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Agile Produktentwicklung im Neuen Web - Sebastian Munz

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d a s n e u e W e b<br />

Google-Suche nach „Evil Empire + Microsoft“ liefert 1 260 000 Treffer, nach „Microsoft sucks“<br />

sogar 1 770 000 Ergebnisse. 1<br />

Rick Levine, Christopher Locke, Doc Searls und David Weinberger bringen diese Entwick-<br />

lung <strong>im</strong> Vorwort ihres <strong>im</strong> Jahr 2000 erschienenen Buches The Cluetrain Manifesto: The end of<br />

business as usual treffend auf den Punkt: „A powerful global conversation has begun. Through<br />

the Internet, people are discovering and inventing new ways to share relevant knowledge with<br />

blinding speed. As a direct result, markets are getting smarter – and getting smarter faster than<br />

most companies. These markets are conversations“ (Levine et al. 2000, S. xi).<br />

Die Kernthese des Buches, Märkte sind Gespräche, mündet in die Handlungsaufforderung an<br />

Unternehmen, sich dem ehrlichen, offenen, menschlichen Gespräch mit dem Konsumenten<br />

oder Anwender nicht nur zu öffnen, sondern es explizit zu suchen. Unternehmen, die das Netz<br />

und die dort stattfindenden Gespräche weiterhin ignorieren und stattdessen auf kostenintensi-<br />

ven Push-Werbefeldzüge beharren, würden sterben.<br />

Nun haben die vergangenen Jahre gezeigt, dass Unternehmen wie Apple Computer trotz<br />

ihrer hermetischen Unternehmenskultur nicht nur weiter existieren, sondern <strong>im</strong> Gegenteil<br />

prosperieren. Doch gerade dieses Beispiel zeigt auch, wie wichtig Begeisterung auf der Anwen-<br />

derseite sein kann. Es heißt nicht zu Unrecht, dass Apple keine Kunden hat, sondern Fans.<br />

The Cluetrain Manifesto erschien zur Hochphase des Dotcom-Booms. Der zeitnahe Absturz<br />

der neuen Märkte riss die Publikation, aus der viel Begeisterung für die damalige Netzwelt<br />

spricht, mit in die Versenkung. Mit dem Wiederaufkommen des <strong>Neuen</strong> <strong>Web</strong>s wurden die<br />

Thesen von Levine, Lock, Searls und Weinberger vielerorts erneut diskutiert, gelobt, aber<br />

auch als schwarz-weiß-malend kritisiert. Unabhängig vom jeweiligen Standpunkt sind einige<br />

der Argumentationslinien allgemein akzeptiert, überaus lesenswert, und sollen deswegen hier<br />

detaillierter vorgestellt werden.<br />

Die Autoren sehen das letzte Jahrhundert mit seinen von Massenmedien, Massenwerbung<br />

und Massenmarketing geprägten Märkten nicht als evolutionäre Entwicklung an, sondern als<br />

historisch betrachtet kurze Unterbrechung. „For thousands of years, we knew exactly what<br />

markets were: conversations between people who sought out others who shared the same inte-<br />

rests. Buyers had as much to say as sellers. They spoke directly to each other without the filter<br />

of media, the artifice of positioning statements, the arrogance of advertising, or the shading of<br />

public relations“ (Levine et al. 2000, S. 77).<br />

Die Praxis der 1950er bis 1980er Jahre sah vor, Produkte, die für einen Massenmarkt<br />

best<strong>im</strong>mt waren, über Massenmarketing auf den Markt zu drücken. Das Modell der „Über-<br />

redung“ durch Präsenz und Wiederholung funktionierte zwar – drei Spots auf den drei vor-<br />

handenen Fernsehkanälen erreichten in den 1980ern zur Pr<strong>im</strong>e T<strong>im</strong>e die fast vollständig ver-<br />

sammelte Zielgruppe – doch existiert <strong>im</strong> Normalfall auf Kundenseite keine Nachfrage nach<br />

diesen Werbebotschaften. „Die Nachricht, die mir, dir, und dem Rest der Weltbevölkerung<br />

gesendet wird, hat nichts mit mir <strong>im</strong> Speziellen zu tun. Sie ist schl<strong>im</strong>mer als Rauschen. Sie ist<br />

eine Unterbrechung. Sie ist das Anti-Gespräch“ (ebd., S. 79).<br />

1 Stand: 09.01.2007. Suche auf http://google.de, internationale Seiten

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