Standort - Braunschweiger Zeitungsverlag
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PARTNERSCHAFTEN | Dezember 2007 | STANDORT<br />
1 Prof. Dr.-Ing. Jürgen Köhler erhielt den Deutschen<br />
Umweltpreis 2007 der Deutschen Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU). Foto: Bernd Schoelzchen<br />
2 Längst ist Umweltfreundlichkeit auch in der<br />
Automobilindustrie ein Verkaufsargument.<br />
Foto: BZ-Archiv/Bernward Comes<br />
Mittelstand und Hochschule<br />
Hand in Hand<br />
2<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Köhler erhält Umweltpreis 2007 – Kohlendioxid als Kältemittel<br />
Umweltschutz spielt inzwischen auch<br />
in der Wirtschaft eine immer größere Rolle.<br />
Und das nicht erst, seit Schlagworte wie<br />
„Treibhauseffekt“ oder „Klimawandel“ in<br />
aller Munde sind – längst ist Umweltverträglichkeit<br />
ein Verkaufsargument, auch und<br />
gerade in der Automobilindustrie. Professor<br />
Dr.-Ing. Jürgen Köhler, Direktor des<br />
Instituts für Thermodynamik an der TU<br />
Braunschweig, entwickelt für die Branche<br />
seit vielen Jahren umweltverträgliche Innovationen.<br />
Dafür wurde er in diesem Jahr mit<br />
dem Deutschen Umweltpreis der Deutschen<br />
Bundesstiftung Umwelt (DBU) geehrt.<br />
Der Maschinenbau-Professor führt das<br />
Institut der TU seit 1998. Vorher war er lange<br />
als Leiter der Entwicklungsabteilung des<br />
Schwalmstädter Unternehmens „Konvekta“<br />
tätig, das er noch heute berät. Sein Arbeitsschwerpunkt:<br />
Energie- und Kältetechnik.<br />
Köhler untersucht umweltfreundliche und<br />
energieeffi ziente Kältemittel. Mit „Konvekta“-Gründer<br />
Carl H. Schmitt brachte der<br />
53-Jährige den Einsatz von Kohlendioxid<br />
als Kältemittel in Kfz- Klimaanlagen zur<br />
Serienreife. Dafür erhielten beide den Umweltpreis<br />
2007.<br />
1<br />
Kohlendioxid – ist dieser Stoff unter<br />
Umweltgesichtspunkten nicht gerade ein<br />
„Sorgenkind“? Prof. Köhler widerspricht:<br />
„Heute gebräuchliche Kältemittel belasten<br />
die Atmosphäre im Vergleich zu Kohlendioxid<br />
etwa mit dem 1.400-fachen Ausstoß an<br />
Treibhausgasen. Kältemittel machen heute<br />
rund 10 % der Gesamtemissionen eines<br />
Fahrzeugs aus.“ Zum einen verbrauche der<br />
Antrieb der Klimaanlage viel Energie, zum<br />
anderen entweiche das Kältemittel selbst aus<br />
den Anlagen und belaste die Atmosphäre.<br />
CO2 biete viel bessere Eigenschaften,<br />
so Köhler, die Einfl üsse auf die Umwelt<br />
seien gering, die Kühleigenschaften hervorragend.<br />
„Wir machen aus schlechtem<br />
CO2 gutes CO2“, so der Forscher. Die deutschen<br />
Autobauer wollen ab 2011 auf die<br />
neue Technik umsteigen. Der internationale<br />
Durchbruch scheitert bislang insbesondere<br />
an politischen Schranken, erläutert Köhler:<br />
„Deutschland ist weltweit führend in dieser<br />
neuen Technologie, andere Länder sind entsprechend<br />
skeptisch.“<br />
Einen Grund für seinen Erfolg sieht<br />
Köhler in der engen Verbindung seiner Forschung<br />
mit der wirtschaftlichen Praxis: „Die<br />
Verzahnung von Mittelstand und Hochschulen<br />
ist eine besondere Stärke des Mittelstands.“<br />
Wichtig sei aber immer, dass beide<br />
Seiten von einer Zusammenarbeit profi tieren.<br />
So müssten die Unternehmen auf die<br />
Hochschulen zugehen und klar formulieren,<br />
in welchen Bereichen sie die Unterstützung<br />
der Forschung benötigen; umgekehrt<br />
müssten Hochschulen praxisnahe Problemlösungen<br />
bieten. Die beste Grundlage<br />
für eine fruchtbare Zusammenarbeit seien<br />
kompetente Ansprechpartner, vor allem auf<br />
Unternehmensseite: „Um zu erkennen, wo<br />
die eigenen Stärken und Grenzen liegen,<br />
müssen die Unternehmen insbesondere in<br />
der Entwicklung wissenschaftlicher arbeiten,<br />
dann können die Hochschulen optimal<br />
unterstützen“, sagt Köhler.<br />
Bernhard Mecke