schalom 01.2013 - Österreichisch-Israelische Gesellschaft
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hen<br />
Bärendienst<br />
Mit der Etablierung der Opferrolle für<br />
die Palästinenser durch die Arabische<br />
Liga 1948/49 mittels eines artifiziellen<br />
Narratives, der „Nakba“, der Desintegration<br />
ihrer Flüchtlinge in arabischen<br />
Ländern und vor allem mit dem rechtlich<br />
falschen Begriff der „Besetzung“<br />
hat man dem palästinensischen Volk<br />
einen Bärendienst erwiesen.<br />
Anfangs wohl nur geplant, um dem<br />
weltweit stärksten Argument für einen<br />
israelischen Staat, der Shoah, Konkurrenz<br />
auf der Empathieskala entgegen<br />
setzen zu können, erwies sich diese Opferrolle<br />
unter „Besetzung“ zum Dauerläufer.<br />
Der dazu instrumentalisiert werden<br />
kann, die arabischen Gebiete einmal<br />
vollständig von jüdischen Siedlungen<br />
räumen zu wollen, während Israel<br />
mit einer arabischen Minderheit von<br />
mehr als 20% gut zurecht kommt und<br />
auch noch weitere arabische „Rückkehrer“<br />
schon in ökonomisch unzumutbarem<br />
Ausmaß zu integrieren hätte. Europa<br />
(mit sehr wenigen Ausnahmen)<br />
und weltweit die Linke schluckten den<br />
Köder. Aber mit dem Terminus der „Besetzung“<br />
hält man die Palästinenser<br />
klein. Hätte man auch auf arabischer<br />
Seite von Anfang an die Gebiete völkerrechtlich<br />
zutreffend als „umstritten“ bezeichnet,<br />
hätte man sie auf Augenhöhe<br />
in allen direkten Friedensverhandlungen<br />
gehoben.<br />
Mels<br />
Besetzte Wahrnehmung<br />
Gazastreifen und Westbank waren nie<br />
Teil eines vorher international anerkannten<br />
Staates, gelten nach internationalem<br />
Recht daher nicht als besetzt, sondern<br />
sind daher richtig als umstrittene Gebiete<br />
zu bezeichnen. Die Inbesitznahme<br />
und Herrschaft Jordaniens über die<br />
Westbank und Ägyptens über den Gazastreifen<br />
nach 1948, Ergebnis eines Angriffskrieges<br />
mit der Zielsetzung, den<br />
neu gegründeten jüdischen Staat zu vernichten,<br />
verstieß gegen die UN-Resolution<br />
181 und wurde international nie anerkannt.<br />
Juden durften von 1948-1967<br />
unter jordanischer bzw. ägyptischer<br />
Herrschaft in den Gebieten nicht siedeln.<br />
Es gibt auch keine „international anerkannten<br />
Grenzen vor 1967“, sondern nur<br />
vereinbarte Waffenstillstandslinien, die<br />
„green lines“. Die israelische Präsenz in<br />
Westbank und dem Gazastreifen war Ergebnis<br />
eines Selbstverteidigungskrieges<br />
1967 unter existenzieller Bedrohung<br />
durch die Nachbarstaaten, mit nachfolgendem<br />
Übergang der Verfügungsgewalt<br />
auf Israel. In der Geschichte Europas<br />
haben ähnliche Kriegsausgänge die<br />
Binnengrenzen Europas immer wieder<br />
verschoben und neu gestaltet. In Nahost<br />
waren bisher nur Friedensschlüsse<br />
mit Jordanien und Ägypten möglich,<br />
mit den Palästinensern nicht einmal für<br />
das Angebot einer Territorialrückgabe<br />
von 97%.<br />
eines sinnes mit israels großen<br />
Das außenpolitische Programm Österreichs<br />
für 2013 wurde allen ausländischen<br />
Diplomaten beim Neujahrsempfang<br />
des österreichischen Staatsoberhauptes<br />
vorgestellt. International Besorgnis<br />
erregende Staaten wie Nordkorea,<br />
Iran, Krisenherde wie Bürgerkriege<br />
in Afrika und Syrien, islamistischer Terror<br />
usw. wurden mit bescheidenen Absätzen<br />
bedacht, wenn überhaupt erwähnt.<br />
Hauptaugenmerk der österreichischen<br />
Außenpolitik liege traditionsgemäß<br />
auf dem Nahostkonflikt und alle<br />
Besorgnis gilt hier Israels rechter Regierung<br />
und ihrer Siedlungspolitik in den<br />
„besetzten Gebieten“. Und dazu weiß<br />
man sich als „Freund Israels“ eines Sinnes<br />
und „in vollständiger Übereinstimmung<br />
mit Yitzhak Rabin und anderen großen Persönlichkeiten<br />
Israels“, die man herstellen<br />
könnte. Das erscheint gewagt.<br />
die Position der Friedenstaube<br />
Die vollständige Übereinstimmung mit<br />
Yitzhak Rabin und anderen Großen Israels<br />
besteht nur insoweit, als dieser<br />
und auch andere Große der Arbeitspartei<br />
angehörten. Hinsichtlich der Palästinenser<br />
und der Siedlungen findet Übereinstimmung<br />
nur der, der die Osloverträge<br />
und zugeordnete Protokolle nicht<br />
kennt, nicht sinnerfassend gelesen hat<br />
oder deren Bruch seitens Präsident<br />
Abbas und Fatah toleriert, wenn nicht<br />
gefördert hat. Rabin: „Wir werden nicht<br />
auf die Linien vom 4. Juni 1967 zurückkehren.“<br />
Die „palästinensische Entität“ werde<br />
„weniger als ein Staat“ sein. „Wir (Arafat<br />
und Rabin, Anm.) kamen zur Vereinbarung,<br />
keine einzige Siedlung zu entwurzeln<br />
und die Bautätigkeit für das natürliche<br />
Wachstum (in den Siedlungen, Anm.)<br />
nicht zu behindern.“ Abzug aus Gaza?<br />
Politik<br />
<strong>schalom</strong><br />
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