Kampanien - ENIT-AT
Kampanien - ENIT-AT
Kampanien - ENIT-AT
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Programma Operativo<br />
Regionale 2000/2006<br />
Regione Campania<br />
Assessorato al Turismo<br />
e ai Beni Culturali<br />
centro direzionale is. C/5 - 80143 Napoli<br />
www.turismoregionecampania.it<br />
www.sito.regione.campania.it/<br />
agricoltura/home.htm<br />
kostenfreie Telefonauskunft<br />
800 22 33 66<br />
aus dem Ausland<br />
+39 06 39967851<br />
Telefon und e-mail für die Tour Operator<br />
+39 081 9633716<br />
infotrade@regione.campania.it<br />
Die Themenführer<br />
Assessorato<br />
al Turismo<br />
e ai Beni Culturali<br />
Kunst und Archäologie<br />
die Orte religiöser Verehrung<br />
das Meer<br />
Natur und Naturparks<br />
Klassenfahrten<br />
Gaumenfreuden<br />
Thermalbäder und Wellness<br />
Kongreßreisen<br />
<br />
campania > artecard<br />
Kombiticket für alle Museen und<br />
Ausgrabungsstätten und für das gesamte<br />
öffentliche Verkehrsnetz der Region<br />
(zu Land und zur See)<br />
www.campaniartecard.it<br />
kostenfreie Telefonauskunft<br />
800 600 601<br />
aus dem Ausland +39 06 39967650<br />
DIESE VERÖFFENTLICHUNG<br />
IST MIT EINEM ZUSCHUSS<br />
DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT<br />
REALISIERT WORDEN<br />
deutsch <strong>Kampanien</strong><br />
deutsch<br />
<strong>Kampanien</strong>
Anreise<br />
Von den<br />
wichtigsten italienischen und<br />
europäischen Städten gibt es<br />
Direktflüge nach Neapel<br />
(Flughafen Capodichino:<br />
www.gesac.it;<br />
Tel. 848 888777).<br />
Interkontinentale Flüge bis<br />
Rom (Fiumicino;<br />
Tel. 0039 06 65951); von dort<br />
mit dem Flugzeug, per Bahn<br />
oder Bus nach Neapel<br />
inweise zur Benutzung<br />
des Führers<br />
Campania<br />
Die italienischen<br />
Eisenbahnen bieten<br />
Verbindungen aus dem<br />
ganzen Land nach Neapel<br />
an (Napoli Centrale;<br />
www.trenitalia.com;<br />
Tel. 892021)<br />
Die Busse der<br />
Gesellschaft SITA verbinden<br />
zahlreiche italienische Städte<br />
(und Deutschland) mit Neapel<br />
(www.sita-on-line.it;<br />
Tel. 199 730749)<br />
Die<br />
Hauptverbindungen mit<br />
Neapel sind die Autobahnen<br />
A1 (aus Nord- und<br />
Mittelitalien), A3 und A16<br />
(aus Süditalien)<br />
Die Schiffe legen<br />
im Neapler Hafen am Molo<br />
Angioino an (Tel. 0039 081<br />
2283302 - 081 2445111),<br />
dem Reiseziel italienischer<br />
und internationaler<br />
Kreuzfahrten<br />
Sehenswürdigkeiten, <br />
vertiefende Behandlung, Die in jedem Abschnitt DOC, DOCG und DOP<br />
nützliche Hinweise<br />
vorhandenen Themenkästchen sind Siglen der EU für<br />
geben Hinweise auf die einheimische<br />
<br />
wichtigsten Ziele von Qualitätsprodukte (geschützte<br />
Jeder Führer ist nach Reisewegen<br />
aufgebaut. An erster Stelle steht<br />
die Abteilung ‚unbedingt zu<br />
besichtigen’. Der Text wird begleitet<br />
von einer Reihe von Kästchen in<br />
den Farben des jeweiligen Führers<br />
mit Vorschlägen zum<br />
Besichtigungsprogramm für einen<br />
Tag bzw. für drei Tage, mit<br />
Einkaufstips, mit Hinweisen für<br />
Leute mit Kindern, mit<br />
allgemeinen Hinweisen<br />
(Shopping; Reise mit Kindern;<br />
Veranstaltungen).<br />
Besichtigungen oder sonstigen<br />
Aktivitäten, die ‚Zusatzthemen’<br />
betreffend (‚Kunst und<br />
Archäologie’; ‚Natur und<br />
Naturparks’; ‚für die jungen<br />
Leute’; ‚Thermalbäder und<br />
Wellness’). Die Farben<br />
verweisen auf die<br />
entsprechenden Führer der<br />
Reihe, in denen die in den<br />
Themenkästchen<br />
angesprochenen Ziele und<br />
Themen ausführlicher<br />
behandelt werden.<br />
Ursprungsbezeichnungen).<br />
DOC (Ursprungsbezeichnung<br />
für Wein), DOCG (Erweiterte<br />
Ursprungsbezeichnung<br />
für Wein), DOP<br />
(Ursprungsbezeichnung<br />
für Lebensmittel).<br />
<strong>Kampanien</strong><br />
Cellole<br />
Piedimonte Matese<br />
Sessa Aurunca<br />
S. Marco dei Cavoti<br />
Cusano Mutri<br />
Cerreto Sannita<br />
Benevento<br />
Caserta<br />
Napoli<br />
Avellino<br />
Procida<br />
Sorrento Salerno<br />
Positano<br />
Capri<br />
Amalfi<br />
Mondragone<br />
Solopaca Pietrelcina<br />
Ariano Irpino<br />
S. Agata dei Goti<br />
Lacedonia<br />
Castel Volturno Capua<br />
Bisaccia<br />
Montesarchio<br />
Taurasi<br />
Calitri<br />
Pozzuoli<br />
Nola Monteforte Irpino<br />
Lioni<br />
Bacoli<br />
S. Andrea di Conza<br />
Sarno Serino Montella<br />
Castellammare<br />
Miseno<br />
Bagnoli Irpino<br />
di Stabia<br />
Ischia<br />
Vico Equense<br />
Vietri<br />
Massa Lubrense<br />
Nerano<br />
Capaccio<br />
Paestum<br />
Roccadaspide<br />
Sala Consilina<br />
Agropoli<br />
Padula<br />
Castellabate<br />
Ascea<br />
Pisciotta<br />
Palinuro<br />
Marina di Camerota<br />
Sapri
Die Region <strong>Kampanien</strong> öffnet den Touristen den<br />
Zugang zu zahllosen Örtlichkeiten, die es wegen ihrer<br />
außergewöhnlichen Naturschönheiten zu entdecken<br />
und zu würdigen gilt: von den Inseln im Golf von<br />
Neapel bis zur Sorrentiner Halbinsel, von der<br />
amalfitanischen Küste und dem Cilento bis zum<br />
Litorale Domizio und dem Gebiet von Benevent,<br />
Caserta und Avellino – atemberaubende Szenarien,<br />
viele von ihnen in den regionalen Naturparks und<br />
den zahlreichen Naturreservaten unter Schutz<br />
gestellt, vom Matese bis zum Parco dei Monti<br />
Picentini, vom Vesuv bis zum Parco Nazionale del<br />
Cilento e Vallo di Diano.<br />
Überall kann der Urlauber unverfälschte Speisen<br />
und Weine, nach alter Tradition zubereitet,<br />
genießen. Auf Schritt und Tritt begegnet er<br />
archäologischen Hinterlassenschaften, die von den<br />
faszinierenden Zivilisationen der Vergangenheit<br />
Zeugnis ablegen. Abgesehen von Pompeji, das<br />
einen besonderen Platz einnimmt, gibt es darunter<br />
zahlreiche Höhepunkte: die römische Stadt<br />
Herculaneum beispielsweise oder Stabiae,<br />
Boscoreale und Oplontis mit ihren antiken Villen<br />
oder die Phlegräischen Felder mit dem<br />
historischen Stadtkern von Pozzuoli, dem Rione<br />
Terra, dem größten archäologischen Park innerhalb<br />
einer Stadt ganz Europas; oder Misenum und die<br />
versunkenen Bauten von Baiae, schließlich der<br />
archäologische Park von Conza. Weiterhin ist das<br />
Cilento mit den Ruinen der antiken Stadt Velia,<br />
mitten in einem großartigen Naturpark, zu nennen.<br />
Einige dieser Ausgrabungsstätten können auch am<br />
Abend besichtigt werden; zu nennen sind der<br />
beeindruckende Rundgang zwischen den Tempeln<br />
von Paestum, Pompeji natürlich und die Reggia<br />
von Caserta mit den dortigen Veranstaltungen nach<br />
Sonnenuntergang.<br />
Wenn man hingegen reinen Erholungsurlaub<br />
machen will, so bietet <strong>Kampanien</strong>, außer dem Meer,<br />
mit seinen 29 Thermalquellen zahllose<br />
Möglichkeiten; die Region steht der Zahl seiner<br />
Thermalbäder nach an fünfter Stelle innerhalb des<br />
ganzen Landes. Von Ischia über Telese bis Contursi<br />
Terme sind die Angebote zahlreich und von hoher<br />
Qualität.<br />
Die Regionalverwaltung hat viele Anstrengungen<br />
unternommen, den Tourismus zu fördern. Im<br />
Hinblick darauf ist es von grundsätzlicher<br />
Bedeutung, die Kultur-, Kunst- und Naturgüter zu<br />
erschließen; dafür leistet sie immer höhere<br />
Investitionen, aus eigenen und aus Mitteln der<br />
Europäischen Gemeinschaft.<br />
Marco Di Lello<br />
Assessor für Tourismus und Kulturgüter<br />
der Region <strong>Kampanien</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
4<br />
6<br />
40<br />
58<br />
72<br />
84<br />
Warum <strong>Kampanien</strong><br />
Neapel - Stadt der tausend Gesichter<br />
Der antike Stadtkern von Spaccanapoli<br />
bis Piazza Mercato<br />
Von Castel Nuovo bis Foria und Sanità<br />
Der Seeweg von Chiaia bis Posillipo<br />
Die Hügel von Vomero bis Capodimonte<br />
Die Phlegräischen Felder<br />
Agnano<br />
Pozzuoli<br />
Die Solfatara<br />
Lucrino- und Avernosee<br />
Baia, Bacoli und Miseno<br />
Cuma<br />
Der Vesuv<br />
Herculaneum und seine Schätze<br />
Pompeji, die begrabene Stadt<br />
Der Königspalast von Portici<br />
und die Villen der Goldenen Meile<br />
Nola und die Basiliken von Cimitile<br />
Die Inseln des Golfs von Neapel<br />
Procida<br />
Ischia<br />
Capri<br />
Die Sorrentiner Halbinsel<br />
Von Castellammare di Stabia bis Sant’Agata<br />
sui Due Golfi<br />
92<br />
106<br />
122<br />
138<br />
148<br />
Die amalfitanische Küste<br />
Von Positano bis Amalfi<br />
Von Ravello bis Vietri<br />
Salerno und das Cilento<br />
Salerno<br />
Die Seleebene<br />
Paestum<br />
Das Cilento<br />
Das Vallo di Diano<br />
Caserta und Matese<br />
Die königlichen bourbonischen Stätten:<br />
Caserta, San Leucio und Carditello<br />
Das Städtchen Casertavecchia<br />
Terra di Lavoro<br />
Die domitische Küste: Von Licola bis Baia<br />
Domizia<br />
Matese<br />
Benevent und Sanniogebiet<br />
Benevent<br />
Valle Caudina<br />
Valle Telesina und Valle del Fortore<br />
Avellino und Irpinia<br />
Avellino, Mercogliano und Wallfahrtskirche<br />
Montevergine<br />
Das grüne Herz <strong>Kampanien</strong>s<br />
Von Sabato bis Ufita
Warum <strong>Kampanien</strong><br />
4 5<br />
Berühmte Reisende<br />
Diese Region ist so glücklich, so reizend, so vom Schicksal begünstigt, dass man darin<br />
eindeutig das Lieblingswerk der Natur erkennt. Diese kraftvolle Luft, der stets milde Himmel,<br />
das so fruchtbare Land, die sonnigen Hügel, die sicheren Wälder, die in den Wolken<br />
verlorenen Berge, die üppigen Reben und Olivenbäume… sowie viele Seen und eine Fülle<br />
an Zuflüssen und Quellen, viele Meere und Häfen! Ein allseits dem Handel offenes Land,<br />
das fast wie eine Auffordeung für die Menschheit seine Arme ins Meer streckt.“<br />
Plinius der Ältere, 1.Jh.n.Chr.<br />
Neapel und der Vesuv<br />
Im Herzen Europas und des Mittelmeers bezaubert<br />
die Region <strong>Kampanien</strong> Besucher und kuriose<br />
Reisende wie die legendäre Sirene, Parthenope,<br />
nach der der Mythos benannt ist, mit ihren<br />
unvergleichlichen Naturschönheiten, mildem Klima,<br />
archäologischen Ausgrabungen, kunsthistorischen<br />
Reichtümern, sprichwörtlichem önogastronomischen<br />
Erbe, sowie bedeutenden zeitgenössischen<br />
Veranstaltungen in Kunst, Musik und Theater.<br />
„Unter allen anderen das fruchtbarste Land“, wurde<br />
es in der Antike genannt, Campania felix in den<br />
Tagebüchern der aristokratisschen Reisenden der<br />
Bildungsreise „Grand Tour“. Aber dieses<br />
außergewöhnliche Reiseziel unterscheidet sich vor<br />
allem durch seine unvergleichliche Vielfalt an<br />
jahrtausendealten historischen Sehenswürdigkeiten,<br />
wunderbaren Naturschauspielen, die von den<br />
berühmtesten und meist besuchten Monumenten der<br />
Welt übersät sind, wie dem Vesuv mit Pompeji und<br />
Herculaneum zu seinen Füßen, dem zauberhaften<br />
Golf zwischen den Halbinseln von Sorrent und<br />
Amalfi, Capri und dem phlegräischen Tuffstein,<br />
Ischia und Procida, dem herrlichen Schloss von<br />
Caserta…<br />
Neapel, seit über sechshundert Jahren Hauptstadt<br />
des Südens, steht natürlich im Mittelpunkt dieser<br />
großartigen Reise für all jene, die mit offenen Augen<br />
und aufgeschlossen den Reiz des Neuen erleben<br />
wollen. Aber auch die anderen Gebiete dieser<br />
Region bieten dem Besucher ebenso überraschende<br />
Emotionen sowie den Vorteil, in Ruhe weniger<br />
bekannte und überfüllte Orte genießen zu können:<br />
Salerno mit dem mittelalterlichen Stadtkern, der<br />
Die Weinstraßen<br />
in <strong>Kampanien</strong><br />
In der gesamten Region<br />
wurden Weinstraßen<br />
eingerichtet: Routen führen<br />
zu Weinkellern, die<br />
besichtigt werden können,<br />
Weingärten, typischen<br />
Restaurants,<br />
Handwerkstätten, um in<br />
historischen Stadtkernen<br />
und im Herzen reizvoller<br />
Landschaften typische<br />
Produkte verkosten zu<br />
können. Die Weinstraßen<br />
sollen zu einem Besuch<br />
oder Urlaub animieren und<br />
Seepromenade, den ambitionierten<br />
Stadtumbauplänen im Herzen einer weitläufigen<br />
Provinz, in der die üppige Naturoase des Cilento die<br />
große Seleebene liegt. Benevent und das<br />
Sanniogebiet, wo auf ungewöhnliche Weise reine<br />
Umwelt, antike Zivilisationen und sich ständig<br />
weiterentwickelndes Wein- und Gastronomieerbe<br />
verschmelzen; Avellino im bergigen Irpinia, das<br />
grüne Herzen <strong>Kampanien</strong>s, pflegt wiederum sorgsam<br />
Traditionen, volkstümliche Feste, und authentische<br />
Folklore; die Terra di Lavoro mit dem grandiosen<br />
bourbonischen Schloss und dem Park, die vom<br />
genialen Vanvitelli entworfen wurden, mit seltenen<br />
Perlen wie Casertavecchia und dem antiken Capua.<br />
Und auch hier wiederum überraschen schattige<br />
Grotten, historische Burgen, alte Wallfahrtskirchen<br />
und faszinierende Kultstätten wie Montevergine und<br />
Pietrelcina…<br />
Dazu eine umfassende Palette an „Sinnesfreuden“<br />
für jeden Geschmack, um Körperpflege und<br />
Wohlbefinden nicht zu vernachlässigen: moderne<br />
Thermalbäder in unvergleichlich schönen<br />
Naturszenarien, kristallklares Meer, modern<br />
ausgestattete Anlagen, Naturschutzgebiete,<br />
agritouristische Betriebe, Wein, Zitronen,<br />
Kirschtomaten, Mozzarella (Büffelkäse), leckere<br />
Süßspeisen, vielseitige und originelle<br />
Geschmackseindrücke, große Küchenchefs und<br />
typische Gaststätten…<br />
Für jede Jahreszeit und nicht nur an Festtagen, für<br />
jeden Geldbeutel, von den anspruchsvollsten<br />
Reisenden, die Ruhe und internationalen Standard<br />
suchen, bis zu den Familien, die berechtigterweise<br />
ein gutes Preis-Leistungsverhältnis vorziehen.<br />
dienen als „Quereinstieg“,<br />
um das Gebiet, fast wie<br />
einen großen Park der<br />
ländlichen Kultur dieser<br />
Region, in vollen Zügen<br />
genießen zu können<br />
(www.sito.regione.campania.it<br />
/agricoltura/home.htm).
6<br />
Neapel - Stadt der<br />
tausend Gesichter<br />
Berühmte Reisende<br />
Es gibt niemanden, der nicht schon<br />
geträumt hätte, Neapel zu sehen.<br />
Paul Edme de Musset, 1885<br />
Blick auf den Golf<br />
von Neapel<br />
Im Schatten des Vesuv blüht ein traditionsreicher<br />
Tourismus: Auf den Spuren griechischer Siedler<br />
errichteten vornehme Aristokraten und römische<br />
Kaiser entlang des gesamten Golfverlaufs<br />
prachtvolle Villen und Oasen des Friedens.<br />
Nicht umsonst lebt die Magie dieser tausendjährigen<br />
Kultur am Morgen des dritten Jahrtausends weiter<br />
und bringt ständig neue erstaunliche Wunder hervor,<br />
wie die Bewahrung von alten Bauwerken und<br />
Traditionen – Folklore, Gastronomie, ursprüngliche<br />
Anbaukulturen, die unwiderbringlich verloren<br />
schienen –, sowie Events und Veranstaltungen von<br />
Weltklasse und neue Ideen für künstlerische und<br />
wissenschaftliche Forschung.<br />
Unzählig sind in Neapel die sehenswerten<br />
Kunstschätze, wie die Altstadt, die von der Unesco<br />
als Kulturdenkmal geschützt wird, die Paläste,<br />
Kirchen, Katakomben und unterirdischen Routen,<br />
das Archäologische Museum, die Machtzentren in<br />
Mittelalter und Renaissance vor allem um<br />
Castel Nuovo und Palazzo Reale, die unvergessliche<br />
Seepromenade von Castel dell’Ovo bis Posillipo.<br />
Das Hügelgebiet des Vomero bietet in den<br />
restaurierten und neu ausgestatteten Bauten,<br />
beispielhaft aber im Palazzo Reale di Capodimonte<br />
und der Kartause San Martino,<br />
Museumssammlungen, die zu den bedeutendsten<br />
der Welt zählen.<br />
Charaktermaske<br />
Pulcinella<br />
Die typische<br />
neapolitanische<br />
Charaktermaske soll 1656<br />
von Andrea Calcese gen.<br />
Ciuccio, einem Schneider<br />
aus Acerra, einem Ort in der<br />
Provinz von Neapel,<br />
erfunden worden sein.<br />
Diese Figur existierte<br />
bereits in den Atellanen und<br />
ihr Name geht vermutlich<br />
auf das altlateinische Wort<br />
Pullicenus (Küken) zurück.<br />
Pulcinella ist Ausdruck des<br />
„Armen“ und<br />
Ein Weg durch die Stadt des 20.Jahrhunderts führt<br />
zwischen bemerkenswerten urbanistischen und<br />
architektonischen Problemgebieten bis zur<br />
rationellen Architektur des Messegeländes (Mostra<br />
d’Oltremare) mit dem Park, dem Sport- und<br />
Ausstellungsgelände; unweit davon liegt die Città<br />
della Scienza (Sience Center), in der<br />
industriearchäologische Anlagen und<br />
wissenschaftliche Traditionen Raum finden.<br />
Ungewöhnlich und überraschend ist hingegen die<br />
Entdeckung neuer Orte zeitgenössischer Kunst:<br />
Monumentale Bauten wie das PAN (Palazzo delle<br />
Arti Napoli), das Madre (Museo d’Arte<br />
Contemporanea Donnaregina), ein Unikat, das<br />
weltweit wie die Kunststationen der Metro bewundert<br />
wird, zeigen deutlich die eigentlichen Horizonte<br />
einer – endlich – weitsichtigen Kulturpolitik.<br />
Neapel ist und bleibt gänzlich, trotz der<br />
Schwierigkeiten und Widersprüchlichkeiten jeder<br />
Metropole, eine außergewöhnliche Stadt, die es zu<br />
erleben, bewundern und in jeder Hinsicht zu<br />
verkosten gilt: Kunst und Kultur, haben ihre<br />
Geschichte geprägt, mildes Klima begleitet Tag und<br />
Nacht Veranstaltungen, Theater- und<br />
Musikfestspiele, Ausstellungen, Messen, religiöse<br />
Festlichkeiten, Gaumenfreuden enthüllen dem<br />
Besucher jahrhundetealte gastronomische<br />
Traditionen, zu denen Meeresgerichte und „typische“<br />
Produkte (mozzarella di bufala – Büffelkäse, Pizza,<br />
DOCG Weine, ein erlesenes und vielseitiges<br />
Süßspeisenangebot) zählen, die in allen Variationen<br />
in zahlreichen historischen oder verborgenen<br />
Lokalen angeboten werden.<br />
„Misshandelten“, typisch<br />
für ihn ist der ewige,<br />
unersättliche Hunger. Er<br />
scheint naiv, unerfahren, ein<br />
wenig „dümmlich“, ist aber<br />
in Wirklichkeit ein Mann<br />
mit vielen Gesichtern. Mit<br />
seinem sympathischen<br />
Wesen gelingt es ihm<br />
immer, auch die<br />
schwierigsten Situationen<br />
zu meistern. Der Philosoph<br />
Benedetto Croce defnierte<br />
ihn als das „Abbild, die<br />
Karikatur oder das Ideal des<br />
Neapolitaners.<br />
i<br />
Campania > Artecard:<br />
3 oder 7 Tage - Kombiticket<br />
ohne Anstellen für den<br />
Besuch der wichtigsten<br />
Museen und archäologischen<br />
Ausgrabungsstätten der<br />
Region und die Benutzung<br />
des öffentlichen Verkehrsnetzes<br />
der UnicoCampania<br />
und entsprechender<br />
Shuttledienste.<br />
City Sightseeing:<br />
50 Minuten oder 2 Stunden<br />
Fahrten, bei denen man<br />
beliebig während der<br />
Rundfahrt zu- oder aussteigen<br />
kann, solange das Ticket<br />
gültig ist.<br />
tel. 081 5517279<br />
www.city-sightseeing.it<br />
Ente Provinciale<br />
per il Turismo di Napoli<br />
piazza dei Martiri 58<br />
tel. 081 4107211<br />
www.eptnapoli.info<br />
Azienda Autonoma<br />
di Cura Soggiorno<br />
e Turismo di Napoli<br />
Palazzo Reale<br />
tel. 081 2525711<br />
www.inaples.it<br />
Museo Archeologico<br />
Nazionale<br />
piazza Museo 19<br />
tel. 848 800288<br />
Museo di Palazzo Reale<br />
piazza Plebiscito<br />
tel. 848 800288<br />
Museo Nazionale<br />
di Capodimonte<br />
via Miano 1<br />
tel. 848 800288<br />
Museo Nazionale<br />
di San Martino<br />
largo San Martino 8<br />
tel. 848 800288<br />
MADRE<br />
via Settembrini 79<br />
tel. 081 5624561<br />
7
8<br />
Nicht versäumen<br />
Piazza del Plebiscito<br />
Castel Nuovo<br />
‘Spaccanapoli’ und Altstadt<br />
Castel dell’Ovo<br />
Archäologisches<br />
Nationalmuseum<br />
Museo di Capodimonte<br />
Museum und Kartause San<br />
Martino<br />
Kunst und Archäologie<br />
Castel Sant’Elmo<br />
Castel Nuovo<br />
Altstadt und „Napoli<br />
sotterranea“ (unterirdsiches<br />
Neapel)<br />
Kartause und Museum San<br />
Martino<br />
Archäologisches<br />
Nationalmuseum<br />
Museo di Capodimonte<br />
Museo Duca di Martina<br />
Neapel an einem Tag<br />
Palazzo Reale und Piazza<br />
del Plebiscito<br />
Castel Nuovo<br />
Archäologisches<br />
Nationalmuseum<br />
‘Spaccanapoli’ und Altstadt<br />
Castel dell’Ovo<br />
und Seepromenade<br />
Die Ursprünge der Stadt liegen weit zurück und<br />
werden in faszinierenden Legenden überliefert. In<br />
der glaubwürdigsten Version werden die Anfänge in<br />
das 9.Jh.v.Chr. gesetzt, als die Griechen den Golf<br />
kolonialisierten, um zu den Erzvorkommen des oberen<br />
Thyrrenischen Meers vorzustoßen. Im Jahre 326 v.<br />
Chr. wurde Neapel zur römischen Kolonie erklärt.<br />
Nach dem Untergang des Römischen Reichs, wurde<br />
Neapel die Hauptstadt eines bedeutenden<br />
Herzogtums, dem es gelang, den<br />
Longobardeninvasionen standzuhalten.<br />
1137 kam das Herzogtum unter die Herrschaft der<br />
Normannen, die die Integration verschiedener<br />
ethnischer Faktoren förderten.<br />
Der Hafen von Neapel stieg zum wichtigsten Hafen<br />
des Mittelmeers auf.<br />
Nach dem Tod von Friedrich II von Schwaben, hielt<br />
Karl von Anjou 1266 seinen triumphalen Einzug in<br />
Neapel.<br />
Alfons von Aragonien übernahm 1442 nach einem<br />
langen Krieg das schwer mitgenommene Reich. In<br />
kurzer Zeit aber änderte sich die Situation, es<br />
wurden große Arbeiten (Kanal- und Straßenbau) und<br />
Umbauten vorgenommen (Castel Nuovo erhielt<br />
einen Triumphbogen). Andere Werke (wie die<br />
Eröffnung der Via Toledo und der Bau des<br />
Spanischen Viertels, die Restaurierung der Riviera di<br />
Chiaia) wurden während der zwei Jahrhunderte des<br />
Spanischen Vizekönigreichs (1503-1707) bis zur<br />
Ankunft der Bourbonen (1734) durchgeführt, die das<br />
Königreich Neapel bis 1860, dem Jahr der<br />
Vereinigung Italiens, regierten.<br />
Unsere Entdeckungsreise beginnt mit der Altstadt, in<br />
der die alte griechisch-römische Anlage erhalten<br />
wurde, weiter zu den Machtzentren in Mittelalter und<br />
Renaissance vor allem um Castel Nuovo und Palazzo<br />
Reale. Es folgt die berühmte Seepromenade von Castel<br />
dell’Ovo bis Posillipo, um von hier das Hügelgebiet<br />
von Capodimonte und Vomero anzupeilen.<br />
Palazzo Reale<br />
Pompeji und Herculaneum<br />
Schloss von Portici<br />
Vesuvianische Villen<br />
des Miglio d’Oro<br />
Neapel in drei Tagen<br />
Palazzo Reale und Piazza<br />
del Plebiscito<br />
Castel Nuovo<br />
Kartause und Museum<br />
San Martino<br />
Archäologisches<br />
Nationalmuseum<br />
‘Spaccanapoli’ und Altstadt<br />
Natur und Parks<br />
Kreuzgang Santa Chiara<br />
Kreuzgang San Gregorio<br />
Armeno<br />
Neapel Schlossgarten<br />
Botanischer Garten<br />
Parco di Capodimonte<br />
Parco Virgiliano<br />
Villa Comunale<br />
Villa Floridiana<br />
Parco Nazionale del Vesuvio<br />
Museo di Capodimonte<br />
Castel dell’Ovo und Borgo<br />
Marinari<br />
Seepromenade<br />
und Mergellina<br />
Posillipo<br />
MADRE Museo d’Arte Donna<br />
Regina<br />
Für die jungen Leute<br />
Arenile di Bagnoli<br />
(im Sommer)<br />
Borgo Marinari<br />
Piazza Bellini und Altstadt<br />
Piazza dei Martiri<br />
und Umgebung<br />
Piazza Vanvitelli<br />
und Umgebung<br />
Einkäufe<br />
Krippen und Krippenfiguren<br />
von San Gregorio Armeno<br />
Korallen und Kameen<br />
Porzellan von Capodimonte<br />
Markt von Antignano<br />
(Vomero)<br />
Gaumenfreuden<br />
Babà, Caffè<br />
Mozzarella di bufala Dop<br />
(Büffelkäse DOP)<br />
Pizza margherita Dop<br />
Salami Napoli<br />
Mürbes und krauses<br />
Blätterteiggebäck (sfogliatella)<br />
Spaghetti alle vongole veraci<br />
(mit Venusmuscheln)<br />
Aprikosen und Kirschtomaten<br />
vom Vesuv<br />
Wein vom Vesuv<br />
Lebensmittelmarkt<br />
von Pignasecca (Montesanto)<br />
Fischmarkt bei der Porta<br />
Nolana (via Marina)<br />
Objekte aus Lavastein, Kupfer,<br />
Schmiedeeisen, Weidenruten<br />
Thermen und Wellness<br />
Beauty center der großen<br />
Hotels<br />
Mit Kindern unterwegs<br />
Aquarium der<br />
Meereesbiologischen Station<br />
‘Anton Dohrn’<br />
Città della Scienza (Science<br />
Center)<br />
Archäologisches<br />
Nationalmuseum, didaktischer<br />
Rundgang für Kinder<br />
Kreuzgang der Kirche<br />
San Gregorio Armeno<br />
Vergnügungspark Edenlandia<br />
Pompeji<br />
Parco Nazionale del Vesuvio<br />
Osservatorio Vesuviano<br />
Portici Schlosspark<br />
Villa Bruno in San Giorgio<br />
in Cremano<br />
Veranstaltungen<br />
Januar-Dezember<br />
_Neapolitanischer<br />
Antiquitätenmarkt Villa<br />
Comunale (jedes dritte<br />
Wochenende im Monat)<br />
Frühling<br />
_Galassia Gutenberg<br />
(Buchmesse)<br />
Mai<br />
_Maggio dei monumenti<br />
(Mai der Monumente)<br />
Juni<br />
_Napoli Film Festival<br />
_Vitigno Italia<br />
Weinsalon der autochthonen<br />
und traditionellen<br />
italienischen Rebe<br />
Juni-Juli<br />
_Neapolis Rock Festival<br />
_Napoli Jazz Festival<br />
_Provinciamo Wandertheater<br />
Juli<br />
_AgriCultura. <strong>Kampanien</strong><br />
kennenlernen und gustieren<br />
_Napoli Blues Soul Festival<br />
_Lo spirito della Terra<br />
(Ethnische Vorführungen)<br />
Park des Spanischen Viertels<br />
_Pomigliano Jazz Festival<br />
Pomigliano d’Arco<br />
_Afrakà Rock Festival<br />
Afragola<br />
Juli-August<br />
_Der Blick des Odysseus und<br />
Wandermusik Konzerte,<br />
Tango, Film<br />
Maschio Angioino<br />
Juli-September<br />
_Mezzanotte nei Parchi<br />
Events in den Parks<br />
von Neapel<br />
_Kammermusikfestival<br />
Maschio Angioino<br />
September<br />
_Adunata sediziosa<br />
Konzert- und Theaterfestival<br />
Maschio Angioino<br />
_Pizzafest<br />
Oktober<br />
_Pasta show<br />
November<br />
_Artecinema<br />
Filmfestival über<br />
zeitgenössische Kunst<br />
Theater Politeama<br />
November-Juni<br />
_Associazione Scarlatti<br />
Konzertsaison Neapel<br />
Dezember<br />
_Verkaufsausstellung<br />
von Krippen<br />
und Krippenfiguren<br />
Via San Gregorio Armeno<br />
31. Dezember<br />
_Lifemusik und Feuerwerk<br />
Piazza Plebiscito<br />
9
10<br />
Der antike Stadtkern<br />
von Spaccanapoli<br />
bis Piazza Mercato<br />
Der „Bauch“ von Neapel ist der griechisch-römische<br />
Stadtkern mit seinem schachbrettartigen Grundriss,<br />
mit drei Straßenachsen, die „Decumani“, die<br />
rechtwinkelig von so genannten „Cardi“ durchquert<br />
werden.<br />
Hier schlägt das Herz der Stadt inmitten von kleinen<br />
Gassen, Werkstätten, zahlreichen Kunstwerken, die<br />
den Besucher an allen Ecken überraschen und von<br />
den Stimmen der Neapolitaner untermalt werden.<br />
Hier liegt das „kulturelle“ Zentrum von Neapel mit<br />
der Universität in der Via Mezzocannone, den<br />
Literatenkaffees auf der Piazza Bellini, den<br />
Buchläden der Port’Alba, dem Italienischen Institut<br />
für Historische Studien in der Via Benedetto Croce.<br />
Die Piazza del Gesù Nuovo ist das Eingangstor<br />
zum Herzen der Altstadt.<br />
Die Fiale der Immaculata (1747) und die Kirche<br />
Gesù Nuovo, in deren Fassade die Kragsteine des<br />
Palazzo Sanseverino aus dem 15.Jh. eingebunden<br />
sind (bevor dieser zur Kirche wurde, gehörte das<br />
Gebäude der Familie Sanseverino, die hier ihre<br />
königliche Residenz hatte), leiten den barocken<br />
Kirchenbau der Stadt ein. Das Kircheninnere ist eine<br />
wahre Pracht an Marmor, Stuck und Fresken, mit<br />
Werken von Francesco Solimena, Luca Giordano<br />
und Massimo Stanzione.<br />
In der Nähe erhebt sich die strenge Kirche Santa<br />
Chiara, die 1310 Robert von Anjou in gotischem<br />
Provenzalstil errichten ließ und Mitte des 18.Jh.<br />
barockisiert wurde. Nach den Bombenschäden von<br />
1943 wurde sie im ursprünglich schlichten Stil<br />
restauriert.<br />
Blätterteiggebäck und<br />
andere Delikatessen<br />
Die sfogliatella ist eine<br />
typisch neapolitanische<br />
Süßspeise, die im 18.Jh.<br />
von Pintauro erfunden<br />
wurde. Sie ist mit Ricotta<br />
und kandierten Früchten<br />
gefüllt und heisst frolla<br />
(mürbe), wenn sie in<br />
Mürbteig, und riccia<br />
(kraus), wenn sie in feinsten<br />
gebackenen Blätterteig<br />
gehüllt ist.<br />
Bei Pintauro in der Via Toledo<br />
kann die klassische süße<br />
sfogliatella gekostet werden.<br />
Die berühmte Konditorei<br />
Scaturchio auf der Piazza<br />
San Domenico macht sie<br />
sowohl süß als auch<br />
gesalzen. Weitere<br />
Delikatessen sind der babà,<br />
der dick, weich und in Rum<br />
getränkt ist und die<br />
pastiera, eine Ostertorte<br />
angevinischen Ursprungs,<br />
aus Mürbeteig, Ricotta,<br />
Weizen und kandierten<br />
Früchten, die das ganze<br />
Jahr angeboten wird.<br />
In der Weihnachtszeit sollte<br />
man nicht verabsäumen, die<br />
struffoli zu kosten,<br />
gebackene, weiche<br />
Teigkugeln, die mit Honig<br />
serviert und mit bunten,<br />
kandierten Konfekten<br />
bestreut werden. Auf keinen<br />
Fall sollte man auf den<br />
neapolitanischen Espresso<br />
(caffè) verzichten, der heiß,<br />
süß und sehr stark serviert<br />
wird.<br />
Spaccanapoli<br />
11
12<br />
Diese Kirche beherbergt die Grabmale (14.Jh.) der<br />
Königsfamilie der Anjou, einem Bildhauerwerk der<br />
toskanischen Schule.<br />
Auf keinen Fall sollte man auf einen Spaziergang im<br />
berühmten Kreuzgang der Klarissinnen<br />
verzichten, der von Domenico Antonio Vaccaro<br />
entworfen wurde. Hier zeigt sich Neapel plötzlich<br />
von seiner stillen Seite und versinkt im Duft von<br />
Glyzinien und Narzissen; gelb, grün und blau sind<br />
die Farben der herrlichen Majolikakacheln der<br />
achteckigen Säulen und Sitze, die die<br />
neapolitanischen „riggiolari“ (Ziegelmaler) Donato<br />
und Giuseppe Massa mit ländlichen und<br />
mythologischen Szenen zierten.<br />
In der Via Benedetto Croce liegt der Palazzo<br />
Filomarino della Rocca aus dem 14.Jh., wo der<br />
Philosoph Benedetto Croce lebte, der hier das<br />
Italienische Institut für Historische Studien gründete,<br />
ein noch heute reges Forschungsinstitut, das über<br />
eine große Bibliothek verfügt.<br />
Die Piazza San Domenico ist eine der<br />
bemerkenswertesten Anlagen der Stadt aus<br />
agevinischer Epoche und gliedert sich zweckmäßig<br />
in den Rahmen von Bauten unterschiedlicher<br />
architektonischer Stile, wie die „offizielle“ Kirche der<br />
aragonischen Dynastie aus dem 13.Jh., von der noch<br />
die Sarkophage erhalten sind, die Fiale von San<br />
Domenico aus dem 17.Jh. und die schönen Fassaden<br />
des Palazzo Corigliano aus dem 18. Jh., der heute<br />
Sitz des Orienatlistikinstiuts der Universität ist, sowie<br />
Palazzo Sansevero. Auf der Piazzetta Nilo erhebt<br />
sich die hellenistische Statue des Nils, die im<br />
Mittelalter gefunden wurde und von den Neapolitanern<br />
liebevoll „Körper von Neapel“ genannt wird.<br />
Hier befindet sich die kleine Kirche Sant’Angelo a<br />
Nilo. Sie wurde 1385 errichtet, im 18.Jh. umgebaut<br />
und beherbergt das wunderschöne<br />
Renaissancegrabmal von Kardinal Rinaldo Brancaccio,<br />
einem Werk von Donatello und Michelozzo, das in<br />
Pisa von 1426-28 ausgeführt und nach Neapel auf<br />
dem Meeresweg gebracht wurde, sowie andere<br />
Kunstwerke aus dem 15. und 16.Jh. Bei einem<br />
Spaziergang durch die Via San Biagio dei Librai (auch<br />
Spaccanapoli – Spalte Neapels genannt) kann man<br />
einen Blick in die zahlreichen kleinen Antiquitäten -,<br />
Sakralkunst- und Juwelierläden werfen.<br />
An Hausnr. 114 stößt man auf ein Meisterwerk des<br />
Spätmanierismus aus dem 17.Jh., die Kapelle<br />
Monte di Pietà, die in den monumentalen Palazzo<br />
Carafa eingebunden und mit Fresken von Belisario<br />
Corenzio, Luigi Rodriguez und Battistello<br />
Caracciolo, geschmückt ist.<br />
Fast versteckt in einer kleinen Seitenstraße des Vico San<br />
Domenico befindet sich die kleine, außergewöhnliche<br />
Kapelle Sansevero. Dieser spektakuläre<br />
Barockkomplex sollte unbedingt besichtigt werden.<br />
Inmitten von besonderen Kunstwerken wird die<br />
Skulptur des Cristo Velato (Verschleierter Christus),<br />
einem Werk von Giuseppe Sanmartino aufbewahrt;<br />
der Effekt, die virtuose Bearbeitung des Marmors<br />
und das Lichtspiel sind ein wahres Meisterwerk. Wie<br />
sollte man von den vielen ausgestellten Erfindungen<br />
und anatomischen Geräten nicht gebannt sein, die<br />
Sansevero den (unberechtigten) Ruf des<br />
Hexenmeisters und Zauberers eingebracht haben?<br />
Die belebte Via San Gregorio Armeno ist das Herz<br />
des handwerklichen Neapels, das durch den<br />
Hängeturm der gleichnamigen Kirche geprägt ist. In<br />
den zwei Monaten vor Weihnachten verwandelt sich<br />
San Gregorio Armeno in eine der belebtesten<br />
Straßen der Altstadt und füllt sich mit Ständen, an<br />
denen Krippenfiguren und -dekorationen verkauft<br />
werden. Neben den traditionellen Jesuskindern,<br />
Maria und Joseph wetteifern die Handwerker darin,<br />
zeitgenössische Personen als „Hirten“ darzustellen.<br />
Im Klosterkomplex San Gregorio Armeno, der an<br />
die Kirche angeschlossen ist, die mit einem barocken<br />
Kirchenschiff und einer außergewöhnlichen<br />
Kassettendecke prunkt, sollte unbedingt der<br />
Kreuzgang zwischen Zier-, Gemüsegärten und<br />
Agrumenhainen besichtigt werden.<br />
Am Ende der Krippenstraße gelangt man ins Herz<br />
der griechisch-römischen Stadt, wo einst<br />
Agorà und Forum lagen, von denen man noch heute<br />
die Spuren der Schichtkonstruktion sehen kann.<br />
Der Mittelpunkt dieser Anlage war die heutige<br />
Piazza San Gaetano, auf der sich die Kirchen San<br />
Paolo Maggiore, die zwischen dem 8. und 9.Jh.<br />
gebaut wurde, und San Lorenzo Maggiore<br />
befinden, in dessen Kreuzgang griechisch-römische<br />
Ausgrabungen gefunden wurden (eine Kuriosität am<br />
Rande: Hier traf Giovanni Boccaccio seine<br />
Fiammetta am Karsamstag des Jahres 1336).<br />
Das<br />
Puppenkrankenhaus<br />
Das Puppenkrankenhaus<br />
entstand Ende des 19.Jh.<br />
und hier werden seit drei<br />
Generationen Puppen aller<br />
Der verschleierte<br />
Christus in der Kapelle<br />
San Severo<br />
Portal der Kirche<br />
Gesù Nuovo<br />
Art restauriert. Das Werk des<br />
Begründers Luigi Grassi wird<br />
vom Neffen, der auch Luigi<br />
heißt, und dessen Tochter<br />
Tiziana weitergeführt.<br />
Ein „Besuch“ im<br />
historischen kleinen Laden<br />
in der Via San Biagio dei<br />
Librai 81 sollte telefonisch<br />
(Tel. 081 203076)<br />
angemeldet werden.<br />
Kreuzgang Santa<br />
Chiara<br />
Berühmte Reisende<br />
Man gelangt von der Piazza Dante durch die Port’Alba in die Via dei Tribunali, und von<br />
der Via Toledo, auf der Höhe des Palazzo Maddaloni, in die Via San Biagio dei Librai,<br />
und kann hier das Haus suchen, wo auf einem vom Hausbesitzer eingelassenen<br />
Gedenkstein zu lesen ist: „In diesem Haus wurde der berühmteste Bewohner Neapels,<br />
der Hl.Gennaro, geboren“ und wo der Portier auf die Frage, warum er sich dessen so<br />
sicher sei, einfach nur die Schultern hochzieht und in neapolitanischem Dialekt<br />
antwortet: „So heißt’s“<br />
Giovanni Ansaldo, 1961<br />
Piazza San Domenico Maggiore<br />
Handwerkstätten in San Gregorio Armeno<br />
13
14<br />
Die Reise zum unterirdischen Neapel ist eine besonders<br />
reizvolle Erfahrung, bei der Geheimnisse, Geschichten und<br />
Legenden der Stadt aufgedeckt werden. Niemand kennt die<br />
tatsächlichen Ausmaße des dunklen Neapel, aber<br />
Speläologen haben in den letzten Jahren auf einer Fläche<br />
von einer Million Kubikmeter ca. 700 Höhlen gezählt. Eine<br />
Reise in die Vergangenheit sollte bei der Piazza San<br />
Gaetano im Herzen des alten Stadtkerns mit einem<br />
zweistündigen Rundgang durch unterirdische Gänge und<br />
Zisternen begonnen werden. Interessant ist das griechischrömische<br />
Theater, zu dem man durch einen pittoresken<br />
Eingang einer ärmlichen Erdgeschosswohnung in Vico<br />
Cinquesanti gelangt. Vom Kreuzgang der Kirche San<br />
Lorenzo Maggiore sind es nur wenige Schritte, um 2600<br />
Jahre zurückzugehen und inmitten griechischer Gemäuer zu<br />
wandeln. Schließlich steigt man im Spanischen Viertel<br />
(Quartieri Spagnoli) 40 m eine Treppe hinunter, um zu<br />
Zisternen antiker Aquädukte zu gelangen, die während der<br />
Bombenangriffe im Krieg als Zufluchtsort dienten.<br />
In der Via Tribunali erhebt sich links die kleine<br />
Kirche Santa Maria del Purgatorio ad Arco, die<br />
eine bizarre Barockdekoration ziert;<br />
Bronzeskulpturen von Schädeln und Schienbeinen<br />
vor der Kirche symbolisieren die Devotion des<br />
neapolitanischen Volkes für die „armen Seelen“, die<br />
sogenannten „pezzentelle“, da sie ohne Verwandte<br />
gestorben sind.<br />
Etwas weiter vorne stößt man auf die Kirche und das<br />
ehemalige Kloster San Pietro a Majella, wo seit<br />
1826 eines der berühmtesten Musikkonservatorien<br />
Italiens seinen Sitz hat. Die wunderschönen<br />
Gemälde von Mattia Preti sind Meisterwerke der<br />
italienischen Malerei aus dem 17.Jh.<br />
Die nahe Piazza Bellini ist vor allem in der Nacht<br />
besonders belebt und gesäumt von Literatenkaffees.<br />
In der Gegenrichtung am Ende der Via Tribunali<br />
erhebt sich die Chiesa dei Girolamini, von der aus<br />
man zur gleichnamigen Bildersammlung mit<br />
Werken aus dem 16. – 18.Jh. gelangt.<br />
Die Via dei Tribunali kreuzt sich mit der Via Duomo, die<br />
nach dem gotischen Dom benannt ist, der von Robert von<br />
Anjou 1313 fertiggestellt wurde. Die heutige Fassade – die<br />
ursprüngliche stürtzte ebenso wie der Kampanile während<br />
des Erdbebens 1349 ein – wude mehrmals verändert. Der<br />
dreischiffige Innenraum der Kirche hat die Form eines<br />
römischen Kreuzes und ist reich dekoriert. Das Mittelschiff<br />
spiegelt die barocken Eingriffe des 18.Jh. wider.<br />
Vom linken Kirchenschiff gelangt man in die antike<br />
frühchristliche Basilika Santa Restituta, die im 4.Jh. von<br />
Kaiser Konstantin gegründet und nach dem Erdbeben von<br />
1688 eindrucksvoll barockisiert wurde.<br />
Vermutlich gehören die großflächigen Fragmente eines<br />
Mosaikbodens zur anderen frühchristlichen Basilika<br />
Stefania aus dem 6.Jh. Unter Santa Restituta können<br />
archäologische Funde aus griechisch-römischer Zeit<br />
besichtigt werden.<br />
Von der rechten Apsisseite wiederum gelangt man zum<br />
Baptisterium San Giovanni in Fonte, das zwischen dem<br />
4. und 5.Jh. errichtet wurde. Der quadratische Grundriss<br />
wird von einer mosaikgeschmückten Kuppel dominiert.<br />
Außer den mittelalterlichen Kapellen, die reich mit Fresken<br />
und Dekorationen geschmückt sind, ist die wunderschöne<br />
Cappella del Tesoro di San Gennaro zu sehen, die<br />
zwischen 1609 und 1637 gebaut wurde. Für die prunkvolle<br />
malerische Gestaltung wurden die berühmtesten Künstler<br />
jener Zeit beauftragt (Fanzago, Domenichino, Ribera,<br />
Lanfranco). Die Pracht der Kapelle wird noch durch die<br />
wertvolle Ausstattung und die großen Silberreliquienbüsten<br />
unterstrichen. Hier wird anlässlich des Wunders zwei<br />
Wochen lang die Reliquie mit dem Blut des heiligen<br />
Gennaro ausgestellt.<br />
An Nr. 288 der Via Duomo befindet sich das Museo<br />
Civico Filangieri, das 1882 Gaetano Filangieri,<br />
Fürst von Satriano, der Stadt schenkte. Die<br />
Museumssammlung umfasst eine Reihe<br />
Kunstobjekte, die von Waffen bis zu<br />
Porzellangegenständen, von Gemälden bis zu<br />
Trachten, von Büchern bis zu Möbelstücken reichen.<br />
Das Wunder<br />
des heiligen Gennaro<br />
Hoffnungen, Erwartungen,<br />
Spannung und Anrufungen<br />
verbreiten sich unter den<br />
Gläubigen, die der<br />
Domfassade<br />
Detail der Dekoration<br />
von Santa Maria del Purgatorio<br />
ad Arco<br />
Verflüssigung des Blutes<br />
des Hl. Gennaro beiwohnen.<br />
Seit 600 Jahren wird am<br />
ersten Maisonntag<br />
(Erinnerung an die erste<br />
Überführung des Körpers<br />
des Heiligen) und am 19.<br />
September (Tag des<br />
Märtyriums), ein Ritus im<br />
Dom vollzogen, dem eine<br />
Prozession durch die engen<br />
Gassen der Altstadt<br />
vorangeht.<br />
Berühmte Reisende<br />
Der Dom, der eines der schönsten Portale und Säulen aus<br />
afrikanischem und ägyptischem Granit hat, die einst den<br />
Apolltempel schmückten, beherbergt das berühmte Blut des<br />
Hl. Gennaro oder Januarius. Es wird in zwei Phiolen in einem<br />
Silberschrein aufbewahrt und verflüssigt sich<br />
wundersamerweise dreimal im Jahr, ein Ereignis, das vom<br />
Volk voller Begeisterung verfolgt wird.<br />
Charles Dickens, 1845<br />
Wunder<br />
des Hl. Gennaro<br />
San Lorenzo<br />
Maggiore<br />
15
16<br />
Über den Dom hinaus liegt in einer rechten<br />
Querstraße der Palazzo Donnaregina. Hier ist das<br />
Museum MADRE (Museo d’Arte Donnaregina)<br />
untergebracht, das der berühmte portugiesische<br />
Architekt Alvaro Siza entworfen hat und ein großes<br />
Museum von internationalem Flair ist. Die<br />
Dauerausstellung umfasst Werke der vielen Künstler,<br />
die in der Vergangenheit mit der Stadt<br />
zusammengearbeitet haben; zu sehen sind daher die<br />
Kreationen, die die Piazza Plebiscito und das Museo<br />
Archeologico in den letzten Jahren schmückten<br />
sowie für dieses Museum erdachte, entworfene,<br />
gemalte und realisierte Werke, darunter bedeutende<br />
Arbeiten von Long, Bianchi, Clemente, Horn,<br />
Kapoor, Kounellis, Paolini, Sol Lewitt, Serra und<br />
vielen anderen. Nach der Via Duomo noch auf der<br />
Via dei Tribunali erhebt sich zu rechter Hand der<br />
Komplex Pio Monte della Misericordia, der 1601<br />
gegründet wurde und zu den ältesten mildtätigen<br />
Stiftungen der Stadt zählt. In der achteckigen Kirche<br />
befindet sich auf dem Hauptaltar das riesige<br />
Gemälde mit der Darstellung der Werke der<br />
Barmherzigkeit, einem Meisterwerk des<br />
Caravaggio. Interessant ist auch die<br />
Bildersammlung, die vorwiegend aus Schenkungen<br />
besteht. Zu den Hauptsponsoren zählt der Maler<br />
Francesco De Mura, der 1782 der Sammlung gut<br />
192 Gemälde vermachte, von denen heute noch 42<br />
übrig sind.<br />
Am Ende der Via dei Tribunali stößt man direkt auf<br />
das Castel Capuano, dem ältesten der vier Burgen<br />
Neapels. Es wurde in normannischer Zeit errichtet,<br />
Eine königliche<br />
Pizza<br />
Durch den richtigen<br />
„Rahmen“ unterscheidet<br />
sich die wahre<br />
neapolitanische Pizza von<br />
allen anderen Pizzen auf der<br />
Welt. 3-4 cm breit und<br />
richtig gebacken umgibt er<br />
das Herzstück aus weichem<br />
und elastischem Teig.<br />
Um die klassische Pizza,<br />
die Pizza Margherita<br />
(1889 vom Pizzaiolo<br />
Raffaele Esposito der<br />
Pizzeria „Brandi“ anlässlich<br />
eines Neapelbesuchs der<br />
war danach Gerichtsgebäude und hat diese Funktion<br />
als Sitz des Zivilgerichts bis heute beibehalten. Hier<br />
ist auch eines der Tore Neapels, die Porta<br />
Capuana, zu sehen, die 1484 errichtet wurde und<br />
den östlichen Haupteingang der Stadt bildete.<br />
Hier und bei der nahen Porta Nolana, unweit des<br />
Bahnhofs auf der Piazza Garibaldi, finden zwei der<br />
malerischsten Märkte von Neapel statt, auf denen<br />
Fisch, Obst und Gemüse angeboten werden.<br />
Nicht weit davon liegt die Kirche San Giovanni a<br />
Carbonara, die zwischen 1343 und 1418 gebaut<br />
wurde. Sehenswert sind die eleganten Kapellen<br />
Caracciolo del Sole (1427) und Caracciolo di Vico<br />
(1516) sowie das monumentale Grabmal von<br />
Ladislaus von Durazzo (1428), König von Neapel.<br />
Die letzte Station ist die Piazza Mercato, eines der<br />
Zentren der Geschichte Neapels: Hier wurde 1268<br />
Konrad von Schwaben enthauptet und hier<br />
versammelte 1647 Masaniello das Volk während der<br />
von ihm angeführten Aufstände gegen die Spanier.<br />
Der Platz wird von einer der beliebtesten und meist<br />
verehrten Kirchen Neapels, der Basilika Santa<br />
Maria del Carmine dominiert, die der Santa Maria<br />
la Bruna geweiht ist. Ihr zu Ehren wird jährlich im<br />
Juli ein Fest mit Feuerwerkwettbewerben<br />
veranstaltet, das mit dem „Brand“ des stadthöchsten<br />
Kampanile (75 m) beendet wird. Auf der Via Nuova<br />
Marina schließlich erstreckt sich der Hafen, der von<br />
Karl II mit der Gründung des Molo Angioino<br />
eingeleitet und im Laufe der Jahrhunderte bis Mitte<br />
des 20.Jh. zu den heutigen Dimensionen erweitert<br />
wurde.<br />
Königin von Savoyen<br />
erfunden) zuzubereiten,<br />
arbeitet der Pizzabäcker mit<br />
der Handfläche und den<br />
Fingerkuppen, verwendet<br />
San Marzano Tomaten,<br />
Mozzarella (Büffelkäse),<br />
Olivenöl, geriebenen<br />
Parmigiano Reggiano<br />
(Parmesan) und ein paar<br />
frische Basilikumblätter.<br />
Kampanile<br />
und Interieur<br />
der Basilika Santa<br />
Maria del Carmine<br />
Berühmte Reisende<br />
„Und so scheint weder respektlos angesichts der Stunde<br />
des letzten Grußes, noch banal das Sprichwort «Neapel<br />
sehen und sterben!»“.<br />
Herman Melville, 1857<br />
MADRE - Museo d’Arte<br />
Contemporanea<br />
Donnaregina (Museum<br />
zeitgenössischer Kunst)<br />
Castel Capuano<br />
Die Werke<br />
der Barmherzigkeit<br />
von Caravaggio<br />
17
18<br />
Von Castel Nuovo<br />
bis Foria und Sanit<br />
Das Gebiet zwischen Castel Nuovo und Museo<br />
Archeologico Nazionale durch die Via Toledo ist das<br />
Zentrum von Neapel, der Stadtteil, den die<br />
Neapolitaner als den repräsentativsten ansehen und<br />
der einige der typischen Monumente der Stadt<br />
enthält, wie Maschio Angioino (angevinische<br />
Festung), Palazzo Reale, Piazza del Plebiscito, Teatro<br />
San Carlo, Galleria Umberto I, Museo Archeologico<br />
Nazionale.<br />
Castel Nuovo (das so genannt wurde, um es von<br />
den alten Königsresidenzen Castel dell’Ovo und<br />
Castel Capuano zu unterscheiden) ist auch als<br />
Maschio Angioino bekannt.<br />
Die imposante Festung wurde 1279 von Karl I von Anjou<br />
begonnen, aber von den Aragoniern umgebaut; sie weist<br />
einen Trapezgrundriss auf und ist umgeben von einem<br />
Burggraben mit den hohen Fundamenten der fünf<br />
zylindrischen Türme.<br />
Der Triumphbogen am Burgeingang ist dessen<br />
Hauptornament. Er wurde errichtet, um den triumphalen<br />
Einzug von Alfons von Aragon nach Neapel 1443 zu feiern.<br />
Die prachtvollen Bildhauerreliefs sind das schönste<br />
Beispiel für Renaissanceskulptur Süditaliens.<br />
Im Burginnneren befinden sich die Cappella Palatina, die<br />
als einziges Bauwerk ihren ursprünglichen Charakter<br />
bewahren konnte, und die außergewöhnliche Sala di<br />
Baroni. 1992 wurde das Museo Civico (Stadtmuseum)<br />
eröffnet.<br />
Castel Nuovo thront mitten auf der Piazza<br />
Municipio. Im oberen Teil der Piazza erhebt sich der<br />
Palazzo San Giacomo, der Sitz der Stadtgemeinde<br />
Neapel, in dem sich die aus dem sechzehnten<br />
Jahrhundert stammende Kirche San Giacomo degli<br />
Spagnoli befindet. Hinter dem Hauptaltar ist das<br />
Monumentalgrab des Vizekönigs Pedro von Toledo<br />
zu sehen.<br />
Castel Nuovo<br />
Berühmte Reisende<br />
Welch bedrohliche Mauern sehe ich? Eine Festung im<br />
Herzen der Stadt ? Genau so ist es. Ich betrachte sie<br />
fasziniert.<br />
Herman Melville, 1857<br />
Die Handwerker<br />
der Rua Catalana<br />
Um die Via Medina, nahe<br />
der Piazza Municipio, stößt<br />
man auf die enge Rua<br />
Catalana, in der zahlreiche<br />
Werkstätten auf die<br />
Bearbeitung von Eisen,<br />
Kupfer und Blech<br />
spezialisiert sind. Diese<br />
Gasse und die nahen<br />
Straßen Vicolo Graziella,<br />
Via Basile und Calata<br />
Ospitaletto sind eine<br />
ständige Ausstellung von<br />
ironischen Laternen und<br />
Eisenskulpturen geworden,<br />
die von den<br />
Blechschmiedemeistern<br />
kreiert werden.<br />
Palazzo Reale<br />
19
20<br />
Berühmte Reisende<br />
Zunächst hat man den Eindruck, sich in den Palast eines orientalischen<br />
Kaisers verirrt zu haben. Nichts in Europa gleicht auch nur entfernt<br />
diesem Schauspiel. Die Augen sind geblendet, die Seele hingerissen…<br />
Stendhal, 1826<br />
Die Galleria Umberto I (1887-1890) wird von einer<br />
herrlichen, gut 57 m hohen Glas-Eisenkonstruktion<br />
bedeckt, zu dem der elegante Marmorintarsienboden<br />
besonders gut passt. Im Galerieinnneren sind<br />
Geschäfte, Kaffeehäuser und Buchhandlungen<br />
untergebracht.<br />
Ebenso befindet sich darin die Kirche Santa<br />
Brigida, deren Kuppel ein schönes Fresko von Luca<br />
Giordano Das Paradies ziert.<br />
Das Theater San Carlo, das am 4.November 1737<br />
anlässlich des Namenstages von Karl von Bourbon<br />
eröffnet wurde, auf den der Bau zurückgeht, ist das<br />
älteste Opernhaus der Welt. Das Gebäude wurde<br />
nach der Zerstörung durch einen Brand 1816 von<br />
Antonio Niccolini wiederaufgebaut, von dem auch<br />
die Fassade stammt. In der ersten Hälfte des 19.Jh.<br />
erlebte das Teatro San Carlo dank des<br />
Theateragenten Domenico Barbaja eine<br />
erinnerungswürdige, ruhmvolle Bühnenzeit, in der<br />
Musiker wie Gioachino Rossini und Gaetano<br />
Donizetti engagiert wurden.<br />
Vor dem Teatro San Carlo liegt die sehr belebte<br />
Piazza Trieste e Trento (eh. Piazza San<br />
Ferdinando), auf der sich das historische Caffè<br />
Gambrinus befindet, das 1860 gegründet wurde<br />
und in dem sich einst Dichter und Intellektuelle<br />
trafen.<br />
Die barocke Kirche San Ferdinando auf dem<br />
selben Platz steht im Mittelpunkt einer wichtigen<br />
Tradition: Am Karfreitag wird hier Stabat Mater von<br />
Pergolesi vorgetragen.<br />
Nach der Piazza Trieste e Trento gelangt man zur<br />
berühmten Piazza del Plebiscito, dem größten<br />
Platz Neapels, der oft den spektakulären Rahmen für<br />
kulturelle Veranstaltungen und Konzerte bildet.<br />
Geprägt wird dieser Platz von der Kirche San<br />
Francesco di Paola mit ihrer neoklassizistischen<br />
Kolonnade und dem vom Pantheon in Rom<br />
inspirierten Innenraum.<br />
In der Mitte des Platzes blicken zwei Reiterstatuen<br />
von Karl von Bourbon (ein Werk von Antonio<br />
Canova) und Ferdinand I auf den großen Palazzo<br />
Reale.<br />
Der Bau begann Anfang des 17.Jh. nach einem<br />
Entwurf von Domenico Fontana. Der Palast wurde<br />
von Joachim Murat und Karoline Bonaparte mit<br />
Dekorationen und neoklassizistischen Möblen, die<br />
teils aus den Tuilerien stammen, bereichert, durch<br />
einen Brand 1837 beschädigt und danach von<br />
Gaetano Genovese restauriert.<br />
Um das prachtvolle Interieur zu besichtigen, überquert man<br />
den weiten Ehrenhof, von dem aus man in das Museo<br />
dell’Appartamento Storico – Museum der Historischen<br />
Gemächer – (dreißig Säle in einem Stockwerk), in dem<br />
noch Originaldekorationen und –möbel zu bewundern sind,<br />
gelangt. Besonders schön sind die Monumentaltreppe<br />
aus polychromen Marmorplatten und das kleine<br />
Hoftheater, ein Festsaal, der 1768 von Ferdinando Fuga in<br />
ein reizendes Rokkokoambiente umgestaltet wurde. In<br />
anderen Räumen des Palastes ist die Nationalbibliothek<br />
untergebracht, die eine Sammlung von über eineinhalb<br />
Millionen Bänden umfasst, darunter auch wertvolle<br />
mittelalterliche Kodices. Auch die berühmten Papyrusrollen<br />
aus Herculaneum werden hier aufbewahrt.<br />
Silvester auf der Piazza<br />
del Plebiscito<br />
Seit 1994, als der Platz zur<br />
Fußgängerzone gemacht<br />
wurde, ist die Piazza del<br />
Plebiscito das Symbol der<br />
Wiedergeburt der Stadt und<br />
Silvester wird mit einem<br />
großen Konzert begangen,<br />
bei dem Sänger und<br />
Medienstars auftreten. In<br />
der Weihnachtszeit stellen<br />
auf dem Platz internationale<br />
Künstler Installationen aus.<br />
Istituto Italiano<br />
di Studi Filosofici<br />
Von der Piazza del<br />
Plebiscito geht es hinauf<br />
die Via Gennaro Serra bis<br />
zur Via Monte di Dio im<br />
Viertel Pizzofalcone, dem<br />
ersten Kern griechischer<br />
Besiedlungen in Neapel.<br />
Hier hat das Istituto Italiano<br />
di Studi Filosofici im<br />
monumentalen Palazzo<br />
Serra di Cassano mit<br />
Prunktreppe seinen Sitz.<br />
Der Haupteingang wurde<br />
1799 von den Herzögen<br />
Serra di Cassano<br />
zugemauert, nachdem ihr<br />
Sohn Gennaro als Märtyrer<br />
der Neapolitanischen<br />
Revolution 1799 gehängt<br />
worden war.<br />
Wie in einem Unesco-Bericht<br />
geschrieben wurde, hat das<br />
Institut „weltweit einzigartige<br />
Dimensionen erzielt und<br />
macht aus Neapel eine wahre<br />
Kulturhauptstadt“.<br />
Galleria Umberto I<br />
Theater San Carlo<br />
Piazza<br />
del Plebiscito<br />
und Kirche San<br />
Francesco<br />
di Paola<br />
21
22<br />
Berühmte Reisende<br />
„Wir wollen Don Peppe sehen!“<br />
rief das neapolitanische Volk unter dem Balkon von Palazzo Doria d’Angri, wo Giuseppe Garibaldi<br />
wohnte.<br />
Von der Piazza del Plebiscito geht die Via Toledo<br />
weg, die Hauptachse der Stadtentwicklung, die 1536<br />
vom Vizekönig Pedro von Toledo angelegt wurde.<br />
Für viele Neapolitaner ist sie einfach nur die<br />
„Toledo“, für andere Via Roma (seit 1870 bis in die<br />
80-er Jahre des 20.Jh.). Via Toledo ist eine der<br />
größten Straßen der Stadt und wird von Kirchen und<br />
alten Palästen, wie Carafa di Maddaloni (1582)<br />
und Doria D’Angri (1755) geprägt, die dem Genius<br />
des Luigi Vanvitelli zu verdanken sind. Von dessen<br />
Balkon verkündigte Giuseppe Garibaldi den<br />
Anschluss des „Königreichs der zwei Sizilien“ an<br />
das Königreich Italien.<br />
Hinter der Via Toledo und am Fuß des Hügels San<br />
Martino erstreckt sich netzartig das Spanische<br />
Viertel.<br />
Von der Piazza Carità wird ein Abstecher zu zwei<br />
Juwelen der Renaissance, den Kirchen Monteoliveto<br />
und Santa Maria la Nova, gemacht.<br />
Monteoliveto oder Sant’Anna dei Lombardi<br />
wurde im 15.Jh. erbaut und konnte im<br />
Kircheninneren die einfache Formenstrenge der<br />
ursprünglichen Struktur bewahren. Die Altäre Del<br />
Pezzo und Ligorio sind Meisterwerke der<br />
Bildhauerkunst der Renaissance. Im Apsisbereich<br />
befindet sich die prachtvolle Gruppe der Beweinung<br />
Christi mit lebensgroßen Terrakottafiguren, die nach<br />
der Tradition die Mitglieder der Königsfamilie der<br />
Aragonier darstellen sollen.<br />
Aus der Renaissance stammt auch die Kirche Santa<br />
Maria la Nova mit beeindruckenden Kreuzgängen.<br />
Sie wurde im 13.Jh. erbaut und ab 1596 komplett<br />
erneuert. Wunderschön ist die Kassettendecke aus<br />
vergoldetem Holz, in die 46 Tafeln eingelassen sind,<br />
die von den bedeutendsten neapolitanischen<br />
Künstlern Ende des 16.Jh. gemalt wurden.<br />
Der letzte Teil der Via Toledo mündet in die Piazza<br />
Dante.<br />
Das Spanische Viertel<br />
Das Spanische Viertel, das<br />
im 16.Jh. nach einer<br />
schachbrettartigen Anlage<br />
mit kleinen Parzellen<br />
entworfen wurde, um die<br />
spanischen Truppen und<br />
deren Familien aufzunehmen,<br />
hat sich im Laufe der Zeit in<br />
eine Stadt in der Stadt zu<br />
einem lebendigen und<br />
pittoresken Viertel entwickelt.<br />
Bei einem Spaziergang durch<br />
dieses Viertel (Vorsicht ist<br />
geboten), stößt man auf<br />
Fußball spielende Kinder und<br />
Stände, an denen alles<br />
mögliche verkauft wird.<br />
Sie wird vom Dantedenkmal (1872) von Tito<br />
Angelini geschmückt und vom Halbkreis des Foro<br />
Carolino begrenzt, das von Luigi Vanvitelli errichtet<br />
wurde. Links vom Halbkreis erhebt sich die<br />
Port’Alba (1625), von der aus man in die<br />
gleichnamige Straße gelangt, in der sich einige der<br />
ältesten Buchläden von Neapel befinden.<br />
Nahe der Piazza Dante liegt das Archäologisches<br />
Nationalmuseum, das weltweit bedeutendste<br />
Museum für klassische Archäologie. Karl von<br />
Bourbon brachte in diesem Palast (eh. „Palazzo<br />
degli Studi“, also Universität) die Sammlung<br />
Farnese, die größte Kunstsammlung Italiens unter,<br />
die er von seiner Mutter Elisabeth geerbt hatte. Zu<br />
diesem Vermächtnis kam im Laufe der Zeit die<br />
größte archäologische Sammlung dazu, in der die<br />
Funde der beim Vesuvausbruch 79.n.Chr.<br />
begrabenen Städte und Villen aufgenommen wurden.<br />
Den wertvollsten Kern des Museums bilden die Mosaike,<br />
Gemälde, Juwelen und Gegenstände der vesuvianischen<br />
Häuser. Diese einzigartige Sammlung zieht jährlich<br />
Millionen Besucher an.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt ist die wunderschöne Sammlung<br />
klasssischer Skulpturen, die vor allem römische Kopien<br />
nach griechischen Originalen umfassen, darunter die<br />
berühmten farnesischen Skulpturen (Stier und farnesischer<br />
Herkules und ein Dutzend anderer Werke). Reich ist die<br />
Sammlung an Kameen und geschliffenen Gemmen,<br />
darunter die farnesische Tasse). Besonders bedeutend ist<br />
die Sammlung von über 2000 Inschriften in fast allen<br />
einst in <strong>Kampanien</strong> gesprochenen Sprachen (von<br />
Griechisch bis Oskisch, von Etruskisch bis Latein). Die<br />
ägyptische Sammlung ist nach Turin die zweitwichtigste<br />
in Italien. Eine Abteilung ist der Villa dei Papiri gewidmet,<br />
dem berühmten römischen Haus in Herculaneum, in dem<br />
eine große Menge archäologisches Material, unter anderem<br />
berühmte Bronze- und Marmorstatuen, gefunden wurde.<br />
Ungewöhnlich ist das Gabinetto Segreto (Geheimkabinett),<br />
eine Sammlung aus dem 19.Jh. von Werken, die damals als<br />
„obszön“, galten, und nur befugten Besuchern vorbehalten<br />
waren. Es handelt sich dabei um Skulpturen, Fresken,<br />
Mosaike, Amulette, Öllampen und erotische Graffiti, die<br />
vorwiegend aus den Vesuvausgrabungen stammen.<br />
Mercato (Markt)<br />
della Pignasecca<br />
Berühmte Reisende<br />
Ich reise ab. Ich werde weder die Via Toledo noch all die<br />
anderen Viertel von Neapel vergessen. In meinen Augen ist<br />
sie, ohne Zweifel, die schönste Stadt der Welt.<br />
Stendhal, 1817<br />
Metrò dell’arte<br />
(Kunstmetro)<br />
Als „das beste Museum<br />
zeitgenössischer Kunst<br />
Italiens“ ist die Linie 1 der<br />
U-Bahn von Neapel definiert<br />
Mosaik von<br />
Alexander dem<br />
Großen<br />
Archäologisches<br />
Nationalmuseum<br />
Metrò dell’Arte<br />
(die Kunstmetro)<br />
Die Tyrannenmörder.<br />
Archäologisches<br />
Nationalmuseum<br />
worden. Die Stationen der<br />
Strecke Vanvitelli-Dante, die<br />
die Altstadt mit dem Bezirk<br />
Vomero verbindet, werden<br />
„Kunststationen“ genannt.<br />
Während international<br />
anerkannte Architekten den<br />
umliegenden Raum konzipiert<br />
haben, wurden die Stationen<br />
mit zeitgenössischen<br />
Kunstwerken bereichert. In<br />
der Station „Museo“, die von<br />
Gae Aulenti signiert ist, sind<br />
ein großer Bronzepferdekopf,<br />
das so genannte Carafa-Pferd<br />
(Stück des Archäologischen<br />
Museums), und eine Kopie<br />
des Farnesischen Herkules<br />
ausgestellt, die von den<br />
Schülern der Akademie der<br />
Schönen Künste von Neapel<br />
ausgeführt wurde.<br />
23
24<br />
Vom Museum gelangt man auf die Piazza Cavour,<br />
hier geht die Via Foria weg, die die populären<br />
Viertel Sanità, Vergini und Sant’Antonio durchquert.<br />
In dieser Zone ist die schöne Kirche Santa Maria<br />
della Sanità aus dem 17.Jh. mit der zweiläufigen<br />
Freitreppe sehenswert, die die Krypta umrahmt. Von<br />
der Kirche gelangt man zu den Katakomben des<br />
Hl. Gaudioso. In diesem Viertel befinden sich der<br />
Palazzo dello Spagnolo und Palazzo Sanfelice<br />
aus dem 18.Jh., effektvolle Architekturen, die auch<br />
als Modell für Bühnenbilder verwendet wurden und<br />
beide ein Werk von Ferdinando Sanfelice sind.<br />
Weiter führt die Via Foria zum Botanischen Garten.<br />
Der botanische Garten wurde 1807 von Giuseppe Bonaparte<br />
eingerichtet und war ursprünglich dazu gedacht,<br />
Nutzpflanzen für Landwirtschaft und Handel sowie<br />
Heilpflanzen kennenzulernen. Heute wachsen auf einer ca.<br />
12 ha großen Fläche ca. 10 tausend Arten und insgesamt<br />
fast 25 tausend Exemplare, und diese Sammlung stellt<br />
hinsichtlich Bestand und Ausdehnung eine der<br />
bedeutendsten Italiens dar. Interessant ist vor allem die<br />
umfangreiche Sammlung von Fettpflanzen (Sukkulenten).<br />
Wieder zurück beim Archäologischen Museum steigt<br />
man durch die Via Santa Teresa degli Scalzi<br />
hinauf nach Capodimonte.<br />
Neben der Kirche Incoronata del Buon Consiglio<br />
befinden sich die Katakomben des Hl. Gennaro,<br />
die zu den ältesten und schönsten <strong>Kampanien</strong>s<br />
zählen. Weiter am Gipfel des Hügels geht es zum<br />
Palazzo Reale di Capodimonte, wo das gleichnamige<br />
Museum untergebracht ist. (s. Kap. 7).<br />
Totò und Eduardo,<br />
Poeten des Viertels<br />
Sanità<br />
„Ich bin aus dem Viertel der<br />
Sanità, dem berühmtesten<br />
von Neapel“, erklärte gerne<br />
der Filmschauspieler Totò,<br />
der 1898 in diesem Viertel<br />
geboren wurde.<br />
Eduardo De Filippo<br />
hingegen besuchte eine<br />
Schule des Viertels, das er<br />
in einem seiner<br />
berühmtesten Theaterstücke<br />
„Il sindaco del rione Sanità“<br />
(1960) würdigte.<br />
Der Friedhof „Cimitero<br />
delle Fontanelle“<br />
Dieser Friedhof ist ein<br />
riesiges Beinhaus aus<br />
Tuffhöhlen, wo tausende<br />
Knochen und Schädel<br />
makabre architektonische<br />
Strukturen bilden. In den<br />
Friedhof gelangt man von<br />
der kleinen Kirche Maria<br />
Santissima del Carmine in<br />
der Via Fontanelle.<br />
Das Königliche<br />
Armenhaus<br />
Auf die Piazza Carlo III<br />
blickt die Fassade des<br />
riesigen Gebäudes<br />
(600 x 150 m), das 1751<br />
Berühmte Reisende<br />
Drei junge Freunde, die gemeinsam eine Reise nach Italien gemacht hatten, besuchten<br />
vergangenes Jahr das Museum der Studien in Neapel, wo verschiedene antike<br />
Gegenstände der Ausgrabungsstätten von Pompeji und Herculaneum gesammelt<br />
sind… Der Jüngste stand vor einer Vitrine und schien nicht einmal die Rufe der Freunde<br />
zu hören, so sehr war er in tiefe Bewunderung versunken.<br />
Théophile Gautier, 1852<br />
von Ferdinando Fuga<br />
entworfen wurde und nach<br />
dem Willen des Königs alle<br />
Bedürftigen aufnehmen<br />
sollte. Dieser Entwurf blieb<br />
unvollendet, denn der Bau<br />
hätte größer sein sollen,<br />
und heute finden in den<br />
restaurierten Teilen<br />
kulturelle Veranstaltungen<br />
statt.<br />
Katakomben<br />
des Hl. Gennaro<br />
Botanischer<br />
Garten<br />
Kirche Santa<br />
Maria della Sanità<br />
25
26<br />
Der Seeweg von<br />
Chiaia bis Posillipo<br />
Die Seepromenade zwischen Castel dell’Ovo und<br />
Posillipo mit einem Blick auf den gesamten Golf,<br />
den Vesuv und die Inseln ist die berühmteste<br />
Ansicht von Neapel.<br />
Das Küstenprofil wird von den massiven Tuffmauern<br />
des Castel dell’Ovo dominiert, der ältesten Burg<br />
der Stadt, die auf der kleinen Insel „Megaris“<br />
gegenüber des berühmten Viertels Santa Lucia<br />
thront. Diese Insel, die heute mit dem Festland<br />
durch eine Brücke verbunden ist, wählte einst der<br />
römische Patrizier Licinius Lucullus um hier seine<br />
Villa zu bauen. Diese wurde von den Mönchen des<br />
Hl. Basilius 492 n.Chr. zum Kloster umgebaut und<br />
unter den Normannen im 12.Jh. zum befestigten<br />
Königspalast erhoben. Sehenswert sind der<br />
Säulensaal (Sala delle colonne), wahrscheinlich das<br />
alte Refektorium der basilianischen Mönche, für<br />
dessen Bau die mächtigen Säulen der Villa des<br />
Lucullus verwendet wurden. Von der<br />
Kanonenterrasse (terrazza dei cannoni), die im<br />
höchsten Teil der Burg liegt, kann man eine<br />
herrliche Aussicht über den Golf genießen.<br />
Unter den Burgmauern befindet sich das<br />
Seemannsviertel Borgo Marinari, das im 19.Jh.<br />
errichtet wurde, um die Familien der Fischer und<br />
deren Boote unterzubringen. Heute findet man dort<br />
Nautikclubs, Restaurants, Bars und In-Lokale.<br />
Berühmte Reisende<br />
Wenn man an einem Ort der Welt glücklich sein kann, dann<br />
auf der Seepromenade von Santa Lucia.<br />
Paul Edme de Musset, 1885<br />
Magier Virgil<br />
Der Name des Castel<br />
dell’Ovo geht auf eine<br />
Legende zurück, die mit<br />
dem Dichter Virgil in<br />
Verbindung steht, dem die<br />
Neapolitaner im Mittelalter<br />
magische Kräfte<br />
zuschrieben. Einer der<br />
Talismänner des Dichters<br />
soll in der Burg versteckt<br />
gewesen sein; es soll sich<br />
dabei um ein Ei gehandelt<br />
haben, dass in einer Karaffe<br />
in einem Eisenkäfig<br />
eingeschlossen gewesen<br />
Castel dell’Ovo<br />
sein soll. Die Burg sollte<br />
solange nicht einstürzen,<br />
bis das Ei unversehrt blieb.<br />
Via Caracciolo<br />
und Villa Comunale<br />
27
28<br />
Auf der berühmten Via Caracciolo kann man eine<br />
der schönsten Aussichten von Neapel vom Vesuv<br />
bis zum Hügel von Posillipo genießen, der übersät<br />
ist von in Grün versinkenden Häusern und umrahmt<br />
vom tiefblauen Meer.<br />
Die Via Caracciolo verläuft parallel zur Villa<br />
Comunale (eh. Villa Reale), einem Stadtpark, der<br />
von Carlo Vanvitelli Ende des 18. Jh. angelegt<br />
wurde und zur „alten“ Seepromenade, die noch sich<br />
heute Riviera di Chiaia genannt wird. In der Villa<br />
Comunale kann man die Meeresbiologische<br />
Station (1872 vom deutschen Anton Dohrn<br />
gegründet) mit dem angeschlossenen ältesten<br />
Aquarium Europas besuchen.<br />
Auf der Riviera di Chiaia hat in der<br />
neoklassizistischen Villa Pignatelli das Museo<br />
Principe Diego Aragona Pignatelli Cortes seinen<br />
Sitz, das noch Originalmöbel schmücken. Hier wird<br />
die wertvolle Gemäldesammlung der Bank von<br />
Neapel beherbergt. Im alten Reitstall wird demnächst<br />
ein Kutschenmuseum mit einer Sammlung von<br />
Kutschen und Zaumzeug jener Zeit eröffnet.<br />
Die Via Caracciolo endet in Mergellina, wo der<br />
Legende nach die Strömung den leblosen Köper der<br />
Sirene Partenope mitgerissen haben soll. Auch hier<br />
bietet sich ein atemberaubendes Panorama zu den<br />
Hügeln des Posillipo und des Vomero mit dem<br />
Vesuv in der Ferne.<br />
Das Kunsthaus Neapels<br />
PAN<br />
In der Via dei Mille im<br />
Palazzo Roccella aus dem<br />
18.Jh. wurde kürzlich der<br />
PAN (Palazzo delle Arti<br />
Napoli), das Kunsthaus<br />
Neapels eröffnet.<br />
Das neue Kulturzentrum<br />
vereint ständige Einrichtungen<br />
für die Konsultation,<br />
Ausstellung und Förderung<br />
zeitgenössischer Werke und<br />
Dokumente, von der Malerei<br />
zur Skulptur, von der<br />
Architektur zur Fotografie,<br />
vom Design zum Kino.<br />
Nahe der Piazza Sannazaro ist die Via di<br />
Piedigrotta (so genannt, weil zu Füßen der Grotte<br />
gelegen – ai piedi della grotta – und heute ein<br />
Tunnel, der im 1.Jh. v.Chr. von den Römern<br />
gegraben wurde, um den Weg von Neapel nach<br />
Pozzuoli zu erleichtern; das Viertel jenseits der<br />
Grotte heißt hingegen Fuorigrotta), die gegenüber<br />
der Kirche Santa Maria di Piedigrotta endet.<br />
Zwischen der Kirche und der Station von Mergellina<br />
befindet sich der Eingang zum Parco Vergiliano,<br />
eine der von den Reisenden des Grand Tour meist<br />
besuchten Anlagen. Im Park liegt das so genannte<br />
Grab des Virgil, ein Grabmal aus dem 1.Jh.n.Chr.,<br />
welches das Grabmal des berühmten Dichters der<br />
Antike sein soll. 1939 wurde hierher auch das Grab<br />
des Dichters Giacomo Leopardi verlegt, der 1837 in<br />
Neapel starb.<br />
Lässt man die Küste hinter sich, gelangt man zur<br />
Mostra d’Oltremare, ein weitläufiger<br />
Ausstellungspark von großer historischer,<br />
architektonischer und Umweltbedeutung, der Ende<br />
der 30-er Jahre gebaut wurde. In dem ca. 700.000<br />
m 2 weiten Areal befinden sich Gebäude, Gärten,<br />
Springbrunnen, eine große Freilichtarena und ein<br />
Theater.<br />
PAN, Palazzo<br />
delle Arti Napoli<br />
Berühmte Reisende<br />
Ich denke jeden Tag an dich, wenn ich vom Balkon dieses funkelnde Meer sehe, das<br />
sich still, geteilt von vielen Schiffen, unter den Orangenbäumen entfaltet. Deren kleine<br />
lateinische Segel den weißen Flügeln der Meeresschwalben ähnlich sehen. Zu meinen<br />
Füßen die Rasenflächen der Villa Reale, geschmückt mit Rosen, grün schimmernd<br />
schon wie in unserem schönsten Frühling.<br />
Alphonse de Lamartine, 1820<br />
Luxuseinkäufe<br />
Der ideale Geschäftsbummel<br />
beginnt in der Via Toledo<br />
und geht weiter zu den Vie<br />
Chiaia, Calabritto, Filangieri,<br />
und dei Mille, den<br />
elegantesten Straßen<br />
Neapels mit den<br />
renommiertesten Geschäften.<br />
Einige der berühmtesten<br />
neapolitanischen „großen<br />
Marken“ sind hier zu Hause,<br />
von Lederwaren bis Kleidung<br />
und berühmten Kravatten.<br />
Das Gebiet um Chiaia ist<br />
reich an Adelspalästen aus<br />
dem 17. und 18.Jh. und<br />
spektakulären Plätzen wie<br />
Piazza dei Martiri, die seit<br />
jeher als einer der „guten<br />
Salons“ der Stadt<br />
angesehen wird, während<br />
das nahe Viertel Rione<br />
Amedeo eine große Palette<br />
an neapolitanischer<br />
Jugendstilarchitektur zu<br />
bieten hat.<br />
Villa Comunale,<br />
im Hintergrund<br />
das Aquarium<br />
Villa Pignatelli<br />
29
30<br />
Berühmte Reisende<br />
Aber weder zu erzählen noch zu beschreiben ist die Herrlichkeit einer<br />
Vollmondnacht, wie wir sie genossen, durch die Straßen über die Plätze<br />
wandelnd, auf der Chiaja, dem unermeßlichen Spaziergang, sodann am<br />
Meeresufer hin und wider. Es übernimmt einen wirklich das Gefühl von<br />
Unendlichkeit des Raums. So zu träumen ist denn doch der Mühe wert.<br />
Johann Wolfgang Goethe, 1787<br />
Von Mergellina führt die panoramische Via<br />
Posillipo, die alte Pausilypon (in griechisch „die<br />
den Schmerz lindert“), den Hügel hinauf. Am Meer<br />
erblickt man den imposanten Palazzo Donn’Anna<br />
und zahlreiche im Grün versunkene Villen.<br />
An der äußersten Spitze des Vorgebirges Coroglio<br />
erhebt sich die Villa del Pausilypon, die Reste der<br />
luxuriösen Residenz von Publius Vedius Pollio,<br />
einem der Anhänger von Augustus Oktavianus. Bei<br />
seinem Tod ging die Villa an den Kaiser.<br />
Die grandiose Villa umfasste mehrere Gebäude, die auf<br />
einer Fläche von ca. 9 ha zwischen dem 1.Jh.v.Chr. und<br />
dem 4.Jh. n.Chr. errichtet wurden. In der Mitte lag der<br />
Wohnbereich des Komplexes, um den Monumentalbauten,<br />
wie das große Theater, das Odeion und die Therme verteilt<br />
waren. Außer über einen kleinen eigenen Hafen in der Cala<br />
dei Lampi verfügte der Komplex auch über eigene<br />
Verbindungsstraßen wie den Tunnel, der als Grotta di<br />
Seiano bekannt ist, der den gesamten Felsgrat von<br />
Coroglio durchquert und über den man heute den Komplex<br />
erreicht.<br />
Das Fest von Piedigrotta<br />
und das neapolitanische<br />
Lied<br />
Das Fest findet am<br />
7.September mit Umzügen<br />
und spektakulären<br />
Feuerwerken statt.<br />
Während dieser<br />
Veranstaltung wurde 1835<br />
das neapoltanische Lied als<br />
Musikgenre ins Leben<br />
gerufen: Te voglio bene<br />
assaje von Gaetano<br />
Donizetti wurde<br />
weltberühmt.<br />
Die berühmtesten<br />
neapolitanischen Lieder<br />
entstanden in den letzten<br />
zwanzig Jahren des 19.Jh.,<br />
aber die Tradition wurde<br />
auch im 20.Jh. von sehr<br />
populären Liedermachern<br />
und der Volksliedgruppe<br />
Nuova Compagnia di Canto<br />
Popolare weitergeführt, die<br />
mit der Oper „La Gatta<br />
Cenerentola“ von Roberto<br />
De Simone Weltruhm<br />
erlangte; diese Tradition ist<br />
dank des Engagements von<br />
Liedermachern,<br />
Rockgruppen und<br />
Jazzmusikern noch heute<br />
sehr lebendig.<br />
Berühmte Reisende<br />
Hier haben wir das goldene Grab des weisen Virgil und jene Straße<br />
bewundert, die er, eine Meile lang, in einer einzigen Nacht in den Fels<br />
gehauen hat.<br />
Christopher Marlowe, 1588<br />
Palazzo Donn’Anna<br />
Dieses Symbol von<br />
Posillipo zählt aufgrund<br />
seiner spekatkulären<br />
Position zu den<br />
berühmtesten Stadtpalästen<br />
und mutet fast wie ein<br />
enormer, aus dem Meer<br />
ragender Felsen an. Palazzo<br />
Donn’Anna wurde 1642 von<br />
Cosimo Fanzago für Anna<br />
Carafa, der Frau des<br />
Vizekönigs von Neapel<br />
Filippo Ramiro Guzman<br />
gebaut, blieb unvollendet<br />
und hat daher den Reiz<br />
einer antiken Ruine, um die<br />
sich zahlreiche dunkle<br />
Legenden ranken: So soll<br />
Donn’Anna, verlassen von<br />
ihrem Gemahl, der nach<br />
Spanien zurückgekehrt war,<br />
infolge des Betrugs eines<br />
Liebhabers verrückt<br />
geworden sein.<br />
Palazzo<br />
Donn’Anna<br />
31
32<br />
Panorama vom<br />
Parco Virgiliano<br />
Das spektakulärste Panorama von Posillipo kann<br />
man vom Virgilpark auf der Spitze des Hügels aus<br />
genießen. Zwischen Bäumen, Gärten und<br />
Sportanlagen schweift der Blick über den gesamten<br />
Golf von Neapel, die Phlegräischen Felder bis zum<br />
Meer, aus dem die Insel Nisida ermporragt. Dieser<br />
außergewöhnliche Blick inspirierte im 19.Jh. die<br />
Malergeneration der „Schule von Posillipo“. Ihre<br />
Ansichten dieses bezaubernden Szenariums trugen<br />
zur Verbreitung der legendären Schönheit Neapels<br />
bei.<br />
Von den Steilhängen von Coroglio und Cala<br />
Trentaremi zur Westspitze von Posillipo reicht der<br />
Blick bis zum nahen Bagnoli, das Gegenstand eines<br />
umfassenden Sanierungsprojekts zur<br />
landschaftlichen Aufwertung der Küste, des Strandes<br />
und des ehemaligen Stahlindustriegländes von<br />
Italsider ist, das seit Jahren außer Betrieb steht. Ein<br />
Teil der Strukturen wurde im Rahmen einer<br />
interessanten, industriearchäologischen<br />
Widerinstandsetzung zur Città della Scienza (Stadt<br />
der Wissenschaft) umfunktioniert. Dieses interaktive<br />
Museum ist den wissenschaftlichen Phänomenen<br />
und der Entdeckungsgeschichte gwidmet und ist ein<br />
avantgardistischer Wissenschafts- und<br />
Technologiepol sowie das erste italienische Science<br />
Center. Der Museumsbesuch und die damit<br />
verbundene Besichtigung des großen Planetariums<br />
und der wissenschaftlichen Instrumente, die berührt<br />
werden „müssen“, wird vor allem die Kinder<br />
begeistern.<br />
Die Strände für ein Bad<br />
in der Stadt<br />
Im Sommer sind die<br />
Strände von Posillipo von<br />
Badenden überflutet.<br />
Unterhalb des Palazzo<br />
Donn’Anna befinden sich<br />
zahlreiche Badeanstalten.<br />
Am Ende des<br />
gleichnamigen Abstiegs<br />
liegt der Lido Marechiaro,<br />
der einst ein kleines<br />
Fischerdorf war, das der<br />
Dichter Salvatore Di<br />
Giacomo in seinem<br />
gleichnamigen Lied<br />
nostalgisch beschreibt (ein<br />
Gedenkstein unter dem<br />
Fenster fenestella erinnert<br />
daran). Reizvoll ist auch die<br />
Punta della Gaiola mit der<br />
Cala Trentaremi, ein<br />
grandioses Naturschauspiel<br />
mit hohen gelben<br />
Tuffsteinwänden. Hier<br />
befindet sich das<br />
Meeresschutzgebiet des<br />
Unterwasserparks von<br />
Berühmte Reisende<br />
Man sage, erzähle, male, was man will, hier ist mehr als alles. Die<br />
Ufer, Buchten und Busen des Meeres…Ich verzieh es allen, die in<br />
Neapel von Sinnen kommen!<br />
Johann Wolfgang Goethe, 1787<br />
Gaiola, in dem Reste<br />
einiger Strukturen der<br />
nahen römischen Villa des<br />
Publius Vedius Pollio zu<br />
sehen sind, die infolge<br />
einer Strandverschiebung<br />
untergegangen waren.<br />
Nisida und<br />
im Hintergrund<br />
Capo Miseno,<br />
Procida<br />
und Ischia<br />
33
34<br />
Die H gel<br />
von Vomero<br />
bis Capodimonte<br />
Der Vomero entstand im 19.Jh. in einem grünen<br />
Stadtteil, der für seine prachtvollen Aussichten auf<br />
den Golf berühmt war. Heute erheben sich neben<br />
den Jugenstilvillen moderne Häuser; dieses Viertel<br />
zählt zu den lebhaftesten Neapels und bietet<br />
besonders viele Einkaufsmöglichkeiten.<br />
Das Herz des Vomero ist die Piazza Vanvitelli, von<br />
wo aus man leicht zur Villa Floridiana gelangt, die<br />
Ferdinand von Bourbon seiner morganatischen Frau<br />
Lucia Migliaccio, Herzogin von Floridia, schenkte.<br />
Der elegante Palast wurde von Antonio Niccolini<br />
erbaut, ist von einem großen Park mit<br />
Ruinenimitationen, kurvenreichen Alleen, Rasen und<br />
Belvedere umgeben und beherbergt das<br />
Keramikmuseum Duca di Martina. Den<br />
Hauptkern des Museums bilden die Sammlungen<br />
von Placido De Sangro, dem Herzog von Martina<br />
und leidenschaftlichem Sammler von Korallen,<br />
Elfenbein, Tabaksdosen und vor allem Porzellan und<br />
Majolika, die eine Schenkung seiner Erben sind.<br />
Besonders bedeutend sind die Sammlungen von<br />
Porzellan von Capodimonte und aus dem Fernen<br />
Osten.<br />
Berühmte Reisende<br />
„Eine vierzigjährige Witwe, die zwar nicht schön, aber herzensgut war, vermietete mir<br />
einst die Hälfte eines ihrer kleinen Häuser … am Fuße des Berges, der von hier in der<br />
Nähe aus die Villa der Prinzessin Florida, der Frau des alten Königs, dominierte. Dies ist<br />
wahrscheinlich das einzig ruhigere Viertel von Neapel“.<br />
Stendhal, 1839<br />
Museo di Capodimonte<br />
Museumssaal<br />
Duca di Martina<br />
in der Villa<br />
Floridiana<br />
35
36<br />
Berühmte Reisende<br />
Unten die große Stadt mit ihren vierhunderttausend Bewohnern, den<br />
roten Dachziegeln und unregelmäßigen Blöcken der Ziegelbauten, die<br />
im Kontrast zu den Goldkuppeln der herrlichen Kirchen stehen.<br />
A.J. O’Reilly 1884<br />
Von der Piazza Vanvitelli gelangt man (auch mit<br />
Rolltreppen) zum Gipfel des Hügels, auf dem sich<br />
Castel Sant’Elmo und die Kartause San Martino<br />
erheben.<br />
Castel Sant’Elmo dominiert mit seinem<br />
imposanten, massiven Bau das Profil der Stadt und<br />
ist, ebenso wie die nahe Kartause aus vielen<br />
Blickwinkeln Neapels sichtbar. Diese wuchtige<br />
Festung ließ Robert von Anjou im 14.Jh. errichten<br />
und wurde unter Pedro de Toledo (1537-1546)<br />
völlig umgebaut. Der Grundriss hat die Form eines<br />
Sterns mit sechs Spitzen; zum Teil ist sie in den<br />
Tuffsteinfelsen gehauen und von Bastionen und<br />
Burggräben gesäumt. Von den Wällen ist nach allen<br />
Seiten eine herrliche Aussicht über Neapel zu<br />
genießen.<br />
Neben der Burg erhebt sich der monumentale<br />
Komplex der Kartause San Martino, die ebenfalls<br />
angevinischen Ursprungs ist; sie wurde 1325 von<br />
Tino di Camaino begonnen und zwischen Ende des<br />
16.Jh. und Mitte des 17.Jh. von den berühmtesten<br />
Architekten und Künstlern jener Zeit (Dosio,<br />
Fanzago) umgebaut und wurde so zum schönsten<br />
Beispiel des neapolitanischen Barocks sowie eines<br />
der grandiosesten Bauwerke der Stadt.<br />
Die „Pedamentina“<br />
von San Martino<br />
Vom Platz San Martino geht<br />
es bergab die steile Via<br />
Pedamentina, eine lange<br />
Treppenstraße, bis zum<br />
Corso Vittorio Emanuele<br />
und auf die Via Toledo, die<br />
im Herzen der Unterstadt<br />
liegt.<br />
Sie zählt 414 Stiegen und<br />
ist einer der ältesten Wege<br />
Neapels.<br />
Nach dem ersten<br />
Treppenlauf ist ein altes<br />
Gittertor zu sehen, das in<br />
das Hügelinnere führt; hier<br />
Das Interieur der Kirche ist eine Pracht an Fresken,<br />
Skulpturen, buntem Marmor und Gemälden. Die Fresken<br />
wurden unter anderem von Giovanni Lanfranco und<br />
Battistello Caracciolo ausgeführt. Auch das Presbyterium<br />
und die Sakristei sind reich an Dekorationen wie Gemälden<br />
von Ribera, Massimo Stanzione, Guido Reni, intarsierten<br />
Kästen und Holzstühlen. Die Kuppel der Cappella del<br />
Tesoro (Schatzkapelle) ist mit dem strahlenden Triumph der<br />
Judith von Luca Giordano freskiert. In den Sälen um den<br />
Großen Kreuzgang ist das Nationalmuseum San Martino<br />
untergebracht, das in verschiedene Bereiche gegliedert ist,<br />
die der Skulptur und Malerei, den minderen Künsten und<br />
dem Theater gewidmet sind. Bedeutend ist die Abteilung<br />
der Stadtbilder mit Werken ab dem 15.Jh., darunter die<br />
berühmte Tavola Strozzi (Strozzi-Gemälde). Besonders<br />
interessant ist die Krippenabteilung, die Werke der<br />
berühmtesten Künstler des 18.Jh. und zwei<br />
außergewöhnliche Gruppen umfasst: die Holzfiguren der<br />
Krippe aus der Kirche San Giovanni a Carbonara aus dem<br />
15.Jh. und die der Cuciniello-Krippe aus dem 19.Jh., die<br />
nach ihrem Spender benannt ist. Unbedingt sollten die<br />
restaurierte Unterkunft des Prioren Quarto del Priore, die<br />
besonders panoramisch gelegen ist sowie der<br />
wunderschöne Klostergarten besichtigt werden.<br />
schlugen die königlichen<br />
Wachen all jene zurück, die<br />
das Castel Sant’Elmo<br />
stürmen wollten.<br />
Blick von Castel<br />
Nuovo auf Castel<br />
Sant’Elmo<br />
und die Kartause<br />
San Martino<br />
Cuciniello-Krippe<br />
im Museo<br />
di San Martino<br />
Neapel am Ende<br />
des 15.Jh.<br />
Tavola Strozzi<br />
im Museum<br />
San Martino<br />
37
38<br />
Die höchste Erhebung der Stadt (457 m) ist die<br />
Einsiedelei „Eremo dei Camaldoli“, die 1585<br />
errichtet wurde und von wo aus man einen<br />
herrlichen Blick auf den Golf, die Inseln und<br />
Phlegräischen Felder hat. Es lohnt sich, den letzten<br />
Ausläufer des oberen Stadtgebietes zu besuchen, um<br />
in vollen Zügen den nahen Parco dei Camaldoli zu<br />
genießen.<br />
Von Camaldoli geht es abwärts durch den Viale<br />
Colle Aminei bis nach Capodimonte. Dieser Name<br />
kommt aus der altlateinischen Bezeichnung „Caput<br />
de Monte“ und bezeichnet ganz klar die Position<br />
dieses Ortes, einem Hügel auf der höchsten<br />
Erhebung der Altstadt.<br />
Hier liegt, eingebettet in einen weitläufigen Park, der<br />
Schloss von Capodimonte. Karl von Bourbon<br />
wollte hier als leidenschaftlicher Jäger eine<br />
Jagdhütte bauen lassen. In der Folge erweiterte er<br />
den Entwurf und ließ hier einen Palast errichten, um<br />
hier die wertvollen Farnesischen Sammlungen<br />
unterzubringen. Das von Antonio Medrano<br />
entworfene Gebäude wurde erst 1839 fertiggestellt.<br />
Im riesigen Wald liegen das Häuschen von Vittorio<br />
Emanuele II, die sogenannte Jagdhütte der Königin,<br />
die Kapelle des Hl.Gennaro, das Gebäude der<br />
alten Porzellanmanufaktur, die 1737 von Karl von<br />
Bourbon gegründet wurde, die Einsiedelei Eremo dei<br />
Cappuccini und die Fasanzucht (Fagianeria).<br />
Der Palazzo Reale ist heute Sitz des Museo<br />
Nazionale di Capodimonte, einem bezüglich<br />
Malerei und ornamentaler Kunst der bedeutendsten<br />
Museen der Welt.<br />
Porzellan<br />
von Capodimonte<br />
Karl von Bourbon heiratete<br />
1738 Maria Amalia, die<br />
Tochter von August dem<br />
Starken von Sachsen, dem<br />
Begründer der berühmten<br />
Porzellanmanufaktur von<br />
Meissen. Der König beschloss,<br />
eine Fabrik zu öffnen, in der<br />
wertvollste Werke, wie der<br />
berühmte Porzellansalon der<br />
Königin und eine Vielzahl<br />
eleganter oder kurioser<br />
Objekte, darunter Vasen und<br />
Tabaksdosen,<br />
Suppenschüsseln und Teller,<br />
kleine Statuen und Becken<br />
hergestellt werden sollten.<br />
1759 brachte Karl, nachdem<br />
er König von Spanien<br />
geworden war, die<br />
Manufaktur nach Madrid. In<br />
Neapel wurde die Produktion<br />
in der Real Fabbrica<br />
Ferdinandea weitergeführt.<br />
Heute führen die<br />
neapolitanischen<br />
Kunsthandwerker die alte<br />
Tradition mit Produkten, die<br />
sich an den Werken der alten<br />
Meister inspirieren, oder<br />
Originalkreationen weiter.<br />
Der trunkene<br />
Silen von Ribera<br />
und die<br />
Kreuzigung<br />
von Massaccio.<br />
Museo<br />
di Capodimonte<br />
Der Hauptkern des Museums stammt aus der Sammlung<br />
Farnese, die von Papst Paul III begonnen und von<br />
Elisabeth Farnese, der Mutter von Karl von Bourbon, geerbt<br />
wurde. Die Bildersammlung umfasst über 200 Meisterwerke<br />
von Masaccio, Botticelli, Raffaello, Ribera, Tizian,<br />
Mantegna, Correggio, El Greco, Lorenzo Lotto,<br />
Parmigianino, Carracci, Bruegel. Im selben Teil sind auch<br />
zwei Vorlagen von Raffael und Michelangelo jeweils für die<br />
Stanzen Raffaels (Stanze della Segnatura) und die<br />
Paulinische Kapelle im Vatikan zu sehen. Ebenso<br />
außergewöhnlich ist die Gemäldegalerie von Neapel mit<br />
Werken vom 13. bis 19.Jh.: Der Hl. Ludwig von Toulouse<br />
von Simone Martini, die hinreissende Geißelung von<br />
Caravaggio und weitere Werke von Ribera, Luca Giordano,<br />
Francesco Solimena. Der dem 19.Jh. gewidmete Teil ist<br />
reich an Werken von Malern der Schule von Posillipo von<br />
Anton Smick Pitloo bis Giacinto Gigante, und den Meistern<br />
des Naturalismus, wie Palizzi. Von den vielen Künstlern der<br />
zweiten Hälfte des 19.Jh. und Anfang des 20.Jh. von<br />
Domenico Morelli bis Vincenzo Migliaro wird ein großer<br />
Überblick gegeben. Auch im zeitgenössischen Teil sind<br />
Werke berühmter Künstler, von Alberto Burri bis Andy<br />
Warhol, von Carlo Alfano bis Mimmo Paladino ausgestellt.<br />
Auch andere Kostbarkeiten wie das Historische Gemach<br />
(Appartamento Storico), mit dem Porzellansalon<br />
(Salottino in porcellana) der Königin Maria Amalia warten<br />
auf den Besucher. Die Sammlung ornamentaler Kunst ist<br />
eine der reichsten Italiens, mit einzigartigen Werken wie der<br />
wertvolle „cofanetto Farnese“ (Kästchen Farnese) und die<br />
Gobelins von Avalos; zu den außergewöhnlichen<br />
Prozellanstücken zählt der große Wagen der Aurora aus<br />
Biskuitporzellan von Filippo Tagliolini.<br />
Porzellangruppe<br />
im Museo<br />
di Capodimonte<br />
Berühmte Reisende<br />
„Capodimonte, das sich auf dem Berg erhebt… ist ein großer Palast, der von Don<br />
Carlos, dem derzeitigen König von Spanien, begonnen wurde. Hier sind alle<br />
Reichtümer…aus dem Palazzo di Parma der Familie Farnese, die Karl nach Neapel<br />
brachte, als er von diesem Herzogtum den Thron der Zwei Sizilien bestieg. Die Lage<br />
dieses Palastes ist die schönste der Welt“.<br />
Marquis de Sade, 1776<br />
Das Astronomische<br />
Observatorium<br />
von Capodimonte<br />
In prachtvoller Lage auf<br />
dem Colle di Miradois, ist<br />
in einem schönen<br />
neoklassizistischen<br />
Gebäude das Astronomische<br />
Observatorium<br />
untergebracht, das 1819<br />
vom Astronom Giuseppe<br />
Piazzi gegründet wurde und<br />
das erste moderne<br />
Observatoirum Europas war.<br />
Das Museum verfügt über<br />
eine reiche Sammlung<br />
antiker wissenschaftlicher<br />
Instrumente.<br />
Die Geißelung<br />
von Caravaggio<br />
im Museo<br />
di Capodimonte<br />
Vesuvius<br />
by Warhol<br />
im Museo<br />
di Capodimonte<br />
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