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PTB-Mitteilungen 2013 Heft 1

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Die PTR in Thüringen<br />

Volksschule-<br />

Zeulenroda, heute<br />

Schillergymnasium<br />

(Quelle: Häßner)<br />

44<br />

Außenstelle Zeulenroda<br />

Die Hochfrequenzabteilung unter Adolf Scheibe,<br />

der unter anderem mit Udo Adelsberger die erste<br />

Quarzuhr entwickelte, wurde nach Zeulenroda<br />

verlegt. Man wollte Scheibe sicherlich entgegenkommen,<br />

da Zeulenroda sein Geburtsort war.<br />

Die Hochfrequenzabteilung richtete man in einer<br />

Volksschule ein. Heute befindet sich dort das<br />

Schillergymnasium.<br />

Über die Arbeit des Hochfrequenzlabors in Zeulenroda<br />

ist bekannt, dass Forscher Hochfrequenz-<br />

Messapparate prüften und eichten. Mithilfe von<br />

Quarzuhren wurden Normalfrequenz und Zeit<br />

bestimmt, außerdem entwickelte man Normale für<br />

Strom-, Spannungs- und Leistungsmessungen im<br />

Bereich der Hochfrequenz.<br />

Geforscht wurde hier auch für das deutsche<br />

Radar, damals als Funkmesswesen bezeichnet (vgl.<br />

Müller: „Die PTR als Wehrmachtsbetrieb“. In: <strong>PTB</strong>-<br />

<strong>Mitteilungen</strong>, 123 (<strong>2013</strong>), S. 16–33). Die Amerikaner<br />

hatten großes Interesse an der deutschen<br />

Hochfrequenzforschung. Nach dem Einmarsch in<br />

Zeulenroda wurden die Quarzuhren und weitere<br />

<strong>PTB</strong>-<strong>Mitteilungen</strong> 123 (<strong>2013</strong>), <strong>Heft</strong> 1<br />

Instrumente sofort beschlagnahmt; etliche Zeulenrodaer<br />

Wissenschaftler verbrachte man noch vor<br />

der Überführung Thüringens in die Sowjetische<br />

Besatzungszone (SBZ) in den Westsektor nach<br />

Heidelberg.<br />

Eine Zweigstelle Zeulenrodas befand sich<br />

1944/45 in Hohenleuben-Reichenfels, wo die<br />

PTR einige Räume in einem grob fertiggestellten<br />

Museum nutzen konnte (vgl. [1], S. 96/97).<br />

Außenstelle Ronneburg<br />

Laboratorien für Atomphysik und Physikalische<br />

Chemie der Abteilung V wurden nach Ronneburg<br />

verlegt. Hier befand sich auch der Radiumbestand<br />

des Deutschen Reiches. Die Radiumpräparate<br />

enthielten insgesamt 21,8 g Radium und hatten<br />

einen finanziellen Wert von circa 3 Millionen<br />

Reichsmark. In Tresoren des Ronneburger Güterbahnhofes<br />

und in einem Bergstollen wurden<br />

Radium- und Poloniumpräparate verwahrt. Die<br />

PTR richtete ab Dezember 1943 in einem Ronneburger<br />

Spinnereibetrieb der Firma Clad Labore<br />

ein, da dort aufgrund fehlender Rohstoffe die<br />

Produktion ruhte. Die Einrichtung der Räume der<br />

Fabrik für Laboratoriumszwecke musste bei der<br />

Stadt Ronneburg durch einen Antrag erst genehmigt<br />

werden: „Die Bauarbeiten dürfen nur nach<br />

den Richtlinien des ,Göringerlasses’ über Kriegsbauweisen<br />

ausgeführt werden.“ ([1] S. 93). Weiterhin<br />

prüfte man Glas auf die Reaktion mit Wasser,<br />

verschiedenen Laugen und Säuren. Gleichfalls war<br />

ein sogenanntes „Gastlaboratorium für Werkstoffprüfung“<br />

(vgl. Organisationsplan, Bundesarchiv<br />

Berlin R1519-390a) vorhanden, in dem zu Kunststoffen<br />

geforscht wurde.<br />

Nähere Informationen zum Ronneburger PTR-<br />

Standort bietet der Beitrag von Rainer Karlsch in<br />

diesem <strong>Heft</strong> (vgl. Karlsch: Die Abteilung Atomphysik<br />

der PTR in Ronneburg und das deutsche<br />

Uranprojekt, In: <strong>PTB</strong>-<strong>Mitteilungen</strong>, 123 (<strong>2013</strong>),<br />

S. 73–81).<br />

Außenstelle Ilmenau<br />

Einige Labore für Maß und Gewicht, Elektrizität<br />

und Magnetismus wurden in Ilmenau im Thüringischen<br />

Staatsprüfamt für Glasgeräte errichtet,<br />

wo man Wassermesser, Gewichte, kleine Waagen<br />

und Getreideprober für wissenschaftliche Institute<br />

und die Industrie prüfte. Die deutschen<br />

Prototypen des Urkilogramms wurden in Ilmenau<br />

aufbewahrt.<br />

Die Überwachung von elektrischen Prüfämtern<br />

und Eichstellen im Deutschen Reich (vgl. Organisationsplan,<br />

Bundesarchiv Berlin R19/15-390a)<br />

erfolgte ebenfalls vom Ilmenauer Standort aus.<br />

Besonders schwierig gestaltete sich die Unterbringung<br />

von Mitarbeitern in Ilmenau.

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