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Heimat-Rundblick Nr. 104

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„Nee´e Padden för de nedderdüütsche Spraak“<br />

Der „Heinrich-Schmidt-Barrien-Preis“ 2013<br />

Der Heinrich-Schmidt-Barrien-Preis wird<br />

seit dem Jahr 2000 verliehen.<br />

Die Preisträger, die ab 2007 vom Freundeskreis<br />

„Dat Huus op´n Bulten e.V.“ in der<br />

Kirche in Lilienthal-St.Jürgen ausgezeichnet<br />

wurden, waren die Musik-Kabarettistin und<br />

Fernsehmoderatorin Ina Müller, der Autor<br />

und Pädagoge Jürgen Ludwigs aus Lilienthal-Worphausen,<br />

„De Filmemoker“ aus<br />

Sulingen mit ihren plattdeutschen Science-<br />

Fiction-Filmen, der plattdeutsche Pastor<br />

und Autor Dr. Heinrich Kröger aus Soltau,<br />

„De Plattmüüs“ der „Scharmbecker Speeldeel“,<br />

die plattdeutsche Elektro-Hip-Hop-<br />

Band „De Fofftig Penns“ (50-Penns) und in<br />

diesem Jahr die plattdeutsche Autorin Birgit<br />

Lemmermann aus Rotenburg an der<br />

Wümme.<br />

„Heinrich Schmidt-Barrien (1902 – 1996)<br />

höört to de meist kennten nedderdüütschen<br />

Schrievers in den Noorden vun Düütschland.<br />

Ut de Sicht vun enen, den Bodendenkmalen<br />

pleegt hett, as Schriever vun<br />

Dramas un Höörspelen, as Sammler vun<br />

Leder, as Snacker in´t Radio, as de Böverste<br />

vun de Kulturafdeel vun de Böttcherstraat<br />

in Bremen un ok as enen vun de Grünners<br />

vun dat Institut för Nedderdüütsche Spraak<br />

keek he in un op de Welt un möök Lituratur<br />

vun dat, wat he finnen dee. He hett jümmers<br />

dat Eernsthaftige mit Achtersinnig´s<br />

mengeleert, op Platt un op Hoch. Siene<br />

Novellen, de Romanen, siene Sakentexten<br />

oder dat, wat he to´n Ünnerholen schreven<br />

hett, wiest Mannigfaltigkeet un Karaasch in<br />

sien Ümgahn mit Spraak.“<br />

„Mit den Pries, de na em nöömt is, warrt<br />

Minschen uttekent, de dor an warken<br />

doot, de nedderdüütsche Spraak to beleven<br />

un de nee´e Padden inslaat, mit disse<br />

Spraak ümtogahn, of dat nu schreven,<br />

snackt oder sungen is.“ So heißt es im<br />

Urkundentext vom Freundeskreis „Dat<br />

Huus op´n Bulten“ und vom Schirmherrn,<br />

dem Bürgermeister der Gemeinde Lilienthal,<br />

der seit 2007 mit dem Preis Geehrten.<br />

In der Begründung der Jury heißt es:<br />

„Birgit Lemmermann is de kreativste<br />

plattdüütsche Autorin in uns Tiet. Ehr<br />

Prosa is vull Fantasie, ehr Lyrik verbinnt<br />

depe Geföhlen mit Spraakkraft. Vörallen<br />

aver: Birgit Lemmermann hett dat plattdüütsche<br />

Kinnerbook sien Rang geven.<br />

Ehre „Emil“-Böker gellt hüüt as Klassikers.<br />

Se sünd Grundlaag un Vörbild för all de<br />

annern Kinnergeschichten, de wi in de<br />

Hand nehmen köönt. Mit „Ebbe un Hehn“<br />

hett se den eersten richtigen plattdüütschen<br />

Jugendroman schreven. Un to den<br />

Text hett se, jüst as bi „Emil“, ok de Biller<br />

sülvst dorto maakt.<br />

Birgit Lemmermann hett Kraasch: Se<br />

schrifft över Saken, de dat vörher so op<br />

Platt noch nich geven hett. Se waagt sik<br />

Nach der Preisverleihung, vorne von links: Willy Hollatz (Bürgermeister Lilienthal), Jürgen Ludwigs (Preisträger<br />

2008), Birgit Lemmermann (Preisträgerin), Heiner Egge (Laudator), Dr. Heinrich Kröger (Preisträger<br />

2010), hinten von links: Bernd de Reese (Plattdeutsch-Lehrer der “Fofftig Penns”, Preisträger 2012), Heinz<br />

Behrens (Kirchenvorstand St.Jürgen), Christa Kolster-Bechmann (Jury-Mitglied), Johannes Rehder-Plümpe<br />

(Moderator und Jury-Mitglied)<br />

dat, un se maakt dat goot. Man se steiht ok<br />

mit beide Been fast op de Eer. Un se weet,<br />

woneem se henhöört: Na de Gegend twüschen<br />

Werser un Elv. – Birgit Lemmermann<br />

steiht mit ehr Schrieven un ehr Persönlichkeit<br />

för de nee´e plattdüütsche Literatur,<br />

de in Tokunft noch veel to seggen hett.“<br />

Birgit Lemmermann wurde 1962 in<br />

Ahlerstedt auf der Stader Geest geboren<br />

und wuchs dort auf. Sie machte in Buxtehude<br />

das Abitur und studierte dann in Hessen.<br />

Ab 1991 war sie Lehrerin an der Waldorfschule<br />

in Ottersberg. Heute arbeitet<br />

sie als Kunst-, Sport- und Werklehrerin am<br />

Ratsgymnasium in Rotenburg an der<br />

Wümme, leitet dort die Plattdeutsch-AG<br />

und lebt in Unterstedt bei Rotenburg.<br />

Mit dem Schreiben auf Platt hat Birgit<br />

Lemmermann nach 1992 angefangen. Sie<br />

wollte ihren Sohn Plattdeutsch aufziehen,<br />

jedoch gab es kaum Kinderbücher auf<br />

Platt. So fing sie an, selber welche zu<br />

schreiben. Es wurden vier Kinderbücher<br />

und ein Jugendbuch.<br />

Reinhard Goltz vom Institut für Niederdeutsche<br />

Sprache (INS) in Bremen schreibt<br />

an diesem Punkt weiter: „Angefangen hat<br />

alles mit „Emil“, dem kleinen Bären, der wie<br />

ein Kind denkt, fühlt und handelt – das erste<br />

plattdeutsche Kinderbuch. In „Ebbe un<br />

Hehn“ geht es um das Erwachsenwerden,<br />

da werden Werte und Rollen freundlich<br />

aber nachdrücklich in Frage gestellt. Mittlerweile<br />

überwiegen die Texte für Erwachsene<br />

– aber dann kommt wieder die unbändige<br />

Lust am Fabulieren für Kinder durch:<br />

Erst im vergangenen Herbst legte die Autorin<br />

mit „Black Hex“ ein anregendes und<br />

wunderschönes Kinderbuch vor.“<br />

Und so heißt es in der Einladung des<br />

Freundeskreises „Dat Huus op´n Bulten“<br />

und der Gemeinde Lilienthal zur Preisverleihung<br />

im Februar 2013: „Unangepasst und<br />

fantasiereich – das ist Birgit Lemmermann.<br />

Als Lehrerin, als Autorin, als Mensch. Ihr<br />

schriftstellerisches Werk besticht durch Vielfalt.<br />

Die 50-Jährige findet für alle den richtigen<br />

Ton: für Kinder, für Jugendliche, aber<br />

auch für erwachsene Leser. Mit großer<br />

Leichtigkeit brilliert sie in ihren Kindergeschichten,<br />

sie hat einen überzeugenden<br />

Jugendroman vorgelegt, hat sich an einer<br />

Kürthy-Übersetzung erprobt, hat Lyrik von<br />

psychologischer Tiefe und beachtlicher<br />

Sprachkraft geschrieben. – Sie zeichnet<br />

Menschen von heute aus der Mitte der<br />

Gesellschaft. Und sie gestaltet ihre Bücher<br />

wenn möglich selbst.“<br />

„Im Elbe-Weser-Dreieck zählt sie längst<br />

zu den erfolgreichsten plattdeutschen<br />

Autorinnen. Doch man kennt sie weit über<br />

ihre engere <strong>Heimat</strong> hinaus.“<br />

2004 errang sie beim Freudenthal-Preis<br />

den dritten, 2007 den zweiten Platz, 2008<br />

den Förderpreis und 2012 erhielt sie den<br />

„Freudenthal-Preis“. 2006 erreichte sie bei<br />

einem Schreibwettbewerb von „Vertell<br />

doch mol“ beim NDR den ersten Preis.<br />

2007 erhielt sie im September den „Lüttjepütt-Pries“,<br />

im November den Preis für<br />

das „Plattdeutsche Buch des Jahres“ und<br />

2011 den „Klaus-Groth-Preis“.<br />

Und weiter mit Goltz: „Dass Birgit Lemmermann<br />

nun für ihr abwechslungsreiches<br />

und immer überraschendes Werk mit dem<br />

„Heinrich Schmidt-Barrien-Preis“ ausgezeichnet<br />

wird, ist nur konsequent.“<br />

Text: Johannes Rehder-Plümpe<br />

Foto: Erwin Duwe<br />

Quelle: Internet-Recherche und eigenes Archiv<br />

16 RUNDBLICK Frühjahr 2013

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