Freizeit-TIPPS Das neue FIPPS Innovation & Weltklasse Die ...
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www.fipps-freiburg.de Der BEWEGUNGSMELDER<br />
Premiere im „Theater Harrys Depot“<br />
Bühne | Film | Kinder | Klassik | Live Musik | Nightlife | Varia<br />
<strong>Die</strong> Marquise von O.<br />
In einer Bearbeitung von<br />
Kleists Novelle „<strong>Die</strong> Marquise<br />
von O.“ für das Theater bringt<br />
die Regisseurin Barbara Zimmermann<br />
mit dem Ensemble „Harry,<br />
hol schon mal den Wagen!“ das<br />
Unerhörte neu auf die Bühne.<br />
Im Erscheinungsjahr 1808 galt<br />
die Novelle als skandalös. Und<br />
wirklich erzählt Kleist eine noch<br />
nie gehörte Begebenheit: die Geschichte<br />
einer Vergewaltigung<br />
und ihren Folgen nach einer, wie<br />
ausdrücklich betont wird, wahren<br />
Geschichte. <strong>Das</strong>s das damals<br />
Skandalöse nichts von seiner Brisanz<br />
verloren hat, wird durch die<br />
theatralisierte Erzählweise in einem<br />
konzentrierten Kammerspiel<br />
beeindruckend deutlich.<br />
Eine verwitwete Marquise wird<br />
in den Kriegswirren der Napoleonischen<br />
Kriege in Oberitalien<br />
von einem russischen Grafen<br />
vor einer Horde zudringlicher<br />
Soldaten gerettet. Der vermeintliche<br />
Retter aber macht sich<br />
dessen schuldig, vor dem er die<br />
Ohnmächtige zu bewahren vorgibt.<br />
<strong>Die</strong> Marquise wird schwanger,<br />
weiß jedoch nicht wie und<br />
von wem. Aus sittlichen Gründen<br />
Darsteller v.l.n.r. Heike Vollmer (Obristin v. G.), Immo Gropp (Obrist von G.), Rahel<br />
Wölfle (Marquise von O.), Martin Mayer (Graf F.).<br />
wird sie von ihrer Familie verstoßen.<br />
Sie beginnt zu handeln und<br />
kehrt ihrem bisherigen Weltbild<br />
den Rücken. In einem Entwicklungsprozess<br />
wird ihre Haltung<br />
zum Leben nicht mehr durch<br />
ein moralisch starres Gerüst bestimmt.<br />
<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> Ordnung lässt Makel<br />
zu und schließt Unbequemes<br />
ein. <strong>Die</strong> Verhältnisse müssen<br />
nicht mehr beschönigt werden,<br />
das Hässliche wird als Teil des<br />
Menschlichen angenommen.<br />
<strong>Das</strong> Abgründige, das im Normalfall<br />
von der gesitteten Welt verdeckt<br />
wird, wird zum Bestandteil<br />
der <strong>neue</strong>n Lebenssicht der Marquise.<br />
Aus Kleists Prosa ist ein<br />
Bühnentext entstanden, der die<br />
spezifische Sprache des Autors<br />
Kleist wiedergibt. <strong>Die</strong> Reduzierung<br />
auf vier Figuren konzentriert<br />
die Brennpunkte der Erzählung:<br />
<strong>Die</strong> vermeintlich festen Strukturen<br />
und Rollenzuweisungen werden<br />
durch die Ereignisse als Illusion<br />
entlarvt. <strong>Die</strong> Marquise<br />
schafft durch ihr Handeln <strong>neue</strong><br />
Lebensbedingungen und hält den<br />
zerfallenen Strukturen eine <strong>neue</strong><br />
Lebendigkeit entgegen.<br />
P Premiere: Sa 27.4., 20.30 h, w.T.: Fr 3.5./<br />
Sa 4.5., Fr 10.5./Sa 11.5., 16./17./18.5., Freiburg,<br />
Theater Harrys Depot, jew. 20.30 Uhr.<br />
<strong>FIPPS</strong> April 2013 41