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DiE GESchichtE DER oStSEE<br />
Die Ostsee stellt einen verhältnismäßig jungen Abschnitt<br />
des Atlantischen Ozeans dar. Im Verlauf der letzten Eiszeit, die erst vor<br />
15000 Jahren endete, wurde die baltische Senke von einem massigen<br />
Eisgletscher bedeckt. Während der darauf folgenden 5000 bis 8000<br />
Jahre hat das Gebiet der heutigen Ostsee mehrere Entwicklungsphasen<br />
durchlaufen. Typisch für diesen Prozeß war, daß sich Süßwasserphasen<br />
mit rein maritimen Phasen, unterbrochen von kurzen Brackwasserperioden,<br />
abwechselten. Die Ostsee, wie wir sie heute kennen, ist das Ergebnis<br />
dieser dramatischen Veränderungen. Was wir verstehen müssen,<br />
ist, daß diese Veränderungen anhalten. Wir müssen ein Verständnis dafür<br />
entwickeln, daß einige Veränderungen, die wir heute beobachten, eine<br />
Erscheinungsform dieser fortwährenden, geologischen, nacheiszeitlichen<br />
Prozesse sind.<br />
DiE oStSEE hEutE<br />
Das Ökosystem der heutigen Ostsee wird vornehmlich<br />
durch das Brackwasser bestimmt. Dieser eine Faktor unter vielen sorgt<br />
dafür, daß die Ostsee unter den Randmeeren dieser Welt einen Einzelfall<br />
darstellt. Der Salzgehalt der Ostsee beträgt 8‰ im Süden und 6‰<br />
im Norden. Das entspricht einem Fünftel des für atlantische Gewässer<br />
üblichen Salzgehalts. Weiter nördlich, im Bottnischen Meerbusen und<br />
weiter bis an die Nordküste, fällt der Salzgehalt auf 2 bis 3‰ ab. Der<br />
Salzgehalt ist ein wichtiger Umweltfaktor und wirkt sich als solcher auf die<br />
Verteilung von Pflanzen und Tieren im Meer aus. Die meisten Wasserorganismen<br />
sind entweder ozeanischen oder limnischen Ursprungs, d. h.<br />
sie stammen aus Binnengewässern. Nur wenige Organismen haben sich<br />
an die Überlebensbedingungen im Brackwasser angepaßt. Ein Ergebnis<br />
dessen ist die relative Verarmung des Ökosystems mit einer begrenzten<br />
Anzahl verbliebener biologischer Arten sowohl maritimer wie limnischer<br />
Herkunft. Im Skagerrak beispielsweise leben um die 130 Fischarten, einige<br />
Tausend Wirbelloser und mehrere hundert Arten von Wasserpflanzen.<br />
In der Ostsee dagegen hat nur noch ein unbedeutender Teil dieser Artenvielfalt<br />
überlebt, nämlich insgesamt etwa 70 Arten – Fische, (Makro-)<br />
Meereswirbellose und Algen miteingerechnet. Während die Artenvielfalt<br />
der in der Ostsee lebenden Organismen relativ gering ist, sind einzelne<br />
Angehörige dieser Arten wiederum äußerst zahlreich vertreten. Pflanzenarten<br />
wie etwa der Blasentang (fucus vesiculosus) und das Seegras (zostera<br />
marina) bilden dichte, monospezifische Teppiche, die an seichteren<br />
Stellen weite Teile des Meeresbodens bedecken. Oder Tierarten wie die<br />
Miesmuschel (mytilus edulis) bedecken praktisch alle festen Oberflächen<br />
in den Küstenregionen der Ostsee.<br />
DER fAktoR mEnSch<br />
Das räumliche Einzugsgebiet der Ostsee umfaßt 1,72 Mio<br />
km 2 mit einer Bevölkerung von 85 Millionen Menschen. Etwa die Hälfte<br />
dieser Bevölkerung lebt in Polen. Der Urbanisierungsgrad ist verhältnismäßig<br />
hoch, besonders in Dänemark, Schweden und Deutschland, wo<br />
über 80% der Bewohner dieses Einzugsgebietes in urbanen Regionen<br />
leben. Die Bevölkerung ist vorwiegend in Siedlungsräumen entlang der<br />
Küstenlinie konzentriert. Die Bevölkerungsdichte im gesamten Einzugsgebiet<br />
der Ostsee variiert sehr stark: Während in den urbanen Regionen<br />
Polens, Deutschlands und Dänemarks 500 und mehr Menschen auf einem<br />
Quadratkilometer leben, sind es im Norden Finnlands und Schwedens<br />
10 und weniger Menschen, die sich einen Quadratkilometer teilen.<br />
Alle Ostsee-Anrainerstaaten gelten als Industrieländer, und in den letzten<br />
10 Jahren hat der Industriesektor besonders in den Ländern des ehemaligen<br />
Ostblocks ein erhebliches Wachstum zu verzeichnen. Industrieanlagen<br />
mit dem schädlichsten Einfluß auf das Ökosystem der Ostsee<br />
umfassen die Papier- und Zelluloseproduktion, chemische Industrie, die<br />
Bergbauindustrie und die Nahrungsmittelindustrie. Allerdings sind beträchtliche<br />
Unterschiede in der technologischen Entwicklung der Ostsee-<br />
Anrainerstaaten zu verzeichnen, die sich wiederum im Ausmaß, in dem<br />
der industrielle Sektor auf das Ökosystem einwirkt, widerspiegeln.<br />
Im Gegensatz zum Industriesektor ist die landwirtschaftliche<br />
Produktion in den zurückliegenden Jahrzehnten deutlich zurückgegangen.<br />
Der Anteil landwirtschaftlich genutzter Flächen schwankt zwischen<br />
60% und mehr in Polen und 7% und weniger in Finnland. Eine weite Flächen<br />
umfassende Verschmutzung in Form von Nährstoffen und organischen<br />
Stoffen, wie sie im Verlauf landwirtschaftlicher Bewirtschaftung<br />
auftreten, übt immensen Einfluß auf das Ökosystem der Ostsee aus.<br />
Es steht außer Zweifel, daß die menschliche Aktivität auf<br />
die Qualität der Ostsee einwirkt. Einige menschliche Einflüsse auf die<br />
Ostsee sind jedoch eher scheinbarer als realer Natur: Sie sind entweder<br />
lokal eng begrenzt oder sonst von verschwindend geringer Bedeutung.<br />
Andere Eingriffe dagegen beeinflussen die Produktivität der Ökosysteme<br />
und ihren wertvollen Einfluß auf den Menschen unmittelbar, indem sie die<br />
Existenz einzelner Arten gefährden und eine Gefahr für die menschliche<br />
Gesundheit darstellen.<br />
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