Standort iv 2012 - Braunschweiger Zeitungsverlag
Standort iv 2012 - Braunschweiger Zeitungsverlag
Standort iv 2012 - Braunschweiger Zeitungsverlag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
28<br />
sOnDerteIL | WIRTSCHAFTSSTANDORT PEINE<br />
kampf dem Fachkräftemangel<br />
so arbeiten schulen und unternehmen im kreis peine an den Arbeitern von morgen<br />
Der Nachwuchs fehlt: 60.000 Lehrstellen<br />
blieben im vergangenen Jahr unbesetzt. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt die aktuelle Ausbildungsumfrage<br />
des Deutschen Industrie-<br />
und Handelskammertags (DIHK). Darin<br />
gibt mehr als ein Fünftel der Betriebe an,<br />
dass sie im Jahr 2011 nicht alle angebotenen<br />
Ausbildungsplätze besetzen konnten.<br />
Im Landkreis Peine will man dem Nachwuchs<br />
auf die Sprünge helfen. Das soll das<br />
Projekt „Lernpartnerschaften zwischen Unternehmen<br />
und Schule“ leisten. Hinter dem<br />
sperrigen Titel verbirgt sich eine Initiat<strong>iv</strong>e<br />
der Wirtschafts- und Tourismusfördergesellschaft<br />
Landkreis Peine mbH (Wito),<br />
einer Tochtergesellschaft des Landkreises.<br />
Weiterführende Schulen und Unternehmen<br />
sollen zusammenarbeiten, um qualifizierte<br />
Auszubildende zu finden. Damit sind nicht<br />
nur betriebliche Praktika und Betriebsbesichtigungen<br />
gemeint. Vielmehr soll der<br />
betriebliche Alltag in die Schulfächer integriert<br />
werden. „Sämtliche Arbeitsbereiche<br />
des Unternehmens können im Unterricht<br />
vorkommen. Beispielsweise könnte man in<br />
Politik fragen, wofür denn ein Betriebsrat<br />
da ist. Die inhaltliche Ausgestaltung ist Sache<br />
der Unternehmen und der Schule“, sagt<br />
Wito-Geschäftsführer Gunter Eckhardt.<br />
wito-Geschäftsführer Gunter Eckhardt. Fotos(2): BZ-Arch<strong>iv</strong>/Bode<br />
Zwar gibt es bereits bestehende Partnerschaften,<br />
beispielsweise bei Betriebserkundungen,<br />
diese seien aber häufig zu sehr von<br />
einzelnen handelnden Personen abhängig<br />
– also nicht systematisch und nachhaltig,<br />
heißt es in einem Papier der wito. „Wenn ein<br />
solches Projekt nicht begleitet wird, versackt<br />
das hier und da mal“, sagt Eckhardt.<br />
Lernpartnerschaften mit<br />
drei schulen im Landkreis<br />
Aktuell gibt es im Landkreis Peine drei<br />
Lernpartnerschaften. Die Aueschule Wendeburg<br />
arbeitet mit der Maschinenbaufirma<br />
FMA Elstermann zusammen, die Realschule<br />
Hohenhameln kooperiert mit dem Kraftwerk<br />
Mehrum und das Ratsgymnasium<br />
Peine hat sich die Kreissparkasse Peine als<br />
Coaching-Partner zur Seite geholt. „Wirtschaft<br />
und Berufsvorbereitung spielen eine<br />
große Rolle an den Schulen“, sagt Eckhardt.<br />
„Außerdem müssen die Schulen Profilbildung<br />
betreiben, haben also ein Interesse an<br />
der Zusammenarbeit.“<br />
Der Mehrwert liegt augenscheinlich<br />
zunächst bei den Schulen. Die Schüler bekommen<br />
einen Einblick in allgemeine Wirtschaftsprozesse<br />
und Fachleute erklären, wofür<br />
das dröge daherkommende Schulwissen<br />
später einmal nützlich ist. Ein Laborant des<br />
Kraftwerks erläuterte im Chemieunterricht<br />
beispielsweise Testverfahren an Kohlestaub.<br />
Doch auch die Unternehmen profitieren<br />
von der Zusammenarbeit. Schüler, die<br />
einen noch tieferen Einblick haben möchten,<br />
knüpfen bereits Kontakte für spätere<br />
Praktika oder gar für Ausbildungsplätze.<br />
Manch anderer erinnert sich vielleicht nach<br />
dem Studium wieder an den heimischen<br />
Betrieb. „Das ist unser Ziel aus Landkreissicht.<br />
Die Schüler sollen die Unternehmen<br />
im Landkreis kennenlernen und erkennen,<br />
dass es auch hier tolle Unternehmen gibt“,<br />
sagt Eckhardt.<br />
Der wito-Geschäftsführer rechnet mit<br />
steigendem Interesse am Projekt. „Es wird<br />
kommen, dass eine Schule mehr als eine<br />
Partnerschaft hat. Das ist zwar ein großer<br />
Aufwand, aber er wirkt langfristig und nachhaltig.“<br />
Bisher stehen vor allem Mittelständler<br />
im Fokus der Partnerschaftsvermittler.<br />
„Für kleine Betriebe ist es schwieriger,<br />
Personal für die Kooperation freizustellen.<br />
Meistens arbeiten alle im Tagesgeschäft mit.<br />
Denkbar sind aber Partnerschaften mehrerer<br />
Unternehmen oder die Kooperation mit<br />
den Innungen“, sagt Eckhardt.