Israel - Österreichisch-Israelische Gesellschaft
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Teddy Kollek 27. Mai 1911 - 2. Januar 2007<br />
<strong>Israel</strong> -<br />
ein westliches Musterland<br />
Intensivierung wirtschaftlicher Beziehungen<br />
zwischen <strong>Israel</strong> und der EU<br />
40. Jahrgang • nr. 4 • DEzEmbEr 2007
Dialog mit <strong>Israel</strong><br />
Von Richard Schmitz<br />
Wie Sie wahrscheinlich<br />
wissen, gibt es die<br />
<strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israel</strong>ische <strong>Gesellschaft</strong><br />
seit über 40 Jahren.<br />
Von Anfang an, war es das<br />
erklärte Ziel die Beziehungen<br />
zwischen <strong>Israel</strong> und Österreich<br />
zu verbessern vor allem auch<br />
zwischen den Menschen hier<br />
und dort, nicht nur zu den hier<br />
geborenen, die aus welchen<br />
Gründen immer nach <strong>Israel</strong><br />
ausgewandert sind, sondern<br />
auch zu anderen, die unser<br />
Land schätzen, etwa zu ehemaligen<br />
Botschaftern. Eine<br />
persönliche Beziehung hat es<br />
immer zu Izhak Ben-Yaakov<br />
gegeben, der sich heute noch<br />
freut, wenn ich ihn in Jerusalem<br />
besuche.<br />
Die <strong>Gesellschaft</strong> wurde von<br />
Nichtjuden gegründet – für<br />
Menschen die sich der Besonderheit<br />
dieses jungen Staates<br />
<strong>Israel</strong>s und der Sensibilität seines<br />
Verhältnisses zu Österreich<br />
bewusst waren. Im Unterschied<br />
zu Deutschland, das sich nach<br />
1945 sofort zu seiner Schuld<br />
an den Verbrechen des Nationalsozialismus<br />
bekannt hatte,<br />
waren die österreichischen<br />
Regierungen, die Geschichtsschreibung<br />
und die Öffentlichkeit<br />
bemüht, Österreich als<br />
Opfer des Nationalsozialismus<br />
darzustellen, wie es die Alliierten<br />
auf Jalta festgeschrieben<br />
hatten. Erst im Gefolge der<br />
unseligen Waldheim-Debatte<br />
akzeptierte man in unserem<br />
Land, dass viele Österreicher<br />
nicht nur Mitläufer sondern<br />
auch signifikant Täter gewesen<br />
waren. Manche „Ostmärker“<br />
taten sich bei den Verbrechen<br />
besonders hervor und waren<br />
skrupelloser als so mancher<br />
Deutsche. In den letzten Jahrzehnten<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
kam es zu einer beispielhaften<br />
Aufarbeitung der Vergangenheit.<br />
Das ist nicht ohne<br />
Schmerzen und Aufbrechen<br />
alter Wunden gegangen, es hat<br />
aber zu einer neuen Ehrlichkeit<br />
geführt, auf die wir durchaus<br />
stolz sein können.<br />
So hat etwa die Diskussion<br />
rund um die Errichtung des<br />
Mahnmals am Judenplatz ohne<br />
jene Untertöne stattgefunden,<br />
die sich in Berlin nicht vermeiden<br />
hatten lassen. Mir hat die<br />
Diskussion sehr zugesetzt, weil<br />
ich als Bezirksvorsteher der Inneren<br />
Stadt bei der Platzwahl<br />
entscheidend mitzureden hatte.<br />
Da die jüdische Gemeinde<br />
in Wien durchaus gespalten<br />
war, Simon Wiesenthal wollte<br />
den Judenplatz, andere wie<br />
etwa Leon Zelman vom Jewish<br />
Welcome Service wollten einen<br />
andern Standplatz, die Kultusgemeinde<br />
selbst hätte das Geld<br />
lieber in soziale Einrichtungen<br />
investiert gesehen. Aber auch<br />
die Politiker fast aller Fraktionen<br />
redeten über den Standort<br />
und bestritten keinesfalls<br />
die Notwendigkeit mit einem<br />
Mahnmal auf die Verbrechen<br />
des Nationalsozialismus hinzuweisen,<br />
vor allem weil das<br />
Mahnmal gegen Krieg und<br />
Faschismus am Albertinaplatz<br />
diesen Zweck nicht erfüllte.<br />
Für die österreichisch-israelische<br />
<strong>Gesellschaft</strong> gab es neben<br />
den Bemühungen um gute<br />
Beziehungen zu <strong>Israel</strong> und<br />
seinen Menschen immer auch<br />
den Kampf gegen Rassismus<br />
und Antisemitismus. Das hat<br />
natürlich immer zu Konfrontationen<br />
mit der arabischen Welt<br />
geführt. Ein Präsident unserer<br />
<strong>Gesellschaft</strong> büßte seine Überzeugung<br />
mit dem Tod. Arabische<br />
Terroristen ermordeten<br />
ihn am 1. Mai 1981 direkt vor<br />
seinem Wohnhaus. Der Täter<br />
verübte danach im August einen<br />
Anschlag auf die Synagoge<br />
in der Seitenstettengasse, wurde<br />
gefasst und rechtskräftig<br />
verurteilt.<br />
Die Schwerpunkte des arabischen<br />
Terrors haben sich<br />
zwar verschoben, aber ganz<br />
ungefährlich ist der Einsatz für<br />
<strong>Israel</strong> auch heute nicht. Auch<br />
wenn man der Ansicht ist, dass<br />
der Frieden im Nahen Osten<br />
nur zu erreichen ist, wenn man<br />
mit den Palästinensern ein Nebeneinander<br />
erreicht, bleiben<br />
jene die wie die Hamas die<br />
totale Auslöschung des Staates<br />
<strong>Israel</strong> fordern. Die wird man<br />
nie zufriedenstellen können.<br />
Was uns Sorgen macht, ist jene<br />
freischwebende Stimmung aus<br />
Antiamerikanismus und Antisemitismus,<br />
die auch noch<br />
von einer in meinen Augen<br />
irrealen Friedenssehnsucht<br />
getragen wird. Als ob die Hamas,<br />
die Hisbollah, Syrien<br />
und der Iran sich mit einer<br />
2 Schalom<br />
Kompromisslösung zufrieden<br />
geben würden. Da spielt auch<br />
noch herein, dass keiner der<br />
reichen arabischen Staaten<br />
bereit ist, größere Mengen an<br />
Palästinensern bei sich aufzunehmen.<br />
Da spielt auch herein,<br />
dass <strong>Israel</strong> von der UNO<br />
als jüdischer Staat geplant war<br />
und dass <strong>Israel</strong> ein jüdischer<br />
Staat bleiben will, auch wenn<br />
die arabische und die anderen<br />
Minderheiten in diesem Staat<br />
eine menschenrechtsgerechte<br />
Bleibe haben.<br />
Gegen diese Stimmungslagen<br />
muss man eindeutig und<br />
mit allen Mitteln ankämpfen.<br />
Das kann aber nicht mit einer<br />
aggressiven Art geschehen, es<br />
geht um das Entwickeln einer<br />
Zustimmung bei den vielen<br />
indifferenten und Schwankenden,<br />
es geht um die Meinungsbildung<br />
im Allgemeinen. Darüber<br />
hinaus muss man diesen<br />
Naivlingen auch klarmachen,<br />
dass es auch um die Existenz<br />
der gesamten westlichen Welt<br />
geht. Schließlich ist <strong>Israel</strong> der<br />
einzige Staat im Nahen Osten,<br />
der seine Demokratie lebt<br />
und der bedeutende marktwirtschaftliche<br />
Erfolge aufzuweisen<br />
hat. <strong>Israel</strong>s Wirtschaft<br />
blüht, hat auf technologischem<br />
Gebiet in vielen Bereichen<br />
Vorreiterstellung. Die Menschen<br />
sind frei und genießen<br />
alle Menschenrechte. <strong>Israel</strong> ist<br />
ein westlicher Musterstaat.<br />
Auch deshalb ist er auch für<br />
seine Nachbarn ein Stachel<br />
im Fleisch. Er zeigt, was man<br />
alles aus dem kärglichen Boden<br />
herauswirtschaften kann,<br />
wie man Boden bewässert,<br />
wie man auf dem Weltmarkt<br />
mit Innovation weiterkommt.<br />
Damit können sich Syrien,<br />
der Libanon oder der Iran<br />
nicht abfinden. Wie man diese<br />
Staaten dazu bringt, selber ihr<br />
Schicksal in die Hand zu nehmen<br />
und selber die Wirtschaft<br />
zu entwickeln, weiß ich nicht.<br />
Aber solange sie das nicht tun,<br />
werden sie immer den bequemeren<br />
Weg gehen und den<br />
Nachbarn <strong>Israel</strong> für all die Not<br />
und das Elend ihrer Massen<br />
verantwortlich machen.<br />
Die österreichisch-israelische<br />
<strong>Gesellschaft</strong> pflegt gute Beziehungen<br />
zu <strong>Israel</strong>, seiner Botschaft<br />
in Österreich, zur <strong>Israel</strong>itischen<br />
Kultusgemeinde und<br />
den anderen jüdischen Institu-<br />
tionen in Österreich, wir sind<br />
aber nicht deren Sprachrohr<br />
und vertreten unsere eigene<br />
Meinung. Wir sind auch nicht<br />
das Sprachrohr der österreichischen<br />
Bundesregierung.<br />
Wir freuen uns, dass die offiziellen<br />
Beziehungen zu <strong>Israel</strong><br />
gut sind, halten aber nicht mit<br />
Kritik zurück, wenn uns etwas<br />
nicht passt. Deshalb haben wir<br />
unseren Unmut über das Vorgehen<br />
der OMV auch nicht<br />
verschwiegen.<br />
Wir versuchen unsere Intentionen<br />
durch Symposien, Vorträge<br />
und Reisen zu verbreiten.<br />
Nach dem erfolgreichen<br />
Symposium über die archäologischen<br />
Funde in <strong>Israel</strong> mit<br />
Prof. Ronny Reich, einem Vortrag<br />
über die Bedeutung der<br />
Forensik für die Bekämpfung<br />
des Terrorismus mit Etan Zadok,<br />
werden wir im nächsten<br />
Jahr in einem Symposium das<br />
Verhältnis Österreichs zu <strong>Israel</strong><br />
in den letzten Jahrzehnten behandeln.<br />
Das soll unser Beitrag<br />
zu „60 Jahre <strong>Israel</strong>“ sein. Im<br />
Frühjahr planen wir eine Reise<br />
zu den Ausgrabungen von<br />
Prof. Ronny Reich, der uns im<br />
Symposium neugierig gemacht<br />
hat. Im März planen wir eine<br />
Buchpräsentation. Da geht es<br />
um die Christen in <strong>Israel</strong>.<br />
<strong>Israel</strong>ische Studenten werden<br />
durch unseren Zweigverein<br />
VEWISTA gefördert.<br />
Viermal im Jahr erscheint unsere<br />
Zeitschrift Schalom, in der<br />
wir unsern Standpunkt darlegen,<br />
auf unserer Website oeig.<br />
at erscheinen die wichtigsten<br />
Nachrichten. Ein engagiertes<br />
Team entwickelt neue Ideen<br />
und ist für jede Anregung<br />
dankbar.<br />
Dr. Richard Schmitz ist Zweiter<br />
Präsident der <strong>Österreichisch</strong>-<br />
<strong>Israel</strong>ischen <strong>Gesellschaft</strong>. Diese<br />
Analyse ist ein Auszug aus seinem<br />
Vortrag vor der reformjüdischen<br />
Gemeinde Or Chadash.
Teddy Kollek –<br />
Editorial<br />
INGE DALMA<br />
Chefredakteurin<br />
er schwebt auf unserem Coverbild über der Landkarte <strong>Israel</strong>s – war ein<br />
„Macher“, seine Visionen übernahm er großteils von dem eine Generation<br />
älteren Wiener Journalisten Theodor Herzl, nach dem er benannt worden<br />
war.<br />
Das Gemälde auf dem Cover, für dessen Abdruck wir der Galerie Charim<br />
danken, hat ein junger israelischer Maler geschaffen.<br />
Teddy Kollek wuchs in Wien auf und erfuhr hier auch seine Zivilisation.<br />
Teddy Kolleks Vater war k&k-Offizier und arbeitete nach der Gründung der<br />
Republik im Rothschild’schen Familienunternehmen, wo auch Sohn Teddy<br />
sein erstes Geld verdiente.<br />
Als die Macht der Nationalsozialisten Österreich überschwemmte, war<br />
Teddy längst in Palästina und gründete den Kibbuz Ein Gev. Aber er kam<br />
1939 zurück nach Wien, um mit Adolf Eichmann über Ausreisepapiere für<br />
Wiener Juden zu verhandeln – im Palais Rothschild. Teddy Kollek blieb sein<br />
Leben lang ein mutiger Kämpfer. Aus seiner Biographie: „meine Tätigkeit<br />
bestand immer darin, Anstöße zu Projekten zu geben und dafür zu sorgen,<br />
dass sie verwirklicht werden!“<br />
Als Langzeit-Bürgermeister von Jerusalem hat er den Staat <strong>Israel</strong> mitgeprägt.<br />
<strong>Israel</strong>s Bürger haben heute zwar emotionale und politische Existenzängste,<br />
aber keinen Grund für materielle Sorgen, denn <strong>Israel</strong>s Wirtschaft boomt –<br />
auch ohne Erdöl und mit einem einzigen kleinen Fluss als Wasserspender.<br />
Lesen Sie darüber auf den Seiten 4/5 von unserem Experten Ilan Knapp.<br />
<strong>Israel</strong> hat sich Respekt in der ganzen Welt erworben, vorallem für seine (fast)<br />
unschlagbare Armee, aber Zuneigung und Sympathie werden schmerzlich<br />
vermisst. Die österreichisch-israelische <strong>Gesellschaft</strong> möchte genau das vermitteln.<br />
Daher unsere Einladung: werden Sie Mitglied und bemühen Sie<br />
sich mit uns um eine angemessene Verteilung der Sympathien im Nahen<br />
Osten. Wie das geht? www.oeig.at gibt Auskunft und transportiert den Anmeldeschein.<br />
Die Visionen und die Tatkraft zweier Europäer haben die Bausteine für eine<br />
moderne westlich-geprägte Demokratie im Nahen Osten gelegt. Im anlaufenden<br />
Kalenderjahr 2008 feiert <strong>Israel</strong> sein sechzigjähriges Bestehen – auf<br />
soliden Beinen mit vielen Zores ! Mazel Tov !<br />
Schalom<br />
Inhalt<br />
Teddy Kollek<br />
und sein <strong>Israel</strong> .................... 1<br />
Dialog mit <strong>Israel</strong> – eine Analyse<br />
von Richard Schmitz ................ 2<br />
Editorial .............................. 3<br />
<strong>Israel</strong>s Innovationen<br />
eine Expertise<br />
von Ilan Knapp ................... 4/5<br />
Freigang aus dem Paradies<br />
von Naomi Gesher .............. 6/7<br />
Archäologisches Symposium<br />
ein Bericht<br />
von Heimo Gruber ............... 8/9<br />
Czernowitz – ein Reisebericht<br />
von Robert Rauscher ........ 10/11<br />
short schaloms ................. 12<br />
ex libris .............................. 13<br />
ÖIG-Landesgruppe aus<br />
Kärnten besuchte die<br />
Schwesternstadt<br />
Nazareth-Illit ..................... 14<br />
Sommerstudium in Jerusalem<br />
– ein Bericht<br />
von Ruth Winkler .................. 15<br />
Veranstaltung ..................... 16<br />
ÖIG-Jubiläumsreise ........... 17<br />
Grußadresse der Frau<br />
Außenminister<br />
Dr. Ursula Plassnik ............ 18<br />
IMPRESSUM SCHALOM – Medieninhaber, Herausgeber: <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israel</strong>ische <strong>Gesellschaft</strong>. Chefredakteurin: Inge Dalma. Zweck: Die Zeitschrift Schalom ist<br />
das offizielle Organ der <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israel</strong>ischen <strong>Gesellschaft</strong>. Diese tritt für die Interessen des befreundeten Staates <strong>Israel</strong> und seiner Bewohner ein. Ziel ist der<br />
Friede im Nahen Osten. Sitz: 1080 Wien, Langegasse 64. Redaktion, Anzeigenannahme: Telefon und Fax 405 66 83. E-Mail: info@oeig.at, Internet: www.oeig.at.<br />
Layout: North Bondi Design, Sydney. Bankverbindung: BA-CA, Blz 12000-00262620801 Druck: Typo Druck Sares, 1190 Wien, Muthgasse 68.<br />
3
Weltweites Augenmerk<br />
Von Ilan Knapp<br />
<strong>Israel</strong> erfährt zur Zeit<br />
eine weitere Stärkung<br />
der ökonomisch-technologischen<br />
Beziehungen zu<br />
Europa und erhält weltweites<br />
Augenmerk aufgrund<br />
seiner innovativen<br />
Technologien.<br />
Sehr zukunftsorientiert und<br />
viel versprechend scheint<br />
die Kooperation <strong>Israel</strong>s<br />
mit der europäischen Weltraumbehörde.<br />
Delegationen<br />
des israelischen Außen- und<br />
Wissenschaftsministeriums<br />
und der Europäischen<br />
Weltraumbehörde (ESA)<br />
haben Mitte Oktober Verhandlungen<br />
aufgenommen,<br />
um ein Rahmenabkommen<br />
für die israelisch-europäische<br />
Zusammenarbeit bei<br />
der zivilen Raumforschung<br />
zu formulieren, welches<br />
in der ersten Jahreshälfte<br />
2008 unterzeichnet werden<br />
soll, und israelische Forschungsinstitute<br />
in zivile<br />
Forschungsprogramme<br />
der ESA auf Gebieten wie<br />
Satellitenkommunikation,<br />
Beobachtung der Erde,<br />
Verhinderung von Naturkatastrophen,<br />
Astronomie<br />
u. ä. integriert 1<br />
Im Rahmen des Staatsbesuchs<br />
von Bundeskanzler<br />
Dr. Gusenbauer, gab<br />
die <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israel</strong>ische<br />
Handelskammer ein<br />
Abendessen mit Spitzenvertretern<br />
der israelischen<br />
Wirtschaft. 2<br />
4 Schalom<br />
Intensivierung wirtschaftlicher Bezie<br />
Traditionsbereiche wie<br />
Holz, Maschinenbau, Eisenbahn<br />
und seit neuestem<br />
auch Getränke (Red Bull)<br />
sind die größten Posten in<br />
der österreichischen Ex-<br />
portstatistik nach <strong>Israel</strong>. Die<br />
Vertreter dieser Bereiche in<br />
<strong>Israel</strong> waren genauso eingeladen<br />
wie Vertreter der<br />
Forschung und aus dem<br />
Bereich High-Tech. Bei den<br />
informellen Gesprächen im<br />
Laufe des Abends wurden<br />
vor allem neue Wirtschaftsmöglichkeiten<br />
zwischen<br />
Österreich und <strong>Israel</strong> erörtert<br />
und bereits bestehende<br />
Verbindungen vertieft.<br />
Die wirtschaftlichen Be-<br />
ziehungen zwischen <strong>Israel</strong><br />
und der Türkei werden<br />
immer stärker, und mittlerweile<br />
ist die Türkei einer<br />
der größten Importeure<br />
israelischer Produkte. Der<br />
Exportanstieg zwischen Juli<br />
2006 und Juli 2007 beträgt<br />
107% und ist somit weltweit<br />
konkurrenzlos. Der<br />
Großteil der in die Türkei<br />
exportierten Produkte besteht<br />
aus chemischen Erzeugnissen,<br />
weiters wird<br />
in großem Umfang in den<br />
Bereichen Metall-, Maschinen-<br />
und Elektroindustrie<br />
exportiert. 3<br />
Außerdem wird von beiden<br />
Staaten zur Zeit die Möglichkeit<br />
einer gemeinsamen<br />
Pipeline geprüft. Die Pipeline<br />
würde zunächst Erdgas<br />
und Rohöl zwischen <strong>Israel</strong><br />
und der Türkei transportieren.<br />
Daneben erwägen beide<br />
Staaten die gemeinsame<br />
Nutzung von Elektrizität. 4<br />
<strong>Israel</strong>s Handelsminister Eli<br />
Yishai und der Vize-Präsident<br />
der EU-Kommission<br />
und Kommissar für Unternehmen<br />
und Industrie<br />
Gunter Verheugen haben<br />
am 1. November eine gemeinsameAbsichtserklärung<br />
über den Beitritt<br />
<strong>Israel</strong>s zum Unternehmens-<br />
und Industrieprogramm<br />
der EU (CIP) unterzeichnet,<br />
welches auf<br />
die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
kleiner und<br />
mittelgroßer europäischer<br />
Unternehmen, zielt. <strong>Israel</strong><br />
kann sich nun voll an den<br />
entsprechenden innereuropäischen<br />
Aktivitäten beteiligen.<br />
5<br />
Dass <strong>Israel</strong> eine wichtige
für <strong>Israel</strong>s Innovationen<br />
hungen zwischen <strong>Israel</strong> und der EU<br />
Rolle auf dem Weltmarkt<br />
spielen müsse und alles,<br />
was es produziere auch<br />
exportieren solle, befindet<br />
unter anderem auch die<br />
Präsidentin des US-amerikanischenSoftwaregiganten<br />
Oracle. Dieser plant<br />
seine Investitionen in <strong>Israel</strong><br />
zu erweitern, was bei einem<br />
Empfang Mitte September<br />
im kalifornischen Palo<br />
Alto verkündet wurde. Ziel,<br />
nicht nur des israelischen<br />
Finanzministeriums ist es,<br />
ausländische Investitionen<br />
in <strong>Israel</strong> und die Zusammenarbeit<br />
von israelischen<br />
und amerikanischen Unternehmen<br />
voranzutreiben.<br />
Fachleute sind von <strong>Israel</strong>s<br />
Fähigkeiten und Potenzial<br />
im High-Tech-Bereich<br />
überzeugt. Vor dem Hintergrund<br />
des steigenden<br />
Interesses im Silicon Valley<br />
an alternativen Energien,<br />
erwarten diese von <strong>Israel</strong>,<br />
die Führungsrolle im Bereich<br />
von Forschung und<br />
Entwicklung alternativer<br />
Energien zu übernehmen. 6<br />
Die Antwort darauf scheint<br />
unter anderem WATEC<br />
<strong>Israel</strong> 2007, <strong>Israel</strong>s Top-<br />
Event in Wasser- und Umwelttechnologie,<br />
das nun<br />
zum vierten Mal stattfindet,<br />
zu geben. <strong>Israel</strong> stellt mit<br />
dieser Messe einmal mehr<br />
unter Beweis, dass <strong>Israel</strong> als<br />
das „Silicon Valley“ weltweit<br />
in dieser Technologie<br />
gilt. Gerade <strong>Israel</strong> muss<br />
mit seinen Wasserressourcen<br />
sehr sparsam umgehen<br />
und durch den Einsatz<br />
modernster Entwicklungsmethoden<br />
und die massive<br />
Unterstützung der Regierung<br />
hat es<br />
diese Technologie<br />
aus<br />
<strong>Israel</strong> an die<br />
Weltspitze<br />
gebracht. 7<br />
Dass <strong>Israel</strong><br />
in Sachen<br />
High-Tech<br />
an der<br />
Weltspitze<br />
rangiert,<br />
zeigt der<br />
A n k a u f<br />
zweier israelischer<br />
Firmen<br />
durch den<br />
US-amerikanischen<br />
Online- und<br />
Softwaregiganten<br />
AOL, der nacheinander<br />
zwei israelische Firmen<br />
aufgekauft hat.<br />
Nachdem Anfang November<br />
die Akquisition des<br />
Online-Anzeige-Unternehmens<br />
Quigo (entwickelt<br />
Technologie und Produkte<br />
für Anzeigen in Suchmaschinen<br />
und für Kontextwerbung<br />
auf Webseiten)<br />
bekannt gegeben worden<br />
war, wurde nun auch noch<br />
die Start-up-Firma Yedda<br />
(ein web 2.0-Unternehmen,<br />
das eine semantische Suchmaschine<br />
entwickelt hat)<br />
übernommen. 8<br />
Somit kann mit der erfreulichen<br />
Nachricht ge-<br />
schlossen werden, dass die<br />
Direkt- und Portfolioinvestitionen<br />
in <strong>Israel</strong> von<br />
Nicht-Ansässigen im Oktober<br />
auf 1.25 Milliarden<br />
Dollar angestiegen sind.<br />
Dies sind mehr als 10 Prozent<br />
der gesamten 9.3 Milliarden,<br />
die seit Beginn 2007<br />
investiert worden sind.<br />
Die Bank of <strong>Israel</strong> berichtet,<br />
dass die steigenden<br />
Investitionen von Nicht-<br />
Ansässigen dabei einen<br />
Trend fortsetzen. So be-<br />
Schalom<br />
liefen sich die Direkt-<br />
und Portfolioinvestitio-<br />
nen aus dem Ausland 2005<br />
auf 8.6 Milliarden und<br />
2006 auf 22.5 Milliarden<br />
Dollar. 9<br />
1 Außenministerium des Staates <strong>Israel</strong>,<br />
16.10.2007<br />
2 Austrian <strong>Israel</strong>i Chamber of Commerce,<br />
homepage<br />
3 Yedioth Ahronot, 29.08.2007<br />
4 Yedioth Ahronot, 25.10.2007<br />
5 <strong>Israel</strong>isches Außenministerium ,<br />
01.11.2007<br />
6 Globes, 18. September 2007<br />
7 www.watec-israel.com, 30.10/01.11.2007<br />
8 Globes, 7. und 12. November 2007<br />
9 Globes, 13. November 2007<br />
5
Von der Gluthitze ermattet,<br />
ließ sich Moshe<br />
an einem einsamen Ort im<br />
Negev, neben einem Dornbusch<br />
nieder. Es war ihm ein<br />
kurzer Freigang aus dem Paradies<br />
gewährt worden, während<br />
dem er sich auf Erden<br />
ein Bild machen sollte von<br />
dem, was aus seinem Volk<br />
und seinem Werk geworden<br />
war. Was er gesehen hatte,<br />
betrübte ihn zutiefst. Plötzlich<br />
loderten wieder einmal<br />
Flammen aus dem Dornbusch<br />
ohne diesen zu verbrennen.<br />
„Ziehe die Schuhe<br />
aus, Moshe,“ vernahm er eine<br />
Stimme. „Nein, Herr, diesmal<br />
nicht,“ antwortete Moshe bitter,<br />
„Du weißt, dass ich Dir<br />
stets gerne gehorche, aber<br />
sieh, was nach dem ersten<br />
Mal, so vor 3200 Jahren, nun<br />
bis heute geschehen ist. Fast<br />
1300 Jahre ging es ja einigermaßen,<br />
aber die letzten 2000<br />
Jahre – Zerstreuung, Verfolgung,<br />
Vernichtung, Hass gegen<br />
Dein Volk <strong>Israel</strong>. Nein,<br />
diesmal nicht.“ Die Flammen<br />
aus dem Dornbusch<br />
loderten heftiger. „Du hast<br />
nichts verstanden, Moshe,<br />
und glaube nicht, dass mich<br />
deine Widerborstigkeit beeindruckt,“<br />
sagte die Stimme,<br />
„es ist allein Mein Wille und<br />
Mir gefällt es, etwas darüber<br />
nachzudenken.“ Moshe war<br />
in der darauf folgenden Stille<br />
eingenickt und erwachte erst<br />
nach einigen Stunden, in der<br />
Dämmerung. Wiederum loderte<br />
der Dornbusch und die<br />
Stimme sprach: „Ziehe die<br />
Schuhe aus, Moshe! Wenn<br />
du nicht verstehen und sehen<br />
kannst, so magst du wenigstens<br />
fühlen, was Ich nun für<br />
euch getan habe!“ Vom fordernden<br />
Klang der Stimme<br />
verängstigt, gehorchte Moshe<br />
nun. Da fühlte er es auch.<br />
Nachdenklich betrachtete<br />
er seine nackten Fußsohlen.<br />
„Nun, das löst zwar nicht unsere<br />
Probleme für die Ewigkeit,“<br />
dachte er, „aber für die<br />
nächsten 40 bis 50 Jahre mag<br />
es Erleichterung bringen“. Er<br />
beschloss, seinen Freigang zu<br />
beenden und sich das Ganze<br />
wieder aus sicherer Entfer-<br />
6 Schalom<br />
FREIGANG<br />
Eine traurige Satire von Naomi Gesher<br />
nung vom Paradies aus anzusehen.<br />
In den Emiraten saß Scheich<br />
M. an einem seiner noch<br />
Wasser spendenden Springbrunnen<br />
und klappte fassungslos<br />
sein Mobiltelefon<br />
zu. Die höchsten Würdenträger<br />
seiner Amtskollegen<br />
bestätigten die einhelligen<br />
Meldungen aller Geheimagenten.<br />
Überall dasselbe,<br />
in Saudi-Arabien, Libyen,<br />
Kuwait, Syrien, Irak, ja auch<br />
im Iran. Kein Tröpfchen Öl<br />
quoll mehr aus den Bohrlöchern,<br />
nicht die leiseste Flatulenz<br />
aus einer Gasleitung.<br />
Nun, sein eigenes Auskommen<br />
in Luxus war gesichert,<br />
aber er musste auch an seine<br />
zahlreichen Söhne und<br />
Enkel denken. Vielleicht bot<br />
die westliche Dekadenz, bei<br />
aller Verachtung für sie, wenigstens<br />
hinsichtlich der Monogamie<br />
Vorteile. Schon eine<br />
Ehefrau los zu werden war<br />
relativ teuer. Vielleicht sollte<br />
er wirklich einen Teil seines<br />
Harems – bestehend aus vier<br />
Hauptfrauen und 60 Gespielinnen<br />
– entlassen. Vielleicht<br />
konnte man dann auch einige<br />
seiner Stretchlimousinen auf<br />
dem Autoveteranenmarkt für<br />
gutes Geld verkaufen.<br />
In der OPEC berieten die<br />
ehemals Öl produzierenden<br />
Staaten des Nahen und Mittleren<br />
Ostens, wie man ohne<br />
Gesichtsverlust und vor allem<br />
ohne dem neuen Großproduzenten<br />
unnötig zu hofieren<br />
aus der Organisation aussteigen<br />
und den Kapitalverlust<br />
durch geschickte Verträge<br />
auffangen könnte. Zuvor hatte<br />
schon ein Heer von Wissenschaftern<br />
und Technikern<br />
die Lage geprüft, aber keinen<br />
Ausweg gefunden. In der<br />
Arabischen Liga bestand notgedrungen<br />
Konsens darüber,<br />
dass man wenigstens in der<br />
Außenpolitik überkommene<br />
Traditionen hinterfragen, ja<br />
sich notfalls von ihnen trennen<br />
müsse, um der nötigen<br />
Neuorientierung Raum zu<br />
geben. Vertreter Ägyptens<br />
hatten versprochen eine Vermittlerrolle<br />
zu übernehmen.<br />
Einer verstieg sich sogar zur<br />
Äußerung, man könne das<br />
Argument des französischen<br />
Präsidenten nur schwer entkräften,<br />
dass man für ein<br />
Volk nicht einen eigenen<br />
Staat und gleichzeitig das<br />
Rückkehrrecht in einen anderen<br />
Staat fordern könne.<br />
Selbstverständlich heulten<br />
die Islamisten auf, aber die<br />
Vertreter Syriens lieferten<br />
einen wichtigen Beitrag zur<br />
Problemlösung.<br />
Der syrische Präsident hatte<br />
die Zeichen der öllosen Zeit<br />
am schnellsten erkannt und<br />
im Bemühen um Einnahmenkompensation<br />
durch<br />
Massentourismus eine Schar<br />
von Historikern, Philologen<br />
und Archäologen beauftragt,<br />
einen gut vermarktbaren<br />
Ausweg zu finden. Ansatzpunkt<br />
war, dass im unveränderlich<br />
gültigen Koran und<br />
auch in den Gebeten Jerusalem<br />
kein einziges Mal erwähnt<br />
ist. Prompt hatten die<br />
Wissenschafter nun in einer<br />
Felsenhöhle nahe Damaskus<br />
alte Schriften entdeckt, die<br />
zweifelsfrei erwiesen, dass<br />
sich traditionelle Chronisten<br />
um ein paar hundert Kilometer<br />
geirrt haben mussten –<br />
verzeihlich für jene Zeit ohne<br />
exakte Satellitenvermessung.<br />
Nicht von Jerusalem, nein,<br />
vom relativ nahen Damas-
AUS DEM PARADIES<br />
kus aus war der Prophet auf<br />
seinem weißen Pferd in den<br />
Himmel entrückt. Damaskus<br />
war also mit Fug und Recht<br />
„die Prächtige“, Damaskus<br />
war Al Quds.<br />
Bei allen sonstigen Differenzen<br />
in innerislamischen<br />
Fragen gab das auch den Ausschlag<br />
für den Iran. Die Mullahs<br />
hatten sich bereits ihres<br />
früheren Präsidenten entledigt,<br />
dessen israelfeindliche<br />
Propaganda sich letztlich als<br />
kontraproduktiv erwies. Nun<br />
wurde an politischen Lösungen<br />
gearbeitet, wie man<br />
der Wirtschaftskatastrophe<br />
ohne Gesichtsverlust durch<br />
verbesserte, aber verborgene<br />
Handelsbeziehungen über<br />
Drittstaaten zum Westen,<br />
ja sogar zu <strong>Israel</strong>, entgehen<br />
konnte. Besonders an den<br />
dort entwickelten Entsalzungsanlagen<br />
und an Hightech<br />
war man interessiert.<br />
Der Generaldirektor der<br />
ÖMV erklärte vor der Presse,<br />
er habe immer schon darauf<br />
hingewiesen, dass es sich bei<br />
dem mit dem Iran geschlossenen<br />
Abkommen um keinen<br />
Vertrag, sondern nur um<br />
eine Absichtserklärung gehandelt<br />
habe, die unter den<br />
gegebenen Umständen ohnehin<br />
völlig obsolet geworden<br />
sei. Selbstverständlich werde<br />
Nabucco gebaut, von einer<br />
Zweigleitung in den Iran<br />
wäre schon längst nicht mehr<br />
die Rede, diese würde vielmehr<br />
nach Tel Aviv geführt.<br />
Die österreichische Außenministerin<br />
gab bekannt, sie<br />
habe immer schon Nüchternheit<br />
in der Debatte eingefordert,<br />
nun komme der<br />
Erfolg dieser Forderung zum<br />
Tragen. Die österreichische<br />
Wirtschaft profitiere in<br />
höchstem Maße von den von<br />
ihr, der Außenministerin,<br />
stets geförderten, exzellenten<br />
und sich rasch ausweitenden<br />
Handelsbeziehungen zu <strong>Israel</strong>.<br />
Auf die Emotionen der<br />
alten Antisemiten könne ein<br />
moderner Staat, im Konsens<br />
mit der gesamten EU, ganz<br />
klar keine Rücksichten nehmen<br />
und jene mögen endlich<br />
und für immer schweigen.<br />
Einige österreichische Großindustrielle<br />
bemühten sich<br />
darüber hinaus um eine Privataudienz<br />
beim israelischen<br />
Ministerpräsidenten. Einer<br />
gab bei seiner schriftlichen<br />
Anfrage an, wenigstens eine<br />
Kusine der väterlichen Großeltern<br />
sei ziemlich sicher<br />
Jüdin gewesen. Ein anderer<br />
bemühte den Hinweis, mindestens<br />
drei seiner besten<br />
Freunde seien Juden, wie sich<br />
leider erst jetzt herausgestellt<br />
habe. Ein dritter behauptete,<br />
das Erbe seines vormals arisierten<br />
Vermögens nur deswegen<br />
nicht ausgeschlagen<br />
zu haben, weil er kürzlich ohnehin<br />
und unter erschwerten<br />
Bedingungen zum Judentum<br />
konvertiert sei.<br />
Die Palästinensische Autonomiebehörde<br />
hatte auf Grund<br />
der Faktenlage die militanten<br />
Kräfte der Fatah und auch<br />
die Hamas davon überzeugen<br />
können die Waffen abzugeben.<br />
Darüber hinaus wurde<br />
mit Erfolg diskutiert, dass<br />
unter gegebenen Umständen<br />
ein eigener Staat nur Nachteile<br />
bringen könne, während<br />
ein autonomes Territorium<br />
innerhalb des „zionistischen<br />
Gebildes“, mit starker wirtschaftlicher<br />
Verflechtung<br />
und freiem Personen- und<br />
Warenverkehr nicht nur das<br />
eigene Leben im Wohlstand,<br />
sondern auch freie Religionsausübung<br />
gemäß dem<br />
Islam sichern könne, wobei<br />
man sich auch eine Menge<br />
Kosten an Sicherheitspolitik<br />
nach außen spare. Was in<br />
Haifa gelinge, müsse einmal<br />
auch in Gaza möglich sein.<br />
Diese Einsicht war von der<br />
Erkenntnis getragen, dass es<br />
unmöglich war, die neuen<br />
primären Produktionsstätten,<br />
die <strong>Israel</strong> zum riesigen<br />
Aufschwung verholfen hatten,<br />
von muslimischer Seite<br />
allein zu betreiben. Etliche<br />
Mitglieder der israelisch-islamischen<br />
Bewegung aus Umm<br />
al-Fahm hatten es vergeblich<br />
versucht, nachdem sie sich<br />
in die Betriebe eingeschleust<br />
hatten. Nur unter israelischen<br />
Händen lief alles problemlos.<br />
Ein Historiker regte auch an,<br />
den Namen Palästina zu hinterfragen.<br />
Immerhin stamme<br />
er von den Römern, also Europäern,<br />
und bezöge sich auf<br />
deren eroberte, historische<br />
Provinz, nicht ohne Abfälligkeit<br />
gegenüber den wenigen,<br />
dort siedelnden Bauern und<br />
den Nomaden.<br />
Aishe Q. vormals Mitglied<br />
der Women in Black, hatte<br />
unter den neuen Gegebenheiten<br />
einen Job bei Intel<br />
<strong>Israel</strong> gefunden, mit dem sie<br />
ihre ganze Familie ernähren<br />
konnte. Sie genoss es, für<br />
ihre Fahrten zum Shopping<br />
in Tel Aviv jetzt problemlos<br />
einen Leihwagen mieten<br />
und auch ohne Begleitung<br />
ein Restaurant aufsuchen zu<br />
können, wenn der Hunger<br />
nagte. Ihr jüngster Bruder<br />
wollte Informatiker werden<br />
und erklärte seinem Vater, er<br />
Schalom<br />
fange mit sieben oder siebzig<br />
Jungfrauen irgendwann im<br />
Paradies nichts an, er wolle<br />
lieber einen I-Pod, aber jetzt<br />
gleich.<br />
Die Vertreter der israelischen<br />
Araber hatten in der Knesset<br />
eine Petition eingebracht,<br />
man möge die ohnehin nicht<br />
festgeschriebene Verfassung<br />
dahingehend abändern, dass<br />
auch arabische <strong>Israel</strong>is bei den<br />
Streitkräften dienen dürften<br />
oder müssten. Immerhin gelte<br />
es, die neue Wirtschaftsmacht<br />
<strong>Israel</strong> gegen feindliche<br />
Übergriffe neidischer Nachbarstaaten<br />
abzusichern – und<br />
wenn es auch muslimische<br />
Brüder seien.<br />
Das alles war geschehen,<br />
nachdem Ronny Reich bei<br />
seinen Ausgrabungen plötzlich<br />
auf Erdöl gestoßen war.<br />
Sofortige geologische Untersuchungen<br />
hatten ergeben,<br />
dass sich die gesamten Erdöl-<br />
und Erdgasreserven des<br />
Nahen und Mittleren Ostens<br />
nur noch unter <strong>Israel</strong> (in den<br />
Grenzen von 1967, erweitert<br />
um die israelischen Siedlungsgebiete)<br />
befanden und<br />
auch nur noch von <strong>Israel</strong>is<br />
ausgeschöpft werden konnten.<br />
Ich wurde Zeugin dieses<br />
Wunders und konnte es kaum<br />
fassen. Auf den riesigen Ölförderanlagen<br />
ertönte jedes<br />
Mal ein Signal, wenn ein<br />
neues, ergiebiges Bohrloch<br />
gefunden wurde. So auch<br />
jetzt, und es wollte gar nicht<br />
aufhören. Nicht einmal, als<br />
die Umrisse der Produktionsstätte<br />
in der Dämmerung<br />
verschwanden und das Licht<br />
des Tages unbarmherzig zwischen<br />
meine Lider drang. Da<br />
stellte ich den Wecker ab.<br />
■<br />
7
Archäologie-Symposium<br />
beleuchtete Faszinosum Jerusalem<br />
Ein Bericht von Heimo Gruber<br />
Der renommierte israelische<br />
Archäologe und<br />
Professor an der Universität<br />
Haifa, Ronny Reich, präsentierte<br />
am 8. Oktober d. J. die<br />
neuesten archäologischen<br />
Entdeckungen in Jerusalem.<br />
Sein Vortrag, der mittels<br />
Powerpoint-Präsentation<br />
durch einzigartiges Bildmaterial<br />
ergänzt wurde, bildete<br />
den Abschluss und Höhepunkt<br />
des Symposiums<br />
„Beiträge zur Erforschung<br />
des antiken Judentums“ im<br />
neuen Dachsaal der Wiener<br />
Urania, das als Kooperationsveranstaltung<br />
des Volksbildungshauses<br />
mit der ÖIG,<br />
der Universität Wien und<br />
dem Östererreichischen Archäologischen<br />
Institut eine<br />
Vielzahl interessierter Besucherinnen<br />
und Besucher<br />
angelockt hatte.<br />
Zuvor hatten Josef Oesch<br />
über „Hebräische Handschriften<br />
und Fragmente<br />
in österreichischen Bibliotheken“,<br />
Peter Arzt Grabner<br />
zum Thema „Paulus von<br />
Tarsus: Jude und Hellenist.<br />
Aspekte aufgrund neuerer<br />
Papyrusfunde“ und Friedrich<br />
Schipper über „Die<br />
Ausgrabungen von et-Tell<br />
und die Frage nach Bethsaida<br />
als Wunderort Jesu und<br />
Grabstätte von Herodes Philippos“<br />
referiert. Jerusalem<br />
war wie kaum ein anderer<br />
Ort der Welt durch viele<br />
Epochen hindurch in hohem<br />
Ausmaß für verschie-<br />
dene Kulturkreise prägend,<br />
was das besondere Faszinosum<br />
dieser Stadt ausmacht.<br />
Das war auch an diesem<br />
Abend spürbar. Selbst<br />
wer sonst kein spezielles<br />
Interesse für Archäologie<br />
entwickelt, bekommt durch<br />
manche Verknüpfungen der<br />
historischen Wurzeln der ei-<br />
Prof. Ronny Reich und Gastgeber Richard Schmitz<br />
© by Claus Jurman<br />
genen Kultur mit Jerusalem<br />
plötzlich eine Beziehung zu<br />
jener Geschichte.<br />
Der urbane Kern des antiken<br />
Jerusalem lag in der<br />
Davidstadt, die sich südlich<br />
des Tempelbergs auf einem<br />
Abhang bis ins Kidrontal<br />
8 Schalom<br />
erstreckt und heute außerhalb<br />
der Altstadtmauern<br />
der osmanischen Epoche<br />
liegt. Dort sind seit 1867<br />
Archäologen am Werk. Den<br />
Beginn machte der Brite<br />
Charles Warren (nach dem<br />
der Warren-Schacht bei der<br />
Gihon-Quelle benannt ist);<br />
in seiner Nachfolge ist dort<br />
heute das 14. Grabungsteam<br />
tätig. Die Literatur über Archäologie<br />
in Jerusalem ist<br />
bereits unüberschaubar geworden.<br />
Ronny Reich meinte,<br />
dass die umfassendste<br />
Bibliografie darüber eine<br />
Titelmenge auflistet, für de-<br />
ren vollständige Lektüre ein<br />
Forscherleben zu kurz sei.<br />
1995 wollte die staatliche<br />
archäologische Behörde „<strong>Israel</strong><br />
Antiquities Authority“<br />
ihren Beitrag zum 3000-jährigen<br />
Jubiläum Jerusalems<br />
leisten und erteilte Ronny<br />
Reich den Auftrag zu Grabungen<br />
in der Davidstadt.<br />
Zuvor hatte Ronny Reich vor<br />
allem an der Südwestecke<br />
des Tempelbergs gegraben<br />
– diese Resultate sind im<br />
„Jerusalem Archaeological<br />
Park“ zu besichtigen<br />
(http://www.archpark.org.il/).<br />
Ursprünglich waren die<br />
Erwartungen unklar: Die<br />
berühmte englische Archäologin<br />
Kenyon prophezeite<br />
in den 60er Jahren, dass in<br />
der Davidstadt nichts Nennenswertes<br />
mehr zu finden<br />
sein werde und auch Ronny<br />
Reich erinnert sich heute<br />
daran, damals ohne gro-<br />
ßen Enthusiasmus begonnen<br />
zu haben. Mittlerweile<br />
ist diese Arbeit zu seinem<br />
Lebenswerk geworden und<br />
ein Ende noch lang nicht<br />
abzusehen.<br />
Dem Publikum präsentierte<br />
er im Vortrag die neuesten<br />
Entdeckungen, die er gemeinsam<br />
mit seinem Kollegen<br />
Eli Shukron gemacht<br />
hatte:<br />
Im Bereich der Gihon-Quelle<br />
wurde ein 12-13 Meter<br />
tiefes Bassin vom Ende des 9.<br />
Jahrhunderts BCE entdeckt.<br />
Ursprünglich als Wasserbassin<br />
genutzt, hat man in den<br />
Felsteich Schutt geworfen,
eine Mauer errichtet und<br />
das Ganze als Wohnanlage<br />
genutzt.<br />
Die 3 Meter hohe Schuttschicht<br />
unter dem Fußboden<br />
wurde mehrmals<br />
sorgfältig durchgesiebt. Zu<br />
Tage traten dabei Siegel und<br />
bullae aus Ton, die auf Papyrus<br />
und Holz geklebt wurden<br />
und mit verschiedenen<br />
Abbildungen (z. B. Fische,<br />
Schiffe, Kapitelle) versehen<br />
waren. Als Schriftzeichen<br />
finden sich ägyptische Pseudohieroglyphen.<br />
Am selben<br />
Fundort lagen 10.400 Fischknochen;<br />
7.392 davon wurden<br />
bereits identifiziert und<br />
92% stammen aus dem Mittelmeer.<br />
Wie kamen geräucherte<br />
und gesalzene Fische<br />
in die Bergstadt Jerusalem?<br />
Wie bei der künstlerischen<br />
Gestaltung der bullae führen<br />
die Spuren zu den Phöniziern,<br />
die die Fische nach<br />
Jerusalem brachten und verkauften.<br />
Im biblischen Buch<br />
Nehemia wird ein Fischtor<br />
erwähnt, was auf einen<br />
Markt schließen lässt.<br />
Noch spektakulärer gestaltete<br />
sich die neue Lokalisierung<br />
des Siloah-Teiches,<br />
der sich am südlichen Ende<br />
der Davidstadt befindet. Er<br />
empfängt durch einen 500<br />
Meter langen Kanal das<br />
Wasser der Gihon-Quelle,<br />
um für den Fall einer Belagerung<br />
die Wasserversorgung<br />
Jerusalems sicherzustellen.<br />
Dieser von König<br />
Hiskia (Regierungszeit<br />
725-697 BCE) angelegte,<br />
S-förmig verlaufende Kanal<br />
ist ein Meisterwerk antiker<br />
Tunnelbaukunst und kann<br />
noch heute begangen werden.<br />
Am Endpunkt dieser<br />
nassen Wanderung (man<br />
watet durch knietiefes Wasser)<br />
gelangt man zu einem<br />
Bassin aus byzantinischer<br />
Zeit, unter dem man bis<br />
vor kurzem die Lage des<br />
historischen, mehrmals in<br />
der Bibel erwähnten Siloah-<br />
Teiches vermutet hatte.<br />
Da der Siloah-Teich auch im<br />
Johannesevangelium mit der<br />
Heilung eines Blinden durch<br />
Jesus Christus in Verbindung<br />
gebracht wird, wurde dort<br />
im 5. Jahrhundert CE eine<br />
Kirche errichtet. Südlich<br />
von dieser Stelle war man<br />
2004 bei Bauarbeiten für<br />
eine Kanalisation auf antike<br />
Stufen gestoßen, was Ronny<br />
Reich und Eli Shukron auf<br />
den Plan rief, die dort mit<br />
Grabungen begannen und<br />
dabei den authentischen<br />
Siloah-Teich entdeckten.<br />
Nach und nach soll jetzt der<br />
ursprüngliche Siloah-Teich<br />
freigelegt werden. Ein angrenzender<br />
Garten gehört<br />
der griechisch-orthodoxen<br />
Kirche, von der man ebenfalls<br />
eine Grabungserlaubnis<br />
zu erhalten hofft.<br />
Das stattliche Bassin wurde<br />
im 1. Jahrhundert BCE gebaut,<br />
worauf Münzfunde im<br />
Zement hinweisen. Es diente<br />
zur Wasserversorgung und<br />
als Ritualbad. Um den Teich<br />
befanden sich Kollonaden;<br />
nach der Zerstörung Jerusalems<br />
im Jahr 70 CE wurde<br />
die Anlage verschüttet.<br />
Vom Siloah-Teich führte<br />
eine ca. 450 Meter lange<br />
Esplanade als gestufte Straße<br />
bis zum Tempelberg, die<br />
in den nächsten 20 Jahren<br />
zur Gänze freigelegt werden<br />
soll. Der unterhalb der<br />
Straße verlaufende Kanal<br />
diente während des Unterwerfungsfeldzuges<br />
der<br />
Römer der verzweifelten<br />
jüdischen Bevölkerung als<br />
Versteck, worauf Funde von<br />
Kochtöpfen hinweisen.<br />
Zum Abschluss präsentierte<br />
Ronny Reich die neueste<br />
Entdeckung vom September<br />
2007. Neben der Straße<br />
zum Tempelberg befand<br />
sich ein 2,5 Meter hoher<br />
Kanal (cloaca maxima), der<br />
das Regenwasser sammeln<br />
sollte, damit es nicht über<br />
Schalom<br />
die Straße abfließt. Diese<br />
Ausgrabung gestaltet sich<br />
besonders mühsam. Der<br />
Kanal ist mit Schlamm verstopft;<br />
es wird nach Süden<br />
gegraben und jeder Kübel<br />
Aushub muss die gesamte –<br />
im Zuge der Ausgrabungen<br />
ständig länger werdende<br />
– Strecke zum Eingang zurückgebracht<br />
werden.<br />
„Nächstes Jahr in Jerusalem“:<br />
Die von Ronny Reich<br />
am Ende des Vortrages ausgesprochene<br />
Einladung ist<br />
keine rhetorische Floskel. Er<br />
persönlich wird die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer<br />
der ÖIG-Gruppenreise nach<br />
<strong>Israel</strong> im März kommenden<br />
Jahres durch die laufenden<br />
Ausgrabungen führen. Wer<br />
jemals schon das Vergnügen<br />
hatte, von Ronny Reich auf<br />
archäologisches Gelände<br />
mitgenommen zu werden,<br />
kann nur wärmstens empfehlen,<br />
ein solches Angebot<br />
zu nutzen: Der Gang durch<br />
Jahrtausende ist ein spannendes<br />
und sinnliches Erlebnis.<br />
9
CZERNOWITZ – ein nostalgisch<br />
Von Robert Rauscher<br />
In den Jahren des Unheils<br />
1941/1942 schritten die<br />
faschistischen Machthaber<br />
Deutschlands daran, ihren<br />
vorsätzlichen Willen zur Vernichtung<br />
des europäischen<br />
Judentums in die Tat umzusetzen.<br />
Ihr erstes Ziel war die<br />
völlige Beseitigung jeglichen<br />
jüdischen Lebens in Polen,<br />
in Galizien, in der Bukowina<br />
und in der Folge in der damaligen<br />
Sowjetunion selbst.<br />
Paul Celan, jüdischer Dichter<br />
aus Czernowitz, schrieb in<br />
seiner „Todesfuge“ dazu unter<br />
anderem „Der Tod ist ein<br />
Meister aus Deutschland“!<br />
Ich bringe es nicht fertig, das<br />
verniedlichende Wort von<br />
den „Nazis“ anzuwenden. Für<br />
mich sind sie Unmenschen,<br />
die in erbarmungslosen Fememorden<br />
lange Zeit vor<br />
dem Holocaust in ihren<br />
Hassgesängen „das Judenblut<br />
von ihren Messerspitzen<br />
sprießen ließen“ und da nach<br />
unschuldige Säuglinge in<br />
von Menschenfett brennende<br />
Gräben warfen, tausende<br />
Frauen vergewaltigten und<br />
wehrlose Greise hohnlachend<br />
massakrierten.<br />
So trat denn – in Begleitung<br />
meiner Frau anlässlich<br />
unseres 60. Hochzeitstages<br />
– mit über achtzig Lebensjahren<br />
eine Gedenkreise an, die<br />
zwar etwas anstrengend wurde,<br />
uns aber doch zu interessanten<br />
Erkenntnissen führte.<br />
Nun war es also an der Zeit,<br />
den jüdischen Todesgängen<br />
nachzuge hen, die eigentlich<br />
die Voraussetzung für die<br />
Entstehung des jüdischen<br />
Staates <strong>Israel</strong> gewe sen waren.<br />
Die Geschichte vergisst eben<br />
doch nichts – welch eine Genugtuung!<br />
Mit Bestürzung begriffen<br />
wir die grausame Ironie der<br />
Geschichte, dass gerade die<br />
treuesten Träger der deutschen<br />
Kultur – die Juden<br />
aus Galizien – die das deutsche<br />
Theater und die deutsche<br />
Literatur liebten und<br />
verbreiteten, von den antisemitischen<br />
Terrorhorden<br />
Deutsch lands, Österreichs<br />
und Rumäniens gnadenlos<br />
der Vernichtung unterworfen<br />
worden waren.<br />
Einmal stand ich mit jungen<br />
israelischen Bürgern vor der<br />
gewaltigen eisernen Menorah<br />
am Abhang zu den Todesstufen<br />
von Mauthausen und sah<br />
zum Steinbruch hinunter.<br />
Über der Menorah wehten<br />
die Fahne des Staates <strong>Israel</strong><br />
und der Republik Österreich.<br />
Blumen und Ge denksträuße<br />
lagen auf den Stufen zur Menorah,<br />
die „haTikwa“ erklang<br />
und so manche Träne floss.<br />
Die Jungen traten an diesem<br />
Abend zusammen um zu beraten,<br />
ob sie nicht der Pietät<br />
wegen ihren Besuch in Österreich<br />
abbrechen und wieder<br />
nach <strong>Israel</strong>heimr<br />
e i s e n<br />
s o l l t e n .<br />
Ich fasste<br />
mir das<br />
Herz und<br />
sagte ihnen:<br />
„Das<br />
wäre nicht<br />
rechtens.<br />
N i e m a l s<br />
hätten die<br />
Todgew<br />
e i h t e n<br />
zu träumengewagt,<br />
dass<br />
10 Schalom<br />
einmal junge, freie Juden<br />
an diesem Ort ihrer in Ehrfurcht<br />
gedenken würden!“<br />
Keiner ist nach Hause gefahren.<br />
Inmitten der Stadt<br />
stehen die Grundmauern<br />
der großen Synagoge von<br />
Czernowitz, die heute zum<br />
Stadtkino umgebaut worden<br />
ist. Ich wage nicht daran zu<br />
denken, was vor sieb zig Jahren<br />
an Ungeheuerlichkeiten<br />
in den Mauern dieser Synagoge<br />
geschehen war. Heute<br />
gibt es in Czernowitz – jetzt<br />
Chernivtsi – 3.000 Mitglieder<br />
der jüdischen Gemeinde dieser<br />
Stadt, deren 90.000 Juden<br />
von den Faschisten umgebracht<br />
worden waren. Sie hat<br />
einen jungen, tatenfreudigen<br />
gewählten Präsidenten, der<br />
zugleich als demokratisch<br />
gewählter Stadtrat die Interessen<br />
der jüdischen Bürger<br />
mit Begeisterung vertritt und<br />
mit Unterstützung des ukrainischen<br />
Oberbürgermeisters<br />
von Chernivtsi seinen Pflichten<br />
nachgeht.<br />
Die Jüdischkeit von Czernowitz<br />
ist lebendig wie nie zuvor.<br />
Sie hat nichts von ihrer<br />
Geistigkeit verloren, aber sie<br />
sucht auch nach neuen Ufern<br />
und mein bescheidener Segen<br />
ist ihr gewiss. Wenn wir nicht<br />
vergessen wollen, wo begann<br />
der Holocaust? Am Mord<br />
an einem Juden? Im Weinen<br />
von kleinen Kindern in den<br />
Gaskammern, beim Verbrennen<br />
von hunderten Juden in<br />
hölzernen Bethäusern, bei<br />
der Erschießung von tausenden<br />
Juden vor dem alten jüdischen<br />
Friedhof von Brody<br />
– österreichische SS-Männer<br />
sollen sich dabei nach Aussage<br />
der um wohnenden Anrainer<br />
besonders hervorgetan<br />
haben.<br />
Nein, nein! Der Holocaust begann<br />
unter schmutzigen Stiegenabgängen<br />
mit Messerattacken<br />
an verängstigten Menschen<br />
mit dem Judenstern an<br />
ihren Rockumschlägen.<br />
Freilich gibt es keine Kollektivschuld<br />
des deutschen und<br />
des österreichischen Volkes<br />
an dem grauenhaften Vergehen<br />
der Faschisten. Das wäre<br />
blanker Unsinn! Es würde<br />
uns besser anstehen, die Kulturscham<br />
zu fühlen, die dem<br />
deutschen und dem österreichischen<br />
Kultur volk anhaftet<br />
bis ans Ende unserer Tage
er und mahnender Reisebericht<br />
– also uns allen. Wir waren<br />
ja lange vor der Katast rophe<br />
gewarnt worden, wollten sie<br />
aber zu lange nicht wahrhaben.<br />
Wir sind untrennbar der<br />
Geschichte unserer Länder<br />
unterworfen. Es darf nur<br />
zählen, was wir im Guten<br />
und im Schlechten getan haben,<br />
denn die Einordnung in<br />
den Fluss der Weltge schichte<br />
muss uns Ziel eines allumspannenden<br />
und zeitlosen<br />
Humanismus sein.<br />
Dass der Wiener Bürgermeister<br />
mit seiner Geschenkgabe<br />
des Großen Goldenen Rathausmannes<br />
an den Oberbürgermeister<br />
von Chernivtsi,<br />
Herrn Mykola Fedokuk,<br />
mitge wirkt hat, war der ganz<br />
große Lichtblick unseres Besuches<br />
im alterwürdigen Rathaus.<br />
Bei dieser Gelegenheit<br />
muss ich unbedingt darauf<br />
hinweisen, dass die Stadt<br />
Chernivtsi im Jahre 2008<br />
ihren 600-jährigen Bestand<br />
feiern wird, der Herr Oberbürgermeister<br />
Fedo kuk würde<br />
sich sehr freuen, wenn das<br />
„Große Wien“ dem „Kleinen<br />
Wien“ zu diesem Anlass alles<br />
Gute wünschen würde.<br />
Mein erklärter Freund wurde<br />
der junge Präsident der jüdischen<br />
Gemeinde von Chernivtsi,<br />
der einer unerhört lebendigen<br />
Gemeinde vorsteht.<br />
Ich hatte mir erlaubt, in einer<br />
einjährigen Sti ckereiarbeit<br />
der jüdischen Gemeinde von<br />
Chernivtsi ein Memorial in<br />
Gestalt einer Menorah zu<br />
schenken, die mit den Gedenkkerzen<br />
der Fahnen Galizien,<br />
Ukraine, Österreich<br />
und <strong>Israel</strong> geschmückt war.<br />
Dazu kam noch ein Zitat aus<br />
dem Bibelbuch Kotelet, und<br />
eine Würdigung des Helden-<br />
mutes der Juden von Czernowitz<br />
fehlte natürlich nicht.<br />
Ich nehme an, dass die ses<br />
Memorial einen Ehrenplatz<br />
in der jüdischen Gemeinde<br />
finden wird.<br />
*Robert Rauscher ist ein<br />
hochverdientes Gründungsmitglied<br />
der <strong>Österreichisch</strong>-<br />
<strong>Israel</strong>ischen <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
Diese anspruchsvolle Reise<br />
und einen ausführlichen,<br />
50-seitigen Bericht hat er<br />
„seiner“ <strong>Gesellschaft</strong> zum<br />
Geschenk gemacht.<br />
Die umfangreiche Schrift,<br />
die Rauscher nach der Reise<br />
vorgelegt hat, ist freilich<br />
mehr als ein Reisebericht.<br />
Um die Gegenwart und die<br />
unmittelbare Vergangenheit<br />
zu verstehen, geht Rauscher<br />
weit zurück in die Geschichte<br />
der Ukraine, ein lehrreicher<br />
Lesestoff für Interessierte,<br />
mit besonderem Augenmerk<br />
für deren jüdischen Bevölkerungsanteil.<br />
Zitat: „Gekommen waren<br />
die Juden in der Mitte des 14.<br />
Jahrhunderts auf der Flucht<br />
vor der Cholera. Ihre Reinheits-<br />
und Ernährungsgebote<br />
aus dem Talmud, ihre bi-<br />
Robert Rauscher, Jahrgang 1925, war 1961 Mitgründer und danach<br />
erster Sekretär der <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israel</strong>ischen <strong>Gesellschaft</strong><br />
blischen Sittlichkeitsgelübde<br />
bewahrten sie zwar vor der<br />
Ansteckungsgefahr, nicht<br />
aber vor einem animalischen<br />
Neid ihrer Gastvölker. Sie<br />
waren als Haus- und Grundverwalter<br />
des Adels, als Partner<br />
der städtischen Händler,<br />
als Kreditgeber der Offiziere<br />
und des Klerus die sichtbare<br />
Ursache aller Ausbeutung:<br />
stets erpressbar und leichtes<br />
Opfer aller möglichen Verfolgungen.<br />
…<br />
Gegen die zahlreichen un-<br />
Schalom<br />
fassbar grausamen Pogrome<br />
erwachte allmählich jüdischer<br />
Widerstand.<br />
1881/82 entstand die „Hibbat<br />
Zion“ als Vorstufe zum Zionismus<br />
und zu den Idealen<br />
Theodor Herzl’s – in wenigen<br />
Jahren wuchs daraus die zionistische<br />
Weltorganisation.<br />
Bei der ersten Volkszählung<br />
in Russland (1897) lebten<br />
knapp 2 Millionen Juden<br />
in der Region der heutigen<br />
Ukraine, das waren 9,2% der<br />
Gesamtbevölkerung“.<br />
Die Blütezeit Galiziens – ein<br />
weiteres Zitat:<br />
„Der Wiener Kongress sanktionierte<br />
1815 die Gebiete<br />
Galiziens und der Bukowina<br />
als Kronländer des österreichischen<br />
Kaisers. Dementsprechend<br />
wurde Joseph II<br />
als gottvertraute Persönlichkeit<br />
verehrt, die Stadt Czernowitz<br />
war zur Hauptstadt<br />
der Bukowina erhoben worden.<br />
Die Verwaltung der beiden<br />
Kronländer war zentralisitisch<br />
organisiert und mit<br />
allen österreichischen Gesetzen<br />
versehen. Dazu gehörten<br />
nach den Begriffen der josephinischen<br />
Aufklärung die<br />
Entmachtung der Klosterwirtschaft,<br />
wesentliche Bestandteile<br />
der Bauernbefreiung,<br />
eine Gleichschaltung<br />
der bürgerliche Rechte und<br />
die unerhörte Freiheit des Judentums<br />
in Galizien und in<br />
der Bukowina.<br />
Dies führte zu einer bisher<br />
nie und nirgends gekannten<br />
Harmonie unter den ethnischen<br />
und religiösen Volksgruppen.<br />
Ein neues Zeitalter schien<br />
angebrochen.“<br />
Robert Rauscher ist das älteste<br />
Gründungsmitglied unserer<br />
<strong>Gesellschaft</strong>.<br />
11
„short shaloms“<br />
Zwei Brettln im Schnee<br />
Was wünschen sich Avi und Leli und Dany und Ruthi<br />
aus Tel Aviv oder Jerusalem zu Chanukka ? Ein paar Ski<br />
und coole Skischuhe!<br />
Am Mount<br />
Hermon, im<br />
Norden <strong>Israel</strong>s,<br />
hat die Saison<br />
begonnen.<br />
Abraham Last,<br />
der Vorsitzende<br />
des israelischen<br />
Skiverbandes,<br />
berichtet von<br />
zunehmender Beliebtheit des Wintersports, die auch<br />
die breite Mittelschicht erfasst. Entsprechend hat sich<br />
in den letzten Jahren der Skisport zum großen Geschäft<br />
entwickelt. Die fünfte Skiausstellung am Tel-Aviver-<br />
Messegelände bricht den bisherigen Besucherrekord<br />
von 8.000 Interessierten. Rund 40.000 <strong>Israel</strong>is machen<br />
Skiferien, davon zwölf Prozent im eigenen Land. Nach<br />
Angaben der Firma Lev Media generiert die israelische<br />
Skiindustrie jedes Jahr einen Umsatz von rund 40 Millionen<br />
Dollar.<br />
Unter den ausländischen Wintersport-Destinationen<br />
liegt Frankreich an der Spitze, es folgen es aequo Italien,<br />
Österreich und die Schweiz.<br />
Heinz Apenzeller,<br />
Kommerzialrat und Träger<br />
zahlreicher höchster Auszeichnungen<br />
ist in seinem Heimatort<br />
Baden bei Wien im 90. Lebensjahr<br />
gestorben.<br />
Wer ihm nahe stand,<br />
durfte ihn „Apy“ nennen.<br />
Seinen Lebenslauf<br />
kann man nur mit Herzklopfen und größtem<br />
Respekt lesen, denn er war wegen seines<br />
Widerstandes gegen die NS-Diktatur von 1938<br />
bis 1945 zuerst in Gefängnissen der Gestapo und<br />
dann in den Konzentrationslagern Auschwitz und<br />
Mauthausen.<br />
Mit ungebrochener Schaffenskraft machte Apenzeller<br />
eine erfolgreiche Karriere in der österreichischen<br />
Wirtschaft und als Berater von US-Industrien.<br />
Die österreich-israelische <strong>Gesellschaft</strong> betrauert<br />
den Verlust eines engagierten Vorstandsmitglieds<br />
der ersten Stunde.<br />
12 Schalom<br />
Frauen und Frauenbilder in der europäischjüdischen<br />
Presse von der Aufklärung<br />
bis 1945<br />
Eleonore Lappin und Michael Nagel (Hg.)<br />
Dieser Band versteht sich als eine erste Annäherung an<br />
das vielschichtige Thema der Rolle der Frau innerhalb<br />
der historischen jüdischen Presse zwischen 1783, dem<br />
Gründungsjahr des hebräischen /ha-Me‘assef/, bis hin<br />
zur frauenspezifischen Berichterstattung des New-Yorker<br />
/Aufbau/ während der NS-Zeit bis 1945. Am Beispiel<br />
von jüdischen Zeitschriften und Zeitungen in hebräischer,<br />
jiddischer, polnischer, russischer, ungarischer<br />
und deutscher Sprache wird einerseits die Beteiligung<br />
von Journalistinnen und Herausgeberinnen untersucht,<br />
andererseits geht es um die hier dokumentierten Frauenbilder<br />
und Entwürfe von Weiblichkeit.<br />
Das Buch und die ihm zugrundeliegende Konferenz<br />
waren eine Kooperation des Instituts für Geschichte der<br />
Juden in Österreich, St. Pölten, und des Instituts Deutsche<br />
Presseforschung der Universität Bremen.<br />
edition lumière bremen, Bremen 2007, 285 S.,<br />
ISBN 978-3-934686-46-5, € 39.80<br />
Brücken, Beziehungen, Blockaden.<br />
Evelyn Adunka, Dieter Hecht, Sabine Mayr:<br />
Initiativen und Organisationen in Österreich und <strong>Israel</strong><br />
seit 1945<br />
Edition INW, Wien 2007, 300 S., 24.90 EUR<br />
In der ersten umfassenden Darstellung von Initiativen,<br />
Vereinen und Freundschaftsgesellschaften, die sich die<br />
Pflege und den Ausbau der Beziehungen zwischen Österreich<br />
und <strong>Israel</strong> zum Ziel setzen, werden Entstehungsprozesse<br />
und Aktivitäten wissenschaftlicher, kultureller<br />
und sozialer Förderorganisationen und deren Wirkung<br />
in der österreichischen Öffentlichkeit vor dem Hintergrund<br />
der historisch belasteten Beziehungen zwischen<br />
Österreich und <strong>Israel</strong> dokumentiert und analysiert.<br />
Es gibt und gab in Österreich rund 70 einzelne, lokal<br />
begrenzte oder auch größere Initiativen und Organisationen,<br />
die sich eine Verbesserung der Beziehungen mit<br />
dem Staat <strong>Israel</strong> und seinen EinwohnerInnen zum Ziel<br />
setzen.
Lida Winiewicz<br />
Die Kinder gehen in die Oper<br />
Zwei Kinder ohne Eltern, während des Kriegs, in<br />
Wien. Verdunkelung, Feind im Anflug, Verschüttete,<br />
Kraft durch Freude, Blut und Ehre, stolze Trauer, die<br />
Hakenkreuzfahne am Rathaus, das Fallbeil im Landesgericht.<br />
Die Mutter verstorben, der Vater und seine<br />
zweite Frau, von den Nationalsozialisten rassistisch<br />
verfolgt, auf der Flucht. Die Kinder wähnen sie „daheim“<br />
in Sicherheit. Die Briefe des Vaters aus dem südfranzösischen<br />
Exil, die eindringlich die Geschichte seines<br />
Weggehens schildern, erhalten die Mädchen nicht.<br />
Und nie gekannt, längst verstorben, eine Großmutter<br />
namens Esther. Die Spur führt mitten durchs Leben<br />
der beiden Enkelinnen. Sie gehen in die Oper. Die<br />
Oper bietet Asyl. Musik und Unwirklichkeit helfen,<br />
die Wirklichkeit zu ertragen. Berührend und zugleich<br />
humorvoll schildert Lida Winiewicz in gelungener<br />
Verschränkung lebensgeschichtlicher und historischer<br />
Ebenen in ihrem Roman eine Jugend im Kriegs-Wien<br />
und das Leben der Familienmitglieder im Exil.<br />
Lida Winiewicz-Lefévre, geb. 1928 in Wien, Schriftstellerin<br />
und Übersetzerin. Sie studierte Englisch,<br />
Französisch, Italienisch und Gesang. Verfasserin der<br />
deutschen Liedtexte der Musicals „Anything“ „Goes“<br />
und „Freudiana“ sowie zahlreicher Theaterstücke und<br />
Filmdrehbücher für den ORF. 1976 wurde sie mit dem<br />
Adolf-Grimme-Preis, 1990 mit der Romy ausgezeichnet.<br />
Werke (Auswahl): Die Flucht (1965); 38 – Auch<br />
das war Wien (1986); Späte Gegend (1989, 1995); Alte<br />
Dame, grauer Hund: eine Österreicherin erlebt Amerika,<br />
Buch und 2 CDs (2005); Geisterbahn: eine Wiener<br />
Weltreise (2006). Ihr Stück „Miami Murder Show“<br />
wurde in Österreich 2003 am Volkstheater erstaufgeführt.<br />
„ex libris“<br />
Schalom<br />
Hans-Peter Raddatz<br />
Allah und die Juden<br />
Die islamische Renaissance des Antisemitismus<br />
Ein Höhlenerlebnis von Chava Gurion<br />
Wer in „Allah und die Juden“ eine religiös-kulturelle<br />
Alternative zur Frühstückszeitung oder zur entspannenden<br />
Fernsehserie sucht, ist schlecht beraten. Auch<br />
in der U-Bahn sollte man dieses Buch heute nicht ohne<br />
neutralen Schutzumschlag lesen. Der promovierte<br />
Orientalist und Volkswirt Hans-Peter Raddatz schrieb<br />
sein Werk nicht vom theoretisierenden Elfenbeinturm<br />
aus. Er lebte für viele Jahre als Banker im Nahen und<br />
Mittleren Osten, kennt somit auch die Realität der<br />
Materie ganz genau. In seiner beklemmenden Studie<br />
spannt er einerseits die Bögen in Form eines umfangreichen,<br />
exakt gearbeiteten und mit zahlreichen<br />
Quellen gut belegten, kulturpolitischen Geschichtswerkes<br />
von den Ursprüngen bis in heutige Tage. Andererseits<br />
versteht er von Anfang an, uns mit den<br />
daraus entwickelten, begleitenden Thesen zu fesseln,<br />
uns die Einzigartigkeit des Judentums, aber auch jene<br />
der daraus resultierenden Anfeindungen seit dessen<br />
Entstehen sehr nahe zu bringen. Seine Bögen enden<br />
nicht nur im Heute der instrumentalisierten Metamorphose<br />
islamischen Antisemitismus durch den<br />
„European Arab Dialogue“. Mit seiner Analyse der<br />
modernen „Anti-<strong>Israel</strong>-Amerika-Front“ wirft er auch<br />
die Menetekel auf eine bedrückende Zukunftsvision.<br />
Ein Meisterwerk, das keine Wünsche offen lässt.<br />
Außer vielleicht den, der Autor möge durch ein Wunder<br />
doch nicht Recht behalten.<br />
wjs verlag, Berlin 2007<br />
ISBN: 9-783-937080-26-2<br />
352 S., 1. Auflage, gebunden.<br />
13
NAZARETH ILLIT – 50 JAHRE JUNG!<br />
Normalerweise ist in<br />
<strong>Israel</strong> fast alles sehr alt,<br />
auch Städte!<br />
Doch die Klagenfurter Partnerstadt<br />
feierte kürzlich erst<br />
ihr fünfzigjähriges Bestehen.<br />
Ihr Grundstein wurde, einige<br />
Jahre nach der Staatsgründung<br />
im Jahre 1948, über<br />
Initiative von Ben Gurion<br />
gelegt. Nazateth Illit liegt östlich<br />
und über dem biblischen<br />
Nazareth.<br />
Insbesondere aus diesem Anlass<br />
begaben sich Mitglieder<br />
der Landesgruppe Kärnten<br />
der <strong>Österreichisch</strong> <strong>Israel</strong>ischen<br />
<strong>Gesellschaft</strong> kräftig<br />
verstärkt durch Angehörige<br />
der Reisefreunde „Grupito<br />
Lindner“, insgesamt 27 Personen,<br />
auf eine private Rundreise<br />
nach <strong>Israel</strong>. Mit von<br />
der Partie war von Anfang<br />
an der ehemalige Präsident<br />
des Kärntner Landtages Josef<br />
Schantl, später kam auch<br />
noch der langjährige Bürgermeister<br />
von Klagenfurt Leopold<br />
Guggenberger hinzu.<br />
Die ersten drei Tage wurden<br />
in Tel Aviv und Jerusalem<br />
verbracht. Neben den üblichen<br />
Besichtigungen war<br />
hierbei Schwerpunkt das<br />
Friedrich Hauser und Gattin<br />
empfangen Dr. Lindner in ihrer<br />
Wohnung in Tel Aviv<br />
14 Schalom<br />
<strong>Israel</strong> Diplomatic Network<br />
Newsletter noch der immer Botschaft sehr verbunden. des Staates <strong>Israel</strong><br />
Zusammentreffen mit seinerzeit<br />
als Kinder durch die<br />
Nationalsozialisten aus Klagenfurt<br />
vertriebenen, heute<br />
älter gewordenen Damen<br />
und Herren.<br />
So kamen die Gäste Frau Elvira<br />
Itzhaki geb. Friedländer<br />
mit Sohn Ron zusammen; sie<br />
erhielt mit der Gruppe auch<br />
Besuch von ihrer ehemaligen<br />
Schulfreundin Karoline<br />
Hammer nach weit über<br />
70 Jahren! Friedrich Hauser,<br />
schon etwas gehbehindert,<br />
wurde zu Hause von Dr.<br />
Erich Lindner, Stellvertreter<br />
der Landesvorsitzenden<br />
der ÖIG in Kärnten, LABG<br />
Mag. Sieglinde Trannacher<br />
besucht. Hauser ist der Sohn<br />
des ersten und zugleich vorletzten<br />
Rabbiners in Kärnten.<br />
Shaul (Friedrich) Weinreb,<br />
schon seit 1933 im Lande,<br />
ließ es sich nicht nehmen,<br />
die Klagenfurter Gruppe per<br />
Taxi aus Rehovot am Meer<br />
in Tel Aviv aufzusuchen. Seine<br />
Eltern waren Kaufleute<br />
in Klagenfurt. Am gleichen<br />
Abend kam auch der Vorsitzende<br />
des Zentralkomitees<br />
der Juden aus Österreich Gideon<br />
Eckhaus vorbei. Besonders<br />
herzlich verlief auch das<br />
Zusammentreffen<br />
mit Ester Schuldmann,<br />
geb. Erna<br />
Zeichner. Sie erschien<br />
mit Mann,<br />
Tochter und Sohn<br />
sowie einer Enkelin<br />
in Jerusalem<br />
aus Bet Shemesch.<br />
Ihr Vater war Unternehmer<br />
in Klagenfurt.<br />
Trotz des<br />
schweren Schicksals,<br />
das all die<br />
Genannten mit ihren<br />
Familien erlitten, sind<br />
sie ihrer alten Heimatstadt<br />
Ein großer Freund von Klagenfurt<br />
ist auch Prof. Raffi<br />
Kaufmann. Seine Eltern (aus<br />
Wien und Berlin stammend)<br />
lernten sich in Pörtschach<br />
am Wörthersee kennen. Er<br />
ließ es sich nicht nehmen, die<br />
Gäste durch sein Jerusalem<br />
zu führen!<br />
Über das Tote Meer samt<br />
Festung Massada und das<br />
Jordantal ging es nach Nazareth<br />
Illit, wo die Delegation 4<br />
Tage blieb und von dort aus<br />
ganz Galiläa, samt Golan, See<br />
Genezareth, Syrische und<br />
Libanesische Grenze, Akko<br />
und Haifa besuchte.<br />
In 50 Jahren entwickelte<br />
sich Nazareth Illit von 0 auf<br />
52.000 Einwohner. Allein in<br />
den letzten Jahren wurden<br />
Häuser für 20.000 neue Bürger<br />
geschaffen!<br />
Am Schoahdenkmal neben<br />
der Synagoge legten die Gäs-<br />
te einen Kranz nieder. Bürgermeister<br />
Menachem Ariav<br />
ließ es sich nicht nehmen alle<br />
ausländischen Gäste aus Klagenfurt,<br />
Leverkusen, Czernowitz,<br />
Alba Julia und Györ zu<br />
einem festlichen Abendessen<br />
einzuladen.<br />
Vor 15.000 Menschen, offizieller<br />
Gast aus Österreich war<br />
der Gesandte Mag. Hack in<br />
Vertretung des nicht in <strong>Israel</strong><br />
weilenden Botschafters Dr.<br />
Hengl, fand im Stadion der<br />
Stadt ein vierstündiger großartiger<br />
Festakt statt. Er war<br />
Kranzniederlegung am Shoah-Denkmal durch die Klagenfurter Delegation<br />
auf die Jugend ausgerichtet<br />
und damit auf die Zukunft.<br />
Noch vor Beginn des neuen<br />
jüdischen Jahres 5768 ging<br />
es über das nun schon sehr<br />
weitläufig ausgegrabene Cäsarea<br />
und über eine völlig<br />
neue Autobahn pünktlich<br />
zum Flughafen Ben Gurion<br />
und in der Folge zurück nach<br />
Österreich. ■
Sommer in Jerusalem<br />
Kurzstudium an der Hebräischen Universität Jerusalem<br />
Ruth Winkler berichtet<br />
über ihren Kurs „Summer<br />
Institute for Middle<br />
Eastern Studies“ an der<br />
Hebräischen Universität<br />
Jerusalem.<br />
Im Herbstsemester 2006<br />
begann ich ein Dissertationsprojekt,<br />
das versucht,<br />
die verschiedenen Akteure<br />
des „arabisch-israelischen<br />
Konfliktes“ zu analysieren.<br />
Ziel dieses Projektes ist<br />
es, eine Akteuranalyse zu<br />
erstellen, welche die Vielschichtigkeit<br />
der Beteiligungen<br />
an diesem Konflikt<br />
anschaulich macht.<br />
Darin inkludiert ist auch<br />
die Frage, ob sich ein Muster<br />
erkennen lässt, auf<br />
welche Weise neue Mitwirkende<br />
auf den Plan treten,<br />
und auch gegen ihren<br />
ursprünglichen Willen in<br />
den Sog der „Nahostpolitik“<br />
hineingeraten können.<br />
Bedarf an Nachhilfe<br />
Das setzt jedoch zuallererst<br />
eine große Sattelfestigkeit<br />
in den historischen Abläufen<br />
der untersuchten Epoche<br />
voraus. Da Geschichte<br />
des „Nahen“ oder „Mittleren<br />
Ostens“ an österreichischen<br />
Universitäten<br />
weder in der Lehre noch<br />
in der Forschung einen<br />
nennenswerten Schwerpunkt<br />
einnimmt, hatte ich<br />
Bedarf an Nachhilfe. Und<br />
dazu fiel mein Auge auf<br />
das Sommerkursangebot<br />
der Hebräischen Universität<br />
Jerusalem ein „Summer<br />
Institute for Middle<br />
Eastern Studies“, angeboten<br />
wird.<br />
Da Kursgebühr und Reisekosten<br />
meine finanziellen<br />
Kräfte weit überstiegen,<br />
wandte ich mich zwecks<br />
Unterstützung für die<br />
Kursgebühr an die <strong>Österreichisch</strong>e<br />
<strong>Gesellschaft</strong> der<br />
Freunde der Hebräischen<br />
Universität Jerusalem<br />
und um einen Reisekostenzuschuss<br />
an die <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israel</strong>ische<br />
<strong>Gesellschaft</strong>. Ich bin sehr<br />
dankbar, dass beide <strong>Gesellschaft</strong>en<br />
ein offenes Ohr<br />
für meine Unterstützungsanträge<br />
zeigten, denn ich<br />
kann berichten: Der Aufwand<br />
hat sich gelohnt!<br />
Ich belegte sowohl den<br />
Hauptkurs „Emergence of<br />
the Modern Middle East“<br />
als auch zwei der angebotenen<br />
zusätzlichen Wahlfächer<br />
(eine Einführung<br />
in den Islam sowie einen<br />
Kurs über den heutigen<br />
Irak) was die größtmögliche<br />
Variante des Kursangebots<br />
darstellte. Das<br />
somit umfangreiche tagesfüllende<br />
Programm<br />
machte den Kurs durchaus<br />
anstrengend, immerhin<br />
wurde im Hauptkurs, der<br />
15 Wochenstunden ein-<br />
nahm, im Lauf von vier<br />
Wochen der Stoff durchgenommen,<br />
der sich in<br />
einer regulären Lehrveranstaltung<br />
über ein ganzes<br />
Semester erstreckt.<br />
Obwohl von „Urlaub“ in<br />
<strong>Israel</strong> somit keine Rede<br />
sein konnte, bot die gute<br />
Luft insbesondere in den<br />
kühleren Abendstunden<br />
am Scopus-Berg, der ja<br />
noch höher liegt als die<br />
Altstadt Jerusalems, sogar<br />
eine gewisse Erholung.<br />
Schalom<br />
Die Bibliotheken<br />
Knapp wurde durch den<br />
dichten Stundenplan die<br />
Zeit für Bibliotheksrecherchen.<br />
Nachdem ich den<br />
Tag manchmal bis 15 Uhr<br />
manchmal gleich bis 19<br />
Uhr in Kursen verbrachte,<br />
wurden die Stunden, die<br />
für Bibliotheksaufenthalte<br />
verblieben, sehr kostbar.<br />
Aber zum Glück reichen<br />
die Öffnungszeiten der<br />
Universitätsbibliothek am<br />
Scopus-Berg, anders als<br />
ich sie von meiner Heimuniversität<br />
gewohnt bin,<br />
weit in die Abendstunden<br />
hinein.<br />
„field-trips“<br />
Wenn es um jüdische<br />
Geschichte, Geschichte<br />
<strong>Israel</strong>s oder allgemein<br />
des sogenannten „Nahen<br />
Ostens“ geht, gibt es rie-<br />
sige Bestände, die keinen<br />
Vergleich mit den gerade<br />
zu diesen Themen eher<br />
bescheiden ausgestatteten<br />
Universitätsbibliotheken<br />
in Österreich darstellen.<br />
Mein Eindruck, dass die<br />
Bibliotheken in Jerusalem<br />
tatsächlich alles haben,<br />
was es in diesen Themenbereichen<br />
gibt, hat sich im<br />
Laufe meines Aufenthalts<br />
wieder einmal verstärkt.<br />
Ein Teil des Kurses wurde<br />
in Form von „field-trips“<br />
gehalten. Ein Ausflug hatte<br />
die Kämpfe im Jahr 1948<br />
um die Zufahrtsstraße<br />
nach Jerusalem sowie die<br />
zahlreichen (heute großteils<br />
nicht mehr existierenden)<br />
arabischen Dörfer<br />
vor 1948 in der Umgebung<br />
Jerusalems zum Thema.<br />
Ein weiterer Ausflug<br />
führte in den Norden, um<br />
mit einer Fahrt von Haifa<br />
über das drusische Dorf<br />
Daliat el-Karmel in einige<br />
Orte des unteren Galil<br />
mit dem Thema „Minderheiten<br />
in <strong>Israel</strong>“ vertraut<br />
zu machen.<br />
Ich bin sehr froh meine<br />
heurigen Sommerferien,<br />
auf diese zwar anstrengende<br />
aber sehr gewinnbringende<br />
Art genützt zu<br />
haben, und bedanke mich<br />
ganz herzlich bei allen, die<br />
zur materiellen Unterstützung,<br />
die ich notwendig<br />
hatte, beitrugen. ■<br />
15
Bilder von Juden<br />
Ein neuer Sammelband untersucht „Bilder von Juden“ in historischen und<br />
zeitgenössischen Medien.<br />
Die Durchsetzung einer liberalen aufgeklärten <strong>Gesellschaft</strong> wurde bekanntlich<br />
nicht vom Ende der realen gesellschaftlichen Diskriminierung von Juden<br />
und Jüdinnen, sondern von der Transformation des christlichen Antijudaismus<br />
hin zum modernen Antisemitismus begleitet. Judenfeindliche Bilder und<br />
Motive aus dem Mittelalter wurden meist mit ähnlichen inhaltlichen Codes<br />
weiterverwendet und sind selbst in aktuellen medialen Kontexten zu finden.<br />
Der Sammelband wird seinem Anspruch des Sichtbar-Machens antisemitischer<br />
Stereotype in massenmedialen Diskursen gerecht. Gleichzeitig werden<br />
aber auch die Grenzen einer Antisemitismusforschung deutlich, die jene<br />
gesellschaftlichen Bedingungen, die Antisemitismus hervorbringen, tendenziell<br />
ausblendet bzw. nicht thematisiert.<br />
Matthias Falter<br />
Die <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israel</strong>ische<br />
<strong>Gesellschaft</strong> präsentiert:<br />
Wessen Heiliges Land?<br />
von Christa Chorherr<br />
Die Autorin wird das Buch<br />
am 27. März 2008 um 18.30 Uhr<br />
im Deutschen Haus Club 4<br />
Stephansplatz 4, 1010 Wien<br />
persönlich präsentieren.<br />
Die vielfach unbeachtete Tatsache dass es viele christliche Gemeinden<br />
in <strong>Israel</strong> gibt bedeutet eine neue Facette in der Beurteilung der<br />
aktuellen Situation. Christa Chorherr gibt tiefe Einblicke in die<br />
Problemlage.<br />
Martin Liepach/Gabriele Melischek/Josef Seethaler [Ed.]: Jewish Images in<br />
the Media [relation n.s., Vol.2], Wien, 2007, Verlag der <strong>Österreichisch</strong>en Akademie<br />
der Wissenschaften.<br />
16 Schalom<br />
Es lebe die<br />
Die Wiener lieben ihre gute Luft.<br />
Deshalb investieren die Wiener Stadtwerke<br />
jährlich mehr als 700 Millionen<br />
Euro in den Ausbau des öffentlichen<br />
Verkehrs, umweltschonende Technologien<br />
und erneuerbare Energiequellen.<br />
www.wienerstadtwerke.at<br />
Es lebe die Stadt!<br />
orgenfreiluft_57.5x252ssp_hs.in1 1 20.04.2007 11:56:02 Uhr
OEIG – Jubiläumsreise der<br />
<strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israel</strong>ischen <strong>Gesellschaft</strong><br />
Keshet The Center for Educational<br />
Tourism in <strong>Israel</strong><br />
Dienstag: 25. März 2008<br />
Ankunft am Ben Gurion Flughafen, Transfer nach Tel Aviv,<br />
Übernachtung und Abendessen im Hotel in Tel Aviv<br />
Mittwoch: 26. März 2008<br />
Tel Aviv/Yaffo – Von der knapp 6.000 Jahre alten Hafenstadt<br />
zum modernen kulturellen und wirtschaftlichen Zentrums<br />
<strong>Israel</strong>s<br />
Führung durch die Altstadt Yaffos<br />
60 Jahre <strong>Israel</strong>: Der lange Weg zum eigenen Staat: Besuch<br />
der „Independence Hall“, wo David Ben Gurion vor 60 Jahren<br />
den Staat <strong>Israel</strong> ausrief<br />
Das Moderne <strong>Israel</strong>: Rundgang und Vortrag zum Bauhaus<br />
UNESCO Weltkulturerbe und seinen deutschen Wurzeln<br />
Freier Nachmittag zum Besuch der Shenkin Street & Carmel<br />
Marktes<br />
Abendessen in einem Restaurant mit dem <strong>Österreichisch</strong>en<br />
Botschafter<br />
Freier Abend und Übernachtung im Hotel in Tel Aviv<br />
Donnerstag: 27. März 2008<br />
Transfer nach Jerusalem, Morgenspaziergang und Einleitungsvortrag<br />
zu Jerusalem auf der Haas Promenade<br />
Ein Schritt, 3000 Jahre zurück in der Davidstadt, dem Ort<br />
wo alles begann<br />
Besuch der südlichen archäologischen Ausgrabungen des<br />
Tempelberges im Davidson Center, geführt von Ronny<br />
Reich, Professor für Archäologie an der Universität Haifa<br />
Führung durch das jüdische Viertel der Altstadt mit Besuch<br />
des Herodianischen Quartiers, das „Priesterviertel“ zur Zeit<br />
des 2. Tempels<br />
Abendessen im Hotel in Jerusalem<br />
Freier Abend<br />
Freitag: 28. März 2008<br />
Tagesbeginn auf dem Ölberg mit Vortrag über die Bedeutung<br />
Jerusalems im Christentum<br />
Vom Ölberg über das Kidrontal durch das Löwentor in die<br />
Altstadt Jerusalems, Führung entlang der Via Dolorosa<br />
Mittagessen im <strong>Österreichisch</strong>en Hospitz<br />
Besuch der Grabeskirche, Erlöserkirche und des Abendmahlssaals<br />
Besuch der Klagemauer zum Shabbateingang mit anschließendem<br />
traditionellen Shabbatessen im Hotel<br />
Samstag: 29. März 2008<br />
Freier Vormittag: optionaler Besuch der großen Synagoge<br />
Besuch von äthiopischen Einwanderern, welche uns die bewegende<br />
Geschichte ihrer Aliya nach <strong>Israel</strong> erzählen.<br />
Freier Abend<br />
Übernachtung und Abendessen im Hotel in Jerusalem<br />
Sonntag: 30. März 2008<br />
Vom Exil zur Rückkehr: Besuch der Holocaust-Gedenkstätte<br />
Yad Vashem<br />
Gespräch mit Gedenkdienst-Leistenden zu ihrer Arbeit in<br />
25. März – 3. April 2008<br />
Schalom<br />
Yad Vashem und ihren Erfahrungen in <strong>Israel</strong><br />
Treffen und Gespräch mit Holocaust-Überlebenden<br />
Führung durch die Grabstätte des Herzlberges und Besuch<br />
des Herzl-Museums<br />
Gemeinsames Abendessen mit ausgewanderten österreichischen<br />
Juden der „Jecken“ Generation sowie junger Einwanderer<br />
(in Zusammenarbeit mit NOAM und der IDG)<br />
Montag: 31. März 2008<br />
Führung im „Supreme Court“<br />
Besuch der Kinderabteilung im Hadassa Ein Karem-Spital<br />
und Besichtigung der Chagall-Fenster<br />
Topographie der Trennung: Einführungsvortrag und Führung<br />
entlang des Sicherheitszauns<br />
Gemütliches Abendessen bei Ulrich W. Sahm, Nahostkorrespondent<br />
von N-TV mit Vortrag über die komplexe Berichterstattung<br />
aus dem Nahen Osten und über den israelisch-palästinensischen<br />
Konflikt<br />
Dienstag: 1. April 2008<br />
Transfer durch die Judäische Wüste zum weltweit tiefstem<br />
Punkt, dem Toten Meer<br />
Massada Festung, Ort und Symbol des jüdischen Widerstandes<br />
gegen die Römer<br />
Besuch der AHAVA-Fabrik und Zeit zum Baden am Toten<br />
Meer (wetterbedingt)<br />
Transfer durch das Jordantal zum See Genezareth<br />
Abendessen bei einer rusischen Familie<br />
Mittwoch: 2. April 2008<br />
Besuch von Beith Shean<br />
Besuch einer Militärbasis an der libanesischen Grenze und<br />
Begegnung mit Soldaten, welche die nördliche Grenze zum<br />
Libanon bewachen<br />
Bental Berg, mit Aussicht über die syrische Hochebene.<br />
Vortrag über die politische Situation mit Syrien<br />
„Golan Experience Show“ in Katzrin mit anschließender<br />
Weindegustation in der Golan Weinerei<br />
Gemütliches Abschiedsessen im Lido-Restaurant direkt am<br />
Ufer des See Genezareth<br />
Donnerstag: 3. April 2008<br />
Abflug<br />
Unverbindliche Anmeldungen an: ÖIG Langegasse 64, 1080 Wien<br />
oder an info@oeig.at.<br />
Nach vorliegen der genauen Teilnehmerzahl werden die Interessenten<br />
um die verbindliche Anmeldung gebeten.<br />
* Änderungen im Programm vorbehalten.<br />
* Unterstrichene Mahlzeiten sind im Preis inbegriffen.<br />
Pauschalpreis pro Person: (DZ HP) e 900,-<br />
Flugkosten Hin- und Rückflug inkl. e 430,-<br />
17
Frau Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten Dr. Ursula PLASSNIK hat dem<br />
Dachverband PaN eine Grußadresse übermittelt:<br />
Sehr geehrte Damen und Herren!<br />
Die demokratische Reife moderner <strong>Gesellschaft</strong>en erweist sich in der Qualität ihrer Zivilgesellschaft und in den oft ehrenamtlichen<br />
Initiativen ihrer Bürgerinnen und Bürger. Im außenpolitischen Bereich haben die zahlreichen, heute im „Dachverband<br />
aller österreichisch-ausländischen <strong>Gesellschaft</strong>en– PaN“ vereinigten, Freundschaftsgesellschaften immer wieder<br />
einen besonderen Beitrag geleistet. Ihre Entstehungsgeschichte spiegelt die internationale Situation unseres Landes wider.<br />
Ein Beispiel dafür ist die erste, im Juni 1945 entstandene <strong>Österreichisch</strong>-Sowjetische <strong>Gesellschaft</strong>, die zum Ausgangspunkt<br />
für weitere <strong>Gesellschaft</strong>en wurde, die sich um die Wiedererlangung der Souveränität Österreichs bemühten.<br />
Heute steht Österreich vor neuen Herausforderungen und Chancen, bei denen Ihr Know-how als Netzwerker und als „stille<br />
Botschafter“ Österreichs mehr denn je gefragt ist. Zu diesen Zukunftsfragen gehören in erster Linie die Überwindung der<br />
Trennungslinien innerhalb Europas und der Dialog der Religionen und Kulturen. Dieser Dialog ist heute nicht mehr nur<br />
ein Dialog nach außen, sondern auch ein Dialog nach innen, mit unseren eigenen Mitbürgern und Nachbarn. Das Zusammenleben<br />
von Menschen unterschiedlicher Kulturkreise, unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen stellt eine<br />
Herausforderung an uns alle dar. Es erfordert ein tiefes Verständnis für das, was unsere Identität und unsere Wertebasis<br />
ausmacht, aber auch die Bereitschaft aufeinander zuzugehen und einander zuzuhören.<br />
Ich möchte daher heute den Mitgliedern der Freundschaftsgesellschaften für ihren unermüdlichen Einsatz im Geist der<br />
Schönbrunner Deklaration vom April 2002 danken. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle auch die Bedeutung des<br />
Dachverbandes PaN, dem eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der bilateralen <strong>Gesellschaft</strong>en und dem Informationsaustausch<br />
zwischen denselben zukommt. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit und freue mich auf die<br />
Fortsetzung unserer Zusammenarbeit.<br />
18 Schalom<br />
Dr. Ursula Plassnik<br />
Außenministerin
Schalom Erscheinungsort<br />
Zulassungsnummer: GZ 02 Z 031415M<br />
20 Schalom<br />
Wien • Verlagspostamt 1080 Wien • P.b.b.<br />
Wenn verzogen, bitte nachsenden Wien, Dezember 2007