Freizeit-TIPPS Das neue FIPPS Innovation & Weltklasse Die ...
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www.fipps-freiburg.de Der BEWEGUNGSMELDER<br />
Bühne | Film | Kinder | Klassik | Live Musik | Nightlife | Varia<br />
„Da kommt noch wer“ im Wallgraben Theater<br />
Ängste unter<br />
der Oberfläche<br />
Darsteller: Hans Poeschl / Ragna Guderian.<br />
Alles sieht nach einem Neuanfang<br />
aus. Er hat für sich<br />
und seine Frau ein Haus<br />
gekauft, ganz weit weg von den<br />
Menschen, direkt am Meer. Hier<br />
möchten sie „alleine zusammen<br />
sein“. Der Mann (Hans Poeschl)<br />
führt die Frau (Ragna Guderian)<br />
mit verbundenen Augen zu dem<br />
Haus. <strong>Die</strong> Spannung soll noch<br />
ein wenig ansteigen, bis die beiden<br />
dann ihr Glück in den Händen<br />
halten. Aber die Begeisterung<br />
der Frau ist begrenzt. „<strong>Das</strong><br />
habe ich mir anders vorgestellt“,<br />
sagt Ragna Guderian mit nüchternem<br />
Ton. Es ist für sie zu einsam<br />
und zu menschenleer. „Da<br />
kommt noch wer“, sagt sie. Und<br />
hofft, dass sich ihr Wunsch er-<br />
füllt. Verlegenheit macht sich<br />
breit, die bald schon in Beklemmung<br />
mündet. Von Beginn an<br />
spürt man in Jon Fosses Drama<br />
„Da kommt noch wer“ im<br />
Freiburger Wallgraben Theater,<br />
dass diese Geschichte nicht gut<br />
enden wird. <strong>Das</strong> Haus deutet<br />
Regisseur Andreas von Studnitz<br />
nur an. Eine Bank steht vor der<br />
schwarzen Wand. <strong>Die</strong> kleine,<br />
scharf abfallende Bühne suggeriert<br />
die Steilküste. <strong>Die</strong> Brandung<br />
kommt von den Lautsprechern.<br />
<strong>Die</strong> beiden haben sich<br />
nichts zu sagen. Sätze, Wörter<br />
werden wiederholt und variiert.<br />
Lange Pausen erzählen von<br />
den Ängsten unter der Oberfläche.<br />
Dann taucht der frühere<br />
Hausbesitzer auf. Es ist ein komischer<br />
Typ, der da in Trainingshose<br />
und Unterhemd (Kostüme:<br />
Ives Pancera) nach Gesellschaft<br />
sucht. Michael Schmitters sonore<br />
Stimme gibt dem Fremden<br />
eine ruhige Ausstrahlung,<br />
die die Angespanntheit der beiden<br />
anderen noch stärker wirken<br />
lässt.<br />
Aber auch bei ihm gärt es unter<br />
der Oberfläche. „Sprich ein<br />
bisschen mit mir“, fleht er die<br />
Frau an. Und die beiden kommen<br />
sich näher, berühren sich<br />
und gehen wieder auseinander.<br />
Regisseur Andreas von Studnitz<br />
erzählt die Geschichte sehr genau<br />
und verzichtet auf jede Ablenkung.<br />
Musikeinspieler in den<br />
verdunkelten Szenenwechseln<br />
spiegeln das Geschehen. Und<br />
lassen Raum für Zwischentöne.<br />
<strong>Die</strong> Spannungskurve steigt<br />
nicht kontinuierlich an, sondern<br />
es entstehen auch unbeschwertere<br />
Momente des Paares. Ragna<br />
Guderian spielt die emotionale<br />
Unsicherheit der Frau mit<br />
großer Präzision. Hans Poeschl<br />
gibt den Ehemann als zutiefst<br />
verspannten Skeptiker, der das<br />
zerbrechliche Glück nicht zusammenhalten<br />
kann. Michael<br />
Schmitter ist ein grandioser<br />
einsamer Wolf, dem man nicht<br />
unbedingt trauen kann.<br />
Georg Rudiger<br />
PWeitere Vorstellungen: bis 13.4., tägl.<br />
jew. 20 Uhr. So. 7.4., 17 Uhr, Wallgraben<br />
Theater. Karten-Tel.: 0761/25656, www.<br />
wallgraben-theater.com<br />
<strong>FIPPS</strong> April 2013 29