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STUDIA GERMANICA GEDANENSIA numer 13 - Instytut Filologii ...

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Zwischen Demut und Wehmut… 47<br />

Aus dieser Stelle geht deutlich hervor, daß man die Selbstverwirklichung<br />

erreicht, wenn man mit der Natur im Einklang steht. Des weiteren kommt auf<br />

den Menschen infolge der Bewußtmachung der Rolle der Sonne das Gefühl,<br />

nicht nur ein Teil der Landschaft, sondern auch einer des Universums zu sein,<br />

zu. Die abkapselnde Funktion der Natur, die jedoch das Land vor Überfällen<br />

(23) und Feinden schützt (22) und die den Menschen Nahrung (62) gibt sowie<br />

‘attraktive’ Gesellschaft (22) leistet, wird dadurch aufgehoben, daß Michalowski<br />

eine Szene am Bahnhof heranzieht, um das Hermetische zu durchbrechen und<br />

auf die Verbindung mit der Welt hinzuweisen. Die Zeile „Einer kommt, der<br />

And’re geht” (33) verrät Bewegung und Sich-Mischen des Eigenen und Fremden<br />

in höchstem Maße. Der Bahnhof fungiert als Ventil für den Willen, seinem<br />

Verhängnis entgegenzutreten, und tut der Neugierde auf die Welt und dem<br />

Bedürfnis nach der Bespiegelung im Fremden Genüge. In dem Gedicht wird<br />

auch die eigene Notwendigkeit, die Heimat zu verlassen, antizipiert:<br />

Eines Tages dann am Bahnhof<br />

Hält der Zug, wir steigen ein,<br />

Und wir haben keine Ahnung,<br />

Wo die Endstation wird sein8 .<br />

Entblößt der Bahnhof die sich in der Beweglichkeit der Menschen manifestierende<br />

Unvorhersehbarkeit der Zukunft, so enthüllt auch das die Natur<br />

mitbildende Wasser die Unsicherheit der Existenz. Die Natur also läßt die<br />

Ängste des Menschen widerspiegeln, aber macht auch die so bedingte Einsamkeit<br />

durch die Arbeit ertragbar:<br />

Nebel über’m Wasser schwebet,<br />

Kreischen, Zwitschern aus dem Schilf,<br />

Aus den Tiefen Wahrheit strebet,<br />

Wahrheit, die uns Menschen hilft9 .<br />

Aus dieser Strophe des Gedichts Der Fischer im Masurenland erhellt eindeutig,<br />

daß der Mensch am vollkommensten mit der Natur harmonisiert,<br />

wenn er arbeitet. Die Kongruenz zwischen der Natur und der Arbeit wird<br />

schon dadurch signalisiert, daß man beiden Faktoren Gleiches abzugewinnen<br />

vermag: Sowohl die Natur als auch die Arbeit, die die Menschen einander<br />

näher bringt (18), bereiten Freude (17) und befreien von Sorgen – Arbeit<br />

durch ethische Werte (17), die Natur dagegen durch ästhetische (26). Die<br />

Natur und die Arbeit stehen in einer Wechselbeziehung und scheinen um<br />

den Menschen zu ringen 10 : Die Natur (z.B. Jahres- oder Tageszeiten) regelt<br />

8 Ebenda, S. 33.<br />

9 Ebenda, S. 35.<br />

10 Der Mensch ist aber kein willenloses Individuum: Die in eine Parabel gekleidete<br />

märchenhafte Erzählung von einem Stint im Gedicht Der Stinthengst beweist den außergewöhnlichen<br />

Verstand der mit der Natur in Eintracht lebenden und arbeitenden Menschen.

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