Inhaltsverzeichnis - Pipe-projekt.de
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<strong>Inhaltsverzeichnis</strong><br />
<strong>Inhaltsverzeichnis</strong> ..............................................................................................................1<br />
1 Motivation.....................................................................................................................2<br />
2 Szenario ‚Dezentrale Koordination von Logistikunternehmen’...................................3<br />
2.1 Ausgangssituation..................................................................................................3<br />
2.2 Zielsetzung.............................................................................................................3<br />
2.3 Anwendungsfälle ...................................................................................................4<br />
2.3.1 Regulärer Anwendungsfall...........................................................................5<br />
2.3.2 Problemfall: Keine verfügbaren Kapazitäten...............................................5<br />
2.3.3 Problemfall: Bereitstellung nicht fristgerecht ..............................................6<br />
2.3.4 Problemfall: Verspätung Internationaler Carrier..........................................7<br />
2.3.5 Problemfall: Verspätung Nationaler Carrier ................................................8<br />
2.4 Interne Prozesse.....................................................................................................9<br />
2.4.1 Verfügbarkeitsprüfung ...............................................................................10<br />
2.4.2 Erteilung <strong>de</strong>r Versand-Aufträge .................................................................11<br />
2.4.3 Versand-Durchführung...............................................................................12<br />
2.4.4 Problemfall 1: Keine verfügbaren Kapazitäten..........................................13<br />
2.4.5 Problemfall 2: Bereitstellung nicht fristgerecht .........................................14<br />
2.4.6 Problemfall 3: Verspätung intern. Carrier..................................................15<br />
2.4.7 Problemfall 4: Verspätung nat. Carrier ......................................................16<br />
2.5 Prozessschnittstellen............................................................................................16<br />
2.6 Fazit 17<br />
3 Szenario ‚Inanspruchnahme von Factoring-Dienstleistungen’...................................19<br />
3.1 Ausgangssituation................................................................................................19<br />
3.2 Zielsetzung...........................................................................................................19<br />
3.3 Anwendungsfälle .................................................................................................20<br />
3.3.1 Regulärer Anwendungsfall.........................................................................20<br />
3.3.2 Problemfall Rechnung fehlerhaft ...............................................................21<br />
3.3.3 Problemfall Hinzunahme Inkassounternehmen .........................................22<br />
3.4 Interne Prozesse...................................................................................................22<br />
3.4.1 Regulärer Anwendungsfall.........................................................................23<br />
3.4.2 Problemfall Rechnung fehlerhaft ...............................................................24<br />
3.4.3 Problemfall Inkasso notwendig..................................................................25<br />
3.5 Prozessschnittstellen............................................................................................25<br />
3.6 Fazit 26<br />
Literatur ...........................................................................................................................27
1 Motivation<br />
Um eine neue Architektur zu entwickeln, bedarf es einer <strong>de</strong>taillierten Spezifikation <strong>de</strong>r<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen, <strong>de</strong>nen diese Architektur genügen muss. Zur Sicherstellung <strong>de</strong>r Praxistauglichkeit<br />
müssen jedoch noch während <strong>de</strong>r fachkonzeptuellen Entwurfsphase mögliche<br />
Einsatzszenarien <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n, um im Anschluss einen Abgleich zwischen aus<br />
aka<strong>de</strong>mischer Sicht wünschenswerten Eigenschaften und <strong>de</strong>r betriebswirtschaftlichen<br />
Realität durchführen zu können. Neben <strong>de</strong>r Berücksichtigung von vorab <strong>de</strong>finierten<br />
Kriterienkatalogen (vgl. hierzu Arbeitspaket 1.1) und <strong>de</strong>r im Anschluss durchgeführten<br />
Spezifikation eines Soll-Konzeptes wer<strong>de</strong>n auf diese Weise zusätzliche Eigenschaften<br />
<strong>de</strong>r Architektur herausgearbeitet und bisherige Schwachstellen i<strong>de</strong>ntifiziert.<br />
Das auf diese Weise entstehen<strong>de</strong> Lastenheft bil<strong>de</strong>t eine fundierte Grundlage für die<br />
Konzeption <strong>de</strong>s Pflichtenheftes, welches als Ergebnis <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungs<strong>de</strong>finition angesehen<br />
wer<strong>de</strong>n kann und sowohl Musskriterien als auch Wunsch- und Abgrenzungskriterien<br />
enthalten sollte [Balzert, S. 106].<br />
Mit Erstellung <strong>de</strong>s Pflichtenheftes erfolgt die Überleitung zur Gestaltung <strong>de</strong>s DV-<br />
Konzeptes. Hier wird die zunächst noch sehr abstrakte, in <strong>de</strong>r Regel textuelle Beschreibung<br />
eines Pflichtenheftes mit technischen Details versehen und damit konkretisiert.<br />
Auch in diesem Schritt leisten die vorab <strong>de</strong>finierten Anwendungsszenarien einen wichtigen<br />
Beitrag für eine weitgehend bedarfsgerechte Entwicklung; beispielsweise hat die<br />
Wahl <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Programmiersprache und <strong>de</strong>s DBMS neben Kompatibilitäts- und<br />
Kostenaspekten ebenso weitreichen<strong>de</strong>n Einfluss auf die zu erzielen<strong>de</strong> Performance <strong>de</strong>s<br />
Gesamtsystems. Durch <strong>de</strong>n Einbezug von (zunächst) fiktiven Anwendungsszenarien<br />
kann prognostiziert wer<strong>de</strong>n, an welchen Stellen beson<strong>de</strong>res Augenmerk auf bestimmte<br />
Systemeigenschaften gelegt wer<strong>de</strong>n muss. Da <strong>de</strong>r Entwurf eines branchenneutralen,<br />
völlig generischen Software-Prototypen eine in <strong>de</strong>r Realität nicht umzusetzen<strong>de</strong><br />
Wunschvorstellung ist, tragen sinnvolle Anwendungsszenarien erheblich zu einer gesteigerten<br />
Qualität <strong>de</strong>s Endproduktes bei, da im gesamten Entwicklungszyklus auf spezifische<br />
Eigenheiten <strong>de</strong>r im Schwerpunkt betrachteten Anwendungsgebiete Rücksicht<br />
genommen wer<strong>de</strong>n kann. Dieser Vorgang wird durch <strong>de</strong>n Einsatz von speziell für die<br />
Software-Entwicklung entwickelten Prozess-Mo<strong>de</strong>llen explizit unterstützt [Balzert, S.<br />
98ff.].<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n zwei mögliche Einsatzszenarien für das Projekt P2E2 vorgestellt,<br />
welche in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Konsortialpartnern erarbeitet wur<strong>de</strong>n. Zur allgemeinen<br />
Verständlichkeit sind die Szenarien um standardisierte Diagramme erweitert.
2 Szenario ‚Dezentrale Koordination von Logistikunternehmen’<br />
2.1 Ausgangssituation<br />
Dieses Szenario adressiert <strong>de</strong>n Versand von Produkten vom Hersteller zum Kun<strong>de</strong>n<br />
sowie die Auflösung <strong>de</strong>r hierin möglichen Fehlersituationen. Beson<strong>de</strong>re Berücksichtigung<br />
fin<strong>de</strong>t hierbei – neben Wirtschaftlichkeitsaspekten – die Liefertreue <strong>de</strong>s Herstellers<br />
zu seinen Kun<strong>de</strong>n, also die Auslieferung <strong>de</strong>r Produkte innerhalb <strong>de</strong>r vereinbarten Lieferfrist.<br />
Ein Industrieunternehmen liefert seine Erzeugnisse weltweit an die Kun<strong>de</strong>n aus. Hierzu<br />
bedient er sich eines zweistufigen Logistiknetzwerkes. In <strong>de</strong>r ersten Stufe übernimmt<br />
einer von mehreren internationalen Carriern die Waren und transportiert sie in das Bestimmungsland.<br />
Dort wer<strong>de</strong>n diese an einen <strong>de</strong>r ansässigen, nationalen Verteildienste<br />
(nationale Carrier) weitergegeben, <strong>de</strong>r für die Warenlieferung bis zum Kun<strong>de</strong>n innerhalb<br />
dieses Lan<strong>de</strong>s zuständig ist. Der nationale Carrier liefert auch die Erzeugnisse an<br />
<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n aus.<br />
Manufacturer /<br />
Supplier<br />
2.2 Zielsetzung<br />
International<br />
Carrier<br />
Zielsetzung: Bestmögliche Liefertreue<br />
Lieferzusage<br />
National<br />
Carrier<br />
Customer<br />
Ziel in diesem Szenario ist die bestmögliche Einhaltung <strong>de</strong>r vereinbarten Lieferfristen<br />
unter <strong>de</strong>r Nebenbedingung <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit. Dies be<strong>de</strong>utet, dass es die Aufgabe in<br />
<strong>de</strong>r Disposition und Steuerung <strong>de</strong>r beteiligten Aktoren besteht, so dass die bestellten
Waren „in Time“, also innerhalb <strong>de</strong>r Lieferfrist, beim Kun<strong>de</strong>n ankommen. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
bedarf die Überwachung und Umdisposition beson<strong>de</strong>rer Aufmerksamkeit, falls sich eine<br />
Abweichung von Plan ergibt o<strong>de</strong>r abzeichnet. Die Nebenbedingung <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit<br />
meint, dass diese Maximierung <strong>de</strong>r Liefertreue zu niedrigstmöglichen Kosten erfolgen<br />
soll.<br />
Um diese erhöhte Termintreue zu erreichen, stehen <strong>de</strong>m Industrieunternehmen die Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r Disposition <strong>de</strong>r Logistikpartner zur Verfügung. Er kann für <strong>de</strong>n Versand<br />
eines Erzeugnisses an eine Zieladresse <strong>de</strong>n internationalen Carrier sowie <strong>de</strong>n nationalen<br />
Carrier im Zielland dynamisch nach individuellen Kriterien (Kapazitäten, Transportdauer,<br />
Kosten, Route, Sicherheit, ...) auswählen und disponieren. Dies be<strong>de</strong>utet, er kann<br />
Transportaufträge vergeben, umbuchen und stornieren.<br />
Der gewählte Lösungsansatz ist die Verbesserung <strong>de</strong>r Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>n<br />
beteiligten Logistikpartner. Hierbei soll das Industrieunternehmen als koordinieren<strong>de</strong><br />
Instanz durch eine <strong>de</strong>zentrale IT-Lösung unterstützt wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>alvorstellung<br />
schafft diese Lösung eine selbstorganisieren<strong>de</strong> Verbindung zwischen Auftraggeber,<br />
Kun<strong>de</strong>n, eventuellen Zwischenhändlern sowie allen möglichen beteiligten Logistikunternehmen.<br />
Dies ermöglicht sowohl <strong>de</strong>m Auftraggeber als auch <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n eine je<strong>de</strong>rzeit<br />
transparente Verfolgung <strong>de</strong>s Weges <strong>de</strong>r Warensendungen und eine Umdisposition<br />
im Bedarfsfall.<br />
2.3 Anwendungsfälle<br />
Dieser Abschnitt beschreibt die in diesem Szenario auftreten<strong>de</strong>n Anwendungsfälle. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
wird hierbei zwischen <strong>de</strong>m regulären Anwendungsfall und <strong>de</strong>n Problemfällen<br />
unterschie<strong>de</strong>n. In erstgenanntem wird <strong>de</strong>r Geschäftsablauf in Voraus geplant und es<br />
bestehen keine Abweichungen von <strong>de</strong>r ursprünglichen Planung. In <strong>de</strong>n Problemfällen<br />
jedoch fin<strong>de</strong>n unvorhergesehene Ereignisse statt, so dass sich Planabweichungen ergeben,<br />
die aufgefangen und bestmöglich abgewickelt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Die dargestellten Diagramme stellen cMAPs dar und sollen die für je<strong>de</strong>n Wertschöpfungsschritt<br />
beteiligten Aktoren i<strong>de</strong>ntifizieren. Sie wer<strong>de</strong>n später in Prozessmo<strong>de</strong>llen<br />
verfeinert.
2.3.1 Regulärer Anwendungsfall<br />
Der Hersteller schließt einen Vertrag mit seinem Kun<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n Kauf eines Erzeugnisses<br />
ab. Dieser enthält eine Lieferfrist, die <strong>de</strong>r Hersteller auch unter regulären Umstän<strong>de</strong>n<br />
einzuhalten Imstan<strong>de</strong> ist. Parallel zu <strong>de</strong>r Fertigung <strong>de</strong>s Erzeugnisses wer<strong>de</strong>n von<br />
allen in Frage kommen<strong>de</strong>n Logistikern (international und national) Anfragen bzw. Angebote<br />
über verfügbare Transportkapazitäten eingeholt. Auf dieser Basis wird <strong>de</strong>r Versand<br />
geplant und die Transportaufträge an einen internationalen und einen nationalen<br />
Carrier vergeben. Nach<strong>de</strong>m die fertig verpackten Waren in <strong>de</strong>m Abholzentrum <strong>de</strong>s Industrieunternehmens<br />
bereitgestellt wur<strong>de</strong>n, holt <strong>de</strong>r beauftragte, internationale Logistiker<br />
die Erzeugnisse hier ab und transportiert diese in das Zielland. Dort wird die Sendung<br />
von <strong>de</strong>m nationalen Carrier übernommen, zum Kun<strong>de</strong>n transportiert und dort ausgeliefert.<br />
Fehler! Keine gültige Verknüpfung.<br />
2.3.2 Problemfall: Keine verfügbaren Kapazitäten<br />
Dieser Problemfall tritt ein, wenn für das zur Termintreue notwenige Transportfenster<br />
keine Transportkapazitäten zur Verfügung stehen. In diesem Fall müssen an<strong>de</strong>re Transportzeiten<br />
angefragt und gebucht wer<strong>de</strong>n, auch wenn diese zu einer Überschreitung <strong>de</strong>s<br />
Liefertermins führen. Der Kun<strong>de</strong> ist entsprechend vom neuen Liefertermin zu informieren<br />
und <strong>de</strong>r Bereitstellungstermin im Abholzentrum anzupassen.
Problemfall: Keine Verfügbarkeiten<br />
Supplier<br />
Bereitstellung<br />
anpassen<br />
Internat. Carrier Nat. Carrier Customer<br />
Verfügbarkeits-<br />
Prüfung<br />
fehlgeschlagen<br />
Beste, zeitnähste<br />
Verfügbarkeit suchen<br />
Kun<strong>de</strong><br />
informieren<br />
2.3.3 Problemfall: Bereitstellung nicht fristgerecht<br />
Ursache dieses Problemfalls mögen Produktionsprobleme, längere, interne Transportzeiten<br />
o<strong>de</strong>r Probleme im Abholzentrum selbst sein. In je<strong>de</strong>m Fall ist abzusehen, dass<br />
zum mit <strong>de</strong>m internationalen Carrier vereinbarten Abholzeitpunkt die Waren nicht versandfertig<br />
sein wer<strong>de</strong>n. Es muss also nach alternativen Transportmöglichkeiten gesucht<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Abholzeitpunkt nach <strong>de</strong>m geplanten, neuen Bereitstellungszeitpunkt<br />
liegt. Je nach Bedingungen (Wechsel <strong>de</strong>s Carriers, etc.) muss eine Än<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r eine<br />
Stornierung mit Neuvergabe durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Falls hierdurch <strong>de</strong>r geplante Liefertermin<br />
nicht gehalten wer<strong>de</strong>n kann, ist <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> entsprechend zu informieren.
Problemfall: Bereitstellung nicht fristgerecht<br />
Supplier<br />
Bereitstellung<br />
Nicht fristgerecht<br />
Verfügbarkeitsprüfung<br />
Auftrags-<br />
Än<strong>de</strong>rung/<br />
Vergabe<br />
Internat. Carrier Nat. Carrier Customer<br />
Verfügbarkeitsprüfung<br />
Auftrags-<br />
Än<strong>de</strong>rung/Vergabe<br />
Kun<strong>de</strong><br />
informieren<br />
2.3.4 Problemfall: Verspätung Internationaler Carrier<br />
Abhängig von<br />
Versand-<br />
Bedingungen <strong>de</strong>s<br />
Carriers<br />
Im Fall einer Transportverspätung bei <strong>de</strong>m internationalen Carrier tritt dieser Problemfall<br />
ein, insbeson<strong>de</strong>re wenn dadurch die Übergabezeit verpasst wird und somit die Waren<br />
nicht wie geplant weitertransportiert wer<strong>de</strong>n können. Das versen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Unternehmen<br />
hat in diesem Fall für eine Abwicklung <strong>de</strong>s Problemfalls zu sorgen.
Problemfall: Int. Transport verspätet<br />
Supplier<br />
Internat. Carrier Nat. Carrier Customer<br />
Transport<br />
verspätet<br />
Verfügbarkeitsprüfung<br />
Auftrags-<br />
Än<strong>de</strong>rung/Vergabe<br />
Kun<strong>de</strong><br />
informieren<br />
2.3.5 Problemfall: Verspätung Nationaler Carrier<br />
Abhängig von<br />
Versand-<br />
Bedingungen <strong>de</strong>s<br />
Carriers<br />
Gegenüber letztgenanntem Fall unterschei<strong>de</strong>t sich dieser dadurch, dass nicht <strong>de</strong>r internationale,<br />
son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r nationale Logistiker sich verspätet. Hierdurch ergibt sich eine<br />
Verspätung beim Kun<strong>de</strong>n, die auch nicht durch Maßnahmen <strong>de</strong>s Herstellers aufgefangen<br />
wer<strong>de</strong>n können. Es ergibt sich die alleinige Möglichkeit, <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n über die Verspätung<br />
und <strong>de</strong>n neuen Liefertermin zu informieren.<br />
Problemfall: Nat. Transport verspätet<br />
Supplier<br />
Internat. Carrier Nat. Carrier Customer<br />
Kun<strong>de</strong><br />
informieren<br />
Transport<br />
verspätet
2.4 Interne Prozesse<br />
Während <strong>de</strong>r vorherige Abschnitt die auftreten<strong>de</strong>n Anwendungsfälle beschreibt und<br />
grob strukturiert, soll im Folgen<strong>de</strong>n eine Betrachtung <strong>de</strong>r internen Prozesse <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n<br />
Anwendungsfällen beteiligten Partnern erfolgen. Dabei sind alle für <strong>de</strong>n Fall nicht relevanten<br />
Prozess-Schritte ausgeblen<strong>de</strong>t und vernachlässigt.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re die zentrale Koordination durch <strong>de</strong>n Hersteller bedarf einer beson<strong>de</strong>ren<br />
Aufmerksamkeit. Denn eine geringfügige Umterminierung eines <strong>de</strong>r beteiligten Logistikunternehmen<br />
führt zwangsläufig dazu, dass das in <strong>de</strong>r Transportkette nachgelagerte<br />
Unternehmen in Zeitverzug gerät und sich somit in mangeln<strong>de</strong>r Termintreue auswirkt.<br />
Soll beispielsweise eine Warensendung von Deutschland nach Japan geliefert wer<strong>de</strong>n,<br />
beauftragt das Unternehmen eine lokale Spedition, ein internationales Transportunternehmen<br />
für Luftfracht, sowie eine japanische Spedition für <strong>de</strong>n Transport zum Zielort.<br />
Die einzelnen Dienstleister tauschen sich jedoch nicht untereinan<strong>de</strong>r aus; vielmehr erfolgt<br />
die Weitergabe von Statusmeldungen direkt an <strong>de</strong>n Auftraggeber, welcher seinerseits<br />
wie<strong>de</strong>r tätig wird und sich um <strong>de</strong>n Weitertransport <strong>de</strong>r Sendung kümmert.<br />
Die Prozessbeschreibungen sind als Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK) realisiert,<br />
die um eine Swimlane-Darstellung erweitert wur<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n überbetrieblichen Charakter<br />
adäquat abbil<strong>de</strong>n zu können.
2.4.1 Verfügbarkeitsprüfung<br />
Kapazität nicht<br />
verfügbar<br />
Kapazität nicht<br />
verfügbar<br />
Shipping<br />
Bedarf<br />
eingetreten<br />
Int. Carrier<br />
auswählen<br />
IC ausgewählt<br />
Verfügbarkeit<br />
anfragen<br />
XOR<br />
Nat. Carrier<br />
auswählen<br />
IC ausgewählt<br />
Verfügbarkeit<br />
anfragen<br />
XOR<br />
Kapazität<br />
verfügbar<br />
Supplier<br />
Kapazität<br />
verfügbar,<br />
Prüfug<br />
been<strong>de</strong>t<br />
Verfügbarkeit<br />
prüfen und<br />
mitteilen<br />
Verfügbarkeit<br />
prüfen und<br />
mitteilen<br />
Int. Carrier<br />
Nat. Carrier
2.4.2 Erteilung <strong>de</strong>r Versand-Aufträge<br />
Verfügbarkeit<br />
geprüft<br />
Int. Versandauftrag<br />
erteilen<br />
Auftrag erteilt<br />
Nat. Versandauftrag<br />
erteilen<br />
Auftrag erteilt<br />
Supplier<br />
Auftrag<br />
erfassen und<br />
buchen<br />
Verfügbarkeit<br />
prüfen und<br />
mitteilen<br />
Int. Carrier<br />
Nat. Carrier
2.4.3 Versand-Durchführung<br />
...<br />
Versandwaren<br />
bereitstellen<br />
bereitgestellt<br />
Supplier<br />
Waren<br />
abholen<br />
Waren<br />
abgeholt<br />
Transportieren<br />
Waren am int.<br />
Zielort<br />
Int. Carrier Nat. Carrier<br />
Waren<br />
übergeben<br />
Waren<br />
übergeben<br />
Transportieren<br />
Waren am nat.<br />
Zielort<br />
Waren<br />
ausliefern<br />
Customer<br />
Waren<br />
ausgeliefert
2.4.4 Problemfall 1: Keine verfügbaren Kapazitäten<br />
Kapazität nicht<br />
verfügbar,<br />
an<strong>de</strong>rer IC<br />
möglich<br />
Kapazität bei<br />
allen NCs<br />
nicht<br />
verfügbar<br />
Keine<br />
geeigneten<br />
Kapazitäten<br />
verfügbar<br />
Zeitfenster<br />
vergrößern<br />
Suchinterval<br />
vergrößert<br />
Int. Carrier<br />
auswählen<br />
IC ausgewählt<br />
Verfügbarkeit<br />
anfragen<br />
XOR<br />
Kapazität<br />
verfügbar<br />
Nat. Carrier<br />
auswählen<br />
IC ausgewählt<br />
Verfügbarkeit<br />
anfragen<br />
XOR<br />
Kapazität<br />
verfügbar<br />
Kun<strong>de</strong> über<br />
Verspätung<br />
informieren<br />
Kun<strong>de</strong><br />
informiert<br />
Bereitstellungs-<br />
Datum<br />
anpassen<br />
Bereitstellung<br />
angepasst<br />
Versandauftrags-<br />
Erteilung<br />
Kapazität bei<br />
allen ICs nicht<br />
verfügbar<br />
Kapazität nicht<br />
verfügbar,<br />
an<strong>de</strong>rer NC<br />
möglich<br />
Supplier<br />
Verfügbarkeit<br />
prüfen und<br />
mitteilen<br />
Verfügbarkeit<br />
prüfen und<br />
mitteilen<br />
Ggf.<br />
Umdisposition<br />
vornehmen<br />
Int. Carrier<br />
Nat. Carrier<br />
Customer
2.4.5 Problemfall 2: Bereitstellung nicht fristgerecht<br />
Kapazität nicht<br />
verfügbar,<br />
an<strong>de</strong>rer IC<br />
möglich<br />
Kapazität nicht<br />
verfügbar,<br />
an<strong>de</strong>rer NC<br />
möglich<br />
Termin<br />
festgestellt<br />
Int. Carrier<br />
auswählen<br />
IC ausgewählt<br />
Verfügbarkeit<br />
anfragen<br />
XOR<br />
Kapazität<br />
verfügbar<br />
Nat. Carrier<br />
auswählen<br />
IC ausgewählt<br />
Verfügbarkeit<br />
anfragen<br />
XOR<br />
Kapazität<br />
verfügbar<br />
Kapazität bei<br />
allen ICs nicht<br />
verfügbar<br />
Problemfall<br />
1<br />
Kapazität bei<br />
allen NCs<br />
nicht<br />
verfügbar<br />
Problemfall<br />
1<br />
Auftragsän<strong>de</strong>r<br />
ung nicht<br />
möglich<br />
IC Auftrag<br />
stornieren<br />
Auftrag<br />
storniert<br />
IC Auftrag<br />
Neu erteilen<br />
Bereitstellung<br />
nicht<br />
fristgerecht<br />
Bereitst.termin<br />
Feststellen<br />
Termin<br />
festgestellt<br />
Verfügb.<br />
Prüfung<br />
IC<br />
Kapazität<br />
verfügbar<br />
Verfügb.<br />
Prüfung<br />
NC<br />
Kapazität<br />
verfügbar<br />
Versandbed.<br />
IC prüfen<br />
XOR<br />
Auftrag erteilt XOR<br />
Auftragsän<strong>de</strong>r<br />
ung nicht<br />
möglich<br />
NC Auftrag<br />
stornieren<br />
Auftrag<br />
storniert<br />
NC Auftrag<br />
Neu erteilen<br />
Versandbed.<br />
NC prüfen<br />
XOR<br />
Auftrag erteilt XOR<br />
Kun<strong>de</strong> über<br />
Verspätung<br />
informieren<br />
Kun<strong>de</strong><br />
informiert<br />
Versanddurchführung<br />
Auftragsän<strong>de</strong>r<br />
ung möglich<br />
IC Auftrag<br />
än<strong>de</strong>rn<br />
Auftrag<br />
geän<strong>de</strong>rt<br />
Auftragsän<strong>de</strong>r<br />
ung möglich<br />
NC Auftrag<br />
än<strong>de</strong>rn<br />
Auftrag<br />
geän<strong>de</strong>rt<br />
Supplier<br />
Verfügbarkeit<br />
prüfen und<br />
mitteilen<br />
Verfügbarkeit<br />
prüfen und<br />
mitteilen<br />
Än<strong>de</strong>rung<br />
buchen<br />
Storno<br />
verbuchen<br />
Auftrag<br />
erfassen<br />
Än<strong>de</strong>rung<br />
buchen<br />
Storno<br />
verbuchen<br />
Auftrag<br />
erfassen<br />
Ggf.<br />
Umdisposition<br />
vornehmen<br />
Internat. Carrier<br />
Nat. Carrier<br />
Internat. Carrier<br />
Internat. Carrier<br />
Internat. Carrier<br />
Nat. Carrier<br />
Nat. Carrier<br />
Nat. Carrier<br />
Customer
2.4.6 Problemfall 3: Verspätung intern. Carrier<br />
Kapazität nicht<br />
verfügbar,<br />
an<strong>de</strong>rer NC<br />
möglich<br />
Nat. Carrier<br />
auswählen<br />
IC ausgewählt<br />
Verfügbarkeit<br />
anfragen<br />
XOR<br />
Kapazität<br />
verfügbar<br />
Kapazität bei<br />
allen NCs<br />
nicht<br />
verfügbar<br />
Problemfall<br />
1<br />
Auftragsän<strong>de</strong>r<br />
ung nicht<br />
möglich<br />
NC Auftrag<br />
stornieren<br />
Auftrag<br />
storniert<br />
NC Auftrag<br />
Neu erteilen<br />
Bereitstellung<br />
nicht<br />
fristgerecht<br />
Verspätung<br />
registrieren<br />
Termin<br />
festgestellt<br />
Verfügb.<br />
Prüfung<br />
NC<br />
Kapazität<br />
verfügbar<br />
Versandbed.<br />
NC prüfen<br />
XOR<br />
Auftrag erteilt XOR<br />
Kun<strong>de</strong> über<br />
Verspätung<br />
informieren<br />
Kun<strong>de</strong><br />
informiert<br />
Auftragsän<strong>de</strong>r<br />
ung möglich<br />
NC Auftrag<br />
än<strong>de</strong>rn<br />
Auftrag<br />
geän<strong>de</strong>rt<br />
Supplier<br />
Übergabetermin<br />
kann nicht<br />
gehalten wer<strong>de</strong>n<br />
Verspätung<br />
mitteilen<br />
mitgeteilt<br />
Versand weiter<br />
durchführen<br />
Internat. Carrier<br />
Verfügbarkeit<br />
prüfen und<br />
mitteilen<br />
Än<strong>de</strong>rung<br />
buchen<br />
Storno<br />
verbuchen<br />
Auftrag<br />
erfassen<br />
Ggf.<br />
Umdisposition<br />
vornehmen<br />
Nat. Carrier<br />
Nat. Carrier<br />
Nat. Carrier<br />
Nat. Carrier<br />
Customer
2.4.7 Problemfall 4: Verspätung nat. Carrier<br />
Bereitstellung<br />
nicht<br />
fristgerecht<br />
Verspätung<br />
registrieren<br />
Termin<br />
festgestellt<br />
Kun<strong>de</strong> über<br />
Verspätung<br />
informieren<br />
Kun<strong>de</strong><br />
informiert<br />
Supplier<br />
2.5 Prozessschnittstellen<br />
Übergabetermin<br />
kann nicht<br />
gehalten wer<strong>de</strong>n<br />
Verspätung<br />
mitteilen<br />
mitgeteilt<br />
Versand weiter<br />
durchführen<br />
Nat. Carrier<br />
Ggf.<br />
Umdisposition<br />
vornehmen<br />
Customer<br />
Zur Umsetzung dieses Szenarios sind folgen<strong>de</strong> Schnittstellen notwendigerweise zu realisieren:<br />
1. Verfügbarkeitsprüfung (pull SupplierCarrier)<br />
2. Auftragsvergabe (push Supplier Carrier)<br />
3. Auftragsumbuchung (push Supplier Carrier)<br />
4. Auftragsstornierung (push Supplier Carrier)<br />
Daneben existieren mehrere Möglichkeiten <strong>de</strong>r Prozessinterkation, je nach gewähltem<br />
use case. Zum einen im durch <strong>de</strong>n Hersteller zentral gesteuerten Ansatz mit aktiver Versandüberwachung<br />
durch <strong>de</strong>n Hersteller:<br />
5. Versandüberwachung (pull Supplier Carrier)<br />
6. Lieferzeit-Än<strong>de</strong>rung (push Supplier Customer)
Alternativ im Fall <strong>de</strong>r aktiven Information <strong>de</strong>s Carriers über eine zu erwarten<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
eingetretene Verspätung:<br />
5. Verspätungsinformation (push Carrier Supplier)<br />
6. Lieferzeit-Än<strong>de</strong>rung (push Supplier Customer)<br />
O<strong>de</strong>r alternativ bei einem <strong>de</strong>zentralen Problemfall-Management durch <strong>de</strong>n Carrier:<br />
5. Verspätungsinformation (push Carrier Carrier)<br />
6. Lieferzeit-Än<strong>de</strong>rung (push Carrier Customer)<br />
2.6 Fazit<br />
Das vorgestellte Szenario erscheint für <strong>de</strong>n Ansatz von P2E2 geeignet. Es ergeben sich<br />
mehrere Nutzenpotentiale für die unterschiedlichen Aktoren:<br />
(1) Business Packaging: Durch die mit <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>r P2E2-Adapter verbun<strong>de</strong>nen<br />
Abstraktion von <strong>de</strong>n konkreten Geschäftsabläufen entsteht eine Verkapselung<br />
von betrieblichen Leistungsangeboten und –nachfragen. Damit wird es<br />
möglich, Partner innerhalb einer solchen Logistik-Kollaboration einfach zu substituieren<br />
o<strong>de</strong>r zu ergänzen. Dies bezieht sich nicht nur auf <strong>de</strong>n Hersteller, <strong>de</strong>r<br />
einfach mit verschie<strong>de</strong>nen Logistikern zusammen arbeiten kann; auch die Carrier<br />
können ihre Transportleistungen effizient an<strong>de</strong>ren potentiellen Kun<strong>de</strong>n anbieten<br />
und die Prozessanbindung zu <strong>de</strong>m neuen Kun<strong>de</strong>n (Hersteller) leicht realisieren.<br />
(2) Prozess-Transparenz: Für <strong>de</strong>n Hersteller ergibt sich die Möglichkeit, <strong>de</strong>n<br />
Transportprozess <strong>de</strong>r Carrier einzusehen. Damit kann er schneller und effizienter<br />
die Wahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s Problemfall-Auftretens einschätzen. Jedoch ist diese<br />
Transparenz nur soweit möglich, wie <strong>de</strong>r jeweilige Carrier die Einblicknahme<br />
erlaubt.
Track n Trace<br />
Paket-Nummer<br />
Zeitstempel<br />
Standort<br />
38472934857332<br />
25.03.2004 15:33<br />
Verteilzentrum FRA<br />
Paket<br />
abgeholt<br />
Zum<br />
Verteilzentrum<br />
transportieren<br />
eingetroffen<br />
sortieren<br />
sortiert<br />
Zum<br />
Flughafen<br />
transportieren<br />
Am Flughafen<br />
(3) Prozess-Verbesserung/-Verän<strong>de</strong>rung: Der ursprüngliche Abwicklungsprozess<br />
kann fast beliebig verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, je nach fachlichen und organisatorischen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen. Beispielsweise könnte das Management <strong>de</strong>s 3. Problemfalls,<br />
nämlich <strong>de</strong>r Abwicklung einer Transportverspätung <strong>de</strong>s internationalen Carriers,<br />
diesem übertragen wer<strong>de</strong>n. Durch die gekapselte Peer-to-Peer Architektur ist<br />
diese Än<strong>de</strong>rung einfach und schnell zu realisieren.<br />
(4) Netzwerk-Struktur-Än<strong>de</strong>rung: Ebenso ist eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r gesamten Netzwerksstruktur<br />
effizient umsetzbar. Wenn beispielsweise noch vor <strong>de</strong>m internationalen<br />
Carrier im Bedarfsfall ein transkontinentaler Carrier eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
soll.
3 Szenario ‚Inanspruchnahme von Factoring-Dienstleistungen’<br />
3.1 Ausgangssituation<br />
Das Szenario adressiert <strong>de</strong>n Verkauf von For<strong>de</strong>rungen an Factoring-Dienstleister und<br />
stellt Situationen dar, in <strong>de</strong>nen es zu „Anomalien“ im Geschäftsprozess kommen kann.<br />
Hierbei wird beson<strong>de</strong>rer Wert auf die dynamische, nicht-<strong>de</strong>terministische Einbindung<br />
verschie<strong>de</strong>ner Akteure gelegt.<br />
Ein Großunternehmen mit umfangreichem Warensortiment und breitem Kun<strong>de</strong>nstamm<br />
hat sehr viele, betragsmäßig jedoch eher kleine For<strong>de</strong>rungen gegenüber seinen Kun<strong>de</strong>n.<br />
Um <strong>de</strong>n Personalstamm und <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen Aufwand zur Verbuchung <strong>de</strong>r Einzelpositionen<br />
klein zu halten, will das Unternehmen seine Debitorenbuchhaltung an<br />
Finanzdienstleister auslagern. Allerdings besteht <strong>de</strong>r Wunsch, sich nicht langfristig an<br />
einen bestimmten Dienstleister zu bin<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn statt<strong>de</strong>ssen zwischen mehreren Anbietern<br />
wechseln zu können.<br />
Das in Anspruch zu nehmen<strong>de</strong> Leistungsportfolio soll sowohl <strong>de</strong>n Verkauf längerfristiger<br />
For<strong>de</strong>rungen aus Lieferungen und Leistungen zur Liquiditätssicherung (Factoring)<br />
als auch das nach Eintritt eines For<strong>de</strong>rungsverzuges laufen<strong>de</strong> außergerichtliche Mahnverfahren<br />
über Inkassodienstleistungen beinhalten.<br />
Nutzen durch Factoring: Der Unternehmer gewinnt durch Factoring zeitlichen und finanziellen<br />
Handlungsspielraum, stärkt seine Position gegenüber seinen Lieferanten und<br />
seiner Hausbank [Deutscher Factiring-Verband e.V.].<br />
Die Inkasso-Unternehmen widmen sich <strong>de</strong>n klassischen Aufgaben <strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsmanagements:<br />
<strong>de</strong>m Inkasso kaufmännisch angemahnter, noch nicht gerichtlich geltend<br />
gemachter For<strong>de</strong>rungen sowie <strong>de</strong>r Einziehung bereits titulierter For<strong>de</strong>rungen [Bun<strong>de</strong>sverband<br />
Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.].<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r europäischen Kreditvereinbarung BASEL II soll hierbei auch das Rating<br />
bzgl. <strong>de</strong>r Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>s in Frage kommen<strong>de</strong>n Unternehmens berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m situativ eine Liquiditätsüberprüfung vorgenommen wird.<br />
3.2 Zielsetzung<br />
Vorrangiges Ziel bei diesem Szenario ist die Erzielung höchstmöglicher Flexibilität in<br />
<strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s passen<strong>de</strong>n Factors bei gleichzeitig nahezu vollständiger Automatisierung
<strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungsabwicklung innerhalb eines Unternehmens. Hierbei sollen mögliche<br />
Ausnahmefälle berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dies be<strong>de</strong>utet, dass für je<strong>de</strong> Instanz einer For<strong>de</strong>rung zunächst entschie<strong>de</strong>n wird, ob die<br />
For<strong>de</strong>rung intern o<strong>de</strong>r extern bearbeitet wird; im Falle einer externen Bearbeitung wird<br />
eine „offene“ Anfrage an mögliche Dienstleister gestellt, welche im Anschluss ihre Einzelkonditionen<br />
automatisiert mitteilen. Diese Anfrage soll nicht über einen Marktplatz<br />
o.ä. gestellt wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn über einen selbtorganisieren<strong>de</strong>n Peer-to-Peer Verbund,<br />
<strong>de</strong>m je<strong>de</strong>s interessierte Unternehmen beitreten kann. Je nach Zielpräferenz (möglichst<br />
günstig, möglichst schnell, beson<strong>de</strong>rs zuverlässig, …) wählt das Unternehmen <strong>de</strong>n gewünschten<br />
Partner und nimmt diesen in Geschäftsprozess-Instanz auf. Dieser Vorgang<br />
geschieht für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n völlig transparent, sodass dieser zu je<strong>de</strong>r Zeit die vollständige<br />
Information erhalten kann, welchen Status die an ihn adressierte For<strong>de</strong>rung aufweist. Im<br />
Falle einer Nichtverfügbarkeit kann das Unternehmen einen gleichwertigen an<strong>de</strong>ren<br />
Partner wählen.<br />
Für das Unternehmen soll vor allem eine kostengünstige und liquiditätssichern<strong>de</strong> For<strong>de</strong>rungsabwicklung<br />
realisiert wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>r die Verwaltungs- und Vertriebskosten <strong>de</strong>s<br />
externen Rechnungswesens minimiert wer<strong>de</strong>n.<br />
3.3 Anwendungsfälle<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n mögliche Situationen in Form von UML Use-Case-Diagrammen<br />
vorgestellt und in Kurzform beschrieben. Anschließend erfolgt eine <strong>de</strong>taillierte Spezifikation<br />
<strong>de</strong>r Use Cases durch ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK).<br />
3.3.1 Regulärer Anwendungsfall<br />
Das Unternehmen stellt eine For<strong>de</strong>rung gegenüber einem Kun<strong>de</strong>n an verschie<strong>de</strong>nen<br />
Factor zur Dispositon. Die Factor erhalten eine Beschreibung über die Einzelpositionen,<br />
die Fristen und Zahlungsbedingungen und teilen <strong>de</strong>m Unternehmen mit, zu welchen<br />
Konditionen ein Ankauf <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen in Frage kommt. Nach Kauf <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung<br />
for<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Factor die ausstehen<strong>de</strong> Zahlung ein. In diesem und allen folgen<strong>de</strong>n Diagrammen<br />
ist zusätzlich <strong>de</strong>r Use Case „Statusabfrage“ vorgesehen, um <strong>de</strong>n aktuellen<br />
Stand einer Prozessinstanz ermitteln zu können.
Unternehmen<br />
For<strong>de</strong>rungsabwicklung<br />
Factor<br />
ermitteln<br />
Factor begleicht<br />
For<strong>de</strong>rung<br />
Kun<strong>de</strong> bezahlt<br />
Factor<br />
Factor for<strong>de</strong>rt<br />
Zahlung ein<br />
Statusabfrage<br />
3.3.2 Problemfall Rechnung fehlerhaft<br />
Nach Erhalt <strong>de</strong>r Rechnung bemerkt <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> einen Fehler in <strong>de</strong>r Rechnungslegung<br />
und beanstan<strong>de</strong>t diesen beim Factor. Dieser setzt sich mit <strong>de</strong>m Unternehmen in Verbindung,<br />
um die Stichhaltigkeit <strong>de</strong>r Reklamation zu klären. Für <strong>de</strong>n Fall, dass diese berechtigt<br />
ist, muss vom Unternehmen eine Verrechnung mit zukünftigen For<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r<br />
alternativ eine Ausgleichszahlung vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Unternehmen<br />
Rechnung fehlerhaft<br />
Kun<strong>de</strong> beanstan<strong>de</strong>t<br />
Rechnung<br />
Rechnung<br />
korrigieren<br />
Factor for<strong>de</strong>rt<br />
Zahlung ein<br />
Factor for<strong>de</strong>rt<br />
Rückzahlung<br />
Statusabfrage<br />
Factor<br />
Kun<strong>de</strong><br />
Factor<br />
Kun<strong>de</strong>
3.3.3 Problemfall Hinzunahme Inkassounternehmen<br />
Wenn sich abzeichnet, dass <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> die Rechnung nicht begleichen kann, sucht das<br />
Unternehmen nach einem geeigneten Inkasso-Dienstleister und überträgt diesem die<br />
Abwicklung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung. Im Erfolgsfall wird <strong>de</strong>r eingezogene Betrag an das Unternehmen<br />
weitergeleitet:<br />
Unternehmen<br />
3.4 Interne Prozesse<br />
Inkassounternehmen<br />
Inkassounternehmen<br />
fin<strong>de</strong>n<br />
For<strong>de</strong>rung<br />
abwickeln<br />
Zahlung<br />
weiterreichen<br />
Statusabfrage<br />
Inkassounternehmen<br />
Kun<strong>de</strong><br />
Im folgen<strong>de</strong>n Abschnitt wer<strong>de</strong>n die bislang nur grob formulierten Prozesse in Form einer<br />
EPK <strong>de</strong>taillierter beschrieben.
3.4.1 Regulärer Anwendungsfall<br />
For<strong>de</strong>rung<br />
wird intern<br />
abgewickelt<br />
Rechnung<br />
verschicken<br />
Rechnung<br />
verschickt<br />
Zahlung<br />
erfolgt nicht<br />
Inkasso<br />
beauftragen<br />
Unternehmen<br />
Rechnung ist<br />
erstellt<br />
Rechnung<br />
prüfen<br />
XOR<br />
XOR<br />
Zahlungseingang<br />
überwachen<br />
XOR<br />
XOR<br />
Vorgang abgeschlossen<br />
For<strong>de</strong>rung<br />
wird extern<br />
abgewickelt<br />
Factor<br />
anfragen<br />
Factor ist<br />
gefun<strong>de</strong>n<br />
Zahlung<br />
erfolgt<br />
Vorgang<br />
abschließen<br />
P2E2<br />
P2E2<br />
Zahlung<br />
durchführen<br />
Zahlung ist<br />
durchgeführt<br />
Factor<br />
Factor ist in<br />
P2E2-Verbund<br />
aufgenommen<br />
For<strong>de</strong>rungsankauf<br />
anbieten<br />
Anfrage geht<br />
ein<br />
Konditionen<br />
ermitteln<br />
Anfrage<br />
bearbeitet<br />
V<br />
Rating berücksichtigen<br />
?<br />
Zahlung<br />
einfor<strong>de</strong>rn<br />
Zahlung ist<br />
eingegangen<br />
Profil<br />
aktualisieren<br />
Profil ist<br />
aktualisiert<br />
P2E2<br />
P2E2<br />
Kun<strong>de</strong><br />
Kun<strong>de</strong> ist in<br />
P2E2-Verbund<br />
aufgenommen<br />
P2E2-<br />
Bearbeitung<br />
anbieten<br />
Rechnung<br />
geht ein<br />
Rechnung<br />
prüfen<br />
Rechnung ist<br />
geprüft<br />
Rechnung<br />
bezahlen<br />
Rechnung ist<br />
bezahlt
3.4.2 Problemfall Rechnung fehlerhaft<br />
Beanstandung<br />
ist nicht<br />
berechtigt<br />
Unternehmen Factor<br />
Kun<strong>de</strong><br />
Factor ist<br />
gefun<strong>de</strong>n<br />
XOR<br />
Zahlungseingang<br />
überwachen<br />
Zahlung geht<br />
ein<br />
Beanstandung<br />
trifft ein<br />
Beanstandung<br />
prüfen<br />
XOR<br />
XOR<br />
Rahmendaten<br />
Bestätigung<br />
Beanstandung<br />
ist berechtigt<br />
Rechnung<br />
korrigieren<br />
Rechung ist<br />
korrigiert<br />
Zahlung<br />
durchführen<br />
Zahlung ist<br />
durchgeführt<br />
Zahlung<br />
einfor<strong>de</strong>rn<br />
Konditionen<br />
ermitteln<br />
Anfrage<br />
bearbeitet<br />
V<br />
Rechnung<br />
wird<br />
beanstan<strong>de</strong>t<br />
XOR<br />
XOR<br />
Vorgang<br />
been<strong>de</strong>t<br />
Zahlung<br />
einfor<strong>de</strong>rn<br />
Verrechnung<br />
mit weiteren<br />
For<strong>de</strong>rungen<br />
Rechnung<br />
Reklamation<br />
Rechnung<br />
wird korrigiert<br />
Rechnung<br />
bezahlen<br />
Vorgang<br />
been<strong>de</strong>t<br />
Rechnung<br />
geht ein<br />
XOR<br />
Rechnung<br />
prüfen<br />
Rechnung ist<br />
fehlerhaft<br />
Rechnung<br />
beanstan<strong>de</strong>n<br />
XOR<br />
Rechnung<br />
wird nicht<br />
korrigiert
3.4.3 Problemfall Inkasso notwendig<br />
Keine Zahlung<br />
Ausfall<br />
verbuchen<br />
Unternehmen Inkasso<br />
Kun<strong>de</strong><br />
Inkasso-DL ist<br />
gefun<strong>de</strong>n<br />
Auftrag<br />
erteilen<br />
XOR<br />
Zahlung<br />
erfolgt<br />
Zahlung<br />
verbuchen<br />
Rahmendaten<br />
Gel<strong>de</strong>ingang<br />
For<strong>de</strong>rung<br />
verrechnen<br />
Konditionen<br />
ermitteln<br />
Anfrage<br />
bearbeitet<br />
Zahlung<br />
einfor<strong>de</strong>rn<br />
XOR<br />
Kein<br />
Gel<strong>de</strong>ingang<br />
gerichtliches<br />
Mahnverfahren<br />
Mahnverfahre<br />
n eingeleitet<br />
Unternehmen<br />
informieren<br />
keine Zahlung<br />
möglich<br />
Inkasso-DL<br />
informieren<br />
Mahnverfahren<br />
eröffnet<br />
Zahlungsauffor<strong>de</strong>rung<br />
geht<br />
ein<br />
Liquidität<br />
prüfen<br />
XOR<br />
Teilzahlung<br />
möglich<br />
Teilzahlung<br />
durchführen<br />
Im Mo<strong>de</strong>ll sind die bei<strong>de</strong>n Funktionsbün<strong>de</strong>l „Zahlung einfor<strong>de</strong>rn“ und „gerichtliches<br />
Mahnverfahren“ enthalten, welche durch ein verfeinertes Prozessmo<strong>de</strong>ll beschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n können (an dieser Stelle jedoch nicht sinnvoll).<br />
3.5 Prozessschnittstellen<br />
Zur Umsetzung <strong>de</strong>s Szenarios sind mehrere Schnittstellen zu realisieren:<br />
1. Anfrage nach Factoring und Austausch <strong>de</strong>r Konditionen (push Unternehmen <br />
Factorverbund)<br />
2. Übertragen <strong>de</strong>r Rechnungsdaten (push Unternehmen Factor bzw. Factor <br />
Kun<strong>de</strong>)<br />
Zahlung ist<br />
möglich<br />
Rechnung<br />
bezahlen
3. Austausch Zahlungsbeleg (push/pull Kun<strong>de</strong> Factor bzw. Factor Unternehmen)<br />
4. Controllingschnittstelle zur Übertragung von Prozessdaten an <strong>de</strong>n jeweiligen<br />
Nachfrager (pull)<br />
Im Falle einer nach Ansicht <strong>de</strong>s Rechnungsempfängers fehlerhaften Rechnungsposition(en)<br />
wird zusätzlich benötigt<br />
5. Rechnungsbeanstandung (push Kun<strong>de</strong> Factor UND Unternehmen)<br />
6. Optional: Bonitätsprüfung (pull Factor externer Dienstleister)<br />
3.6 Fazit<br />
Das skizzierte Szenario ist für <strong>de</strong>n Ansatz von P2E2 geeignet. Den beteiligten Aktoren<br />
erschließen sich verschie<strong>de</strong>ne Nutzenpotenziale:<br />
(1) Absolute Flexibilität: Durch die mit <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>r P2E2-Adapter verbun<strong>de</strong>nen<br />
Abstraktion von <strong>de</strong>n konkreten Geschäftsabläufen entsteht eine Kapselung<br />
von betrieblichen Leistungsangeboten und –nachfragen. Damit wird es<br />
möglich, Partner innerhalb eines GP aus <strong>de</strong>m Rechnungswesen einfach zu substituieren<br />
o<strong>de</strong>r zu ergänzen. In Abhängigkeit von <strong>de</strong>n gewünschten Zielkriterien<br />
kann <strong>de</strong>r jeweils im Einzelfall passen<strong>de</strong> Partner gewonnen wer<strong>de</strong>n.<br />
(2) Fähigkeit zur schnellen Adaption: Für das Unternehmen ergibt sich die Möglichkeit,<br />
auf wechseln<strong>de</strong> Konditionen umgehend zu reagieren. Die Factor können<br />
ihr Leistungsportfolio an die Marktbedingungen anpassen und somit ein optimal<br />
an die Kun<strong>de</strong>nbedürfnisse abgestimmtes Angebot unterbreiten. Da die<br />
Schnittstellen nach „außen“ über P2P-Adapter <strong>de</strong>finiert sind, können interne<br />
Prozesse unabhängig von Restriktionen externer Geschäftspartner umstrukturiert,<br />
erweitert o<strong>de</strong>r optimiert wer<strong>de</strong>n<br />
(3) Kostenvorteile: Da das Auffin<strong>de</strong>n, Abschließen und Abwickeln einer Factoringvereinbarung<br />
vollkommen automatisch und selbst-konfigurierend geschieht,<br />
entsteht sowohl <strong>de</strong>m Factor als auch <strong>de</strong>m Unternehmen ein geringerer Verwaltungsaufwand<br />
und eine damit verbun<strong>de</strong>ne Einsparung von Personalressourcen.<br />
Durch die Einholung von Liquiditätsauskünften wird das Risiko, dass eine For<strong>de</strong>rung<br />
uneinbringbar wird, <strong>de</strong>utlich verringert.
Literatur<br />
Balzert, H.: Lehrbuch <strong>de</strong>r Software-Technik. Software-Entwicklung. Spektrum Aka<strong>de</strong>mischer<br />
Verlag, Hei<strong>de</strong>lberg, Berlin, Oxford 1996.<br />
Balzert, H.: Lehrbuch <strong>de</strong>r Software-Technik. Software-Management. Software-<br />
Qualitätssicherung. Unternehmensmo<strong>de</strong>llierung. Spektrum Aka<strong>de</strong>mischer Verlag,<br />
Hei<strong>de</strong>lberg, Berlin 1998.<br />
Deutscher Factoring-Verband e.V.: Factoring. http://www.factoring.<strong>de</strong>/ i<strong>de</strong>x.php?id=25,<br />
Abruf am 2004-03-22.<br />
Bun<strong>de</strong>sverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.: Die Aufgabe <strong>de</strong>r Inkasso Unternehmen.<br />
http://www.inkasso.<strong>de</strong>, Abruf am 2004-03-22.