PDF Datei laden - Christophorus Hospiz Verein e.V.
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kochte in dieser Gästeküche ihrem Sohn in<br />
seinen letzten Tagen im <strong>Hospiz</strong> ihm bekannte,<br />
landestypische Gerichte.<br />
Essen ist bis zum Ende eines Lebens ein<br />
zentraler und wichtiger Bestandteil von Lebensqualität.<br />
Es geht weniger darum, satt<br />
zu werden, sondern dass durch das Lieblingsessen,<br />
den vertrauten Geruch oder Geschmack,<br />
vielleicht sogar aus Kindertagen,<br />
bis zuletzt glückliche Momente und Erinnerungen<br />
hervorgerufen werden können.<br />
In einem weiteren Beitrag dieses Heftes –<br />
„Inschallah“ schildert Uve Hirsch eine<br />
lange und abenteuerliche Begleitung bei<br />
Menschen, die in einer ganz anderen,<br />
nicht westlich geprägten Kultur daheim<br />
sind. Auch sie ist ein Zeugnis für unsere<br />
Aussage:<br />
<strong>Hospiz</strong> ist für alle da.<br />
Mit der zunehmenden Bekanntheit von<br />
<strong>Hospiz</strong> und Palliative Care passiert das,<br />
was von Anfang an die Intention der<br />
<strong>Hospiz</strong>bewegung war, nämlich die Durchdringung<br />
dieser Idee, dieser Haltung hinein<br />
in die Gesellschaft. Nicht, dass nun an<br />
jeder Ecke ein <strong>Hospiz</strong>verein entstehen<br />
muss, aber es ist zu spüren, wie sich die<br />
Struktur der Betreuung und Pflege von<br />
sterbenden Menschen ändert, Bedürfnisse<br />
bewusster wahrgenommen werden und<br />
„Raum“ geschaffen wird, dieses Sterben<br />
achtsam zu begleiten. So entstehen in<br />
Alten- und Pflegeheimen, in Krankenhäusern,<br />
in Einrichtungen, in denen Menschen<br />
mit unterschiedlichsten Einschränkungen<br />
leben, Kooperationen mit <strong>Hospiz</strong>und<br />
Palliativdiensten zur Unterstützung<br />
und Implementierung dieser Idee in den<br />
jeweiligen Häusern. Mitarbeiterinnen, die<br />
hier arbeiten, werden von uns geschult<br />
und vorbereitet, um zusammen mit ihren<br />
Kolleginnen selbst für ein achtsames Klima<br />
in der Betreuung schwerstkranker und<br />
sterbender Menschen zu sorgen und ihren<br />
ganz besonderen Fokus darauf zu richten.<br />
Der Erfolg unseres palliativ-geriatrischen<br />
Beratungsdienstes, der inzwischen in 2/3<br />
aller Münchner Alten- und Pflegeheime<br />
regelmäßig zur Unterstützung gebeten<br />
wird, ist ein beredtes Zeugnis davon.<br />
Auch im privaten Bereich, in der eigenen<br />
Häuslichkeit, steigt die Bereitschaft,<br />
schwerstkranke Menschen möglichst bis<br />
zuletzt daheim zu versorgen. Zusammen<br />
mit einem Hausarzt und einem <strong>Hospiz</strong>und<br />
Palliativteam, die alle Beteiligten unterstützen,<br />
kann ein Sterben viel von seinem<br />
Schrecken verlieren. Oft hören wir<br />
die Aussage: „Mit ihrer Unterstützung<br />
traue ich mir zu, meinen Mann, meine<br />
Mutter daheim bis zuletzt zu begleiten“.<br />
Die dabei parallel ablaufende, bewusste<br />
Auseinandersetzung mit dem Sterben<br />
kann sogar helfen, die Trauerzeit nach dem<br />
Tod ertragbarer zu machen.<br />
<strong>Hospiz</strong> für alle – eine Idee, die uns in<br />
Deutschland seit knapp 30 Jahren begleitet.<br />
Nicht (nur) als Dienstleistungs-Angebot,<br />
sondern als eine Einstellung und ein<br />
Konzept, Sterben als Teil unseres Lebens<br />
zu begreifen; es nicht auszulagern an Fachdienste<br />
und Spezialeinrichtungen, sondern<br />
es aktiv anzunehmen und, zusammen und<br />
ergänzend, mit anderen bestehenden pflegerischen,<br />
medizinischen und therapeutischen<br />
Versorgungsstrukturen, integrativ in<br />
die Gesellschaft zu tragen.<br />
Angelika Westrich<br />
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