23.10.2012 Aufrufe

Marke Caritas - Caritas NRW

Marke Caritas - Caritas NRW

Marke Caritas - Caritas NRW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

18<br />

caritas in <strong>NRW</strong> · 4/05<br />

Blickpunkt<br />

Zufl ucht im Fernwärmekanal<br />

Wie die <strong>Caritas</strong> Obdachlosen, Müttern und Kindern in Sibirien hilft<br />

Von Ralph Allgaier<br />

„Nach Sibirien? Freiwillig?“ Als die Aachener Franziskanerin Schwester Maria<br />

Ursula Schneider bekannt gab, dass sie demnächst 6 200 Kilometer von der<br />

Heimat entfernt Dienst tun wolle, erntete sie vielfach ungläubiges Staunen.<br />

Doch sie wagte den Schritt in ein ihr völlig fremdes Land, dessen Sprache sie<br />

erst lernen musste. In eine Region, in der das Thermometer an Wintertagen<br />

manchmal auf minus 40 Grad purzelt.<br />

Die 44-Jährige, die sich im Aachener <strong>Caritas</strong>rat verdient<br />

gemacht und die „Franziska-Schervier-Stube“ für<br />

Nichtsesshafte gegründet hatte, bereut den Umzug in<br />

die russische Millionenstadt Omsk keine Sekunde. Die<br />

Arbeit mit Obdachlosen und sozial Schwachen erfüllt<br />

die gelernte Krankenschwester spürbar.<br />

Erst vor 14 Jahren konnten nach dem Fall des Eisernen<br />

Vorhangs in Russland Diözesan-<strong>Caritas</strong>verbände<br />

gegründet werden. Schon bald waren diese Organisationen<br />

aus dem öffentlichen Leben nicht mehr wegzudenken.<br />

Dabei waren die Anfänge schwer. Die fünf deutschen<br />

Ordensschwestern, die 1995 in Omsk ein Netz der<br />

Hilfe aufzubauen begannen, schliefen zunächst in einer<br />

winzigen Wohnung auf Luftmatratzen. Heute ist das<br />

im Gebäude einer ehemaligen Näherei untergebrachte<br />

<strong>Caritas</strong>-Haus das größte Sozialzentrum der Stadt.<br />

Die <strong>Caritas</strong> füllt mit ihren vielfältigen, unentgeltlichen<br />

Blick auf das nackte Elend:<br />

Diözesan-<strong>Caritas</strong>direktorin<br />

Schwester Elisabeth Jakubowitz<br />

schaut in einen Fernwärmeschacht<br />

in Nowosibirsk, in<br />

dem sich Menschen notdürftig<br />

häuslich eingerichtet haben.<br />

Angeboten jene großen Lücken, die im staatlichen russischen<br />

Sozialsystem nach wie vor klaffen – von der<br />

Allgemeinen Sozialen Beratungsstelle über den Kinder-<br />

und Jugendklub bis hin zu Psychiatrie oder Hilfen<br />

bei der häuslichen Krankenpfl ege.<br />

Unterwegs mit Schwester Maria Ursula im <strong>Caritas</strong>-Ambulanzbus,<br />

der einmal ein Paketwagen der Deutschen<br />

Post war: Am Bahnhof von Omsk wird das Fahrzeug<br />

bereits sehnsüchtig erwartet. Die Gesichter der etwa<br />

70 Obdachlosen sprechen Bände: Ausgemergelt, verwahrlost,<br />

von Leberzirrhose und Infektionen gepeinigt,<br />

betteln sie um Nahrung, Medikamente und etwas<br />

Zuwendung. Olga Wertjelko verteilt Suppe, Brot und<br />

Tee – für viele wahrscheinlich die einzige vernünftige<br />

Mahlzeit an diesem Tag. Und drinnen im Bus leistet Maria<br />

Ursula medizinische Akut-Hilfe. Auffallend häufi g<br />

kommen Personen mit starken Verbrennungen zu ihr.<br />

Ein ganz normaler Sonnenbrand entwickelt sich bei<br />

ihnen zur ernsthaften Krankheit, weil das von Alkohol<br />

geschwächte Immunsystem keinen Widerstand mehr<br />

leistet. Sie kommen zur <strong>Caritas</strong>, weil es in Russland keine<br />

Krankenversicherung gibt. Außer der Notversorgung<br />

müssen Bürger alle Behandlungen einschließlich des<br />

medizinischen Materials und sämtlicher Medikamente<br />

selbst bezahlen. Für viele ist das angesichts ihres geringen<br />

Einkommens unmöglich.<br />

Nicht selten haben sich die Nichtsesshaften, die Schwester<br />

Maria Ursula verarztet, an Fernwärmeleitungen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!