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Diplomarbeit - Lesben- und Schwulenverband in Deutschland

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frei, wurde aber ke<strong>in</strong>esfalls bejaht, sondern moralisch abgelehnt. Homosexuelle<br />

blieben deshalb <strong>in</strong> der Öffentlichkeit unsichtbar. Dagegen waren<br />

Homosexuellengruppen <strong>und</strong> Zeitschriften für Homosexuelle <strong>in</strong> der DDR<br />

bis 1988 faktisch verboten. E<strong>in</strong>e öffentliche Diskussion über Homosexualität<br />

wurde weitgehend verh<strong>in</strong>dert.<br />

1973 hatte sich die „Homosexuellen<strong>in</strong>itiative Berl<strong>in</strong>“ (HIB), die erste Homosexuellengruppe<br />

der DDR, <strong>in</strong> Ost-Berl<strong>in</strong> gegründet (vgl. Ste<strong>in</strong>le, 1997<br />

b, S. 294). Ziel der Gruppe war die gesellschaftliche Anerkennung Homosexueller,<br />

die Schaffung von Kommunikationsmöglichkeiten <strong>und</strong> die Aufklärung<br />

der Bevölkerung. Die HIB wurde aber 1978 verboten, weil die Aktivitäten<br />

der Gruppe e<strong>in</strong> ständig größer werdendes Publikum anzog. E<strong>in</strong>e<br />

solche Entwicklung blieb den Staatsorganen der DDR immer suspekt.<br />

1982 etablierte sich dann trotzdem <strong>in</strong> den Räumen der Leipziger Evangelischen<br />

Studentengeme<strong>in</strong>de der "Arbeitskreis Homosexualität", dem bald<br />

weitere Arbeitskreise <strong>in</strong> 17 Städten folgten. Das M<strong>in</strong>isterium für Staatssicherheit<br />

war über die Vorhaben der Homosexuellengruppen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelner<br />

Homosexueller gut unterrichtet. Die Benennung der betreffenden Akten<br />

mit Bruder, Warme, Detlef oder After Shave zeigt die homophobe Haltung<br />

der Verantwortlichen (ebenda, S. 297). Mitte der achtziger Jahre veränderte<br />

sich e<strong>in</strong>iges. Es bildeten sich so genannte staatliche Gruppen, wie der<br />

"Sonntagsclub" <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> die „Rosa L<strong>in</strong>de“ <strong>in</strong> Leipzig. Auch der wissenschaftlich-universitäre<br />

Bereich öffnete sich jetzt dem Thema Homosexualität,<br />

<strong>und</strong> die Medien befassten sich zögerlich mit dieser Zielgruppe (ebenda,<br />

S. 296).<br />

Genauso unerwartet wie 1968 beschloss die Volkskammer der DDR am<br />

14. Dezember 1988 die ersatzlose Streichung des § 151 StGB/DDR <strong>und</strong><br />

damit die Entkrim<strong>in</strong>alisierung homosexueller Handlungen zwischen Erwachsenen<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen von 16 bis 18 Jahren (vgl. Ste<strong>in</strong>le, 1997 b,<br />

S. 297). Am 30.06.89 erfolgte schließlich aufgr<strong>und</strong> des Volkskammerbeschlusses<br />

die ersatzlose Streichung des § 175 StGB/DDR. Von diesem<br />

Zeitpunkt an gab es <strong>in</strong> der DDR ke<strong>in</strong>e Homosexualitätsstrafgesetze mehr<br />

(vgl. Hergemöller, 1990, S. 160).<br />

2.5 Homosexualität im wiedervere<strong>in</strong>igten <strong>Deutschland</strong><br />

Seit der Wiedervere<strong>in</strong>igung beider deutscher Staaten lebten die Schwulen<br />

<strong>in</strong> Ost <strong>und</strong> West unter verschiedenen Rechtsverhältnissen. Trotz unterschiedlicher<br />

Traditionen kam es aber zu geme<strong>in</strong>samen Aktionen gegen<br />

den <strong>in</strong> den alten B<strong>und</strong>esländern immer noch bestehenden § 175, der<br />

schließlich nach 123 Jahren Gültigkeit 1994 endgültig gestrichen wurde.<br />

Am 18.02.1990 konstituierte sich der „<strong>Schwulenverband</strong> <strong>in</strong> der DDR"<br />

(SVD), der 4 Monate später <strong>in</strong> „<strong>Schwulenverband</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>" umbenannt<br />

wurde mit dem Anspruch, b<strong>und</strong>esweit aktiv zu werden. Die Aids-<br />

Hilfe DDR erhielt den Status e<strong>in</strong>es Referats Ost der Deutschen Aids-Hilfe,<br />

<strong>und</strong> der westdeutsche B<strong>und</strong>esverband Homosexualität beschloss für 1997<br />

se<strong>in</strong>e Auflösung, so dass der <strong>Schwulenverband</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> (SVD) als<br />

e<strong>in</strong>zige b<strong>und</strong>esweite Schwulenorganisation bestehen blieb. Dieser wurde<br />

auf Beschluss des 11. Verbandstag des SVD am 6/7.03.1999 zum "Les-<br />

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