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Pflanzenschutz im Gartenbau Die Frühjahrsschädlinge im Kernobst wie Sägewespen und Fruchtstecher waren mit den vorhandenen Pflanzenschutzstrategien bei sorgfältiger Bestandesüberwachung in den meisten Beständen gut zu regulieren. In einzelnen Anlagen führte der Apfelblütenstecherbefall zu merklichen Schäden, welche sich nach der Blüte aufgrund der schlechten Befruchtung überdurchschnittlich auf den Fruchtansatz auswirkten. Das Apfelwicklerauftreten war aufgrund der zur Verfügung stehenden breiteren und sicher wirkenden PSM-Palette in den meisten Beständen ohne Probleme zu regulieren. Tendenziell leicht zunehmend tritt der Apfelschalenwickler auf. Günstige Bedingungen bestanden im Sommer für die Vermehrung von Blutläusen. Der zeitige Einsatz von Movento 150 OD verursachte keine phytotoxischen Reaktionen, der Bekämpfungserfolg dieses Produktes war jedoch nicht in allen Anlagen zufriedenstellend. Lokal kam es bei Blutläusen im Herbst nochmals zu einer Massenvermehrung. Die wenigen Befallsflächen mit Besiedlung durch San-José-Schildlaus erforderten einen zeitige Ölbehandlung und weitere Maßnahmen gegen die Sommergeneration. Trotz gezielter Bekämpfungsmaßnahmen und des Vorhandenseins von Schlupfwespen als natürliche Gegenspieler reichen die verbleibenden Tiere aus, um schadensrelevante Populationsdichten über den Sommer neu zu bilden. Die Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln zur nachhaltigen Bekämpfung war auch in diesem Jahr nicht abgesichert. Auffällig war im Jahr 2010 das Auftreten der Ahornschmierlaus Phenacoccus aceris. In mehreren Beständen konnten Individuen dieser Schmierlausart nachgewiesen werden. Lokal war in der Folge eine verstärkte Rußtaubildung zu verzeichnen. Während der heißen Sommerphase gab es optimale Vermehrungsbedingungen für Spinnmilben im Kernobst. In verschiedenen Apfelanlagen konnten sich stärkere Populationen etablieren. In Süß- und Sauerkirschbeständen waren in diesem Jahr heftige Infektionen durch Pseudomonas spp. zu verzeichnen. Nicht nur als anfällig eingestufte Sorten zeigten ausgeprägte Symptome, die Nachwirkungen waren noch im Herbst als Gummifluss sichtbar, wobei einige neuere Süßkirschsorten aus dem kanadischen und italienischen Sortiment besonders betroffen sind. Mit Einsetzen trockener Witterung kamen die Infektionen der jungen Blattetagen zum stehen. Aufgrund des in den Beständen verblie- 68 Jahresbericht 2010 Abb. 55: Kelchbesiedlung zur Ernte durch Ahornschmierlaus an Apfel Abb. 56: Eisack der Ahornschmierlaus an einem Apfel- Blatt benen hohen Inokulums werden im Folgejahr erhöhte Aufwendungen zur Bekämpfung dieser Bakterienkrankheit erforderlich sein. Aufgrund der extrem langgestreckten Blütezeit des Steinobstes mussten erhöhte Aufwendungen für die Bekämpfung von Monilia abgesichert werden. In unbehandelten Beständen von anfälligen Sauerkirschsorten kam es an vielen Standorten zu 90- 100 % Blüteninfektion. Trotz intensiver Bekämpfungsmaßnahmen waren in vielen Sauerkirschbeständen im Erwerbsobstbau Infektionen durch Blüten-Monilia nicht völlig zu verhindern. Zudem zeigten sich Anfang Juni die Auswirkungen der ungünstigen Befruchtungsbedingungen als starker Rötelfruchtfall. Ebenfalls günstige Infektionsbedingungen waren für den pilzlichen Erreger der Narrentaschen- Krankheit in Pflaumen gegeben. In Sauerkirschen führte lokal das Auftreten der Kirschblütenmotte zu stärken Schäden, deren Bekämpfung gegenwärtig eine Indikationslücke darstellt. Sowohl in Süß- als auch in Sauerkirschen kam es an einzelnen Sorten zu Problemen mit Vermadung durch die Kirschfruchtfliege. Lokal spielte die geringe Behangdichte, die ungleichmäßige Abreife über einen langen Zeitraum infolge der verzögerten Blüte, die Aussetzung von Bekämpfungsmaßnahmen aufgrund von Hagelschäden und Minderbehang und die
optimale Witterung für die Fliegenentwicklung im Juni/ Juli eine wichtige Rolle. Zudem bereitet die Terminierung von Bekämpfungsmaßnahmen in Sortengemischen Probleme, welche durch den Einsatz von Mospilan SG und die nicht vorhandene Adultenwirkung zunehmen. In Sauerkirschen ist lokal die Amerikanische Kirschfruchtfliege nachzuweisen, sortenspezifisch musste eine Vermadung durch diese Fliegen-Art festgestellt werden. An Pflaumen der Sorte ‚Hauszwetsche’ verur- Abb. 57: Johannisbeere - Blattgallmücke Dasyneura tetensi Die Erdbeerkulturen erforderten in der Phase von Blüte und Fruchtbildung gezielte Behandlungen zur Verhinderung von Verlusten durch Botrytis. Gezielte Maßnahmen wurden auf vielen Flächen gegen Spinnmilben und Schnecken erforderlich. Dem verzögerten Erntebeginn folgte mit dem warmen Wetter im Juni eine zu schnelle Abreife. Die häufigen Niederschläge ab August hatten in vielen Beständen eine anhaltend hohe Bodenfeuchte und damit günstige Bedingungen für Infektionen durch bodenbürtige pilzliche Erreger zur Folge, deren Auswirkungen erst im kommenden Jahr sichtbar werden dürften. Durch die verbreitet hohen Schneeauflagen von Januar bis März gab es in vielen Baumobstbeständen merkliche Schäden durch Wildverbiss Jahresbericht 2010 Pflanzenschutz im Gartenbau sachte an einigen Standorten die Pflaumenbeutelgallmilbe Phytoptus similis Fruchtschäden. Der Befallsdruck durch Spinnmilben hat im Steinobst tendenziell zugenommen. Im spät zu erntenden Strauchbeerenobst war aufgrund der feuchten Augustwitterung hoher Befallsdruck durch Botrytis gegeben. An mehreren Orten trat an Roten Johannisbeeren die Johannisbeer-Blattgallmücke Dasyneura tetensi auf. Abb. 58: Fruchtbefall durch Pflaumenbeutel- gallmilbe Phytoptus similis infolge des allgemein hohen Wildbesatzes und der Nichterreichbarkeit von alternativen Futterquellen für die Tiere. Der lange Winter 2009/ 2010 mit anhaltender Schneedecke begünstigte das Schadmausauftreten zu Beginn des Jahres. Nicht durchgefrorener Boden förderte oberflächennahe Aktivitäten, wo keine rechtzeitige Mäuseabwehr erfolgte. Im Verlauf des Jahres sorgte die zeitweise sehr feuchte Witterung verbreitet für einen allgemeinen Rückgang von Schadmäusen an feuchteren Standorten, während auf höher gelegenen Bereichen lokal weiterhin stärkerer Befallsdruck zu verzeichnen war. Der zeitige Wintereinbruch Ende November bot erneut Bedingungen für verstärkten Schadfraß von Reh- und Niederwild sowie von Mäusen unter einer ausgeprägten Schneedecke. 69
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