01-Beim Kilometer Null - ENIT-AT
01-Beim Kilometer Null - ENIT-AT
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<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 1<br />
Stadt Rom<br />
Tourismus<br />
Römische Stadtrundgänge<br />
1 <strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong><br />
Vom Campidoglio (Kapitol) zur Piazza Venezia
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Rom für dich<br />
Informationsreihe der Stadt Rom<br />
Realisierung: Cosmofilm spa - Elio de Rosa Verlag<br />
Texte: Alberto Tagliaferri, Valerio Varriale<br />
(Kulturverein Mirabilia Urbis)<br />
Verlagskoordinierung: Emanuela Bosi<br />
Grafische Gestaltung und Seiten-Layout: Marco C. Mastrolorenzi<br />
Fotos: D. Bianca: S. 9 oben; A. Idini: S. 2, 9 unten, 10, 11, 13, 17 oben, 20 oben, 26; M. T.<br />
Natale: S. 32, 35; P. Soriani: Umschlag, S. 12 unten, 14 unten rechts, 18, 19, 23, 24, 25,<br />
26, 34 unten; Spazio Visivo S. 13; Archiv Cosmofilm: S. 3, 12 oben, 14 oben und unten<br />
links, 15, 16, 17 unten, 20 unten, 21, 22, 28-29, 30, 31, 33, 34 oben, 36, 37, 38.<br />
Auf der Umschlagseite die Reiterstatue des Mark Aurel (moderne Nachbildung)<br />
und im Hintergrund der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast)<br />
Auf dieser Seite eine der Dioskuren-Statuen am oberen Ende der kapitolinischen<br />
„Cordonata“ (Rampentreppe)
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Stadt Rom<br />
Tourismus<br />
Römische Stadtrundgänge<br />
• Der Campidoglio (Kapitol) 8<br />
1. Die Piazza (Kapitolsplatz) 9<br />
2. Der Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast) 13<br />
3. Der Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast) 17<br />
4. Der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast) und das<br />
Tabularium (Staatsarchiv) 18<br />
5. <strong>Beim</strong> Spazierengehen... 21<br />
6. Die Kirche Santa Maria in Aracoeli<br />
(St. Maria zum Himmelsaltar) 23<br />
7. <strong>Beim</strong> Spazierengehen... 26<br />
• Piazza Venezia 27<br />
8. Das Nationaldenkmal zu Ehren Viktor Emanuels II.<br />
(Vittoriano) 28<br />
9. <strong>Beim</strong> Spazierengehen... 32<br />
10. Die Kirche San Marco (Hl. Markus) 33<br />
11. <strong>Beim</strong> Spazierengehen... 35<br />
12. Der Palazzo di Venezia 36<br />
13. <strong>Beim</strong> Spazierengehen... 38<br />
Die kapitolinische Triade<br />
1 <strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong><br />
Vom Campidoglio (Kapitol) zur Piazza Venezia
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Eine großartige Ansicht des Kapitols mit der von Michelangelo entworfenen Cordonata (Rampentreppe)<br />
und der Aracoeli-Freitreppe, festgehalten in einem Stich aus dem achtzehnten Jahrhundert<br />
von G.B. Piranesi.<br />
Piazza Venezia im achtzehnten Jahrhundert, vor dem für den Bau des Vittoriano vollendeten Durchbruch.<br />
Links Palazzo Bolognetti, dahinter der heute nicht mehr existierende Palazzo Torlonia; in der<br />
Hintergrundmitte die ebenfalls zerstörte Torre di Paolo III (Turm Pauls III.) und im Vordergrund<br />
der zu Beginn des 20. Jahrhunderts demontierte und wieder aufgebaute Palazzetto di Venezia; auf der<br />
rechten Seite schließlich der einzige Überlebende des Abrisshammers: Palazzo di Venezia.
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Einführung<br />
Römische Stadtrundgänge bilden eine Reihe von Rundgängen<br />
für denjenigen, der die Kenntnisse über die Stadt vertiefen möchte.<br />
Zu den bereits veröffentlichten Rundgängen des großen römischen<br />
Rinascimento – Caravaggio, Raffael, Michelangelo – und denen des Barock<br />
der Bauwerke von Bernini und Borromini kommen nun weitere, eigens ausgearbeitete<br />
Routen hinzu, um den Besucher bei der „Meter-um-Meter“-Entdeckung<br />
einer derart zusammengefassten Kunststadt zu begleiten und zu<br />
unterstützen.<br />
Auf diese Weise wird die Stadt als ein unicum distinctum in einem Mosaik<br />
beschrieben und „gelesen”, das sich zusammenfügt und in seine Einzelteile<br />
auflöst, je nach den Bedürfnissen des Besuchers, der zwischen Das monumentale<br />
Rom (Via dei Fori Imperiali und Kolosseum), Der Hügel der Poesie<br />
(Aventin und Umgebung), Zwischen Wäldern und Aquädukten (Celio), Die<br />
Anfänge des christlichen Roms (Die Kirchen San Giovanni in Laterano und<br />
Santa Croce in Gerusalemme), Das verrufene Elendsviertel (Rione Monti und<br />
die Kirche Santa Maria Maggiore) und Fast ein Filmdrehort (Via Veneto und<br />
Umgebung), etc. wählen kann.<br />
Ein schwieriges Unterfangen, das dennoch, auch auf der Ebene der Darstellung<br />
der Tradition und der kulturellen Identität unserer Stadt, auf treffende<br />
Weise gelungen ist und die wissenschaftlichen Inhalte des historisierten Erbes<br />
mit Einfachheit respektiert; ein Unterfangen, dem eine Erzählung zugrunde<br />
liegt, die die grafische Gestaltung mit einem editorischen Aufbau der Inhalte<br />
vereint.<br />
Ein Kommunikationssystem, das für das Verständnis des größten und<br />
unglaublichsten historisch-künstlerischen Erbes von Rom wirksam ist, erlaubt<br />
es dem Touristen, die Hauptbedeutung des gewählten Rundgangs sofort zu<br />
erkennen und ermöglicht ihm gleichzeitig die unmittelbare Bestimmung der<br />
eigenen Position im Verhältnis zu der Gegend, die er besuchen möchte.<br />
Die so zusammengefassten und zusammengestellten Rundgänge können<br />
sehr gut als ein symbolisches „Notizbuch des Künstlers“ dienen und in den<br />
Augen des Besuchers als eine große Glaswand mit mehreren Fenstern<br />
erscheinen, auf deren Hintergrund ein kultureller Horizont existiert, der römischer,<br />
eindrucksvoller und reicher an nie untergegangenen Werten nicht sein<br />
könnte.<br />
Rom erwartet dich!<br />
Die stellvertretende Bürgermeisterin<br />
Mariapia Garavaglia<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 5
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 6<br />
Die Karte<br />
6<br />
Zeichenerklärung<br />
1. Piazza del Campidoglio (Kapitolsplatz)<br />
2. Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast)<br />
3. Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast)<br />
4. Palazzo Senatorio (Senatorenpalast) und das Tabularium<br />
(Staatsarchiv)<br />
5. <strong>Beim</strong> Spazierengehen...<br />
6. Kirche Santa Maria in Aracoeli (St. Maria zum Himmelsaltar)<br />
7. <strong>Beim</strong> Spazierengehen...<br />
8. Nationaldenkmal zu Ehren von Viktor Emanuel II. (Vittoriano)<br />
9. <strong>Beim</strong> Spazierengehen...<br />
10. Kirche San Marco<br />
11. <strong>Beim</strong> Spazierengehen...<br />
12. Palazzo di Venezia<br />
13. <strong>Beim</strong> Spazierengehen...
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11<br />
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Die Karte 7
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1. Rundgang<br />
8<br />
Der Hügel stellte in der Antike<br />
die militärische, zivile und religiöse<br />
Macht Roms dar. Er symbolisierte<br />
die Gerichtsbarkeit. Seine<br />
mächtige Struktur, die die Furt des<br />
Tibers beherrschte, ließ ihn geeignet<br />
erscheinen, um Defensivaufgaben zu<br />
erfüllen und der bevorzugte Sitz der<br />
Macht zu werden; es wurden Verträge<br />
geschlossen und Abkommen diskutiert,<br />
die Auspizien eingeholt, Siege gefeiert,<br />
Urteile verkündet und vollstreckt. Das<br />
Kapitol ist der niedrigste der römischen<br />
Hügel. Er liegt nur 46 Meter über dem<br />
Meeresspiegel und wurde in der Antike<br />
von unzugänglichen Felsen geschützt;<br />
einzig die zum Quirinal hin gelegene<br />
Seite fällt weniger steil ab. Dank dieser<br />
Lage und der Nähe zum Tiber, zwischen<br />
der Valle del Foro, der weiten<br />
Ebene des Marsfeldes und des offenen<br />
Platzes des Foro Boario, eignete sich<br />
der Hügel ausgezeichnet als Festung<br />
der altertümlichen Stadt. Man denke<br />
nur an die legendäre Verteidigung<br />
durch die Gänse.<br />
Der antike Hügel des Kapitols war<br />
durch zwei Kuppen gekennzeichnet,<br />
das Capitolium und die Arx (Burg), die<br />
durch eine leichte, Asylum genannte<br />
Senke getrennt waren, welche ihre<br />
Bezeichnung daher erhielt, dass an<br />
jener Stelle zu Romulus’ Zeiten Verfolgte<br />
und Emigranten anderer Städte<br />
aufgenommen wurden, die sich der<br />
Gruppe der ersten Römer anschlossen.<br />
Archäologische Forschungen<br />
haben ergeben, dass der Hügel zumindest<br />
seit dem 14. Jahrhundert v. Chr.<br />
Der<br />
Spaziergang<br />
beginnt...<br />
Der Campidoglio (Kapitol)<br />
bewohnt war. Auf dem Gipfel des Capitolium<br />
erhob sich der Tempel des Jupiter<br />
Optimus Maximus, der bedeutendste<br />
der Stadt. In Wirklichkeit war der<br />
Tempel der kapitolinischen Triade<br />
Jupiter, Juno und Minerva geweiht<br />
und dies führte dazu, dass das Kapitol<br />
bis zum Ende der Kaiserzeit als der heilige<br />
Hügel der Stadt betrachtet wurde.<br />
Der Name Capitolium geht einer Legende<br />
nach auf den Schädel (caput) eines<br />
etruskischen Kriegers zur Zeit der Tarquinier<br />
zurück, der während der Grabungen<br />
für den Bau des Jupitertempels<br />
entdeckt wurde. Der Krieger hieß<br />
angeblich Olus und daher soll aus caput<br />
Oli Capitolium abgeleitet worden sein.<br />
Auf der Arx, dem anderen Gipfel des<br />
Hügels, erhob sich der Tempel der<br />
Juno Moneta (Mahnerin), und da sich<br />
in der Nähe das Gebäude der Münzstätte<br />
befand, ging der Name “Moneta”<br />
auf die Metallstücke über, die dort<br />
geprägt wurden.<br />
Am Ende der Antike wurde das Kapitol<br />
zunehmend verlassen, bis es den<br />
ursprünglichen Namen verlor, der<br />
durch Monte Caprino (Ziegenhügel)<br />
ersetzt wurde. Dann erfolgte ein allmählicher<br />
Aufschwung, der in dem<br />
endgültigen Wiederaufblühen des 16.<br />
Jahrhunderts kulminierte und mit<br />
Michelangelos Anordnung einsetzte,<br />
die die städtebauliche und denkmalsbezogene<br />
Ausrichtung des Hügels<br />
bedeutend umstieß, dem antiken und<br />
heidnischen Forum den Rücken<br />
zukehrte und sich einer neuen Stadt<br />
der Päpste zuwandte.
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1. Die Piazza (Kapitolsplatz)<br />
Um auf den Kapitolsplatz zu gelangen,<br />
geht man die von Michelangelo<br />
entworfene Cordonata<br />
(Rampentreppe) hinauf, die 1578 von<br />
Giacomo Della Porta verändert und im<br />
Jahre 1929 verkürzt wurde, um die Via<br />
del Mare, heute Via del Teatro di Marcello<br />
zu bauen. Am Fuße der Cordonata befinden<br />
sich zwei ägyptische Löwen aus<br />
schwarzem Granit mit roten Äderungen,<br />
die in der Gegend des Iseo Campense<br />
(Heiligtum der Isis), einem antiken ägyptischen<br />
Tempel aus dem 1. Jahrhundert n.<br />
Chr. gefunden wurden, der sich in der<br />
Gegend des Marsfeldes befand. Die Treppen<br />
der Cordonata hinaufsteigend<br />
Eine der Dioskuren-Statuen am oberen Ende der<br />
kapitolinischen Cordonata<br />
Eine der so genannten Trophäen des Marius<br />
begegnet man linker Hand der Statue<br />
des Cola di Rienzo (1313 - 1354, ein<br />
berühmter und unglücklicher Tribun, der<br />
Rom während der Jahre des Exils der Päpste<br />
in Avignon regierte); es handelt sich<br />
um ein Bronzestandbild von Girolamo<br />
Masini, das am 20. September 1877 eingeweiht<br />
wurde. Am Gipfelpunkt der<br />
Rampe angekommen trifft man auf eine<br />
Balustrade, die sich als eine regelrechte<br />
Panoramaterrasse über der Stadt herausstellt.<br />
Sie wird von zwei Dioskurengruppen,<br />
den Götterzwillingen Castor und<br />
Pollux geschmückt, die ihre Pferde halten<br />
und wahrscheinlich aus dem ihnen<br />
geweihten Tempel im antiken Zirkus Flaminius,<br />
dem heutigen Gebiet des Lungotevere<br />
dei Cenci (Tiber-Promenade der<br />
Cenci) stammen. Weitere Dekorationen<br />
sind die so genannten Trophäen des<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 9
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1. Rundgang<br />
10<br />
Einer der Löwen aus Basalt mit Brunnenfunktion am Fuße des Kapitols<br />
Marius, die einst als die Darstellung der<br />
den Kimbern und Teutonen durch<br />
Marius, dem berühmten Rivalen<br />
von Silla, abgenommenen<br />
Waffen betrachtet wurden;<br />
in Wirklichkeit<br />
sind es Rüstungen,<br />
die aus dem auf<br />
dem Esquilin von<br />
Kaiser Alessandro<br />
Severo errichteten<br />
und noch heute in<br />
der Mitte der Piazza<br />
Vittorio Emanuele II.<br />
als Ruine sichtbarenNymphäumstammen.<br />
Neben<br />
den Trophäen<br />
steht rechts die<br />
Statue des Kon-<br />
stantin und<br />
links diejenige<br />
Die Statue Konstantins auf der kapitolinischen<br />
Balustrade<br />
seines Sohnes Konstantius; beide wurden<br />
auf dem Quirinal an der Stelle entdeckt,<br />
an der die von Konstantin erbauten<br />
Thermen emporragten. Schließlich<br />
befinden sich an den Enden der Balustrade<br />
zwei von der Via Appia stammende<br />
und auf die Zeit der flavischen Kaiser<br />
zurückgehende Meilensteine.<br />
Nun ist man auf dem Kapitolsplatz<br />
angekommen, der komplett<br />
von Michelangelo entworfen<br />
wurde und dessen<br />
ehemaliges mittelalterliches<br />
Gefüge der Künstler durch seinen<br />
Umbau vollkommen veränderte.<br />
In der Mitte<br />
erhebt sich die moderne,<br />
aus künstlichem<br />
Material gestaltete<br />
Nachbildung der Statue<br />
des Mark Aurel.<br />
Das Original kann seit<br />
dem 22. Dezember
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Das bronzene Reiterstandbild des Mark Aurel (moderne Nachbildung)<br />
2005 an seinem neuen Ort im Inneren<br />
des Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast)<br />
besichtigt werden; einst<br />
wurde die Statue auf Veranlassung von<br />
Michelangelo selbst aus dem Lateran<br />
auf das Kapitol versetzt. Als einziges, bis<br />
in unsere Tage gelangtes Reiterstandbild<br />
des römischen Altertums hat die Mark-<br />
Aurel-Gruppe nur überlebt, weil man<br />
über Jahrhunderte hinweg fälschlicherweise<br />
davon ausging, dass es den beim<br />
Christentum beliebten und daher unberührbaren<br />
Kaiser Konstantin darstellen<br />
würde. Während sein Schlachtroß majestätisch<br />
schreitet, macht der Kaiser mit<br />
der rechten Hand das Zeichen des Ad<br />
locutium (Ansprache), als wenn er sich<br />
den siegreichen Truppen zuwenden<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 11
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1. Rundgang<br />
12<br />
würde, und trägt einen Ausdruck unbesorgter<br />
Ruhe auf dem Gesicht. Im Altertum<br />
lag unter dem erhobenen Lauf des<br />
Pferdes die Statuette eines gefangenen<br />
Barbaren, Symbol der militärischen Siege<br />
gegen die Völker, die die Grenzen<br />
des Reiches bedrohten. Die Statue ruht<br />
auf einem monolithischen Sockel, der<br />
mit dem Wappen des römischen Volkes<br />
und dem von Papst Paul III. verziert ist.<br />
Eine Inschrift erinnert an die Versetzung<br />
der Statue aus dem Lateran, während<br />
eine andere nach dem Vorbild derjenigen<br />
der Römerzeit dem Kaiser eine Lobrede<br />
hält. Das vom Sockel des Mark<br />
Aurel ausgehende Sternenmuster, das<br />
die Pflasterdecke des Platzes schmückt,<br />
wurde im 16. Jahrhundert von Michelangelo<br />
entworfen, aber erst im Jahre<br />
1940 von dem Architekten Antonio<br />
Muñoz ausgeführt.<br />
Kapitolsplatz bei Nacht<br />
Die Bronzestatue von Cola di Rienzo in dem<br />
Garten, der die Rampentreppe säumt
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2. Der Palazzo dei Conservatori<br />
(Konservatorenpalast)<br />
Der Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast)<br />
Auf der rechten Seite der Piazza<br />
befindet sich das ehemalige<br />
Gebäude einer für die städtische<br />
Verwaltung verantwortlichen Gerichtsbarkeit<br />
aus der Zeit der italienischen<br />
Stadtstaaten. Auf dessen Fassade<br />
wurde im 15. Jahrhundert die<br />
berühmte Wölfin platziert, eine Bronze<br />
aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. aus<br />
wahrscheinlich großgriechischer<br />
Herstellung, die,<br />
zusammen mit dem Spinario<br />
(Dornauszieher) und<br />
dem kolossalen Bronzekopf<br />
Konstantins, den<br />
Konservatoren im Jahre<br />
1471 vom Della Rovere-Papst<br />
Sixtus IV.<br />
geschenkt wurde und<br />
den ersten Kern der Kapitolinischen<br />
Museen bildet.<br />
Im 16. Jahrhundert plante<br />
Michelangelo die<br />
Anordnung des<br />
Hand der Kolossalstatue des Konstantin<br />
Platzes; der neue Palazzo dei Conservatori<br />
wurde von ihm 1563 begonnen und<br />
im Jahre 1568 von Giacomo Della Porta<br />
vollendet. So kamen zu den älteren,<br />
bereits Anfang des 16. Jahrhunderts<br />
dekorierten Innenräumen –<br />
Sala Maggiore, Loggia della<br />
Lupa, Sala di Annibale, Sala<br />
del Trono, Sala delle Oche<br />
und Sala delle Aquile –<br />
die Sala dei Trionfi, Sala<br />
dei Capitani und Sala<br />
degli Orazi e Curiazi<br />
hinzu. Zu den Künstlern,<br />
die diese Räume<br />
schmückten, zählen<br />
Cavalier d’Arpino,<br />
Jacopo Ripanda und<br />
Antoniazzo Romano.<br />
Die Wölfin und die<br />
anderen, von Sixtus IV.<br />
geschenkten Bronzen,<br />
die ursprünglich im<br />
Portikus aufbe-<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 13
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1. Rundgang<br />
14<br />
Relief, das Mark Aurel darstellt, während er<br />
eine religiöse Zeremonie zelebriert<br />
wahrt wurden, der sich vor dem ehemaligen<br />
mittelalterlichen Palast befand,<br />
wurden im Inneren untergebracht.<br />
Nach den Beiträgen von Innozenz VIII.<br />
(1484-92) geb. Cybo und Pius V. (1566-<br />
72) geb. Ghislieri zur Erweiterung der<br />
Sammlung wurde diese in der ersten<br />
Hälfte des 18. Jahrhunderts unter dem<br />
Orsini-Papst Klemens XII. der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht und verwandelte<br />
sich in das älteste Museum der<br />
Welt. Der Hof beherbergt die Reste der<br />
riesigen Statue Konstantins, die einst<br />
die Apsis der Maxentius-Basilika<br />
schmückte; es finden sich hier außerdem<br />
die bildhauerischen Darstellungen<br />
der Rom unterworfenen Provinzen.<br />
Im Innenraum werden auf der großen<br />
Freitreppe die Reliefs des Mark Aurel<br />
(176 n.Chr.) und diejenigen des Hadrian<br />
ausgestellt, weiter oben die Statue<br />
des Karl von Anjou, ein Werk von<br />
Arnolfo di Cambio aus dem 13. Jahrhundert.<br />
In der Sala degli Orazi e Curiazi<br />
können die prächtige Statue des Pamphili-Papstes<br />
Innozenz X., ein Bronzewerk<br />
von Algardi, und die von Bernini<br />
geschaffene Marmorstatue Urbans<br />
VIII. aus der Familie der Barberini<br />
bestaunt werden. In der Sala dei Trionfi<br />
stehen die so genannte Büste des Brutus,<br />
die in Wirklichkeit auf die Anfänge<br />
des 2. Jahrhunderts v. Chr. zurückgeht,<br />
die bronzene Statue des Camillus,<br />
eines jungen Assistenten der heidnischen<br />
Priesterriten und die späthelleni-<br />
Die so genannte Büste des Brutus Kopf der Kolossalstatue des Konstantin
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Die Wölfin<br />
Büste des Commodus Gian Lorenzo Bernini, Kopf der Meduse<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 15
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1. Rundgang<br />
stische Statue des so genannten Spinario<br />
(Dornauszieher), einer jünglingshaften<br />
Gestalt, die porträtiert ist, während<br />
sie sich einen Dorn aus dem Fuß zieht.<br />
Die weltberühmte Wölfin befindet sich<br />
im gleichnamigen Saal und ein Kopf<br />
der Meduse von Bernini ist dagegen<br />
in der Sala delle Oche zu finden. Als<br />
eines der bedeutendsten Werke ist noch<br />
die als Herkules porträtierte Büste des<br />
Commodus zu bewundern. In dem<br />
Palazzo befindet sich ferner die von<br />
Papst Benedikt XIV. (1740-58) geb.<br />
Lambertini mit dem Erwerb der Sammlungen<br />
der Familien Pio und Sacchetti<br />
gegründete kapitolinische Pinakothek.<br />
Dort sind Gemälde von Veronese,<br />
Palma dem Älteren, Tizian, Antonello<br />
da Messina, Tintoretto, Jacopo Bassano,<br />
Rubens, Van Dyck, Annibale Carracci,<br />
16 Caravaggio, La buona ventura<br />
Pietro da Cortona, Domenichino und<br />
Caravaggio ausgestellt.<br />
Am 22. Dezember 2005 wurde im Inneren<br />
des Palazzo eine neue Abteilung<br />
der Kapitolinischen Museen eröffnet,<br />
deren Fläche zuvor der durch das<br />
Museum des Palazzo dei Conservatori<br />
und den neuen Flügel des Palazzo dei<br />
Conservatori eingerahmte Giardino<br />
Romano (Römischer Garten) einnahm.<br />
Der große, aus der Abdeckung des<br />
Giardino Romano konstruierte Glassaal<br />
ist für die endgültige Unterbringung<br />
des bronzenen Reiterstandbildes des<br />
Mark Aurel bestimmt. Das Projekt des<br />
Architekten Carlo Aymonino schließt<br />
auch die neue Unterbringung der gerade<br />
restaurierten, aus Tuffstein bestehenden<br />
Fundamente des kapitolinischen<br />
Jupitertempels mit ein.
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3. Der Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast)<br />
Der Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast)<br />
Gegenüber dem Palazzo dei Conservatori<br />
ist der mit diesem identische<br />
Palazzo Nuovo von<br />
Michelangelo entworfen worden, um<br />
die Piazza zu vervollständigen.<br />
Im Jahre 1603 wurde mit dem Bau des<br />
letzten Abschnitts dieses Projekts<br />
begonnen, das erst 1654 unter Papst<br />
Innozenz X. vollendet wurde. Das<br />
Gebäude diente der Sammlung der<br />
antiken Statuen, die im Palazzo dei<br />
Conservatori keinen Platz fanden, und<br />
im Jahre 1734 weihte es Klemens XII.<br />
geb. Corsini mit dem Erwerb der Albani-Sammlung<br />
als Museum ein. Im kleinen<br />
Hof ist eine riesige liegende Statue<br />
des Marforio ausgestellt, die, zusammen<br />
mit der berühmteren Statue des<br />
Pasquino und den anderen Figuren, zur<br />
Gruppe der so genannten „sprechenden<br />
Statuen” von Rom gehört. Im<br />
Atrium ist die riesige Statue des Mars<br />
beachtlich und es befinden sich hier<br />
einige, vom Isis-Tempel auf dem Mars-<br />
feld stammende ägyptische Gegenstände.<br />
Sehr interessant sind die archäologischen<br />
Zeugnisse der orientalischen Kulte,<br />
die in einigen Räumen im Erdgeschoss<br />
aufbewahrt werden. Im Obergeschoss<br />
sind die Nachbildung des Eros<br />
von Lisippo, das wertvolle Taubenmosaik<br />
aus der Zeit Hadrians, die kapitolinische<br />
Venus, die Büste der<br />
Dame aus flavischer Zeit, die Amazonenstatuen,<br />
der berühmte Sterbende<br />
Gallier und die Säle der Büsten der Kaiser<br />
und der Philosophen zu bewundern.<br />
Das Taubenmosaik<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 17
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1. Rundgang<br />
18<br />
4. Der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast)<br />
und das Tabularium (Staatsarchiv)<br />
Der jetzige Palazzo Senatorio, der<br />
auf den Mauern des alten mittelalterlichen<br />
Gebäudes entstand,<br />
das Sitz der Senatoren der Stadt Rom<br />
war, ist gegenwärtig der Sitz des Bürgermeisters.<br />
Der gesamte Komplex ruht<br />
auf den antiken Strukturen des Tabulariums,<br />
das auf die Zeit Sillas zurückgeht.<br />
Die Hauptfassade des Palazzo ist mit<br />
den von Giacomo Della Porta und Girolamo<br />
Rainaldi vorgenommenen Änderungen<br />
das Ergebnis der Verwirklichung<br />
des ursprünglichen Projekts von Michelangelo,<br />
von dem noch die elegante<br />
zweirampige Freitreppe verblieben ist.<br />
Diese ist mit einer Nische ausgeschmückt,<br />
in der sich eine antike, sitzende Minerva-Statue<br />
aus weißem Marmor und<br />
Porphyr befindet, die in die Personifika-<br />
Der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast)<br />
tion der Göttin Roma verwandelt wurde.<br />
Die Statue wird von einem Brunnen<br />
mit zwei übereinander gelagerten Becken<br />
eingerahmt, den Matteo da Città<br />
di Castello im Jahre 1588 entwarf. An<br />
den Seiten der Freitreppe wurden zwei<br />
große, Flüsse versinnbildlichende Statuen<br />
aufgestellt, die von den konstantinischen<br />
Thermen auf dem Quirinal<br />
stammten: die linke stellt den Nil dar,<br />
die rechte den Tiber.<br />
Die Fassade ist durch hohe Halbpfeiler<br />
unterteilt, die größere Fenster mit<br />
dreieckigen und kurvenförmigen Giebelfeldern<br />
und reich umrahmte, kleinere<br />
Fenster einschließen. Auf dem Palazzo<br />
ragt der Glockenturm empor, der um<br />
1580 von Martino Longhi dem Älteren<br />
anstelle des mittelalterlichen Turms<br />
errichtet wurde. Der Backsteinturm ist
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 19<br />
Die Nilstatue<br />
35 Meter hoch, mit Dekorationen aus<br />
Travertin versehen und dehnt sich auf<br />
vier Stockwerke aus, auf denen sich von<br />
Halbpfeilern flankierte Bögen mit durch<br />
seraphische Gesichter verzierten, korinthischen<br />
Kapitellen öffnen. Die linke Seite<br />
des Palazzo Senatorio wird in Richtung<br />
Forum durch den Torre di Niccolò<br />
V (Turm Nikolaus’ V.) (1447-55) geb.<br />
Parentucelli und zur Piazza hin durch<br />
den Torre di Martino V (Turm Martins<br />
V.) (1417-31) geb. Colonna begrenzt.<br />
Die Tiberstatue<br />
An der Fassade sind zumeist aus dem<br />
16. Jahrhundert stammende Wappen,<br />
Reliefs und Inschriften eingemauert,<br />
darunter auch ein so genanntes Porträt<br />
des Scipio, das von einem weiblichen<br />
Kopf mit einem Afrika personifizierenden<br />
Elefantenhelm begleitet ist, sowie<br />
Gedenktafeln zur Erinnerung an die<br />
römische Republik und die Hauptstadt<br />
Rom. Der Eingang zum Palast ist derjenige<br />
aus der Zeit Sixtus IV. mit bossiertem<br />
Portal, überragt von den Wappen des<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 19
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 20<br />
1. Rundgang<br />
20<br />
Reste des Veiovis-Tempels<br />
Papstes, des römischen Volkes und des<br />
Kardinals von Estouteville.<br />
Die Fassade auf Seiten der Via del Campidoglio<br />
zeigt dagegen die Mauer des<br />
Tabulariums, in der sich der Haupteingang<br />
befand. Der hier erhaltene<br />
Abschnitt einer römischen Pflasterdecke<br />
sind die Überreste einer Querstraße des<br />
Clivus Capitolinus (Kapitolhang). Die<br />
Das Tabularium<br />
große, dem römischen Forum zugewandte<br />
Fassade ist durch die weiten<br />
Bögen des Tabulariums gekennzeichnet.<br />
Das Gebäude war der Sitz des Staatsarchivs<br />
der römischen Republik; sein Name<br />
stammt von den Tabulae, d. h. den Einwohner-<br />
und Steuerdokumenten der<br />
Bürger. Es wurde von Quintus Lutatius<br />
Catulus im Jahre 78 v.Chr. errichtet und<br />
lässt auf einer Seite die auf die Einweihung<br />
des Gebäudes bezogene Inschrift<br />
erkennen. Das Tabularium gehört jener<br />
monumentalen, auch in Palestrina,<br />
Ferentino und Terracina vorhandenen<br />
Bautypologie des 1. Jahrhunderts v. Chr.<br />
an, die aus einem hohen Unterbau<br />
besteht, der von durch Halbsäulen<br />
umrahmte Bögen überragt wird.<br />
Das Innere des Palazzo Senatorio enthält<br />
im Atrium einen zweischiffigen<br />
Raum aus dem 12. Jahrhundert, der früher<br />
durch einen Portikus nach außen<br />
zeigte. Dies war der so genannte Ort<br />
des Löwen, der seinen Namen aufgrund<br />
des Vorhandenseins einer Skulpturengruppe<br />
aus römischer Zeit erhielt,<br />
auf der die Todesurteile und die Orte<br />
wiedergegeben sind, an denen die Übel-
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 21<br />
Wappen auf der Fassade des Palazzo Senatorio<br />
täter an den Pranger gestellt wurden.<br />
Auf einer niedrigeren Ebene kann man<br />
die aus republikanischer Zeit stammenden<br />
Überreste des Tempels des Veiovis,<br />
einer an die Erdkulte gebundenen<br />
Gottheit betrachten. In der Sala del<br />
Carroccio erblickt man dagegen die<br />
Inschrift, die an die Gabe des Fahnenwa-<br />
Kehrt man zum<br />
Palazzo dei Conservatori<br />
zurück<br />
und geht rechts in die Via<br />
delle Tre Pile, trifft man auf<br />
den von Klemens X. geb. Altieri<br />
gewollten Palazzo Clementino, in dem<br />
gegenwärtig Büros der römischen Verwaltung<br />
untergebracht sind. Geht man<br />
durch das große Portal, das der Eingang<br />
der Villa Caffarelli war, betritt man jenen<br />
Bereich des Hügels, der bereits den<br />
Glanz des Wohnsitzes dieser Familie sah.<br />
Der Architekt des Palazzo, der auf die<br />
Piazzale Caffarelli zeigt, war Gregorio<br />
Canonico, Schüler von Jacopo Barozzi,<br />
genannt Vignola. Der Bau wurde im Jahre<br />
1610 abgeschlossen, aber über die<br />
Jahrhunderte hinweg bis heute derart<br />
umgebaut, dass das ursprüngliche<br />
Gebäude fast nicht wieder zu erkennen<br />
ist. Die Caffarellis blieben dort bis zum<br />
Jahre 1854, als sie den Besitz aus wirt-<br />
gens (dono del Carroccio) erinnert, der<br />
den Mailändern im Jahre 1237 in der<br />
Schlacht von Cortenuova von Friedrich II.<br />
von Schwaben gestohlen wurde. Außerdem<br />
gibt es die Kapelle der Barmherzigkeit,<br />
die die zum Tode Verurteilten<br />
kurz vor der Hinrichtung beherbergte,<br />
und danach folgend die Aula Consiliare<br />
(Ratssaal), verziert durch Wappen und<br />
Inschriften sowie durch die Flaggen der<br />
Stadt und der Stadtviertel. In diesem Saal<br />
befindet sich die Statue des Julius<br />
Cäsar, ein Werk aus dem 2. Jahrhundert<br />
n. Chr., und diejenige eines Admirals der<br />
kaiserlichen Flotte, die aus dem 1. Jahrhundert<br />
n. Chr. stammt. Daneben die<br />
Sala delle Bandiere, in der die Versammlungen<br />
des Triumvirats der römischen<br />
Republik von 1849 stattfanden.<br />
Durch einen in jüngster Zeit gebauten<br />
Durchgang kann man die Protomoteca<br />
betreten, die von einst im Pantheon ausgestellten<br />
Büsten bedeutender Persönlichkeiten<br />
geschmückt ist.<br />
5. <strong>Beim</strong><br />
schaftlichen Gründen<br />
Spazierengehen... an Preußen abtraten.<br />
Der Palazzo Caffarelli<br />
erhebt sich auf den Überresten<br />
des antiken Tempels<br />
des Jupiter Capitolinus, von dem<br />
ein Teil des Sockels erhalten geblieben<br />
ist. Dieser Tempel mit den drei Jupiter,<br />
Juno und Minerva geweihten Cella verfügte<br />
an der Vorderseite über den sechssäuligen<br />
Portikus und zeigte auf das<br />
Forum Romanum. Der unter Verwendung<br />
etruskischer Formen zur Zeit der<br />
Tarquinier errichtete Bau wurde bis zur<br />
Zeit Domitians mehrere Male umgebaut<br />
und hat Fragmente von Marmorsäulen<br />
und einen Teil der aus Tuffsteinblöcken<br />
bestehenden Mauer freigegeben. Geht<br />
man auf der Via di Villa Caffarelli weiter,<br />
trifft man auf ein Gebäude in neuklassizistischem<br />
Stil, das zwischen 1873 und<br />
1877 von dem Deutschen Paul Laspeires<br />
errichtet wurde und mit Medaillons ver-<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong><br />
21
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 22<br />
1. Rundgang<br />
22<br />
ziert ist, die die Porträts der großen deutschen<br />
Gelehrten der griechisch-lateinischen<br />
Kultur, wie Winckelmann, enthalten.<br />
Es wurde als Stätte des renommierten<br />
Deutschen Archäologischen Instituts<br />
erbaut, das heute seinen Sitz in Via Sar-<br />
degna hat. Hinter<br />
einem Bogendurchgang<br />
führt<br />
die Straße (rechts<br />
mit einer Rampe<br />
abfallend) in diejenige<br />
des Jupitertempels<br />
(Via del<br />
Tempio di Giove),<br />
wo sich auf der linken<br />
Seite, bei den<br />
Nummern 2-10,<br />
das ehemalige teutonische Krankenhaus<br />
mit der auf den Tiber zeigenden Fassade<br />
übereinander liegender Bögen zeigt, ein<br />
Werk von Julian Knapp, in dem sich heute<br />
weitere Büros der römischen Verwaltung<br />
befinden.<br />
Bei der Nr. 12 trifft man auf die so<br />
genannte Casa Tarpea, ein klassizistischer<br />
Bau nicht ohne einfache Eleganz,<br />
der im Jahre 1835 ebenfalls nach dem<br />
Projekt von Knapp errichtet wurde.<br />
Interessant ist das Terracotta-Relief, das<br />
den Frontgiebel schmückt, in dessen<br />
Zentrum sich die von Emil Wolff im Jahre<br />
1837 erschaffene Personifikation von<br />
Rom zwischen Tarpeia und dem Tiber<br />
befindet. Hier versammelte sich der<br />
Verein der hyperboreischen Freunde,<br />
deutsche Altertumsforscher, die das<br />
Institut mit archäologischer Ausrichtung<br />
ins Leben riefen, ihre eigenen Studien<br />
in italienischer Sprache veröffentlichten<br />
und das Tempelchen mit Archiv,<br />
Bibliothek und Vortragssaal ausstatteten.<br />
Es war diese Kulturstiftung, die sich<br />
dann im Jahre 1886 in das Deutsche<br />
Archäologische Institut verwandeln<br />
sollte, das damals Archäologisches<br />
Reichsinstitut hieß.<br />
Hier befindet sich der Belvedere Tarpeo<br />
(Tarpeijischer Aussichtspunkt), der den<br />
Ausblick auf ein weiteres wunderbares<br />
und eindrucksvolles Panorama von Rom<br />
erlaubt; es ist die höchste Stelle des Kapitols,<br />
für die Vorfahren der Monte Tar-<br />
peo, von dem diese glaubten, dass sich<br />
dort die tragische Geschichte von Tarpeia<br />
ereignete. Der Sage nach hätte diese<br />
Rom verraten und den Sabinern den<br />
geheimen Pfad gezeigt, damit sie den<br />
Felsen des Kapitols erreichen. Die ein-<br />
maleingedrunge- Rekonstruktive Plastik des Tempels des nen Soldaten töte-<br />
Jupiter Capitolinus<br />
ten sie und begruben<br />
sie unter den<br />
Waffen, vielleicht<br />
um auf exemplarische<br />
Art und Weise<br />
zu zeigen, dass<br />
einem Verräter keine<br />
Loyalität<br />
zusteht. Die Legende<br />
fügt noch ein<br />
weiteres Detail hinzu. Die Jungfrau hatte<br />
als Belohnung das vereinbart, was die<br />
Sabiner am linken Arm trugen, und dies<br />
waren tatsächlich normalerweise schwere<br />
Armreifen aus Gold und mit sehr<br />
schönen Steinen geschmückte Ringe.<br />
Die Sabiner bedeckten sie also mit ihren<br />
Schilden, die sie anstelle der üblichen<br />
Schmuckstücke trugen. Von jenem Zeitpunkt<br />
an wurden der Überlieferung<br />
nach von jener Stelle die Vaterlandsverräter<br />
und Mörder hinuntergestoßen.<br />
Vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert<br />
wurde dieser Berg auch Monte<br />
Caprino (Ziegenhügel) genannt, da die<br />
Hirten ihre Ziegen dort zum Weiden<br />
brachten, aber das ganze Mittelalter<br />
über bis zum 16. Jahrhundert bezeichnete<br />
man ihn ebenso als locus iustitiae<br />
(Ort der Gerechtigkeit), da dort die<br />
Galgen errichtet wurden.<br />
Zum Kapitolsplatz zurückgekehrt und<br />
die Rampentreppe wieder hinuntergegangen<br />
sieht man zur Rechten die Aracoeli-Freitreppe,<br />
im Jahre 1348 von<br />
Lorenzo di Simone Andreozzi errichtet.<br />
Sie besteht aus 124 Stufen und wurde<br />
als Dank an die Madonna auf Kosten<br />
des römischen Volkes verwirklicht, da<br />
sie die Stadt vor der Pest gerettet hatte,<br />
der auch von Boccaccio im Decamerone<br />
gedacht wurde.<br />
Die Treppe war das einzige öffentliche<br />
Werk, das in Rom während des Exils der<br />
Päpste in Avignon ausgeführt wurde.
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 23<br />
6. Santa Maria in Aracoeli<br />
(St. Maria zum Himmelsaltar)<br />
S. Maria in Aracoeli (St. Maria zum Himmelsaltar), Hauptschiff<br />
Die Kirche erhebt sich am oberen<br />
Ende der gleichnamigen Freitreppe.<br />
Einer mittelalterlichen Legende<br />
nach hätte sich die Madonna, das<br />
Jesuskind in der Hand haltend, Augustus<br />
gezeigt, und der sich niederkniende Kaiser<br />
hätte den Heiland angebetet. Im 9.<br />
Jahrhundert errichtete man an dieser<br />
Stelle ein Zönobium, das 944 zum Benediktinerkloster<br />
S. Maria in Capitolio wurde.<br />
Die Ausrichtung der ursprünglichen<br />
Kirche entsprach der des aktuellen Querschiffes<br />
und auf dem Hauptaltar verehrte<br />
man das Bildnis der Maria aus dem 10.<br />
Jahrhundert. Im 12. Jahrhundert wurde<br />
in dieser Kirche der von Lorenzo und<br />
Jacopo Cosma gefertigte Ambon aufgestellt.<br />
Im Jahre 1249 sprach Papst Innozenz<br />
IV. geb. Fieschi die Kirche den Franziskanern<br />
zu und Ende desselben Jahrhunderts<br />
begann der Bau der neuen<br />
Basilika mit der zum Tiber hin ausgerichteten<br />
Fassade. Sie wurde 1348 mit der<br />
Konstruktion der Freitreppe vollendet,<br />
deren Einweihung vermutlich Cola di<br />
Rienzo vornahm. Im Jahre 1551 erhob<br />
Julius III. den Sakralbau endgültig zur<br />
Kardinalskirche. Die verschalte, aus Backsteinen<br />
gefertigte Fassade enthält eine<br />
kleine, mosaikbestückte Verzierung.<br />
Man weiß nicht, ob Letztere von einer<br />
größeren Dekoration übrig geblieben<br />
oder der Anfang desselben, unvollendet<br />
gebliebenen Werks ist. Drei Portale führen<br />
in die Kirche; über jedem dieser Eingänge<br />
befand sich einst eine Rosette. Vor<br />
der Kirche steht der Grabstein des grossen<br />
Humanisten Flavio Biondo. Der<br />
Innenraum ist dreischiffig und mit antiken<br />
Säulen aus weißem Marmor, Pavonazzetto,<br />
Cipollin und Granit besetzt. In<br />
der linken Reihe ist auf einer Granitsäule,<br />
durch die quer ein früher vielleicht für<br />
astronomische Beobachtungen verwendetes<br />
Loch verläuft, eine lateinische<br />
Schrift eingraviert, die die Säule als aus<br />
dem Cubicolo degli Augusti (Zimmer der<br />
Kaiser) stammend angibt. Der Kosmatenfußboden<br />
enthält zahlreiche Grabtafeln<br />
aus dem 14. und 15. Jahrhundert.<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 23
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 24<br />
1. Rundgang<br />
24<br />
Pinturicchio, Beerdigung des hl. Bernardino<br />
Unmittelbar hinter dem Eingang rechts<br />
sind vor allem die Bufalini-Kapelle mit<br />
den im Jahre 1486 von Pinturicchio<br />
gemalten Geschichten des hl. Bernardino<br />
und des hl. Francesco, die Statue<br />
Gregors XII. von P.P. Olivieri aus dem<br />
Jahre 1476 und das Grabmal Cecchino<br />
Braccis (1544), eine nach der Zeichnung<br />
Michelangelos ausgeführte Arbeit von F.<br />
Amadori, von Bedeutung. Im rechten<br />
Jesuskind von Aracoeli (Nachbildung)<br />
Querschiff ist das Arnolfo di Cambio<br />
zugeschriebene Grabmal von Luca<br />
Savelli (ungefähr 1287) zu bewundern.<br />
Auf dem Hochaltar befindet sich das<br />
bereits zuvor erwähnte, verehrte Bildnis<br />
der Madonna mit Kind aus dem 10.<br />
Jahrhundert.<br />
Im linken Querschiff vor der Kapelle der<br />
hl. Elena ist unter dem jetzigen Fußboden<br />
durch ein Glas ein kosmatengeschmückter<br />
Altar mit der Erscheinung<br />
der Jungfrau bei Augustus sichtbar. In<br />
der Kapelle der hl. Elena sind die<br />
Reliquien der Heiligen und Mutter Konstantins<br />
aufbewahrt. In der zweiten<br />
Kapelle links steht die berühmte Holzkrippe<br />
aus dem 17. Jahrhundert. Hier<br />
wird zur Weihnachtszeit das wundertätige<br />
Jesuskind von Aracoeli (heute<br />
durch eine Nachbildung ersetzt) hineingelegt,<br />
das 60 Zentimeter hoch und der<br />
Tradition gemäß von einem Franziskaner<br />
aus Jerusalem aus dem Holz eines Olivenbaums<br />
aus Gethsemane geschnitzt<br />
wurde. Das Original der berühmten Statue,<br />
die seit Jahrhunderten Objekt der<br />
Verehrung der Römer ist, wurde im Jahre<br />
1994 gestohlen.
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 25<br />
Antike Säulen, die für das Hauptschiff von S. Maria in Aracoeli wiederverwendet wurden<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 25
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 26<br />
1. Rundgang<br />
26<br />
Verlässt man seitlich<br />
die Kirche,<br />
trifft man auf<br />
eine Säule mit korinthischem<br />
Kapitell und Kreuz<br />
zur Erinnerung an das Erdbeben<br />
des Jahres 1703. Der Portikus mit<br />
den Lilien des<br />
Farnese-Papstes<br />
Paul III.,<br />
ausgeführt<br />
von Pietro da<br />
Melide und<br />
geschmückt<br />
mit Fresken,<br />
die Geschichten<br />
des hl.<br />
Franziskus<br />
darstellen,<br />
verband die<br />
Kirche mit<br />
dem Kloster<br />
Aracoeli, das<br />
heute nicht<br />
mehr existiert. Nachdem man die Freitreppe<br />
aus dem 14. Jahrhundert wieder<br />
hinuntergestiegen ist, kann man zur<br />
Rechten Reste eines kleinen romanischen<br />
Turms mit zweigeteiltem Fenster<br />
aus dem 11. Jahrhundert sehen, der<br />
bereits zur Kirche S. Biagio de Mercatello<br />
gehört, und den arcus solium (Sarkophag<br />
mit darüber liegendem Bogen)<br />
7. <strong>Beim</strong><br />
Spazierengehen...<br />
eines Grabes der Boccabella,<br />
das mit einem<br />
Fresko aus dem 14.<br />
Jahrhundert verziert ist,<br />
die die Deposizione di Cristo<br />
tra il compianto della<br />
Madonna e S. Giovanni (Kreuzabnah-<br />
me Jesu unter<br />
dem Klagen<br />
der Madonna<br />
und des hl.<br />
Johannes)<br />
darstellt.<br />
Nach dem<br />
Abriss der Kirche<br />
sind die<br />
großen Überreste<br />
einer<br />
vierstöckigen<br />
römischen<br />
Insula (Häuserblock)<br />
mit<br />
einem Teil<br />
der Vorderseite<br />
und den Läden wieder zum Vorschein<br />
gekommen. Das Erdgeschoss<br />
der Insula, die das einzige nichtaristokratische<br />
Mietshaus ist, welches in Rom<br />
Spuren hinterlassen hat, befindet sich<br />
neun Meter unterhalb der gegenwärtigen<br />
Straßendecke. Die rechte Seite des<br />
Vittoriano entlanggehend erreicht<br />
man von hier aus Piazza Venezia.<br />
Kreuzabnahme Jesu unter dem Klagen der Madonna<br />
und des hl. Johannes (14. Jahrhundert)<br />
Oberer Abschnitt der Insula am Fuße des Kapitols
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 27<br />
Die Piazza verdankt ihren<br />
Namen dem Palast, den der<br />
Kardinal von Venedig Pietro<br />
Barbo, später als Paul II. zum Papst<br />
(1464-71) gewählt, auf demjenigen<br />
erbauen ließ, der die Titelkardinäle<br />
von S. Marco beherbergte. Früher<br />
hieß der Platz S. Marco; als Pius IV.<br />
einen Teil des Palastes an die Republik<br />
Venedig als Botschaftssitz abtrat,<br />
erhielt der Platz den Namen, den er<br />
noch heute trägt: Venezia.<br />
Piazza Venezia war der Ort, an dem<br />
sich das Ziel des berühmten Rennens<br />
der Bàrberi, der reiterlosen<br />
Pferde befand, die, von der Piazza<br />
del Popolo aus startend, über die Via<br />
del Corso (die ihren Namen genau<br />
diesem Rennen verdankt) sausten<br />
und den Wettkampf an einer Stelle<br />
beendeten, die Ripresa dei Barberi<br />
genannt wurde, wo sie zuständiges<br />
Personal unter Verwendung großer<br />
weißer Tücher aufhielt. Dieser<br />
Brauch blieb lange Zeit die Hauptattraktion<br />
des berühmten römischen<br />
Karnevals und wurde erst Ende des<br />
19. Jahrhunderts aufgrund zahlreicher<br />
Unfälle beendet, in die die entlang<br />
der Strecke zusammengedrängten<br />
Personen verwickelt waren.<br />
Das derzeitige Aussehen des Platzes<br />
ist das Ergebnis der Abrissarbeiten,<br />
die zwischen den Jahren 1885 und<br />
1911 zur Errichtung des Nationaldenkmals<br />
zu Ehren von Viktor Ema-<br />
8.<br />
…der Spaziergang<br />
wird fortgesetzt...<br />
Piazza Venezia<br />
nuel II. durchgeführt wurden. Zu<br />
diesem Zweck musste man eine Reihe<br />
von Gebäuden zerstören, wie<br />
einen großen Teil des Klosters Aracoeli,<br />
den Turm Pauls III. und den<br />
Palazzo Torlonia, der durch den<br />
Palazzo delle Assicurazioni Generali<br />
di Venezia ersetzt wurde. Am Ende<br />
entstand die jetzige rechteckige<br />
Form (ca. 130 x 75 Meter) auf der<br />
Achse der Via del Corso, im Süden<br />
beherrscht vom Nationaldenkmal,<br />
von den Römern weniger freundschaftlich<br />
in „Schreibmaschine“<br />
umbenannt, im Westen vom Palazzo<br />
di Venezia und im Osten vom Palazzo<br />
delle Assicurazioni Generali<br />
begrenzt.<br />
Im vergangenen Jahrhundert<br />
erlangte der Platz in aller Welt<br />
wegen der Versammlungen<br />
Berühmtheit, die dort während der<br />
Zeit des Faschismus (1922-1943)<br />
anlässlich der zahlreichen Reden<br />
abgehalten wurden, die Mussolini<br />
vom Balkon seines Büros im Palazzo<br />
di Venezia aus hielt. Mussolini war es<br />
auch, der Piazza Venezia als Ausgangspunkt<br />
für die Eröffnung der<br />
zwei großen Straßenverkehrsadern<br />
wählte: Via dell’Impero (heute Via<br />
dei Fori Imperiali) in Richtung<br />
Kolosseum und Via del Mare (heute<br />
Via del Teatro di Marcello) in Richtung<br />
des Foro Boario und der Bocca<br />
della Verità.<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 27
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 28<br />
1. Rundgang<br />
28<br />
8. Das Nationaldenkmal zu Ehren von<br />
Viktor Emanuel II. (Vittoriano)<br />
Der Architekt Giuseppe Sacconi,<br />
Vertreter des akademischen Eklektizismus’,<br />
gewann den nach dem<br />
Tod des Königs im Jahre 1878 ausgeschriebenen,<br />
internationalen Wettbewerb<br />
und wurde zum Bauleiter ernannt.<br />
Er konzipierte einen riesigen Altar, teilweise<br />
den Altar von Pergamon als Vorbild<br />
Das Nationaldenkmal zu Ehren von Viktor Emanuel II.<br />
nehmend, mit einer hoch gelegenen Säulenhalle<br />
und in der Mitte das Reiterstandbild<br />
des Königs Viktor Emanuel II., Vater<br />
des Vaterlandes. Später wurde dem<br />
königlichen Monument das Grab des<br />
Unbekannten Soldaten mit den sterblichen<br />
Überresten eines unbekannten Soldaten<br />
hinzugefügt, der im Ersten Welt-
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 29<br />
krieg fiel. Das Monument ist 81 Meter<br />
hoch und für seinen Bau hatte man den<br />
Abriss der an das Kapitol grenzenden<br />
Renaissanceviertel vornehmen müssen.<br />
An den Seiten der Freitreppe befinden<br />
sich zwei goldbronzene Skulpturengruppen,<br />
die den Gedanken, Werk von G.<br />
Monteverde, und die Tat von F. Jerace<br />
darstellen. Auf halber Höhe der Treppe<br />
stehen zwei von G. Tonnini geschaffene<br />
Löwen und am oberen Ende sind zwei<br />
geflügelte Siegesgöttinen auf Rammspornen<br />
angebracht, die linke von E.<br />
Rubino, die rechte von E. De Albertis; an<br />
den Außenseiten große Brunnen mit den<br />
Figuren des Tyrrhenischen Meeres von<br />
P. Canonica rechts und links des Adriatischen<br />
Meeres von E. Quadrelli. Weitere<br />
vier Marmorgruppen symbolisieren die<br />
nationalen Tugenden: an den Seiten der<br />
Terrasse, oberhalb des linken Brunnens,<br />
die Kraft von A. Rivalta und die Eintracht<br />
von L. Pogliaghi. Oberhalb der<br />
anderen Terrasse zur Rechten findet man<br />
hingegen das Opfer von L. Bistolfi und<br />
das Recht von E. Ximenes.<br />
Oben auf der Freitreppe befindet sich<br />
der Altar des Vaterlandes,<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 29
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 30<br />
1. Rundgang<br />
geschmückt durch eine grosse, Rom<br />
verkörpernde Statue, ein Werk von A.<br />
Zanelli. In Richtung der Statue laufen<br />
imposante Hochreliefs zusammen, die<br />
die Umzüge für die Arbeit und die<br />
Vaterlandsliebe symbolisch darstellen<br />
und die Schöpfung desselben Bildhauers<br />
sind. Im Innenraum der kleinen<br />
Gedächtniskapelle befindet sich der<br />
Altar des Vaterlandes, das die Überreste<br />
eines im Ersten Weltkrieg gefallenen,<br />
unbekannten Soldaten birgt. Das<br />
Reiterstandbild Viktor Emanuels II.<br />
ist die Bronzearbeit von Enrico Chiaradia.<br />
Die Basis der Statue ist mit den von<br />
30 Enrico Chiaradia, Reiterstandbild Viktor Emanuels II.<br />
E. Maccagnani geschaffenen Personifikationen<br />
der italienischen Städte verziert.<br />
Es folgen vier Säulen, an denen<br />
die geflügelten Siegesgöttinen<br />
emporragen, die, von links beginnend,<br />
das Werk von E. Cantalamessa, A.<br />
Apolloni, C. Zucchi und M. Rutelli sind.<br />
Auf den mittleren Vorbauten oberhalb<br />
der Portale stehen, von links, die symbolischen<br />
Darstellungen der Politik,<br />
der Philosophie, der Revolution und<br />
des Kriegs.<br />
Es folgt dann der hohe Portikus mit zwei<br />
Propyläen, unter denen sich acht Altäre<br />
befinden, die an die im Ersten Weltkrieg
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 31<br />
F. Jerace, Die Tat, Skulptur aus Goldbronze<br />
befreiten Städte erinnern und hinter<br />
denen ein Felsblock des Monte Grappa<br />
aufgestellt ist. Der 72 Meter lange Portikus<br />
hat eine leicht konkave Vorderseite<br />
mit sechzehn Säulen und dem mit den<br />
Personifikationen der italienischen<br />
Regionen verzierten Gebälk. Die Attika<br />
ist darüber hinaus mit einem Fries von<br />
mit großen Schilden abwechselnden<br />
Adlern geschmückt.<br />
Unter den Pronaoi (Vorhallen) der Propyläen<br />
stehen behauene Schutzgeister,<br />
auf die jeweils ein Ruhm zutrifft. In den<br />
Giebelfeldern der Pronaoi befinden sich<br />
links die Einheit von E. Butti und rechts<br />
die Freiheit von E. Gallori. Auf der Spitze<br />
der Propyläen stehen dagegen zwei Bronzegruppen,<br />
die von geflügelten Siegesgöttinen<br />
geführte Quadrigen darstellen:<br />
links die Einheit von Carlo Fontana,<br />
während die Darstellung der Freiheit auf<br />
der gegenüberliegenden Seite das Werk<br />
von Paolo Bartolini ist. Vom Portikus aus<br />
genießt man eines der eindrucksvollsten<br />
Panoramen von Rom. Im Inneren des<br />
Monuments haben das Institut für die<br />
Geschichte des italienischen Risorgimento<br />
und das Museo sacrario delle<br />
Bandiere delle Forze Armate (Fahnenmuseum<br />
der Streitkräfte) ihren Sitz.<br />
Das Museo Centrale (Hauptmuseum)<br />
des Risorgimento nutzt weitere Innenräume<br />
des Vittoriano und sammelt Dokumente,<br />
Skulpturen, Drucke und Gemälde<br />
der Geschichte Italiens ab dem Ende des<br />
18. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten<br />
Weltkriegs. Zu den interessanten Ausstellungsstücken<br />
zählen die Zimelien des<br />
Gefängnisses vom Spielberg, persönliche<br />
Gegenstände von Garibaldi, aus dem<br />
Ersten und Zweiten Unabhängigkeitskrieg<br />
und Propagandamaterial aus dem<br />
Ersten Weltkrieg. Heute ist es zu einem<br />
Ort wichtiger Ausstellungen geworden.<br />
A. Zanelli, Rom<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 31
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 32<br />
1. Rundgang<br />
32<br />
Die Freitreppe<br />
des Vittoriano<br />
hinuntergegangen<br />
erkennt man zur<br />
Rechten, auf dem Rasen am<br />
Fuße des Denkmals, einige antike<br />
Überreste: Es handelt sich um diejenigen<br />
des Grabes von Caius Puplicius<br />
Bibulus, das im 1. Jahrhundert<br />
v.<br />
Chr., gerade noch<br />
außerhalb der von den<br />
so genannten<br />
Überreste des Grabes von Caius Puplicius Bibulus<br />
9. <strong>Beim</strong><br />
Spazierengehen...<br />
Servianischen<br />
Mauern markierten<br />
Grenze liegend, aus<br />
Tuffstein und Travertin<br />
gefertigt wurde. Das<br />
Grabmal besaß eine rechteckige Cella<br />
auf einem hohen Sockel; der<br />
verbliebene Teil ist mit Lisenen<br />
(Mauerstreifen) tuskanischen Stils<br />
verziert. Nachdem man zur Linken<br />
den Fußgängerüberweg<br />
überquert und eine große<br />
umzäunte, mit der<br />
reizenden Fontanella della<br />
Pigna (Pinienzapfen-<br />
Brünnlein) geschmückte<br />
Blumenanlage hinter sich<br />
gelassen hat, gelangt man<br />
zu der kleinen Kirche, die<br />
durch eine Loggiafassade<br />
gekennzeichnet ist.
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 33<br />
10. San Marco<br />
Die Kirche wurde im Jahre 336 von<br />
Papst Markus gegründet und viele<br />
nachfolgende Dokumente bezeugen<br />
ihre Existenz. Die erste Basilika des 4.<br />
Jahrhunderts befindet sich 2,30 Meter<br />
unterhalb der jetzigen Kirche, und es wurden<br />
die Überreste der Fundamente und<br />
der drei durch Säulen getrennten Kirchenschiffe<br />
bestimmt. Das Gebäude hatte dieselbe<br />
Ausrichtung wie die heutige Kirche<br />
und man nimmt an, dass es durch einen<br />
Brand zerstört wurde. Eine zweite Basilika<br />
aus dem 5. Jahrhundert kehrte die Ausrichtung<br />
um, mit dem Altar an derjenigen<br />
Stelle, an der sich der Eingang der vorherigen<br />
Kirche befand. Auf diesem Tempel<br />
entstand die dritte Kirche aus dem 9. Jahrhundert,<br />
die wieder die Ausrichtung der<br />
ersten Konstruktion übernahm. Und von<br />
dieser Kirche kann man heute noch die<br />
Krypta besichtigen. Im Jahre 1154 wurde<br />
der romanische Glockenturm und der<br />
S. Marco, Fassade<br />
marmorne Baldachin errichtet, ein Werk<br />
desselben Künstlers, der später an der Kirche<br />
S. Lorenzo fuori le Mura (St. Lorenz<br />
vor den Mauern) arbeiten sollte. Große<br />
bauliche Veränderungen setzten 1464<br />
unter Paul II. ein: Die Decke des Hauptschiffes<br />
wird prachtvoll dekoriert, die<br />
Apsis restauriert und der gegenwärtige<br />
Portikus mit der darüber liegenden Loggia<br />
errichtet. Der heutige Fußboden wurde<br />
hingegen im Jahre 1523 erneuert, während<br />
neue Glasfenster, Stuckdekorationen<br />
und Gemälde auf Kosten der einst im<br />
Palazzo di Venezia ansässigen venezianischen<br />
Botschaft eingebracht wurden. Die<br />
Kirche sollte ihr endgültiges Aussehen erst<br />
im Jahre 1735 erhalten, als die antiken<br />
Granitsäulen durch Backsteinsäulen<br />
ersetzt wurden, die mit sizilianischem<br />
Jaspis verkleidet waren, und der Hochaltar<br />
errichtet wurde.<br />
Von der Loggia über dem Portikus aus<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong><br />
33
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 34<br />
1. Rundgang<br />
Atrium, Brunnen aus dem 9. Jahrhundert<br />
segnete der Papst, der lange Zeit im<br />
Palazzo di Venezia wohnte, die zu feierlichen<br />
Anlässen zusammengekommene<br />
Menge. Im Atrium der Basilika sind ein<br />
Brunnen aus dem 9. Jahrhundert und<br />
eine in die rechte Wand eingemauerte<br />
Grabinschrift bemerkenswert; diese ist<br />
Beweis für das Verhältnis, das den Papst<br />
Alexander Borgia mit der im Jahre 1518<br />
verstorbenen Vannozza Cattanei verband,<br />
von der er vier Kinder bekam, darunter<br />
Cesare, genannt Valentino, und die<br />
berühmte Lukrezia, Herzogin von Ferrara.<br />
In dem dreischiffigen Innenraum ist das<br />
bewundernswerteste Werk das sehr kostbare<br />
Mosaik, das das flache Apsisgewölbe<br />
schmückt. Im Mittelschiff befinden<br />
sich zahlreiche Fresken und Gemälde zwischen<br />
den Verglasungen, die alle aus dem<br />
17. und 18. Jahrhundert stammen. In den<br />
Kapellen sind einige wertvolle Werke von<br />
Palma dem Jüngeren. Im Inneren der<br />
Apsis dann das Meisterwerk der Basilika:<br />
das aus dem 9. Jahrhundert stammende<br />
Mosaik mit der Darstellung des Christus<br />
mit Papst Markus und den hl. Agapitus,<br />
Agnes, Felicissimus, dem Evangelisten<br />
Markus und Gregor IV.; darunter<br />
Christus und die Apostel. In der Nähe<br />
des Seiteneingangs steht ein Grabmal,<br />
Werk von Antonio Canova. Im Sakramentsaltar<br />
im hinteren Teil des Schiffes<br />
befindet sich das Papst Markus darstellende<br />
Bild von Melozzo da Forlì, während<br />
die Zeichnung der Kapelle von Pietro da<br />
Cortona stammt. Der Körper des Heiligen<br />
wird in einer Porphyrurne im Presbyterium<br />
aufbewahrt.<br />
Zu besichtigen ist die Sakristei, die die<br />
Überreste des ursprünglichen Ziboriums,<br />
wertvolle Einrichtungsgegenstände und<br />
Reliquiaren zusammen mit einem Fragment<br />
der Kreuzigung aus dem 13. Jahrhundert<br />
und ein Bild des Evangelisten<br />
Markus von Melozzo da Forlì enthält.<br />
34 Apsismosaik: Christus mit Papst Markus und den hl. Agapitus, Agnes, Felicissimus, dem Evangelisten<br />
Markus und Gregor IV.
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 35<br />
Die Basilika S.<br />
Marco auf<br />
dem gleichnamigen<br />
Platz verlassend<br />
sieht man rechts, nahe der<br />
Hausnummer 49, die Reste einer Statue,<br />
die vom Iseo Campense, einem<br />
ägyptischen Tempel aus der Kaiserzeit<br />
stammt, der sich in der Nähe der Via di<br />
Campo Marzio befand. Die große weibliche<br />
Marmorbüste, dort seit dem 15.<br />
Jahrhundert aufgestellt, ist wahrscheinlich<br />
der Rest dessen, was von einer grossen<br />
Statue der Göttin Isis übrig geblieben<br />
ist. Die Büste wurde vom Volk in<br />
Madame Lukrezia umbenannt und in<br />
der Vergangenheit zusammen mit dem<br />
bekannteren Pasquino zu den so<br />
genannten sprechenden Statuen von<br />
Rom gezählt; dies sind diejenigen Statuen,<br />
auf denen satirische<br />
Kompositionen in Versen<br />
gegen die Regierung oder<br />
hoch gestellte Persönlichkeiten<br />
der Stadt angebracht<br />
wurden. Die Statue ist an den<br />
Palazzetto di Venezia gestellt,<br />
ein Gebäude, das mit großen<br />
Bogenöffnungen ursprünglich<br />
als Begrenzung für das<br />
Viridarium, den päpstlichen<br />
Garten fungierte. Aus Gründen,<br />
die mit der Entwicklung<br />
der Straßenachse zwischen<br />
Rom und dem Meer verbunden<br />
sind, wurde der Palazzetto<br />
im Jahre 1911 vollkommen<br />
zerstört und im Vergleich<br />
zum Original mit<br />
einer anderen Ausrichtung<br />
und großen Änderungen<br />
wiederaufgebaut. Er wurde<br />
um ein Stockwerk erhöht<br />
und hat die Schließung der<br />
Bögen erlitten. Derzeit sind<br />
in dem Gebäude verschiedene<br />
Kulturvereine ansässig.<br />
11. <strong>Beim</strong> Vom Portal des Palazzo<br />
Spazierengehen... di Venezia aus, der sich<br />
in Via del Plebiscito<br />
befindet und als Zugang<br />
für die regelmäßig im Palazzo<br />
stattfindenden Ausstellungen genutzt<br />
wird, betritt man den an Palmen reichen<br />
Garten, um den mit einem<br />
Löwen von S. Marco geschmückten<br />
Brunnen zu bewundern. Von hier aus<br />
erreicht man den Hof des angrenzenden<br />
Palazzetto und kann das rekonstruierte<br />
päpstliche Viridarium in Einsicht<br />
nehmen. Inmitten des Gartens<br />
steht der im Jahre 1483 mit den Waffen<br />
des Kardinals Barbo eingehauene<br />
Brunnen. Kehrt man zur Piazza Venezia<br />
zurück, mit dem Vittoriano im<br />
Rücken, fällt die Aufmerksamkeit auf<br />
den Palazzo zur Linken.<br />
Büste der Isis, genannt Madame Lukrezia<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 35
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 36<br />
1. Rundgang<br />
36<br />
12. Der Palazzo di Venezia<br />
Ursprünglich war er eine bescheidene<br />
Unterkunft der Titelkardinäle<br />
der Basilika. Im Jahre 1440<br />
übernahm der Venezianer und spätere<br />
Papst Paul II., Pietro Barbo, den Kardinalstitel<br />
und das Gebäude begann,<br />
sich zu verwandeln; zunächst durch<br />
den Anbau eines Torre della Biscia<br />
genannten Turms, der früher der Familie<br />
Annibaldi gehörte. Mit der Krönung<br />
des Kardinals zum Papst erfuhr der<br />
Palazzo eine enorme Entwicklung.<br />
Wenn dieses Gebäude zuvor 700 Quadratmeter<br />
groß war, übertraf es<br />
schließlich, den Garten eingeschlossen,<br />
eine Fläche von 11.000 Quadratmetern.<br />
Es wurde auch ein breiter Hof<br />
geschaffen und die auf den Platz zeigenden<br />
Fenster wurden verändert. Im<br />
Jahre 1564 gründete Pius IV. im Palazzo<br />
eine Art Eigentumsgemeinschaft<br />
zwischen den<br />
Der Palazzo di Venezia<br />
Kardinälen der Basilika S. Marco und<br />
der Republik Venedig, die das Haus als<br />
Wohnsitz für ihre Botschafter nutzte.<br />
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts ging<br />
der Palazzo mit dem Abkommen von<br />
Campoformio zum habsburgischen<br />
Reich über, mit Ausnahme der Napoleonischen<br />
Zeit, in der er Eigentum des<br />
Italienischen Reiches wurde. Der Palazzo<br />
di Venezia gehörte bis 1916 zu<br />
Österreich und wurde dem italienischen<br />
Staat im Jahre 1924 zurückgegeben.<br />
Heute beherbergt der Palazzo das<br />
Museum des Palazzo di Venezia und<br />
die Bibliothek des Nationalen Instituts<br />
für Archäologie und Kunstgeschichte.<br />
Von 1929 bis 1943, das Jahr der letzten<br />
Sitzung des „Großen Faschistischen<br />
Rats“, beherbergte der Palazzo<br />
in der Sala del Mappamondo<br />
das Büro<br />
von Mus-
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 37<br />
solini. Von dem auch von der Piazza<br />
aus gut sichtbaren Außenbalkon des<br />
Saals hielt der Duce seine berühmten<br />
Reden – einschließlich der Kriegserklärung<br />
gegen Frankreich und England<br />
vom 10. Juni 1940 – an die Menge, die<br />
sich auf dem Platz zusammendrängte.<br />
Das Museum des Palazzo di Venezia<br />
wurde 1921 eröffnet. Die vom Staat im<br />
Jahre 1959 erworbene Odescalchi-<br />
Sammlung der Wandteppiche und Waffen<br />
ist in der Sala Regia ausgestellt, der<br />
Ort, an dem die Botschafter darauf warteten,<br />
vom Papst empfangen zu werden.<br />
Einige Wandteppiche flämischer<br />
Herkunft aus dem 16. Jahrhundert besitzen<br />
einen beachtlichen künstlerischen<br />
Wert. Die Sala del Mappamondo<br />
erhielt ihren Namen aufgrund einer heute<br />
verschwundenen Weltkarte, die sich<br />
an der Decke befand. Der Raum misst<br />
280 Quadratmeter und verfügt über<br />
einen wunderschönen, mit Barbo-Wappen<br />
versehenen Kamin. Von diesem Saal<br />
aus betritt man die Räume des Kardinals<br />
Der über die V ia del Plebiscito blickende Löwe des Palazzo di Venezia<br />
Detail eines Fensters des Palazzo di Venezia<br />
Barbo: Zu bestaunen sind die Sala del<br />
Pappagallo, Sala degli Argenti und<br />
Sala delle Ceramiche. Die Räume der<br />
Wohnung der Familie Cybo werden<br />
dagegen für vorübergehende Ausstellungen<br />
genutzt.<br />
<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 37
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 38<br />
1. Rundgang<br />
38<br />
Am rechten<br />
Ende des<br />
Palazzo di<br />
Venezia befindet sich die<br />
kleine Kapelle der Madonna<br />
delle Grazie. Sie<br />
wird üblicherweise<br />
die Madonnella<br />
di S. Marco<br />
genannt, geht auf<br />
das Jahr 1699<br />
zurück und<br />
befand sich an<br />
einer Ecke von<br />
Piazza S. Marco.<br />
Sie wurde nach<br />
den Arbeiten des<br />
Jahres 1911, die<br />
zum Abriss des<br />
Palazzetto di Venezia und dessen Versetzung<br />
führten, hierher gebracht.<br />
An der Ecke zwischen Piazza Venezia<br />
und Via del Corso befindet sich Palazzo<br />
Bonaparte, der zuvor den Namen<br />
der Familien D’Aste und Rinuccini<br />
trug und ein Werk von G.A. De Rossi<br />
des ausgehenden 17. Jahrhunderts ist.<br />
Der Palazzo ist vor allem daher<br />
bekannt, dass er Madame Letizia<br />
Ramolino Bonaparte, die Mutter<br />
13. <strong>Beim</strong><br />
Spazierengehen...<br />
Palazzo delle Assicurazioni Generali,<br />
Detail der Fassade<br />
Palazzo Bonaparte, überdachter Eckbalkon<br />
Napoleons beherbergte,<br />
die dort ihre<br />
letzten Jahre verbrachte<br />
und tagelang hinter<br />
dem überdachten Eckbalkon<br />
(der so genannte<br />
“Mignano”) saß<br />
und die Römer<br />
beim Spaziergang<br />
beobachtete. Auf<br />
der gegenüberliegenden<br />
Seite von<br />
Piazza Venezia<br />
findet man das<br />
Bauwerk sehr viel<br />
jüngeren Datums,<br />
Palazzo delle<br />
Assicurazioni<br />
Generali, errichtet<br />
im Jahre 1911 gemäß der Zeichnung<br />
von Alberto Manassei, der die<br />
Proportionen der Renaissance von<br />
Palazzo di Venezia zum Vorbild nahm.<br />
Ein einfacher Gedenkstein erinnert<br />
daran, das in Via dei Fornari Michelangelo<br />
Buonarroti lebte: Seine Wohnung,<br />
die auch seinen Schülern als<br />
Atelier diente, wurde zerstört, um<br />
Platz für den Palazzo delle Assicurazioni<br />
zu schaffen.
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 39<br />
Wie erreicht man…<br />
Piazza Venezia:<br />
H - 30 - 40 - 44 - 46 - 60 - 62 - 63 - 64 - 70<br />
- 81 - 84 - 85 - 87 - 95 - 117 - 119 - 130 -<br />
160 - 170 - 175 - 190 - 204 - 271 - 492 -<br />
571 - 628 - 630 - 715 - 716 - 780 - 781 -<br />
810 - 850 - 916<br />
Touristenbuslinie:<br />
110 - Archeobus<br />
Zeichenerklärung:<br />
• Die halbfetten Zahlen zeigen die Endstationen an<br />
(z. B. 70).<br />
• Die unterstrichenen Zahlen verweisen auf die Straßenbahnen<br />
(z.B. 3).<br />
• Die grünen Zahlen geben die nur werktags bedienten<br />
Linien an (z.B. 30).<br />
• Die roten Zahlen zeigen die nur feiertags verkehrenden<br />
Verkehrsmittel an (z.B. 130).
<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 40<br />
Stadt Rom<br />
Tourismus<br />
Infobüros des<br />
Fremdenverkehrsamtes<br />
• Stazione Termini (Hauptbahnhof) - Via Giolitti, 34 -<br />
Gleis 24 (täglich von 8.00-21.00 Uhr)<br />
• Stazione Termini - Piazza dei Cinquecento -<br />
Vetrina Roma (täglich von 11.00-18.00 Uhr)<br />
Täglich von 9.30-19.30 Uhr<br />
• Flughafen Leonardo da Vinci - Terminal C - Arrivi<br />
Internazionali (Ankunft Internationale Flüge)<br />
• Castel Sant’Angelo (Engelsburg) - Piazza Pia<br />
• Via Minghetti - Fontana di Trevi (Trevi-Brunnen)<br />
• Piazza del Tempio della Pace - Fori Imperiali<br />
(Kaiserforen)<br />
• Piazza delle Cinque Lune - Navona<br />
• Santa Maria Maggiore - Via dell’Olmata<br />
• Piazza Sonnino - Trastevere<br />
• Via Nazionale - Palazzo delle Esposizioni<br />
Büro für Tourismuspolitik und internationale<br />
Tourismusförderung<br />
Via Leopardi, 24 – 0<strong>01</strong>85 Rom<br />
Callcenter Fremdenverkehrsamt Tel. +39 06 82059127<br />
(täglich von 9.00-19.30 Uhr)<br />
Telefonvermittlung der Stadt Rom Tel. +39 06 06 06<br />
www.comune.roma.it