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Die TECHNO-FAEHRE NEBULAR<br />
»Erkläre uns doch mit einfachen Worten, in wie weit sich dein Antrieb von dem der Yax<br />
K'uk'Mo' unterscheidet. Immerhin hat uns der Pyramidenraumer in dieses Sonnensystem gebracht.<br />
Für uns Menschen ist das bereits eine unglaubliche, technische Leistung.«<br />
»Es kommt auf die Referenzpunkte an. Die Menschen befinden sich noch in der prätachyonischen<br />
Epoche, ihr habt den überlichtschnellen Raumflug noch nicht entwickelt und<br />
verstanden. Meine Erzeuger waren euch um Äonen voraus und hatten früh erkannt, dass der<br />
Flug auf der Tachyonenspur gewissen Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist, die auch meine<br />
Konstrukteure und Erbauer akzeptieren mussten.«<br />
»<strong>Das</strong> ist interessant.«, bemerkte Lai Pi und horchte auf. »Von welchen Gesetzmäßigkeiten<br />
sprichst du?«<br />
»Was die meisten Völker unserer Galaxie nicht wissen, es gibt nicht nur eine Tachyonenspur,<br />
sondern mehrere Ebenen dieses Kontinuums. Man kann sich das verdeutlichen, indem man<br />
das Atommodell und seine Elektronenschalen zum Vergleich heranzieht. Je mehr Energie ein<br />
Elektron besitzt, desto höher liegt seine Orbitalbahn um den Atomkern. Dabei kann ein Elektron<br />
nur bestimmte Bahnen einnehmen. <strong>Das</strong> Anheben beziehungsweise Absenken auf eine<br />
andere Bahnebene, erfordert das aufnehmen oder abgeben von Ladung, sprich Energie. Ähnlich<br />
funktioniert der Flug über die Tachyonenspur, die eigentlich aus drei Potentialebenen<br />
besteht. Auch ein Tachyon kann verschiedene Potentiale annehmen und sich entsprechend in<br />
höheren oder niedrigeren Geschwindigkeitsbereichen bewegen.«<br />
»Du erklärst uns also gerade, dein Antrieb ermöglicht es dir, all diese Ebenen zu erreichen<br />
und auszunutzen?«, schloss Lai Pi begeistert.<br />
»Deine Annahme ist korrekt. Die unterste Potentialebene, die von den meisten raumfahrenden<br />
Völkern ausgenutzt und von mir als Normalspur bezeichnet wird, ermöglicht immerhin den<br />
intersolaren Raumflug und die Überbrückung mehrerer Lichtjahre in wenigen Stunden. <strong>Das</strong><br />
benötigte tachyonische Feld kann relativ einfach erzeugt und auch erhalten werden. Viele<br />
Völker geben sich damit zufrieden und verfolgen das Prinzip nicht weiter, obwohl der intergalaktische<br />
Flug auf dieser untersten Potentialebene nicht möglich oder zumindest extrem zeitaufwendig<br />
ist.«<br />
»Du könntest also bei Bedarf auf ein höheres Niveau wechseln und so noch größere Überlichtgeschwindigkeiten<br />
erreichen? Wie macht sich dieser Potentialsprung für uns an Bord<br />
während des Fluges bemerkbar?«<br />
Lai Pi war in seinem Element und hatte offenbar zumindest das Prinzip verstanden. Der SEA<br />
Spezialist galt nicht umsonst als ein fähiger Systemanalytiker. Freilich bedeutete das nicht,<br />
dass er die technische Umsetzung nachvollziehen konnte.<br />
»Diese Übergänge machen sich in keiner Weise für euch bemerkbar, da sich das gesamte<br />
Schiff mit Besatzung innerhalb eines tachyonischen Feldes befindet und so von allen Einflüssen<br />
des Kontinuums abgeschirmt wird. Allerdings entstehen im Normaluniversum gravomechanische<br />
Schockfronten, welche die Potentialsprünge markieren. Dabei handelt es sich um<br />
Streueffekte der Energieflüsse, die beim Sprung in eine höhere Potentialebene auftreten und<br />
auf das Normaluniversum durchschlagen. An den Phasen dieser Gravitationswellen kann man<br />
ablesen, ob ein Schiff im tachyonischen Kontinuum auf- oder absteigt.«<br />
Arkroid und Lai Pi sahen sich nur an und versuchten die neuen Informationen wenigstens<br />
ansatzweise zu verarbeiten. Noch immer flog die TECHNO-FAEHRE auf Parallelkurs und<br />
hielt konstanten Abstand zur Yax K'uk'Mo'.<br />
Toiber Arkroid dachte gerade an einen Probeflug mit tachyonischer Geschwindigkeit, da begannen<br />
auch schon die Außenaufnahmen zu verblassen. Anstelle des gewohnten Bildes war<br />
nur noch ein helles Flimmern zu sehen.<br />
»Was ist geschehen?«, fragte Lai Pi aufgeregt. »Ist etwas schief gegangen?«<br />
»Ich melde mich, wenn es zu unerwarteten Störungen kommt. Es ist jedoch alles in Ordnung.<br />
Wir fliegen mit tachyonischer Geschwindigkeit, sind soeben auf die Mittelspur gewechselt<br />
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