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schalom 01.2013 - Österreichisch-Israelische Gesellschaft

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<strong>schalom</strong><br />

45. Jahrgang • 1/2013 € 3.-<br />

Erscheinungsort Wien • Verlagspostamt 1080 Wien P.b.b. • GZ 02 Z 031415M<br />

<strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>


<strong>schalom</strong><br />

Inge Dalma<br />

Chefredakteurin<br />

„J’accuse“ kann man dieser Ausgabe von<br />

„<strong>schalom</strong>“ als Inhaltsangabe voranstellen.<br />

Emile Zola hatte Ende des 19. Jahrhunderts<br />

seinen Staatspräsidenten Felix<br />

Faure in einer Streitschrift angeklagt,<br />

im Prozess gegen den jüdischen Hauptmann<br />

Alfred Dreyfuss, dessen rechtswidrige<br />

Verurteilung politisch zu unterstützen.<br />

Der Aufschrei ging um die<br />

Welt und hat Aufnahme in das internationale<br />

Politvokabular gefunden.<br />

Die österreichisch-israelische <strong>Gesellschaft</strong><br />

klagt in mehrfacher Hinsicht die<br />

österreichische, wie die internationale<br />

Politik an, gegen Israel Stimmung zu<br />

machen und Argumenten verschlossen<br />

zu bleiben.<br />

Dieser Vorwurf kommt im Leitartikel<br />

unseres neu gewählten Präsidenten Richard<br />

Schmitz federführend zum Ausdruck<br />

(Seite 4) - hier lesen Sie auch über<br />

das Ergebnis unserer Generalversammlung.<br />

Da dieser schwierige Geburtswehen<br />

vorangingen, bitten wir einmal<br />

mehr um Verständnis für die verspätete<br />

Drucklegung dieser Ausgabe.<br />

Über „Blaue Zionisten und Rote Antisemiten“<br />

- wobei die Farben österreichischer<br />

Parteien gemeint sind - empört<br />

sich Daniel Kapp auf Seite 5 - sein<br />

Kommentar ist bereits in der Tageszeitung<br />

„Die Presse“ erschienen.<br />

Aufklärung über das vermeintliche<br />

„Weltfriedenshindernis Israel“ bietet<br />

Chava Gurion unter dem Titel „Zeichen<br />

des Himmels“ auf den Seiten 6 bis 8.<br />

Mit der haarsträubenden verbalen Entgleisung<br />

des türkischen Ministerpräsidenten<br />

Erdogan befasst sich die Seite 9,<br />

eine diesbezügliche Presseaussendung<br />

der ÖIG wird hier zur Kenntnis gebracht.<br />

Seltenheitswert hat die Beurteilung des<br />

Ausgangs der Wahlen in Israel aus Sicht<br />

eines arabisch-israelischen Analytikers:<br />

Ziad Abu-Habla, Seite 10. Die Regierungsbildung<br />

wurde vor Drucklegung dieser<br />

Zeitschrift um zwei Wochen verlängert,<br />

das konnten wir nicht abwarten - unser<br />

Korrespondent Ulrich Sahm erklärt,<br />

warum die Koalitionsverhandlungen<br />

bisher geplatzt sind.<br />

Über Folter-Verleumdung und Entführungsversuche<br />

an israelischen Soldaten<br />

lesen Sie auf Seite 12, wie ein israelischer<br />

Arzt für einen palästinensischen<br />

Steinewerfer sein Leben riskierte auf<br />

Seite 20.<br />

Zahlreiche hoffnungstragende Aktivitäten,<br />

die jenseits der allgemeinen Wahrnehmungsbereiche<br />

liegen, von uns unter<br />

„peace in progress“ für unsere Leserinnen<br />

und Leser gesammelt, finden Sie<br />

in dieser Ausgabe ebenso, wie Berichte<br />

über Wirtschaft und Kultur.<br />

Für das bevorstehende Pessach-Fest<br />

wie für die Osterfeiertage wünschen<br />

wir unserer Leserschaft Freude und<br />

Entspannung,<br />

ein herzliches SHALOM,<br />

Ihre<br />

Beziehungen Bilden und Brücken Bauen<br />

Helfen Sie mit Ihrer Mitgliedschaft, die kulturellen, politischen, wirschaftlichen<br />

und sozialen Verhältnisse in Israel der Öffentlichkeit näher zu bringen.<br />

http://www.oeig.at/mitgliedschaft8<br />

Jährlicher Mitgliedsbeitrag € 30.-<br />

SeniorIn € 22.-/StudentIn, SchülerIn, Lehrling € 5.-<br />

In dIeSer auSgabe:<br />

editorial 3<br />

Leitartikel 4<br />

POLITIK<br />

danIeL KaPP<br />

Verkehrte Welt 5<br />

ChaVa gurIOn<br />

Zeichen des himmels 6<br />

uLrICh W. Sahm<br />

der Krieg mit toten Kindern 8<br />

erdogan vergleicht Zionismus mit Faschismus 9<br />

ZIad abu-habLa<br />

Immer noch die gleichen araber 10<br />

nOam KrIeger<br />

allgegenwärtige palästinensische<br />

gewaltbereitschaft 11<br />

Zunahme von entführungsversuchen 12<br />

ron Prosor über die „hisbollah“ 13<br />

Oxford-Studenten gegen Israel-boykott 14<br />

eu ruft zum boykott gegen Israel auf 15<br />

uLrICh W. Sahm<br />

Kopfloses Israel - oder jetzt doch regierung 16<br />

PeaCe In PrOgreSS<br />

amaL aL-haZZanI<br />

Kenne deinen Feind 17<br />

uLrICh W. Sahm<br />

Palästinensische Flüchtlinge unerwünscht 18<br />

Statt raketen - gemeinsame Landwirtschaft 19<br />

hebräisch im gazastreifen 20<br />

gazastreifen im wirtschaftlichen austausch 21<br />

arabische und jüdische Kleinunternehmer 22<br />

WIrTSChaFT<br />

Innovatives 23<br />

Junge araber machen Karriere 24<br />

aus dem zentralen Statistikamt 25<br />

WISSenSChaFT<br />

Orale Insulin-Kapsel 26<br />

Studieren mit down-Syndrom 26<br />

antiken archiv geht online 27<br />

KuLTur<br />

dr. FrIedrICh SChIPPer<br />

<strong>Österreichisch</strong>es ehrenkreuz an ronny reich 28<br />

heImO gruber<br />

herta reich gymnasium in mürzzuschlag 29<br />

Jüdische Küche 31<br />

Titelbild: „miss Israel 2013“, Yitish aynaw<br />

©avishag Shar Yashuv/Flash90<br />

IMPRESSUM: Medieninhaber, Herausgeber: <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> (ÖIG). Zweck: Die Zeitschrift „Schalom“ ist das<br />

offizielle Organ der ÖIG. Diese tritt für die Interessen des befreundeten<br />

Staates Israel und seiner Bewohner ein. Ziel ist der Friede<br />

im Nahen Osten. Die ÖIG leistet im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />

die notwendige Öffentlichkeitsarbeit um den latenten Antisemitismus<br />

in Österreich und in Europa zu minimieren.<br />

Sitz: 1080 Wien, Lange G. 64. Redaktion/Anzeigenannahme:<br />

T & F: 405 66 83. E-Mail: info@oeig.at, Internet: www.oeig.at.<br />

Chefredakteurin: Inge Dalma. Redaktion: Sonia Feiger, Chava<br />

Gurion, Daniel Kapp, Richard Schmitz; Israel: Ulrich W. Sahm.<br />

Übersetzungen: Kitty Weinberger, Inge Dalma. Layout, Grafik &<br />

Produktion: Sonia Feiger. Druck: AV+Astoria, 1030 Wien.<br />

Bankverbindung: Bank Austria Blz 12000-00262620801.<br />

Die im Magazin veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich<br />

den Standpunkt der ÖIG wieder, sondern bieten einen<br />

Einblick in die politische Diskussion in Israel. Ausgewertet werden<br />

Meldungen von: Jerusalem Post, IDF, BICOM, Ha’aretz, Yediot<br />

Aharonot, Y-net, israelnetz (inn), ICEJ, JTA, ILI u.v.a.<br />

Editorial<br />

<strong>schalom</strong><br />

3


Leitartikel<br />

©M. Leitgeb<br />

Dr. Richard<br />

Schmitz<br />

Präsident<br />

der ÖIg<br />

Immer wieder werden Angriffe gegen<br />

die israelische Politik geführt, die in<br />

der Öffentlichkeit mit Untertönen agieren,<br />

die wir nicht akzeptieren können.<br />

Die <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

hat neben der Pflege der Freundschaft<br />

zwischen Israelis und Österreichern<br />

auch die Funktion der Richtigstellung<br />

unwahrer oder unvollständiger<br />

Aussagen. Immer mehr ist es in<br />

Mode gekommen, sich auf die Seite der<br />

angeblich unterdrückten Palästinenser<br />

zu stellen. Die Stimmung in vielen Ländern<br />

dieser Erde, aber auch in vielen<br />

Ländern Europas hat umgeschlagen.<br />

Man gibt Israel die Schuld an den Zuständen<br />

in den Flüchtlingslagern im<br />

Gazastreifen. Vergessend, dass sich Israel<br />

aus diesem Gebiet zurückgezogen<br />

hat und die Verwaltung durch die Hamas<br />

keinerlei Anstalten trifft, die Bedingungen<br />

zu verbessern. Im Gegenteil:<br />

es liegt im Interesse der dort Regierenden<br />

die Zustände weiter zu verschlechtern,<br />

um verzweifelte Menschen<br />

für politische Zwecke zu missbrauchen.<br />

Ohne diese Menschen gäbe es weniger<br />

Anlass, sich von der Welt bedauern zu<br />

lassen. Die Opferrolle der Palästinenser<br />

beruht vor allem auf den unhaltbaren<br />

Zuständen in diesen Lagern. Dort werden<br />

Menschen künstlich in Abhängigkeit<br />

gehalten, damit sie keinen anderen<br />

Ausweg sehen, als die Israelis ins Meer<br />

zu treiben. Hier wird ein Wutpotential<br />

mit allen Mitteln am Leben erhalten.<br />

Europäischen Gutmenschen ist es auch<br />

ein Dorn im Auge, dass die Zusammenarbeit<br />

im Westjordanland doch einigermaßen<br />

funktioniert. Deshalb wurde in<br />

den letzten Wochen die Zolldeklaration<br />

von Waren aus eben diesem Gebiet<br />

problematisiert.<br />

Eine Verordnung der EU, die die unterschiedlichen<br />

Zollsätze und Begünstigungen<br />

bei der Einfuhr von Waren aus<br />

Israel und dem Westjordanland regelt,<br />

wird derzeit auf EU-Ebene und in diplomatischen<br />

Kreisen auf ihre Durchführbarkeit<br />

überprüft. Die Postleitzahlen<br />

sollen als Kontrolldaten dienen. Wie<br />

sich das in der Praxis bewähren soll,<br />

bleibt unklar. In dieser Situation eine<br />

Anfrage an die Finanzministerin zu stellen,<br />

kann nur als parteipolitisch vordergründige<br />

Taktik gesehen werden, um<br />

bei Wahlen islamische Stimmen zu gewinnen.<br />

Übersehen wird dabei, dass Israel ein<br />

demokratischer Staat ist, in dem viele<br />

Bevölkerungsgruppen leben. Israelis<br />

jüdischer und arabischer Herkunft, Angehörige<br />

der verschiedensten Religionen<br />

und Menschen mit den unterschiedlichsten<br />

Weltanschauungen. Da hat nicht<br />

zuletzt auch die Wahl zur Knesset gezeigt.<br />

Von 34 wahlwerbenden Gruppen<br />

haben 12 die 2% Hürde übersprungen<br />

und den Einzug in das israelische Parlament<br />

geschafft. Es ist abzuwarten,<br />

welche Zusammensetzung die neue Regierung<br />

haben wird. Zu hoffen ist natürlich,<br />

dass die Struktur eine aktivere<br />

PR-Politik erlaubt. Israel muss sich wieder<br />

mehr um seine Freunde kümmern,<br />

die treuesten Freunde erhalten, alte<br />

Freunde wiedergewinnen und neue<br />

Freunde gewinnen. Allzu gleichgültig<br />

wurde von der vergangenen Regierung<br />

hingenommen, dass sich immer mehr<br />

Sympathisanten verständnislos abgewendet<br />

haben, weil nicht um ihr Verständnis<br />

geworben wurde. Dabei geht<br />

es vor allem darum, das Gesetz des Handelns<br />

wieder zu gewinnen und aktiv<br />

die internationalen Prozesse zu beeinflussen.<br />

Gerade, wenn man die Entwicklungen<br />

des arabischen Frühlings analysiert und<br />

zum Schluss kommt, dass die Muslimbrüder<br />

bald viele Regierungen zu den<br />

ihren zählen werden, ergibt sich auch<br />

für Europa eine neue, besorgniserregende<br />

Situation. Das gäbe auch Israel die<br />

Chance, sich als einziger westlicher Staat<br />

zu profilieren und beispielhaft für die<br />

Situation im Nahen Osten zu sein. Die<br />

Stellung der Israelis arabischer Herkunft<br />

und die Angehörigen anderer Religionen<br />

leben trotz aller Einwände gegen<br />

ihre rechtlich andere Stellung frei und<br />

ungehindert in Israel, was in den Nachbarstaaten<br />

bald nicht mehr so sein wird.<br />

Sie genießen, dass Israel wirtschaftlich<br />

prosperiert und Dank seiner Forschungsaktivitäten<br />

auch in der Zukunft wissenschaftlich<br />

führend sein wird. Israel ist<br />

ein Beispiel, wie ein westlicher Sozialstaat<br />

erfolgreich sein kann, wie man<br />

auch aus dem kargen Boden ein blühendes<br />

Land machen kann. Es ist damit<br />

auch ein Vertreter unserer europäischen<br />

Lebensart. Es geht im Nahen Osten auch<br />

um die Existenz des freien Europa.<br />

Die <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

hat sich in den letzten beiden<br />

Jahren vermehrt in die Diskussion eingebracht.<br />

Das „<strong>schalom</strong>“ konnte sechs<br />

mal im Jahr herauskommen, unsere<br />

Homepage wurde und wird ständig<br />

aktualisiert, wir sind auch im face-book<br />

unterwegs, zu aktuellen politischen Problemen<br />

haben wir Regierung und Parlament<br />

informiert. Die Landegruppen<br />

in Kärnten und in Oberösterreich sind<br />

aktiv geworden.<br />

Es freut mich, dass das Team, das diese<br />

Aktivitäten getragen hat, in der Generalversammlung<br />

der ÖIG am 20. Feber<br />

einstimmig gewählt wurde. Mit mir<br />

wird weiterhin Generalsekretärin Susi<br />

Shaked für Israel tätig sein. Sie betreut ja<br />

auch in Österreich die Organisation für<br />

das Hadassah-Spital, eine Institution,<br />

die zeigt, dass sie für alle Menschen welcher<br />

Herkunft immer da ist. Geheilt wird<br />

in diesem Krankenhaus jeder Kranke.<br />

Schatzmeister wird der Wiener Gemeinderat<br />

Peter Florianschütz, der sich sicher<br />

noch in das Team einfügen wird. Mag a .<br />

Chava Mühlhofer-Gurion, die sie aus zahlreichen<br />

Artikeln schon kennen, wird<br />

seine Stellvertreterin. Schriftführerin<br />

bleibt Inge Dalma, die auch weiterhin<br />

als Chefredakteurin unserer Zeitschrift<br />

„<strong>schalom</strong>“ tätig sein wird. Schriftführer-Stellvertreter<br />

wird Daniel Kapp, der<br />

immer wieder mit pointierten Aussagen<br />

hervorgetreten ist. Dem Vorstand<br />

werden auch Sonia Feiger, die Gestalterin<br />

von „<strong>schalom</strong>“, Generalmajor Karl<br />

Semlitsch und Botschafter i.R. Dr. Kurt<br />

Hengl weiterhin hilfreich zur Seite stehen.<br />

Für den Beirat konnten neue Persönlichkeiten<br />

gewonnen werden.<br />

Mit diesem Team im Rücken blicke ich<br />

optimistisch auf die schwierigen Aufgaben,<br />

die wir uns gestellt haben. Aber<br />

auch mit ihrer Hilfe, liebe Leserinnen<br />

und Leser hoffen wir viel für Israel und<br />

damit auch für Europa, Österreich und<br />

somit auch für uns zu erreichen.<br />

Dr. Richard Schmitz<br />

4<br />

<strong>schalom</strong>


Politik<br />

Wie „Die Presse“ dieser Tage berichtete,<br />

hat Christine Muttonen – sie ist, was wir<br />

seitdem wissen, die außenpolitische<br />

Sprecherin der SPÖ – parlamentarische<br />

Anfragen an die Bundesministerin für<br />

Finanzen, den Wirtschaftsminister sowie<br />

den Außenminister gerichtet. Dabei<br />

geht es Muttonen darum, die Haltung<br />

der Bundesregierung zur Sonderkennzeichnung<br />

von Importen aus jüdischen<br />

Siedlungen in Judäa und Samaria zu erfragen.<br />

Immerhin, so Muttonen, seien<br />

diese Siedlungen illegal und die österreichische<br />

Regierung gefordert, Maßnahmen<br />

im Sinne einer „verbraucherfreundlichen<br />

Politik“ ergreifen. Sprich:<br />

den Verbrauchern einen Boykott dieser<br />

Produkte zu ermöglichen.<br />

Nun könnte man sich an dieser Stelle<br />

sicherlich auch inhaltlich mit Muttonens<br />

Anfrage beschäftigen. Doch das würde<br />

wahrscheinlich an der tatsächlichen Intention<br />

ihrer Geste vorbei gehen. Denn<br />

viel zu auffällig ist, dass sich die Anfrage<br />

Muttonens an eine inzwischen<br />

recht lange Liste einseitiger und offenbar<br />

von der SPÖ bewusst getriebener<br />

unfreundlicher Initiativen gegenüber<br />

dem Staat Israel reiht. Von der unsäglichen<br />

Flottilla-Resolution im Wiener Gemeinderat,<br />

zu den abfälligen Äußerungen<br />

des Verteidigungsministers über<br />

den israelischen Außenminister, weiter<br />

über die symbolhafte Aufwertung des<br />

Vertreters der PLO in Wien, bis hin zur<br />

österreichischen Unterstützung der Verurteilung<br />

Israels im UN-Menschenrechtsrat,<br />

der Zustimmung zur Aufnahme<br />

Palästinas als Vollmitglied der<br />

UNESCO und schließlich der Anerkennung<br />

Palästinas als Nichtstaatliches Mitglied<br />

der Vereinten Nationen.<br />

Hier fügt sich nicht das Bild einer neuen<br />

und konsistenten roten Außenpolitik<br />

zusammen. Zu erratisch sind da die gesetzten<br />

Schritte, viel zu unglaubwürdig<br />

die handelnden Akteure. Genauso wenig,<br />

wie Libermann-Kritiker Darabos,<br />

Verk hrte Welt?<br />

e<br />

Von blauen zionisten und roten antisemiten<br />

ist Muttonen bisher kaum als besonders<br />

engagierte Kennerin des Friedensprozesses<br />

im Nahen Osten aufgefallen.<br />

Auch ihre Homepage weist keinen einschlägigen<br />

Schwerpunkt auf.<br />

Dort geht es eher um den Kampf gegen<br />

die Privatisierung von Wasser, die Vorzüge<br />

eines Profiheeres oder eine „europaweite<br />

Jugendgarantie“ – was immer<br />

letzteres sein mag. Nein, das Vorgehen<br />

der SPÖ weit besser unter innenpolitischen<br />

Aspekten zu verstehen. Immerhin<br />

gilt es eine wachsende Anzahl eingebürgerter<br />

türkischer Migranten als<br />

Wählerpotential anzusprechen – ein<br />

Potential, weitaus interessanter, als die<br />

paar Juden Wiens. „SPÖ will nicht beim<br />

Juden kaufen“ formuliert da pointiert<br />

der Internet-Blogger Bernhard Torsch<br />

und unterstellt der SPÖ „verkappte Judenfeindschaft“.<br />

Doch auch die FPÖ hat den Nah-Ost-<br />

Konflikt für sich entdeckt. Sie positioniert<br />

allerdings – angesichts ihrer Geschichte<br />

ein wenig überraschend – als<br />

verständnisvoller Unterstützer Israels<br />

und großer Freund der Juden. Muttonens<br />

Pendent dabei: die weitaus engagiertere<br />

freiheitliche Abgeordnete Susanne<br />

Winter. In zahllosen Anfragen an<br />

diverse Regierungsmitglieder wirft sie<br />

sich für die Sicherheit Israels in die Bresche,<br />

weist auf Spendenvereine der Hamas<br />

in Österreich hin, hinterfragt die<br />

Teilnahme österreichischer Staatsbürger<br />

an Ausbildungscamps der Islamischen<br />

Revolutionsgarden oder kritisiert unbehelligte<br />

Österreich-Besuche islamistischer<br />

Hass-Prediger.<br />

Indessen, man soll sich nicht täuschen,<br />

auch hier geht es nicht im geringsten um<br />

Außenpolitik. Vielmehr versuchen die<br />

Freiheitlichen sich in ihrer rassistischen<br />

anti-muslemischen Ausrichtung zu koschern,<br />

frei nach dem Motto: wer so ein<br />

großer Freund der Juden ist, der kann<br />

ja wohl kein Nazi sein.<br />

Am Ende geht es weder dem blauen<br />

Zionismus, noch dem roten Antisemitismus<br />

um Israel oder einen gerechten<br />

Frieden im Nahen Osten. Der Blick ist<br />

einzig und allein auf die nächste Wahl<br />

gerichtet.<br />

Daniel Kapp<br />

ist unternehmensberater<br />

in Wien und<br />

Vorstandsmitglied<br />

der <strong>Österreichisch</strong>-<br />

<strong>Israelische</strong>n<br />

gesellschaft.<br />

Erschienen in „Die Presse“,<br />

am 26.2.2013<br />

<strong>schalom</strong> 5


Von chaVa gurion<br />

Politik<br />

Ein Jahrtausendereignis wie ein Papstrücktritt<br />

– mit sofort folgendem Blitzeinschlag<br />

in den Petersdom – und Jahrhundertereignisse<br />

wie ein größerer, die<br />

Erde knapp verfehlender Meteorit, sowie<br />

ein kleinerer, dessen Explosion,<br />

Druckwelle und Splitter immerhin<br />

1.200 Verletzte, immense Sachschäden<br />

und etwa 100.000 Betroffene im<br />

Umkreis der Stadt Tscheljabinsk am<br />

Ural verursachten, das alles füllte in<br />

den letzten Wochen Schlagzeilen, Berichte<br />

und Seiten der Medien gemäß<br />

ihrer Bedeutung. Esoteriker und Harmagedon-Theoretiker<br />

hatten neben<br />

Astrophysikern ihre Stunde. Dennoch<br />

fand neben diesen atemberaubenden<br />

Weltereignissen immer auch noch täglich<br />

ein Meldungsblock über Israel Platz.<br />

Wie üblich, wenig lobend. Und nicht<br />

nur Esoteriker, auch Gerechtigkeitsfanatiker<br />

der Weltfriedensbemühten fragen<br />

sich, warum der Metereoritenregen<br />

Unschuldige in Russland nicht verschonte<br />

und nicht stattdessen die Knesset<br />

traf. Besser noch, die israelischen<br />

Siedlungen. Wo sich doch der vom Himmel<br />

gewählte Termin, im Vorfeld der<br />

heurigen „Apartheid“-Wochen gegen<br />

Israel, quasi anbot.<br />

Weltfriedenshindernis<br />

Selbstverständlich sind die israelischen<br />

Siedlungen in der Westbank von fast jedem<br />

Standpunkt aus grundsätzlich ein<br />

Problem, wenn nicht ein Ärgernis oder<br />

gar die erstrangige Sorge der Welt. Aber<br />

jene im Jordantal sind auch von Jordanien<br />

laut Friedensabkommen mit Israel<br />

zum Schutz der gemeinsamen Grenze<br />

und des Abkommens zur Wassernutzung<br />

vereinbart und erwünscht. Jene in<br />

den großen Siedlungsblöcken waren<br />

selbst für Präsident Obama nie Thema<br />

einer Rückgabe, sondern eines teilweise<br />

schon stattgefundenen Gebietsaustausches<br />

(swaps). Ostjerusalem und die Erweiterungszone<br />

E1 wurden in die Verhandlungen<br />

mit der damaligen US-<br />

Außenministerin Hillary Clinton über<br />

den Siedlungsstopp lange nicht einbezogen,<br />

was sich im Wahrnehmungskrieg<br />

gegen Israel der empörten Weltgemeinde<br />

bis heute entzieht.<br />

Wespentaille<br />

Das Argument, Siedlungsausbau in E1<br />

würde das Palästinensergebiet in zwei<br />

Teile zerstückeln und einen Staat verunmöglichen,<br />

ist zweifach falsch. Zur<br />

Verbindung von Landesteilen braucht<br />

man keinen kahlen Hügel, sondern<br />

auszubauende Straßen und Infrastruktur,<br />

z. B. im östlich von Maale Adumim<br />

verbleibenden, 17 km breiten Verbindungskorridor.<br />

Ein ähnlicher, aber längerer<br />

und noch schmälerer hat übrigens<br />

Israel selbst von 1949-1967 nicht gehindert,<br />

sein Land aufzubauen und zum<br />

Blühen zu bringen. Zugegeben, von allen<br />

jenen, die aus weltpolitisch-ideologischem<br />

Kalkül die Palästinenser in ihre<br />

Opferrolle drängten und dort belassen<br />

wollen, kann das als „einziges“ Friedenshindernis<br />

gesehen werden. Und zugegeben,<br />

den vereinbarten Siedlungsstopp<br />

plakativ auszusetzen, als sofortige<br />

Trotzreaktion auf die Aufwertung<br />

Palästinas durch die UNO, war alles<br />

andere als schlau und weltmännisch.<br />

rechtes israel?<br />

Schwarz-Weiß-Denken ist immer einfacher<br />

als Differenzierung und Mühen<br />

zeic<br />

des hiM<br />

des Studiums langatmiger wie komplexer<br />

Rechtsgrundlagen. Die „Israelkritik“<br />

der europäischen Linken, an die<br />

auch verkappte Antisemiten aller Seiten<br />

gerne andocken, perpetuiert ihr Bekenntnis,<br />

sich nicht gegen Israel selbst,<br />

sondern nur gegen dessen „rechte Regierung<br />

und deren Siedlungspolitik“ zu<br />

wenden. Das ist Einmischung – gerade<br />

Österreich („wir wählen wen wir wollen“)<br />

sollte sich da sehr zurückhalten. Und die<br />

Palästinenser zum Faustpfand und Argument<br />

im ideologischen Konkurrenzkampf<br />

um eigene Regierungs- und Parlamentssitze<br />

auch in Europa zu machen,<br />

ist weder demokratisch noch schlüssig,<br />

noch gar ein Friedenskonzept. Die jüdische<br />

Besiedlung der Westbank und des<br />

Gazastreifens vor Staatsgründung und<br />

dann wieder seit 1967 erfolgte auch unter<br />

linken Regierungen und ist nicht völkerrechtswidrig.<br />

Außer, das Völkerrecht<br />

gestände dem Palästinenserstaat als einzigem<br />

das Recht auf „Judenreinheit“ zu.<br />

Und es war eine rechte Regierung, die<br />

als erste Siedlungen aufgab und sich aus<br />

dem Gazastreifen vollständig zurückzog.<br />

Mit dem Resultat, die Bevölkerung<br />

in Südisrael dem ungehinderten Bombenterror<br />

aus Gaza auszusetzen.<br />

6 <strong>schalom</strong>


hen<br />

Bärendienst<br />

Mit der Etablierung der Opferrolle für<br />

die Palästinenser durch die Arabische<br />

Liga 1948/49 mittels eines artifiziellen<br />

Narratives, der „Nakba“, der Desintegration<br />

ihrer Flüchtlinge in arabischen<br />

Ländern und vor allem mit dem rechtlich<br />

falschen Begriff der „Besetzung“<br />

hat man dem palästinensischen Volk<br />

einen Bärendienst erwiesen.<br />

Anfangs wohl nur geplant, um dem<br />

weltweit stärksten Argument für einen<br />

israelischen Staat, der Shoah, Konkurrenz<br />

auf der Empathieskala entgegen<br />

setzen zu können, erwies sich diese Opferrolle<br />

unter „Besetzung“ zum Dauerläufer.<br />

Der dazu instrumentalisiert werden<br />

kann, die arabischen Gebiete einmal<br />

vollständig von jüdischen Siedlungen<br />

räumen zu wollen, während Israel<br />

mit einer arabischen Minderheit von<br />

mehr als 20% gut zurecht kommt und<br />

auch noch weitere arabische „Rückkehrer“<br />

schon in ökonomisch unzumutbarem<br />

Ausmaß zu integrieren hätte. Europa<br />

(mit sehr wenigen Ausnahmen)<br />

und weltweit die Linke schluckten den<br />

Köder. Aber mit dem Terminus der „Besetzung“<br />

hält man die Palästinenser<br />

klein. Hätte man auch auf arabischer<br />

Seite von Anfang an die Gebiete völkerrechtlich<br />

zutreffend als „umstritten“ bezeichnet,<br />

hätte man sie auf Augenhöhe<br />

in allen direkten Friedensverhandlungen<br />

gehoben.<br />

Mels<br />

Besetzte Wahrnehmung<br />

Gazastreifen und Westbank waren nie<br />

Teil eines vorher international anerkannten<br />

Staates, gelten nach internationalem<br />

Recht daher nicht als besetzt, sondern<br />

sind daher richtig als umstrittene Gebiete<br />

zu bezeichnen. Die Inbesitznahme<br />

und Herrschaft Jordaniens über die<br />

Westbank und Ägyptens über den Gazastreifen<br />

nach 1948, Ergebnis eines Angriffskrieges<br />

mit der Zielsetzung, den<br />

neu gegründeten jüdischen Staat zu vernichten,<br />

verstieß gegen die UN-Resolution<br />

181 und wurde international nie anerkannt.<br />

Juden durften von 1948-1967<br />

unter jordanischer bzw. ägyptischer<br />

Herrschaft in den Gebieten nicht siedeln.<br />

Es gibt auch keine „international anerkannten<br />

Grenzen vor 1967“, sondern nur<br />

vereinbarte Waffenstillstandslinien, die<br />

„green lines“. Die israelische Präsenz in<br />

Westbank und dem Gazastreifen war Ergebnis<br />

eines Selbstverteidigungskrieges<br />

1967 unter existenzieller Bedrohung<br />

durch die Nachbarstaaten, mit nachfolgendem<br />

Übergang der Verfügungsgewalt<br />

auf Israel. In der Geschichte Europas<br />

haben ähnliche Kriegsausgänge die<br />

Binnengrenzen Europas immer wieder<br />

verschoben und neu gestaltet. In Nahost<br />

waren bisher nur Friedensschlüsse<br />

mit Jordanien und Ägypten möglich,<br />

mit den Palästinensern nicht einmal für<br />

das Angebot einer Territorialrückgabe<br />

von 97%.<br />

eines sinnes mit israels großen<br />

Das außenpolitische Programm Österreichs<br />

für 2013 wurde allen ausländischen<br />

Diplomaten beim Neujahrsempfang<br />

des österreichischen Staatsoberhauptes<br />

vorgestellt. International Besorgnis<br />

erregende Staaten wie Nordkorea,<br />

Iran, Krisenherde wie Bürgerkriege<br />

in Afrika und Syrien, islamistischer Terror<br />

usw. wurden mit bescheidenen Absätzen<br />

bedacht, wenn überhaupt erwähnt.<br />

Hauptaugenmerk der österreichischen<br />

Außenpolitik liege traditionsgemäß<br />

auf dem Nahostkonflikt und alle<br />

Besorgnis gilt hier Israels rechter Regierung<br />

und ihrer Siedlungspolitik in den<br />

„besetzten Gebieten“. Und dazu weiß<br />

man sich als „Freund Israels“ eines Sinnes<br />

und „in vollständiger Übereinstimmung<br />

mit Yitzhak Rabin und anderen großen Persönlichkeiten<br />

Israels“, die man herstellen<br />

könnte. Das erscheint gewagt.<br />

die Position der Friedenstaube<br />

Die vollständige Übereinstimmung mit<br />

Yitzhak Rabin und anderen Großen Israels<br />

besteht nur insoweit, als dieser<br />

und auch andere Große der Arbeitspartei<br />

angehörten. Hinsichtlich der Palästinenser<br />

und der Siedlungen findet Übereinstimmung<br />

nur der, der die Osloverträge<br />

und zugeordnete Protokolle nicht<br />

kennt, nicht sinnerfassend gelesen hat<br />

oder deren Bruch seitens Präsident<br />

Abbas und Fatah toleriert, wenn nicht<br />

gefördert hat. Rabin: „Wir werden nicht<br />

auf die Linien vom 4. Juni 1967 zurückkehren.“<br />

Die „palästinensische Entität“ werde<br />

„weniger als ein Staat“ sein. „Wir (Arafat<br />

und Rabin, Anm.) kamen zur Vereinbarung,<br />

keine einzige Siedlung zu entwurzeln<br />

und die Bautätigkeit für das natürliche<br />

Wachstum (in den Siedlungen, Anm.)<br />

nicht zu behindern.“ Abzug aus Gaza?<br />

Politik<br />

<strong>schalom</strong><br />

7


Politik<br />

Teilung Jerusalems? Keine Rede davon.<br />

So gesehen, war die linke Friedenstaube<br />

Rabin hinsichtlich der Siedlungen radikaler<br />

als Sharon oder Netanyahu. Und<br />

Arafat ein verständnisvollerer „Freund<br />

Israels“ als Abbas und die österreichischen<br />

Friedensvermittler. Ein Paradoxon<br />

der Geschichte.<br />

kauft nicht bei Juden<br />

Was sich mit der parlamentarischen Anfrage<br />

an Außenminister und Finanzministerin<br />

durch die SPÖ-Abgeordnete<br />

Muttonen, Genossen und Genossinnen<br />

zunächst als brave Einhaltung von EU-<br />

Richtlinien und konsumentenfreundliche<br />

Kennzeichnung von Waren nach<br />

ih- rer Herkunft darstellen möchte, enthält<br />

einiges Potential für die BDS-Bewegung<br />

(Boycott, Divestment and<br />

Sanctions) ge-gen Israel. Zufällig auch<br />

punktgenau vor der heurigen „Apartheid-Week“<br />

ein- gebracht und zollrechtlich<br />

nicht schlüssig, da sowohl<br />

Waren aus Israel als auch solche aus Palästina<br />

durch Abkommen begünstigt in<br />

die EU eingeführt werden können. Eher<br />

sollen Waren aus den „schrecklichen“<br />

israelischen Siedlungen deutlich erkennbar<br />

gemacht und von Konsumenten<br />

boykottiert werden können. Dass<br />

die Stimme der Werktätigen damit auch<br />

gegen die vielen PalästinenserInnen<br />

spricht, die in wachsender Zahl nicht<br />

nur in Israel selbst, sondern eben in israelisch<br />

geführten Betrieben in den<br />

Siedlungen der Westbank sehr gerne<br />

Arbeit suchen und finden, bei Boykott<br />

aber um ihre Arbeitsplätze bangen<br />

müssten, ist auch ein Paradoxon, das<br />

sich bisher der Selbstwahrnehmung als<br />

Schützer der ArbeiterInnenklasse entzieht.<br />

Und noch ein Zeichen des Himmels:<br />

Die Orangen aus den israelischen<br />

Siedlungen werden von der Sonne über<br />

Nahost ebenso bestrahlt wie die „reinrassigen“<br />

aus Palästina und schmecken<br />

gleich köstlich.<br />

•<br />

<strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

UNSER ZIEL IST ES,<br />

Israel nicht in einem Meer von<br />

voreingenommener und häufig<br />

falscher Berichterstattung<br />

allein zu lassen.<br />

der krieg<br />

mit toten<br />

kindern<br />

Von ulrich W. sahM<br />

In Afghanistan haben australische ISAF-<br />

Soldaten „versehentlich“ zwei Kinder getötet,<br />

nachdem sie auf „vermeintliche<br />

Aufständische“ in der Provinz Urusgan<br />

das Feuer eröffnet hatten. Das berichtete<br />

die französische Agentur afp und<br />

wurde prominent zum Beispiel in „Die<br />

Welt“ abgedruckt. Abgesehen davon,<br />

dass der Tod von zwei unschuldigen<br />

Kindern eine Tragödie ist, verfolgt dieser<br />

Bericht auch eine politische Absicht:<br />

Stimmung gegen den NATO-Einsatz am<br />

Hindukusch zu machen.<br />

Das fällt auf, nachdem die UNO-Flüchtlingshilfe-Organisation<br />

UNWRA vor ein<br />

paar Tagen ebenfalls ein totes Kind für<br />

seine Zwecke missbraucht. Die UNWRA<br />

kümmert sich allein um „Araber aus Palästina“,<br />

also palästinensische Flüchtlinge,<br />

im ganzen Nahen Osten. In einer<br />

herzzerreißenden Pressemitteilung geht<br />

es um ein totes Kind, Basem al-Hindi, 14<br />

Jahre alt, vor der Tantouri-Schule in Damaskus<br />

von Splittern einer Granate tödlich<br />

getroffen. Dabei wurden nach Angaben<br />

der UNO auch ein syrischer Mann<br />

und seine zwei Töchter getötet. Da die<br />

aber keine palästinensischen Flüchtlinge<br />

unter der Obhut der UNWRA sind, ist<br />

die Nennung ihrer Namen offen irrelevant.<br />

Und da die UNO im Bürgerkrieg<br />

in Syrien „Neutralität“ bewahrt, wird<br />

nicht einmal angedeutet, wer die tödliche<br />

Granate abgeschossen haben könnte.<br />

Der Grund für diese ebenso herzzerreißende<br />

Beschreibung des Todes eines Kindes<br />

per Pressemitteilung findet sich am<br />

Ende des Textes: die Hand aufhalten für<br />

8<br />

<strong>schalom</strong>


erdogan vergleicht zionismus mit Faschismus<br />

Der türkische Präsident Recep Tayyip<br />

Erdogan hat indirekt Zionismus mit Faschismus<br />

und Antisemitismus verglichen.<br />

„So wie der Zionismus, der Antisemitismus<br />

und der Faschismus sollte auch die Islamophobie<br />

als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit<br />

gewertet werden“, sagte Erdogan<br />

laut Medienberichten ende Februar auf<br />

einer Tagung der Vereinten Nationen in<br />

Wien.<br />

Israels Premier Netanjahu bezeichnete<br />

diese Äußerungen umgehend als „düster<br />

und verleumderisch“. Bemerkungen<br />

wie die Erdogans „gehören zu solchen, von<br />

denen wir dachten, dass sie der Vergangenheit<br />

angehören“.<br />

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon<br />

distanzierte sich von den Äußerungen<br />

des türkischen Regierungschefs. Er bezeichnete<br />

es als unglücklich, dass solche<br />

verletzenden und spalterischen Bemerkungen<br />

bei einem Treffen gefallen seien,<br />

bei dem es um verantwortungsvollen<br />

Führungsstil gehe. Wenn ihm die Äußerung<br />

Erdogans richtig übersetzt worden<br />

sei, sei diese nicht nur falsch, sondern<br />

sie stehe auch im Widerspruch zu den<br />

Prinzipien der „Allianz der Zivilisationen“,<br />

ließ Ban über seinen Sprecher<br />

mitteilen.<br />

Wie der Nachrichtensender CNN berichtet,<br />

hat sich auch US-Außenminister<br />

John Kerry in der Angelegenheit zu<br />

Wort gemeldet: „Es ist offensichtlich, dass<br />

wir dazu eine andere Meinung haben.“<br />

Am Freitag verurteilte auch Österreich<br />

Erdogans Äußerung: „Diese Gleichstellung<br />

antisemitischer ausbruch von Ministerpräsident erdogan:<br />

die <strong>Österreichisch</strong>e staatsspitze schweigt.<br />

geharnischte kritik seitens un-generalsekretär Ban ki-moon<br />

ist völlig inakzeptabel“, sagte der Sprecher<br />

des Außenministeriums, Alexander Schallenberg,<br />

der Nachrichtenagentur APA.<br />

Die Aussage stehe in diametralem Widerspruch<br />

zu allem, wofür die von der<br />

Türkei mitbegründete „Allianz der Zivilisationen“<br />

stehe.<br />

inn/red<br />

Wien (OTS) - Die <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> erwartet sich, dass die<br />

abstoßende Bemerkung des türkischen Premierministers Erdogan über den<br />

„Zionismus als Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, die bereits scharf von UN-<br />

Generalsekretär Ban Ki Moon, den Vereinigten Staaten, Israel selbst und anderen<br />

verurteilt wurde - abgesehen von einer kritischen Äußerung des Pressesprechers<br />

des BMEIA dazu - auch von höchsten politischen Entscheidungsträgern und der<br />

Staatsspitze in Österreich in aller Form zurückgewiesen wird.<br />

Da diese in allen sonstigen Fällen bemüht sind, sehr rasch den Stellungnahmen<br />

und Positionen der UNO beizutreten, gilt hier aber: wer zu Erdogan schweigt,<br />

stimmt zu.<br />

Die <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> erachtet das als stärksten Affront<br />

nicht nur gegen die österreichisch-israelischen Beziehungen, sondern weltweit<br />

gegen Jüdinnen und Juden.<br />

Presseaussendung der ÖIG, 3. März 2013<br />

Politik<br />

Spenden, um weitere Projekte der UN-<br />

WRA zu finanzieren. Es sei hier festgestellt,<br />

dass bei dem Bürgerkrieg in Syrien<br />

inzwischen etwa 90.000 Menschen getötet<br />

worden sind, darunter auch zahlreiche<br />

Kinder durch Autobomben oder<br />

willkürlich bombardierte Wohnviertel.<br />

Doch für die interessiert sich niemand<br />

in der Welt.<br />

Fotos toter Kinder sollen die Emotionen<br />

anrühren. Und so hat Paul Hansen,<br />

Fotograf der schwedischen Zeitung<br />

‘Dagens Nyheter’, den diesjährigen<br />

Preis für das Welt-Pressefoto gewonnen.<br />

Auf dem nachweislich mit Photoshop<br />

geschönten Foto ist das Begräbnis<br />

von zwei toten palästinensischen Kindern<br />

im Gazastreifen zu sehen, deren<br />

Leichen in Tüchern mit offenen Gesichtern<br />

von Männern durch eine enge<br />

Gasse getragen werden. Die Kleinkinder<br />

sind im vergangenen November<br />

selbstverständlich bei einem israelischen<br />

Luftangriff getötet worden, so<br />

die palästinensischen Angaben. Wären<br />

sie durch eine Bombe der Hamas-Organisation<br />

ums Leben gekommen,<br />

hätte Hansen das Begräbnis mutmaßlich<br />

nicht einmal fotografieren können.<br />

Denn nicht die toten Kinder sind relevant,<br />

sondern de-ren Verwendung für<br />

Propaganda. Ein Jury-Mitglied hatte<br />

treffend gesagt: „Die Stärke des Bildes<br />

liegt im Kontrast zwischen der Wut und<br />

Trauer der Erwachsenen und der Unschuld<br />

der Kinder.“ Doch diese „Wut und Trauer“<br />

darf natürlich nur in die Welt getragen<br />

werden, wenn es dafür auch den<br />

richtigen Schuldigen gibt, in diesem<br />

Fall Israel. Niemand hätte sich für das<br />

noch so starke Bild interessiert, wären<br />

die Kleinkinder eines natürlichen Todes<br />

oder an den Folgen eines Verkehrsunfalls<br />

gestorben.<br />

Hansen hatte ein Jahr zuvor schon einen<br />

anderen Preis in Schweden gewonnen,<br />

für das Bild eines toten Mädchens<br />

nach dem Erdbeben auf Haiti. Das Mädchen<br />

hatte offenbar geplündert und war<br />

von der Polizei erschossen worden. Ein<br />

Dutzend Fotografen hatten das am Boden<br />

liegende tote Mädchen fotografiert.<br />

So ist leicht zu erkennen, wie es mitsamt<br />

ihren gestohlenen Gemälden in<br />

„Pose“ gelegt worden ist, um eine gutes<br />

„Motiv“ abzugeben.<br />

<strong>schalom</strong><br />

9


Politik<br />

immer noch<br />

die gleichen<br />

araber<br />

Von ziad aBu-haBla<br />

Die Ergebnisse der Knessetwahlen haben<br />

mich nicht sonderlich überrascht.<br />

Als einer der Vielen, die die Wahlen<br />

aus Protest gegen den Separatismus<br />

der arabischen Parteien einerseits und<br />

ihre Diskriminierung durch die Regierungsparteien<br />

andererseits boykottiert<br />

haben, fiel es mir nicht schwer, das<br />

Wahlergebnis vorherzusehen.<br />

Die Rechte ist die gleiche Rechte, nur<br />

radikaler und zersplitterter, die Araber<br />

sind die gleichen Araber, nur zersplitterter,<br />

und das bekannte Paradigma<br />

„ohne Herut (von Menachem Begin) und<br />

die Kommunisten“* ist immer noch die<br />

gläserne Decke, die eine Koalitionsbeteiligung<br />

der arabischen Parteien verhindert.<br />

Ich bin nicht enttäuscht von den Erklärungen<br />

des frischgebackenen Politikers<br />

Yair Lapid, der die Bildung eines gemeinsamen<br />

Blocks der Mitte-links- und<br />

der arabischen Parteien ausgeschlossen<br />

hat, der eine Rechtskoalition hätte verhindern<br />

können. Er unterscheidet sich<br />

darin nicht von den alteingesessenen<br />

Ministern, die auf der Fantribüne von<br />

Beitar Jerusalem sitzen, während um sie<br />

herum „Tod den Arabern“ gegrölt wird.<br />

Enttäuscht bin ich dagegen von der<br />

Schwäche der arabischen Parteien, die<br />

sich mit den einschränkenden Spielregeln<br />

arrangiert haben, die ihnen das Establishment<br />

diktiert – ein Establishment,<br />

das in ihnen nur eine Minderheit<br />

ohne Einfluss sieht. Dieses Sich-Arrangiert-Haben<br />

drückt sich in dem Streben<br />

aus, überhaupt in die Knesset zu kommen,<br />

anstelle ihre Kräfte zu vereinen,<br />

um die Spielregeln zu verändern und<br />

die gläserne Decke zu durchstoßen.<br />

Ich sage nicht, dass die arabischen Par-<br />

©kipa<br />

teien in den mehr als 60 Jahren ihres<br />

Kampfes nichts erreicht hätten – mir ist<br />

klar, dass sie letztendlich in einer Umgebung<br />

tätig sind, die nicht ihre ist. Meine<br />

Kritik an ihnen betrifft vielmehr eine<br />

wachsende Distanz zum Wähler in den<br />

letzten zehn Jahren und ihre Weigerung,<br />

Strategien zu entwickelt, die an die tiefgreifenden<br />

Veränderungen angepasst<br />

sind, die sich in der politischen Arena<br />

vollziehen.<br />

Ich mache dem Wähler, der sie mit der<br />

Begründung „das kleinere Übel“ gewählt<br />

hat, keinen Vorwurf, aber ich mache den<br />

Parteien ganz entschieden den Vorwurf,<br />

dass sie das schon als Erfolg sehen – und<br />

das, wenn 50% der potentiellen arabischen<br />

Wähler zu Hause geblieben sind.<br />

Ich mache ihnen ihren Anteil daran zum<br />

Vorwurf, dass sie das Komitee der arabischen<br />

Bürger Israels faktisch zerstört<br />

haben und die regionalen Vertretungen<br />

der Araber in der politischen Arena geschwächt.<br />

Gar nicht zu reden davon,<br />

dass es ihnen nicht gelungen ist, auch<br />

nur ein rassistisches Gesetz zu verhindern<br />

oder gar den Prawer-Plan zur<br />

„Ordnung“ der beduinischen Siedlungen<br />

im Negev aufzuhalten.<br />

Durch ihre Aufrufe an die Wähler kurz<br />

vor Schließung der Wahllokale ist es den<br />

arabischen Parteien gelungen, den arabischen<br />

Wähler durch eine ungekannte<br />

Zurschaustellung von Separatismus zu<br />

verschrecken und ihm zu erzählen, wer<br />

nicht wählen gehe, werde die zionistischen<br />

Parteien stärken und so eine „Zerstörung<br />

der Ehre“ der arabischen Bevölkerung<br />

herbeiführen. Sie haben versucht,<br />

in zwei Stunden wettzumachen,<br />

dass es ihnen über Monate nicht gelungen<br />

ist, den arabischen Wähler zu überzeugen<br />

– indem sie den Schwerpunkt<br />

vom eigentlichen Thema, dem Kampf<br />

um die Rechte, zu einem Kampf um die<br />

Ehre verschoben haben.<br />

Ihr Unvermögen, eine politische Kultur<br />

zu entwickeln, hat den separatistischen<br />

und heuchlerischen Diskurs nur noch<br />

verstärkt. Die Realität hat sich nicht verändert:<br />

Der selbe Knessetabgeordnete,<br />

dessen Name hier nichts zur Sache tut,<br />

wird weiterhin in der Knesset über die<br />

Shoah sprechen und am nächsten Tag<br />

die Märtyrer von Ramallah loben und<br />

den Katarern, Ägyptern und Jordaniern<br />

beweisen, dass er ein nicht weniger<br />

guter Patriot ist als sie. So erhalten die<br />

arabischen Parteien und die arabische<br />

Bevölkerung insgesamt ein wenig<br />

schmeichelhaftes Image, ein Image, das<br />

immer der israelischen Rechten in die<br />

Hände gespielt hat.<br />

Nichts hat sich wirklich verändert. Nicht,<br />

weil ich nicht gewählt habe, sondern,<br />

weil es nicht eine arabische Partei gab,<br />

die Verantwortung übernommen und<br />

anders gedacht hätte. Der separatistische<br />

Ansatz wird keine Wunderlösungen<br />

herbeiführen, er wird dazu führen,<br />

dass die Position der arabischen<br />

Bevölkerung noch viele Jahre unterlegen<br />

bleiben wird und unser Kampf um<br />

echte rechtliche Gleichstellung durch<br />

einen inneren religiösen Graben abgelöst<br />

wird.<br />

Die arabische Bevölkerung muss einen<br />

liberaleren und offeneren Ansatz wählen,<br />

der zu einer Änderung der Spielregeln<br />

führt. Sie muss die Trennung<br />

zwischen Staat und Religion unterstützen<br />

und von ihren Führern fordern,<br />

Mindeststandards für den Stand der<br />

arabischen Bürger zu definieren. Diese<br />

Min- deststandards sind dann eine Art<br />

Gütesiegel für jede Partei, die um die<br />

Stimmen der arabischen Bürger wirbt,<br />

die dann von welcher Seite auch immer<br />

nicht mehr als selbstverständlich angesehen<br />

werden. Es ist auch keine Schande,<br />

von den jüdischen Gemeinden weltweit<br />

zu lernen, denen es gelungen ist,<br />

Einfluss zu nehmen, obwohl sie eine<br />

Minderheit sind.<br />

Haaretz<br />

der autor ist arabisch-israelischer Politik- und<br />

Wirtschaftswissenschaftler.<br />

* “Ohne Herut (die revisionistische Bewegung) und<br />

ohne die Kommunisten“ ist ein vom ersten israelischen<br />

Ministerpräsidenten David Ben-Gurion geprägter<br />

Ausspruch, der beschreibt, dass beide Parteien<br />

an keiner Koalition beteiligt werden sollten. Erst knapp<br />

zwanzig Jahre nach Staatsgründung, am Vorabend<br />

des Sechs-Tage-Krieges 1967, wurden die Revisionisten<br />

in die Regierung aufgenommen. 1977 gewann die<br />

Nachfolgepartei, der Likud, erstmals die Wahlen zur<br />

Knesset.<br />

•<br />

10<br />

<strong>schalom</strong>


allgegenwärtige<br />

palästinensische<br />

gewaltbereitschaft<br />

Politik<br />

© Issam Rimawi/Flash90<br />

Von noah klieger<br />

Ganz ehrlich, die Palästinenser brauchen<br />

keinen bestimmten Grund, um<br />

zu randalieren und Juden anzugreifen.<br />

Die gegenwärtige Welle der Gewalt,<br />

die seit zwei oder drei Wochen andauert,<br />

begann nicht wegen des Hungerstreiks<br />

von vier Gefangenen (von denen<br />

übrigens zwei wieder essen). Der<br />

Hungerstreik ist nur eine Ausrede, denn<br />

es ist klar, dass, selbst wenn die übrigen<br />

Hungerstreikenden wieder essen werden,<br />

ihre Brüder auch weiterhin in den<br />

Gebieten randalieren werden.<br />

Die Wahrheit ist, dass unsere Nachbarn<br />

uns einfach nicht wollen. Mit anderen<br />

Worten, sie wollen kein Land neben Israel;<br />

sie wollen ein Land anstelle Israels.<br />

Das ist eine Tatsache, die ein ums<br />

andere Mal bewiesen wurde.<br />

Sowohl Ehud Barak als auch Ehud Olmert<br />

boten den Palästinensern einen Staat<br />

fast in den Grenzen von 1967 an – und<br />

sie haben das Angebot ausgeschlagen.<br />

Die gewaltsame Räumung tausender<br />

Siedler und Dutzender Gemeinden aus<br />

dem Gazastreifen – die von Arik Sharon<br />

durchgeführt wurde – hat uns einem<br />

möglichen Abkommen keinen Zentimeter<br />

näher gebracht. Im Gegenteil, das<br />

Entgegenkommen hat nur die Palästinenser<br />

ermutigt, die mit dem Raketenbeschuss<br />

israelischer Städte und Gemeinden<br />

innerhalb Israels begannen mit<br />

dem Ziel, Juden zu töten.<br />

Die Anführer im Gazastreifen haben<br />

kürzlich mehrfach erklärt, ihr Ziel wäre<br />

es, Juden zu töten und das „zionistische<br />

Gebilde“ zu zerstören. Angesichts dieser<br />

Aussagen, selbst wenn man alle Gefangenen<br />

entließe – die Mörder und<br />

Terroristen – werden morgen die Versuche,<br />

Juden zu töten, nicht aufhören.<br />

Daher, und dies ist eine Tatsache, gibt<br />

es keinen Zusammenhang zwischen irgendeiner<br />

israelischen Politik oder Entscheidung<br />

und dem Wunsch der Palästinenser,<br />

oder besser ihrer Gier, Israel und<br />

seine Bewohner anzugreifen. Wer das<br />

nicht versteht oder es trotz der seit Jahrzehnten<br />

bewiesenen Tatsachen nicht<br />

verstehen will, ist entweder einfach naiv<br />

oder blind gegenüber dem, was vor Ort<br />

passiert. Und es sage mir niemand, dass<br />

es das israelische Vorgehen war, das die<br />

Palästinenser dazu gebracht hat, sich so<br />

zu verhalten. Mein Onkel Natan Klieger<br />

wurde 1939 von arabischen Randalierern<br />

in Haifa erschossen. Wenn ich mich<br />

nicht irre, gab es damals noch keine Besatzung.<br />

Golda Meir sagte einmal, dass ein Abkommen<br />

mit den Palästinensern nur<br />

geschlossen werden könnte, wenn sie<br />

ihre Kinder mehr lieben als sie Juden<br />

hassen. Sie hatte Recht.<br />

ynetnews<br />

<strong>schalom</strong> 11


Politik<br />

keine anzeichen von Folter bei dscharadat<br />

Charité Berlin<br />

kleinkind wurde nicht durch<br />

israelische rakete getötet<br />

Am 14. November 2012, während der<br />

Militäroperation Wolkensäule, veröffentlichte<br />

die BBC das Foto eines Mitarbeiters<br />

ihres arabischen Dienstes, der<br />

die Leiche seines 11 Monate alten Sohnes<br />

Omar auf den Armen trug.<br />

Das Kind, so hieß es schnell und nicht<br />

nur in der BBC, sei durch die <strong>Israelische</strong>n<br />

Verteidigungskräfte (ZAHAL)<br />

getötet worden.<br />

Ein Bericht des UN-Menschenrechtsrates<br />

hat die Angelegenheit nun richtig<br />

gestellt: Es habe sich bei dem Geschoss,<br />

das Omar und eine 19-jährige Frau getötet<br />

habe, nicht um eine israelische Rakete<br />

gehandelt, sondern um einen palästinensischen<br />

Querschläger!<br />

Das Bild wurde zuvor in den konventionellen<br />

und sozialen Medien unzählige<br />

Mal verbreitet, immer verbunden mit<br />

einer Anklage gegen Israel. Times of Israel<br />

Das israelische Gesundheitsministerium<br />

hat Ende Februar den Obduktionsbericht<br />

zu Arafat Dscharadat veröffentlicht.<br />

An dem Leichnam des palästinensischen<br />

Häftlings fanden sich laut dem<br />

Dokument keine Anzeichen von Folter:<br />

"Heute (Donnerstag, 28. Februar) haben<br />

der Direktor des Nationalen Zentrums für<br />

Forensische Medizin, Yehuda Hiss, der Direktor<br />

der Gesundheitsverwaltung am Gesundheitsministerium,<br />

Prof. Arnon Afek<br />

und die Direktorin des Pathologischen Instituts<br />

in Tel ha-Shomer, Prof. Iris Barshack<br />

die mikroskopischen Funde zu Dscharadat<br />

untersucht.<br />

Es stellte sich heraus, dass die Blutergüsse<br />

und Rippenfrakturen, die während der Autopsie<br />

festgestellt worden waren, nahe am<br />

Todeszeitpunkt verursacht worden waren<br />

und charakteristisch für Wiederbelebungsversuche<br />

sind, wie sie 50 Minuten lang von<br />

der Gefängnisbehörde und einem Team des<br />

Magen David Adom durchgeführt wurden,<br />

um sein Leben noch zu retten.<br />

Es fanden sich keine Anzeichen weiterer<br />

Prellungen.Es fanden sich des weiteren keinerlei<br />

Anzeichen für signifikante Veränderungen<br />

nach Krankheit an anderen Organen,<br />

die eine Todesursache hätten darstellen können;<br />

daher werden weitere Tests am gerichtsmedizinischen<br />

„L. Greenberg Institut“ durchgeführt,<br />

um die Todesursache festzustellen.<br />

Von palästinensischer Seite waren nach<br />

dem Tod von Dscharadat umgehend<br />

Stimmen laut geworden, nach denen<br />

der zweifache Familienvater infolge von<br />

Folter gestorben sei. Palästinenser hatten<br />

die Vorwürfe in der zurückliegenden<br />

Woche häufig wiederholt. Der Präsident<br />

der Palästinensischen Autonomiebehörde,<br />

Mahmud Abbas, forderte<br />

eine internationale Untersuchung.<br />

Wie die Zeitung „Jerusalem Post“ berichtet,<br />

hatte Israels Minister für Innere<br />

Sicherheit Jitzhak Aharonovitch geäußert,<br />

er würde es begrüßen, wenn internationale<br />

Beobachter prüften, wie Israel den<br />

Vorgang untersucht habe.<br />

inn/red<br />

entführungsversuche israelischer soldaten<br />

nehmen drastisch zu<br />

Im vergangenen Jahr haben Terrorgruppen<br />

26 Mal versucht, israelische Soldaten<br />

zu entführen. Gegenüber dem Vorjahr<br />

hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt.<br />

Die israelische Armee erwartet eine<br />

weitere Zunahme derartiger Aktionen.<br />

Im Jahr 2011 habe es noch 11 Entführungsversuche<br />

gegeben, berichtet die<br />

Zeitung „Yediot Aharonot“ und beruft<br />

sich dabei auf das Armeemagazin „Bamahane“.<br />

Die 26 Versuche von 2012<br />

haben die israelischen Streitkräfte vereiteln<br />

können.<br />

Einen Grund für den Anstieg sieht die<br />

Armee in dem aus palästinensischer<br />

Sicht erfolgreichen Schalit-Austausch*.<br />

Terrorgruppen im Gazastreifen hätten<br />

nun einen „Appetit“ für Gefangenenaustausche<br />

entwickelt, sagte ein ungenannter<br />

Militärsprecher.<br />

Weitere Ursachen für den Anstieg sieht<br />

die Armee in der Aufwertung des Status‘<br />

der Palästinensischen Autonomiebehörde<br />

bei den Vereinten Nationen<br />

zum „Beobachterstaat“. Seither gebe es<br />

viele Aufstände durch Palästinenser im<br />

Westjordanland. Den Boden für Entführungsversuche<br />

bereite auch die Unruhe,<br />

die durch den Hungerstreik<br />

palästinensischer Gefangener entstehe.<br />

Die Order der Armee ist daher, dass Soldaten<br />

nicht per Autostopp fahren dürfen,<br />

da dies eine bei Terrorgruppen<br />

bekannte Entführungsmethode sei. In<br />

den vergangenen Jahren ha-ben die<br />

Armee und der Inlandsgeheimdienst<br />

Schabak die Bestimmun- gen für Mitfahrgelegenheiten<br />

für Soldaten verschärft.<br />

inn/red<br />

* die Terror-Organisation hamas hatte den israelischen<br />

Soldaten Gilat Schalit im Jahr 2006 entführt<br />

und mehr als fünf Jahre gefangen gehal- ten. Sie gab<br />

ihn am 18. Oktober 2011 im austausch von 1.027 palästinensischen<br />

häftlingen frei.<br />

12<br />

<strong>schalom</strong>


©UN Photo/Devra Berkowitz<br />

Thailand. In der vergangenen Woche<br />

haben die bulgarischen Behörden die<br />

Hisbollah auch als Täter hinter dem Anschlag<br />

auf den Bus in Burgas im vergangenen<br />

Juli ausgemacht, bei dem fünf Israelis<br />

und ihr bulgarischer Busfahrer getötet<br />

wurden. Es war der mörderischste<br />

Anschlag auf europäischem Boden seit<br />

2005.<br />

Trotz alledem bleibt jedoch die Hisbollah<br />

auffällig abwesend von der Liste der<br />

von der Europäischen Union als Terrororganisationen<br />

bezeichneten Gruppierungen.<br />

Tatsächlich stufen viele Staaten<br />

– einschließlich einiger in diesem Saal –<br />

die Hisbollah sogar als Wohltätigkeitsorganisation<br />

ein. […]<br />

ron Prosor<br />

Der einzige Zweck der Hisbollah – ihre<br />

raison d’être – ist es, im Nahen Osten<br />

und dem Rest der Welt Terroranschläge<br />

durchzuführen. Die Hisbollah als Wohltätigkeitsorganisation<br />

zu bezeichnen, ist,<br />

als würde man al-Qaida als Organisation<br />

für Städteplanung bezeichnen, weil<br />

sie gerne hohe Gebäude einreißt.Einige<br />

die gefährlichste „Wohltätigkeitsorganisation“<br />

der Welt heißt ‘hisbollah’<br />

Politik<br />

der ständige Vertreter israels bei den<br />

Vereinten nationen, Botschafter Ron<br />

Prosor, hat im un-sicherheitsrat eine<br />

rede zum Thema "schutz von zivilisten<br />

in bewaffneten konflikten" gehalten.<br />

„Acht Monate sind seit unserer letzten<br />

Debatte [zu diesem Thema] vergangen.<br />

Seitdem hat sich die Zahl der Todesopfer<br />

in Syrien vervierfacht – von 14.000<br />

im Juni auf über 60.000 heute. Die Zivilisten,<br />

die im Fadenkreuz des Assad-<br />

Regimes gefangen sind, rufen weiterhin<br />

nach Schutz. Jeder dieser Schreie, der<br />

unbeantwortet bleibt, zeigt nur noch<br />

mehr unser Scheitern. […]<br />

Assad ist nicht allein. Einer seiner Berater<br />

ist Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah,<br />

der ihm erklärt, wie man noch effektiver<br />

Zivilisten ermorden kann. Mit dem Segen<br />

des Iran, ihres Schutzheiligen, hat<br />

die Hisbollah Zehntausende der Männer<br />

Assads mit Waffen, Ausbildung und logistischer<br />

Unterstützung versorgt. […]<br />

Der lange Arm des Iran reicht bis nach<br />

Syrien und in den Libanon, wo er der<br />

Hisbollah geholfen hat, 50.000 Raketen<br />

anzuhäufen – mehr als viele NATO-Mitglieder<br />

– und den Libanon in einen Außenposten<br />

des Terrors zu verwandeln.<br />

Die Hisbollah stationiert absichtlich ihre<br />

Waffen in Wohngebieten und missbraucht<br />

so die gesamte Bevölkerung des<br />

Libanon als menschliche Schutzschilde.<br />

Ihre Idee des „Investierens in die nächste<br />

Generation“ ist es, ihre Waffenlager<br />

in unmittelbarer Nähe zu Schulen und<br />

Spielplätzen zu errichten.<br />

Das Terrorregime der Hisbollah erstreckt<br />

sich weit über den Nahen Osten hinaus.<br />

Sie hat ihren Fingerabdruck bei Anschlägen<br />

auf allen fünf Kontinenten hinterlassen,<br />

von Kenia über Argentinien bis nach<br />

europäische Juristen verbiegen sich weiterhin,<br />

um den militärischen und den<br />

politischen Arm der Hisbollah getrennt<br />

voneinander zu betrachten. Dies ist eine<br />

müßige Übung. Der einzige „Unterschied“<br />

zwischen den beiden Flügeln<br />

ist, dass der politische Arm die Höhe des<br />

Drogengeldes verhandelt, das der militärische<br />

Arm später zum Waffenerwerb<br />

einsetzt. […]<br />

Die EU muss den moralischen und politischen<br />

Mut aufbringen, die Hisbollah<br />

auf die Liste der Terrororganisationen zu<br />

setzen. Sie muss eine klare Botschaft aussenden,<br />

dass die Hisbollah nicht länger<br />

ihre Bürger ungestraft angreifen kann.<br />

Die Stimmen der Opfer des Hisbollah-<br />

Terrors rufen uns an, gemeinsam aktiv<br />

zu werden – und gemeinsam daran zu<br />

arbeiten, die gefährlichste „Wohltätigkeitsorganisation“<br />

der Welt zu Grunde<br />

zu richten. […]“ AM Israel, 12.02.1<br />

<strong>schalom</strong> 13


©ChevronTango, CC-BY-SA-3.0<br />

oxford-studenten wehren<br />

sich gegen israel-Boykott<br />

klare stellungnahme<br />

gegen Bds-Bewegung<br />

Henry Watson, ein Student des „Magdalen<br />

College“, teilte der israelischen Onlinezeitung<br />

„Times of Israel“ mit, dass die<br />

Sponsoren der BDS-Bewegung anfänglich<br />

ihre Agenda sogar als „Pro-Frieden“<br />

und Israel als „gegen Frieden“ präsentiert<br />

hatten: Die Boykottbewegung versuche,<br />

„Frieden zu erlangen, indem wirtschaftlicher<br />

Druck auf Israel ausgeübt wird“.<br />

Die Vereinigung Jüdischer Studenten<br />

(UJS) betrachtet das Wahlergebnis als<br />

eine klare Stellungnahme, dass „weder<br />

Studenten noch irgendjemand anderes aufgrund<br />

seiner Nationalität in Oxford benachteiligt<br />

wird“. Sie ist erfreut, dass „Studenten<br />

die Entscheidung getroffen haben, sich<br />

konstruktiv auf Israel, seine Vorstellungen<br />

und Menschen einzulassen, anstatt sich zum<br />

Boykottieren zu entschließen“. Die Leiterin<br />

der UJS-Kampagnen, Judith Flacks,<br />

findet es ermutigend, dass „diese Wahl<br />

einen Studentenkörper widerspiegelt, der<br />

bereit ist, über die Komplikationen zu diskutieren,<br />

welche innerhalb Israels existieren,<br />

und das Boykottieren nicht als eine brauchbare<br />

Option oder Herangehensweise ansehen,<br />

den Konflikt zu diskutieren“.<br />

Die Boykottbewegung machte am Wahlabend<br />

deutlich, dass die „Oxford University<br />

Student Union“ (OUSU) und die<br />

„National Union of Students“ (NUS)<br />

eine moralische Verantwortung hätten,<br />

Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Sie erhob<br />

den Anspruch, dass Israel „die Besetzung<br />

aller arabischen Länder beenden solle“.<br />

Außerdem rief sie die beiden Vereinigungen<br />

dazu auf, Recherche zu betreiben<br />

– und zwar nach „Kontakten, Zusammenhängen,<br />

Investitionen und kommerziellen<br />

Beziehungen höherer Bildungsinstitutionen,<br />

die nach Angaben der BDS-Bewegung<br />

in Verstöße gegen palästinensische Menschenrechte<br />

verwickelt sein könnten“.<br />

Politik<br />

Die Studenten der „Oxford University“<br />

haben den Antrag auf einen Israel-Boykott<br />

abgelehnt. Das Ergebnis der Abstimmungen<br />

aller Colleges ergab eine<br />

Mehrheit von 7:1 gegen den Aufruf zum<br />

Boykott.<br />

Den Angaben der britischen Onlinezeitung<br />

„The Jewish Chronicle“ zufolge<br />

stimmten 69 Kommilitonen gegen die<br />

globale Boykott-, Desinvestitions- und<br />

Sanktionsbewegung (BDS). Lediglich 10<br />

waren dafür und 15 enthielten sich.<br />

Der britische Abgeordnete George Galloway<br />

war in der vergangenen Woche aus<br />

der Debatte an der Oxford Universität<br />

gestürmt, nachdem er festgestellt hatte,<br />

dass der Student Eylon Aslan-Levy von<br />

zweifacher britisch-israelischer Nationalität<br />

ist. Es folgte ein Aufruf der globalen<br />

Boykott-Kampagne, Israel zu boykottieren,<br />

inklusive der kulturellen und<br />

akademischen Institutionen. Der Prozess<br />

wurde durch individuelle Abstimmungen<br />

in britischen Colleges um zwei<br />

Wochen verzögert.<br />

Israel-Unterstützer begrüßten das Wahlergebnis.<br />

Ein Pressesprecher der israelischen<br />

Botschaft in London sagte: „Es<br />

ist zweifellos eine überraschende Antwort<br />

auf einen wahnhaften Vorschlag, welcher es<br />

verdient hat, in den Müll geworfen zu werden.<br />

Gleichzeitig ist es trotzdem erstaunlich,<br />

dass es 10 seltsame Menschen in Oxford gibt,<br />

die meinen, dass Raum für Boykott besteht,<br />

und 15 verwirrte Menschen, die sich in ihrer<br />

Einstellung zu diesem Thema nicht sicher<br />

sind.“<br />

israeli aslan-levy kommentiert<br />

Wahlergebnis<br />

Auch der israelische Student Aslan-Levy<br />

wohnte dem Wahlabend bei. Er hoffe,<br />

dass andere britische Universitäten Oxford<br />

folgen würden, indem sie die BDS-<br />

Maßnahmen abwählen, schreibt die „Times<br />

of Israel“. Zudem äußerte er sich erleichtert<br />

zum Wahlergebnis: „Heute haben<br />

die Oxford-Studenten gezeigt, dass ihre Verpflichtung<br />

zu intellektueller Freiheit unerschütterlich<br />

ist. Indem wir den Aufruf zum<br />

Boykott gegen Israel mit einer Mehrheit von<br />

7:1 abgelehnt haben, haben wir in gewaltiger<br />

Weise ausgedrückt, dass wir wollen, dass<br />

Oxford weiterhin mit israelischen Akademikern<br />

kooperiert, mit israelischen Gewerben<br />

handelt und mit israelischen Vereinen<br />

debattiert.“<br />

Zudem erwähnte der Student des „Brasenose<br />

Colleges“, dass einige Studenten<br />

verwundert gewesen seien, warum sie<br />

aufgefordert wurden, eine Bewegung zu<br />

unterstützen, die einen akademischen<br />

Boykott fördert. Aus ihrer Sicht sei es<br />

nicht die Aufgabe einer Studenten-Union,<br />

Außenpolitik zu betreiben. Es bestehe<br />

die feste Überzeugung, dass solche Bewegungen<br />

Spaltung hervorrufen. inn<br />

der britische abgeordnete George Galloway hat an der universität<br />

von Oxford für aufregung gesorgt. er verließ eine diskussionsrunde,<br />

nachdem er festgestellt hatte, dass einer der Teilnehmer Israeli ist.<br />

bei der debatte ging es um die möglichkeit einer israelischen räumung<br />

des Westjordanlandes. galloway forderte einen sofortigen rückzug<br />

Israels. der israelische Teilnehmer Eilon Aslan-Levy bemerkte in<br />

seiner rede in der „Wir-Form“, ein abzug sollte nur als Teil eines ausgehandelten<br />

Friedensabkommens und somit im rahmen einer Zweistaaten-Lösung<br />

erfolgen. galloway unterbrach den Studenten mit den<br />

Worten: „Du sagst ‚wir‘, bist du Israeli?“. als aslan-Levy dies bejahte, habe der abgeordnete<br />

der linksgerichteten „respect“-Partei seine Sachen gepackt und sei aus dem Saal gegangen.<br />

dabei habe er gerufen: „Ich erkenne Israel nicht an und ich debattiere nicht mit Israelis.“<br />

galloway ist bekannt für seine anti-israelische haltung. Von der hamas hat er im Jahr 2009<br />

einen palästinensischen Pass erhalten.<br />

ein Video von dem Vorfall an der universität befindet sich auf: www.youtube.com/watch<br />

14 <strong>schalom</strong>


Bio-Farm givat olam in der nähe der siedlung itamar.<br />

givat olam ist einer der führenden Bio-unternehmen in<br />

israel (Bio-eier, ziegenmilch- und getreide-Produkte etc.)<br />

©INati Shohat/Flash90<br />

Politik<br />

eu ruft zum Boykott gegen jüdische siedler auf<br />

Die Europäische Union (EU) hat ihren<br />

Mitgliedsstaaten offiziell empfohlen, israelische<br />

Aktivitäten im Westjordanland<br />

durch einen Boykott zu verhindern.<br />

Dies geht aus dem eben veröffentlichten<br />

„Jerusalem Report 2012“ hervor.<br />

Die EU-Mitgliedsstaaten werden darin<br />

aufgefordert, Finanztransfers zugunsten<br />

des Siedlungsbaus zu verhindern.<br />

Jüdische Wohnungen im Ostteil von Jerusalem<br />

werden in dem Bericht als „die<br />

größte Gefahr“ für die Zwei-Staaten-Lösung<br />

bezeichnet. Da die Besetzung „illegal“<br />

sei, dürften die in den jüdischen<br />

Siedlungen hergestellten Produkte nicht<br />

von den Zoll-Vergünstigungen zwischen<br />

der EU und Israel profitieren. Diese Produkte<br />

müssten klar gekennzeichnet werden<br />

als „aus den besetzten Gebieten stammend“.<br />

In Israel betrachtet man den Bericht als<br />

Propaganda-Erfolg für die Palästinensische<br />

Autonomiebehörde (PA). Die<br />

habe das Westjordanland zum Gebiet<br />

ihres noch nicht existierenden Staates<br />

erklärt und versuche, eine halbe Million<br />

dort lebender Juden aus ihren Häusern<br />

zu vertreiben. Die israelische Regierung<br />

steht auf dem Standpunkt,<br />

dass das sogenannte Westjordanland,<br />

keine „besetzten Gebiete“ seien, weil<br />

sie in der Vergangenheit zu keinem<br />

souveränen Staat gehörten.<br />

<strong>Israelische</strong> Medien zeigen sich in ersten<br />

Reaktionen auf den Bericht verwundert,<br />

dass sich die EU nicht zur<br />

anhaltenden Weigerung der Palästinenser<br />

äußert, mit Israel Friedensgespräche<br />

ohne Vorbedingungen zu führen.<br />

<strong>schalom</strong> 15


Politik<br />

kopfloses israel:<br />

koalitionsverhandlungen geplatzt<br />

Von ulrich W. sahM<br />

Die Koalitionsverhandlungen in Israel<br />

sind geplatzt. Der designierte Ministerpräsident<br />

Benjamin Netanjahu hat<br />

„nach Ausgang des Schabbat“ am<br />

Samstag Abend (2.3.) bei Staatspräsident<br />

Schimon Peres um eine zweiwöchige<br />

Verlängerung ersucht. Sollte auch<br />

diese Frist ohne Ergebnis verstreichen,<br />

kann der Staatspräsident einen anderen<br />

Abgeordneten mit der Regierungsbildung<br />

beauftragen oder Neuwahlen<br />

ausrufen lassen.<br />

Die „Likud-Beiteinu“ Partei mit Netanjahu<br />

an der Spitze ist aus den Parlamentswahlen<br />

im Januar als größte Partei<br />

in Israel hervorgegangen, muss jedoch<br />

eine Koalition mit anderen Parteien eingehen,<br />

um eine regierungsfähige Mehrheit<br />

zu erhalten. Bisher hatte es Netanjahu<br />

nur geschafft, ein Koalitionsabkommen<br />

mit Zipi Livni und ihrer „Bewegungspartei“<br />

zu schließen. Doch<br />

Livnis sechs Abgeordnete verschaffen<br />

Netanjahu noch längst keine Mehrheit.<br />

Die beiden anderen großen Parteien,<br />

„Zukunft“ mit Jair Lapid und „Unser<br />

Haus Israel“ mit dem nationalreligiösen<br />

Naftali Bennet an der Spitze hatten sich zu<br />

©Nati Shohat/FLASH90<br />

einem „stählernen Bündnis“ zusammengeschlossen<br />

und Netanjahu erklärt, dass<br />

sie keine ultraorthodoxe Parteien in der<br />

Koalition dulden würden. Zudem haben<br />

sich beide für eine allgemeine Wehrpflicht<br />

auch für die bisher freigestellten<br />

Orthodoxen Juden ausgesprochen. Netanjahu<br />

wollte auch diese Bedingungen<br />

nicht eingehen. Laut neueren Umfragen<br />

würde Lapid heute mehr Stimmen<br />

erhalten als Netanjahu.<br />

Neben dem Problem, dass Netanjahu bis<br />

zur Vereidigung eines neuen Ministerpräsidenten<br />

als „Übergangspremier“<br />

die Amtsgeschäfte weiterführt, muss<br />

der Staat Israel auch ohne ordentlichem<br />

Haushalt verwaltet werden. Das bedeutet,<br />

dass jeden Monat nur ein Zwölftel<br />

des alten Haushalts ausgegeben werden<br />

darf. So kann die derzeitige Regierung<br />

mangels Finanzierung keine neuen<br />

Projekte ins Leben rufen.<br />

Wegen der politischen Ungewissheit in<br />

Israel könnte der zum Ende des Monats<br />

erwartete Besuch des amerikanischen<br />

Präsidenten Barack Obama im Nahen<br />

Osten verschoben werden. Aus amerikanischen<br />

Quellen verlautete, dass Obama<br />

kein Interesse an einem Treffen mit<br />

einer Übergangsregierung in Israel habe.<br />

donnerstag, 14. März 2013<br />

neue regierung in israel steht<br />

offenbar<br />

Die neue israelische Mitte-rechts-Regierung<br />

unter Ministerpräsident Benjamin<br />

Netanjahu ist offensichtlich unter Dach<br />

und Fach. Rund sieben Wochen nach<br />

der Parlamentswahl schloss Netanjahu<br />

nach Angaben seiner Likud-Partei die<br />

Regierungsbildung ab.<br />

Das rechtsnationale Bündnis von Netanjahus<br />

Likud und der Partei Beitenu werde<br />

mit der Zentrumspartei und der rechten<br />

Siedlerpartei Das jüdische Haus (Habeit<br />

hajehudi) von Naftali Bennett koalieren,<br />

sagte eine Likud-Sprecherin heute.<br />

Auch Jair Lapid von der Zukunftspartei<br />

(Jesch Atid), die in der politischen Mitte<br />

angesiedelt ist, kündigte die Unterzeichnung<br />

eines Koalitionsvertrags bis zum<br />

Abend an. Das neue Bündnis verfügt<br />

über 68 der 120 Sitze in der Knesset, dem<br />

israelischen Parlament in Jerusalem.<br />

Der israelische Rundfunk meldete, die<br />

neue Koalition wolle sich um eine Wiederaufnahme<br />

der Friedensgespräche mit<br />

den Palästinensern und eine Verkürzung<br />

der Wehrpflicht für Männer von drei<br />

auf zwei Jahre einsetzen.<br />

Lapid übernimmt den Posten des Finanzministers<br />

und konnte für seine zweitgrößte<br />

Partei in der Knesset auch das<br />

Bildungsministerium sichern. Netanjahu<br />

hatte sich bis zuletzt gesträubt, dieses<br />

Amt abzugeben. Dafür verzichtete Lapid<br />

auf das Innenministerium, das nun vom<br />

bisherigen Bildungsminister Gideon Saar<br />

(Likud) geleitet wird.<br />

Besuchen sie<br />

unsere<br />

homepage<br />

www.oeig.at<br />

16<br />

<strong>schalom</strong>


Peace in progress<br />

kenne deinen Feind<br />

In einem Beitrag für die englische Ausgabe<br />

der arabischen Zeitung ‘Asharq Al-Awsat’,<br />

antwortet Amal al-Hazzani auf die Reaktionen,<br />

die sein vorheriger Beitrag ausgelöst<br />

hatte. In diesem rief er zur Normalisierung<br />

mit Israel auf, befürwortete das Erlernen<br />

der hebräischen Sprache und lobte den israelischen<br />

Liberalismus. „Die Kritik war zu<br />

erwarten, weil ich ein Tabu gebrochen<br />

habe,“ schreibt al-Hazzani, „es tut mir Leid,<br />

aber ich muss ihnen sagen, dass ihre Empörung<br />

die Realität nicht verändern wird. Israel<br />

wird so bleiben wie es ist: ein kleiner<br />

Staat, jedoch stärker als der Rest der arabischen<br />

Welt.“<br />

Nachfolgend eine Zusammenfassung<br />

seines Beitrags:<br />

In meinem vorherigen Artikel [The Israel<br />

We Don’t Know, 31.<strong>01.2013</strong>] war es<br />

nicht meine Absicht, die politische Haltung<br />

der Araber zu werten und die Araber<br />

für ihre Arroganz anzuschuldigen,<br />

es abzulehnen ihren Feind zu kennen<br />

unter dem Vorwand, dies sei gleichbedeutend<br />

mit der Anerkennung der Existenz<br />

Israels.<br />

Die bittere Wahrheit ist, dass wir Araber,<br />

obwohl wir uns weigern, Israel offen<br />

anzuerkennen, implizit bereits auf viele<br />

Weise dies tun, durch die Gräber von<br />

Märtyrern, Flüchtlingslager, die palästinensische<br />

Diaspora und die periodischen<br />

Kriege im Libanon und Gaza.<br />

Wenn wir auf die Leugnung der Realität<br />

bestehen, werden wir alleine im Dunkeln<br />

zurückbleiben.<br />

Die Sprache als Instrument des Wissens<br />

– in diesem Fall Hebräisch – muss auf<br />

den Radar der Nachbarstaaten Israels,<br />

weil Israel noch für einige Zeit ihr Nachbar<br />

als auch Feind bleiben wird. In Israel<br />

ist Arabisch eine offizielle<br />

Amtssprache, weil ein Fünftel der Bevölkerung<br />

Araber ist, doch das ist nicht<br />

Von aMal al-hazzani<br />

der wichtigste Antrieb, warum dort gedrängt<br />

wird, Arabisch zu lernen. Isolation<br />

liegt nicht im Interesse Israels – das<br />

ist der Grund. Ein bedeutender Teil israelischer<br />

Webseiten, Magazine und<br />

Zeitungen haben eine arabische Ausgabe<br />

und die Zeitungen bieten sogar<br />

Nachrichten aus arabischen Staaten an,<br />

die Israel selbst als Feindstaaten betrachtet.<br />

Man bedenke das Auftreten des israelischen<br />

Verteidigungsministeriums auf<br />

Twitter. Zu jedem islamisch-religiösen<br />

Anlass twittert der Sprecher die Glückwünsche<br />

der israelischen Armee – auf<br />

Arabisch – an die Muslime. Und bedenkt<br />

man die Eigenart dieses Mediums, so<br />

wendet sich der Sprecher – der selbst<br />

Arabisch spricht – nicht nur an israelische<br />

Araber oder Palästinenser, sondern<br />

eher an die ganze arabische Präsenz auf<br />

Twitter.<br />

Im Gegensatz dazu wagen es die arabischen<br />

Medien nie, israelische Nachrichten<br />

aus Kultur oder Wirtschaft zu veröffentlichen,<br />

aus Angst beschuldigt zu<br />

werden, sich für den Zionismus zu engagieren.<br />

Im Ergebnis bedeutet das, dass<br />

arabische Pressekanäle Fakten nicht vollständig<br />

liefern. Während der Kriege im<br />

Libanon und Gaza vermieden arabische<br />

Satellitensender, jemanden für die israelische<br />

Seite sprechen zu lassen. Natürlich,<br />

um so sicherzustellen, dass das<br />

arabische Publikum sich nicht gegen<br />

die arabischen Medienkanäle wenden<br />

würde, auch wenn es der springende<br />

Punkt im Journalismus ist, beide Seiten<br />

einer Geschichte anzuhören. Einzig ‘Al-<br />

Arabiya’ wagte, dem Trend nicht zu folgen<br />

und wurde dafür auch schnell als<br />

„Zionist“ gebrandmarkt.<br />

Die Araber konzentrieren sich seit 1967<br />

auf den blinden Hass. Währenddessen<br />

hat sich Israel zum Zentrum für höhere<br />

Bildung und Kultur aufgebaut, das jährlich<br />

Millionen Touristen anzieht. Israel<br />

armee den untersucht Tod<br />

palästinensischer zivilisten<br />

Die israelische Armee untersucht derzeit 70<br />

Fälle, bei denen palästinensische Zivilisten<br />

während der Militäroperation „Wolkensäule“<br />

im vergangenen November im Gazastreifen<br />

ums Leben gekommen waren, so der militärische<br />

Generalanwalt, Danny Efroni.<br />

Der Generalstabschef habe sofort nach der<br />

Militäroperation eine umfassende Untersuchung<br />

der Fälle angeordnet. Die meisten der<br />

70 Vorfälle würden untersucht, obwohl es<br />

keine gesetzliche Verpflichtung dafür gebe,<br />

da keine Beschwerde eingelegt wurde, heißt<br />

es in einem Bericht der Tageszeitung „Yediot<br />

Aharonot“.<br />

Efroni betonte, „die Existenz der Untersuchung<br />

bedeutet nicht, dass wir ein Verbrechen<br />

vermuten, sondern sie drückt die Verbundenheit<br />

der Armee gegenüber dem internationalen<br />

Recht und die ehrlichen Versuche<br />

der Armee aus, zivile Opfer so weit es geht zu<br />

vermeiden“. Laut dem Generalanwalt werden<br />

die Ergebnisse in einigen Wochen erwartet.<br />

Bei den acht Tage andauernden Kämpfen<br />

zwischen Israel und palästinensischen Gruppen<br />

im November im Gazastreifen waren<br />

mehr als 170 Palästinenser und sechs Israelis<br />

ums Leben gekommen.<br />

ist sogar den USA im Bereich Programmierung<br />

und Software Industrie zur<br />

Konkurrenz geworden.<br />

Die jährliche US-Hilfe an Israel liegt nicht<br />

höher als 1.5 Prozent des israelischen<br />

BIP, das US$ 240 Mrd. beträgt, und drei<br />

Viertel der Hilfe wird für Waffen ausgegeben.<br />

Daher ist die Behauptung unwahr,<br />

Amerika füttere die Israelis und<br />

finanziere ihr Bildungs- und Gesundheitswesen;<br />

Israel ist ein reicher Staat,<br />

der kei- ne Unterstützung von anderen<br />

braucht.<br />

Wir müssen Israelis verstehen, um zu<br />

wissen, wie wir vergleichen können.<br />

Kriege können nicht mit Hassgefühlen<br />

alleine gewonnen werden. Kenne deinen<br />

Feind, sodass du keine grossen Verluste<br />

erleiden musst. Das ist alles, was<br />

ich sage.<br />

AudiaturOnline, 13. Februar 2013<br />

Zusammenfassung der Originalversion: Know<br />

Your Enemy by Amal al-Hazzani © Asharq<br />

Alawsat, 7 February 2013.<br />

Dr. Amal Al-Hazzani ist Privatdozent an der King<br />

Saud university in riyadh.<br />

<strong>schalom</strong> 17


Palästinensische Flüchtlinge unerwünscht<br />

Peace in Progress<br />

Von ulrich W. sahM, JerusaleM<br />

Mitte Dezember hatte der syrische Bürgerkrieg<br />

auch die palästinensischen<br />

Flüchtlinge im Jarmouk-Lager bei Damaskus<br />

voll getroffen. Acht Kilometer<br />

südlich des Stadtzentrums von Damaskus<br />

1957 errichtet, war das Jarmouk Lager<br />

Heim von 168.000 der rund halben<br />

Million in Syrien lebenden Palästinenser.<br />

Ob sich radikale bewaffnete palästinensische<br />

Gruppierungen den Rebellen angeschlossen<br />

haben, oder angegriffen<br />

wurden, weil sie sich auf die Seite des<br />

Präsidenten Assad gestellt haben, lässt<br />

sich angesichts der diffusen Berichte aus<br />

Syrien nicht ermitteln. Tatsache ist, dass<br />

über 100.000 Lagerbewohner wegen der<br />

Kämpfe und Luftangriffe fliehen mussten.<br />

Obgleich sich die UNO-Flüchtlingsorganisation<br />

UNWRA allein um palästinensische<br />

Flüchtlinge kümmert und<br />

ihnen seit Jahrzehnten Nahrungsmittel,<br />

Notunterkünfte und andere Hilfe zukommen<br />

lässt, stehen diese Menschen<br />

vor einem Nichts. Um alle anderen<br />

Flüchtlinge der Welt - auch Syriens -<br />

kümmert sich die andere UNO-Flüchtlingshilfeorganisation,<br />

UNHCR. Geschätzte<br />

250.000 syrische Flüchtlinge hat<br />

es ins benachbarte Jordanien verschlagen,<br />

wobei die meisten in jordanischen<br />

Städten untergekommen seien. Nur ein<br />

Teil von ihnen sitzt in Lagern nahe der<br />

Grenze, wo sie neben bunten Matratzen<br />

auch einen Koran zum Milchpulver erhalten.<br />

Allein Palästinenser aus Syrien<br />

werden nicht ohne weiteres ins Land gelassen.<br />

Und wer es dennoch nach Jordanien<br />

schafft, wird unter besonders<br />

schweren Bedingungen im Lager Cyber<br />

City festgehalten.<br />

Bereits eine Million syrer geflohen<br />

Wie der TV-Sender Al Dschesira berichtet,<br />

dürfen Palästinenser mit jordanischem<br />

Ausweis zwar einreisen. Doch<br />

Kinder „jordanischer“ Frauen ohne Ausweis<br />

müssen in Syrien bleiben. Der Sender<br />

berichtete von auseinander gerissenen<br />

Familien und zurückgelassenen<br />

Kleinkindern.<br />

Grundsätzlich will Jordanien gar keine<br />

Palästinenser mehr einlassen. „Jordanien<br />

ist nicht verpflichtet, den politischen Preis<br />

für die Syrienkrise zu zahlen“, sagt Regierungssprecher<br />

Samih Maaytah. „Ein<br />

Transfer Zehntausender palästinensischer<br />

Flüchtlinge von Syrien kann Jordanien nicht<br />

hinnehmen.“ Der Sprecher fügte hinzu,<br />

dass palästinensische Flüchtlinge eine<br />

„politische“ Frage seien und keine humanitäre.<br />

Jordanien hat schon eine palästinensische<br />

Bevölkerungsmehrheit von 75%<br />

und fürchtet ein weiteres Anwachsen<br />

dieser Gruppe, zumal das Königreich<br />

1970 im „Schwarzen September“ schon<br />

einmal einen blutigen palästinensischen<br />

Putsch gegen das Königshaus erlebt hat.<br />

Im Zaatari-Camp in der nördlichen Wüste<br />

Jordaniens, wo 50.000 syrische Flüchtlinge<br />

in höllischer Sommerhitze und jetzt<br />

in Zelten bei Wintersturm, schweren Regengüssen<br />

und Schnee ausharren, kam<br />

es schon zu gewalttätigen Protesten wegen<br />

der unmenschlichen Bedingungen.<br />

Während in Syrien die Kämpfe unvermindert weitergehen, hat die UNO neue Flüchtlingszahlen<br />

veröffentlicht. Bereits eine Million Syrer seien ins Ausland geflohen, so das<br />

UNO-Flüchtlingshilfswerk, UNHCR. Allein seit Januar seien 400.000 Menschen geflohen<br />

– rund die Hälfte davon Kinder. Die Flüchtlinge seien ohne Habseligkeiten und traumatisiert.<br />

Weitere Millionen an Vertriebenen seien im Land selbst unterwegs. Die<br />

Flüchtlingswelle wird zunehmend zum finanziellen Problem für die Anrainerstaaten.<br />

Neben Jordanien sperrt jetzt auch der<br />

Libanon palästinensische Flüchtlinge<br />

aus. Während syrische Bürger aufgrund<br />

alter Abkommen problemlos die Grenze<br />

überschreiten können, verlangt der<br />

Zedernstaat von Palästinensern neuerdings<br />

eine Visumsgebühr in Höhe von<br />

US$ 16 pro Person für einen zweiwöchigen<br />

Aufenthalt. Eine Verlängerung kostet<br />

die doppelte Gebühr. Das berichtet<br />

die Beiruter Zeitung ‘Daily Star’. Für<br />

kinderreiche Familien sei das eine unbezahlbare<br />

Summe. Nach Angaben der<br />

Zeitung stecke die im Libanon de facto<br />

herrschende schiitische Hisbollah-Partei<br />

hinter diesem Versuch, die in Lagern<br />

im Libanon lebenden Palästinenser nicht<br />

weiter zu stärken. Bis 1982 verfügten<br />

die Palästinenser im Libanon über einen<br />

„Staat im Staat“ mitsamt eigener Armee,<br />

ähnlich wie die Hisbollah heute.<br />

Auch im Staat Palästina sind aus Syrien<br />

geflohene Palästinenser unerwünscht,<br />

sowohl in dem von der Hamas-Organisation<br />

kontrollierten Gazastreifen wie<br />

in den Autonomiegebieten im Westjordanland.<br />

UNO-Generalsekretär Ban Ki<br />

Moon hat die Nachbarländer Syriens aufgefordert,<br />

ihre Tore für Flüchtlinge zu<br />

öffnen. Hamas Premierminister Ismael<br />

Hanija habe daraufhin der UNWRA mitgeteilt,<br />

dass eine Aufnahme palästinensischer<br />

Flüchtlinge im Gazastreifen dem<br />

„Rückkehrrecht“ der Flüchtlinge in das<br />

Kerngebiet Israels widerspreche. Palästinas<br />

Präsident Mahmoud Abbas habe<br />

seine Ablehnung gegenüber der UNO<br />

mit dem „bevorstehenden finanziellen Bankrott“<br />

der Autonomiebehörde gerechtfertigt.<br />

Entsprechend hat der palästinensische<br />

UNO Botschafter Riyad Mansur<br />

am 19. Dezember per Brief an den UNO<br />

Sicherheitsrat die Weltgemeinschaft aufgefordert,<br />

sich um die palästinensischen<br />

Flüchtlinge in und aus Syrien zu kümmern,<br />

ohne anzubieten, sie im Staat Palästina<br />

aufzunehmen.<br />

Israel hat sich nach Angaben der stellvertretenden<br />

Sprecherin des Außenministeriums,<br />

Ilana Stein, bereit erklärt, die<br />

Einreise von Palästinensern aus Syrien<br />

in die Autonomiegebiete zu erleichtern.<br />

„Bisher hat sich noch niemand gemeldet“,<br />

sagte sie gegenüber Foxnews. Israel kontrolliert<br />

die Grenzen. Weiter sagte sie,<br />

dass Israel humanitäre Hilfe für die<br />

Menschen in Syrien angeboten habe.<br />

Doch eine Anfrage über das Rote Kreuz<br />

an die Rebellen in Syrien, ob sie israelische<br />

Hilfsgüter wünschten, sei abschlägig<br />

beantwortet worden.<br />

•<br />

18<br />

<strong>schalom</strong>


©Fotolia<br />

30 landwirte aus dem gazastreifen<br />

haben im vergangenen Monat an einer<br />

Messe in südisrael teilgenommen. die<br />

ausstellung wurde in der region eschkol<br />

abgehalten – einem hauptziel palästinensischer<br />

angriffe während der<br />

„operation Wolkensäule“ nur anderthalb<br />

Monate zuvor.<br />

„Landwirtschaft kennt keine Grenzen“,<br />

kommentierte der Leiter der Landwirtschaftlichen<br />

Abteilung in der Verwaltungsbehörde<br />

der israelischen Armee für<br />

die Koordination im Gazastreifen, Uri<br />

Madar, die palästinensische Teilnahme an<br />

der Ausstellung. „Pflanzenschädlinge zum<br />

Beispiel können von einer Seite zur anderen<br />

herüberkommen, deshalb gibt es hier ein gemeinsames<br />

Interesse. Wenn es im Sicherheitsbereich<br />

ruhig ist, dann besteht Raum,<br />

die Wirtschaft und die Landwirtschaft auf<br />

der anderen Seite zu entwickeln.“ Die Behörde<br />

hatte es den 30 Landwirten aus<br />

dem Gazastreifen genehmigt, die Messe<br />

in Eschkol zu besuchen. Die Region<br />

grenzt an das palästinensische Gebiet<br />

und an Ägypten.<br />

Der Vorsitzende des Bauernverbandes<br />

in der Stadt Khan Junis, Dschamal Abu al-<br />

Nadschar, sprach während der Ausstellung<br />

mit einem israelischen Landwirt.<br />

Dieser entwickelt neue Tomatensorten.<br />

Der Palästinenser zeigte sich beeindruckt<br />

von den neuen Technologien, berichtet<br />

die israelische Tageszeitung „Yediot<br />

Aharonot“. Er erstellte eine Einkaufsliste<br />

für verschiedene Tomatensorten.<br />

Die beiden Bauern tauschten<br />

auch ihre Telefonnummern aus und<br />

vereinbarten, miteinander im Geschäft<br />

zu bleiben. „Aber Sie werden mir einen<br />

guten Preis machen“, sagte Al-Nadschar.<br />

Die Landwirte in Gazastreifen sehen<br />

keine Probleme darin, nach Israel zu<br />

fahren und Geschäfte mit israelischen<br />

Firmen zu machen. „Im Gegenteil“, zitiert<br />

„Yediot Aharonot“ palästinensische<br />

Besucher der Messe. „Unser Interesse ist<br />

es, die Dinge weiter mit der israelischen<br />

Seite zu koordinieren und sogar das Produkt<br />

nach Israel selbst zu exportieren. Wir<br />

betrachten die Dinge nicht aus politischer<br />

Sicht. Wir und ihr schauen auf den wirtschaftlichen<br />

Nutzen.“ Die Hamas-Regierung<br />

in Gaza mische sich nicht in die<br />

Angelegenheiten der Bauern ein. „Wir<br />

stimmen uns nicht mit ihr ab. Wir stimmen<br />

uns nur mit der Palästinensischen Autonomiebehörde<br />

und mit Israel ab.“<br />

export aus dem gazastreifen<br />

auf täglicher Basis<br />

Der Vorsitzende des Bauernverbandes<br />

in Gaza-Stadt, Ahmad Schafi, sagte: „Export<br />

von landwirtschaftlichen Erzeugnissen<br />

geschieht Tag für Tag vom Gazastreifen nach<br />

Europa. Wir exportieren Paprika, Erdbeeren,<br />

Blumen, Cherrytomaten und Gewürze.“<br />

Seit dem Ende der Militäroperation<br />

„Wolkensäule“ Mitte November wurden<br />

200 Tonnen Erdbeeren, 130 Tonnen<br />

Tomaten, fünf Tonnen Gewürzkräuter<br />

und eine Million Blumen aus dem Gebiet<br />

ausgeführt.<br />

Al-Nadschar wies darauf hin, dass die<br />

Waffenruhe nach der Operation den<br />

Landwirten zugute komme: „Die Leute<br />

können ihre Ländereien aufsuchen, die sich<br />

in der Nähe der Grenze befinden und sie bearbeiten.<br />

Es gibt Export nach Europa, aber<br />

unser Hauptziel ist es, unsere Erzeugnisse<br />

wieder nach Israel und ins Westjordanland<br />

zu exportieren, wie es vor der Machtübernahme<br />

der Hamas war.“<br />

Der beste Markt sei der israelische, meint<br />

der Vorsitzende des Verbandes von<br />

Khan Junis. Das hohe Bruttonationaleinkommen<br />

führe dazu, dass die Israelis<br />

für die Waren mehr zahlten. Selbst<br />

wenn der Rafah-Übergang nach Ägypten<br />

geöffnet sei, würden die Palästinenser<br />

ihre Produkte lieber über Israel in<br />

andere Länder exportieren. Denn die Israelis<br />

seien erfahrener. Die Waren kämen<br />

dadurch nach Europa, wenn sie noch<br />

frisch seien. „Wenn die Wirtschaft funktioniert,<br />

sind die Leute zufrieden, und es<br />

gibt keine politischen Probleme“, lautete<br />

das Fazit der Messebesucher aus dem<br />

Gazastreifen.<br />

inn<br />

Peace in Progress<br />

<strong>schalom</strong> 19


Peace in Progress<br />

ulpanim für<br />

arabische Freiwillige<br />

Die Regierung plant, in den arabischen<br />

Kommunen spezielle Hebräisch-Kurse<br />

für Freiwillige des nationalen<br />

Zivildienstes anzubieten.<br />

Für alle israelischen Staatsbürger, die<br />

nicht der Wehrpflicht unterliegen,<br />

besteht die Möglichkeit, sich freiwillig<br />

zum nationalen Zivildienst zu melden.<br />

Vor allem religiöse Frauen nehmen<br />

diese Möglichkeit wahr, jedoch<br />

zunehmend auch arabische Israelis.<br />

Für sie hat die Behörde für den nationalen<br />

Zivildienst ein Programm entwickelt,<br />

das vor allem sprachliche<br />

Kompetenzen stärken und so auch<br />

die Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

nach Abschluss des Freiwilligendienstes<br />

vergrößern soll.<br />

An arabischsprachigen Schulen in<br />

Israel ist Hebräisch ab der dritten<br />

Klasse Pflicht, doch die Kurse sollen<br />

besonders auf die Freiwilligen- und<br />

eine spätere Berufstätigkeit vorbereiten.<br />

Etwa 2.300 arabische Jugendliche<br />

nehmen zurzeit an dem Freiwilligendienst<br />

teil.<br />

Haaretz<br />

Etwa 70% der Neuntklässler im Gazastreifen<br />

wählen Hebräisch als Schulfach<br />

anstatt Französisch oder Gesundheitspflege.<br />

Das Sprachangebot gibt es seit<br />

diesem Schuljahr. „Hebräisch ist ein Wahlfach,<br />

das 16 Schulen anbieten. Wenn es erfolgreich<br />

ist, werden wir es in allen Schulen<br />

im Gazastreifen anbieten“, kündigte der<br />

Bildungsminister Mustafa Marsuk laut<br />

der palästinensischen Nachrichtenagentur<br />

„Ma‘an“ an.<br />

Der Neuntklässler Ahmad al-Harasin<br />

sagte, er habe Hebräisch wegen seiner<br />

Ähnlichkeit zum Arabischen gewählt –<br />

und weil die Menschen, die in der Umgebung<br />

des Gazastreifens leben, Hebräisch<br />

sprächen. „Hebräisch ist leicht zu<br />

lernen. Manchmal rede ich ein paar Brocken<br />

mit meinem Vater.“<br />

Auch Imad Baaluscha, Direktor der Al-<br />

Schafi-Schule, sieht die Entwicklung positiv.<br />

Seine Schüler mögen das Fach, das<br />

eine wertvolle Ergänzung des Lehrplans<br />

sei. Er wies darauf hin, dass es Hebräisch-Unterricht<br />

schon vor der Gründung<br />

der Palästinensischen Autonomiebehörde<br />

im Jahr 1994 gegeben habe.<br />

israelischer arzt riskiert sein leben<br />

für palästinensischen steinewerfer<br />

Palästinenser sind in jeder Hinsicht ein integraler Bestandteil der israelischen<br />

Hadassah-Kliniken. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen (Ende<br />

Februar) wagte sich ein israelischer Arzt auch heimlich nach Nablus. Nablus wird<br />

von der Palästinensischen Autonomiebehörde kontrolliert: Der Arzt verzichtete<br />

jedoch auf die vorgeschriebene Begleitung durch israelische Soldaten, um das<br />

Leben eines jungen Palästinensers zu retten. Der war als Steinewerfer bei Auseinandersetzungen<br />

mit israelischen Soldaten und Siedlern verletzt worden. Seine<br />

Verletzungen waren schwer, dass ihm die Ärzte im Krankenhaus von Nablus<br />

nicht mehr helfen konn- ten und sie ihre israelischen Kollegen um Hilfe baten.<br />

Man wandte sich an Dr. Micha Shamir, einem hochrangigen Notfallmediziner der<br />

Hadassah-Klinik, der sich umgehend auf den Weg machte, begleitet von einem<br />

Assistenten und einem Beamten der Zivilverwaltung. Er reiste in einem palästinensischen<br />

Fahrzeug, eskortiert von palästinensischen Sicherheitskräften nach<br />

Nablus.<br />

Shamir überwachte die Vorbereitung des Patienten, der in einen Rettungswagen<br />

des „Roten Halbmondes“ verlegt wurde. Unter arabischer Polizei-Eskorte rasten<br />

sie zum Checkpoint an der Grenze, wo ein Hubschrauber der israelischen Airforce<br />

bereits startklar wartete."Als wir die Nablus-Klinik verließen, waren wir mit<br />

einer brüllenden Menschenansammlung konfrontiert. Doch unser Konvoi war größer,<br />

als der eines Ministerpräsidenten. Es war klar, dass wir dem jungen Mann helfen mussten.<br />

Aber Nablus zu betreten war nicht angenehm, und es gab Momente, in denen ich<br />

richtig Angst hatte.", erzählte Dr. Shamir.<br />

Der Patient befindet sich bereits auf dem Weg der Besserung.<br />

hebräisch im gazastreifen beliebt<br />

Früher war den Bewohnern des Gazastreifens<br />

Hebräisch besser vertraut, da es<br />

mehr Austausch mit Israelis gab: Sie arbeiteten<br />

in Israel oder lernten die Sprache<br />

in dortigen Gefängnissen. Umgekehrt<br />

hatten viele Israelis im Gazastreifen<br />

eingekauft oder Restaurants besucht.<br />

Seit den beiden „Intifadas“ 1987 und ab<br />

2000 sowie nach dem Rückzug Israels<br />

aus dem Gazastreifen 2005 gibt es nur<br />

noch selten direkten Kontakt zwischen<br />

beiden Seiten.<br />

Seit Januar dieses Jahres bietet auch die<br />

Islamische Universität in Gaza-Stadt<br />

Hebräisch-Kurse an. Im Westjordanland<br />

gibt es dieses Bildungsangebot nicht. inn<br />

Jeden Tag ein<br />

arabisches Wort<br />

Chanin Majadle (23), ursprünglich aus<br />

Baqa al-Gharbiya, heute wohnhaft in<br />

Tel Aviv, reichte es: Ständig fragten sie<br />

ihre jüdischen Freunde, wie man dieses<br />

oder jenes Wort auf Arabisch sagt. Warum,<br />

dachte sie sich, sollte man das<br />

Ganze nicht ein wenig systematischer<br />

gestalten und eröffnete die Facebook-<br />

Seite „Kalima – Ein Wort am Tag“, die den<br />

Fans jeden Tag ein neues arabisches Wort<br />

beibringt.<br />

Majadle ist B.A.-Studentin für Nahost-<br />

Studien an der Universität Tel Aviv und<br />

hilft ihren Kommilitonen gerne beim<br />

Arabisch-Lernen. Die Seite sieht sie<br />

aber nicht nur als Zusammenfassung<br />

dieser Nachhilfestunden sondern auch<br />

als Mittel der Annäherung zwischen<br />

Juden und Arabern.<br />

„Sprache ist eine Brücke“, so Majadle, die<br />

die Wörter nach aktuellen Anlässen<br />

aus Politik und <strong>Gesellschaft</strong> auswählt<br />

und auch immer in einem kurzen Text<br />

erläutert, warum sie sich für ein bestimmtes<br />

Wort entschieden hat.<br />

Selbstverständlich braucht es zum Sprechen<br />

mehr als nur „Ein Wort am Tag“,<br />

aber Majadles Hauptanliegen ist es, die<br />

Nutzer miteinander ins Gespräch zu<br />

bringen. Und das scheint ihr zu gelingen:<br />

nach nur fünf Tagen hatte die Seite<br />

3.618 Likes – die Fans sind sowohl<br />

Juden als auch Araber.<br />

Ynet<br />

20<br />

<strong>schalom</strong>


der gazastreifen im wirtschaftlichen austausch<br />

Geht vom Gazastreifen keine militante<br />

Aktion aus, hilft Israel der dortigen<br />

Wirtschaft. Mit dieser Botschaft hat das<br />

israelische Außenministerium neue Daten<br />

zur wirtschaftlichen Lage in dem<br />

Küstenstreifen veröffentlicht.<br />

Im Dezember 2012 hat Israel 60 Lastwagen<br />

und Busse in den Gazastreifen gelassen,<br />

und täglich 20 Lastwagen mit<br />

Baumaterial, heißt es in dem Bericht.<br />

„Dies wurde vor dem Hintergrund der<br />

Ruhe im Gazastreifen und dem bleibenden<br />

Dialog mit Ägypten seit Ende der ‚Operation<br />

Wolkensäule‘ getan. Solange die Ruhe<br />

und der Dialog bestehen bleiben und israelische<br />

Interessen, allen voran die Sicherheit,<br />

gewahrt sind, wird Israel weitere Maßnahmen<br />

erwägen.“<br />

Im Dezember, Januar und einem großen<br />

Teil des Februars haben die Palästinenser<br />

im Gazastreifen keine einzige Rakete<br />

auf Israel abgefeuert. Am 26. Februar<br />

schlug wieder eine ein, die das Industriegebiet<br />

der Küstenstadt Aschkelon<br />

traf, aber niemanden verletzte. Vor dem<br />

achttägigen Waffengang „Operation<br />

Wolkensäule“ im November 2012 stand<br />

Israel unter massiven Raketenbeschuss<br />

aus dem Gazastreifen.<br />

Im Januar 2013 haben dem Bericht zufolge<br />

4.991 Lastwagen mit 143.277 Tonnen<br />

an Gütern den Gazastreifen durch<br />

den Übergang bei Kerem Schalom erreicht.<br />

Kranke Personen verlassen mit<br />

ihrer Begleitung den Gazastreifen durch<br />

den Eres-Übergang im Norden, um sich<br />

in Israel oder in anderen Ländern behandeln<br />

zu lassen. Weiters dürfen täglich<br />

120 Geschäftsleute den Gazastreifen<br />

verlassen, dieses Limit werde jedoch<br />

nicht ausgenutzt. Insgesamt seien im<br />

Januar 2013 5.219 Palästinenser durch<br />

den Übergang im Norden aus dem Gazastreifen<br />

ausgereist.<br />

Warenlieferungen und hilfsprojekte<br />

Der Gazastreifen exportiert unter den<br />

Agrarprodukten vor allem Erdbeeren,<br />

Blumen, Paprika, Tomaten und Kräuter.<br />

Im vergangenen Jahr fanden Möbel<br />

aus dem Gazastreifen Verwendung in<br />

Schulen im Westjordanland, außerdem<br />

gab es Möbellieferungen nach Jordanien<br />

und Ägypten.<br />

Die Einfuhren sind auf 450 Lastwagen<br />

pro Tag begrenzt, tatsächlich passieren<br />

den Kerem Schalom-Übergang jedoch<br />

nicht mehr als 320. Auf diese Weise erreicht<br />

den Gazastreifen zum Beispiel<br />

Dieselkraftstoff, den das Emirat Katar<br />

spendet. Der Treibstoff kommt über<br />

Ägypten durch den Grenzübergang bei<br />

Nitzana nach Israel und von dort in<br />

den Gazastreifen.<br />

Im Januar wurden die Arbeiten an einer<br />

unterirdischen elektrischen Leitung beendet.<br />

Israel stellt den Großteil des<br />

Strombedarfs im Gazastreifen zur Verfügung.<br />

Über die jetzt fertig gestellte<br />

Leitung erreichen 10% des Bedarfs den<br />

Küstenstreifen. Damit verfügen 70.000<br />

Einwohner im Norden des Gebietes<br />

über ein stabiles Stomnetz.<br />

Dem Bericht zufolge wurden seit dem<br />

Jahr 2010 235 internationale Hilfsprojekte<br />

im Gazastreifen zugelassen. Davon<br />

seien 88 bereits umgesetzt, 83 stünden<br />

kurz vor dem Start.<br />

hat israel ägyptischen sand gestohlen?<br />

In einem 500 Seiten langen Schreiben an die Vereinten Nationen verlangt<br />

Ägypten US$ 500 Mrd. Schadenersatz von Israel für die Zeit während der Besatzung<br />

der Sinai-Halbinsel von 1967 bis 1982.<br />

Unter den Beschuldigungen finden sich Verluste durch die Übernahme des<br />

Suez Kanals, die dem Land Millionen gekostet haben sowie der Vorwurf, Israel<br />

habe Sand im Wert von US$ 50 Mrd. gestohlen. Dass die geforderte Gesamtsumme<br />

den gesamten israelischen Haushalt übersteigt, stört die Beamten<br />

Ägyptens wenig. Sie verwiesen auf den Friedensvertrag der beiden Länder<br />

und sagten, dass sie lediglich die freundschaftlichen Bande beider Länder<br />

stärken wollen.<br />

Die UNO hat bisher auf das Schreiben Ägyptens nicht reagiert, daraufhin<br />

haben sich die Ägypter an die Amerikaner gewandt – die jedoch auch noch<br />

nicht geantwortet haben.<br />

<strong>Israelische</strong> Anwälte haben sich schon auf einen Prozess vorbereitet. „Wenn<br />

man die Störung unseres Handelsverkehrs, die Menge an Schiffen, die von<br />

Ägypten beschlagnahmt wurden und die Sonderzölle einberechnet, kommt<br />

man zum Ergebnis, dass Ägypten uns noch etwa eine Trillion Dollar schuldet,“<br />

sagte ein Sprecher.<br />

stromleitungen nach gaza aufgerüstet<br />

Die unterirdischen elektrischen Leitungen, die den nördlichen Gazastreifen von<br />

Israel aus mit Elektrizität versorgen, sind Ende Februar saniert und aufgerüstet<br />

worden.<br />

Diese Leitungen liefern täglich 12,5 MW Elektrizität, das sind zehn Prozent der<br />

Gesamtmenge an Elektrizität, die Israel jeden Tag in den Gazastreifen liefert. Der<br />

Großteil der von den Bürgern des Gazastreifens verbrauchten Energie kommt aus<br />

Israel.<br />

Die Aufrüstung der Leitungen hat nun deren Kapazitäten deutlich erweitert, sodass<br />

die Stabilität der Energieversorgung besser gewährleistet wird. Im nördlichen<br />

Gazastreifen liegen mit Beit Hanoun und Beit Lahia zwei größere Städte mit<br />

zusammen etwa 70.000 Einwohnern.<br />

Die israelische Regierung verfolgt eine konsequente Politik der Unterstützung<br />

der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen.<br />

COGAT<br />

Peace in Progress<br />

<strong>schalom</strong><br />

21


Peace in Progress<br />

arabische und jüdische kleinunternehmerinnen<br />

in israel<br />

2013 Annual Jasmine Conference<br />

The Power of Women-Owned Businesses as Suppliers<br />

Tuesday, February 19, 2013, Kfar Maccabiah, Rayman Hall, 7 Perets Bernstein St., Ramat Gan<br />

The annual Jasmine Conference for<br />

the advancement of small businesses<br />

owned by Jewish<br />

and Arab women, will be<br />

held in cooperation<br />

wish-Arab Economic Development and Konr<br />

oundation, f<br />

e year. This annual<br />

highlight event ent brings together b<br />

epr es<br />

ofinance institutions, as well<br />

as Jasmine members - Jewish and Ar omen who o<br />

eine Moderator: Dana wirtschaftliche Weiss<br />

und gesellschaftliche<br />

ence progr<br />

Registration and gathering<br />

Opening remarks:<br />

erfolgsgeschichte Kiram Baloum geht Dir<br />

eweiter<br />

Dir onrad Adenauer Found<br />

Executive Dir ter f<br />

Small W<br />

Am 19. Februar a Str 2013 fand denzum f J e zwölf-<br />

The P<br />

d Co-Found ect Intern<br />

ten Mal die jährliche „Jasmine-Konferenz“<br />

statt, die jüdische und arabische<br />

er<br />

d N g<br />

ael: A Snapshot<br />

Lilach<br />

M<br />

d of Management, Head of<br />

g, Hapoalim B.M<br />

Inhaberinnen kleiner P<br />

e und actors in mittlerer Growing Y Unternehmen<br />

zusammenbringt Moshe Riany<br />

auss Israel<br />

und ihnen<br />

Alon Kinast<br />

f Finance, Government Pr emen<br />

dministration<br />

aher<br />

ravel M agement<br />

neue Perspektiven 13:00-14:30 Lunch<br />

aufzeigt. „Jasmine“<br />

14:30-16:00 eak<br />

shops sponsor<br />

ist ein gemeinsames Tips f Projekt der KAS Is-<br />

am Ilani<br />

d An<br />

oup<br />

Mobile as a Business Pr<br />

rael und des Center for Jewish-Arab Economic<br />

Development. David Isaac anag Die en f CustomInitiative ams<br />

oup ver-<br />

Barak ak Leshem<br />

shop 3:<br />

Customer Lo ams as a Marketing T<br />

16:00<br />

Closing remarks<br />

anstaltet einmal jährlich eine Konferenz<br />

15 Maskit Street POB 12017 Herzeliya Pituach, Israel<br />

el: (972-9) 971-9906 Fax: (972-9) 954-0136<br />

www.cjaed<br />

am@cjaed.org.il<br />

zu wechselnden Themen. Dieses Jahr<br />

thematisierte sie in Ramat Gan die<br />

Marktmacht von weiblich geführten Unternehmen<br />

als Zulieferern. Besucht wurde<br />

die Konferenz von rund 300 interessierten<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern.<br />

en t<br />

Moderiert wurde die Konferenz von<br />

der bekannten Fernsehjournalistin<br />

Dana Weiss, die dank einer exzellenten<br />

Vorbereitung dafür sorgte, dass alle Diskussionen<br />

auf das Ziel der Konferenz<br />

ausgerichtet blieben und für die anwesenden<br />

jüdischen und arabischen Unternehmerinnen<br />

praktisch verwertbare<br />

Empfehlungen zeitigten.<br />

Zu Beginn der Konferenz hob die Direktorin<br />

von „Jasmine“, Frau Kiram Baloum,<br />

hervor, dass „Jasmine“ seit Neuestem<br />

ein selbständiger eingetragener Verein<br />

sei, nachdem sie viele Jahre lang unter<br />

dem Dach des Centers for Jewish-Arab<br />

Economic Development agiert habe.<br />

Michael Mertes, Leiter der KAS Israel,<br />

lobte in seinem Grußwort die wertvolle<br />

Partnerschaft mit „Jasmine“ und wies<br />

daraufhin, dass es zu den Zielen der KAS<br />

Israel gehöre, den Gedanken der Sozialen<br />

Markwirtschaft zu fördern; Rückgrat<br />

dieser Wirtschafts- und <strong>Gesellschaft</strong>sordnung<br />

sei ein starker Sektor aus kleinen<br />

und mittleren Unternehmen.<br />

Die Präsidentin von „Jasmine“ und Vorstandsvorsitzende<br />

der Strauss Group,<br />

eines der größten Unternehmen Israels,<br />

Frau Ofra Strauss, eröffnete die Vortrags-<br />

und Diskussionsreihe. Sie machte<br />

deutlich, dass eine demokratische <strong>Gesellschaft</strong><br />

wie Israel die kleinen und<br />

mittleren Betriebe nicht zuletzt als Beitrag<br />

zur Diversität sowie zur wirtschaftlich-sozialen<br />

und technologischen<br />

Selbsterneuerung brauche.<br />

Als Leiterin eines enorm großen Unternehmens<br />

räumte sie ein, selbst nie direkt<br />

mit den Zulieferern in Verbindung<br />

getreten zu sein und wenig über diese<br />

zu wissen. Innerhalb von Großunternehmen<br />

müsse das Bewusstsein dafür<br />

gestärkt werden, dass es im eigenen Interesse<br />

liege, Waren und Dienstleistungen<br />

von Betrieben zu kaufen, welche<br />

von Frauen geführt werden. Dies gelte<br />

insbesondere auch für die öffentliche<br />

Hand, die bekanntlich der größte Beschaffer<br />

und Auftraggeber für die heimische<br />

Wirtschaft sei.<br />

Da für die Einkaufsmanager großer Betriebe<br />

und Verwaltungen lediglich Konkurrenzfähigkeit,<br />

innovative Lösungen<br />

und beste Qualität zu erschwinglichen<br />

Preisen zählten, müssten sie darauf aufmerksam<br />

gemacht werden, dass sie gerade<br />

auch bei Anbietern kleiner und<br />

mittlere Größe fündig werden könnten.<br />

Diese Überzeugung müsse in einem<br />

längeren Prozess verinnerlicht werden.<br />

Dass es schon einige Fortschritte gebe,<br />

sei daran sichtbar, dass eine Vielzahl<br />

arabischer Frauen in den letzten Jahren<br />

eigene Unternehmen gegründet hätten.<br />

Studien über von Frauen geleitete oder<br />

gegründete Unternehmen zeigten, dass<br />

es sich dabei nicht um ein Randphänomen<br />

handele, sondern um einen immer<br />

stärker werdenden Trend.<br />

Frau Elizabeth A. Vazquez von WEConnect<br />

International sprach im Blick auf<br />

die Integration von Frauen in das Wirtschaftsleben<br />

von „außergewöhnlichen<br />

Zeiten der Offenheit und Einbeziehung“.<br />

Sie lobte die Fortschritte, die Israel<br />

in Bezug auf die Förderung von<br />

Unternehmen gemacht habe, die von<br />

Frauen gegründet und geführt werden.<br />

Sie sprach die Problematik an, dass einerseits<br />

Frauen die meisten Konsumentscheidungen<br />

treffen, andererseits jedoch<br />

nur ein Prozent der Zulieferbetriebe von<br />

Frauen geleitet würden. Dahinter stecke<br />

keine bewusste Entschei dung auf Seiten<br />

des Einkaufsmanagements; es bedeute<br />

aber, dass Frauen initiativ werden<br />

und sich ins Sichtfeld der Entscheidungsträger<br />

begeben müssten.<br />

Nach einem Vortrag von Frau Lilach<br />

Asher-Topilsky, die als Leiterin des Retailbanking<br />

bei der Bank Hapoalim aus<br />

der Perspektive eines Kreditgebers das<br />

Thema der Konferenz beleuchtete, diskutierten<br />

Vertreter aus unterschiedlichen<br />

Sektoren auf einem Panel über<br />

konkrete Probleme und Herausforderungen.<br />

Zu den Panelisten gehörten<br />

Herr Alon Kinast, der im Finanzministerium<br />

für Beschaffungsangelegenheiten<br />

zuständig ist, Herr Moshe Riany, der<br />

im Einkaufsmanagement der Strauss<br />

Group leitend arbeitet, Frau Julia Zaher,<br />

eine arabische Unternehmerin im Nahrungsmittelsektor,<br />

und Frau Tzvia Dahan,<br />

die sich als Unternehmensberaterin<br />

selbstständig gemacht hat. Die Diskussionsteilnehmer<br />

tauschten sich über ihre<br />

jeweiligen Erfahrungen aus und trugen<br />

mit Informationen und Ratschlägen zum<br />

Ziel der Konferenz maßgeblich bei.<br />

Von den Vorträgen und Gesprächsrunden<br />

am Morgen und den Workshops<br />

am Nachmittag konnten die Konferenzteilnehmer<br />

wichtige Impulse – und nicht<br />

zuletzt ein Gefühl der Ermutigung – für<br />

ihre eigenen Unternehmen mitnehmen.<br />

Sie profitierten von der Begegnung mit<br />

anderen Unternehmerinnen aus verschiedenen<br />

Wirtschaftsbranchen. Praktisch<br />

bedeutsam war auch die klare Botschaft<br />

an die öffentliche Hand und das<br />

Einkaufsmanagement großer Unternehmen,<br />

bei ihren Ausschreibungen und<br />

Vergabeentscheidungen stärker als bisher<br />

das enorme Potential zu nutzen, das<br />

von jüdischen und arabischen Frauen<br />

gegründete und betriebene Unternehmen<br />

in Israel darstellen.<br />

Insgesamt erwies sich die Konferenz als<br />

eine überzeugende Werbung für die<br />

tragende Rolle kleiner und mittlerer<br />

Unternehmen für eine Wirtschafts- und<br />

<strong>Gesellschaft</strong>sordnung, in der Wettbewerbsfähigkeit<br />

und sozialer Ausgleich<br />

zwei Seiten derselben Medaille sind.<br />

Konrad Adenauer Stiftung (kas),<br />

Elena Müller und Michael Mertes<br />

22<br />

<strong>schalom</strong>


Wirtschaft<br />

„Fastcompany“ kürte die zehn innovativsten<br />

unternehmen aus israel 2013:<br />

1. sodastream<br />

Weil es eine Alternative zu Flaschen bereitstellt.<br />

Bis vor ein paar Jahren war SodaStream<br />

nur in einigen wenigen Ländern<br />

bekannt, heute ist es der weltweit<br />

größte Hersteller und Vertreiber von<br />

Sprudelwassersystemen zum Selbermachen<br />

und vertreibt seine Marken an<br />

mehr als 60.000 Verkaufsstellen in 45<br />

Ländern.<br />

2. Xsight systems<br />

Weil es Start- und Landebahnen sicherer<br />

macht. Fremdkörperteile auf der Startbzw.<br />

Landebahn verursachen der Luftfahrtindustrie<br />

Kosten von rund US$ 13<br />

Mrd. pro Jahr und waren auch die Ursache<br />

des berühmten Flugzeugunglücks<br />

mit der Concorde-Maschine der Air<br />

France im Jahr 2000.<br />

Bislang werden diese Fremdkörper von<br />

Sensoren aufgespürt, die entweder am<br />

Flugturm oder an patrouillierenden<br />

Fahrzeugen befestigt sind. Das neue System<br />

von XSight namens FODetect dagegen<br />

wird direkt in die Rollfeldleuchten<br />

integriert und ist eine Kombination aus<br />

Radarsystem und Videomonitoring.<br />

Der Flughafen Boston „Logan“ installierte<br />

2009 das System als erstes, es folgten<br />

Paris „Charles De Gaulle“ und Bangkok<br />

„Suvarnabhumi“ im Jahr 2012.<br />

3. Waze Mobile<br />

Für das Crowdsourcing der GPS-Navigation.<br />

Waze sammelt Kartendaten und<br />

die Informationen seiner mittlerweile<br />

fast 30 Mio. App-Usern. Es bietet Empfehlungsrouten,<br />

aktuelle Verkehrsinformationen<br />

und sogar Treibstoffpreise in<br />

Echtzeit. Im Oktober 2012 hat das Unternehmen<br />

noch mehr Funktionen eingeführt:<br />

Freunde, die miteinander an einem<br />

Ort verabredet sind, können voneinander<br />

in Echtzeit die Anfahrt verfolgen oder<br />

sich den besten Treffpunkt zwischen<br />

zwei Usern und die Idealroute dorthin<br />

anzeigen lassen.<br />

Waze wurde zur besten allgemeinen<br />

Handy-App bei der internationalen<br />

Handymesse Mobile World Congress in<br />

Barcelona gewählt.<br />

4. galil software<br />

Weil es den arabischen Gemeinden<br />

Hightech-Arbeitsplatze bietet.<br />

Die arabische Minderheit ist auf dem<br />

Arbeitsmarkt unterrepräsentiert, besonders<br />

in der Tech-Industrie. Doch dies<br />

beginnt sich nicht zuletzt dank des Beitrags<br />

von Unternehmen wie Galil Software<br />

zu ändern. Galil Software ist ein in<br />

Nazareth ansässiger Anbieter von FuEund<br />

Software-Dienstleistungen. Es beschäftigt<br />

rund 150 arabische Ingenieure<br />

und erhielt im vergangenen Jahr den<br />

vom Premierminister verliehenen Preis<br />

für Initiative und Innovation dafür, dass<br />

es „jungen Arabern eine Karriere in der<br />

High-Tech-Industrie bietet.”<br />

5. agricultural knowledge online (akol)<br />

Für die Modernisierung der chinesischen<br />

Landwirtschaft. Chinas Provinz<br />

Anhui die „Agro Cloud“-Lösung von<br />

AKOL eingeführt und beziffert damit<br />

seine gesamte Nahrungsmittelproduktion.<br />

Die Technologie wurde gemeinsam<br />

mit IBM entwickelt und ermöglicht es<br />

den lokalen Behörden, die Produktion<br />

von Obst, Gemüse, Milchprodukten, Geflügel<br />

und Fleisch zu überwachen. Ein<br />

erstes Pilot-Programm im vergangenen<br />

Jahr sollte bei erwiesenem Erfolg auf<br />

nationale Ebene erweitert werden.<br />

6. Takadu<br />

Für die weltweite Einsparung von Wasser.<br />

TaKaDus System erkennt Lecks, geplatzte<br />

Rohre, Störungen und ineffiziente<br />

Abläufe in Echtzeit durch die Verwendung<br />

vorhandener Daten und eigener<br />

Algorithmen. Größter Kunde des<br />

Unternehmens ist der Londoner Versorger<br />

Thames Water, der 9 Mio. Menschen<br />

beliefert. Im vergangenen Jahr expandierte<br />

TaKaDu nach Lateinamerika, Australien<br />

und in weitere Teile Europas.<br />

Bloomberg global<br />

innovation index: israel auf<br />

Platz 1 in Forschung und entwicklung.<br />

Insgesamt landete Israel nur auf Platz<br />

32 von 50 Ländern. Das liegt vor allem an<br />

der schlechten Bewertung der Produktivität<br />

(Platz 24) und Patentaktivität (Platz 41).<br />

Neben der herausragenden Stellung der<br />

Forschung und Entwicklung (Platz 1) gehört<br />

Israel auch in den Bereichen High Tech<br />

Dichte und Dienstleistungseffizienz<br />

(Platz 7) zu den führenden<br />

Nationen.<br />

7. kaltura<br />

Für die Demokratisierung von Web-Videos.<br />

Die Open-Source HTML5-Video-<br />

Plattform Kaltura wird von mehr als<br />

150.000 Internetnutzern, Bloggern, Medienfirmen<br />

und Bildungsdienstleistern<br />

verwendet. Im letzten Jahr erzielte das<br />

Unternehmen seinen bislang größten<br />

Coup: Wikipedia übernahm die Technologie<br />

für seine Seiten, so dass sie für die<br />

Videos von Millionen von Einträgen genutzt<br />

werden kann.<br />

8. insightec<br />

Für die Entwicklung neuer, nicht-invasiver<br />

Behandlungen. Das Unternehmen<br />

(teilweise im Besitz von GE) kombiniert<br />

MRT und Ultraschall-Technologien auf<br />

spannende Art und Weise – Behandlung<br />

der Patienten, ohne jemals zu operieren.<br />

Die nicht-invasive Technik wird<br />

bereits verwendet, um Tumore zu lokalisieren<br />

und mit Hitze zu zerstören. Im<br />

Oktober wurde InSightec in den USA<br />

zur Behandlung von Schmerzen zugelassen,<br />

die durch Knochenmetastasen<br />

ausgelöst werden. Eine wichtige Alternative<br />

für Patienten, die sich keiner<br />

Strahlentherapie unterziehen können.<br />

9. Pythagoras solar<br />

Für die Verbreitung des Solar-Fensters.<br />

Israel hat eine sehr dynamische Solarbranche,<br />

und eine ihrer spannendsten<br />

Entdeckungen ist Pythagoras, dem Entwickler<br />

des weltweit ersten transparenten<br />

Photovoltaik-Glases: Fenster also,<br />

die Strom durch Sonnenlicht produzieren.<br />

Im letzten Jahr wurde es erstmals<br />

in ein öffentlich genutztes Glasgebäude<br />

installiert. Die Fenster liefern Solarstrom<br />

und produzieren auch eigenes Sonnenlicht,<br />

um die Nutzung von zusätzlichem<br />

künstlichen Licht zu verringern.<br />

10. Better Place<br />

Weil es Elektrofahrzeuge bezahlbar und<br />

verfügbar macht. Better Place begann<br />

2012 mit der Auslieferung seines Fahrzeug,<br />

dem Renault Fluence Zero Emission,<br />

an israelischen Kunden. Diese sind<br />

durch ein landesweites Netz von Batterie-Wechsel-Stationen<br />

weniger abhängig<br />

von der bisher noch kurzen Laufzeit<br />

der Stromreserven.<br />

Wirtschaft<br />

<strong>schalom</strong><br />

23


©Serge Attal/Flash90<br />

Junge araber machen karriere<br />

Wirtschaft<br />

Immer mehr junge arabische Israelis<br />

ziehen es vor, ihr persönliches Potential<br />

auszuleben und eine professionelle Karriere<br />

zu entwickeln – im Gegensatz zur<br />

Arbeit einzig um des Einkommens willen,<br />

die in der Vergangenheit gemeinsam<br />

mit dem Familienleben für die meisten<br />

im Vordergrund stand.<br />

Dies geht aus einer Studie hervor, die<br />

die NGO Kav Mashve (etwa „Vergleichslinie“)<br />

auf ihrer Jahreskonferenz vorgestellt<br />

hat. Kav Mashve hat sich die<br />

Gleichstellung arabischer Akademiker<br />

auf dem Arbeitsmarkt in Israel zum<br />

Ziel gesetzt.<br />

Die Studie stellte den „neuen jungen<br />

Araber“ vor, Mitglied der „Generation<br />

A“, für die Karriere, Professionalität<br />

und Exzellenz oberstes Ziel ist.<br />

So verteilten sich beispielsweise die arabischen<br />

Studierenden heute viel stärker<br />

auf die verschiedenen Universitäten in<br />

Israel als noch vor wenigen Jahren. Bisher<br />

sei die Universität Haifa klassische<br />

Anlaufstelle für arabische Studierende<br />

gewesen, heißt es in der Studie, jetzt<br />

stellten sie jedoch bereits 23% der Studierenden<br />

am Technion, und auch an<br />

den übrigen Universitäten sei die Zahl<br />

deutlich gestiegen.<br />

„Generation A“, so Kheir Abd al-Razeq,<br />

stellvertretende Generalsekretärin der<br />

NGO, sei ein Begriff, der sich in den vergangenen<br />

Jahren für die Generation der<br />

25-29 Jahre alten Araber herausgebildet<br />

habe. Für sie stehe die Karriere im Vordergrund,<br />

auch Lebensgewohnheiten<br />

und Konsumverhalten seien vollkommen<br />

anders, als das der Elterngeneration.<br />

„Es ist eine Generation, die die örtliche<br />

Blase verlassen hat, die in kleineren Familien<br />

aufgewachsen ist und mehr Aufmerksamkeit<br />

erhalten hat“, so Abd al-Razeq.<br />

„Das wichtigste für sie ist nicht mehr das<br />

Einkommen sondern Karriere – ganz anders<br />

als noch in der Elterngeneration, die häufig<br />

eine Großfamilie mit unterstützen musste.“<br />

© Liron Almog/FLASH90.<br />

Die negev-region, die 60% der Landfläche von Israel<br />

ausmacht, wurde auf der “Lonely Planet”-Liste auf<br />

Platz 2 der Top 10 Regionen für das Jahr 2013 gewählt.<br />

Alljährlich veröffentlicht der beliebte Reiseführer für<br />

das kommende Jahr eine Liste der reizvollsten Gebiete,<br />

Städte und Reiseziele.<br />

Seien etwa Buchhalter oder Rechtsanwälte<br />

früher nach dem Studium meist<br />

ins Dorf zurückgekehrt, um sich dort<br />

selbstständig zu machen, hätten viele<br />

von ihnen heute das Ziel, in eine der<br />

großen Firmen oder Kanzleien des Landes<br />

aufgenommen zu werden – und dies<br />

meist im Zentrum Israels. Auch schrieben<br />

sich in den letzten Jahren immer<br />

mehr Araber für Ingenieurwissenschaften<br />

und High-Tech-Fächer ein – auch<br />

hier mit dem Ziel, es in eine der großen<br />

Firmen zu schaffen.<br />

Ynet<br />

Sonnenuntergang im Ramon Hotel in Mitzpe Ramon<br />

24<br />

<strong>schalom</strong>


israels weibliche Bevölkerung<br />

Frauen verdienen 24% weniger<br />

als Männer<br />

Israel ist ein Land des Fortschritts, der<br />

Innovationen. Erst kürzlich wurde der<br />

Einsatz von so genannten Magermodels<br />

auf den Laufstegen verboten, dazu der<br />

Import und Verkauf von Kosmetika, die<br />

an Tieren getestet worden sind.<br />

In Sachen Gleichberechtigung herrscht<br />

allerdings noch Aufholbedarf, wie eine<br />

neue Studie des jährlichen „Supervisor<br />

Reports“ zeigt. Zwischen Frauen und<br />

Männern herrscht ein durchschnittlicher<br />

Einkommensunterschied von 23,9 Prozent.<br />

Allerdings muss erwähnt werden,<br />

dass die Besteuerung in Israel Frauen<br />

bevorzugt behandelt, das Nettoeinkommen<br />

verkleinere den durch- schnittlichen<br />

Unterschied demnach auf 15%.<br />

Der israelische Gehaltsbeauftragte des<br />

Finanzministeriums, Kobi Amsalem, gibt<br />

zu, dass es noch eine Menge zu verbessern<br />

gibt. Der Grund für die Diskrepanz<br />

sei nicht Gehaltsdiskrimination sondern<br />

der, dass Frauen einfach niedrigere Positionen<br />

Ämtern innehätten, in höheren<br />

Positionen seien nicht soviele Frauen<br />

vertreten. Dazu komme, dass aufgrund<br />

der Familiensituation eher Männer in<br />

der Lage seien, Überstunden zu leisten.<br />

2.888.300 Frauen über 15 Jahren im<br />

Jahr 2012<br />

Etwa 37% der Frauen sind Mütter von<br />

Kindern bis 17 Jahre. 66,4% der berufstätigen<br />

Frauen arbeiten Vollzeit (86,3%<br />

der Männer) und 33,6% Teilzeit. 14,2%<br />

der Teilzeitbeschäftigten gaben an, sie<br />

würden lieber in Vollzeit arbeiten. Etwa<br />

24.700 Arbeitnehmerinnen waren über<br />

Leiharbeitsfirmen beschäftigt, damit machen<br />

sie 50,6% der Leiharbeiter überhaupt<br />

aus.<br />

Frauen stellten 2012 48,6% der Berufstätigen<br />

in akademischen Berufen und<br />

30,8% der in leitenden Positionen Tätigen.<br />

Außerdem waren 36,6% der im Hightech-Sektor<br />

Tätigen Frauen.<br />

Nachholbedarf gibt es allerdings noch<br />

in der Lohngerechtigkeit: Das Durchschnittseinkommen<br />

eines männlichen<br />

Angestellten lag 2012 bei 9.976 Shekel<br />

(etwa 2.000 Euro), das seiner Kolleginnen<br />

bei 6.600 Shekel (etwa 1.300 Euro).<br />

Das bedeutet, eine Frau verdient absolut<br />

gesehen durchschnittlich lediglich 66%<br />

vom Einkommen eines Mannes. Der Unterschied<br />

in den Löhnen ist jedoch in den<br />

vergangenen 20 Jahren gesunken: Anfang<br />

der 1990er Jahre betrug das Durchschnittseinkommen<br />

einer Frau lediglich<br />

57% von dem eines Mannes. Geringer als<br />

in absoluten Löhnen ist der Unterschied<br />

auch im Stundenlohn: Hier beträgt er<br />

83% des Einkommens der Männer.<br />

In der Schule sind Mädchen erfolgreicher<br />

als Jungen: 62% schlossen im vergangenen<br />

Jahr mit der Matura ab, bei ihren<br />

Mitschülern waren es lediglich 51%.<br />

Dementsprechend waren 56,7% der Studierenden<br />

im Studienjahr 2011/12 Frauen<br />

(unter den arabischen Studierenden<br />

waren es sogar 67,3%). 1969/70 hatten<br />

sie noch 43,3% der Studierenden ausgemacht.<br />

In den Masterstudiengängen waren<br />

sogar 56,7% Frauen, unter den Doktoranden<br />

immerhin noch 52,4%. 07.03.13<br />

Fünf Prozent mehr<br />

arbeitslose<br />

Die Arbeitslosenzahl in Israel ist im<br />

Jahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr<br />

um 5,4% gestiegen. Auch die Zahl der<br />

Entlassungen stieg um 8,2% auf insgesamt<br />

147.583. Im Vorjahr verloren<br />

136.299 Menschen ihre Arbeitsstelle.<br />

Damit sind insgesamt rund 7% der israelischen<br />

Bevölkerung arbeitslos. Die Zahl<br />

an Arbeitslosen hängt auch mit einer<br />

höheren Anzahl an verfügbaren Arbeitskräften<br />

zusammen, berichtet die israelische<br />

Tageszeitung „Yediot Aharonot“.<br />

Eine Untersuchung des Zentralen Statistikbüros<br />

zeigt, dass die Zahl der Arbeitskräfte<br />

in Israel im vergangenen Jahr<br />

um 3,2% gestiegen sei.<br />

Im Jahr 2012 gab es 204.264 arbeitssuchend<br />

Israelis. Etwa die Hälfte waren<br />

Frauen: 114.491 weibliche Israelis waren<br />

auf der Suche nach Arbeit.<br />

Im Handelssektor war jedoch ein Hoch<br />

zu verzeichnen: Die Nachfrage nach Arbeitskräften<br />

stieg von November bis<br />

Dezember um 5,6 % an. Insgesamt gab<br />

es gegen Ende vergangenen Jahres im<br />

Geschäftsbereich damit 62.600 offene<br />

Stellen.<br />

stabile start-ups<br />

65% der israelischen Start-up-Unternehmen<br />

sind in den letzten fünf Jahre tatsächlich<br />

im Geschäft geblieben. Das ist<br />

außergewöhnlich, weil bei dem Venture-<br />

Capital-Modell der High-Tech-Industrie<br />

in der Regel nur eines von 10 Start-up-<br />

Unternehmen eine echte Rendite auf ihre<br />

ursprüngliche Investition bietet.<br />

rekordjahr für<br />

Tourismus<br />

Insgesamt besuchten 3,5 Mio. Menschen<br />

Israel im Jahr 2012. Der überwiegende<br />

Teil, 2,9 Mio., waren Touristen: Auf Platz<br />

1 die USA mit 18%, knapp dahinter folgt<br />

Russland, – aus dem 20% mehr Touristen<br />

als noch 2011 nach Israel gereist sind.<br />

77% der Touristen besuchten Jerusalem,<br />

56% Tel Aviv-Jaffa. Für 51% der ausländischen<br />

Touristen gehörte auch das Tote<br />

Meer zum Pflichtprogramm.<br />

aus deM zenTralen sTaTisTikaMT<br />

Mehr ingenieurinnen<br />

Rund ein Drittel der Studierenden der ingenieurwissenschaftlichen<br />

Fächer an den<br />

israelischen Hochschulen sind Frauen.<br />

Dies geht aus einer Untersuchung der<br />

Behörde für Hochschulbildung hervor.<br />

Demzufolge gibt es an den unterschiedlichen<br />

Einrichtungen und zwischen den<br />

Fächern größere Unterschiede, generell<br />

ist aber bei Frauen ein starker Trend hin<br />

zum Studium bisher „männerspezifischer“<br />

Fächer auszumachen.<br />

rückgang der zahl<br />

an Verkehrstoten<br />

Die Zahl der Verkehrstoten 2012 hat in<br />

Israel trotz des enormen Anstieges an<br />

Autos den niedrigsten Wert seit 50 Jahren.<br />

In den letzten Jahren gab es einen<br />

Anstieg an Bußgeldern und einen stärkeren<br />

Fokus, bei lebensbedrohlichen Verkehrsvergehen<br />

hart durchzugreifen.<br />

Als Folge des Rückgangs der Zahl an<br />

Verkehrstoten ist Israel im Ranking für<br />

Fahrsicherheit aufgerückt. Vor zehn Jahren<br />

befand sich Israel im weltweiten<br />

Vergleich auf Platz 20, heute nimmt es<br />

Platz 10 ein.<br />

Wirtschaft<br />

<strong>schalom</strong> 25


Wissenschaft<br />

israel weit vorne bei digitalen<br />

gesundheits-apps<br />

Seit 1995 findet in Tel Aviv jährlich die<br />

Cardiovascular Interventions (ICI) Conference<br />

statt, auf der sich führende internationale<br />

Kardiologen, Innovatoren, biomedizinische<br />

Ingenieure, Wissenschaftler<br />

und israelische Start-ups treffen, um<br />

digitale Innovationen in der Kardiologie<br />

zu diskutieren.<br />

An der diesjährigen ICI nahm unter anderem<br />

das Start-up Healarium teil, das<br />

eine App zur fortwährenden Überwachung<br />

des eigenen Gesundheitszustands<br />

für iPhone und Android entwickelt hat.<br />

Außerdem assistiert sie bei der Umsetzung<br />

eines Gesundheitsplans. Patienten<br />

können so jederzeit überprüfen, ob sie<br />

die medizinischen Vorgaben des Arztes<br />

einhalten. Eine Besonderheit der App<br />

ist die Verbindung der App-Nutzer untereinander<br />

in Form eines sozialen Netzwerks.<br />

Menschen mit ähnlichen gesundheitlichen<br />

Problem oder Vorgaben können<br />

so miteinander in Kontakt treten<br />

und sich gegenseitig unterstützen.<br />

Eine weitere App ist vor allem für Menschen<br />

mit Diabetes interessant. Dario<br />

von Israeli Labstyle Innovation ermöglicht<br />

es Diabetikern, ihren Blutzucker mithilfe<br />

ihres Smartphones zu bestimmen.<br />

Dazu wird ein Blutzuckerteststreifen mit<br />

dem Smartphone verbunden.<br />

Die App analysiert und speichert die Informationen<br />

auf dem Streifen und alarmiert<br />

den Nutzer, wenn eine Insulin-<br />

Injektion notwendig sein sollte. Ynet<br />

oecd erfreut über israelische<br />

abfall- und chemie-Politik<br />

Die OECD hat Israel für seine Gesetzgebung<br />

auf dem Gebiet der Pestizide<br />

und chemischen Abfälle gelobt.<br />

Seit dem Beitritt zur OECD im Jahr 2010<br />

hat Israel verschiedene Erfolge auf diesem<br />

Gebiet erzielt, so etwa die Einrichtung<br />

eines Mechanismus für den Umgang<br />

mit und die Registrierung von industriellen<br />

Chemikalien, die Einrichtung<br />

eines Registers für die Nachverfolgung<br />

chemischer Emissionen und die Umsetzung<br />

einer konsequenten Politik zur<br />

Kontrolle von chemisch verursachter Verschmutzung<br />

von Luft und Gewässern.<br />

studieren mit<br />

down-syndrom<br />

©Haaretz<br />

Irgendetwas an dieser Klasse ist anders:<br />

Als die Dozentin für die kommende Woche<br />

einen Test ankündigt, brechen die Studierenden<br />

in Begeisterungsrufe aus.<br />

Vielleicht liegt das daran, dass die Teilnehmer<br />

(noch) keine gewöhnlichen Studierenden<br />

sind. Sie sind Teil eines Programms<br />

an der Bar-Ilan-Universität, das<br />

es erstmals in Israel Menschen mit geistiger<br />

Behinderung ermöglicht, Hochschulinhalte<br />

zu studieren.<br />

Im Rahmen des M.A.-Studiengangs Sonderpädagogik<br />

unterrichten Studierende<br />

hier Kursteilnehmer, die etwa das Down-<br />

Syndrom haben. Initiatorin des Projekts<br />

ist Prof. Hefziba Lifshitz-Vahav, die das<br />

M.A.-Programm leitet. Die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer studieren hauptsächlich<br />

Inhalte, die aus Programmen der<br />

Fernuniversität stammen, und sprachlich<br />

aufbereitet wurden. Ziel ist jedoch,<br />

dass zumindest ein Teil von ihnen im<br />

zweiten Studienjahr in das reguläre B.A.-<br />

Programm wechselt.<br />

Auch dort stünde ihnen allerdings immer<br />

ein Mentor zur Seite, der sie während<br />

der Vorlesungen und Seminare begleitet.<br />

Eingeschrieben wären die Studierenden<br />

mit Behinderung dann als Gasthörer<br />

mit der Möglichkeit, an Prüfungen<br />

teilzunehmen.<br />

Die Perspektive für einen Wechsel sehen<br />

die Kursleiter etwa bei Shimrit Kroitero,<br />

Odelia Yona Gabai und Oded Naftali, die<br />

mit Begeisterung dabei sind. Auf die Frage,<br />

was sie besonders interessiere, muss<br />

Kroitero kurz nachdenken und entscheidet<br />

dann: „Alles. Für mich ist das eine ganz<br />

neue Welt, eine Welt der Wissenschaft. […]<br />

Geben Sie mir einen Bleistift und einen Radierer<br />

und ich setze mich für Stunden hin<br />

und lerne.“<br />

Eine engagierte Diskussion entspinnt sich<br />

unter den drei Kommilitonen, als es um<br />

das Thema Inklusion geht, das zurzeit<br />

viele Gemüter bewegt. „Meine Eltern<br />

haben dafür gekämpft, dass ich auf eine normale<br />

Schule gehen kann“, so Naftali. Gabai<br />

dagegen ist sich nicht sicher, ob die Inklusion<br />

für Kinder mit Down-Syndrom<br />

das richtige ist.<br />

Livshitz-Vahav erklärt, die Teilnehmer<br />

wüchsen während des Programms weit<br />

über den ihnen zugeschriebenen IQ hinaus.<br />

„Daher interessiert mich ihr IQ auch<br />

nicht […]“, so die engagierte Professorin. Ich<br />

möchte beweisen, dass sie es im Studium<br />

schaffen können. Der Himmel ist die Grenze,<br />

und wir fangen jetzt erst an.“ Haaretz<br />

orale insulin-kapsel<br />

Das in Jerusalem ansässige Pharmaunternehmen<br />

Oramed Pharmaceuticals ist bei<br />

der Zulassung einer innovativen, oralen<br />

Insulin-Kapsel für Menschen mit Diabetes<br />

Type II vorangekommen, berichtet<br />

ISRAEL21c. Das Unternehmen ist dabei,<br />

Phase 2 mit klinischen Versuchen an 147<br />

Probanden an über einem Dutzend Krankenhäusern<br />

in den USA zu starten.<br />

Oramed Pharmaceuticals CEO Nadav Kidron<br />

teilte ISRAEL21c mit, dass das Produkt,<br />

welches das Aushängeschild der<br />

Firma ist, die Behandlung von Diabetes<br />

revolutionieren könnte. Weltweit leiden<br />

mehr als 371 Mio. Menschen unter Diabetes.<br />

Die bisherige Methode der Selbstinjektion<br />

von Insulin ist unangenehm<br />

und birgt auch die ständige Gefahr einer<br />

Infektion. Eine Kapsel, die über den<br />

Mund eingenommen wird, wäre bequemer<br />

und auch natürlicher, da es den normalen<br />

Weg des Insulins im Körper entspräche.<br />

Doch bisher gab es noch keinen<br />

Weg, groß-molekulare Polypeptide wie<br />

Insulin oder Impfstoffe oral verabreichen<br />

zu können. Der zugrunde liegenden<br />

Technologie Orameds ging eine 25-jährige<br />

Forschung an der Hadassah Universitätsklinik<br />

in Jerusalem voraus.<br />

<strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

UNSER ZIEL IST ES,<br />

objektive und wahrheitsgetreue<br />

Informationen aus Israel<br />

zu verbreiten und das richtige<br />

Israel zu vermitteln.<br />

26<br />

<strong>schalom</strong>


antiken-archiv geht online<br />

©UWS<br />

Die Antikenbehörde stand vor einer schwierigen Aufgabe: Wie scannt man zehntausende Dokumente, die auf so unterschiedliche<br />

Materialien wie Reis, Fasergewebe oder Pergament gedruckt sind? Wie geht man mit Dokumenten um,<br />

deren physischer Zustand nicht gut ist, wie zum Beispiel schreibmaschinengeschriebene Dokumente oder alte Landkarten,<br />

die auf gelblichem Papier geschrieben und überschrieben wurden und bei falscher Behandlung zu Staub zerfallen<br />

würden?<br />

Die Lösung bot schließlich eine externe Firma, deren Spezialgebiet das Scannen solcher „problematischen“ Dokumente<br />

ist. Und so wurden 36.000 Dokumente aus der Zeit zwischen 1919 und 1948 gescannt, die Jerusalem und Akko dokumentieren<br />

und im Mandatsarchiv der Antikenbehörde gelagert sind. Von heute an können alle diese Dokumente online<br />

eingesehen werden.<br />

„Bisher befanden sich diese Materialien in Archiven und Bibliotheken, ohne dass Nutzer sie hätten anschauen können“, so Efraim<br />

Reich, Chef der Firma, die das Projekt für die Antikenbehörde durchführt. „Die von uns durchgeführte Arbeit wird helfen,<br />

wichtiges Material für die nächsten Generationen zu bewahren.“<br />

Unter den Dokumenten befinden sich etwa Bilder aus der Jerusalemer Altstadt oder Baupläne des Tempelberges –<br />

hauptsächlich sind es aber sehr viele wissenschaftliche Materialien aus der Welt der Archäologie.<br />

Die Dokumente aus der Mandatszeit, die nun verfügbar sind, sind erst der Anfang, denn letztendlich soll das gesamte<br />

Archiv online gestellt werden. 800 Millionen Shekel (etwa 40 Millionen Euro) stehen dafür aus dem Nationalerbe-Programm<br />

zur Verfügung, das im Amt des Ministerpräsidenten angesiedelt ist. 1,5 Millionen Shekel (etwa 300.000 Euro)<br />

hat die erste, nun abgeschlossene Stufe gekostet.<br />

Zukünftig soll das digitale Archiv in das Portal des Netzwerks der israelischen Archive eingebunden werden, das die<br />

Inhalte aller israelischen Archive der Öffentlichkeit zugänglich macht.<br />

Das Onlinearchiv in hebräischer und in englischer Sprache ist hier zu finden: www.iaa-archives.org.il.<br />

INTERNATIONALE ARBEITSGEMEINSCHAFT<br />

FÜR GRUPPENANALYSE<br />

Haaretz<br />

Wissenschaft<br />

WORKSHOPS FÜR GRUPPENANALYSE<br />

IN ALTAUSSEE 2012/2013<br />

Institutsleitung: Prof. Dr. phil. Michael Hayne, Bonn (geschäftsführend)<br />

Prof. Dr. med. Josef Shaked, Wien<br />

(Mitbegründerin der IAG: Dr. med. Alice Ricciardi von Platen †)<br />

Die Workshops in Altaussee – bekannt und berühmt wegen ihrer emotionalen, interkulturellen und toleranten Atmosphäre<br />

– bieten eine lebendige Selbsterfahrung. Hier ist umfangreiche Gelegenheit, eigene emotionale Reaktionen<br />

kennenzulernen und aufrichtige Rückmeldungen hierzu zu erhalten. Von hier aus können die Teilnehmer die eigene<br />

Beziehungsgeschichte mit ihren konstruktiven und ihren traumatischen Anteilen erforschen, wobei die anderen<br />

Gruppenteilnehmer oft probeweise wie Stellvertreter für frühere Bezugspersonen wahrgenommen werden können.<br />

Daraus entwickelt sich typischerweise ein vielgestaltiges Übungsfeld für eigene Veränderungen in der Beziehungsgestaltung<br />

und für persönliches Wachstum. Diese Möglichkeit zu einer Selbsterfahrung – eventuell ganz unabhängig<br />

von allen beruflichen Ausbildungszielen – nutzen einige unserer Teilnehmer fortlaufend, zum Teil ü̈ber viele Jahre.<br />

WorkshoPs 2013<br />

22. März – 30. März 2013 • 27. September – 5. Oktober 2013<br />

Teilnahmekosten je Workshop 880,00 €/Studenten 440,00 €<br />

(nur Erststudium für die Berufsausbildung, Studienbescheinigung erforderlich)<br />

Die Teilnahmegebühr bitten wir bis spätesten 6 Wochen vor Beginn des Workshops auf das Konto der IAG zu überweisen:<br />

Sparkasse KölnBonn * BLZ 370 50198 * Konto 41 301 359 - IBAN: DE92 3705 0198 0041 3013 59 * BIC: COLSDE33<br />

organisation: ingrid Berendes • Telefon 0228 478951 • Telefax 0228 477872 • office@gruppenanalyse.info • www.gruppenanalyse.info<br />

<strong>schalom</strong><br />

27


den Kontakt und Austausch mit vielen<br />

Kolleginnen und Kollegen im deutschen<br />

Sprachraum, insbesondere in Österreich<br />

hegt und pflegt und zahlreiche Gastvorträge<br />

und universitäre Lehrveranstaltungen<br />

hält sowie den österreichischen<br />

Wissenschaftsnachwuchs intensiv fördert.<br />

Vorläufiger formaler Höhepunkt<br />

dieser Beziehungen war das Symposium<br />

„Beiträge zur Erforschung des antiken<br />

Judentums“ im Oktober 2007 an der<br />

Wiener Urania, das von verschiedenen<br />

österreichischen Trägern, insbesondere<br />

der <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

zu Ronny Reichs Ehren veranstaltet<br />

wurde. Im August 2011 begann<br />

auf Initiative von Ronny Reich das gemeinsame<br />

Forschungsprojekt „Arbeit<br />

und Sitte in Palästina“ in Kooperation<br />

zwischen der Universität Haifa (Ronny<br />

Reich) und der Universität Wien (Friedrich<br />

Schipper) sowie dem Deutschen<br />

Evangelischen Institut für Altertumskunde<br />

des Heiligen Landes (Dieter Vieweger)<br />

und die Universität Greifswald<br />

(Julia Männchen), das für die geplante<br />

Laufzeit von 8 Jahren die beteiligten Einrichtungen<br />

eng aneinanderknüpft.<br />

Von Bedeutung sind auch seine Leistungen<br />

um die Ausbildung österreichischer<br />

Studierender im Bereich der Archäologie<br />

und des kulturellen Erbes Jerusalems.<br />

Er initiierte die nunmehr alljährlichen<br />

Sommerlehrkurse „Archäologische Feldforschungen<br />

Jerusalem“ der Universität<br />

Wien, die durch das <strong>Österreichisch</strong>e<br />

Hospiz in Jerusalem gefördert werden<br />

und ebendort stattfinden, ist der israekultur<br />

<strong>Österreichisch</strong>es ehrenkreuz<br />

an ronny reich<br />

Von dr. Friedrich schiPPer<br />

Einem der wichtigsten israelischen<br />

Partner der <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong>, Prof. Ronny Reich, wurde<br />

das <strong>Österreichisch</strong>e Ehrenkreuz für Wissenschaft<br />

und Kunst, 1. Klasse, verliehen.<br />

Ronny Reich ist Professor für Archäologie<br />

an der Universität Haifa und Vorsitzender<br />

des Archäologischen Kuratoriums<br />

des <strong>Israelische</strong>n Kulturministeriums.<br />

Er gilt als international renommierter<br />

Wissenschaftler und Experte für die<br />

Archäologie der so genannten Zweiten<br />

Tempelzeit (das entspricht der hellenistisch-frührömischen<br />

Zeit im antiken Judentum)<br />

sowie als Doyen der Jerusalem-<br />

Archäologie. Der Vorschlag zur Verleihung<br />

eines Verdienstzeichens an Prof.<br />

Reich erfolgte durch Friedrich Schipper,<br />

Universität Wien, Markus Bugnyar, <strong>Österreichisch</strong>es<br />

Hospiz in Jerusalem, und<br />

Richard Schmitz, <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong>. Die Feier der Verleihung<br />

fand am 18. Oktober in der Residenz<br />

des österreichischen Botschafters<br />

in Israel statt. Anlässlich dieses Ereignisses<br />

fand am 21. Oktober ein Ehrensymposium<br />

am <strong>Österreichisch</strong>en Hospiz<br />

in Jerusalem statt.<br />

Prof. Ronny Reich ist der Sohn von<br />

Herta Reich, geb. Eisler, einer Mürzzuschlager<br />

Jüdin, der einzigen überlebenden<br />

Österreicherin jenes illegalen jüdischen<br />

Flüchtlingstransports aus Österreich<br />

nach Palästina, der später den Namen<br />

„Kladovo-Transport“ bekommen<br />

sollte. Auf ihrer Flucht nach Palästina,<br />

die sechs Jahre von 1938 bis 1944 dauerte,<br />

lernte sie Romek Reich kennen, sie<br />

heirateten 1941 und konnten 1944 schließlich<br />

nach Palästina emigrieren. Ronny<br />

Reich kam am 31. März 1947 in Rehovot<br />

zur Welt. Sein Vater Romek fiel in<br />

den ersten Wochen des <strong>Israelische</strong>n Unabhängigkeitskrieges<br />

im Juli 1948 bei<br />

Ludd.<br />

Ronny Reich hatte wesentlichen Anteil<br />

daran, dass seine Mutter Herta in den<br />

1980er Jahren begann, ihre Erinnerungen<br />

an den Kladovo-Transport aufzuschreiben.<br />

Diese Gespräche zwischen Mutter<br />

und Sohn waren die Grundlage ihres<br />

Buches „Zwei Tage Zeit“, das 1998 im Clio-<br />

Verlag erscheinen konnte und ein zentrales<br />

Zeugnis des Schicksals der steirischen<br />

Juden zur Nazizeit darstellt.<br />

Ronny Reich hat dieses Buch später auch<br />

ins Hebräische übersetzt. Am 23. November<br />

2012 wurde das Gymnasium<br />

Mürzzuschlag in Herta-Reich-Gymnasium<br />

umbenannt.<br />

Trotz ihrer schmerzhaften Erfahrungen<br />

der Verfolgung und Vertreibung sowie<br />

der Ermordung zahlreicher Familienmitglieder<br />

knüpfte die Familie Reich/<br />

Eisler wieder den Kontakt zur alten Heimat,<br />

der bis heute besteht. Diese enge<br />

Verbindung hat sich auch auf Ronny<br />

Reich übertragen, der als Wissenschaftler<br />

28<br />

<strong>schalom</strong>


lische universitäre Partner vor Ort, der<br />

mit viel Erfahrung, Umsicht und Engagement<br />

die österreichischen Studierenden<br />

mit betreut und unterrichtet. Darüber<br />

hinaus berät und betreut er das<br />

Hospiz als österreichischen Ankerpunkt<br />

inmitten der Jerusalemer Altstadt in<br />

der langjährigen schwierigen Phase des<br />

Aus- und Umbaus in denkmalpflegerischer<br />

Hinsicht mit großem Geschick<br />

und Erfolg.<br />

Das Ehrensymposium mit dem Titel<br />

„Purity in Scripture, Archaeology and Tradition“<br />

im <strong>Österreichisch</strong>en Hospiz in<br />

Jerusalem war einem zentralen Forschungsthema<br />

von Prof. Reich gewidmet:<br />

der jüdischen Institution des rituellen<br />

Reinheitsbades (Mikve) in seiner<br />

Geschichte. Dem besonderen Veranstaltungsort<br />

Rechnung tragend, berichtete<br />

Shua Kisilevitz, Israel Antiquities Authority,<br />

über „The salvage excavations on the<br />

compound of the Austrian Hospice in Jerusalem“.<br />

Der Rektor der ökumenischen<br />

University of the Holy Land, Stephen<br />

Pfann, referierte zum Thema „Purity and<br />

mikvaot at Qumran“, Prof. Doron Ben-Ami,<br />

Israel Antiquities Authority und Hebräische<br />

Universität Jerusalem, berichtete<br />

über zentrale Ergebnisse seiner Ausgrabung<br />

in Jerusalem, nämlich über „A large<br />

edifice and its purification annex recently<br />

exposed at the City of David”, und Shimon<br />

Gibson, senior fellow am W.F. Albright<br />

Institute of Archaeological Research in<br />

Jerusalem, referierte auf Basis der Erkenntnisse<br />

seiner Ausgrabungen Suba<br />

bei Jerusalem über „Jewish water purification<br />

rites and the water immersion practices<br />

of John the Baptist“. Ronny Reich berichtete<br />

über die Ergebnisse seiner „Recent<br />

research on medieval to modern period<br />

miqvaot in Germany“.<br />

Bei seinen Ansprachen in der Botschafterresidenz<br />

wie auch im Hospiz ging<br />

Friedrich Schipper auf einige sehr persönliche<br />

Aspekte der fruchtbaren Zusammenarbeit<br />

mit Ronny Reich ein, sparte<br />

aber auch nicht mit Kritik an heik len<br />

Themen wie die jedenfalls für damalige<br />

Verhältnisse typische, äußerst mangelhaft<br />

erfolgte Restituierung der Vermögenswerte<br />

der Familie Eisler/Reich nach<br />

dem Krieg oder die formaljuristische<br />

Verunmöglichung einer Zuerkennung<br />

der österreichischen Staatsbürgerschaft<br />

für die Nachkommen der Familie, die<br />

aus heutiger Sicht obsolet sein müsste,<br />

und schlug auch vor, gemeinsam für ein<br />

Kooperationsabkommen der Universitäten<br />

Wien und Haifa aktiv zu werden.<br />

Von heiMo gruBer<br />

Das Mürzzuschlager Gymnasium wird<br />

von nun an mit seinem Namen an Herta<br />

Reich erinnern. Die Benennungsfeier<br />

am 23.November 2012 war das Resultat<br />

von jahrelangen Bemühungen einiger<br />

engagierter Personen aus dieser Region,<br />

durch Publikationen und Veranstaltungen<br />

auf das Schicksal der 1938 aus Mürzzuschlag<br />

vertriebenen Jüdin Herta Reich<br />

hinzuweisen und mit ihr und ihrer Familie<br />

Verbindung zu halten.Im Februar<br />

2012 ist Herta Reich im 95. Lebensjahr<br />

in Jerusalem gestorben und im Kibbutz<br />

Kiriyat Anavim begraben worden. Einige<br />

Wochen danach haben das Lehrerkollegium<br />

des Gymnasiums und der<br />

Gemeinderat der Stadtgemeinde Mürzzuschlag<br />

den Willen bekundet, dem örtlichen<br />

Gymnasium zur bleibenden Erinnerung<br />

an Herta Reich ihren Namen<br />

zu geben.<br />

Wer war diese Frau? 1917 als Tochter der<br />

Textilkaufleute Käthe und Ignaz Eisler<br />

geboren, verbrachte sie Kindheit, Jugend<br />

und frühe Erwachsenenjahre in Mürzzuschlag,<br />

das sie nach mehrwöchiger<br />

Gestapohaft 1938 binnen zweier Tage<br />

verlassen musste. Es folgten gescheiterte<br />

Fluchtversuche nach Holland und Belgien,<br />

danach die Rückkehr nach Wien,<br />

wo sie sich im Herbst 1939 einem illegalen<br />

Flüchtlingstransport über die Donau<br />

anschließen konnte. Dieser ist als Kladovo-Transport<br />

in die Geschichte eingegangen<br />

und endete in einer Katastrophe.<br />

Da für die Weiterbeförderung in<br />

das britische Mandatsgebiet Palästina<br />

noch kein Hochseeschiff im Schwarzen<br />

herta reich<br />

gymnasium und<br />

realgymnasium<br />

Mürzzuschlag<br />

Meer bereitlag, wurden die Donauschiffe<br />

in Jugoslawien gestoppt. Mehr als tausend<br />

Flüchtlinge saßen dort fest, wurden<br />

1941 im Zuge des Überfalls auf den<br />

Balkan von der Wehrmacht überrollt<br />

und ermordet.<br />

Herta Eisler verdankte das Überleben<br />

ihrem aus Polen kommenden Mann Romek<br />

Reich, den sie im Kladovo-Transport<br />

kennen und lieben lernte, heiratete und<br />

der sie zur Flucht aus dieser tödlichen<br />

Falle ermutigte. Gemeinsam mit der kleinen<br />

Gruppe der polnischen Freunde<br />

ihres Mannes schlug sie sich durch das<br />

besetzte Jugoslawien nach Italien durch,<br />

wo sie in einem kleinen Dorf in den<br />

Abruzzen interniert wurde. 1943 wagte<br />

die Gruppe in einer abenteuerlichen<br />

Aktion die Überschreitung der Frontlinien<br />

und gelangte in das von den Allierten<br />

bereits befreite Süditalien. Nach<br />

einem Aufenthalt in einem Camp in Bari<br />

konnten Herta und Romek Reich 1944<br />

legal in Palästina einreisen. Unter ärmlichsten<br />

Verhältnissen lebten sie vorerst<br />

in Tel Aviv, wo Herta Reich Arbeit in<br />

einer Wollweberei fand. 1947 wurde das<br />

junge Glück mit der Geburt des Sohnes<br />

Ronny besiegelt. Aber das Glück des<br />

Paares war nur von kurzer Dauer. 1948<br />

dann der nächste Schicksalsschlag: der<br />

Verlust des Ehemannes Romek, der zu<br />

den ersten Gefallenen des israelischen<br />

Unabhängigkeitskampfes zählte. Die<br />

verwitwete Herta Reich hat ihren Sohn<br />

Ronny allein großgezogen. Sie war eine<br />

kleine und zarte Frau, aber von enormer<br />

psychischer und physischer Widerstandskraft<br />

und verdiente den<br />

Lebens- unterhalt durch Heimarbeit als<br />

Näherin. 1977 ist Herta Reich nach Je-<br />

Kultur<br />

<strong>schalom</strong> 29


usalem gezogen, wo sie bis zuletzt allein<br />

in einer kleinen Wohnung gelebt<br />

hat. Liebe und Stolz Herta Reichs galten<br />

stets ihrer Familie. Das Bildungspotential,<br />

das in ihr gesteckt ist und das<br />

durch den Verlust der vertrauten Kultur<br />

erschüttert wurde, konnte sie an ihren<br />

Sohn Ronny Reich weitergeben, der zu<br />

den renommiertesten Archäologen Israels<br />

zählt.<br />

mit anschaulichen Präsentationen einer<br />

von Schülerinnen und Schülern erarbeiteten<br />

Dokumentation und einer Ausstellung<br />

oder der Umstand, dass das Schülerorchester<br />

zu Ehren des Landes, das für<br />

Herta Reich Rettung war, mit großem<br />

Eifer die Nationalhymne Hatikva einstudierte<br />

und am Ende der Feier spielte.<br />

Kultur<br />

50 Jahre nach der Vertreibung begann<br />

Herta Reich, ihre Fluchterinnerungen<br />

niederzuschreiben, die der Grazer Historiker<br />

Heimo Halbrainer mit dem Titel<br />

„Zwei Tage Zeit. Herta Reich und die Spuren<br />

jüdischen Lebens in Mürzzuschlag“<br />

(Verlag Clio 1998) veröffentlichte. Das<br />

Buch fand auch in Mürzzuschlag Aufmerksamkeit.<br />

Die sich daraus ergebenden<br />

Kontakte vermittelten Herta Reich<br />

das Gefühl, in ihrem Herkunftsland<br />

nicht zur Gänze in Vergessenheit geraten<br />

zu sein.<br />

Die Namensgebung einer Schule nach<br />

Herta Reich drückt die Bereitschaft aus,<br />

sich vergangenen Unrechts zu erinnern<br />

und historische Verantwortung auch als<br />

Verpflichtung für die Zukunft zu übernehmen.<br />

Die Realisierung dieses Projektes<br />

ist vor allem dem Mürzzuschlager<br />

Bürgermeister Karl Rudischer und<br />

dem Schulleiter Heimo Hirschmann zu<br />

danken. Es bietet Hoffnung und Chance<br />

auf eine lebendige Form von Erinnerung,<br />

da sich künftige Generationen von<br />

Schülerinnen und Schülern bei der Frage<br />

nach dem Namen ihres Gymnasiums<br />

immer wieder von neuem mit der Geschichte<br />

einer Frau auseinandersetzen<br />

müssen, die als junger Mensch in derselben<br />

Kleinstadt gelebt hatte und danach<br />

mit Gewalt aus ihrer Lebensbahn<br />

geworfen wurde. Beim Festakt hat Landesschulinspektor<br />

Robert Hinteregger in<br />

seiner Rede auf diesen pädagogischen<br />

Aspekt bei der Vermittlung von Zeitgeschichte<br />

hingewiesen. Dass das nicht nur<br />

Theorie bleibt, bewiesen einige Beiträge<br />

Zuvor hatte als Höhepunkt der Zeremonie<br />

Sohn Ronny Reich, der mit seiner<br />

Familie aus Israel gekommen war, mit<br />

einer bewegenden Ansprache nochmals<br />

den Bogen einer schmerzhaften, durch<br />

die Shoa gebrochenen Familiengeschichte<br />

gespannt, die einst in Mürzzuschlag<br />

begonnen hatte und wo jetzt ein<br />

sehr spätes, aber dennoch hoffnungsvolles<br />

Zeichen gesetzt wurde.<br />

In diesem Moment<br />

entdeckt jemand das<br />

jüdische Wien.<br />

Wann entdecken Sie es?<br />

WIEN-HOTELS & INFO<br />

info@wien.info<br />

TEL. 01 24 555<br />

WWW.WIEN.INFO<br />

Synagoge<br />

30<br />

<strong>schalom</strong>


claudia roden<br />

das Buch der jüdischen küche.<br />

eine odyssee von samarkand nach new York<br />

rund 800 rezepte, erzählungen,<br />

erinnerungen und geschichte sind<br />

das ergebnis von fünfzehn Jahren<br />

spurensuche in der jahrhundertealten<br />

jüdischen kochtradition. die rezepte,<br />

manche von ihnen niemals<br />

davor dokumentiert, sam- melte<br />

claudia roden auf ihren reisen rund<br />

um die Welt beim kosten, zusehen<br />

und sprechen mit kochbegeisterten<br />

Menschen und händlerinnen.<br />

eine „Hommage an die eigenen Wurzeln“<br />

– beginnend mit ihrer heimat<br />

Ägypten nimmt uns die autorin mit<br />

auf eine rei- se durch die jüdische<br />

diaspora, die über russland, Polen,<br />

deutschland, england, Frankreich,<br />

nord- und südamerika in den orient<br />

nach syrien, israel, Marokko, indien<br />

und zentralasien führt.<br />

Ende März beginnt das achttägige jüdische<br />

Pessachfest. Die wohl bekannteste<br />

Speise sind die Mazzesknödel oder wie<br />

man auf Jiddisch sagt: „Knejdlach“.<br />

Es gibt zahlreiche Versionen der mit Mazzemehl<br />

geformten Bällchen: mit Hühnerfett<br />

mit Öl, Knochenmark, gemahlenen<br />

Mandeln, geraffelter Zwiebel,gehackter<br />

Petersilie und Ingwerpulver.<br />

Die meisten Rezepte, auch das traditionelle<br />

- 1 verquirltes Ei mit 1 gehäuften EL<br />

geschmolzenem Hühnerfett und 2 EL<br />

warmen Wasser, Salz und Pfeffer sowie<br />

75g Mazzemehl - sind schwer und belasten<br />

die Verdauung.<br />

Q<br />

Dieses Rezept ergibt leichte und<br />

flaumige Bällchen:<br />

• Schlagen sie das Eiklar steif.<br />

• Ziehen Sie die leicht verquirlten Dotter<br />

unter, dann das Mazzemehl und<br />

das Salz.<br />

• Rühren Sie weiter, bis die Zutaten gut<br />

vermischt sind.<br />

• Lassen Sie den Teig 30 Minuten lang<br />

zugedeckt und gekühlt rasten.<br />

• Formen Sie Bällchen mit 2 cm Durchmessser,<br />

kochen Sie diese in reichlich<br />

Salzwasser bei milder Hitze ca. 20 Minuten.<br />

• Wärmen Sie die Bällchen kurz vor dem<br />

Servieren auf und geben Sie sie in die<br />

kochend heiße Suppe. Es ist üblich die<br />

Bällchen in Salzwasser und nicht in<br />

der Suppe zu kochen, da sie sehr viel<br />

Flüssigkeit aufnehmen.<br />

Literatur<br />

<strong>schalom</strong> 31


www.bmf.gv.at<br />

Für jede Spende<br />

gibt’s zwei Lächeln.<br />

Erst beim Empfänger,<br />

dann beim Spender.<br />

Ein Service des Finanzministeriums.<br />

Entgeltliche Einschaltung<br />

Ihre Spende macht zweimal glücklich! Den Empfänger durch die dringend benötigte Hilfe – und<br />

Sie als Spenderin oder Spender mit dem schönen Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. Ihr gutes<br />

Gefühl wollen wir noch verstärken: durch die steuerliche Absetzbarkeit Ihrer Spende bei der Arbeitnehmer/innenveranlagung<br />

für 2012! So zaubern Sie mit jeder Spende ein Lächeln in zwei Gesichter.<br />

Alle spendenbegünstigten Organisationen finden Sie unter<br />

www.bmf.gv.at/spendenservice<br />

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