist Kubon eher<br />

skeptisch. „Auch wenn es den Unternehmen<br />

wie<strong>der</strong> besser geht, ist das<br />

noch nicht bei den Kommunen angekommen.“<br />

Stichwort Bürgerhaushalt: Kommunen<br />

wie beispielsweise Freiburg<br />

stellen einen Bürgerhaushalt auf, bei<br />

dem die Bürger mitentscheiden können,<br />

welche finanziellen Schwerpunkte<br />

die Stadt setzt. Dazu Oberbürgermeister<br />

Rupert Kubon: „Ich<br />

habe für den Haushalt 2009 in <strong>der</strong><br />

Verwaltung prüfen lassen, ob wir<br />

auch so eine Bürgerbeteiligung bei<br />

<strong>der</strong> Aufstellung des Haushaltsplanes<br />

machen können. Das würde voraussichtlich<br />

100 000 bis 150 000 Euro<br />

kosten, und dieses Geld hatten wir<br />

vor dem Hintergrund <strong>der</strong> heftigen<br />

Steuerausfälle dann nicht. Die Finanz-<br />

und Wirtschaftskrise hat außerdem<br />

gezeigt, dass <strong>der</strong> Bürgerhaushalt<br />

kein geeignetes Instrument<br />

ist, wenn man kurzfristig und schnell<br />

sparen muss“. Die Stadt Tübingen<br />

habe versucht, das Instrument Bürgerbeteiligung<br />

bei <strong>der</strong> Aufstellung des<br />

Haushaltplanes in einem stark abgespeckten<br />

Verfahren zu berücksichtigen.<br />

Die Resonanz darauf seitens <strong>der</strong><br />

Bürger sei allerdings gering geblieben.<br />

Das Thema bleibe aber auf <strong>der</strong><br />

Agenda, allerdings müssten die Voraussetzungen<br />

stimmen. „Der Gemein<strong>der</strong>at<br />

ist erst vor einem Jahr gewählt<br />

worden, sodass eine große Nähe<br />

zum Bürger vorhanden ist. Bürger<br />

Oberbürgermeister Rupert Kubon im Gespräch über den Wahlkampf und Themen <strong>der</strong><br />

Kommunalpolitik. Fotos: Anne Lenze<br />

nutzen die Möglichkeit, Gemein<strong>der</strong>äte<br />

wegen konkreter Anliegen gezielt<br />

anzugehen.“<br />

Stichwort Familienpark: Kubon<br />

verteidigt die Schließung des Familienparks<br />

als „einzig mögliche Entscheidung,<br />

die wir damals treffen<br />

konnten“. Die Stadt tue nach wie vor<br />

viel für Familien, Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

und setze dabei auf dezentrale<br />

Strukturen. Als Beispiel nennt <strong>der</strong> <strong>OB</strong><br />

den jüngst neu eröffneten Jugendtreff<br />

Haslach/Wöschhalde. Zurzeit fokussiere<br />

sich die Debatte auf einen<br />

Raum, <strong>der</strong> für Veranstaltung für 500<br />

bis 600 Leute geeignet ist. In <strong>der</strong> Stadt<br />

gebe es Räumlichkeiten, die allerdings<br />

für Feten von Jugendlichen<br />

nicht geeignet seien. „Das ist ein Bereich,<br />

den wir im Auge behalten müssen,<br />

ein Neubau ist aber <strong>der</strong>zeit nicht<br />

machbar.“<br />

Stichwort Ansiedlung XXXLutz:<br />

Zum Thema Ansiedlung eines<br />

XXXLutz-Möbelhauses am Vor<strong>der</strong>en<br />

Eckweg in Villingen gebe es zahlreiche<br />

Mehrheitsbeschlüsse im Gemein<strong>der</strong>at,<br />

dass „wir XXXLutz an diesem<br />

Standort haben wollen“. Im<br />

Moment laufe das Raumordnungsverfahren,<br />

an dem sich alle Bürger beteiligen<br />

könnten und „wo am Ende<br />

ein Ergebnis stehen könnte, wir machen<br />

das nicht. Ich bin allerdings<br />

auch <strong>der</strong> Auffassung, dass ein<br />

XXXLutz ins Oberzentrum gehört“.<br />

Die Stadt müsse das Ergebnis des<br />

Raumordnungsverfahrens akzeptieren<br />

und zeitnah umsetzen.<br />

Stichwort Stadtentwicklung: „In<br />

den nächsten acht Jahren muss man<br />

das Rad nicht neu erfinden son<strong>der</strong>n<br />

das fortführen, was wir begonnen haben“,<br />

meint Kubon. Auf dem Landesgartenschaugelände<br />

in Schwenningen<br />

sei die größte innerstädtische Industriebrache<br />

beseitigt worden. Auf<br />

dem Welvert-Gelände in Villingen<br />

entwickele sich auch positives. In Villingen<br />

müsse man beispielsweise<br />

künftig das Haux-Gelände angehen,<br />

und in Schwenningen müsse man<br />

sich hocharbeiten vom Bahnhof über<br />

In <strong>der</strong> Muslen mit dem Schwachpunkt<br />

Rössle zum Marktplatz. Rund<br />

um den Marktplatz müsse speziell<br />

<strong>der</strong> Bereich Dienstleistungen gestärkt<br />

<strong>werde</strong>n. Das bringe Frequenz in die<br />

Stadt. „Wir müssen gucken, ob wir<br />

den Marktplatz aus dem Einzelhandelsgutachten<br />

rausnehmen. Großflächiger<br />

Einzelhandel muss weiter am<br />

Marktplatz möglich bleiben.“ Das<br />

Gutachten gehe vom Ist-Zustand aus.<br />

„Aber es ist zu fragen, ob, wenn ich<br />

einen Ist-Zustand in Normen fasse,<br />

eine negative Wirkung für das Bestehende<br />

erziele.“<br />

Mit Blick auf die Verlegung des<br />

Feuerwehr-Gerätehauses bis zur Fertigstellung<br />

des Zentralklinikums, sagt<br />

Kubon, dass sich ein PPP-Projekt<br />

nicht rechne. Für den Umzug des<br />

Feuerwehr-Gerätehauses an die Silcherstraße<br />

müsse die Stadt eine Planungsrate<br />

in den Haushalt 2011 einstellen.<br />

Viel müsse dort nicht gemacht<br />

<strong>werde</strong>n, da die ehemalige Polizeiwache<br />

renoviert zur Verfügung<br />

stehe. „Einen Teil mietet man an, die<br />

Fahrzeughalle muss gebaut <strong>werde</strong>n,<br />

aber das Ganze lässt sich zügig umsetzen.“<br />

Für die kleinen Stadtbezirken von<br />

Villingen-Schwenningen müsse man<br />

sich intensiv darum kümmern, die<br />

Orte angesichts <strong>der</strong> demografischen<br />

Entwicklung als eigene soziale Einheiten<br />

zu stabilisieren. „Es muss attraktiv<br />

sein, sich dort aufzuhalten.“<br />

Das Stichwort heiße Binnenverdichtung,<br />

und Weilersbach sei ein Musterbeispiel<br />

dafür. „Es geht nicht, dass<br />

<strong>der</strong> Ortskern nur noch eine Straßenkreuzung<br />

ist.“<br />

Stichwort Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung:<br />

„Die Stadt war in den vergangenen 40<br />

Jahren noch nie so attraktiv wie seit<br />

<strong>der</strong> Landesgartenschau 2010.“ Den<br />

Unternehmen in <strong>der</strong> Stadt gehe es<br />

zurzeit wirklich gut, drückend sei da<br />

eher <strong>der</strong> Fachkräftemangel. Firmen<br />

könnten bei <strong>der</strong> Mitarbeitersuche mit<br />

den schönen Ecken in <strong>der</strong> Stadt und<br />

in <strong>der</strong> Region argumentieren. Von <strong>der</strong><br />

Aufwertung des Stadtbildes profitierten<br />

auch die Hochschulen. „Heute<br />

haben wir in Villingen-Schwenningen<br />

1000 Studierende mehr als noch<br />

vor acht Jahren, weil das Umfeld<br />

stimmt.“ Mit dem High-Tech-Atrium<br />

<strong>werde</strong> die Möglichkeit geschaffen, die<br />

Stadt für Firmengrün<strong>der</strong> attraktiver<br />

zu machen, neue Chancen für den<br />

Mittelstand zu schaffen sowie den<br />

vorhandenen Mittelstand zu stärken.<br />

Bei <strong>der</strong> regionalen Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />

komme dem Oberzentrum<br />

eine wichtige Bündelungsfunktion<br />

Zur Person<br />

Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen<br />

ist Rupert Kubon seit dem 1. Januar<br />

2003. Davor war er sieben Jahre in <strong>der</strong> Kommunalverwaltung<br />

<strong>der</strong> Stadt Dessau als Kulturreferent<br />

und Abteilungsleiter Kultur tätig.<br />

Kubon wurde 1957 in Friedrichshafen geboren,<br />

wuchs in Freiburg auf und promovierte<br />

an <strong>der</strong> Universität Konstanz mit einer Arbeit<br />

über badische Landesgeschichte. Der Vater<br />

zweier Töchter ist seit 19 Jahren mit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>-<br />

und Jugendpsychiaterin Petra Brenneisen-Kubon<br />

verheiratet.<br />

beispielsweise beim interkommunalen<br />

Gewerbeflächenpool zu. Dort sei<br />

auch die Stadt Trossingen dabei. Abgestimmt<br />

<strong>werde</strong>, wer welche Flächen<br />

einbringe. Ziel sei ein gemeinsamer<br />

Auftritt nach außen. Die Bündelung<br />

könne durch das Oberzentrum gemacht<br />

<strong>werde</strong>n, eine Satzung für den<br />

interkommunalen Gewerbeflächenpool<br />

liege zwischenzeitlich vor.<br />

Stichwort Ersatz für das Beethovenhaus:<br />

„Das Beethovenhaus ist extrem<br />

unwirtschaftlich, wir halten es,<br />

solange es geht“, so <strong>der</strong> <strong>OB</strong>. Angesichts<br />

<strong>der</strong> Finanzsituation <strong>der</strong> Stadt<br />

sei <strong>der</strong>zeit kein Geld für eine neue<br />

Stadthalle in Schwenningen als Ersatz<br />

für das Beethovenhaus vorhanden,<br />

macht <strong>der</strong> Oberbürgermeister<br />

deutlich. Im Rahmen des Wettbewerbs<br />

zur Realisierung des High-<br />

Tech-Atriums <strong>werde</strong> eine Art Masterplan<br />

erstellt, wie eine solche Stadthalle<br />

einmal auf dem ehemaligen Jäckle-<br />

Areal anzusiedeln sei.<br />

Wie schnell nun eine neue Stadthalle<br />

gebaut <strong>werde</strong>n kann, hänge von<br />

<strong>der</strong> Finanzentwicklung <strong>der</strong> Stadt ab.<br />

Kubon geht davon aus, dass es länger<br />

gehen wird mit <strong>der</strong> Erholung <strong>der</strong><br />

Steuereinnahmen als in früheren Jahren.<br />

Dafür seien einmal Än<strong>der</strong>ungen<br />

Donnerstag, 14. Oktober 2010<br />

in <strong>der</strong> Gesetzgebung verantwortlich.<br />

Auch <strong>werde</strong> in Wirtschaftskreisen<br />

diskutiert, ob man künftig weiter mit<br />

sogenannten „Sägezahnzyklen“<br />

rechnen müsse: Das bedeute heftige<br />

Auftragseinbrüche in einem Jahr, gefolgt<br />

von einer Erholungsphase. Das<br />

bedeutet aber weniger wirtschaftliche<br />

Stabilität und Berechenbarkeit<br />

nicht nur für die Unternehmen son<strong>der</strong>n<br />

auch für die Kommunen, die ja<br />

im starken Maße bei ihren Finanzen<br />

von Steuermitteln abhängen. „Wenn<br />

es im einen Jahr so stark runter geht<br />

und im nächsten Jahr wie<strong>der</strong> rauf,<br />

dann stellt sich für die Stadt die Frage,<br />

wie wir das ausgleichen.“<br />

Stichwort Freibad: In naher und<br />

mittlerer Zukunft sieht Kubon keine<br />

Chance für ein Freibad in Schwenningen.<br />

Bereits jetzt schlügen jährlich<br />

drei Millionen Euro Abmangel für die<br />

Stadt für den Bä<strong>der</strong>betrieb zu Buche.<br />

Dazu komme, dass die Komforterwartungen<br />

<strong>der</strong> meisten Badegäste<br />

heute höher sei. Das bedeute, dass<br />

Freibä<strong>der</strong> wärmeres Wasser aufweisen<br />

müssten, um Gäste anzulocken,<br />

und das sei wie<strong>der</strong>um mit erheblichen<br />

Mehrkosten verbunden.<br />

Stichwort kommunaler Ordnungsdienst:<br />

Mit den Verän<strong>der</strong>ungen<br />

beim kommunalen Ordnungs-<br />

dienst habe die Stadt auf ein nachhaltiges<br />

Sicherheitsbedürfnis <strong>der</strong> Bürger<br />

reagiert, so <strong>der</strong> Oberbürgermeister.<br />

„Wir haben inzwischen im Land<br />

einen <strong>der</strong> fittesten Gemeindevollzugsdienste.“<br />

Die Polizeidirektion VS<br />

habe ein Personalproblem: In den<br />

letzten Jahren sei die Zahl <strong>der</strong> dort<br />

beschäftigten Polizeibeamten von<br />

380 auf 320 runter gegangen. Weil<br />

weniger junge Beamte nachrückten,<br />

steige <strong>der</strong> Altersschnitt <strong>der</strong> Beamten,<br />

sodass zunehmend weniger für Streifendienste<br />

zur Verfügung stünden.<br />

Die Stärkung des städtischen Ordnungsdienstes<br />

sei also nur folgerichtig.<br />

„Er ist wirksam und kommt positiv<br />

an“, sagt Kubon. Es gebe inzwischen<br />

weniger Bürgerbesch<strong>werde</strong>n<br />

über Vandalismus und Randalierer.<br />

„Ich möchte, dass diese hoheitliche<br />

Aufgabe bleibt und keine privaten Sicherheitsdienste.<br />

Je<strong>der</strong> Bürger muss<br />

ein Anrecht auf ein bestimmtes Maß<br />

an Sicherheit haben.“<br />

Kubon ist zufrieden mit seiner Bilanz<br />

als Oberbürgermeister. „Ich habe<br />

in den vergangenen acht Jahren<br />

viel hinbekommen. Das Tempo<br />

bleibt. Das Glas ist jetzt halb voll, und<br />

ich will es voll machen.“ coh


<strong>OB</strong>ERBÜRGERMEISTERWAHL EXTRA<br />

„Ich rolle das Feld von hinten auf“<br />

<strong>OB</strong>-Kandidat Stefan Natschke zu Gast bei <strong>der</strong> NECKARQUELLE / „Bin einer, <strong>der</strong> sich traut“<br />

Stefan Natschke ist einer <strong>der</strong><br />

vier Kandidaten, die am 24. Oktober<br />

zur <strong>OB</strong>-Wahl in VS antreten.<br />

Und Natschke ist überzeugt<br />

davon, dass er eine große Chance<br />

hat, den <strong>der</strong>zeitigen Amtsinhaber<br />

aus dem Sattel zu hieven.<br />

Natschke: „Es <strong>werde</strong>n sich noch<br />

manche wun<strong>der</strong>n.“<br />

Villingen-Schwenningen. Stefan<br />

Natschke ist seit eineinhalb Jahren<br />

arbeitslos – Hartz-IV-Empfänger.<br />

Aber einer, <strong>der</strong> es wissen will. Und<br />

wenn er auf <strong>der</strong> Redaktion <strong>der</strong> NE-<br />

CKARQUELLE erzählt, dass er Oberbürgermeister<br />

<strong>dieser</strong> Stadt <strong>werde</strong>n<br />

wird, dann meint er dies, so sagt er,<br />

ernst. Natschke: „Ich bin kein Spaßkandidat:“<br />

Und er strahlt Selbstbewusstsein<br />

aus: „Wenn nicht ich, wer<br />

dann?“<br />

Stichwort Bürgernähe: Natschke<br />

glaubt, dass er <strong>der</strong> Mann ist, <strong>der</strong> das<br />

Ohr am Volk hat, <strong>der</strong> weiß, was die<br />

Menschen in <strong>dieser</strong> Stadt denken.<br />

Und er macht eine große Unzufriedenheit<br />

aus. Dies habe er bei vielen<br />

Gesprächen immer wie<strong>der</strong> gehört.<br />

„Wer“, so sagt er, „denkt darüber<br />

nach, wie man Rentnern und Arbeitslosen<br />

helfen kann? Wer nimmt zur<br />

Kenntnis, was die Menschen <strong>dieser</strong><br />

Stadt wirklich wollen?“ Er glaubt,<br />

dies zu wissen, schließlich kenne er<br />

seine Stadt, sei in Villingen und in<br />

Schwenningen unterwegs. Die seiner<br />

Meinung nach fehlende Bürgernähe<br />

des jetzigen Amtsinhabers habe ihn<br />

dazu motiviert, selbst anzutreten.<br />

Was Kubon da falsch gemacht hat?<br />

Nun, Natschke könnte – so lässt er<br />

durchblicken – einiges darüber erzählen.<br />

Nur, er tut es nicht, behält es<br />

lieber für sich. Das – so sagt er – gebieten<br />

<strong>der</strong> Respekt und die Höflichkeit.<br />

Stichwort Kandidaten: „Ich bin<br />

einer, <strong>der</strong> sich auskennt“, das ist<br />

einer <strong>der</strong> zentralen Punkte, die für<br />

ihn sprechen würden. Es sei doch<br />

eine absolut schwache Leistung,<br />

wenn sich in einer Stadt wie Villingen-Schwennningen<br />

mit über 56 000<br />

Stefan Natschke: „Wenn nicht ich, wer<br />

dann?“<br />

Wahlberechtigten keiner traut, sich<br />

aufstellen zu lassen. „Matusza kam<br />

von auswärts, Kubon kam von auswärts<br />

und seine jetzigen Mitbewerber<br />

Lorek und Seeburger auch. Wer sind<br />

wir denn hier? Keiner hat den Mut<br />

anzutreten.“<br />

Nun, er hat ihn. Und er rechnet<br />

sich Chancen aus, glaubt fest an<br />

einen zweiten Wahlgang und daran,<br />

dass er es dann auch packen kann,<br />

bald auf dem Stuhl des VS-Oberbürgermeisters<br />

sitzen wird. Die Resonanz<br />

auf ihn sei insbeson<strong>der</strong>e im<br />

Stadtbezirk Villingen hervorragend.<br />

Von allen Seiten erhalte er Zuspruch:<br />

„Toll, wie du das machst.“ Und in Villingen<br />

sieht er sich denn auch jetzt<br />

schon stimmenmäßig vorne, obwohl<br />

Lorek offenbar auch recht gut ankomme.<br />

In Schwenningen gebe es<br />

zwar noch Nachholbedarf – im Moment<br />

sieht er hier Kubon noch vorne<br />

– doch spätestens im zweiten Wahlgang<br />

würden die Karten neu gemischt.<br />

Im ersten, davon ist er fest<br />

Bereit für denPosten des <strong>OB</strong> in VS: Stefan Natschke. Fotos: Anne Lenze<br />

überzeugt, wird diese Wahl ohnehin<br />

nicht entschieden. Im zweiten sei er<br />

dabei. Ganz sicher. „Ich glaube an<br />

meine Chance.“ Und: „Ich bin im<br />

Gegensatz zu Lorek und Kubon parteiunabhängig.<br />

Am 24. Oktober wählt<br />

das Volk.“ Das wähle dann mehrheitlich<br />

nicht einen Parteikandidaten,<br />

son<strong>der</strong>n ihn.<br />

Stichwort Wahlkampf: Eine große<br />

Werbekampagne kann er sich nicht<br />

leisten. „Ich kann nicht „Hun<strong>der</strong>ttausend<br />

ausgeben, wie an<strong>der</strong>e.“ Natschke<br />

muss jeden Euro zweimal umdrehen.<br />

Kellogs o<strong>der</strong> VS-Brezeln gibt es<br />

bei ihm nicht. Da fehlt das Geld. Vom<br />

Sinn solcher Werbeaktionen ist er<br />

ohnehin nicht überzeugt. „Das bringt<br />

doch nichts.“ Dann hat er noch einen<br />

Tipp an seine Mitkonkurrenten. Die<br />

hätten besser kostenlose Kondome<br />

statt Brezeln o<strong>der</strong> Kellogs verteilen<br />

sollen. Das – so glaubt er - wäre zumindest<br />

bei den jungen Leuten besser<br />

angekommen. Von Hausbesuchen<br />

hält er übrigens ebenfalls nicht<br />

sehr viel. Das hat für ihn irgendetwas<br />

mit „Schleimen“ zu tun. Er redet mit<br />

den Menschen auf <strong>der</strong> Straße bei<br />

Veranstaltungen, in Gaststätten; da,<br />

wo er sie trifft.<br />

Mit wenig Geld viel erreichen, das<br />

ist sein Wahlkampf. Natschke macht<br />

zusammen mit seiner Verlobten Marina<br />

Hornberger nahezu alles selbst.<br />

Er trägt seine Wahlkampfflyer aus,<br />

wird in den nächsten Tagen seine<br />

Plakate selbst aufhängen, ist sozusagen<br />

rund um die Uhr im Einsatz. Und<br />

es scheint im Spaß zu machen. Beson<strong>der</strong>s<br />

dann, wenn man solche Erlebnisse<br />

hat, wie er kürzlich, als – so<br />

erzählt er – ein Bürger seinen bereits<br />

ausgefüllten Stimmzettel zerrissen<br />

und einen neuen geholt hat. Und<br />

warum? Nun, um das Kreuzchen hinter<br />

Natschkes Namen zu machen.<br />

Dass er <strong>der</strong> vierte Bewerber auf <strong>der</strong><br />

Liste ist, das ist für ihn kein Nach-,<br />

son<strong>der</strong>n eher ein Vorteil. Viele würden<br />

ihr Kreuzchen ganz vorne o<strong>der</strong><br />

ganz hinten machen. Die in <strong>der</strong> Mitte<br />

hätten dagegen gewisse Probleme. Er<br />

rolle das Feld von hinten auf und erinnert<br />

daran, „dass die letzten die<br />

Ersten sein <strong>werde</strong>n.“<br />

Das Amt des Oberbürgermeisters<br />

traut er sich zu. Schließlich hatte er<br />

im Verlauf seines Berufslebens auch<br />

schon mal acht Untergebene. Bei <strong>der</strong><br />

Stadt seien es zwar deutlich mehr,<br />

„doch da gibt es dann ja auch die<br />

Amtsleiter“. Natschke sieht sich als<br />

Ideengeber, einer, <strong>der</strong> den Laden mit<br />

neuen Ideen in Schwung bringen will.<br />

Stichwort Sparen: Auch Natschke<br />

weiß, dass die Stadt sparen muss. Im<br />

Sparen kenne er sich aus., das müsse<br />

er im täglichen Leben auch. Dies<br />

könne man nicht nur im Kleinen,<br />

son<strong>der</strong>n auch im Großen. Bei <strong>der</strong><br />

Stadt bedeutet dies für ihn zum Beispiel<br />

eine erhebliche Reduktion <strong>der</strong><br />

Verwaltungskosten. Eines <strong>der</strong> Mittel,<br />

wie er die herunter bekommen<br />

möchte, ist die Zusammenlegung von<br />

Ämtern. Da wäre für ihn ein neues<br />

zentrales Rathaus beim neuen Klinikum<br />

zwischen den beiden Stadtbezirken<br />

durchaus ein richtiger Schritt.<br />

Nur, das kann man sich seiner Meinung<br />

nach im Moment nun wirklich<br />

nicht leisten. Also muss eine Zwischenlösung<br />

her. Das heißt für ihn<br />

Ämter von Villingen nach Schwenningen<br />

verlagern, wo es seiner Meinung<br />

nach im leer stehenden Rössle<br />

viel Platz geben würde. So könnte<br />

auch erheblich Personal eingespart<br />

<strong>werde</strong>n, wobei dies für ihn ein<br />

schrittweiser Prozess ist. „Wir können<br />

die Leute ja nicht einfach auf die<br />

Straße setzen.“ Kurz, nachdem er die<br />

Idee geäußert hatte, musste er sie<br />

dann aber auch schon wie<strong>der</strong> beerdigen,<br />

als er mitbekam, dass das<br />

Rössle gar nicht <strong>der</strong> Stadt gehört.<br />

Er weiß, dass seine Idee vom Rathausstandort<br />

Schwenningen in Villingen<br />

möglicherweise ohnehin nicht<br />

so gut angekommen wäre, doch er<br />

macht auch deutlich, dass ja nicht alles<br />

abgezogen würde, son<strong>der</strong>n die<br />

Grundversorgung über das Bürgeramt<br />

aufrecht erhalten <strong>werde</strong>n müsse.<br />

Dies auch bei einem zentralen Rathausbau.<br />

So wie bisher könne es<br />

jedenfalls nicht weitergehen. Natschke:<br />

„Wenn ich nur daran denke, was<br />

alleine Oberbürgermeister Kubon<br />

zwischen den beiden großen Stadtbezirken<br />

hin- und herfahren muss.<br />

Was da Zeit und Geld auf <strong>der</strong> Straße<br />

liegen bleibt.“ Wirtschaftlich for<strong>der</strong>t<br />

Natschke unter an<strong>der</strong>em eine deutliche<br />

Aufwertung des Tourismusstandbeines.<br />

Hier könne und müsse<br />

wesentlich mehr getan <strong>werde</strong>n, als<br />

bisher.<br />

Noch etwas stört ihn. Viele <strong>der</strong> vielen<br />

städtischen Gebäude würden zu<br />

viel Energie verbrauchen. Auch hier<br />

würde sich was machen lassen. Zum<br />

Beispiel an <strong>der</strong> Karl-Brachat-Realschule.<br />

Wenn wir schon bei den Gebäuden<br />

sind. Natschke hält überhaupt<br />

nichts davon, nach <strong>der</strong> Inbe-<br />

ZUR PERSON<br />

Stefan Natschke ist 1968 in Villingen geboren.<br />

Seit 2006 lebt er mit seiner Lebensgefährtin<br />

Marina Hornberger zusammen.<br />

Natschke hat eine Ausbildung zum Industriekaufmann<br />

und zum Zerspanungsmechaniker<br />

absolviert. Derzeit ist er Hartz-IV-Empfängner<br />

und arbeitslos. Eines von Natschkes<br />

Hobby ist Musik – vor allem Rockmusik.<br />

triebnahme des neuen Klinikums die<br />

bisherigen Standorte in Villingen und<br />

Schwenningen abzureißen und dort<br />

eine neue Wohnbebauung zu errichten.<br />

In Schwenningen mit seinen vielen<br />

Studenten könnten im ehemaligen<br />

Klinikum mit relativ wenig Aufwand<br />

Studentenwohnungen eingerichtet<br />

<strong>werde</strong>n, und in Villingen sieht<br />

er Chancen, „dass wir hier etwas für<br />

die älteren Menschen tun könnten,<br />

beispielsweise ein Altenwohnheim<br />

etablieren.“<br />

Stichwort Investitionen: Der <strong>OB</strong>-<br />

Kandidat sieht im übrigen in den letzten<br />

Jahren einen deutlichen Investitionsschwerpunkt<br />

in Schwenningen<br />

und eine Vernachlässigung des<br />

Stadtbezirkes Villingen. Das Verhältnis<br />

sei nicht mehr in <strong>der</strong> Waage. Bei<br />

<strong>OB</strong> Matusza sei dies – im Gegensatz<br />

zur Amtszeit des jetzigen Oberbürgermeisters<br />

– noch <strong>der</strong> Fall gewesen.<br />

In Schwenningen seien die Straßen in<br />

<strong>der</strong> Regel beispielsweise gut asphaltiert<br />

(„Es gibt auch Ausnahmen“),<br />

während in Villingen praktisch alles<br />

marode sei. An die bröckelnde<br />

Stadtmauer will er erst gar nicht denken.<br />

Man müsse deshalb künftig<br />

mehr Geld in die Villinger Altstadt<br />

stecken.<br />

Ein Ausspielen zwischen den beiden<br />

Stadtbezirken kommt für ihn<br />

Freitag, 15. Oktober 2010<br />

aber nicht in Frage. Natschke: „Ich<br />

bin Villingen-Schwenninger“. Dies,<br />

obwohl ihm die lange Bezeichnung<br />

dann doch etwas schwer über die<br />

Lippen kommt. Sein großer Wunsch<br />

ist, „dass diese Stadt zusammenwächst.“<br />

Nicht nur was die bauliche<br />

Seite anbetreffe, son<strong>der</strong>n man müsse<br />

vor allem auch die Trennung im Kopf<br />

überwinden. Die jungen Leute seien<br />

da „sehr weltoffen“, viele Ältere lei<strong>der</strong><br />

weniger, wobei er festgestellt habe,<br />

dass das „trennende Denken in Villingen<br />

etwas mehr verbreitet ist, als<br />

in Schwenningen.“<br />

Stichwort Vereine: Sicher ist für<br />

ihn auch: Die Stadt muss mehr als<br />

bisher die Vereine unterstützen.<br />

Denn die wie<strong>der</strong>um würden unwahrscheinlich<br />

viel für die Stadt tun, jede<br />

Menge Jugendarbeit leisten und so<br />

dafür sorgen, dass die Jugendlichen<br />

„von <strong>der</strong> Straße weg sind.“ Es könne<br />

beispielsweise nicht sein, dass <strong>der</strong><br />

VfB Villingen seine Vereinsheimsanierung<br />

nahezu selbst habe bezahlen<br />

müssen, nicht mal die Materialkosten<br />

Das Lachen ist dem <strong>OB</strong>-Kandidaten aus Villingen in diesem Wahlkampf offenbar noch<br />

nicht vergangen. Fotos: Anne Lenze<br />

erstattet bekommen habe, während<br />

an<strong>der</strong>e Millionen bekommen würden.<br />

Der <strong>OB</strong>-Kandidat spielt in diesem<br />

Zusammenhang auf die<br />

Schwenninger Wild Wings an, wobei<br />

er im Prinzip nichts gegen <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ung<br />

hat, „nur weniger würde es<br />

auch tun.“<br />

Er sehe auch nicht ein, dass beispielsweise<br />

Musikvereine für ihre<br />

Räumlichkeiten auch noch Geld bezahlen<br />

müssten. Man dürfe die vielen<br />

kultur- und sporttreibenden Vereine<br />

nicht hängen lassen. Aber auch an die<br />

Clubs und Vereine hat <strong>der</strong> <strong>OB</strong>-Kandidat<br />

Erwartungen ,will sie nicht außen<br />

vor lassen. Auch sie könnten ihre Anstrengungen<br />

durchaus noch verstärken,<br />

wenn es darum gehe, die eigenen<br />

Kassen aufzufrischen. Er for<strong>der</strong>t<br />

auch, dass die Stadt die Möglichkeit<br />

verbessert, dass auch Kin<strong>der</strong> von<br />

Hartz IV-Familien in den Genuss <strong>der</strong><br />

Vereinsangebote kommen können.<br />

Es sei nun einmal beispielsweise nun<br />

einmal so, dass sich diese Kin<strong>der</strong> häufig<br />

nicht einmal die Kickschuhe leisten<br />

könnten.<br />

Insgesamt komme es darauf an, in<br />

guter Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

und dem Gemein<strong>der</strong>at die<br />

Grundlage für Projekte zu legen, die<br />

die Lebensqualität in unserer Stadt<br />

steigern würden. gb

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