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Fernöstliche Religionen: Hinduismus und Buddhismus - Kein-Plan.de

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<strong>Fernöstliche</strong> <strong>Religionen</strong>: <strong>Hinduismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Buddhismus</strong> – Herr Brandt – EWF, F.A.U. Erl.-Nürnberg – SS 2003 kein-plan.<strong>de</strong>/ewf<br />

<strong>Fernöstliche</strong><br />

<strong>Religionen</strong>:<br />

<strong>Hinduismus</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Buddhismus</strong><br />

Prof. Dr. Hermann Brandt<br />

Vorlesungsmitschrift<br />

Wintersemester 2003/2004<br />

Erziehungswissenschaftliche Fakultät<br />

<strong>de</strong>r Friedrich-Alexan<strong>de</strong>r-Universität Erlangen-Nürnberg<br />

kein-plan.<strong>de</strong>/ewf<br />

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<strong>Fernöstliche</strong> <strong>Religionen</strong>: <strong>Hinduismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Buddhismus</strong> – Herr Brandt – EWF, F.A.U. Erl.-Nürnberg – SS 2003 kein-plan.<strong>de</strong>/ewf<br />

<strong>Fernöstliche</strong> <strong>Religionen</strong>: <strong>Hinduismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Buddhismus</strong><br />

1. Persönliche <strong>und</strong> sachliche Voraussetzungen<br />

2. Erste Annäherung: Religiöse Symbole<br />

3. „<strong>Hinduismus</strong>“ als Voraussetzung <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong><br />

3.1 Zur Problematik <strong>de</strong>s Begriffs „<strong>Hinduismus</strong>“<br />

3.2 Die Hauptreligionen in Indien<br />

3.2.1 Die vedische Religion<br />

3.2.2 Der Vishnuismus<br />

3.2.3 Der Shivaismus<br />

3.2.4 Der Shaktismus<br />

3.2.5 Der Advaita Vedanta<br />

3.2.6 Sikhismus, Jainismus, <strong>Buddhismus</strong><br />

3.3 Gemeinsamkeiten in verschie<strong>de</strong>nen <strong>Religionen</strong> Indiens<br />

3.3.1 Die Gemeinsamkeiten <strong>de</strong>s „Dharma“<br />

3.3.2 Die durch Fremdherrschaft erzwungene Gemeinsamkeit<br />

3.3.3 Innere Gemeinsamkeiten<br />

3.3.3.1 Die Ve<strong>de</strong>n<br />

3.3.3.2 Das Kastensystem<br />

3.3.3.3 Die Wie<strong>de</strong>rgeburt<br />

3.3.3.4 Übereinstimmungen im Verständnis <strong>de</strong>r Wege zum Heil<br />

3.3.3.5 Lebensgefühl <strong>und</strong> Eigenart indischen Denkens<br />

- von außen betrachtet<br />

3.3.3.6 Mit <strong>de</strong>m <strong>Buddhismus</strong> gemeinsame Elemente<br />

4. Der historische Buddha – Annäherung an seine Biographie<br />

4.1 Gleichzeitigkeiten – Ungleichzeitigkeiten<br />

4.2 Historischer Kontext Indiens <strong>und</strong> das Problem <strong>de</strong>r Datierung<br />

4.3 Die Quellen<br />

4.4 Zur Geographie <strong>und</strong> Biographie <strong>de</strong>s historischen Buddha<br />

5. Die Lehre <strong>de</strong>s Buddha<br />

5.1 Der Protest <strong>de</strong>s Buddha <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Frühen <strong>Buddhismus</strong><br />

5.1.1 Askese als Protest gegen die Elite <strong>de</strong>r Eingeweihten <strong>und</strong> Herrschen<strong>de</strong>n<br />

5.1.2 Gegen die hierarchische Elite <strong>de</strong>r Priester<br />

5.1.3 Die Entritualisierung <strong>de</strong>r Opfer durch <strong>de</strong>ren ethisch-religiöse Um<strong>de</strong>utung<br />

5.1.4 <strong>Buddhismus</strong> als Anti-Theismus<br />

5.1.5 Buddhistische Skepsis gegen W<strong>und</strong>erglaube <strong>und</strong> Spekulation<br />

5.1.6 Gegen Askese <strong>und</strong> Lustgewinn<br />

5.2 Die Gr<strong>und</strong>lehren <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong><br />

5.2.1 Die Diagnose: Alles Dasein ist Lei<strong>de</strong>n<br />

5.2.2 Die anthropologische Begründung: Die Drei Kennzeichen<br />

<strong>und</strong> die Fünf Aneignungsgruppen<br />

5.2.3 Die erlösen<strong>de</strong> Erkenntnis <strong>de</strong>r Ich-Losigkeit<br />

5.2.4 Buddhistischer Pessimismus?<br />

5.2.5 Das Ziel <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Weg<br />

6. Die spätere Entfaltung <strong>de</strong>r buddhistischen Lehre<br />

6.1 Die Erweiterung <strong>de</strong>r Fünf Aneignungsgruppen<br />

6.2 Die Weiterdrehung <strong>de</strong>s Ra<strong>de</strong>s<br />

6.2.1 Mahayana<br />

6.2.2 Tantrayana<br />

7. Abschluss<br />

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<strong>Fernöstliche</strong> <strong>Religionen</strong>: <strong>Hinduismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Buddhismus</strong> – Herr Brandt – EWF, F.A.U. Erl.-Nürnberg – SS 2003 kein-plan.<strong>de</strong>/ewf<br />

Literatur: - Moritzen: „Kennen Sie Buddhisten?“<br />

- J. Lähnemann: „Weltreligionen im Unterricht I: <strong>Fernöstliche</strong> <strong>Religionen</strong>“, 1994², Göttingen.<br />

- Klaus Mylius: „Die vier edlen Wahrheiten“, DTV-Klassik, 1986.<br />

- Conrad Meisig: „Klang <strong>de</strong>r Stille – <strong>Buddhismus</strong>“, Freiburg-Basel-Wien, 1996<br />

- Hans-W. Schumann: „<strong>Buddhismus</strong> – Stifter, Schulen <strong>und</strong> Systeme“, Olten-Freinurg,1988 5<br />

1. Persönliche <strong>und</strong> sachliche Voraussetzungen<br />

Faktenzugang:<br />

- <strong>Buddhismus</strong> Buddha = „<strong>de</strong>r Erwachte“ (als Ehrentitel, vgl. „Christos“ = „<strong>de</strong>r Gesalbte“)<br />

- eigentlicher Name: „sidhatta gotama“ (Pali), (bzw. in Sanskrit) „siddharta gautama“<br />

- Vorname: „siddharta“ = „<strong>de</strong>r sein Ziel erreicht hat“ - Nachname: „gautama“ ist <strong>de</strong>r Sippenname.<br />

- Gelebt hat Siddharta zwischen 600 <strong>und</strong> 300 v. Chr. Alt wur<strong>de</strong> er ca. 80 Jahre.<br />

Über die Voraussetzungen:<br />

- Wichtig ist aber auch, unter welchen Bedingungen wir uns dieser frem<strong>de</strong>n Religion von außen<br />

zuwen<strong>de</strong>n. Die (eigenen) Voraussetzungen müssen mit Reflektiert wer<strong>de</strong>n. Vgl. Physik: Allein schon<br />

durch die Anwesenheit eines Beobachters, wird das beobachtete Objekt beeinflusst. Dazu kommt, dass<br />

Erkenntnis praktisch immer interessegeleitet ist. Forschung ergab, dass Mensch einen Satz mit 13<br />

Wörtern gera<strong>de</strong> noch versteht; alles darüber wird schwierig. Begrenzte Aufnahmefähigkeit.<br />

- Buddha: „… so habe ich es gehört“<br />

orale. Mündliche Tradition; mnemonische Techniken, Wie<strong>de</strong>rholungen<br />

- Ablauf: Geschehnis, Buddha wird Geschehnis noch mal erzählt. Buddha antwortet mit Gleichnis.<br />

- „Gleichnis von <strong>de</strong>n Blindgeborenen die einen Elefanten ertasten.“<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Zugänge/Perspektiven.<br />

dabei tritt Buddha als Sehen<strong>de</strong>r (sein Anspruch) auf.<br />

- Gr<strong>und</strong>annahme (?!): „Gleiches kann nur durch Gleiches erkannt wer<strong>de</strong>n.“<br />

- sind die kulturellen Prägungen nicht untrennbar mit einer Person verb<strong>und</strong>en? Kann sie sie<br />

ablegen, wie einen Mantel? Kann an<strong>de</strong>res (frem<strong>de</strong>s) überhaupt verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n? Sieht man<br />

<strong>de</strong>n Wald vor lauter Bäumen nicht? Denn eine Katalogisierung <strong>de</strong>r Einzelheiten (Bäume) gibt<br />

noch lange keine Gesamtübersicht. Ist Erkenntnis somit nur mit Abstand möglich? Eine<br />

Wahrnehmung von außen also? „Epoché“ = “das darauf schauen“ in einer Distanz<br />

wahrnehmen;<br />

- (Religions-)Wissenschaftlicher Ethos: „Dinge von außen betrachten <strong>und</strong> eigene Gefühle,<br />

Anschauungen, Wünsche, etc ausblen<strong>de</strong>n.“ Problem dabei: Meist zwar keine Wertungen, es<br />

entsteht aber <strong>de</strong>r Eindruck dass alle an<strong>de</strong>ren <strong>Religionen</strong> gleichwertig seien. Denn wenn Mensch<br />

vom Eigenen zu irgendwas an<strong>de</strong>rem Blickt, dann ist alles an<strong>de</strong>re gleich weit weg (auf einer<br />

an<strong>de</strong>ren Ebene) vom Eigenen.<br />

- Tritt nicht schon eine Wertung auf, wenn man nur sagt: „neu ist…“<br />

ein Novum war z.B. das in <strong>de</strong>r jüdischen Religion politische Ereignisse zu Epiphanien<br />

(=Offenbarungen Gottes) wur<strong>de</strong>n. Steckt nicht auch schon in „schriftlose Kulturen“ eine<br />

Wertung? [Weltethos = harmonisieren<strong>de</strong>, nicht homogenisieren<strong>de</strong> Ten<strong>de</strong>nzen.]<br />

Vorfin<strong>de</strong>n von:<br />

- Eigenes im Frem<strong>de</strong>n: Überraschung;<br />

- z.B. jüd. Gebet zur Beschneidungszeremonie ist Tischgebet im Christentum.<br />

- Im hinduistischen Gesang <strong>de</strong>r Bhagavadgita heißt es: „Ich bin .. <strong>de</strong>r Anfang,<br />

die Mitte, das En<strong>de</strong>, …“ Manifestation von Krishna<br />

vgl. Paul Gerhard: „Gott ist <strong>de</strong>r größte, <strong>de</strong>r schönste, <strong>de</strong>r…“<br />

- Frem<strong>de</strong>s im Frem<strong>de</strong>n polemische Haltung: alle an<strong>de</strong>ren <strong>Religionen</strong> sind a) nur Annäherungen b)<br />

sind <strong>de</strong>s Teufels c) sind nicht das wahre.<br />

- vgl. „Eskimo“ als Fremdbezeichnung für die „inuit“ (=Menschen)<br />

- Abwerten<strong>de</strong> Haltung a la „wir sind Menschen, die an<strong>de</strong>ren nicht“<br />

- Negativistisch: nichts als das Frem<strong>de</strong> im Frem<strong>de</strong>n wahrnehmen<br />

- z.B. Heiligkeit <strong>de</strong>r Kühe in Indien Schöpfungsverehrung, Spülmaschine<br />

(Blätter = Teller), Heizungsmaterial ist Kuhdung<br />

- Frem<strong>de</strong>s im Eigenen vgl. jüdisches Tischgebet;<br />

- Eigenes im Eigenen nichts als das Eigene im Eigenen wahrnehmen<br />

noch verschlossene Form, da man nicht nach außen schaut.<br />

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<strong>Fernöstliche</strong> <strong>Religionen</strong>: <strong>Hinduismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Buddhismus</strong> – Herr Brandt – EWF, F.A.U. Erl.-Nürnberg – SS 2003 kein-plan.<strong>de</strong>/ewf<br />

2. Erste Annäherung: Religiöse Symbole<br />

Offtopic: vgl. Christliche Symbolik: Kreuz, Auge Gottes im Dreieck,<br />

„chi ro“ (= Ch.r.istos), Tetragramm vom Namen Gottes: „JHWH“, …<br />

- In <strong>de</strong>r Stupa in <strong>de</strong>r Geburtsstadt von Buddha wur<strong>de</strong> ein Inschrift aus <strong>de</strong>m 3. Jh. V. Chr. gef<strong>und</strong>en, die <strong>de</strong>n<br />

Familiennamen „Sakya’s“ (von Buddha) trägt.<br />

1. Symbol: „Vier Köpfe“ Vier Himmelsrichtungen = Brahma(n)<br />

4 Be<strong>de</strong>utungen: i) 4-köpfiger allumfassen<strong>de</strong>r Schöpfergott <strong>de</strong>s <strong>Hinduismus</strong><br />

blickt in alle vier Richtungen<br />

ii) Göttliches Wesen in relativ niedrigem Bereich wo 1000<strong>de</strong><br />

Gottheiten sich aufhalten kleiner, regionaler Gott<br />

iii) Das Prinzip, dass das Leben <strong>de</strong>r ganzen Welt bestimmt<br />

Weltseele, Weltprinzip<br />

[hat Beziehung zum Atman <strong>und</strong> „tat tvam asi“]<br />

iv) Göttergestalten 3-fache Göttereinheit<br />

(= Hauptwirkkräfte <strong>de</strong>r gegenwärtigen Zeit)<br />

(1) Brahma(n) = Schöpfergott<br />

(2) Vishnu = Erhalten<strong>de</strong> Kraft<br />

(3) Shiva = Zerstören<strong>de</strong> Kraft (nicht endgültig)<br />

Kreislauf: nach Zerstörung (3) erfolgt Neuschöpfung (1)<br />

2. Symbol: „Om“ Lautäußerung zur Herbeirufung <strong>de</strong>s Heiligen<br />

- Ausdruck aus <strong>de</strong>r „veda“ (= „wissen“)<br />

älteste heilige Handschriften <strong>de</strong>s <strong>Hinduismus</strong><br />

- Laut akustischer Magie für Meditation & Bewusstseinserweiterung<br />

- Zusammengesetzte (umfassen<strong>de</strong>) Silbe: „A-U-M“ (vgl. mögl. „Amen“)<br />

- Konzentration aller <strong>de</strong>nkbaren sprachlichen Äußerungen auf eine<br />

Silbe.<br />

- In „Om“ fin<strong>de</strong>t sich die Wortgestalt <strong>de</strong>s Brahma wie<strong>de</strong>r<br />

Möglichkeit sich in die Weltseele zu versenken <strong>und</strong> teilzuhaben.<br />

- „om mane padme hum“:<br />

- liturgische heilige Formel zur Meditation Mantra<br />

„Brahma“<br />

grenier2clio.free.fr/hindou/brahma.htm<br />

„Om“<br />

www.ur.se/stockholm/hinduism.html<br />

Be<strong>de</strong>utung von „OM MANI PADME HUM“:<br />

„OM ist zusammengesetzt aus A, U <strong>und</strong> MA <strong>und</strong> repräsentiert Körper, Re<strong>de</strong> <strong>und</strong> Geist Buddhas, die damit<br />

angerufen wer<strong>de</strong>n. - MANI symbolisiert <strong>de</strong>m Pfad <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>. Wenn man <strong>de</strong>n gesamten buddhistischen Pfad<br />

einteilt, gibt es <strong>de</strong>n Pfad <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Pfad <strong>de</strong>r Weisheit, die man zusammen entwickeln muss. MANI<br />

heißt soviel wie Diamant, man kann es sich wie eine Art Wunscherfüllen<strong>de</strong>r Juwel vorstellen, <strong>und</strong> dies<br />

repräsentiert <strong>de</strong>n so genannten weißen Pfad, <strong>de</strong>r Tugen<strong>de</strong>n wie Mitgefühl <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Erleuchtungsgeist beinhaltet.<br />

Dieser Pfad ist eine Art Wunscherfüllen<strong>de</strong>r Juwel für die Lebewesen. - PADME heißt Lotus <strong>und</strong> steht für <strong>de</strong>n<br />

Weisheitsaspekt <strong>de</strong>s Pfa<strong>de</strong>s. Dieser besteht hauptsächlich in <strong>de</strong>r Erkenntnis <strong>de</strong>r endgültigen Realität, <strong>de</strong>r<br />

Leerheit. - HUM be<strong>de</strong>utet, dass etwas ungetrennt ist <strong>und</strong> weist auf die Vereinigung von MANI <strong>und</strong> PADME,<br />

Weisheit <strong>und</strong> Metho<strong>de</strong> hin, <strong>de</strong>nn diese bei<strong>de</strong>n sollten niemals getrennt voneinan<strong>de</strong>r praktiziert wer<strong>de</strong>n.“ 1<br />

- „Om mani padme hum“ wird z.B. benutzt zur Anrufung <strong>de</strong>r gnädigen, mitfühlen<strong>de</strong>n<br />

Gottheit mit Namen: „Avalokitesvara“ (= „Chenrezi“) vgl. tibetanischer <strong>Buddhismus</strong>.<br />

Auf Handgebetsmühle (auch ein Symbol) steht auch <strong>de</strong>r Name drauf.<br />

3. Symbol: „Tat Tvam Asi“ = „Das Bist Du“:<br />

- Formel (Lehre) hebt alle Trennungen <strong>und</strong> alles Verschie<strong>de</strong>ne auf.<br />

- Auffor<strong>de</strong>rung die Unterschie<strong>de</strong>nheit aufzugeben. – ich bin du – du bist ich<br />

„Avalokitesvara“<br />

1 Von Geshe Thubten Ngawang in „Tibet <strong>und</strong> <strong>Buddhismus</strong>“ - Heft 39 - 4.Quartal 1996 - S.5 bzw. ommanipadmehum.<strong>de</strong>/ngawang4.htm<br />

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4. Symbol: (<strong>de</strong>r) „Stupa“ (<strong>Hinduismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Buddhismus</strong>)<br />

- Sakralbau, riesiger Reliquienbehälter, massiv ohne Raum<br />

- Rechteckig o<strong>de</strong>r Kreisr<strong>und</strong><br />

- Zaun mit (4) Toren außen herum. N, S, O, W<br />

„Mitte <strong>de</strong>r Welt“<br />

- Rechtsumwan<strong>de</strong>rung“ (= „Pradaksina“) <strong>de</strong>r Stupa<br />

Links <strong>und</strong> Mitte Stupas - Rechts: Pago<strong>de</strong><br />

www.paranormal.<strong>de</strong>/symbole/tibet/tibet2.htm<br />

5. Symbol: „Rad“ (<strong>Buddhismus</strong>) mit acht Speichen<br />

- Zentrale Buddhistische Lehre visuell ausgedrückt Acht Hauptaspekte, Lehren, Schritte<br />

- Über die Nabe in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Ra<strong>de</strong>s hängen sie alle zusammen. vielfaches von 8 auch: 24, 32, 80.<br />

Die (acht) edlen Wahrheiten – „<strong>de</strong>r edle achtfache Pfad“:<br />

i) Rechte Ansicht / Anschauung<br />

ii) Rechter Entschluss / Rechtes Wollen<br />

iii) Rechtes Re<strong>de</strong>n<br />

iv) Rechtes Verhalten / Tun<br />

v) Rechtes Leben<br />

vi) Rechte Anstrengung / Rechtes Streben<br />

vii) Rechte Achtsamkeit / Gedanken („sati“)<br />

viii) Rechte Meditation / Rechtes „sich versenken“<br />

(„samadhi“)<br />

- Das alles sind Wege, nicht Gebote. Buddha war Lehrer <strong>und</strong> Wegweiser.<br />

- Das Rad versinnbildlicht ein Treffen <strong>de</strong>r acht Wege in <strong>de</strong>r Mitte.<br />

- Rad war Kern <strong>de</strong>r Erlösungslehre Buddhas. Alles gehört zusammen; (kein stufiger Aufbau)<br />

Weg soll als Ergebnis (als Ziel) die Aufhebung allen Lei<strong>de</strong>ns bewirken Leidlosigkeit / Erlösung.<br />

- Buddhageste: Daumen <strong>und</strong> Ringfinger <strong>de</strong>r rechten hand machen<br />

einen Kreis<br />

Ausdruck <strong>de</strong>s Selbstverständnisses = Zeichen für das Rad;<br />

- Er ist sozusagen <strong>de</strong>r „Rad <strong>de</strong>r Lehre“-Initiierer<br />

- Verschie<strong>de</strong>ne Phasen (in <strong>de</strong>r Geschichte) <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong> sind<br />

unterschiedliche Umdrehungen <strong>de</strong>s Ra<strong>de</strong>s.<br />

„Rad“ <strong>und</strong><br />

„Buddhageste <strong>de</strong>s sich drehen<strong>de</strong>n Ra<strong>de</strong>s“<br />

6. Symbol: „Yin <strong>und</strong> Yang“<br />

- Ursprung in China, Laotse Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Tao(=Weg)-Lehre<br />

- Entsprechungen zwischen kleinem (Mikrokosmos) <strong>und</strong> großem (Makrokosmos)<br />

- Doppelphänomen: Yin: kalte, be<strong>de</strong>ckte Wetter, Dunkelheit<br />

Yang: Sonne, Hitze, Licht<br />

Gegenüberstellung von bei<strong>de</strong>m. (vgl. Prediger: „Alles hat seine Zeit,…“ Antipo<strong>de</strong>n“)<br />

- „Yang wird im Winter vom Yin umgarnt“<br />

- Geschlechterbezug (ist Umorientiert im Vergleich zum „Westen“):<br />

- Yin = Kälte = Frau - Yang = wärme = Mann<br />

Insgesamt eine Kontrastharmonie von Gegensätzen<br />

- Kurz um: „Ein Yin, ein Yang, das ist Tao.“<br />

7. Symbol: „Mandala“<br />

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Visuelle Meditationsanleitung; Entsprechung zu äußerer <strong>und</strong> innerer Welt<br />

- Während <strong>de</strong>r Anfertigung hat man Bezug zu <strong>de</strong>r ganzen Welt. Weg: von innen nach außen<br />

- O<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Heilsweges von außen nach innen. - Farben <strong>und</strong> Verteilung haben bestimmte Be<strong>de</strong>utung.<br />

- Als Farbe dient gefärbter Sand = Inbegriff <strong>de</strong>r Vergänglichkeit<br />

zeitlich begrenzt, wie die Existenz, unbeständig, verwehbar (von „verwehen“).<br />

8. Symbol: „Buddhagestalt“<br />

- Sitzend in Meditationshaltung („Schnei<strong>de</strong>rsitz“) = „Lotussitz“ o<strong>de</strong>r „Lotossitz“<br />

„Lotophagen“ = Lotusesser = „die, die Vergessen“<br />

- Symbol <strong>de</strong>s Sitzens: Kontakt zur Er<strong>de</strong> (er sitzt auf ihr)<br />

- Aber nicht ganz fest Wasserpflanze<br />

- Geste 2 <strong>de</strong>r Erdberührung: „Rechte Hand greift nach unten“ „Er<strong>de</strong> / Wasser zum zeugen aufgerufen“<br />

<strong>Hinduismus</strong> war sozusagen die Voraussetzung für <strong>de</strong>n <strong>Buddhismus</strong><br />

(<strong>de</strong>r die Auswirkung darstellt).<br />

9. Symbol: „Yggdrasil“ = „Weltenesche“ (Lebensbaum)<br />

- drückt das ganze <strong>de</strong>r Welt aus Makrokosmos.<br />

- ist das Symbol von mehreren <strong>Religionen</strong><br />

10. Symbol: Sonnenscheibe (Japan)<br />

Spruch: „Wenn die Wurzel heilig ist, dann sind es auch die Zweige“<br />

(Rö 11,16) Zwei Verständnisse:<br />

i) Ju<strong>de</strong>ntum intern<br />

ii) Weltweite verschie<strong>de</strong>ne <strong>Religionen</strong> zueinan<strong>de</strong>r<br />

3. „<strong>Hinduismus</strong>“ als Voraussetzung <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong><br />

Literatur: - Lähnemann: „<strong>Fernöstliche</strong> Weltreligionen I“<br />

- Ulrich Schnei<strong>de</strong>r: „Einführung in <strong>de</strong>n <strong>Buddhismus</strong>“, Darmstadt, 1993²<br />

- H. von Stietencron: „<strong>Hinduismus</strong>“ in: T.R.E., Band 15, Seiten 346-356<br />

„Buddha“<br />

Grober Geographieabriss von Indien:<br />

Im Nordosten <strong>de</strong>r Himalaja, im Nordwesten das Hindukusch Bergmassiv; Karachi <strong>und</strong> Kalkutta, an <strong>de</strong>r<br />

West- <strong>und</strong> Ostküste. Der Indus kommt aus <strong>de</strong>m Himalaja <strong>und</strong> fließt gen Westen, <strong>de</strong>r Ganges gen Osten<br />

[?]. Weiter südlich an <strong>de</strong>r Westküste liegt dann noch die portugiesische Kolonie „Goa“ (Bei Bombay<br />

um die Ecke). Sri Lanka (Ceylon) ist dann noch im SSO von Indien vorgelagert als Insel zu fin<strong>de</strong>n.<br />

3.1 Zur Problematik <strong>de</strong>s Begriffs „<strong>Hinduismus</strong>“<br />

- „<strong>Hinduismus</strong>“, wür<strong>de</strong> man unbedarft sagen, ist eine Benennung für die hinduistische Religion.<br />

- Aber: Der „<strong>Hinduismus</strong>“ als Religion ist nicht greifbar, da er sehr viele Ausprägungen hat<br />

- „<strong>Hinduismus</strong>“ stellt einen Sammelbegriff für Verwandtes wie Verschie<strong>de</strong>nes dar<br />

- Da das Trennen<strong>de</strong> so groß ist, müsste <strong>de</strong>r Begriff nicht abgeschafft wer<strong>de</strong>n? O<strong>de</strong>r ist er legitim als<br />

gemeinsame Kennzeichnung?<br />

- „<strong>Hinduismus</strong>“ ist eine Fremdbezeichnung <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> von (außen von) „Landfrem<strong>de</strong>n“ aufgebracht.<br />

Wie kam es zu <strong>de</strong>r Bezeichnung?<br />

- Einziger Zugang nach Indien vom Westen her ist <strong>de</strong>r Khyber-Pass. Über <strong>de</strong>n kamen im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Jahrtausen<strong>de</strong> mehrere Kulturen ins Land.<br />

- 1517: Perserreich geht bis an <strong>de</strong>n „Indus“. Als die Perser (<strong>und</strong> später die Griechen: „Indos“)<br />

über <strong>de</strong>n Khyber-Pass kommen <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>n Fluss „Indus“ stoßen, nennen sie das Land:<br />

„Indus-Land“ <strong>und</strong> die Einwohner „In<strong>de</strong>r“ ( Politische Perspektive)<br />

- 712: Muslimische Araber kommen ins Indus-Tal <strong>und</strong> nennen alle, die nicht zum Islam<br />

gehören, „Hindus“ ( Religiöse Perspektive)<br />

2 Buddhagesten: http://www.netburger.at/aie/docs/buddhismus/gesten_<strong>de</strong>s_buddha/<br />

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- Schließlich kommen noch die Portugiesen; dann erfolgt die englische Kolonialisierung.<br />

Englän<strong>de</strong>r: Muslime <strong>und</strong> Hindus (alle In<strong>de</strong>r, indische Christen, Buddhisten, etc..) In<strong>de</strong>r.<br />

Also: Muslime + Hindus = In<strong>de</strong>r<br />

- Dass Hindu <strong>und</strong> In<strong>de</strong>r eigentlich das gleiche ist, haben die Europäer nicht gecheckt<br />

Aufspaltung: politische Zugehörigkeit: In<strong>de</strong>r | religiöse Zugehörigkeit: Hindu<br />

- Wegen <strong>de</strong>r irrtümliche Annahme „Alle Hindus seien Angehörige <strong>de</strong>r selben Religion“ kam es<br />

zu <strong>de</strong>r religiösen Gesamtbezeichnung: „Hindu“<br />

- Die verschie<strong>de</strong>nen Gruppierungen im <strong>Hinduismus</strong> sind unterschiedlich <strong>Religionen</strong>!<br />

[ nicht vergleichbar mit <strong>de</strong>n unterschiedlichen Konfessionen im Christentum]<br />

Innerindisches Motiv für <strong>de</strong>n Begriff:<br />

- Gemeinsamer Begriff für die Vielfalt <strong>de</strong>r <strong>Religionen</strong> in Indien.<br />

- I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Zusammengehörigkeit trotz enormer Unterschie<strong>de</strong>.<br />

[„Adivasi“ = Vor-hinduistische Religion]<br />

- Innerindisch gibt <strong>und</strong> gab es enorme Spannungen zwischen <strong>de</strong>n unterschiedlichen Gruppen.<br />

Statistik (vgl. Brockhaus: „<strong>Hinduismus</strong>“): Religionszugehörigkeitsverteilung in Indien (1993):<br />

- Insgesamt gibt es ca. 750.000.000 Menschen in Indien. Davon gehören etwa 80 % <strong>de</strong>m<br />

<strong>Hinduismus</strong>, 11 % <strong>de</strong>m Islam, 3 % <strong>de</strong>m Christentum (22 Mio.), 2 % Sikhismus (Sikhs = Islam<br />

+ <strong>Hinduismus</strong>) <strong>und</strong> weniger als 1 % <strong>de</strong>m <strong>Buddhismus</strong> an.<br />

- <strong>Hinduismus</strong> ist sozusagen das Symbol für die nationale I<strong>de</strong>ntität, die noch nicht existent ist.<br />

- „Neue“ Wörter (von In<strong>de</strong>rn) für nicht bestehen<strong>de</strong> Systeme:<br />

- Hindutra = Hinduistische nationale I<strong>de</strong>ntität<br />

- Hindùrashtra = Hinduistische Staatsform<br />

politische I<strong>de</strong>ologie um eine religiös-politische I<strong>de</strong>ntität zu schaffen.<br />

- z.B. wur<strong>de</strong> Bombay (portugiesisch) in Mumbay (angebliche<br />

Vorkolonisationsbezeichnung) umbenannt alles nicht-indische wird „verbannt“<br />

Versuch etwas Gemeinsames zu schaffen.<br />

- Indonesien versucht(e) eine einheitliche Religion zu schaffen:<br />

- Die „5 Säulen“, die von allen beachtet wer<strong>de</strong>n müssen, sind: 1. Alleine Göttlichkeit<br />

(Monotheismus) - 2. Humanität - 3. Einheit - 4. Demokratie - 5. Soziale Gerechtigkeit<br />

- In Indien wur<strong>de</strong> aus politischen Grün<strong>de</strong>n versucht eine hinduistische Ökumene zu schaffen.<br />

- Mandir-Tempel (= Tempel für alle) wur<strong>de</strong> gebaut.<br />

- 3 Gemeinsamkeiten alle Hinduistischen <strong>Religionen</strong>:<br />

1. Verehrung <strong>de</strong>r Bhumi-Mata (Bhumi = Mutter; Mata = Er<strong>de</strong>)<br />

Mutter-Er<strong>de</strong>, gemeinsames Land<br />

2. Verehrung von Sarasvati-Mata = Bildungs-Er<strong>de</strong><br />

3. Verehrung von Gaumata-Mata = Heilige Kuh<br />

Ehrung <strong>de</strong>r Geschöpfe<br />

- 1950 gibt es die erste Verfassung Indiens<br />

politische Einheit, Staat ist Einheitsband, aber keine religiöse Einheit!<br />

- heute: Religion wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Vormarsch Politik bringt Religion wie<strong>de</strong>r ins Spiel.<br />

3.2 Die Hauptreligionen in Indien<br />

3.2.1 Die vedische Religion<br />

- ist die älteste Religion Indiens älteste Form <strong>de</strong>s „<strong>Hinduismus</strong>“ - („ve<strong>de</strong>n“ = „Wissen“)<br />

- Brahmanismus ist ein Synonym für die Vedische Religion<br />

- Ursprünglich: polytheistisch (= Viel-Götter-Verehrung)<br />

- Zeitlich: 2. Jahrtausend vor Christus bis 4. Jh. n. Chr. (also noch vor <strong>de</strong>m <strong>Buddhismus</strong>)<br />

- ist immer noch existent, noch nicht verschw<strong>und</strong>en. Brahmanenkreise, Opferkult noch vorhan<strong>de</strong>n<br />

- in allen an<strong>de</strong>ren indischen <strong>Religionen</strong> wird auf die Ve<strong>de</strong>n Bezug genommen.<br />

- Ve<strong>de</strong>n (als Basis) wer<strong>de</strong>n über die Zeit hinweg erläutert <strong>und</strong> kommentiert.<br />

- Umfang von Ve<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Kommentaren: ca. 30.000 Seiten.<br />

- Die Kommentare heißen: Rigveda, Samaveda, Brahmanas (Opferpraxis), Upanisha<strong>de</strong>n.<br />

- Tradition <strong>de</strong>r Überlieferung <strong>de</strong>r Ve<strong>de</strong>n:<br />

- gelten als anfanglos <strong>und</strong> unerschaffen (= von Nieman<strong>de</strong>n) <strong>und</strong> waren schon immer da.<br />

- Weise Sänger haben diese (schon immer existieren<strong>de</strong>n) Ve<strong>de</strong>n „erschaut“.<br />

- Ve<strong>de</strong>n sind voll von Gottheiten <strong>und</strong> Göttinnen, wobei es keine Abstufungen, Hierarchien gibt.<br />

- Manche Gottheiten wer<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs betont:<br />

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- Indra = <strong>de</strong>r die Fein<strong>de</strong> besiegen<strong>de</strong> Gott<br />

- Agni = Feuergott („ignis“ (lat.) = Feuer)<br />

Sehr wichtig für die religiöse Opferpraxis, da er erst die Opfer für die an<strong>de</strong>ren<br />

Götter genießbar macht. Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Element bei <strong>de</strong>r Opferpraxis.<br />

- Varuna = Hüter <strong>de</strong>r Kosmischen Ordnung<br />

- Prajapati = Schöpfergott, <strong>de</strong>r Hüter (bzw. <strong>de</strong>r Herr) <strong>de</strong>r Geschöpfe.<br />

- Trotz <strong>de</strong>r „Vielgötterei“ ist die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s absoluten Einen, das hinter <strong>de</strong>n vielen Göttern steht, bekannt.<br />

- die Vedische Religion ist eine Opferreligion!<br />

- Zweck: Durch die Opfergaben erwarten die Gläubigen, dass sie von <strong>de</strong>n Göttern erhalten was<br />

so im Leben wichtig ist: Sieg, Reichtum, Ges<strong>und</strong>heit, Nachkommenschaft, Vergebung <strong>de</strong>r<br />

Sün<strong>de</strong>, Ewiges Leben. Diese Göttlichen Gaben erlangt man durch Opfergaben <strong>und</strong> durch das<br />

(in endlosen Wie<strong>de</strong>rholungen) Singen von Loblie<strong>de</strong>rn.<br />

- Die Frage: „Wie Opfere ich richtig“ damit die Opfergabe auch bei <strong>de</strong>n Göttern ankommt, führt dazu,<br />

dass ein eigener Berufsstand geboren wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r sich die Anleitung zum richtigen Opfern gut bezahlen<br />

lies: die Opferpriester gehörten zur Spitzenelite <strong>und</strong> waren sogar <strong>de</strong>m Militär teilweise übergeordnet.<br />

3.2.2 Der Vishnuismus<br />

- Gott: Vishnu<br />

- Alter: in vorchristlicher Zeit entstan<strong>de</strong>n.<br />

- Vishnuismus Religion ist Ergebnis einer Vermischung / Zusammenmengung (= Synkretismus)<br />

- verschie<strong>de</strong>ne regionale Kulte mit einem jenseitigen Gott wur<strong>de</strong>n verschmolzen (Narajana)<br />

- Ve<strong>de</strong>n-Gott „Vishnu“ fungiert als Vorsteher / Bin<strong>de</strong>glied.<br />

- Anhänger: Vishnuiten<br />

- Vishnuismus ist Monotheistisch Schöpfergott, „Welt in Bewegung Halter“<br />

- Wenn die Welt gefähr<strong>de</strong>t ist, dann „inkarniert“ Vishnu in einem Menschen um die gute Ordnung<br />

wie<strong>de</strong>r herzustellen.<br />

- Berühmteste Inkarnation Vishnus: „Krishna“ Krishna ist eine Inkarnation von Vishnu!<br />

- Titel von Vishnu: „bhagavat“ = „<strong>de</strong>r Erhabene“<br />

- „bhagavadgita“ bzw. die „gita“ (= Gesang) ist ein relativ kurzer <strong>und</strong> sehr bekannter Text<br />

darin ist sehr vieles <strong>de</strong>r indischen <strong>Religionen</strong> enthalten.<br />

- Vishnuismus ist die am weitesten Verbreitete Religion in Indien.<br />

3.2.3 Der Shivaismus<br />

- historisch gesehen, Resultat eines Verschmelzungsprozesses verschie<strong>de</strong>ner alter regionaler<br />

Volksreligionen <strong>und</strong> vedische Traditionen (+ beson<strong>de</strong>rs aus <strong>de</strong>n Ve<strong>de</strong>n: Gott Rodra)<br />

- Shiva = (wird als) Herr (angerufen)<br />

[Ischvara = Herr; Maheschvara = großer Herr („mah“ = groß; vgl. Mah-aratscha)]<br />

- Gott als Prinzip gedacht: Shiva ist i<strong>de</strong>ntisch mit Schöpfergottheit/Lebensprinzip Brahma.<br />

- Konkrete Verehrung aber auch vorhan<strong>de</strong>n: Tempel, Lie<strong>de</strong>r, Gebete<br />

konkrete Verehrung umfasst männliches <strong>und</strong> weibliches Prinzip, das miteinan<strong>de</strong>r verb<strong>und</strong>en ist.<br />

- männliche Seite: reines Bewusstsein, Erkennen<br />

- weibliche Seite: Potenzen, Kraft, Fruchtbarkeit, Energie, Wirksamkeit, Möglichkeit aller Schöpfung<br />

<strong>und</strong> Verän<strong>de</strong>rung.<br />

- In Gott Shiva sind bei<strong>de</strong> Potenzen (= Shakti), also das männliche <strong>und</strong> das weibliche vereint.<br />

- Separate Verehrung auch möglich Eigenschaft wird personifiziert zwei Gottheiten / Gestalten:<br />

- (männlicher) Shaki <strong>und</strong> (weibliche) Shiva<br />

- Spannung zwischen Monotheismus <strong>und</strong> Ten<strong>de</strong>nz zu Dualismus.<br />

- Vor allem mit Shiva verb<strong>und</strong>en ist Yoga Shiva gilt als ganz große(r) Yogin.<br />

- Yoga = „Joch“ (= Geschirr von Ochs, Pferd, …)<br />

Yoga heißt „anjochen“ Übungsweg / Technik durch die alle Kräfte (physischen <strong>und</strong><br />

psychischen) zusammengefasst <strong>und</strong> geeint wer<strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>r Befreiung<br />

- Yogin (= „<strong>de</strong>r Geeinte“) ist also durch Yoga gekennzeichnet.<br />

- Der Weg erfolgt durch monate- o<strong>de</strong>r jahrelange Askese <strong>und</strong> Meditation, die wie ein Joch wirkt!<br />

- Shiva ist zugleich <strong>de</strong>r Inbegriff (<strong>de</strong>s Gegensatzes) <strong>de</strong>s wil<strong>de</strong>n, die Welt zerstören<strong>de</strong>n Gottes.<br />

- Erlösung wird verstan<strong>de</strong>n als Entfesselung. Befreiung von allen Fesseln <strong>de</strong>r menschlichen Existenz<br />

wie Anschauung, Prägung, Psyche, Physisches, etc.<br />

- Meditation hat <strong>de</strong>n Zweck das individuelle Bewusstsein (das unwissend <strong>und</strong> voreingenommen ist) zu<br />

befreien. „Zerstörung <strong>de</strong>r Welt“ (durch Shiva) bewirkt eine totale Entfesslung.<br />

Yoga ist somit eine Metho<strong>de</strong> zur Entfesselung <strong>und</strong> Erlösung.<br />

- Bewegung: Paschupatas eine Bewegung <strong>de</strong>s Shivaismus<br />

- Pa, bzw. Pati = Shiva = „<strong>de</strong>r Herr“ Verehrung <strong>de</strong>s Herrn<br />

- Paschu = Menschengeschöpfe Situation <strong>de</strong>r Menschen als Lebewesen,<br />

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- Pascha = Fesseln die „in <strong>de</strong>r Welt festgeb<strong>und</strong>en“ wie ein Opfer sind<br />

Erlösung durch Zerstörung <strong>de</strong>r Fesseln. Shiva ist Vorbild für die Zerstörung <strong>de</strong>r Fesseln<br />

2.3.4 Der Shaktismus<br />

- Das weibliche Prinzip von Shiva bil<strong>de</strong>t hier nun eine eigene Religion (Verselbstständigung)<br />

- Bezug zu Shiva nicht mehr wichtig, son<strong>de</strong>rn nur noch Göttin Shakti im For<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong> Shaktismus<br />

- Ursprung: 6. Jh. n. Chr.<br />

- „Shakti“ = (die) Kraft, Energie (sowohl physisch als ach psychisch) ist feminin! bei Frauen beliebt!<br />

- Shakti ist weibliche Komponente indischer Religiosität, sie ist die Personifizierte Potenz (Sexualität)<br />

- Sie ist aber auch Totbringerin <strong>und</strong> Totbewirkerin Züge einer Rachegottheit<br />

- Wird auch bei Opferhandlungen angerufen.<br />

- vgl. Literatur von Phoolan, Devi: „Ich war die Königin <strong>de</strong>r Banditen“, Bastei-Lübbe-Verlag<br />

- Manifestationen in verschie<strong>de</strong>nen Gestalten von Shakti: Totbringerin: Durga, Kali, Kam<strong>und</strong>a<br />

- Generell: Aktivierung von Kraft. Sie ist eine eigenständige Herrscherin.<br />

- Shakti ist Shiva durch ihre Potenz <strong>und</strong> Kraft überlegen; ohne Shakti könnte Shiva gar nicht han<strong>de</strong>ln.<br />

- Tieropfer sind selbstverständlich bei Verehrung (vor englischer Kolonialherrschaft: Menschenopfer)<br />

- Shakti ist unberechenbar kann sowohl erschaffen als auch töten.<br />

2.3.5 Der Advaita Vedanta<br />

- Begriffserklärung A-dvaita Vedan-ta:<br />

- „A“ = „un-…“, Gegensatz, das Gegenteil ausdrückend<br />

- „davaita“ = „Zwei“ Advaita = Nicht-Zwei, Un-Zweiheit<br />

- „Vedan“ = die Ve<strong>de</strong>n (= Wissen)<br />

- „ta“ = En<strong>de</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ve<strong>de</strong>n, im Sinne von Zusammenfassung<br />

Advaita Vedanta = „die Nicht-Zweiheit ist die Schlusszusammenfassung <strong>de</strong>r Ve<strong>de</strong>n“<br />

- In <strong>de</strong>r Welt sind überall Gegensätze (Zweiheiten) vorhan<strong>de</strong>n: entwe<strong>de</strong>r-o<strong>de</strong>r, heiß-kalt, schwarz-weiß,<br />

Anfang-En<strong>de</strong>, lieb-böse, gut-schlecht, groß-klein, etc.<br />

- Zweiheiten <strong>de</strong>r Welt wer<strong>de</strong>n auf Einheit zurückgeführt Überwindung <strong>de</strong>r Gegensätze<br />

Monismus = <strong>Kein</strong>e Gegensätze<br />

- bzw. sind die Gegensätze nur scheinbar vorhan<strong>de</strong>n <strong>und</strong> müssen durchschaut wer<strong>de</strong>n<br />

Neuinterpretation von Brahman (eigene Seele?) <strong>und</strong> Athman (Weltseele?) bei<strong>de</strong>s ist i<strong>de</strong>ntisch!<br />

Mensch wird erlöst durch das Wissen darüber!<br />

- aktueller Vertreter: Schankara Einheit <strong>de</strong>r Wirklichkeit es gibt eigentlich keine Unterschie<strong>de</strong><br />

- Lehre sagt: verschie<strong>de</strong>ne I<strong>de</strong>ntitäten / Individuen sind nur Illusion.<br />

- „maja“ = die Illusion, <strong>de</strong>r Schein, die Täuschung<br />

- Wenn man I<strong>de</strong>ntität mir Brahma erlangt, dann verschwin<strong>de</strong>n alle Gegensätze<br />

alles, auch die Gottheiten verschwin<strong>de</strong>n.<br />

- Durch Erkenntnis <strong>de</strong>r Advaita erlangt man das Bewusstsein von <strong>de</strong>r Einheit <strong>de</strong>r Wirklichkeit<br />

2.3.6 Sikhismus, Jainismus, <strong>Buddhismus</strong><br />

Sikhismus:<br />

- Anhängerschaft „klein“ im zweistelligen Millionenbereich<br />

- Sikhs: Synthese aus hinduistischen Wurzeln <strong>und</strong> Islam (Muslime seit <strong>de</strong>m 13. Jh. in Indien)<br />

- aus zwei verschie<strong>de</strong>nen getrennten <strong>Religionen</strong> wur<strong>de</strong> eine neue<br />

- „Gründung“ im 16. Jh. (zum vgl. in Europa: Zeit <strong>de</strong>r Reformation)<br />

Jainismus:<br />

- wie <strong>de</strong>r <strong>Buddhismus</strong> auch, hat <strong>de</strong>r Jainismus einen Stifter, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Namen gibt.<br />

- Stifter: „Mahavira“ (<strong>de</strong>r ein Zeitgenosse von Buddha war) [„mah“ = groß]<br />

- Entstehung im 6. Jh.<br />

- Mahavira stammte auch aus aristokratisch-militärischem A<strong>de</strong>ls Milieu<br />

- Kaste <strong>de</strong>r Militärs heißt „Kschatriya“ = Wehstand, Militär<br />

- Jainismus ist ein Protest gegenüber <strong>de</strong>r vedischen Religion ( fast unendlich viele Götter,<br />

Kontakttreten mit Göttern geschieht nur über Opfer durch die Priesterschaft)<br />

- Mahavira trat an die Öffentlichkeit mit <strong>de</strong>n Thesen:<br />

- es gibt keinen höchsten Gott es gibt keine Götter<br />

- Ve<strong>de</strong>n sind nicht Göttliche Offenbarung<br />

- Opfer(kult) ist unnötig Priesterkaste damit auch überflüssig.<br />

- Manche Anhänger sind so extrem, dass sie je<strong>de</strong>s Töten verfolgen.<br />

Asketismus, Mönchsreligion<br />

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- Initiierung: Besen (um Kleingetier nicht zu zertreten son<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>m Weg wo man geht zu fegen)<br />

<strong>und</strong> M<strong>und</strong>tuch (damit man keine Moskitos o<strong>de</strong>r Fliegen einatmet <strong>und</strong> damit tötet)<br />

Lehre <strong>de</strong>s „Panpsychismus“ (Pan = alles; Psyche = Seele) = alles ist beseelt <strong>und</strong> belebt<br />

- mir alles ist alles gemeint: Lebewesen, Pflanzen, Steine, …<br />

- Wenn man konsequent ist, betreibt man extreme Askese Lebensverweigerung, Ablehnung <strong>de</strong>r<br />

eigenen Lebensvorsorge höchstes Vorbild: Selbsttötung durch Fasten.<br />

- Trotz <strong>de</strong>r Selbstzerstörung hat die Religion große Anhänger(innen)zahlen<br />

- Leben in Nacktheit (nicht bei Frauen die damit eigentlich auch keine Erlösung erreichen können)<br />

- Aber: Religion stellt Weg dar, allein durch die eigene Praxis (ohne Mithilfe von Opferpriestern) zur<br />

Erlösung zu kommen.<br />

<strong>Buddhismus</strong>:<br />

- gehört hier auch dazu, wird aber später noch behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n…<br />

3.3 Gemeinsamkeiten in verschie<strong>de</strong>nen <strong>Religionen</strong> Indiens<br />

3.3.1 Die Gemeinsamkeit <strong>de</strong>s „Dharma“<br />

- Gemeinsam ist auf je<strong>de</strong>n Fall: alles sind <strong>Religionen</strong> ;-)<br />

- Indien hat keinen „Religionsbegriff“ wie im Abendland, statt<strong>de</strong>ssen wird „Dharma“ verwen<strong>de</strong>t.<br />

- „d h r“ = „tragen“ das Fragen<strong>de</strong>, die normative Gr<strong>und</strong>lage je<strong>de</strong>n Verhaltens<br />

- Dharma ist die gemeinsame Perspektive umfassen<strong>de</strong> Sichtweise; Umfasst individuelle <strong>und</strong> soziale<br />

Ethik, religiöses Verhalten alles ist Dharma<br />

- z.B. haben Sohn <strong>und</strong> Tochter ihr ganz beson<strong>de</strong>res Dharma im Verhältnis zu ihren Eltern.<br />

- Alle sind ihrem Dharma verpflichtet. - Alle haben einen, ihren Dharma<br />

- Pflanze wächst so, wie es ihrem Dharma entspricht Je<strong>de</strong>s hat sein eigenes Dharma<br />

- Dharma = Wesensgesetz je<strong>de</strong> Erscheinung hat unterschiedliches Dharma<br />

- „Hindu-Dharma“ = von allen anerkannte Gesetzmäßigkeit, <strong>de</strong>r alle folgen müssen<br />

unän<strong>de</strong>rbar, man wird in sein spezielles Dharma hineingeboren <strong>und</strong> muss sich<br />

<strong>de</strong>mentsprechend verhalten. je<strong>de</strong>r hat seinem Dharma zu folgen.<br />

- Ausstieg ist <strong>und</strong>enkbarer Gedanke Ausstieg aus Dharma ist unmöglich.<br />

3.3.2 Die durch Fremdherrschaft erzwungene Gemeinsamkeit<br />

- (11. Jh. Verfolgung <strong>de</strong>r Vishnuiten durch die Shivaiten)<br />

- Indien hat ca. 700 Jahre unter Fremdherrschaft gestan<strong>de</strong>n; d.h. keine eigene Regierung vorhan<strong>de</strong>n<br />

- 1206: Islam in Indien - Portugiesen <strong>und</strong> Hollän<strong>de</strong>r (Goa, Makao; Indonesien)<br />

- bis 1947: Englän<strong>de</strong>r in Indien ab 1947 politische Unabhängigkeit (nach 740 Jahren Fremdherrschaft)<br />

- Dominante <strong>Religionen</strong> während <strong>de</strong>r Besatzungszeit: Islam <strong>und</strong> Christentum<br />

Durch die Bedrohung von außen schlossen sich die Bedrohten enger zusammen. Verschie<strong>de</strong>nen indischen<br />

<strong>Religionen</strong> kommen sich durch die äußerliche Bedrohung näher.<br />

Stärkere Betonung <strong>de</strong>r Gemeinsamkeiten; Unterschie<strong>de</strong> treten in <strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong>.<br />

- Name <strong>de</strong>s Vorgangs „Synkretismus“ ((gr.) „syn“ Sympathie Zusammen/gemeinsam;<br />

Kretismus Vermischen) Zusammenrücken bei Bedrohung; Gemeinsame Vermischung<br />

[bzw. „kreter“, Gruppe von Individualisten; wenn Feind von außen kommt, rücken sie zusammen]<br />

Unterschiedliche religiöse Traditionen mischen sich (z.B. Islam + <strong>Hinduismus</strong> = Sikhs)<br />

- Anti-<strong>Religionen</strong> wer<strong>de</strong>n in Indien auch als <strong>Religionen</strong> angesehen; z.B. Jainismus, <strong>Buddhismus</strong><br />

3.3.3 Innere Gemeinsamkeiten<br />

3.3.3.1 Die Ve<strong>de</strong>n (Erster gemeinsamer Bezugspunkt <strong>de</strong>r indischen <strong>Religionen</strong>)<br />

- Die Ve<strong>de</strong>n sind Ausdruck <strong>de</strong>s gesamten ältesten indischen religiösen Erbes.<br />

- Ve<strong>de</strong>n wissen, wie je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re „alte Religion“ auch, von <strong>de</strong>n Anfängen <strong>de</strong>r Welt zu berichten<br />

- Jüngere <strong>Religionen</strong> beziehen sich häufig auf alte <strong>Religionen</strong> um ein „Gesamtbild“ zu erhalten.<br />

- Jüngere Gottheiten wer<strong>de</strong>n auf alte (vedische) Gottheiten zurückgeb<strong>und</strong>en.<br />

- Unterscheidung zwischen Schriftreligion <strong>und</strong> Nichtschriftreligion:<br />

- Schriftreligionen Schrift muss verstan<strong>de</strong>n, gelehrt <strong>und</strong> interpretiert wer<strong>de</strong>n:<br />

Urschriften Kommentare zu Urschriften<br />

Christentum AT, NT Auslegungen, Traditionen <strong>de</strong>r Kirchenväter<br />

Ju<strong>de</strong>ntum AT, Tenach Auslegungen<br />

Ve<strong>de</strong>n „sruti“ = „hören“; Ältesten <strong>und</strong><br />

anfangslosen Versionen, die zuerst gehört<br />

<strong>und</strong> dann aufgeschrieben wur<strong>de</strong>n.<br />

„smirti“ = „erinnern“; Kommentare <strong>de</strong>r Ausleger;<br />

Sammlungen von verschie<strong>de</strong>nen Auslegungstexten.<br />

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- Durch die fortschreiten<strong>de</strong> Zeit wur<strong>de</strong> die Erklären<strong>de</strong> Literatur immer mehr erweitert.<br />

- Basis bleibt gleich bestehen Kommentare wachsen weiter an<br />

3.3.3.2 Das Kastensystem (Zweiter gemeinsamer Bezugspunkt <strong>de</strong>r indischen <strong>Religionen</strong>)<br />

- Das Kastensystem wird auf Aussagen in <strong>de</strong>n Ve<strong>de</strong>n zurückgeführt<br />

- Entstehungsmythos <strong>de</strong>s Kastensystems: Aus einer vedische Gottheit entstand aus:<br />

1) <strong>de</strong>m M<strong>und</strong> die Brahmanen (= Opferpriester) – Farbe: weiß<br />

2) <strong>de</strong>n Armen die Kschatriyas (= A<strong>de</strong>l, Militär) – Farbe: rot<br />

3) <strong>de</strong>n Hüften die Vaišyas (= Handwerker, Arbeiterklasse, Bauern, Händler) [š = „sch“] – Farbe: gelb<br />

4) <strong>de</strong>n Füßen die Sudras (= Unreine Menschen, da sie mit unreinem zu tun haben; Abwasser, Toiletten,<br />

Schlachter, Gerber, etc.) – Farbe: schwarz<br />

= vedische Basis <strong>de</strong>s Kastensystems<br />

(alle haben aber eine gottbezogene Wür<strong>de</strong>, da sie sozusagen Teil <strong>de</strong>s Schöpfergottes sind)<br />

5) Kastenlosen sind ausgeschlossen kein Gottesbezug<br />

- Kastenzugehörigkeit ist durch „Farbe“ (Haut, bzw. Kleidung) auch erkenntlich:<br />

- weiß als spirituelle Farbe bis schwarz das für Er<strong>de</strong>n steht ( verschie<strong>de</strong>n Hautfarben)<br />

- das ganze ist durch die Ve<strong>de</strong>n i<strong>de</strong>ologisch religiös begrün<strong>de</strong>t.<br />

aber: dahinter stecken natürlich auch konkrete Machtinteressen.<br />

- Wer profitiert davon? Die, die an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>s Systems stehen, also die Brahmanen.<br />

- Ursprünglich war an erster Position <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>l (Militär, Ritter) <strong>und</strong> die Brahmanen waren zweite<br />

- durch Brahmaneneinfluss <strong>und</strong> die Ve<strong>de</strong>n kamen sie jedoch an die Spitze <strong>de</strong>s Kastensystems<br />

(vgl. Investiturstreit 3 in Europa; Wer setzt Papst/Bischöfe ein?)<br />

- Die „Kastenlosen“ waren zunächst noch die Frem<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Ausland (Auslän<strong>de</strong>r); die, die nicht ins<br />

System hinein passten; bzw. solche, die nicht ihrem Dharma folgten <strong>und</strong> das Kastensystem nicht<br />

anerkannten. z.B. Heiraten zwischen <strong>de</strong>n Kasten ist <strong>und</strong>enkbar. Bzw.:<br />

- Mann aus 2. Kaste heiratet Frau aus 3. Kaste ist in Ordnung Hypergamie = Hochheiraten<br />

- Mann aus 3. Kaste heiratet Frau aus 2. Kaste ist ausgeschlossen.<br />

Entstehung von Mischkasten die keiner Kaste mehr angehören.<br />

- „Harijans“ (=Volk/Anhänger Krishnas; euphemistisch, guter Name für Schlechtes) „Unrein“<br />

3.3.3.3 Die Wie<strong>de</strong>rgeburt <strong>und</strong> Karma<br />

- alle indischen <strong>Religionen</strong> glauben an die Wie<strong>de</strong>rgeburt; die Reinkarnation ist sozusagen die<br />

Voraussetzung für die indischen <strong>Religionen</strong>.<br />

- Indischer Kontext <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgeburt ist negativ behaftet: Wie<strong>de</strong>rgeburt wird gesehen als: „Im Rad <strong>de</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>rgeburten gefangen sein“ Auf eine Wie<strong>de</strong>rgeburt folgt die nächste, immerfort;<br />

Unabschließbare Abfolge von Existenzen.<br />

- Karma be<strong>de</strong>utet in diesem Zusammenhang die „Reziproke Kausalität“<br />

= „Ursache <strong>und</strong> Wirkung kann man nicht entrinnen“<br />

- Je nach Karma hat man eine positive o<strong>de</strong>r negative Existenz<br />

- Lebenssituation ist selbstverständlich <strong>und</strong> unabwendbar;<br />

- je<strong>de</strong>r befin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r Position, die er „verdient“ hat.<br />

- Kastenzugehörigkeit hat nicht unbedingt etwas mit Sozialstrukturen zu tun;<br />

Kastenzugehörigkeit ist aus <strong>de</strong>m früheren Leben her, karmabedingt.<br />

- Passivität; Situation wird nicht geän<strong>de</strong>rt; man muss sich entsprechend seines Dharmas verhalten<br />

- keine soziale Motivation zur Verbesserung <strong>de</strong>r sozialen Zustän<strong>de</strong> „Herzlosigkeit“ gegenüber<br />

Armen ist nach indischem Selbstverständnis nur natürlich.<br />

„Rauskommen“/Aussteigen aus <strong>de</strong>m Kreislauf <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgeburten gilt damit als Ziel.<br />

3.3.3.4 Übereinstimmungen im Verständnis <strong>de</strong>r Wege zum Heil<br />

- Drei Wege existieren:<br />

1. Karma-Marga (tun/han<strong>de</strong>ln – Weg) Erlösung auf <strong>de</strong>m Weg <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns.<br />

- mit Han<strong>de</strong>ln ist aber nicht wie im Abendland die „gute Tat am Nächsten“ gemeint, son<strong>de</strong>rn rituellen<br />

Opfervorschriften praktizieren, das ist han<strong>de</strong>ln! (z.B. Opfersalzung)<br />

Perspektive <strong>de</strong>r Opferreligionspraxis<br />

- Opferpraxis gibt <strong>de</strong>n Menschen erst die Möglichkeit mit <strong>de</strong>n Göttern in Kontakt zu treten.<br />

- Um<strong>de</strong>utungen sind aber teilweise auch vorhan<strong>de</strong>n:<br />

- Gute Taten an Mitmenschen/Tieren wer<strong>de</strong>n auch als Opfergaben verstan<strong>de</strong>n<br />

- vgl. Um<strong>de</strong>utung (Spiritualisierung) <strong>de</strong>r Isaaks Opferung durch Abraham im AT:<br />

- Ziegenbock statt Menschopfer (Isaak) Lobopfer statt Blutiges Menschopfer<br />

3 http://www.heiligenlexikon.<strong>de</strong>/in<strong>de</strong>x.htm?Glossar/Investiturstreit.htm<br />

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2. Jηana-Marga (Erkenntnis – Weg) [η = nasaliertes n; wie in „Bank“]<br />

- Erlösung durch Beendigung <strong>de</strong>r Unwissenheit.<br />

richtiger Erkenntnisgewinn ist: Einzelexistenz ist in Übereinstimmung mit <strong>de</strong>r Weltseele.<br />

- „tat twam asi“ Subjekt <strong>und</strong> Objekt sind eins; Weltseele ist in allem vorhan<strong>de</strong>n<br />

- Atman (Atem, Einzelseele) <strong>und</strong> Brahman (absolutes Bewusstsein) sind i<strong>de</strong>ntisch<br />

„Man kehrt als Atman (Tropfen) ins Brahman (Meer) zurück.<br />

- Erkennen, das man selber Teil <strong>de</strong>s ganzen ist.<br />

- Weg durch Meditationstechnik Yoga bis zur Auslöschung <strong>de</strong>s Individuums<br />

3. Bhakti-Marga (Hingabe/Gottesliebe – Weg)<br />

- Direkter Bezug <strong>de</strong>s Einzelnen zu einer Gottheit (ohne Opfer(-priester))<br />

- Gna<strong>de</strong> Gottes erlangen.<br />

- Die drei Wege gehören zu <strong>de</strong>m Gemeinsamen in <strong>de</strong>n indischen <strong>Religionen</strong>.<br />

3.3.3.5 Lebensgefühl <strong>und</strong> Eigenart indischen Denkens von außen betrachtet<br />

1. Erkenntnis: Alle Menschen sind sehr verschie<strong>de</strong>n:<br />

z.B. Stellung, Neigung, Möglichkeiten, religiöse Anschauungen, etc.<br />

2. Verschie<strong>de</strong>nheiten müssen hingenommen wer<strong>de</strong>n; es ist so, dass es Arme <strong>und</strong> Reiche, etc. gibt…<br />

3. Verschie<strong>de</strong>nheiten können hingenommen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn verschie<strong>de</strong>ne Anschauungen meinen im<br />

Gr<strong>und</strong>e alle dass selbe. Unterschie<strong>de</strong> sind in Wirklichkeit fließen<strong>de</strong> Übergänge (<strong>de</strong>r Einheit)<br />

- verschie<strong>de</strong>nen Ausdrucksformen, wie Potenzkult (Phallusverehrung) aber auch die Vergeistigung<br />

(Weltenseele Brahman) gehören alle zur vertikalen Spannbreite dazu (= egal wo man ist <strong>und</strong> was man<br />

für eine religiöse Anschauung hat, alles hängt zusammen.)<br />

- Alles ist mit allem verbindbar <strong>und</strong> vereinbar.<br />

- Gegenwärtiges Leben kann nur hingenommen wer<strong>de</strong>n; Verän<strong>de</strong>rungen können nur durch<br />

Wie<strong>de</strong>rgeburt <strong>und</strong> persönliches Tun geschehen. Aufstieg nur durch Dharma möglich.<br />

3.3.3.6 Mit <strong>de</strong>m <strong>Buddhismus</strong> gemeinsame Elemente (<strong>de</strong>s <strong>Hinduismus</strong>)<br />

- Gr<strong>und</strong>einstellungen:<br />

- Passivität:<br />

- Verständnis von einer gr<strong>und</strong>legend nicht än<strong>de</strong>rbaren Existenz<br />

- Ausstieg aus <strong>de</strong>m Lei<strong>de</strong>nskreislauf <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgeburten wäre <strong>de</strong>r einzige Ausweg.<br />

- Heraustreten aber nicht durch Kraftanstrengung möglich, son<strong>de</strong>rn durch Passivität, durch Erdul<strong>de</strong>n.<br />

- Alles aufgeben was einen annehmen lassen könnte, man hätte die Chance aus <strong>de</strong>m Kreislauf<br />

auszusteigen. Ungerührt/Unberührt wer<strong>de</strong>n; kein Hass, keine Liebe<br />

- Sehnsucht nach <strong>de</strong>r Erlösung führt eben, solange man sie noch hat, gera<strong>de</strong> nicht zur Erlösung.<br />

<strong>de</strong>swegen Passivität<br />

- Egozentrismus:<br />

- Angewiesen sein auf das eigen Ich; nichts an<strong>de</strong>res vorhan<strong>de</strong>n außer <strong>de</strong>m eigenen Ich.<br />

- Je<strong>de</strong>r ist auf sich alleine gestellt. - Erlösung ist nie sozial gedacht.<br />

- Erlösung (Nirvana) für <strong>de</strong>n Einzelnen; nichts Gemeinsames<br />

- Zyklisches Denken:<br />

- Im Westen wird Zeit als lineare Entwicklung wahrgenommen (Anfang, früher, heute, morgen, En<strong>de</strong>)<br />

- In Indien herrscht ein an<strong>de</strong>res Verständnis: Zeit wird in zyklischen Jahresperio<strong>de</strong>n, von 100-tausen<strong>de</strong>n<br />

Jahren Dauer, wahrgenommen. Alles kommt wie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> war schon. Es gibt auch keine Weltentstehung<br />

<strong>und</strong> kein Welten<strong>de</strong>. Nichts beginnt wirklich, nichts hört wirklich auf. Das Ganze/Alles ist unendlich. ∞<br />

Drei Perspektiven, die <strong>de</strong>n <strong>Hinduismus</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>n <strong>Buddhismus</strong> charakterisieren <strong>und</strong> sie trotz<strong>de</strong>m unterschei<strong>de</strong>n:<br />

<strong>Hinduismus</strong>:<br />

1. Vermittlung <strong>de</strong>r Traditionen/Religion: Weitergabe erfolgt nur jeweils in <strong>de</strong>n sozialen Gruppen (Kasten)<br />

2. Es herrscht ungeahnt religiöse Freiheit, alles ist mit allem zu i<strong>de</strong>ntifizieren. alles ist inklusiv.<br />

alles kann in eigenen Glauben mit eingeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

3. Feste Soziale Geb<strong>und</strong>enheit (durch Kastensystem)<br />

<strong>Buddhismus</strong>:<br />

1. Verbreitung <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong> durch Missionierung von Einzelnen.<br />

je<strong>de</strong>r kann Buddhist wer<strong>de</strong>n, unabhängig von <strong>de</strong>r sozialen Gruppe (Kaste)<br />

2. Geb<strong>und</strong>enheit an die buddhistische Lehre <strong>Buddhismus</strong> ist exklusiv<br />

3. Soziale Freiheit Ablehnung von sozialen Strukturen<br />

Je<strong>de</strong>r kann Erlösung erlangen, unabhängig von <strong>de</strong>r sozialen Struktur.<br />

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<strong>Fernöstliche</strong> <strong>Religionen</strong>: <strong>Hinduismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Buddhismus</strong> – Herr Brandt – EWF, F.A.U. Erl.-Nürnberg – SS 2003 kein-plan.<strong>de</strong>/ewf<br />

4. Der historische Buddha – Annäherung an seine Biographie<br />

4.1 Gleichzeitigkeiten - Ungleichzeitigkeiten<br />

- Achsenzeit = 500 v. Chr. bis ca. um Chr. Geb.<br />

Zeitspanne <strong>de</strong>r Aufbrüche: - China: Laotse; - Rom<br />

- Griechenland: Solon (Gesetzgebung), Philosophie, Thales, Anaximan<strong>de</strong>r, Sokrates<br />

- Ägypten: Pharaonen - Indien: Siddharta Gautama<br />

- Persien: Kyros been<strong>de</strong>t babylonische Gefangenschaft <strong>de</strong>r Israeliten in Babylon<br />

- (Zeit <strong>de</strong>s Christentums <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Islams erst n. Chr.)<br />

- <strong>Buddhismus</strong> ist die älteste Weltreligion<br />

- In Europa kommt es erst 1000 Jahre später zur Völkerwan<strong>de</strong>rung (400-600 n. Chr.)<br />

- um 800 n. Chr. erste Christliche Gemein<strong>de</strong>n<br />

- 700 Jahre nach Buddhas Tod war <strong>de</strong>r <strong>Buddhismus</strong> schon in China angelangt.<br />

- 2500 Jahre brauchte <strong>de</strong>r <strong>Buddhismus</strong>, bis nach Europa, Afrika, Amerika [?]<br />

4.2 Historischer Kontext Indiens <strong>und</strong> das Problem <strong>de</strong>r Datierung<br />

- Älteste Epoche: Vedische Epoche; („Ve<strong>de</strong>n“ = Wissen)<br />

- Problem: Zeitliche Abgrenzung schwer; Zeit nicht so wichtig, wegen zyklischen Denken<br />

- 600 v. Chr.: Asketenbewegung (Vorläufer <strong>de</strong>s Jainismus) kommt auf.<br />

Protestbewegung, so wie in Kloster gehen; bzw. Gesellschaft <strong>und</strong> nicht Dharma achten<br />

- Indien ist ein Schwemmland im Sinne von: Einwan<strong>de</strong>rung, Einsickerung, Eroberungen,<br />

Rassenansammlungen, Religionsansammlungen.<br />

- 600 bis 500 v. Chr.: Bildung von Territorialstaaten, Großstädten, Stand <strong>de</strong>r Kaufleute entsteht,<br />

Überlandhan<strong>de</strong>l; verschie<strong>de</strong>ne Königreiche.<br />

- 327-325 v. Chr.: Alexan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Große in Indien eingefallen bzw. die Haut <strong>de</strong>s Elefanten gekratzt<br />

er hatte Historiker im Tross <strong>und</strong> ließ Säulen aufstellen mit Datumsangabe <strong>und</strong> „hier war…“<br />

- Indischen König Aschoka hat das Beeindruckt<br />

in Indien ist „Taten für die Nachwelt fixieren“ <strong>und</strong>enkbar; er fand es aber trotz<strong>de</strong>m toll<br />

- Aschoka lässt auch Inschriften in Stein hauen:<br />

- 269-232 v. Chr. war Aschoka Alleinherrscher in Indien (265 v. Chr.: Krönung)<br />

ersten fassbaren Daten in <strong>de</strong>r indischen Geschichtsschreibung überhaupt<br />

- Nachricht aus Ceylon: Aschoka sei 218 Jahre nach Tod <strong>de</strong>s Buddha gekrönt wor<strong>de</strong>n.<br />

Buddha wur<strong>de</strong> 80 Jahre alt historische Fixierung somit möglich!<br />

Buddha – Bandbreite <strong>de</strong>r Historischen Lebensdaten:<br />

566 – 486 v. Chr. 450 – 370 v. Chr.<br />

563 – 483 v. Chr. (neuste Berechnungen, <strong>de</strong>utlich jünger)<br />

560 – 480 v. Chr. Gemeinsamkeit aller: Lebensdauer = 80 Jahre<br />

Buddhistische Zeitzählung: - „... Jahre nach Buddhas Tod“<br />

- 2003 n. Chr. = 2546 B. E. (Buddhistischer Zeitrechnung)<br />

- Zählung beginnt im Jahre 543 v. Chr., da Gautama Buddha sich in diesem Jahre „vollständig<br />

auflöste“ bzw. starb. vgl. im Ju<strong>de</strong>ntum „seit Paradies“, im Christentum: „seit Jesu Geburt“, im Islam:<br />

„Seit Auszug Mohammeds aus Mekka nach Medina“ Politisches Ereignis: 1. Staatswesen gegrün<strong>de</strong>t<br />

622 n. Chr.; 2003 n. Chr. = 1424; dazu kommt, dass <strong>de</strong>r Islam nach <strong>de</strong>m Mondkalen<strong>de</strong>r rechnet.<br />

alle Zeitrechnungen haben Religiösen Ursprung<br />

Buddhistischer Zeitverlauf 4<br />

vor <strong>de</strong>r christlichen Zeitrechnung:<br />

ca. 563-483 Lebenszeit <strong>de</strong>s Siddharta Gautama<br />

543/544 Beginn <strong>de</strong>r buddhistischen Zeitrechnung<br />

480 1. Konzil <strong>de</strong>r Buddhisten in Rajagriha<br />

380-370 2. Konzil in Vaisali<br />

251 3. Konzil in Pataliputra<br />

bis 250 präkanonischer <strong>Buddhismus</strong> in Nordindien; Archetypus <strong>de</strong>r Lehrtexte / Or<strong>de</strong>nsregel<br />

um 250 Ashoka-Missionen, Hînayâna breitet sich über Asien aus.<br />

89-77 schriftliche Aufzeichnungen <strong>de</strong>s Pâli-Kanons in Ceylon<br />

1 Jh. v. Chr. Entstehung <strong>de</strong>s Mahâyâna<br />

4 http://www.brettnacher.org/users/dominik/in<strong>de</strong>x.php3?topic=buddhismus-5&subtopic=buddhismus <strong>und</strong> K. Meisig: „Klang <strong>de</strong>r Stille“<br />

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nach <strong>de</strong>r christlichen Zeitrechnung:<br />

65 älteste Anweisung für <strong>de</strong>n <strong>Buddhismus</strong> in China bezeugt<br />

um 100 Ashvaghosha, Mahâyâna-Dichter<br />

um 275 Nâgârjuna, Mahâyâna-Philosoph<br />

um 300 Hînayâna-<strong>Buddhismus</strong> in Vietnam, Kambodscha <strong>und</strong> Indonesien<br />

350-1050 Siegeszug <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong> in China<br />

372 <strong>Buddhismus</strong> kommt nach Nordkorea<br />

420-452 Hînayâna-<strong>Buddhismus</strong> in Burma<br />

552 Ausbreitung <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong> in Japan<br />

526 (trad.) Gründung <strong>de</strong>s Zen-<strong>Buddhismus</strong> in China durch Bodhidharma<br />

Anfang 6. Jh. Pago<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m Berg Sung (China) erbaut<br />

632 (trad.) Tibetischer König heiratet eine buddhistische Prinzessin <strong>und</strong> för<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n B. in Tibet<br />

7. Jh. Hînayâna in Thailand; Mahâyâna in Burma<br />

En<strong>de</strong> 7. Jh. Aufblühen <strong>de</strong>s buddhistischen Tantrismus in Indien<br />

8. Jh. Tantrismus in China <strong>und</strong> Tibet, Lamaismus<br />

um 1000 Nie<strong>de</strong>rgang <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong> in Indien<br />

10.-14. Jh. Blütezeit <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong> in Korea<br />

1200 Der <strong>Buddhismus</strong> verschwin<strong>de</strong>t in China<br />

13. Jh. tibetischer Lamaismus in <strong>de</strong>r Mongolei<br />

1340-1350 <strong>Buddhismus</strong> wird in Laos eingeführt<br />

1400/1500 Der <strong>Buddhismus</strong> verschwin<strong>de</strong>t auf Java <strong>und</strong> Sumatra (Indonesien)<br />

1414-1428 Buddhisten-Verfolgung in Vietnam<br />

18. Jh. Tempel <strong>de</strong>r Zehntausend Buddhas in Peking (China)<br />

1898 Ente<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Reliquien <strong>de</strong>s historischen Buddha<br />

1950 1. buddhistische Weltkonferenz in Kandy (Sri Lanka)<br />

1952 2. buddhistische Weltkonferenz in Tokio<br />

1954 3. buddhistische Weltkonferenz in Rangun (Birma)<br />

1956/57 2500. Wie<strong>de</strong>rkehr von Buddhas To<strong>de</strong>sjahr<br />

4.3 Die Quellen<br />

- Die Quellen sind insgesamt legendarisch übermalt.<br />

- Quellen wur<strong>de</strong>n nachträglich ergänzt <strong>und</strong> verän<strong>de</strong>rt.<br />

- Die ersten schriftlichen Quellen wur<strong>de</strong>n erst, nach<strong>de</strong>m sie 500 Jahre mündlich überliefert wur<strong>de</strong>n, auf<br />

einer Mönchsversammlung in Ceylon (89-77 v. Chr.) schriftlich nie<strong>de</strong>rgeschrieben. Erste<br />

„verbindliche“ Festlegung<br />

- Buddhistische Texte wer<strong>de</strong>n (praktisch alle) auf Buddha zurückgeführt.<br />

(Buddha selber schrieb aber nichts auf!)<br />

- Buddha hatte Jünger die nach seinem Tod die Lehren mündlich sammelten. Ältesten Traditionen<br />

- Textquellen wur<strong>de</strong>n sehr viel später als das worauf sie sich beziehen, in vielen Sprachen,<br />

unterschiedlichen Kulturen <strong>und</strong> Zeiten verfasst.<br />

Tri-Pitaka (sanskrit) = „Drei-Korb“ ist die Älteste Textsammlung in <strong>de</strong>r drei Traditionsteile<br />

zusammengefasst sind:<br />

1. „Sutra-Pitaka“ Urform <strong>de</strong>ssen was Buddha seinen Jüngern gesagt hat[Sutra = Lehrpredigten]<br />

2. „Vinaya-Pitaka“ Gesetzestexte die das Zusammenleben <strong>de</strong>r Mönche regeln.<br />

3. „Abidharma-Pitaka“ Lehre <strong>de</strong>s Buddha in ein systematische Lehrgebäu<strong>de</strong> zusammengefasst<br />

[Dogmatik]<br />

- Tri-Pitaka ist in „Pali“ (<strong>de</strong>r Sprache die Buddha gesprochen hat) geschrieben.<br />

- Zeitpunkt <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschrift: 1. Jh. v. Chr. = ältester Textcorpus<br />

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Ablauf <strong>de</strong>r Buddhistischen „Geschichte“ (zwei verschie<strong>de</strong>ne Prägungen entstehen):<br />

Theravada<br />

= „Bewahrer / Anhänger <strong>de</strong>r Alten Lehre“<br />

(die Konservativen)<br />

Buddha<br />

„Urgemein<strong>de</strong>“<br />

Mahasanghika<br />

= „Große Gemein<strong>de</strong>“<br />

(die Liberalen)<br />

Hinayana = „kleines Fahrzeug“ Mahayana = „großes Fahrzeug“<br />

ältesten, historisch verlässlichsten Quellen<br />

Abgewandtheit, Distanz zur Welt im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong> Zugewandtheit, Nähe zur Welt im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong><br />

Auseinan<strong>de</strong>rtriften <strong>und</strong> Entstehen von zwei verschie<strong>de</strong>nen Formen / Prägungen <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong> wegen<br />

Streit <strong>de</strong>r Urgemein<strong>de</strong> Tradition von Buddha bewahren o<strong>de</strong>r an Zeit anpassen?<br />

Arhat (= „<strong>de</strong>r Würdige“) ~ Heilige(r)<br />

Elitäres I<strong>de</strong>al <strong>de</strong>r Abgeson<strong>de</strong>rtheit Askese<br />

Bodhisattva, durch Meditation <strong>und</strong> Askese die<br />

Erlösung erlangend <strong>und</strong> dabei an<strong>de</strong>ren Unerlösten<br />

helfen auch <strong>de</strong>r Erlösung näher zu kommen. (Von<br />

"bodhi" (Erleuchtung) <strong>und</strong> "sattva" (Wesen) =<br />

"Erleuchtungswesen".)<br />

- Differenzierung <strong>de</strong>r „gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong>n“ Religion in schon früher Zeit; vgl. Islam, Christentum, etc.<br />

Verschie<strong>de</strong>nen Richtungen streiten sich um „legitimes“ Erbe.<br />

- Verän<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n im <strong>Buddhismus</strong> als „Weiterdrehung <strong>de</strong>s Ra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Lehre“ bezeichnet.<br />

Buddha hat als Initiator als erster das Rad angestoßen <strong>und</strong> in Bewegung versetzt.<br />

verschie<strong>de</strong>nen Ausprägungen <strong>und</strong> Formen nach Buddha sind Weiterdrehungen <strong>de</strong>s Ra<strong>de</strong>s<br />

4.4 Zur Geographie <strong>und</strong> Biographie <strong>de</strong>s historischen Buddha<br />

Lumbini: - Lumbini ist <strong>de</strong>r Geburtsort Buddhas;<br />

seine Eltern lebten in Kapilavatthu;<br />

- Buddha sollte eigentlich im Elternhaus <strong>de</strong>r<br />

Mutter (in Kapilavatthu) zur Welt kommen.<br />

- Auf <strong>de</strong>m Weg nach Kapilavatthu kam dann in<br />

Lumbini Buddha zur Welt.<br />

Uruvela: - Ort <strong>de</strong>r Erleuchtung; Ort <strong>de</strong>r<br />

„Religionsgründung“ (Pappelfeigenbaum, „ficus<br />

religiosa“)<br />

- Buddha besuchte einige Orte <strong>und</strong> hielt<br />

Lehrre<strong>de</strong>n ( Klostergründungen an diesen<br />

Orten)<br />

Sâvatthi: von diesem Ort sind von Buddha 871<br />

verschie<strong>de</strong>ne Lehrre<strong>de</strong>n überliefert.<br />

Kusinara: Sterbeort Buddhas<br />

[Im Sanskrit kann man Wort aneinan<strong>de</strong>rhängen<br />

wie im Deutschen.<br />

„Dharma_cakrapartana_sutra“ (Dharma = Gr<strong>und</strong>gesetz/Lehre; sutra = Lehrre<strong>de</strong>/Predigt)<br />

= „Lehrtext vom In-Bewegung-setzten <strong>de</strong>s Ra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Lehre“<br />

Sâketa: - Ort <strong>de</strong>r ersten öffentlichen Verkündigung von Buddhas Lehre. (vgl. 12-jähriger im Tempel)<br />

- Rad <strong>de</strong>r lehre wur<strong>de</strong> dort zum ersten Mal gelehrt.<br />

Orte sind geographische Bezugspunkte für religiöse Tradition<br />

- Bezug zu Inhalt nur duch später fixierte schriftliche Traditionen die aus mündlichen hervorgingen vorhan<strong>de</strong>n<br />

Drei „Arten“ <strong>Buddhismus</strong> zu vermitteln:<br />

a) Nacherzählungen über Buddha (z.B. Einzelheiten über die Geburt) keine Infos über komplizierte<br />

Quellenlage <strong>de</strong>r Texte.<br />

b) Überlieferungsproblem, komplizierte Quellenlage im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>. was erzählt wird rückt in <strong>de</strong>n<br />

Hintergr<strong>und</strong>.<br />

c) Nichts über Biographie Buddhas; son<strong>de</strong>rn Lehre, System, Auffassung, Philosophie <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong><br />

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Buddhas Eltern:<br />

- Stammten aus <strong>de</strong>r Oberschicht/A<strong>de</strong>l (mit <strong>de</strong>m Militär verb<strong>und</strong>en) Oberste Kaste<br />

- Mutter: Maya war über 40 Jahre alt, als sie Buddha gebar. (Geburt im stehen unter einem Baum)<br />

- Maya starb eine Woche nach <strong>de</strong>r Geburt.<br />

- (vgl. Motive: „unfruchtbare Frau bekommt Kind“; „Geburt auf <strong>de</strong>m Wege“)<br />

- Buddha wird von <strong>de</strong>r Schwester seiner Mutter (die neue Frau <strong>de</strong>s Vaters) aufgezogen<br />

- Halbschwester <strong>und</strong> Halbbru<strong>de</strong>r noch vorhan<strong>de</strong>n.<br />

[Offtopic: Buddhas lange, bzw. lang gezogenen Ohren sind ein Zeichen dafür, dass er früher einmal<br />

Schmuck getragen hat (= Zeichen für die Oberste Kaste)]<br />

- Buddha führte eine sorgenfrei Jugend als „Königssohn“; er erhielt eine Stan<strong>de</strong>sgemäße Ausbildung<br />

- er konnte (angeblich) alle Indischen Alphabete; er bekam eine Soldatische/Militärische Ausbildung<br />

Reiten <strong>und</strong> Umgang mit Waffen (Bogenschiessen), Elefanten, Ringen, …<br />

- Buddha zeigte aber wenig Interesse dafür.<br />

- er heiratete seine Cousine Yashodhara (Sohn: Rahula)<br />

- Mit seinem Sohn Rahula war das Dharma erfüllt <strong>und</strong> er kann in die Welt ziehen; auch könnte die<br />

Geburt am Tag seines Weggangs <strong>de</strong>n Trennungsschmerz von <strong>de</strong>r Heimat unterstreichen.<br />

- Texte über Heirat <strong>und</strong> Kin<strong>de</strong>r sind nicht in allen Überlieferungen vorhan<strong>de</strong>n<br />

- Ältere Texte haben teilweise die Heirat inklusive, teilweise nicht.<br />

Spätere Reinigung <strong>de</strong>r Texte („Buddha als Übermenschliches I<strong>de</strong>al“) nimmt alles<br />

Unpassen<strong>de</strong> raus.<br />

<strong>Buddhismus</strong>, Leben Buddhas 5<br />

Buddha (Sanskrit: <strong>de</strong>r Erwachte, Erleuchtete) wur<strong>de</strong> wahrscheinlich um 560 vor unserer Zeitrechnung (vuZ) in<br />

Kapilavastu im Himalaya (heutiges Nepal) geboren. Buddhistische Quellen geben zuweilen als Geburtsjahr 632<br />

vuZ <strong>und</strong> als Sterbejahr 543 vuZ an. Dies wird von <strong>de</strong>n meisten westlichen Historikern bezweifelt. Singhalesische<br />

Texte geben für das "Eingehen ins Nirvana" das Jahr 273 vuZ an, chinesische Quellen <strong>und</strong> Sanskrit-<br />

Überlieferungen nennen als To<strong>de</strong>stag "100 Jahre vor König Ashokas Amtsantritt".<br />

Wie bei fast allen Religionsstiftern wird das Leben Buddhas von vielen Mythen umgeben, was das Extrahieren<br />

von Fakten sehr erschwert. Für die Beurteilung <strong>de</strong>r religiösen Haltung <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong> sind diese Mythen<br />

jedoch von großer Be<strong>de</strong>utung. Der Legen<strong>de</strong>nstoff dient immer <strong>de</strong>r Ver<strong>de</strong>utlichung <strong>de</strong>r Lehre.<br />

Gautama Buddha war Sohn <strong>de</strong>s Königs Shuddhodana <strong>und</strong> seiner Gattin Maya. Sein persönlicher Name lautete<br />

Siddharta (<strong>de</strong>r sein Ziel erreicht hat). Zuweilen wird er Shakyamuni (Einsiedler <strong>de</strong>r Shakyas) o<strong>de</strong>r Bhagavat (<strong>de</strong>r<br />

Erhabene) genannt. Vor gewonnener Erleuchtung wird er im buddhistischen Schrifttum meist als Bodhisattva<br />

(für die Erleuchtung bestimmtes Wesen) bezeichnet.<br />

Seine Jugend ist von Legen<strong>de</strong>n umrankt. Seine Mutter soll ihn ohne Zutun <strong>de</strong>s Vaters (ähnlich <strong>de</strong>r christlichen<br />

Maria) empfangen haben: Ein weißer Elefant ging in ihren Schoß ein. Bei seiner Geburt soll die Welt von<br />

strahlen<strong>de</strong>m Glanz erfüllt gewesen sein. Da seine Mutter kurz nach <strong>de</strong>r Geburt starb, wuchs <strong>de</strong>r Junge unter <strong>de</strong>r<br />

Obhut ihrer Schwester auf, wur<strong>de</strong> in allen ritterlichen Künsten erzogen <strong>und</strong> heiratete seine Cousine Yashodhara.<br />

Seinem Vater war prophezeit wor<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Jüngling ein Welterleuchter wür<strong>de</strong>. Weil er jedoch lieber einen<br />

Herrscher <strong>und</strong> Krieger als einen Philosophen heranziehen wollte, zog er ihn in seinen Palästen im Luxus auf <strong>und</strong><br />

hielt je<strong>de</strong> Berührung mit <strong>de</strong>m Leid <strong>de</strong>s Daseins von ihm fern. Auf vier Fahrten außerhalb <strong>de</strong>s Palastes erschienen<br />

<strong>de</strong>m Bodhisattva Gottheiten in Gestalt eines Greises, eines Kranken, eines Toten <strong>und</strong> eines Asketen. Diese<br />

ungewohnten Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns erschütterten <strong>de</strong>n jungen Mann. Er entschloss sich, heimlich das Schloss zu<br />

verlassen, um <strong>de</strong>m menschlichen Lei<strong>de</strong>n <strong>und</strong> seinen Ursachen auf <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong> zu gehen. Sein Auszug erfolgte an<br />

<strong>de</strong>m Tage, als seine Gattin seinen Sohn Rahula geboren hatte. Mit dieser Legen<strong>de</strong> soll wohl die Größe <strong>de</strong>s<br />

Trennungsschmerzes von <strong>de</strong>r Heimat gezeigt wer<strong>de</strong>n. Übrigens wird die Trennung von <strong>de</strong>n bisherigen<br />

Lebensmittelpunkten im <strong>Buddhismus</strong> als "Gang in die Heimlosigkeit" bezeichnet.<br />

Buddha begann nun das Leben eines Asketen <strong>und</strong> wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Pilgers. Er ließ sich zunächst in Uruvela nie<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> unterzog sich strengen Kasteiungen, in <strong>de</strong>r Hoffnung auf Erleuchtung. Fünf Asketen, die ebenfalls in<br />

Uruvela lebten, wur<strong>de</strong>n zunächst seine Jünger. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bodhisattva zur Überzeugung kam, dass Askese<br />

allein ihn nicht zum Ziel führen wür<strong>de</strong>, verließen ihn die fünf Asketen, in <strong>de</strong>r Meinung, er sei seiner Suche nach<br />

<strong>de</strong>m rechten Weg untreu gewor<strong>de</strong>n.<br />

Der Boddhisattva begann nun mit Nachdruck Versenkungsübungen. Ein mittlerer Weg zwischen Askese <strong>und</strong><br />

Versenkung sollte ihn zur Erleuchtung bringen. Nach<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Versuchungen <strong>de</strong>s Dämonen Mara (<strong>de</strong>r Name<br />

5 http://www.pinselpark.<strong>de</strong>/religion/buddhismus/03leben.html<br />

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steht für Sinnlichkeit) wi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>n hatte, erlangte er mit 35 Jahren in einer Nacht unter einem Bodhibaum<br />

(Feigenbaum) die "Erleuchtung".<br />

- Er erlangte Gewissheit über seine früheren Leben. Das ,,göttliche Auge" ging ihm auf, das alle<br />

Reinkarnationen verfolgen kann.<br />

- Er kam zur Einsicht über die ,,Vier edlen Wahrheiten" <strong>de</strong>r Entstehung <strong>und</strong> Aufhebung allen Lei<strong>de</strong>ns.<br />

- Er erkannte <strong>de</strong>n ,,Achtfachen Pfad", welcher die Regeln enthält, die zur Aufhebung <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns führen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Eingang ins Nirvana ermöglichen.<br />

So war er sieben Jahre nach <strong>de</strong>m Verlassen seiner Heimat zum Buddha gewor<strong>de</strong>n. Anfänglich schwieg er über<br />

seine Einsichten, da er sich bewusst war, dass diese eigentlich nicht übermittelbar sind son<strong>de</strong>rn von je<strong>de</strong>m<br />

Menschen für sich persönlich erworben wer<strong>de</strong>n müssen. Er begab sich nun nach Sarnath bei Benares <strong>und</strong> setzte<br />

dort das Rad <strong>de</strong>r Lehre in Bewegung. Er predigte zunächst zu <strong>de</strong>n fünf Asketen, die ihn verlassen hatten. Sie<br />

wur<strong>de</strong>n die ersten Mönche seines Or<strong>de</strong>ns. Die Predigt von Benares enthält die Gr<strong>und</strong>gedanken <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong><br />

<strong>und</strong> wird oft als "buddhistische Bergpredigt" bezeichnet.<br />

Bis zu seinem 80. Lebensjahr (in <strong>de</strong>r Angabe <strong>de</strong>r Lebensdauer stimmen die Quellen fast alle überein) wan<strong>de</strong>rte<br />

er dann lehrend in Nordindien herum, vollbrachte viele W<strong>und</strong>er <strong>und</strong> gewann viele Bekenner, Mönche, Nonnen<br />

<strong>und</strong> Laienanhänger. Er kehrte auch kurz in seine Heimat zurück, um seine Familie zu bekehren. Ein Gönner<br />

finanzierte <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>s Klosters Savatthi, das Zentrum seiner Lehrtätigkeit wur<strong>de</strong>.<br />

Seine Gegner waren religiöse Gruppen, die seine Lehre scharf kritisierten <strong>und</strong> sein Vetter Devadatta, <strong>de</strong>r gegen<br />

Buddhas Willen 8 Jahre vor <strong>de</strong>ssen Tod die Führung <strong>de</strong>r Mönchsgemein<strong>de</strong> übernehmen wollte. Er tat sich mit<br />

<strong>de</strong>m Prinzen Ajatasattu zusammen <strong>und</strong> verübt mehrere Mordanschläge (Attentäter, herunterfallen<strong>de</strong>r Felsblock,<br />

Elefant) auf Gautama Buddha.<br />

Buddha sah sein nahen<strong>de</strong>s En<strong>de</strong> voraus, wollte aber keine genauen Anweisungen bezüglich <strong>de</strong>r Organisation <strong>und</strong><br />

Verkündung seiner Lehren geben. Er war <strong>de</strong>r Meinung, seinen Anhängern die zur Erlangung <strong>de</strong>s Heils<br />

notwendigen Schritte bereits vermittelt zu haben. Schriften wür<strong>de</strong>n zu Auslegungsstreitigkeit führen. Nur die<br />

persönliche Erfahrung <strong>de</strong>r "Erleuchtung" sollte von Be<strong>de</strong>utung sein.<br />

Buddha starb in Kushinagara an einer Lebensmittelvergiftung <strong>und</strong> ging damit in das Nirwana ein. Die<br />

europäische Forschung datiert dieses Ereignis um das Jahr 480 vuZ. Buddhisten einzelner Län<strong>de</strong>r geben ganz<br />

verschie<strong>de</strong>ne Jahreszahlen an (Sri Lanka z.B. das Jahr 543 vuZ). Gautama Buddha wur<strong>de</strong> eingeäschert <strong>und</strong> seine<br />

Asche in Stupas (Sakralbauwerke) aufbewahrt. Sie gilt als beson<strong>de</strong>rs w<strong>und</strong>erkräftige Reliquie <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong>.<br />

Eine Ausnahme macht ein Zahn Buddhas, <strong>de</strong>r nicht verbrannte. Er wird bis heute in Kandy auf Sri Lanka in<br />

einem beson<strong>de</strong>ren Heiligtum aufbewahrt.<br />

Die meisten buddhistischen Richtungen glauben, Buddhas Leben sei die letzte Inkarnation in einer Reihe<br />

verschie<strong>de</strong>ner Existenzen. Die 84.000 Belehrungen Buddhas wur<strong>de</strong>n mündlich tradiert <strong>und</strong> sind erst von seinen<br />

Nachfolgern in einen schriftlichen Kanon gebracht wor<strong>de</strong>n. Nochmals ist zu erwähnen, dass die Lehre Buddhas<br />

<strong>de</strong>utlich philosophische Züge trägt.<br />

Eine für Europäer verständliche, psychologisch einfühlsame Schil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s inneren Sinns <strong>de</strong>s Lebens Buddhas<br />

ist <strong>de</strong>r Kurzroman "Siddharta" von Hermann Hesse. Der Roman bietet, wenn auch historisch nicht exakt, für<br />

westliche Menschen viele gefühlsmäßige Zugänge zum <strong>Buddhismus</strong>.<br />

B. erlangte die Weisheit aus eigener Anstrengung durch Nach<strong>de</strong>nken <strong>und</strong> Meditation, nicht durch Heilserwerb.<br />

Buddha sagte in einem Gespräch: "Ich habe dir <strong>de</strong>n Weg zur Befreiung (ins Nirvana) gezeigt. Wisse, dass die<br />

Befreiung jedoch von dir abhängt, von <strong>de</strong>n eigenen Anstrengungen, Ethik zu befolgen <strong>und</strong> Weisheit zu<br />

entwickeln".<br />

[Quelle En<strong>de</strong>]<br />

Die vier Ausfahrten (im Park) <strong>de</strong>s Siddharta Gautama:<br />

- Konfrontation mit a) Alter, b) Krankheit, c) Tod<br />

d) ruhiger <strong>und</strong> heiterer Bettelmönch tröstet Gautama; Gedanke: Elend ist zu „heilen“.<br />

Buddhas Überlegungen:<br />

- Mensch ist in Alter, Krankheit <strong>und</strong> Tod gefangen.<br />

- Alternative zur gesamten irdischen Existenz muss gesucht wer<strong>de</strong>n.<br />

- Alle Bedingungen aufgeben <strong>und</strong> aufheben die die Menschen an irdischem festhält.<br />

Loslösung von gesamter Fixierung; Festhalten an vergänglichem Leben ist aufzugeben<br />

[Selbstmord ist keine Lösung, da Selbstmord ja auch schon wie<strong>de</strong>r eine Fixierung, ein Ziel wäre]<br />

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Buddhas Versuche:<br />

- 6 Jahre Atemübungen <strong>und</strong> Hungeraskese (Ein Hirsekorn pro Tag; Wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>s Skelett)<br />

5 Anhänger schließen sich ihm an.<br />

- Weg <strong>de</strong>s Fastens führt ihn aber auch nicht zum Ziel, zur Erlösung. Askese = Fanatismus<br />

2. Wen<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>n Askeseversuchen:<br />

- es muss einen Weg jenseits <strong>de</strong>r Askese vorhan<strong>de</strong>n sein. Lehre vom Mittleren Pfad<br />

I<strong>de</strong>al: Emotionslosigkeit = Frei sein von jeglichem Durst / haben wollen / Ziel verfolgen<br />

- (Buddha:) „Nicht freue ich mich auf das Streben, nicht freue ich mich auf das Leben.“<br />

Frei sein von Freu<strong>de</strong>, von Anstrengung zu positivem o<strong>de</strong>r negativem<br />

- Erwachung: Erkenntnis <strong>de</strong>s Buddha, das man frei von allem sein musste. (unter „ficus religiosa“)<br />

nun gibt es für Buddha kein „Wie<strong>de</strong>r sein“, kein ferneres wer<strong>de</strong>n mehr.<br />

- er tritt aus, aus <strong>de</strong>m Kreislauf <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgeburt, bzw. <strong>de</strong>s Karma<br />

- Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit Mara (To<strong>de</strong>sgott) <strong>de</strong>r ja Arbeitslos wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, wenn je<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Kreis<br />

<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgeburten aussteigen wür<strong>de</strong>. (Buddhageste, eine Hand am Bo<strong>de</strong>n Er<strong>de</strong> als Wahrheitszeuge)<br />

- Die frühren fünf Asketen kommen zurück;<br />

- Ersten Faszinierten von <strong>de</strong>r Lehre: Vater, Stiefmutter (die Buddha zuerst, ganz patriarchisch, nicht<br />

lehren möchte; sie überzeugt ihn mit Gefolge von Nonnenanwärterinnen. Frauenklosterleben ist „härter“<br />

als Männerklosterleben – War aber spitzen Perspektive für Frauen, „sich selbst“ befreien zu können.)<br />

Die Lehre <strong>de</strong>r vier edlen Wahrheiten (Buddha):<br />

1) "Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Lei<strong>de</strong>n: Geburt ist Lei<strong>de</strong>n, Alter ist Lei<strong>de</strong>n, Krankheit ist<br />

Lei<strong>de</strong>n, Sterben ist Lei<strong>de</strong>n; mit Unlieben vereint sein ist Lei<strong>de</strong>n. Von Lieben getrennt sein ist Lei<strong>de</strong>n. Nicht<br />

erlangen, was man begehrt, ist Lei<strong>de</strong>n." [ alle „fünf Gruppen <strong>de</strong>s Ergreifens“, alles was man will/anstrebt.<br />

Alles Leben ist Lei<strong>de</strong>n.]<br />

2) "Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns: es ist <strong>de</strong>r die Wie<strong>de</strong>rgeburt<br />

erzeugen<strong>de</strong> Durst, begleitet von Wohlgefallen <strong>und</strong> Begier, <strong>de</strong>r hier <strong>und</strong> dort seine Freu<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>t: nämlich <strong>de</strong>r<br />

Durst nach Lust, <strong>de</strong>r Durst nach Wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Dasein." [ Wie kommt es dazu, dass man, solange man lebt, an<br />

das Leid gefesselt ist? Weil man Durst nach allem möglichen hat; Wie<strong>de</strong>rgeburt ist Folge <strong>de</strong>s Durstes nie<br />

genug zu kriegen.]<br />

3) "Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von <strong>de</strong>r Aufhebung <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns: Die Aufhebung dieses Durstes<br />

durch restlose Vernichtung <strong>de</strong>s Begehrens, ihn fahren lassen, sich seiner entäußern, sich von ihm lösen, ihm<br />

keine Stätte gewähren." [Ursprung <strong>de</strong>s Durstes/Lei<strong>de</strong>ns muss ausgeschaltet wer<strong>de</strong>n Wie? Durch<br />

Gleichmut, Unberührbarkeit; Buddhageste: Augen halb geschlossen.]<br />

4) "Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von <strong>de</strong>m Weg, <strong>de</strong>r hinführt zur Aufhebung <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns: Es ist<br />

dies <strong>de</strong>r edle 'achtfache Pfad', <strong>de</strong>r da heißt: Rechtes Glauben, Rechtes Denken, Rechtes Sprechen, Rechtes Tun,<br />

Rechtes Leben, Rechtes Streben, Rechte Konzentration, Rechtes Sich versenken." [Praxis, die zur Aufhebung<br />

<strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns führt: „Achtgliedriger Weg“ (Ethik)]<br />

Bild 6 : Der historische Buddha Shakyamuni sitzt zumeist in <strong>de</strong>r Meditationshaltung<br />

Dhyanasana (gekreuzte Beine mit <strong>de</strong>n Füßen auf <strong>de</strong>n Wa<strong>de</strong>n <strong>und</strong> sichtbar nach oben<br />

gewandten Fußsohlen, auch Lotos- o<strong>de</strong>r Diamanthaltung genannt). Die rechte Hand hält er in<br />

Bhumisparsa (Erdanrufung, Geste Shakyamunis bei seiner Erleuchtung, um die Er<strong>de</strong> als<br />

Zeugin seiner Erleuchtung anzurufen), die linke in Dhyana (Geste <strong>de</strong>r Versenkung/<strong>de</strong>r<br />

Meditation).<br />

Innere Buddhistische Konflikte:<br />

1. Spaltung „Schisma“ - Konkurrent zu Buddha: Devatta<br />

- „Wie konsequent sollten die Regeln <strong>de</strong>r Lebensführung gehalten wer<strong>de</strong>n?“ Devatta sah es „krasser“<br />

Devatta beauftragte Mör<strong>de</strong>r die Felsen auf Buddha werfen Devatta wird zum Inbegriff <strong>de</strong>s Bösen.<br />

2. Lebensen<strong>de</strong> Buddhas:<br />

- Gestorben mit 80 Jahren in Folge einer Lebensmittelvergiftung durch Schweinefleischessen <strong>de</strong>s<br />

Schmieds K<strong>und</strong>a. Blutiger Durchfall; Letzten Worte: „Die Vergänglichkeit ist das Gesetz (Dharma)<br />

<strong>de</strong>r Dinge. Lasset in euren Anstrengungen nicht nach.“ – Äußerungen seiner Jünger: „Der Voll<br />

Erwachte ist erlöscht.“, „Wie das Licht erlöschte, so ging er in die Befreiung ein.“<br />

6 http://www.bremen.<strong>de</strong>/info/nepal/Icono/DShakya.htm<br />

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- Wie ging’s nach Buddhas Tod weiter? Schüler sollte Gemein<strong>de</strong> weiterleiten; doch <strong>de</strong>rjenige war nicht<br />

da. Nach drei Tagen kam er endlich <strong>und</strong> Buddhas Leichnam konnte verbrannt wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n drei<br />

Tagen wuchsen die Füße <strong>de</strong>s Buddhas aus <strong>de</strong>m Sarg heraus. So konnte <strong>de</strong>r Nachfolger Buddhas, <strong>de</strong>r zu<br />

spät gekommene Schüler, Buddha noch einmal berühren Physische Übertragung <strong>de</strong>s Lehramts“<br />

- Streit nach <strong>de</strong>m Tod um die Reliquien, wohin wird die Asche verbracht?<br />

Asche wird in acht Teile aufgeteilt acht heilige Stätten in Indien (die bis heute existieren)<br />

(vgl. katholischen Reliquienkult)<br />

5. Die Lehre <strong>de</strong>s Buddha<br />

5.1 Der Protest <strong>de</strong>s Buddha <strong>und</strong> <strong>de</strong>s frühen <strong>Buddhismus</strong><br />

- frühester <strong>Buddhismus</strong> war eine Protestbewegung - kritisch gegenüber religiöser Tradition<br />

- Ablehnung <strong>de</strong>s Opferkults, <strong>de</strong>r Brahmanen als Vermittler, Ablehnung von Göttern/Gott.<br />

5.1.1 Askese als Protest gegen die Elite <strong>de</strong>r Eingeweihten <strong>und</strong> Herrschen<strong>de</strong>n<br />

- Entscheidung in die Hauslosigkeit/Einö<strong>de</strong> zu gehen.<br />

- Asketische Tradition (Jainismus) sind schon vor <strong>de</strong>m <strong>Buddhismus</strong> vorhan<strong>de</strong>n in Indien<br />

- <strong>Buddhismus</strong> hat sich dieser bestehen<strong>de</strong>n Protestbewegung/Freiheitsbewegung angeschlossen.<br />

- Motto: Gegen die Bevorm<strong>und</strong>ung durch die Spezialisten (Brahmanen) in Sachen Religion.<br />

<strong>de</strong>nn die waren für <strong>de</strong>n „richtigen“ Vollzug <strong>de</strong>s Opferdienstes zuständig.<br />

- Antielitäre / Antihierarchische Haltung (Askese ist eine Gegenbewegungsi<strong>de</strong>e)<br />

- Brahmanen wur<strong>de</strong> so das Wasser abgegraben, weil sich Asketen vom Kult nichts mehr erwarteten<br />

Heil wur<strong>de</strong> nun außerhalb <strong>de</strong>r religiösen <strong>und</strong> kultischen Möglichkeiten gesucht.<br />

I) Askese ist radikaler Bruch mit bürgerlichen I<strong>de</strong>alen<br />

- Haus verlassen; Elterlichen Betrieb nicht übernehmen, Bruch mit Familientradition<br />

II) Askese ist Bruch mit religiöser Herrschaftsstruktur - Je<strong>de</strong>r Asket ist seiner eigener Herr / seine eigene Frau.<br />

damit ist Asketismus auch eine religiöse Emanzipationsbewegung<br />

- Klassen gelten nicht mehr. Je<strong>de</strong>r kann Asket wer<strong>de</strong>n.<br />

III) Asketische Gemeinschaft ist autark, geschlossen, selbständig - religiöse Selbständigkeit<br />

- wirkliche radikale konsequente Religion ist das Asketentum. Anerkennung <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren von außen<br />

IV) Autarkie machte Asketismus gefährlich für an<strong>de</strong>re religiöse Gemeinschaften<br />

- kein Staat, kein Studium, kein Interesse an Gehalt, kein Interesse an Tradition<br />

- keine Strukturen nötig; keine Lehre nötig alles Autodidakten; von sich selbst lernen<br />

Ohne die Faszination <strong>de</strong>r Askese wäre Buddha nie <strong>de</strong>r gewor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r er wur<strong>de</strong>.<br />

[Zur Askese siehe auch: http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Askese]<br />

5.1.2 Gegen die hierarchische Elite <strong>de</strong>r Priester<br />

- Unabhängigkeit entzieht <strong>de</strong>n Brahmanen <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n Monopol wird gestürzt<br />

- Egalitäres (Gleichheit aller) Gesellschaftssystem Kasten, Stän<strong>de</strong>, Brahmanen, …<br />

Agañña-Mythos (Ursprungsgeschichte): Menschen entstehen aus Lichtwesen die aus <strong>de</strong>m Jenseits ins<br />

Diesseits treten alle waren vorher im Jenseits gleich<br />

- im Chinesischen: we<strong>de</strong>r Mann noch Frau, noch Hierarchien vorhan<strong>de</strong>n; nur gleichrangige Wesen<br />

- Pali: „als Wesen nur wer<strong>de</strong>n die Wesen gerecht“ radikale Gleichheit<br />

Agañña-Mythos als Gegenutopie zu bestehen<strong>de</strong>m Gesellschaftssystem<br />

- Wie kam es zu <strong>de</strong>r Jetzt-Hierarchie? Er<strong>de</strong>ssenzen wur<strong>de</strong> von manchen mehr, von manchen weniger<br />

gegessen daraus resultierten die verschie<strong>de</strong>nen Hautfarben (heutiger Rassismus wird auch so erklärt);<br />

Dunkelheit <strong>de</strong>r Hautfarbe gilt <strong>de</strong>swegen als negatives Zeichen „Gefräßigkeit“ <strong>de</strong>r Lichtwesen war<br />

unterschiedlich. Ursprünglich war es an<strong>de</strong>rs: eigentlich sollte es so sein wie es ursprünglich war.<br />

- Gleichheitsanspruch kann keinen elitären Herrschaftsanspruch anerkennen alle nicht nur die Brahmanen<br />

haben Recht auf Erlösung.<br />

- Protest von Laien gegen Priester; Protest gegen ungleiche Klassenstruktur in Gesellschaft <strong>und</strong> Religion<br />

[Wenn alle ins Kloster gingen wür<strong>de</strong>n, was bliebe dann? Zwei-Klassen-Gesellschaft/Ethik; Kloster, An<strong>de</strong>ren]<br />

5.1.3 Die Entritualisierung <strong>de</strong>r Opfer durch <strong>de</strong>ren ethisch-religiöse Um<strong>de</strong>utung<br />

- Blutige Opfer wer<strong>de</strong>n umge<strong>de</strong>utet.<br />

- Vgl. z.B. im Ju<strong>de</strong>ntum: Ablösung <strong>de</strong>s Menschopfers durch ein Tieropfer (Isaaks Opferung durch Abraham)<br />

- Paul Gerhard Lied: Weihrauch <strong>und</strong> Wid<strong>de</strong>r sind Gebet <strong>und</strong> Lie<strong>de</strong>r Um<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Opferpraxis<br />

- Vedische Religion : Opfer; Spezialisten (Brahmanen) die wissen wie man richtig opfert<br />

- Buddhistische Lehrre<strong>de</strong> als Antwort auf vedische Opferpraxis: Kutadanta-Sutra („Name eines Brahmanen“;<br />

Sutra = Lehrre<strong>de</strong>) Opfergabe wird ersetzt durch an<strong>de</strong>re Opfergabe (Substitution) wegen <strong>de</strong>r Ethik: „Alles<br />

Leben darf nicht getötet wer<strong>de</strong>n.“ Tieropfer wer<strong>de</strong>n durch Milch- o<strong>de</strong>r Honigopfer ersetzt.<br />

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Abfolge: - Besseres Opfer als Blut (Opfertiere) ist, Milch /Honig.<br />

- Besseres Opfer als Milch/Honig ist, Almosenspen<strong>de</strong> an die Wan<strong>de</strong>rasketen.<br />

- Besseres Opfer als Almosenspen<strong>de</strong>n ist, <strong>de</strong>n Mönchen ein Kloster bauen.<br />

- Besseres Opfer als Kloster bauen ist, Zuflucht zu Buddhas Lehre zu suchen.<br />

- Besseres Opfer als Zuflucht suchen ist, die Konversion auch konkret zu praktizieren,<br />

Buddhistische Ethik = Halten <strong>de</strong>r 5 Gebote für Laien: also die buddhistische Ethik befolgen.<br />

I) nicht töten II) nicht stehlen III) nicht ehebrechen IV) keinen Alkohol trinken V) nicht lügen<br />

- Besser noch als die Ethik zu befolgen ist, sich zu Entscheidung selber Mönch zu wer<strong>de</strong>n.<br />

- Opfern stellt somit einen Lebenswan<strong>de</strong>l dar, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m buddhistischen leben entspricht <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Mitmenschen<br />

dient. Aber: Zwei-Stufen-Ethik, 5. Stufe (Mönche) ist höher als 4. Stufe <strong>de</strong>r Laien.<br />

5.1.4 <strong>Buddhismus</strong> als Anti-Theismus<br />

- A-theistische Religion ~ Religion ohne Gott<br />

- Anti-theistische Religion ~ Protestbewegung gegen die fast unendlich vielen vedischen Götter<br />

Sutra über Götter, Brahma<br />

- Wenn Atheisten kein Interesse an Erlösung haben, dann ist <strong>de</strong>r <strong>Buddhismus</strong> nicht atheistisch.<br />

<strong>Buddhismus</strong> ist anti-theistische Erlösungsreligion; Erlösung erfolgt durch einen selber.<br />

(Buddha ist Lehrmeister <strong>und</strong> kein Gott)<br />

5.1.5 Buddhistische Skepsis gegen W<strong>und</strong>erglaube <strong>und</strong> Spekulation<br />

- Unkritischer W<strong>und</strong>erglaube <strong>und</strong> anspruchsvolle religiöse Spekulationen vorhan<strong>de</strong>n<br />

- <strong>Buddhismus</strong> richtet sich gegen das alles<br />

- W<strong>und</strong>erkritik: - „W<strong>und</strong>er ist <strong>de</strong>r Glaube liebstes Kind“ (in „Faust“ von Goethe)<br />

- Sutra: „Geschichte <strong>de</strong>s Hausvaters kaivatra“ <strong>de</strong>r ein Beglaubigungsw<strong>und</strong>er for<strong>de</strong>rt.<br />

- Buddha antwortet durch die Schil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r „Drei Arten von W<strong>und</strong>er“:<br />

1) W<strong>und</strong>er die als übernatürliche Fähigkeiten erscheinen (Tarnkappe, über Wasser gehen,<br />

durch Wän<strong>de</strong> gehen, in <strong>de</strong>r Luft schweben, etc.) Wenn ein Ungläubiger das sehen wür<strong>de</strong>,<br />

wäre er nicht beeindruckt, da er es für (ausländische, barbarische) Magie halten wür<strong>de</strong>.<br />

2) Gedanken lesen 3) W<strong>und</strong>er <strong>de</strong>r Lehrverkündigung durch <strong>de</strong>n Buddha (=Sutras)<br />

Erwartung <strong>de</strong>r fragen<strong>de</strong>n wird auf eine an<strong>de</strong>re Ebene geleitet<br />

- Spekulationen über Seele sind nicht vorhan<strong>de</strong>n. <strong>Kein</strong> Ich, kein Personalkern<br />

- Sutra über das „Selbst“: An-atman-sutra (Nicht-vorhan<strong>de</strong>nes - Selbst – Sutra)<br />

- Körper kann krank wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> besitzt kein selbst; auch Empfindungen, Wahrnehmungen,<br />

Unterbewusstsein, Bewusstsein hat kein selbst da es krank wer<strong>de</strong>n kann.<br />

- Der Körper besitzt kein Selbst.<br />

- Nachweis, dass es kein Selbst gibt, ist <strong>de</strong>r erste Schritt in Richtung Nirvana<br />

- Sicht <strong>de</strong>r Wirklichkeit: Positivistisch nur das experimentell nachweisbare ist Realität<br />

- Seele ist nicht experimentell nachweisbar<br />

Unmöglichkeit eines Erlösungsweges in Folge eines angenommenen Selbst. Mensch ist ein nicht-erlöster<br />

Mensch, weil er gefangen ist mit seinen Sinnen <strong>und</strong> seiner Wahrnehmung, da er versucht sich festzuhalten, um<br />

sich selbst als Personenkern endlos zu <strong>de</strong>nken. ( dies ist aber eine Selbsttäuschung)<br />

Fünf Gruppen/Lehren <strong>de</strong>r<br />

Anklammerung:<br />

1) Körper (rupa)<br />

2) Empfindung (vedana)<br />

3) Wahrnehmung (sanna)<br />

4) Unbewusstsein/<br />

Unterbewusstsein (sankharas)<br />

5) Bewusstsein (vinnana)<br />

- Stufung von physischen zum psychischen; die Gruppen stellen das<br />

Lebewesen Mensch dar. All das ist unbeständig, vergänglich <strong>und</strong> leidvoll<br />

Bleiben<strong>de</strong> I<strong>de</strong>ntität kann nicht das ich sein.<br />

Formel: „Tilakkhana“ = „Drei-Kennzeichen-Formel“<br />

- Vergänglichkeit - Leidhaftigkeit - Nicht-selbst-haftigkeit<br />

alle drei Kennzeichen gelten für alle Individuen auf <strong>de</strong>r ganzen Welt.<br />

- was bleibt: Anschauung, das es sich so verhält. So ist es, alles an<strong>de</strong>re ist<br />

Täuschung - Erkenntnis: Wenn ich kein ich habe, dann brauche ich <strong>de</strong>m<br />

Durst mich an alles Mögliche anzuklammern<br />

Ziel: Loslösung vom Anklammern an allen. Zum Nirvana erwacht keine Wie<strong>de</strong>rgeburt nötig<br />

Denn wenn man Erkenntnis hat, dass nichts wie<strong>de</strong>rgeboren wer<strong>de</strong>n kann, dann wird das erlöschen<strong>de</strong> Feuer<br />

nicht weiter genährt <strong>und</strong> man ist frei <strong>und</strong> erlöst.<br />

Zusammenfassung zur Skepsis gegenüber W<strong>und</strong>erglauben <strong>und</strong> Spekulation:<br />

- Skepsis gegenüber: Eschatologie (=letzen/jüngsten Tage), Anfang (<strong>und</strong> En<strong>de</strong>) <strong>de</strong>r Welt, Existenzformen nach<br />

<strong>de</strong>m Tod, unsterbliche Seele, über Sinn <strong>de</strong>s Daseins <strong>de</strong>nn das alles wäre ja ein Anklammern an etwas, alles<br />

Anklammern verursacht aber nur Leid. (Nirvana als Wahnerlösung)<br />

- Pfeil-Gleichnis: Thema: „Spekulation über Tod, Welten<strong>de</strong>, etc. sind überflüssig, da sie zu nichts führen.“<br />

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5.1.6 Gegen Askese <strong>und</strong> Lustgewinn ( Lehre vom Mittleren Weg)<br />

- Askese ist ursprünglich Protest gegen die Elite <strong>de</strong>r Brahmanen<br />

- <strong>Buddhismus</strong> war ursprünglich auch asketische Protestbewegung gegen Brahmanentum<br />

- <strong>Buddhismus</strong> wur<strong>de</strong> am Anfang durch die Askese berühmt, war aber mehr ein Durchgangsstadium,<br />

<strong>de</strong>nn bald wur<strong>de</strong> erkannt, dass Askese doch kein Weg zum Heil ist.<br />

Praktiken <strong>de</strong>r Askese, bzw. viele Spielarten: keine Kleidung (Jainisten), keine Speise, kein Essen von<br />

Schwangeren/stillen<strong>de</strong>n Frauen annehmen; Speise nur einmal pro Tag/Woche, nur Essen was vom<br />

Baum fällt, nicht rasieren, nie hinsetzen, mit Kot/Dreck beschmieren, drei mal am Tag ba<strong>de</strong>n<br />

<strong>Buddhismus</strong> lehnte Askese letztlich ab, da Askese keine Erlösung bringt. Die religiöse Erkenntnis<br />

wird durch die Askese nur abgelenkt<br />

- Lehre vom mittleren Pfad: <strong>Kein</strong>e (selbstprivilegierte) Askese! Denn:<br />

Askese ist schon wie<strong>de</strong>r eine Fixierung auf etwas. (Fixierung auf sich selbst)<br />

- Extrem-Asketen sind Verrückte, Selbstbefriedigen<strong>de</strong>, Prestigegewinnen<strong>de</strong> Nicht<strong>de</strong>nker.<br />

Erlösung nur durch Lösung von allem<br />

- <strong>Buddhismus</strong> ist auch keine Lebensgenuss-Religion (Alles Leben ist Lei<strong>de</strong>n)<br />

Extrems <strong>de</strong>s Strebens nach Lustgewinn wir auch zurückgewiesen<br />

- Nicht nur Askese kettet <strong>de</strong>n Menschen an sich selbst, auch alle Sinnenfreu<strong>de</strong>n, alle Freu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Lebens, aller Lustgewinn kettet <strong>de</strong>n Menschen an sich selbst.<br />

- Gleichnis von <strong>de</strong>r Liane Ablehnung <strong>de</strong>r Anklammerung an Sinneslust; „nicht fesseln lassen“<br />

- Je<strong>de</strong>s Glück enthält schon Leid in sich, da es nicht auf Dauer erfahren wer<strong>de</strong>n kann.<br />

- sukha (= Glück/Freu<strong>de</strong>) = dukha (=Leid)<br />

- Um Frei von Leid <strong>und</strong> Trübsal zu sein, muss man sich von allem lieben<strong>de</strong>n verlangen lösen.<br />

Lei<strong>de</strong>nschaftslosigkeit <strong>und</strong> Gleichgültigkeit führt zur Erlösung<br />

- d.h. die Lehre vom mittleren Pfad sagt weiterhin aus: Erlösung ist nur möglich durch<br />

Lei<strong>de</strong>nschaftslosigkeit <strong>und</strong> Gleichmut, es darf we<strong>de</strong>r ein asketisches noch ein Lust- o<strong>de</strong>r<br />

Glücksgewinnen<strong>de</strong>s Ziel vor Augen sein.<br />

5.2 Die Gr<strong>und</strong>lehren <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong><br />

- <strong>Buddhismus</strong> als Religion?<br />

- es gibt viele Definitionen von Religion, eine klassische sagt, das in einer Religion etwas göttliches<br />

verehrt wird. Also passt die Bezeichnung „Religion“ nicht auf <strong>de</strong>n <strong>Buddhismus</strong>, da dort kein Gott<br />

verehrt wird?<br />

- „religio“ (lat.) drückt die Beziehung zwischen Mensch <strong>und</strong> Gott aus<br />

- „relegere“ = wie<strong>de</strong>r lesen, <strong>de</strong>nken, beachten- „religere“ = zurück bin<strong>de</strong>n, anbin<strong>de</strong>n, festbin<strong>de</strong>n<br />

- Luther: „Woran du <strong>de</strong>in Herz hängst, das ist <strong>de</strong>in Gott“<br />

vgl. <strong>Buddhismus</strong>: Ziele, Dinge, Ängste an die man sich klammert, „sich hängen an…“<br />

- sich an etwas hängen hat nicht zwangsläufig etwas mit Gott zu tun menschliches Gr<strong>und</strong>bedürfnis!<br />

- Religion ist erfahren<strong>de</strong> Begegnung zwischen Menschen <strong>und</strong> einer transzen<strong>de</strong>nten heiligen<br />

Wirklichkeit (Mensch Erfahrung außerhalb <strong>de</strong>s Menschen)<br />

- somit ist <strong>de</strong>r <strong>Buddhismus</strong> in diesem Sinne keine Religion, da es kein „hängen an“ / „beten zu“ gibt.<br />

- Begegnung mit göttlicher Wirklichkeit ist nicht vorhan<strong>de</strong>n<br />

- Zur Erlösung <strong>de</strong>s Menschen ist eine Gottheit nicht nötig, da sich je<strong>de</strong>r Buddhist selber erlösen kann.<br />

5.2.1 Die Diagnose: Alles Dasein ist Lei<strong>de</strong>n<br />

- Lei<strong>de</strong>n ist zentrale Erfahrung; Alles ist Leidhaft<br />

- Lei<strong>de</strong>nserlebnis als Antrieb zum Suchen nach <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r Erlösung/Leidlosigkeit.<br />

- Faust2: „Verweile doch, du bist so schön“ stän<strong>de</strong> im Gegensatz zum buddhistischen Verständnis Erfahrung<br />

<strong>de</strong>r Lebensfreu<strong>de</strong> ist nur Täuschung<br />

- Grün<strong>de</strong> für die Diagnose, das alles Dasein Leid ist: Geburt, Alter, Tod, alles ist von lieben, begehren <strong>und</strong> nicht<br />

bekommen gekennzeichnet, alles ist Leidhaft.<br />

Drei Aspekte <strong>de</strong>s Leids:<br />

1) Leben wird exklusiv als Lei<strong>de</strong>n ge<strong>de</strong>utet. Wahres glück fin<strong>de</strong>t ja man nur, wenn es dauerhaft ist <strong>und</strong><br />

niemals aufhört. Irdisches Glück ist aber vergänglich <strong>und</strong> nicht von Dauer. Deswegen mün<strong>de</strong>t alles Suchen nach<br />

Glück in leid, weil man das Glück festhalten möchte <strong>und</strong> nicht kann. Glückserfahrungen sind nicht festhaltbar<br />

Wenn man keine Lüste sich erwünscht, dann erwünscht man sich somit auch kein Leid.<br />

2) Lei<strong>de</strong>n = „dukkha“ a) dukkha-dukkha = Lei<strong>de</strong>n auf Gr<strong>und</strong> von (physischen) Schmerzen<br />

b) viparinama-dukkha = Lei<strong>de</strong>n auf Gr<strong>und</strong> von Vergänglichkeit [Schließt<br />

Annehmlichkeiten <strong>und</strong> Glücksgefühle ein. Was nämlich vor<strong>de</strong>rgründig als das<br />

Gegenteil von Leid erscheint, wird letztlich wie<strong>de</strong>r zu Leid.]<br />

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c) sankara-dukkha = Lei<strong>de</strong>n auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bestandteile <strong>de</strong>r Persönlichkeit [durch Vorausschauen (in<br />

die Zukunft) kann man <strong>de</strong>n Schluss ziehen, alles ist Vergänglich <strong>und</strong> damit alles ist Leid behaftet.]<br />

dies alles sind Erfahrungen, die das Leben mit sich bringt. Es sind nicht nur Begleiterscheinungen,<br />

bzw. Aspekte <strong>de</strong>s Lebens, son<strong>de</strong>rn: Leben ist Lei<strong>de</strong>n; da das Leben ein Kreislauf von Wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

Vergehen ist. [Unendlicher Kreislauf <strong>de</strong>r Geburten = „samsara“]<br />

- Kant: „Leidhaftes Leben“ ist eine synthetische (a priori von vorne herein, ohne Ableitung) <strong>und</strong><br />

keine analytische Aussage. Der <strong>Buddhismus</strong> setzt a priori voraus, das alles Leben Lei<strong>de</strong>n ist <strong>und</strong> alles<br />

Lei<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r natur entspringt.<br />

3) Mensch hat kein kontinuierliches Selbst; Die fünf Aneignungsgruppen bestätigen noch mal das Leid<br />

5.2.2 Die anthropologische Begründung: Die drei Kennzeichen <strong>und</strong> die fünf Aneignungsgruppen<br />

- Buddhistische Energie auf menschliche Fragen gerichtet; Frage nach <strong>de</strong>m was davor (Genesis) war<br />

<strong>und</strong> was danach kommen wird (Eschatologie) bzw. Frage nach Göttern ist uninteressant.<br />

- Grün<strong>de</strong> für die Beschäftigung mit (nur) menschlichen Fragestellungen:<br />

I) Drei Kennzeichen Formel: 1) Vergänglichkeit<br />

2) Leidhaftigkeit<br />

3) Nicht-Selbstheit [Ein Bewusstsein ist zwar vorhan<strong>de</strong>n, aber Bewusstsein<br />

ist nur ein Konglomerat aus verschie<strong>de</strong>nen Funktionen; Bewusstsein ist<br />

letztlich nichts Beständiges kein Kontinuierliches „Ich“]<br />

II) Fünf Aneignungsgruppen (= Fünf Formen <strong>de</strong>r Anklammerung; vgl. Training sich zu lösen):<br />

- Die Fünf Aneignungsgruppen (khanda, skandha) sind die Bestandteile <strong>de</strong>r empirischen Person. Diese Gruppen<br />

sind folgen<strong>de</strong>:<br />

1. Körper (rupa) mit seinen sechs Sinnen [statt <strong>de</strong>r üblichen fünf Sinnesorgane unterschei<strong>de</strong>t die buddhistische<br />

Lehre sechs: Auge, Ohr, Nase, Zunge, Tastsinn, Denkorgan] welche im Kontakt mit <strong>de</strong>r Umwelt<br />

2. Empfindungen (vedana) hervorrufen. Diese wer<strong>de</strong>n zu<br />

3. Wahrnehmungen (sanna), in<strong>de</strong>m sie im Geist <strong>de</strong>s Betrachters wi<strong>de</strong>rgespiegelt wer<strong>de</strong>n. Hieraus erwachsen<br />

4. Geistesregungen (sankhara) als Reaktion <strong>de</strong>s Geistes wie Vorstellungen, Begier<strong>de</strong>n, Aversionen, Absichten,<br />

wodurch Lei<strong>de</strong>n resultiert. Schließlich entsteht<br />

5. Bewusstsein (vinnana) als Gewahrwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Gegenstan<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r Denkobjektes.<br />

- Da je<strong>de</strong> Person ausschließlich nur aus diesen Aneignungsgruppen besteht <strong>und</strong> alle diese konditional abhängig<br />

<strong>und</strong> vergänglich sind, ist somit eine Seele im Sinne <strong>de</strong>r buddhistischen Terminologie nicht in ihr zu fin<strong>de</strong>n, sie -<br />

<strong>und</strong> damit <strong>de</strong>r Mensch <strong>und</strong> schließlich alle Wesen - sind "leer" (von Seele).<br />

- skandhâh [skt.], khandhâh [p.] (Plural von skandha / khandha). Bezeichnung für die fünf Aggregate o<strong>de</strong>r<br />

Seinskonstituenten <strong>de</strong>s Menschen, die zusammen die empirische Person (Ich) ausmachen: [1] Körper/Materie<br />

(rûpa), [2] Empfindung (vedanâ), [3] Wahrnehmung (samjñâ), [4] Geistesregungen (samskâra), [5] Bewusstsein<br />

(vijñâna). – Vgl. Mensch. - Die fünf Gruppen sagen alles über <strong>de</strong>n Menschen aus, was gesagt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

alle fünf Gruppen bestätigen die Vergänglichkeit <strong>und</strong> die Leidhaftigkeit<br />

- Noch mal zum Körper: Körper ist aus Elementen <strong>de</strong>r Welt geschaffen. Eine Kombination aus<br />

seelenlosen Elementen sozusagen. Prozessartige Beschreibung; Neurologenartig. Aus einem Impuls<br />

entsteht ein an<strong>de</strong>rer; dazu ist kein „Ich“ nötig. Nicht: „Ich nehme war“ son<strong>de</strong>rn „Es vollzieht sich ein<br />

Prozess <strong>de</strong>r Wahrnehmung!“ [vgl. Gegensatz: Descartes: „Ich <strong>de</strong>nke, also bin ich“]<br />

5.2.3 Die erlösen<strong>de</strong> Erkenntnis <strong>de</strong>r Ich-Losigkeit<br />

- Erst bei Gewinn <strong>de</strong>r Erkenntnis <strong>de</strong>r Ich-Losigkeit kann man erlöst wer<strong>de</strong>n/ist man erlöst.<br />

- Kummer/Leid ist eigentlich gar nicht vorhan<strong>de</strong>n, weil es „mich“ (ein „Ich“) gar nicht gibt.<br />

daraus resultiert: durch Lei<strong>de</strong>nschaftslosigkeit entsteht ohne Lei<strong>de</strong>nschaft kein Lei<strong>de</strong>n.<br />

- Erlösungsweg wird geebnet durch Einübung <strong>de</strong>r Ich-Losigkeit<br />

- Auf die Frage, wie es ohne „ich“ gehen wür<strong>de</strong> das „ich“ loszuwer<strong>de</strong>n, meint Buddha:<br />

- Ich kann we<strong>de</strong>r sagen: Ja, es gibt ein „Ich“, <strong>de</strong>nn dann wäre ja durch <strong>de</strong>n <strong>Hinduismus</strong> bestätigt:<br />

Einzelseele (Atman) = Weltenseele (Brahman); noch kann ich sagen: Nein, es gibt kein „Ich“, <strong>de</strong>nn<br />

dann gäbe es ja <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>rgeburtenkreislauf nicht. Der Erlösungsweg ist ja eben: Wie komme ich<br />

aus <strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>rgeburtenkreislauf heraus.<br />

[vgl. dazu: Wilhelm Busch: „Die Lehre von <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rkehr ist zweifelhaften Sinns. Es fragt sich sehr, ob man<br />

nachher noch sagen kann: Ich bin‘s.]<br />

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5.2.4 Buddhistischer Pessimismus?<br />

- Fremdwahrnehmung: Buddhisten haben eine pessimistische Einstellung zum Leben<br />

- Selbstwahrnehmung ist aber an<strong>de</strong>rs: Gelassenheit, fre<strong>und</strong>liche Heiterkeit<br />

vgl. sechs Ausstrahlungen <strong>de</strong>s Buddhas nach allen Seiten: Nor<strong>de</strong>n, Sü<strong>de</strong>n, Osten, Westen Oben,<br />

Unten. „Erlöst sein“ ist so nach außen hin schon sichtbar.<br />

- Karma: Durch „gute Werke“ (z.B. 60.000 Mal an Buddhas Sterbeort sich nie<strong>de</strong>rwerfen <strong>und</strong> beten, etc.)<br />

kann positives Karma „generiert“ wer<strong>de</strong>n. Negatives Karma wird nicht abgebaut. Es gibt nur ein<br />

Akkumulation von positivem Karma. Das wirkt sich dann auf die Wie<strong>de</strong>rgeburtenabfolge aus.<br />

- Lei<strong>de</strong>n ist nicht als Folge von Strafe zu verstehen, son<strong>de</strong>rn als eine ganz automatische <strong>und</strong> natürliche<br />

Folge von Gesetzesmäßigkeiten.<br />

Kleines buddhistisches Begriffslexikon 7<br />

[Abkürzungen: chin. = chinesisch; jap. = japanisch; p. = Pâli; skt. = Sanskrit; tibet. = tibetisch.]<br />

Achtfacher Pfad (ashtângikamârga [skt.], atthangikamagga [p.]). Die letzte <strong>de</strong>r Vier Edlen Wahrheiten, in <strong>de</strong>r die ethischen<br />

Richtlinien <strong>de</strong>r Lehre Buddhas aufgezeichnet sind: Rechte Einsicht, rechter Entschluss, rechte Re<strong>de</strong>, rechtes Han<strong>de</strong>ln, rechte<br />

Lebensführung, rechte Bemühung, rechte Achtsamkeit, rechte Sammlung o<strong>de</strong>r Konzentration.<br />

ahimsâ [skt./p.]. Das ethische Verhaltensprinzip <strong>de</strong>s Nichtschädigens <strong>und</strong> Nichttötens sowie <strong>de</strong>r absoluten Gewaltlosigkeit.<br />

anâtman [skt.], anattâ [p.]. »Nicht-Selbst«. Der Begriff umschreibt das Nichtvorhan<strong>de</strong>nsein eines Selbst o<strong>de</strong>r einer Seele<br />

(âtman) . – Vgl. Mensch, Seele.<br />

arhat [skt.], arahat [p.]. Wrtl. »Würdiger«, »Vollen<strong>de</strong>ter«. Bez. für <strong>de</strong>n »Heiligen«, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>r Loslösung alle<br />

Bindungen an die Welt überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>n Zustand <strong>de</strong>s Nirvâna erreicht hat.<br />

âtman [skt.], attâ [p.]. Selbst o<strong>de</strong>r Seele. – Vgl. antâtman, Mensch, Seele.<br />

Avalokiteshvara [skt.], Chenresi [tibet.]. Transzen<strong>de</strong>nter Bodhisattva <strong>de</strong>s universellen Mitleids.<br />

avidyâ [skt.], avijjâ [p.]. Nichtwissen, Unwissen, das an die samsârische Existenz bin<strong>de</strong>t. – Vgl. vidyâ.<br />

bar-do [tibet.]. »Zwischenzustand« (skt. antarabhâva), d.h. Zustand zwischen Tod <strong>und</strong> Wie<strong>de</strong>rgeburt. Es wer<strong>de</strong>n sechs<br />

Bardo-Zustän<strong>de</strong> beschrieben. Die Lehre ist beson<strong>de</strong>rs im Vajrayâna beheimatet <strong>und</strong> im Bardo Thödol, <strong>de</strong>m Tibetischen<br />

Totenbuch, beschrieben.<br />

Bedingte Entstehung (pratîtyasamutpâda [skt.], paticcasamuppâda [p.]). Lehre, die besagt, dass sämtliche Erscheinungen<br />

aus sich gegenseitig bedingen<strong>de</strong>n Voraussetzungen entstehen. Es han<strong>de</strong>lt sich <strong>de</strong>mnach um einen Konditionalismus, in <strong>de</strong>m<br />

alle Dinge <strong>und</strong> Zustän<strong>de</strong> als Ergebnis reziproker Verhältnisse aufgefasst wer<strong>de</strong>n. Die Dinge <strong>und</strong> Vorgänge entstehen nicht<br />

aus in sich isolierten Ursachen (lat. causa), son<strong>de</strong>rn aus einer Vielzahl sich wechselseitig bedingen<strong>de</strong>r Faktoren o<strong>de</strong>r<br />

Verknüpfungen (lat. conditio). – Vgl. Kausalität, Konditionalismus.<br />

Begier<strong>de</strong> (trshnâ [skt.], tanhâ [p.]). Ausdruck <strong>de</strong>s Anhaftens an die Welt <strong>und</strong> damit die Hauptursache leidvoller Existenz.<br />

bhikshu [skt.], bhikkhu [p.]. Bez. für <strong>de</strong>n buddhistischen Mönch.<br />

bhikshunî [skt.], bhikkhunî [p.]. Bez. für die buddhistische Nonne.<br />

bodhi [skt./p.]. Erwachen, vollkommene Erkenntnis, Erleuchtung. – Vgl. satori.<br />

Bodhisattva. Ein nach höchster Erkenntnis streben<strong>de</strong>s Wesen, das darum bemüht ist, allen noch nicht erlösten Wesen auf<br />

ihrem Heilsweg beizustehen. Das I<strong>de</strong>al <strong>de</strong>s Bodhisattva ist Ausdruck <strong>de</strong>s Mahâyâna <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Theravâda nicht zugehörig.<br />

dharma [skt.], dhamma [p.]. Wrtl. das »Zugr<strong>und</strong> liegen<strong>de</strong>« o<strong>de</strong>r »Tragen<strong>de</strong>« (von dhar = tragen). Vielfältiger Begriff in <strong>de</strong>r<br />

Be<strong>de</strong>utung von: [1] kosmisches Gesetz, [2] Natur o<strong>de</strong>r Beschaffenheit <strong>de</strong>r Dinge, [3] Manifestation <strong>de</strong>r Wirklichkeit<br />

(Daseinsfaktoren, Phänomene, Sachverhalte), [4] Geistinhalte, Denkobjekte, I<strong>de</strong>en, [5] sittliche Pflicht, [6] Lehre Buddhas. –<br />

Vgl. dharmâh.<br />

dharmâh [skt.; Pl. von dharma], dhammâh [p.; Pl. von dhamma]. Bezeichnung für die <strong>de</strong>n Dingen zugr<strong>und</strong>e liegen<strong>de</strong>n<br />

wesenlosen Daseinskonstituenten. – Vgl. Dharma-Theorie.<br />

Dharma-Theorie. Lehre von <strong>de</strong>n das Dasein bedingen<strong>de</strong>n Faktoren (vgl. dharma [3]). Die dharmâh (Pl. von dharma) sind in<br />

<strong>de</strong>r Art von punktuellen Kraftzentren o<strong>de</strong>r wesenlosen Wirkkräften die nicht weiter reduzierbaren letzten Realitäten, die alles<br />

7 http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/<strong>Buddhismus</strong> (2003)<br />

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<strong>Fernöstliche</strong> <strong>Religionen</strong>: <strong>Hinduismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Buddhismus</strong> – Herr Brandt – EWF, F.A.U. Erl.-Nürnberg – SS 2003 kein-plan.<strong>de</strong>/ewf<br />

Dasein konstituieren <strong>und</strong> im Sinne von molekularen Verbindungen o<strong>de</strong>r konditionalen, fluktuieren<strong>de</strong>n <strong>und</strong> energetischen<br />

Potenzen zu verstehen sind.<br />

Drei Daseinsmerkmale (trilakshana [skt.], tilakkhana [p.]). Bez. für die drei Merkmale (lakshana) welthafter Existenz:<br />

Vergänglichkeit (anityatâ), Lei<strong>de</strong>n (duhkha) <strong>und</strong> Nicht-Ich (anâtman).<br />

Dreikorb (tripitaka [skt.], tipitaka [p.]). Bez. für die drei »Körbe« (pitaka) <strong>de</strong>s buddhistischen Kanons: Vinâyapitaka,<br />

Sûtrapitaka <strong>und</strong> Abhidharmapitâka. – Vgl. Pâli-Kanon, Tiptika, Tripitaka.<br />

Gesetz, kosmisches. Der atheistische <strong>Buddhismus</strong> kennt kein göttliches Urprinzip, auf <strong>de</strong>m Welt <strong>und</strong> Kosmos beruhen. Er<br />

spricht von keiner Schöpfung <strong>und</strong> von keinem göttlichen o<strong>de</strong>r überseien<strong>de</strong>n Urwillen. Und ebenso wenig unterstellt er eine<br />

<strong>de</strong>m <strong>Hinduismus</strong> ähnliche Weltseele (brahman), die als kosmischer Weltgeist alles Dasein durchdringt. Dagegen anerkennt<br />

er ein universales Prinzip im Sinne einer sich selbst regulieren<strong>de</strong>n kosmischen Ordnung o<strong>de</strong>r Gesetzmäßigkeit, die er dharma<br />

(Weltgesetz) nennt. – Vgl. Dharma, Kosmologie, Schöpfung.<br />

Glaube (shraddhâ [skt.], saddhâ [p.]). Der <strong>Buddhismus</strong> for<strong>de</strong>rt keinen Glauben an eine göttlich gedachte Wirklichkeit,<br />

son<strong>de</strong>rn Einsicht <strong>und</strong> Erkenntnis. Allein im Amidismus ist das Vertrauen in die Heilswirksamkeit <strong>de</strong>s transzen<strong>de</strong>nten Buddha<br />

Amitâbha hervorgehoben. – Vgl. Kult.<br />

Gott, Götter, Gottheit. Der <strong>Buddhismus</strong> ist eine Religion ohne Gott. Ist im <strong>Buddhismus</strong> von Gott (<strong>de</strong>va) o<strong>de</strong>r Göttern<br />

(<strong>de</strong>vatâ) die Re<strong>de</strong>, so sind damit Wesen gemeint, die sich aufgr<strong>und</strong> karmischer Verdienste einer zeitweilig höheren<br />

Existenzstufe erfreuen. Auch Götter leben nicht ewig, son<strong>de</strong>rn unterliegen – gleich allen Erscheinungen <strong>de</strong>r Daseinswelt –<br />

<strong>de</strong>m Gesetz <strong>de</strong>s ständigen Wan<strong>de</strong>ls (samsâra). Demnach sind Götter we<strong>de</strong>r absolut noch allmächtig. Im Übrigen gilt auch für<br />

göttliche Wesen, dass ihre Existenz letztlich nur subjektiv »real« ist, <strong>de</strong>nn auch sie sind, wie alles auf dieser Welt, bloße<br />

Zustän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bewusstseins, I<strong>de</strong>ationen <strong>de</strong>s Geistes <strong>und</strong> »wirklich« nur im Erleben <strong>de</strong>r menschlichen Psyche.<br />

Guru [skt.]. Lehrer o<strong>de</strong>r Meister auf <strong>de</strong>m spirituellen Weg.<br />

Güte (maitrî [skt.], mettâ [p.]). Güte o<strong>de</strong>r Liebe ist die aus <strong>de</strong>r Einsicht in die universale Verwobenheit aller karmisch<br />

bedingten Phänomene resultieren<strong>de</strong> Haltung umfassen<strong>de</strong>r Benevolenz. Maitrî ist die selbstlose, lei<strong>de</strong>nschaftslose <strong>und</strong><br />

umfassen<strong>de</strong> Allgüte zu allem Daseien<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb verschie<strong>de</strong>n von Liebe im Sinne <strong>de</strong>r Zuneigung <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Verlangens.<br />

Sie ist nicht aktive, son<strong>de</strong>rn passive Liebe, die an Intensität verliert, was sie an Umfang gewinnt. Ihr fehlt vor allem die<br />

lei<strong>de</strong>nschaftliche Inbrunst, <strong>de</strong>nn für <strong>de</strong>n Buddhisten gilt, dass Lei<strong>de</strong>nschaft nur Lei<strong>de</strong>n schafft. – Vgl. Liebe, Nächstenliebe.<br />

Hass (dvesha [skt.], dosa [p.]). Hass ist zusammen mit Gier das zentrale Gr<strong>und</strong>übel leidvoller Existenz. Sie sind einan<strong>de</strong>r<br />

zugehörig, da das Begehren immer in Abneigung <strong>und</strong> Wi<strong>de</strong>rwillen umschlägt, sobald <strong>und</strong> solange Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> vorhan<strong>de</strong>n<br />

sind, die <strong>de</strong>n eigenen Wünschen entgegenstehen. So konstituiert sich <strong>de</strong>r in Ignoranz gefangene Mensch in Gier nach<br />

erstrebten <strong>und</strong> in Hass auf verhin<strong>de</strong>rte Dinge <strong>und</strong> Zustän<strong>de</strong>. – Vgl. Begier<strong>de</strong>, Lei<strong>de</strong>n.<br />

Hînayâna. »Kleines Fahrzeug« [über <strong>de</strong>n Strom <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns]. Die neben <strong>de</strong>m Mahâyâna zweite große Hauptrichtung <strong>de</strong>s<br />

<strong>Buddhismus</strong>. Das Hînayâna bil<strong>de</strong>t keine eigene Schule, <strong>de</strong>r Name ist lediglich ein Überbegriff, <strong>de</strong>r in Abgrenzung zu <strong>de</strong>n<br />

Schulen <strong>de</strong>s Mahâyâna steht. Von <strong>de</strong>n früher zahlreichen Schulen <strong>de</strong>s Hînayâna hat nur <strong>de</strong>r Theravâda überlebt.<br />

Jenseits. Der <strong>Buddhismus</strong> kennt keine nachtodliche Jenseitssphäre. Das Nirvâna ist kein ewiges Paradies, son<strong>de</strong>rn das<br />

»Verlöschen« <strong>de</strong>r an das Dasein haften<strong>de</strong>n Bedingungen. Bildlich vorgestellten Jenseitssphären kommt lediglich eine<br />

metaphorische Be<strong>de</strong>utung zu; sie sind eine Projektion <strong>de</strong>s Geistes <strong>und</strong> »wirklich« nur im subjektiven Erleben <strong>de</strong>s Betrachters.<br />

Karma [skt.], kamma [p.]. Wrtl. »Tat«. Universelles Gesetz von Ursache <strong>und</strong> Wirkung. Als solches ist Karma kein<br />

zufälliges, bedingungsloses Geschehen, kein blin<strong>de</strong>r Automatismus <strong>und</strong> keine Vorherbestimmung, son<strong>de</strong>rn die Wirkkraft, die<br />

entsprechend <strong>de</strong>r gr<strong>und</strong>gelegten Qualität die Voraussetzungen einer je<strong>de</strong>n Daseinssituation begrün<strong>de</strong>t. Karma ist somit nicht<br />

Schicksal, son<strong>de</strong>rn die Tat, welche nach <strong>de</strong>m Gesetz <strong>de</strong>r bedingten Verursachung in dieser o<strong>de</strong>r einer neuen Daseinsform ihre<br />

Auswirkungen zeitigt. Karma ist also jene Kraft, welche die Ordnung <strong>de</strong>s gesamten Kosmos beherrscht <strong>und</strong> durchwaltet. Da<br />

die natürliche (einer Gottheit entbehren<strong>de</strong>) Weltordnung zugleich eine sittliche ist, gelangt eine je<strong>de</strong> Handlung o<strong>de</strong>r Tat<br />

(karma) – insoweit sie von moralischer Tragweite ist – zur Auswirkung <strong>und</strong> bestimmt <strong>de</strong>n Zustand <strong>de</strong>r Lebewesen in ihrer<br />

jetzigen o<strong>de</strong>r nächsten Daseinsform. Folglich befin<strong>de</strong>n sich alle Wesen in <strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong>n, die sie durch ihre Taten selbst<br />

erwirkt haben, wobei das Motiv von Lohn <strong>und</strong> Strafe entfällt, <strong>de</strong>nn Karma vergilt nicht, son<strong>de</strong>rn misst zu. Das heißt: Wir<br />

wer<strong>de</strong>n nicht für unsere Taten belohnt o<strong>de</strong>r bestraft, son<strong>de</strong>rn durch sie konditioniert. – Vgl. Wie<strong>de</strong>rgeburt.<br />

karunâ [skt./p.]. Vgl. Mitleid.<br />

Kastenordnung. In <strong>de</strong>r Betonung <strong>de</strong>r Gleichheit aller Menschen weist <strong>de</strong>r <strong>Buddhismus</strong> das hinduistische Kastensystem von<br />

sich.<br />

Kausalität. Ursächlichkeit. In <strong>de</strong>r Bestimmung kausaler Zusammenhänge geht <strong>de</strong>r <strong>Buddhismus</strong> nicht von isolierten (Einzel-)<br />

Ursachen aus, son<strong>de</strong>rn von wechselseitig sich beeinflussen<strong>de</strong>n Voraussetzungen <strong>und</strong> ersetzt damit <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r Ursache<br />

(lat. causa) durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bedingung (lat. conditio). – Vgl. Bedingte Entstehung, Konditionalismus.<br />

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<strong>Fernöstliche</strong> <strong>Religionen</strong>: <strong>Hinduismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Buddhismus</strong> – Herr Brandt – EWF, F.A.U. Erl.-Nürnberg – SS 2003 kein-plan.<strong>de</strong>/ewf<br />

Konditionalismus. Erkenntnistheoretische Lehre, bei <strong>de</strong>r nicht von <strong>de</strong>r selbstständigen Ursache eines Ereignisses, son<strong>de</strong>rn<br />

von <strong>de</strong>r Gesamtheit seiner Bedingungen ausgegangen wird. – Vgl. Bedingte Entstehung, Kausalität, Ontologie, Wer<strong>de</strong>n.<br />

Kosmologie. Nach buddhistischer Auffassung hat <strong>de</strong>r Kosmos (damit auch die Er<strong>de</strong>) nicht gegenständlichen, son<strong>de</strong>rn<br />

dynamischen Charakter. In <strong>de</strong>m nie en<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kreislauf von Wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Vergehen (samsâra) gibt es nichts Beharren<strong>de</strong>s <strong>und</strong><br />

keine unvergänglichen Substanzen. Der Kosmos ist eine Erscheinung von Energien <strong>und</strong> somit keine göttliche Schöpfung aus<br />

<strong>de</strong>m Nichts (creatio ex nihilo). Er ist eine Entwicklung aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r wechselseitigen Relation konditionaler, d.h. aus<br />

Bedingungen entstehen<strong>de</strong>n Verursachungen <strong>und</strong> Wirkungen (pratîtyasamutpâda), wobei ein Urbeginn nicht erkennbar ist.<br />

Also keine Schöpfung, kein Anfang <strong>und</strong> kein En<strong>de</strong>. Diese allem Geschehen immanente Gesetzmäßigkeit (dharma) ist die<br />

einzige Gr<strong>und</strong>lage von Welt <strong>und</strong> Kosmos. – Vgl. Gesetz (kosmisches), Schöpfung.<br />

Kult. Bezeichnung für die religiöse Verehrung, die in Anbetung, Opferhandlungen, sakralen o<strong>de</strong>r rituellen Begehungen usw.<br />

zum Ausdruck kommt. Buddha maß <strong>de</strong>m Kultbetrieb, <strong>de</strong>n er als hin<strong>de</strong>rlich auf <strong>de</strong>m Heilsweg bezeichnete, keinerlei<br />

Be<strong>de</strong>utung bei <strong>und</strong> for<strong>de</strong>rte folgerichtig auch für sich selbst keine kultische Verehrung. Dennoch entwickelte sich unter <strong>de</strong>m<br />

Eindruck einer nach dinglichen Mitteln verlangen<strong>de</strong>n Volksfrömmigkeit im Laufe <strong>de</strong>r Zeit auch im <strong>Buddhismus</strong> ein reicher<br />

Kult, <strong>de</strong>r in vielem zur ursprünglichen Lehre stark kontrastiert. Beson<strong>de</strong>rs ausgeprägt sind Kult <strong>und</strong> Ritual im Mahâyâna. Die<br />

Buddha <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Bodhisattvas erwiesene Devotion (pûjâ) beinhaltet jedoch keine Anbetung, son<strong>de</strong>rn ist ausschließlich ein<br />

Ausdruck <strong>de</strong>r Verehrung <strong>de</strong>s Erleuchtungsprinzips. – Vgl. Glaube.<br />

Lama (bLa-ma) [tibet.]. »Der Obere«, tibet. Bezeichnung für das Sanskritwort guru. Ein Lama ist kein Priester <strong>und</strong> auch<br />

nicht in je<strong>de</strong>m Fall ein Mönch. Gemeinhin wird »Lama« aber als höfliche Anre<strong>de</strong> für je<strong>de</strong>n tibet. Mönch verwen<strong>de</strong>t,<br />

ungeachtet seiner spirituellen Entwicklung o<strong>de</strong>r Stellung innerhalb <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>ns.<br />

Lei<strong>de</strong>n (duhkha [skt], dukkha [p.]). Zentraler Begriff buddhistischer Existenzerfahrung. Lei<strong>de</strong>n ist jene Konstante, die allem<br />

Dasein zugr<strong>und</strong>e liegt; es entsteht dadurch, dass wir uns an eine Welt bin<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r nichts von Bestand ist <strong>und</strong> bewahrt<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Die Überwindung <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns lässt sich <strong>de</strong>mnach nur in <strong>de</strong>r Überwindung welthafter Existenz (samsâra)<br />

erreichen. Der Begriff »Lei<strong>de</strong>n« wird im <strong>Buddhismus</strong> viel weiter gefasst als in <strong>de</strong>r christlich-abendländischen Denktradition.<br />

Lei<strong>de</strong>n ist mehr als nur Traurigkeit, Drangsal, Schmerz, Angsterfahrungen, Isolation, To<strong>de</strong>sgewissheit usw. Lei<strong>de</strong>n ist ein<br />

Ausdruck für die karmische Geb<strong>und</strong>en; es ist all das, was <strong>de</strong>n Menschen an die Bedingungen dieser Welt fesselt. Lei<strong>de</strong>n<br />

be<strong>de</strong>utet <strong>de</strong>mnach Unvollkommenheit, Unwirklichkeit, Nichtigkeit. Lei<strong>de</strong>n ist das Charakteristikum allen Daseins, <strong>de</strong>nn in<br />

allem, was entsteht <strong>und</strong> sich vollzieht, ist das En<strong>de</strong> immer schon mit angelegt. – Vgl. Vier Edle Wahrheiten.<br />

Liebe. Unterschie<strong>de</strong>n wird zwischen sinnlicher Liebe (kâma) <strong>und</strong> Liebe im Sinne von Wohlwollen <strong>und</strong> Güte (maitrî). Ist<br />

Erstere in ihren Formen <strong>de</strong>s Anhaftens als leidvoll qualifiziert, so gilt Letztere – insoweit sie je<strong>de</strong>r Bindung <strong>und</strong><br />

Lei<strong>de</strong>nschaftlichkeit entbehrt – als die höchste aller Tugen<strong>de</strong>n. – Vgl. Güte, Nächstenliebe.<br />

Madhyamaka (auch Mâdhyamika). Die neben <strong>de</strong>m Vijñânavâda be<strong>de</strong>utendste Philosophenschule <strong>de</strong>s Mahâyâna (gegr. im<br />

2. Jh.). Nach <strong>de</strong>r Lehre <strong>de</strong>r Madhyamaka sind die Dinge nicht wesenhaft, da sie in Abhängigkeit von verursachen<strong>de</strong>n<br />

Bedingungen entstehen (pratîtyasamutpâda) <strong>und</strong> ihnen somit kein Eigensein zukommt. Sie sind also seelenlos (nirâtmya),<br />

wesenlos (asvabhâva) <strong>und</strong> leer (shûnya). Als »leer« wer<strong>de</strong>n alle Phänomene bezeichnet, die in gegenseitiger Abhängigkeit<br />

entstehen. Die Welt <strong>de</strong>s Daseins ist keine Welt <strong>de</strong>s Seins, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s ständigen Wer<strong>de</strong>ns. Die Leere (shûnyatâ) ist aber kein<br />

Nichts, <strong>de</strong>nn ist das Sein nicht, dann ist auch das Nichts als sein Gegenteil nicht. Leerheit ist die Negation von Sein <strong>und</strong><br />

Nichtsein. Die phänomenale Welt unterliegt <strong>de</strong>m konditionalen Entstehen <strong>und</strong> verfügt über kein Eigensein; da sie aber<br />

subjektiv vorhan<strong>de</strong>n ist, ist sie <strong>de</strong>nnoch kein Nichts <strong>und</strong> somit »real« im Sinne unseres Auffassens <strong>und</strong> Erlebens. Mit ihrer<br />

Leerheitsauffassung vertritt die Madhyamaka einen universellen Relativismus. – Vgl. Bedingte Entstehung, Nihilismus,<br />

Relativismus, Wer<strong>de</strong>n.<br />

Mahâyâna. »Großes Fahrzeug« [über <strong>de</strong>n Strom <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns]. Die neben <strong>de</strong>m Hînayâna zweite große Hauptrichtung <strong>de</strong>s<br />

<strong>Buddhismus</strong>. Entstan<strong>de</strong>n im 1. Jh. v. Chr. vertritt es eine gegenüber <strong>de</strong>m mönchischen I<strong>de</strong>al (Theravâda) liberalere<br />

Auffassung, wur<strong>de</strong> aber vor allem durch seine doketische Buddha-Interpretation <strong>und</strong> seine Lehre vom Bodhisattva<br />

be<strong>de</strong>utsam. Im Gegensatz zum mehr rational <strong>und</strong> monastisch angelegten Hînayâna zeichnet sich das Mahâyâna in erster Linie<br />

dadurch aus, als in ihm die gefühlsbetonte <strong>und</strong> volksreligiöse Frömmigkeit stärker hervorgehoben. Das Mahâyâna verkörpert<br />

keine eigene Schule, <strong>de</strong>r Name ist lediglich ein Überbegriff, <strong>de</strong>r in Abgrenzung zu <strong>de</strong>n Schulen <strong>de</strong>s Hînayâna (heute nur noch<br />

durch <strong>de</strong>n Theravâda vertreten) steht. Das Mahâyâna ist vor allem in Nord- <strong>und</strong> Ostasien (China, Japan, Taiwan, Korea,<br />

Tibet, Mongolei) vertreten. Seine wichtigsten Schulen sind <strong>de</strong>r Amidismus, die Lotos-Schulen, das Tantrayâna (Vajrayâna)<br />

<strong>und</strong> die Zen-Lehre.<br />

mandala [skt.]. »Kreis«. Vor allem in <strong>de</strong>n tantrischen Richtungen <strong>de</strong>s Mahâyâna symbolische Darstellung <strong>de</strong>s Universums,<br />

die <strong>de</strong>r meditativen Schaubil<strong>de</strong>ntfaltung dient.<br />

mantra [skt.]. Vers o<strong>de</strong>r Silbe o<strong>de</strong>r eine Reihe von Versen <strong>und</strong> Silben, von <strong>de</strong>nen angenommen wird, dass sie magische<br />

Kräfte in sich bergen. Das bekannteste mantra ist jenes <strong>de</strong>s Avalokiteshvara: Om mani padme hûm.<br />

Meditation (dhyâna, samâdhi). Neben Sittlichkeit (shîla) <strong>und</strong> Wissen (prajñâ) stellt die Meditation o<strong>de</strong>r Versenkung ein<br />

Gr<strong>und</strong>element <strong>de</strong>s Weges zur Erlösung dar. Der <strong>Buddhismus</strong> verzeichnet unterschiedliche Meditationsweisen, die in ihrem<br />

Wesen allesamt auf geistig-körperliche Sammlung <strong>und</strong> Beruhigung ausgerichtet sind. Die buddhistische Meditation<br />

beinhaltet jedoch kein Suchen, kein Sich-Ausrichten auf eine überirdische Sphäre (Gott, Allgeist usw.) <strong>und</strong> ist daher keine<br />

unio mystica. Die Meditation will primär <strong>de</strong>n Geist leer machen <strong>und</strong> ihn von allen Gemütsregungen <strong>und</strong> Gedanken befreien.<br />

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<strong>Fernöstliche</strong> <strong>Religionen</strong>: <strong>Hinduismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Buddhismus</strong> – Herr Brandt – EWF, F.A.U. Erl.-Nürnberg – SS 2003 kein-plan.<strong>de</strong>/ewf<br />

Das Ziel <strong>de</strong>r Meditation ist erreicht, wenn alle Vorstellungen von Ich, Ding, Einheit <strong>und</strong> Vielheit, ja selbst <strong>de</strong>r Gedanke an<br />

die Erleuchtung (bodhi) nicht mehr vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />

Mensch. In buddhistischer Sicht ist <strong>de</strong>r Mensch keine Schöpfung Gottes <strong>und</strong> kein Wesen, das mit einer von Gott verliehenen<br />

ewigen Seele ausgestattet ist. Der Mensch ist wie alle Phänomene <strong>de</strong>r Daseinswelt eine Erscheinung sich gegenseitig<br />

bedingen<strong>de</strong>r Faktoren (dharmâh) <strong>und</strong> verkörpert <strong>de</strong>mnach keine permanente Ich-Einheit. Was wir als Einheit »Mensch«,<br />

»Ich«, »Individuum«, »Person« usw. bezeichnen, ist eine Kombination unzähliger, wesenloser, inkonstanter <strong>und</strong> aufeinan<strong>de</strong>r<br />

bezogener Daseinsfaktoren o<strong>de</strong>r Aggregaten, ein fluktuieren<strong>de</strong>s Bün<strong>de</strong>l von sich ständig erneuern<strong>de</strong>n Elementen <strong>und</strong><br />

prozessualen Abläufen, <strong>de</strong>nen keine dauerhafte Substanz, keine unverän<strong>de</strong>rliche Entität (Seele) zugr<strong>und</strong>e liegt. Das<br />

wahrgenommene »Ich« o<strong>de</strong>r »Selbst« ist nicht mehr als ein Verb<strong>und</strong> instabiler Bestandteile <strong>und</strong> existiert in Wirklichkeit<br />

nicht. Der Mensch besteht wesentlich aus: Körper o<strong>de</strong>r Materie (rûpa), Empfindung (vedanâ), Wahrnehmung (samjñâ),<br />

geistigen Regungen (samskâra) – also Wille, Vorstellungen, Begier<strong>de</strong>n usw. – <strong>und</strong> aus Bewusstsein (vijñâna). Der Mensch<br />

ist eine Kombination dieser fünf Seinszustän<strong>de</strong> (pañcaskandhâh), eine Verbindung physischer <strong>und</strong> geistiger Energien,<br />

welche in ständiger Verän<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> Neubildung begriffen sind. – Vgl. Dharma-Theorie, pudgala, Seele, skandhâh,<br />

Schöpfung, Wie<strong>de</strong>rgeburt.<br />

Mitleid (karunâ [skt./p.]). Tugend <strong>de</strong>s sympathetischen (= mitschwingen<strong>de</strong>n) Mitgefühls am Leid <strong>de</strong>r Menschen <strong>und</strong> aller<br />

an<strong>de</strong>ren Lebewesen.<br />

Nächstenliebe. Der Begriff <strong>de</strong>r Nächstenliebe ist <strong>de</strong>m <strong>Buddhismus</strong> in seiner christlichen Konnotation fremd. Liebe o<strong>de</strong>r<br />

Güte (maitrî) meint nicht die Konzentration auf <strong>de</strong>n »Nächsten« als Mitmenschen, son<strong>de</strong>rn die von persönlichen <strong>und</strong><br />

emotionalen Beziehungen losgelöste Benevolenz o<strong>de</strong>r das umfassen<strong>de</strong> Wohlwollen gegenüber allen leben<strong>de</strong>n Wesen.<br />

Buddhistische Güte entbehrt <strong>de</strong>s persönlichen Involviertseins <strong>und</strong> aktiver Partizipation; sie ist nicht besitz ergreifend, ist<br />

we<strong>de</strong>r Emotion noch Lei<strong>de</strong>nschaft, son<strong>de</strong>rn als ungeb<strong>und</strong>ene <strong>und</strong> damit umfassen<strong>de</strong> I<strong>de</strong>ntifikation, Anteilnahme <strong>und</strong><br />

Sympathie zu verstehen. – Vgl. Güte, Liebe.<br />

Nihilismus (ucchedavâda). Lehre vom Nichts, welche je<strong>de</strong> Wertorientierung <strong>und</strong> die Möglichkeit einer Seinsbegründung<br />

von sich weist. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Ablehnung von festen Substanzen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Lehre vom Nicht-Ich wird <strong>de</strong>r <strong>Buddhismus</strong> zuweilen<br />

<strong>de</strong>s Nihilismus bezichtigt. Der <strong>Buddhismus</strong> lehrt jedoch kein Nicht-Sein – das aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Partikel »Sein« ja auch als ein<br />

Etwas <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n müsste –, son<strong>de</strong>rn die Nichtexistenz von festen Substanzen im Sinne <strong>de</strong>r Lehre vom Bedingten<br />

Entstehen. Das heißt: Was bedingt entsteht, ist nicht (ist kein Sein); es ist zugleich aber auch kein Nichts, da aus nichts nichts<br />

entstehen kann. – Vgl. anâtman, Bedingte Entstehung, Madhyamaka.<br />

Nirvâna [skt.], nibbâna [p.]. Bezeichnung für das buddhistische Heilsziel, <strong>de</strong>n status perfectae liberationis. Nirvâna<br />

be<strong>de</strong>utet »Verlöschen« <strong>und</strong> meint das Auslöschen aller an das Dasein bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Faktoren. Es ist die Stilllegung <strong>de</strong>r ich- <strong>und</strong><br />

form bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kräfte, welche an die Welt ketten <strong>und</strong> dadurch leidvolle Erfahrungen verursachen. Nirvâna ist ein Abschluss,<br />

kein Neubeginn in einer ewigen Sphäre (Himmel, Paradies, Jenseits), kein Kontinuum einer geistigen Substanz (Seele). Es ist<br />

die Beendigung <strong>de</strong>r Vorstellung einer Ichheit, das »Verlöschen« <strong>de</strong>r empirischen Person, das En<strong>de</strong> allen Verlangens, das Zur<br />

ruhe kommen aller Unruhe <strong>de</strong>s Geistes. Es ist we<strong>de</strong>r ein Ort, we<strong>de</strong>r Sein noch Nichtsein, son<strong>de</strong>rn die örtliche Begrenzungen<br />

sowie Sein <strong>und</strong> Nichtsein transzendieren<strong>de</strong> »Leerheit« (shûnyatâ), in <strong>de</strong>r alle Gegensätze <strong>de</strong>r Vielheitswelt aufgehoben sind.<br />

Nirvâna ist auch kein Lohn für ein heiliges Leben, <strong>de</strong>nn wer nur im Blick auf jenseitiges Verdienst (punya) ein tugendhaftes<br />

Leben führt, ist nicht frei von Begier<strong>de</strong>n <strong>und</strong> bleibt <strong>de</strong>m leidvollen Geburtenkreislauf (samsâra) verhaftet. Nirvâna ist kein<br />

Zustand endgültiger Glückseligkeit, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Status vollkommener Be-freiung, das Frei-sein von allen karmischen<br />

Wünschen <strong>und</strong> Denkgebil<strong>de</strong>n, mithin auch jenseits aller Glücksvorstellungen. Das »Glück« <strong>de</strong>s Nirvâna besteht <strong>de</strong>nn gera<strong>de</strong><br />

darin, dass es kein Glück verheißt, <strong>de</strong>nn alle Glückszustän<strong>de</strong> sind vergänglich <strong>und</strong> somit <strong>de</strong>m Samsâra zugehörig. – Vgl.<br />

Jenseits.<br />

om mani padme hûm [skt.] - »O Kleinod in <strong>de</strong>r Lotosblüte«. Mantra <strong>de</strong>s Bodhisattva Avalokiteshvara. – Vgl. mantra.<br />

Ontologie. Die buddhistische Lehre vom Sein (Ontologie) grün<strong>de</strong>t auf <strong>de</strong>r Anschauung, dass alles Dasein <strong>und</strong> alles Leben<br />

auf <strong>de</strong>r gesetzmäßigen Kooperation flüchtiger Faktoren (dharmâh) beruht <strong>und</strong> es somit nichts auf <strong>de</strong>r Welt geben kann, das<br />

unabhängig von an<strong>de</strong>rem existiert <strong>und</strong> ein selbstständiges Eigensein (svabhâvatâ) aufweist. Ein beharren<strong>de</strong>s Sein hinter<br />

allem Seien<strong>de</strong>n, eine ewige Substanz o<strong>de</strong>r Wesenheit wird <strong>de</strong>mnach abgelehnt. Alle Existenz ist <strong>de</strong>r dauern<strong>de</strong>n<br />

Aufeinan<strong>de</strong>rfolge von Wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Vergehen anheim gestellt. Unbeständigkeit (anityatâ) <strong>und</strong> Wesenlosigkeit (asvabhâvatâ)<br />

sind die Merkmale aller Erscheinungen schlechthin. – Vgl. Bedingte Entstehung, Dharma-Theorie, Wer<strong>de</strong>n.<br />

Pâli-Kanon. An<strong>de</strong>re Bezeichnung für <strong>de</strong>n »Dreikorb« (Tipitaka / Tripitaka), das kanonische Schrifttum <strong>de</strong>s<br />

Frühbuddhismus. Seine Bücher sind: Vinayapitaka, Suttapitaka <strong>und</strong> Abhidhammapitaka.<br />

pañcashîla [skt.], pañcasîla [p.]. Von pañca (fünf) <strong>und</strong> shîla (Sittlichkeit), die »Fünffache Rechtschaffenheit«, die die<br />

ethischen Gr<strong>und</strong>sätze o<strong>de</strong>r Verhaltensregeln <strong>de</strong>s <strong>Buddhismus</strong> aufweist: [1] Abstehen von Lebensberaubung, [2] Abstehen<br />

von Diebstahl, [3] Abstehen von unreinem Lebenswan<strong>de</strong>l, [4] Abstehen von Lüge, [5] Abstehen von Sucht för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Mitteln.<br />

prajñâ [skt.], paññâ [p.]. Einsicht, Erkenntnis, Weisheit, die als gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong> Voraussetzungen für die Befreiung aus <strong>de</strong>n<br />

Zwängen <strong>de</strong>s Daseins gesehen wer<strong>de</strong>n. Im Mahâyâna bezeichnet prajñâ die über philosophische Erkenntnis hinausreichen<strong>de</strong><br />

»höchste Weisheit« im Sinne einer intuitiven Erfahrung <strong>de</strong>r Leerheit (shûnyatâ) als <strong>de</strong>r wahren Wesenheit <strong>de</strong>r<br />

gegenständlichen Welt. – Vgl. vidyâ.<br />

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pudgala [skt.], puggala [p.]. Bez. für die empirische Person, das Ich o<strong>de</strong>r das individuelle Selbst. Der <strong>Buddhismus</strong> verneint<br />

die Existenz eines »Selbst« <strong>und</strong> sieht in <strong>de</strong>m Wort »Person« lediglich einen konventionellen Ausdruck für eine scheinbare<br />

Seinseinheit, die sich allein aus <strong>de</strong>r Zusammensetzung von instabilen <strong>und</strong> ephemeren psychophysischen Komponenten ergibt.<br />

– Vgl. anâtman, Mensch, Seele, Sein.<br />

punya [skt.], puñña [p.]. Religiöses o<strong>de</strong>r karmisches Verdienst, Bezeichnung für die karmisch heilsamen Zustän<strong>de</strong>.<br />

sangha [skt./p.]. Bez. für die buddhistische Gemeinschaft.<br />

shakti [skt.]. Schöpferische (zumeist weiblich vorgestellte) Kraft im <strong>Hinduismus</strong> <strong>und</strong> tantrischen <strong>Buddhismus</strong>.<br />

skandhâh [skt.], khandhâh [p.] (Plural von skandha / khandha). Bezeichnung für die fünf Aggregate o<strong>de</strong>r<br />

Seinskonstituenten <strong>de</strong>s Menschen, die zusammen die empirische Person (Ich) ausmachen: [1] Körper/Materie (rûpa), [2]<br />

Empfindung (vedanâ), [3] Wahrnehmung (samjñâ), [4] Geistesregungen (samskâra), [5] Bewusstsein (vijñâna). – Vgl.<br />

Mensch.<br />

sûtra [skt.], sutta [p.]. Lehrre<strong>de</strong>(n) Buddhas. – Vgl. Pâli-Kanon, Tripitaka<br />

Tipitaka [p.]. »Dreikorb« o<strong>de</strong>r Kanon <strong>de</strong>s Theravâda (Pâli-Kanon). Der Tipitaka <strong>de</strong>r Theravâdin ist nicht i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>n<br />

kanonischen Sanskrit-Versionen (Tripitaka) an<strong>de</strong>rer hînayânischer Schulen.<br />

trikâya [skt.]. »Drei-Leiber-Lehre«. Lehre von <strong>de</strong>r dreifachen Beschaffenheit <strong>de</strong>r Buddha-Natur: [1] <strong>de</strong>r Buddha als über <strong>de</strong>r<br />

dinglichen Welt stehen<strong>de</strong>s Universalprinzip (= Dharmakâya); [2] <strong>de</strong>r Buddha als meditative Projektion <strong>de</strong>s Absoluten (=<br />

Sambhogakâya); [3] <strong>de</strong>r Buddha als Mensch <strong>und</strong> Lehrer (= Nirmânakâya). – Die Trikâya-Lehre ist ein Spezifikum <strong>de</strong>s<br />

Mahâyâna <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Theravâda, <strong>de</strong>m einzig noch bestehen<strong>de</strong>n Zweig <strong>de</strong>s Hînayâna, nicht zugehörig.<br />

Tripitaka [skt.]. »Dreikorb«, Bez. für die drei Sammlungen <strong>de</strong>s buddhistischen Kanons, bestehend aus: Vinayapitaka<br />

(Or<strong>de</strong>nszucht), Sûtrapitaka (Lehrre<strong>de</strong>n) <strong>und</strong> Abhidharmapitaka (Scholastik). Der Kanon <strong>de</strong>s Theravâda nennt sich (in <strong>de</strong>r<br />

Pâli-Sprache) Tipitaka <strong>und</strong> seine Bücher Vinayapitaka, Suttapitaka <strong>und</strong> Abhidhammapitaka. – Vgl. Pâli-Kanon.<br />

trisharana [skt.], tisarana [p.]. Die »Dreifache Zuflucht« zu Buddha (Lehrer), Dharma (Lehre), Sangha (Gemeinschaft). Sie<br />

ist die Bekenntnisformel zum <strong>Buddhismus</strong>.<br />

tulku (sprul-sku) [tibet.]. »Erscheinungskörper«. Im tibet. <strong>Buddhismus</strong> (Wie<strong>de</strong>r-)Verkörperungen o<strong>de</strong>r Reinkarnationen von<br />

verstorbenen Persönlichkeiten (z.B. hoher Gelehrter o<strong>de</strong>r von Heiligen) o<strong>de</strong>r von mystisch gedachten Gestalten (Buddha-<br />

resp. Bodhisattva-Emanationen).<br />

vidyâ [skt.], vijjâ [p.]. Wissen. Gehört zusammen mit Erkenntnis o<strong>de</strong>r Weisheit (prajñâ) zu <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendsten<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzungen für die Erlangung <strong>de</strong>s Heils. Angesprochen ist nicht so sehr ein intellektuelles Wissen, son<strong>de</strong>rn die<br />

Einsicht in die Natur <strong>de</strong>r Dinge (Nicht-Selbst, Vergänglichkeit, Unbeständigkeit usw.), die vor <strong>de</strong>r Illusion <strong>de</strong>s Samsâra<br />

befreit. – Vgl. avidyâ.<br />

Vier Edle Wahrheiten (catvâri-ârya-satyâni [skt.], cattâri-ariya-saccâni [p.]). Die allen buddhistischen Schulen<br />

gemeinsame Gr<strong>und</strong>lehre von <strong>de</strong>r Tatsache <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns (duhkha-satya), seiner Entstehung (samudaya), seiner Aufhebung<br />

(nirodha) <strong>und</strong> <strong>de</strong>m zur Lei<strong>de</strong>nsbehebung führen<strong>de</strong>n Weg (nirodha-gâminî-pratipad). – Vgl. Achtfacher Pfad, Lei<strong>de</strong>n.<br />

Vijñânavâda. »Bewusstseinslehre«, auch Yogâcâra (»Yoga-Praxis«) genannt. Name <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Madhyamaka<br />

be<strong>de</strong>utendsten Philosophenschule <strong>de</strong>s Mahâyâna (gegr. im 3./4.Jh.). Nach ihr besteht die Welt nur als Vorstellung [lat. esse<br />

est percipi ]; sie ist nur Schein <strong>und</strong> eine kreative Phantasie <strong>de</strong>s Betrachters. In dieser Sicht ist auch die empirische Person<br />

(Ich) nicht wirklich, son<strong>de</strong>rn auch nur eine I<strong>de</strong>ation <strong>und</strong> Objekt einer imaginierten Welt. Die Dinge bestehen nur im »Geist«<br />

(cittamâtra), weshalb ihnen kein Eigensein <strong>und</strong> keine wahre Wesenhaftigkeit zukommt. Mit dieser Lehre vertritt <strong>de</strong>r<br />

Vijñânavâda einen konsequenten I<strong>de</strong>alismus, <strong>de</strong>r sich in vielen Bereichen mit <strong>de</strong>m Relativismus <strong>de</strong>r Madhyamaka verbin<strong>de</strong>t.<br />

Wer<strong>de</strong>n (bhava). Kennzeichnet im Unterschied zu festen Substanzen <strong>de</strong>n prozessual-dynamischen sich vollziehen<strong>de</strong>n<br />

Weltenlauf, die Kontinuität <strong>und</strong> Impermanenz aller Daseinsphänomene. Die Welt <strong>und</strong> ihre Erscheinungen sind kein Sein,<br />

son<strong>de</strong>rn ein ständiges Wer<strong>de</strong>n. – Vgl. Bedingte Entstehung, Ontologie.<br />

[Quelle En<strong>de</strong>]<br />

5.2.5 Das Ziel <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Weg<br />

Ziel: - Beendigung <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns (Wie<strong>de</strong>rgeburtkreislauf, Begehren, Gier, Anklammern an Vergängliches, …)<br />

Wer frei von allem ist, ist nicht mehr an das Rad <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgeburt geb<strong>und</strong>en<br />

Nirvana: - Loslösung von allem „Verlöschen <strong>de</strong>s Feuers“<br />

- „Gera<strong>de</strong> das ist das Glück, dass es im Nirvana kein Glück mehr gibt.“<br />

Weg: - Weg ist <strong>de</strong>r achtfache Pfad/Weg<br />

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Der Achtfache Pfad (Weisheit, Zucht <strong>und</strong> Meditation):<br />

Weisheit: I Rechte geschieht durch das Erkennen <strong>de</strong>r vier edlen Wahrheiten <strong>und</strong> die<br />

Ansicht Einsicht in die buddhistische Lehre.<br />

II Rechter entsagen, von sich absehen, wohl wollen gegenüber an<strong>de</strong>ren. sich<br />

Entschluss entschließen, Leben an <strong>de</strong>r Lehre Buddhas <strong>und</strong> ihren Vorgaben<br />

auszurichten.<br />

Zucht III Rechte Re<strong>de</strong> nicht lügen, keine Gerüchte verbreiten, nicht sinnlos schwätzen, nicht<br />

(Lebens-<br />

verleum<strong>de</strong>n, Re<strong>de</strong> soll gutes bewirken<br />

praxis, IV Rechtes keine Lebensraub, kein Töten, kein stehlen, Keuschheit, keine Drogen,<br />

Disziplin): Verhalten keine Ausschweifungen betreiben<br />

V Rechtes Leben Lebensunterhalt so verdienen, dass man an<strong>de</strong>re nicht schädigt; keinen<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l, Tier- o<strong>de</strong>r Menschenhan<strong>de</strong>l, Drogen- o<strong>de</strong>r Gifthan<strong>de</strong>l<br />

sowie keinen Han<strong>de</strong>l mit Fleisch betreiben;<br />

im Beruf tüchtig sein, sorgfältig <strong>und</strong> sparsam mit Vermögen umgehen<br />

Meditation: VI Rechte „Bewachung <strong>de</strong>r Sinnestore“ (Übung); Affektfreies Wahrnehmen <strong>und</strong><br />

Anstrengung Beobachten lernen; <strong>de</strong>r Buddhist bemüht sich, seine Sinnestore zu<br />

bewachen, unheilsame Geistesinhalte abzuwehren <strong>und</strong> sich gleichzeitig<br />

in heilsamen Gedanken zu üben. Es gilt, Verlangen o<strong>de</strong>r Abneigungen<br />

im Geist zu erkennen <strong>und</strong> sie entsprechend zu korrigieren, bevor es zur<br />

konkreten Umsetzung in die Tat kommt. Die Beobachtung <strong>de</strong>r eigenen<br />

Wünsche <strong>und</strong> Begier<strong>de</strong>n geschieht in <strong>de</strong>r Meditation. In<strong>de</strong>m sie erkannt<br />

wer<strong>de</strong>n, können sie gedanklich neutralisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

VII Rechte Selbstbeobachtung, in Distanz zu sich selbst stehen;<br />

Achtsamkeit es geht darum, sowohl alle äußeren Handlungen als auch die inneren<br />

Geistesabläufe ins Bewusstsein zu bringen <strong>und</strong> sie wahrzunehmen.<br />

Durch diese Beobachtung - vornehmlich in <strong>de</strong>r Meditation - wird geübt,<br />

die unruhigen Gedanken unter Kontrolle zu bringen.<br />

VIII Rechte Verschie<strong>de</strong>ne Meditationsübungen <strong>und</strong> Meditationstechniken;<br />

Meditation Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um verschie<strong>de</strong>ne, in <strong>de</strong>r buddhistischen Literatur<br />

beschriebene Meditationstechniken, die zu Gleichmut <strong>und</strong> Achtsamkeit<br />

bzw. zu tiefen Versenkungszustän<strong>de</strong>n führen sollen. Hinzu kommen<br />

analytische Techniken, die <strong>de</strong>r Erkenntnis dienen, sowie Meditationen,<br />

die die Körperachtsamkeit för<strong>de</strong>rn.<br />

Fünf Meditationstechniken 8 (die in <strong>de</strong>n buddhistischen Quellen nachweisbar sind):<br />

a) Bewahrung <strong>de</strong>r Sinnestore vgl. Anstrengung<br />

b) Achtsamkeit bei allen Verrichtungen<br />

c) Versenkung (Ziel <strong>de</strong>r Versenkung: Trance)<br />

d) Analytische Techniken introspektive („innen“): d1) auf <strong>de</strong>n eigenen Körper gerichtet (Spiegel)<br />

(für Gegenständliches) d2) auf eigene psychisch-mentale Fkt. Gerichtet<br />

extrospektive („außen“): d3) auf Physisches gerichtet (Stein, Kerze, …)<br />

d4) auf Lehrsätze gerichtet<br />

e) Die synthetische Technik (wirkt in die Umgebung hinein; Ausstrahlung <strong>de</strong>s Buddhisten nach außen<br />

[Vier göttlichen Verweilungen: Güte, Mitleid, Mitfreu<strong>de</strong>, Gleichmut strahlt ab in alle Richtungen]<br />

Die acht Versenkungsstufen (zu <strong>de</strong>r Meditationstechnik „Versenkung“):<br />

I) Von Sinnesbegier<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Verlangen freies, achtsames Nach<strong>de</strong>nken <strong>und</strong> Überlegen mit <strong>de</strong>m Gefühl <strong>de</strong>s<br />

Wohlbehagens;<br />

II) Aufhören <strong>de</strong>s Nach<strong>de</strong>nkens, inneres Stillwer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> geistige Konzentration auf einen Gegenstand<br />

(Kerze. Stein) mit <strong>de</strong>m Gefühl <strong>de</strong>s Wohlbehagens;<br />

III) Gleichmut, Andacht <strong>und</strong> Wissensklarheit;<br />

IV) Versiegen jeglicher Glücks- <strong>und</strong> Leidgefühle <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Erinnerung an sie: Gleichmut <strong>und</strong> Andacht in<br />

höchster Reinheit;<br />

V) Aufhebung <strong>de</strong>s Wahrnehmens von Formen <strong>und</strong> Gestalten: Erlebnis <strong>de</strong>r Unendlichkeit <strong>de</strong>s Raumes;<br />

VI) Erlebnis <strong>de</strong>r Bewusstseinsunendlichkeit (d. h. Erfahrung, dass das Bewusstsein alles durchdringt);<br />

VII) Erlebnis <strong>de</strong>r Nichtsheit aller Dinge;<br />

VIII) Zustand <strong>de</strong>s We<strong>de</strong>r-Wahrnehmens-noch-Nichtwahrnehmens (d. i. Tieftrance)<br />

Vereinzelt wird noch eine neunte Tiefenstufe erwähnt, die bis zu sieben Tagen anhalten kann.<br />

8 nach Schumann, <strong>Buddhismus</strong>, S. 95f<br />

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6. Die spätere Entfaltung <strong>de</strong>r buddhistischen Lehre<br />

- Die I<strong>de</strong>ntität einer Religion zeigt sich häufig im Rückgriff auf die jeweiligen Anfänge<br />

Frage <strong>de</strong>mnach immer: wie bewältigt eine Religion die Tatsache, das verschie<strong>de</strong>ne Einflüsse von außen auf<br />

die Religionsgeschichte eingewirkt haben. (verschie<strong>de</strong>ne Übersetzungen in an<strong>de</strong>ren Sprachen; an<strong>de</strong>re Län<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> Kulturen; Traditionen, …)<br />

6.1 Die Weiterdrehungen <strong>de</strong>s Ra<strong>de</strong>s<br />

- Fortentwicklungen <strong>und</strong> Weiterentwicklungen <strong>de</strong>s Ursprünglichen wer<strong>de</strong>n als weiterdrehen <strong>de</strong>s Ra<strong>de</strong>s<br />

verstan<strong>de</strong>n. Bei allen Verän<strong>de</strong>rungen bleibt <strong>de</strong>r <strong>Buddhismus</strong> trotz<strong>de</strong>m <strong>Buddhismus</strong> ;-)<br />

- Hinayana wird als erste, Mahayana als zweite <strong>und</strong> Tantrayana als dritte Drehung <strong>de</strong>s Ra<strong>de</strong>s bezeichnet.<br />

6.1.1 Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Hinayana <strong>und</strong> Mahayana <strong>Buddhismus</strong><br />

Gemeinsamkeiten<br />

Hinayana/Mahayana:<br />

1 Dasein ist Leidhaft <strong>und</strong><br />

Erlösungsbedürftig<br />

2 Dasein ist Kreislauf von<br />

Geburt (samsara)<br />

3 Ordnung <strong>de</strong>r Welt ist<br />

nicht Ergebnis eines<br />

göttlichen Schöpfergottes<br />

(keine Bewahrung/<br />

Bekleidung)<br />

4 Welt hat letztlich keine<br />

Substanz; nichts festes<br />

5 Person ist Bün<strong>de</strong>l von<br />

Faktoren<br />

6 Heilsziel liegt im<br />

Verlöschen <strong>de</strong>r<br />

Leidhaften Person; Ziel:<br />

„Ich muss nicht mehr<br />

sein.“<br />

7 Gr<strong>und</strong>sätzliches<br />

Vertrauen in Buddha <strong>und</strong><br />

seine Lehre<br />

Hinayana typisch: Mahayana<br />

typisch:<br />

Lei<strong>de</strong>n Lei<strong>de</strong>n ist Real<br />

Lei<strong>de</strong>n ist nur Schein/Illusion, die<br />

Realismus<br />

man durchschauen muss <br />

I<strong>de</strong>alismus<br />

Selbst Leerheit aller Phänomene<br />

durchschauen<br />

Gestalt <strong>de</strong>s Ganz normaler Lehrer, Buddha als irdische gestalt <strong>de</strong>s<br />

Buddha Wegzeiger, keine Absoluten; hat etwas heiliges<br />

göttliche Gestalt<br />

Göttliches an sich; vgl. Asche in 8<br />

Städte…<br />

Erlösung nur<br />

durch einen<br />

selbst<br />

möglich<br />

Karma-<br />

Gesetz-<br />

Durch-<br />

brechung<br />

Erlösungs-<br />

Ziel<br />

Daseins-<br />

Überwindung<br />

Karmagesetz kann durch<br />

Ausstieg durchbrochen<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

Möglichst bald ins<br />

Nirvana eintreten ist das<br />

Ziel Heilsegoismus<br />

Daseinsüberwindung<br />

durch Loslösung<br />

Erlösung auch durch Mithilfe von<br />

an<strong>de</strong>ren Menschen möglich<br />

Frem<strong>de</strong>rlösung<br />

Verdienstübertragung ist möglich<br />

(vgl. Ablasshan<strong>de</strong>l im Mittelalter<br />

in Europa)<br />

Buddhaähnliche Figur, die erst mal<br />

auf die sofortige Auslöschung<br />

verzichtet um an<strong>de</strong>ren zu helfen<br />

Altruismus (Interesse, Heil auf<br />

an<strong>de</strong>re auszuweiten)<br />

Daseinsüberwindung durch helfen<br />

- Ist nun Mahayana <strong>Buddhismus</strong> eine neue Religion? Eher eine neue Richtung, bzw. eine<br />

Ausprägung/Konkretisierung; Drehung <strong>de</strong>s Ra<strong>de</strong>s be<strong>de</strong>utet auch, das eine durchlaufen<strong>de</strong> I<strong>de</strong>ntität <strong>und</strong><br />

Kontinuität im Wan<strong>de</strong>l vorhan<strong>de</strong>n ist.<br />

6.1.2 Tantrayana<br />

- wird als dritte Drehung <strong>de</strong>s Ra<strong>de</strong>s aufgefasst.<br />

„koan“ ~ wi<strong>de</strong>rsinnige Sprüche (als Anleitung bei <strong>de</strong>r Meditation)<br />

Wie z.B. „Höre <strong>de</strong>n Ton <strong>de</strong>r einen klatschen<strong>de</strong>n Hand.“ (vg. Literatur von Ulrich Dehn)<br />

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