schalom 01.2013 - Österreichisch-Israelische Gesellschaft
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<strong>schalom</strong><br />
45. Jahrgang • 1/2013 € 3.-<br />
Erscheinungsort Wien • Verlagspostamt 1080 Wien P.b.b. • GZ 02 Z 031415M<br />
<strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>
<strong>schalom</strong><br />
Inge Dalma<br />
Chefredakteurin<br />
„J’accuse“ kann man dieser Ausgabe von<br />
„<strong>schalom</strong>“ als Inhaltsangabe voranstellen.<br />
Emile Zola hatte Ende des 19. Jahrhunderts<br />
seinen Staatspräsidenten Felix<br />
Faure in einer Streitschrift angeklagt,<br />
im Prozess gegen den jüdischen Hauptmann<br />
Alfred Dreyfuss, dessen rechtswidrige<br />
Verurteilung politisch zu unterstützen.<br />
Der Aufschrei ging um die<br />
Welt und hat Aufnahme in das internationale<br />
Politvokabular gefunden.<br />
Die österreichisch-israelische <strong>Gesellschaft</strong><br />
klagt in mehrfacher Hinsicht die<br />
österreichische, wie die internationale<br />
Politik an, gegen Israel Stimmung zu<br />
machen und Argumenten verschlossen<br />
zu bleiben.<br />
Dieser Vorwurf kommt im Leitartikel<br />
unseres neu gewählten Präsidenten Richard<br />
Schmitz federführend zum Ausdruck<br />
(Seite 4) - hier lesen Sie auch über<br />
das Ergebnis unserer Generalversammlung.<br />
Da dieser schwierige Geburtswehen<br />
vorangingen, bitten wir einmal<br />
mehr um Verständnis für die verspätete<br />
Drucklegung dieser Ausgabe.<br />
Über „Blaue Zionisten und Rote Antisemiten“<br />
- wobei die Farben österreichischer<br />
Parteien gemeint sind - empört<br />
sich Daniel Kapp auf Seite 5 - sein<br />
Kommentar ist bereits in der Tageszeitung<br />
„Die Presse“ erschienen.<br />
Aufklärung über das vermeintliche<br />
„Weltfriedenshindernis Israel“ bietet<br />
Chava Gurion unter dem Titel „Zeichen<br />
des Himmels“ auf den Seiten 6 bis 8.<br />
Mit der haarsträubenden verbalen Entgleisung<br />
des türkischen Ministerpräsidenten<br />
Erdogan befasst sich die Seite 9,<br />
eine diesbezügliche Presseaussendung<br />
der ÖIG wird hier zur Kenntnis gebracht.<br />
Seltenheitswert hat die Beurteilung des<br />
Ausgangs der Wahlen in Israel aus Sicht<br />
eines arabisch-israelischen Analytikers:<br />
Ziad Abu-Habla, Seite 10. Die Regierungsbildung<br />
wurde vor Drucklegung dieser<br />
Zeitschrift um zwei Wochen verlängert,<br />
das konnten wir nicht abwarten - unser<br />
Korrespondent Ulrich Sahm erklärt,<br />
warum die Koalitionsverhandlungen<br />
bisher geplatzt sind.<br />
Über Folter-Verleumdung und Entführungsversuche<br />
an israelischen Soldaten<br />
lesen Sie auf Seite 12, wie ein israelischer<br />
Arzt für einen palästinensischen<br />
Steinewerfer sein Leben riskierte auf<br />
Seite 20.<br />
Zahlreiche hoffnungstragende Aktivitäten,<br />
die jenseits der allgemeinen Wahrnehmungsbereiche<br />
liegen, von uns unter<br />
„peace in progress“ für unsere Leserinnen<br />
und Leser gesammelt, finden Sie<br />
in dieser Ausgabe ebenso, wie Berichte<br />
über Wirtschaft und Kultur.<br />
Für das bevorstehende Pessach-Fest<br />
wie für die Osterfeiertage wünschen<br />
wir unserer Leserschaft Freude und<br />
Entspannung,<br />
ein herzliches SHALOM,<br />
Ihre<br />
Beziehungen Bilden und Brücken Bauen<br />
Helfen Sie mit Ihrer Mitgliedschaft, die kulturellen, politischen, wirschaftlichen<br />
und sozialen Verhältnisse in Israel der Öffentlichkeit näher zu bringen.<br />
http://www.oeig.at/mitgliedschaft8<br />
Jährlicher Mitgliedsbeitrag € 30.-<br />
SeniorIn € 22.-/StudentIn, SchülerIn, Lehrling € 5.-<br />
In dIeSer auSgabe:<br />
editorial 3<br />
Leitartikel 4<br />
POLITIK<br />
danIeL KaPP<br />
Verkehrte Welt 5<br />
ChaVa gurIOn<br />
Zeichen des himmels 6<br />
uLrICh W. Sahm<br />
der Krieg mit toten Kindern 8<br />
erdogan vergleicht Zionismus mit Faschismus 9<br />
ZIad abu-habLa<br />
Immer noch die gleichen araber 10<br />
nOam KrIeger<br />
allgegenwärtige palästinensische<br />
gewaltbereitschaft 11<br />
Zunahme von entführungsversuchen 12<br />
ron Prosor über die „hisbollah“ 13<br />
Oxford-Studenten gegen Israel-boykott 14<br />
eu ruft zum boykott gegen Israel auf 15<br />
uLrICh W. Sahm<br />
Kopfloses Israel - oder jetzt doch regierung 16<br />
PeaCe In PrOgreSS<br />
amaL aL-haZZanI<br />
Kenne deinen Feind 17<br />
uLrICh W. Sahm<br />
Palästinensische Flüchtlinge unerwünscht 18<br />
Statt raketen - gemeinsame Landwirtschaft 19<br />
hebräisch im gazastreifen 20<br />
gazastreifen im wirtschaftlichen austausch 21<br />
arabische und jüdische Kleinunternehmer 22<br />
WIrTSChaFT<br />
Innovatives 23<br />
Junge araber machen Karriere 24<br />
aus dem zentralen Statistikamt 25<br />
WISSenSChaFT<br />
Orale Insulin-Kapsel 26<br />
Studieren mit down-Syndrom 26<br />
antiken archiv geht online 27<br />
KuLTur<br />
dr. FrIedrICh SChIPPer<br />
<strong>Österreichisch</strong>es ehrenkreuz an ronny reich 28<br />
heImO gruber<br />
herta reich gymnasium in mürzzuschlag 29<br />
Jüdische Küche 31<br />
Titelbild: „miss Israel 2013“, Yitish aynaw<br />
©avishag Shar Yashuv/Flash90<br />
IMPRESSUM: Medieninhaber, Herausgeber: <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> (ÖIG). Zweck: Die Zeitschrift „Schalom“ ist das<br />
offizielle Organ der ÖIG. Diese tritt für die Interessen des befreundeten<br />
Staates Israel und seiner Bewohner ein. Ziel ist der Friede<br />
im Nahen Osten. Die ÖIG leistet im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />
die notwendige Öffentlichkeitsarbeit um den latenten Antisemitismus<br />
in Österreich und in Europa zu minimieren.<br />
Sitz: 1080 Wien, Lange G. 64. Redaktion/Anzeigenannahme:<br />
T & F: 405 66 83. E-Mail: info@oeig.at, Internet: www.oeig.at.<br />
Chefredakteurin: Inge Dalma. Redaktion: Sonia Feiger, Chava<br />
Gurion, Daniel Kapp, Richard Schmitz; Israel: Ulrich W. Sahm.<br />
Übersetzungen: Kitty Weinberger, Inge Dalma. Layout, Grafik &<br />
Produktion: Sonia Feiger. Druck: AV+Astoria, 1030 Wien.<br />
Bankverbindung: Bank Austria Blz 12000-00262620801.<br />
Die im Magazin veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich<br />
den Standpunkt der ÖIG wieder, sondern bieten einen<br />
Einblick in die politische Diskussion in Israel. Ausgewertet werden<br />
Meldungen von: Jerusalem Post, IDF, BICOM, Ha’aretz, Yediot<br />
Aharonot, Y-net, israelnetz (inn), ICEJ, JTA, ILI u.v.a.<br />
Editorial<br />
<strong>schalom</strong><br />
3
Leitartikel<br />
©M. Leitgeb<br />
Dr. Richard<br />
Schmitz<br />
Präsident<br />
der ÖIg<br />
Immer wieder werden Angriffe gegen<br />
die israelische Politik geführt, die in<br />
der Öffentlichkeit mit Untertönen agieren,<br />
die wir nicht akzeptieren können.<br />
Die <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
hat neben der Pflege der Freundschaft<br />
zwischen Israelis und Österreichern<br />
auch die Funktion der Richtigstellung<br />
unwahrer oder unvollständiger<br />
Aussagen. Immer mehr ist es in<br />
Mode gekommen, sich auf die Seite der<br />
angeblich unterdrückten Palästinenser<br />
zu stellen. Die Stimmung in vielen Ländern<br />
dieser Erde, aber auch in vielen<br />
Ländern Europas hat umgeschlagen.<br />
Man gibt Israel die Schuld an den Zuständen<br />
in den Flüchtlingslagern im<br />
Gazastreifen. Vergessend, dass sich Israel<br />
aus diesem Gebiet zurückgezogen<br />
hat und die Verwaltung durch die Hamas<br />
keinerlei Anstalten trifft, die Bedingungen<br />
zu verbessern. Im Gegenteil:<br />
es liegt im Interesse der dort Regierenden<br />
die Zustände weiter zu verschlechtern,<br />
um verzweifelte Menschen<br />
für politische Zwecke zu missbrauchen.<br />
Ohne diese Menschen gäbe es weniger<br />
Anlass, sich von der Welt bedauern zu<br />
lassen. Die Opferrolle der Palästinenser<br />
beruht vor allem auf den unhaltbaren<br />
Zuständen in diesen Lagern. Dort werden<br />
Menschen künstlich in Abhängigkeit<br />
gehalten, damit sie keinen anderen<br />
Ausweg sehen, als die Israelis ins Meer<br />
zu treiben. Hier wird ein Wutpotential<br />
mit allen Mitteln am Leben erhalten.<br />
Europäischen Gutmenschen ist es auch<br />
ein Dorn im Auge, dass die Zusammenarbeit<br />
im Westjordanland doch einigermaßen<br />
funktioniert. Deshalb wurde in<br />
den letzten Wochen die Zolldeklaration<br />
von Waren aus eben diesem Gebiet<br />
problematisiert.<br />
Eine Verordnung der EU, die die unterschiedlichen<br />
Zollsätze und Begünstigungen<br />
bei der Einfuhr von Waren aus<br />
Israel und dem Westjordanland regelt,<br />
wird derzeit auf EU-Ebene und in diplomatischen<br />
Kreisen auf ihre Durchführbarkeit<br />
überprüft. Die Postleitzahlen<br />
sollen als Kontrolldaten dienen. Wie<br />
sich das in der Praxis bewähren soll,<br />
bleibt unklar. In dieser Situation eine<br />
Anfrage an die Finanzministerin zu stellen,<br />
kann nur als parteipolitisch vordergründige<br />
Taktik gesehen werden, um<br />
bei Wahlen islamische Stimmen zu gewinnen.<br />
Übersehen wird dabei, dass Israel ein<br />
demokratischer Staat ist, in dem viele<br />
Bevölkerungsgruppen leben. Israelis<br />
jüdischer und arabischer Herkunft, Angehörige<br />
der verschiedensten Religionen<br />
und Menschen mit den unterschiedlichsten<br />
Weltanschauungen. Da hat nicht<br />
zuletzt auch die Wahl zur Knesset gezeigt.<br />
Von 34 wahlwerbenden Gruppen<br />
haben 12 die 2% Hürde übersprungen<br />
und den Einzug in das israelische Parlament<br />
geschafft. Es ist abzuwarten,<br />
welche Zusammensetzung die neue Regierung<br />
haben wird. Zu hoffen ist natürlich,<br />
dass die Struktur eine aktivere<br />
PR-Politik erlaubt. Israel muss sich wieder<br />
mehr um seine Freunde kümmern,<br />
die treuesten Freunde erhalten, alte<br />
Freunde wiedergewinnen und neue<br />
Freunde gewinnen. Allzu gleichgültig<br />
wurde von der vergangenen Regierung<br />
hingenommen, dass sich immer mehr<br />
Sympathisanten verständnislos abgewendet<br />
haben, weil nicht um ihr Verständnis<br />
geworben wurde. Dabei geht<br />
es vor allem darum, das Gesetz des Handelns<br />
wieder zu gewinnen und aktiv<br />
die internationalen Prozesse zu beeinflussen.<br />
Gerade, wenn man die Entwicklungen<br />
des arabischen Frühlings analysiert und<br />
zum Schluss kommt, dass die Muslimbrüder<br />
bald viele Regierungen zu den<br />
ihren zählen werden, ergibt sich auch<br />
für Europa eine neue, besorgniserregende<br />
Situation. Das gäbe auch Israel die<br />
Chance, sich als einziger westlicher Staat<br />
zu profilieren und beispielhaft für die<br />
Situation im Nahen Osten zu sein. Die<br />
Stellung der Israelis arabischer Herkunft<br />
und die Angehörigen anderer Religionen<br />
leben trotz aller Einwände gegen<br />
ihre rechtlich andere Stellung frei und<br />
ungehindert in Israel, was in den Nachbarstaaten<br />
bald nicht mehr so sein wird.<br />
Sie genießen, dass Israel wirtschaftlich<br />
prosperiert und Dank seiner Forschungsaktivitäten<br />
auch in der Zukunft wissenschaftlich<br />
führend sein wird. Israel ist<br />
ein Beispiel, wie ein westlicher Sozialstaat<br />
erfolgreich sein kann, wie man<br />
auch aus dem kargen Boden ein blühendes<br />
Land machen kann. Es ist damit<br />
auch ein Vertreter unserer europäischen<br />
Lebensart. Es geht im Nahen Osten auch<br />
um die Existenz des freien Europa.<br />
Die <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
hat sich in den letzten beiden<br />
Jahren vermehrt in die Diskussion eingebracht.<br />
Das „<strong>schalom</strong>“ konnte sechs<br />
mal im Jahr herauskommen, unsere<br />
Homepage wurde und wird ständig<br />
aktualisiert, wir sind auch im face-book<br />
unterwegs, zu aktuellen politischen Problemen<br />
haben wir Regierung und Parlament<br />
informiert. Die Landegruppen<br />
in Kärnten und in Oberösterreich sind<br />
aktiv geworden.<br />
Es freut mich, dass das Team, das diese<br />
Aktivitäten getragen hat, in der Generalversammlung<br />
der ÖIG am 20. Feber<br />
einstimmig gewählt wurde. Mit mir<br />
wird weiterhin Generalsekretärin Susi<br />
Shaked für Israel tätig sein. Sie betreut ja<br />
auch in Österreich die Organisation für<br />
das Hadassah-Spital, eine Institution,<br />
die zeigt, dass sie für alle Menschen welcher<br />
Herkunft immer da ist. Geheilt wird<br />
in diesem Krankenhaus jeder Kranke.<br />
Schatzmeister wird der Wiener Gemeinderat<br />
Peter Florianschütz, der sich sicher<br />
noch in das Team einfügen wird. Mag a .<br />
Chava Mühlhofer-Gurion, die sie aus zahlreichen<br />
Artikeln schon kennen, wird<br />
seine Stellvertreterin. Schriftführerin<br />
bleibt Inge Dalma, die auch weiterhin<br />
als Chefredakteurin unserer Zeitschrift<br />
„<strong>schalom</strong>“ tätig sein wird. Schriftführer-Stellvertreter<br />
wird Daniel Kapp, der<br />
immer wieder mit pointierten Aussagen<br />
hervorgetreten ist. Dem Vorstand<br />
werden auch Sonia Feiger, die Gestalterin<br />
von „<strong>schalom</strong>“, Generalmajor Karl<br />
Semlitsch und Botschafter i.R. Dr. Kurt<br />
Hengl weiterhin hilfreich zur Seite stehen.<br />
Für den Beirat konnten neue Persönlichkeiten<br />
gewonnen werden.<br />
Mit diesem Team im Rücken blicke ich<br />
optimistisch auf die schwierigen Aufgaben,<br />
die wir uns gestellt haben. Aber<br />
auch mit ihrer Hilfe, liebe Leserinnen<br />
und Leser hoffen wir viel für Israel und<br />
damit auch für Europa, Österreich und<br />
somit auch für uns zu erreichen.<br />
Dr. Richard Schmitz<br />
4<br />
<strong>schalom</strong>
Politik<br />
Wie „Die Presse“ dieser Tage berichtete,<br />
hat Christine Muttonen – sie ist, was wir<br />
seitdem wissen, die außenpolitische<br />
Sprecherin der SPÖ – parlamentarische<br />
Anfragen an die Bundesministerin für<br />
Finanzen, den Wirtschaftsminister sowie<br />
den Außenminister gerichtet. Dabei<br />
geht es Muttonen darum, die Haltung<br />
der Bundesregierung zur Sonderkennzeichnung<br />
von Importen aus jüdischen<br />
Siedlungen in Judäa und Samaria zu erfragen.<br />
Immerhin, so Muttonen, seien<br />
diese Siedlungen illegal und die österreichische<br />
Regierung gefordert, Maßnahmen<br />
im Sinne einer „verbraucherfreundlichen<br />
Politik“ ergreifen. Sprich:<br />
den Verbrauchern einen Boykott dieser<br />
Produkte zu ermöglichen.<br />
Nun könnte man sich an dieser Stelle<br />
sicherlich auch inhaltlich mit Muttonens<br />
Anfrage beschäftigen. Doch das würde<br />
wahrscheinlich an der tatsächlichen Intention<br />
ihrer Geste vorbei gehen. Denn<br />
viel zu auffällig ist, dass sich die Anfrage<br />
Muttonens an eine inzwischen<br />
recht lange Liste einseitiger und offenbar<br />
von der SPÖ bewusst getriebener<br />
unfreundlicher Initiativen gegenüber<br />
dem Staat Israel reiht. Von der unsäglichen<br />
Flottilla-Resolution im Wiener Gemeinderat,<br />
zu den abfälligen Äußerungen<br />
des Verteidigungsministers über<br />
den israelischen Außenminister, weiter<br />
über die symbolhafte Aufwertung des<br />
Vertreters der PLO in Wien, bis hin zur<br />
österreichischen Unterstützung der Verurteilung<br />
Israels im UN-Menschenrechtsrat,<br />
der Zustimmung zur Aufnahme<br />
Palästinas als Vollmitglied der<br />
UNESCO und schließlich der Anerkennung<br />
Palästinas als Nichtstaatliches Mitglied<br />
der Vereinten Nationen.<br />
Hier fügt sich nicht das Bild einer neuen<br />
und konsistenten roten Außenpolitik<br />
zusammen. Zu erratisch sind da die gesetzten<br />
Schritte, viel zu unglaubwürdig<br />
die handelnden Akteure. Genauso wenig,<br />
wie Libermann-Kritiker Darabos,<br />
Verk hrte Welt?<br />
e<br />
Von blauen zionisten und roten antisemiten<br />
ist Muttonen bisher kaum als besonders<br />
engagierte Kennerin des Friedensprozesses<br />
im Nahen Osten aufgefallen.<br />
Auch ihre Homepage weist keinen einschlägigen<br />
Schwerpunkt auf.<br />
Dort geht es eher um den Kampf gegen<br />
die Privatisierung von Wasser, die Vorzüge<br />
eines Profiheeres oder eine „europaweite<br />
Jugendgarantie“ – was immer<br />
letzteres sein mag. Nein, das Vorgehen<br />
der SPÖ weit besser unter innenpolitischen<br />
Aspekten zu verstehen. Immerhin<br />
gilt es eine wachsende Anzahl eingebürgerter<br />
türkischer Migranten als<br />
Wählerpotential anzusprechen – ein<br />
Potential, weitaus interessanter, als die<br />
paar Juden Wiens. „SPÖ will nicht beim<br />
Juden kaufen“ formuliert da pointiert<br />
der Internet-Blogger Bernhard Torsch<br />
und unterstellt der SPÖ „verkappte Judenfeindschaft“.<br />
Doch auch die FPÖ hat den Nah-Ost-<br />
Konflikt für sich entdeckt. Sie positioniert<br />
allerdings – angesichts ihrer Geschichte<br />
ein wenig überraschend – als<br />
verständnisvoller Unterstützer Israels<br />
und großer Freund der Juden. Muttonens<br />
Pendent dabei: die weitaus engagiertere<br />
freiheitliche Abgeordnete Susanne<br />
Winter. In zahllosen Anfragen an<br />
diverse Regierungsmitglieder wirft sie<br />
sich für die Sicherheit Israels in die Bresche,<br />
weist auf Spendenvereine der Hamas<br />
in Österreich hin, hinterfragt die<br />
Teilnahme österreichischer Staatsbürger<br />
an Ausbildungscamps der Islamischen<br />
Revolutionsgarden oder kritisiert unbehelligte<br />
Österreich-Besuche islamistischer<br />
Hass-Prediger.<br />
Indessen, man soll sich nicht täuschen,<br />
auch hier geht es nicht im geringsten um<br />
Außenpolitik. Vielmehr versuchen die<br />
Freiheitlichen sich in ihrer rassistischen<br />
anti-muslemischen Ausrichtung zu koschern,<br />
frei nach dem Motto: wer so ein<br />
großer Freund der Juden ist, der kann<br />
ja wohl kein Nazi sein.<br />
Am Ende geht es weder dem blauen<br />
Zionismus, noch dem roten Antisemitismus<br />
um Israel oder einen gerechten<br />
Frieden im Nahen Osten. Der Blick ist<br />
einzig und allein auf die nächste Wahl<br />
gerichtet.<br />
Daniel Kapp<br />
ist unternehmensberater<br />
in Wien und<br />
Vorstandsmitglied<br />
der <strong>Österreichisch</strong>-<br />
<strong>Israelische</strong>n<br />
gesellschaft.<br />
Erschienen in „Die Presse“,<br />
am 26.2.2013<br />
<strong>schalom</strong> 5
Von chaVa gurion<br />
Politik<br />
Ein Jahrtausendereignis wie ein Papstrücktritt<br />
– mit sofort folgendem Blitzeinschlag<br />
in den Petersdom – und Jahrhundertereignisse<br />
wie ein größerer, die<br />
Erde knapp verfehlender Meteorit, sowie<br />
ein kleinerer, dessen Explosion,<br />
Druckwelle und Splitter immerhin<br />
1.200 Verletzte, immense Sachschäden<br />
und etwa 100.000 Betroffene im<br />
Umkreis der Stadt Tscheljabinsk am<br />
Ural verursachten, das alles füllte in<br />
den letzten Wochen Schlagzeilen, Berichte<br />
und Seiten der Medien gemäß<br />
ihrer Bedeutung. Esoteriker und Harmagedon-Theoretiker<br />
hatten neben<br />
Astrophysikern ihre Stunde. Dennoch<br />
fand neben diesen atemberaubenden<br />
Weltereignissen immer auch noch täglich<br />
ein Meldungsblock über Israel Platz.<br />
Wie üblich, wenig lobend. Und nicht<br />
nur Esoteriker, auch Gerechtigkeitsfanatiker<br />
der Weltfriedensbemühten fragen<br />
sich, warum der Metereoritenregen<br />
Unschuldige in Russland nicht verschonte<br />
und nicht stattdessen die Knesset<br />
traf. Besser noch, die israelischen<br />
Siedlungen. Wo sich doch der vom Himmel<br />
gewählte Termin, im Vorfeld der<br />
heurigen „Apartheid“-Wochen gegen<br />
Israel, quasi anbot.<br />
Weltfriedenshindernis<br />
Selbstverständlich sind die israelischen<br />
Siedlungen in der Westbank von fast jedem<br />
Standpunkt aus grundsätzlich ein<br />
Problem, wenn nicht ein Ärgernis oder<br />
gar die erstrangige Sorge der Welt. Aber<br />
jene im Jordantal sind auch von Jordanien<br />
laut Friedensabkommen mit Israel<br />
zum Schutz der gemeinsamen Grenze<br />
und des Abkommens zur Wassernutzung<br />
vereinbart und erwünscht. Jene in<br />
den großen Siedlungsblöcken waren<br />
selbst für Präsident Obama nie Thema<br />
einer Rückgabe, sondern eines teilweise<br />
schon stattgefundenen Gebietsaustausches<br />
(swaps). Ostjerusalem und die Erweiterungszone<br />
E1 wurden in die Verhandlungen<br />
mit der damaligen US-<br />
Außenministerin Hillary Clinton über<br />
den Siedlungsstopp lange nicht einbezogen,<br />
was sich im Wahrnehmungskrieg<br />
gegen Israel der empörten Weltgemeinde<br />
bis heute entzieht.<br />
Wespentaille<br />
Das Argument, Siedlungsausbau in E1<br />
würde das Palästinensergebiet in zwei<br />
Teile zerstückeln und einen Staat verunmöglichen,<br />
ist zweifach falsch. Zur<br />
Verbindung von Landesteilen braucht<br />
man keinen kahlen Hügel, sondern<br />
auszubauende Straßen und Infrastruktur,<br />
z. B. im östlich von Maale Adumim<br />
verbleibenden, 17 km breiten Verbindungskorridor.<br />
Ein ähnlicher, aber längerer<br />
und noch schmälerer hat übrigens<br />
Israel selbst von 1949-1967 nicht gehindert,<br />
sein Land aufzubauen und zum<br />
Blühen zu bringen. Zugegeben, von allen<br />
jenen, die aus weltpolitisch-ideologischem<br />
Kalkül die Palästinenser in ihre<br />
Opferrolle drängten und dort belassen<br />
wollen, kann das als „einziges“ Friedenshindernis<br />
gesehen werden. Und zugegeben,<br />
den vereinbarten Siedlungsstopp<br />
plakativ auszusetzen, als sofortige<br />
Trotzreaktion auf die Aufwertung<br />
Palästinas durch die UNO, war alles<br />
andere als schlau und weltmännisch.<br />
rechtes israel?<br />
Schwarz-Weiß-Denken ist immer einfacher<br />
als Differenzierung und Mühen<br />
zeic<br />
des hiM<br />
des Studiums langatmiger wie komplexer<br />
Rechtsgrundlagen. Die „Israelkritik“<br />
der europäischen Linken, an die<br />
auch verkappte Antisemiten aller Seiten<br />
gerne andocken, perpetuiert ihr Bekenntnis,<br />
sich nicht gegen Israel selbst,<br />
sondern nur gegen dessen „rechte Regierung<br />
und deren Siedlungspolitik“ zu<br />
wenden. Das ist Einmischung – gerade<br />
Österreich („wir wählen wen wir wollen“)<br />
sollte sich da sehr zurückhalten. Und die<br />
Palästinenser zum Faustpfand und Argument<br />
im ideologischen Konkurrenzkampf<br />
um eigene Regierungs- und Parlamentssitze<br />
auch in Europa zu machen,<br />
ist weder demokratisch noch schlüssig,<br />
noch gar ein Friedenskonzept. Die jüdische<br />
Besiedlung der Westbank und des<br />
Gazastreifens vor Staatsgründung und<br />
dann wieder seit 1967 erfolgte auch unter<br />
linken Regierungen und ist nicht völkerrechtswidrig.<br />
Außer, das Völkerrecht<br />
gestände dem Palästinenserstaat als einzigem<br />
das Recht auf „Judenreinheit“ zu.<br />
Und es war eine rechte Regierung, die<br />
als erste Siedlungen aufgab und sich aus<br />
dem Gazastreifen vollständig zurückzog.<br />
Mit dem Resultat, die Bevölkerung<br />
in Südisrael dem ungehinderten Bombenterror<br />
aus Gaza auszusetzen.<br />
6 <strong>schalom</strong>
hen<br />
Bärendienst<br />
Mit der Etablierung der Opferrolle für<br />
die Palästinenser durch die Arabische<br />
Liga 1948/49 mittels eines artifiziellen<br />
Narratives, der „Nakba“, der Desintegration<br />
ihrer Flüchtlinge in arabischen<br />
Ländern und vor allem mit dem rechtlich<br />
falschen Begriff der „Besetzung“<br />
hat man dem palästinensischen Volk<br />
einen Bärendienst erwiesen.<br />
Anfangs wohl nur geplant, um dem<br />
weltweit stärksten Argument für einen<br />
israelischen Staat, der Shoah, Konkurrenz<br />
auf der Empathieskala entgegen<br />
setzen zu können, erwies sich diese Opferrolle<br />
unter „Besetzung“ zum Dauerläufer.<br />
Der dazu instrumentalisiert werden<br />
kann, die arabischen Gebiete einmal<br />
vollständig von jüdischen Siedlungen<br />
räumen zu wollen, während Israel<br />
mit einer arabischen Minderheit von<br />
mehr als 20% gut zurecht kommt und<br />
auch noch weitere arabische „Rückkehrer“<br />
schon in ökonomisch unzumutbarem<br />
Ausmaß zu integrieren hätte. Europa<br />
(mit sehr wenigen Ausnahmen)<br />
und weltweit die Linke schluckten den<br />
Köder. Aber mit dem Terminus der „Besetzung“<br />
hält man die Palästinenser<br />
klein. Hätte man auch auf arabischer<br />
Seite von Anfang an die Gebiete völkerrechtlich<br />
zutreffend als „umstritten“ bezeichnet,<br />
hätte man sie auf Augenhöhe<br />
in allen direkten Friedensverhandlungen<br />
gehoben.<br />
Mels<br />
Besetzte Wahrnehmung<br />
Gazastreifen und Westbank waren nie<br />
Teil eines vorher international anerkannten<br />
Staates, gelten nach internationalem<br />
Recht daher nicht als besetzt, sondern<br />
sind daher richtig als umstrittene Gebiete<br />
zu bezeichnen. Die Inbesitznahme<br />
und Herrschaft Jordaniens über die<br />
Westbank und Ägyptens über den Gazastreifen<br />
nach 1948, Ergebnis eines Angriffskrieges<br />
mit der Zielsetzung, den<br />
neu gegründeten jüdischen Staat zu vernichten,<br />
verstieß gegen die UN-Resolution<br />
181 und wurde international nie anerkannt.<br />
Juden durften von 1948-1967<br />
unter jordanischer bzw. ägyptischer<br />
Herrschaft in den Gebieten nicht siedeln.<br />
Es gibt auch keine „international anerkannten<br />
Grenzen vor 1967“, sondern nur<br />
vereinbarte Waffenstillstandslinien, die<br />
„green lines“. Die israelische Präsenz in<br />
Westbank und dem Gazastreifen war Ergebnis<br />
eines Selbstverteidigungskrieges<br />
1967 unter existenzieller Bedrohung<br />
durch die Nachbarstaaten, mit nachfolgendem<br />
Übergang der Verfügungsgewalt<br />
auf Israel. In der Geschichte Europas<br />
haben ähnliche Kriegsausgänge die<br />
Binnengrenzen Europas immer wieder<br />
verschoben und neu gestaltet. In Nahost<br />
waren bisher nur Friedensschlüsse<br />
mit Jordanien und Ägypten möglich,<br />
mit den Palästinensern nicht einmal für<br />
das Angebot einer Territorialrückgabe<br />
von 97%.<br />
eines sinnes mit israels großen<br />
Das außenpolitische Programm Österreichs<br />
für 2013 wurde allen ausländischen<br />
Diplomaten beim Neujahrsempfang<br />
des österreichischen Staatsoberhauptes<br />
vorgestellt. International Besorgnis<br />
erregende Staaten wie Nordkorea,<br />
Iran, Krisenherde wie Bürgerkriege<br />
in Afrika und Syrien, islamistischer Terror<br />
usw. wurden mit bescheidenen Absätzen<br />
bedacht, wenn überhaupt erwähnt.<br />
Hauptaugenmerk der österreichischen<br />
Außenpolitik liege traditionsgemäß<br />
auf dem Nahostkonflikt und alle<br />
Besorgnis gilt hier Israels rechter Regierung<br />
und ihrer Siedlungspolitik in den<br />
„besetzten Gebieten“. Und dazu weiß<br />
man sich als „Freund Israels“ eines Sinnes<br />
und „in vollständiger Übereinstimmung<br />
mit Yitzhak Rabin und anderen großen Persönlichkeiten<br />
Israels“, die man herstellen<br />
könnte. Das erscheint gewagt.<br />
die Position der Friedenstaube<br />
Die vollständige Übereinstimmung mit<br />
Yitzhak Rabin und anderen Großen Israels<br />
besteht nur insoweit, als dieser<br />
und auch andere Große der Arbeitspartei<br />
angehörten. Hinsichtlich der Palästinenser<br />
und der Siedlungen findet Übereinstimmung<br />
nur der, der die Osloverträge<br />
und zugeordnete Protokolle nicht<br />
kennt, nicht sinnerfassend gelesen hat<br />
oder deren Bruch seitens Präsident<br />
Abbas und Fatah toleriert, wenn nicht<br />
gefördert hat. Rabin: „Wir werden nicht<br />
auf die Linien vom 4. Juni 1967 zurückkehren.“<br />
Die „palästinensische Entität“ werde<br />
„weniger als ein Staat“ sein. „Wir (Arafat<br />
und Rabin, Anm.) kamen zur Vereinbarung,<br />
keine einzige Siedlung zu entwurzeln<br />
und die Bautätigkeit für das natürliche<br />
Wachstum (in den Siedlungen, Anm.)<br />
nicht zu behindern.“ Abzug aus Gaza?<br />
Politik<br />
<strong>schalom</strong><br />
7
Politik<br />
Teilung Jerusalems? Keine Rede davon.<br />
So gesehen, war die linke Friedenstaube<br />
Rabin hinsichtlich der Siedlungen radikaler<br />
als Sharon oder Netanyahu. Und<br />
Arafat ein verständnisvollerer „Freund<br />
Israels“ als Abbas und die österreichischen<br />
Friedensvermittler. Ein Paradoxon<br />
der Geschichte.<br />
kauft nicht bei Juden<br />
Was sich mit der parlamentarischen Anfrage<br />
an Außenminister und Finanzministerin<br />
durch die SPÖ-Abgeordnete<br />
Muttonen, Genossen und Genossinnen<br />
zunächst als brave Einhaltung von EU-<br />
Richtlinien und konsumentenfreundliche<br />
Kennzeichnung von Waren nach<br />
ih- rer Herkunft darstellen möchte, enthält<br />
einiges Potential für die BDS-Bewegung<br />
(Boycott, Divestment and<br />
Sanctions) ge-gen Israel. Zufällig auch<br />
punktgenau vor der heurigen „Apartheid-Week“<br />
ein- gebracht und zollrechtlich<br />
nicht schlüssig, da sowohl<br />
Waren aus Israel als auch solche aus Palästina<br />
durch Abkommen begünstigt in<br />
die EU eingeführt werden können. Eher<br />
sollen Waren aus den „schrecklichen“<br />
israelischen Siedlungen deutlich erkennbar<br />
gemacht und von Konsumenten<br />
boykottiert werden können. Dass<br />
die Stimme der Werktätigen damit auch<br />
gegen die vielen PalästinenserInnen<br />
spricht, die in wachsender Zahl nicht<br />
nur in Israel selbst, sondern eben in israelisch<br />
geführten Betrieben in den<br />
Siedlungen der Westbank sehr gerne<br />
Arbeit suchen und finden, bei Boykott<br />
aber um ihre Arbeitsplätze bangen<br />
müssten, ist auch ein Paradoxon, das<br />
sich bisher der Selbstwahrnehmung als<br />
Schützer der ArbeiterInnenklasse entzieht.<br />
Und noch ein Zeichen des Himmels:<br />
Die Orangen aus den israelischen<br />
Siedlungen werden von der Sonne über<br />
Nahost ebenso bestrahlt wie die „reinrassigen“<br />
aus Palästina und schmecken<br />
gleich köstlich.<br />
•<br />
<strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
UNSER ZIEL IST ES,<br />
Israel nicht in einem Meer von<br />
voreingenommener und häufig<br />
falscher Berichterstattung<br />
allein zu lassen.<br />
der krieg<br />
mit toten<br />
kindern<br />
Von ulrich W. sahM<br />
In Afghanistan haben australische ISAF-<br />
Soldaten „versehentlich“ zwei Kinder getötet,<br />
nachdem sie auf „vermeintliche<br />
Aufständische“ in der Provinz Urusgan<br />
das Feuer eröffnet hatten. Das berichtete<br />
die französische Agentur afp und<br />
wurde prominent zum Beispiel in „Die<br />
Welt“ abgedruckt. Abgesehen davon,<br />
dass der Tod von zwei unschuldigen<br />
Kindern eine Tragödie ist, verfolgt dieser<br />
Bericht auch eine politische Absicht:<br />
Stimmung gegen den NATO-Einsatz am<br />
Hindukusch zu machen.<br />
Das fällt auf, nachdem die UNO-Flüchtlingshilfe-Organisation<br />
UNWRA vor ein<br />
paar Tagen ebenfalls ein totes Kind für<br />
seine Zwecke missbraucht. Die UNWRA<br />
kümmert sich allein um „Araber aus Palästina“,<br />
also palästinensische Flüchtlinge,<br />
im ganzen Nahen Osten. In einer<br />
herzzerreißenden Pressemitteilung geht<br />
es um ein totes Kind, Basem al-Hindi, 14<br />
Jahre alt, vor der Tantouri-Schule in Damaskus<br />
von Splittern einer Granate tödlich<br />
getroffen. Dabei wurden nach Angaben<br />
der UNO auch ein syrischer Mann<br />
und seine zwei Töchter getötet. Da die<br />
aber keine palästinensischen Flüchtlinge<br />
unter der Obhut der UNWRA sind, ist<br />
die Nennung ihrer Namen offen irrelevant.<br />
Und da die UNO im Bürgerkrieg<br />
in Syrien „Neutralität“ bewahrt, wird<br />
nicht einmal angedeutet, wer die tödliche<br />
Granate abgeschossen haben könnte.<br />
Der Grund für diese ebenso herzzerreißende<br />
Beschreibung des Todes eines Kindes<br />
per Pressemitteilung findet sich am<br />
Ende des Textes: die Hand aufhalten für<br />
8<br />
<strong>schalom</strong>
erdogan vergleicht zionismus mit Faschismus<br />
Der türkische Präsident Recep Tayyip<br />
Erdogan hat indirekt Zionismus mit Faschismus<br />
und Antisemitismus verglichen.<br />
„So wie der Zionismus, der Antisemitismus<br />
und der Faschismus sollte auch die Islamophobie<br />
als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit<br />
gewertet werden“, sagte Erdogan<br />
laut Medienberichten ende Februar auf<br />
einer Tagung der Vereinten Nationen in<br />
Wien.<br />
Israels Premier Netanjahu bezeichnete<br />
diese Äußerungen umgehend als „düster<br />
und verleumderisch“. Bemerkungen<br />
wie die Erdogans „gehören zu solchen, von<br />
denen wir dachten, dass sie der Vergangenheit<br />
angehören“.<br />
Auch UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon<br />
distanzierte sich von den Äußerungen<br />
des türkischen Regierungschefs. Er bezeichnete<br />
es als unglücklich, dass solche<br />
verletzenden und spalterischen Bemerkungen<br />
bei einem Treffen gefallen seien,<br />
bei dem es um verantwortungsvollen<br />
Führungsstil gehe. Wenn ihm die Äußerung<br />
Erdogans richtig übersetzt worden<br />
sei, sei diese nicht nur falsch, sondern<br />
sie stehe auch im Widerspruch zu den<br />
Prinzipien der „Allianz der Zivilisationen“,<br />
ließ Ban über seinen Sprecher<br />
mitteilen.<br />
Wie der Nachrichtensender CNN berichtet,<br />
hat sich auch US-Außenminister<br />
John Kerry in der Angelegenheit zu<br />
Wort gemeldet: „Es ist offensichtlich, dass<br />
wir dazu eine andere Meinung haben.“<br />
Am Freitag verurteilte auch Österreich<br />
Erdogans Äußerung: „Diese Gleichstellung<br />
antisemitischer ausbruch von Ministerpräsident erdogan:<br />
die <strong>Österreichisch</strong>e staatsspitze schweigt.<br />
geharnischte kritik seitens un-generalsekretär Ban ki-moon<br />
ist völlig inakzeptabel“, sagte der Sprecher<br />
des Außenministeriums, Alexander Schallenberg,<br />
der Nachrichtenagentur APA.<br />
Die Aussage stehe in diametralem Widerspruch<br />
zu allem, wofür die von der<br />
Türkei mitbegründete „Allianz der Zivilisationen“<br />
stehe.<br />
inn/red<br />
Wien (OTS) - Die <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> erwartet sich, dass die<br />
abstoßende Bemerkung des türkischen Premierministers Erdogan über den<br />
„Zionismus als Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, die bereits scharf von UN-<br />
Generalsekretär Ban Ki Moon, den Vereinigten Staaten, Israel selbst und anderen<br />
verurteilt wurde - abgesehen von einer kritischen Äußerung des Pressesprechers<br />
des BMEIA dazu - auch von höchsten politischen Entscheidungsträgern und der<br />
Staatsspitze in Österreich in aller Form zurückgewiesen wird.<br />
Da diese in allen sonstigen Fällen bemüht sind, sehr rasch den Stellungnahmen<br />
und Positionen der UNO beizutreten, gilt hier aber: wer zu Erdogan schweigt,<br />
stimmt zu.<br />
Die <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> erachtet das als stärksten Affront<br />
nicht nur gegen die österreichisch-israelischen Beziehungen, sondern weltweit<br />
gegen Jüdinnen und Juden.<br />
Presseaussendung der ÖIG, 3. März 2013<br />
Politik<br />
Spenden, um weitere Projekte der UN-<br />
WRA zu finanzieren. Es sei hier festgestellt,<br />
dass bei dem Bürgerkrieg in Syrien<br />
inzwischen etwa 90.000 Menschen getötet<br />
worden sind, darunter auch zahlreiche<br />
Kinder durch Autobomben oder<br />
willkürlich bombardierte Wohnviertel.<br />
Doch für die interessiert sich niemand<br />
in der Welt.<br />
Fotos toter Kinder sollen die Emotionen<br />
anrühren. Und so hat Paul Hansen,<br />
Fotograf der schwedischen Zeitung<br />
‘Dagens Nyheter’, den diesjährigen<br />
Preis für das Welt-Pressefoto gewonnen.<br />
Auf dem nachweislich mit Photoshop<br />
geschönten Foto ist das Begräbnis<br />
von zwei toten palästinensischen Kindern<br />
im Gazastreifen zu sehen, deren<br />
Leichen in Tüchern mit offenen Gesichtern<br />
von Männern durch eine enge<br />
Gasse getragen werden. Die Kleinkinder<br />
sind im vergangenen November<br />
selbstverständlich bei einem israelischen<br />
Luftangriff getötet worden, so<br />
die palästinensischen Angaben. Wären<br />
sie durch eine Bombe der Hamas-Organisation<br />
ums Leben gekommen,<br />
hätte Hansen das Begräbnis mutmaßlich<br />
nicht einmal fotografieren können.<br />
Denn nicht die toten Kinder sind relevant,<br />
sondern de-ren Verwendung für<br />
Propaganda. Ein Jury-Mitglied hatte<br />
treffend gesagt: „Die Stärke des Bildes<br />
liegt im Kontrast zwischen der Wut und<br />
Trauer der Erwachsenen und der Unschuld<br />
der Kinder.“ Doch diese „Wut und Trauer“<br />
darf natürlich nur in die Welt getragen<br />
werden, wenn es dafür auch den<br />
richtigen Schuldigen gibt, in diesem<br />
Fall Israel. Niemand hätte sich für das<br />
noch so starke Bild interessiert, wären<br />
die Kleinkinder eines natürlichen Todes<br />
oder an den Folgen eines Verkehrsunfalls<br />
gestorben.<br />
Hansen hatte ein Jahr zuvor schon einen<br />
anderen Preis in Schweden gewonnen,<br />
für das Bild eines toten Mädchens<br />
nach dem Erdbeben auf Haiti. Das Mädchen<br />
hatte offenbar geplündert und war<br />
von der Polizei erschossen worden. Ein<br />
Dutzend Fotografen hatten das am Boden<br />
liegende tote Mädchen fotografiert.<br />
So ist leicht zu erkennen, wie es mitsamt<br />
ihren gestohlenen Gemälden in<br />
„Pose“ gelegt worden ist, um eine gutes<br />
„Motiv“ abzugeben.<br />
<strong>schalom</strong><br />
9
Politik<br />
immer noch<br />
die gleichen<br />
araber<br />
Von ziad aBu-haBla<br />
Die Ergebnisse der Knessetwahlen haben<br />
mich nicht sonderlich überrascht.<br />
Als einer der Vielen, die die Wahlen<br />
aus Protest gegen den Separatismus<br />
der arabischen Parteien einerseits und<br />
ihre Diskriminierung durch die Regierungsparteien<br />
andererseits boykottiert<br />
haben, fiel es mir nicht schwer, das<br />
Wahlergebnis vorherzusehen.<br />
Die Rechte ist die gleiche Rechte, nur<br />
radikaler und zersplitterter, die Araber<br />
sind die gleichen Araber, nur zersplitterter,<br />
und das bekannte Paradigma<br />
„ohne Herut (von Menachem Begin) und<br />
die Kommunisten“* ist immer noch die<br />
gläserne Decke, die eine Koalitionsbeteiligung<br />
der arabischen Parteien verhindert.<br />
Ich bin nicht enttäuscht von den Erklärungen<br />
des frischgebackenen Politikers<br />
Yair Lapid, der die Bildung eines gemeinsamen<br />
Blocks der Mitte-links- und<br />
der arabischen Parteien ausgeschlossen<br />
hat, der eine Rechtskoalition hätte verhindern<br />
können. Er unterscheidet sich<br />
darin nicht von den alteingesessenen<br />
Ministern, die auf der Fantribüne von<br />
Beitar Jerusalem sitzen, während um sie<br />
herum „Tod den Arabern“ gegrölt wird.<br />
Enttäuscht bin ich dagegen von der<br />
Schwäche der arabischen Parteien, die<br />
sich mit den einschränkenden Spielregeln<br />
arrangiert haben, die ihnen das Establishment<br />
diktiert – ein Establishment,<br />
das in ihnen nur eine Minderheit<br />
ohne Einfluss sieht. Dieses Sich-Arrangiert-Haben<br />
drückt sich in dem Streben<br />
aus, überhaupt in die Knesset zu kommen,<br />
anstelle ihre Kräfte zu vereinen,<br />
um die Spielregeln zu verändern und<br />
die gläserne Decke zu durchstoßen.<br />
Ich sage nicht, dass die arabischen Par-<br />
©kipa<br />
teien in den mehr als 60 Jahren ihres<br />
Kampfes nichts erreicht hätten – mir ist<br />
klar, dass sie letztendlich in einer Umgebung<br />
tätig sind, die nicht ihre ist. Meine<br />
Kritik an ihnen betrifft vielmehr eine<br />
wachsende Distanz zum Wähler in den<br />
letzten zehn Jahren und ihre Weigerung,<br />
Strategien zu entwickelt, die an die tiefgreifenden<br />
Veränderungen angepasst<br />
sind, die sich in der politischen Arena<br />
vollziehen.<br />
Ich mache dem Wähler, der sie mit der<br />
Begründung „das kleinere Übel“ gewählt<br />
hat, keinen Vorwurf, aber ich mache den<br />
Parteien ganz entschieden den Vorwurf,<br />
dass sie das schon als Erfolg sehen – und<br />
das, wenn 50% der potentiellen arabischen<br />
Wähler zu Hause geblieben sind.<br />
Ich mache ihnen ihren Anteil daran zum<br />
Vorwurf, dass sie das Komitee der arabischen<br />
Bürger Israels faktisch zerstört<br />
haben und die regionalen Vertretungen<br />
der Araber in der politischen Arena geschwächt.<br />
Gar nicht zu reden davon,<br />
dass es ihnen nicht gelungen ist, auch<br />
nur ein rassistisches Gesetz zu verhindern<br />
oder gar den Prawer-Plan zur<br />
„Ordnung“ der beduinischen Siedlungen<br />
im Negev aufzuhalten.<br />
Durch ihre Aufrufe an die Wähler kurz<br />
vor Schließung der Wahllokale ist es den<br />
arabischen Parteien gelungen, den arabischen<br />
Wähler durch eine ungekannte<br />
Zurschaustellung von Separatismus zu<br />
verschrecken und ihm zu erzählen, wer<br />
nicht wählen gehe, werde die zionistischen<br />
Parteien stärken und so eine „Zerstörung<br />
der Ehre“ der arabischen Bevölkerung<br />
herbeiführen. Sie haben versucht,<br />
in zwei Stunden wettzumachen,<br />
dass es ihnen über Monate nicht gelungen<br />
ist, den arabischen Wähler zu überzeugen<br />
– indem sie den Schwerpunkt<br />
vom eigentlichen Thema, dem Kampf<br />
um die Rechte, zu einem Kampf um die<br />
Ehre verschoben haben.<br />
Ihr Unvermögen, eine politische Kultur<br />
zu entwickeln, hat den separatistischen<br />
und heuchlerischen Diskurs nur noch<br />
verstärkt. Die Realität hat sich nicht verändert:<br />
Der selbe Knessetabgeordnete,<br />
dessen Name hier nichts zur Sache tut,<br />
wird weiterhin in der Knesset über die<br />
Shoah sprechen und am nächsten Tag<br />
die Märtyrer von Ramallah loben und<br />
den Katarern, Ägyptern und Jordaniern<br />
beweisen, dass er ein nicht weniger<br />
guter Patriot ist als sie. So erhalten die<br />
arabischen Parteien und die arabische<br />
Bevölkerung insgesamt ein wenig<br />
schmeichelhaftes Image, ein Image, das<br />
immer der israelischen Rechten in die<br />
Hände gespielt hat.<br />
Nichts hat sich wirklich verändert. Nicht,<br />
weil ich nicht gewählt habe, sondern,<br />
weil es nicht eine arabische Partei gab,<br />
die Verantwortung übernommen und<br />
anders gedacht hätte. Der separatistische<br />
Ansatz wird keine Wunderlösungen<br />
herbeiführen, er wird dazu führen,<br />
dass die Position der arabischen<br />
Bevölkerung noch viele Jahre unterlegen<br />
bleiben wird und unser Kampf um<br />
echte rechtliche Gleichstellung durch<br />
einen inneren religiösen Graben abgelöst<br />
wird.<br />
Die arabische Bevölkerung muss einen<br />
liberaleren und offeneren Ansatz wählen,<br />
der zu einer Änderung der Spielregeln<br />
führt. Sie muss die Trennung<br />
zwischen Staat und Religion unterstützen<br />
und von ihren Führern fordern,<br />
Mindeststandards für den Stand der<br />
arabischen Bürger zu definieren. Diese<br />
Min- deststandards sind dann eine Art<br />
Gütesiegel für jede Partei, die um die<br />
Stimmen der arabischen Bürger wirbt,<br />
die dann von welcher Seite auch immer<br />
nicht mehr als selbstverständlich angesehen<br />
werden. Es ist auch keine Schande,<br />
von den jüdischen Gemeinden weltweit<br />
zu lernen, denen es gelungen ist,<br />
Einfluss zu nehmen, obwohl sie eine<br />
Minderheit sind.<br />
Haaretz<br />
der autor ist arabisch-israelischer Politik- und<br />
Wirtschaftswissenschaftler.<br />
* “Ohne Herut (die revisionistische Bewegung) und<br />
ohne die Kommunisten“ ist ein vom ersten israelischen<br />
Ministerpräsidenten David Ben-Gurion geprägter<br />
Ausspruch, der beschreibt, dass beide Parteien<br />
an keiner Koalition beteiligt werden sollten. Erst knapp<br />
zwanzig Jahre nach Staatsgründung, am Vorabend<br />
des Sechs-Tage-Krieges 1967, wurden die Revisionisten<br />
in die Regierung aufgenommen. 1977 gewann die<br />
Nachfolgepartei, der Likud, erstmals die Wahlen zur<br />
Knesset.<br />
•<br />
10<br />
<strong>schalom</strong>
allgegenwärtige<br />
palästinensische<br />
gewaltbereitschaft<br />
Politik<br />
© Issam Rimawi/Flash90<br />
Von noah klieger<br />
Ganz ehrlich, die Palästinenser brauchen<br />
keinen bestimmten Grund, um<br />
zu randalieren und Juden anzugreifen.<br />
Die gegenwärtige Welle der Gewalt,<br />
die seit zwei oder drei Wochen andauert,<br />
begann nicht wegen des Hungerstreiks<br />
von vier Gefangenen (von denen<br />
übrigens zwei wieder essen). Der<br />
Hungerstreik ist nur eine Ausrede, denn<br />
es ist klar, dass, selbst wenn die übrigen<br />
Hungerstreikenden wieder essen werden,<br />
ihre Brüder auch weiterhin in den<br />
Gebieten randalieren werden.<br />
Die Wahrheit ist, dass unsere Nachbarn<br />
uns einfach nicht wollen. Mit anderen<br />
Worten, sie wollen kein Land neben Israel;<br />
sie wollen ein Land anstelle Israels.<br />
Das ist eine Tatsache, die ein ums<br />
andere Mal bewiesen wurde.<br />
Sowohl Ehud Barak als auch Ehud Olmert<br />
boten den Palästinensern einen Staat<br />
fast in den Grenzen von 1967 an – und<br />
sie haben das Angebot ausgeschlagen.<br />
Die gewaltsame Räumung tausender<br />
Siedler und Dutzender Gemeinden aus<br />
dem Gazastreifen – die von Arik Sharon<br />
durchgeführt wurde – hat uns einem<br />
möglichen Abkommen keinen Zentimeter<br />
näher gebracht. Im Gegenteil, das<br />
Entgegenkommen hat nur die Palästinenser<br />
ermutigt, die mit dem Raketenbeschuss<br />
israelischer Städte und Gemeinden<br />
innerhalb Israels begannen mit<br />
dem Ziel, Juden zu töten.<br />
Die Anführer im Gazastreifen haben<br />
kürzlich mehrfach erklärt, ihr Ziel wäre<br />
es, Juden zu töten und das „zionistische<br />
Gebilde“ zu zerstören. Angesichts dieser<br />
Aussagen, selbst wenn man alle Gefangenen<br />
entließe – die Mörder und<br />
Terroristen – werden morgen die Versuche,<br />
Juden zu töten, nicht aufhören.<br />
Daher, und dies ist eine Tatsache, gibt<br />
es keinen Zusammenhang zwischen irgendeiner<br />
israelischen Politik oder Entscheidung<br />
und dem Wunsch der Palästinenser,<br />
oder besser ihrer Gier, Israel und<br />
seine Bewohner anzugreifen. Wer das<br />
nicht versteht oder es trotz der seit Jahrzehnten<br />
bewiesenen Tatsachen nicht<br />
verstehen will, ist entweder einfach naiv<br />
oder blind gegenüber dem, was vor Ort<br />
passiert. Und es sage mir niemand, dass<br />
es das israelische Vorgehen war, das die<br />
Palästinenser dazu gebracht hat, sich so<br />
zu verhalten. Mein Onkel Natan Klieger<br />
wurde 1939 von arabischen Randalierern<br />
in Haifa erschossen. Wenn ich mich<br />
nicht irre, gab es damals noch keine Besatzung.<br />
Golda Meir sagte einmal, dass ein Abkommen<br />
mit den Palästinensern nur<br />
geschlossen werden könnte, wenn sie<br />
ihre Kinder mehr lieben als sie Juden<br />
hassen. Sie hatte Recht.<br />
ynetnews<br />
<strong>schalom</strong> 11
Politik<br />
keine anzeichen von Folter bei dscharadat<br />
Charité Berlin<br />
kleinkind wurde nicht durch<br />
israelische rakete getötet<br />
Am 14. November 2012, während der<br />
Militäroperation Wolkensäule, veröffentlichte<br />
die BBC das Foto eines Mitarbeiters<br />
ihres arabischen Dienstes, der<br />
die Leiche seines 11 Monate alten Sohnes<br />
Omar auf den Armen trug.<br />
Das Kind, so hieß es schnell und nicht<br />
nur in der BBC, sei durch die <strong>Israelische</strong>n<br />
Verteidigungskräfte (ZAHAL)<br />
getötet worden.<br />
Ein Bericht des UN-Menschenrechtsrates<br />
hat die Angelegenheit nun richtig<br />
gestellt: Es habe sich bei dem Geschoss,<br />
das Omar und eine 19-jährige Frau getötet<br />
habe, nicht um eine israelische Rakete<br />
gehandelt, sondern um einen palästinensischen<br />
Querschläger!<br />
Das Bild wurde zuvor in den konventionellen<br />
und sozialen Medien unzählige<br />
Mal verbreitet, immer verbunden mit<br />
einer Anklage gegen Israel. Times of Israel<br />
Das israelische Gesundheitsministerium<br />
hat Ende Februar den Obduktionsbericht<br />
zu Arafat Dscharadat veröffentlicht.<br />
An dem Leichnam des palästinensischen<br />
Häftlings fanden sich laut dem<br />
Dokument keine Anzeichen von Folter:<br />
"Heute (Donnerstag, 28. Februar) haben<br />
der Direktor des Nationalen Zentrums für<br />
Forensische Medizin, Yehuda Hiss, der Direktor<br />
der Gesundheitsverwaltung am Gesundheitsministerium,<br />
Prof. Arnon Afek<br />
und die Direktorin des Pathologischen Instituts<br />
in Tel ha-Shomer, Prof. Iris Barshack<br />
die mikroskopischen Funde zu Dscharadat<br />
untersucht.<br />
Es stellte sich heraus, dass die Blutergüsse<br />
und Rippenfrakturen, die während der Autopsie<br />
festgestellt worden waren, nahe am<br />
Todeszeitpunkt verursacht worden waren<br />
und charakteristisch für Wiederbelebungsversuche<br />
sind, wie sie 50 Minuten lang von<br />
der Gefängnisbehörde und einem Team des<br />
Magen David Adom durchgeführt wurden,<br />
um sein Leben noch zu retten.<br />
Es fanden sich keine Anzeichen weiterer<br />
Prellungen.Es fanden sich des weiteren keinerlei<br />
Anzeichen für signifikante Veränderungen<br />
nach Krankheit an anderen Organen,<br />
die eine Todesursache hätten darstellen können;<br />
daher werden weitere Tests am gerichtsmedizinischen<br />
„L. Greenberg Institut“ durchgeführt,<br />
um die Todesursache festzustellen.<br />
Von palästinensischer Seite waren nach<br />
dem Tod von Dscharadat umgehend<br />
Stimmen laut geworden, nach denen<br />
der zweifache Familienvater infolge von<br />
Folter gestorben sei. Palästinenser hatten<br />
die Vorwürfe in der zurückliegenden<br />
Woche häufig wiederholt. Der Präsident<br />
der Palästinensischen Autonomiebehörde,<br />
Mahmud Abbas, forderte<br />
eine internationale Untersuchung.<br />
Wie die Zeitung „Jerusalem Post“ berichtet,<br />
hatte Israels Minister für Innere<br />
Sicherheit Jitzhak Aharonovitch geäußert,<br />
er würde es begrüßen, wenn internationale<br />
Beobachter prüften, wie Israel den<br />
Vorgang untersucht habe.<br />
inn/red<br />
entführungsversuche israelischer soldaten<br />
nehmen drastisch zu<br />
Im vergangenen Jahr haben Terrorgruppen<br />
26 Mal versucht, israelische Soldaten<br />
zu entführen. Gegenüber dem Vorjahr<br />
hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt.<br />
Die israelische Armee erwartet eine<br />
weitere Zunahme derartiger Aktionen.<br />
Im Jahr 2011 habe es noch 11 Entführungsversuche<br />
gegeben, berichtet die<br />
Zeitung „Yediot Aharonot“ und beruft<br />
sich dabei auf das Armeemagazin „Bamahane“.<br />
Die 26 Versuche von 2012<br />
haben die israelischen Streitkräfte vereiteln<br />
können.<br />
Einen Grund für den Anstieg sieht die<br />
Armee in dem aus palästinensischer<br />
Sicht erfolgreichen Schalit-Austausch*.<br />
Terrorgruppen im Gazastreifen hätten<br />
nun einen „Appetit“ für Gefangenenaustausche<br />
entwickelt, sagte ein ungenannter<br />
Militärsprecher.<br />
Weitere Ursachen für den Anstieg sieht<br />
die Armee in der Aufwertung des Status‘<br />
der Palästinensischen Autonomiebehörde<br />
bei den Vereinten Nationen<br />
zum „Beobachterstaat“. Seither gebe es<br />
viele Aufstände durch Palästinenser im<br />
Westjordanland. Den Boden für Entführungsversuche<br />
bereite auch die Unruhe,<br />
die durch den Hungerstreik<br />
palästinensischer Gefangener entstehe.<br />
Die Order der Armee ist daher, dass Soldaten<br />
nicht per Autostopp fahren dürfen,<br />
da dies eine bei Terrorgruppen<br />
bekannte Entführungsmethode sei. In<br />
den vergangenen Jahren ha-ben die<br />
Armee und der Inlandsgeheimdienst<br />
Schabak die Bestimmun- gen für Mitfahrgelegenheiten<br />
für Soldaten verschärft.<br />
inn/red<br />
* die Terror-Organisation hamas hatte den israelischen<br />
Soldaten Gilat Schalit im Jahr 2006 entführt<br />
und mehr als fünf Jahre gefangen gehal- ten. Sie gab<br />
ihn am 18. Oktober 2011 im austausch von 1.027 palästinensischen<br />
häftlingen frei.<br />
12<br />
<strong>schalom</strong>
©UN Photo/Devra Berkowitz<br />
Thailand. In der vergangenen Woche<br />
haben die bulgarischen Behörden die<br />
Hisbollah auch als Täter hinter dem Anschlag<br />
auf den Bus in Burgas im vergangenen<br />
Juli ausgemacht, bei dem fünf Israelis<br />
und ihr bulgarischer Busfahrer getötet<br />
wurden. Es war der mörderischste<br />
Anschlag auf europäischem Boden seit<br />
2005.<br />
Trotz alledem bleibt jedoch die Hisbollah<br />
auffällig abwesend von der Liste der<br />
von der Europäischen Union als Terrororganisationen<br />
bezeichneten Gruppierungen.<br />
Tatsächlich stufen viele Staaten<br />
– einschließlich einiger in diesem Saal –<br />
die Hisbollah sogar als Wohltätigkeitsorganisation<br />
ein. […]<br />
ron Prosor<br />
Der einzige Zweck der Hisbollah – ihre<br />
raison d’être – ist es, im Nahen Osten<br />
und dem Rest der Welt Terroranschläge<br />
durchzuführen. Die Hisbollah als Wohltätigkeitsorganisation<br />
zu bezeichnen, ist,<br />
als würde man al-Qaida als Organisation<br />
für Städteplanung bezeichnen, weil<br />
sie gerne hohe Gebäude einreißt.Einige<br />
die gefährlichste „Wohltätigkeitsorganisation“<br />
der Welt heißt ‘hisbollah’<br />
Politik<br />
der ständige Vertreter israels bei den<br />
Vereinten nationen, Botschafter Ron<br />
Prosor, hat im un-sicherheitsrat eine<br />
rede zum Thema "schutz von zivilisten<br />
in bewaffneten konflikten" gehalten.<br />
„Acht Monate sind seit unserer letzten<br />
Debatte [zu diesem Thema] vergangen.<br />
Seitdem hat sich die Zahl der Todesopfer<br />
in Syrien vervierfacht – von 14.000<br />
im Juni auf über 60.000 heute. Die Zivilisten,<br />
die im Fadenkreuz des Assad-<br />
Regimes gefangen sind, rufen weiterhin<br />
nach Schutz. Jeder dieser Schreie, der<br />
unbeantwortet bleibt, zeigt nur noch<br />
mehr unser Scheitern. […]<br />
Assad ist nicht allein. Einer seiner Berater<br />
ist Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah,<br />
der ihm erklärt, wie man noch effektiver<br />
Zivilisten ermorden kann. Mit dem Segen<br />
des Iran, ihres Schutzheiligen, hat<br />
die Hisbollah Zehntausende der Männer<br />
Assads mit Waffen, Ausbildung und logistischer<br />
Unterstützung versorgt. […]<br />
Der lange Arm des Iran reicht bis nach<br />
Syrien und in den Libanon, wo er der<br />
Hisbollah geholfen hat, 50.000 Raketen<br />
anzuhäufen – mehr als viele NATO-Mitglieder<br />
– und den Libanon in einen Außenposten<br />
des Terrors zu verwandeln.<br />
Die Hisbollah stationiert absichtlich ihre<br />
Waffen in Wohngebieten und missbraucht<br />
so die gesamte Bevölkerung des<br />
Libanon als menschliche Schutzschilde.<br />
Ihre Idee des „Investierens in die nächste<br />
Generation“ ist es, ihre Waffenlager<br />
in unmittelbarer Nähe zu Schulen und<br />
Spielplätzen zu errichten.<br />
Das Terrorregime der Hisbollah erstreckt<br />
sich weit über den Nahen Osten hinaus.<br />
Sie hat ihren Fingerabdruck bei Anschlägen<br />
auf allen fünf Kontinenten hinterlassen,<br />
von Kenia über Argentinien bis nach<br />
europäische Juristen verbiegen sich weiterhin,<br />
um den militärischen und den<br />
politischen Arm der Hisbollah getrennt<br />
voneinander zu betrachten. Dies ist eine<br />
müßige Übung. Der einzige „Unterschied“<br />
zwischen den beiden Flügeln<br />
ist, dass der politische Arm die Höhe des<br />
Drogengeldes verhandelt, das der militärische<br />
Arm später zum Waffenerwerb<br />
einsetzt. […]<br />
Die EU muss den moralischen und politischen<br />
Mut aufbringen, die Hisbollah<br />
auf die Liste der Terrororganisationen zu<br />
setzen. Sie muss eine klare Botschaft aussenden,<br />
dass die Hisbollah nicht länger<br />
ihre Bürger ungestraft angreifen kann.<br />
Die Stimmen der Opfer des Hisbollah-<br />
Terrors rufen uns an, gemeinsam aktiv<br />
zu werden – und gemeinsam daran zu<br />
arbeiten, die gefährlichste „Wohltätigkeitsorganisation“<br />
der Welt zu Grunde<br />
zu richten. […]“ AM Israel, 12.02.1<br />
<strong>schalom</strong> 13
©ChevronTango, CC-BY-SA-3.0<br />
oxford-studenten wehren<br />
sich gegen israel-Boykott<br />
klare stellungnahme<br />
gegen Bds-Bewegung<br />
Henry Watson, ein Student des „Magdalen<br />
College“, teilte der israelischen Onlinezeitung<br />
„Times of Israel“ mit, dass die<br />
Sponsoren der BDS-Bewegung anfänglich<br />
ihre Agenda sogar als „Pro-Frieden“<br />
und Israel als „gegen Frieden“ präsentiert<br />
hatten: Die Boykottbewegung versuche,<br />
„Frieden zu erlangen, indem wirtschaftlicher<br />
Druck auf Israel ausgeübt wird“.<br />
Die Vereinigung Jüdischer Studenten<br />
(UJS) betrachtet das Wahlergebnis als<br />
eine klare Stellungnahme, dass „weder<br />
Studenten noch irgendjemand anderes aufgrund<br />
seiner Nationalität in Oxford benachteiligt<br />
wird“. Sie ist erfreut, dass „Studenten<br />
die Entscheidung getroffen haben, sich<br />
konstruktiv auf Israel, seine Vorstellungen<br />
und Menschen einzulassen, anstatt sich zum<br />
Boykottieren zu entschließen“. Die Leiterin<br />
der UJS-Kampagnen, Judith Flacks,<br />
findet es ermutigend, dass „diese Wahl<br />
einen Studentenkörper widerspiegelt, der<br />
bereit ist, über die Komplikationen zu diskutieren,<br />
welche innerhalb Israels existieren,<br />
und das Boykottieren nicht als eine brauchbare<br />
Option oder Herangehensweise ansehen,<br />
den Konflikt zu diskutieren“.<br />
Die Boykottbewegung machte am Wahlabend<br />
deutlich, dass die „Oxford University<br />
Student Union“ (OUSU) und die<br />
„National Union of Students“ (NUS)<br />
eine moralische Verantwortung hätten,<br />
Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Sie erhob<br />
den Anspruch, dass Israel „die Besetzung<br />
aller arabischen Länder beenden solle“.<br />
Außerdem rief sie die beiden Vereinigungen<br />
dazu auf, Recherche zu betreiben<br />
– und zwar nach „Kontakten, Zusammenhängen,<br />
Investitionen und kommerziellen<br />
Beziehungen höherer Bildungsinstitutionen,<br />
die nach Angaben der BDS-Bewegung<br />
in Verstöße gegen palästinensische Menschenrechte<br />
verwickelt sein könnten“.<br />
Politik<br />
Die Studenten der „Oxford University“<br />
haben den Antrag auf einen Israel-Boykott<br />
abgelehnt. Das Ergebnis der Abstimmungen<br />
aller Colleges ergab eine<br />
Mehrheit von 7:1 gegen den Aufruf zum<br />
Boykott.<br />
Den Angaben der britischen Onlinezeitung<br />
„The Jewish Chronicle“ zufolge<br />
stimmten 69 Kommilitonen gegen die<br />
globale Boykott-, Desinvestitions- und<br />
Sanktionsbewegung (BDS). Lediglich 10<br />
waren dafür und 15 enthielten sich.<br />
Der britische Abgeordnete George Galloway<br />
war in der vergangenen Woche aus<br />
der Debatte an der Oxford Universität<br />
gestürmt, nachdem er festgestellt hatte,<br />
dass der Student Eylon Aslan-Levy von<br />
zweifacher britisch-israelischer Nationalität<br />
ist. Es folgte ein Aufruf der globalen<br />
Boykott-Kampagne, Israel zu boykottieren,<br />
inklusive der kulturellen und<br />
akademischen Institutionen. Der Prozess<br />
wurde durch individuelle Abstimmungen<br />
in britischen Colleges um zwei<br />
Wochen verzögert.<br />
Israel-Unterstützer begrüßten das Wahlergebnis.<br />
Ein Pressesprecher der israelischen<br />
Botschaft in London sagte: „Es<br />
ist zweifellos eine überraschende Antwort<br />
auf einen wahnhaften Vorschlag, welcher es<br />
verdient hat, in den Müll geworfen zu werden.<br />
Gleichzeitig ist es trotzdem erstaunlich,<br />
dass es 10 seltsame Menschen in Oxford gibt,<br />
die meinen, dass Raum für Boykott besteht,<br />
und 15 verwirrte Menschen, die sich in ihrer<br />
Einstellung zu diesem Thema nicht sicher<br />
sind.“<br />
israeli aslan-levy kommentiert<br />
Wahlergebnis<br />
Auch der israelische Student Aslan-Levy<br />
wohnte dem Wahlabend bei. Er hoffe,<br />
dass andere britische Universitäten Oxford<br />
folgen würden, indem sie die BDS-<br />
Maßnahmen abwählen, schreibt die „Times<br />
of Israel“. Zudem äußerte er sich erleichtert<br />
zum Wahlergebnis: „Heute haben<br />
die Oxford-Studenten gezeigt, dass ihre Verpflichtung<br />
zu intellektueller Freiheit unerschütterlich<br />
ist. Indem wir den Aufruf zum<br />
Boykott gegen Israel mit einer Mehrheit von<br />
7:1 abgelehnt haben, haben wir in gewaltiger<br />
Weise ausgedrückt, dass wir wollen, dass<br />
Oxford weiterhin mit israelischen Akademikern<br />
kooperiert, mit israelischen Gewerben<br />
handelt und mit israelischen Vereinen<br />
debattiert.“<br />
Zudem erwähnte der Student des „Brasenose<br />
Colleges“, dass einige Studenten<br />
verwundert gewesen seien, warum sie<br />
aufgefordert wurden, eine Bewegung zu<br />
unterstützen, die einen akademischen<br />
Boykott fördert. Aus ihrer Sicht sei es<br />
nicht die Aufgabe einer Studenten-Union,<br />
Außenpolitik zu betreiben. Es bestehe<br />
die feste Überzeugung, dass solche Bewegungen<br />
Spaltung hervorrufen. inn<br />
der britische abgeordnete George Galloway hat an der universität<br />
von Oxford für aufregung gesorgt. er verließ eine diskussionsrunde,<br />
nachdem er festgestellt hatte, dass einer der Teilnehmer Israeli ist.<br />
bei der debatte ging es um die möglichkeit einer israelischen räumung<br />
des Westjordanlandes. galloway forderte einen sofortigen rückzug<br />
Israels. der israelische Teilnehmer Eilon Aslan-Levy bemerkte in<br />
seiner rede in der „Wir-Form“, ein abzug sollte nur als Teil eines ausgehandelten<br />
Friedensabkommens und somit im rahmen einer Zweistaaten-Lösung<br />
erfolgen. galloway unterbrach den Studenten mit den<br />
Worten: „Du sagst ‚wir‘, bist du Israeli?“. als aslan-Levy dies bejahte, habe der abgeordnete<br />
der linksgerichteten „respect“-Partei seine Sachen gepackt und sei aus dem Saal gegangen.<br />
dabei habe er gerufen: „Ich erkenne Israel nicht an und ich debattiere nicht mit Israelis.“<br />
galloway ist bekannt für seine anti-israelische haltung. Von der hamas hat er im Jahr 2009<br />
einen palästinensischen Pass erhalten.<br />
ein Video von dem Vorfall an der universität befindet sich auf: www.youtube.com/watch<br />
14 <strong>schalom</strong>
Bio-Farm givat olam in der nähe der siedlung itamar.<br />
givat olam ist einer der führenden Bio-unternehmen in<br />
israel (Bio-eier, ziegenmilch- und getreide-Produkte etc.)<br />
©INati Shohat/Flash90<br />
Politik<br />
eu ruft zum Boykott gegen jüdische siedler auf<br />
Die Europäische Union (EU) hat ihren<br />
Mitgliedsstaaten offiziell empfohlen, israelische<br />
Aktivitäten im Westjordanland<br />
durch einen Boykott zu verhindern.<br />
Dies geht aus dem eben veröffentlichten<br />
„Jerusalem Report 2012“ hervor.<br />
Die EU-Mitgliedsstaaten werden darin<br />
aufgefordert, Finanztransfers zugunsten<br />
des Siedlungsbaus zu verhindern.<br />
Jüdische Wohnungen im Ostteil von Jerusalem<br />
werden in dem Bericht als „die<br />
größte Gefahr“ für die Zwei-Staaten-Lösung<br />
bezeichnet. Da die Besetzung „illegal“<br />
sei, dürften die in den jüdischen<br />
Siedlungen hergestellten Produkte nicht<br />
von den Zoll-Vergünstigungen zwischen<br />
der EU und Israel profitieren. Diese Produkte<br />
müssten klar gekennzeichnet werden<br />
als „aus den besetzten Gebieten stammend“.<br />
In Israel betrachtet man den Bericht als<br />
Propaganda-Erfolg für die Palästinensische<br />
Autonomiebehörde (PA). Die<br />
habe das Westjordanland zum Gebiet<br />
ihres noch nicht existierenden Staates<br />
erklärt und versuche, eine halbe Million<br />
dort lebender Juden aus ihren Häusern<br />
zu vertreiben. Die israelische Regierung<br />
steht auf dem Standpunkt,<br />
dass das sogenannte Westjordanland,<br />
keine „besetzten Gebiete“ seien, weil<br />
sie in der Vergangenheit zu keinem<br />
souveränen Staat gehörten.<br />
<strong>Israelische</strong> Medien zeigen sich in ersten<br />
Reaktionen auf den Bericht verwundert,<br />
dass sich die EU nicht zur<br />
anhaltenden Weigerung der Palästinenser<br />
äußert, mit Israel Friedensgespräche<br />
ohne Vorbedingungen zu führen.<br />
<strong>schalom</strong> 15
Politik<br />
kopfloses israel:<br />
koalitionsverhandlungen geplatzt<br />
Von ulrich W. sahM<br />
Die Koalitionsverhandlungen in Israel<br />
sind geplatzt. Der designierte Ministerpräsident<br />
Benjamin Netanjahu hat<br />
„nach Ausgang des Schabbat“ am<br />
Samstag Abend (2.3.) bei Staatspräsident<br />
Schimon Peres um eine zweiwöchige<br />
Verlängerung ersucht. Sollte auch<br />
diese Frist ohne Ergebnis verstreichen,<br />
kann der Staatspräsident einen anderen<br />
Abgeordneten mit der Regierungsbildung<br />
beauftragen oder Neuwahlen<br />
ausrufen lassen.<br />
Die „Likud-Beiteinu“ Partei mit Netanjahu<br />
an der Spitze ist aus den Parlamentswahlen<br />
im Januar als größte Partei<br />
in Israel hervorgegangen, muss jedoch<br />
eine Koalition mit anderen Parteien eingehen,<br />
um eine regierungsfähige Mehrheit<br />
zu erhalten. Bisher hatte es Netanjahu<br />
nur geschafft, ein Koalitionsabkommen<br />
mit Zipi Livni und ihrer „Bewegungspartei“<br />
zu schließen. Doch<br />
Livnis sechs Abgeordnete verschaffen<br />
Netanjahu noch längst keine Mehrheit.<br />
Die beiden anderen großen Parteien,<br />
„Zukunft“ mit Jair Lapid und „Unser<br />
Haus Israel“ mit dem nationalreligiösen<br />
Naftali Bennet an der Spitze hatten sich zu<br />
©Nati Shohat/FLASH90<br />
einem „stählernen Bündnis“ zusammengeschlossen<br />
und Netanjahu erklärt, dass<br />
sie keine ultraorthodoxe Parteien in der<br />
Koalition dulden würden. Zudem haben<br />
sich beide für eine allgemeine Wehrpflicht<br />
auch für die bisher freigestellten<br />
Orthodoxen Juden ausgesprochen. Netanjahu<br />
wollte auch diese Bedingungen<br />
nicht eingehen. Laut neueren Umfragen<br />
würde Lapid heute mehr Stimmen<br />
erhalten als Netanjahu.<br />
Neben dem Problem, dass Netanjahu bis<br />
zur Vereidigung eines neuen Ministerpräsidenten<br />
als „Übergangspremier“<br />
die Amtsgeschäfte weiterführt, muss<br />
der Staat Israel auch ohne ordentlichem<br />
Haushalt verwaltet werden. Das bedeutet,<br />
dass jeden Monat nur ein Zwölftel<br />
des alten Haushalts ausgegeben werden<br />
darf. So kann die derzeitige Regierung<br />
mangels Finanzierung keine neuen<br />
Projekte ins Leben rufen.<br />
Wegen der politischen Ungewissheit in<br />
Israel könnte der zum Ende des Monats<br />
erwartete Besuch des amerikanischen<br />
Präsidenten Barack Obama im Nahen<br />
Osten verschoben werden. Aus amerikanischen<br />
Quellen verlautete, dass Obama<br />
kein Interesse an einem Treffen mit<br />
einer Übergangsregierung in Israel habe.<br />
donnerstag, 14. März 2013<br />
neue regierung in israel steht<br />
offenbar<br />
Die neue israelische Mitte-rechts-Regierung<br />
unter Ministerpräsident Benjamin<br />
Netanjahu ist offensichtlich unter Dach<br />
und Fach. Rund sieben Wochen nach<br />
der Parlamentswahl schloss Netanjahu<br />
nach Angaben seiner Likud-Partei die<br />
Regierungsbildung ab.<br />
Das rechtsnationale Bündnis von Netanjahus<br />
Likud und der Partei Beitenu werde<br />
mit der Zentrumspartei und der rechten<br />
Siedlerpartei Das jüdische Haus (Habeit<br />
hajehudi) von Naftali Bennett koalieren,<br />
sagte eine Likud-Sprecherin heute.<br />
Auch Jair Lapid von der Zukunftspartei<br />
(Jesch Atid), die in der politischen Mitte<br />
angesiedelt ist, kündigte die Unterzeichnung<br />
eines Koalitionsvertrags bis zum<br />
Abend an. Das neue Bündnis verfügt<br />
über 68 der 120 Sitze in der Knesset, dem<br />
israelischen Parlament in Jerusalem.<br />
Der israelische Rundfunk meldete, die<br />
neue Koalition wolle sich um eine Wiederaufnahme<br />
der Friedensgespräche mit<br />
den Palästinensern und eine Verkürzung<br />
der Wehrpflicht für Männer von drei<br />
auf zwei Jahre einsetzen.<br />
Lapid übernimmt den Posten des Finanzministers<br />
und konnte für seine zweitgrößte<br />
Partei in der Knesset auch das<br />
Bildungsministerium sichern. Netanjahu<br />
hatte sich bis zuletzt gesträubt, dieses<br />
Amt abzugeben. Dafür verzichtete Lapid<br />
auf das Innenministerium, das nun vom<br />
bisherigen Bildungsminister Gideon Saar<br />
(Likud) geleitet wird.<br />
Besuchen sie<br />
unsere<br />
homepage<br />
www.oeig.at<br />
16<br />
<strong>schalom</strong>
Peace in progress<br />
kenne deinen Feind<br />
In einem Beitrag für die englische Ausgabe<br />
der arabischen Zeitung ‘Asharq Al-Awsat’,<br />
antwortet Amal al-Hazzani auf die Reaktionen,<br />
die sein vorheriger Beitrag ausgelöst<br />
hatte. In diesem rief er zur Normalisierung<br />
mit Israel auf, befürwortete das Erlernen<br />
der hebräischen Sprache und lobte den israelischen<br />
Liberalismus. „Die Kritik war zu<br />
erwarten, weil ich ein Tabu gebrochen<br />
habe,“ schreibt al-Hazzani, „es tut mir Leid,<br />
aber ich muss ihnen sagen, dass ihre Empörung<br />
die Realität nicht verändern wird. Israel<br />
wird so bleiben wie es ist: ein kleiner<br />
Staat, jedoch stärker als der Rest der arabischen<br />
Welt.“<br />
Nachfolgend eine Zusammenfassung<br />
seines Beitrags:<br />
In meinem vorherigen Artikel [The Israel<br />
We Don’t Know, 31.<strong>01.2013</strong>] war es<br />
nicht meine Absicht, die politische Haltung<br />
der Araber zu werten und die Araber<br />
für ihre Arroganz anzuschuldigen,<br />
es abzulehnen ihren Feind zu kennen<br />
unter dem Vorwand, dies sei gleichbedeutend<br />
mit der Anerkennung der Existenz<br />
Israels.<br />
Die bittere Wahrheit ist, dass wir Araber,<br />
obwohl wir uns weigern, Israel offen<br />
anzuerkennen, implizit bereits auf viele<br />
Weise dies tun, durch die Gräber von<br />
Märtyrern, Flüchtlingslager, die palästinensische<br />
Diaspora und die periodischen<br />
Kriege im Libanon und Gaza.<br />
Wenn wir auf die Leugnung der Realität<br />
bestehen, werden wir alleine im Dunkeln<br />
zurückbleiben.<br />
Die Sprache als Instrument des Wissens<br />
– in diesem Fall Hebräisch – muss auf<br />
den Radar der Nachbarstaaten Israels,<br />
weil Israel noch für einige Zeit ihr Nachbar<br />
als auch Feind bleiben wird. In Israel<br />
ist Arabisch eine offizielle<br />
Amtssprache, weil ein Fünftel der Bevölkerung<br />
Araber ist, doch das ist nicht<br />
Von aMal al-hazzani<br />
der wichtigste Antrieb, warum dort gedrängt<br />
wird, Arabisch zu lernen. Isolation<br />
liegt nicht im Interesse Israels – das<br />
ist der Grund. Ein bedeutender Teil israelischer<br />
Webseiten, Magazine und<br />
Zeitungen haben eine arabische Ausgabe<br />
und die Zeitungen bieten sogar<br />
Nachrichten aus arabischen Staaten an,<br />
die Israel selbst als Feindstaaten betrachtet.<br />
Man bedenke das Auftreten des israelischen<br />
Verteidigungsministeriums auf<br />
Twitter. Zu jedem islamisch-religiösen<br />
Anlass twittert der Sprecher die Glückwünsche<br />
der israelischen Armee – auf<br />
Arabisch – an die Muslime. Und bedenkt<br />
man die Eigenart dieses Mediums, so<br />
wendet sich der Sprecher – der selbst<br />
Arabisch spricht – nicht nur an israelische<br />
Araber oder Palästinenser, sondern<br />
eher an die ganze arabische Präsenz auf<br />
Twitter.<br />
Im Gegensatz dazu wagen es die arabischen<br />
Medien nie, israelische Nachrichten<br />
aus Kultur oder Wirtschaft zu veröffentlichen,<br />
aus Angst beschuldigt zu<br />
werden, sich für den Zionismus zu engagieren.<br />
Im Ergebnis bedeutet das, dass<br />
arabische Pressekanäle Fakten nicht vollständig<br />
liefern. Während der Kriege im<br />
Libanon und Gaza vermieden arabische<br />
Satellitensender, jemanden für die israelische<br />
Seite sprechen zu lassen. Natürlich,<br />
um so sicherzustellen, dass das<br />
arabische Publikum sich nicht gegen<br />
die arabischen Medienkanäle wenden<br />
würde, auch wenn es der springende<br />
Punkt im Journalismus ist, beide Seiten<br />
einer Geschichte anzuhören. Einzig ‘Al-<br />
Arabiya’ wagte, dem Trend nicht zu folgen<br />
und wurde dafür auch schnell als<br />
„Zionist“ gebrandmarkt.<br />
Die Araber konzentrieren sich seit 1967<br />
auf den blinden Hass. Währenddessen<br />
hat sich Israel zum Zentrum für höhere<br />
Bildung und Kultur aufgebaut, das jährlich<br />
Millionen Touristen anzieht. Israel<br />
armee den untersucht Tod<br />
palästinensischer zivilisten<br />
Die israelische Armee untersucht derzeit 70<br />
Fälle, bei denen palästinensische Zivilisten<br />
während der Militäroperation „Wolkensäule“<br />
im vergangenen November im Gazastreifen<br />
ums Leben gekommen waren, so der militärische<br />
Generalanwalt, Danny Efroni.<br />
Der Generalstabschef habe sofort nach der<br />
Militäroperation eine umfassende Untersuchung<br />
der Fälle angeordnet. Die meisten der<br />
70 Vorfälle würden untersucht, obwohl es<br />
keine gesetzliche Verpflichtung dafür gebe,<br />
da keine Beschwerde eingelegt wurde, heißt<br />
es in einem Bericht der Tageszeitung „Yediot<br />
Aharonot“.<br />
Efroni betonte, „die Existenz der Untersuchung<br />
bedeutet nicht, dass wir ein Verbrechen<br />
vermuten, sondern sie drückt die Verbundenheit<br />
der Armee gegenüber dem internationalen<br />
Recht und die ehrlichen Versuche<br />
der Armee aus, zivile Opfer so weit es geht zu<br />
vermeiden“. Laut dem Generalanwalt werden<br />
die Ergebnisse in einigen Wochen erwartet.<br />
Bei den acht Tage andauernden Kämpfen<br />
zwischen Israel und palästinensischen Gruppen<br />
im November im Gazastreifen waren<br />
mehr als 170 Palästinenser und sechs Israelis<br />
ums Leben gekommen.<br />
ist sogar den USA im Bereich Programmierung<br />
und Software Industrie zur<br />
Konkurrenz geworden.<br />
Die jährliche US-Hilfe an Israel liegt nicht<br />
höher als 1.5 Prozent des israelischen<br />
BIP, das US$ 240 Mrd. beträgt, und drei<br />
Viertel der Hilfe wird für Waffen ausgegeben.<br />
Daher ist die Behauptung unwahr,<br />
Amerika füttere die Israelis und<br />
finanziere ihr Bildungs- und Gesundheitswesen;<br />
Israel ist ein reicher Staat,<br />
der kei- ne Unterstützung von anderen<br />
braucht.<br />
Wir müssen Israelis verstehen, um zu<br />
wissen, wie wir vergleichen können.<br />
Kriege können nicht mit Hassgefühlen<br />
alleine gewonnen werden. Kenne deinen<br />
Feind, sodass du keine grossen Verluste<br />
erleiden musst. Das ist alles, was<br />
ich sage.<br />
AudiaturOnline, 13. Februar 2013<br />
Zusammenfassung der Originalversion: Know<br />
Your Enemy by Amal al-Hazzani © Asharq<br />
Alawsat, 7 February 2013.<br />
Dr. Amal Al-Hazzani ist Privatdozent an der King<br />
Saud university in riyadh.<br />
<strong>schalom</strong> 17
Palästinensische Flüchtlinge unerwünscht<br />
Peace in Progress<br />
Von ulrich W. sahM, JerusaleM<br />
Mitte Dezember hatte der syrische Bürgerkrieg<br />
auch die palästinensischen<br />
Flüchtlinge im Jarmouk-Lager bei Damaskus<br />
voll getroffen. Acht Kilometer<br />
südlich des Stadtzentrums von Damaskus<br />
1957 errichtet, war das Jarmouk Lager<br />
Heim von 168.000 der rund halben<br />
Million in Syrien lebenden Palästinenser.<br />
Ob sich radikale bewaffnete palästinensische<br />
Gruppierungen den Rebellen angeschlossen<br />
haben, oder angegriffen<br />
wurden, weil sie sich auf die Seite des<br />
Präsidenten Assad gestellt haben, lässt<br />
sich angesichts der diffusen Berichte aus<br />
Syrien nicht ermitteln. Tatsache ist, dass<br />
über 100.000 Lagerbewohner wegen der<br />
Kämpfe und Luftangriffe fliehen mussten.<br />
Obgleich sich die UNO-Flüchtlingsorganisation<br />
UNWRA allein um palästinensische<br />
Flüchtlinge kümmert und<br />
ihnen seit Jahrzehnten Nahrungsmittel,<br />
Notunterkünfte und andere Hilfe zukommen<br />
lässt, stehen diese Menschen<br />
vor einem Nichts. Um alle anderen<br />
Flüchtlinge der Welt - auch Syriens -<br />
kümmert sich die andere UNO-Flüchtlingshilfeorganisation,<br />
UNHCR. Geschätzte<br />
250.000 syrische Flüchtlinge hat<br />
es ins benachbarte Jordanien verschlagen,<br />
wobei die meisten in jordanischen<br />
Städten untergekommen seien. Nur ein<br />
Teil von ihnen sitzt in Lagern nahe der<br />
Grenze, wo sie neben bunten Matratzen<br />
auch einen Koran zum Milchpulver erhalten.<br />
Allein Palästinenser aus Syrien<br />
werden nicht ohne weiteres ins Land gelassen.<br />
Und wer es dennoch nach Jordanien<br />
schafft, wird unter besonders<br />
schweren Bedingungen im Lager Cyber<br />
City festgehalten.<br />
Bereits eine Million syrer geflohen<br />
Wie der TV-Sender Al Dschesira berichtet,<br />
dürfen Palästinenser mit jordanischem<br />
Ausweis zwar einreisen. Doch<br />
Kinder „jordanischer“ Frauen ohne Ausweis<br />
müssen in Syrien bleiben. Der Sender<br />
berichtete von auseinander gerissenen<br />
Familien und zurückgelassenen<br />
Kleinkindern.<br />
Grundsätzlich will Jordanien gar keine<br />
Palästinenser mehr einlassen. „Jordanien<br />
ist nicht verpflichtet, den politischen Preis<br />
für die Syrienkrise zu zahlen“, sagt Regierungssprecher<br />
Samih Maaytah. „Ein<br />
Transfer Zehntausender palästinensischer<br />
Flüchtlinge von Syrien kann Jordanien nicht<br />
hinnehmen.“ Der Sprecher fügte hinzu,<br />
dass palästinensische Flüchtlinge eine<br />
„politische“ Frage seien und keine humanitäre.<br />
Jordanien hat schon eine palästinensische<br />
Bevölkerungsmehrheit von 75%<br />
und fürchtet ein weiteres Anwachsen<br />
dieser Gruppe, zumal das Königreich<br />
1970 im „Schwarzen September“ schon<br />
einmal einen blutigen palästinensischen<br />
Putsch gegen das Königshaus erlebt hat.<br />
Im Zaatari-Camp in der nördlichen Wüste<br />
Jordaniens, wo 50.000 syrische Flüchtlinge<br />
in höllischer Sommerhitze und jetzt<br />
in Zelten bei Wintersturm, schweren Regengüssen<br />
und Schnee ausharren, kam<br />
es schon zu gewalttätigen Protesten wegen<br />
der unmenschlichen Bedingungen.<br />
Während in Syrien die Kämpfe unvermindert weitergehen, hat die UNO neue Flüchtlingszahlen<br />
veröffentlicht. Bereits eine Million Syrer seien ins Ausland geflohen, so das<br />
UNO-Flüchtlingshilfswerk, UNHCR. Allein seit Januar seien 400.000 Menschen geflohen<br />
– rund die Hälfte davon Kinder. Die Flüchtlinge seien ohne Habseligkeiten und traumatisiert.<br />
Weitere Millionen an Vertriebenen seien im Land selbst unterwegs. Die<br />
Flüchtlingswelle wird zunehmend zum finanziellen Problem für die Anrainerstaaten.<br />
Neben Jordanien sperrt jetzt auch der<br />
Libanon palästinensische Flüchtlinge<br />
aus. Während syrische Bürger aufgrund<br />
alter Abkommen problemlos die Grenze<br />
überschreiten können, verlangt der<br />
Zedernstaat von Palästinensern neuerdings<br />
eine Visumsgebühr in Höhe von<br />
US$ 16 pro Person für einen zweiwöchigen<br />
Aufenthalt. Eine Verlängerung kostet<br />
die doppelte Gebühr. Das berichtet<br />
die Beiruter Zeitung ‘Daily Star’. Für<br />
kinderreiche Familien sei das eine unbezahlbare<br />
Summe. Nach Angaben der<br />
Zeitung stecke die im Libanon de facto<br />
herrschende schiitische Hisbollah-Partei<br />
hinter diesem Versuch, die in Lagern<br />
im Libanon lebenden Palästinenser nicht<br />
weiter zu stärken. Bis 1982 verfügten<br />
die Palästinenser im Libanon über einen<br />
„Staat im Staat“ mitsamt eigener Armee,<br />
ähnlich wie die Hisbollah heute.<br />
Auch im Staat Palästina sind aus Syrien<br />
geflohene Palästinenser unerwünscht,<br />
sowohl in dem von der Hamas-Organisation<br />
kontrollierten Gazastreifen wie<br />
in den Autonomiegebieten im Westjordanland.<br />
UNO-Generalsekretär Ban Ki<br />
Moon hat die Nachbarländer Syriens aufgefordert,<br />
ihre Tore für Flüchtlinge zu<br />
öffnen. Hamas Premierminister Ismael<br />
Hanija habe daraufhin der UNWRA mitgeteilt,<br />
dass eine Aufnahme palästinensischer<br />
Flüchtlinge im Gazastreifen dem<br />
„Rückkehrrecht“ der Flüchtlinge in das<br />
Kerngebiet Israels widerspreche. Palästinas<br />
Präsident Mahmoud Abbas habe<br />
seine Ablehnung gegenüber der UNO<br />
mit dem „bevorstehenden finanziellen Bankrott“<br />
der Autonomiebehörde gerechtfertigt.<br />
Entsprechend hat der palästinensische<br />
UNO Botschafter Riyad Mansur<br />
am 19. Dezember per Brief an den UNO<br />
Sicherheitsrat die Weltgemeinschaft aufgefordert,<br />
sich um die palästinensischen<br />
Flüchtlinge in und aus Syrien zu kümmern,<br />
ohne anzubieten, sie im Staat Palästina<br />
aufzunehmen.<br />
Israel hat sich nach Angaben der stellvertretenden<br />
Sprecherin des Außenministeriums,<br />
Ilana Stein, bereit erklärt, die<br />
Einreise von Palästinensern aus Syrien<br />
in die Autonomiegebiete zu erleichtern.<br />
„Bisher hat sich noch niemand gemeldet“,<br />
sagte sie gegenüber Foxnews. Israel kontrolliert<br />
die Grenzen. Weiter sagte sie,<br />
dass Israel humanitäre Hilfe für die<br />
Menschen in Syrien angeboten habe.<br />
Doch eine Anfrage über das Rote Kreuz<br />
an die Rebellen in Syrien, ob sie israelische<br />
Hilfsgüter wünschten, sei abschlägig<br />
beantwortet worden.<br />
•<br />
18<br />
<strong>schalom</strong>
©Fotolia<br />
30 landwirte aus dem gazastreifen<br />
haben im vergangenen Monat an einer<br />
Messe in südisrael teilgenommen. die<br />
ausstellung wurde in der region eschkol<br />
abgehalten – einem hauptziel palästinensischer<br />
angriffe während der<br />
„operation Wolkensäule“ nur anderthalb<br />
Monate zuvor.<br />
„Landwirtschaft kennt keine Grenzen“,<br />
kommentierte der Leiter der Landwirtschaftlichen<br />
Abteilung in der Verwaltungsbehörde<br />
der israelischen Armee für<br />
die Koordination im Gazastreifen, Uri<br />
Madar, die palästinensische Teilnahme an<br />
der Ausstellung. „Pflanzenschädlinge zum<br />
Beispiel können von einer Seite zur anderen<br />
herüberkommen, deshalb gibt es hier ein gemeinsames<br />
Interesse. Wenn es im Sicherheitsbereich<br />
ruhig ist, dann besteht Raum,<br />
die Wirtschaft und die Landwirtschaft auf<br />
der anderen Seite zu entwickeln.“ Die Behörde<br />
hatte es den 30 Landwirten aus<br />
dem Gazastreifen genehmigt, die Messe<br />
in Eschkol zu besuchen. Die Region<br />
grenzt an das palästinensische Gebiet<br />
und an Ägypten.<br />
Der Vorsitzende des Bauernverbandes<br />
in der Stadt Khan Junis, Dschamal Abu al-<br />
Nadschar, sprach während der Ausstellung<br />
mit einem israelischen Landwirt.<br />
Dieser entwickelt neue Tomatensorten.<br />
Der Palästinenser zeigte sich beeindruckt<br />
von den neuen Technologien, berichtet<br />
die israelische Tageszeitung „Yediot<br />
Aharonot“. Er erstellte eine Einkaufsliste<br />
für verschiedene Tomatensorten.<br />
Die beiden Bauern tauschten<br />
auch ihre Telefonnummern aus und<br />
vereinbarten, miteinander im Geschäft<br />
zu bleiben. „Aber Sie werden mir einen<br />
guten Preis machen“, sagte Al-Nadschar.<br />
Die Landwirte in Gazastreifen sehen<br />
keine Probleme darin, nach Israel zu<br />
fahren und Geschäfte mit israelischen<br />
Firmen zu machen. „Im Gegenteil“, zitiert<br />
„Yediot Aharonot“ palästinensische<br />
Besucher der Messe. „Unser Interesse ist<br />
es, die Dinge weiter mit der israelischen<br />
Seite zu koordinieren und sogar das Produkt<br />
nach Israel selbst zu exportieren. Wir<br />
betrachten die Dinge nicht aus politischer<br />
Sicht. Wir und ihr schauen auf den wirtschaftlichen<br />
Nutzen.“ Die Hamas-Regierung<br />
in Gaza mische sich nicht in die<br />
Angelegenheiten der Bauern ein. „Wir<br />
stimmen uns nicht mit ihr ab. Wir stimmen<br />
uns nur mit der Palästinensischen Autonomiebehörde<br />
und mit Israel ab.“<br />
export aus dem gazastreifen<br />
auf täglicher Basis<br />
Der Vorsitzende des Bauernverbandes<br />
in Gaza-Stadt, Ahmad Schafi, sagte: „Export<br />
von landwirtschaftlichen Erzeugnissen<br />
geschieht Tag für Tag vom Gazastreifen nach<br />
Europa. Wir exportieren Paprika, Erdbeeren,<br />
Blumen, Cherrytomaten und Gewürze.“<br />
Seit dem Ende der Militäroperation<br />
„Wolkensäule“ Mitte November wurden<br />
200 Tonnen Erdbeeren, 130 Tonnen<br />
Tomaten, fünf Tonnen Gewürzkräuter<br />
und eine Million Blumen aus dem Gebiet<br />
ausgeführt.<br />
Al-Nadschar wies darauf hin, dass die<br />
Waffenruhe nach der Operation den<br />
Landwirten zugute komme: „Die Leute<br />
können ihre Ländereien aufsuchen, die sich<br />
in der Nähe der Grenze befinden und sie bearbeiten.<br />
Es gibt Export nach Europa, aber<br />
unser Hauptziel ist es, unsere Erzeugnisse<br />
wieder nach Israel und ins Westjordanland<br />
zu exportieren, wie es vor der Machtübernahme<br />
der Hamas war.“<br />
Der beste Markt sei der israelische, meint<br />
der Vorsitzende des Verbandes von<br />
Khan Junis. Das hohe Bruttonationaleinkommen<br />
führe dazu, dass die Israelis<br />
für die Waren mehr zahlten. Selbst<br />
wenn der Rafah-Übergang nach Ägypten<br />
geöffnet sei, würden die Palästinenser<br />
ihre Produkte lieber über Israel in<br />
andere Länder exportieren. Denn die Israelis<br />
seien erfahrener. Die Waren kämen<br />
dadurch nach Europa, wenn sie noch<br />
frisch seien. „Wenn die Wirtschaft funktioniert,<br />
sind die Leute zufrieden, und es<br />
gibt keine politischen Probleme“, lautete<br />
das Fazit der Messebesucher aus dem<br />
Gazastreifen.<br />
inn<br />
Peace in Progress<br />
<strong>schalom</strong> 19
Peace in Progress<br />
ulpanim für<br />
arabische Freiwillige<br />
Die Regierung plant, in den arabischen<br />
Kommunen spezielle Hebräisch-Kurse<br />
für Freiwillige des nationalen<br />
Zivildienstes anzubieten.<br />
Für alle israelischen Staatsbürger, die<br />
nicht der Wehrpflicht unterliegen,<br />
besteht die Möglichkeit, sich freiwillig<br />
zum nationalen Zivildienst zu melden.<br />
Vor allem religiöse Frauen nehmen<br />
diese Möglichkeit wahr, jedoch<br />
zunehmend auch arabische Israelis.<br />
Für sie hat die Behörde für den nationalen<br />
Zivildienst ein Programm entwickelt,<br />
das vor allem sprachliche<br />
Kompetenzen stärken und so auch<br />
die Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />
nach Abschluss des Freiwilligendienstes<br />
vergrößern soll.<br />
An arabischsprachigen Schulen in<br />
Israel ist Hebräisch ab der dritten<br />
Klasse Pflicht, doch die Kurse sollen<br />
besonders auf die Freiwilligen- und<br />
eine spätere Berufstätigkeit vorbereiten.<br />
Etwa 2.300 arabische Jugendliche<br />
nehmen zurzeit an dem Freiwilligendienst<br />
teil.<br />
Haaretz<br />
Etwa 70% der Neuntklässler im Gazastreifen<br />
wählen Hebräisch als Schulfach<br />
anstatt Französisch oder Gesundheitspflege.<br />
Das Sprachangebot gibt es seit<br />
diesem Schuljahr. „Hebräisch ist ein Wahlfach,<br />
das 16 Schulen anbieten. Wenn es erfolgreich<br />
ist, werden wir es in allen Schulen<br />
im Gazastreifen anbieten“, kündigte der<br />
Bildungsminister Mustafa Marsuk laut<br />
der palästinensischen Nachrichtenagentur<br />
„Ma‘an“ an.<br />
Der Neuntklässler Ahmad al-Harasin<br />
sagte, er habe Hebräisch wegen seiner<br />
Ähnlichkeit zum Arabischen gewählt –<br />
und weil die Menschen, die in der Umgebung<br />
des Gazastreifens leben, Hebräisch<br />
sprächen. „Hebräisch ist leicht zu<br />
lernen. Manchmal rede ich ein paar Brocken<br />
mit meinem Vater.“<br />
Auch Imad Baaluscha, Direktor der Al-<br />
Schafi-Schule, sieht die Entwicklung positiv.<br />
Seine Schüler mögen das Fach, das<br />
eine wertvolle Ergänzung des Lehrplans<br />
sei. Er wies darauf hin, dass es Hebräisch-Unterricht<br />
schon vor der Gründung<br />
der Palästinensischen Autonomiebehörde<br />
im Jahr 1994 gegeben habe.<br />
israelischer arzt riskiert sein leben<br />
für palästinensischen steinewerfer<br />
Palästinenser sind in jeder Hinsicht ein integraler Bestandteil der israelischen<br />
Hadassah-Kliniken. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen (Ende<br />
Februar) wagte sich ein israelischer Arzt auch heimlich nach Nablus. Nablus wird<br />
von der Palästinensischen Autonomiebehörde kontrolliert: Der Arzt verzichtete<br />
jedoch auf die vorgeschriebene Begleitung durch israelische Soldaten, um das<br />
Leben eines jungen Palästinensers zu retten. Der war als Steinewerfer bei Auseinandersetzungen<br />
mit israelischen Soldaten und Siedlern verletzt worden. Seine<br />
Verletzungen waren schwer, dass ihm die Ärzte im Krankenhaus von Nablus<br />
nicht mehr helfen konn- ten und sie ihre israelischen Kollegen um Hilfe baten.<br />
Man wandte sich an Dr. Micha Shamir, einem hochrangigen Notfallmediziner der<br />
Hadassah-Klinik, der sich umgehend auf den Weg machte, begleitet von einem<br />
Assistenten und einem Beamten der Zivilverwaltung. Er reiste in einem palästinensischen<br />
Fahrzeug, eskortiert von palästinensischen Sicherheitskräften nach<br />
Nablus.<br />
Shamir überwachte die Vorbereitung des Patienten, der in einen Rettungswagen<br />
des „Roten Halbmondes“ verlegt wurde. Unter arabischer Polizei-Eskorte rasten<br />
sie zum Checkpoint an der Grenze, wo ein Hubschrauber der israelischen Airforce<br />
bereits startklar wartete."Als wir die Nablus-Klinik verließen, waren wir mit<br />
einer brüllenden Menschenansammlung konfrontiert. Doch unser Konvoi war größer,<br />
als der eines Ministerpräsidenten. Es war klar, dass wir dem jungen Mann helfen mussten.<br />
Aber Nablus zu betreten war nicht angenehm, und es gab Momente, in denen ich<br />
richtig Angst hatte.", erzählte Dr. Shamir.<br />
Der Patient befindet sich bereits auf dem Weg der Besserung.<br />
hebräisch im gazastreifen beliebt<br />
Früher war den Bewohnern des Gazastreifens<br />
Hebräisch besser vertraut, da es<br />
mehr Austausch mit Israelis gab: Sie arbeiteten<br />
in Israel oder lernten die Sprache<br />
in dortigen Gefängnissen. Umgekehrt<br />
hatten viele Israelis im Gazastreifen<br />
eingekauft oder Restaurants besucht.<br />
Seit den beiden „Intifadas“ 1987 und ab<br />
2000 sowie nach dem Rückzug Israels<br />
aus dem Gazastreifen 2005 gibt es nur<br />
noch selten direkten Kontakt zwischen<br />
beiden Seiten.<br />
Seit Januar dieses Jahres bietet auch die<br />
Islamische Universität in Gaza-Stadt<br />
Hebräisch-Kurse an. Im Westjordanland<br />
gibt es dieses Bildungsangebot nicht. inn<br />
Jeden Tag ein<br />
arabisches Wort<br />
Chanin Majadle (23), ursprünglich aus<br />
Baqa al-Gharbiya, heute wohnhaft in<br />
Tel Aviv, reichte es: Ständig fragten sie<br />
ihre jüdischen Freunde, wie man dieses<br />
oder jenes Wort auf Arabisch sagt. Warum,<br />
dachte sie sich, sollte man das<br />
Ganze nicht ein wenig systematischer<br />
gestalten und eröffnete die Facebook-<br />
Seite „Kalima – Ein Wort am Tag“, die den<br />
Fans jeden Tag ein neues arabisches Wort<br />
beibringt.<br />
Majadle ist B.A.-Studentin für Nahost-<br />
Studien an der Universität Tel Aviv und<br />
hilft ihren Kommilitonen gerne beim<br />
Arabisch-Lernen. Die Seite sieht sie<br />
aber nicht nur als Zusammenfassung<br />
dieser Nachhilfestunden sondern auch<br />
als Mittel der Annäherung zwischen<br />
Juden und Arabern.<br />
„Sprache ist eine Brücke“, so Majadle, die<br />
die Wörter nach aktuellen Anlässen<br />
aus Politik und <strong>Gesellschaft</strong> auswählt<br />
und auch immer in einem kurzen Text<br />
erläutert, warum sie sich für ein bestimmtes<br />
Wort entschieden hat.<br />
Selbstverständlich braucht es zum Sprechen<br />
mehr als nur „Ein Wort am Tag“,<br />
aber Majadles Hauptanliegen ist es, die<br />
Nutzer miteinander ins Gespräch zu<br />
bringen. Und das scheint ihr zu gelingen:<br />
nach nur fünf Tagen hatte die Seite<br />
3.618 Likes – die Fans sind sowohl<br />
Juden als auch Araber.<br />
Ynet<br />
20<br />
<strong>schalom</strong>
der gazastreifen im wirtschaftlichen austausch<br />
Geht vom Gazastreifen keine militante<br />
Aktion aus, hilft Israel der dortigen<br />
Wirtschaft. Mit dieser Botschaft hat das<br />
israelische Außenministerium neue Daten<br />
zur wirtschaftlichen Lage in dem<br />
Küstenstreifen veröffentlicht.<br />
Im Dezember 2012 hat Israel 60 Lastwagen<br />
und Busse in den Gazastreifen gelassen,<br />
und täglich 20 Lastwagen mit<br />
Baumaterial, heißt es in dem Bericht.<br />
„Dies wurde vor dem Hintergrund der<br />
Ruhe im Gazastreifen und dem bleibenden<br />
Dialog mit Ägypten seit Ende der ‚Operation<br />
Wolkensäule‘ getan. Solange die Ruhe<br />
und der Dialog bestehen bleiben und israelische<br />
Interessen, allen voran die Sicherheit,<br />
gewahrt sind, wird Israel weitere Maßnahmen<br />
erwägen.“<br />
Im Dezember, Januar und einem großen<br />
Teil des Februars haben die Palästinenser<br />
im Gazastreifen keine einzige Rakete<br />
auf Israel abgefeuert. Am 26. Februar<br />
schlug wieder eine ein, die das Industriegebiet<br />
der Küstenstadt Aschkelon<br />
traf, aber niemanden verletzte. Vor dem<br />
achttägigen Waffengang „Operation<br />
Wolkensäule“ im November 2012 stand<br />
Israel unter massiven Raketenbeschuss<br />
aus dem Gazastreifen.<br />
Im Januar 2013 haben dem Bericht zufolge<br />
4.991 Lastwagen mit 143.277 Tonnen<br />
an Gütern den Gazastreifen durch<br />
den Übergang bei Kerem Schalom erreicht.<br />
Kranke Personen verlassen mit<br />
ihrer Begleitung den Gazastreifen durch<br />
den Eres-Übergang im Norden, um sich<br />
in Israel oder in anderen Ländern behandeln<br />
zu lassen. Weiters dürfen täglich<br />
120 Geschäftsleute den Gazastreifen<br />
verlassen, dieses Limit werde jedoch<br />
nicht ausgenutzt. Insgesamt seien im<br />
Januar 2013 5.219 Palästinenser durch<br />
den Übergang im Norden aus dem Gazastreifen<br />
ausgereist.<br />
Warenlieferungen und hilfsprojekte<br />
Der Gazastreifen exportiert unter den<br />
Agrarprodukten vor allem Erdbeeren,<br />
Blumen, Paprika, Tomaten und Kräuter.<br />
Im vergangenen Jahr fanden Möbel<br />
aus dem Gazastreifen Verwendung in<br />
Schulen im Westjordanland, außerdem<br />
gab es Möbellieferungen nach Jordanien<br />
und Ägypten.<br />
Die Einfuhren sind auf 450 Lastwagen<br />
pro Tag begrenzt, tatsächlich passieren<br />
den Kerem Schalom-Übergang jedoch<br />
nicht mehr als 320. Auf diese Weise erreicht<br />
den Gazastreifen zum Beispiel<br />
Dieselkraftstoff, den das Emirat Katar<br />
spendet. Der Treibstoff kommt über<br />
Ägypten durch den Grenzübergang bei<br />
Nitzana nach Israel und von dort in<br />
den Gazastreifen.<br />
Im Januar wurden die Arbeiten an einer<br />
unterirdischen elektrischen Leitung beendet.<br />
Israel stellt den Großteil des<br />
Strombedarfs im Gazastreifen zur Verfügung.<br />
Über die jetzt fertig gestellte<br />
Leitung erreichen 10% des Bedarfs den<br />
Küstenstreifen. Damit verfügen 70.000<br />
Einwohner im Norden des Gebietes<br />
über ein stabiles Stomnetz.<br />
Dem Bericht zufolge wurden seit dem<br />
Jahr 2010 235 internationale Hilfsprojekte<br />
im Gazastreifen zugelassen. Davon<br />
seien 88 bereits umgesetzt, 83 stünden<br />
kurz vor dem Start.<br />
hat israel ägyptischen sand gestohlen?<br />
In einem 500 Seiten langen Schreiben an die Vereinten Nationen verlangt<br />
Ägypten US$ 500 Mrd. Schadenersatz von Israel für die Zeit während der Besatzung<br />
der Sinai-Halbinsel von 1967 bis 1982.<br />
Unter den Beschuldigungen finden sich Verluste durch die Übernahme des<br />
Suez Kanals, die dem Land Millionen gekostet haben sowie der Vorwurf, Israel<br />
habe Sand im Wert von US$ 50 Mrd. gestohlen. Dass die geforderte Gesamtsumme<br />
den gesamten israelischen Haushalt übersteigt, stört die Beamten<br />
Ägyptens wenig. Sie verwiesen auf den Friedensvertrag der beiden Länder<br />
und sagten, dass sie lediglich die freundschaftlichen Bande beider Länder<br />
stärken wollen.<br />
Die UNO hat bisher auf das Schreiben Ägyptens nicht reagiert, daraufhin<br />
haben sich die Ägypter an die Amerikaner gewandt – die jedoch auch noch<br />
nicht geantwortet haben.<br />
<strong>Israelische</strong> Anwälte haben sich schon auf einen Prozess vorbereitet. „Wenn<br />
man die Störung unseres Handelsverkehrs, die Menge an Schiffen, die von<br />
Ägypten beschlagnahmt wurden und die Sonderzölle einberechnet, kommt<br />
man zum Ergebnis, dass Ägypten uns noch etwa eine Trillion Dollar schuldet,“<br />
sagte ein Sprecher.<br />
stromleitungen nach gaza aufgerüstet<br />
Die unterirdischen elektrischen Leitungen, die den nördlichen Gazastreifen von<br />
Israel aus mit Elektrizität versorgen, sind Ende Februar saniert und aufgerüstet<br />
worden.<br />
Diese Leitungen liefern täglich 12,5 MW Elektrizität, das sind zehn Prozent der<br />
Gesamtmenge an Elektrizität, die Israel jeden Tag in den Gazastreifen liefert. Der<br />
Großteil der von den Bürgern des Gazastreifens verbrauchten Energie kommt aus<br />
Israel.<br />
Die Aufrüstung der Leitungen hat nun deren Kapazitäten deutlich erweitert, sodass<br />
die Stabilität der Energieversorgung besser gewährleistet wird. Im nördlichen<br />
Gazastreifen liegen mit Beit Hanoun und Beit Lahia zwei größere Städte mit<br />
zusammen etwa 70.000 Einwohnern.<br />
Die israelische Regierung verfolgt eine konsequente Politik der Unterstützung<br />
der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen.<br />
COGAT<br />
Peace in Progress<br />
<strong>schalom</strong><br />
21
Peace in Progress<br />
arabische und jüdische kleinunternehmerinnen<br />
in israel<br />
2013 Annual Jasmine Conference<br />
The Power of Women-Owned Businesses as Suppliers<br />
Tuesday, February 19, 2013, Kfar Maccabiah, Rayman Hall, 7 Perets Bernstein St., Ramat Gan<br />
The annual Jasmine Conference for<br />
the advancement of small businesses<br />
owned by Jewish<br />
and Arab women, will be<br />
held in cooperation<br />
wish-Arab Economic Development and Konr<br />
oundation, f<br />
e year. This annual<br />
highlight event ent brings together b<br />
epr es<br />
ofinance institutions, as well<br />
as Jasmine members - Jewish and Ar omen who o<br />
eine Moderator: Dana wirtschaftliche Weiss<br />
und gesellschaftliche<br />
ence progr<br />
Registration and gathering<br />
Opening remarks:<br />
erfolgsgeschichte Kiram Baloum geht Dir<br />
eweiter<br />
Dir onrad Adenauer Found<br />
Executive Dir ter f<br />
Small W<br />
Am 19. Februar a Str 2013 fand denzum f J e zwölf-<br />
The P<br />
d Co-Found ect Intern<br />
ten Mal die jährliche „Jasmine-Konferenz“<br />
statt, die jüdische und arabische<br />
er<br />
d N g<br />
ael: A Snapshot<br />
Lilach<br />
M<br />
d of Management, Head of<br />
g, Hapoalim B.M<br />
Inhaberinnen kleiner P<br />
e und actors in mittlerer Growing Y Unternehmen<br />
zusammenbringt Moshe Riany<br />
auss Israel<br />
und ihnen<br />
Alon Kinast<br />
f Finance, Government Pr emen<br />
dministration<br />
aher<br />
ravel M agement<br />
neue Perspektiven 13:00-14:30 Lunch<br />
aufzeigt. „Jasmine“<br />
14:30-16:00 eak<br />
shops sponsor<br />
ist ein gemeinsames Tips f Projekt der KAS Is-<br />
am Ilani<br />
d An<br />
oup<br />
Mobile as a Business Pr<br />
rael und des Center for Jewish-Arab Economic<br />
Development. David Isaac anag Die en f CustomInitiative ams<br />
oup ver-<br />
Barak ak Leshem<br />
shop 3:<br />
Customer Lo ams as a Marketing T<br />
16:00<br />
Closing remarks<br />
anstaltet einmal jährlich eine Konferenz<br />
15 Maskit Street POB 12017 Herzeliya Pituach, Israel<br />
el: (972-9) 971-9906 Fax: (972-9) 954-0136<br />
www.cjaed<br />
am@cjaed.org.il<br />
zu wechselnden Themen. Dieses Jahr<br />
thematisierte sie in Ramat Gan die<br />
Marktmacht von weiblich geführten Unternehmen<br />
als Zulieferern. Besucht wurde<br />
die Konferenz von rund 300 interessierten<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern.<br />
en t<br />
Moderiert wurde die Konferenz von<br />
der bekannten Fernsehjournalistin<br />
Dana Weiss, die dank einer exzellenten<br />
Vorbereitung dafür sorgte, dass alle Diskussionen<br />
auf das Ziel der Konferenz<br />
ausgerichtet blieben und für die anwesenden<br />
jüdischen und arabischen Unternehmerinnen<br />
praktisch verwertbare<br />
Empfehlungen zeitigten.<br />
Zu Beginn der Konferenz hob die Direktorin<br />
von „Jasmine“, Frau Kiram Baloum,<br />
hervor, dass „Jasmine“ seit Neuestem<br />
ein selbständiger eingetragener Verein<br />
sei, nachdem sie viele Jahre lang unter<br />
dem Dach des Centers for Jewish-Arab<br />
Economic Development agiert habe.<br />
Michael Mertes, Leiter der KAS Israel,<br />
lobte in seinem Grußwort die wertvolle<br />
Partnerschaft mit „Jasmine“ und wies<br />
daraufhin, dass es zu den Zielen der KAS<br />
Israel gehöre, den Gedanken der Sozialen<br />
Markwirtschaft zu fördern; Rückgrat<br />
dieser Wirtschafts- und <strong>Gesellschaft</strong>sordnung<br />
sei ein starker Sektor aus kleinen<br />
und mittleren Unternehmen.<br />
Die Präsidentin von „Jasmine“ und Vorstandsvorsitzende<br />
der Strauss Group,<br />
eines der größten Unternehmen Israels,<br />
Frau Ofra Strauss, eröffnete die Vortrags-<br />
und Diskussionsreihe. Sie machte<br />
deutlich, dass eine demokratische <strong>Gesellschaft</strong><br />
wie Israel die kleinen und<br />
mittleren Betriebe nicht zuletzt als Beitrag<br />
zur Diversität sowie zur wirtschaftlich-sozialen<br />
und technologischen<br />
Selbsterneuerung brauche.<br />
Als Leiterin eines enorm großen Unternehmens<br />
räumte sie ein, selbst nie direkt<br />
mit den Zulieferern in Verbindung<br />
getreten zu sein und wenig über diese<br />
zu wissen. Innerhalb von Großunternehmen<br />
müsse das Bewusstsein dafür<br />
gestärkt werden, dass es im eigenen Interesse<br />
liege, Waren und Dienstleistungen<br />
von Betrieben zu kaufen, welche<br />
von Frauen geführt werden. Dies gelte<br />
insbesondere auch für die öffentliche<br />
Hand, die bekanntlich der größte Beschaffer<br />
und Auftraggeber für die heimische<br />
Wirtschaft sei.<br />
Da für die Einkaufsmanager großer Betriebe<br />
und Verwaltungen lediglich Konkurrenzfähigkeit,<br />
innovative Lösungen<br />
und beste Qualität zu erschwinglichen<br />
Preisen zählten, müssten sie darauf aufmerksam<br />
gemacht werden, dass sie gerade<br />
auch bei Anbietern kleiner und<br />
mittlere Größe fündig werden könnten.<br />
Diese Überzeugung müsse in einem<br />
längeren Prozess verinnerlicht werden.<br />
Dass es schon einige Fortschritte gebe,<br />
sei daran sichtbar, dass eine Vielzahl<br />
arabischer Frauen in den letzten Jahren<br />
eigene Unternehmen gegründet hätten.<br />
Studien über von Frauen geleitete oder<br />
gegründete Unternehmen zeigten, dass<br />
es sich dabei nicht um ein Randphänomen<br />
handele, sondern um einen immer<br />
stärker werdenden Trend.<br />
Frau Elizabeth A. Vazquez von WEConnect<br />
International sprach im Blick auf<br />
die Integration von Frauen in das Wirtschaftsleben<br />
von „außergewöhnlichen<br />
Zeiten der Offenheit und Einbeziehung“.<br />
Sie lobte die Fortschritte, die Israel<br />
in Bezug auf die Förderung von<br />
Unternehmen gemacht habe, die von<br />
Frauen gegründet und geführt werden.<br />
Sie sprach die Problematik an, dass einerseits<br />
Frauen die meisten Konsumentscheidungen<br />
treffen, andererseits jedoch<br />
nur ein Prozent der Zulieferbetriebe von<br />
Frauen geleitet würden. Dahinter stecke<br />
keine bewusste Entschei dung auf Seiten<br />
des Einkaufsmanagements; es bedeute<br />
aber, dass Frauen initiativ werden<br />
und sich ins Sichtfeld der Entscheidungsträger<br />
begeben müssten.<br />
Nach einem Vortrag von Frau Lilach<br />
Asher-Topilsky, die als Leiterin des Retailbanking<br />
bei der Bank Hapoalim aus<br />
der Perspektive eines Kreditgebers das<br />
Thema der Konferenz beleuchtete, diskutierten<br />
Vertreter aus unterschiedlichen<br />
Sektoren auf einem Panel über<br />
konkrete Probleme und Herausforderungen.<br />
Zu den Panelisten gehörten<br />
Herr Alon Kinast, der im Finanzministerium<br />
für Beschaffungsangelegenheiten<br />
zuständig ist, Herr Moshe Riany, der<br />
im Einkaufsmanagement der Strauss<br />
Group leitend arbeitet, Frau Julia Zaher,<br />
eine arabische Unternehmerin im Nahrungsmittelsektor,<br />
und Frau Tzvia Dahan,<br />
die sich als Unternehmensberaterin<br />
selbstständig gemacht hat. Die Diskussionsteilnehmer<br />
tauschten sich über ihre<br />
jeweiligen Erfahrungen aus und trugen<br />
mit Informationen und Ratschlägen zum<br />
Ziel der Konferenz maßgeblich bei.<br />
Von den Vorträgen und Gesprächsrunden<br />
am Morgen und den Workshops<br />
am Nachmittag konnten die Konferenzteilnehmer<br />
wichtige Impulse – und nicht<br />
zuletzt ein Gefühl der Ermutigung – für<br />
ihre eigenen Unternehmen mitnehmen.<br />
Sie profitierten von der Begegnung mit<br />
anderen Unternehmerinnen aus verschiedenen<br />
Wirtschaftsbranchen. Praktisch<br />
bedeutsam war auch die klare Botschaft<br />
an die öffentliche Hand und das<br />
Einkaufsmanagement großer Unternehmen,<br />
bei ihren Ausschreibungen und<br />
Vergabeentscheidungen stärker als bisher<br />
das enorme Potential zu nutzen, das<br />
von jüdischen und arabischen Frauen<br />
gegründete und betriebene Unternehmen<br />
in Israel darstellen.<br />
Insgesamt erwies sich die Konferenz als<br />
eine überzeugende Werbung für die<br />
tragende Rolle kleiner und mittlerer<br />
Unternehmen für eine Wirtschafts- und<br />
<strong>Gesellschaft</strong>sordnung, in der Wettbewerbsfähigkeit<br />
und sozialer Ausgleich<br />
zwei Seiten derselben Medaille sind.<br />
Konrad Adenauer Stiftung (kas),<br />
Elena Müller und Michael Mertes<br />
22<br />
<strong>schalom</strong>
Wirtschaft<br />
„Fastcompany“ kürte die zehn innovativsten<br />
unternehmen aus israel 2013:<br />
1. sodastream<br />
Weil es eine Alternative zu Flaschen bereitstellt.<br />
Bis vor ein paar Jahren war SodaStream<br />
nur in einigen wenigen Ländern<br />
bekannt, heute ist es der weltweit<br />
größte Hersteller und Vertreiber von<br />
Sprudelwassersystemen zum Selbermachen<br />
und vertreibt seine Marken an<br />
mehr als 60.000 Verkaufsstellen in 45<br />
Ländern.<br />
2. Xsight systems<br />
Weil es Start- und Landebahnen sicherer<br />
macht. Fremdkörperteile auf der Startbzw.<br />
Landebahn verursachen der Luftfahrtindustrie<br />
Kosten von rund US$ 13<br />
Mrd. pro Jahr und waren auch die Ursache<br />
des berühmten Flugzeugunglücks<br />
mit der Concorde-Maschine der Air<br />
France im Jahr 2000.<br />
Bislang werden diese Fremdkörper von<br />
Sensoren aufgespürt, die entweder am<br />
Flugturm oder an patrouillierenden<br />
Fahrzeugen befestigt sind. Das neue System<br />
von XSight namens FODetect dagegen<br />
wird direkt in die Rollfeldleuchten<br />
integriert und ist eine Kombination aus<br />
Radarsystem und Videomonitoring.<br />
Der Flughafen Boston „Logan“ installierte<br />
2009 das System als erstes, es folgten<br />
Paris „Charles De Gaulle“ und Bangkok<br />
„Suvarnabhumi“ im Jahr 2012.<br />
3. Waze Mobile<br />
Für das Crowdsourcing der GPS-Navigation.<br />
Waze sammelt Kartendaten und<br />
die Informationen seiner mittlerweile<br />
fast 30 Mio. App-Usern. Es bietet Empfehlungsrouten,<br />
aktuelle Verkehrsinformationen<br />
und sogar Treibstoffpreise in<br />
Echtzeit. Im Oktober 2012 hat das Unternehmen<br />
noch mehr Funktionen eingeführt:<br />
Freunde, die miteinander an einem<br />
Ort verabredet sind, können voneinander<br />
in Echtzeit die Anfahrt verfolgen oder<br />
sich den besten Treffpunkt zwischen<br />
zwei Usern und die Idealroute dorthin<br />
anzeigen lassen.<br />
Waze wurde zur besten allgemeinen<br />
Handy-App bei der internationalen<br />
Handymesse Mobile World Congress in<br />
Barcelona gewählt.<br />
4. galil software<br />
Weil es den arabischen Gemeinden<br />
Hightech-Arbeitsplatze bietet.<br />
Die arabische Minderheit ist auf dem<br />
Arbeitsmarkt unterrepräsentiert, besonders<br />
in der Tech-Industrie. Doch dies<br />
beginnt sich nicht zuletzt dank des Beitrags<br />
von Unternehmen wie Galil Software<br />
zu ändern. Galil Software ist ein in<br />
Nazareth ansässiger Anbieter von FuEund<br />
Software-Dienstleistungen. Es beschäftigt<br />
rund 150 arabische Ingenieure<br />
und erhielt im vergangenen Jahr den<br />
vom Premierminister verliehenen Preis<br />
für Initiative und Innovation dafür, dass<br />
es „jungen Arabern eine Karriere in der<br />
High-Tech-Industrie bietet.”<br />
5. agricultural knowledge online (akol)<br />
Für die Modernisierung der chinesischen<br />
Landwirtschaft. Chinas Provinz<br />
Anhui die „Agro Cloud“-Lösung von<br />
AKOL eingeführt und beziffert damit<br />
seine gesamte Nahrungsmittelproduktion.<br />
Die Technologie wurde gemeinsam<br />
mit IBM entwickelt und ermöglicht es<br />
den lokalen Behörden, die Produktion<br />
von Obst, Gemüse, Milchprodukten, Geflügel<br />
und Fleisch zu überwachen. Ein<br />
erstes Pilot-Programm im vergangenen<br />
Jahr sollte bei erwiesenem Erfolg auf<br />
nationale Ebene erweitert werden.<br />
6. Takadu<br />
Für die weltweite Einsparung von Wasser.<br />
TaKaDus System erkennt Lecks, geplatzte<br />
Rohre, Störungen und ineffiziente<br />
Abläufe in Echtzeit durch die Verwendung<br />
vorhandener Daten und eigener<br />
Algorithmen. Größter Kunde des<br />
Unternehmens ist der Londoner Versorger<br />
Thames Water, der 9 Mio. Menschen<br />
beliefert. Im vergangenen Jahr expandierte<br />
TaKaDu nach Lateinamerika, Australien<br />
und in weitere Teile Europas.<br />
Bloomberg global<br />
innovation index: israel auf<br />
Platz 1 in Forschung und entwicklung.<br />
Insgesamt landete Israel nur auf Platz<br />
32 von 50 Ländern. Das liegt vor allem an<br />
der schlechten Bewertung der Produktivität<br />
(Platz 24) und Patentaktivität (Platz 41).<br />
Neben der herausragenden Stellung der<br />
Forschung und Entwicklung (Platz 1) gehört<br />
Israel auch in den Bereichen High Tech<br />
Dichte und Dienstleistungseffizienz<br />
(Platz 7) zu den führenden<br />
Nationen.<br />
7. kaltura<br />
Für die Demokratisierung von Web-Videos.<br />
Die Open-Source HTML5-Video-<br />
Plattform Kaltura wird von mehr als<br />
150.000 Internetnutzern, Bloggern, Medienfirmen<br />
und Bildungsdienstleistern<br />
verwendet. Im letzten Jahr erzielte das<br />
Unternehmen seinen bislang größten<br />
Coup: Wikipedia übernahm die Technologie<br />
für seine Seiten, so dass sie für die<br />
Videos von Millionen von Einträgen genutzt<br />
werden kann.<br />
8. insightec<br />
Für die Entwicklung neuer, nicht-invasiver<br />
Behandlungen. Das Unternehmen<br />
(teilweise im Besitz von GE) kombiniert<br />
MRT und Ultraschall-Technologien auf<br />
spannende Art und Weise – Behandlung<br />
der Patienten, ohne jemals zu operieren.<br />
Die nicht-invasive Technik wird<br />
bereits verwendet, um Tumore zu lokalisieren<br />
und mit Hitze zu zerstören. Im<br />
Oktober wurde InSightec in den USA<br />
zur Behandlung von Schmerzen zugelassen,<br />
die durch Knochenmetastasen<br />
ausgelöst werden. Eine wichtige Alternative<br />
für Patienten, die sich keiner<br />
Strahlentherapie unterziehen können.<br />
9. Pythagoras solar<br />
Für die Verbreitung des Solar-Fensters.<br />
Israel hat eine sehr dynamische Solarbranche,<br />
und eine ihrer spannendsten<br />
Entdeckungen ist Pythagoras, dem Entwickler<br />
des weltweit ersten transparenten<br />
Photovoltaik-Glases: Fenster also,<br />
die Strom durch Sonnenlicht produzieren.<br />
Im letzten Jahr wurde es erstmals<br />
in ein öffentlich genutztes Glasgebäude<br />
installiert. Die Fenster liefern Solarstrom<br />
und produzieren auch eigenes Sonnenlicht,<br />
um die Nutzung von zusätzlichem<br />
künstlichen Licht zu verringern.<br />
10. Better Place<br />
Weil es Elektrofahrzeuge bezahlbar und<br />
verfügbar macht. Better Place begann<br />
2012 mit der Auslieferung seines Fahrzeug,<br />
dem Renault Fluence Zero Emission,<br />
an israelischen Kunden. Diese sind<br />
durch ein landesweites Netz von Batterie-Wechsel-Stationen<br />
weniger abhängig<br />
von der bisher noch kurzen Laufzeit<br />
der Stromreserven.<br />
Wirtschaft<br />
<strong>schalom</strong><br />
23
©Serge Attal/Flash90<br />
Junge araber machen karriere<br />
Wirtschaft<br />
Immer mehr junge arabische Israelis<br />
ziehen es vor, ihr persönliches Potential<br />
auszuleben und eine professionelle Karriere<br />
zu entwickeln – im Gegensatz zur<br />
Arbeit einzig um des Einkommens willen,<br />
die in der Vergangenheit gemeinsam<br />
mit dem Familienleben für die meisten<br />
im Vordergrund stand.<br />
Dies geht aus einer Studie hervor, die<br />
die NGO Kav Mashve (etwa „Vergleichslinie“)<br />
auf ihrer Jahreskonferenz vorgestellt<br />
hat. Kav Mashve hat sich die<br />
Gleichstellung arabischer Akademiker<br />
auf dem Arbeitsmarkt in Israel zum<br />
Ziel gesetzt.<br />
Die Studie stellte den „neuen jungen<br />
Araber“ vor, Mitglied der „Generation<br />
A“, für die Karriere, Professionalität<br />
und Exzellenz oberstes Ziel ist.<br />
So verteilten sich beispielsweise die arabischen<br />
Studierenden heute viel stärker<br />
auf die verschiedenen Universitäten in<br />
Israel als noch vor wenigen Jahren. Bisher<br />
sei die Universität Haifa klassische<br />
Anlaufstelle für arabische Studierende<br />
gewesen, heißt es in der Studie, jetzt<br />
stellten sie jedoch bereits 23% der Studierenden<br />
am Technion, und auch an<br />
den übrigen Universitäten sei die Zahl<br />
deutlich gestiegen.<br />
„Generation A“, so Kheir Abd al-Razeq,<br />
stellvertretende Generalsekretärin der<br />
NGO, sei ein Begriff, der sich in den vergangenen<br />
Jahren für die Generation der<br />
25-29 Jahre alten Araber herausgebildet<br />
habe. Für sie stehe die Karriere im Vordergrund,<br />
auch Lebensgewohnheiten<br />
und Konsumverhalten seien vollkommen<br />
anders, als das der Elterngeneration.<br />
„Es ist eine Generation, die die örtliche<br />
Blase verlassen hat, die in kleineren Familien<br />
aufgewachsen ist und mehr Aufmerksamkeit<br />
erhalten hat“, so Abd al-Razeq.<br />
„Das wichtigste für sie ist nicht mehr das<br />
Einkommen sondern Karriere – ganz anders<br />
als noch in der Elterngeneration, die häufig<br />
eine Großfamilie mit unterstützen musste.“<br />
© Liron Almog/FLASH90.<br />
Die negev-region, die 60% der Landfläche von Israel<br />
ausmacht, wurde auf der “Lonely Planet”-Liste auf<br />
Platz 2 der Top 10 Regionen für das Jahr 2013 gewählt.<br />
Alljährlich veröffentlicht der beliebte Reiseführer für<br />
das kommende Jahr eine Liste der reizvollsten Gebiete,<br />
Städte und Reiseziele.<br />
Seien etwa Buchhalter oder Rechtsanwälte<br />
früher nach dem Studium meist<br />
ins Dorf zurückgekehrt, um sich dort<br />
selbstständig zu machen, hätten viele<br />
von ihnen heute das Ziel, in eine der<br />
großen Firmen oder Kanzleien des Landes<br />
aufgenommen zu werden – und dies<br />
meist im Zentrum Israels. Auch schrieben<br />
sich in den letzten Jahren immer<br />
mehr Araber für Ingenieurwissenschaften<br />
und High-Tech-Fächer ein – auch<br />
hier mit dem Ziel, es in eine der großen<br />
Firmen zu schaffen.<br />
Ynet<br />
Sonnenuntergang im Ramon Hotel in Mitzpe Ramon<br />
24<br />
<strong>schalom</strong>
israels weibliche Bevölkerung<br />
Frauen verdienen 24% weniger<br />
als Männer<br />
Israel ist ein Land des Fortschritts, der<br />
Innovationen. Erst kürzlich wurde der<br />
Einsatz von so genannten Magermodels<br />
auf den Laufstegen verboten, dazu der<br />
Import und Verkauf von Kosmetika, die<br />
an Tieren getestet worden sind.<br />
In Sachen Gleichberechtigung herrscht<br />
allerdings noch Aufholbedarf, wie eine<br />
neue Studie des jährlichen „Supervisor<br />
Reports“ zeigt. Zwischen Frauen und<br />
Männern herrscht ein durchschnittlicher<br />
Einkommensunterschied von 23,9 Prozent.<br />
Allerdings muss erwähnt werden,<br />
dass die Besteuerung in Israel Frauen<br />
bevorzugt behandelt, das Nettoeinkommen<br />
verkleinere den durch- schnittlichen<br />
Unterschied demnach auf 15%.<br />
Der israelische Gehaltsbeauftragte des<br />
Finanzministeriums, Kobi Amsalem, gibt<br />
zu, dass es noch eine Menge zu verbessern<br />
gibt. Der Grund für die Diskrepanz<br />
sei nicht Gehaltsdiskrimination sondern<br />
der, dass Frauen einfach niedrigere Positionen<br />
Ämtern innehätten, in höheren<br />
Positionen seien nicht soviele Frauen<br />
vertreten. Dazu komme, dass aufgrund<br />
der Familiensituation eher Männer in<br />
der Lage seien, Überstunden zu leisten.<br />
2.888.300 Frauen über 15 Jahren im<br />
Jahr 2012<br />
Etwa 37% der Frauen sind Mütter von<br />
Kindern bis 17 Jahre. 66,4% der berufstätigen<br />
Frauen arbeiten Vollzeit (86,3%<br />
der Männer) und 33,6% Teilzeit. 14,2%<br />
der Teilzeitbeschäftigten gaben an, sie<br />
würden lieber in Vollzeit arbeiten. Etwa<br />
24.700 Arbeitnehmerinnen waren über<br />
Leiharbeitsfirmen beschäftigt, damit machen<br />
sie 50,6% der Leiharbeiter überhaupt<br />
aus.<br />
Frauen stellten 2012 48,6% der Berufstätigen<br />
in akademischen Berufen und<br />
30,8% der in leitenden Positionen Tätigen.<br />
Außerdem waren 36,6% der im Hightech-Sektor<br />
Tätigen Frauen.<br />
Nachholbedarf gibt es allerdings noch<br />
in der Lohngerechtigkeit: Das Durchschnittseinkommen<br />
eines männlichen<br />
Angestellten lag 2012 bei 9.976 Shekel<br />
(etwa 2.000 Euro), das seiner Kolleginnen<br />
bei 6.600 Shekel (etwa 1.300 Euro).<br />
Das bedeutet, eine Frau verdient absolut<br />
gesehen durchschnittlich lediglich 66%<br />
vom Einkommen eines Mannes. Der Unterschied<br />
in den Löhnen ist jedoch in den<br />
vergangenen 20 Jahren gesunken: Anfang<br />
der 1990er Jahre betrug das Durchschnittseinkommen<br />
einer Frau lediglich<br />
57% von dem eines Mannes. Geringer als<br />
in absoluten Löhnen ist der Unterschied<br />
auch im Stundenlohn: Hier beträgt er<br />
83% des Einkommens der Männer.<br />
In der Schule sind Mädchen erfolgreicher<br />
als Jungen: 62% schlossen im vergangenen<br />
Jahr mit der Matura ab, bei ihren<br />
Mitschülern waren es lediglich 51%.<br />
Dementsprechend waren 56,7% der Studierenden<br />
im Studienjahr 2011/12 Frauen<br />
(unter den arabischen Studierenden<br />
waren es sogar 67,3%). 1969/70 hatten<br />
sie noch 43,3% der Studierenden ausgemacht.<br />
In den Masterstudiengängen waren<br />
sogar 56,7% Frauen, unter den Doktoranden<br />
immerhin noch 52,4%. 07.03.13<br />
Fünf Prozent mehr<br />
arbeitslose<br />
Die Arbeitslosenzahl in Israel ist im<br />
Jahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr<br />
um 5,4% gestiegen. Auch die Zahl der<br />
Entlassungen stieg um 8,2% auf insgesamt<br />
147.583. Im Vorjahr verloren<br />
136.299 Menschen ihre Arbeitsstelle.<br />
Damit sind insgesamt rund 7% der israelischen<br />
Bevölkerung arbeitslos. Die Zahl<br />
an Arbeitslosen hängt auch mit einer<br />
höheren Anzahl an verfügbaren Arbeitskräften<br />
zusammen, berichtet die israelische<br />
Tageszeitung „Yediot Aharonot“.<br />
Eine Untersuchung des Zentralen Statistikbüros<br />
zeigt, dass die Zahl der Arbeitskräfte<br />
in Israel im vergangenen Jahr<br />
um 3,2% gestiegen sei.<br />
Im Jahr 2012 gab es 204.264 arbeitssuchend<br />
Israelis. Etwa die Hälfte waren<br />
Frauen: 114.491 weibliche Israelis waren<br />
auf der Suche nach Arbeit.<br />
Im Handelssektor war jedoch ein Hoch<br />
zu verzeichnen: Die Nachfrage nach Arbeitskräften<br />
stieg von November bis<br />
Dezember um 5,6 % an. Insgesamt gab<br />
es gegen Ende vergangenen Jahres im<br />
Geschäftsbereich damit 62.600 offene<br />
Stellen.<br />
stabile start-ups<br />
65% der israelischen Start-up-Unternehmen<br />
sind in den letzten fünf Jahre tatsächlich<br />
im Geschäft geblieben. Das ist<br />
außergewöhnlich, weil bei dem Venture-<br />
Capital-Modell der High-Tech-Industrie<br />
in der Regel nur eines von 10 Start-up-<br />
Unternehmen eine echte Rendite auf ihre<br />
ursprüngliche Investition bietet.<br />
rekordjahr für<br />
Tourismus<br />
Insgesamt besuchten 3,5 Mio. Menschen<br />
Israel im Jahr 2012. Der überwiegende<br />
Teil, 2,9 Mio., waren Touristen: Auf Platz<br />
1 die USA mit 18%, knapp dahinter folgt<br />
Russland, – aus dem 20% mehr Touristen<br />
als noch 2011 nach Israel gereist sind.<br />
77% der Touristen besuchten Jerusalem,<br />
56% Tel Aviv-Jaffa. Für 51% der ausländischen<br />
Touristen gehörte auch das Tote<br />
Meer zum Pflichtprogramm.<br />
aus deM zenTralen sTaTisTikaMT<br />
Mehr ingenieurinnen<br />
Rund ein Drittel der Studierenden der ingenieurwissenschaftlichen<br />
Fächer an den<br />
israelischen Hochschulen sind Frauen.<br />
Dies geht aus einer Untersuchung der<br />
Behörde für Hochschulbildung hervor.<br />
Demzufolge gibt es an den unterschiedlichen<br />
Einrichtungen und zwischen den<br />
Fächern größere Unterschiede, generell<br />
ist aber bei Frauen ein starker Trend hin<br />
zum Studium bisher „männerspezifischer“<br />
Fächer auszumachen.<br />
rückgang der zahl<br />
an Verkehrstoten<br />
Die Zahl der Verkehrstoten 2012 hat in<br />
Israel trotz des enormen Anstieges an<br />
Autos den niedrigsten Wert seit 50 Jahren.<br />
In den letzten Jahren gab es einen<br />
Anstieg an Bußgeldern und einen stärkeren<br />
Fokus, bei lebensbedrohlichen Verkehrsvergehen<br />
hart durchzugreifen.<br />
Als Folge des Rückgangs der Zahl an<br />
Verkehrstoten ist Israel im Ranking für<br />
Fahrsicherheit aufgerückt. Vor zehn Jahren<br />
befand sich Israel im weltweiten<br />
Vergleich auf Platz 20, heute nimmt es<br />
Platz 10 ein.<br />
Wirtschaft<br />
<strong>schalom</strong> 25
Wissenschaft<br />
israel weit vorne bei digitalen<br />
gesundheits-apps<br />
Seit 1995 findet in Tel Aviv jährlich die<br />
Cardiovascular Interventions (ICI) Conference<br />
statt, auf der sich führende internationale<br />
Kardiologen, Innovatoren, biomedizinische<br />
Ingenieure, Wissenschaftler<br />
und israelische Start-ups treffen, um<br />
digitale Innovationen in der Kardiologie<br />
zu diskutieren.<br />
An der diesjährigen ICI nahm unter anderem<br />
das Start-up Healarium teil, das<br />
eine App zur fortwährenden Überwachung<br />
des eigenen Gesundheitszustands<br />
für iPhone und Android entwickelt hat.<br />
Außerdem assistiert sie bei der Umsetzung<br />
eines Gesundheitsplans. Patienten<br />
können so jederzeit überprüfen, ob sie<br />
die medizinischen Vorgaben des Arztes<br />
einhalten. Eine Besonderheit der App<br />
ist die Verbindung der App-Nutzer untereinander<br />
in Form eines sozialen Netzwerks.<br />
Menschen mit ähnlichen gesundheitlichen<br />
Problem oder Vorgaben können<br />
so miteinander in Kontakt treten<br />
und sich gegenseitig unterstützen.<br />
Eine weitere App ist vor allem für Menschen<br />
mit Diabetes interessant. Dario<br />
von Israeli Labstyle Innovation ermöglicht<br />
es Diabetikern, ihren Blutzucker mithilfe<br />
ihres Smartphones zu bestimmen.<br />
Dazu wird ein Blutzuckerteststreifen mit<br />
dem Smartphone verbunden.<br />
Die App analysiert und speichert die Informationen<br />
auf dem Streifen und alarmiert<br />
den Nutzer, wenn eine Insulin-<br />
Injektion notwendig sein sollte. Ynet<br />
oecd erfreut über israelische<br />
abfall- und chemie-Politik<br />
Die OECD hat Israel für seine Gesetzgebung<br />
auf dem Gebiet der Pestizide<br />
und chemischen Abfälle gelobt.<br />
Seit dem Beitritt zur OECD im Jahr 2010<br />
hat Israel verschiedene Erfolge auf diesem<br />
Gebiet erzielt, so etwa die Einrichtung<br />
eines Mechanismus für den Umgang<br />
mit und die Registrierung von industriellen<br />
Chemikalien, die Einrichtung<br />
eines Registers für die Nachverfolgung<br />
chemischer Emissionen und die Umsetzung<br />
einer konsequenten Politik zur<br />
Kontrolle von chemisch verursachter Verschmutzung<br />
von Luft und Gewässern.<br />
studieren mit<br />
down-syndrom<br />
©Haaretz<br />
Irgendetwas an dieser Klasse ist anders:<br />
Als die Dozentin für die kommende Woche<br />
einen Test ankündigt, brechen die Studierenden<br />
in Begeisterungsrufe aus.<br />
Vielleicht liegt das daran, dass die Teilnehmer<br />
(noch) keine gewöhnlichen Studierenden<br />
sind. Sie sind Teil eines Programms<br />
an der Bar-Ilan-Universität, das<br />
es erstmals in Israel Menschen mit geistiger<br />
Behinderung ermöglicht, Hochschulinhalte<br />
zu studieren.<br />
Im Rahmen des M.A.-Studiengangs Sonderpädagogik<br />
unterrichten Studierende<br />
hier Kursteilnehmer, die etwa das Down-<br />
Syndrom haben. Initiatorin des Projekts<br />
ist Prof. Hefziba Lifshitz-Vahav, die das<br />
M.A.-Programm leitet. Die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer studieren hauptsächlich<br />
Inhalte, die aus Programmen der<br />
Fernuniversität stammen, und sprachlich<br />
aufbereitet wurden. Ziel ist jedoch,<br />
dass zumindest ein Teil von ihnen im<br />
zweiten Studienjahr in das reguläre B.A.-<br />
Programm wechselt.<br />
Auch dort stünde ihnen allerdings immer<br />
ein Mentor zur Seite, der sie während<br />
der Vorlesungen und Seminare begleitet.<br />
Eingeschrieben wären die Studierenden<br />
mit Behinderung dann als Gasthörer<br />
mit der Möglichkeit, an Prüfungen<br />
teilzunehmen.<br />
Die Perspektive für einen Wechsel sehen<br />
die Kursleiter etwa bei Shimrit Kroitero,<br />
Odelia Yona Gabai und Oded Naftali, die<br />
mit Begeisterung dabei sind. Auf die Frage,<br />
was sie besonders interessiere, muss<br />
Kroitero kurz nachdenken und entscheidet<br />
dann: „Alles. Für mich ist das eine ganz<br />
neue Welt, eine Welt der Wissenschaft. […]<br />
Geben Sie mir einen Bleistift und einen Radierer<br />
und ich setze mich für Stunden hin<br />
und lerne.“<br />
Eine engagierte Diskussion entspinnt sich<br />
unter den drei Kommilitonen, als es um<br />
das Thema Inklusion geht, das zurzeit<br />
viele Gemüter bewegt. „Meine Eltern<br />
haben dafür gekämpft, dass ich auf eine normale<br />
Schule gehen kann“, so Naftali. Gabai<br />
dagegen ist sich nicht sicher, ob die Inklusion<br />
für Kinder mit Down-Syndrom<br />
das richtige ist.<br />
Livshitz-Vahav erklärt, die Teilnehmer<br />
wüchsen während des Programms weit<br />
über den ihnen zugeschriebenen IQ hinaus.<br />
„Daher interessiert mich ihr IQ auch<br />
nicht […]“, so die engagierte Professorin. Ich<br />
möchte beweisen, dass sie es im Studium<br />
schaffen können. Der Himmel ist die Grenze,<br />
und wir fangen jetzt erst an.“ Haaretz<br />
orale insulin-kapsel<br />
Das in Jerusalem ansässige Pharmaunternehmen<br />
Oramed Pharmaceuticals ist bei<br />
der Zulassung einer innovativen, oralen<br />
Insulin-Kapsel für Menschen mit Diabetes<br />
Type II vorangekommen, berichtet<br />
ISRAEL21c. Das Unternehmen ist dabei,<br />
Phase 2 mit klinischen Versuchen an 147<br />
Probanden an über einem Dutzend Krankenhäusern<br />
in den USA zu starten.<br />
Oramed Pharmaceuticals CEO Nadav Kidron<br />
teilte ISRAEL21c mit, dass das Produkt,<br />
welches das Aushängeschild der<br />
Firma ist, die Behandlung von Diabetes<br />
revolutionieren könnte. Weltweit leiden<br />
mehr als 371 Mio. Menschen unter Diabetes.<br />
Die bisherige Methode der Selbstinjektion<br />
von Insulin ist unangenehm<br />
und birgt auch die ständige Gefahr einer<br />
Infektion. Eine Kapsel, die über den<br />
Mund eingenommen wird, wäre bequemer<br />
und auch natürlicher, da es den normalen<br />
Weg des Insulins im Körper entspräche.<br />
Doch bisher gab es noch keinen<br />
Weg, groß-molekulare Polypeptide wie<br />
Insulin oder Impfstoffe oral verabreichen<br />
zu können. Der zugrunde liegenden<br />
Technologie Orameds ging eine 25-jährige<br />
Forschung an der Hadassah Universitätsklinik<br />
in Jerusalem voraus.<br />
<strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
UNSER ZIEL IST ES,<br />
objektive und wahrheitsgetreue<br />
Informationen aus Israel<br />
zu verbreiten und das richtige<br />
Israel zu vermitteln.<br />
26<br />
<strong>schalom</strong>
antiken-archiv geht online<br />
©UWS<br />
Die Antikenbehörde stand vor einer schwierigen Aufgabe: Wie scannt man zehntausende Dokumente, die auf so unterschiedliche<br />
Materialien wie Reis, Fasergewebe oder Pergament gedruckt sind? Wie geht man mit Dokumenten um,<br />
deren physischer Zustand nicht gut ist, wie zum Beispiel schreibmaschinengeschriebene Dokumente oder alte Landkarten,<br />
die auf gelblichem Papier geschrieben und überschrieben wurden und bei falscher Behandlung zu Staub zerfallen<br />
würden?<br />
Die Lösung bot schließlich eine externe Firma, deren Spezialgebiet das Scannen solcher „problematischen“ Dokumente<br />
ist. Und so wurden 36.000 Dokumente aus der Zeit zwischen 1919 und 1948 gescannt, die Jerusalem und Akko dokumentieren<br />
und im Mandatsarchiv der Antikenbehörde gelagert sind. Von heute an können alle diese Dokumente online<br />
eingesehen werden.<br />
„Bisher befanden sich diese Materialien in Archiven und Bibliotheken, ohne dass Nutzer sie hätten anschauen können“, so Efraim<br />
Reich, Chef der Firma, die das Projekt für die Antikenbehörde durchführt. „Die von uns durchgeführte Arbeit wird helfen,<br />
wichtiges Material für die nächsten Generationen zu bewahren.“<br />
Unter den Dokumenten befinden sich etwa Bilder aus der Jerusalemer Altstadt oder Baupläne des Tempelberges –<br />
hauptsächlich sind es aber sehr viele wissenschaftliche Materialien aus der Welt der Archäologie.<br />
Die Dokumente aus der Mandatszeit, die nun verfügbar sind, sind erst der Anfang, denn letztendlich soll das gesamte<br />
Archiv online gestellt werden. 800 Millionen Shekel (etwa 40 Millionen Euro) stehen dafür aus dem Nationalerbe-Programm<br />
zur Verfügung, das im Amt des Ministerpräsidenten angesiedelt ist. 1,5 Millionen Shekel (etwa 300.000 Euro)<br />
hat die erste, nun abgeschlossene Stufe gekostet.<br />
Zukünftig soll das digitale Archiv in das Portal des Netzwerks der israelischen Archive eingebunden werden, das die<br />
Inhalte aller israelischen Archive der Öffentlichkeit zugänglich macht.<br />
Das Onlinearchiv in hebräischer und in englischer Sprache ist hier zu finden: www.iaa-archives.org.il.<br />
INTERNATIONALE ARBEITSGEMEINSCHAFT<br />
FÜR GRUPPENANALYSE<br />
Haaretz<br />
Wissenschaft<br />
WORKSHOPS FÜR GRUPPENANALYSE<br />
IN ALTAUSSEE 2012/2013<br />
Institutsleitung: Prof. Dr. phil. Michael Hayne, Bonn (geschäftsführend)<br />
Prof. Dr. med. Josef Shaked, Wien<br />
(Mitbegründerin der IAG: Dr. med. Alice Ricciardi von Platen †)<br />
Die Workshops in Altaussee – bekannt und berühmt wegen ihrer emotionalen, interkulturellen und toleranten Atmosphäre<br />
– bieten eine lebendige Selbsterfahrung. Hier ist umfangreiche Gelegenheit, eigene emotionale Reaktionen<br />
kennenzulernen und aufrichtige Rückmeldungen hierzu zu erhalten. Von hier aus können die Teilnehmer die eigene<br />
Beziehungsgeschichte mit ihren konstruktiven und ihren traumatischen Anteilen erforschen, wobei die anderen<br />
Gruppenteilnehmer oft probeweise wie Stellvertreter für frühere Bezugspersonen wahrgenommen werden können.<br />
Daraus entwickelt sich typischerweise ein vielgestaltiges Übungsfeld für eigene Veränderungen in der Beziehungsgestaltung<br />
und für persönliches Wachstum. Diese Möglichkeit zu einer Selbsterfahrung – eventuell ganz unabhängig<br />
von allen beruflichen Ausbildungszielen – nutzen einige unserer Teilnehmer fortlaufend, zum Teil ü̈ber viele Jahre.<br />
WorkshoPs 2013<br />
22. März – 30. März 2013 • 27. September – 5. Oktober 2013<br />
Teilnahmekosten je Workshop 880,00 €/Studenten 440,00 €<br />
(nur Erststudium für die Berufsausbildung, Studienbescheinigung erforderlich)<br />
Die Teilnahmegebühr bitten wir bis spätesten 6 Wochen vor Beginn des Workshops auf das Konto der IAG zu überweisen:<br />
Sparkasse KölnBonn * BLZ 370 50198 * Konto 41 301 359 - IBAN: DE92 3705 0198 0041 3013 59 * BIC: COLSDE33<br />
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<strong>schalom</strong><br />
27
den Kontakt und Austausch mit vielen<br />
Kolleginnen und Kollegen im deutschen<br />
Sprachraum, insbesondere in Österreich<br />
hegt und pflegt und zahlreiche Gastvorträge<br />
und universitäre Lehrveranstaltungen<br />
hält sowie den österreichischen<br />
Wissenschaftsnachwuchs intensiv fördert.<br />
Vorläufiger formaler Höhepunkt<br />
dieser Beziehungen war das Symposium<br />
„Beiträge zur Erforschung des antiken<br />
Judentums“ im Oktober 2007 an der<br />
Wiener Urania, das von verschiedenen<br />
österreichischen Trägern, insbesondere<br />
der <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
zu Ronny Reichs Ehren veranstaltet<br />
wurde. Im August 2011 begann<br />
auf Initiative von Ronny Reich das gemeinsame<br />
Forschungsprojekt „Arbeit<br />
und Sitte in Palästina“ in Kooperation<br />
zwischen der Universität Haifa (Ronny<br />
Reich) und der Universität Wien (Friedrich<br />
Schipper) sowie dem Deutschen<br />
Evangelischen Institut für Altertumskunde<br />
des Heiligen Landes (Dieter Vieweger)<br />
und die Universität Greifswald<br />
(Julia Männchen), das für die geplante<br />
Laufzeit von 8 Jahren die beteiligten Einrichtungen<br />
eng aneinanderknüpft.<br />
Von Bedeutung sind auch seine Leistungen<br />
um die Ausbildung österreichischer<br />
Studierender im Bereich der Archäologie<br />
und des kulturellen Erbes Jerusalems.<br />
Er initiierte die nunmehr alljährlichen<br />
Sommerlehrkurse „Archäologische Feldforschungen<br />
Jerusalem“ der Universität<br />
Wien, die durch das <strong>Österreichisch</strong>e<br />
Hospiz in Jerusalem gefördert werden<br />
und ebendort stattfinden, ist der israekultur<br />
<strong>Österreichisch</strong>es ehrenkreuz<br />
an ronny reich<br />
Von dr. Friedrich schiPPer<br />
Einem der wichtigsten israelischen<br />
Partner der <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong>, Prof. Ronny Reich, wurde<br />
das <strong>Österreichisch</strong>e Ehrenkreuz für Wissenschaft<br />
und Kunst, 1. Klasse, verliehen.<br />
Ronny Reich ist Professor für Archäologie<br />
an der Universität Haifa und Vorsitzender<br />
des Archäologischen Kuratoriums<br />
des <strong>Israelische</strong>n Kulturministeriums.<br />
Er gilt als international renommierter<br />
Wissenschaftler und Experte für die<br />
Archäologie der so genannten Zweiten<br />
Tempelzeit (das entspricht der hellenistisch-frührömischen<br />
Zeit im antiken Judentum)<br />
sowie als Doyen der Jerusalem-<br />
Archäologie. Der Vorschlag zur Verleihung<br />
eines Verdienstzeichens an Prof.<br />
Reich erfolgte durch Friedrich Schipper,<br />
Universität Wien, Markus Bugnyar, <strong>Österreichisch</strong>es<br />
Hospiz in Jerusalem, und<br />
Richard Schmitz, <strong>Österreichisch</strong>-<strong>Israelische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong>. Die Feier der Verleihung<br />
fand am 18. Oktober in der Residenz<br />
des österreichischen Botschafters<br />
in Israel statt. Anlässlich dieses Ereignisses<br />
fand am 21. Oktober ein Ehrensymposium<br />
am <strong>Österreichisch</strong>en Hospiz<br />
in Jerusalem statt.<br />
Prof. Ronny Reich ist der Sohn von<br />
Herta Reich, geb. Eisler, einer Mürzzuschlager<br />
Jüdin, der einzigen überlebenden<br />
Österreicherin jenes illegalen jüdischen<br />
Flüchtlingstransports aus Österreich<br />
nach Palästina, der später den Namen<br />
„Kladovo-Transport“ bekommen<br />
sollte. Auf ihrer Flucht nach Palästina,<br />
die sechs Jahre von 1938 bis 1944 dauerte,<br />
lernte sie Romek Reich kennen, sie<br />
heirateten 1941 und konnten 1944 schließlich<br />
nach Palästina emigrieren. Ronny<br />
Reich kam am 31. März 1947 in Rehovot<br />
zur Welt. Sein Vater Romek fiel in<br />
den ersten Wochen des <strong>Israelische</strong>n Unabhängigkeitskrieges<br />
im Juli 1948 bei<br />
Ludd.<br />
Ronny Reich hatte wesentlichen Anteil<br />
daran, dass seine Mutter Herta in den<br />
1980er Jahren begann, ihre Erinnerungen<br />
an den Kladovo-Transport aufzuschreiben.<br />
Diese Gespräche zwischen Mutter<br />
und Sohn waren die Grundlage ihres<br />
Buches „Zwei Tage Zeit“, das 1998 im Clio-<br />
Verlag erscheinen konnte und ein zentrales<br />
Zeugnis des Schicksals der steirischen<br />
Juden zur Nazizeit darstellt.<br />
Ronny Reich hat dieses Buch später auch<br />
ins Hebräische übersetzt. Am 23. November<br />
2012 wurde das Gymnasium<br />
Mürzzuschlag in Herta-Reich-Gymnasium<br />
umbenannt.<br />
Trotz ihrer schmerzhaften Erfahrungen<br />
der Verfolgung und Vertreibung sowie<br />
der Ermordung zahlreicher Familienmitglieder<br />
knüpfte die Familie Reich/<br />
Eisler wieder den Kontakt zur alten Heimat,<br />
der bis heute besteht. Diese enge<br />
Verbindung hat sich auch auf Ronny<br />
Reich übertragen, der als Wissenschaftler<br />
28<br />
<strong>schalom</strong>
lische universitäre Partner vor Ort, der<br />
mit viel Erfahrung, Umsicht und Engagement<br />
die österreichischen Studierenden<br />
mit betreut und unterrichtet. Darüber<br />
hinaus berät und betreut er das<br />
Hospiz als österreichischen Ankerpunkt<br />
inmitten der Jerusalemer Altstadt in<br />
der langjährigen schwierigen Phase des<br />
Aus- und Umbaus in denkmalpflegerischer<br />
Hinsicht mit großem Geschick<br />
und Erfolg.<br />
Das Ehrensymposium mit dem Titel<br />
„Purity in Scripture, Archaeology and Tradition“<br />
im <strong>Österreichisch</strong>en Hospiz in<br />
Jerusalem war einem zentralen Forschungsthema<br />
von Prof. Reich gewidmet:<br />
der jüdischen Institution des rituellen<br />
Reinheitsbades (Mikve) in seiner<br />
Geschichte. Dem besonderen Veranstaltungsort<br />
Rechnung tragend, berichtete<br />
Shua Kisilevitz, Israel Antiquities Authority,<br />
über „The salvage excavations on the<br />
compound of the Austrian Hospice in Jerusalem“.<br />
Der Rektor der ökumenischen<br />
University of the Holy Land, Stephen<br />
Pfann, referierte zum Thema „Purity and<br />
mikvaot at Qumran“, Prof. Doron Ben-Ami,<br />
Israel Antiquities Authority und Hebräische<br />
Universität Jerusalem, berichtete<br />
über zentrale Ergebnisse seiner Ausgrabung<br />
in Jerusalem, nämlich über „A large<br />
edifice and its purification annex recently<br />
exposed at the City of David”, und Shimon<br />
Gibson, senior fellow am W.F. Albright<br />
Institute of Archaeological Research in<br />
Jerusalem, referierte auf Basis der Erkenntnisse<br />
seiner Ausgrabungen Suba<br />
bei Jerusalem über „Jewish water purification<br />
rites and the water immersion practices<br />
of John the Baptist“. Ronny Reich berichtete<br />
über die Ergebnisse seiner „Recent<br />
research on medieval to modern period<br />
miqvaot in Germany“.<br />
Bei seinen Ansprachen in der Botschafterresidenz<br />
wie auch im Hospiz ging<br />
Friedrich Schipper auf einige sehr persönliche<br />
Aspekte der fruchtbaren Zusammenarbeit<br />
mit Ronny Reich ein, sparte<br />
aber auch nicht mit Kritik an heik len<br />
Themen wie die jedenfalls für damalige<br />
Verhältnisse typische, äußerst mangelhaft<br />
erfolgte Restituierung der Vermögenswerte<br />
der Familie Eisler/Reich nach<br />
dem Krieg oder die formaljuristische<br />
Verunmöglichung einer Zuerkennung<br />
der österreichischen Staatsbürgerschaft<br />
für die Nachkommen der Familie, die<br />
aus heutiger Sicht obsolet sein müsste,<br />
und schlug auch vor, gemeinsam für ein<br />
Kooperationsabkommen der Universitäten<br />
Wien und Haifa aktiv zu werden.<br />
Von heiMo gruBer<br />
Das Mürzzuschlager Gymnasium wird<br />
von nun an mit seinem Namen an Herta<br />
Reich erinnern. Die Benennungsfeier<br />
am 23.November 2012 war das Resultat<br />
von jahrelangen Bemühungen einiger<br />
engagierter Personen aus dieser Region,<br />
durch Publikationen und Veranstaltungen<br />
auf das Schicksal der 1938 aus Mürzzuschlag<br />
vertriebenen Jüdin Herta Reich<br />
hinzuweisen und mit ihr und ihrer Familie<br />
Verbindung zu halten.Im Februar<br />
2012 ist Herta Reich im 95. Lebensjahr<br />
in Jerusalem gestorben und im Kibbutz<br />
Kiriyat Anavim begraben worden. Einige<br />
Wochen danach haben das Lehrerkollegium<br />
des Gymnasiums und der<br />
Gemeinderat der Stadtgemeinde Mürzzuschlag<br />
den Willen bekundet, dem örtlichen<br />
Gymnasium zur bleibenden Erinnerung<br />
an Herta Reich ihren Namen<br />
zu geben.<br />
Wer war diese Frau? 1917 als Tochter der<br />
Textilkaufleute Käthe und Ignaz Eisler<br />
geboren, verbrachte sie Kindheit, Jugend<br />
und frühe Erwachsenenjahre in Mürzzuschlag,<br />
das sie nach mehrwöchiger<br />
Gestapohaft 1938 binnen zweier Tage<br />
verlassen musste. Es folgten gescheiterte<br />
Fluchtversuche nach Holland und Belgien,<br />
danach die Rückkehr nach Wien,<br />
wo sie sich im Herbst 1939 einem illegalen<br />
Flüchtlingstransport über die Donau<br />
anschließen konnte. Dieser ist als Kladovo-Transport<br />
in die Geschichte eingegangen<br />
und endete in einer Katastrophe.<br />
Da für die Weiterbeförderung in<br />
das britische Mandatsgebiet Palästina<br />
noch kein Hochseeschiff im Schwarzen<br />
herta reich<br />
gymnasium und<br />
realgymnasium<br />
Mürzzuschlag<br />
Meer bereitlag, wurden die Donauschiffe<br />
in Jugoslawien gestoppt. Mehr als tausend<br />
Flüchtlinge saßen dort fest, wurden<br />
1941 im Zuge des Überfalls auf den<br />
Balkan von der Wehrmacht überrollt<br />
und ermordet.<br />
Herta Eisler verdankte das Überleben<br />
ihrem aus Polen kommenden Mann Romek<br />
Reich, den sie im Kladovo-Transport<br />
kennen und lieben lernte, heiratete und<br />
der sie zur Flucht aus dieser tödlichen<br />
Falle ermutigte. Gemeinsam mit der kleinen<br />
Gruppe der polnischen Freunde<br />
ihres Mannes schlug sie sich durch das<br />
besetzte Jugoslawien nach Italien durch,<br />
wo sie in einem kleinen Dorf in den<br />
Abruzzen interniert wurde. 1943 wagte<br />
die Gruppe in einer abenteuerlichen<br />
Aktion die Überschreitung der Frontlinien<br />
und gelangte in das von den Allierten<br />
bereits befreite Süditalien. Nach<br />
einem Aufenthalt in einem Camp in Bari<br />
konnten Herta und Romek Reich 1944<br />
legal in Palästina einreisen. Unter ärmlichsten<br />
Verhältnissen lebten sie vorerst<br />
in Tel Aviv, wo Herta Reich Arbeit in<br />
einer Wollweberei fand. 1947 wurde das<br />
junge Glück mit der Geburt des Sohnes<br />
Ronny besiegelt. Aber das Glück des<br />
Paares war nur von kurzer Dauer. 1948<br />
dann der nächste Schicksalsschlag: der<br />
Verlust des Ehemannes Romek, der zu<br />
den ersten Gefallenen des israelischen<br />
Unabhängigkeitskampfes zählte. Die<br />
verwitwete Herta Reich hat ihren Sohn<br />
Ronny allein großgezogen. Sie war eine<br />
kleine und zarte Frau, aber von enormer<br />
psychischer und physischer Widerstandskraft<br />
und verdiente den<br />
Lebens- unterhalt durch Heimarbeit als<br />
Näherin. 1977 ist Herta Reich nach Je-<br />
Kultur<br />
<strong>schalom</strong> 29
usalem gezogen, wo sie bis zuletzt allein<br />
in einer kleinen Wohnung gelebt<br />
hat. Liebe und Stolz Herta Reichs galten<br />
stets ihrer Familie. Das Bildungspotential,<br />
das in ihr gesteckt ist und das<br />
durch den Verlust der vertrauten Kultur<br />
erschüttert wurde, konnte sie an ihren<br />
Sohn Ronny Reich weitergeben, der zu<br />
den renommiertesten Archäologen Israels<br />
zählt.<br />
mit anschaulichen Präsentationen einer<br />
von Schülerinnen und Schülern erarbeiteten<br />
Dokumentation und einer Ausstellung<br />
oder der Umstand, dass das Schülerorchester<br />
zu Ehren des Landes, das für<br />
Herta Reich Rettung war, mit großem<br />
Eifer die Nationalhymne Hatikva einstudierte<br />
und am Ende der Feier spielte.<br />
Kultur<br />
50 Jahre nach der Vertreibung begann<br />
Herta Reich, ihre Fluchterinnerungen<br />
niederzuschreiben, die der Grazer Historiker<br />
Heimo Halbrainer mit dem Titel<br />
„Zwei Tage Zeit. Herta Reich und die Spuren<br />
jüdischen Lebens in Mürzzuschlag“<br />
(Verlag Clio 1998) veröffentlichte. Das<br />
Buch fand auch in Mürzzuschlag Aufmerksamkeit.<br />
Die sich daraus ergebenden<br />
Kontakte vermittelten Herta Reich<br />
das Gefühl, in ihrem Herkunftsland<br />
nicht zur Gänze in Vergessenheit geraten<br />
zu sein.<br />
Die Namensgebung einer Schule nach<br />
Herta Reich drückt die Bereitschaft aus,<br />
sich vergangenen Unrechts zu erinnern<br />
und historische Verantwortung auch als<br />
Verpflichtung für die Zukunft zu übernehmen.<br />
Die Realisierung dieses Projektes<br />
ist vor allem dem Mürzzuschlager<br />
Bürgermeister Karl Rudischer und<br />
dem Schulleiter Heimo Hirschmann zu<br />
danken. Es bietet Hoffnung und Chance<br />
auf eine lebendige Form von Erinnerung,<br />
da sich künftige Generationen von<br />
Schülerinnen und Schülern bei der Frage<br />
nach dem Namen ihres Gymnasiums<br />
immer wieder von neuem mit der Geschichte<br />
einer Frau auseinandersetzen<br />
müssen, die als junger Mensch in derselben<br />
Kleinstadt gelebt hatte und danach<br />
mit Gewalt aus ihrer Lebensbahn<br />
geworfen wurde. Beim Festakt hat Landesschulinspektor<br />
Robert Hinteregger in<br />
seiner Rede auf diesen pädagogischen<br />
Aspekt bei der Vermittlung von Zeitgeschichte<br />
hingewiesen. Dass das nicht nur<br />
Theorie bleibt, bewiesen einige Beiträge<br />
Zuvor hatte als Höhepunkt der Zeremonie<br />
Sohn Ronny Reich, der mit seiner<br />
Familie aus Israel gekommen war, mit<br />
einer bewegenden Ansprache nochmals<br />
den Bogen einer schmerzhaften, durch<br />
die Shoa gebrochenen Familiengeschichte<br />
gespannt, die einst in Mürzzuschlag<br />
begonnen hatte und wo jetzt ein<br />
sehr spätes, aber dennoch hoffnungsvolles<br />
Zeichen gesetzt wurde.<br />
In diesem Moment<br />
entdeckt jemand das<br />
jüdische Wien.<br />
Wann entdecken Sie es?<br />
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Synagoge<br />
30<br />
<strong>schalom</strong>
claudia roden<br />
das Buch der jüdischen küche.<br />
eine odyssee von samarkand nach new York<br />
rund 800 rezepte, erzählungen,<br />
erinnerungen und geschichte sind<br />
das ergebnis von fünfzehn Jahren<br />
spurensuche in der jahrhundertealten<br />
jüdischen kochtradition. die rezepte,<br />
manche von ihnen niemals<br />
davor dokumentiert, sam- melte<br />
claudia roden auf ihren reisen rund<br />
um die Welt beim kosten, zusehen<br />
und sprechen mit kochbegeisterten<br />
Menschen und händlerinnen.<br />
eine „Hommage an die eigenen Wurzeln“<br />
– beginnend mit ihrer heimat<br />
Ägypten nimmt uns die autorin mit<br />
auf eine rei- se durch die jüdische<br />
diaspora, die über russland, Polen,<br />
deutschland, england, Frankreich,<br />
nord- und südamerika in den orient<br />
nach syrien, israel, Marokko, indien<br />
und zentralasien führt.<br />
Ende März beginnt das achttägige jüdische<br />
Pessachfest. Die wohl bekannteste<br />
Speise sind die Mazzesknödel oder wie<br />
man auf Jiddisch sagt: „Knejdlach“.<br />
Es gibt zahlreiche Versionen der mit Mazzemehl<br />
geformten Bällchen: mit Hühnerfett<br />
mit Öl, Knochenmark, gemahlenen<br />
Mandeln, geraffelter Zwiebel,gehackter<br />
Petersilie und Ingwerpulver.<br />
Die meisten Rezepte, auch das traditionelle<br />
- 1 verquirltes Ei mit 1 gehäuften EL<br />
geschmolzenem Hühnerfett und 2 EL<br />
warmen Wasser, Salz und Pfeffer sowie<br />
75g Mazzemehl - sind schwer und belasten<br />
die Verdauung.<br />
Q<br />
Dieses Rezept ergibt leichte und<br />
flaumige Bällchen:<br />
• Schlagen sie das Eiklar steif.<br />
• Ziehen Sie die leicht verquirlten Dotter<br />
unter, dann das Mazzemehl und<br />
das Salz.<br />
• Rühren Sie weiter, bis die Zutaten gut<br />
vermischt sind.<br />
• Lassen Sie den Teig 30 Minuten lang<br />
zugedeckt und gekühlt rasten.<br />
• Formen Sie Bällchen mit 2 cm Durchmessser,<br />
kochen Sie diese in reichlich<br />
Salzwasser bei milder Hitze ca. 20 Minuten.<br />
• Wärmen Sie die Bällchen kurz vor dem<br />
Servieren auf und geben Sie sie in die<br />
kochend heiße Suppe. Es ist üblich die<br />
Bällchen in Salzwasser und nicht in<br />
der Suppe zu kochen, da sie sehr viel<br />
Flüssigkeit aufnehmen.<br />
Literatur<br />
<strong>schalom</strong> 31
www.bmf.gv.at<br />
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gibt’s zwei Lächeln.<br />
Erst beim Empfänger,<br />
dann beim Spender.<br />
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Entgeltliche Einschaltung<br />
Ihre Spende macht zweimal glücklich! Den Empfänger durch die dringend benötigte Hilfe – und<br />
Sie als Spenderin oder Spender mit dem schönen Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. Ihr gutes<br />
Gefühl wollen wir noch verstärken: durch die steuerliche Absetzbarkeit Ihrer Spende bei der Arbeitnehmer/innenveranlagung<br />
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