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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

bedingungslosen, sich <strong>de</strong>r rationalen und moralischen Kontrolle entziehen<strong>de</strong>n Liebe,<br />

die keine Kompromisse und Zugeständnisse, keinen Pragmatismus und<br />

selbstverständlich keinen Ehewunsch kennt. In <strong>de</strong>r neuzeitlichen abendländischen<br />

Kultur fungiert diese als Gegenentwurf zur bürgerlich-christlichen Ehe. Aus diesem<br />

Oppositionsverhältnis bezieht sie ihre Dynamik und Daseinsberechtigung. 62 In<br />

„Staszka“ wird diese Liebe mit mystischem Begehren, mit <strong>de</strong>r Passion Christi<br />

parallelisiert. Sie verlangt (wenigstens von Staszkas Seite – und dies ist <strong>de</strong>r<br />

geschlechtsspezifische Aspekt <strong>de</strong>s Unternehmens) nach <strong>de</strong>r Verschmelzung bei<strong>de</strong>r<br />

Lieben<strong>de</strong>r, nach <strong>de</strong>r Aufgabe ihrer individuellen Existenz. Staszka wird von ihrem<br />

zunächst etwas zögerlichen Geliebten abhängig, <strong>de</strong>nkt unaufhörlich an ihn, richtet sich<br />

in ihrem Denken und Han<strong>de</strong>ln nach seinen Anweisungen. Damit schließt sie sich <strong>de</strong>r<br />

unüberschaubaren Reihe von literarischen Darbietungen <strong>de</strong>r masochistischen, das<br />

Liebesobjekt fetischisieren<strong>de</strong>n, auf <strong>de</strong>n geliebten Mann uneingeschränkt fixierten, von<br />

innerer Auszehrung und To<strong>de</strong>ssehnsucht bedrohten Weiblichkeit an. 63 Zu <strong>de</strong>n<br />

performativen Effekten dieser Imaginationen gehört die Suggestion, dass das Lei<strong>de</strong>n<br />

und Zugrun<strong>de</strong>gehen an unerfüllbarer Liebe ein unvermeidliches weibliches Schicksal<br />

darstellen wür<strong>de</strong>.<br />

Sie fühlte Unruhe und Liebe in je<strong>de</strong>m einzelnen Nerv. Sie versank in Gedanken an ihn mit <strong>de</strong>r<br />

Ekstase von Stigmatisierten. Sein Blick führte bei ihr hypnotische Erstarrung herbei (...). Sie<br />

entwickelte sich schnell, unwillkürlich, unter <strong>de</strong>m Einfluss seiner Größe. Sie dachte seine<br />

Gedanken, fühlte seine Gefühle. Dort, wo sie nicht instinktiv und blind nach seiner unbewussten<br />

Suggestion han<strong>de</strong>ln konnte, blieb sie leblos. Der chronische Schmerz seines Wesens ging auch in<br />

ihre Seele über. (138) 64<br />

62<br />

Vgl. Stu<strong>by</strong> 1992, 92, 121/128; Luhmann 1982, 64.<br />

63<br />

Als Para<strong>de</strong>beispiele für diese Art fingierter Weiblichkeit in <strong>de</strong>r Literatur nennt Stu<strong>by</strong> (1992) Hans<br />

Christian An<strong>de</strong>rsens Märchennovelle „Die kleine Meerjungfrau“ und die Erzählung <strong>de</strong>s Romantikers<br />

Friedrich <strong>de</strong> la Motte-Fouqué „Undine“.<br />

64<br />

Polnisch: „Czuła niepokój i miłość w każdym nerwie, zatapiała się w myślach o nim z ekstazą<br />

stygmatyków; pod wpływem jego wzroku ogarniała ją martwota hipnotyzowanych (...). Rozwijała się<br />

szybko, mimowiednie, pod wpływem jego potęgi. Myślała jego myślami, czuła jego wrażeniami. Tam,<br />

gdzie nie mogła instynktownie, ślepo działać według jego nieświadomej sugestyi, pozostawała martwą.<br />

Chroniczny ból istoty Gustawa przeszedł także do jej duszy.“<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu<br />

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