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25 Jahre AIDS-Hilfe Düsseldorf e.V. Woher wir kommen – wohin wir gehen Klaus Bleymehl Bereichsleitung Beratung und Unterstützung Psychologische Beratung Telefon 0211/77095-22 klaus.bleymehl@ duesseldorf.aidshilfe.de 16 :info #2 2010 Als ich 1991 bei der AIDS-Hilfe in Düsseldorf anfing, dominierte sehr stark die Selbsthilfe. Ich sollte eine Positivengruppe anleiten, die sich jede Woche traf. In dem extrem verrauchten „Lederzimmer“ trafen sich für mindestens vier Stunden schwule positive Männer um über alles zu reden, was einen positiven/Aidskranken Mann interessieren konnte. Das Rauchen störte nicht, denn die voraussichtlich sehr kurze Lebenserwartung der Mitglieder ließ sich von den negativen Folgen des Rauchens nicht beeindrucken. In der Gruppe ging es fast immer mit einer großen Portion Galgenhumor zu. Es wurde leidenschaftlich diskutiert, geheult und gelacht. Der Tod und das Sterben waren allgegenwärtig und fast jede Woche ging ich hinter einem Sarg her. Die einen starben und es kamen neue Infizierte dazu. Viele waren ungetestet, denn damals bestand durchaus noch die Gefahr, dass man als positiv Getesteter mit erheblichen Nachteilen und Diskriminierung rechnen musste. Es gab nur ein Medikament gegen HIV – aber ganz viele Hexenkräuter und Legenden, die angeblich halfen. Ein Professor in Düsseldorf bot Blutwäsche an, viele pilgerten zu ihm und landeten am Ende doch in derselben Klinik, wie die anderen auch. Ich organisierte Sterbeseminare für Betreuer und Betroffene; ebenso Gesprächsabende für Angehörige und Hinter bliebene. Der Redebedarf schien unendlich, der Wunsch nach Trost und Begleitung aber auch. Die meisten wurden damals sofort berentet, wenn HIV festgestellt worden war. Das zweite auf den Markt kommende Aidsmedikament wurde lautstark gefeiert, doch erst 1996 wurde die Zeitperspektive durch wirksame Medikamentenkombinationen besser und die akute Todesbedrohung durch HIV begann spürbar nachzulassen. Was mich in den Anfängen besonders beeindruckte, war die große Solidarität und das enorme Selbsthilfepotential unter den Betroffenen. So wurde z.B. öfter ein obdachloser oder nicht krankenversicherter Aidskranker mal eben in der eigenen Wohnung untergebracht und mit Hilfe von anderen betreut und versorgt – alles in Eigenregie oder mit ehrenamtlicher Hilfe ganz und gar unbürokratisch. Davon sind wir heute weit entfernt. Heute ist alles viel professioneller, strukturierter, erfahrener und geregelter. Anders eben. Das alte große „AIDS“ heißt heute klein und schlicht nur noch „Aids“. Origineller und viel umwerfender war es aber früher! Heute sind nach Hochrechnungen dreißig bis vierzig Jahre Lebenserwartung für HIV-Infizierte drin – vorausgesetzt sie haben einen guten Arzt, nehmen die Medikamente regelmäßig – und haben Glück. Die Lebensperspektive auf ein halbwegs „normales“ Leben sieht nicht schlecht aus. Die Arbeit in der AIDS-Hilfe wird heute überwiegend von Hauptamtlichen geleistet; Ehrenamtliche unterstützen aber nach wie vor deren Arbeit. Selbsthilfe hat aber insgesamt deutlich abgenommen und existiert nur noch in wenigen Bereichen. Manche glauben, dass AIDS-Hilfe sich zukünftig zu einem „Gesundheitsladen“ entwickeln wird, der sich um alle Aspekte der „sexuellen Gesundheit“ drehen wird, also sexuell übertragbare Erkrankungen und Hepatitisinfektionen mit einschließt. Ich bin da noch unsicher: In der Prävention ist das sicherlich heute schon so – in der Beratung und Begleitung von HIV-Infizierten sehe ich bis auf Weiteres, dass wir bei unserem Stammthema bleiben werden. Jede dritte Infektion, die in Deutschland festgestellt wird, wird dem Patienten im Vollbild mitgeteilt. Im Krankenhaus zu erfahren, dass man Aids hat – ohne seine Phase „nur“ HIV-infiziert gewesen zu sein, jemals bewusst mitbekommen zu haben, verschärft doch sehr oft die Problemlagen dramatisch. Es gibt viel Bedarf für Beschäftigungsmöglichkeiten von HIV-Infizierten, denn trotz der Medikamente sind viele Menschen sehr energielos und nicht belastbar. Für die Rente zu gesund, für die Arbeit zu krank – das braucht spezielle Angebote! Auch die ganz normalen, durchaus arbeitsfähigen HIV-Klienten sehen wir nicht so oft bei uns – Text: Klaus Bleymehl · Foto: privat
erreichen wir nur noch die Problem beladenen? Ebenso müssen wir dafür sorgen wieder junge Menschen in die AIDS-Hilfe zu bekommen. Nach 25 Jahren ist die zweite Generation überfällig – doch diese jungen HIV-Infizierten finden nur schwer den Weg zur AIDS-Hilfe. Auch ehemalige Kinder, die schon während der Geburt infiziert worden waren, sind jetzt erwachsen und wir erreichen sie leider kaum. Hier müssen wir Ursachenforschung betreiben und viel Raum für Selbsthilfepotential den Betroffenen zur Verfügung stellen. Auch die Gruppe der infizierten Migranten ist, gemessen an ihrer Zahl, in der AIDS- Hilfe unterrepräsentiert. Auch hier besteht Nachbesserungsbedarf. Nicht zuletzt ist auch das Phänomen, dass Menschen mit HIV heute alt werden können anders betrachtet ein neues Problem: Sie entwickeln zu den HIV-spezifischen Problemen auch noch die, die durch das Älterwerden eh entstanden wären. Schließlich altert man mit HIV doch schneller als ohne. Wir haben zweifelsohne in den letzten 25 Jahren viel erreicht und vieles auf den Weg gebracht, viel neues geschaffen, Strukturen und Netzwerke begründet, die heute gut tragen. Doch wir müssen auf der Hut sein, die Weichenstellung richtig zu machen und Bedürfnisse und Entwicklungen sensibel zu verfolgen und daraus die angemessenen Konsequenzen ziehen. Denn das Aids-Thema hat immer eine ungeheure Dynamik und Veränderungsgeschwindigkeit gehabt und da müssen wir auch als „alte Herren“ immer noch schnell mitlaufen und der neuen HIV-Generation Platz schaffen. 25 Jahre AIDS-Hilfe Düsseldorf e.V. Care24 PflegeService gGmbH, eine 100%ige Tochter der AIDS-Hilfe Düsseldorf e.V., sucht für den Bereich Ambulant Betreutes Wohnen für Menschen mit körperlichen und/oder psychischen Behinderungen zum nächstmöglichen Termin eine/n Sozialarbeiter/in Sozialpädagogin/Sozialpädagogen oder psychiatrische Fachpflegekraft für 30 Wochenstunden Der Aufgabenbereich beinhaltet: · psychosoziale Beratung, Begleitung und Betreuung von Menschen mit HIV und Aids oder anderen STDs sowie von Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie deren Angehörigen · aufsuchende Hilfen zur Aufrechterhaltung selbständigen und selbstbestimmten Wohnens, zur Alltagsbewältigung und zur ressourcenfördernden Stabilisierung · Erstellung von Hilfeplänen gemeinsam mit den Klient/inn/en im Rahmen des Hilfeplanverfahrens des Landschaftsverbandes Rheinland Sie verfügen über: · eine entsprechende abgeschlossene Ausbildung · mindestens einjährige Berufserfahrung in dem Arbeitsfeld Sozialpsychiatrie · die Fähigkeit zu selbständigem Arbeiten ebenso wie zur Arbeit im Team sowie zur Kooperation mit verschiedenen Teams und anderen Kooperationspartner/innen · gute Kenntnisse in Sozialrecht und Beratung · die Bereitschaft zur Teilnahme an Supervision, Fortbildungen und Öffentlichkeitsarbeit Wünschenswert sind: · Erfahrungen im Arbeitsfeld Sucht/Abhängigkeit · Fremdsprachenkenntnisse · Führerschein Kl. 3 Ihre aussagekräftige Bewerbung senden Sie bitte an: Care24 PflegeService gGmbH, z.H. Frau von Loë Johannes-Weyer-Str. 1, 40225 Düsseldorf, Telefon 0211 / 900 972 80 :info #2 2010 17
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