Labor Werkstofftechnik Dehnungsinduzierte Risskorrosion
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G. Lüdenbach et al.<br />
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2. Schadensmechanismus: <strong>Dehnungsinduzierte</strong> <strong>Risskorrosion</strong> (DRK)<br />
Immer wieder treten Schäden an wasserberührten Kesselbauteilen auf, deren Schadensmechanismus<br />
mit dehnungsinduzierter <strong>Risskorrosion</strong> (DRK) beschrieben wird. Dieser Schadenstyp ist<br />
seit vielen Jahrzehnten bekannt und lässt sich anhand des charakteristischen Schadensbildes gut<br />
von anderen Mechanismen abgrenzen. Die für die Rissbildung kritischen Einflussgrößen sind unter<br />
<strong>Labor</strong>bedingungen eingehend untersucht und beschrieben worden. Sie führen zur Schädigung<br />
bestimmter Bauteile und oft eng begrenzter sowie weitestgehend vorhersagbarer Schadensorte.<br />
Der vorliegende Beitrag wiederholt kurz die wichtigsten Erkenntnisse aus den Untersuchungen<br />
vergangener Schadensfälle sowie den im Nachgang durchgeführten <strong>Labor</strong>versuchen. Es werden<br />
die typischen Merkmale beschrieben, an denen der Schadensmechanismus erkannt werden kann.<br />
Über die ersten Schädigungen dieser Art wurde seit Beginn der sechziger Jahre berichtet [1, 2, 3,<br />
4, 5, 6] nachdem Anrisse im Lochfeldbereich auf der mediumberührten Innenoberfläche von<br />
Kesseltrommeln entdeckt wurden, die vornehmlich im wasserbenetzten Teil, seltener im Dampfraum<br />
auftraten. Diese Risse verliefen an den Rohrlochkanten und in den Lochleibungen senkrecht<br />
zur Hauptnormalspannungsrichtung und wiesen eine Länge von bis zu 50 mm und eine maximale<br />
Tiefe von 10 mm auf [7]. Vom Grundsatz her vergleichbare Schädigungen wurden auf der<br />
mediumberührten Innenoberfläche in den neutralen Fasern von Rohrbögen beobachtet. Im<br />
Rahmen der Untersuchungen an den geschädigten Rohrbögen wurden stets größere Unrundheiten<br />
festgestellt. Aufgrund der Bruchflächencharakteristika und der Wechselbeanspruchung,<br />
denen die Bauteile z.B. bei An- und Abfahrprozessen ausgesetzt waren, wurden zunächst diese<br />
Erscheinungen als „Ermüdungskorrosion“ bezeichnet. Die im Bereich der Lochleibungen und den<br />
neutralen Fasern unrunder Rohrbogenquerschnitte vorliegenden Spannungsüberhöhungen<br />
veranlassten aber auch zu der Bezeichnung dieser Erscheinungen als „spannungsinduzierte<br />
Korrosion“. Von allen Autoren wird der Schädigungsmechanismus wie folgt beschrieben. Ausgehend<br />
von einer Verletzung der Magnetitschutzschicht entsteht ein Riss durch überwiegend<br />
mechanische Ermüdung aufgrund von Betriebsbeanspruchung, der sich in einer anschließenden<br />
Stillstandsphase im Bereich der Rissspitze die Ausbildung einer Korrosionsmulde anschließt. In<br />
den folgenden Betriebszyklen wiederholen sich Risswachstum und Stillstandskorrosion (Bild 1).<br />
Grundlegende Experimente unter <strong>Labor</strong>bedingungen untersuchten systematisch den Einfluss von<br />
Dehnrate, Mediumtemperatur, Sauerstoffgehalt, Strömungsgeschwindigkeit, Frequenz und Werkstoff<br />
beziehungsweise Werkstoffzustand auf die Anfälligkeit für die genannte Rissbildung [8]. In<br />
diesen Untersuchungen wurde festgestellt, dass ein wesentlicher Einflussparameter der Anfälligkeit<br />
für DRK die Dehnrate ist, die letztendlich zu der heute gebräuchlichen Bezeichnung<br />
„dehnungsinduzierte Riskorrosion“ (DRK) geführt hat. Mit abnehmender Dehnrate (dε/dt=∆l/l0x∆t)<br />
nimmt zunächst die Anfälligkeit für DRK zu und erreicht bei ca. dε/dt=10 -6 s -1 ein Maximum. In den<br />
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