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PTB-Mitteilungen 2013 Heft 1

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Die PTR in Thüringen<br />

28<br />

Als Fazit lässt sich feststellen, dass die vor dem<br />

Zweiten Weltkrieg ins Stocken geratene Weiterentwicklung<br />

der sogenannten Funkmesstechnik – so<br />

der deutsche Begriff für Radar – in den beiden<br />

letzten Kriegsjahren vorangetrieben wurde. Die<br />

Briten und Amerikaner waren auf diesem Gebiet<br />

in der Forschung und praktischen Nutzung schon<br />

weiter, sicher blieben die Mitarbeiter der Hochfrequenzgruppe<br />

um Adolf Scheibe aus diesem Grund in<br />

Deutschland und wurden nicht nach England oder<br />

in die USA verlagert. Den Respekt der amerikanischen<br />

Kollegen hatte die Gruppe. So nimmt Rangers<br />

Hochachtung für die Leistungen der Hochfrequenz-<br />

Wissenschaftler fast schon Elemente des Marshallplans<br />

von 1948 vorweg: „It is believed, that this<br />

group is an important potential aid to rehabilitating<br />

the German equivalent of the Bureau of Standards,<br />

and should be tied in whatever Government Institution<br />

is established to look towards the economic<br />

technical rehabilitation of Germany.” ([3], S. 3).<br />

Und in der Tat wurde später der Leiter der<br />

Hochfrequenz-Abteilung, Adolf Scheibe mit der<br />

Führung der Geschäfte der PTA als Nachfolgeeinrichtung<br />

der PTR betraut. Später wurde er<br />

Vizepräsident der <strong>PTB</strong> ([19], S. 73 f).<br />

Die Hochfrequenzforschung allerdings blieb in<br />

Deutschland bis 1953 durch die Alliierten verboten.<br />

Am 29. April 1946 hatte der Alliierte Kontrollrat<br />

das Gesetz Nr. 25 „Regelung und Überwachung der<br />

naturwissenschaftlichen Forschung“ verabschiedet,<br />

durch das in Deutschland jegliche angewandte Forschung<br />

verboten war, die für militärische Zwecke<br />

nutzbar gemacht werden konnte; unter anderem<br />

waren dies Kernphysik, Bau und Entwicklung von<br />

Flugzeugen, Gasturbinen und Raketenantrieben,<br />

Schiffbau, Kryptografie, Hochfrequenztechnik,<br />

Hydrierung und die Erforschung von Kunststoffen<br />

und bestimmten Metallen (vgl. [21]).<br />

Erst mit den Pariser Verträgen wurde Hochfrequenz-<br />

forschung in Deutschland wieder möglich.<br />

(Quelle: Wikimedia)<br />

Karl-Joachim Umpfenbach<br />

und das Aggregat 4<br />

<strong>PTB</strong>-<strong>Mitteilungen</strong> 123 (<strong>2013</strong>), <strong>Heft</strong> 1<br />

Wernher von Braun wird allgemein als Vater des<br />

Aggregats 4 (A4, Propagandaname V2) bezeichnet<br />

und Peenemünde als der Geburtsort des A4.<br />

Unzählige Techniker und Wissenschaftler aus<br />

den unterschiedlichsten Bereichen und an den<br />

verschiedensten Orten im damaligen Reichsgebiet<br />

entwickelten das Aggregat 4. Auch die PTR war<br />

beteiligt, wie wir im Rahmen unseres Ausstellungsprojektes<br />

ermitteln konnten. Dokumente aus<br />

deutschen Archiven liegen bisher nicht vor, es gibt<br />

lediglich Berichte und Hinweise in der Literatur.<br />

So nahm Ende 2011 Frau Dorothea Krause<br />

Kontakt zu uns auf (vgl. Bericht von Frau Krause<br />

im Infokasten). Sie ist die Tochter des PTR-Mitglieds<br />

Karl-Joachim Umpfenbach (1902–1954).<br />

Nach einjähriger praktischer Tätigkeit bei Borsig<br />

in Berlin und nach einsemestrigem Hören verschiedener<br />

Vorlesungen an der Universität Berlin<br />

wurde Umpfenbach im Herbst 1922 an der Technischen<br />

Hochschule Berlin immatrikuliert. Hier<br />

bestand er im April 1927 die Diplom-Hauptprüfung<br />

als Maschinenbauer. Von Mai 1927 bis August<br />

1929 arbeitete Umpfenbach im Laboratorium<br />

für Mengenmessung von Siemens & Halske. Am<br />

23. Dezember 1935 promovierte er bei Hermann<br />

Föttinger an der Technischen Hochschule Berlin;<br />

Thema seiner Arbeit: „Kalorimetrisches Verfahren<br />

zur Wirkungsgrad-Bestimmung an Wasserturbinen“<br />

(vgl. [22], S. 1). Dr. Umpfenbach war seit<br />

1931 an der PTR in der Abteilung I (Maß und<br />

Gewicht) im Laboratorium für Gasmesser, dessen<br />

Leitung er später übernahm ([31], S. 27 und 300).<br />

Laborleiter Umpfenbach am Tisch in der Mitte sitzend,<br />

umgeben von Mitarbeitern. (Quelle: Dorothea Krause.<br />

Aufnahmedatum und die Namen der Mitarbeiter sind nicht<br />

bekannt)

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