FOCUS 28 LOGISTIK DER TALENTGEWINNUNG Matthew Marriott, <strong>Hellmann</strong> Lichfield Wenn man Kinder fragt, was sie werden wollen, wenn sie älter sind, sagen sie normalerweise Dinge wie „Fußballer“, „Astronaut“, „Schauspieler“ oder „Ballerina“. Das ausnahmslose Streben nach Berufen, die einen Funken Glamour versprühen, Nervenkitzel bieten oder die Möglichkeit in unterschiedlichen beruflichen oder zwischenmenschlichen Bereichen weit verbreitet anerkannt zu sein. Leider sind diese Beschäftigungsmöglichkeiten, in der gnadenlosen Realität und teilweise im wirtschaftlichen Umfeld, unter Druck geraten und die Chance ist größer ein Einhorn zu sehen, als das man eine flüchtige Position findet, die all den Glamour, Ehre, Gefahr, Ansehen und die Aufregung bietet, die jeder erwartet. Tatsächlich existieren diese Jobs nur in Filmen und vielleicht in den Gedanken idealistischer Phantasten.
Gerade diese Erwartungen können es in der Tat sehr schwierig machen für bestimmte wirtschaftliche Bereiche, die Talente anzulocken, die sie benötigen. Ich schreibe dies aus der Perspektive einer Branche, die sich eben diesem Thema stellen muss. Wann haben Sie das letzte Mal ein Kind sagen hören, „Mami, wenn ich groß bin möchte ich in einer Spedition arbeiten.“? Auch wenn diese Aussage etwas aus der Luft gegriffen ist, trifft sie dennoch den Punkt: Es gibt eine ernsthafte Kluft in dem Wissen junger Menschen in Bezug auf einige der bedeutendsten Industriezweige des Vereinigten Königreichs insbesondere der Logistik. In der Tat ist dies eher von Belang, wenn man, im Gegensatz zur Wahrnehmung, berücksichtigt, dass Logistik aktuell eine Reihe von Attributen aufweist, die beinahe mit Sicherheit Anklang bei Absolventen finden. Unsere Branche muss einfach einen Weg finden, um diese Information zu kommunizieren, wenn es darum geht, die Top-Talente anzulocken, die wir brauchen. Jedoch gibt es noch viele ernstzunehmende Probleme, die zuerst bewältigt werden müssen. Im März dieses Jahres veröffentlichte PwC einen Report, der einige sehr beunruhigende Ergebnisse über den momentanen Stand des globalen Transportgeschäfts und der Logistikbranche umrissen hat. Die Ergebnisse machten deutlich, dass es nicht mehr ein bloßes Wahrnehmungsproblem ist, um das die Branche besorgt sein sollte. Im Vergleich zu anderen Branchen sind die Gehaltsstufen niedrig, während Ausbildung und Entwicklung unzureichend in Bezug auf das Angebot von Berufsmöglichkeiten sind, nach denen Arbeitnehmer Ausschau halten. In der Tat untermauerte der Bericht, dass es lediglich eine 36-prozentige Wahrscheinlichkeit gibt, dass dieser Industriezweig bis zum Jahr 2030 als attraktives Arbeitsumfeld wahrgenommen wird. Im wirtschaftlichen Sinn bedeutet dies, dass die Branche sich einer gründlichen Überprüfung unterziehen muss, um in den kommenden Jahrzehnten konkurrenzfähig zu bleiben. Diese Tatsache ist sehr ernüchternd. Um es mit den Worten von Klaus-Dieter Ruske, PwC´s globaler Leiter für Transport und Logistik, zu sagen, ist trotz des „schlechten Images, der schlechten Bezahlung und der ernüchternden Aussichten“, die aktuell der Branche zusetzen, die Realität, dass es „lohnende, multinationale Möglichkeiten gibt, die erschlossen werden müssen.“ Ganz recht. Diese „multinationalen Möglichkeiten“ können zu den besten Eigenschaften der Branche werden, wenn es um Talentgewinnung geht. Logistik- und Speditionsunternehmen sind bereits vom Grundsatz global orientiert. Selbst kleine Firmen, die in erster Linie innerhalb einzelner Länder agieren, werden höchstwahrscheinlich internationale Beziehungen vorantreiben müssen, während größere Unternehmen Büroräume auf der ganzen Welt unterhalten. Aus der Perspektive eines jungen Absolventen oder jemandem, der hart an seiner Karriere arbeiten will, ist dies häufig eine ungeheuer attraktive Chance, die einen Funken der möglichen Wege offenbart, die erstrebenswert und spannend sein können. Und selbst das ist nicht genug! Unternehmen müssen in Talent investieren. Sie müssen Recruiting-Prozesse bewerten und vielleicht sogar noch wichtiger, die Systeme, die sich auf die Entwicklung der Mitarbeiter beziehen. Graduierten-Programme und Managementsysteme sind teuer zu implementieren, aber sie bieten dem Unternehmen nicht nur die Chance, die Fähigkeiten zu entwickeln, die das Personal braucht, sondern demonstrieren eine Art Verpflichtung gegenüber der Förderung der Mitarbeiter und des Wohlbefindens. Dies wiederum kann dienlich sein, wenn man gegen obengenannte Aspekte externer Wahrnehmung ankämpfen muss. Diejenigen, die aus den betrieblichen Systemen kommen und dann oft eine dynamische Karriere in diesem Bereich machen, werden wandelnde Vertreter und Fürsprecher des Logistik-Berufsstandes. Es ist eine unglaublich effektive Methode und eine, von der die Branche auf jedem Level profitiert. Dies ist sicherlich kein Thema, dem sich die Logistikbranche allein stellen muss, aber ebenso wenig wird die Bedeutung abgeschwächt, dass jetzt Handlungsbedarf besteht und sich die Einstellungen ändern müssen. Von Kindern können wir nicht erwarten, dass sie Logistiker werden wollen, aber es ist an der Branche, dafür zu sorgen, dass dies der Wunsch der Absolventen und Nachwuchskräfte ist. <strong>partner</strong> 01/13