Diplomarbeit - Lesben- und Schwulenverband in Deutschland
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Mitwirken der Personalvertretung gar nicht schlecht, denn die meisten<br />
Gewerkschaften, denen das B<strong>und</strong>espersonalvertretungsgesetz eigenständige<br />
Rechte e<strong>in</strong>räumt, <strong>und</strong> aus dessen Reihen die Personalratsmitglieder<br />
gewöhnlich stammen, haben das Problem schon längst als e<strong>in</strong> für<br />
sie durchaus real anzusehendes Betätigungsfeld erkannt.<br />
So beschlossen alle Gremien des Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong>es<br />
(DGB) sowie se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelgewerkschaften bereits 1986, sich dafür e<strong>in</strong>zusetzen,<br />
dass die Diskrim<strong>in</strong>ierung von homosexuellen Frauen <strong>und</strong> Männern<br />
<strong>in</strong> Beruf <strong>und</strong> Gesellschaft abgebaut werden muss. Auf dem 11. Gewerkschaftstag<br />
der ÖTV 1988 wurde e<strong>in</strong>e „weitergehende Initiative auf allen<br />
Ebenen der Organisation“ zur Verwirklichung der Gleichstellung von Homosexuellen<br />
<strong>in</strong> Arbeit <strong>und</strong> Beruf verlangt. An alle Mitglieder <strong>und</strong> Kreisverwaltungen<br />
der ÖTV erg<strong>in</strong>g die Forderung, Arbeitskreise Homosexualität<br />
e<strong>in</strong>zurichten. Am 26.9.1990 legte dann die ÖTV den Entwurf e<strong>in</strong>es „Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsgesetz(es)<br />
für homosexuelle Frauen <strong>und</strong> Männer <strong>in</strong> Arbeit<br />
<strong>und</strong> Beruf“ der Öffentlichkeit vor <strong>und</strong> übersandte diesen an alle Fraktionen<br />
des B<strong>und</strong>estages sowie an den B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>ister für Justiz. Dieser Gesetzesvorschlag<br />
war se<strong>in</strong>erzeit bahnbrechend (vgl. Hammer/Rzadkowski,<br />
1991, S. 363 ff.).<br />
Der Deutsche Gewerkschaftsb<strong>und</strong> (DGB), die Vere<strong>in</strong>igte Dienstleistungsgewerkschaft<br />
e.V. (ver.di) <strong>und</strong> auch andere Gewerkschaften s<strong>in</strong>d heute<br />
mit e<strong>in</strong>em breiten Angebot für gleichgeschlechtlich orientierte MitarbeiterInnen<br />
im Internet präsent (siehe Anhang 3). Es gibt zahlreiche gewerkschaftliche<br />
„Arbeitskreise Homosexualität“, die <strong>in</strong> regelmäßigen Treffen<br />
<strong>und</strong> Sem<strong>in</strong>aren konkrete Hilfestellung für homosexuelle Beschäftigte anbieten,<br />
beim Aufbau e<strong>in</strong>er gewerkschaftlichen Interessenvertretung für<br />
<strong>Lesben</strong> <strong>und</strong> Schwule <strong>in</strong>nerhalb des Betriebes helfen <strong>und</strong> ihre Situation <strong>in</strong><br />
Staat <strong>und</strong> Gesellschaft zu verbessern suchen. Jährlich f<strong>in</strong>det das Sem<strong>in</strong>ar<br />
„Homosexualität – Menschenrechte im Betrieb“ im Haus der Gewerkschaftsjugend<br />
des DGB <strong>in</strong> Oberursel statt (vgl. Maas, 1996, S. 125). Im<br />
Mai 2003 haben auf diesem Gewerkschaftssem<strong>in</strong>ar TeilnehmerInnen des<br />
Workshops „Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsgesetz“ e<strong>in</strong>e Musterbetriebsvere<strong>in</strong>barung<br />
gegen Diskrim<strong>in</strong>ierung, Mobb<strong>in</strong>g <strong>und</strong> sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz<br />
entwickelt (vgl. http://www.lsvd.de/recht/<strong>in</strong>dex.html, 15.09.2003)<br />
Beamte, aber auch Angestellte <strong>und</strong> Arbeiter der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit<br />
s<strong>in</strong>d im „Verband der Beamten der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit“ (vbba) im<br />
Deutschen Beamtenb<strong>und</strong> organisiert. Im Gegensatz zu ver.di <strong>und</strong> anderen<br />
Gewerkschaften hat der vbba gleichgeschlechtlich orientierten Mitarbeiter-<br />
Innen auf se<strong>in</strong>er Homepage noch nicht thematisiert (vgl.<br />
http://www.vbba.de, 15.09.2003). Ebenso sehen die Personalräte aus dem<br />
Bezirk des LAA SAT ke<strong>in</strong>en Handlungsbedarf, was völlig unverständlich<br />
bleibt (vgl. Kapitel 7.3). Diese Ergebnisse bestätigen aber e<strong>in</strong>zelne Umfragen<br />
bei Personalvertretungen im öffentlichen Dienst, wonach Betriebs-<br />
<strong>und</strong> Personalräte weder über die Häufigkeit noch über die Vielschichtigkeit<br />
diskrim<strong>in</strong>ierenden Verhaltens gegenüber gleichgeschlechtlich orientierten<br />
MitarbeiterInnen <strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d (vgl. ÖTV-Bericht <strong>Lesben</strong> <strong>und</strong> Schwule im<br />
Beruf – Wo liegt das Problem?, 1993, S. 9).<br />
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