Entwicklungskonzept Kernbereich Friedrichsdorf Innenstadt
Entwicklungskonzept Kernbereich Friedrichsdorf Innenstadt
Entwicklungskonzept Kernbereich Friedrichsdorf Innenstadt
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<strong>Entwicklungskonzept</strong> <strong>Kernbereich</strong><br />
<strong>Friedrichsdorf</strong><br />
<strong>Innenstadt</strong><br />
1. Kurzfassung<br />
2. Analyse<br />
3. Kooperativer Planungsprozess<br />
4. <strong>Entwicklungskonzept</strong>
<strong>Entwicklungskonzept</strong> <strong>Kernbereich</strong> <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
Erarbeitet vom Arbeitskreis<br />
"<strong>Entwicklungskonzept</strong> für den <strong>Kernbereich</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong>"<br />
von Februar bis Mai 2005<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong>, Juni 2005<br />
Auftraggeber<br />
Magistrat der Stadt <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
Stadtplanungs- und Hochbauamt<br />
Hugenottenstraße 55<br />
61381 <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
Ansprechpartner: Reinhard Wegmann<br />
Auftragnehmer<br />
Fachliche Beratung – Prozessorganisation – Moderation<br />
sinning architekten<br />
lorenz architekten<br />
Arbeitsgemeinschaft:<br />
Sinning Architekten<br />
Lorenz Architekten<br />
Platz der deutschen Einheit 21<br />
64293 Darmstadt<br />
Telefon 06151 3911669<br />
Telefax 06151 3911659<br />
sinning-architekten@t-online.de<br />
Im Technologiezentrum<br />
Vahrenwalder Straße 7<br />
30165 Hannover<br />
Telefon 0511 9357-150<br />
Telefax 0511 9357-152<br />
info@koris-hannover.de
INHALT<br />
Inhalt<br />
Inhalt......................................................................................................................................3<br />
1 Kurzfassung: <strong>Entwicklungskonzept</strong> für den <strong>Kernbereich</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong>........5<br />
1.1 Anlass und Rahmenbedingungen..........................................................................5<br />
1.2 Ziele und Vorgehensweise des Planungsprozesses..............................................5<br />
1.3 Ergebnis des Planungsprozesses..........................................................................5<br />
2 Analyse des <strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong>...........................................................9<br />
2.1 Entwicklungsgeschichte.........................................................................................9<br />
2.2 Stadtstruktur.........................................................................................................10<br />
2.3 Verkehr.................................................................................................................11<br />
2.4 Nutzungen............................................................................................................13<br />
2.5 Gestalt..................................................................................................................17<br />
2.6 Stärken-Schwächen-Profil von <strong>Friedrichsdorf</strong>......................................................19<br />
3 Kooperativer Planungsprozess für den <strong>Kernbereich</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong>..............20<br />
3.1 Kommunikation und Kooperation in der Planung.................................................20<br />
3.2 Arbeitskreis "<strong>Entwicklungskonzept</strong> für den <strong>Kernbereich</strong> in <strong>Friedrichsdorf</strong>"..........21<br />
3.3 Fazit und Ausblick................................................................................................28<br />
4 <strong>Entwicklungskonzept</strong> <strong>Kernbereich</strong> <strong>Friedrichsdorf</strong> ..................................................29<br />
4.1 Leitbild "Belebte <strong>Innenstadt</strong>" ................................................................................29<br />
4.2 Abgrenzung <strong>Kernbereich</strong> .....................................................................................30<br />
4.3 Ziele und Maßnahmen .........................................................................................30<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 3
1 KURZFASSUNG: ENTWICKLUNGSKONZEPT<br />
1 Kurzfassung: <strong>Entwicklungskonzept</strong> für den <strong>Kernbereich</strong><br />
von <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
1.1 Anlass und Rahmenbedingungen<br />
Das seit 1921 in <strong>Friedrichsdorf</strong> ansässige Unternehmen Milupa beabsichtigt seine Produktionsanlagen<br />
in <strong>Friedrichsdorf</strong> bis Mitte 2005 vollständig aufzugeben, die Liegenschaften<br />
neu zu strukturieren und in wesentlichen Teilen zu veräußern. Die künftige Nutzung der<br />
großen freiwerdenden Flächen in zentraler Lage in <strong>Friedrichsdorf</strong> wird die Entwicklung der<br />
Stadt maßgeblich prägen. Die Stadt <strong>Friedrichsdorf</strong> hat den Rückzug der Milupa daher zum<br />
Anlass genommen, gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern, Verbänden, Vereinen und<br />
Wirtschaftsvertretern ein <strong>Entwicklungskonzept</strong> für den <strong>Kernbereich</strong> der Stadt zu erarbeiten.<br />
1.2 Ziele und Vorgehensweise des Planungsprozesses<br />
Das <strong>Entwicklungskonzept</strong> baut auf vorhandenen Planungen und Beschlüssen auf und benennt<br />
Ziele und Eckpunkte für die künftige Entwicklung des <strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong>.<br />
Es soll als Grundlage für die Erarbeitung von Bauleitplänen und für die Konzeption<br />
von Entwicklungsprojekten für den <strong>Kernbereich</strong> dienen.<br />
Das Konzept wurde unter neutraler Moderation und mit Unterstützung von Fachplanern<br />
durch einen 30-köpfigen Arbeitskreis in vier Sitzungen erarbeitet. Im Arbeitskreis wirkten<br />
Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Bürgerschaft und Wirtschaft mit.<br />
1.3 Ergebnis des Planungsprozesses<br />
1. Sitzung:<br />
Analyse und Ideensammlung<br />
2. Sitzung:<br />
Ziele und Konzeptansätze<br />
3. Sitzung:<br />
Konzeptkonkretisierung<br />
4. Sitzung:<br />
Konzeptabstimmung<br />
Abgrenzung des Aktionsraums<br />
Stärken-Schwächen-Profil und Ziele für den Aktionsraum<br />
Vier Konzeptansätze mit Aussagen zur Struktur, zu<br />
Verkehr und zur Nutzung für den Aktionsbereich<br />
Einschätzung der Vereinbarkeit der vier Konzeptansätze<br />
Abgestimmtes Leitbild "Belebte <strong>Innenstadt</strong>" für die<br />
Entwicklung des <strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
Abgestimmtes <strong>Entwicklungskonzept</strong> mit Aussagen zur<br />
Nutzungsverteilung und Verkehrserschließung<br />
Maßnahmenkatalog mit Beschreibung von Maßnahmen<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 5
Leitbild "Belebte <strong>Innenstadt</strong>"<br />
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
Der Arbeitskreis legt dem <strong>Entwicklungskonzept</strong> für den <strong>Kernbereich</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong> das<br />
Leitbild der "Belebten <strong>Innenstadt</strong>" zugrunde. Das Leitbild beschreibt, welche Merkmale den<br />
<strong>Kernbereich</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong> künftig prägen sollen:<br />
Als "Lebendige <strong>Innenstadt</strong>" von <strong>Friedrichsdorf</strong> ist der Bereich der Hugenottenstraße und<br />
des ehemaligen Milupa-Geländes durch eine Nutzungsmischung aus Einzelhandel, Dienstleistung,<br />
Gewerbe und städtischem Wohnen geprägt. Dem Einzelhandel kommt dabei eine<br />
zentrale Bedeutung zu. Großflächige Einzelhandelseinrichtungen ziehen als Frequenzbringer<br />
Kunden in die <strong>Innenstadt</strong>. Die <strong>Innenstadt</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong> bietet für Menschen mit unterschiedlichen<br />
Interessen und jeden Alters verschiedene Nutzungsmöglichkeiten und Anziehungspunkte.<br />
Dem Einzelhandelsschwerpunkt <strong>Innenstadt</strong> macht kein weiteres SB-<br />
Warenhaus am Stadtrand Konkurrenz.<br />
<strong>Entwicklungskonzept</strong><br />
Zentrales Ergebnis des Planungsprozesses ist ein gemeinsames <strong>Entwicklungskonzept</strong> in<br />
Form eines Plans. Die darin enthaltenen räumlichen Aussagen für die Verteilungen der Nutzungen<br />
im <strong>Kernbereich</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong> sind nicht als flächenscharfe Zuordnungen zu<br />
verstehen. Die genaue Abgrenzung bleibt detaillierten Planungen vorbehalten.<br />
6 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS
1 KURZFASSUNG: ENTWICKLUNGSKONZEPT<br />
Ziele und Maßnahmen<br />
Die im Folgenden aufgeführten gemeinsam abgestimmten Ziele und Maßnahmen bilden die<br />
Grundlage für weitere detaillierte Planungen der <strong>Innenstadt</strong>entwicklung und zeigen konkreten<br />
Handlungsbedarf für die Umsetzung des erarbeiteten Konzepts auf.<br />
Konsens bestand über folgende Punkte:<br />
Nutzungsverteilung (siehe Plan)<br />
• Der Schwerpunkt des zentrenrelevanten Einzelhandels soll in der Nähe der Hugenottenstraße<br />
in räumlichen Bezug zum Landgrafenplatz angeordnet werden.<br />
• Mischnutzungen sind auf dem Goers-Gelände, entlang der Bahnstraße und im Bereich<br />
des Alten Viadukts vorgesehen.<br />
• Ein neuer Platz mit hoher Aufenthaltsqualität soll im Zentrum entstehen.<br />
• Eine Wegeverbindung soll vom Landgrafenplatz über den neuen Platz hin zum Alten<br />
Viadukt verlaufen.<br />
• Ein neues Milupa-Verwaltungsgebäude ist als Ergänzung des verbleibenden Laborgebäudes<br />
der Milupa vorgesehen.<br />
• Öffentliche oder private Bildungs- und Kultureinrichtungen sollen in der <strong>Innenstadt</strong><br />
Platz finden.<br />
• Innerstädtisches Wohnen ist in Erweiterung bestehender Wohngebiete vorgesehen.<br />
• Ein Gewerberiegel soll die <strong>Innenstadt</strong> vom Bahndamm abschirmen.<br />
• Die <strong>Innenstadt</strong> soll gegenüber dem Industriegebiet der Rühl-Chemie durch eine<br />
Raumkante abgeschlossen werden.<br />
• Die Entwicklung des <strong>Kernbereich</strong>s soll abgewartet werden, bevor die Flächen südlich<br />
der Rühl-Chemie und Cheshamer Straße / Am Zollstock entwickelt werden<br />
(sekundäre Entwicklung).<br />
• Auf den Entwicklungsflächen östlich des Bahndamms soll kein weiterer Einzelhandel<br />
zugelassen werden.<br />
Nutzungsintensität<br />
• Für den <strong>Kernbereich</strong> ist eine dichte Bebauung mit ca. 50.000 m² Bruttogeschossfläche<br />
zuzüglich der Erweiterungsflächen vorgesehen.<br />
• Die Verteilung soll zu jeweils etwa einem Drittel auf die Nutzungsbereiche Einzelhandel,<br />
Gewerbe/Dienstleistung und Wohnen erfolgen.<br />
Kraftfahrzeugverkehr<br />
• Das <strong>Entwicklungskonzept</strong> bedingt eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur.<br />
• Eine gute Netzintegration des Zentrums ist durch Anbindung an die Entlastungsstraße<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong> sowie überörtliche und lokale Vernetzung mit den Stadtteilen<br />
möglich.<br />
• Eine zentrale Verbindung/Spange soll den Verkehr im Zentrum sammeln und<br />
verteilen.<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 7
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
• Hugenottenstraße und Milupa-Gelände sollen nicht durch eine Straße mit viel Verkehr<br />
getrennt werden. Durchgangsverkehr im Milupa-Gelände soll vermieden werden.<br />
• Ein großes, zentral gelegenes Stellplatzangebot für die Hugenottenstraße und das<br />
ehemalige Milupa-Gelände ist erforderlich.<br />
• Ebenerdige Stellplätze sollen nur in sehr begrenztem Umfang (Kurzparker, Behinderten-<br />
und Frauenparkplätze) zur Verfügung gestellt werden.<br />
Fuß- und Radwege<br />
• Die umliegenden Stadtteile sind durch Radwegesystem stärker an die <strong>Innenstadt</strong><br />
anzubinden.<br />
• Eine Stärkung und der Ausbau der Regionalparkroute soll durch qualitative Aufwertung<br />
des Alten Viadukts und die Anbindung an den Bahnhof (ÖPNV) ermöglicht werden.<br />
• Das Fuß- und Radwegenetz in der <strong>Innenstadt</strong> soll vervollständigt, gestalterisch aufwertet<br />
und hervorhoben werden.<br />
• Die Verbindung vom Bahnhof zum Zentrum soll für Fußgänger attraktiv gestaltet<br />
werden.<br />
• Die Durchlässigkeit zwischen Hugenottenstraße und Milupa-Gelände soll für Fußgänger<br />
und Radfahrer verbessert und durch eine einheitliche Ausstattung und Gestaltung<br />
aufgewertet werden.<br />
Qualitätsverbesserung<br />
• Die Anbindung/Verknüpfung und Ausstattung der Passagen zwischen Hugenottenstraße<br />
und Milupa-Gelände soll qualitativ und gestalterisch aufgewertet werden.<br />
• Das Alte Viadukt soll durch eine hochwertige Querung für Fahrzeuge, Fußgänger<br />
und Radfahrer ersetzt werden. Dazu ist eine räumliche Aufwertung durch eine möglichst<br />
offene und reduzierte Überbrückung nötig.<br />
• Die Bahnstraße sollte im Kreuzungsbereich Wilhelmstraße und im Bereich der bisherigen<br />
Milupa-Verwaltung verbreitert und aufgewertet werden.<br />
• Die Hugenottenstraße soll durch entsprechende Qualitäten in Gestaltung und Ausstattung<br />
aufgewertet werden.<br />
Es gilt, Ziele und Maßnahmenkatalog als Ergebnis der Zusammenarbeit im Arbeitskreis für<br />
das weitere Verfahren konstruktiv zu nutzen und bei der detaillierten Ausarbeitung der Planungen<br />
weiterhin zu überprüfen und fortzuschreiben.<br />
8 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS
2 ANALYSE DES KERNBEREICHS VON FRIEDRICHSDORF<br />
2 Analyse des <strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
2.1 Entwicklungsgeschichte<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong> vor dem 19. Jh. <strong>Friedrichsdorf</strong> um 1900 <strong>Friedrichsdorf</strong> um 1950-72 <strong>Friedrichsdorf</strong> um 1970 bis heute<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong> vor dem 19. Jahrhundert<br />
• 1687 Stadtgründung durch Hugenotten<br />
• 1771 Verleihung der Stadtrechte im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong> um 1900<br />
• Baderbahn fördert gewerbliche Entwicklung<br />
• "Stadt des Zwiebacks"<br />
• Erweiterung der Wohnansiedlungen<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong> um 1950 bis 1972<br />
• Wohnbaugebiete am Dillinger Hang<br />
• 1961 Neubau der B 455<br />
• Hochhäuser zwischen Hugenottenstraße und B 455<br />
• Siedlungsentwicklung Seulbergs mit Gewerbe<br />
• Großflächige Gewerbeansiedlung zwischen Hugenottenstraße und Bundesbahn<br />
• Hugenottenstraße bleibt Mittelpunkt<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong> um 1970 bis heute<br />
• 1972 Gebietsreform<br />
• Umstrukturierung der alten Hugenottenstraße und Aufhebung der alten Bebauungsstruktur<br />
• 1974 Festsetzung <strong>Friedrichsdorf</strong>s als Schwerpunkt für zukünftige Entwicklung<br />
• Gewerbegebiet Mitte, Houiller Platz, Am Schäferborn, Am Römerhof<br />
• Rückgang der Industrie – erste Brachen im Kerngebiet<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 9
2.2 Stadtstruktur<br />
2.2.1 Bebauung<br />
Die Bebauung des <strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
ist charakterisiert durch folgende Teilbereiche:<br />
• Kleinteilige Baustruktur an der<br />
Hugenottenstraße<br />
• Großmaßstäbliche Gewerbestruktur als<br />
Fremdkörper in kleinteiliger Wohnstruktur<br />
• Eigenständige Entwicklung des Houiller<br />
Platzes und der Wohngebiete jenseits der<br />
Bahnstrecke<br />
2.2.2 Barrieren<br />
Die Stadt <strong>Friedrichsdorf</strong> wird durch die "Barrieren"<br />
• Landesstraße L 3057<br />
und<br />
• Bahnstrecke<br />
in drei Stadtgebiete geteilt.<br />
2.2.3 Verbindungen<br />
Die durch die "Barrieren" getrennten Stadtgebiete<br />
sind an verschiedenen Stellen miteinander verknüpft:<br />
• Passagen als Verbindung zwischen Hugenottenstraße<br />
und Gewerbegebiet/Houiller Platz<br />
• Altes Viadukt und Neues Viadukt als Unterführung<br />
der Bahnstrecke<br />
• Bahnstraße als durchgängige Querverbindung<br />
zwischen Bahnhof und Hugenottenstraße<br />
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
10 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS
2 ANALYSE DES KERNBEREICHS VON FRIEDRICHSDORF<br />
2.3 Verkehr<br />
2.3.1 Entlastungsstraße <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
Stark zunehmende Entwicklung des<br />
Kfz-Verkehrs führte zum Bau der Entlastungsstraße<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong>-Köppern<br />
(L 3057 neu).<br />
L 3057 neu als "Sammelschiene"<br />
für den örtlichen und überörtlichen<br />
Verkehr<br />
Verringerung der Querschnittsbelastung<br />
der L 3057alt im Ortsteil<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong> von ca. 19.400<br />
Kfz/24h auf ca. 15.700 Kfz/24h<br />
Verkehrszunahme auf der Ortsumfahrung<br />
Seulberg um voraussichtlich<br />
17% von 19.600 Kfz/24h auf<br />
22.900 KFZ/24h<br />
2.3.2 Verkehrssituation in <strong>Friedrichsdorf</strong> heute<br />
Kraftfahrzeuge<br />
Auf den städtischen Straßen, die nicht Landes- oder Bundesstraßen sind, ist der Verkehr<br />
weitestgehend bestimmt durch Quell-, Ziel- und Binnenverkehr, Durchgangsverkehr<br />
spielt kaum eine Rolle.<br />
Das aktuelle Stellplatzangebot ist angemessen, bringt aber städtebauliche Probleme mit<br />
sich.<br />
Öffentliche Nahverkehrsmittel<br />
Quelle: Magistrat der Stadt <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
Amt für Straßen und Verkehrswesen Frankfurt/Main<br />
Der <strong>Kernbereich</strong> ist sehr gut mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln an das Umland durch<br />
S-Bahn und Stadtbusse angebunden:<br />
• S-Bahn <strong>Friedrichsdorf</strong>, Bad Homburg und Frankfurt Hauptbahnhof<br />
• DB Nahverkehr nach Friedberg<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 11
• Regionalverbindung Taunusbahn<br />
• Regionaler Busverkehr u.a. nach Bad Homburg<br />
• Stadtbuslinien<br />
Fußläufige Verbindungen<br />
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
Philipp-Reis-Passage verbindet Hugenottenstraße mit Cheshamer Straße<br />
Verknüpfung Hugenottenstraße mit dem Milupa-Gelände durch "Gängelchen"<br />
2.3.3 Verkehrsprognose 2010 – Querschnittsbelastung (Kfz/24h)<br />
Verstärkte Erschließung des Stadtteils<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong> über die L 3415 (Färberstraße)<br />
Durchgangsverkehr in <strong>Friedrichsdorf</strong> ist<br />
künftig untergeordnet zu bewerten (ca. 30%)<br />
Ortsdurchfahrt wird von Lastkraftwagenverkehr<br />
durch die Erreichbarkeit der Gewerbegebiete<br />
über die Entlastungsstraße L 3057<br />
entlastet<br />
2.3.4 Verkehrsprognose bis 2015 – Räumliche Verteilung des<br />
Neuverkehrs durch Entwicklung des <strong>Kernbereich</strong>s<br />
Die Verkehrsprognose 2015 untersucht die Auswirkungen der geplanten Entwicklung auf<br />
dem Milupa-Gelände und auf den angrenzenden Flächen auf die Verkehrssituation im<br />
<strong>Kernbereich</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong>.<br />
Die Angaben in Kraftfahrzeugen pro Stunde (Kfz/h) beziehen sich dabei jeweils auf die Tagesstunde<br />
mit der höchsten Verkehrsbelastung (16:30-17:30 Uhr). Die Berechnung geht<br />
dabei von folgenden Annahmen aus:<br />
Entlastungsstraße ist ausgebaut und uneingeschränkt nutzbar<br />
Quelle: Magistrat der Stadt <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
Amt für Straßen und Verkehrswesen<br />
Frankfurt/Main<br />
Der allgemeine Verkehrszuwachs findet auch in <strong>Friedrichsdorf</strong> statt.<br />
Auf den Entwicklungsflächen werden 15.000 m² Einzelhandel, 17.500 m² Gewerbe und<br />
17.500 m² Wohnen verwirklicht, woraus sich ein Mehrverkehr von 760 Kfz/h als Quellverkehr<br />
und von 570 Kfz/h als Zielverkehr ergibt.<br />
12 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS
2 ANALYSE DES KERNBEREICHS VON FRIEDRICHSDORF<br />
Die Verkehrsplaner von IMB-Plan kommen zu der Einschätzung, dass der prognostizierte<br />
Verkehr und der Neuverkehr an mehreren Kreuzungen (Knotenpunkten) zu Überlastungen<br />
führen werden, so dass ein Ausbau erforderlich wird.<br />
Quelle: IMB PLAN Verkehrsentwicklung (04.2005)<br />
2.4 Nutzungen<br />
2.4.1 Flächennutzungsplan vom 31.12.2002<br />
Der Flächennutzungsplan für das Verbandsgebiet des früheren Umlandverbandes Frankfurt<br />
trifft verbindliche Aussagen für die Flächennutzungen in allen Städten und Gemeinden des<br />
Rhein-Main-Gebietes.<br />
Bei Änderungen in der Nutzung, wie dem Rückzug von Industriebetrieben, kann der<br />
regionale Flächennutzungsplan an die geänderten Rahmenbedingungen angepasst<br />
werden.<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 13
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
Quelle: Planungsverband Ballungsraum Frankfurt-Rhein/Main, Flächennutzungsplan vom 31.12.2002<br />
Nutzung im <strong>Kernbereich</strong><br />
Hugenottenstraße<br />
• Innerstädtischer Einkaufsbereich<br />
• Landgrafenplatz als räumlicher<br />
Mittelpunkt der Einkaufslage: Zunahme<br />
der Einzelhandelsdichte / Abnahme der<br />
Dienstleister und der Gastronomienutzung<br />
zu diesem Platz hin<br />
Houiller Platz<br />
• Wohn- und Geschäftszentrum<br />
• Einzelhandelsangebot geht zum Teil<br />
über die Nahversorgung hinaus<br />
• Keine räumlichen und funktionalen<br />
Bezüge zur Hugenottenstraße<br />
Milupa-Gelände<br />
• Zu integrierende Entwicklungsfläche<br />
nach Rückzug der Produktion<br />
14 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS
2 ANALYSE DES KERNBEREICHS VON FRIEDRICHSDORF<br />
2.4.2 Einzelhandelsentwicklung <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
GMA-Markt- und Standortsuntersuchung, Februar 2005<br />
Die Untersuchung beschreibt die einzelhandelsbezogenen Entwicklungsperspektiven von<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong> und berücksichtigt dabei die erwartete demographische und wirtschaftliche<br />
Entwicklung.<br />
Die Untersuchung geht von folgenden Annahmen aus:<br />
Leicht steigende Pro-Kopf-Kaufkraft bis 2015<br />
Geringe Einwohnerentwicklung in <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
Konstante Einwohnerzahl in Bad Homburg-Kirdorf und steigende Einwohnerzahl in<br />
Rosbach-Rodheim<br />
Die Verkaufsflächenprognose für <strong>Friedrichsdorf</strong> stellt zwei verschiedene Entwicklungsszenarien<br />
bis zum Jahr 2015 dar:<br />
Szenario 1 "Status-quo-Prognose": weitgehend unveränderte Marktanteile des<br />
Einzelhandels: Zuwachs an Verkaufsfläche 2.800 m²<br />
Szenario 2 "Zielprognose": leicht steigende Marktanteile des Einzelhandels in<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong> und im überörtlichen Einzugsgebiet, Steigerung des<br />
Marktanteils von ca. 57% im Einzelhandel auf zukünftig ca. 65%:<br />
Zuwachs an Verkaufsfläche 7.100 m²<br />
Quelle GMA-Markt- und Standortuntersuchung, 10.01.2005<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 15
Empfehlungen aus dem GMA-Gutachten, Januar 2005<br />
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
Ansiedlung eines Vollsortimenters zusammen mit weiteren zentrenrelevanten Angeboten<br />
(v.a. Bekleidung, Sport) im <strong>Kernbereich</strong><br />
Voraussetzung: keine weitere Ansiedlung eines Vollsortimenters an anderen Standorten<br />
im Stadtteil <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
Empfohlene Zielsetzungen für die Entwicklung des Einzelhandels im <strong>Kernbereich</strong><br />
von <strong>Friedrichsdorf</strong> aus dem GMA-Einzelhandelskonzept, Februar 2005<br />
Weiterentwicklung der Versorgungsfunktion des <strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
Stabilisierung und Steigerung der Attraktivität der <strong>Innenstadt</strong><br />
Sicherung und Ausbau einer ausgewogenen Nahversorgungsstruktur<br />
Bedarfsermittlung<br />
Als Grundlage für die Einzelhandelsentwicklung im <strong>Kernbereich</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong> hat die<br />
GMA die Verkaufsflächenausstattung von <strong>Friedrichsdorf</strong> mit der in anderen Städten verglichen.<br />
Quelle: GMA – Stellungnahme, April 2005<br />
16 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS
2 ANALYSE DES KERNBEREICHS VON FRIEDRICHSDORF<br />
Aus diesem Vergleich lässt sich ableiten, dass in <strong>Friedrichsdorf</strong> ein Entwicklungsbedarf in<br />
den Bereichen Bekleidung, Sport, Schuhe, Drogerien und Elektrowaren besteht.<br />
Quelle: GMA – Stellungnahme, April 2005<br />
2.5 Gestalt<br />
Industriestadt – <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
• "<strong>Friedrichsdorf</strong> blickte als Industriestadt einst stolz<br />
auf seine qualmenden Schlote".<br />
• Durch die Schließung von historischen Betriebsstätten<br />
entstehen großräumige, städtische<br />
Entwicklungsbereiche, die angepasst an das Umfeld<br />
neu genutzt werden müssen.<br />
Veränderungsprozess<br />
• Ab etwa Anfang der 1970er Jahre mit der Festsetzung<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong>s als Entwicklungsschwerpunkt<br />
und der Ausweisung des Entwicklungsbereichs<br />
östlich der Bahn entstanden neue städtebauliche<br />
Zonen, wie das Gewerbegebiet Mitte, der<br />
Houiller Platz, die Wohnbebauungen Am<br />
Schäferborn und Am Römerhof.<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 17
Hugenottenstraße<br />
• Die historische Aufnahme der Hugenottenstraße<br />
zeigt die Maßstäblichkeit früherer Bauepochen. Die<br />
Gesamtanlagen dieses innerstädtischen Bereiches<br />
werden geprägt durch 2-geschossige Gebäude mit<br />
angrenzenden Stall- und Lagergebäuden.<br />
• Kleinmaßstäbliche Gebäudefolgen bestimmen die<br />
ursprüngliche Gestalt der im Zentrum gelegenen<br />
Hugenottenstraße; jedoch werden historisch<br />
angelegte Proportionen immer wieder durch<br />
Maßstabssprünge gestört.<br />
Gestaltungsgegensätze<br />
• Vorherrschend heterogene Bauformen und starke<br />
Gestaltungsgegensätze in Maßstab, Material und<br />
Architekturdetails prägen heute den <strong>Kernbereich</strong> der<br />
Stadt <strong>Friedrichsdorf</strong>.<br />
Gewerbebauten<br />
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
• Zentrumsnahe Gewerbeflächen der Firmen Milupa und Rühl stehen im Kontrast zur<br />
historischen Struktur des Kerngebietes.<br />
• Gewerbliche und industrielle Sonderbauten stellen in den Randlagen zur <strong>Innenstadt</strong><br />
eigenständige und zentrumsfremde Gebäudestrukturen dar. Durch die geplante Verlagerung<br />
von Produktionsstätten entstehen für die Stadt <strong>Friedrichsdorf</strong> vielfältige<br />
Chancen einer neuen Maßstäblichkeit.<br />
• Bis zu 3-geschossige Verwaltungs- und Laborgebäude bilden die Raumkante entlang<br />
der Prof.-Wagner-Straße. Der Übergang zur kleinteiligen Struktur im Bereich<br />
der Hugenottenstraße ist hier eine besondere Herausforderung.<br />
18 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS
2 ANALYSE DES KERNBEREICHS VON FRIEDRICHSDORF<br />
2.6 Stärken-Schwächen-Profil von <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
Das Stärken-Schwächen-Profil stellt die Einschätzung der gegenwärtigen Situation von<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong> durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Arbeitskreises dar und diente<br />
als Grundlage für die konzeptionellen Überlegungen und Zielformulierungen im Arbeitskreis.<br />
Die Stärken und Schwächen wurden in der ersten Arbeitskreissitzung (siehe Kapitel<br />
3.2.1) in einer Kartenabfrage zusammengetragen und sind in der folgenden Darstellung<br />
thematisch sortiert zusammengefasst.<br />
Stärken Schwächen<br />
Lebensqualität<br />
+ Attraktive Landschaft<br />
+ Gutes Wohnumfeld<br />
+ Kulturelle Vielfalt<br />
+ Schwimmbad<br />
Gestaltungsqualitäten<br />
+ Geschlossenes Stadtbild<br />
+ Interessante historische Bereiche<br />
(charakteristische Höfe, Passagen und Hugenottenstraße)<br />
Verkehr<br />
+ Gute Verkehrsanbindung<br />
+ Integration in die Region und an die Zentren<br />
+ Kostenlose Parkplätze<br />
+ Bahnhof in unmittelbarer Nähe zur Kernstadt<br />
Potenzial <strong>Innenstadt</strong>flächen<br />
+ Großes Flächenpotenzial in der <strong>Innenstadt</strong><br />
+ Wenig Grundstückseigentümer<br />
+ Zentrale Lage<br />
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />
+ Hohe Kaufkraft<br />
+ Viele Arbeitsplätze in der <strong>Innenstadt</strong><br />
Entwicklungsperspektiven<br />
+ Traditionsstandort (Bildung/Forschung)<br />
+ Hoher Bekanntheitsgrad<br />
+ Chance neue Kernstadt zu entwickeln<br />
+ Großer Gestaltungsspielraum<br />
+ Wohnen und Arbeiten an einem Standort integriert<br />
+ Mitarbeit verschiedener Akteure (Milupa, Bürger,<br />
Politiker)<br />
- Zu wenig Aufenthaltsorte im Freien und gepflegte<br />
Grünflächen<br />
- Wenige Einrichtungen für Freizeitgestaltung<br />
(v.a. für Jugendliche und Senioren)<br />
- Kaum Treffpunkte für Vereine<br />
- Schlechtes Einzelhandelsangebot<br />
- Kein attraktives, sichtbares Zentrum<br />
- Heterogene, nicht aufeinander abgestimmte<br />
Bausubstanz<br />
- Mangelhafte Gestaltung der zentralen<br />
Gewerbebereiche<br />
- Zu kurze Fußgängerzone<br />
- Trennung der <strong>Innenstadt</strong> durch Bahnlinie; zu wenig<br />
Verbindungen zwischen den <strong>Innenstadt</strong>teilen<br />
- Altes Viadukt ist zu dunkel<br />
- Schlechte Erreichbarkeit<br />
- Unzureichende Verkehrsinfrastruktur<br />
- Schlechte Verkehrssituation: PKW und Fußgänger<br />
- Schlechte Flächenverfügbarkeit<br />
- Zu viele brachliegende Flächen<br />
- Grundstücke sehr teuer<br />
- Mehrere Grundstückseigentümer<br />
- Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland<br />
- Hohe Kosten aufgrund des Abbruchs<br />
- Zurückgehende industrielle Produktion<br />
- Zu wenig neues Gewerbe<br />
- Fehlendes Gesamtkonzept für die Stadt<br />
- Nähe zu Bad Homburg<br />
- Schwierige Investorsuche<br />
- Keine Nachfrage nach Flächen für Gewerbe<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 19
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
3 Kooperativer Planungsprozess für den <strong>Kernbereich</strong> von<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong><br />
3.1 Kommunikation und Kooperation in der Planung<br />
Kooperative und kommunikative Planungsprozesse haben in den letzten Jahrzehnten in der<br />
Praxis und Theorie zunehmend an Bedeutung gewonnen. Über die gesetzlich vorgeschriebene<br />
Öffentlichkeitsbeteiligung im Rahmen der Bauleitplanung hinaus, haben sich informelle<br />
Beteiligungsverfahren bewährt, wie zum Beispiel Foren, Workshopverfahren, Zukunftskonferenzen<br />
und Arbeitskreise.<br />
Die Erkenntnis wächst, dass Kommunikation im Planungsprozess eine entscheidende Rolle<br />
zukommt: Informationen müssen ermittelt, Argumente ausgetauscht und abgewogen, Ideen<br />
und Maßnahmenvorschläge in einem kreativen Prozess beraten und verhandelt sowie<br />
Konzepte vermittelt werden.<br />
Auch im Zuge der Verwaltungsmodernisierung (New Public Management) gewinnen dialogorientierte<br />
Planungsprozesse in Städten und Gemeinden an Bedeutung. Politik und<br />
Verwaltung erkennen die Bürgerinnen und Bürger als ”Mitgestalter”, die sich aktiv an der<br />
kommunalen Entwicklung beteiligen, an und verfolgen das Leitbild einer bürgerorientierten<br />
Kommune.<br />
Dies setzt ein verändertes Selbst- und Steuerungsverständnis von Politik und Verwaltung<br />
voraus: Als "Mitspieler in einem Netz von Handelnden" setzen sie zur Steuerung auch Instrumente<br />
der Kooperation und der Verhandlung ein. So können partnerschaftliche Projekte<br />
zwischen privaten Akteuren (Bürgerschaft, Wirtschaft)<br />
und öffentlicher Hand entstehen.<br />
Insbesondere bei komplexen Aufgaben der<br />
Stadtentwicklung, wie der Erstellung des <strong>Entwicklungskonzept</strong>s<br />
für den <strong>Kernbereich</strong> von<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong>, sind trilaterale Kooperationen mit<br />
Akteuren aus der Bürgerschaft (Bürgerinnen und<br />
Bürger sowie Vereine und Verbände), aus Politik<br />
und Verwaltung (Kommune) sowie aus der Wirtschaft<br />
gefragt. Durch die frühzeitige Zusammenarbeit<br />
der von der Planung betroffenen Akteure<br />
aus allen drei Bereichen können tragfähige Lösungen<br />
zur Bewältigung planerischer Herausforderungen<br />
erarbeitet werden.<br />
Kommunikative Planungsverfahren erfüllen in diesem Zusammenhang verschiedene<br />
Funktionen:<br />
Verbesserung der Informations- und Entscheidungsgrundlage<br />
Bürgerinnen<br />
und Bürger,<br />
Vereine/Verbände<br />
Wirtschaft Kommune<br />
Erhöhung der Transparenz von Planungs- und Entscheidungsprozessen<br />
Kommune<br />
20 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS
3 KOOPERATIVER PLANUNGSPROZESS<br />
Frühzeitige Auslotung von Handlungsspielräumen zur Vermeidung, Minderung und Lösung<br />
von Interessenkonflikten<br />
Steigerung der Akzeptanz, so dass eine höhere Zufriedenheit der beteiligten bzw. betroffenen<br />
Akteure mit den Planungs- und Entwicklungsprojekten entsteht<br />
Förderung der Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt, so dass die Bereitschaft<br />
wächst, Verantwortung für das Gemeinwohl zu übernehmen<br />
Höhere Legitimation und Effektivität durch verbesserte Politikergebnisse<br />
Neben den inhaltlichen, städtebaulichen Qualitäten gilt es also, Verfahrensqualitäten im<br />
Planungsprozess sicher zu stellen. Dazu gehört nicht zuletzt auch die Auswahl der Akteure,<br />
welche die von der Planung berührten Interessen im ausreichenden Maße abbilden muss.<br />
3.2 Arbeitskreis "<strong>Entwicklungskonzept</strong> für den <strong>Kernbereich</strong> in<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong>"<br />
Der Arbeitskreis "<strong>Entwicklungskonzept</strong> für den <strong>Kernbereich</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong>" setzt sich<br />
aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener planungsrelevanter Gruppen zusammen:<br />
Mitglieder des Arbeitskreises<br />
Wirtschaft<br />
• Grundstückseigentümer, Einzelhändler, Industrie- und Handelskammer, Handels-<br />
und Gewerbeverein<br />
Bürgerschaft<br />
• Frauenbeauftragte, Jugend- und Schülervertreterin sowie Vertreterinnen bzw. Vertreter<br />
der Lokalen Agenda 21, des Umwelt- und Naturschutzes und der Bürgerschaft<br />
Kommune<br />
• Vertreter der Fraktionen, des Stadtplanungsamtes und des Amtes für Wirtschaftsförderung<br />
sowie der Bürgermeister und der Erste Stadtrat<br />
Vorgehensweise<br />
Im Rahmen der Erarbeitung des Konzepts für die Entwicklung des <strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
kam der Arbeitskreis zu vier dreistündigen Sitzungen zusammen, die als Abendveranstaltung<br />
durchgeführt und von KoRiS moderiert wurden. Die Architekten Norbert Sinning<br />
und Roland Lorenz standen den Arbeitskreisteilnehmerinnen und -teilnehmern als<br />
Fachplaner beratend zur Seite und speisten fachliche Einschätzungen zum Arbeitsstand in<br />
die Diskussion ein. Arbeitsmaterialien und die Zwischenergebnisse erhielten die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer in Form von Ergebnisprotokollen.<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 21
Ergebnisse der Sitzungen<br />
1. Sitzung:<br />
Analyse und Ideensammlung<br />
2. Sitzung:<br />
Ziele und Konzeptansätze<br />
3. Sitzung:<br />
Konzeptkonkretisierung<br />
4. Sitzung:<br />
Konzeptabstimmung<br />
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
Abgrenzung des Aktionsraums<br />
Stärken-Schwächen-Profil und Ziele für den Aktionsraum<br />
Vier Konzeptansätze mit Aussagen zur Struktur, zu Verkehr<br />
und zur Nutzung für den Aktionsbereich<br />
Einschätzung der Vereinbarkeit der vier Konzeptansätze<br />
Abgestimmtes Leitbild "Belebte <strong>Innenstadt</strong>" für die<br />
Entwicklung des <strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
Abgestimmtes <strong>Entwicklungskonzept</strong> mit Aussagen zur<br />
Nutzungsverteilung und Verkehrserschließung<br />
Maßnahmenkatalog mit Beschreibung von Maßnahmen<br />
3.2.1 Erste Sitzung: Analyse und Ideensammlung<br />
In der ersten Arbeitskreissitzung hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst Gelegenheit,<br />
sich gegenseitig kennen zu lernen und sich als Arbeitsgremium zusammen zu<br />
finden. Als erste Schritte der Zusammenarbeit schätzten sie gemeinsam die Ausgangssituation<br />
und die Entwicklungsmöglichkeiten für den <strong>Kernbereich</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong> ein und<br />
sammelten Zielvorstellungen für die künftige Entwicklung.<br />
Ablauf<br />
Einführung in das Vorhaben<br />
Vorstellungsrunde mit Blitzlicht zu Entwicklungsperspektiven<br />
• Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellten sich kurz vor und vervollständigten den<br />
Satz: "Ich wünsche mir, dass der <strong>Kernbereich</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong> in 10 Jahren ..."<br />
Vortrag "Entwicklung und aktuelle Situation des <strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong>"<br />
• Struktur, Verkehr, Nutzung, Gestalt und Image des <strong>Kernbereich</strong>s<br />
Gemeinsame Ortsbegehung des <strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
Sammlung von Stärken und Schwächen des <strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong>:<br />
"Was gefällt uns? Was gefällt uns nicht?" (Stärken-Schwächen-Profil siehe Kapitel 2.6)<br />
• Identifizierung von Problembereichen in einer Karte<br />
Ideensammlung: "Wohin soll es gehen?"<br />
• Ziele für die Entwicklung des <strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
22 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS
3 KOOPERATIVER PLANUNGSPROZESS<br />
Ergebnisse<br />
Anhand einer Karte diskutierten die Teilnehmenden, welche Gebiete zusätzlich in den benannten<br />
Aktionsraum einbezogen werden sollen. Mit aufgenommen werden sollen:<br />
Bahnstraße (Attraktivität, Verkehr)<br />
Landgrafenplatz<br />
Houiller Platz<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einigten sich auf folgende Ziele für die Entwicklung<br />
des <strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong>:<br />
<strong>Kernbereich</strong> (in der modifizierten Abgrenzung des Aktionsbereichs) als Stadtzentrum für<br />
ganz <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
Branchenmix: Nachhaltigkeit durch Vielfalt statt Abhängigkeit<br />
• Gastronomie<br />
• Freizeit / Kultur<br />
• Wohnen<br />
• Arbeiten (nicht nur im Handel, Betriebe halten, Arbeitsplätze schaffen)<br />
Gemeinsames Thema Bildung und Forschung nutzen<br />
Lebendig/attraktiv<br />
Attraktivität unabhängig vom Handel<br />
Verbindung schaffen<br />
Einzelhandel:<br />
• nicht nur täglicher Bedarf<br />
• erhalten und stärken<br />
• mit ausreichend nahen Parkplätzen<br />
• mit guter Erreichbarkeit zu Fuß und per Rad<br />
• auch Lebensmittel qualitativ ansprechend im Zentrum<br />
Frequenzbringer ansiedeln<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 23
3.2.2 Zweite Sitzung: Ziele und Konzeptansätze<br />
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
Ziel der zweiten Sitzung des Arbeitskreises war es, verschiedene Konzeptentwürfe in<br />
Kleingruppen zu erarbeiten und diese zu einem gemeinsamen Gruppenergebnis zusammenzuführen.<br />
Ablauf<br />
Zusammenfassung der Ergebnisse der ersten Sitzung<br />
Fachinput: "Entwicklungsoptionen für das Stadtzentrum von <strong>Friedrichsdorf</strong>"<br />
Erarbeitung von konzeptionellen Ansätzen<br />
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten in vier Kleingruppen konzeptionelle<br />
Ansätze für die Gestaltung des <strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong>. In einem Plan im<br />
Maßstab 1:1000 stellten sie die verschiedene Nutzungen und Verbindungen dar.<br />
Diskussion der Konzeptansätze und Zusammenführung der Gruppenergebnisse<br />
• Konsensfähige Ansätze<br />
• Klärungsbedarf<br />
• Zielkonkretisierungen<br />
Ergebnisse<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten im Plenum die erarbeiteten konzeptionellen<br />
Ansätze. Sie einigten sich auf folgende Konsenspunkte:<br />
Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel als Frequenzbringer (Lebensmittel Vollsortimenter)<br />
Schaffung eines Systems sich ergänzender Plätze<br />
Mischnutzung von Wohnen/Gewerbe/Einzelhandel in der Bahnstraße<br />
Wohnnutzung nördlich der Bahnstraße<br />
24 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS
3 KOOPERATIVER PLANUNGSPROZESS<br />
3.2.3 Dritte Sitzung: Konzeptkonkretisierung<br />
Ziel der dritten Sitzung des Arbeitskreises war es, ein Leitbild für die Entwicklung des <strong>Kernbereich</strong>s<br />
von <strong>Friedrichsdorf</strong> zu erarbeiten. Dabei sollte der Arbeitskreis insbesondere auch<br />
die genauere Ausgestaltung des Einzelhandels klären.<br />
Ablauf<br />
Fachplanerische Einschätzung und Vergleich der vier Konzeptansätze, die der Arbeitskreis<br />
in der letzten Sitzung erarbeitet hat: Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />
Fachvorträge:<br />
• "Optionen der Einzelhandelsentwicklung" (Firma GMA)<br />
• "Rahmenbedingungen der Verkehrsentwicklung" (Firma IMB-PLAN)<br />
Vorstellung von zwei Leitbildvarianten und anschließende Diskussion<br />
• Belebte <strong>Innenstadt</strong>: Stärkung der Stadtmitte <strong>Friedrichsdorf</strong>s als Einkaufsziel<br />
• Beruhigte <strong>Innenstadt</strong>: SB-Warenhaus auf der "grünen Wiese"<br />
Zusammenführung der Ergebnisse<br />
Ergebnisse<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprachen sich einstimmig für die Leitbildvariante "Belebte<br />
<strong>Innenstadt</strong>" aus. Konsens bestand über folgende Punkte:<br />
Ansiedlung eines SB-Warenhauses oder eines Lebensmittelmarktes mit Fachmärkten<br />
(Nonfood)<br />
Etwa 12.000 m 2 Verkaufsfläche für Einzelhandel<br />
Kein weiteres SB-Warenhaus am Ortsrand als Konkurrenz<br />
Ergänzend zu den bestehenden und verbleibenden Laborgebäuden kann ein neues Milupa-Verwaltungsgebäude<br />
von etwa 5.000 m 2 auf dem Gelände entstehen<br />
Weitere Frequenzbringer: Bildungs- und Kultureinrichtungen (z.B. Bibliothek, allerdings<br />
derzeit keine öffentlichen Finanzierungsmöglichkeiten)<br />
Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur notwendig,<br />
v.a. Knotenpunkte Bahn-/Wilhelmstraße und Prof. Wagner-/Cheshamer Straße<br />
(Senioren)Wohnen auf dem Gelände (zur Ansiedlung von Seniorenwohnen: eine Enthaltung<br />
und eine Gegenstimme)<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 25
3.2.4 Vierte Sitzung: Konzeptabstimmung<br />
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
Die vierte Arbeitskreissitzung diente der Zusammenführung der bisherigen Ergebnisse und<br />
Konzeptansätze zu einem Gesamtkonzept mit Plandarstellung und Maßnahmenkatalog.<br />
Ablauf<br />
Zusammenfassung und fachplanerische Einschätzung der bisherigen Ergebnisse<br />
Vorstellung von drei Varianten zur Nutzungsverteilung und Verkehrserschließung<br />
• Diskussion in Kleingruppen (Wandelgang)<br />
• Sammlung von Vor- und Nachteilen sowie Anregungen<br />
Gemeinsam Erarbeitung eines Konzepts zur Nutzungsverteilung und Verkehrserschließung<br />
Diskussion und Konkretisierung von Maßnahmen, die sich aus dem Konzept ergeben<br />
Ergebnisse<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erarbeiteten gemeinsam ein Konzept zur Nutzungsverteilung<br />
und Verkehrserschließung.<br />
Sie beschlossen einstimmig folgende Maßnahmen als Bestandteile des <strong>Entwicklungskonzept</strong>es:<br />
Verkehrserschließung<br />
• Keine Trennung von Hugenottenstraße und Milupa-Gelände durch Straße mit viel<br />
Verkehr<br />
• Durchgangsverkehr im Milupa-Gelände vermeiden<br />
• Wilhelmstraße: Verkehrsberuhigung zwischen Bahnstraße und Prof.-Wagner-Straße<br />
(evtl. bis hin zur Schließung prüfen)<br />
• Bahnstraße aufweiten<br />
Parken<br />
• Zentral, Nähe Goers-Gelände<br />
• Zentrale Parkmöglichkeiten aus zwei Richtungen erreichbar<br />
• Ausgänge vom zentralen Parken auch zur Hugenottenstraße<br />
26 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS
3 KOOPERATIVER PLANUNGSPROZESS<br />
Platz im Kern des Milupa-Geländes<br />
• Wohnnutzung angrenzend<br />
• Verbindung Landgrafenplatz – neuer Platz – Altes Viadukt<br />
Bahnstraße<br />
• Aufwertung der Bahnstraße<br />
• Verbreiterung der Bahnstraße im Kreuzungsbereich Wilhelmstraße und im Milupa-<br />
Gelände<br />
Altes Viadukt ausbauen<br />
• Ersatz durch hochwertige Querung für Fahrzeuge, Fußgänger und Radfahrer<br />
• Mindestens doppelte Breite und Höhenerweiterung (für LKW)<br />
• Räumliche Aufwertung durch möglichst offene und reduzierte Überbrückung<br />
• Städtebauliche Aufwertung der wichtigen Verknüpfungen von neu und alt<br />
Wohnen nördlich Laborgebäude<br />
• Innerstädtisches Wohnen in Anknüpfung an den Bestand<br />
Gebiet östlich des Bahndamms<br />
• Kein Einzelhandel auf den Entwicklungsflächen<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 27
3.3 Fazit und Ausblick<br />
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
Der Ertrag der kooperativen Vorgehensweise lässt sich in Form von erreichten Qualitäten<br />
benennen:<br />
Die gezielte Besetzung des Arbeitskreises war Grundlage für eine heterogene Zusammensetzung<br />
und gewährleistete eine kontinuierliche Mitarbeit.<br />
Durch Information und Transparenz von Inhalten, Rahmenbedingungen und dem Verfahren<br />
zur Entwicklungsaufgabe <strong>Kernbereich</strong> <strong>Friedrichsdorf</strong> konnte eine Vertrauensbasis<br />
aufgebaut werden.<br />
Durch den kompakten und zeitlich auf vier Monate begrenzten Planungsprozess erfolgte<br />
eine konzentrierte und zielorientierte Bearbeitung.<br />
Die Vorgehensweise ermöglichte es, frühzeitig Betroffene, lokale Experten wie auch externe<br />
Fachplaner in die Planung einzubeziehen.<br />
Durch die Konsensorientierung konnten Ziel- und Entwicklungsvorstellungen zwischen<br />
Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Bürgerschaft und Vereinen/Verbänden abgestimmt und<br />
gemeinsam getragene Lösungen erarbeitet werden.<br />
Es gilt nun, den begonnenen dialog- und konsensorientierten Prozess sowie die abgestimmten<br />
Ergebnisse für das weitere Verfahren konstruktiv zu nutzen. Für die Umsetzung<br />
der Ergebnisse ist zu empfehlen, dass der Arbeitskreis weiterhin bei der Entwicklung des<br />
<strong>Kernbereich</strong>s von <strong>Friedrichsdorf</strong> einbezogen wird. Bei der detaillierten Ausarbeitungen der<br />
Planungen kann der Arbeitskreis die Entwicklungsvorstellungen überprüfen und fortschreiben.<br />
28 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS
4 ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
4 <strong>Entwicklungskonzept</strong> <strong>Kernbereich</strong> <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
4.1 Leitbild "Belebte <strong>Innenstadt</strong>"<br />
Der Arbeitskreis legt dem <strong>Entwicklungskonzept</strong><br />
für den <strong>Kernbereich</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
das Leitbild der "Belebten <strong>Innenstadt</strong>" zugrunde.<br />
Das Leitbild beschreibt, welche Merkmale<br />
die <strong>Innenstadt</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong> in Zukunft<br />
prägen sollen:<br />
Das Zentrum von <strong>Friedrichsdorf</strong> ist als "Lebendige<br />
<strong>Innenstadt</strong>" durch ein Nutzungsgemisch<br />
aus Einzelhandel, Dienstleistung,<br />
Gewerbe und städtischem Wohnen geprägt.<br />
Der Einzelhandel nimmt dabei eine zentrale<br />
Stellung ein. Die <strong>Innenstadt</strong> ist durch ein Maximum<br />
an zentrenrelevanten Nutzungen charakterisiert,<br />
die Ansiedlung eines SB-Warenhauses bzw. eines Lebensmittelmarktes mit<br />
Fachmärkten (Nonfood) bildet den Schwerpunkt des Einzelhandels auf dem ehemaligen Milupa-Gelände<br />
in Ergänzung zum Angebot der Hugenottenstraße. Kein weiteres SB-Warenhaus<br />
am Stadtrand macht dem Einzelhandel in der <strong>Innenstadt</strong> Konkurrenz. Die Hugenottenstraße<br />
und der neu entwickelte Bereich ergänzen sich zu einem lebendigen, vielfältigen <strong>Innenstadt</strong>bereich<br />
mit Einkaufsstraßen, Kultur- und Freizeiteinrichtungen, unterschiedlich gestalteten<br />
und belebten Plätzen, städtischem Wohnen und Arbeiten.<br />
Ereignisse wie verschiedene Märkte, das Hugenottenfest, das Oktoberfest, die Sommerbrücke,<br />
der Ostermarkt, der Kunstmarkt, u.a. beleben die Stadt zusätzlich. Die <strong>Innenstadt</strong> von<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong> ist ein attraktives Einkaufsziel, das Kunden weit über die Stadtgrenzen hinaus<br />
anzieht.<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 29
4.2 Abgrenzung <strong>Kernbereich</strong><br />
Das <strong>Entwicklungskonzept</strong> für die <strong>Innenstadt</strong> von<br />
<strong>Friedrichsdorf</strong> benennt Ziele und Maßnahmen für einen<br />
begrenzten Betrachtungsbereich.<br />
Als <strong>Innenstadt</strong> soll der Bereich von Hugenottenstraße<br />
und ehemaligen Milupa-Gelände entwickelt werden.<br />
Synergieeffekte zwischen historischer Hugenottenstraße<br />
und modernem Zentrum auf dem Milupa-<br />
Gelände stärken die Identität der <strong>Innenstadt</strong>. Die<br />
Hugenottenstraße mit ihren historischen Gebäuden,<br />
den kleinen Läden, dem Arbeiten und Wohnen wird<br />
ergänzt durch den neu entwickelten Bereich auf dem<br />
Milupa-Gelände mit modernem Einkaufen, zentralem<br />
Wohnen, Arbeiten und Kultur.<br />
4.3 Ziele und Maßnahmen<br />
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
Die Ziele und Maßnahmen beschreiben, was bei der weiteren detaillierten Planung der <strong>Innenstadt</strong>entwicklung<br />
zu berücksichtigen ist und wo für die Umsetzung des Konzeptes konkreter<br />
Handlungsbedarf besteht.<br />
In der Plandarstellung sind die räumlichen Konzeptaussagen zusammengefasst. Die räumlichen<br />
Aussagen für die Verteilungen der Nutzungen im <strong>Kernbereich</strong> von <strong>Friedrichsdorf</strong> sind<br />
nicht als flächenscharfe Zuordnungen zu verstehen. Die genaue Abgrenzung bleibt detaillierten<br />
Planungen vorbehalten.<br />
4.3.1 Nutzungsverteilung<br />
Zeichnerische Darstellung im DIN A 3-Plan am Ende von Kapitel 4<br />
Zentrenrelvanter Einzelhandel nähe Hugenottenstraße<br />
Mischnutzung auf dem Goers-Gelände zur Stärkung der Verbindung der Bereiche mit<br />
zentrenrelevantem Einzelhandel zwischen Landgrafenplatz und Milupa-Gelände<br />
Mischnutzung entlang der Bahnstraße und im Bereich des Alten Viadukts<br />
Neuer zentraler Platz mit hoher Aufenthaltsqualität durch verschiedene Nutzungen (Einzelhandel,<br />
Dienstleistung, Gewerbe und Wohnen) umsäumt<br />
Wegabfolge vom Landgrafenplatz über neuen Platz zum Alten Viadukt<br />
Ergänzung des bestehenden und verbleibenden Laborgebäudes der Milupa durch ein<br />
neues Milupa-Verwaltungsgebäude<br />
Öffentliche oder private Bildungs- und Kultureinrichtungen<br />
30 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS
4 ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
Innerstädtisches Wohnen in Anknüpfung an den Bestand<br />
• Wohnen an der Prof.-Wagner-Straße (kein Einzelhandel im Erdgeschoss)<br />
• Wohnen nähe Bahnstraße<br />
Abgrenzung des Bahndamms durch Gewerberiegel<br />
Entwicklung des <strong>Kernbereich</strong>s abwarten, bevor Flächen südlich der Rühl-Chemie und in<br />
den Bereichen Cheshamer Straße/Am Zollstock entwickelt werden<br />
(sekundäre Entwicklung)<br />
Kein Einzelhandel auf den Entwicklungsflächen östlich des Bahndamms<br />
4.3.2 Nutzungsintensität<br />
Dichte, städtische Bebauung mit ca. 50.000 m² Bruttogeschossfläche zuzüglich Erweiterungsflächen<br />
im <strong>Kernbereich</strong><br />
Etwa 12.000 m² Verkaufsfläche für Einzelhandel<br />
Milupaverwaltung nähe Laborgebäude (ca. 5.000 m² Bruttogeschossfläche)<br />
Verteilung zu etwa einem Drittel auf die Nutzungsbereiche:<br />
Einzelhandel<br />
• SB-Warenhaus<br />
• Fachmärkte / Geschäfte<br />
Gewerbe / Dienstleistung<br />
• Büro/Verwaltung<br />
• Milupa-Verwaltung<br />
• Ärztehaus<br />
• Fitness<br />
• Bildungs- und Kultureinrichtungen<br />
(z.B. Bibliothek)<br />
Wohnen<br />
• Geschosswohnungsbau<br />
• Stadtvillen<br />
• Hotel<br />
• Seniorenwohnen<br />
• Kindergarten<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 31
4.3.3 Verkehrsanbindung – Kraftfahrzeugverkehr<br />
Gute Netzintegration an das Zentrum durch<br />
Anbindung an die Entlastungsstraße <strong>Friedrichsdorf</strong><br />
und überörtliche und lokale Vernetzung mit den<br />
Stadtteilen<br />
Zentrale Verbindung/Spange sammelt und verteilt<br />
den Verkehr im Zentrum<br />
Nutzungsintensivierung bedingt höheres<br />
Verkehrsaufkommen: sorgfältige Zu- und Ableitung<br />
ist zu gewährleisten<br />
Innere Erschließung des Milupa-Geländes wird<br />
benötigt<br />
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur notwendig, vor allem Knotenpunkte Bahn-/<br />
Wilhelmstraße und Prof.-Wagner-/Cheshamer Straße<br />
Keine Trennung von Hugenottenstraße und Milupa-Gelände durch Straße mit viel Verkehr<br />
Wilhelmstraße: Verkehrsberuhigung zwischen Bahnstraße und Prof.-Wagner-Straße<br />
(evtl. bis hin zu einer Schließung für Autoverkehr → zu prüfen)<br />
Durchgangsverkehr im Milupa-Gelände vermeiden<br />
Bahnstraße aufweiten<br />
4.3.4 Ruhender Verkehr<br />
Höheres Verkehrsaufkommen erfordert mehr<br />
Parkplatzbedarf<br />
Großes, zentral gelegenes Stellplatzangebot im<br />
Bereich Goers-Gelände für Hugenottenstraße<br />
und ehemaliges Milupa-Gelände als Tiefgarage<br />
oder Parkhaus<br />
Ergänzendes Stellplatzangebot (Tiefgarage oder<br />
Parkhaus) im Bereich Altes Viadukt und östlich<br />
des Laborgebäudes von Milupa<br />
Ebenerdige Stellplätze in sehr begrenztem<br />
Umfang (Kurzparker, Behinderten- und<br />
Frauenparkplätze)<br />
Zentrale Parkmöglichkeiten aus zwei Richtungen erreichbar<br />
Ausgänge vom zentralen Parken auch zur Hugenottenstraße<br />
32 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS
4 ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
4.3.5 Radwegeanbindung<br />
Umliegende Stadtteile durch Radwegesystem<br />
stärker an die <strong>Innenstadt</strong> anbinden, um somit das<br />
Zentrum als Anziehungspunkt, Einkaufs- und<br />
Ausflugsziel zu stärken<br />
Stärkung und Ausbau der Regionalparkroute durch<br />
qualitative Aufwertung des Alten Viadukts und Anbindung<br />
an den Bahnhof (ÖPNV)<br />
Radwegenetz herausstellen mit entsprechenden<br />
Qualitäten in Gestaltung und Ausstattung<br />
4.3.6 Fuß- und Radwegenetz in der <strong>Innenstadt</strong><br />
Fuß- und Radwegenetz in der <strong>Innenstadt</strong><br />
vervollständigen, gestalterisch aufwerten und<br />
hervorheben<br />
Qualität der fußläufigen Erschließung vom<br />
Bahnhof zum Zentrum erhöhen<br />
Durchlässigkeit zwischen Hugenottenstraße<br />
und Milupa-Gelände für Fußgänger und<br />
Radfahrer stärken und durch einheitliche<br />
Ausstattung und Gestaltung integrieren<br />
Zentrum und öffentlichen Personennahverkehr<br />
(S-Bahn) über Bahnstraße<br />
parallel zur Gleisanlage verbinden<br />
4.3.7 Raumkanten<br />
Erlebbarkeit der Räume: führen und wohlfühlen<br />
Industriegebiet Rühl Chemie durch Raumkante<br />
abschließen<br />
Abgrenzung des Bahndamms durch Gewerberiegel<br />
Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS 33
ENTWICKLUNGSKONZEPT KERNBEREICH FRIEDRICHSDORF<br />
4.3.8 Verknüpfung Hugenottenstraße – Milupa-Gelände<br />
Qualitative Aufwertung der Anbindung und Ausstattung<br />
der Passagen zwischen Hugenottenstraße und Milupa-<br />
Gelände<br />
Durchlässigkeit und Verbindung der beiden zentralen<br />
Bereiche stärken<br />
Gestalterische Aufwertung der Passagen<br />
4.3.9 Altes Viadukt<br />
Ersatz durch hochwertige Querung für Fahrzeuge,<br />
Fußgänger und Radfahrer<br />
Mindestens doppelte Breite und Höhenerweiterung für<br />
LKW<br />
Räumliche Aufwertung durch möglichst offene und<br />
reduzierte Überbrückung<br />
4.3.10 Qualitätsverbesserungen<br />
Aufwertung und Verbreiterung der Bahnstraße<br />
im Kreuzungsbereich Wilhelmstraße und im Milupa-Gelände<br />
Aufwertung der Hugenottenstraße durch entsprechenden<br />
Qualitäten in Gestaltung und Ausstattung<br />
34 Sinning Architekten I Lorenz Architekten I KoRiS