Einführung in die Theorie und Methoden der ... - Userpage
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Sem<strong>in</strong>ar: Die Begutachtung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familiengerichtsbarkeit - SoSe 2005<br />
Leitung: Prof. R. Balloff<br />
muss beim Hausbesuch auch beim Untersucher e<strong>in</strong>e Anpassung an <strong>die</strong> Beobachtungssituation <strong>und</strong> an<br />
situative Beson<strong>der</strong>heiten gewährleistet se<strong>in</strong>.<br />
Das Kategoriensystem<br />
Die Erstellung e<strong>in</strong>es für <strong>die</strong> Beobachtungsuntersuchung geeigneten Kategoriensystems kann deduktiv<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong>duktiv erfolgen (Bortz (2002) S. 151).<br />
Für das deduktive o<strong>der</strong> auch theoriegeleitete Vorgehen ist es notwendig, dass bereits gesichertes Vorwis-<br />
sen <strong>in</strong> Form von <strong>Theorie</strong>n vorhanden ist. Mithilfe <strong>die</strong>ses Vorwissens können nun, angepasst an den Ge-<br />
genstand <strong>der</strong> Beobachtung, mehr o<strong>der</strong> weniger abstrakte Kategorien gebildet werden.<br />
Die <strong>in</strong>duktive Erstellung von Kategorien erfolgt sehr praxisnah durch vorherige Beobachtungen. Die For-<br />
scher gehen <strong>in</strong>s Feld <strong>und</strong> tragen zusammen, was für e<strong>in</strong>en bestimmten Beobachtungsgegenstand rele-<br />
vant <strong>und</strong> beobachtbar ist <strong>und</strong> formulieren aus <strong>die</strong>sen Informationen e<strong>in</strong> Kategoriensystem.<br />
In <strong>der</strong> Praxis ist es üblich, beide Vorgehensweisen zu verknüpfen, so dass sie sich <strong>in</strong>haltlich ergänzen.<br />
Die Kategorien müssen, damit sie wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, bestimmten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
genügen (Vgl. Bortz (2002) S.139f).<br />
1. Kriterium <strong>der</strong> Genauigkeit: Die Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Kategorien muss exakt erfolgen. Aufgr<strong>und</strong> <strong>die</strong>ser<br />
Def<strong>in</strong>ition muss <strong>der</strong> Beobachter beurteilen können, zu welcher Kategorie e<strong>in</strong> Verhaltensmerkmal gehört, <strong>in</strong><br />
welcher qualitativen <strong>und</strong>/ o<strong>der</strong> quantitativen Ausprägung es anzutreffen <strong>und</strong> zu dokumentieren ist.<br />
2. Kriterium <strong>der</strong> Exklusivität: Die Kategorien müssen sich gegenseitig ausschließen. Es darf nicht<br />
vorkommen, dass e<strong>in</strong> Merkmal <strong>die</strong> Zugehörigkeit zu mehreren Kategorien erfüllt.<br />
3. Kriterium <strong>der</strong> Exhaustivität: Die Kategorien müssen das Merkmal erschöpfend beschreiben. Je-<br />
des zu e<strong>in</strong>er Beobachtungssituation gehörende Verhaltensmerkmal muss e<strong>in</strong>er Kategorie zuzuordnen<br />
se<strong>in</strong>. Um <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Verhaltensweisen zu genügen wird gelegentlich auf e<strong>in</strong>e Kategorie mit dem Na-<br />
men „Sonstige“ zurückgegriffen. Dort sammeln sich all <strong>die</strong> Merkmale, <strong>die</strong> durch den Beobachter nicht<br />
zuzuordnen gewesen s<strong>in</strong>d. Wissenschaftlich verwertbar ist <strong>die</strong>se Kategorie dann meist nicht.<br />
Die Protokollierung <strong>der</strong> Beobachtung<br />
Hier sollen drei Arten <strong>der</strong> Datenregistrierung besprochen werden (Rohmann & Elb<strong>in</strong>g (2002)).<br />
1. isomorphe Deskription: Hierbei wird das zu beobachtende Verhalten vollständig erfasst. Auf-<br />
gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Vielfalt menschlichen Verhaltens ist <strong>die</strong>s nur mit dem E<strong>in</strong>satz technischer Geräte (z.B. Video-<br />
aufnahme) möglich <strong>und</strong> ist dann noch sehr aufwendig.<br />
2. reduktive Deskription: Dies ist e<strong>in</strong> datenreduzierendes Verfahren. Unter Verwendung e<strong>in</strong>es<br />
Kategoriensystems wird nur e<strong>in</strong> vorher festgelegter Teil des Gesamtverhaltens erfasst.<br />
3. Rat<strong>in</strong>gverfahren: Das <strong>in</strong>teressierende Verhalten wird nachträglich <strong>in</strong> Qualität <strong>und</strong> Quantität auf<br />
e<strong>in</strong>er Rat<strong>in</strong>gskala e<strong>in</strong>geschätzt. Die Rat<strong>in</strong>gskala ist vergleichbar mit dem oben bereits angesprochenen<br />
Kategoriensystem. Durch <strong>die</strong> nachträgliche Bearbeitung ist das Rat<strong>in</strong>gverfahren jedoch sehr anfällig für<br />
© Silke Mrose (FU-Berl<strong>in</strong>), Kathr<strong>in</strong> Raubach (TU-Berl<strong>in</strong>), Anja Ulrich (TU-Berl<strong>in</strong>)<br />
Kontakt: anja.ulrich@gmx.de<br />
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