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Labor Werkstofftechnik Dehnungsinduzierte Risskorrosion

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G. Lüdenbach et al.<br />

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3.1 Schadensbeispiel: „Mechanische Schutzschichtzerstörung“<br />

In einem steinkohlebefeuerten Kraftwerk sind an den Zuleitungen der Brennerkühlung außerhalb<br />

des Feuerraums an den Rohrbögen zwei zeitlich dicht aufeinander folgende Schäden aufgetreten.<br />

Die metallografische Untersuchung des ersten Schadens wies als Schadensursache eindeutig<br />

dehnungsinduzierte <strong>Risskorrosion</strong> (DRK) entlang der neutralen Faser des Rohrbogens auf (Bild 3).<br />

Bei dem Rohrbogen handelte es sich um eine Kaltbiegung ohne nachträgliche Wärmebehandlung<br />

aus dem Werkstoff 15 Mo 3 mit den Abmessungen ä∅ 45,5 x 4,5 Wd. Im längs aufgeschnittenen<br />

Rohrbogen erkennt man auf der Innenoberfläche der gegenüberliegenden Hälfte (Bild 3, rechts)<br />

nach der Oberflächenrissprüfung mittels magnetischem Streuflussverfahren (schwarz/weiß) ebenfalls<br />

eine Rissanzeige entlang der neutralen Faser. Die metallografische Untersuchung im Querschliff<br />

zeigt die für DRK typischen Rissverläufe. Neben dem Hauptriss existieren in der Regel noch<br />

weitere parallel verlaufende Nebenanrisse (Bild 4).<br />

Der zweite Schaden an einem benachbarten Rohrbogen des gleichen Brenners trat einige Wochen<br />

später auf, wobei der Rissfortschritt, ebenfalls infolge DRK in den beiden neutralen Fasern bereits<br />

soweit fortgeschritten war, das ein etwa handflächengroßes Rohrsegment des Bogenrückens<br />

abriss (Bild 5). In Bild 5 erkennt man weiterhin die für DRK typischen Bruchstrukturen, die durch<br />

ihre grau-schwarze Magnetitbelegung den Rissausgang eindeutig von der mediumberührten<br />

Innenoberfläche markieren. Die hellgraue kristalline Gewaltbruchfläche weist in den meisten Fällen<br />

nur wenige Zehntel Millimeter Restwanddicke auf.<br />

Die Durchstrahlungsprüfung mit Iridium 192 benachbarter Rohrbögen an insgesamt vier Brennern<br />

ergab zunächst keinen Befund, worauf hin diese Prüfung mit empfindlicheren Prüfparametern<br />

(Selen 75 als Präparat) wiederholt wurde. Anhand der hieraus resultierenden Ergebnisse konnte<br />

lediglich in einigen Fällen ein Rissverdacht vermutet werden. Daraufhin wurden vier der geprüften<br />

Bögen vorsorglich ausgebaut und weiteren zerstörungsfreien Prüfungen (Durchstrahlungsprüfung<br />

mittels Röntgenröhre sowie Ultraschallprüfung mittels Miniaturprüfköpfen) unterzogen (Bild 6). Erst<br />

mit Hilfe des Einsatzes der Röntgenröhre gelang eine Detektierung der vorhandenen Fehler, die<br />

bereits eine Risslänge von ca. 25% der Wanddicke aufwiesen.<br />

Der Einsatz der Röntgenröhre ist jedoch in meisten Fällen aufgrund der örtlichen Platzverhältnisse<br />

nicht möglich beziehungsweise nicht wirtschaftlich. Aus diesem Grunde wird schon seit vielen<br />

Jahren erfolgreich die Ultraschallprüfung angewendet. Die Prüfung mit Miniaturprüfköpfen bietet<br />

eine sichere Prüfaussage selbst bei geringen Wanddicken (Grenze ca. 3,5 mm).<br />

Die Ursache der hier vorgestellten Schädigung beruht also im wesentlichen auf einer<br />

mechanischen Schutzschichtzerstörung, die bei hohen Unrundheiten der dünnwandigen Rohrbögen<br />

infolge des Kaltbiegevorganges auftreten können. Infolge des herrschenden Innendruckes<br />

oder besser gesagt verursacht durch Druckänderungen versuchen unrunde Rohrquerschnitte die<br />

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