Adelinde Cornelissen - St. Georg

ADELINDE
CORNELISSEN
Geboren am 8. Juli 1979, nach
sechs Jahren als Englischlehrerin
kündigte sie 2007, um
sich auf ihre Reitkarriere zu
konzentrieren. Sie lebt mit ihrem
Freund Alex Goelema in
Beilen südlich von Groningen.
KARRIERE Erster Pferdekontakt
mit zwei Jahren, erstes
Pony mit sechs, Brigitte. Mit
der selbstgezogenen Ponystute
Ayesha zweimal niederländische
Meisterin. Seit 2002 im
Sattel von Parzival, ab 2004 nationale
Erfolge auf S-Niveau,
2006 erster Grand Prix, 2007
internationales Debüt und niederländische
Hallenmeisterin,
2008 niederländische Meisterin,
Zweite in allen Prüfungen
beim CHIO Aachen hinter
Satchmo und Isabell Werth,
Olympia-Reservistin, derzeit
auf Platz drei in der Westeuropaliga
des Dressur-Weltcups.
Homepage: www.adelinde.nl
Mir schießt sofort das Bild der
nackten Hinterbeine des Fuchses
auf der Anhängerrampe durch
den Kopf. Was mag ein solches
Bein wert sein? Eine Million,
500.000 Euro?
„Ein Pferd muss Pferd bleiben.“
Bei Cornelissens wird dieses Prinzip
gelebt. In verschiedenen Holzschuppen
stehen die drei Zuchtstuten
der Familie hinter dem kleinen
Häuschen. Eine davon, Zillertal,
ist eine „Nichte“ von
Parzival. Ihre Mutter ist seine
Schwester. Es weht mehr als nur
ein Hauch von „meine kleine
Farm“ über dem Durcheinander
aus Schubkarren, Sommerreifen
und Eimern. Hier kann man als
Kind bestimmt klasse Verstecken
18 www.st-georg.de 3/2009
Training im Kinderparadies –
wo einst die Ponys standen, sind
jetzt die Großpferde zuhause.
spielen, denke ich. Ulissa guckt
aus ihrer Box, über ihr liegen viele
Latten. Sie wohnt unter Wims
Holzlager und ist Adelindes Siegerehrungspferd.
So etwas sollte
man schon haben, will man international
mitreiten. Bei der Ehrenrunde
als niederländischer Meister
ist Parzival schon mal richtig
durchgegangen. Sonst aber genieße
er Turniere, sagt Adelinde. Er
schläft sofort und mag die Atmosphäre.
Nur beim ersten internationalen
Turnierstart, da haben
beide sparsam aus der Wäsche geguckt:
„Das war für mich unglaublich,
was die da alles gemacht
haben: Bandagen im Stall, Magnetfelddecken
und mindestens
zehnmal am Tag rausholen“. Adelinde
lacht herzhaft.
Hoffentlich hat sie auch in Las Vegas
was zu lachen. Das Weltcupfinale
ist vor der Europameisterschaft
erst einmal das erklärte Saisonziel.
Bis dahin wird an der neuen
Kür gefeilt. Verantwortlich auch
hier kein Klaviervirtuose und kein
millionenschwerer Medienstar.
Das OOT-Team kennt Adelinde
von ländlichen Turnieren. „Wir
müssen etwas Neues machen, weil
die Passage jetzt getragener ist, da
muss neue Musik her, der Takt war
zu schnell.“
Es beginnt zu dämmern. Wir
müssen los. Das kleine Häuschen
lässt seinen Schornstein heftiger
qualmen. Der Nebel wird dichter.
Auf dem Klinkerweg mit seinen
Moospolstern drehe ich mich
noch einmal um: „Viva, Las Vegas“,
rufe ich Adelinde zu. Sie
lacht. Und Wim schmunzelt.
Seltener Moment
Zurück blickt Adelinde selten,
eigentlich lautet ihre Devise:
Nach vorne schauen und das
Beste geben.
Fotos: www.toffi-images.de