schalom NEU 01.2012 - Ãsterreichisch-Israelische Gesellschaft
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<strong>schalom</strong><br />
44. Jahrgang • 3/2012 € 3.-<br />
Österreichisch-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
Erscheinungsort Wien • Verlagspostamt 1080 Wien P.b.b. • GZ 02 Z 031415M
INNOVATION ...<br />
... sichert Wohlstand!<br />
© iStockphoto.com/RichVintage<br />
In einem rohstoarmen Land wie Österreich sind Innovation sowie<br />
Forschung und Entwicklung DER Schlüssel für Wachstum, Arbeitsplätze<br />
und damit Wohlstand. Begeisterung für Wissenschaft und<br />
Technik muss daher so früh wie möglich gefördert werden.<br />
Industrie ist Innovation.
<strong>schalom</strong><br />
Inge Dalma<br />
Chefredakteurin<br />
„Peace in Progress“ ist im Augenblick<br />
im Nahost-Raum nur mit viel Optimismus<br />
und Hoffnung wahrzunehmen.<br />
Doch es gibt eine Organisation in Jerusalem,<br />
die sich auf diesem Weg unbeirrt<br />
seit hundert Jahren - das sind vier Generationen<br />
- bewegt und höchst erfolgreich<br />
ist: Hadassah.<br />
1912 träumte die US-Amerikanerin Henrietta<br />
Szold davon, moderne Medizin zu<br />
der unterernährten, leidenden Bevölkerung<br />
des damaligen Palästina zu bringen.<br />
Sie gründete und finanzierte die<br />
„Hadassah Medical Organization“. Ihr<br />
Traum ging schon in den ersten dreißig<br />
Jahren in Erfullung: der Mount Scopus,<br />
im Osten Jerusalems, wurde zum „Hügel<br />
der Heilung“, für die gesamte Bevölkerung.<br />
Doch der UN-Teilungsplan zwang<br />
das Hadassah-Team zur Flucht in den<br />
Westen Jerusalems, wo 1961 die Medizinische<br />
Universitäts-Klinik in der Vorstadt<br />
Ein Kerem eröffnet wurde. Heute<br />
bestehen beide Hadassah-Kliniken.<br />
„Heilen-Lehren-Forschen“ ist Ziel und<br />
Triebfeder der israelischen Institution<br />
mit weltweiter Vernetzung.<br />
Wir haben in dieser Ausgabe der „Ikone<br />
Hadassah“ zu deren 100-Jahr-Jubiläum<br />
die Seiten 9 bis 24 gewidmet, um unserer<br />
werten Leserschaft einen profunden<br />
Blick auf die „Töchter Zions“ – so der<br />
ursprüngliche Name auf Hebräisch,<br />
nach der biblischen Königin Esther – zu<br />
bieten.<br />
Die Politik in Israel, stets bedingt auch<br />
durch die Ereignisse in den Nachbarstaaten,<br />
kann immer nur eine Momentaufnahme<br />
sein: es ist alles in Bewegung.<br />
Der Journalist und ehemalige hochrangige<br />
Diplomat Daniel Shek, zuletzt Israels<br />
Botschafter in Paris, gibt uns einen<br />
schonungslosen Blick hinter die Kulissen<br />
der aktuellen Innenpolitik. (Seite 5).<br />
Mit politischen Vögeln befasst sich Chava<br />
Gurion auf den Seiten 7 und 8, sie verknüpft<br />
Israels politische Zukunft mit<br />
den bevorstehenden US-Wahlen und<br />
dem tickenden Problem Iran - auch mit<br />
einem kleinen Seitenhieb auf Österreichs<br />
unerbetene Einmischung.<br />
Bitte schenken Sie ihr Interesse auch den<br />
Beiträgen über Kultur, Wirtschaft und<br />
vieles mehr auf den verbleibenden Seiten.<br />
Wir, als österreichisch-israelische <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
sind bemüht, durch Aufklärung<br />
und objektive Information gegen<br />
mediale Vor-Verurteilungen und individuelle<br />
unreflektierte Vorurteile gegenüber<br />
dem Staat Israel Überzeugungsarbeit<br />
zu leisten. Bitte unterstützen Sie<br />
unsere Arbeit durch Ihre Mitgliedschaft!<br />
Je mehr wir sind, umso mehr werden<br />
wir gehört.<br />
Unsere homepage www.oeig.at enthält<br />
ein Anmeldeformular sowie täglich aktualisierte<br />
Nachrichten.<br />
Einen unbeschwerten Sommer wünscht<br />
im Namen unseres Teams<br />
herzlichst Ihre<br />
Beziehungen Bilden und Brücken Bauen<br />
Helfen Sie mit Ihrer Mitgliedschaft, die kulturellen, politischen, wirschaftlichen<br />
und sozialen Verhältnisse in Israel der Öffentlichkeit näher zu bringen.<br />
http://www.oeig.at/mitgliedschaft8<br />
Jährlicher Mitgliedsbeitrag € 30.-<br />
SeniorIn € 22.-/StudentIn, SchülerIn, Lehrling € 5.-<br />
In dIeSer auSgabe:<br />
editorial 3<br />
Leitartikel 4<br />
POLITIK<br />
danIeL SheK<br />
ein politischer Streich in Israel 5<br />
Chava gurIOn<br />
Falken, Tauben und andere vögel 7<br />
sonderteil<br />
SOnIa FeIger<br />
DoSSIEr - 100 Jahre Hadassah 9-24<br />
SuSI ShaKed<br />
Zum geburtstag ein Spital 10<br />
beitrag zu einer besseren Welt 11<br />
henrietta Szold - die gründerin 12<br />
Im Zeichen der gesundheit 13<br />
brücke des Friedens 17<br />
Lehre und Forschung 19<br />
hadassah Spitäer in Jerusalem 22<br />
WIrTSChaFT<br />
Kampagne für beschäftigung<br />
arabischer akademiker 25<br />
WISSenSChaFT<br />
Impfung gegen Krebszellen 26<br />
anti-aging effekt 26<br />
bluttest ohne nadel 27<br />
durchbruch bei Kampf gegen Lungenkrebs 26<br />
Israel bei expo 2012 28<br />
vier israelische Frauen unter hundert<br />
einflussreichsten Wissenschaftlerinnen 28<br />
KuLTur<br />
YOSSI beILIn<br />
es eilt nicht ... 29<br />
gourmet Shuk 30<br />
Titelbild:<br />
100 Jahre hadassah - 100 brücke des Friedens<br />
©hadassah<br />
IMPRESSUM: Medieninhaber, Herausgeber: Österreichisch-<strong>Israelische</strong><br />
gesellschaft (ÖIg). Zweck: die Zeitschrift „Schalom“<br />
ist das offizielle Organ der ÖIg. diese tritt für die Interessen<br />
des befreundeten Staates Israel und seiner bewohner ein. Ziel<br />
ist der Friede im nahen Osten. die ÖIg leistet im rahmen<br />
ihrer Möglichkeiten die notwendige Öffentlichkeitsarbeit um<br />
den latenten antisemitismus in Österreich und in europa zu<br />
minimieren.<br />
Sitz: 1080 Wien, Lange g. 64. Redaktion/Anzeigenannahme:<br />
T & F: 405 66 83. E-Mail: info@oeig.at, Internet: www.oeig.at.<br />
Chefredakteurin: Inge dalma. Redaktion: Sonia Feiger, Peter<br />
gewitsch, Chava gurion, daniel Kapp, richard Schmitz. Übersetzungen:<br />
georg haber, Kitty Weinberger, Inge dalma. Layout,<br />
Grafik & Produktion: Sonia Feiger. Druck: av+astoria, 1030<br />
Wien. Bankverbindung: bank austria blz 12000-<br />
00262620801.<br />
Die im Magazin veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich<br />
den Standpunkt der ÖIG wieder, sondern bieten einen<br />
Einblick in die politische Diskussion in Israel. ausgewertet werden<br />
Meldungen von: Jerusalem Post, IdF, bICOM, ha’aretz,<br />
Yediot aharonot, Y-net, israelnetz (inn), ICeJ, JTa, ILI u.v.a.<br />
Editorial<br />
<strong>schalom</strong><br />
3
Leitartikel<br />
israels image<br />
©M. Leitgeb<br />
Dr. Richard<br />
Schmitz<br />
Zweiter<br />
Präsident<br />
der ÖIg<br />
Tief betroffen nimmt man zur Kenntnis,<br />
dass Israel nach wie vor zu den unbeliebtesten<br />
Ländern der Welt gehört.<br />
Da ist es kein Trost, dass der Iran und<br />
Pakistan noch unbeliebter sind. Für alle,<br />
die Israel kennen, bleibt es unverständlich,<br />
dass ein Staat, der sich nach westlichen<br />
demokratischen Regeln richtet,<br />
schlechter abschneidet als so manche<br />
Diktatur. Auch Deutschland und Frankreich<br />
gelten nach dieser Umfrage nicht<br />
gerade als beliebt. Da ist es wohl notwendig,<br />
die Kriterien der Beurteilung<br />
zu hinterfragen. Allzu ernst kann man<br />
dieses Ranking kaum nehmen.<br />
Trotzdem bleibt es eine Tatsache, dass es<br />
immer schwieriger wird, die Situation<br />
des Landes positiv darzustellen. Die Angriffe<br />
auf die Politik der israelischen Regierung<br />
werden immer häufiger, leider<br />
auch unqualifizierter. Ein Beispiel ist<br />
wohl der Ausritt des österreichischen<br />
Verteidigungsministers Darabos. Das<br />
hat aber immerhin dazu geführt, dass<br />
sich Bundeskanzler und Außenminister<br />
zu ersten mal seit langem eindeutig zu<br />
Israel bekannt haben. Allerdings ist es<br />
international kaum üblich, den Mitgliedern<br />
einer Regierung bei medialen Auftritten<br />
eine „Privatmeinung“ zuzugestehen.<br />
Abweichungen von der Regie-<br />
rungslinie haben in anderen Ländern<br />
wohl ernstere Folgen für den Minister.<br />
Eindeutig ist die Haltung der Deutschen<br />
Regierung zum Staat Israel. Da gibt es<br />
daher die Zustimmung zur Lieferung<br />
eines weiteren U-Bootes an das von Feinden<br />
umgebene Land. Unsere Nachbarn<br />
haben sehr wohl begriffen, dass Israel<br />
und seine Existenz für die gesamte westliche<br />
Welt von Bedeutung sind. Ein demokratischer<br />
Staat inmitten des Nahen<br />
Ostens ist für die umliegenden Länder<br />
eine Provokation, weil sie ihrer Bevölkerung<br />
erklären müssen, warum wirtschaftlicher<br />
und wissenschaftlicher Erfolg<br />
in ihren Ländern nicht möglich ist,<br />
warum es den Bewohnern eindeutig<br />
schlechter geht als den Bewohnern von<br />
Israel.<br />
©Denise Feiger<br />
In diesem Lichte wundert der ägyptische<br />
Wahlkampf kaum. Dort entlarven<br />
sich die Islamisten als Kriegshetzer, die<br />
den Staat Israel vernichten wollen. Wieweit<br />
es ihnen gelingen wird, mit dieser<br />
Strategie zum erwünschten Wahlerfolg<br />
zu kommen, werden die nächsten Tage<br />
zeigen. So bitter es ist, das auszusprechen:<br />
Der arabische Frühling hat zwar<br />
Diktaturen hinweggefegt, westliche<br />
maßvolle Demokratie ist aber weit und<br />
breit noch nicht zu sehen. Gerade in diesen<br />
Ländern gibt es viel zu viele Gruppen,<br />
die wenig Gemeinsames haben.<br />
Lediglich die Islamisten stehen für eine<br />
einheitliche Linie, die naturgemäß von<br />
radikalen Parolen bestimmt wird. Für<br />
Israel ist die Situation um vieles bedrohlicher<br />
geworden.<br />
In diesem Zusammenhang ist es immer<br />
wieder notwendig, darauf hinzuweisen,<br />
dass in Israel 1,5 Millionen Araber<br />
leben, von denen eine satte 2/3 Mehrheit<br />
lieber in Israel als in einem andern<br />
Land leben will, wie eine Umfrage der<br />
Universität Haifa vor kurzem ergeben<br />
hat. In einem Land, in dem man die öffentlichen<br />
Einrichtungen, Spitäler und<br />
Verkehrsmittel ohne Diskriminierung<br />
nutzen kann, das sich bemüht Ungleichgewichte<br />
auszugleichen, lebt man eben<br />
besser. In diesem Sinn hat die Regierung<br />
eine Kampagne gestartet, arabische Akademiker<br />
gleich zu behandeln, um jede<br />
Diskriminierung zu vermeiden. 81% der<br />
arabischen Akademikerinnen und Akademiker<br />
sind bereits heute in den Arbeitsmarkt<br />
integriert. Da dieser Anteil<br />
bei jüdischen Akademikern 90% beträgt,<br />
will man hier Maßnahmen setzen um<br />
dieses Ungleichgewicht auszugleichen.<br />
Das nenne ich sensible providente Politik.<br />
Das Imageproblem Israels spornt die<br />
Österreichisch-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
an, noch intensiver für Israel und seine<br />
Bevölkerung zu arbeiten.<br />
Dr. Richard Schmitz<br />
unsere neue<br />
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4<br />
<strong>schalom</strong>
politik<br />
ein politischer streich in israel<br />
Von daniel shek,<br />
ehem. diplomat; Botschafter des staates<br />
israel in paris 2006 -2010<br />
Beispielhafte Mobilisierung im Dienste<br />
der Nation oder Gipfel politischer Manipulation?<br />
Zwischen diesen Extremen<br />
schwankt das Herz des erstaunten und<br />
ratlosen Israelis angesichts des überraschenden<br />
Abkommens von Shaul Mofaz,<br />
des gerade erst an die Spitze der Kadimapartei,<br />
der größten Oppositionspartei<br />
des Landes, Gewählten, über den Eintritt<br />
in die Regierung von Premier Benjamin<br />
Netanyahu. Anstatt den Fall der<br />
Regierung und vorgezogene Wahlen<br />
herbeizuführen, sichert er dem Premierminister<br />
durch diesen überraschenden<br />
Schritt eine felsenfeste Mehrheit von 94<br />
Abgeordneten von 120.<br />
Tatsächlich beruhen diese beiden Positionen<br />
auf handfesten Argumenten.<br />
Für die einen handelt es sich um einen<br />
Akt der Verantwortlichkeit angesichts<br />
der schwierigen Situation des Landes.<br />
Einige schwerwiegende Entscheidungen<br />
warten auf diese Regierung, von einer<br />
wirtschaftlichen und sozialen Krise, die<br />
sich (mit Verspätung) auf unserem Horizont<br />
ankündigt, bis zur Frage der<br />
Atompolitik des Iran, über die Absicht,<br />
die ultraorthodoxe Bevölkerung zu einem<br />
nationalen (militärischen oder zivilen)<br />
Dienst zu verpflichten, die Frage der<br />
unerlaubten Siedlungen und – warum<br />
nicht? – eine Wiederaufnahme des Friedensprozesses.<br />
Was könnte besser sein,<br />
als diese Probleme in einem Sinn der nationalen<br />
Einheit anzugehen? Wer braucht<br />
hiezu noch eine lange Wahlkampagne,<br />
die zweifelsohne Netanyahu neuerlich<br />
den Sieg brächte?<br />
Ich werde der Regierung von Bibi nicht beitreten.<br />
Nicht heute, nicht morgen. Nicht,<br />
wenn ich an der Spitze der Kadima sein<br />
werde. Ist das nun genügend klar?“ und<br />
der nunmehr in der Pressekonferenz das<br />
Gegenteil sagte:“ Es war ein historischer<br />
Fehler der Kadima, der Regierung nicht beizutreten,<br />
und diesen Fehler korrigiere ich<br />
nun“? Damit hat er bloß, weil ihm die<br />
Meinungsumfragen einen freien Fall<br />
vorhersagten, die Notbremse gezogen,<br />
um Zeit zu gewinnen in der Hoffnung<br />
auf seine attraktivere Ausstrahlung bis<br />
zu den für Oktober 2013 vorgesehenen<br />
allgemeinen Wahlen.<br />
Diejenigen in der Kadima, die wie ich<br />
Tzipi Livni unterstützt hatten mit ihrer<br />
Entscheidung, keinesfalls einer Regierung<br />
beizutreten, welche nicht die Absicht<br />
hat, den Frieden mit den Palästinensern<br />
voranzutreiben, können bloß<br />
sprachlos bleiben angesichts dieser<br />
Kehrtwendung. Zahlreiche politische Beobachter<br />
denken, dass Mofaz vielleicht<br />
18 Monate an politischem Leben gewann,<br />
aber schließlich diese Enscheidung den<br />
Anfang seines Verschwindens von der<br />
politischen Szene bedeuten wird. Sie nehmen<br />
auch an, dass, abgesehen von der<br />
ungesunden Situation einer Dreiviertel<br />
Mehrheit in der Knesset und der Unfähigkeit<br />
der letzten Reste der Opposition,<br />
ihre Funktion auszuüben, sich die unerschütterliche<br />
Stabilität, die es dem Premier<br />
erlaubt, ein Mandat von Rekord -<br />
dauer an der Spitze des Landes auszuüben,<br />
als Attrappe erweisen könnte.<br />
Die Abscheu gegenüber der Politik, den<br />
diese Machenschaft von Politikern in<br />
den Augen vieler Israelis, insbesondere<br />
©Miriam Alster/Flash90<br />
Auf der anderen Seite schreit man Skandal!<br />
Wie kann man an die engelhafte Integrität<br />
von Mofaz glauben, der am 3.<br />
März, während seiner Kampagne der<br />
internen Vorwahlen, auf seinem Facebook-blog<br />
schrieb: „Versteht mich recht:<br />
Premierminister Benjamin Netanyahu (l.) and Kadima Vorsitzender Shaul Mofaz bei einer<br />
gemeinsamen Pressekonferenz in der Knesseth am 8. Mai 2012. Netanyahu und Mofaz hatten<br />
in der Nacht beschlossen, eine regierung der nationalen Einheit zu bilden.<br />
<strong>schalom</strong> 5
Politik<br />
©Amos Ben Gershom/ GPO/Flash90<br />
uS-Präsident barack Obama hat den israelischen<br />
Präsidenten Schimon Peres im<br />
Weißen haus mit der Freiheitsmedaille<br />
geehrt, der höchsten zivilen auszeichnung<br />
der uSa. Während eines gemeinsamen<br />
abendessen würdigte Obama Peres als<br />
einen Mann der Stärke, als „die Essenz von<br />
Israel selbst - einen unbezwingbaren Geist“.<br />
unter der Jugend, hervorruft, birgt die<br />
Gefahr eines Wiederauflebens der Protestbewegung,<br />
welche die Straßen der<br />
israelischen Städte im vergangenen<br />
Sommer füllte. Wenn die Opposition<br />
nicht auf der Tribüne der Knesseth existiert,<br />
wird sie sich umso mehr auf den<br />
Straßen zeigen.<br />
Dennoch kann man darin zwei echte<br />
Vorteile sehen: Einerseits ist es das erklärte<br />
Ziel dieser großen Koalition der<br />
Einheit, einige gewichtige Probleme und<br />
insbesondere das des israelischen Wahlsystems<br />
zu regeln. Seit Jahrzehnten sprechen<br />
sich viele dafür aus, doch niemand<br />
hat den Mut, wirklich die Umsetzung in<br />
Angriff zu nehmen. Falls die neue Regierung<br />
dieses Wunder verwirklichen<br />
könnte, würde dies den schlechten Geruch,<br />
der über dem politischen Leben<br />
meines Landes schwebt, wohl lohnen.<br />
Zweitens hat der Premierminister Netanyahu<br />
, mit einer solchen Mehrheit und<br />
dem verminderten Einfluss der religiösen<br />
Parteien wie auch der extremen<br />
Rechten, keinerlei Entschuldigung mehr<br />
betreffend den Friedensprozess, die<br />
Siedlungen oder die Fragen der Konfessionsfreiheit.<br />
Wie der Leitartikel der Zeitung<br />
‘Ha’aretz’ ausdrückte, könne man<br />
im Umkreis von Bibi nun nicht mehr<br />
sagen, er wolle den Frieden vorantreiben,<br />
könne es aber wegen der innenpolitischen<br />
Fesseln nicht. Nun kann er es.<br />
Und schließlich der Iran. Manche sehen<br />
in dieser politischen Operation das Bestreben,<br />
einen möglichst großen Teil des<br />
politischen Spektrums in die Verantwortung<br />
um eine eventuelle militärische<br />
Operation gegen die iranischen nuklearen<br />
Einrichtungen einzubeziehen.<br />
Sicherlich, Shaul Mofaz sprach sich<br />
schon mehrmals klar gegen eine solche<br />
Operation aus, aber ... Nun gut, Sie<br />
haben verstanden.<br />
•<br />
Österreichisch-<strong>Israelische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
Unser Ziel ist es,<br />
Israel nicht in einem Meer von<br />
voreingenommener und häufig<br />
falscher Berichterstattung<br />
allein zu lassen.<br />
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6<br />
<strong>schalom</strong>
Falken, tauBen und andere Vögel<br />
Politik<br />
präsidentenwahl in usa 2012,<br />
parlamentswahlen in israel 2013.<br />
(und österreich.)<br />
Von chaVa gurion<br />
Macht der präsidenten<br />
Präsidentenwahlen in anderen Staaten<br />
sind umso interessanter für die eigene<br />
Innenpolitik, je einflussreicher dieser<br />
Staat im internationalen Staatengeflecht<br />
und je abhängiger der eigene Staat von<br />
dessen Einfluss ist. Weiters unterscheiden<br />
sich demokratische Systeme darin,<br />
wie viel Macht mit dem jeweiligen Präsidentenamt<br />
verbunden ist. Kann<br />
der Präsident selbst sein Kabinett<br />
auswählen und berufen, oder hat<br />
sein Amt rein repräsentativen Charakter,<br />
beschränkt auf Feiertagsreden,<br />
Eröffnungen und Angelobungen? In<br />
beiden Fällen ist in Demokratien, in denen<br />
die Verfassung höchstens zwei Amtsperioden<br />
für den Präsidenten ermöglicht,<br />
oft zu beobachten, dass Präsidenten, die<br />
sich nicht mehr der Wiederwahl stellen<br />
müssen bzw. dürfen, in ihrer zweiten<br />
Amtsperiode deutlich mehr politisches<br />
Profil und Gestaltungswillen entwickeln,<br />
ob nun erwünscht und zulässig oder<br />
nicht. Im Falle der USA, deren Präsidenten<br />
mit weit reichenden, gestaltenden<br />
politischen Machtbefugnissen ausgestattet<br />
sind, muss die Wahl bzw. Wiederwahl<br />
eines Präsidenten alle anderen<br />
Staaten der Weltgemeinschaft zumindest<br />
interessieren, von ihnen beobachtet<br />
und bei politischer Unterstützung der<br />
USA für den eigenen Staat sogar innenpolitisch<br />
berücksichtigt werden.<br />
us-präsidentschaft und israel<br />
Im Aspekt einer so zu erwartenden Profilierung<br />
könnte eine Wiederwahl des<br />
US-Präsidenten Obama von den Pessimisten<br />
in der derzeitigen israelischen<br />
Regierung<br />
Netanyahu<br />
fast als gefährliche<br />
Drohung<br />
aufgefasst<br />
werden.<br />
Die grundsätzlichen<br />
außenpolitischen<br />
Programme des<br />
Amtsinhabers und seines republikanischen<br />
Herausforderers Romney unterscheiden<br />
sich nur marginal, über<br />
wesentliche Punkte herrscht überparteiliche<br />
Übereinstimmung. Mögen die<br />
Republikaner auch milder gegenüber<br />
Israel und härter gegenüber Russland<br />
auftreten als die Demokraten, unter beiden<br />
Präsidenten würden die USA<br />
Schutzmacht Israels bleiben und eine<br />
nukleare Aufrüstung des Iran – nicht<br />
nur wegen Israel - mit allen Mitteln zu<br />
verhindern suchen, diplomatisch oder<br />
militärisch. In letzterem Fall ist nur die<br />
Frage offen, ob man Israel den Vortritt<br />
ließe oder selbst eingriffe. Der einzige<br />
große außenpolitische Unterschied zwischen<br />
beiden Präsidentschaftskandidaten<br />
ist ihre Sichtweise des israelischarabischen<br />
Konfliktes. Romney lässt<br />
sich hierin eher von seinem Bauchgefühl<br />
leiten, Obama steht dem kühler<br />
und kalkulierender entgegen. Während<br />
der Friedensprozess für Romney keine<br />
Priorität hat, solange ihn Israelis und<br />
Palästinenser nicht selbst durch Gewalt<br />
oder Diplomatie dazu machen, wünscht<br />
Obama darin unbedingt Fortschritte.<br />
Und er sieht Ministerpräsident Netanyahu<br />
als weitgehend verantwortlich<br />
für deren Fehlen. Es ist daher absehbar,<br />
dass ein Präsident Obama in<br />
seiner zweiten Amtszeit noch<br />
stärkere Initiativen dafür<br />
ergreifen<br />
könnte.<br />
obama und<br />
netanyahu<br />
Schon Netanyahu’s Antrittsbesuch<br />
bei Obama im Mai 2009<br />
zeigte, dass der amerikanische Präsident<br />
und der neue israelische Premier<br />
niemals eine politische Liebesheirat eingehen<br />
würden. Die Prioritätensetzung<br />
differierte stark. Wollte Netanyahu die<br />
Gefahr eines nuklear bewaffneten Iran<br />
dringend zum gemeinsamen Anliegen<br />
machen, verdeutlichte Obama sein Vorantreiben<br />
des israelisch-palästinensischen<br />
Friedensprozesses. In kühlem<br />
Klima wurde das Treffen mit der Feststellung<br />
einer „verankerten und natürlichen<br />
Allianz“ und Aussicht auf einen<br />
guten Dialog abgeschlossen. Die Prognose<br />
sollte nicht eintreffen. Von einem<br />
Treffen im März 2010 kehrte Netanyahu<br />
wortkarg zurück, ein für Mai vereinbartes<br />
sagte er ab. Die konträren Positionen<br />
eskalierten beim Treffen im Mai 2011,<br />
als Obama mit dem klaren Plädoyer für<br />
eine Zwei-Staaten-Lösung „in den Gren-<br />
<strong>schalom</strong><br />
7
Politik<br />
zen von 1967“ Israel die Rute ins Fenster<br />
stellte, wie noch kein US-Präsident<br />
zuvor. Auch beim letzten Treffen im<br />
März 2012, zur Beratung über ein Vorgehen<br />
gegen den Iran, konnten die Differenzen<br />
nicht mehr verborgen werden,<br />
es fielen scharfe Worte.<br />
die iranfrage<br />
Während Obama zwar Bereitschaft andeutete,<br />
eine nukleare Bewaffnung des<br />
Iran mit allen, auch militärischen Mitteln<br />
zu verhindern, wollte er zuvor noch<br />
alle diplomatischen Möglichkeiten ausschöpfen<br />
und Zeit dafür gewinnen. Uneinigkeit<br />
herrschte auch über den Zeitpunkt<br />
militärischen Eingreifens – erst<br />
nach erwiesener nuklearer Waffenfähigkeit<br />
des Iran oder vorher, um diese zu<br />
verhindern? Netanyahu ließ keinen<br />
Zweifel daran, dass Israel bei weiterem<br />
Zögern der USA den Job alleine zu erledigen<br />
gedenke. Obama zeigt sich zwar<br />
inoffiziell von Netanyahu’s Hartnäckigkeit<br />
in der Sache genervt, würde aber<br />
niemals so weit gehen ihn oder eines<br />
seiner Regierungsmitglieder offiziell als<br />
„unerträglich“ zu bezeichnen. Das blieb<br />
dem global noch nicht ganz so bekannten<br />
Weltfriedensstifter und originelle<br />
Einschätzungen des iranischen Nuklearprogramms<br />
verbreitenden, österreichischen<br />
Verteidigungsminister vorbehalten.<br />
Der die israelische Politik zwar<br />
insgesamt nicht nachvollziehen kann,<br />
aber vielleicht gerade deswegen Obama<br />
als besänftigender, verharmlosender<br />
Berater dienen könnte. Nach seinem<br />
österreichischen Job. Mittlerweile sind<br />
Darabos’ krude Ansichten ohnehin<br />
durch die Realität widerlegt. Einerseits<br />
wurde dieser Tage vom Chef des iranischen<br />
Generalstabs hochoffiziell das<br />
Anliegen der völligen Vernichtung Israels<br />
angekündigt und die Durchführung<br />
versprochen. Andererseits wurden<br />
von der Internationalen Atomenergiebehörde<br />
Spuren von nicht gemeldetem,<br />
auf 27% angereichertem Uran in der<br />
iranischen Anlage Fordo gefunden und<br />
bestätigt, die den bisherigen Beteuerungen<br />
des Regimes widersprechen.<br />
zeitfenster<br />
In der Konfrontation mit dem amerikanischen<br />
Präsidenten, der in der Vorwahlzeit<br />
außenpolitisch vorsichtig handeln<br />
muss um alle seine Chancen zu wahren,<br />
sah sich Netanyahu andererseits genötigt,<br />
zur Wahrung seiner eigenen Chancen<br />
im folgenden israelischen Wahljahr<br />
jetzt schon Nägel mit Köpfen zu machen,<br />
möglichst vor November 2012. Es<br />
waren somit Obama (aber gleichzeitig<br />
jedem anderen Kandidaten) die eigenen<br />
israelischen Prioritäten zu verdeutlichen,<br />
denen ein gut nachvollziehbares,<br />
stark gestiegenes Sicherheitsbedürfnis<br />
zugrunde liegt:<br />
Die iranische Bedrohung, die Bomben<br />
aus dem Gazastreifen auf Südisrael, der<br />
Wahlsieg jener islamistischen Gruppen<br />
in Ägypten, die offen von einer geplanten<br />
Aufkündigung des Friedensvertrages<br />
sprechen, der quasi Bürgerkrieg in<br />
Syrien, der auf den Libanon überzugreifen<br />
droht. Andererseits waren hinsichtlich<br />
der Siedlungspolitik wenigstens<br />
kleine Kompromisse zu zeigen und<br />
Termine für die Räumung illegaler Außenposten<br />
anzuordnen. Was die Rechtsaußenparteien<br />
in der israelischen Koalition<br />
verärgerte. Die koalitionären Spannungen<br />
wurden noch verstärkt, als das<br />
Oberste Gericht im Februar das Tal-Gesetz,<br />
das religiöse Jeshiva-Studenten<br />
vom Militärdienst freistellte, wegen Verstoß<br />
gegen den Gleichstellungsgrundsatz<br />
aufhob und eine Anpassung bis<br />
August vorschrieb. Der Protest der religiösen<br />
Parteien war somit vorprogrammiert.<br />
Keine optimalen Voraussetzungen,<br />
Stärke nach innen, aber auch nach<br />
außen in Richtung USA zu zeigen. Sich<br />
seiner Favoritenrolle gewiss, kündigte<br />
Netanyahu am 6. Mai vorgezogene Neuwahlen<br />
für den 4. September an. Um<br />
einen eineinhalbjährigen Wahlkampf<br />
auf vier Monate zu verkürzen, so die<br />
offizielle Version. Um das Zeitfenster<br />
bis zu den amerikanischen Präsidentenwahlen<br />
zu nützen und einem eventuell<br />
wieder gewählten Obama gestärkt<br />
gegenüber treten zu können, darf man<br />
vermuten.<br />
tricky Bibi<br />
Schon zwei Tage später waren diesbezügliche<br />
Meldungen Makulatur. Der<br />
Schlüssel zum Glück hieß Kadima, die<br />
Oppositionspartei. Ende März hatte Tzipi<br />
Livni den Parteivorsitz der Kadima an<br />
Herausforderer Shaul Mofaz verloren, am<br />
ersten Mai hatte sie auch ihren Sitz als<br />
Abgeordnete der Knesset zurückgelegt.<br />
Sie hatte stets ihr Wort gehalten, unter<br />
ihrer Führung würde es niemals eine<br />
Koalition mit dem Likud-Block Netanyahu’s<br />
geben. Dasselbe Wort der Qualität<br />
„read my lips“ gab es zwar auch vom<br />
nachfolgenden Vorsitzenden Shaul<br />
Netanyahu und obama - Treffen im Mai 2011<br />
Mofaz, aber der politische Wind kann<br />
sich bekanntlich schneller drehen als<br />
man Versprechungen abliefern kann.<br />
Umfragen sagten Kadima bei den vorgezogenen<br />
Parlamentswahlen sehr große<br />
Stimmverluste voraus. Netanyahu wusste<br />
die Schwäche des Gegners zu nutzen.<br />
Er einigte sich mit Mofaz auf Eintritt<br />
der Kadima in die Koalition, der in<br />
Dringlichkeitssitzungen bestätigt wurde.<br />
Mofaz wurde mit einem Ministeramt<br />
ohne Portefeuille belohnt und in die<br />
Regierung aufgenommen. Am 8. Mai<br />
wurde das israelische Volk mit einer Regierung<br />
der nationalen Einheit überrascht,<br />
die vorgezogene Neuwahlen<br />
erübrigt und, wie vorgesehen, bis Oktober<br />
2013 in Ruhe arbeiten will. Mit<br />
einer derart breiten Mehrheit ausgestattet,<br />
muss Netanyahu keine Rücksichten<br />
auf den rechten Rand der religiösen<br />
Parteien nehmen und kann auch einem<br />
eventuell wieder gewählten Obama und<br />
dessen ambitionierter Profilierung mit<br />
dem Argument nationaler Einheit entgegen<br />
treten. Vielleicht auch großzügig<br />
darüber hinweg sehen, dass jener leidenschaftliche<br />
Humanist und Pazifist,<br />
der pikanterweise als österreichischer<br />
Verteidigungsminister zugange ist,<br />
plump in Außenpolitik gegen Israel dilettierte.<br />
Was vielleicht als vorzeitige,<br />
doch unnötige Wahlhilfe für dessen Partei<br />
gedacht war, die bekannt dafür ist,<br />
in vergleichbarer Schieflage im muslimisch-österreichischen<br />
Wählerteich zu<br />
fischen.<br />
•<br />
8<br />
<strong>schalom</strong>
Alle Bilder©Hadassah<br />
dossier zuM 100. geBurtstag<br />
<strong>schalom</strong> 9
®<br />
Jahre hadassah<br />
eine institution schenkt sich zum geburtstag ein neues spital für Jerusalem.<br />
Die Handvoll Frauen, die sich im Jahr<br />
2012 zu Purim im Tempel Emanuel in<br />
New York zusammenfanden um eine<br />
Bibelrunde, Hadassah, Daughters of Zion,<br />
(später Hadassah, the Women’s Zionist<br />
Organization of America), zu gründen,<br />
haben nicht in ihren kühnsten Träumen<br />
daran gedacht, dass hundert Jahre später<br />
der Name Hadassah für die größte Frauenorganisation<br />
stehen würde, in deren<br />
Besitz heute die Hadassah-Spitäler in Jerusalem,<br />
die bedeutendsten Forschungsund<br />
medizinischen Zentren im Nahen<br />
Osten sind.<br />
Ein entbehrungsreicher Weg<br />
Es war ein steiniger Weg voller Entbehrungen,<br />
Rückschläge und Verluste. Die<br />
Gründerin und Sozialarbeiterin Henrietta<br />
Szold zeigte den Weg vor. Im Jahr<br />
1912 war gerade so viel Geld vorhanden<br />
um zwei engagierte Krankenschwestern<br />
nach Palästina vorzuschicken, die<br />
nötige Hygiene bei Geburt und Säuglingspflege<br />
einzuführen und mit Hilfe<br />
des Wiener Arztes Dr. Albert Ticho auch<br />
die schreckliche Augenkrankheit Trachoma*<br />
zu behandeln. Der erste Weltkrieg<br />
stellte einen schweren Rückschlag<br />
dar. Die „Hadassah-Frauen“ in den Vereinigten<br />
Staaten von Amerika versuchten<br />
mit Veranstaltungen und Vorträgen<br />
Mittel aufzutreiben um Ambulanzen<br />
und Spitäler für Palästina zu finanzieren.<br />
1921 - Dier ersten Absolventinnen<br />
der Krankenschwesternschule<br />
Die Aliyah der Gründerin<br />
1920 übersiedelte Henrietta Szold nach<br />
Palästina, gründete die erste Schwesternschule<br />
und auch die ersten Kinderdörfer,<br />
wo später viele vor dem Holocaust geflüchtete<br />
Kinder und dann auch überlebende<br />
Kinder eine Heimstätte fanden.<br />
Henrietta ließ es sich nicht nehmen, bei<br />
Ankunft der Schiffe jedes Kind mit seinem<br />
Namen zu begrüßen. 1939 wurde<br />
das Hadassah-Spital am Skopus-Berg<br />
eröffnet.<br />
Im neuen Staat Israel<br />
Im Unabhängigkeitskrieg 1948 musste<br />
das Spital nach einem arabischen Angriff,<br />
bei dem 67 Mitarbeiter starben,<br />
aufgegeben werden. Hadassah konnte es<br />
erst nach dem Sechstage-Krieg wieder<br />
in Besitz nehmen. Dieses Spital am Skopus-Berg<br />
versorgt jetzt die Bevölkerung<br />
Ost-Jerusalems und beherbergt einen<br />
Teil der Medizinischen Universität. 1961<br />
war es möglich ein weiteres Spital in<br />
Ein Kerem zu eröffnen.<br />
Fortschritt bringt höhere Ansprüche<br />
Obwohl in all den Jahren immer wieder<br />
Verbesserungen an den Spitälern gemacht<br />
wurden, sind nicht nur die Ansprüche<br />
an die Medizin entsprechend<br />
dem Fortschritt der Forschung gewachsen,<br />
auch die Stadt hat sich ausgedehnt<br />
und bringt mehr Patienten. Da die Forschung<br />
an den Hadassah-Spitälern von<br />
höchster Qualität ist und international<br />
für besten Ruf sorgt, suchen auch zusätzlich<br />
Patienten aus der ganzen Welt<br />
und aus den arabischen Staaten hier Hilfe<br />
und Behandlung. Daher war es notwendig<br />
ein neues Gebäude zu errichten, das<br />
allen Ansprüchen aus dem „State of the<br />
Art“ entspricht.<br />
Eine richtige Entscheidung mit Folgen<br />
Hadassah’s Frauen haben sich diesen<br />
Schritt reiflich überlegt. Versprechungen<br />
von großzügigen Spenden waren vorhanden<br />
und ein Quäntchen Risiko sei<br />
immer dabei, dachte die Vorstandsriege.<br />
Ein großes Paket an Madoff-Anteilen<br />
kam als Geschenk – zweistellige Millionenbeträge<br />
– so wurde der Neubau in<br />
Angriff genommen. Acht Stockwerke<br />
für die Operationsräume mussten unterirdisch<br />
in den Felsen gesprengt werden,<br />
denn Platz ist rar. Das verteuerte<br />
die Baukosten. Dann kam der Madoff-<br />
Crash!!! Mit den zugesagten 60 Millionen<br />
US-Dollar konnte man nicht mehr<br />
rechnen, weitere 30 Millionen US-Dollar<br />
des entstandenen Schadens mussten<br />
abgeschrieben werden. Die letzten fünf<br />
Jahre werden wohl in jeder Hinsicht zu<br />
den schwierigsten Jahren in der Geschichte<br />
der Hadassah zählen.<br />
Wo Wille ist, ist manchmal auch ein<br />
Wunder<br />
Pünktlich zum 100. Geburtstag ist es da,<br />
das Gebäude, für das wir alle gekämpft<br />
und gespendet haben. Aus allen Teilen<br />
der Welt werden sie kommen, die Mitglieder,<br />
die Spender , die Freunde, und<br />
wir werden alle gemeinsam feiern, denn<br />
es ist ein Wunder, dass dieses Gebäude<br />
nun tatsächlich stehen wird, für die<br />
Kranken der Stadt Jerusalem, für Israel<br />
und seine Forscher, Ärzte, Pfleger und<br />
Patienten.<br />
Eine Insel des Friedens<br />
Seit Beginn an werden an den Hadassah-Spitälern<br />
Menschen jedweder Herkunft<br />
behandelt. Araber, Christen und<br />
Juden arbeiten hier Seite an Seite. Das<br />
gemeinsame Ziel zählt: Die Gesundung<br />
und die Pflege des Patienten.<br />
Hadassah wird oft als Insel des Friedens<br />
bezeichnet. Das ist auch der Grund,<br />
warum die Hadassah 2005 zum Friedens-<br />
Nobelpreis vorgeschlagen wurde<br />
Susi Shaked<br />
susi shaked, präsidentin der hadassah austria<br />
* Ein Trachom ist eine bakterielle Entzündung des Auges, die<br />
mit Erblindung enden kann.<br />
10<br />
<strong>schalom</strong>
hadassah<br />
die hadassah Women’s Zionist Organization of america wurde vor<br />
100 Jahren gegründet und ist heute die größte jüdische Frauenorganisation<br />
weltweit. hadassah ist in 28 regionen in nordamerika vertreten,<br />
die 597 Chapters und 408 gruppen beinhaltet.<br />
hadassah vereint über eine Million ehrenamtliche Mitglieder, die motiviert<br />
und inspiriert sind die Partnerschaft mit Israel zu stärken und die jüdische Tradition<br />
aufrecht zu erhalten. hadassah unterstützt verschiedene wohltätige Projekte, von denen<br />
das hadassah Medical Center in Jerusalem - das größte Krankenhauskomplex im nahen<br />
Osten – als hauptprojekt gefördert wird.<br />
http://www.hadassah.org<br />
100 Jahre Beitrag zu<br />
einer Besseren welt<br />
hadassah<br />
international ltd.<br />
ist ein netzwerk von engagierten<br />
angestell- ten und<br />
zahlreichen ehrenamtlichen<br />
Mitarbeitern (hadassah Freundeskreise), die<br />
das hadassah Medical Center in Jerusalem<br />
von den verschiedenen büros in deutschland,<br />
großbritannien, Frankreich, Schweiz,<br />
Öster- reich, Mexico, Panama, australien<br />
und Israel aus unterstützen.<br />
In ca. 20 weiteren Ländern bestehen Freundeskreise,<br />
die durch ihre ehrenamtliche Mitarbeit<br />
ebenfalls das hadassah Medical Center<br />
in Jerusalem unterstützen. um Freunde<br />
und Förderer zu werben veranstaltet das<br />
hadassah Medical Center durch ihre weltweiten<br />
einheiten regelmäßig hochkarätige<br />
veranstaltungen wie Konzerte, gala-dinners,<br />
Kunstauktionen oder vernissagen.<br />
die Mission besteht darin die Öffentlichkeitsarbeit<br />
zu fördern und finanzielle Mittel<br />
zu beschaffen, um spezielle bedürfnisse zu<br />
decken und unterschiedlichste Projekte in<br />
den hadassah Krankenhäusern in Jerusalem<br />
zu unterstützen.<br />
http://www.hadassahinternational.org<br />
®<br />
das hadassah<br />
Medical center<br />
in JerusaleM<br />
(hMo)<br />
besteht aus den beiden universitätskrankenhäusern<br />
Jerusalems in Ein Kerem und am<br />
Mount Scopus und der fünf medizinische<br />
Schulen in Zusammenarbeit mit der hebrew<br />
university of Jerusalem.<br />
viele hoch spezialisierte Fachabteilungen<br />
haben sich im Laufe der Jahre zu renommierten<br />
medizinischen, wissenschaftlichen<br />
Instituten entwickelt, wie beispielsweise das<br />
Bloomberg Mother and Child Center, das Sharett<br />
Institut für Onkologie, das Douer Center für<br />
chronische Kinderkrankheiten, das Savad Institut<br />
für Gentherapie und das Hadassah Forschungszentrum<br />
für Embryonalstammzellen.<br />
um den medizinischen anspruchen in einer<br />
technologisierten Welt gerecht zu werden,<br />
baut hadassah den Sarah Wetsman Davidson<br />
Tower auf dem gelände des Klinikkomplexes<br />
in ein Kerem. der neue Klinikturm<br />
besteht aus 19 Stockwerken, davon fünf unterirdische<br />
etagen, der bis zur einweihung<br />
zu hadassahs hundertjahrfeier im Oktober<br />
2012 fertig gestellt sein wird.<br />
http://www.hadassah.org.il/english<br />
<strong>schalom</strong> 11
®<br />
die gründerin<br />
Henrietta Szold<br />
Bedeutende aktiVistin<br />
des Frühen zionisMus<br />
Henrietta Szold (1860 - 1945) war die<br />
älteste Tochter von Rabbiner Benjamin<br />
Szold und Sophie Schaar Szold, die 1859<br />
aus Ungarn in die USA emigriert waren.<br />
1877 schloss sie die Western Women’s<br />
High School ab und unterrichtete danach<br />
15 Jahre lang Französisch, Deutsch, Botanik<br />
und Mathematik an der privaten<br />
Mädchenschule Miss Adams’ School und<br />
an der religiösen Schule ihres Vaters,<br />
Ohew Schalom.<br />
Unter dem Pseudonym Sulamith begann<br />
Szold regelmäßig im New York Jewish<br />
Messenger zu schreiben. Sie war die einzige<br />
Frau, die 1888 in die neu gegründete<br />
Jewish Publication Society (<strong>Gesellschaft</strong> für<br />
jüdische Publikationen) gewählt wurde,<br />
deren Geschäftsführer sie von 1893 bis<br />
1917 war. 1893 wurde sie Mitglied der<br />
Zionist Association of Baltimore und veröffentlichte<br />
1896 einen Vortrag über ihre<br />
zionistischen Ansichten – wenige Wochen,<br />
bevor Theodor Herzl in der Öffentlichkeit<br />
mit seinem zionistischen<br />
Anliegen wahrgenommen wurde. Als<br />
sich dann 1898 die Federation of American<br />
Zionists gründete, wurde Szold Mitglied<br />
des Vorstands.<br />
In den späten 1870ern halfen Henrietta<br />
Szold und ihr Vater außerdem in Baltimore<br />
den jüdischen Einwanderern, die<br />
aus Osteuropa und Russland kamen.<br />
1888 eröffnete sie in Zusammenarbeit<br />
mit der Isaac Baer Levinsohn Literary<br />
Society eine Abendschule für Emigranten.<br />
In dieser Lebensphase wurde<br />
Henrietta zur Zionistin. 1897 trat<br />
sie der neugegründeten Zionistischen<br />
Vereinigung Baltimores bei.<br />
Ihrem Interesse für jüdische Wissenschaft<br />
konnte sie ab 1893 als Sekretärin<br />
der <strong>Gesellschaft</strong> für jüdische Publikationen<br />
nachgehen. Daneben übersetzte<br />
sie zahlreiche Werke und gab 1899<br />
das erste amerikanisch-jüdische Jahrbuch<br />
heraus.<br />
Nach dem Tod ihres Vaters 1902 zog sie<br />
mit ihrer Mutter nach New York, wo sie<br />
als eine der ersten Frauen in das Jewish<br />
Theological Seminary eintrat und u. a. den<br />
Talmud studierte. Das war bis dahin den<br />
Männern vorbehalten, und nur unter<br />
der Einschränkung, keine Rabbinerin<br />
werden zu dürfen, konnte Szold ihr<br />
Studium beginnen. Dort schloss sie enge<br />
Freundschaft mit Solomon Schechter, Israel<br />
Friedländer und deren Frauen.<br />
1909 erhielt Henrietta Szold von der Jewish<br />
Publication Society 500 US-Dollar,<br />
mit dem sie eine einmonatige Reise in<br />
das Gebiet des heutigen Israel finanzierte.<br />
Ab diesem Zeitpunkt verstärkte<br />
sie ihre zionistischen Bestrebungen noch<br />
weiter und wollte sich für Palästina einsetzen.<br />
1910 wurde sie Präsidentin der<br />
Federation of American Zionists.<br />
Der beständige Druck und eine unglückliche<br />
Liaison setzten ihrer Gesundheit<br />
zu, und so musste sie 1911 eine Auszeit<br />
nehmen, um sich zu erholen.<br />
Am 24. Februar 1912 gründeten 38 Frauen<br />
aus dem Hadassah-Studienkreis, dem<br />
Szold fünf Jahre zuvor beigetreten war,<br />
die American Daughters of Zion – wieder<br />
wurde Szold in die höchste Position gewählt.<br />
Die Organisation selbst wurde 1914<br />
in Hadassah umbenannt.<br />
Durch den Ersten Weltkrieg war die medizinische<br />
Versorgung der palästinischen<br />
Bevölkerung katastrophal, doch die American<br />
Zionist Medical Unit durfte erst nach<br />
Ende des Krieges, 1918, Personal nach<br />
Palästina schicken. Zwei Jahre später<br />
willigte die 59-jährige Szold ein, die Führung<br />
der Organisation vor Ort zu übernehmen.<br />
Von nun an arbeitete sie fast die<br />
gesamte Zeit ihres Lebens in Palästina.<br />
Neben der Leitung der medizinischen<br />
Einheit war sie zunächst mit der neu<br />
gegründeten Schwesternschule und der<br />
Gesundheitsarbeit in den jüdischen<br />
Schulen beschäftigt.<br />
1926 trat Henrietta Szold von ihrem Posten<br />
bei Hadassah zurück und wurde zur<br />
Ehrenpräsidentin der Hadassah ernannt.<br />
Ein Jahr darauf wurde sie zum Mitglied<br />
der dreiköpfigen Exekutive der Zionistischen<br />
Weltorganisation gewählt, zuständig<br />
für Gesundheit und Erziehung.<br />
1939 wurde ihr ein Sitz im palästinensischen<br />
Nationalrat angeboten und sie<br />
übernahm das Portfolio für soziale<br />
Wohlfahrt.<br />
Die größte Herausforderung ihres Lebens<br />
erwartete Henrietta Szold mit Beginn<br />
des Zweiten Weltkriegs: Schon Anfang<br />
der 1930er Jahre war sie gebeten<br />
worden zu helfen, die jüdischen Kinder<br />
bei der Einwanderung nach Palästina zu<br />
unterstützen. Als sich 1933 und 1934 die<br />
Lebensumstände für die Juden in Europa<br />
drastisch verschlechterten, wurde<br />
Szold in Palästina die Leiterin der von<br />
Recha Freier in Berlin gegründeten Jugend-Alijah.<br />
Ihr engster Mitarbeiter<br />
wurde dabei der 1935 aus Deutschland<br />
eingewanderte Bankier Hans Beyth. Sie<br />
sammelte Geld, stellte Wohnunterkünfte<br />
bereit und unterrichtete die Auswanderer.<br />
Auf diese Weise wurden tausende<br />
Kinder, zunächst aus Deutschland, später<br />
auch aus anderen Ländern, gerettet.<br />
Henrietta Szold selbst hatte nie Kinder,<br />
obwohl dies einer ihrer sehnlichsten<br />
Wünsche gewesen war.<br />
Henrietta Szold initiierte und gründete<br />
viele Hadassah Institutionen in Palästina.<br />
1934 legte sie den Grundstein zum<br />
Hadassah Krankenhaus am Mount Scopus<br />
in Jerusalem.<br />
1944 war ihr Gesundheitszustand so<br />
schlecht, dass sie nicht mehr in die USA<br />
reisen konnte, um die Doktorwürde der<br />
Boston Universität anzunehmen. Sie<br />
wurde ihr per Radioübertragung verliehen.<br />
Henrietta Szold starb 1945 an den Folgen<br />
einer Lungenentzündung in dem von ihr<br />
gegründeten Hadassah Krankenhaus. •<br />
12<br />
<strong>schalom</strong>
In der Geschichte der humanitären<br />
Bewegungen gibt es kaum ein zweites<br />
Mal eine FreiwillIgenorganisation<br />
wie Hadassah.<br />
Die Gründung der ersten Hadassah-Keimzelle<br />
erfolgte zum Zeitpunkt<br />
des Purimfestes 1912 – daher<br />
auch der Name, der auf die Heldin<br />
dieses Festtags zurückgeht: Hadassah<br />
war in der Bibel der hebräische<br />
Name der Königin Esther und bedeutet<br />
Myrte, Myrtenstrauch.<br />
100 Jahre iM zeichen<br />
der gesundheit<br />
®<br />
1912 Ankunft von zwei Krankenschwestern<br />
in Palästina mit dem zweifachen<br />
Ziel, Mütter und ihre neugeborenen<br />
Babys mit ordentlicher Nahrung zu<br />
versorgen und Trachome, eine verheerende<br />
Augenkrankheit, auszurotten.<br />
1913 Das erste Hadassah-Ambulatorium<br />
wird in Mea Shearim, dem orthodoxen<br />
Viertel Jerusalems, gegründet und<br />
spezialisiert sich auf Gynäkologie, aber<br />
auch auf Augenheilkunde.<br />
16. oktober 1934 –grundsteinlegung für das hadassah spital<br />
Henrietta Szold (re,) , David Ben-Gurion, Nachum Sokolov und Yitzhak Ben-Zvi.<br />
Bau der hadassah-krankenschwesternschule und der pergola (1934-39)<br />
1918 Hadassah gründet zusammen mit<br />
dem Dachverband amerikanischer Zionisten<br />
die American Zionist Medical Unit,<br />
die per Schiff dringend benötigte Arzneimittel,<br />
medizinisches Gerät und Material<br />
nach Palästina bringt. Die aus 45 Ärzten,<br />
Krankenschwestern, Zahnärzten und Sanitätern<br />
bestehende Einheit ruft Gesundheits-<br />
und Wohlfahrtsprogramme nach<br />
US- Vorbild ins Leben. Sie gründen Hadassah-Krankenhäuser<br />
in Jaffa, Tiberias,<br />
Safed, Tel Aviv und Jerusalem.<br />
hadassah Mount scopus - grundsteinlegung: 16. oktober 1934/eröffnung 9. Mai 1939<br />
„Wenn wir Zionistinnen sind ... was bringt es, sich zu treffen, zu reden und Tee zu trinken?<br />
Machen wir etwas Wirkliches und Praktisches - organisieren wir doch die jüdischen<br />
Frauen Amerikas und schicken wir Krankenschwestern und Ärzte nach Palästina“ -<br />
henrietta szold, am 24.Februar 1912 - dem gründungstag der hadassah -<br />
im gespräch mit 38 Frauen im tempel emanuel, new York city<br />
<strong>schalom</strong><br />
13
®<br />
1919 Die Einheit gründet die erste Krankenschwesternschule<br />
Palästinas (die<br />
1936 in Henrietta Szold-Hadassah School<br />
of Nursing umbenannt wurde).<br />
1949 Eröffnung der Hebrew University-<br />
Hadassah School of Medicine (der ersten<br />
Ausbildungsstätte für Ärzte Israels).<br />
hadassah kiinderklinik 1949<br />
(im hintergrund die pergola<br />
1921 Hadassah eröffnet ein Krankenhaus<br />
in Tel Aviv, die erste Heilstätte dieser<br />
Stadt.<br />
1939 Eröffnung der Hadassah-Universitätsklinik<br />
auf dem Scopus-Hügel in<br />
Jerusalem<br />
1948 Hadassah ist gezwungen, das Krankenhaus<br />
auf dem Mount Scopus aufzugeben,<br />
da die Sicherheit der Patienten<br />
und des Krankenhauspersonals in dieser<br />
vom Krieg zerrütteten Region nicht<br />
mehr gewährleistet werden kann. Rasch<br />
werden fünf Notkrankenhäuser in den<br />
modernen Stadtvierteln rund um Jerusalem<br />
improvisiert. Kurz vor der Deklaration<br />
des Staates Israel wurden das<br />
Universitätsgelände und Konvois, die<br />
von der Exklave nach West-Jerusalem<br />
unterwegs waren, im-mer wieder von<br />
arabischen Freischärlern angegriffen.<br />
Am 13. April 1948 wurde ein Versorgungskonvoi<br />
auf dem Weg zum Hadassah-Krankenhaus<br />
angegriffen, als er die<br />
arabische Blockade durchbrach. Fünf<br />
Fahrzeuge, darunter zwei Busse und<br />
eine Ambulanz saßen in der Falle. Erst<br />
nach sechs Stunden griff die britische<br />
Armee ein. Bei diesem Angriff auf den<br />
Hadassah-Konvoi wurden 78 Ärzte,<br />
Krankenschwestern und Patienten getötet.<br />
Danach dauerte es fast zwei Jahrzehnte,<br />
bis das Hadassah Hospital wieder in<br />
Betrieb genommen werden konnte –<br />
1967, nach dem Sechstagekrieg.<br />
1953 Hadassah leitet ein Zentrum für<br />
Familiengesundheit und Community<br />
Health, das rasch zu einem Vorbild für<br />
die öffentliche Gesundheitsversorgung<br />
in ganz Israel werden sollte.<br />
1958 Mit dem Ziel der Bekämpfung von<br />
Augenkrankheiten beginnt Hadassah,<br />
Augenärzte in afrikanische Länder zu<br />
entsenden.<br />
1961 Hadassah eröffnet ein neues Krankenhaus<br />
in Ein Kerem in Jerusalem.<br />
1967 Als Jerusalem unter israelischer<br />
Kontrolle wiedervereinigt wird, setzt<br />
sich Hadassah für den Wiederaufbau<br />
des Mount-Scopus-Krankenhauses ein.<br />
1970 Hadassah gründet die neue Hebrew<br />
University-Hadassah School of Occupational<br />
Therapy (Ergotherapie).<br />
Im gleichen Jahr wird der internationale<br />
Ausbildungslehrgang zum Master of<br />
Public Health eingerichtet.<br />
1976 Hadassah eröffnet das Daniel and<br />
Florence Guggenheim Rehabilitationszentrum,<br />
die Rosalie Goldberg Intensivstation<br />
für Neugeborene und das Moshe Sharett<br />
Institut für Onkologie.<br />
erst 1967 konnte die hadassah-Fahne wieder<br />
auf dem am skopusberg gehisst werden<br />
(li.: Hadassah-Präsidentin Rebecca Shulman)<br />
14<br />
<strong>schalom</strong>
1977 Hadassah führt Israels erste erfolgreiche<br />
Knochenmarktransplantation<br />
durch.<br />
®<br />
1980 Eröffnung der Braun Hebrew University-Hadassah<br />
School für öffentliches<br />
Gesundheitswesen und Community-Medizin.<br />
®<br />
1983 Hatte die visionäre damalige<br />
Präsidentin von Hadassah, der<br />
Women’s Zionist Organization of<br />
America, Bernice S. Tannenbaum, die<br />
Idee, auch über die Grenzen der<br />
USA hinaus Unterstützung für die<br />
Hadassah Medical Organization zu<br />
suchen.<br />
Hadassah International entstand<br />
mit voller Zustimmung der Mutterorganisation,<br />
der Hadassah International<br />
Medical Relief Association,<br />
Ltd. (HIMRA), mit dem Auftrag:<br />
• durch die Unterstützung der Hadassah<br />
Medical Organization in<br />
Israel dazu beizutragen, dass diese<br />
akademischen Forschungs-,<br />
Lehr- und Heilstätte weiterhin ein<br />
Center of Excellence bleibt<br />
• das Bild Israels durch die Arbeit<br />
der Hadassah Medical Organization<br />
in der ganzen Welt zu fördern<br />
• über die Medizin eine Brücke zu<br />
den Nationen zu schlagen.<br />
2003 Einrichtung des Hadassah-Zentrums<br />
für humane Embryostammzellenforschung<br />
und Einweihung der Charlotte<br />
R. Bloomberg Mutter-Kind-Station ein.<br />
2005 Einweihung des Judy und Sidney<br />
Swartz Zentrums für Notfallmedizin.<br />
Die Hadassah Medical Organization<br />
wird für den Friedensnobelpreis nominiert.<br />
2007 beginnt Hadassah mit dem ersten<br />
Spatenstich für den neuen Sarah Wetsman<br />
Davidson Inpatient Tower of Healing<br />
und startet die Tower Capital Kampagne.<br />
1986 Eröffnung des Ina und Jack Kay<br />
Hospizes. Hadassah eröffnet in Jerusalem<br />
das erste regionale Zentrum für anonyme<br />
AIDS-Tests.<br />
1989 Hadassah gründet ein Jugendgesundheitszentrum<br />
für die besonderen Erfordernisse<br />
von Jugendlichen.<br />
Eine Abteilung für Komplementärmedizin<br />
wird eröffnet<br />
1991 Eröffnung der Rapid Response Trauma<br />
Unit (Sofortbereitschaft für Schwerverletzte).<br />
1999 Gründung des Goldyne Savad Instituts<br />
für Gentherapie.<br />
ein kerem mit sarah wetsman davidson<br />
inpatient tower of healing<br />
2001 Hadassah eröffnet die Patricia und<br />
Russell Fleischman Frauenklinik.<br />
15<br />
<strong>schalom</strong>
®<br />
JerusaleMs geschichte 1900 - 1993<br />
die Briten - der ausbruch des ersten Weltkrieges<br />
änderte den Status von Jerusalem. die Stadt<br />
stand plötzlich im Mittelpunkt internationalen Interesses,<br />
da verschiedene anwärter in der Kontrolle<br />
über den nahen Osten wetteiferten. Jerusalem<br />
wurde das nervenzentrum für den angriff<br />
auf den östlichen Teil des britischen empires. am<br />
9. Dezember 1917 übergaben die Türken Jerusalem<br />
offiziell den britischen Streitkräften unter General<br />
Allenby. die Juden bauten im großen Stil westlich<br />
der altstadt, die araber östlich. Spitäler und<br />
Schulen wurden errichtet, die gebäude der Jewish<br />
agency, das YMCa, das King david hotel,<br />
die hauptpost und die hebräische universität<br />
wurde 1925 am Skopusberg ihrer bestimmung<br />
übergeben. gleichzeitig verstärkten sich die<br />
Spannungen zwischen arabern und Juden. Jerusalem<br />
wurde der Mittelpunkt dieser Spannungen.<br />
Haj Amin al Husseini, der Mufti von Jerusalem,<br />
hetzte seine Leute zu einem wilden hass gegen<br />
die Juden auf.<br />
unabhängigkeit - die briten übergaben das Palästinaproblem<br />
der unO, die am 29. November<br />
1947 einen Teilungsplan annahmen, der Jerusalem<br />
zur internationalen Zone erklärte, die weder<br />
jüdisch noch arabisch war. die araber, lehnten<br />
diese entscheidung ab und begannen sofort mit<br />
angriffen auf jüdische Siedlungen, auch auf Jerusalem.<br />
die altstadt wurde von der neustadt abgeschnitten,<br />
die gebiete außerhalb der Mauern<br />
wurden in jüdische und arabische Militärlager verwandelt.<br />
das jüdische Jerusalem wurde von den<br />
arabern belagert, die die versorgungskonvois, die<br />
sich auf die Stadt zu bewegten, angriffen. So begann<br />
der israelische unabhängigkeitskrieg.<br />
die geteilte stadt - Jerusalem ging aus dem<br />
Kampf im april 1949 als geteilte Stadt hervor.<br />
neunzehn Jahre lang war den Juden der Zutritt zur<br />
Westmauer, zu den alten Synagogen, zum Friedhof<br />
auf dem Ölberg und anderen heiligen Stätten<br />
verboten. es gab eine jüdische enklave auf dem<br />
Skopusberg, aber sie war vom restlichen jüdischen<br />
Jerusalem abgeschnitten, die universität und das<br />
hadassah Spital blieben vernachlässigt und ungenutzt.<br />
das jüdische Jerusalem erholte sich schnell<br />
und begann sofort, die verlorenen einrichtungen<br />
zu ersetzen. eine neue, moderne universität<br />
wurde errichtet und das hadassah Spital eröffnete<br />
eine neue Zweigstelle.<br />
die wiedervereinte stadt - 1967 wurde Jerusalem<br />
als Folge des Sechs Tage Krieges wiedervereint<br />
und dieses Mal unter israelischer regierung. Juden<br />
und arabern wurde der Zugang in alle alten und<br />
neuen Stadtteile ermöglicht. die Juden restaurierten<br />
die zerstörten bezirke, bauten die Synagogen<br />
wieder auf, renovierten und eröffneten die universität<br />
und die hadassah Klinik am Skopusberg und<br />
verbesserten die Lebensbedingungen für Juden<br />
und araber in diesen Stadtteilen. Quelle: jafi<br />
architekt erich Mendelsohn<br />
(1887-1953)<br />
1907 Kaufmannsausbildung in berlin und<br />
Studium der volkswirtschaftslehre in München<br />
1908 –1912 architekturstudium an der Technische.<br />
hochschule berlin und München<br />
1912–1914 Freischaffender architekt in München<br />
1915–1918 Militärdienst<br />
1919 eigenes büro in berlin. erste ausstellung von entwurfsarbeiten in der berliner<br />
galerie von Paul Cassirer<br />
1923 um- und erweiterungsbau für das berliner Mosse-gebäude<br />
1924 Zusammen mit Ludwig Mies van der rohe und Walter gropius gründet er den<br />
berliner „ring“, der zur führenden vereinigung progressiver architekten wird<br />
1933 emigration nach London, ausschluß aus der Preußischen akademie der Künste<br />
1933–1936 büro mit Serge Chermayeff in London<br />
1939 Übersiedlung nach Palästina, eigenes büro in Jerusalem<br />
1941 Übersiedlung nach new York, später in San Francisco<br />
1942 beratungstätigkeit für die amerikanische regierung<br />
1943 vorträge an uS-universitäten, darunter Princeton, Yale und harvard<br />
1946 arbeit als freischaffender architekt<br />
1947 Lehrauftrag an der universität von berkeley<br />
proJekte (auswahl)<br />
• gemeindezentrum 1950-54, St. Paul, uSa<br />
• Synagoge 1952, Miami, uSa<br />
• gedenkstätte für 6 Millionen jüdische Opfer<br />
der nazis 1951-52, nY<br />
• Park-Synagoge und gemeindezentrum<br />
1946-52, Cleveland<br />
• Maimonides Spital 1946-50, San Francisco<br />
• beth-el gemeindezentrum 1948, baltimore<br />
• heBräische uniVersität 1937-39<br />
[proJekt], JerusaleM<br />
• ehem. anglo-Palestine bank (jetzt bank<br />
Leumi) 1936-39, Jerusalem<br />
• hadassah Medical centre der<br />
heBrew uniVersitY 1934-39,<br />
JerusaleM<br />
• haus für Chaim Weizmann 1937, rechowot<br />
• haus Cohen 1935-36, Kensington & Chelsea<br />
• Wohnhaus und bibliothek für<br />
Salman Schocken 1934-35, Jerusalem<br />
• Kaufhaus Schocken 1928-30, Chemnitz<br />
• Textilfabrik »rotes banner« 1925-27, St. Petersburg<br />
• einsteinturm 1919-24, 1920-24, Potsdam<br />
• verlagshaus rudolf-Mosse/Mosse-haus<br />
1921-23, berlin<br />
16<br />
<strong>schalom</strong>
Unter den israelichen und palästinensischen<br />
Kindern tritt wegen genetischer Besonderheiten<br />
auch Krebs ungewöhnlich häufig auf.<br />
®<br />
In den Fluren der Klinik ziehen sowohl muslimische<br />
Frauen mit Kopftüchern ihre runden<br />
als auch strenggläubige Haredim mit<br />
hohen Hüten, langen Bärten, schwarzen<br />
Mänteln. Dazwischen tänzelt ein Clownpaar<br />
mit roten Nasen und unterhält die Kinder,<br />
die in riesigen Sesseln Infusionen erhalten.<br />
Mitunter monatelang bangen die Eltern in<br />
diesem engen multikulturellen Kosmos um<br />
ihre Kinder. Da ist es unvermeidlich, dass sie<br />
sich kennenlernen. oft stellen die Angehörigen<br />
fest, dass sie, über alle Konfessionen<br />
hinweg, die gleichen Sorgen um ihren Nachwuchs<br />
bewegen.<br />
100 Jahre<br />
Brücke des<br />
Friedens<br />
das hadassah Medical center bietet heute einen der wenigen<br />
neutralen orte, an dem in Jerusalem araber und israelis tagtäglich<br />
zusammenkommen. das trifft sowohl auf die patienten zu wie auf<br />
die ärzte und pflegekräfte.<br />
PÄDIATRISCHE ONKOLOGIE<br />
Im Rahmen eines Sponsorprogramms<br />
des Peres-Zentrums für Frieden hat die<br />
pädiatrische Onkologieabteilung des Hadassah-Krankenhauses<br />
am Augusta Victoria<br />
Hospital die erste Krebsstation für<br />
Kinder im Westjordanland begründet.<br />
PÄDIATRISCHE HERZCHIRURGIE<br />
Seit mehr als zehn Jahren operieren Eli<br />
Milgalter, Jude aus Jerusalem, und Bashir<br />
Marzouka, Palästinenser aus Bethlehem,<br />
Seite an Seite.<br />
Das Programm wird vom Peres-Zentrum<br />
für Frieden mit Spendengeldern<br />
des Regionalrats der Toskana/Italien<br />
sowie von Firmen und Privatpersonen<br />
aus Italien, der Schweiz und den USA<br />
unterstützt.<br />
In Israel wird der Muttertag am<br />
Todestag von Henrietta Szold gefeiert<br />
<strong>schalom</strong> 17
®<br />
Seit ein paar Jahren exiatiert die erste und einzige knochenMark-datenBank der welt Für nicht-Verwandte<br />
araBische spender im Hadassah Medical Centre in Jerusalem. Spenden kommen schwerpunktmäßig<br />
arabischen, an Leukämie erkrankten Kindern zu Gute.<br />
Bei einem Wiedersehenstreffen, das vom Hadassah University Medical Center veran-staltet wurde, trafen<br />
sich kürzlich zwei arabisch-israelische Kinder, die vor einem Jahr Knochenmarkstransplantationen erhielten,<br />
mit ihren arabisch-israelischen Spendern.<br />
Hadassah hat die Datenbank im Oktober 2008 aufgebaut, da 40 Prozent der arabischen Patienten keine<br />
potentiellen Spender hatten und noch keine Datenbank auf der Welt für Araber existierte. Diese wurde<br />
seitdem von Hadassah Austria und von der Kahane Stiftung in Österreich unterstützt.<br />
M e d i z i n i s c h e s<br />
krisenpersonal<br />
Hadassah war nach terroristischen Attentaten<br />
in Kenia und Argentinien im<br />
Einsatz ebenso wie an den Kriegschauplätzen<br />
Kambodscha, Ruanda und Kosovo.<br />
Seit mehr als 40 Jahren entsendet Hadassah<br />
Ärzte und Krankenschwestern zum<br />
Aufbau medizinischer Grundversorgungssysteme<br />
in afrikanische Länder.<br />
hadassah-ärzte Behandeln<br />
kinder in kasachstan<br />
Ein Team des Hadasah Spitals der Hebräischen<br />
Universität Jerusalem wurde<br />
nach Kasachstan gesandt, um die Ärzte<br />
vor Ort in ihrem Kampf gegen Bleivergiftungen<br />
zu unterstützen. Die Stadt<br />
Chimkent mit einer Bevölkerung von<br />
60.000 Bewohnern zählt zu den am<br />
meisten gefährdeten Städten der Welt<br />
in Bezug auf Bleiverseuchung.<br />
ausBildungs- und weiterBildungsprograMMe<br />
katastrophenhilFe<br />
Nach dem Erdbeben in Haiti, brachte ein<br />
Geburtshelfer des Hadassah Medical Center<br />
das erste Baby des israelischen Feldlazeretts<br />
zur Welt. In Dankbarkeit gab die<br />
Mutter dem Kind den Namen „Israel“.<br />
Für medizinisches Personal der Palästinensischen Autonomiebehörde und Studierende<br />
aus Ägypten, Jordanien und dem Verantwortungsbereich der Palästinensischen<br />
Autonomiebehörde.<br />
Bisher haben Studierende aus 90 Staaten im Hadassah-Krankenhaus eine Ausbildung<br />
absolviert.<br />
der Mitarbeiterstab setzt sich aus orthodoxen<br />
und liberalen Juden, Moslems,<br />
christen und atheisten zusammen. das<br />
personal fühlt sich allein dem anspruch<br />
verpflichtet, jedes gefährdete leben zu<br />
retten, gleich welche politische, religiöse<br />
oder nationale überzeugung die<br />
patienten haben.<br />
notFall- und trauMaMedizin<br />
Das Hadassah Judy and Sidney Swartz<br />
Center für Notfallmedizin mit seiner<br />
Level-1-Traumastation dient Gesundheitsexperten<br />
aus aller Welt als Ausbildungsstätte<br />
für Notfallbereitschaft und<br />
Terrormedizin. Zusammen mit dem Brigham<br />
and Women’s Hospital in den USA<br />
hilft Hadassah bei der Modernisierung<br />
und Verbesserung der palästinensischen<br />
Notfallmedizin im Augusta Victoria<br />
Hospital in Ostjerusalem.<br />
Seit Beginn der Al-Aqsa-Intifada im September<br />
2000 wurden in den Notfall- und<br />
Traumaabteilungen der beiden Hadassah-Krankenhäuser<br />
mehr als 50 Prozent<br />
aller verletzten und traumatisierten israelischen<br />
Terroropfer , d.h. 2.100 Personen,<br />
behandelt. Gleichzeitig wurden<br />
auch verletzte palästinensische Attentäter<br />
in das Krankenhaus aufgenommen.<br />
18<br />
<strong>schalom</strong>
100 Jahre<br />
lehre und<br />
Forschung<br />
®<br />
Seit 1946 haben die medizinischen Fakultäten<br />
der Hadassah Hebräischen<br />
Universität die Ausbildung hochqualifizierter<br />
Experten garantiert, die Erfahrung<br />
mit den neusten Entwicklungen<br />
der klinischen Medizin und biomedizinischen<br />
Forschung haben. Sie bieten Bildung<br />
und Kenntnisse in einer Umgebung,<br />
in der vorklinische und klinische<br />
Medizin zusammenwirken, um innovative<br />
Ansätze in der Forschung, Ausbildung<br />
und Gesundheitsversorgung zu<br />
ermöglichen.<br />
Die erste Blutbank<br />
Israels wurde in der<br />
Hadasash eingerichtet,<br />
in den 1970er Jahren<br />
wurden erfolgreich<br />
Knochenmarktransplantationen<br />
vorgenommen<br />
und das Institut<br />
für Gentherapie<br />
und humane Embryostammzellenforschung<br />
genießt einen hervorragenden<br />
ruf .<br />
wickelkurs 1949<br />
Die Schulen bestehen aus:<br />
• Medizinische Fakultät<br />
• Pharmazeutische Fakultät<br />
• Zahnmedizinische Fakultät<br />
• Henrietta Szold Schule für Krankenpflege<br />
• Schule für Beschäftigungstherapie<br />
• Braun School für öffentliches Gesundheitswesen<br />
und <strong>Gesellschaft</strong>smedizin<br />
©Zoltan Kluger<br />
hadassah war das erste<br />
fremde institut, mit dem<br />
die curies zusammenarbeiteten.<br />
<strong>schalom</strong><br />
19
®<br />
schwes<br />
kinders<br />
hadassah „Medical Firsts“ in israel<br />
1964: Erste doppelte Bypass-operation<br />
1977: Erste erfolgreiche Knochenmarks-Transplantation<br />
1983: Erstes retortenbaby<br />
1986: Erste erfolgreiche Herztransplantation<br />
1991: Erste erfolgreiche Leber-Transplantation<br />
1991: Eröffnung der ersten Trauma-Einheit<br />
1992: Erste erfolgreiche Lungen-Transplantation<br />
2004: Erste Computer-gesteuerte Hüftersatz-operation weltweit!<br />
2007: Erste erfolgreiche Eierstock-Gefrierung vor der Chemotherapie<br />
2008: Erste erfolgreiche Schwangerschaft durch Verwendung von Eierstöcken,<br />
die vor der Implantation genetisch getestet wurden<br />
kranke<br />
Fortschritt in Forschung<br />
1999: Entwicklung von Proteinen in der Behandlung von Wunden- und Hautrekonstruktionen<br />
2002: Entwicklung eines Influenza-Impfstoffes<br />
2003: Entwicklung von Antikörper in der Behandlung von Hautkrebs<br />
2003: Weiterentwicklung in der Behandlung von Knochenbrüchen und<br />
Knochenaufbau durch Verwendung von Stammzellen<br />
2006: Entwicklung in der Erkennung von Frühindikatoren von Krebszellen<br />
2006: Fortschritt in der Verwendung von Nabelschnurblut<br />
2007: Fortschritt in der Morbus Crohn-Behandlung durch Immunisierung<br />
2008: Entwicklung in der Verbesserung der Technologie von Mr-Bilddarstellungen<br />
2008: Implantation von embryonischen Stammzellen in MS-kranken Mäusen verlangsamt<br />
den Krankheitsfortschritt<br />
2009: Forscher entdecken die Behandlung von Fettleber-Krankheit<br />
2010: Geburt eines gesunden Babys nach der Implantation von gefrorenen Eizellen-Gewebe<br />
2010: revolutionäre Behandlung von Hirn-Aneurysma<br />
2011: BrainStorm NurOwn wird vom Gesundheitsmisterium für den<br />
ersten Versuch freigegeben (Stammzellentherapie für ALS)<br />
20<br />
<strong>schalom</strong>
childhood cancer surViVor clinic<br />
®<br />
ternstützpunkt<br />
tation<br />
ausbildung<br />
Heute werden mehr als 80 Prozent der<br />
Krebserkrankungen im Kindesalter geheilt.<br />
Die Notwendigkeit die komplexen<br />
Probleme, denen die jungen Überlebenden<br />
nach den Behandlungen gegenüberstehen,<br />
anzusprechen hat das Hadassah<br />
University Medical Center dazu veranlasst<br />
eine Childhood Cancer Survivor Clinic<br />
zu etablieren.<br />
Unter der Leitung von Dr. Michael Weintraub,<br />
Leiter des Department of Pediatric<br />
Hematology-Oncology und Krankenpflege<br />
Manager Chanie Stoffer, kümmert<br />
sich die Survivor Clinic derzeit<br />
um mehr als 1.000 Überlebenden einer<br />
Krebserkrankung im Kindesalter. Das<br />
multidisziplinäre Team hilft den Überlebenden<br />
mit den schädlichen Auswirkungen<br />
der Chemotherapie und Bestrahlung,<br />
Neuerkrankungen, die sich später<br />
als Folge der Behandlung von Krebs entwickelt<br />
und die psychosozialen Schwierigkeiten,<br />
denen Kinder gegenüber stehen,<br />
wenn sie ins normale Leben zurückkehren,<br />
zurecht zu kommen. Kinder<br />
können zum Beispiel mit der Angst vor<br />
Rückfällen, dem von der <strong>Gesellschaft</strong><br />
aufgedrückten Titel des Krebspatienten<br />
und mit körperlichen Behinderungen,<br />
die durch ihren Krebs verursacht wurden,<br />
kämpfen.<br />
Die Mitarbeiter der Clinic arbeiten mit<br />
Spezialisten aus den Bereichen Rehabilitation,<br />
Kardiologie, Pulmologie, Audiologie,<br />
Augenheilkunde, Endokrinologie<br />
und Fertilitätsstörungen, Psychologie,<br />
Psychiatrie, Sonderschulen und Sozialarbeit<br />
um den Weg, den diese Überlebenden<br />
noch zurücklegen müssen, zu<br />
erleichtern. Das Clinic Team wendet sich<br />
auch an viele Organisationen, um sicherzustellen,<br />
dass die Überlebenden angemessene<br />
Intervention erhalten, um mit<br />
jeglichen Behinderungen die sie haben,<br />
zurecht zu kommen.<br />
Darüber hinaus beschäftigt sich das<br />
Team mit der klinischen Forschung von<br />
Krebs bei Kindern, den Ergebnissen und<br />
Interventionen. Aktuelle Forschungsthemen<br />
sind: Verbesserung der Lebensqualität<br />
für die Überlebenden des Kindheitsaugenkrebs<br />
(Retinoblastom), die<br />
langfristigen vaskulären Komplikationen<br />
nach der Behandlung von Krebs bei<br />
Kindern und Muster von Übergewicht<br />
und Hypercholesterinämie bei Überlebenden<br />
einer Krebserkrankung im Kindesalter.<br />
nzimmer<br />
<strong>schalom</strong> 21
®<br />
hadassah<br />
s p i tä l e r<br />
JerusaleM<br />
proF. dr. ehud kokia<br />
Generaldirektor Hadassah Medical organization<br />
hadassah ein kereM hospital<br />
1952 wurde der Grundstein für ein neues medizinisches Zentrum, der Hadassahklinik<br />
in Ein Kerem gelegt, das 1961 eröffnet wurde. Die Klinik liegt auf einem<br />
Hügel über dem alten Dorf Ein Kerem, etwa 15 Autominuten vom Zentrum Jerusalems<br />
entfernt. In derzeit 22 Gebäuden verfügt es über insgesamt 700 Betten. Im<br />
neu entstandenen Sarah Wetsman Daidson-Tower finden auf 19 Stockwerken 550<br />
Betten, 20 OP-Säle und eine Intensivstation mit weiteren 50 Betten Platz.<br />
Viele Patienten kommen aus dem Gazastreifen, der Westbank und den umliegenden<br />
arabischen Staaten – nicht wenige Patienten kommen aus Ländern, die den israelischen<br />
Staat bis heute offiziell nicht anerkennen.<br />
hadassah Mount scopus<br />
Nach dem Sechs Tage Krieg wurde das<br />
alte Hadassah am Skopusberg restauriert<br />
und erweitert und 1975 wieder seiner<br />
Bestimmung übergeben.<br />
Das ca. 300 Betten und 30 Abteilungen<br />
umfassende Hadassah-Mount Scopus steht<br />
den stark bevölkerten jüdischen und<br />
arabischen Stadtteilen im Norden und<br />
Osten Jerusalems zur Verfügung.<br />
Es wurde 1939 als erste moderne medizinische<br />
Einrichtung im britischen Mandatsgebiet<br />
Palästina eröffnet.<br />
die strenge der Bauten ist<br />
durch drei kuppeln gebrochen.<br />
Die 1.200 Betten des Hadassah-Krankenhauses<br />
in Jerusalem verteilen sich auf zwei Standorte,<br />
die 15 Kilometer auseinanderliegen. Der alte<br />
Campus auf dem Mount Scopus ist umschlossen<br />
von arabischen Siedlungen. Auf einer Hügelkuppe<br />
oberhalb des Ortes Ein Kerem steht der<br />
zweite Campus. Im März wurde ein neuer 350<br />
Mio. teurer Klinikturm eröffnet.<br />
teaM<br />
Ärzte 850<br />
Krankenschwestern 1.940<br />
Medizinisches Hilfspersonal 1.020<br />
Betten Krankenbetten 1.000<br />
oP-räume 31<br />
Intensivstationen 9<br />
Tausende Gesundheitswesen-Mitarbeiter<br />
statistik 2011<br />
Krankenhaus-Aufenthalte 84,179<br />
Tages-Aufenthalte 9,329<br />
operationen 33,037<br />
Geburten 10,501<br />
Laboruntersuchungen 4,076,140<br />
Tagesklinik IVF 3,498<br />
Tagesklinik Hämatologie und<br />
onkologie 35,439<br />
Ambulante Fälle 620,590<br />
radiologie/Ultraschall 418,742<br />
Notaufnahme Fälle 132,061<br />
Dentalbehandlungen 89,710<br />
eigentüMer<br />
Eigentümer des privaten Krankenhauses ist<br />
die amerikanische Women’s Zionist Organization<br />
of America. Der auch Hadassah genannte<br />
organisation gehören heute weltweit fast<br />
300.000 Mitglieder an.<br />
Budget<br />
Das Hadassah hat ein Budget von 400 Millionen<br />
Euro jährlich. Einen Großteil davon erwirtschaftet<br />
das Krankenhaus durch die<br />
Behandlungen, deren Kosten von den staatlichen<br />
Versicherungen erstattet werden.<br />
Hinzu kommen internationale Spenden. Nur<br />
noch ein kleiner Teil stammt von der amerikanischen<br />
Stammorganisation; die hat durch<br />
die Finanzkrise und den betrügerischen Investor<br />
Bernard Madoff viel Geld verloren.<br />
22<br />
<strong>schalom</strong>
spitalserweiterungen<br />
1949: Medizinische Abteilung der Hebrew University & Hadassah<br />
1953: Abteilung für Zahnmedizin<br />
1961: Inauguration des Spitals Hadassah Ein Kerem<br />
1970: 1. computergesteuertes Patienten- und Versuchsbetriebssystem<br />
1975: Vier-Jahres-Plan für Pflegeausbildung mit Diplom<br />
1976: Wiedereröffnung des rehabilitations-Zentrums Scopus Berg<br />
1976: onkologie-Abteilung in Ein Kerem<br />
1986: Ina und Jack Kay-Sterbehospizes am Scopus Berg<br />
1986: Erstes Chirurgisches Ambulatorium am Scopus Berg<br />
1987: Notfall-Abteilung für Frühgeborene<br />
1992: Erstes Trauma-Behandlungszentrums in Ein Kerem<br />
1998: „Mutter und Kind“-Zentrums in Ein Kerem<br />
2001: Eröffnung einer anerkannten Schwesternschule<br />
2004: Judy und Sydney Swartz Medizinisches Notfall-Zentrum<br />
in Ein Kerem<br />
2007: Elie Douer & Familienzentrum für pädiatrisch-genetische und<br />
chronische Krankheiten am Scopus Berg<br />
2007: Grundsteinlegung für den Sarah Wetsman Davidson-Spitals-<br />
Tower<br />
2011: Marlene Greenebaum-Multidisplizinarisches Brust-Zentrum<br />
2012: Sarah Wetsman Davidson-Spitals-Towers<br />
die chagall Fenster<br />
Marc Chagall, einer der berühmtesten jüdischen Maler, erhielt<br />
1959 eine Anfrage, ob er die Synagogenfenster gestalten wolle<br />
und sagte sofort zu. Zwei Jahre lang arbeitete er mit seinem<br />
Assistenten Charles Marq an den Fenstern und am 6. Februar<br />
1962 zum 50-jährigen Jubiläum der Hadassah-Kliniken in Israel<br />
war Chagall höchstpersönlich bei der Einweihung der<br />
Synagoge in Jerusalem anwesend.<br />
Inspiriert durch die Bibel und durch das Zugehörigkeitsgefühl<br />
zum jüdischen Volk, verewigte Chagall auf den zwölf Fenstern<br />
die zwölf Söhne Jakobs und damit die zwölf Stämme Israels.<br />
Jedes Fenster bezieht sich in seinem Motiv auf einen der<br />
Stämme und den ihm gewidmeten Segensspruch.<br />
®<br />
ein kereM<br />
Nach mehrjährigen Studien haben Hadassah-Ärzte herausgefunden, dass Schoah-Überlebende ein 2,4-fach höheres Risiko<br />
tragen, an Krebs zu erkranken als ihre Altersgenossen, die den Holocaust nicht durchlitten haben, und dass weibliche<br />
Überlebende 1,5 mal so häufig Brustkrebs bekommen. Das Hadassah University Medical Center verfügt über das weltweit<br />
einzige Programm zur Untersuchung und Behandlung solcher Patienten. Derzeit gibt es in Israel noch 380.000 Holocaust-Überlebende<br />
der ersten Generation (7,6 Prozent der jüdischen Bevölkerung). Bei 6,4 Prozent von ihnen, also bei<br />
24.300 Menschen, wurde Krebs diagnostiziert.<br />
<strong>schalom</strong> 23
®<br />
österreichische Freunde der hadassah spitäler<br />
IBAN AT 53 1100 0052 1082 2200<br />
BIC<br />
BKAUATWW<br />
Um die komplette Anmeldung für die Konferenz zur Hundertjahrfeier in englischer<br />
Hadassah International ist ein Netzwerk Sprache von Freiwilligen, zu sehen klicken Männern Sie bitte und hier. Frauen aller religionen und Nationalitäten,<br />
die dem (http://www.hadassahinternational.org/files/9260%20registrationkit%20HI%20final.pdf)<br />
Prinzip folgen, Fortschritt und Zusammenarbeit der Medizin Brücken zum Frieden<br />
bilden und ein Mittel darstellen, um politische, religiöse und nationaleGrenzen zu überwinden. Hadassah International<br />
ist heute in über 30Ländern in Form sogenannter „units“ vertreten, in Nord- und Südamerika, in<br />
Europa, im Nahen osten, in Asien und Australien.<br />
Um Spenden für die Hadassha Medical organzation zu sammeln, organisierendie einzelnen Hadassah International<br />
Standorte dynamische Veranstaltungen: Designer-Sale, Kunstauktionen, Vernissagen, Konzerte und<br />
Galadinner.<br />
In den vergangenen 28 Jahren haben Anhänger von Hadassah International fast US$ 100 Millionen für<br />
die Heilung, Lehre und Forschung eingebracht.<br />
hadassah österreich wäre froh, auch sie zu ihren Freunden zählen zu dürfen.<br />
24<br />
<strong>schalom</strong>
wirtschaft<br />
kampagne für die Beschäftigung<br />
arabischer akademiker<br />
Die israelische Regierung hat eine Kampagne gestartet, die dazu aufruft, arabische<br />
Akademiker bei der Arbeitsplatzvergabe nicht zu diskriminieren.<br />
Initiator ist die Behörde für wirtschaftliche Entwicklung im arabischen, drusischen<br />
und tscherkessischen Sektor im Amt des Ministerpräsidenten. Ziel der Kampagne,<br />
die unter anderem aus kurzen Video-Clips und Anzeigen besteht, ist eine „Durchbrechung<br />
von Klischees“.<br />
Eine Studie, die das Amt vor der Kampagne in Auftrag gegeben hatte, hatte ergeben,<br />
dass Akademikerinnen und Akademiker der genannten Sektoren lediglich zu 81%<br />
in den Arbeits- markt integriert sind, im Vergleich zu 90% der jüdischen Akademiker.<br />
Zusätzlich sind viele arabische Akademiker nicht in dem Bereich tätig, den sie<br />
studiert haben. So sind beispielsweise nur 1,3% der arabischen Staatsbürger, die<br />
ein Studium im High-tech-Bereich absolviert haben, auch in diesem Bereich tätig.<br />
Eine Umfrage unter Arbeitgebern hat ergeben, dass der Hauptgrund für die Nicht-<br />
Einstellung von Nichtjuden Vorurteile auf Seiten des potentiellen Arbeitgebers<br />
sind. 22% der befragten Arbeitgeber gaben an, arabische Bewerberinnen und Bewerber<br />
nicht einstellen zu wollen, 25% hatten Vorurteile gegen diese Gruppe.<br />
Dagegen gaben 94% der Arbeitgeber, die bereits arabische Angestellte hatten, an,<br />
weitere arabische Arbeitnehmer einstellen zu wollen. Auch 65% der Befragten, die<br />
noch keine arabischen Angestellten hatten, gaben an, dies in Zukunft tun zu wollen.<br />
Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte, eine bessere Integration<br />
von Minderheiten in den Arbeitsmarkt sei im nationalen Interesse. „Wir<br />
müssen Bedingungen schaffen, die eine vollständige Eingliederung der Akademiker<br />
aus dem arabischen Sektor in den Arbeitsmarkt ermöglichen“, so Netanyahu. „Im<br />
Staat Israel hat eine Diskriminierung bestimmter Gruppen keinen Platz. Wir sind<br />
einer Chancengleichheit aller verpflichtet. Der arabische Sektor könnte ein wichtiger<br />
Wachstumsmotor für den israelischen Markt sein, der noch nicht sein volles<br />
Potential ausschöpft.“<br />
www.youtube.com/watch?v=aUK6CYgkYlU&feature=player_embedded<br />
peace in progress<br />
„denk grün“-app des umweltministeriums<br />
Das Umweltministerium hat eine App für Mobiltelefone vorgestellt, die umweltfreundliches<br />
Verhalten fördern soll.<br />
Umweltminister Gilad Erdan erklärte bei der Vorstellung: „Nachdem wir jahrelang<br />
von der Werbung dazu erzogen wurden, Müll zu produzieren und unnütz zu konsumieren,<br />
rufen wir nun zu intelligentem Konsum auf […] Wir möchten Bewusstsein dafür<br />
schaffen, dass mit kleinen Änderungen im Verhalten, jeder und jede von uns Hunderte<br />
Shekel sparen und Umweltschäden vermeiden kann“. Die App gibt den Verbrauchern<br />
Tipps für umweltbewusstes Verhalten zu Hause, bei der Arbeit und unterwegs.<br />
Sie ist auf Hebräisch, Arabisch, Englisch und Russisch verfügbar.<br />
NoCamels<br />
schiesser wird israelisch<br />
Für viele ist es sie Inbegriff von Unterwäsche,<br />
und besonders der Feinripp hat<br />
der Firma zu ihrem Ruhm verholfen.<br />
Jetzt wird die Firma Schiesser israelisch.<br />
Im Mai wurde bekannt, dass die in Israel<br />
äußerst beliebte Wäsche-Firma Delta<br />
einen weiteren Schritt tun würde, um<br />
„mit den Großen zu spielen“, wie es der<br />
Vorstandsvorsitzende Icaac Dabah im<br />
Vorjahr einmal ausgedrückt hatte. Delta<br />
beabsichtigt, Schiesser zu kaufen, nachdem<br />
die Deutschen zuvor noch mit der<br />
Idee von einem Börsengang gespielt<br />
hatten.<br />
Delta gab bekannt, dass sie 68 Mio. Euro<br />
für Schiesser bezahlen werden. 10 Mio.<br />
in Firmenanteile investiert, der Rest<br />
wird zunächst zur Deckung der Schulden<br />
von Schiesser dienen. Delta erhofft<br />
sich von dem Geschäft unter anderem<br />
eine Ausweitung des eigenen Vertriebsnetzes,<br />
die Firma ist mit ihren eigenen<br />
Produkten bisher vor allem auf dem israelischen<br />
Markt präsent.<br />
Globes<br />
zweiter platz für israel im<br />
Bereich cleantech<br />
In einem Ranking zu Innovationen im<br />
Bereich Cleantech (Saubere Technologien),<br />
das die Clean Tech Group gemeinsam<br />
mit dem World Wildlife Fund (WWF)<br />
veröffentlich hat, belegt Israel den<br />
zweiten Platz hinter Dänemark.<br />
Für das Ranking wurden die Bedingungen<br />
untersucht, die in den jeweiligen<br />
Ländern für Cleantech-Projekte bestehen<br />
– 15 Indikatoren spielten bei der<br />
Einstufung eine Rolle.<br />
Ynet<br />
prosiebensat.1 kauft<br />
israelische produktionsfirma<br />
Der deutsche Fernsehkonzern ProSiebenSat.1<br />
übernimmt mehrheitlich den<br />
israelischen TV-Produzenten „July August<br />
Productions“. Damit verspricht sich<br />
das deutsche Unternehmen unter anderem<br />
positive Entwicklungen auf dem<br />
US-Fernsehmarkt. Über den Preis soll<br />
Stillschweigen vereinbart worden sein.<br />
„<strong>Israelische</strong> Produktionen genießen im US-<br />
Fernsehmarkt ein hohes Ansehen“, sagte<br />
der Geschäftsführer der konzerneigenen<br />
Produktionsfirma von ProSieben-<br />
Sat.1 namens „Red Arrow“, Jens Richter,<br />
gegenüber dem „Handelsblatt“. „Mit<br />
der Mehrheitsübernahme von July August<br />
Productions verbessern wir unseren Marktauftritt<br />
im größten TV-Markt der Welt.“<br />
<strong>schalom</strong> 25
wissenschaft<br />
klinische studie für impfung<br />
gegen krebszellen<br />
Das Hadassah University Medical Center nimmt an einer<br />
klinischen Studie mit einem Impfstoff teil, der das Immunsystem<br />
„trainiert“ bösartige Zellen, die den Körper<br />
befallen haben, zu suchen und zu zerstören.<br />
Der Impfstoff, mit dem Namen imMucin, der in Israel<br />
von Vaxil BioTherapeutics entwickelt wurde, verhindert<br />
nicht, das Krebs ausbricht, er hilft jedoch das körpereigene<br />
Immunsystem zu aktivieren und zu verbessern,<br />
so dass die Krebszellen, die z.B. nach einer Krebsoperation<br />
im Körper verweilen, zerstört werden.<br />
Der Impfstoff wird derzeit an einer Form von Blutkrebs,<br />
genannt Multiples Myelom, getestet.<br />
Das Medikament basiert auf einer Plattform namens<br />
VaxHit, die auf 90% der Krebserkrankungen und sogar<br />
auf Krankheiten wie Tuberkulose, zugeschnitten werden<br />
kann, so Vaxils Chief Executive officer, Julian Levy.<br />
durchbruch im kampf<br />
gegen lungenkrebs<br />
Wissenschaftler aus dem Krankenhaus<br />
Hadassah Ein Kerem haben eine Entdeckung<br />
gemacht, die eine Revolution auf<br />
dem Gebiet der Lun- genkrebs-Therapie<br />
bedeuten könnte. Lungenkrebs ist<br />
die zweithäufigste Krebsform in Israel.<br />
Die Forscher haben einen Stoff entdeckt,<br />
der eine Verbindung zwischen Protein<br />
und Rezeptor verhindert, die für das<br />
Wachstum von Tumoren zuständig<br />
sind. So könnte das Wachstum aufgehalten<br />
und möglicherweise sogar zurückgedrängt<br />
werden.<br />
Bei Versuchen an Mäusen hat der Stoff<br />
zu einem Rückgang von 50% des Umfangs<br />
des Geschwürs geführt, und in<br />
Kombination mit Bestrahlungen und<br />
Chemotherapie wurde sogar eine Verlangsamung<br />
von 90% der Wachstumsgeschwindigkeit<br />
der Krebszellen erreicht.<br />
Der Stoff mit dem Namen BKT140 wird<br />
bereits bei Knochenmarkspendern angewandt<br />
und dient dazu, das Wachstum<br />
von Knochenmarkzellen vor einer<br />
Spende zu beschleunigen. „Es handelt sich<br />
um einen Stoff, der bereits als Medikament<br />
getestet wurde, so dass wir bereits wissen,<br />
dass er in der Anwendung sicher ist und nur<br />
wenig Nebenwirkungen verursacht“, erklärt<br />
Dr. Uri Wald, einer der an der Studie<br />
beteiligten Wissenschaftler. Haaretz<br />
anti-aging eFFekt: Mehr BaBies üBer 45<br />
Forscher an der Hadassah Universitäts-Klinik<br />
in EinKerem, haben herausgefunden,<br />
dass mindestens vier Gene bei Frauen,<br />
die im Alter von mehr als 45<br />
Jahren natürlich empfangen und<br />
gebären konnten, eine deutliche<br />
Lebensverlängerung bewirken.<br />
©/Itzik Marom<br />
Die Untersuchungen wurden an<br />
orthodoxen Frauen aus Mea Sharim<br />
vorgenommen, die in der<br />
Regel sechs und mehr Kinder zur<br />
Welt bringen.<br />
Zumindest vier Gene, die von den Forschern<br />
aus der DNA identifiziert wurden, zeigen „Apoptosis“ auf,<br />
eine Art von programmiertem Zell-Tod, der den Anti-Aging-Effekt bewirkt. Drei weitere Gene wurden<br />
mit Lebensverlängerung in Zusammenhang gebracht.<br />
Diese DNA-Funde sind geeignet, den ersten Schritt auf der grundsätzlichen Suche nach Verjüngung des Körpers für<br />
Frauen und Männer zu markieren.<br />
26<br />
<strong>schalom</strong>
Bluttest<br />
ohne<br />
nadel<br />
Für viele ist es<br />
ein Gräuel:<br />
Beim Bluttest<br />
wird eine spitze<br />
Nadel in die<br />
Vene eingeführt<br />
– denn<br />
wie sonst soll<br />
das Blut auch<br />
getestet werden, wenn nicht außerhalb<br />
des Körpers…?<br />
Wissenschaftler des Technion in Haifa haben<br />
nun eine Methode entwickelt, die<br />
nicht nur den lästigen Nadelstich erspart,<br />
sondern auch noch innerhalb von drei<br />
Sekunden Ergebnisse liefern soll.<br />
Ein Mikroskop, das etwa die Größe eines<br />
Schuhkartons hat, wird dabei auf<br />
die Haut gelegt und gibt ein Bild des in<br />
den Adern fließenden Blutes – ganz ohne<br />
Blutabnahme. Innerhalb von drei<br />
Jahren, so schätzen es die Forscher ein,<br />
wird der Apparat marktreif sein. Bluttests<br />
ohne Blutabnahme wurden auch<br />
bereits vorher schon entwickelt, sind jedoch<br />
entweder sehr teuer oder arbeiten<br />
mit Kontrastmitteln, die für den Menschen<br />
schädlich sein könnten. Ynet<br />
Mit israelischer Methode gegen das rauchen<br />
die transkranielle Magnetstimulationstherapie<br />
hat eine erfolgsrate von über 40%<br />
als Methode, sich das rauchen abzugewöhnen.<br />
das zeigen die vorläufigen ergebnisse<br />
einer israelischen studie, die diese<br />
ungewöhnliche Methode untersucht.<br />
Die Behandlung erfolgt mittels eines Apparates,<br />
der wie ein Helm auf den Kopf<br />
gezogen wird. Von dort gibt er Magnetstrahlen<br />
ins Gehirn ab, die auf das Nervensystem<br />
einwirken.<br />
Die Therapiemethode wird bereits seit<br />
mehreren Jahren erfolgreich bei Depression<br />
und verschiedenen Suchterkrankungen<br />
wie Alkohol- und Drogenabhängigkeit<br />
angewandt. In einer großangelegten<br />
Studie untersuchen nun Forscher<br />
der Universität Tel Aviv und des<br />
Zentrums für seelische Gesundheit in Beer<br />
Yaakov bereits seit zweieinhalb Jahren erwachsene<br />
Raucher, die mehr als 20 Zigaretten<br />
am Tag rauchen.<br />
Die Teilnehmer durchlaufen zweieinhalb<br />
Wochen lang jeden Tag eine Serie von 13<br />
Behandlungen mit Magnetstrahlen. Jede<br />
Behandlung dauert 12 Minuten, die Stärke<br />
der Strahlen beträgt dabei 10 Hertz.<br />
Einen Monat später unterziehen sich die<br />
Patienten noch einmal sechs Anwendungen.<br />
Jedes Mal, bevor sie an den Apparat<br />
angeschlossen werden, werden sie<br />
Zigarettenrauch ausgesetzt, um ein Verlangen<br />
nach einer Zigarette auszulösen.<br />
Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass<br />
die Magnetstrahlen das Bedürfnis nach<br />
einer Zigarette deutlich senkten und bei<br />
denjenigen Teilnehmern, die weiterhin<br />
rauchten, den Konsum deutlich eingeschränkt<br />
haben. 80% der Teilnehmer<br />
haben demnach nach der Behandlung<br />
ihren Zigarettenkonsum mehr als halbiert.<br />
Haaretz<br />
Wissenschaft<br />
www. jones.at<br />
Bettina Assinger | Doris Rose<br />
find us on facebook<br />
<strong>schalom</strong> 27
Wissenschaft<br />
expo 2012: israelische<br />
unterwasser-reise<br />
In einem Pavillon auf der Expo 2012 lädt Israel zu<br />
einer Unterwasser-Reise ein. „Sea of Inspiration“<br />
(Meer der Inspiration) ist das israelische Motto bei<br />
der Weltausstellung im südkoreanischen Yeosu.<br />
Der Pavillon zeigt die Errungenschaften von Israels<br />
Marine in den Bereichen Technik, Wissenschaft, Bildung,<br />
Kultur und Umwelt. Die Fassade hat die israelische<br />
Lichtkünstlerin Ayala Serfaty entworfen, um die<br />
Besucher in einem ästhetisch ansprechenden Stil zu<br />
begrüßen. Die Gäste betreten zu Beginn einen beleuchteten<br />
Flur, in dem Bilder gezeigt werden von<br />
Aktivitäten entlang der vier Meere: Wandern an der Küste des Mittelmeers, Surfen<br />
auf dem See Genezareth, Schwimmen auf dem Toten Meer und Tauchen im Roten<br />
Meer. So werden die Besucher in die Tiefe des Meeres geführt. Im anliegenden Raum<br />
wird eine imaginäre Welt der Mikro-Organismen auf 18 Lichtsäulen präsentiert,<br />
die jeweils acht Meter lang sind. Dies soll das grundlegende Fundament des Lebens<br />
und die Verantwortung für die Bewahrung unserer natürlichen Ressourcen zeigen.<br />
Die israelische Vertretung bietet neben dem Pavillon eine Ausstellungshalle an. Dort<br />
informiert sie auf Tafeln unter anderem über Israels führende Rolle in den Meereswissenschaften<br />
und Technologien, über Kosmetik, Entsalzung und Wasserkultur.<br />
„Das Meer der Inspiration bietet den Besuchern ein magisches Abenteuer“, sagte Jaffa Ben-<br />
Ari, Generalkommissarin von Israel. „Die Besucher begegnen exquisiten israelischen<br />
Entdeckungen und Innovationen.“<br />
Allen Gästen steht eine kostenlose App zur Verfügung. Sie bietet einen virtuellen<br />
Rundgang durch den Pavillon und den Zugriff auf alle wichtigen Informationen<br />
rund um Israels Expo-Ausstellung.<br />
inn<br />
www.expo2012israel.com/expo2012israel-en/pages/default.aspx#p<br />
Vier israelische Frauen unter den hundert<br />
einflussreichsten wissenschaftlerinnen<br />
Vier israelische Forscherinnen gehören<br />
zu den 100 einflussreichsten Frauen in<br />
der europäischen Hightech-Branche.<br />
Sie arbeiten für unterschiedliche israelische<br />
Technologiekonzerne. Für die<br />
"Women in Tech Top 100" hat das London-Büro<br />
der im kalifornischen Silicon<br />
Valley ansässigen Vereinigung "Women<br />
in Tech" 100 Frauen aus dem erweiterten<br />
europäischen Raum ausgewählt. Sie<br />
stammen aus Deutschland, Groß- britannien,<br />
weiteren EU-Ländern, Norwegen,<br />
Russland, der Türkei und Israel. Die<br />
Frauen stehen in keiner Rangliste, sondern<br />
bilden gleichwertig die "Top 100".<br />
Die geehrten Israelinnen heißen Orit<br />
Hashay, Gali Ross, Amit Knaani und<br />
Moran Bar, berichtet der Onlinedienst<br />
YourJewishNews.com. Der Verein<br />
„Women in Tech“ will Frauen fördern,<br />
die in der Technologiebranche arbeiten.<br />
Nach eigenen Angaben verfügt der Verband<br />
über „starke strategische Allianzen<br />
und Programme“, um dieses Ziel zu erreichen.<br />
inn<br />
wissenschaftlerin<br />
aus israel ist „europe’s<br />
top young researcher“<br />
Die UNESCO haben eine Wissenschaftlerin<br />
des Weizmann-Instituts zu „Europe’s<br />
top young researcher“ ernannt.<br />
Dr. Naama Geva Zatorsky erforscht probiotische<br />
Mikroorganismen und wird<br />
für zwei Jahre ein Post-Doc-Stipendium<br />
über US$ 40.000 erhalten. Die Ausschreibung<br />
wolle junge Wissenschaftlerinnen<br />
beim Start ihrer Forschungskarriere unterstützen,<br />
da es im Bereich der Wissenschaft<br />
noch immer ein starkes Ungleichgewicht<br />
der Geschlechter gebe, erklärte<br />
Nava Ravid, Vorsitzende von L’Oréal Israel;<br />
die Kosmetikfirma sponsert den<br />
Preis. Wissenschaftsminister Prof. Daniel<br />
Hershkovitz erklärte, Geva-Zatorsky<br />
sei der beste Beweis für das Potential des<br />
Wissenschaftsstandorts Israel und den<br />
Aufstieg von Frauen in der Forschung.<br />
Geva-Zatorsky erforscht den Einsatz<br />
„guter Bakterien“ gegen eine breite Vielfalt<br />
von Krankheiten von gastroenterologischen<br />
Erkrankungen über Diabetes<br />
bis hin zu Immunerkrankungen und<br />
Krebs. Der Körper verfüge über zehn<br />
Mal mehr Bakterien als menschliche Zellen,<br />
so Geva-Zatorsky. „Die Bakterien,<br />
die vom Moment unserer Geburt an in unserem<br />
Körper wachsen, haben einen entscheidenden<br />
Einfluss auf unseren Körper<br />
und unsere Gesundheit“, fügte sie hinzu.<br />
Jerusalem Post<br />
In der Juli-Ausgabe: „Brilliante köpfe“ der Hebräischen<br />
Universität Jerusalem, die auf dem Gebiet<br />
der Gesundheit, Sicherheit, Umwelt, Landwirtschaft,<br />
Computerwissenschaft und Ernährung<br />
revolutionäre Neuerungen gebracht haben.<br />
platz 19 für israel in der hochschulrangliste<br />
Rang 19 von 48 Ländern belegt Israel in<br />
einem Ranking zur Hochschulbildung.<br />
Die drei führenden Länder sind die<br />
USA, Schweden und Kanada.<br />
Eine Organisation namens „Universitas<br />
21“ entwickelte mit Forschern der „Melbourne<br />
Institute of Applied Economics and<br />
Social Research“ aus Australien eine<br />
neue Version der Untersuchungen, um<br />
die besten Hochschulausbildungen in<br />
der Welt zu identifizieren.<br />
Die 48 Länder wurden nach 20 Kriterien<br />
in vier Kategorien analysiert. Dazu gehören<br />
die Investition der Regierungen<br />
in die Hochschulen, Forschung, ausgebildete<br />
Arbeitskräfte im Einklang mit<br />
den Marktbedürfnissen, internationale<br />
Zusammenarbeit und Umwelt. Auf den<br />
Plätzen 4 bis 10 liegen Finnland, Dänemark,<br />
die Schweiz, Norwegen, Australien,<br />
die Niederlande und Großbritannien.<br />
Laut der österreischischen Nachrichtenagentur<br />
„Die Presse“ schafft es<br />
Österreich auf Platz 12, Deutschland<br />
landet auf Rang 17.<br />
Wie die israelische Zeitung „Ha aretz“<br />
berichtet, belegt Israel den dritten Platz<br />
hinter Russland und Kanada bei dem<br />
Kriterium: Prozentsatz der Arbeitskräfte<br />
mit einem Universitätsabschluss.<br />
28<br />
<strong>schalom</strong>
kultur<br />
es eilt nicht ...<br />
VoN YoSSI BEILIN<br />
Ölbild von Caesar Willich ca . 1862<br />
Mitte des Monats Juni sollte bei uns<br />
zum ersten Mal ein Konzert mit Werken<br />
Richard Wagners stattfinden. Nicht<br />
nur ein kurzes Stück als Teil der Zugabe<br />
wie bei Daniel Barenboim, sondern<br />
ganz offen, ohne Kompromisse:<br />
Ein ganzes Konzert nur Wagner.<br />
Das Konzert sollte nicht aus öffentlichen<br />
Geldern finanziert werden, damit<br />
niemand irgendeine öffentliche Institution<br />
hätte beschuldigen können, eine so<br />
umstrittene Veranstaltung zu finanzieren.<br />
Daher ist alles ganz privat und<br />
spendenfinanziert.<br />
Wäre mein Vater noch am Leben, wäre<br />
er außer sich vor Wut. Ich weiß nicht,<br />
ob er sich mit einem Schild vor den<br />
Konzertsaal gestellt hätte, weil er in seinem<br />
Leben niemals an einer Demonstration<br />
teilgenommen hat, aber er hätte<br />
so etwas niemals akzeptiert.<br />
Er war kein Holocaust-Überlebender,<br />
da er schon lange vor der Shoah nach<br />
Eretz Israel ausgewandert ist, doch die<br />
meisten seiner Familienangehörigen<br />
sind in der Shoah umgekommen. Er hat<br />
sich geweigert, Deutschland zu besuchen,<br />
hat niemals ein Wort Deutsch gesprochen,<br />
obwohl er die Sprache<br />
hervorragend beherrschte und kaufte<br />
keine deutschen Produkte. Die Musik<br />
Wagners war für ihn treife, unrein.<br />
Ich habe nie geglaubt, dass die jüdische<br />
Rache dafür, was uns die Nazis angetan<br />
haben, im Boykott Deutschlands liegt,<br />
das auf den Trümmern des fanatischen<br />
Hitler-Regimes gegründet wurde. Ich<br />
habe Deutschland besucht, habe deutsche<br />
Produkte gekauft, und ich mag die<br />
Musik Wagners. Manchmal ist sie vielleicht<br />
ein wenig zu pompös, doch sie ist<br />
atemberaubend und der Komponist offensichtlich<br />
ein Genie.<br />
Gerne würde ich glauben, dass das<br />
Monster nur auf das Gebiet Deutschlands<br />
begrenzt war und dass ein Boykott<br />
deutscher Produkte ausreichen<br />
würde, damit es nie wieder aufersteht.<br />
Leider ist das in meinen Augen naiv<br />
und eine zu leichte Lösung.<br />
Wagner war einer der größten Antisemiten<br />
der modernen Geschichte. Er hat<br />
Juden nicht „einfach nur so“ gehasst, er<br />
hat sich auch systematisch mit dem<br />
Thema auseinandergesetzt und darüber<br />
geschrieben, vor allem in seinem<br />
schrecklichen Aufsatz „Das Judenthum<br />
in der Musik“ von 1850. Ein jüdischer<br />
Einfluss auf die deutsche Kultur war in<br />
seinen Augen eine Katastrophe. Hitler<br />
hat von Wagner Inspirationen erhalten,<br />
und seine Musik hat mehr als einmal<br />
Juden in den Tod begleitet. Aus diesem<br />
© Foto H.-P. Haack<br />
Grund erschaudern noch heute viele<br />
Holocaust-Überlebende, und nicht nur<br />
sie, wenn sie seine Musik hören und<br />
sind nachdrücklich gegen ihre Aufführung.<br />
Ich würde diese Ablehnung nicht auf<br />
die leichte Schulter nehmen. Die Frage<br />
ist nicht die Finanzierung. Die Frage ist,<br />
ob ein solches Konzert angemessen ist,<br />
solange es Menschen gibt, bei denen<br />
diese Musik solch heftige Emotionen<br />
hervorruft. Schließlich kann man diese<br />
Emotionen nicht mit einer Handbewegung<br />
beiseite wischen.<br />
Hinzu kommt, dass, wer Wagner wirklich<br />
so sehr liebt, seine Musik nicht nur<br />
bei jeder Auslandsreise im Konzertsaal<br />
hören kann, sondern auch im Fernsehen,<br />
im Radio und auf CD.<br />
Es geht hier nicht um Prinzipien oder<br />
Ideologie, während andere uns das<br />
Maul stopfen wollen. Der Widerstand<br />
gegen eine Aufführung ist emotionell<br />
bedingt, und es sieht so aus, als sei sie<br />
damit einfach überflüssig.<br />
Wer Wagner in Tel Aviv aufführt, trägt<br />
damit nichts zur Meinungsfreiheit, zu<br />
universellen Werten und zu den Rechten<br />
des Einzelnen bei. Er läuft Gefahr,<br />
ohne Not guten Menschen sehr wehzutun,<br />
auch wenn er diesen Schmerz für<br />
nicht gerechtfertigt hält.<br />
Diese Aufführung kann man ruhig<br />
noch um 20 Jahre verschieben. Es eilt<br />
nicht.<br />
Israel ha-Yom<br />
<strong>schalom</strong> 29
Alle ©Thomas Feiger<br />
Kultur<br />
gourmet shuk<br />
eine Tour unternehmen, mit einem 99-<br />
Shekel Bon; man bekommt einen Plan<br />
und Gutscheine für verschiedene Produkte<br />
– alles von biologischer Tahina (Sesampaste)<br />
bis zur würzigen S’chug (Gewürzsauce),<br />
handgemachtem Brot und<br />
Heilmitteln aus Kräutern, die vom jemenitischen<br />
Medizinmann Uzi-Eli hergestellt<br />
werden.<br />
©Sir Kiss<br />
Machane Yehuda, Israels größter und<br />
ethnisch vielfältigster offener Markt,<br />
zieht eine komplett neue Gruppe von<br />
Kulinariktouristen an.<br />
Spätestens wenn sich ganze Busladungen<br />
von Besuchern aus Tel Aviv und<br />
Gruppen von europäischen Rucksacktouristen<br />
Reiseführer nehmen, um durch<br />
die Geschäfte und Marktstände des Machane<br />
Yehuda in Jerusalem geführt zu<br />
werden, weiß man, dass hier etwas Schickes<br />
im Gange ist.<br />
Der Shuk, der bekanntere Begriff für den<br />
Markt, ist der letzte Schrei im kulinarischen<br />
Israeltourismus. Die Mischung<br />
aus exotischen Produkten, Gewürzen<br />
und Säften (Tamarindensaft vielleicht jemand?),<br />
Mittelmeerfischen, fertigen Delikatessen<br />
und seltenen Käsesorten –<br />
viele von ihnen werden von den aus vielen<br />
Ländern kommenden Nachkommen<br />
der ursprünglichen Verkäufer angeboten<br />
– vermittelt eine vielfältige Sinneserfahrung.<br />
„Wir suchten etwas, das Jerusalem noch interessanter<br />
macht“, sagt Reuven Pilo, ein<br />
ehemaliger Koch, der zusammen mit<br />
seiner Frau Mor More Gastronomy and<br />
Tourism (Mehr Gastronomie und Tourismus)<br />
gegründet hat. „Viele Tourismusunternehmen<br />
bringen Besucher in Museen,<br />
zu archäologischen Stätten, zur Klagemauer<br />
– aber sie bringen sie nicht zu den Menschen<br />
von Jerusalem“, erzählt Mor ISRAEL21c.<br />
„Aber wenn man von Jerusalem spricht,<br />
spricht man von einem Schmelztiegel ethnischer<br />
Gruppen. Alle anderen Sehenswürdigkeiten<br />
sind wichtig, aber wir glauben,<br />
dass das Unternehmen, das wir entwickelt<br />
haben, das echte Jerusalem zeigt – die Menschen,<br />
das Essen, die Gebräuche.“<br />
Die Pilos schlossen sich mit Michael Weiss<br />
von dem GoJerusalem Internet Tourismusportal<br />
zusammen, um viele Verkäufer<br />
im Shuk dazu zu bringen, erstmals online<br />
ihre Geschichten zu erzählen und<br />
Markttouren anzubieten. „Die Verkäufer<br />
sind begeistert – der Markt wurde auf hohem<br />
Niveau neu erfunden“, sagt Pilo.<br />
Einige Touren konzentrieren sich zum<br />
Beispiel auf Wein und Käse, oder Bäckereien,<br />
während sich andere auf eine<br />
Einkaufstour mit einem Profikoch begeben,<br />
um dann an einem Kochworkshop<br />
teilzunehmen.<br />
Alternativ kann man auf eigene Faust<br />
‚shuk’ reimt sich auf ‚cook’ (kochen)<br />
Obwohl es in Jerusalem viele Supermärkte<br />
gibt, gibt es für viele Menschen<br />
nichts, das der Ursprünglichkeit und<br />
Vielfältigkeit des Machane Yehuda, der<br />
1928 eröffnet wurde, gleichkommt.<br />
„Mein Vater, er ist 72, geht zweimal in der<br />
Woche mit seinem Einkaufswagen zum<br />
Markt, “ sagt Pilo. „Er kauft Obst und Gemüse<br />
an Montagen, Fisch und Fleisch an<br />
Donnerstagen. Aber hier kaufen nicht nur<br />
Traditionalisten. Es ist chic geworden auf<br />
dem Machane Yehuda einzukaufen.“<br />
In den vergangenen fünf bis sechs Jahren<br />
ist es hier besser geworden, dank Eli<br />
Mizrahi, der mit der Stadtverwaltung<br />
zusammenarbeitet, um die Beleuchtung<br />
und die Wege zu verbessern und Sicherheitskameras<br />
und Überdachungen anzubringen,<br />
abgesehen von Kunstinstallationen<br />
und musikalischen Darbietungen.<br />
„Der Shuk ist ein Anziehungspunkt für alle<br />
jene geworden die vom Ausland oder aus<br />
anderen Teilen Israels kommen, nur um den<br />
Markt zu sehen“, sagt Weiss.<br />
Der fruchtbare Boden der internationalen<br />
Küche inspirierte die Graphikerin<br />
Ruth Yudekovitz vor fünf Jahren, Shukund<br />
Kochtouren im Machane Yehuda<br />
zu organisieren. „Es ist mehr wie eine<br />
Schatzsuche als eine Tour“, erklärt sie.<br />
Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte<br />
des Machane Yehuda und einer<br />
Vorbereitung auf die mehrsprachige Atmosphäre,<br />
wo Araber und Juden Seite an<br />
Seite einkaufen, teilt sie die Teilnehmer<br />
in Gruppen von zwei bis drei Personen.<br />
„Ich gebe jeder Gruppe einen Einkaufswagen,<br />
eine Einkaufsliste, einen Plan und Geld“,<br />
30<br />
<strong>schalom</strong>
erzählt Yudekovitz ISRAEL21c. „Ich<br />
gebe ihnen kleine Aufgaben für den Weg,<br />
wie zum Beispiel herauszufinden, welches<br />
Spiel an der Ecke des irakischen Sektors des<br />
Shuk gespielt wird.“ (Wenn sie schon einmal<br />
dort waren, werden sie wissen, dass<br />
es sich um Backgammon bzw. Sheshbesh<br />
handelt.)<br />
Mit ihren Entdeckungen bereiten sie<br />
ein Festessen in der speziell renovierten<br />
Kü- che zu. „Ich betone gerne die Fülle in<br />
diesem Land“, sagt Yudekovitz. „Ich zeige<br />
ihnen weniger Bekanntes, wie Kohlrabi und<br />
Mangold. Statt gefüllten Weinblättern könnten<br />
wir gefüllte Mangoldblätter mit Preiselbeeren<br />
oder rotem Reis machen. Das ist ein<br />
traditionelles Essen im Nahen Osten, aber<br />
mit modernem Anklang.“<br />
geben sie einige Burekas in ihren<br />
rucksack.<br />
Die Jugendherberge Abraham, die 2010<br />
eröffnet wurde, bietet meist jungen, europäischen<br />
Gästen – und anderen interes-<br />
sierten Touristen – an Sonntagen<br />
und Donnerstagen eine Marktkochtour.<br />
Der Reiseführer führt die Teilnehmer<br />
durch die Marktbuden, hilft ihnen bei<br />
den Einkäufen der Zutaten, die sie<br />
dann in die Herberge zurückbringen,<br />
um dort eine Kochlektion für traditionelle,<br />
nahöstliche vegetarische Gerichte<br />
zu erhalten. Typische Gerichte sind<br />
unter anderem Kubbeh (marokkanische<br />
Fleischknödel), Majadara (Gericht aus<br />
Reis und Linsen), Tabbouleh (Bulgurweizen<br />
und Salat aus Minze) und Babaganoush<br />
(Me- lanzanisalat), dazu Arak<br />
(Anislikör) aus der Gegend.<br />
„Ich habe immer davon geträumt so etwas<br />
im Shuk zu erleben“, sagt Gal Mor, 34, die<br />
Mitbegründerin der Abraham Herberge<br />
und eine erfahrene Fremdenführerin.<br />
Mor sagt, dass die Budenbetreiber langfristig<br />
davon profitieren. „Unsere Kunden<br />
kommen zurück und kaufen Lebensmittel<br />
und besuchen die Speiselokale am Markt.<br />
Unser Ziel ist es, die lokalen Geschäfte zu<br />
beleben.“<br />
Pilo stimmt ihr zu. „Wie haben sehr positive<br />
Rückmeldungen von den Geschäften“,<br />
sagt er. „Auch wenn nur zwei oder drei Leute<br />
von diesen Touren in das Halvageschäft<br />
kommen, werden sie etwas kaufen.“ Halva<br />
wird aus Sesam und Nougat gemacht<br />
und ist eine Delikatesse im gesamten<br />
Nahen Osten und in Nordafrika. „So<br />
etwas gibt es nicht in Haifa oder wo immer<br />
sie herkommen.“<br />
Sowohl Haifa als auch Tel Aviv haben<br />
einen Bauernmarkt. Aber Israelis aus<br />
diesen beiden Städten wollen zunehmend<br />
mit Reisebusunternehmen von<br />
Tel Aviv aus den Shuk von Jerusalem<br />
erforschen.<br />
„In Tel Aviv und in Haifa gibt es Märkte,<br />
aber man kauft dort Obst und Gemüse und<br />
das ist es“, sagt Igor Drapkin von Rubin<br />
Tours. „Auf dem Machane Yehuda gibt es<br />
viele verschiedene Dinge, inklusive Wein<br />
und Käse, alles handgemacht. Man kostet<br />
dieses und jenes, man kauft dieses und<br />
jenes – es ist wie der Markt in Marrakesch,<br />
aber nur eine Stunde Fahrt nach Jerusalem.“<br />
Abigail Klein Leichman/israel 21c<br />
http://www.jerusalemkoshernews.com/<br />
category/jkn-alerts/shuk/<br />
©nati shohat\ flash 90.<br />
Kultur<br />
INTERNATIONALE ARBEITSGEMEINSCHAFT<br />
FÜR GRUPPENANALYSE<br />
WORKSHOPS FÜR GRUPPENANALYSE<br />
IN ALTAUSSEE 2012/2013<br />
Institutsleitung: Prof. Dr. phil. Michael Hayne, Bonn (geschäftsfuhrend)<br />
Prof. Dr. med. Josef Shaked, Wien<br />
(Mitbegrunderin der IAG: Dr. med. Alice ricciardi von Platen †)<br />
Die Workshops in Altaussee – bekannt und berühmt wegen ihrer emotionalen, interkulturellen und toleranten Atmosphäre<br />
– bieten eine lebendige Selbsterfahrung. Hier ist umfangreiche Gelegenheit, eigene emotionale Reaktionen<br />
kennenzulernen und aufrichtige Rückmeldungen hierzu zu erhalten. Von hier aus können die Teilnehmer die eigene<br />
Beziehungsgeschichte mit ihren konstruktiven und ihren traumatischen Anteilen erforschen, wobei die anderen<br />
Gruppenteilnehmer oft probeweise wie Stellvertreter für frühere Bezugspersonen wahrgenommen werden können.<br />
Daraus entwickelt sich typischerweise ein vielgestaltiges Übungsfeld für eigene Veränderungen in der Beziehungsgestaltung<br />
und für persönliches Wachstum. Diese Möglichkeit zu einer Selbsterfahrung – eventuell ganz unabhängig<br />
von allen beruflichen Ausbildungszielen – nutzen einige unserer Teilnehmer fortlaufend, zum Teil über viele Jahre.<br />
workshops 2012/2013<br />
28. September – 6. oktober 2012 • 22. März – 30. März 2013 • 27. September – 5. oktober 2013<br />
Teilnahmekosten je Workshop 880,00 €/Studenten 440,00 €<br />
(nur Erststudium für die Berufsausbildung, Studienbescheinigung erforderlich)<br />
Die Teilnahmegebühr bitten wir bis spätesten 6 Wochen vor Beginn des Workshops auf das Konto der IAG zu überweisen:<br />
Sparkasse KölnBonn * BLZ 370 50198 * Konto 41 301 359 - IBAN: DE92 3705 0198 0041 3013 59 * BIC: CoLSDE33<br />
organisation: ingrid Berendes • telefon 0228 478951 • telefax 0228 477872 • office@gruppenanalyse.info • www.gruppenanalyse.info<br />
<strong>schalom</strong> 31
www.bmf.gv.at<br />
Für jede Spende<br />
gibt’s zwei Lächeln.<br />
Erst beim Empfänger,<br />
dann beim Spender.<br />
Ein Service des Finanzministeriums.<br />
Ihre Spende macht zweimal glücklich! Den Empfänger durch die dringend benötigte Hilfe – und<br />
Sie als Spenderin oder Spender mit dem schönen Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. Ihr gutes<br />
Gefühl wollen wir noch verstärken: durch die steuerliche Absetzbarkeit Ihrer Spende bei der Arbeitnehmer/innenveranlagung<br />
für 2011! So zaubern Sie mit jeder Spende ein Lächeln in zwei Gesichter.<br />
Alle spendenbegünstigten Organisationen finden Sie unter<br />
www.bmf.gv.at/spendenservice<br />
I N F O R M A T<br />
A U S<br />
I O N<br />
Spenden<br />
E R S T E R<br />
H A N D<br />
absetzen<br />
Alle spendenbegünstigten Organisationen und weitere Informationen<br />
finden Sie unter www.bmf.gv.at/spendenservice