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01-Beim Kilometer Null - ENIT-AT

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<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 1<br />

Stadt Rom<br />

Tourismus<br />

Römische Stadtrundgänge<br />

1 <strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong><br />

Vom Campidoglio (Kapitol) zur Piazza Venezia


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 2<br />

Rom für dich<br />

Informationsreihe der Stadt Rom<br />

Realisierung: Cosmofilm spa - Elio de Rosa Verlag<br />

Texte: Alberto Tagliaferri, Valerio Varriale<br />

(Kulturverein Mirabilia Urbis)<br />

Verlagskoordinierung: Emanuela Bosi<br />

Grafische Gestaltung und Seiten-Layout: Marco C. Mastrolorenzi<br />

Fotos: D. Bianca: S. 9 oben; A. Idini: S. 2, 9 unten, 10, 11, 13, 17 oben, 20 oben, 26; M. T.<br />

Natale: S. 32, 35; P. Soriani: Umschlag, S. 12 unten, 14 unten rechts, 18, 19, 23, 24, 25,<br />

26, 34 unten; Spazio Visivo S. 13; Archiv Cosmofilm: S. 3, 12 oben, 14 oben und unten<br />

links, 15, 16, 17 unten, 20 unten, 21, 22, 28-29, 30, 31, 33, 34 oben, 36, 37, 38.<br />

Auf der Umschlagseite die Reiterstatue des Mark Aurel (moderne Nachbildung)<br />

und im Hintergrund der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast)<br />

Auf dieser Seite eine der Dioskuren-Statuen am oberen Ende der kapitolinischen<br />

„Cordonata“ (Rampentreppe)


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 3<br />

Stadt Rom<br />

Tourismus<br />

Römische Stadtrundgänge<br />

• Der Campidoglio (Kapitol) 8<br />

1. Die Piazza (Kapitolsplatz) 9<br />

2. Der Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast) 13<br />

3. Der Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast) 17<br />

4. Der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast) und das<br />

Tabularium (Staatsarchiv) 18<br />

5. <strong>Beim</strong> Spazierengehen... 21<br />

6. Die Kirche Santa Maria in Aracoeli<br />

(St. Maria zum Himmelsaltar) 23<br />

7. <strong>Beim</strong> Spazierengehen... 26<br />

• Piazza Venezia 27<br />

8. Das Nationaldenkmal zu Ehren Viktor Emanuels II.<br />

(Vittoriano) 28<br />

9. <strong>Beim</strong> Spazierengehen... 32<br />

10. Die Kirche San Marco (Hl. Markus) 33<br />

11. <strong>Beim</strong> Spazierengehen... 35<br />

12. Der Palazzo di Venezia 36<br />

13. <strong>Beim</strong> Spazierengehen... 38<br />

Die kapitolinische Triade<br />

1 <strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong><br />

Vom Campidoglio (Kapitol) zur Piazza Venezia


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 4<br />

Eine großartige Ansicht des Kapitols mit der von Michelangelo entworfenen Cordonata (Rampentreppe)<br />

und der Aracoeli-Freitreppe, festgehalten in einem Stich aus dem achtzehnten Jahrhundert<br />

von G.B. Piranesi.<br />

Piazza Venezia im achtzehnten Jahrhundert, vor dem für den Bau des Vittoriano vollendeten Durchbruch.<br />

Links Palazzo Bolognetti, dahinter der heute nicht mehr existierende Palazzo Torlonia; in der<br />

Hintergrundmitte die ebenfalls zerstörte Torre di Paolo III (Turm Pauls III.) und im Vordergrund<br />

der zu Beginn des 20. Jahrhunderts demontierte und wieder aufgebaute Palazzetto di Venezia; auf der<br />

rechten Seite schließlich der einzige Überlebende des Abrisshammers: Palazzo di Venezia.


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 5<br />

Einführung<br />

Römische Stadtrundgänge bilden eine Reihe von Rundgängen<br />

für denjenigen, der die Kenntnisse über die Stadt vertiefen möchte.<br />

Zu den bereits veröffentlichten Rundgängen des großen römischen<br />

Rinascimento – Caravaggio, Raffael, Michelangelo – und denen des Barock<br />

der Bauwerke von Bernini und Borromini kommen nun weitere, eigens ausgearbeitete<br />

Routen hinzu, um den Besucher bei der „Meter-um-Meter“-Entdeckung<br />

einer derart zusammengefassten Kunststadt zu begleiten und zu<br />

unterstützen.<br />

Auf diese Weise wird die Stadt als ein unicum distinctum in einem Mosaik<br />

beschrieben und „gelesen”, das sich zusammenfügt und in seine Einzelteile<br />

auflöst, je nach den Bedürfnissen des Besuchers, der zwischen Das monumentale<br />

Rom (Via dei Fori Imperiali und Kolosseum), Der Hügel der Poesie<br />

(Aventin und Umgebung), Zwischen Wäldern und Aquädukten (Celio), Die<br />

Anfänge des christlichen Roms (Die Kirchen San Giovanni in Laterano und<br />

Santa Croce in Gerusalemme), Das verrufene Elendsviertel (Rione Monti und<br />

die Kirche Santa Maria Maggiore) und Fast ein Filmdrehort (Via Veneto und<br />

Umgebung), etc. wählen kann.<br />

Ein schwieriges Unterfangen, das dennoch, auch auf der Ebene der Darstellung<br />

der Tradition und der kulturellen Identität unserer Stadt, auf treffende<br />

Weise gelungen ist und die wissenschaftlichen Inhalte des historisierten Erbes<br />

mit Einfachheit respektiert; ein Unterfangen, dem eine Erzählung zugrunde<br />

liegt, die die grafische Gestaltung mit einem editorischen Aufbau der Inhalte<br />

vereint.<br />

Ein Kommunikationssystem, das für das Verständnis des größten und<br />

unglaublichsten historisch-künstlerischen Erbes von Rom wirksam ist, erlaubt<br />

es dem Touristen, die Hauptbedeutung des gewählten Rundgangs sofort zu<br />

erkennen und ermöglicht ihm gleichzeitig die unmittelbare Bestimmung der<br />

eigenen Position im Verhältnis zu der Gegend, die er besuchen möchte.<br />

Die so zusammengefassten und zusammengestellten Rundgänge können<br />

sehr gut als ein symbolisches „Notizbuch des Künstlers“ dienen und in den<br />

Augen des Besuchers als eine große Glaswand mit mehreren Fenstern<br />

erscheinen, auf deren Hintergrund ein kultureller Horizont existiert, der römischer,<br />

eindrucksvoller und reicher an nie untergegangenen Werten nicht sein<br />

könnte.<br />

Rom erwartet dich!<br />

Die stellvertretende Bürgermeisterin<br />

Mariapia Garavaglia<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 5


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 6<br />

Die Karte<br />

6<br />

Zeichenerklärung<br />

1. Piazza del Campidoglio (Kapitolsplatz)<br />

2. Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast)<br />

3. Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast)<br />

4. Palazzo Senatorio (Senatorenpalast) und das Tabularium<br />

(Staatsarchiv)<br />

5. <strong>Beim</strong> Spazierengehen...<br />

6. Kirche Santa Maria in Aracoeli (St. Maria zum Himmelsaltar)<br />

7. <strong>Beim</strong> Spazierengehen...<br />

8. Nationaldenkmal zu Ehren von Viktor Emanuel II. (Vittoriano)<br />

9. <strong>Beim</strong> Spazierengehen...<br />

10. Kirche San Marco<br />

11. <strong>Beim</strong> Spazierengehen...<br />

12. Palazzo di Venezia<br />

13. <strong>Beim</strong> Spazierengehen...


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 7<br />

11<br />

10<br />

12<br />

5<br />

7<br />

13<br />

1<br />

2<br />

6<br />

3<br />

8<br />

9<br />

4<br />

Die Karte 7


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 8<br />

1. Rundgang<br />

8<br />

Der Hügel stellte in der Antike<br />

die militärische, zivile und religiöse<br />

Macht Roms dar. Er symbolisierte<br />

die Gerichtsbarkeit. Seine<br />

mächtige Struktur, die die Furt des<br />

Tibers beherrschte, ließ ihn geeignet<br />

erscheinen, um Defensivaufgaben zu<br />

erfüllen und der bevorzugte Sitz der<br />

Macht zu werden; es wurden Verträge<br />

geschlossen und Abkommen diskutiert,<br />

die Auspizien eingeholt, Siege gefeiert,<br />

Urteile verkündet und vollstreckt. Das<br />

Kapitol ist der niedrigste der römischen<br />

Hügel. Er liegt nur 46 Meter über dem<br />

Meeresspiegel und wurde in der Antike<br />

von unzugänglichen Felsen geschützt;<br />

einzig die zum Quirinal hin gelegene<br />

Seite fällt weniger steil ab. Dank dieser<br />

Lage und der Nähe zum Tiber, zwischen<br />

der Valle del Foro, der weiten<br />

Ebene des Marsfeldes und des offenen<br />

Platzes des Foro Boario, eignete sich<br />

der Hügel ausgezeichnet als Festung<br />

der altertümlichen Stadt. Man denke<br />

nur an die legendäre Verteidigung<br />

durch die Gänse.<br />

Der antike Hügel des Kapitols war<br />

durch zwei Kuppen gekennzeichnet,<br />

das Capitolium und die Arx (Burg), die<br />

durch eine leichte, Asylum genannte<br />

Senke getrennt waren, welche ihre<br />

Bezeichnung daher erhielt, dass an<br />

jener Stelle zu Romulus’ Zeiten Verfolgte<br />

und Emigranten anderer Städte<br />

aufgenommen wurden, die sich der<br />

Gruppe der ersten Römer anschlossen.<br />

Archäologische Forschungen<br />

haben ergeben, dass der Hügel zumindest<br />

seit dem 14. Jahrhundert v. Chr.<br />

Der<br />

Spaziergang<br />

beginnt...<br />

Der Campidoglio (Kapitol)<br />

bewohnt war. Auf dem Gipfel des Capitolium<br />

erhob sich der Tempel des Jupiter<br />

Optimus Maximus, der bedeutendste<br />

der Stadt. In Wirklichkeit war der<br />

Tempel der kapitolinischen Triade<br />

Jupiter, Juno und Minerva geweiht<br />

und dies führte dazu, dass das Kapitol<br />

bis zum Ende der Kaiserzeit als der heilige<br />

Hügel der Stadt betrachtet wurde.<br />

Der Name Capitolium geht einer Legende<br />

nach auf den Schädel (caput) eines<br />

etruskischen Kriegers zur Zeit der Tarquinier<br />

zurück, der während der Grabungen<br />

für den Bau des Jupitertempels<br />

entdeckt wurde. Der Krieger hieß<br />

angeblich Olus und daher soll aus caput<br />

Oli Capitolium abgeleitet worden sein.<br />

Auf der Arx, dem anderen Gipfel des<br />

Hügels, erhob sich der Tempel der<br />

Juno Moneta (Mahnerin), und da sich<br />

in der Nähe das Gebäude der Münzstätte<br />

befand, ging der Name “Moneta”<br />

auf die Metallstücke über, die dort<br />

geprägt wurden.<br />

Am Ende der Antike wurde das Kapitol<br />

zunehmend verlassen, bis es den<br />

ursprünglichen Namen verlor, der<br />

durch Monte Caprino (Ziegenhügel)<br />

ersetzt wurde. Dann erfolgte ein allmählicher<br />

Aufschwung, der in dem<br />

endgültigen Wiederaufblühen des 16.<br />

Jahrhunderts kulminierte und mit<br />

Michelangelos Anordnung einsetzte,<br />

die die städtebauliche und denkmalsbezogene<br />

Ausrichtung des Hügels<br />

bedeutend umstieß, dem antiken und<br />

heidnischen Forum den Rücken<br />

zukehrte und sich einer neuen Stadt<br />

der Päpste zuwandte.


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 9<br />

1. Die Piazza (Kapitolsplatz)<br />

Um auf den Kapitolsplatz zu gelangen,<br />

geht man die von Michelangelo<br />

entworfene Cordonata<br />

(Rampentreppe) hinauf, die 1578 von<br />

Giacomo Della Porta verändert und im<br />

Jahre 1929 verkürzt wurde, um die Via<br />

del Mare, heute Via del Teatro di Marcello<br />

zu bauen. Am Fuße der Cordonata befinden<br />

sich zwei ägyptische Löwen aus<br />

schwarzem Granit mit roten Äderungen,<br />

die in der Gegend des Iseo Campense<br />

(Heiligtum der Isis), einem antiken ägyptischen<br />

Tempel aus dem 1. Jahrhundert n.<br />

Chr. gefunden wurden, der sich in der<br />

Gegend des Marsfeldes befand. Die Treppen<br />

der Cordonata hinaufsteigend<br />

Eine der Dioskuren-Statuen am oberen Ende der<br />

kapitolinischen Cordonata<br />

Eine der so genannten Trophäen des Marius<br />

begegnet man linker Hand der Statue<br />

des Cola di Rienzo (1313 - 1354, ein<br />

berühmter und unglücklicher Tribun, der<br />

Rom während der Jahre des Exils der Päpste<br />

in Avignon regierte); es handelt sich<br />

um ein Bronzestandbild von Girolamo<br />

Masini, das am 20. September 1877 eingeweiht<br />

wurde. Am Gipfelpunkt der<br />

Rampe angekommen trifft man auf eine<br />

Balustrade, die sich als eine regelrechte<br />

Panoramaterrasse über der Stadt herausstellt.<br />

Sie wird von zwei Dioskurengruppen,<br />

den Götterzwillingen Castor und<br />

Pollux geschmückt, die ihre Pferde halten<br />

und wahrscheinlich aus dem ihnen<br />

geweihten Tempel im antiken Zirkus Flaminius,<br />

dem heutigen Gebiet des Lungotevere<br />

dei Cenci (Tiber-Promenade der<br />

Cenci) stammen. Weitere Dekorationen<br />

sind die so genannten Trophäen des<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 9


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 10<br />

1. Rundgang<br />

10<br />

Einer der Löwen aus Basalt mit Brunnenfunktion am Fuße des Kapitols<br />

Marius, die einst als die Darstellung der<br />

den Kimbern und Teutonen durch<br />

Marius, dem berühmten Rivalen<br />

von Silla, abgenommenen<br />

Waffen betrachtet wurden;<br />

in Wirklichkeit<br />

sind es Rüstungen,<br />

die aus dem auf<br />

dem Esquilin von<br />

Kaiser Alessandro<br />

Severo errichteten<br />

und noch heute in<br />

der Mitte der Piazza<br />

Vittorio Emanuele II.<br />

als Ruine sichtbarenNymphäumstammen.<br />

Neben<br />

den Trophäen<br />

steht rechts die<br />

Statue des Kon-<br />

stantin und<br />

links diejenige<br />

Die Statue Konstantins auf der kapitolinischen<br />

Balustrade<br />

seines Sohnes Konstantius; beide wurden<br />

auf dem Quirinal an der Stelle entdeckt,<br />

an der die von Konstantin erbauten<br />

Thermen emporragten. Schließlich<br />

befinden sich an den Enden der Balustrade<br />

zwei von der Via Appia stammende<br />

und auf die Zeit der flavischen Kaiser<br />

zurückgehende Meilensteine.<br />

Nun ist man auf dem Kapitolsplatz<br />

angekommen, der komplett<br />

von Michelangelo entworfen<br />

wurde und dessen<br />

ehemaliges mittelalterliches<br />

Gefüge der Künstler durch seinen<br />

Umbau vollkommen veränderte.<br />

In der Mitte<br />

erhebt sich die moderne,<br />

aus künstlichem<br />

Material gestaltete<br />

Nachbildung der Statue<br />

des Mark Aurel.<br />

Das Original kann seit<br />

dem 22. Dezember


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 11<br />

Das bronzene Reiterstandbild des Mark Aurel (moderne Nachbildung)<br />

2005 an seinem neuen Ort im Inneren<br />

des Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast)<br />

besichtigt werden; einst<br />

wurde die Statue auf Veranlassung von<br />

Michelangelo selbst aus dem Lateran<br />

auf das Kapitol versetzt. Als einziges, bis<br />

in unsere Tage gelangtes Reiterstandbild<br />

des römischen Altertums hat die Mark-<br />

Aurel-Gruppe nur überlebt, weil man<br />

über Jahrhunderte hinweg fälschlicherweise<br />

davon ausging, dass es den beim<br />

Christentum beliebten und daher unberührbaren<br />

Kaiser Konstantin darstellen<br />

würde. Während sein Schlachtroß majestätisch<br />

schreitet, macht der Kaiser mit<br />

der rechten Hand das Zeichen des Ad<br />

locutium (Ansprache), als wenn er sich<br />

den siegreichen Truppen zuwenden<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 11


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 12<br />

1. Rundgang<br />

12<br />

würde, und trägt einen Ausdruck unbesorgter<br />

Ruhe auf dem Gesicht. Im Altertum<br />

lag unter dem erhobenen Lauf des<br />

Pferdes die Statuette eines gefangenen<br />

Barbaren, Symbol der militärischen Siege<br />

gegen die Völker, die die Grenzen<br />

des Reiches bedrohten. Die Statue ruht<br />

auf einem monolithischen Sockel, der<br />

mit dem Wappen des römischen Volkes<br />

und dem von Papst Paul III. verziert ist.<br />

Eine Inschrift erinnert an die Versetzung<br />

der Statue aus dem Lateran, während<br />

eine andere nach dem Vorbild derjenigen<br />

der Römerzeit dem Kaiser eine Lobrede<br />

hält. Das vom Sockel des Mark<br />

Aurel ausgehende Sternenmuster, das<br />

die Pflasterdecke des Platzes schmückt,<br />

wurde im 16. Jahrhundert von Michelangelo<br />

entworfen, aber erst im Jahre<br />

1940 von dem Architekten Antonio<br />

Muñoz ausgeführt.<br />

Kapitolsplatz bei Nacht<br />

Die Bronzestatue von Cola di Rienzo in dem<br />

Garten, der die Rampentreppe säumt


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 13<br />

2. Der Palazzo dei Conservatori<br />

(Konservatorenpalast)<br />

Der Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast)<br />

Auf der rechten Seite der Piazza<br />

befindet sich das ehemalige<br />

Gebäude einer für die städtische<br />

Verwaltung verantwortlichen Gerichtsbarkeit<br />

aus der Zeit der italienischen<br />

Stadtstaaten. Auf dessen Fassade<br />

wurde im 15. Jahrhundert die<br />

berühmte Wölfin platziert, eine Bronze<br />

aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. aus<br />

wahrscheinlich großgriechischer<br />

Herstellung, die,<br />

zusammen mit dem Spinario<br />

(Dornauszieher) und<br />

dem kolossalen Bronzekopf<br />

Konstantins, den<br />

Konservatoren im Jahre<br />

1471 vom Della Rovere-Papst<br />

Sixtus IV.<br />

geschenkt wurde und<br />

den ersten Kern der Kapitolinischen<br />

Museen bildet.<br />

Im 16. Jahrhundert plante<br />

Michelangelo die<br />

Anordnung des<br />

Hand der Kolossalstatue des Konstantin<br />

Platzes; der neue Palazzo dei Conservatori<br />

wurde von ihm 1563 begonnen und<br />

im Jahre 1568 von Giacomo Della Porta<br />

vollendet. So kamen zu den älteren,<br />

bereits Anfang des 16. Jahrhunderts<br />

dekorierten Innenräumen –<br />

Sala Maggiore, Loggia della<br />

Lupa, Sala di Annibale, Sala<br />

del Trono, Sala delle Oche<br />

und Sala delle Aquile –<br />

die Sala dei Trionfi, Sala<br />

dei Capitani und Sala<br />

degli Orazi e Curiazi<br />

hinzu. Zu den Künstlern,<br />

die diese Räume<br />

schmückten, zählen<br />

Cavalier d’Arpino,<br />

Jacopo Ripanda und<br />

Antoniazzo Romano.<br />

Die Wölfin und die<br />

anderen, von Sixtus IV.<br />

geschenkten Bronzen,<br />

die ursprünglich im<br />

Portikus aufbe-<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 13


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 14<br />

1. Rundgang<br />

14<br />

Relief, das Mark Aurel darstellt, während er<br />

eine religiöse Zeremonie zelebriert<br />

wahrt wurden, der sich vor dem ehemaligen<br />

mittelalterlichen Palast befand,<br />

wurden im Inneren untergebracht.<br />

Nach den Beiträgen von Innozenz VIII.<br />

(1484-92) geb. Cybo und Pius V. (1566-<br />

72) geb. Ghislieri zur Erweiterung der<br />

Sammlung wurde diese in der ersten<br />

Hälfte des 18. Jahrhunderts unter dem<br />

Orsini-Papst Klemens XII. der Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht und verwandelte<br />

sich in das älteste Museum der<br />

Welt. Der Hof beherbergt die Reste der<br />

riesigen Statue Konstantins, die einst<br />

die Apsis der Maxentius-Basilika<br />

schmückte; es finden sich hier außerdem<br />

die bildhauerischen Darstellungen<br />

der Rom unterworfenen Provinzen.<br />

Im Innenraum werden auf der großen<br />

Freitreppe die Reliefs des Mark Aurel<br />

(176 n.Chr.) und diejenigen des Hadrian<br />

ausgestellt, weiter oben die Statue<br />

des Karl von Anjou, ein Werk von<br />

Arnolfo di Cambio aus dem 13. Jahrhundert.<br />

In der Sala degli Orazi e Curiazi<br />

können die prächtige Statue des Pamphili-Papstes<br />

Innozenz X., ein Bronzewerk<br />

von Algardi, und die von Bernini<br />

geschaffene Marmorstatue Urbans<br />

VIII. aus der Familie der Barberini<br />

bestaunt werden. In der Sala dei Trionfi<br />

stehen die so genannte Büste des Brutus,<br />

die in Wirklichkeit auf die Anfänge<br />

des 2. Jahrhunderts v. Chr. zurückgeht,<br />

die bronzene Statue des Camillus,<br />

eines jungen Assistenten der heidnischen<br />

Priesterriten und die späthelleni-<br />

Die so genannte Büste des Brutus Kopf der Kolossalstatue des Konstantin


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 15<br />

Die Wölfin<br />

Büste des Commodus Gian Lorenzo Bernini, Kopf der Meduse<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 15


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 16<br />

1. Rundgang<br />

stische Statue des so genannten Spinario<br />

(Dornauszieher), einer jünglingshaften<br />

Gestalt, die porträtiert ist, während<br />

sie sich einen Dorn aus dem Fuß zieht.<br />

Die weltberühmte Wölfin befindet sich<br />

im gleichnamigen Saal und ein Kopf<br />

der Meduse von Bernini ist dagegen<br />

in der Sala delle Oche zu finden. Als<br />

eines der bedeutendsten Werke ist noch<br />

die als Herkules porträtierte Büste des<br />

Commodus zu bewundern. In dem<br />

Palazzo befindet sich ferner die von<br />

Papst Benedikt XIV. (1740-58) geb.<br />

Lambertini mit dem Erwerb der Sammlungen<br />

der Familien Pio und Sacchetti<br />

gegründete kapitolinische Pinakothek.<br />

Dort sind Gemälde von Veronese,<br />

Palma dem Älteren, Tizian, Antonello<br />

da Messina, Tintoretto, Jacopo Bassano,<br />

Rubens, Van Dyck, Annibale Carracci,<br />

16 Caravaggio, La buona ventura<br />

Pietro da Cortona, Domenichino und<br />

Caravaggio ausgestellt.<br />

Am 22. Dezember 2005 wurde im Inneren<br />

des Palazzo eine neue Abteilung<br />

der Kapitolinischen Museen eröffnet,<br />

deren Fläche zuvor der durch das<br />

Museum des Palazzo dei Conservatori<br />

und den neuen Flügel des Palazzo dei<br />

Conservatori eingerahmte Giardino<br />

Romano (Römischer Garten) einnahm.<br />

Der große, aus der Abdeckung des<br />

Giardino Romano konstruierte Glassaal<br />

ist für die endgültige Unterbringung<br />

des bronzenen Reiterstandbildes des<br />

Mark Aurel bestimmt. Das Projekt des<br />

Architekten Carlo Aymonino schließt<br />

auch die neue Unterbringung der gerade<br />

restaurierten, aus Tuffstein bestehenden<br />

Fundamente des kapitolinischen<br />

Jupitertempels mit ein.


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 17<br />

3. Der Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast)<br />

Der Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast)<br />

Gegenüber dem Palazzo dei Conservatori<br />

ist der mit diesem identische<br />

Palazzo Nuovo von<br />

Michelangelo entworfen worden, um<br />

die Piazza zu vervollständigen.<br />

Im Jahre 1603 wurde mit dem Bau des<br />

letzten Abschnitts dieses Projekts<br />

begonnen, das erst 1654 unter Papst<br />

Innozenz X. vollendet wurde. Das<br />

Gebäude diente der Sammlung der<br />

antiken Statuen, die im Palazzo dei<br />

Conservatori keinen Platz fanden, und<br />

im Jahre 1734 weihte es Klemens XII.<br />

geb. Corsini mit dem Erwerb der Albani-Sammlung<br />

als Museum ein. Im kleinen<br />

Hof ist eine riesige liegende Statue<br />

des Marforio ausgestellt, die, zusammen<br />

mit der berühmteren Statue des<br />

Pasquino und den anderen Figuren, zur<br />

Gruppe der so genannten „sprechenden<br />

Statuen” von Rom gehört. Im<br />

Atrium ist die riesige Statue des Mars<br />

beachtlich und es befinden sich hier<br />

einige, vom Isis-Tempel auf dem Mars-<br />

feld stammende ägyptische Gegenstände.<br />

Sehr interessant sind die archäologischen<br />

Zeugnisse der orientalischen Kulte,<br />

die in einigen Räumen im Erdgeschoss<br />

aufbewahrt werden. Im Obergeschoss<br />

sind die Nachbildung des Eros<br />

von Lisippo, das wertvolle Taubenmosaik<br />

aus der Zeit Hadrians, die kapitolinische<br />

Venus, die Büste der<br />

Dame aus flavischer Zeit, die Amazonenstatuen,<br />

der berühmte Sterbende<br />

Gallier und die Säle der Büsten der Kaiser<br />

und der Philosophen zu bewundern.<br />

Das Taubenmosaik<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 17


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 18<br />

1. Rundgang<br />

18<br />

4. Der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast)<br />

und das Tabularium (Staatsarchiv)<br />

Der jetzige Palazzo Senatorio, der<br />

auf den Mauern des alten mittelalterlichen<br />

Gebäudes entstand,<br />

das Sitz der Senatoren der Stadt Rom<br />

war, ist gegenwärtig der Sitz des Bürgermeisters.<br />

Der gesamte Komplex ruht<br />

auf den antiken Strukturen des Tabulariums,<br />

das auf die Zeit Sillas zurückgeht.<br />

Die Hauptfassade des Palazzo ist mit<br />

den von Giacomo Della Porta und Girolamo<br />

Rainaldi vorgenommenen Änderungen<br />

das Ergebnis der Verwirklichung<br />

des ursprünglichen Projekts von Michelangelo,<br />

von dem noch die elegante<br />

zweirampige Freitreppe verblieben ist.<br />

Diese ist mit einer Nische ausgeschmückt,<br />

in der sich eine antike, sitzende Minerva-Statue<br />

aus weißem Marmor und<br />

Porphyr befindet, die in die Personifika-<br />

Der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast)<br />

tion der Göttin Roma verwandelt wurde.<br />

Die Statue wird von einem Brunnen<br />

mit zwei übereinander gelagerten Becken<br />

eingerahmt, den Matteo da Città<br />

di Castello im Jahre 1588 entwarf. An<br />

den Seiten der Freitreppe wurden zwei<br />

große, Flüsse versinnbildlichende Statuen<br />

aufgestellt, die von den konstantinischen<br />

Thermen auf dem Quirinal<br />

stammten: die linke stellt den Nil dar,<br />

die rechte den Tiber.<br />

Die Fassade ist durch hohe Halbpfeiler<br />

unterteilt, die größere Fenster mit<br />

dreieckigen und kurvenförmigen Giebelfeldern<br />

und reich umrahmte, kleinere<br />

Fenster einschließen. Auf dem Palazzo<br />

ragt der Glockenturm empor, der um<br />

1580 von Martino Longhi dem Älteren<br />

anstelle des mittelalterlichen Turms<br />

errichtet wurde. Der Backsteinturm ist


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 19<br />

Die Nilstatue<br />

35 Meter hoch, mit Dekorationen aus<br />

Travertin versehen und dehnt sich auf<br />

vier Stockwerke aus, auf denen sich von<br />

Halbpfeilern flankierte Bögen mit durch<br />

seraphische Gesichter verzierten, korinthischen<br />

Kapitellen öffnen. Die linke Seite<br />

des Palazzo Senatorio wird in Richtung<br />

Forum durch den Torre di Niccolò<br />

V (Turm Nikolaus’ V.) (1447-55) geb.<br />

Parentucelli und zur Piazza hin durch<br />

den Torre di Martino V (Turm Martins<br />

V.) (1417-31) geb. Colonna begrenzt.<br />

Die Tiberstatue<br />

An der Fassade sind zumeist aus dem<br />

16. Jahrhundert stammende Wappen,<br />

Reliefs und Inschriften eingemauert,<br />

darunter auch ein so genanntes Porträt<br />

des Scipio, das von einem weiblichen<br />

Kopf mit einem Afrika personifizierenden<br />

Elefantenhelm begleitet ist, sowie<br />

Gedenktafeln zur Erinnerung an die<br />

römische Republik und die Hauptstadt<br />

Rom. Der Eingang zum Palast ist derjenige<br />

aus der Zeit Sixtus IV. mit bossiertem<br />

Portal, überragt von den Wappen des<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 19


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 20<br />

1. Rundgang<br />

20<br />

Reste des Veiovis-Tempels<br />

Papstes, des römischen Volkes und des<br />

Kardinals von Estouteville.<br />

Die Fassade auf Seiten der Via del Campidoglio<br />

zeigt dagegen die Mauer des<br />

Tabulariums, in der sich der Haupteingang<br />

befand. Der hier erhaltene<br />

Abschnitt einer römischen Pflasterdecke<br />

sind die Überreste einer Querstraße des<br />

Clivus Capitolinus (Kapitolhang). Die<br />

Das Tabularium<br />

große, dem römischen Forum zugewandte<br />

Fassade ist durch die weiten<br />

Bögen des Tabulariums gekennzeichnet.<br />

Das Gebäude war der Sitz des Staatsarchivs<br />

der römischen Republik; sein Name<br />

stammt von den Tabulae, d. h. den Einwohner-<br />

und Steuerdokumenten der<br />

Bürger. Es wurde von Quintus Lutatius<br />

Catulus im Jahre 78 v.Chr. errichtet und<br />

lässt auf einer Seite die auf die Einweihung<br />

des Gebäudes bezogene Inschrift<br />

erkennen. Das Tabularium gehört jener<br />

monumentalen, auch in Palestrina,<br />

Ferentino und Terracina vorhandenen<br />

Bautypologie des 1. Jahrhunderts v. Chr.<br />

an, die aus einem hohen Unterbau<br />

besteht, der von durch Halbsäulen<br />

umrahmte Bögen überragt wird.<br />

Das Innere des Palazzo Senatorio enthält<br />

im Atrium einen zweischiffigen<br />

Raum aus dem 12. Jahrhundert, der früher<br />

durch einen Portikus nach außen<br />

zeigte. Dies war der so genannte Ort<br />

des Löwen, der seinen Namen aufgrund<br />

des Vorhandenseins einer Skulpturengruppe<br />

aus römischer Zeit erhielt,<br />

auf der die Todesurteile und die Orte<br />

wiedergegeben sind, an denen die Übel-


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 21<br />

Wappen auf der Fassade des Palazzo Senatorio<br />

täter an den Pranger gestellt wurden.<br />

Auf einer niedrigeren Ebene kann man<br />

die aus republikanischer Zeit stammenden<br />

Überreste des Tempels des Veiovis,<br />

einer an die Erdkulte gebundenen<br />

Gottheit betrachten. In der Sala del<br />

Carroccio erblickt man dagegen die<br />

Inschrift, die an die Gabe des Fahnenwa-<br />

Kehrt man zum<br />

Palazzo dei Conservatori<br />

zurück<br />

und geht rechts in die Via<br />

delle Tre Pile, trifft man auf<br />

den von Klemens X. geb. Altieri<br />

gewollten Palazzo Clementino, in dem<br />

gegenwärtig Büros der römischen Verwaltung<br />

untergebracht sind. Geht man<br />

durch das große Portal, das der Eingang<br />

der Villa Caffarelli war, betritt man jenen<br />

Bereich des Hügels, der bereits den<br />

Glanz des Wohnsitzes dieser Familie sah.<br />

Der Architekt des Palazzo, der auf die<br />

Piazzale Caffarelli zeigt, war Gregorio<br />

Canonico, Schüler von Jacopo Barozzi,<br />

genannt Vignola. Der Bau wurde im Jahre<br />

1610 abgeschlossen, aber über die<br />

Jahrhunderte hinweg bis heute derart<br />

umgebaut, dass das ursprüngliche<br />

Gebäude fast nicht wieder zu erkennen<br />

ist. Die Caffarellis blieben dort bis zum<br />

Jahre 1854, als sie den Besitz aus wirt-<br />

gens (dono del Carroccio) erinnert, der<br />

den Mailändern im Jahre 1237 in der<br />

Schlacht von Cortenuova von Friedrich II.<br />

von Schwaben gestohlen wurde. Außerdem<br />

gibt es die Kapelle der Barmherzigkeit,<br />

die die zum Tode Verurteilten<br />

kurz vor der Hinrichtung beherbergte,<br />

und danach folgend die Aula Consiliare<br />

(Ratssaal), verziert durch Wappen und<br />

Inschriften sowie durch die Flaggen der<br />

Stadt und der Stadtviertel. In diesem Saal<br />

befindet sich die Statue des Julius<br />

Cäsar, ein Werk aus dem 2. Jahrhundert<br />

n. Chr., und diejenige eines Admirals der<br />

kaiserlichen Flotte, die aus dem 1. Jahrhundert<br />

n. Chr. stammt. Daneben die<br />

Sala delle Bandiere, in der die Versammlungen<br />

des Triumvirats der römischen<br />

Republik von 1849 stattfanden.<br />

Durch einen in jüngster Zeit gebauten<br />

Durchgang kann man die Protomoteca<br />

betreten, die von einst im Pantheon ausgestellten<br />

Büsten bedeutender Persönlichkeiten<br />

geschmückt ist.<br />

5. <strong>Beim</strong><br />

schaftlichen Gründen<br />

Spazierengehen... an Preußen abtraten.<br />

Der Palazzo Caffarelli<br />

erhebt sich auf den Überresten<br />

des antiken Tempels<br />

des Jupiter Capitolinus, von dem<br />

ein Teil des Sockels erhalten geblieben<br />

ist. Dieser Tempel mit den drei Jupiter,<br />

Juno und Minerva geweihten Cella verfügte<br />

an der Vorderseite über den sechssäuligen<br />

Portikus und zeigte auf das<br />

Forum Romanum. Der unter Verwendung<br />

etruskischer Formen zur Zeit der<br />

Tarquinier errichtete Bau wurde bis zur<br />

Zeit Domitians mehrere Male umgebaut<br />

und hat Fragmente von Marmorsäulen<br />

und einen Teil der aus Tuffsteinblöcken<br />

bestehenden Mauer freigegeben. Geht<br />

man auf der Via di Villa Caffarelli weiter,<br />

trifft man auf ein Gebäude in neuklassizistischem<br />

Stil, das zwischen 1873 und<br />

1877 von dem Deutschen Paul Laspeires<br />

errichtet wurde und mit Medaillons ver-<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong><br />

21


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 22<br />

1. Rundgang<br />

22<br />

ziert ist, die die Porträts der großen deutschen<br />

Gelehrten der griechisch-lateinischen<br />

Kultur, wie Winckelmann, enthalten.<br />

Es wurde als Stätte des renommierten<br />

Deutschen Archäologischen Instituts<br />

erbaut, das heute seinen Sitz in Via Sar-<br />

degna hat. Hinter<br />

einem Bogendurchgang<br />

führt<br />

die Straße (rechts<br />

mit einer Rampe<br />

abfallend) in diejenige<br />

des Jupitertempels<br />

(Via del<br />

Tempio di Giove),<br />

wo sich auf der linken<br />

Seite, bei den<br />

Nummern 2-10,<br />

das ehemalige teutonische Krankenhaus<br />

mit der auf den Tiber zeigenden Fassade<br />

übereinander liegender Bögen zeigt, ein<br />

Werk von Julian Knapp, in dem sich heute<br />

weitere Büros der römischen Verwaltung<br />

befinden.<br />

Bei der Nr. 12 trifft man auf die so<br />

genannte Casa Tarpea, ein klassizistischer<br />

Bau nicht ohne einfache Eleganz,<br />

der im Jahre 1835 ebenfalls nach dem<br />

Projekt von Knapp errichtet wurde.<br />

Interessant ist das Terracotta-Relief, das<br />

den Frontgiebel schmückt, in dessen<br />

Zentrum sich die von Emil Wolff im Jahre<br />

1837 erschaffene Personifikation von<br />

Rom zwischen Tarpeia und dem Tiber<br />

befindet. Hier versammelte sich der<br />

Verein der hyperboreischen Freunde,<br />

deutsche Altertumsforscher, die das<br />

Institut mit archäologischer Ausrichtung<br />

ins Leben riefen, ihre eigenen Studien<br />

in italienischer Sprache veröffentlichten<br />

und das Tempelchen mit Archiv,<br />

Bibliothek und Vortragssaal ausstatteten.<br />

Es war diese Kulturstiftung, die sich<br />

dann im Jahre 1886 in das Deutsche<br />

Archäologische Institut verwandeln<br />

sollte, das damals Archäologisches<br />

Reichsinstitut hieß.<br />

Hier befindet sich der Belvedere Tarpeo<br />

(Tarpeijischer Aussichtspunkt), der den<br />

Ausblick auf ein weiteres wunderbares<br />

und eindrucksvolles Panorama von Rom<br />

erlaubt; es ist die höchste Stelle des Kapitols,<br />

für die Vorfahren der Monte Tar-<br />

peo, von dem diese glaubten, dass sich<br />

dort die tragische Geschichte von Tarpeia<br />

ereignete. Der Sage nach hätte diese<br />

Rom verraten und den Sabinern den<br />

geheimen Pfad gezeigt, damit sie den<br />

Felsen des Kapitols erreichen. Die ein-<br />

maleingedrunge- Rekonstruktive Plastik des Tempels des nen Soldaten töte-<br />

Jupiter Capitolinus<br />

ten sie und begruben<br />

sie unter den<br />

Waffen, vielleicht<br />

um auf exemplarische<br />

Art und Weise<br />

zu zeigen, dass<br />

einem Verräter keine<br />

Loyalität<br />

zusteht. Die Legende<br />

fügt noch ein<br />

weiteres Detail hinzu. Die Jungfrau hatte<br />

als Belohnung das vereinbart, was die<br />

Sabiner am linken Arm trugen, und dies<br />

waren tatsächlich normalerweise schwere<br />

Armreifen aus Gold und mit sehr<br />

schönen Steinen geschmückte Ringe.<br />

Die Sabiner bedeckten sie also mit ihren<br />

Schilden, die sie anstelle der üblichen<br />

Schmuckstücke trugen. Von jenem Zeitpunkt<br />

an wurden der Überlieferung<br />

nach von jener Stelle die Vaterlandsverräter<br />

und Mörder hinuntergestoßen.<br />

Vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert<br />

wurde dieser Berg auch Monte<br />

Caprino (Ziegenhügel) genannt, da die<br />

Hirten ihre Ziegen dort zum Weiden<br />

brachten, aber das ganze Mittelalter<br />

über bis zum 16. Jahrhundert bezeichnete<br />

man ihn ebenso als locus iustitiae<br />

(Ort der Gerechtigkeit), da dort die<br />

Galgen errichtet wurden.<br />

Zum Kapitolsplatz zurückgekehrt und<br />

die Rampentreppe wieder hinuntergegangen<br />

sieht man zur Rechten die Aracoeli-Freitreppe,<br />

im Jahre 1348 von<br />

Lorenzo di Simone Andreozzi errichtet.<br />

Sie besteht aus 124 Stufen und wurde<br />

als Dank an die Madonna auf Kosten<br />

des römischen Volkes verwirklicht, da<br />

sie die Stadt vor der Pest gerettet hatte,<br />

der auch von Boccaccio im Decamerone<br />

gedacht wurde.<br />

Die Treppe war das einzige öffentliche<br />

Werk, das in Rom während des Exils der<br />

Päpste in Avignon ausgeführt wurde.


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 23<br />

6. Santa Maria in Aracoeli<br />

(St. Maria zum Himmelsaltar)<br />

S. Maria in Aracoeli (St. Maria zum Himmelsaltar), Hauptschiff<br />

Die Kirche erhebt sich am oberen<br />

Ende der gleichnamigen Freitreppe.<br />

Einer mittelalterlichen Legende<br />

nach hätte sich die Madonna, das<br />

Jesuskind in der Hand haltend, Augustus<br />

gezeigt, und der sich niederkniende Kaiser<br />

hätte den Heiland angebetet. Im 9.<br />

Jahrhundert errichtete man an dieser<br />

Stelle ein Zönobium, das 944 zum Benediktinerkloster<br />

S. Maria in Capitolio wurde.<br />

Die Ausrichtung der ursprünglichen<br />

Kirche entsprach der des aktuellen Querschiffes<br />

und auf dem Hauptaltar verehrte<br />

man das Bildnis der Maria aus dem 10.<br />

Jahrhundert. Im 12. Jahrhundert wurde<br />

in dieser Kirche der von Lorenzo und<br />

Jacopo Cosma gefertigte Ambon aufgestellt.<br />

Im Jahre 1249 sprach Papst Innozenz<br />

IV. geb. Fieschi die Kirche den Franziskanern<br />

zu und Ende desselben Jahrhunderts<br />

begann der Bau der neuen<br />

Basilika mit der zum Tiber hin ausgerichteten<br />

Fassade. Sie wurde 1348 mit der<br />

Konstruktion der Freitreppe vollendet,<br />

deren Einweihung vermutlich Cola di<br />

Rienzo vornahm. Im Jahre 1551 erhob<br />

Julius III. den Sakralbau endgültig zur<br />

Kardinalskirche. Die verschalte, aus Backsteinen<br />

gefertigte Fassade enthält eine<br />

kleine, mosaikbestückte Verzierung.<br />

Man weiß nicht, ob Letztere von einer<br />

größeren Dekoration übrig geblieben<br />

oder der Anfang desselben, unvollendet<br />

gebliebenen Werks ist. Drei Portale führen<br />

in die Kirche; über jedem dieser Eingänge<br />

befand sich einst eine Rosette. Vor<br />

der Kirche steht der Grabstein des grossen<br />

Humanisten Flavio Biondo. Der<br />

Innenraum ist dreischiffig und mit antiken<br />

Säulen aus weißem Marmor, Pavonazzetto,<br />

Cipollin und Granit besetzt. In<br />

der linken Reihe ist auf einer Granitsäule,<br />

durch die quer ein früher vielleicht für<br />

astronomische Beobachtungen verwendetes<br />

Loch verläuft, eine lateinische<br />

Schrift eingraviert, die die Säule als aus<br />

dem Cubicolo degli Augusti (Zimmer der<br />

Kaiser) stammend angibt. Der Kosmatenfußboden<br />

enthält zahlreiche Grabtafeln<br />

aus dem 14. und 15. Jahrhundert.<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 23


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 24<br />

1. Rundgang<br />

24<br />

Pinturicchio, Beerdigung des hl. Bernardino<br />

Unmittelbar hinter dem Eingang rechts<br />

sind vor allem die Bufalini-Kapelle mit<br />

den im Jahre 1486 von Pinturicchio<br />

gemalten Geschichten des hl. Bernardino<br />

und des hl. Francesco, die Statue<br />

Gregors XII. von P.P. Olivieri aus dem<br />

Jahre 1476 und das Grabmal Cecchino<br />

Braccis (1544), eine nach der Zeichnung<br />

Michelangelos ausgeführte Arbeit von F.<br />

Amadori, von Bedeutung. Im rechten<br />

Jesuskind von Aracoeli (Nachbildung)<br />

Querschiff ist das Arnolfo di Cambio<br />

zugeschriebene Grabmal von Luca<br />

Savelli (ungefähr 1287) zu bewundern.<br />

Auf dem Hochaltar befindet sich das<br />

bereits zuvor erwähnte, verehrte Bildnis<br />

der Madonna mit Kind aus dem 10.<br />

Jahrhundert.<br />

Im linken Querschiff vor der Kapelle der<br />

hl. Elena ist unter dem jetzigen Fußboden<br />

durch ein Glas ein kosmatengeschmückter<br />

Altar mit der Erscheinung<br />

der Jungfrau bei Augustus sichtbar. In<br />

der Kapelle der hl. Elena sind die<br />

Reliquien der Heiligen und Mutter Konstantins<br />

aufbewahrt. In der zweiten<br />

Kapelle links steht die berühmte Holzkrippe<br />

aus dem 17. Jahrhundert. Hier<br />

wird zur Weihnachtszeit das wundertätige<br />

Jesuskind von Aracoeli (heute<br />

durch eine Nachbildung ersetzt) hineingelegt,<br />

das 60 Zentimeter hoch und der<br />

Tradition gemäß von einem Franziskaner<br />

aus Jerusalem aus dem Holz eines Olivenbaums<br />

aus Gethsemane geschnitzt<br />

wurde. Das Original der berühmten Statue,<br />

die seit Jahrhunderten Objekt der<br />

Verehrung der Römer ist, wurde im Jahre<br />

1994 gestohlen.


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 25<br />

Antike Säulen, die für das Hauptschiff von S. Maria in Aracoeli wiederverwendet wurden<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 25


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 26<br />

1. Rundgang<br />

26<br />

Verlässt man seitlich<br />

die Kirche,<br />

trifft man auf<br />

eine Säule mit korinthischem<br />

Kapitell und Kreuz<br />

zur Erinnerung an das Erdbeben<br />

des Jahres 1703. Der Portikus mit<br />

den Lilien des<br />

Farnese-Papstes<br />

Paul III.,<br />

ausgeführt<br />

von Pietro da<br />

Melide und<br />

geschmückt<br />

mit Fresken,<br />

die Geschichten<br />

des hl.<br />

Franziskus<br />

darstellen,<br />

verband die<br />

Kirche mit<br />

dem Kloster<br />

Aracoeli, das<br />

heute nicht<br />

mehr existiert. Nachdem man die Freitreppe<br />

aus dem 14. Jahrhundert wieder<br />

hinuntergestiegen ist, kann man zur<br />

Rechten Reste eines kleinen romanischen<br />

Turms mit zweigeteiltem Fenster<br />

aus dem 11. Jahrhundert sehen, der<br />

bereits zur Kirche S. Biagio de Mercatello<br />

gehört, und den arcus solium (Sarkophag<br />

mit darüber liegendem Bogen)<br />

7. <strong>Beim</strong><br />

Spazierengehen...<br />

eines Grabes der Boccabella,<br />

das mit einem<br />

Fresko aus dem 14.<br />

Jahrhundert verziert ist,<br />

die die Deposizione di Cristo<br />

tra il compianto della<br />

Madonna e S. Giovanni (Kreuzabnah-<br />

me Jesu unter<br />

dem Klagen<br />

der Madonna<br />

und des hl.<br />

Johannes)<br />

darstellt.<br />

Nach dem<br />

Abriss der Kirche<br />

sind die<br />

großen Überreste<br />

einer<br />

vierstöckigen<br />

römischen<br />

Insula (Häuserblock)<br />

mit<br />

einem Teil<br />

der Vorderseite<br />

und den Läden wieder zum Vorschein<br />

gekommen. Das Erdgeschoss<br />

der Insula, die das einzige nichtaristokratische<br />

Mietshaus ist, welches in Rom<br />

Spuren hinterlassen hat, befindet sich<br />

neun Meter unterhalb der gegenwärtigen<br />

Straßendecke. Die rechte Seite des<br />

Vittoriano entlanggehend erreicht<br />

man von hier aus Piazza Venezia.<br />

Kreuzabnahme Jesu unter dem Klagen der Madonna<br />

und des hl. Johannes (14. Jahrhundert)<br />

Oberer Abschnitt der Insula am Fuße des Kapitols


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 27<br />

Die Piazza verdankt ihren<br />

Namen dem Palast, den der<br />

Kardinal von Venedig Pietro<br />

Barbo, später als Paul II. zum Papst<br />

(1464-71) gewählt, auf demjenigen<br />

erbauen ließ, der die Titelkardinäle<br />

von S. Marco beherbergte. Früher<br />

hieß der Platz S. Marco; als Pius IV.<br />

einen Teil des Palastes an die Republik<br />

Venedig als Botschaftssitz abtrat,<br />

erhielt der Platz den Namen, den er<br />

noch heute trägt: Venezia.<br />

Piazza Venezia war der Ort, an dem<br />

sich das Ziel des berühmten Rennens<br />

der Bàrberi, der reiterlosen<br />

Pferde befand, die, von der Piazza<br />

del Popolo aus startend, über die Via<br />

del Corso (die ihren Namen genau<br />

diesem Rennen verdankt) sausten<br />

und den Wettkampf an einer Stelle<br />

beendeten, die Ripresa dei Barberi<br />

genannt wurde, wo sie zuständiges<br />

Personal unter Verwendung großer<br />

weißer Tücher aufhielt. Dieser<br />

Brauch blieb lange Zeit die Hauptattraktion<br />

des berühmten römischen<br />

Karnevals und wurde erst Ende des<br />

19. Jahrhunderts aufgrund zahlreicher<br />

Unfälle beendet, in die die entlang<br />

der Strecke zusammengedrängten<br />

Personen verwickelt waren.<br />

Das derzeitige Aussehen des Platzes<br />

ist das Ergebnis der Abrissarbeiten,<br />

die zwischen den Jahren 1885 und<br />

1911 zur Errichtung des Nationaldenkmals<br />

zu Ehren von Viktor Ema-<br />

8.<br />

…der Spaziergang<br />

wird fortgesetzt...<br />

Piazza Venezia<br />

nuel II. durchgeführt wurden. Zu<br />

diesem Zweck musste man eine Reihe<br />

von Gebäuden zerstören, wie<br />

einen großen Teil des Klosters Aracoeli,<br />

den Turm Pauls III. und den<br />

Palazzo Torlonia, der durch den<br />

Palazzo delle Assicurazioni Generali<br />

di Venezia ersetzt wurde. Am Ende<br />

entstand die jetzige rechteckige<br />

Form (ca. 130 x 75 Meter) auf der<br />

Achse der Via del Corso, im Süden<br />

beherrscht vom Nationaldenkmal,<br />

von den Römern weniger freundschaftlich<br />

in „Schreibmaschine“<br />

umbenannt, im Westen vom Palazzo<br />

di Venezia und im Osten vom Palazzo<br />

delle Assicurazioni Generali<br />

begrenzt.<br />

Im vergangenen Jahrhundert<br />

erlangte der Platz in aller Welt<br />

wegen der Versammlungen<br />

Berühmtheit, die dort während der<br />

Zeit des Faschismus (1922-1943)<br />

anlässlich der zahlreichen Reden<br />

abgehalten wurden, die Mussolini<br />

vom Balkon seines Büros im Palazzo<br />

di Venezia aus hielt. Mussolini war es<br />

auch, der Piazza Venezia als Ausgangspunkt<br />

für die Eröffnung der<br />

zwei großen Straßenverkehrsadern<br />

wählte: Via dell’Impero (heute Via<br />

dei Fori Imperiali) in Richtung<br />

Kolosseum und Via del Mare (heute<br />

Via del Teatro di Marcello) in Richtung<br />

des Foro Boario und der Bocca<br />

della Verità.<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 27


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 28<br />

1. Rundgang<br />

28<br />

8. Das Nationaldenkmal zu Ehren von<br />

Viktor Emanuel II. (Vittoriano)<br />

Der Architekt Giuseppe Sacconi,<br />

Vertreter des akademischen Eklektizismus’,<br />

gewann den nach dem<br />

Tod des Königs im Jahre 1878 ausgeschriebenen,<br />

internationalen Wettbewerb<br />

und wurde zum Bauleiter ernannt.<br />

Er konzipierte einen riesigen Altar, teilweise<br />

den Altar von Pergamon als Vorbild<br />

Das Nationaldenkmal zu Ehren von Viktor Emanuel II.<br />

nehmend, mit einer hoch gelegenen Säulenhalle<br />

und in der Mitte das Reiterstandbild<br />

des Königs Viktor Emanuel II., Vater<br />

des Vaterlandes. Später wurde dem<br />

königlichen Monument das Grab des<br />

Unbekannten Soldaten mit den sterblichen<br />

Überresten eines unbekannten Soldaten<br />

hinzugefügt, der im Ersten Welt-


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 29<br />

krieg fiel. Das Monument ist 81 Meter<br />

hoch und für seinen Bau hatte man den<br />

Abriss der an das Kapitol grenzenden<br />

Renaissanceviertel vornehmen müssen.<br />

An den Seiten der Freitreppe befinden<br />

sich zwei goldbronzene Skulpturengruppen,<br />

die den Gedanken, Werk von G.<br />

Monteverde, und die Tat von F. Jerace<br />

darstellen. Auf halber Höhe der Treppe<br />

stehen zwei von G. Tonnini geschaffene<br />

Löwen und am oberen Ende sind zwei<br />

geflügelte Siegesgöttinen auf Rammspornen<br />

angebracht, die linke von E.<br />

Rubino, die rechte von E. De Albertis; an<br />

den Außenseiten große Brunnen mit den<br />

Figuren des Tyrrhenischen Meeres von<br />

P. Canonica rechts und links des Adriatischen<br />

Meeres von E. Quadrelli. Weitere<br />

vier Marmorgruppen symbolisieren die<br />

nationalen Tugenden: an den Seiten der<br />

Terrasse, oberhalb des linken Brunnens,<br />

die Kraft von A. Rivalta und die Eintracht<br />

von L. Pogliaghi. Oberhalb der<br />

anderen Terrasse zur Rechten findet man<br />

hingegen das Opfer von L. Bistolfi und<br />

das Recht von E. Ximenes.<br />

Oben auf der Freitreppe befindet sich<br />

der Altar des Vaterlandes,<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 29


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 30<br />

1. Rundgang<br />

geschmückt durch eine grosse, Rom<br />

verkörpernde Statue, ein Werk von A.<br />

Zanelli. In Richtung der Statue laufen<br />

imposante Hochreliefs zusammen, die<br />

die Umzüge für die Arbeit und die<br />

Vaterlandsliebe symbolisch darstellen<br />

und die Schöpfung desselben Bildhauers<br />

sind. Im Innenraum der kleinen<br />

Gedächtniskapelle befindet sich der<br />

Altar des Vaterlandes, das die Überreste<br />

eines im Ersten Weltkrieg gefallenen,<br />

unbekannten Soldaten birgt. Das<br />

Reiterstandbild Viktor Emanuels II.<br />

ist die Bronzearbeit von Enrico Chiaradia.<br />

Die Basis der Statue ist mit den von<br />

30 Enrico Chiaradia, Reiterstandbild Viktor Emanuels II.<br />

E. Maccagnani geschaffenen Personifikationen<br />

der italienischen Städte verziert.<br />

Es folgen vier Säulen, an denen<br />

die geflügelten Siegesgöttinen<br />

emporragen, die, von links beginnend,<br />

das Werk von E. Cantalamessa, A.<br />

Apolloni, C. Zucchi und M. Rutelli sind.<br />

Auf den mittleren Vorbauten oberhalb<br />

der Portale stehen, von links, die symbolischen<br />

Darstellungen der Politik,<br />

der Philosophie, der Revolution und<br />

des Kriegs.<br />

Es folgt dann der hohe Portikus mit zwei<br />

Propyläen, unter denen sich acht Altäre<br />

befinden, die an die im Ersten Weltkrieg


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 31<br />

F. Jerace, Die Tat, Skulptur aus Goldbronze<br />

befreiten Städte erinnern und hinter<br />

denen ein Felsblock des Monte Grappa<br />

aufgestellt ist. Der 72 Meter lange Portikus<br />

hat eine leicht konkave Vorderseite<br />

mit sechzehn Säulen und dem mit den<br />

Personifikationen der italienischen<br />

Regionen verzierten Gebälk. Die Attika<br />

ist darüber hinaus mit einem Fries von<br />

mit großen Schilden abwechselnden<br />

Adlern geschmückt.<br />

Unter den Pronaoi (Vorhallen) der Propyläen<br />

stehen behauene Schutzgeister,<br />

auf die jeweils ein Ruhm zutrifft. In den<br />

Giebelfeldern der Pronaoi befinden sich<br />

links die Einheit von E. Butti und rechts<br />

die Freiheit von E. Gallori. Auf der Spitze<br />

der Propyläen stehen dagegen zwei Bronzegruppen,<br />

die von geflügelten Siegesgöttinen<br />

geführte Quadrigen darstellen:<br />

links die Einheit von Carlo Fontana,<br />

während die Darstellung der Freiheit auf<br />

der gegenüberliegenden Seite das Werk<br />

von Paolo Bartolini ist. Vom Portikus aus<br />

genießt man eines der eindrucksvollsten<br />

Panoramen von Rom. Im Inneren des<br />

Monuments haben das Institut für die<br />

Geschichte des italienischen Risorgimento<br />

und das Museo sacrario delle<br />

Bandiere delle Forze Armate (Fahnenmuseum<br />

der Streitkräfte) ihren Sitz.<br />

Das Museo Centrale (Hauptmuseum)<br />

des Risorgimento nutzt weitere Innenräume<br />

des Vittoriano und sammelt Dokumente,<br />

Skulpturen, Drucke und Gemälde<br />

der Geschichte Italiens ab dem Ende des<br />

18. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten<br />

Weltkriegs. Zu den interessanten Ausstellungsstücken<br />

zählen die Zimelien des<br />

Gefängnisses vom Spielberg, persönliche<br />

Gegenstände von Garibaldi, aus dem<br />

Ersten und Zweiten Unabhängigkeitskrieg<br />

und Propagandamaterial aus dem<br />

Ersten Weltkrieg. Heute ist es zu einem<br />

Ort wichtiger Ausstellungen geworden.<br />

A. Zanelli, Rom<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 31


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 32<br />

1. Rundgang<br />

32<br />

Die Freitreppe<br />

des Vittoriano<br />

hinuntergegangen<br />

erkennt man zur<br />

Rechten, auf dem Rasen am<br />

Fuße des Denkmals, einige antike<br />

Überreste: Es handelt sich um diejenigen<br />

des Grabes von Caius Puplicius<br />

Bibulus, das im 1. Jahrhundert<br />

v.<br />

Chr., gerade noch<br />

außerhalb der von den<br />

so genannten<br />

Überreste des Grabes von Caius Puplicius Bibulus<br />

9. <strong>Beim</strong><br />

Spazierengehen...<br />

Servianischen<br />

Mauern markierten<br />

Grenze liegend, aus<br />

Tuffstein und Travertin<br />

gefertigt wurde. Das<br />

Grabmal besaß eine rechteckige Cella<br />

auf einem hohen Sockel; der<br />

verbliebene Teil ist mit Lisenen<br />

(Mauerstreifen) tuskanischen Stils<br />

verziert. Nachdem man zur Linken<br />

den Fußgängerüberweg<br />

überquert und eine große<br />

umzäunte, mit der<br />

reizenden Fontanella della<br />

Pigna (Pinienzapfen-<br />

Brünnlein) geschmückte<br />

Blumenanlage hinter sich<br />

gelassen hat, gelangt man<br />

zu der kleinen Kirche, die<br />

durch eine Loggiafassade<br />

gekennzeichnet ist.


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 33<br />

10. San Marco<br />

Die Kirche wurde im Jahre 336 von<br />

Papst Markus gegründet und viele<br />

nachfolgende Dokumente bezeugen<br />

ihre Existenz. Die erste Basilika des 4.<br />

Jahrhunderts befindet sich 2,30 Meter<br />

unterhalb der jetzigen Kirche, und es wurden<br />

die Überreste der Fundamente und<br />

der drei durch Säulen getrennten Kirchenschiffe<br />

bestimmt. Das Gebäude hatte dieselbe<br />

Ausrichtung wie die heutige Kirche<br />

und man nimmt an, dass es durch einen<br />

Brand zerstört wurde. Eine zweite Basilika<br />

aus dem 5. Jahrhundert kehrte die Ausrichtung<br />

um, mit dem Altar an derjenigen<br />

Stelle, an der sich der Eingang der vorherigen<br />

Kirche befand. Auf diesem Tempel<br />

entstand die dritte Kirche aus dem 9. Jahrhundert,<br />

die wieder die Ausrichtung der<br />

ersten Konstruktion übernahm. Und von<br />

dieser Kirche kann man heute noch die<br />

Krypta besichtigen. Im Jahre 1154 wurde<br />

der romanische Glockenturm und der<br />

S. Marco, Fassade<br />

marmorne Baldachin errichtet, ein Werk<br />

desselben Künstlers, der später an der Kirche<br />

S. Lorenzo fuori le Mura (St. Lorenz<br />

vor den Mauern) arbeiten sollte. Große<br />

bauliche Veränderungen setzten 1464<br />

unter Paul II. ein: Die Decke des Hauptschiffes<br />

wird prachtvoll dekoriert, die<br />

Apsis restauriert und der gegenwärtige<br />

Portikus mit der darüber liegenden Loggia<br />

errichtet. Der heutige Fußboden wurde<br />

hingegen im Jahre 1523 erneuert, während<br />

neue Glasfenster, Stuckdekorationen<br />

und Gemälde auf Kosten der einst im<br />

Palazzo di Venezia ansässigen venezianischen<br />

Botschaft eingebracht wurden. Die<br />

Kirche sollte ihr endgültiges Aussehen erst<br />

im Jahre 1735 erhalten, als die antiken<br />

Granitsäulen durch Backsteinsäulen<br />

ersetzt wurden, die mit sizilianischem<br />

Jaspis verkleidet waren, und der Hochaltar<br />

errichtet wurde.<br />

Von der Loggia über dem Portikus aus<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong><br />

33


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 34<br />

1. Rundgang<br />

Atrium, Brunnen aus dem 9. Jahrhundert<br />

segnete der Papst, der lange Zeit im<br />

Palazzo di Venezia wohnte, die zu feierlichen<br />

Anlässen zusammengekommene<br />

Menge. Im Atrium der Basilika sind ein<br />

Brunnen aus dem 9. Jahrhundert und<br />

eine in die rechte Wand eingemauerte<br />

Grabinschrift bemerkenswert; diese ist<br />

Beweis für das Verhältnis, das den Papst<br />

Alexander Borgia mit der im Jahre 1518<br />

verstorbenen Vannozza Cattanei verband,<br />

von der er vier Kinder bekam, darunter<br />

Cesare, genannt Valentino, und die<br />

berühmte Lukrezia, Herzogin von Ferrara.<br />

In dem dreischiffigen Innenraum ist das<br />

bewundernswerteste Werk das sehr kostbare<br />

Mosaik, das das flache Apsisgewölbe<br />

schmückt. Im Mittelschiff befinden<br />

sich zahlreiche Fresken und Gemälde zwischen<br />

den Verglasungen, die alle aus dem<br />

17. und 18. Jahrhundert stammen. In den<br />

Kapellen sind einige wertvolle Werke von<br />

Palma dem Jüngeren. Im Inneren der<br />

Apsis dann das Meisterwerk der Basilika:<br />

das aus dem 9. Jahrhundert stammende<br />

Mosaik mit der Darstellung des Christus<br />

mit Papst Markus und den hl. Agapitus,<br />

Agnes, Felicissimus, dem Evangelisten<br />

Markus und Gregor IV.; darunter<br />

Christus und die Apostel. In der Nähe<br />

des Seiteneingangs steht ein Grabmal,<br />

Werk von Antonio Canova. Im Sakramentsaltar<br />

im hinteren Teil des Schiffes<br />

befindet sich das Papst Markus darstellende<br />

Bild von Melozzo da Forlì, während<br />

die Zeichnung der Kapelle von Pietro da<br />

Cortona stammt. Der Körper des Heiligen<br />

wird in einer Porphyrurne im Presbyterium<br />

aufbewahrt.<br />

Zu besichtigen ist die Sakristei, die die<br />

Überreste des ursprünglichen Ziboriums,<br />

wertvolle Einrichtungsgegenstände und<br />

Reliquiaren zusammen mit einem Fragment<br />

der Kreuzigung aus dem 13. Jahrhundert<br />

und ein Bild des Evangelisten<br />

Markus von Melozzo da Forlì enthält.<br />

34 Apsismosaik: Christus mit Papst Markus und den hl. Agapitus, Agnes, Felicissimus, dem Evangelisten<br />

Markus und Gregor IV.


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 35<br />

Die Basilika S.<br />

Marco auf<br />

dem gleichnamigen<br />

Platz verlassend<br />

sieht man rechts, nahe der<br />

Hausnummer 49, die Reste einer Statue,<br />

die vom Iseo Campense, einem<br />

ägyptischen Tempel aus der Kaiserzeit<br />

stammt, der sich in der Nähe der Via di<br />

Campo Marzio befand. Die große weibliche<br />

Marmorbüste, dort seit dem 15.<br />

Jahrhundert aufgestellt, ist wahrscheinlich<br />

der Rest dessen, was von einer grossen<br />

Statue der Göttin Isis übrig geblieben<br />

ist. Die Büste wurde vom Volk in<br />

Madame Lukrezia umbenannt und in<br />

der Vergangenheit zusammen mit dem<br />

bekannteren Pasquino zu den so<br />

genannten sprechenden Statuen von<br />

Rom gezählt; dies sind diejenigen Statuen,<br />

auf denen satirische<br />

Kompositionen in Versen<br />

gegen die Regierung oder<br />

hoch gestellte Persönlichkeiten<br />

der Stadt angebracht<br />

wurden. Die Statue ist an den<br />

Palazzetto di Venezia gestellt,<br />

ein Gebäude, das mit großen<br />

Bogenöffnungen ursprünglich<br />

als Begrenzung für das<br />

Viridarium, den päpstlichen<br />

Garten fungierte. Aus Gründen,<br />

die mit der Entwicklung<br />

der Straßenachse zwischen<br />

Rom und dem Meer verbunden<br />

sind, wurde der Palazzetto<br />

im Jahre 1911 vollkommen<br />

zerstört und im Vergleich<br />

zum Original mit<br />

einer anderen Ausrichtung<br />

und großen Änderungen<br />

wiederaufgebaut. Er wurde<br />

um ein Stockwerk erhöht<br />

und hat die Schließung der<br />

Bögen erlitten. Derzeit sind<br />

in dem Gebäude verschiedene<br />

Kulturvereine ansässig.<br />

11. <strong>Beim</strong> Vom Portal des Palazzo<br />

Spazierengehen... di Venezia aus, der sich<br />

in Via del Plebiscito<br />

befindet und als Zugang<br />

für die regelmäßig im Palazzo<br />

stattfindenden Ausstellungen genutzt<br />

wird, betritt man den an Palmen reichen<br />

Garten, um den mit einem<br />

Löwen von S. Marco geschmückten<br />

Brunnen zu bewundern. Von hier aus<br />

erreicht man den Hof des angrenzenden<br />

Palazzetto und kann das rekonstruierte<br />

päpstliche Viridarium in Einsicht<br />

nehmen. Inmitten des Gartens<br />

steht der im Jahre 1483 mit den Waffen<br />

des Kardinals Barbo eingehauene<br />

Brunnen. Kehrt man zur Piazza Venezia<br />

zurück, mit dem Vittoriano im<br />

Rücken, fällt die Aufmerksamkeit auf<br />

den Palazzo zur Linken.<br />

Büste der Isis, genannt Madame Lukrezia<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 35


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 36<br />

1. Rundgang<br />

36<br />

12. Der Palazzo di Venezia<br />

Ursprünglich war er eine bescheidene<br />

Unterkunft der Titelkardinäle<br />

der Basilika. Im Jahre 1440<br />

übernahm der Venezianer und spätere<br />

Papst Paul II., Pietro Barbo, den Kardinalstitel<br />

und das Gebäude begann,<br />

sich zu verwandeln; zunächst durch<br />

den Anbau eines Torre della Biscia<br />

genannten Turms, der früher der Familie<br />

Annibaldi gehörte. Mit der Krönung<br />

des Kardinals zum Papst erfuhr der<br />

Palazzo eine enorme Entwicklung.<br />

Wenn dieses Gebäude zuvor 700 Quadratmeter<br />

groß war, übertraf es<br />

schließlich, den Garten eingeschlossen,<br />

eine Fläche von 11.000 Quadratmetern.<br />

Es wurde auch ein breiter Hof<br />

geschaffen und die auf den Platz zeigenden<br />

Fenster wurden verändert. Im<br />

Jahre 1564 gründete Pius IV. im Palazzo<br />

eine Art Eigentumsgemeinschaft<br />

zwischen den<br />

Der Palazzo di Venezia<br />

Kardinälen der Basilika S. Marco und<br />

der Republik Venedig, die das Haus als<br />

Wohnsitz für ihre Botschafter nutzte.<br />

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts ging<br />

der Palazzo mit dem Abkommen von<br />

Campoformio zum habsburgischen<br />

Reich über, mit Ausnahme der Napoleonischen<br />

Zeit, in der er Eigentum des<br />

Italienischen Reiches wurde. Der Palazzo<br />

di Venezia gehörte bis 1916 zu<br />

Österreich und wurde dem italienischen<br />

Staat im Jahre 1924 zurückgegeben.<br />

Heute beherbergt der Palazzo das<br />

Museum des Palazzo di Venezia und<br />

die Bibliothek des Nationalen Instituts<br />

für Archäologie und Kunstgeschichte.<br />

Von 1929 bis 1943, das Jahr der letzten<br />

Sitzung des „Großen Faschistischen<br />

Rats“, beherbergte der Palazzo<br />

in der Sala del Mappamondo<br />

das Büro<br />

von Mus-


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 37<br />

solini. Von dem auch von der Piazza<br />

aus gut sichtbaren Außenbalkon des<br />

Saals hielt der Duce seine berühmten<br />

Reden – einschließlich der Kriegserklärung<br />

gegen Frankreich und England<br />

vom 10. Juni 1940 – an die Menge, die<br />

sich auf dem Platz zusammendrängte.<br />

Das Museum des Palazzo di Venezia<br />

wurde 1921 eröffnet. Die vom Staat im<br />

Jahre 1959 erworbene Odescalchi-<br />

Sammlung der Wandteppiche und Waffen<br />

ist in der Sala Regia ausgestellt, der<br />

Ort, an dem die Botschafter darauf warteten,<br />

vom Papst empfangen zu werden.<br />

Einige Wandteppiche flämischer<br />

Herkunft aus dem 16. Jahrhundert besitzen<br />

einen beachtlichen künstlerischen<br />

Wert. Die Sala del Mappamondo<br />

erhielt ihren Namen aufgrund einer heute<br />

verschwundenen Weltkarte, die sich<br />

an der Decke befand. Der Raum misst<br />

280 Quadratmeter und verfügt über<br />

einen wunderschönen, mit Barbo-Wappen<br />

versehenen Kamin. Von diesem Saal<br />

aus betritt man die Räume des Kardinals<br />

Der über die V ia del Plebiscito blickende Löwe des Palazzo di Venezia<br />

Detail eines Fensters des Palazzo di Venezia<br />

Barbo: Zu bestaunen sind die Sala del<br />

Pappagallo, Sala degli Argenti und<br />

Sala delle Ceramiche. Die Räume der<br />

Wohnung der Familie Cybo werden<br />

dagegen für vorübergehende Ausstellungen<br />

genutzt.<br />

<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 37


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 38<br />

1. Rundgang<br />

38<br />

Am rechten<br />

Ende des<br />

Palazzo di<br />

Venezia befindet sich die<br />

kleine Kapelle der Madonna<br />

delle Grazie. Sie<br />

wird üblicherweise<br />

die Madonnella<br />

di S. Marco<br />

genannt, geht auf<br />

das Jahr 1699<br />

zurück und<br />

befand sich an<br />

einer Ecke von<br />

Piazza S. Marco.<br />

Sie wurde nach<br />

den Arbeiten des<br />

Jahres 1911, die<br />

zum Abriss des<br />

Palazzetto di Venezia und dessen Versetzung<br />

führten, hierher gebracht.<br />

An der Ecke zwischen Piazza Venezia<br />

und Via del Corso befindet sich Palazzo<br />

Bonaparte, der zuvor den Namen<br />

der Familien D’Aste und Rinuccini<br />

trug und ein Werk von G.A. De Rossi<br />

des ausgehenden 17. Jahrhunderts ist.<br />

Der Palazzo ist vor allem daher<br />

bekannt, dass er Madame Letizia<br />

Ramolino Bonaparte, die Mutter<br />

13. <strong>Beim</strong><br />

Spazierengehen...<br />

Palazzo delle Assicurazioni Generali,<br />

Detail der Fassade<br />

Palazzo Bonaparte, überdachter Eckbalkon<br />

Napoleons beherbergte,<br />

die dort ihre<br />

letzten Jahre verbrachte<br />

und tagelang hinter<br />

dem überdachten Eckbalkon<br />

(der so genannte<br />

“Mignano”) saß<br />

und die Römer<br />

beim Spaziergang<br />

beobachtete. Auf<br />

der gegenüberliegenden<br />

Seite von<br />

Piazza Venezia<br />

findet man das<br />

Bauwerk sehr viel<br />

jüngeren Datums,<br />

Palazzo delle<br />

Assicurazioni<br />

Generali, errichtet<br />

im Jahre 1911 gemäß der Zeichnung<br />

von Alberto Manassei, der die<br />

Proportionen der Renaissance von<br />

Palazzo di Venezia zum Vorbild nahm.<br />

Ein einfacher Gedenkstein erinnert<br />

daran, das in Via dei Fornari Michelangelo<br />

Buonarroti lebte: Seine Wohnung,<br />

die auch seinen Schülern als<br />

Atelier diente, wurde zerstört, um<br />

Platz für den Palazzo delle Assicurazioni<br />

zu schaffen.


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 39<br />

Wie erreicht man…<br />

Piazza Venezia:<br />

H - 30 - 40 - 44 - 46 - 60 - 62 - 63 - 64 - 70<br />

- 81 - 84 - 85 - 87 - 95 - 117 - 119 - 130 -<br />

160 - 170 - 175 - 190 - 204 - 271 - 492 -<br />

571 - 628 - 630 - 715 - 716 - 780 - 781 -<br />

810 - 850 - 916<br />

Touristenbuslinie:<br />

110 - Archeobus<br />

Zeichenerklärung:<br />

• Die halbfetten Zahlen zeigen die Endstationen an<br />

(z. B. 70).<br />

• Die unterstrichenen Zahlen verweisen auf die Straßenbahnen<br />

(z.B. 3).<br />

• Die grünen Zahlen geben die nur werktags bedienten<br />

Linien an (z.B. 30).<br />

• Die roten Zahlen zeigen die nur feiertags verkehrenden<br />

Verkehrsmittel an (z.B. 130).


<strong>01</strong>-<strong>Beim</strong> <strong>Kilometer</strong> <strong>Null</strong> 18-12-2006 15:40 Pagina 40<br />

Stadt Rom<br />

Tourismus<br />

Infobüros des<br />

Fremdenverkehrsamtes<br />

• Stazione Termini (Hauptbahnhof) - Via Giolitti, 34 -<br />

Gleis 24 (täglich von 8.00-21.00 Uhr)<br />

• Stazione Termini - Piazza dei Cinquecento -<br />

Vetrina Roma (täglich von 11.00-18.00 Uhr)<br />

Täglich von 9.30-19.30 Uhr<br />

• Flughafen Leonardo da Vinci - Terminal C - Arrivi<br />

Internazionali (Ankunft Internationale Flüge)<br />

• Castel Sant’Angelo (Engelsburg) - Piazza Pia<br />

• Via Minghetti - Fontana di Trevi (Trevi-Brunnen)<br />

• Piazza del Tempio della Pace - Fori Imperiali<br />

(Kaiserforen)<br />

• Piazza delle Cinque Lune - Navona<br />

• Santa Maria Maggiore - Via dell’Olmata<br />

• Piazza Sonnino - Trastevere<br />

• Via Nazionale - Palazzo delle Esposizioni<br />

Büro für Tourismuspolitik und internationale<br />

Tourismusförderung<br />

Via Leopardi, 24 – 0<strong>01</strong>85 Rom<br />

Callcenter Fremdenverkehrsamt Tel. +39 06 82059127<br />

(täglich von 9.00-19.30 Uhr)<br />

Telefonvermittlung der Stadt Rom Tel. +39 06 06 06<br />

www.comune.roma.it

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