Diplomarbeit - Lesben- und Schwulenverband in Deutschland
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setzter, subjektiver Messkriterien beurteilen. Das Anspruchsniveau des<br />
E<strong>in</strong>zelnen verändert sich mit den jeweiligen Erfahrungen: Dies kann im<br />
Extremfall dazu führen, dass z.B. der Sklave, dessen Fesseln man etwas<br />
lockert, zufriedener ist als derjenige, der gleichbleibend unter objektiv<br />
günstigeren Umständen lebt. Gerade <strong>in</strong> Situationen, <strong>in</strong> denen sich nur e<strong>in</strong>e<br />
ger<strong>in</strong>ge Selbstkontrolle f<strong>in</strong>den lässt, kommt es oft zu e<strong>in</strong>er Verm<strong>in</strong>derung<br />
des Anspruchsniveaus <strong>und</strong> damit zur Ausprägung e<strong>in</strong>er „resignativen<br />
Arbeitszufriedenheit“ (vgl. ebenda, S. 64 ff.).<br />
5.9 Sichtweise der Betriebe<br />
E<strong>in</strong> wichtiger, aber, wie bereits erwähnt, bisher nur wenig erforschter Aspekt<br />
ist die Sichtweise der Betriebe. Wie sehen Betriebe ihre lesbischen<br />
<strong>und</strong> schwulen MitarbeiterInnen, werden diese überhaupt wahrgenommen?<br />
Knoll/Ed<strong>in</strong>ger/Reisbeck schrieben 130 Personalleiter von zufällig ausgewählten<br />
Großbetrieben <strong>in</strong> Bayern <strong>und</strong> Niedersachsen an, um zu überprüfen,<br />
<strong>in</strong>wieweit <strong>in</strong> den Betrieben e<strong>in</strong> Problembewusstse<strong>in</strong> für die Arbeitssituation<br />
gleichgeschlechtlich orientierter MitarbeiterInnen vorhanden ist <strong>und</strong><br />
ob e<strong>in</strong>e Bereitschaft besteht, entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der Arbeitsplatzsituation homosexueller MitarbeiterInnen durchzuführen.<br />
Von den 130 versandten Fragebögen kamen 22 zurück, was e<strong>in</strong>er<br />
Rücklaufquote von 17 % entspricht. E<strong>in</strong> solches Ergebnis muss als besonders<br />
niedrig bewertet werden, deshalb, weil der Fragebogen kurz <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>fach abgefasst worden war. Im E<strong>in</strong>zelnen enthielt er nachstehende<br />
Fragen:<br />
1. Wurde Homosexualität <strong>in</strong> Ihrem Betrieb schon e<strong>in</strong>mal thematisiert?<br />
2. Hält die Personalabteilung Ihres Betriebes e<strong>in</strong>e oder mehrere der<br />
folgenden Maßnahmen zum Abbau von Vorurteilen gegenüber <strong>Lesben</strong><br />
<strong>und</strong> Schwulen für s<strong>in</strong>nvoll?<br />
- AnsprechpartnerInnen im Betrieb<br />
- Informationsveranstaltungen zum Thema Homosexualität<br />
- Fortbildungen für ArbeiterInnen <strong>und</strong> Angestellte<br />
- Fortbildungen für BetriebsrätInnen<br />
- Fortbildungen für Vorgesetzte<br />
- Homosexuelle Lebensformen als Thema <strong>in</strong> der Ausbildung<br />
- Aktionen der Gewerkschaften zum Thema Homosexualität<br />
- Diskrim<strong>in</strong>ierungsverbote <strong>in</strong> arbeitsrechtlichen Richtl<strong>in</strong>ien<br />
- Sonstige, <strong>und</strong> zwar ...<br />
3. Wurde <strong>in</strong> Ihrem Betrieb schon e<strong>in</strong>e entsprechende Maßnahme<br />
durchgeführt? (Knoll/Ed<strong>in</strong>ger/Reisbeck, 1997, S. 68 ff.)<br />
Das Ergebnis war e<strong>in</strong>deutig. Von den 22 Betrieben hat nur e<strong>in</strong> Betrieb<br />
Homosexualität thematisiert, neun Betriebe gaben an, dass sie e<strong>in</strong>ige der<br />
genannten Maßnahmen als s<strong>in</strong>nvoll erachten, sie aber noch nicht <strong>in</strong> die<br />
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