Magazin für Kunden & Freunde Hoch hinaus: Internationale ... - Prangl
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Spiel<br />
Raum<br />
Tobias Moretti über das Schauspielen,<br />
seine Traumrolle und welche Folgen<br />
sein Motorradunfall hatte.<br />
UP: Herr Moretti, Sie sind einer der beliebtesten<br />
Schauspieler Österreichs. Wie würden Sie Tobias Moretti<br />
beschreiben?<br />
Tobias Moretti: Das kann ich gar nicht. Das ist ein Versuch,<br />
den ich schon ein paar Mal unternommen habe und dabei<br />
jedes Mal gescheitert bin.<br />
UP: Vielleicht, weil Sie zu vielschichtig sind?<br />
Tobias Moretti: Eigentlich gar nicht. Ich habe den Eindruck,<br />
dass ich ein relativ unkompliziertes Wesen bin.<br />
UP: Welche Rolle – egal ob Film oder Schauspiel – hat am<br />
meisten Spaß gemacht, welche war die schrecklichste?<br />
Tobias Moretti: Da muss man unterscheiden zwischen einer<br />
künstlerischen Herausforderung und der Sympathie zu einer<br />
Figur. Eine der anspruchsvollsten Aufgaben war in letzter<br />
Zeit der Ottokar, aber auch "Das jüngste Gericht", das im<br />
Frühjahr im Fernsehen zu sehen war. Und klarerweise "Speer<br />
und Er". Wenn man eine Rolle knackt und weiß, das war o.k.,<br />
dann hat man irgendwie den Frieden gemacht. Wenn man<br />
die Rolle nicht packt und sie viel später noch immer herumgeistert,<br />
dann hat man etwas falsch gemacht. Was nichts<br />
mit der Rolle selbst zu tun hat, ich aber gar nicht mag, sind<br />
Nachtdrehs in Folge.<br />
UP: Bevorzugen Sie das Schauspiel vor der Kamera oder<br />
ist es das Leben auf der Bühne, das Ihnen mehr bedeutet?<br />
Tobias Moretti: Ich mache beides gerne. Wenn ich es mir<br />
aussuchen könnte, würde ich das Theater wählen. Aber ich<br />
kann mir nicht mehr vorstellen, eingebunden zu sein in<br />
einen festen Repertoire-Betrieb.<br />
UP: Hat Schauspiel <strong>für</strong> Sie Grenzen? Kann und soll man<br />
alles darstellen?<br />
Tobias Moretti: Ja, man kann und darf alles darstellen. Die<br />
ethische Grenze betrifft nicht das, was man darstellt, sondern<br />
wie; gerade der Film verfügt über Techniken, die eine<br />
Geschichte schleichend in ein propagandistisches Machwerk<br />
verwandeln können, im Prinzip wissen wir das ja alle. Meist<br />
sieht man erst am Schluss, was bei einem Film herauskommt.<br />
Aber oft kann man im Vorfeld an der Konstellation<br />
abschätzen, wo ein Projekt hinführen soll. Beispielsweise<br />
in „Speer und Er“. Adolf Hitler kann man immer darstellen.<br />
Aber die Frage ist, soll man ihn überhaupt darstellen? Das<br />
hängt einzig und allein vom Kontext ab; unter anderen<br />
Vorzeichen hätte ich die Rolle wahrscheinlich abgelehnt.<br />
Das gleiche wäre es, ob man die Rolle zum Bespiel eines<br />
Pädophilen spielt. Das wäre <strong>für</strong> mich allerdings die Grenze,<br />
das würde ich nicht machen.