esperanza - Caritas NRW
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c Ambulante Hilfe, Auflösung bzw. Entkernung von<br />
Großeinrichtungen – das alles sind Forderungen<br />
vor allem an große traditionelle Träger. Wie beurteilen<br />
Sie diese Erwartungen? Was hören Sie von<br />
Angehörigen der schwerstmehrfachbehinderten<br />
Menschen? Welche Erwartungen haben diese<br />
Angehörigen, wenn es um Menschen mit einem<br />
besonders hohen Förderbedarf geht?<br />
Ambulante Hilfen sind wichtig, und die Umgestaltung<br />
der komplexen Standorte ist in vollem Gange. Die Forderung<br />
nach der völligen Auflösung solcher Standorte<br />
geht aber an der Realität vorbei. Nicht nur die Angehörigen<br />
von Menschen mit schweren und schwersten<br />
Behinderungen wünschen sich Angebote, die den vielfältigen<br />
Bedarfen und Anforderungen ihrer Angehörigen<br />
gerecht werden.<br />
Es ist auch eine Form von Selbstbestimmung und Teilhabe,<br />
wenn sich Menschen entscheiden, auf dem Gelände<br />
einer großen Einrichtung zu leben, weil sie dort<br />
ihre Bedarfe an Förderung und Therapie ebenso erfüllt<br />
sehen wie ihre Bedürfnisse nach Freizeitgestaltung und<br />
sozialen Kontakten.<br />
Hinzu kommen Menschen mit extrem originellem Verhalten,<br />
die zu ihrer Entwicklung und Entfaltung Schon-<br />
und Schutzräume brauchen und für deren Bewegungsdrang<br />
weitläufige Gelände ideal sind.<br />
Es wäre gut, wenn es gelänge, die Polarisierung aufzugeben<br />
und die jeweils besten Bedingungen zu organisieren,<br />
damit Menschen sich entsprechend ihren individuellen<br />
Bedürfnissen entscheiden können.<br />
c Die Josefs-Gesellschaft gehört zu den Trägern mit<br />
einer sehr langen Erfahrung in der Behindertenhilfe.<br />
Die Institution hat die Entwicklung in der Behindertenhilfe<br />
im Laufe der Jahre mitbestimmt und<br />
mitgestaltet. Was sind heute wegweisende Entwicklungen<br />
in Ihrem Arbeitsgebiet? Auf welche innovativen<br />
Ideen sind Sie besonders stolz?<br />
Die Josefs-Gesellschaft war schon bei ihrer Gründung<br />
1904 mit der Verbindung von medizinischer, beruflicher<br />
und gesellschaftlicher Rehabilitation mit einem ganzheitlichen<br />
Ansatz unterwegs und damit wegweisend.<br />
Die JG hat den Gedanken des „Empowerment“ früh<br />
und konsequent aufgegriffen. Autonomie und Selbstbestimmung<br />
sind grundsätzlich die Ziele unserer Arbeit in<br />
all unseren Organisationen, sei es im Gesundheitswesen<br />
oder in der Alten- und Behindertenhilfe. b<br />
Besonders stolz können wir nicht nur auf innovative<br />
Ideen sein, sondern vor allem, wenn es uns gelingt, unseren<br />
Leitsatz zu verwirklichen und erlebbar zu machen:<br />
Im Mittelpunkt der Mensch!<br />
c Wie finden Sie die neue Plakatkampagne der <strong>Caritas</strong><br />
„Kein Mensch ist perfekt!“? – Warum?<br />
Die Plakatkampagne finde ich originell. Sie wird Aufmerksamkeit<br />
erregen und zum Nachdenken Anlass<br />
geben. Ein wenig Provokation ist dabei durchaus erwünscht.<br />
b<br />
Die Fragen stellte Alfred Hovestädt.<br />
Dr. Frank Frese ist seit Mai 2010 Geschäftsführer und Vorstandsmitglied<br />
der Josefs-Gesellschaft, eines der bundesweit<br />
größten katholischen Träger von Einrichtungen für Menschen<br />
mit Behinderung. Zuvor leitete er den Einrichtungsverbund<br />
Betreuungszentrum Steinhöring bei München. Promoviert<br />
hat Frese über „Ethik, Motivation, Qualität und Hilfe<br />
für Menschen mit Behinderung“. Foto: privat<br />
Daniel Viol, Hagen.<br />
Fotoprojekt Perspektiv-<br />
Wechsel (s. S. 7).<br />
Fotos: Christof Becker<br />
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