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Der Jordan, seine Quellen, und der Umgang mit diesen Ressourcen

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<strong>Der</strong> <strong>Jordan</strong>,<br />

<strong>seine</strong> <strong>Quellen</strong>,<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>diesen</strong> <strong>Ressourcen</strong><br />

Kennt die Umwelt politische Grenzen<br />

Rudolf Orthofer


Inhalt<br />

• Das Problem<br />

• Wasser <strong>und</strong> Raum<br />

• Die Sachlage<br />

• Systemische Analyse: Wasseraufkommen <strong>und</strong> -nutzung<br />

• Lösungsmöglichkeiten<br />

• …warum es aus „technischer“ Sicht einfach wäre…<br />

• …<strong>und</strong> warum es aus „integrativer“ Sicht schwierig ist


Das Problem<br />

Wasser <strong>und</strong> Raum


Räumliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Wo kommt das verfügbare Wasser her<br />

• Wo fließt es hin<br />

• Wo & wie wird es genützt


100 km<br />

Das <strong>Jordan</strong>tal<br />

Topographie<br />

+2800 m<br />

-200 m<br />

+800 m<br />

-400 m<br />

19.11.2010<br />

5


Das <strong>Jordan</strong>tal<br />

Nie<strong>der</strong>schläge<br />

19.11.2010<br />

6


Das <strong>Jordan</strong>tal<br />

Oberflächengewässer<br />

Oberer<br />

<strong>Jordan</strong><br />

See Tiberias<br />

Unterer<br />

<strong>Jordan</strong><br />

Totes Meer<br />

Verdunstungsbecken<br />

19.11.2010<br />

7


Das <strong>Jordan</strong>tal<br />

Politische Grenzen<br />

Hazbani<br />

Dan<br />

Banias<br />

LB<br />

SY<br />

Zuflüsse<br />

Yarmouk<br />

IL<br />

PS<br />

JO<br />

19.11.2010<br />

8


Das <strong>Jordan</strong>tal<br />

Gr<strong>und</strong>wassersysteme<br />

IL<br />

LB<br />

<br />

<br />

SY<br />

<br />

PS<br />

<br />

JO<br />

19.11.2010<br />

9


Die Sachlage<br />

Systemische Analyse<br />

19.11.2010<br />

10


Wasser vor 1950<br />

150 250<br />

150<br />

-50<br />

650<br />

550<br />

100<br />

30<br />

30<br />

30<br />

100<br />

30<br />

100<br />

30<br />

450<br />

-300<br />

-100<br />

1250<br />

350<br />

-1600


Treibende Kräfte <strong>der</strong> Wassernutzung<br />

• IL 1950: „Landwirtschaft = Entwicklung“<br />

• 1951-1964 National Water Carrier<br />

• Wasser aus See Tiberias für Israel<br />

• JO 1960: „Landwirtschaft = Entwicklung“<br />

• 1959-1966 East Ghor Canal<br />

• Wasser aus Yarmouk für Lower <strong>Jordan</strong> Valley<br />

• PS 1990: „Landwirtschaft = Entwicklung“<br />

• Wasser


Landwirtschaft<br />

• 1 ha Bewässerung 10-20.000 m3 Wasser<br />

• Weizen 2,5 m3 Wasser pro kg<br />

• Bananen 1,5 m3 Wasser pro kg<br />

• Zitrus 0,5 m3 Wasser pro kg<br />

• 1 ha Fischteich 50.000 m3 Wasser<br />

• Fisch: 10 m3 Wasser pro kg<br />

19.11.2010<br />

13


Landwirtschaft im <strong>Jordan</strong>tal<br />

Fischteiche<br />

East Ghor<br />

Canal<br />

IL<br />

JO<br />

PS<br />

19.11.2010<br />

14


Wasser 2000<br />

650<br />

120<br />

450<br />

IL<br />

100<br />

150 250<br />

150<br />

100<br />

300<br />

150<br />

SY<br />

-20<br />

-200<br />

PS<br />

200<br />

JO<br />

-100<br />

100<br />

250<br />

minus 1000<br />

350<br />

-1100<br />

19.11.2010<br />

15


Spürbare Konsequenzen<br />

• Natur<br />

• Weniger Vegetation<br />

• Weniger Lebensräume<br />

• Weniger Geschichte<br />

• Wasser<br />

• Rückgang <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />

• Absinken des Toten Meeres<br />

• Infrastruktur<br />

• Unvorhersagbare “Sinkholes”<br />

• Tourismus<br />

• Unsicherheit bei Investitionen<br />

19.11.2010<br />

16


Totes Meer<br />

- 0,8 m.yr -1 - 0,85 m.yr -1 - 1,0 m.yr -1<br />

19.11.2010<br />

17


Rückgang <strong>der</strong> Oberfläche<br />

19.11.2010<br />

18


Rückgang <strong>der</strong> Oberfläche<br />

1973 2002<br />

19.11.2010<br />

19


“Sinkholes”<br />

19.11.2010<br />

20


Studienregion<br />

Bet Shean<br />

Sh Husayn<br />

Tubas<br />

Mashare<br />

Jericho<br />

Karama<br />

19.11.2010<br />

21


Wasserverfügbarkeit<br />

Imp/Exp<br />

Im 90<br />

42<br />

Ex 42<br />

102<br />

Im 20<br />

Ex 60<br />

299<br />

Im 197<br />

Ob 7<br />

Lokal<br />

Qu 45<br />

Br 30<br />

Qu 59<br />

Br 114<br />

Lokale <strong>Quellen</strong>:<br />

700 m3/cap Trinkwasser<br />

300 m3/cap Nicht-Trinkw<br />

Alle <strong>Quellen</strong>:<br />

1200 m3/cap Trinkwasser<br />

600 m3/cap Nicht-Trinkw<br />

<strong>Jordan</strong>tal ist wasserreich !<br />

19.11.2010<br />

22


Wassernutzung<br />

5%<br />

Kommunal<br />

Imp/Exp<br />

Im 90<br />

42<br />

Ex 42<br />

102<br />

Im 20<br />

Ex 60<br />

299<br />

Im 197<br />

Lokal<br />

Ob 7<br />

Qu 45<br />

Br 30<br />

Qu 59<br />

Br 114<br />

1%<br />

94%<br />

17<br />

4<br />

5<br />

42<br />

95<br />

275<br />

Ind, Gewerbe,<br />

Tourismus<br />

Landwirtschaft<br />

(= 92% des Trinkwassers)<br />

19.11.2010<br />

© systems research<br />

23


Viel Wasser - Ungleicher Zugang<br />

• Regional<br />

• Wo Wasser verfügbar ist, wird es auch genutzt (…wofür auch<br />

immer…)<br />

• Sozial <strong>und</strong> politisch<br />

• Wer die Macht hat, hat das Wasser<br />

• Wasserrechte (JO)<br />

• Politische-militärische Macht (PS)<br />

IL “Siedlungen” in PS<br />

22.000 m3/cap Trinkwasser<br />

PS “Dörfer” in PS<br />

1.000 m3/cap Trinkwasser<br />

• Wasserqualität<br />

• Wer bekommt das beste Wasser<br />

Trinkwasser für Bananen<br />

Brackwasser für Menschen<br />

19.11.2010<br />

24


25<br />

35 170<br />

Wasserverfügbarkeit<br />

Qu 44 51 7<br />

Br 65 90 20 <br />

15 <br />

68<br />

5<br />

Br 7<br />

Qu3<br />

5<br />

112<br />

-><br />

101<br />

Br 6<br />

Qu 10<br />

16<br />

15 <br />

56<br />

16<br />

Br 2<br />

Qu 12<br />

2<br />

85<br />

60<br />

69<br />

-><br />

62<br />

We 35<br />

Sp 33<br />

68<br />

15 <br />

15 <br />

51<br />

20 20<br />

Br30<br />

Qu 1<br />

100-200<br />

42<br />

19.11.2010<br />

25


Wassernutzung<br />

49<br />

85<br />

90<br />

51<br />

68<br />

5<br />

5<br />

62<br />

5<br />

5<br />

16<br />

16<br />

56<br />

16<br />

15<br />

48<br />

7<br />

64<br />

68<br />

51<br />

20<br />

19<br />

47<br />

3<br />

4<br />

19.11.2010<br />

26


Schlussfolgerungen<br />

• Wasserversorgung<br />

• Es gibt keine primäre Wasserknappheit<br />

• Aber eine sek<strong>und</strong>äre Wasserknappheit<br />

• Es gibt regionale & soziale Ungleichheiten<br />

• Wassernutzung<br />

• 95 % des Wasser wird für Landwirtschaft genutzt<br />

• Ist es sinnvoll, Landwirtschaft dort zu betreiben, wenn es dadurch<br />

nicht genügend Wasser für Bevökerung gibt<br />

• Je mehr Wasser verfügbar ist, desto mehr Wasser wird genutzt<br />

19.11.2010<br />

27


Systemisches Problem<br />

Ökonomischer<br />

Nutzen<br />

Wunsch nach<br />

mehr Wasser<br />

Mehr Wassernutzung<br />

+<br />

+<br />

-<br />

Lokale Wasserverfügbarkeit<br />

Externe Wasserverfügbarkeit<br />

19.11.2010<br />

28


Lösungsmöglichkeiten<br />

Warum es aus technischer Sicht einfach ist…<br />

…<strong>und</strong> aus integrativer Sicht schwierig…<br />

19.11.2010<br />

29


Alternative Szenarien für Wassernutzung<br />

• Natur ist ein legitimer Nutzer von Wasser<br />

• Wie<strong>der</strong>herstellung des unteren <strong>Jordan</strong> auf zumindest 30% <strong>der</strong><br />

ursprünglichen Wasserführung – das reicht für die Regeneration<br />

<strong>der</strong> Habitate<br />

• Wasser richtig anwenden<br />

• Für jede Wasserqualität muss die jeweils beste Nutzung<br />

gef<strong>und</strong>en werden<br />

• Menschen haben Vorrang bei Trinkwassernutzung<br />

• Fischfarmen können auch <strong>mit</strong> Brackwasser betrieben werden,<br />

Landwirtschaft auch <strong>mit</strong> behandeltem Abwasser<br />

• Wasseraustausch <strong>mit</strong> den Städten in den Hügeln<br />

• <strong>Jordan</strong>tal liefert Trinkwasser an die Städte in den Hügeln<br />

• Die Städte liefern aufbereitetes Abwasser für Nutzung in<br />

Landwirtschaft ins Tal zurück


Alternative Szenarien für Wassernutzung<br />

• Wassereffizienz steigern<br />

• 1000 m³ Wasser reichen zur Produktion von<br />

• 100 kg Fisch<br />

• 500 kg Bananen & Melonen<br />

• 1000 kg Tomaten<br />

• 2000 kg Zitrusfrüchte<br />

• …o<strong>der</strong> für die Versorgung von<br />

• 10 Menschen für ein Jahr samt Garten<br />

• einem 50-Bett 5-Stern Hotel für ein Jahr<br />

• einer Universität <strong>mit</strong> 1000 Studenten für ein Jahr


Qualität 3<br />

Qualität 1<br />

Qualität 2<br />

Priorität 2<br />

Priorität 3<br />

Priorität 1<br />

Nutzungsprioritäten<br />

Q1<br />

Essentielle Sektoren<br />

- Haushalte, Kommunen<br />

- Natur<br />

Wasser-effiziente Branchen<br />

- Tourismus<br />

- Dienstleistungen<br />

- Lebens<strong>mit</strong>telindustrie<br />

Q2<br />

WW2<br />

Wasser-extensive ökonomische Sektoren<br />

- Viehzucht<br />

- Bewässerung<br />

- Industrie<br />

Menschliche Lebensqualität<br />

- Parks & Gartenanlagen<br />

Q3<br />

Beschäftigung sichern<br />

- Bewässerung<br />

- Fischzucht<br />

WW3<br />

Recycling <strong>der</strong> physikalischen Resource<br />

- Nach Aufbereitung Nutzung für Auffüllung<br />

von Wasserspeichern<br />

19.11.2010<br />

32


Landwirtschaft als Endnutzer von Wasser<br />

100<br />

90<br />

100 80 70<br />

19.11.2010<br />

33


Wasserverteilung aktuell<br />

19.11.2010<br />

35


Wasserverteilung zukünftig<br />

Meerwasserentsalzung<br />

an <strong>der</strong> Küste<br />

Binnenwasser<br />

für Binnenlän<strong>der</strong><br />

(& Natur)<br />

19.11.2010<br />

36


Aber…notwendig dafür ist:<br />

• ....regionale Kooperation<br />

• Regionale Institutionen & legistische Rahmenbedingungen,<br />

Ausgleich von Überschüssen/Defiziten<br />

• Ist das realistisch<br />

• ....Kostenwahrheit für Wasser<br />

• Das ist das Ende <strong>der</strong> Landwirtschaft <strong>und</strong> entzieht den<br />

Subsistenzbauern die Lebensgr<strong>und</strong>lage<br />

• Ist das durchsetzbar<br />

• ....Neubewertung <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

• Kein Trinkwasser mehr für Landwirtschaft<br />

• Aus den besiedelten Hügeln kommt Abwasser in die Täler, aus<br />

den Tälern Trinkwasser<br />

• Ist das fair Ist das ges<strong>und</strong>heitlich sicher Sind Bauernbetriebe<br />

19.11.2010 “Kläranlagen” 37


Und vor allem…<br />

• Die soziale Dimension einer „Wasserwirtschaft“<br />

• Wer hat „Macht“ über Wasser<br />

• Welche Bedeutung hat die (ineffiziente Landwirtschaft) für Kultur<br />

<strong>und</strong> sozialen Zusammenhalt<br />

• Wie än<strong>der</strong>t sich die Verteilung <strong>der</strong> Einkommen durch eine<br />

„wassereffiziente“ Ökononomie<br />

• Ês gibt eine unterschiedliche Entwicklungsdynamik<br />

• IL ist weiter als JO entwickelt, JO viel weiter als PS<br />

• Ist “Ungerechtigkeit” notwendig, um längerfristig eine gerechtere<br />

Situation zu schaffen<br />

19.11.2010<br />

38


AIT Austrian Institute of Technology<br />

your ingenious partner<br />

rudolf.orthofer@ait.ac.at

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