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Pathomorphologische Charakterisierung der neuen hypotrichen ...

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Aus dem Institut für Pathologie<br />

<strong>der</strong> Tierärztlichen Hochschule Hannover<br />

<strong>Pathomorphologische</strong> <strong>Charakterisierung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>neuen</strong> <strong>hypotrichen</strong> Mausmutante sht/sht<br />

I N A U G U R A L - D I S S E R T A T I O N<br />

zur Erlangung des Grades eines<br />

D O C T O R M E D I C I N A E V E T E R I N A R I A E<br />

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover<br />

Vorgelegt von<br />

Jörg Ehrhardt<br />

aus Münster (Westfalen)<br />

Hannover 1997


Wissenschaftliche Betreuung:<br />

Univ.-Prof. Dr. S. Ueberschär<br />

1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr.S. Ueberschär<br />

2. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. H.-J. Hedrich<br />

Tag <strong>der</strong> mündlichen Prüfung: 18.11.1997


Meiner Mutter<br />

und meinem Vater


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Seite<br />

1 Einleitung 9<br />

2 Schrifttum 10<br />

2.1 Die Behaarung <strong>der</strong> Maus 10<br />

2.1.1 Embryologie <strong>der</strong> Haut und <strong>der</strong> Haarfollikel 10<br />

2.1.2 Anordnung <strong>der</strong> Haarfollikel in <strong>der</strong> Haut 11<br />

2.1.3 Embryologie und Morphologie <strong>der</strong> Adnexe 12<br />

2.1.4 Morphologie des Haarfollikels 12<br />

2.1.5 Ultrastruktur <strong>der</strong> Haarfollikelzellen 18<br />

2.1.5.1 Matrixzellen des Bulbus 18<br />

2.1.5.2 Haarbildende Zellen 18<br />

2.1.5.3 Zellen <strong>der</strong> Wurzelscheiden 21<br />

2.1.6 Keratine des Haarfollikels und des Haares 22<br />

2.1.7 Morphologie des Haares 29<br />

2.1.8 Haararten <strong>der</strong> Maus 31<br />

2.1.9 Haarzyklus 35<br />

2.1.10 Haarwechsel 40<br />

2.2 Regulation des Haarwachstums 41<br />

2.2.1 Systemische und intrinsische Haarzyklusregulation 41<br />

2.2.2 Aktuelle Modelle <strong>der</strong> Haarzyklusregulation 45<br />

2.3 Behaarungsdefekte <strong>der</strong> Maus 46<br />

2.3.1 Mausmodelle 46<br />

2.3.2 Genetisch determinierte Behaarungsdefekte <strong>der</strong> Maus 47<br />

2.3.3 Ausprägung <strong>der</strong> Defekte 48<br />

2.3.4 Ursachen von Haarwachstumsstörungen 49<br />

2.3.5 Beteiligung <strong>der</strong> Adnexe an Haarwachstumsstörungen 50<br />

2.4 Hypotrichosen des Menschen 52<br />

2.4.1 Alopezien 54


3 Eigene Untersuchungen 57<br />

3.1 Material und Methoden 57<br />

3.1.1 Tiermaterial 57<br />

3.1.1.1 Haltungsbedingungen 58<br />

3.1.2 Untersuchungsmethoden 58<br />

3.1.2.1 Umfang <strong>der</strong> Untersuchungen 59<br />

3.1.2.2 Hautproben 61<br />

3.1.2.2.1 Lichtmikroskopische Untersuchungen 61<br />

3.1.2.2.2 Elekronenmikroskopische Untersuchungen 63<br />

3.1.2.3 Haarproben 64<br />

3.1.2.3.1 Trichogramme 64<br />

3.1.2.3.2 Rasterelektonenmikroskopische Untersuchungen 65<br />

3.1.2.4 Organproben 65<br />

3.1.3 Voruntersuchungen an Tieren <strong>der</strong> Ursprunglinie 67<br />

3.1.4 Auswertung <strong>der</strong> Voruntersuchungen 67<br />

3.2 Ergebnisse 69<br />

3.2.1 Befunde an den Organen 69<br />

3.2.1.1 Statistische Auswertung <strong>der</strong> erfaßten Körpermaße 71<br />

3.2.2 Ophthalmologische Verän<strong>der</strong>ungen 76<br />

3.2.3 Befunde am Haarkleid 77<br />

3.2.3.1 Behaarung des Rumpfes 77<br />

3.2.3.1.1 Morphologie <strong>der</strong> Haare 81<br />

3.2.3.1.2 Maße <strong>der</strong> Haare 86<br />

3.2.3.1.3 Verteilung <strong>der</strong> Haarsubtypen des Rumpfes 90<br />

3.2.3.2 Vibrissen 91<br />

3.2.3.3 Schwanzbehaarung 92<br />

3.2.4 Befunde an <strong>der</strong> Haut und den Haarfollikeln 93<br />

3.2.4.1 Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Haut des sht/sht Genotyps 93<br />

3.2.4.2 Morphologie <strong>der</strong> Haarfollikel des sht/sht Genotyps 102<br />

3.2.4.3 Bestimmung des Zyklusstandes <strong>der</strong> Haarfollikel 116<br />

3.2.4.4 Dichte <strong>der</strong> Haarfollikel 118<br />

3.2.4.5 Morphologie <strong>der</strong> Adnexe 124


4 Diskussion 126<br />

5 Zusammenfassung / Summary 140<br />

6 Literaturverzeichnis 142<br />

7 Anhang 159<br />

7.1 Fixierlösungen 159<br />

7.1.1 10% ige neutral gepufferte Formaldehydlösung 159<br />

7.1.2 5%ige Glutaraldehydlösung in 0,1 M Cacodylatpuffer 159<br />

7.2 Färbungen 160<br />

7.2.1 Färbung mit Hämalaun-Eosin 160


D Dermis<br />

DP Dermale Papille<br />

E Epi<strong>der</strong>mis<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

HDA 32 homozygote Mäuse <strong>der</strong> Ursprungslinie<br />

HE Färbung mit Hämatoxilin-Eosin<br />

He Henlesche Schicht <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide<br />

Hu Huxleysche Schicht <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide<br />

IF Intermediärfilament<br />

IRS innere Wurzelscheide<br />

Grp Grupppe<br />

KAP Keratin-assoziiertes Protein<br />

M Haarmark<br />

ORS äußere Wurzelscheide<br />

R Haarrinde<br />

S Subkutis<br />

sht/sht homozygoter, min<strong>der</strong>behaarter Merkmalsträger<br />

+/sht heterozygoter, normal behaarter Merkmalsträger<br />

♂ männlich<br />

♀ weiblich<br />

↑ zunehmend<br />

↓ abnehmend


Einleitung 9<br />

1 EINLEITUNG<br />

Bei Mensch und Tier sind zahlreiche Erkrankungen bekannt, die mit<br />

Hypotrichose bzw. Alopezie einhergehen. Ihre Ätiologie und Pathogenese<br />

sind bis heute zumeist weitgehend ungeklärt, obwohl vor allem in <strong>der</strong><br />

Humanmedizin ein großes Interesse an <strong>der</strong> Therapie dieser Erkrankungen<br />

besteht. Desweiteren sind Haarfollikel die einzigen Organstrukturen bei<br />

Menschen und Tieren, die sich während des ganzen Lebens regelmäßig<br />

zyklisch wie<strong>der</strong>kehrend regenerieren. Daher sind die Physiologie und<br />

Anatomie <strong>der</strong> Haarfollikel sowohl für die Erforschung von epithelialmesenchymalen<br />

Interaktionen als auch von zyklischen Gewebedifferenzierungen<br />

von großer Bedeutung.<br />

Für die Untersuchung zahlreicher mit Min<strong>der</strong>behaarungen einhergehen<strong>der</strong><br />

erblicher und erworbener Erkrankungen bei Menschen und Tieren bieten sich<br />

Mäuse aus verschiedenen Gründen beson<strong>der</strong>s als Modelltiere an:<br />

Ihre geringe Größe und die einfache Haltung läßt eine leichte und mit nur<br />

geringen Kosten verbundene Reproduktion zu. Mäuse-Inzuchtlinien bieten<br />

zudem den Vorteil eines homogenen Erbgutes, so daß eine geringere Anzahl<br />

von Versuchstieren für reproduzierbare Untersuchungsergebnisse benötigt<br />

wird. Zum an<strong>der</strong>en ist das Mausgenom weitgehend bekannt und weist eine<br />

große Übereinstimmung mit dem des Menschen auf. Mausmodelle sind daher<br />

sowohl zur Erforschung <strong>der</strong> physiologischen Regulationsmechanismen des<br />

Haarfollikels als auch <strong>der</strong> Pathologie von Hypotrichosen beson<strong>der</strong>s geeignet.<br />

Ziel dieser Arbeit ist es, eine neue Mutation als Tiermodell für die Erforschung<br />

von Erkrankungen vorzustellen, die mit Min<strong>der</strong>behaarungen einhergehen.<br />

Mit Hilfe makroskopischer sowie licht- und elektronenmikroskopischer<br />

Befunddarstellungen werden die Defekte des betroffenen min<strong>der</strong>behaarten<br />

Mausstammes erstmalig beschrieben.


10 Schrifttum<br />

2 Schrifttum<br />

2.1 Behaarung <strong>der</strong> Maus<br />

2.1.1 Embryologie <strong>der</strong> Haut und <strong>der</strong> Haarfollikel<br />

Von den drei embryonalen Keimblättern beteiligen sich das Ekto<strong>der</strong>m und das<br />

Meso<strong>der</strong>m an <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Haut und ihrer Adnexe. Aus dem Ekto<strong>der</strong>m<br />

entwickelt sich in <strong>der</strong> frühen Ontogenese zunächst die Keimschicht in Form<br />

einer einfachen Lage kubischer Zellen. Aufgrund starker mitotischer<br />

Aktivitäten entsteht daraus eine weitere Lage flacher Zellen als Deckschicht<br />

zur äußeren Oberfläche hin. Durch das Auftreten einer weiteren Zell-Lage<br />

zwischen ihnen (Intermediärschicht) entsteht ein zunächst dreischichtiges<br />

Epithel, aus dem durch fortgesetzte Differenzierungvorgänge das spätere<br />

mehrschichtige Plattenepithel mit dem zugrundeliegenden Stratum basale und<br />

dem oberflächlichen Stratum corneum hervorgeht. Diese Vorgänge sind bei<br />

<strong>der</strong> Maus bis zum 16. Ontogenesetag abgeschlossen (MICHEL 1972).<br />

Die ersten Haaranlagen zeigen sich im Stadium <strong>der</strong> Dreischichtigkeit <strong>der</strong><br />

Epi<strong>der</strong>mis als herdförmige Verdichtungen <strong>der</strong> Basalzellen. Die Epi<strong>der</strong>mis<br />

erhält dabei zunächst von <strong>der</strong> Dermis das Signal, ein Hautanhangsorgan zu<br />

bilden. Die Signalübertragung erfolgt durch einen Austausch von Botenstoffen,<br />

die auch als „Morphogene“ bezeichnet werden (HOLBROOK et al. 1993).<br />

Dieses erste Signal ist unspezifisch und somit bei allen Vertebraten gleich.<br />

Der Epi<strong>der</strong>miszapfen, <strong>der</strong> sich bei <strong>der</strong> Maus zwischen dem 14. und 17.<br />

Ontogenesetag zur Dermis hin vorwölbt, induziert durch ein<br />

klassenspezifisches Signal die Bildung <strong>der</strong> <strong>der</strong>malen Papille und des bei <strong>der</strong><br />

Maus nur schwach ausgebildeten bindegewebigen Haarbalgs, <strong>der</strong> den<br />

späteren Haarfollikel umgibt (REYNOLDS u. JAHODA 1996).<br />

Die so entstandene funktionelle Einheit wird als Haarkeim bezeichnet. Dieser<br />

formt sich aufgrund eines zweiten, von <strong>der</strong> Dermis ausgehenden Signals in<br />

ein spezielles, arttypisches Anhangsgebilde um. Der Haarkeim dringt dabei<br />

von <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis ausgehend schräg in die Tiefe <strong>der</strong> Dermis vor. Das freie<br />

Ende verdickt sich und wird von <strong>der</strong> <strong>der</strong>malen Papille handschuhfingerartig<br />

nach innen eingestülpt. Es entsteht <strong>der</strong> Bulbus mit <strong>der</strong> Haarzwiebel (HARDY<br />

1992).


Schrifttum 11<br />

Auf <strong>der</strong> <strong>der</strong>malen Papille bilden sich aus den epithelialen Keimzellen im<br />

Inneren des Bulbus die Matrixkeratinozyten, welche zunächst <strong>der</strong> Papille als<br />

Kappe aufliegen. Die Haarmatrixzellen beginnen jetzt mit einer starken<br />

mitotischen Aktivität, differenzieren sich aus und schieben sich als<br />

sogenannter Haarkegel in Richtung Hautoberfläche vor (MILITZER 1982). Auf<br />

ihrem Weg an die epi<strong>der</strong>male Oberfläche verhornen diese Zellen und bilden<br />

so das Haar.<br />

2.1.2 Anordnung <strong>der</strong> Haarfollikel in <strong>der</strong> Haut<br />

In <strong>der</strong> Ontogenese ist die Entwicklung <strong>der</strong> Sinushaarfollikel, die die<br />

Schnurrhaare im Bereich des Kopfes bilden, zuerst abgeschlossen.<br />

Sinushaare sind bei Mäusen schon am 12. Ontogenesetag auf <strong>der</strong><br />

epi<strong>der</strong>malen Oberfläche des Oberkiefers vorhanden.<br />

Erste Follikel <strong>der</strong> Rumpfbehaarung sind frühestens ab dem 14.<br />

Ontogenesetag histologisch erkennbar (MICHEL 1972) und werden<br />

Primärfollikel genannt. Bis zum 18. Tag <strong>der</strong> Ontogenese werden dann die<br />

Sekundärfollikel in <strong>der</strong> direkten Nachbarschaft <strong>der</strong> Primärfollikel angelegt.<br />

Diese produzieren wesentlich kleinere und feinere Haare. Durch die<br />

Entwicklung von zwei Sekundärfollikeln lateral des Primärfollikels kommt es<br />

zur Bildung von charakteristischen Dreiergruppen. Diese liegen dann in<br />

parallelen Reihen quer zur Längsachse des Tieres. Da jedoch in <strong>der</strong><br />

Entwicklung des Tieres noch weitere Sekundärfollikel wie<strong>der</strong>um neben den<br />

schon bestehenden Sekundärfollikeln angelegt werden, verliert sich diese<br />

strenge Gruppierung mit zunehmendem Alter <strong>der</strong> Maus (CLAXTON 1966).<br />

Lediglich in <strong>der</strong> Schwanzhaut ist zeitlebens eine deutliche Anordnung in<br />

Dreiergruppen zu beobachten. Auch diese Gruppen bestehen aus zwei<br />

Sekundärfollikeln und einem in <strong>der</strong> Mitte liegenden Primärfollikel. Sie sind<br />

ebenfalls quer zur Haarrichtung bzw. <strong>der</strong> Längsachse des Tieres ausgerichtet.<br />

Im Gegensatz zu den meisten an<strong>der</strong>en Säugetieren kommen bei <strong>der</strong> Maus<br />

und beim Menschen nach DUNSTAN und LINDER (1995) nur Einzelfollikel<br />

vor. Bei diesen dringt nur ein einzelnes Haar aus einem Follikel an die<br />

epi<strong>der</strong>male Oberfläche. Verbundfollikel, bei denen mehrere Haare von<br />

verschiedenen Haarfollikeln durch eine gemeinsame Öffnung nach außen<br />

wachsen, sind vor allem für Karnivoren typisch.


12 Schrifttum<br />

Die Haarfollikel <strong>der</strong> Maus liegen immer streng parallel ausgerichtet in <strong>der</strong><br />

Haut. Durch einen stumpfen Winkel zwischen den Haarfollikeln und <strong>der</strong><br />

epi<strong>der</strong>malen Oberfläche kommt es bei <strong>der</strong> Maus, wie bei fast allen Säugern,<br />

zur Ausbildung des sogenannten Haarstrichs. Die Haare des Rumpfes zeigen<br />

dabei nach kaudal.<br />

2.1.3 Embryologie und Morphologie <strong>der</strong> Adnexe<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> weiteren Entwicklung <strong>der</strong> Haaranlagen entstehen bei den<br />

Säugetieren an <strong>der</strong> Hinterseite des Epithelzapfens zwei epitheliale Knospen,<br />

von denen die obere zur apokrinen Schlauchdrüse wird. Mäuse besitzen<br />

diese Drüsen in <strong>der</strong> Haut des Rumpfes nicht. Lediglich in <strong>der</strong> unbehaarten<br />

Sohlenhaut <strong>der</strong> Extremitätenenden sind <strong>der</strong>artige Schlauchdrüsen<br />

ausgebildet. Die proximal folgende Auftreibung bildet die Talgdrüsenanlage<br />

(Glandula sebacea) (SUNDBERG 1994; ACKERMANN 1997). Ihr<br />

Ausführungsgang mündet am Beginn des Infundibulums, im distalen Drittel<br />

des Haarfollikels. Sie wird durch eine Basalmembran und <strong>der</strong>males<br />

Bindegewebe begrenzt und zeigt eine holokrine Sekretion. Ihre maximale<br />

Größe erreicht sie erst postnatal, frühestens nach Entwicklung <strong>der</strong> zweiten<br />

Haargeneration (CHASE 1954).<br />

Der Haarbalgmuskel (Musculus arrector pili) entwickelt sich dagegen auf <strong>der</strong><br />

Hinterseite des Haarfollikels. Er erstreckt sich etwa von <strong>der</strong> Mitte des<br />

Haarfollikels bis zur interfollikulären Epi<strong>der</strong>mis und besteht aus einem<br />

schmalen Band glatter Muskelzellen, die das Haar aufrichten können.<br />

Haarbalgmuskeln fehlen an manchen spezialisierten, beson<strong>der</strong>s kräftig<br />

ausgebildeten Haaren, wie den Wimpern o<strong>der</strong> den Sinushaaren (PINKUS<br />

1958).<br />

2.1.4 Morphologie des Haarfollikels<br />

Ein aktiver haarbilden<strong>der</strong> Follikel ist ein kompliziert aufgebautes, aus<br />

mehreren konzentrischen Schichten bestehendes Hautanhangsgebilde. Er<br />

wird von dem ihn mitversorgenden bindegewebigen Haarbalg und <strong>der</strong><br />

darüberliegenden hyalinen Membran (auch ‘Basalmembran’ o<strong>der</strong> ‘Glashaut’)<br />

umgeben. Während <strong>der</strong> aktiven Wachstumsphase des Haarfollikels<br />

erstrecken sich die Haarfollikel <strong>der</strong> Maus durch die gesamte Subkutis bis<br />

direkt an die Grenze zu dem darunterliegenden Hautmuskel.


Schrifttum 13<br />

Bulbus und Papille können dabei gegenüber dem distalen Teil des<br />

Haarfollikels deutlich abgewinkelt sein (ZAUN 1968; MILITZER 1982).<br />

Im Längsschnitt kann man dabei einen oberen und einen unteren Abschnitt<br />

unterscheiden. Der obere Abschnitt besteht aus dem Infundibulum, <strong>der</strong> die<br />

trichterförmige Öffnung des Haarfollikels an die epi<strong>der</strong>male Oberfläche<br />

darstellt und dem darunterliegenden Isthmus. Der Isthmus schließt sich als<br />

kurzer, verengter Abschnitt des Follikelkanals proximal an das Infundibulum<br />

und den daruntergelegenen Talgdrüsenausführungsgang an.<br />

Der untere Abschnitt des Haarfollikels besteht aus dem langen und geraden<br />

Follikelschaft und seiner proximalen Auftreibung, dem Bulbus (ACKERMANN<br />

1997) (siehe Abbildung 2.1).<br />

Die äußerste Schicht des eigentlichen Haarfollikels ist die äußere<br />

Wurzelscheide (ORS, engl.: ‘Outer Root Sheath’). Sie geht kontinuierlich in<br />

das Stratum basale <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis über und stellt die Fortsetzung dieser<br />

Schicht in den zylindrischen Haarfollikel dar. Sie ist bei <strong>der</strong> Maus lediglich<br />

eine bis maximal zwei Zell-Lagen dick. Aufgrund von häufigen<br />

Überlappungen <strong>der</strong> Zellen erscheint die äußere Wurzelscheide gelegentlich<br />

mehrschichtig. Auch die unter <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide liegende hyaline<br />

Membran geht kontinuierlich in die Basalmembran <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis über (ROTH<br />

u. HELWIG 1964a; ITO 1988).<br />

Darauf folgt nach innen die röhrenförmige innere Wurzelscheide (IRS, engl.:<br />

‘Inner Root Sheath’). Sie ist im Gegensatz zu <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide<br />

ebenso wie das eigentliche Haar eine Bildung <strong>der</strong> Matrixzellen des Bulbus.<br />

Sie besteht ihrerseits aus drei morphologisch verschiedenen, konzentrischen<br />

Schichten (SUNDBERG 1994; ROOK u. DAWBER 1995). Von außen nach<br />

innen sind dies die Henlesche Schicht, die Huxleysche Schicht und die<br />

Wurzelscheidenkutikula. Die Wurzelscheidenkutikula stellt die Grenze <strong>der</strong><br />

inneren Wurzelscheide zum eigentlichen Haar dar. Die Zellen <strong>der</strong> einzelnen<br />

Schichten überlappen dabei einan<strong>der</strong> nicht (SERRI u. CERIMELE 1991).


14 Schrifttum<br />

Abbildung 2.1:<br />

Schematischer Längsschnitt durch<br />

einen aktiven murinen Haarfollikel *<br />

* modifiziert nach DAWBER 1995<br />

Abbildung 2.2:<br />

Schematischer Querschnitt durch die<br />

suprabulbäre Region eines aktiven Haarfollikels


Schrifttum 15<br />

Das Haar selbst liegt innerhalb <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide und weist mit<br />

Kutikula, Rinde (Kortex) und Mark (Medulla) - von außen nach innen -<br />

ebenfalls drei verschiedene Schichten auf, wie in Abbildung 2.2 dargestellt.<br />

Außer durch die im Bulbus liegende mesenchymale <strong>der</strong>male Papille, wird die<br />

innere Wurzelscheide eines aktiven haarbildenden Follikels durch die sie<br />

umgebende äußere Wurzelscheide ernährt und vermutlich auch reguliert<br />

(PAUS et al. 1994).<br />

Im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Säugetieren finden sich in <strong>der</strong> murinen <strong>der</strong>malen<br />

Papille keine Blutgefäße. Aufgrund <strong>der</strong> geringen Größe kann die Versorgung<br />

<strong>der</strong> epithelialen Zellen alleine durch Diffusionsvorgänge gesichert werden. Die<br />

Größe <strong>der</strong> <strong>der</strong>malen Papille bestimmt dabei die Größe des von ihr versorgten<br />

Follikels (VAN SCOTT u. EKEL 1958).<br />

Bei pigmentierten Tieren finden sich an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> <strong>der</strong>malen Papille<br />

zwischen den germinativen Zellen <strong>der</strong> Haarmatrix interdigitierende<br />

Melanozyten. Diese haben ihren Ursprung in <strong>der</strong> Neuralleiste und lagern ihre<br />

Pigmentgranula in <strong>der</strong> Haarrinde und in <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide ab. Ihre<br />

follikuläre Melanogenese ist streng an die aktive Wachstumsphase des<br />

Follikels gekoppelt (PAUS et al. 1994 ).<br />

Im Bulbus liegen die stark mitotisch aktiven Matrixkeratinozyten <strong>der</strong> <strong>der</strong>malen<br />

Papille kappenartig auf. Durch fortlaufende Teilungsvorgänge bilden sie den<br />

sich nach distal, zur Hautoberfläche schiebenden Haarkegel. Aus den<br />

morphologisch identischen Matrixzellen entstehen dabei sowohl die drei<br />

verschiedenen Schichten des Haares als auch die drei Schichten <strong>der</strong> inneren<br />

Wurzelscheide.<br />

Man nimmt heute an, daß die Differenzierung <strong>der</strong> einheitlichen Matrixzellen in<br />

die jeweiligen terminalen Zellen in den verschiedenen Schichten <strong>der</strong> inneren<br />

Wurzelscheide und des Haares wie<strong>der</strong>um durch die <strong>der</strong>male Papille gesteuert<br />

wird (JAHODA u. REYNOLDS 1993). Der genaue Mechanismus ist dabei<br />

jedoch noch ungeklärt (HARDY 1992).


16 Schrifttum<br />

Abbildung 2.3:<br />

Matrixzellpopulation im Bulbus eines aktiven<br />

Haarfollikels (A) und <strong>der</strong>en Wachstumsrichtung (B) *<br />

* modifiziert nach HARDY 1992<br />

Das Einsetzen <strong>der</strong> Verhornung erfolgt in den unterschiedlichen Schichten des<br />

Follikels zu verschiedenen Zeiten. Erste verhornte Zellen sind in <strong>der</strong><br />

Henleschen Schicht <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide schon etwa in <strong>der</strong> mittleren<br />

Höhe des Bulbus zu beobachten. Die Kutikula <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide ist<br />

die zweite Schicht des Haarfollikels mit erkennbarer Keratinisierung. Erst<br />

danach verhornen die Rinde und dann das Mark des Haares selbst. Zuletzt<br />

verhornen die Huxleysche Schicht <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide und schließlich<br />

auch die Kutikula des Haares auf ihrem Weg zur epi<strong>der</strong>malen Oberfläche<br />

(FORSLIND 1990).<br />

Durch eine dem Haar vorangehende Verhornung dient also die innere<br />

Wurzelscheide dem sich entwickelnden Haar als stabiler, formgeben<strong>der</strong><br />

Hohlzylin<strong>der</strong>. Auf <strong>der</strong> Höhe des Ausführungsganges <strong>der</strong> Talgdrüsen ist die<br />

innere Wurzelscheide bereits vollständig verhornt. Sie zerfällt bei ihrer<br />

Wan<strong>der</strong>ung zur epi<strong>der</strong>malen Oberfläche und ihre Reste werden mit dem<br />

wachsenden Haar über die Öffnung des Haarfollikels (Infundibulum) nach<br />

außen beför<strong>der</strong>t. Die innere Wurzelscheide ist zudem nur in <strong>der</strong> aktiven<br />

Wachstumsphase des Haarfollikels ausgebildet. Die äußere Wurzelscheide


Schrifttum 17<br />

ist dagegen während aller Aktivitätsstadien des Follikels relativ unverän<strong>der</strong>t<br />

vorhanden (ITO 1988).<br />

Auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Ansatzstelle des Musculus arrector pili liegt in <strong>der</strong> äußeren<br />

Wurzelscheide <strong>der</strong> sogenannte Wulst. Bei Primaten und Mäusen wird in ihm<br />

<strong>der</strong> Sitz <strong>der</strong> langsam proliferierenden Stammzellen vermutet aus denen bei<br />

späteren Haarzyklen die Zellen <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide und des Haares<br />

hervorgehen (LAVKER et al. 1993; WILSON et al. 1994; REYNOLDS u.<br />

JAHODA 1994; AKIYAMA et al. 1995; LAVKER u. SUN 1995). Bei den<br />

an<strong>der</strong>en Säugern ist die Lokalisation dieser Stammzellen noch umstritten<br />

(DUNSTAN u. LINDER 1995).<br />

Neben den ‘normalen’ Haarfollikeln <strong>der</strong> Rumpfbehaarung existieren noch<br />

spezielle Haarfollikel, die <strong>der</strong> taktilen Reizwahrnehmung dienen. Diese<br />

weisen zusätzlich folgende anatomische Beson<strong>der</strong>heiten auf:<br />

Die Follikel <strong>der</strong> Sinushaare (auch ‘Vibrissen’ o<strong>der</strong> ‘Schnurrhaare’)<br />

unterscheiden sich von dem normalen Deckhaarfollikel durch ihre Einbettung<br />

in einen zweigeteilten, blutgefüllten Hohlraum, dem Ringsinus. Dieser ist von<br />

einer großen Menge sensibler Rezeptoren durchzogen, die über den Nervus<br />

trigeminus mit definierten Hirnrindenfel<strong>der</strong>n in Verbindung stehen (PARAKKAL<br />

1969; YAMAKADO u. YOHRO 1979).<br />

Desweiteren weisen die beson<strong>der</strong>en taktilen Haare des Rumpfes (Leithaare,<br />

siehe unten) als spezielle Einrichtungen Haarscheiben und Annularringe auf.<br />

Haarscheiben sind Mechanorezeptoren am Infundibulum, Annularringe stellen<br />

Blutsinus dar, die oberhalb des Bulbus liegen (STRAILE u. MANN 1973).


18 Schrifttum<br />

2.1.5 Ultrastruktur <strong>der</strong> Haarfollikelzellen<br />

2.1.5.1 Matrixzellen des Bulbus<br />

Die germinativen Zellen des Bulbus besitzen einen großen Zellkern, <strong>der</strong> den<br />

größten Teil ihres Zellvolumens einnimmt. In ihrem spärlichen Zytoplasma<br />

finden sich viele Ribosomen und einige Mitochondrien. Der Rest des<br />

Zytoplasmas setzt sich aus rauhem endoplasmatischem Retikulum, einem<br />

kompakten Golgi-Apparat in <strong>der</strong> Nähe des Nukleus und einer großen Anzahl<br />

von Zisternen und Vesikeln zusammen. Die Matrixzellen sind stark mitotisch<br />

aktiv, weshalb in vielen Zellen Zentrosomen ausgebildet sind. Zwischen den<br />

benachbarten Zellen finden sich desmosomale Verbindungen und Gap<br />

junctions. Im Gegensatz zu den Desmosomen <strong>der</strong> epi<strong>der</strong>malen Keratinozyten<br />

strahlen jedoch von diesen keine Filamente in das Zytoplasma aus. Es<br />

bestehen wesentlich weniger Anheftungsstellen zwischen den Matrixzellen als<br />

in <strong>der</strong> Basalschicht <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis. Dies erleichtert möglicherweise die<br />

Wan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zellen von <strong>der</strong> Matrix in die suprabulbären Bereiche (ROTH u.<br />

HELWIG 1964a; POWELL u. ROGERS 1997).<br />

Die Differenzierung <strong>der</strong> im Haarfollikel aufsteigenden Matrixkeratinozyten wird<br />

zuerst durch <strong>der</strong>en unterschiedliche Zellformen sichtbar. Die Zellen des<br />

Haarmarkes bleiben relativ groß und sphärisch, während die Zellen <strong>der</strong><br />

späteren Rindenschicht eine spindelige Form annehmen. Die Längsachse<br />

dieser spindeligen Haarrindenzellen ist dabei parallel zu <strong>der</strong><br />

Wachstumsrichtung des Haares ausgerichtet.<br />

2.1.5.2 Haarbildende Zellen<br />

Die Matrixzellen, aus denen das Mark des Haares entsteht, liegen zentral<br />

über <strong>der</strong> <strong>der</strong>malen Papille. Sie sind die ersten Zellen, die mikroskopische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen erkennen lassen. Ausgehend vom Golgi-Apparat entwickeln<br />

sich unregelmäßig große, runde, elektronendichte Granula. Diese<br />

entsprechen den Keratohyalingranula <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis und werden<br />

Trichohyalingranula genannt. Sie sind nicht durch eine Membran begrenzt<br />

und konfluieren mit zunehmen<strong>der</strong> Differenzierung <strong>der</strong> Zelle. Die Granula<br />

nehmen dadurch an Größe zu; ihr Durchmesser beträgt dann maximal ein bis<br />

zwei Mikrometer (ROTH und HELWIG 1964b). Mit fortschreiten<strong>der</strong><br />

Differenzierung treten insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Nähe des Nukleus reichlich


Schrifttum 19<br />

Glykogengranula auf, während an<strong>der</strong>e zytoplasmatische Organellen zerfallen.<br />

Die mit Christae versehenen Mitochondrien schwellen an und vakuolisieren.<br />

Das Trichohyalin fusioniert schließlich zu einer soliden Masse und die Zellen<br />

dehydrieren und kollabieren. Bis auf Reste <strong>der</strong> Zellkerne sind keine weiteren<br />

Strukturen von Zellorganellen mehr zu finden.<br />

Während des gesamten Ausreifungprozesses <strong>der</strong> Matrixkeratinozyten, die das<br />

Haarmark bilden, werden keine Filamente in ihrem Zytoplasma ausgebildet.<br />

Die Zellen des Haarmarkes werden nach Beendigung ihrer Differenzierung<br />

durch luftgefüllte Hohlräume voneinan<strong>der</strong> getrennt. Dadurch wird die<br />

Isolationswirkung des Haarkleides wesentlich verbessert (ROOK u. DAWBER<br />

1995) (siehe Abbildung 2.6).<br />

In <strong>der</strong> Zone ihrer Keratinisierung distal des Bulbus zeigen die Zellen, die die<br />

Rindenschicht <strong>der</strong> Haare bilden, eine intensive Proteinsynthese. Sie besitzen<br />

deshalb eine große Anzahl von Polysomen und eine starke RNS-<br />

Anfärbbarkeit von Nukleus und Zytoplasma. Im Zytoplasma finden sich große<br />

Mengen von Keratinen und assoziierten Proteinen. Diese aggregieren zu<br />

Mikrofibrillen, die sich wie<strong>der</strong>um zu Makrofibrillen zusammenlagern (siehe<br />

Kapitel 2.1.6). Sie zeigen mit zunehmen<strong>der</strong> Differenzierung <strong>der</strong> Rindenzellen<br />

(und damit Entfernung vom Bulbus) eine deutliche Ausrichtung parallel zur<br />

Wachstumsrichtung des Haares. Diejenigen Zellen <strong>der</strong> Haarrinde, die eine<br />

Anordnung <strong>der</strong> Keratine zu parallelen Makro- und Mikrofibrillen erkennen<br />

lassen, werden dem sogenannten Orthokortex des Haares zugeordnet.<br />

Liegen die Keratine eher in einer sogenannten „quasikristallinen, hexagonalen<br />

Form“ angeordnet, zählt man diese Zellen zum Parakortex <strong>der</strong> Haarrinde<br />

(POWELL u. ROGERS 1997). Es ist nur selten möglich, beide Arten <strong>der</strong><br />

Keratinanordnungen innerhalb einer einzigen Zelle vorzufinden. Innerhalb<br />

eines Haares bilden Zellen mit <strong>der</strong> gleichen Keratinanordnung verschiedene<br />

Bereiche <strong>der</strong> Rinde bilateral-symmetrisch aus. So findet man beim gewellten<br />

Haar <strong>der</strong> Schafe in dem konkaven Bereich des Haares die parakortikalen<br />

Zellen, auf <strong>der</strong> gegenüberliegenden Seite dagegen die orthokortikalen Zellen.<br />

Die Regulationsmechanismen für die Bildung dieser unterschiedlichen Muster<br />

<strong>der</strong> Keratinanordnung in <strong>der</strong> Haarrinde sind jedoch bis heute nicht vollständig<br />

aufgeklärt (GILLESPIE 1991; SWIFT 1997).


20 Schrifttum<br />

Im Gegensatz zu den Zellen des Haarmarkes sind die Zellen <strong>der</strong> Haarrinde<br />

frei von Trichohyalingranula, wie schon ROTH und HELWIG (1964b)<br />

festgestellt haben. In den weiter distal gelegenen Bereichen finden sich<br />

vermehrte Anzeichen <strong>der</strong> Zytolyse. Lysosomen degenerieren, die Zellkerne<br />

werden pyknotisch und schließlich degradieren die Ribosomen (PARAKKAL<br />

1969; ROGERS u. POWELL 1994).<br />

Die Zellen, aus denen die Haarkutikula hervorgeht, flachen mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Differenzierung stark ab. Ihre distalen Enden überlappen dabei einan<strong>der</strong>. Es<br />

finden sich reichlich Desmosomen und Tonofilamente an den Kontaktflächen<br />

zu den benachbarten Kutikulazellen. Im Gegensatz zu den Zellen von<br />

Haarrinde o<strong>der</strong> Haarmark werden keine Filamente und keine<br />

Trichohyalingranula in den Zellen <strong>der</strong> Haarkutikula gebildet (ROTH u.<br />

HELWIG 1964b).<br />

Man unterscheidet bei den ausdifferenzierten Kutikulazellen drei verschiedene<br />

Zonen. Die innerste Lage ist dabei die sogenannte Endokutikula. Darauf folgt<br />

nach außen die Exokutikula, welche an ihrer Oberfläche von <strong>der</strong> sogenannten<br />

„A-Schicht“ bedeckt wird. Die Schicht <strong>der</strong> Endokutikula entsteht aus den<br />

Resten des Zytoplasmas und <strong>der</strong> darin enthaltenen Organellen <strong>der</strong><br />

Kutikulazelle. Distal des Bulbus sind in den Zellen <strong>der</strong> Haarkutikula zahlreiche<br />

Proteingranula zu sehen. Diese aggregieren im Verlauf <strong>der</strong> Differenzierung<br />

<strong>der</strong> Zellen und bilden die Exokutikula sowie die stark elektronendichte A-<br />

Schicht. Die Exokutikula nimmt etwa 50% <strong>der</strong> Fläche einer quergeschnittenen<br />

Kutikulazelle ein (POWELL u. ROGERS 1997).<br />

Die Melanozyten des Bulbus lagern bei pigmentierten Tieren ihre<br />

Pigmentgranula nur in Mark und Rinde ab, nicht jedoch in <strong>der</strong> Kutikula o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> inneren Wurzelscheide (PAUS et al. 1994).


Schrifttum 21<br />

2.1.5.3 Zellen <strong>der</strong> Wurzelscheiden<br />

Die Zellen aller drei Schichten <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide (Kutikula,<br />

Huxleysche und Henlesche Schicht) zeigen eine gleichartige Differenzierung,<br />

die allerdings mit unterschiedlicher Geschwindigkeit abläuft. Zuerst<br />

differenzieren sich die Zellen <strong>der</strong> Henleschen Schicht, dann die <strong>der</strong> Kutikula<br />

und schließlich die Zellen <strong>der</strong> Huxleyschen Schicht (ROTH u. HELWIG<br />

1964a).<br />

Die Keratinisierung <strong>der</strong> Zellen geht mit einer Abflachung und <strong>der</strong> Bildung<br />

zunehmen<strong>der</strong> Mengen elektronendichter Granula einher. Die Granula sind<br />

nicht von einer Membran umgeben und enthalten wie die Zellen des<br />

Haarkmarkes Trichohyalin. Im Gegensatz zu den Markzellen sind die<br />

Trichohyalingranula dabei meist Filamenten angelagert. Warum die<br />

Trichohyalingranula nur in <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide filamentassoziiert<br />

vorliegen ist nicht bekannt (ROGERS u. POWELL 1994). In den letzten<br />

Stadien <strong>der</strong> Differenzierung lösen sich <strong>der</strong> Kern und alle noch vorhandenen<br />

Zellorganellen auf. Die Trichohyalingranula dissoziieren und das Trichohyalin<br />

verteilt sich diffus zwischen den Filamenten. Die Zellmembranen verdicken<br />

sich, die Zellen dehydrieren und schrumpfen mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Keratinisierung. In den unteren Anteilen des Follikels wird <strong>der</strong> Kontakt<br />

zwischen den einzelnen Schichten <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide und zur<br />

äußeren Wurzelscheide durch Desmosomen und Gap junctions aufrecht<br />

erhalten. In Höhe des Infundibulums lösen sich diese Verbindungen und die<br />

Zellen werden einzeln o<strong>der</strong> in Gruppen in das Lumen des Follikels<br />

abgestoßen (ROTH u. HELWIG 1964a).<br />

Die Zellen <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide entsprechen in ihrem<br />

ultrastrukturellen Aufbau den epi<strong>der</strong>malen Keratinozyten (BLUMENBERG u.<br />

TOMIC-CANIC 1997). Zwischen <strong>der</strong> epi<strong>der</strong>malen Schicht des Haarfollikels<br />

und <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis <strong>der</strong> Haut bestehen nur quantitative Unterschiede: Die<br />

Ribosomen <strong>der</strong> Zellen <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide sind zu Polysomen<br />

aggregiert und liegen frei im zytoplasmatischen Raum. Das<br />

endoplasmatische Retikulum ist nur schwach entwickelt. Auch die Golgi-<br />

Vesikel haben nur eine geringe Größe. Die Keratohyalingranula <strong>der</strong> Zellen<br />

<strong>der</strong> äußere Wurzelscheide sind ebenfalls klein.


22 Schrifttum<br />

Es überwiegen membrangebundene Granula im Zytoplasma <strong>der</strong> Zellen <strong>der</strong><br />

äußeren Wurzelscheide (DAWBER 1995).<br />

Die wenigen, in den Zellen <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide gebildeten Filamente,<br />

liegen in relativ ungeordneten Bündeln diffus verteilt im Zytoplasma. Zu den<br />

benachbarten Zellen <strong>der</strong> äußere Wurzelscheide sind zahlreiche Desmosomen<br />

zu finden. Die <strong>der</strong> Basalmembran anliegende Seite <strong>der</strong> Zellen läßt eine große<br />

Zahl von Hemidesmosomen erkennen (ROTH u. HELWIG 1964a).<br />

Die äußere Wurzelscheide wird als verhältnismäßig statische Region<br />

angesehen. Ihre Zellen bewegen sich kaum mit den Zellen <strong>der</strong> inneren<br />

Wurzelscheide zusammen nach distal. Eine Keratinisierung <strong>der</strong> Zellen <strong>der</strong><br />

äußeren Wurzelscheide findet lediglich im Bereich des Infundibulums statt.<br />

Sie verläuft in zentripetaler Richtung und wird als ‘trichilemmale<br />

Keratinisierung’ bezeichnet (ITO 1988).<br />

2.1.6 Keratine des Haarfollikels und des Haares<br />

Keratin ist ebenso wie in <strong>der</strong> Hornschicht <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis und in <strong>der</strong> Nagelplatte<br />

auch im Haar das wichtigste Strukturprotein. Es kann als Filament- o<strong>der</strong> als<br />

Matrixtyp im Haar und im Haarfollikel vorkommen. Keratine sind<br />

hochdifferenzierte, wi<strong>der</strong>standsfähige und stark unlösliche Proteine in den<br />

Epithelien <strong>der</strong> Vertebraten. Die meisten Bestandteile <strong>der</strong> Keratinfilamente<br />

kommen bereits frühzeitig in den Keratinozyten vor, aus denen später die<br />

Hornzellen in <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis, dem Haar und dem Nagel hervorgehen (LANE et<br />

al. 1985; BLUMENBERG u. TOMIC-CANIC 1997).<br />

Im Haarfollikel ist die Differenzierung <strong>der</strong> Keratinozyten ein komplexer<br />

Vorgang, da er mehrere unterschiedliche, konzentrische Ringe von<br />

Keratinozyten mit unterschiedlichen Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Verhornung<br />

einschließt. Die Hauptzone <strong>der</strong> Verhornung (die sogenannte<br />

Keratinisierungszone) liegt etwa in <strong>der</strong> Mitte des Haarfollikels und kann<br />

beson<strong>der</strong>s gut an den Zellen beobachtet werden, die später die Rinde des<br />

Haares bilden.


Schrifttum 23<br />

Bei <strong>der</strong> Aushärtung und Verhornung <strong>der</strong> sich differenzierenden und im Follikel<br />

aufwärts wan<strong>der</strong>nden Matrixkeratinozyten werden sogenannte Makrofibrillen<br />

gebildet. Diese sind in Längsrichtung des Haares angeordnet und in eine<br />

intermakrofibrilläre Matrix aus verschiedenen Proteinen eingebettet (siehe<br />

Abbildung 2.6). Die Makrofibrillen sind aus Mikrofibrillen aufgebaut, die<br />

wie<strong>der</strong>um aus Keratin-Intermediärfilamenten (IF) bestehen. Diese sind<br />

ebenfalls in eine intermikrofibrilläre Matrix eingebettet. Die Keratin-<br />

Intermediärfilamente besitzen eine stabförmige, α-helikale Struktur mit einem<br />

Durchmesser von acht bis zehn Nanometern. Sie sind ebenfalls in<br />

Längsrichtung des Haares angeordnet (ROGERS u. POWELL 1994).<br />

Die für die Intermediärfilamente momentan gebräuchliche Nomenklatur nach<br />

POWELL und ROGERS (1997) - modifiziert nach MOLL et al. (1993) -<br />

benennt 18 saure Typ-I Keratine von epi<strong>der</strong>malen Intermediärfilamenten als K<br />

1.1 bis K 1.5 und K 1.9 bis K 1.21. Von ihnen werden 18 basische Typ-II<br />

Keratine K 2.1 bis K 2.17 (K 2.6 a und b) unterschieden. Oftmals werden die<br />

Keratine paarweise gebildet. Ein Paar besteht dann aus einem sauren Keratin<br />

und seinem basischen Partner.<br />

Der Verhornungsprozeß <strong>der</strong> Haarfollikel-Keratinozyten, die auch als<br />

Trichozyten bezeichnet werden, entspricht dem <strong>der</strong> epi<strong>der</strong>malen<br />

Keratinozyten. Analog zu den Beobachtungen an epi<strong>der</strong>malen Keratinozyten<br />

werden bei den Trichozyten im Verlauf <strong>der</strong> Verhornung unterschiedliche<br />

Keratin-Intermediärfilamente gefunden. In den basalen Lagen <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis<br />

können beispielsweise die Keratine K 2.5 und K 1.14 nachgewiesen werden.<br />

In sich differenzierenden epi<strong>der</strong>malen Keratinozyten findet sich dagegen das<br />

Keratinpaar K 2.1 und K 1.10. Diese Keratine sind ebenfalls in den sich<br />

differenzierenden Zellen <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide und <strong>der</strong> Haarkutikula<br />

vorhanden (ROGERS u. POWELL 1994).<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> Expression <strong>der</strong> Keratin-Intermediärfilamente können aber<br />

nicht nur im zeitlichen Verlauf <strong>der</strong> Differenzierung <strong>der</strong> Keratinozyten und<br />

Trichozyten beobachtet werden. Auch innerhalb <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Lokalisationen des Haarfollikels bzw. des Haares, werden unterschiedliche<br />

Keratin-Intermediärfilamente nachgewiesen. Die unterschiedlichen Zelltypen<br />

<strong>der</strong> Wurzelscheiden bilden verschiedene charakteristische Keratine aus.


24 Schrifttum<br />

So wurden in <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide die für epi<strong>der</strong>male Basalzellen<br />

typischen weichen, sogenannten ‘Soft-Keratins’ nachgewiesen. Es handelt<br />

sich dabei um die Keratine K 2.5, K 2.6, K 1.14 und K 1.16. Das Keratinpaar<br />

K 2.1 und K 1.10, welches für die innere Wurzelscheide kennzeichnend ist,<br />

kann dagegen in den Zellen <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide nicht nachgewiesen<br />

werden. Die Ausbildung von K 2.1 und K 1.10 bleibt ausschließlich auf die<br />

inneren Wurzelscheiden beschränkt (GOLDSMITH u. LOWELL 1991; LIMAT<br />

et al. 1991). Neuere Studien konnten zeigen, daß die Zellen <strong>der</strong> äußeren<br />

Wurzelscheide die einzigen Zellen <strong>der</strong> Haut sind, in denen<br />

physiologischerweise K 1.17 während aller HaarzyIusphasen hindurch<br />

gebildet wird (PANTELEYEV et al. 1997). Aus <strong>der</strong> Rinde des Haares sind vor<br />

allem die sauren Keratin-Intermediärfilamente K 1.1 bis K 1.5 und die<br />

basischen Keratine K 2.9 bis K 2.12 und K 2.16 isoliert worden (LANE et al.<br />

1985; POWELL u. ROGERS 1997).<br />

Die Keratin-Intermediärfilamente des Haares besitzen an ihren Enddomänen<br />

charakteristische Aminosäuren. Im Gegensatz zu den Intermediärfilamenten<br />

<strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis sind ihre Enden nicht mit <strong>der</strong> Aminosäure Glycin versehen. Die<br />

Keratin-Intermediärfilamente des Haares besitzen ausschließlich<br />

schwefelreiche Cystin-Enden. Dies ermöglicht, daß im Verlauf des<br />

Keratinisierungsprozesses durch oxidative Vorgänge stabile<br />

Disulfidbrückenbindungen entstehen. Vor allem die Rindenschicht und die<br />

Kutikula des Haares enthalten große Mengen von Cystinsulfhydrilgruppen, die<br />

in den keratinisierten Trichozyten zu beinahe 100 Prozent in<br />

Cystindisulfidbrückenbindungen übergehen. Durch diese Quervernetzung <strong>der</strong><br />

Intermediärfilamente erhält <strong>der</strong> Haarschaft seine große Festigkeit und<br />

Stabilität. In den Wurzelscheiden, beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Henle-Schicht, finden sich<br />

dagegen nur geringe Mengen dieser Brückenbindungen (SWIFT 1997).


Schrifttum 25<br />

Abbildung 2.4:<br />

Aus den Haarfollikelstammzellen hervorgehende<br />

Zelltypen und ihre charakteristischen Proteine<br />

Haarfollikelstammzellen<br />

ORS-Zellen IRS-Zellen Haarzellen Markzellen<br />

Henle Huxley Kutikula Kutikula Rinde<br />

Epi<strong>der</strong>male IF Trichohyalin KAP 5 IF Trichohyalin<br />

IF IF KAP 1-4<br />

KAP 6-8<br />

Abkürzungen: IF: Intermediärfilamente; IRS: innere Wurzelscheide;<br />

KAP: Keratin-assoziierte Proteine; ORS: äußere Wurzelscheide<br />

Die Keratin-Intermediärfilamente werden innerhalb des Trichozyten <strong>der</strong><br />

Haarinde durch eine spezielle Gruppe von Proteinen voneinan<strong>der</strong> getrennt.<br />

Es handelt sich dabei um die sogenannten Keratin-assoziierten Proteine<br />

(KAP). Diese bilden die intermakro- o<strong>der</strong> intermikrofibrilläre Matrix zwischen<br />

den Fibrillen und variieren speziesabhängig in ihrer relativen Verteilung.<br />

Aufgrund ihres unterschiedlichen Gehaltes verschiedener, schwefelhaltiger<br />

Aminosäuren können 11 Gruppen von KAPs mit einer jeweils variablen Anzahl<br />

von Mitglie<strong>der</strong>n differenziert werden (POWELL u. ROGERS 1997). Im Laufe<br />

des Keratinisierungsprozesses werden die verschiedenen Keratin-assoziierten<br />

Proteine zu verschiedenen Zeitpunkten gebildet. Es werden immer zuerst die<br />

Keratin-Intermediärfilamente produziert, worauf dann erst die Bildung <strong>der</strong><br />

KAPs einsetzt.


26 Schrifttum<br />

Wie in Abbildung 2.5 dargestellt, können zunächst die KAPs <strong>der</strong> Gruppe 6 bis<br />

8 und dann die KAPs <strong>der</strong> Gruppe 1 bis 4 in den Trichozyten <strong>der</strong> Haarinde im<br />

unteren Haarfollikel durch Analyse <strong>der</strong> KAP-Transkripte nachgewiesen<br />

werden. Das KAP 5 erscheint mit dem KAP 10 als letztes in <strong>der</strong> Kutikula des<br />

sich entwickelnden Haares (MOLL et al. 1993; ROGERS u. POWELL 1994).<br />

Bei <strong>der</strong> Maus werden zudem die Gene für die Bildung <strong>der</strong> KAPs 9 und 11 in<br />

allen Zellen <strong>der</strong> Haarrinde im proximalen Haarschaft exprimiert (POWELL u.<br />

ROGERS 1997).


Schrifttum 27<br />

Abbildung 2.5:<br />

Die Expression <strong>der</strong> Keratin-Intermediärfilament- und KAP-Gene<br />

während <strong>der</strong> Differenzierung <strong>der</strong> Trichozyten im Haarfollikel *<br />

Abkürzungen: IRS: innere Wurzelscheide; KAP: Keratin-assoziiertes-Protein;<br />

Keratin-IF: Keratin-Intermediärfilament; ORS: äußere Wurzelscheide<br />

* modifiziert nach ROGERS u. POWELL 1997<br />

Erläuterung:<br />

Die Exprimierung <strong>der</strong> Gene für die verschiedenen KAPs findet zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten während <strong>der</strong> Differenzierung <strong>der</strong> Trichozyten des Haarfollikels statt. Die KAPs<br />

werden dabei immer zeitlich nach den Keratin-Intermediärfilamenten gebildet. Die<br />

gemusterten Flächen innerhalb des Haarfollikels sollen die zeitlich verschiedene<br />

Exprimierung <strong>der</strong> KAPs verdeutlichen. Innerhalb <strong>der</strong> verschiedenen Zellschichten des<br />

Haarfollikels werden unterschiedliche KAPs bilateral-symmetrisch produziert.


28 Schrifttum<br />

Ein weiteres wichtiges Strukturprotein des Haarfollikels ist das Trichohyalin.<br />

Wie bereits beschrieben, findet man Trichohyalin vor allem in <strong>der</strong> inneren<br />

Wurzelscheide und im Haarmark in Form großer Granula. Diese<br />

Trichohyalingranula werden nicht von einer Membran begrenzt und<br />

entsprechen den in den Keratinozyten <strong>der</strong> Haut vorzufindenden<br />

Keratohyalingranula. Innerhalb <strong>der</strong> Trichozyten <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide<br />

liegen die Trichohyalingranula intermediärfilament-assoziiert vor. Man nahm<br />

früher an, daß sich die Intermediärfilamente aus den Granula entwickeln<br />

würden, was jedoch inzwischen wi<strong>der</strong>legt wurde (PARAKKAL 1969; POWELL<br />

u. ROGERS 1997). Das Trichohyalin verteilt sich mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Differenzierung <strong>der</strong> Zellen zwischen den Intermediärfilamenten und vernetzt<br />

diese zusätzlich. Durch eine biochemische Reaktion (Desaminierung von<br />

Arginintrichohyalin und Bildung von Citrullin durch Peptidylarginin-deiminase,<br />

PAD) kommt es zu einer Verhärtung dieser Schichten des Haarfollikels<br />

(ROGERS et al. 1997). Dadurch kann eine Einsparung großer Mengen<br />

schwefelreicher Aminosäuren erreicht werden. Möglicherweise ist dies <strong>der</strong><br />

physiologische Sinn dieses Vorganges, denn diese Verbindungen können<br />

hierdurch ausschließlich für die Keratinisierung von Kutikula und Rinde des<br />

Haares verwendet werden (DAWBER 1995; ROGERS u. POWELL 1994).<br />

In <strong>der</strong> Umgebung des Trichohyalins <strong>der</strong> Markzellen sind im Gegensatz zu den<br />

Zellen <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide keine Keratin-Intermediärfilamente<br />

vorzufinden. Die Trichohyalingranula des Haarmarkes fusionieren während<br />

<strong>der</strong> Ausreifung <strong>der</strong> Zellen zu einer soliden Masse, ohne daß eine Vernetzung<br />

zwischen Filamenten, wie in <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide, stattfindet.<br />

Die ersten Kennzeichen <strong>der</strong> beginnenden Aushärtung <strong>der</strong> Trichozyten ist die<br />

Bildung von mRNA für Trichohyalin schon in Höhe des Bulbus. Erst danach<br />

ist es möglich, mRNA für die Bildung von Keratin-Intermediärfilamenten im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Entwicklung des Haarkortex nachzuweisen. Zuletzt werden<br />

mRNA-Sequenzen für die KAPs gebildet.


Schrifttum 29<br />

2.1.7 Morphologie des Haares<br />

Schon 1926 beschreib DRY als Erster ausführlich und umfassend die<br />

Morphologie <strong>der</strong> Haare <strong>der</strong> Maus. An jedem Haar lassen sich in<br />

Längsrichtung drei Abschnitte unterscheiden. Von distal nach proximal sind<br />

dies die dünn auslaufende Haarspitze, die mittlere, dickere Zone <strong>der</strong> Granne<br />

und <strong>der</strong> sich wie<strong>der</strong> verjüngende Haarschaft. Im Querschnitt unterscheidet<br />

man - von außen nach innen - die Kutikula, die Rinde (Kortex) und das<br />

Haarmark (Medulla), sofern es ausgebildet ist.<br />

Abbildung 2.6:<br />

Schematische Darstellung <strong>der</strong><br />

bedeutenden zellulären Strukturen eines Haares *<br />

* modifiziert nach ROGERS u. POWELL 1997


30 Schrifttum<br />

Die Kutikula des Haares besteht aus einer dünnen, einschichtigen Zell-Lage.<br />

Die einzelnen Zellen <strong>der</strong> Kutikula überlappen einan<strong>der</strong>, wobei die freien<br />

Rän<strong>der</strong> nach distal zeigen. Durch die entgegengesetzte Schichtung <strong>der</strong><br />

Zellen <strong>der</strong> Wurzelscheidenkutikula ergibt dies eine Verankerung des Haares<br />

im Follikel. Aufgrund ihrer fischschuppenartigen Überlappung werden die<br />

Zellen <strong>der</strong> Kutikula auch Kutikulaschuppen genannt. Das Aussehen <strong>der</strong><br />

Kutikulaschuppen hängt in erster Linie vom Durchmesser des Haares ab.<br />

Wenn sie den ganzen Umfang des Haares umkleiden werden sie ‘kranzförmig’<br />

genannt. ‘Dachziegelartige’ Schuppen bedecken dagegen nur einen Teil des<br />

Haarumfangs (FORSLIND 1990). Die Kutikulaschuppen zeigen im Verlauf<br />

des Haares, bedingt durch den zu- und wie<strong>der</strong> abnehmenden Durchmesser,<br />

ein wechselndes Muster.<br />

Die Rinde stellt eine Röhre aus langgestreckten und verhornten Zellen dar.<br />

Diese Zellen sind vollständig von regelmäßig angeordneten Keratinmassen<br />

ausgefüllt. Eine Gruppe sogenannter Mikrofibrillen aggregiert dabei zu den<br />

bereits beschriebenen Makrofibrillen. Die Fibrillen werden durch die<br />

interfibrillären Matrixproteine (KAPs) voneinan<strong>der</strong> getrennt. Beide Arten <strong>der</strong><br />

Fibrillen sind in Längsrichtung des Haares ausgerichtet, wie in Abbildung 2.6<br />

dargestellt.<br />

Meist wird die Haarrinde durch das Mark ausgefüllt, welches im Laufe <strong>der</strong><br />

Verhornung Luft aufnimmt. Durch nach innen gerichtete Projektionen <strong>der</strong><br />

Rindenzellen und <strong>der</strong>en Vereinigung erscheint das Mark im Längsschnitt<br />

leitersprossenartig unterbrochen. Diese Fortsätze werden auch als Trabekel<br />

bezeichtet. Fünf Arten <strong>der</strong> Ausbildung des Haarmarkes werden nach<br />

SUNDBERG u. HOGAN (1994) unterschieden: es kann vollständig abwesend<br />

sein, einzelne Luftkammern können vorhanden sein (diskontinuierlich) o<strong>der</strong><br />

wenige, vorhandene Luftkammern können regelmäßig (intermediär) o<strong>der</strong><br />

unregelmäßig (fragmentiert) gruppiert sein. Das Haarmark kann auch<br />

vollständig durchgehend, also kontinuierlich, ausgebildet sein.<br />

Das Vorhandensein eines Haarmarkes ist in erster Linie vom jeweiligen<br />

Durchmesser des Haares abhängig. So haben feine Haare nur ein dünnes<br />

o<strong>der</strong> gar kein Mark. Auch Spitze und Schaft können marklos sein, während<br />

die Granne des selben Haares ein Mark aufweist.


Schrifttum 31<br />

Dicke Haare, wie z. B. die Ahlenhaare, weisen dagegen im Bereich <strong>der</strong><br />

Granne ein bis zu vier-reihiges Mark auf. Der Querschnitt <strong>der</strong> Haare ist<br />

zumeist nicht rund, son<strong>der</strong>n weist eine konkave Einziehung auf, eine<br />

sogenannte Rinne (SUNDBERG u. HOGAN 1994).<br />

2.1.8 Haararten <strong>der</strong> Maus<br />

Anhand <strong>der</strong> anatomischen Lage und <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en morphologischen<br />

Ausstattung lassen sich bei <strong>der</strong> Maus nach SUNDBERG und HOGAN (1994)<br />

bis zu acht verschiedene Haararten unterscheiden.<br />

Eine Differenzierung nach Haararten kann anhand <strong>der</strong> Länge und Dicke des<br />

Haares, <strong>der</strong> Gestaltung des Haarmarks, des Verhältnisses von Rinde zu Mark,<br />

<strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Kutikulaschuppen und des Vorhandenseins von<br />

charakteristischen Abknickungen erfolgen.<br />

Neben den Haaren des Rumpfes gibt es spezielle Haare am Schwanz, an <strong>der</strong><br />

Schnauze (Vibrissen), den Füßen, den Augen (Wimpern), den Ohren, den<br />

Zitzen und an <strong>der</strong> Perianal-/ Genitalregion.<br />

Die Vibrissen (Schnurrhaare) sind, wie bei den meisten Säugern, die größten<br />

Haare <strong>der</strong> Maus. Sie sind an <strong>der</strong> Schnauze, in <strong>der</strong> Umgebung des Auges und<br />

an den Extremitäten zu finden.<br />

Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung für Untersuchungen des Haarkleides ist die<br />

Rumpfbehaarung mit den bei <strong>der</strong> Maus ausgebildeten vier Subtypen: Man<br />

unterscheidet zwischen den Leithaaren, den Ahlenhaare, den Knickhaaren<br />

und den Zick-Zack-Haaren. Es existierten in <strong>der</strong> Vergangenheit mehrere<br />

verschiedene Bezeichnungen für die Haartypen des Rumpfes <strong>der</strong> Maus und<br />

an<strong>der</strong>er Säugetiere. Man hat sich heute auf die folgende Nomenklatur<br />

geeinigt (SUNDBERG u. HOGAN 1994):<br />

Die Leit-, Ahlen- und Knickhaare gehören <strong>der</strong> Hauptgruppe <strong>der</strong> Deckhaare an.<br />

Zu diesen werden außerdem bei an<strong>der</strong>en Säugetieren noch die Stacheln (z.<br />

B. des Igels) gezählt. Die Zick-Zack-Haare zählt man zu <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong><br />

Flaumhaare. Diese Gruppe umfaßt außerdem die Lanugohaare des<br />

Menschen (siehe Tabelle 2.1) und die Wollhaare (z. B. des Schafes). Bei <strong>der</strong><br />

Maus sind jedoch nur die Zick-Zack-Haare ausgebildet.


32 Schrifttum<br />

Tabelle 2.1:<br />

Haartypen des Rumpfes<br />

Hauptgruppen von Haaren Subtypen <strong>der</strong> Haare bei<br />

Anteil an<br />

Behaarung<br />

an<strong>der</strong>en Säugetieren <strong>der</strong> Maus % *<br />

1. Deck- o<strong>der</strong> Fellhaare 1.1 Stacheln ------- -----<br />

1.2 Leit- o<strong>der</strong> 1.2. Leithaare 2%<br />

Borstenhaare<br />

1.3. Grannenhaare 1.3.1. Ahlenhaare<br />

28%<br />

2. Flaum- o<strong>der</strong> Wollhaare 2.1. Lanugohaare<br />

1.3.2. Knickhaare<br />

------- -----<br />

2.2. Flaumhaare 2.2. Zick-Zack-Haare 70%<br />

2.3. Wollhaare ------- -----<br />

[* Prozentangaben bei <strong>der</strong> Maus nach SUNDBERG u. HOGAN (1994)]<br />

ad 1.2. Die Leithaare sind gerade und beson<strong>der</strong>s lange Deckhaare, die<br />

vorwiegend im Rückenbereich <strong>der</strong> Tiere zu finden sind. Sie sind im<br />

Querschnitt überwiegend rund und laufen in einer beson<strong>der</strong>s langen, fein<br />

ausgezogenen Spitze aus. Diese marklose Spitze nimmt mindestens ein<br />

Fünftel <strong>der</strong> Länge des gesamten Haares ein und ragt über die Spitzen <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Haare des Felles hinaus. Leithaare besitzen ein ein- bis zweireihiges<br />

Mark und eine im Vergleich zu den Zick-Zack-Haaren relativ dicke Rinde. Ihre<br />

Kutikularschuppen liegen glatt an, sind aber verhältnismäßig lang ausgezogen<br />

(siehe Abbildung 3.8).<br />

ad 1.3.1. Die Hauptmasse <strong>der</strong> Deckhaare bilden die Ahlenhaare. Sie<br />

besitzen ebenfalls eine gerade Form, sind aber deutlich dicker als die<br />

Leithaare. Ihr Haarmark weist im Bereich <strong>der</strong> Granne immer mindestens zwei<br />

bis vier nebeneinan<strong>der</strong>liegende Reihen von Zellen bzw. Luftkammern auf.<br />

Dieses immer mehrreihig ausgebildete Haarmark ist das kennzeichnende<br />

Merkmal <strong>der</strong> Ahlenhaare.


Schrifttum 33<br />

Die Kutikularschuppen <strong>der</strong> Ahlenhaare überlappen im Bereich <strong>der</strong> Granne<br />

sehr stark, so daß sie im Vergleich zu denen <strong>der</strong> Leithaare recht kurz<br />

erscheinen. Zudem erhalten die Ahlenhaare durch eine beson<strong>der</strong>s deutliche,<br />

parallel zur Längsachse des Haares verlaufende rinnenartige Einziehung<br />

einen bohnenförmigen Querschnitt.<br />

ad 1.3.2. Die Knickhaare sind den Ahlenhaaren morphologisch sehr<br />

ähnlich. Sie werden daher von einigen Autoren nicht von den Ahlenhaaren<br />

unterschieden und mit diesen gemeinsam als ‘Grannenhaare’ bezeichnet.<br />

Meist enthalten die Knickhaare nur ein bis zwei Stränge von Haarmarkzellen.<br />

Sie lassen bei <strong>der</strong> Maus aber eine charakteristische Einschnürung des<br />

Haarschaftes zwischen dem dritten und vierten distalen Fünftel des Haares<br />

erkennen. Proximal und distal dieses Knickes verjüngt bzw. verdickt sich <strong>der</strong><br />

Haarschaft schnell. Distal des Knickes erreicht er nicht mehr die maximale<br />

Breite des Haarschaftes. Im Bereich <strong>der</strong> Abknickungen ist kein Haarmark<br />

ausgebildet.<br />

ad 2.2. Die Zick-Zack-Haare gehören zu <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Flaum- o<strong>der</strong><br />

Wollhaare. Sie bilden den dichten Unterpelz <strong>der</strong> Mäuse und sind wesentlich<br />

feiner und kürzer als die Deckhaare. Zick-Zack-Haare weisen ein nur<br />

einreihiges Haarmark auf. Ihr Hauptcharakteristikum ist aber die variable<br />

Anzahl von Abknickungen in ihrem Verlauf. Man findet immer mindestens<br />

zwei Knicke, es können aber auch bis zu vier Knicke ausgebildet sein. In den<br />

Bereichen <strong>der</strong> Abknickungen flacht sich <strong>der</strong> Haarschaft deutlich ab und es ist<br />

in diesen Bereichen, wie auch bei den Knickhaaren, kein Haarmark<br />

vorhanden.<br />

Ausführliche morphometrische Untersuchungen <strong>der</strong> Haarsubtypen <strong>der</strong><br />

Rumpfbehaarung <strong>der</strong> Maus wurden bereits von DRY (1926) und UHR (1984)<br />

durchgeführt. Ihre übereinstimmenden Ergebnisse werden in Kapitel 3.2.3.1.2<br />

dargestellt.


34 Schrifttum<br />

Abbildung 2.7:<br />

Schematische Darstellung <strong>der</strong> vier<br />

charakteristischen Subtypen <strong>der</strong> Rumpfbehaarung <strong>der</strong> Maus<br />

Leithaar Ahlenhaar Knickhaar Zick-Zack-Haar<br />

~ 5 mm<br />

Schon 1926 beobachtete DRY, daß die verschiedenen Haartypen<br />

entsprechend ihrer unterschiedlichen Größe zu verschiedenen Zeitpunkten<br />

entstehen. Die Leithaare werden als die längsten Haare zeitlich vor den<br />

Ahlen- und den Knickhaaren gebildet. Die Zick-Zack-Haare werden dagegen<br />

erst als letzter Haartyp produziert (MICHEL 1972). Dies legt die Annahme<br />

nahe, daß die verschiedenen Haartypen von verschiedenen Haarfollikeltypen<br />

gebildet werden, die ebenfalls zeitlich gestaffelt angelegt werden. So sollen<br />

die zuerst entstehenden, großen Primärfollikel die Deckhaare produzieren und<br />

die feineren Zick-Zack-Haare aus dem Sekundärfollikeln hervorgehen<br />

(CLAXTON 1966).<br />

Es ist jedoch aufgrund <strong>der</strong> mit zunehmendem Alter immer geringer werdenden<br />

morphologischen Unterschiede nicht möglich, alleine anhand des<br />

histologischen Bildes <strong>der</strong> Haut einer adulten Maus zwischen Primär- und<br />

Sekundärfollikeln zu unterscheiden. Eine Bestimmung des von dem<br />

jeweiligen Haarfollikel produzierten Haartyps ist im HE- gefärbten Schnitt<br />

ebenfalls bei <strong>der</strong> Maus nicht möglich (SUNDBERG u. HOGAN 1994).


Schrifttum 35<br />

Der Mensch besitzt desweiteren während seiner intrauterinen Entwicklung<br />

das sogenannte Lanugohaarkleid. Dies besteht aus sehr feinen, marklosen<br />

Haaren, welche jedoch schon präpartal wie<strong>der</strong> abgestoßen werden.<br />

Außerdem wird beim Menschen zwischen Vellus- und Terminalhaaren<br />

unterschieden. Mit dem Beginn <strong>der</strong> Pubertät wird in bestimmten<br />

Körperregionen (vor allem <strong>der</strong> Scham, den Achseln und dem Gesicht bei<br />

Männern) von <strong>der</strong> Bildung von feinem Vellushaar zur Bildung <strong>der</strong> wesentlich<br />

größeren und stärker pigmentierten Terminalbehaarung umgeschaltet<br />

(STENN et al. 1996).<br />

2.1.9 Haarzyklus<br />

Das Haarwachstum ist bei den Säugetieren kein kontinuierlicher Vorgang,<br />

son<strong>der</strong>n verläuft in Aktivitätsschüben, die sich immer wie<strong>der</strong>kehrend und in<br />

vollständigen Zyklen wie<strong>der</strong>holen. Dies beschrieb DRY schon 1926 erstmalig<br />

für die Maus.<br />

Je<strong>der</strong> Haarzyklus besteht aus einer Anagenphase, in <strong>der</strong> das eigentliche<br />

Haarwachstum stattfindet, dem Katagen, <strong>der</strong> Übergangszeit, in <strong>der</strong> die<br />

Follikelrückbildung erfolgt, und dem Telogen, dem Ruhestadium.<br />

Im Anagen, das nach CHASE (1954) beim Menschen in sechs Stadien<br />

unterteilt werden kann (I-VI), vergrößert sich <strong>der</strong> Haarfollikel zunächst durch<br />

fortgesetzte Zellteilungen und wächst analog zu seiner embryonalen<br />

Entwicklung in die Tiefe. Es wird angenommen, daß dies durch ein Signal <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong>malen Papille induziert wird. Die bis dahin ruhenden epithelialen Zellen<br />

des Wulstes in <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide zeigen dabei erneut eine starke<br />

Proliferation. In dem Wulst wird daher <strong>der</strong> Sitz <strong>der</strong> epithelialen Stammzellen<br />

des Haarfollikels vermutet (LAVKER u. SUN 1995). Die <strong>der</strong>male Papille wird<br />

wie<strong>der</strong> vom Bulbus umschlossen, die Matrixkeratinozyten proliferieren und<br />

differenzieren sich. Es bilden sich, analog zu den Vorgängen bei <strong>der</strong><br />

embryonalen Haarfollikelentwicklung, wie<strong>der</strong> eine neue Haarzwiebel und die<br />

dazugehörigen inneren Wurzelscheiden. Das aus <strong>der</strong> <strong>neuen</strong> Haarzwiebel<br />

hervorgehende Haar schiebt sich mit fortschreiten<strong>der</strong> Entwicklung nach distal<br />

und verdrängt schließlich das alte Kolbenhaar.


36 Schrifttum<br />

Abbildung 2.8:<br />

Ausgewählte Substadien des murinen<br />

Haarzyklus und die charakteristischen<br />

morphologischen Verän<strong>der</strong>ungen des Haarfollikels<br />

Abkürzungen: BM: verdickte Basalmembran im späten Katagen; DP: <strong>der</strong>male Papille; IRS:<br />

innere Wurzelscheide; ORS: äußere Wurzelscheide; TD: Talgdrüse<br />

* modifiziert nach PAUS (1996)


Schrifttum 37<br />

Die vollständige Anagenphase dauert bei <strong>der</strong> Maus durchschnittlich 17 Tage<br />

(RANDALL u. DUSHOFF 1956; SUNDBERG u. KING 1996). Es werden<br />

während des späten Anagens durchschnittliche Haarbildungsraten von bis zu<br />

einem Millimeter pro Tag bei <strong>der</strong> Maus erreicht (CHASE 1954).<br />

Im Katagen stellen die Matrixkeratinozyten ihre Proliferation ein und<br />

differenzieren sich entwe<strong>der</strong> terminal o<strong>der</strong> fallen <strong>der</strong> Apoptose anheim<br />

(SEIBERG et al. 1995). Dies führt zu einer deutlichen Volumenreduktion des<br />

Bulbus und einer erneuten Verkürzung des gesamten Haarfollikels. Der<br />

Bulbus wan<strong>der</strong>t wie<strong>der</strong> in Richtung Hautoberfläche. Bulbus und <strong>der</strong>male<br />

Papille verlieren dabei kurzzeitig den direkten Kontakt, bleiben aber durch<br />

einen schmalen Epithelstrang, <strong>der</strong> von einer nun verdickten Basalmembran<br />

umgeben ist, verbunden. Die gegebenenfalls vorhandene Pigmentproduktion<br />

<strong>der</strong> Melanozyten des Bulbus sistiert und es wird kein Haarmark mehr gebildet.<br />

Der Durchmesser des Haares wird dadurch wesentlich verringert. Nach<br />

STRAILE et al. (1961) kann die Katagenphase <strong>der</strong> Maus in acht Substadien<br />

unterteilt werden. Das gesamte Katagen dauert bei <strong>der</strong> Maus nur etwa zwei<br />

Tage (PARAKKAL 1970; SUNDBERG u. KING 1996). Während dieser Phase<br />

beseitigen Makrophagen die Reste <strong>der</strong> untergegangenen Zellen des<br />

Haarfollikels.<br />

Hierauf folgt die Telogenphase, in welcher <strong>der</strong> Haarfollikel stark verkleinert<br />

und vollständig inaktiv ist. Das untere Ende des Ruhefollikels liegt dann auf<br />

Höhe des Wulstes. Das Haar selbst nimmt an <strong>der</strong> Basis im Telogenstadium<br />

eine etwas verdickte, kolbige Form mit ausgefranstem Ende an. Es wird zum<br />

sogenannten Kolbenhaar, in dem Markstrukturen bei <strong>der</strong> Maus nur noch<br />

supraepi<strong>der</strong>mal erkennbar sind (STRAILE et al. 1961). Da die aufgelöste<br />

innere Wurzelscheide nun nicht mehr als Verankerung dienen kann, ist das<br />

Haar lediglich durch sein verdicktes Ende, den Kolben, im Follikel verankert<br />

(CHASE 1954).


38 Schrifttum<br />

Ist <strong>der</strong> erste Haarzyklus nach <strong>der</strong> embryonalen Entwicklung des Haarfollikels<br />

durchlaufen, schließt sich die Ruhephase an. Ist auch diese beendet, erfolgen<br />

in bestimmten zeitlichen Abständen mit erneuten Anagen-, Katagen- und<br />

Telogenphasen immer wie<strong>der</strong> die gleichen Auf- und Abbauprozesse an<br />

demselben Haarfollikel. Der Zyklus eines Haarfollikels ist daher konzeptionell<br />

mit <strong>der</strong> Ziffer sechs vergleichbar. Ihr freier ‘Arm’ stellt den Beginn <strong>der</strong><br />

embryonalen Entwicklung des Follikels dar, während <strong>der</strong> ‘Bauch’ die immer<br />

wie<strong>der</strong>kehrenden Zyklen veranschaulicht.<br />

Der Follikel unterliegt dabei wahrscheinlich <strong>der</strong> Regulation durch die selben<br />

Wachstumsfaktoren und Steuerungsmechanismen, welche lediglich in<br />

geringem Umfang in ihrem zeitlichen Verlauf variieren können (STENN u.<br />

EILERTSEN 1996) (siehe Abbildung 2.9).


Schrifttum 39<br />

Abbildung 2.9:<br />

Konzeptionelles Modell des Haarwachstumszyklus *<br />

* modifiziert nach STENN et al. (1996)


40 Schrifttum<br />

2.1.10 Haarwechsel<br />

Bei <strong>der</strong> Geburt ist <strong>der</strong> Körper <strong>der</strong> Maus nackt. Lediglich die Sinushaare sind<br />

bereits im Bereich <strong>der</strong> Schnauze deutlich erkennbar. An<strong>der</strong>e Haare<br />

erscheinen am zweiten bis dritten Lebenstag auf <strong>der</strong> Hautoberfläche. Zuerst<br />

werden sie an Kopf, Nacken, Rücken, Ohren sowie an <strong>der</strong> Schwanzbasis<br />

sichtbar (BORUM 1954).<br />

Bis zum 14. postnatalen Tag hat das Jugendfell <strong>der</strong> Maus seine endgültige<br />

Länge erreicht. Zwischen dem 12. und 30. Tag setzt mit dem Beginn <strong>der</strong><br />

Bildung <strong>der</strong> zweiten Haargeneration <strong>der</strong> Haarwechsel ein (SLEE 1962;<br />

SUNDBERG u. KING 1996). Hierbei treten die Ruhefollikel wie<strong>der</strong> in die<br />

Phase <strong>der</strong> Aktivität (Anagen) ein.<br />

Im Gegensatz zum Menschen, Meerschweinchen, Hund und Katze, ist bei <strong>der</strong><br />

Maus ein hochgradig synchronisierter bzw. wellenförmiger<br />

Haarwachstumszyklus vorherrschend. Bei ihm treten Gruppen benachbarter<br />

Follikel von kranial nach kaudal laufend, gleichzeitig in den Haarwechsel ein<br />

(DRY 1926). Weitergehend werden von KRYLTZOV (1964) bei <strong>der</strong> Maus<br />

noch fünf individuelle Haarwachstumstypen unterschieden (Typ I - V). Von<br />

diesen findet sich <strong>der</strong> sogenannte sublaterale Wechseltyp bei <strong>der</strong> Maus am<br />

häufigsten. Bei ihm wird das Fell von den Schultern ausgehend in kraniokaudaler<br />

und dorso-ventraler Richtung gewechselt.<br />

Mit dem Durchlaufen einer Anagenwelle ist zu beobachten, wie Epi<strong>der</strong>mis,<br />

Dermis und Subkutis deutlich dicker und im Katagen wie<strong>der</strong> dünner werden.<br />

Auch Größen und Enzymaktivitäten <strong>der</strong> Talgdrüsen schwanken<br />

Haarzyklusabhängig (PAUS et al. 1994). Bei <strong>der</strong> Maus besitzen die<br />

Talgdrüsen ihre größte Ausdehnung während des Telogens.


Schrifttum 41<br />

2.2 Regulation des Haarwachstums<br />

2.2.1 Systemische und intrinsische Haarzyklusregulation<br />

Es wird heute angenommen, daß je<strong>der</strong> Haarfollikel einen eigenen<br />

Wachstumsrhythmus besitzt, <strong>der</strong> jedoch durch exogene Stimuli modifiziert<br />

werden kann. Solch ein Stimulus kann zum Beispiel die wechselnde<br />

Tageslichtlänge sein. Auch endogene, systemische Faktoren, wie<br />

schwankende Sexualhormonkonzentrationen, beeinflussen den Haarzyklus.<br />

Durch diese systemischen Faktoren wird in erster Linie <strong>der</strong> Haarzyklus<br />

benachbarter Haarfollikel synchronisiert (MESSENGER 1993).<br />

Neben den systemischen Faktoren ist eine Vielzahl lokaler Faktoren bekannt,<br />

die ebenfalls an <strong>der</strong> Regulation des Haarwachstumsrhythmus beteiligt sind.<br />

Der die Entwicklung <strong>der</strong> Haarfollikel von neugeborenen Mäusen verzögernde<br />

‘Epi<strong>der</strong>mal growth factor’ (EGF) war <strong>der</strong> erste Wachstumsfaktor, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />

Haarentwicklung in Zusammenhang gebracht wurde (MOORE et al. 1981).<br />

Weiterhin wird eine Beteiligung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> ‘Transforming growth factor’β-Familie<br />

(TGFβ), sowie TGFα, dem ‘Fibroblast growth factor’ (FGF), dem<br />

‘Keratinocyte growth factor’ (KGF), dem ‘Insulin-like growth factor’ (IGF), dem<br />

‘Nerve growth factor’ (NGF), dem ‘Platelet <strong>der</strong>ived growth factor’ (PDGF) und<br />

dem ‘Bone morphogenic proteine’ (BMP) angenommen. Auch verschiedene<br />

Zytokine, Interferone, <strong>der</strong> ‘Tumor necrosis factor’ (TNF), <strong>der</strong> ‘Colony<br />

stimulating factor’ (CSF), Zell-Adhäsions-Moleküle (Cadherine, Tenascin) und<br />

extrazelluläre Matrixkomponenten (Epimorphin, Notch und Retinoide) spielen<br />

eine bedeutende, wenn auch noch nicht exakt zu definierende Rolle bei <strong>der</strong><br />

Haarwachstumsregulation (MOORE et al. 1991; HARDY 1992; HOLBROOK et<br />

al. 1993; MESSENGER 1993; DuCROS 1995; PAUS 1996; STENN et al.<br />

1996; TAKAKURA et al. 1996).<br />

Obwohl das eigentliche induktive Signal für den Übergang ins Anagen noch<br />

nicht bekannt ist, ist ein deutlich verän<strong>der</strong>tes Profil <strong>der</strong> Wachstumsfaktoren in<br />

<strong>der</strong> gesamten Haut während des späten Anagens und des frühen Katagens<br />

nachweisbar (STENN et al. 1994; SEIBERG et al. 1995).


42 Schrifttum<br />

Tabelle 2.2:<br />

An <strong>der</strong> Kontrolle <strong>der</strong> Haarentwicklung<br />

und des Haarzyklus beteiligte Moleküle<br />

Molekül Lokalisation Referenz<br />

bcl2 A-Bulbus A-T DP Stenn et al 1994<br />

c-fos Kutikula, Rinde, Henle Fisher et al. 1991<br />

EGF ORS DuCros, 1995<br />

EGF-R ORS, Matrix Green u. Couchman, 1984<br />

FGF-R1 A-DP Peters et al. 1992<br />

FGF-R2 A-Matrix Peters et al. 1992; Danilenko et al. 1995<br />

FGF-R3 Kutikula, A-Matrix Rosenquist u. Martin, 1996<br />

FGF-R4 Bulbus, IRS, ORS Rosenquist u. Martin, 1996<br />

FGF-5 A-ORS Hebert et al. 1994<br />

FGF-7 (KGF) DP Rosenquist u. Martin, 1996<br />

HGF DP Shimaoka et al. 1994<br />

IGF-I DP, Follikelepithel Itami et al. 1995; Hembree et al. 1996<br />

IGF BP 2, 3 DP Hembree et al. 1996<br />

IL 1 α, IL 1 β A-Epithel, ORS Harmon et al. 1993; Boehm et al. 1995<br />

M-Notch Rinde, IRS, Kutikula Kopan u. Weintraub, 1993<br />

NGF-R DP, ORS Holbrook et al. 1993<br />

Neu gene product ORS Maguire et al. 1989<br />

N-myc A-Matrix Mugrauer et al. 1988<br />

N-CAM DP Chuong et al. 1992<br />

Nexin-1 DP Yu et al. 1995<br />

PDGF α/β-Rezeptor DP Ponten et al. 1994<br />

PDGF-A/B Matrix Ponten et al. 1994<br />

PTHrp Follikelepithel, IRS Hayman et al. 1989<br />

Substanz P-Rezeptor DP Pincelli et al. 1993<br />

TGFα ORS, IRS, keratogene Zone Luetteke et al. 1993<br />

TGFβ DP, ORS, IRS, Matrix Little et al. 1994<br />

TGFβ R Typ II IRS Higley et al. 1995<br />

TIMP A-Henle Kawabe et al. 1991<br />

TNF α A-Matrix Boehm et al. 1995<br />

Versican DP DuCros et al. 1995<br />

VEGF DP Lachgar et al. 1996<br />

Vitamin-D-Rezeptor ORS und A-DP Reichrath et al. 1994


Schrifttum 43<br />

Abkürzungen Tabelle 2.2 (vorige Seite):<br />

A-: Anagen; DP: Dermale Papille; EGF: Epi<strong>der</strong>mal growth factor; FGF: Fibroblast growth<br />

factor; KGF: Keratinocyte growth factor; HGF: Hepatocyte growth factor; IGF: Insulin-like<br />

growth factor; IL: Interleukin; IRS: Innere Wurzelscheide; K: Katagen; N-cam: Nerve-cell<br />

adhesion molecule ; NGF: Nerve growth factor; ORS: Äußere Wurzelscheide; PDGF:<br />

Platelet <strong>der</strong>ived growth factor; PTHrp: Parathyroid hormone-related protein; -R: Rezeptor;<br />

TGF: Transforming growth factor; TIMP: Tissue inhibitor of metalloproteinase; TNF: Tumor<br />

necrosis factor; VEGF: Vascular endothelial growth factor;<br />

Tabelle 2.3:<br />

Endogene Haarwachstumsmodulatoren<br />

Hormone / Neuropeptide bekannte Effekte / beteiligt an<br />

Androgene Ausbildung <strong>der</strong> Körperbehaarung<br />

Östrogene Katageninhibition<br />

Thyroxin Katageninduktion, Anageninduktion<br />

Prolaktin Induktion von Fellwechsel<br />

Körperbehaarung<br />

Anageninduktion und/o<strong>der</strong> Katageninhibition<br />

Hirsutismus und Glatzenbildung bei Frauen<br />

Melatonin Induktion von Fellwechsel<br />

Retinoide Follikelentwicklung<br />

Anageninduktion und/o<strong>der</strong> Katageninhibition<br />

Vitamin D3 Haarzyklusregulation<br />

Hemmung zytostatika-induzierter Follikeldystrophie<br />

Glukokortikoide Inhibition <strong>der</strong> Anagenentwicklung<br />

Katageninduktion, Hypertrichose<br />

ACTH<br />

Hypertrichose, Anageninduktion<br />

(Adreno corticotropic hormone)<br />

α-MSH<br />

(Melanin-stimulierendes Hormon)<br />

Substance P Anageninduktion<br />

Stimulation <strong>der</strong> Follikelmelanogenese


44 Schrifttum<br />

Der Informationsaustausch zwischen den Zellen des Haarfollikels und <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong>malen Papille zur Regulation <strong>der</strong> Follikelentwicklung und des Haarzyklus<br />

kann dabei auf drei verschiedene Arten stattfinden: durch Zell-Zell-Kontakte,<br />

durch Zell-Matrix-Interaktionen und über Interaktionen von Geweben mit<br />

Nerven. Der genaue Mechanismus <strong>der</strong> Informationsübertragung bei <strong>der</strong><br />

Entstehung des Haarfollikels ist jedoch noch weitgehend unbekannt<br />

(HOLBROOK et al. 1993).<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Morphogene für die Haarentwicklung wird durch die<br />

Verwendung von Mausmutanten im Tierversuch deutlich. TGFα-Knockout-<br />

Mäuse zeigen beispielsweise einen abnormen Hautaufbau, ein dünnes,<br />

gewelltes Haarkleid (einschließlich <strong>der</strong> Vibrissen) und leiden unter<br />

entzündlichen Augenverän<strong>der</strong>ungen. Sie gleichen somit <strong>der</strong> seit langem<br />

bekannten Waved-Mutante (Tgfα wa-1 ) (MANN et al. 1993; LUETTEKE et al.<br />

1994). An<strong>der</strong>erseits kann durch Injektionen von Wachstumsfaktoren ein<br />

Haarwachstum bei min<strong>der</strong>behaarten Mausmutanten (HNF3/forkhead homolog<br />

11, Hfh11 nu ) erzeugt werden (DANILENKO et al. 1995).<br />

Bei <strong>der</strong> Maus sind zumindest zwei Phasen <strong>der</strong> Anagenentwicklung bekannt.<br />

Man unterscheidet zwischen einer nicht Kortikosteroid-sensitiven und eine<br />

darauffolgenden, hoch Kortikosteroid-sensitiven Phase. Dies kann <strong>der</strong><br />

Erforschung <strong>der</strong> ersten anageninduzierenden Signale und ihrer Gene dienen<br />

(STENN et al. 1993; PAUS et al. 1994).


Schrifttum 45<br />

2.2.2 Aktuelle Modelle <strong>der</strong> Haarzyklusregulation<br />

Zur Zeit existieren zwei Modelle für die Zykluskontrolle des Haarfollikels.<br />

Die sogenannte Chalonhypothese postuliert, daß es während des Anagens<br />

zu einer langsamen Akkumulation von endogenen Mitoseinhibitoren<br />

(Chalonen) kommt, die ab einem gewissen Schwellenwert das Anagen<br />

beenden. Ein langsamer Aktivitätsverlust dieser Chalone während des<br />

Telogens desinhibiert demnach die Matrixzellen des Follikels, so daß er<br />

erneut ins Anagen eintritt (MESSENGER 1993).<br />

Die <strong>der</strong>zeit favorisierte Wulstaktivationshypothese erklärt den Eintritt in die<br />

verschiedenen Phasen dagegen über die wechselnde Aktivität <strong>der</strong><br />

Follikelstammzellen in <strong>der</strong> Wulstregion. Auf ein unbekanntes Signal hin<br />

schicken diese schnell proliferierende Tochterzellgenerationen zum Aufbau<br />

des Anagenbulbus in Richtung <strong>der</strong>maler Papille. Wenn die genetisch<br />

determinierte, endliche Zahl von Mitosen, die diese ‘transient amplifiying cells’<br />

(„sich vorübergehend teilende Zellen“) durchlaufen können, stattgefunden<br />

haben, führt dies zur Regression des proximalen Bulbus (COTSARELIS et al.<br />

1990; SUN et al. 1991).<br />

Beide Hypothesen lassen viele Aspekte ungeklärt. So läßt die Wulstaktivationshypothese<br />

beispielsweise offen, woher die Fibroblasten <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong>malen Papille ’wissen’, wann die Anagen-induzierenden Substanzen in<br />

Richtung Wulst zu sezernieren sind, welche dies überhaupt sind und warum<br />

dies rhythmisch geschieht (PAUS 1996). Was können die Gründe für<br />

Mitoseinhibitoren sein, die Keratinozyten in die terminale Differenzierung bzw.<br />

Apoptose zu treiben, wenn man <strong>der</strong> Chalonhypothese folgt? Außerdem<br />

bleiben auch die Abschaltung <strong>der</strong> Melanogenese und die Aktivitäten <strong>der</strong><br />

Makrophagen unerklärt (PAUS et al. 1994).


46 Schrifttum<br />

2.3 Behaarungsdefekte <strong>der</strong> Maus<br />

Erste Beschreibungen haarloser Mäuse finden sich bereits im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

(GASKOIN 1856). Auch bei zahlreichen an<strong>der</strong>en Säugetierspezies sind<br />

Min<strong>der</strong>behaarungen bekannt, darunter finden sich das Rind (OLSON et al.<br />

1985; MEYER et al. 1992; STÖBER et al. 1995), <strong>der</strong> Hund (MARKS et al.<br />

1992; IHRKE et al. 1993), die Katze (CASAL et al. 1994), das Schaf (MACKIE<br />

u. McINTYRE 1993), <strong>der</strong> Affe (RATTERREE u. BASKIN 1993) und die Ratte<br />

(MARIT et al. 1995). Auch beim Geflügel treten ähnliche Verän<strong>der</strong>ungen in<br />

graduell verschiedener Ausprägung bis hin zu einer allgemeinen<br />

Fe<strong>der</strong>losigkeit auf (PECH-WAFFENSCHMIDT et al. 1995).<br />

2.3.1 Mausmodelle<br />

Mäuse mit erblichen Haut- und Haardefekten sind wichtige Mittel zur<br />

Erforschung humaner und veterinärmedizinischer Erkrankungen. Sie tragen<br />

wesentlich zum besseren Verständnis <strong>der</strong> Haarentwicklung (SUNDBERG<br />

1994; PAUS et al. 1994), <strong>der</strong> Pathogenese von mit Alopezien einhergehenden<br />

Hauterkrankungen (SUNDBERG et al. 1990; SUNDBERG u. SHULTZ 1991;<br />

SUNDBERG et al. 1995; MEISLER 1996) sowie zur Erprobung neuer<br />

Therapien bei (SUNDBERG u. KING 1996).<br />

Abgesehen von Mausmodellen stehen <strong>der</strong> Forschung auch Organ- o<strong>der</strong><br />

Zellkulturen zur Verfügung. Es ist bisher nicht möglich, mit Hilfe von In-vitro-<br />

Modellen alle Transformationen, die <strong>der</strong> Haarfollikel während eines Zyklus<br />

durchläuft, nachzuvollziehen. Daher stellen In-vitro-Modelle eine nur sehr<br />

begrenzte Hilfe bei <strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> zyklischen Vorgänge des Haarfollikels<br />

und ihrer auslösenden Signale dar (PAUS 1996). Außerdem liegen bis heute<br />

keine Beweise dafür vor, daß bedeutende Unterschiede in <strong>der</strong> Regulation <strong>der</strong><br />

sogenannten ‘Haarzyklus-Uhr’ zwischen den verschiedenen Säugetier-<br />

Spezies existieren (PAUS 1996). Forschungsergebnisse, die durch die<br />

Verwendung von Mausmodellen entstehen, sind daher bedingt auch auf<br />

an<strong>der</strong>e Tierarten und den Menschen übertragbar.


Schrifttum 47<br />

Da das Mausgenom im Unterschied zu den Erbanlagen <strong>der</strong> Haustiere<br />

weitestgehend bekannt ist, eignet sich diese Spezies beson<strong>der</strong>s zur Klärung<br />

<strong>der</strong> genetischen Ursache solcher Defekte. Zudem weist das Mausgenom<br />

weitreichende Übereinstimmung mit dem menschlichen Genom auf (MEISLER<br />

1996). Daher kann die Verwendung von Mausmodellen, die genetische<br />

Defekte aufweisen, <strong>der</strong> Analyse des murinen und somit auch des humanen<br />

Genoms dienen. Das Fernziel stellt dabei die vollständige Kartierung des<br />

menschlichen Genoms im Rahmen des sogenannten ‘Human Genome<br />

Project’ dar (KOPALA 1997).<br />

Neben ihrer geringen Größe und <strong>der</strong> damit verbundenen einfachen und<br />

kostengünstigen Haltung und Reproduktion weisen bestimmte Mausstämme<br />

zudem interessante Merkmale auf. Beispielsweise lassen pigmentierte<br />

Mausstämme aufgrund ihrer Hautfärbung eine Diagnose des momentanen<br />

Haarzyklusstandes alleine durch makroskopische Betrachtung zu. Eine<br />

einfache Überprüfung des Einflusses von Stoffen auf den Haarzyklus ist damit<br />

möglich. So färbt sich die Haut des C57BL/6-Stammes bei Anagenbeginn<br />

dunkel und verblaßt zu Beginn <strong>der</strong> Katagenphase (STENN et al. 1996).<br />

2.3.2 Genetisch determinierte Behaarungsdefekte <strong>der</strong> Maus<br />

Im Schriftum wird über eine große Zahl verschiedener Mausstämme berichtet,<br />

die Defekte ihrer Behaarung in unterschiedlichster Ausprägung aufweisen<br />

(SUNDBERG 1994, HOGAN et al. 1995; LYON et al. 1996; SUNDBERG u.<br />

KING 1996). Tiere mit Behaarungsdefekten können durch spontane<br />

Mutationen entstehen. Die Träger des Gens können dann durch selektive<br />

Nachzucht vermehrt werden. Das Auftreten von Mutationen kann aber auch<br />

gezielt durch die Anwendung von Mutagenen o<strong>der</strong> durch Kreuzungen von<br />

bereits bekannten Mutationen untereinan<strong>der</strong> provoziert werden. Von<br />

beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist dabei <strong>der</strong> genetische Hintergrund <strong>der</strong><br />

Anlagenträger, da die Mutation des gleichen Gens bei Tieren verschiedener<br />

Stämme aufgrund von Interaktionen unterschiedliche Auswirkungen haben<br />

kann. Vor allem transgene Tiere tragen heute erheblich zum Verständnis <strong>der</strong><br />

Haarentwicklung bei (STENN et al. 1996).


48 Schrifttum<br />

Bei transgenen Tieren wird die Expression eines Gens gezielt hochreguliert.<br />

Im Gegensatz dazu wird bei Knock-out-Mäusen ein Gen durch Mutation<br />

vollständig inhibiert. Dadurch konnte beispielsweise gezeigt werden, daß die<br />

angora-Mutation (go) identisch mit <strong>der</strong> Null-Mutation des FGF5-Gens (Fgf5) ist<br />

(HEBERT et al. 1994; MEISLER 1996).<br />

2.3.3 Ausprägung <strong>der</strong> Defekte<br />

Die jeweiligen Verän<strong>der</strong>ungen können in unterschiedlich starker Ausprägung<br />

vorhanden sein. Sie betreffen bei dominant-rezessiven Erbgängen nur die<br />

homozygoten Merkmalsträger eines rezessiven Allels, o<strong>der</strong> die heterozygoten<br />

Träger eines dominanten Allels. Bei intermediären Erbgängen kann es zu<br />

einer geringeren Ausprägung des Merkmals bei den heterozygoten Tieren<br />

kommen, wie z. B. bei <strong>der</strong> Mutante ‘naked’.<br />

[Im Folgenden werden beispielhaft entsprechende Mausmutanten in<br />

Klammern genannt. Die Referenzen aller Mutationen sind in <strong>der</strong> Tabelle 2.4<br />

aufgeführt.].<br />

Gleiches gilt für das zeitliche Auftreten von Defekten. Sie können von Geburt<br />

an präsent sein o<strong>der</strong> aber erst im fortgeschrittenen Lebensalter auftreten.<br />

Möglich ist zum Beispiel, daß erste Haarzyklen ohne Beson<strong>der</strong>heiten<br />

durchlaufen werden, die Haare dann aber ausfallen und nicht wie<strong>der</strong><br />

nachwachsen (atrichosis, bare skin, depilated). Ebenso ist aber auch <strong>der</strong><br />

umgekehrte Fall möglich. Nachfolgende Haarzyklen können normal ablaufen,<br />

obwohl während des ersten Zyklus noch Defekte existent waren.<br />

Bei den meisten Mutationen betreffen die Verän<strong>der</strong>ungen das gesamte Tier.<br />

Es sind aber auch Defekte bekannt, die lokal begrenzt sind (hairy ears, hair<br />

patches). Sie können für das Tier nahezu bedeutungslos sein (silver) und so<br />

dezent ausfallen, daß sie makroskopisch nicht sichtbar sind<br />

(Markmißbildungen bei hair interior defect). Die Verän<strong>der</strong>ungen können aber<br />

auch so schwerwiegend sein, daß sie zum Tod des Individuums führen.<br />

Eine eingeschränkte Vitalität <strong>der</strong> Tiere wird häufig beobachtet, wenn nicht nur<br />

die Haare und/o<strong>der</strong> die Haut, son<strong>der</strong>n auch innere Organe des Tieres<br />

verän<strong>der</strong>t sind (Herz und Nieren bei hair patches, Herz bei lanceolate).


Schrifttum 49<br />

Bekanntestes Beispiel dürfte hierfür die Thymuslosigkeit und die daraus<br />

resultierende Immundefizienz <strong>der</strong> Nacktmaus sein (HNF-3/forkhead homolog<br />

11, ehemals ‘nude’). Meist betrifft die Vergesellschaftung mit an<strong>der</strong>en<br />

Organsystemen aber lediglich verwandte Strukturen, wie Nägel o<strong>der</strong> Zähne<br />

(naked, shaven, tabby) mit weniger schwerwiegenden Folgen.<br />

Häufig wird bei Mausmutanten mit Behaarungsdefekten eine reduzierte<br />

Fruchtbarkeit gefunden (naked, crinkled). In manchen Fällen geht dies auch<br />

mit Defekten des äußeren Genitale einher (ichthyosis). Bei <strong>der</strong> Mutation<br />

‘atrichosis’ liegen zum Beispiel hypoplastische Gonaden vor, bei ‘hairless’ ist<br />

die Mamma nur rudimentär ausgebildet. Diese Mißbildungen können in <strong>der</strong><br />

Folge zu einer stark erschwerten Nachzucht <strong>der</strong> Tiere führen. Die Erzeugung<br />

homozygoter Nachkommen kann aber auch ohne die Ausbildung<br />

makroskopisch sichtbarer Defekte erschwert o<strong>der</strong> unmöglich sein.<br />

Beispielsweise müssen dann heterozygote Tiere angepaart werden, da die<br />

homozygoten Merkmalsträger nicht in <strong>der</strong> Lage sind, ihre Nachkommen<br />

aufzuziehen (HNF-3/forkhead homolog 11). Dabei müssen dann für den<br />

eigentlichen Versuch eventuell unerwünschte heterozygote Nachkommen in<br />

Kauf genommen werden.<br />

Auch <strong>der</strong> Schwanz ist bei verschiedenen Mutanten mitbetroffen. Entwe<strong>der</strong><br />

liegen Wirbelkörpermißbildungen vor (crinkled) o<strong>der</strong> es kann zur<br />

Autoamputation nach Ringbildungen kommen (ichthyosis). Der Schwanz<br />

kann sowohl fehlerhaft behaart als auch nackt sein (tabby, crinkled).<br />

2.3.4 Ursachen von Haarwachstumsstörungen<br />

Zumeist liegen den Alopezien primäre Haarbildungsstörungen zugrunde<br />

(HNF-3/forkhead homolog 11). Es ist aber auch möglich, daß normal<br />

gebildete Haare aufgrund einer strukturellen Beson<strong>der</strong>heit erst nach ihrer<br />

Eruption an die Oberfläche durch mechanische Belastungen abbrechen<br />

(matted, lanceolate) und dadurch hypotriche Bereiche entstehen. Es können<br />

anomale Haare aus morphologisch intakten Follikeln hervorgehen, defekte<br />

Haarfollikel können aber auch relativ unauffällige (ragged) o<strong>der</strong> schwer<br />

mißgebildete Haare hervorbringen (harlequin).


50 Schrifttum<br />

Durch das Fehlen <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide bei <strong>der</strong> Nacktmaus<br />

(HNF-3/forkhead homolog 11) ist nur noch rudimentäres Haarwachstum<br />

festzustellen (KOPF-MAIER et al. 1990).<br />

Häufig verhin<strong>der</strong>t auch eine Desorientierung <strong>der</strong> Follikel in <strong>der</strong> Dermis einen<br />

Durchbruch eines gebildeten Haares an die Hautoberfläche (depilated,<br />

shaven, ragged). Auch Verhornungsstörungen wie eine Akanthose o<strong>der</strong> eine<br />

Follikelkeratose können dies bewirken (harlequin, hairless). An<strong>der</strong>erseits<br />

können primäre entzündliche Alterationen <strong>der</strong> Haut aber auch in <strong>der</strong> Folge<br />

alopezische Areale nach sich ziehen (flaky skin).<br />

Bei wenigen Mutationen betreffen die Verän<strong>der</strong>ungen auch nur einen Teil <strong>der</strong><br />

vier Haartypen des Rumpfes, eventuell einschließlich <strong>der</strong> Vibrissen<br />

(desmoglein 3, fuzzy). Bei <strong>der</strong> Mutation frizzy sind beispielsweise vorwiegend<br />

Zick-Zack-Haare ausgebildet, die bei crinkled und tabby völlig fehlen. Den<br />

tabby-Mäusen fehlen außerdem die Leithaare, die Mutationen shaven und<br />

caracul besitzen darüberhinaus keine Knickhaare.<br />

Es überwiegen im allgemeinen bei <strong>der</strong> Maus Haarbildungsstörungen, die eine<br />

vermin<strong>der</strong>te Behaarung zur Folge haben. Wie bei an<strong>der</strong>en Tierarten<br />

existieren aber ebenso Mutationen, die eine Hypertrichose zeigen (angora,<br />

hairy ears).<br />

2.3.5 Beteiligung <strong>der</strong> Adnexe an Haarwachstumsstörungen<br />

Oft sind bei Haarfollikelmißbildungen die adnexalen Strukturen mitbetroffen,<br />

so daß daraus sekundäre Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Haut resultieren (asebia, bare<br />

skin, hairless). Betreffen die Mißbildungen auch die adnexalen Strukturen <strong>der</strong><br />

Haarfollikel <strong>der</strong> Augenli<strong>der</strong>, finden sich häufig Schädigungen <strong>der</strong> Augen selbst<br />

in Form kornealer Läsionen (Agenesie <strong>der</strong> Meibomschen Drüsen bei tabby,<br />

fehlende Har<strong>der</strong>sche Drüsen bei ichthyosis).<br />

Eine Übersicht über die große Variabilität bekannter Haardefekte von Mäusen<br />

soll die folgende Tabelle geben.


Schrifttum 51<br />

Tabelle 2.4:<br />

Auswahl von Mausmutationen mit Behaarungsdefekten*<br />

Name <strong>der</strong> Mutante<br />

Gensymbol<br />

Chromosom<br />

Organmißbildungen<br />

Haarlängenabweichung<br />

Zelldebris/Haut<br />

tordierte Haare/Follikel<br />

alopecia areata ? ? + + Sundberg et al. 1995<br />

angora Fgf5 5 + (+) Pennycuik et al. 1984<br />

asebia ab 19 + + + Pennycuik et al. 1986<br />

atrichosis at 10 + + Sundberg 1994<br />

bare skin Bsk 11 + + + + Sundberg 1994<br />

caracul Ca 15 + + Sundberg 1994<br />

crinkled cr 13 + + + Mayer et al. 1977<br />

depilated dep 4 + Mayer et al. 1976<br />

desmoglein 3 Dsg3 18 + + + Sundberg 1994<br />

flaky skin fsn 17 + + + Sundberg 1994<br />

frizzy fr 7 + + + Falconer u. Snell 1954<br />

fuzzy fz 1 + Mayer et al. 1974<br />

hairpatches Hpt 4 + + + + Shultz et al. 1991<br />

hairy ears Eh 15 + Davisson et al. 1990<br />

hair interior defect hid ? Trigg 1972<br />

hairless hr 14 + + + + Mann 1971<br />

harlequin Hq X + + Sundberg 1994<br />

ichthyosis ic 1 + + + + Sundberg 1994<br />

lanceolate lah 18 + + + + + Montagutelli et al. 1996<br />

matted ma 3 + + Sundberg 1994<br />

naked<br />

HNF-3 / forkhead<br />

N 15 + + + + + Pennycuik et al. 1982<br />

homolog 11 Hfh11 11 + + + + + Flanagan 1966<br />

ragged Ra 2 + + + + Sundberg 1994<br />

shaven Sha 15 (+) + + + + Sundberg 1994<br />

silver si 10 + Sundberg 1994<br />

tabby Ta X + + Pennycuik et al. 1984<br />

Abkürzungen: X: Gonosom; +: vorhanden; (+): teilweise vorhanden; ?: unbekannt<br />

* erweitert und modifiziert nach HOGAN et al. 1995 und SUNDBERG u. KING 1996<br />

Kutikuladefekte<br />

Brüche <strong>der</strong> Haare<br />

fehlende Haartypen<br />

Verlust <strong>der</strong> Haare<br />

Referenz


52 Schrifttum<br />

2.4 Hypotrichosen des Menschen<br />

Wie bei den Tieren ist auch beim Menschen eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Behaarungsdefekte bekannt. Neben Hypomelanosen und Hypertrichosen<br />

(Hirsutismus) überwiegen auch in <strong>der</strong> Humanmedizin zahlenmäßig Störungen,<br />

die mit einer Hypotrichose einhergehen. Hierbei werden wenige bis gar keine<br />

Haare an Rumpf und/o<strong>der</strong> Kopf ausgebildet (ROOK 1973; ORFANOS 1991;<br />

ROOK u. DAWBER 1995).<br />

Dies kann durch lokale o<strong>der</strong> systemische Infektionen, durch Aufnahme von<br />

Chemikalien o<strong>der</strong> durch Störungen des Hormonhaushaltes o<strong>der</strong> des<br />

Stoffwechsels hervorgerufen werden. Der Mangel an bestimmten<br />

Spurenelementen, wie zum Beispiel Kupfer, kann ebenfalls<br />

Min<strong>der</strong>behaarungen verursachen. Angeborene genetische Defekte spielen<br />

jedoch beim Menschen ätiologisch ebenso eine bedeutsame Rolle.<br />

Kongenitale Mißbildungen können entwe<strong>der</strong> idiopathisch auftreten, o<strong>der</strong> aber<br />

als Nebenbefund bei den verschiedensten Syndromen beobachtet werden.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> mit Behaarungsstörungen vergesellschafteten<br />

Syndrome existiert auch eine sehr große Variabilität <strong>der</strong> bei diesen<br />

Erkrankungen vorliegenden pathologischen Verän<strong>der</strong>ungen. Die Defekte, die<br />

dabei an den Haaren selber beobachtet werden können, unterteilt man nach<br />

ihren klinischen Auswirkungen, wie in Tabelle 2.5 dargestellt.<br />

Abkürzungen Tabelle 2.5: + monogener Erbfehler;<br />

(folgende Seite) (+) wahrscheinlich erblich disponiert;<br />

? erbliche Disposition unklar;<br />

- nach bisherigen Erkenntnissen nicht erblich disponiert;<br />

↑ zunehmend<br />

↓ abnehmend


Schrifttum 53<br />

Tabelle 2.5:<br />

Verän<strong>der</strong>ungen des Haarschaftes des Menschen<br />

1) mit erhöhter Brüchigkeit Vererbung Symptomatik<br />

Monilethrix + spindelförmige Internodien<br />

Pseudomonilethrix + Verdickungen, Torsionen, Brüche<br />

Pili torti + Torsionen, Abflachungen, Brüche<br />

Kinky-hair-syndrome (Menkes Syndrom) + Brüche<br />

Bambushaare (Netherton syndrome) + invaginierte Knoten u. Brüche<br />

Trichorrhexis nodosa ? Verdickungen, Brüche<br />

Trichothiodystrophie<br />

2) ohne erhöhte Brüchigkeit<br />

+ Verwitterung, Brüche, Abflachung,<br />

Furchungen, Fältelungen<br />

Pili anulati (Ringelhaare) + Bän<strong>der</strong>ung halbierte Wachstumsrate<br />

Wollhaare + stark gekrümmte Haare, Durchmesser ↓,<br />

Pili torti/anulati, Trichorrhexis nodosa<br />

APK (Aquired progressive kinking) (+) Abknickungen, Drehungen,<br />

Durchmesser ↑↓,<br />

Verkürzung <strong>der</strong> Anagenphase<br />

Spun-glass-hair (unkämmbare Haare) (+) dreieckige Schaftquerschnitte<br />

Loose-anagen-hair-syndrome (+) Haare verbleiben im Anagenstadium<br />

3) an<strong>der</strong>e Verän<strong>der</strong>ungen<br />

und sind leicht ausziehbar<br />

Trichoklasie - Grünholzfraktur“<br />

Trichoptilosis - „Haarspliss“<br />

Rollhaare (Pili incarnati) - in die Haut einwachsende Haare<br />

Trichomalazie - weiche, deformierte, verdickte Haare<br />

mit tordierten Wurzeln<br />

Trichoschisis - Querbrüche<br />

Pohl-Pinkus-Mark - Durchmesser ↓, diskontinuierl. Mark<br />

Ausrufungszeichen-Haare - Durchmesser ↓ (Hantelform)<br />

Trichonodosis - Knoten, Risse, Brüche<br />

Trichostasis spinulosa - Vellushaare in Hornpfropfen<br />

Pili multigemini + multiple Matrizes und Papillen<br />

in einem Follikel<br />

Verwitterung - Zerfall des gesamten Schaftes


54 Schrifttum<br />

Man unterscheidet dabei Verän<strong>der</strong>ungen, die mit einer erhöhten Fragilität des<br />

Haarschaftes einhergehen (Gruppe 1) von Erkrankungen, die dieses<br />

Phänomen nicht aufweisen (ROOK u. DAWBER 1995). Ursache für eine<br />

erhöhte Brüchigkeit sind dabei meist Zu- o<strong>der</strong> Abnahmen des<br />

Haarschaftdurchmessers. Diese können sogar pathognomonisch sein, wie<br />

zum Beispiel die bei dem Bambushaar des sogenannten ‘Netherton<br />

Syndromes’ vorliegenden invaginierten Knoten, o<strong>der</strong> die spindelförmigen<br />

‘Internodien’ bei ‘Monilethrix’ (siehe Tabelle 2.5). Die mit erhöhter Brüchigkeit<br />

<strong>der</strong> Haarfaser einhergehenden Erkrankungen sind zumeist hereditär bedingt<br />

(STROUD 1987).<br />

Die Erkrankungen <strong>der</strong> zweiten Gruppen zeigen anstelle <strong>der</strong> Brüche zumeist<br />

eine Aufrollung o<strong>der</strong> Verdrehung <strong>der</strong> Haare und sind meist nicht (nur)<br />

genetisch disponiert. In <strong>der</strong> dritten Gruppe finden sich ebenfalls zumeist nicht<br />

erbliche Defekte des Haares, die keiner <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gruppen zuzuordnen<br />

sind und die mit verschiedensten Syndromen vergesellschaftet auftreten<br />

können (ORFANOS 1991).<br />

Neben den aufgeführten physischen Verän<strong>der</strong>ungen können beim Menschen<br />

auch Verhaltensstörungen die Ursache für eine Min<strong>der</strong>behaarung sein. Das<br />

Ausreißen <strong>der</strong> eigenen Kopfbehaarung, die nicht ursächlich verän<strong>der</strong>t war,<br />

wird humanmedizinisch als ‘Trichotillomanie’ bezeichnet (ROOK 1973).<br />

2.4.1 Alopezien<br />

Von größerem humanmedizinischem Interesse sind außer den vorangehend<br />

beschriebenen Behaarungsdefekten die verschiedenen Arten <strong>der</strong> Alopezien.<br />

Bei diesen kommt es im wesentlichen nicht zu einer Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Haarschaftes, son<strong>der</strong>n zu einer Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Haare. Ebenso<br />

wie bei den Hypotrichosen können von den Alopezien sowohl Männer als<br />

auch Frauen betroffen sein. Die Pathogenesen <strong>der</strong> meisten Alopezien sind<br />

bis heute immer noch nicht vollständig geklärt. Man unterscheidet vier<br />

Gruppen von Alopezien:


Schrifttum 55<br />

Bei <strong>der</strong> sogenannten androgenetischen Alopezie kommt es zu einer<br />

fortschreitenden Degeneration des bindegewebigen Haarbalgs und in dessen<br />

Folge zu einer Rückbildung und Miniaturisierung <strong>der</strong> Follikel. Die ersten<br />

nachweisbaren Verän<strong>der</strong>ungen sind eine fokale perivaskuläre basophile<br />

Degeneration <strong>der</strong> bindegewebigen Wurzelscheide <strong>der</strong> ansonsten normal<br />

erscheinenden anagenen Follikel. Die betroffenen Haarfollikel werden im<br />

Laufe weiterer Haarzyklen immer kleiner. Es werden keine Terminalhaare,<br />

son<strong>der</strong>n nur noch Vellushaare gebildet. Es sind häufig mehrkernige<br />

Riesenzellen in <strong>der</strong> Umgebung von Haarfragmenten zu finden. Einzelne<br />

ruhende Terminalhaarfollikel können bestehen bleiben und selten ist es<br />

möglich, diese zu neuem Wachstum zu stimulieren, was die falsche Hoffnung<br />

auf eine Heilung <strong>der</strong> Alopezie mit sich bringen kann. Da die Prävalenz <strong>der</strong><br />

androgenetischen Alopezie bei männlichen Mitteleuropäern nahezu 100<br />

Prozent beträgt und nur <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Ausprägung variiert, muß <strong>der</strong> Ersatz von<br />

Terminalhaarfollikeln durch solche des Vellustyps als normaler Vorgang<br />

angesehen werden (ROOK u. DAWBER 1995). Aufgrund <strong>der</strong> großen<br />

Variabilität <strong>der</strong> androgenetischen Alopezie und ihrer schwerwiegenden<br />

kosmetischen Bedeutung für den Patienten, existiert ein großes<br />

wissenschaftliches und wirtschaftliches Interesse an <strong>der</strong> Aufklärung ihrer<br />

Pathogenese (SUNDBERG et al. 1995).<br />

Die diffuse Alopezie ist durch einen fokal begrenzten o<strong>der</strong> diffus verteilten<br />

Eintritt von Haarfollikeln in die Katagenphase gekennzeichnet. Dies hat in<br />

zwei bis drei Monaten, also nach Beendigung des folgenden anagenen<br />

Stadiums, einen über die Norm gesteigerten Haarausfall <strong>der</strong> nun telogenen<br />

Follikel zur Folge. Diese Art von Alopezie stellt die Reaktion <strong>der</strong> Haarfollikel<br />

auf einen unbekannten Reiz dar. Es sind bis heute viele mögliche Ursachen<br />

bekannt, die Bandbreite reicht von psychischem Stress über systemische<br />

Erkrankungen o<strong>der</strong> Mangelzustände bis zu physischen Traumata. Auch durch<br />

die Geburt eines Kindes kann es zum sogenannten ‘telogenen Effluvium’<br />

kommen. Zumeist sind diese Alopezieformen jedoch reversibel.


56 Schrifttum<br />

Bei <strong>der</strong> Alopezia areata des Menschen kommt es nach ECKERT et al. (1968)<br />

zu einem vorzeitigen, wellenförmig fortschreitenden Übergang <strong>der</strong> Follikel in<br />

die Telogenphase, <strong>der</strong> entwe<strong>der</strong> fokal begrenzt o<strong>der</strong> aber diffus ausgebreitet<br />

ist. Es können alle Haarfollikeltypen des gesamten Körpers betroffen sein.<br />

Stets kann peribulbär und intrafollikulär ein lymphozytäres Infiltrat histologisch<br />

nachgewiesen werden. Eine Narbenbildung ist meist jedoch nicht vorhanden.<br />

Es werden Autoantikörper gegen die betroffenen dystrophischen Haarfollikel<br />

gebildet. Pathognomonisch hierfür sind die sogenannten ‘Ausrufungszeichenhaare’,<br />

die allerdings nicht immer vorhanden sein müssen. Sie werden als<br />

Kolbenhaare von normalem Kaliber und Pigmentierung mit etwa drei<br />

Millimetern Länge angesehen. Ihre distalen Enden sind gegebenenfalls<br />

abgebrochen und unregelmäßig ausgefranst. Nach proximal nimmt ihr<br />

Durchmesser nur sehr langsam ab, um in einem kleinen, aber normalen<br />

Kolben zu enden (ROOK u. DAWBER 1995; SUNDBERG et al. 1995).<br />

Unter dem Begriff vernarbende Alopezien werden diejenigen Alopezieformen<br />

zusammengefaßt, die mit einer Zerstörung von Haarfollikeln einhergehen bzw.<br />

diesen folgen. Die Zuordnung zu dieser Gruppe erfolgt unabhängig davon, ob<br />

die Follikel selbst betroffen sind, o<strong>der</strong> ob <strong>der</strong> Krankheitsprozeß extrafollikulär<br />

abläuft. Die Follikel können als Folge eines entwicklungsbedingten Prozesses<br />

fehlen o<strong>der</strong> durch ein Trauma o<strong>der</strong> eine spezifische Infektion (Favus,<br />

Tuberkulose, Syphilis) irreparabel zerstört sein. Eine große Zahl<br />

verschiedener Ätiologien führen zu <strong>der</strong> Diagnose einer vernarbenden<br />

Alopezie, wobei die Pathogenese in vielen Fällen ungeklärt ist.<br />

Einer Infiltration mit Entzündungszellen folgt dabei die Zerstörung <strong>der</strong> mit<br />

Hornpfröpfen angefüllten Follikel und die Ausbildung einer dünnen Epi<strong>der</strong>mis<br />

über einer sklerotischen Dermis.


Eigene Untersuchungen 57<br />

3 Eigene Untersuchungen<br />

3.1 Material und Methoden<br />

3.1.1 Tiermaterial<br />

Seit mehr als 20 Jahren werden im Institut für Grundlagen <strong>der</strong><br />

Nutztierwissenschaften <strong>der</strong> Berliner Humboldt Universität in Reinzucht<br />

verschiedene Mäuse-Inzuchtlinien gehalten. 1989 traten spontan in zwei<br />

Würfen des seit mehr als 20 Generationen ingezüchteten Albino-Stammes<br />

HDA32/Thb getrennt voneinan<strong>der</strong> hypotriche Tiere auf. Neben diesen<br />

min<strong>der</strong>behaarten Tieren waren in diesen beiden Würfen aber auch normal<br />

behaarte Vollgeschwister vorhanden. Durch weitere Anpaarungen konnte<br />

gezeigt werden, daß es sich bei dem Defekt um einen einfachen, autosomalrezessiven<br />

Erbgang handelt. Insgesamt wurden etwa 250 Anpaarungen mit<br />

<strong>hypotrichen</strong> Tieren und Tieren des Ursprungsstammes HDA32/Thb<br />

vorgenommen (SCHMIDT u. SCHLOTE 1995).<br />

Das Gen <strong>der</strong> <strong>hypotrichen</strong> Tiere wurde vorläufig als ‘sht’, für ‘short’-haired,<br />

registriert. Die Gensymbole werden allgemein kursiv geschrieben. Da es sich<br />

um einen rezessiven Erbgang handelt, wird <strong>der</strong> Anfangsbuchstabe des<br />

Gensymbols in diesem Fall klein geschrieben. Der Genotyp ist hierbei anhand<br />

des Phänotyps eindeutig definierbar. Homozygote Tiere sind von <strong>der</strong> Geburt<br />

an phänotypisch anhand <strong>der</strong> feinen und gewellten Schnurrhaare und <strong>der</strong><br />

gleichmäßig über den ganzen Rumpf ausgebildeten Hypotrichose zu<br />

identifizieren. Tiere des ‘sht/sht’ Genotyps werden im folgenden synonym<br />

auch als ‘hypotrich’ o<strong>der</strong> ‘min<strong>der</strong>behaart’ bezeichnet.<br />

Den heterozygoten Genotyp kennzeichnet <strong>der</strong> international üblichen<br />

Nomenklatur folgend (LYON et al. 1996; SUNDBERG u. KING 1996) ein ‘+’<br />

(‘Wildtyp’). Dieser Genotyp wird im folgenden als ‘normal behaart’ o<strong>der</strong><br />

‘+/sht’ bezeichnet. Der heterozygote Anlageträger besitzt ein normal<br />

ausgebildetes Fell und ist phänotypisch von den Tieren des<br />

Ursprungsstammes HDA32/Thb (‘+/+’) nicht zu unterscheiden.


58 Eigene Untersuchungen<br />

Es erfolgte eine selektive Nachzucht <strong>der</strong> min<strong>der</strong>behaarten Tiere durch reine<br />

Bru<strong>der</strong>-Schwester-Anpaarungen. Zunächst fand dies an <strong>der</strong> Berliner<br />

Humboldt Universität statt. Im April 1995 wurde ein Zuchtkern, bestehend aus<br />

drei gemischten Würfen aus reziproken Anpaarungen (sht/sht X +/sht), von<br />

Berlin in die Tierärztliche Hochschule Hannover verbracht.<br />

Zusätzlich fand eine weitere Vermehrung von zwei Würfen <strong>der</strong> Tiere <strong>der</strong><br />

Ursprungslinie HDA32/Thb zur Kontrolle in Hannover statt.<br />

3.1.1.1 Haltungsbedingungen<br />

Die Haltung <strong>der</strong> Tiere erfolgte unter den für Labormäuse konventionellen<br />

Bedingungen im Institut für Tierzucht <strong>der</strong> Tierärztlichen Hochschule Hannover.<br />

Es wurden Macrolonkäfige <strong>der</strong> Größe II (360 cm 2 ) mit Drahtdeckeln<br />

verwendet, in denen jeweils bis zu drei Tiere auf Holzgranulat (Altromin animal<br />

bedding granular) gehalten wurden. Die Raumtemperatur betrug 22 - 25 °C<br />

bei einer relativen Luftfeuchte von 40 bis 65%. Die Mäuse hatten 12 Stunden<br />

Licht pro Tag (Deckenbeleuchtung mit Neonlampen durch eine Zeitschaltuhr<br />

gesteuert) und freien Zugang zu Wasser (Macrolonflaschen) sowie<br />

Futterpellets (Altromin 1324) ad libitum.<br />

Ab dem Alter von 6 Wochen wurden Anpaarungen vorgenommen, wobei<br />

jeweils einem Männchen nur ein Weibchen zugesetzt wurde. Bei erkennbarer<br />

Trächtigkeit wurden die Paare getrennt. Um mögliche Wurfeffekte zu<br />

minimieren fand bei größeren Würfen gegebenenfallls eine Reduzierung auf<br />

acht Nachkommen pro Wurf statt. Mit 21 Tagen wurden die Jungtiere von<br />

ihren Müttern getrennt. Es erfolgte zudem eine Auftrennung nach dem<br />

Geschlecht <strong>der</strong> Tiere.<br />

Durch Anpaarung von homozygot-min<strong>der</strong>behaarten Mäusen (sht/sht) an<br />

heterozygot-normalbehaarte Tiere (+/sht) wurde eine Aufteilung von etwa 1:1<br />

auf beide Genotypen in den Würfen erreicht. Es erfolgte also eine Erzeugung<br />

bei<strong>der</strong> Genotypen innerhalb eines Wurfes von einer Mutter. Aufgrund <strong>der</strong><br />

daraus resultierenden identischen Wurfumwelt können sowohl Umwelt-, als<br />

auch maternale Einflüsse, die zu Unterschieden zwischen den beiden<br />

Genotypen führen könnten, vernachlässigt werden. Diese Nachkommen<br />

standen für die im folgenden beschriebenen Untersuchungen zur Verfügung.


Eigene Untersuchungen 59<br />

3.1.2 Untersuchungsmethoden<br />

3.1.2.1 Umfang <strong>der</strong> Untersuchungen<br />

Die Planung <strong>der</strong> Sektionen und <strong>der</strong> Probennahmen von Haut und Organen<br />

richtete sich in ihrem Umfang und dem Zeitrahmen nach <strong>der</strong> Vorgehensweise<br />

des Jackson Laboratory (Maine, USA) (HOGAN 1995).<br />

Es wurden während des ersten Haarzyklus (0-21 Tage) alle drei Tage von<br />

jeweils zwei männlichen und zwei weiblichen sht/sht Tieren Hautproben<br />

entnommen. Ebenso wurden jeweils zwei männlichen und zwei weiblichen<br />

+/sht Tieren die gleiche Anzahl von Hautproben zu den selben Altersstufen<br />

entnommen.<br />

Außer <strong>der</strong> Hautprobenentnahme wurde bei den selben Tieren <strong>der</strong> Altersstufen<br />

0, 21, 42 und 182 Lebenstagen zusätzlich eine vollständige Sektion<br />

durchgeführt. Pro Lebenstag wurden also immer acht Tiere untersucht. Bei<br />

insgesamt 10 Untersuchungszeitpunkten (Lebenstagen) ergibt dies eine<br />

Gesamtsumme von 80 untersuchten Mäusen (siehe Abbildung 3.1).<br />

Nach Möglichkeit waren die Tiere <strong>der</strong> verschiedenen Genotypen an einem<br />

Untersuchungstag gleich alte Vollgeschwister. Maximal kamen je<br />

Untersuchungstag Tiere aus zwei verschiedenen Würfen zur Untersuchung.<br />

Bei den Tieren <strong>der</strong> letzten Altersstufe (Lebenstag 182) wurde aus praktischen<br />

Gründen eine Toleranz von +/- fünf Tagen akzeptiert.<br />

Die Tiere wurden zuvor durch Genickbruch getötet, da diese Methode wegen<br />

<strong>der</strong> damit einhergehenden Schmerzfreiheit für die Tiere und die schnelle<br />

Durchführbarkeit speziell bei Mäusen empfohlen wird (FLECKNELL 1995;<br />

CLOSE et al. 1997).


60 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.1:<br />

Zeitplan <strong>der</strong> Probennahme und<br />

Anzahl <strong>der</strong> verwendeten Tiere<br />

Lebensalter in Tagen: 0 3 6 9 12 15 18 21 42 182<br />

Genotyp Anzahl Sex<br />

sht/sht 2 ♂ S H H H H H H H/S H/S H/S<br />

sht/sht 2 ♀ S H H H H H H H/S H/S H/S<br />

+/sht 2 ♂ S H H H H H H H/S H/S H/S<br />

+/sht 2 ♀ S H H H H H H H/S H/S H/S<br />

Summe <strong>der</strong> Tiere (n): 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8<br />

Abkürzungen:<br />

H: Hautprobennahme; H/S: Hautprobennahme und Sektion des gleichen Tieres; S: Sektion<br />

Zunächst wurden dann mit einem Lineal Rumpf- und Schwanzlängen erfaßt.<br />

Anschließend sind die Körpergewichte <strong>der</strong> einzelnen Mäuse und die Leberund<br />

Nierengewichte nach ihrer Entnahme ermittelt worden (Mettler PB 3000,<br />

Fa. Mettler Waagen GmbH, Giessen). Für zukünftig durchzuführende<br />

Genomanalysen erfolgte eine Asservation von Proben <strong>der</strong> Leber, <strong>der</strong> Milz und<br />

des Schwanzes durch Schockgefrieren in flüssigem Stickstoff. Im Anschluß<br />

daran wurden Hautproben entnommen sowie Proben <strong>der</strong> Haare zur<br />

Anfertigung von Trichogrammen gezupft.


Eigene Untersuchungen 61<br />

3.1.2.2 Hautproben<br />

3.1.2.2.1 Lichtmikroskopische Untersuchungen<br />

Für die lichtmikroskopischen Untersuchungen wurden an den verschiedenen<br />

Lebenstagen von den jeweils acht Tieren bei<strong>der</strong> Genotypen Hautproben von<br />

Bauch, Rücken, Hand, Fuß, Schwanz, Nase, Auge und Ohr entnommen.<br />

Vom kranialen Bauch und Rücken <strong>der</strong> Tiere ist jeweils ein etwa 1 cm 2 großes<br />

Stück Haut abpräpariert und auf ein etwa 2 cm 2 großes Korkplättchen plan<br />

anliegend verbracht worden. Aufgrund <strong>der</strong> Haftung <strong>der</strong> Unterhaut an dem<br />

Korkplättchen kann dabei auf eine weitere mechanische Befestigung<br />

verzichtet werden. Nach <strong>der</strong> im folgenden beschriebenen Fixation wurde ein<br />

jeweils 1 mm breiter Streifen aus <strong>der</strong> Mitte geschnitten und eingebettet. Die<br />

Lagerung des Hautstreifens erfolgte bei <strong>der</strong> Einbettung auf <strong>der</strong> medianen<br />

Schnittfläche, so daß im histologischen Schnittpräparat Längsschnitte <strong>der</strong><br />

Haarfollikel zu sehen sind.<br />

Die Pfoten (Hände und Füße) <strong>der</strong> rechten Körperseite wurden abgetrennt und<br />

durch einen Vertikal- und einen Horizontalschnitt zerteilt. Aus dem proximalen<br />

Drittel des Schwanzes wurde eine zirka 1 mm dicke Scheibe quer abgetrennt<br />

und zudem ein etwa 10 mm langes Stück des darauffolgenden Schwanzes in<br />

Längsrichtung zweigeteilt. Dann wurde die Nase durch einen<br />

Horizontalschnitt in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Sinushaarleiste abgetrennt und in <strong>der</strong><br />

Medianen geteilt. Anschließend erfolgte die Abpräparation eines jeweils 2 mm<br />

breiten Hautstreifens vom linken Auge und vom linken Ohreingang. Alle<br />

Proben kamen im Anschluß an die unten aufgeführte Fixierung in Formalin<br />

(siehe Anhang) zur Einbettung.<br />

Zusätzlich zu <strong>der</strong> bereits beschriebenen Hautprobennahme wurden an Tag 21<br />

zudem mit einer Hautstanze (Durchmesser: 4 mm) Hautproben von Rücken<br />

und Bauch gewonnen und auf Korkplättchen aufgezogen. Nach <strong>der</strong> Fixierung<br />

und Einbettung <strong>der</strong> ausgestanzten Hautstücke wurden daraus 3 µm dicke<br />

Transversalschnitte angefertigt. Der Paraplastblock wurde dabei zugetrimmt,<br />

bis die Ebene <strong>der</strong> Haarfollikelinfundibula distal <strong>der</strong> Talgdrüsenausführungsgänge<br />

erreicht war. Nun erfolgte eine Färbung <strong>der</strong> auf<br />

Objekträger gezogenen Schnitte mit Hämalaun-Eosin (siehe Anhang).


62 Eigene Untersuchungen<br />

Die Schnittebene <strong>der</strong> Infundibula wurde dann lichtmikroskopisch untersucht.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Haarfollikelinfundibula pro Fläche (mm 2 ) ist dann<br />

morphometrisch mit dem halbautomatischen Bildanalysesystem Leitz<br />

ASM 68 K (Fa. Ernst Leitz Wetzlar GmbH, Wetzlar) erfaßt worden.<br />

Unter Verwendung des SAS-Programms (Fa. SAS Institute Inc., Cary, NC,<br />

USA 1988) wurden die Ergebnisse statistisch ausgewertet.<br />

Alle Proben wurden für 24 Stunden in 10%igem, gepufferten Formalin (siehe<br />

Anhang) fixiert. Die Entwässerung und Einbettung <strong>der</strong> Präparate erfolgte mit<br />

Hilfe eines Gewebeeinbettungsautomaten (Hypercenter II, Fa. Shandon,<br />

Frankfurt), wobei die Proben in Paraplast Plus (Fa. Shandon, Frankfurt)<br />

eingebettet wurden. Hiervon wurden dann mit einem Schlittenmikrotom<br />

(Modell HN40, Fa. Reichert und Jung, Nußloch) etwa 3 µm dicke<br />

Paraplastschnitte angefertigt und auf mit Chromalaun-Gelatine beschichtete<br />

Objekträger aufgezogen. Es folgte eine Färbung mit Hämalaun-Eosin nach<br />

dem im Anhang dargestellten Protokoll und die lichtmikroskopische<br />

Auswertung <strong>der</strong> Schnitte. Die Proben <strong>der</strong> Extremitäten und des Schwanzes<br />

wurden nach <strong>der</strong> Fixierung und vor ihrer Einbettung in 5%iger Salpetersäure<br />

für 24 Stunden entkalkt und anschließend durch mehrmalige Spülungen in<br />

Wasser neutralisiert.<br />

Die Dokumentation <strong>der</strong> lichtmikrokopisch erhobenen Befunde erfolgte unter<br />

Verwendung eines Photomikroskops Typ Axiophot (Fa. Zeiss, Oberkochem)<br />

mit Schwarzweißfilmen (Agfaplan APX 25 Professional, Fa Agfa-Gaevert AG,<br />

Leverkusen).


Eigene Untersuchungen 63<br />

3.1.2.2.2 Elekronenmikroskopische Untersuchungen<br />

Für die transmissionselektronenmikroskopischen Untersuchungen sind<br />

Proben <strong>der</strong> Haut von Bauch und Rücken <strong>der</strong> sechs, neun und zwölf Tage<br />

alten Tiere genommen worden. Bei diesen Altersstufen konnten anagene<br />

Wachstumsstadien <strong>der</strong> Haarfollikel angenommen werden. Es wurde jeweils<br />

ein etwa 1 cm 2 großes Stück Haut abpräpariert (kaudal <strong>der</strong> in Kapitel 3.1.2.2.1<br />

beschriebenen Lokalisation) und auf ein etwa 2 cm 2 großes Korkplättchen<br />

verbracht. Es wurde in Abständen von einem Millimeter kammartig parallel<br />

eingeschnitten, so daß ein Verbindungsrand bestehen blieb und 24 Stunden<br />

lang in 2,5%igem Glutaraldehyd in 0,1 M Cacodylatpuffer (siehe Anhang)<br />

immersionsfixiert. Es folgten weitere Einschnitte im Abstand von einem<br />

Millimeter im rechten Winkel zu den bereits vorgenommenen, so daß<br />

Gewebestücke von 1 mm 2 entstanden. Diese Stücke wurden mehrfach in<br />

0,1M Cacodylatpuffer gewaschen und für 2 Stunden in 1%iger<br />

Osmiumtetroxydlösung (siehe Anhang) nachfixiert. Nach weiteren<br />

Waschschritten (je 30 Minuten) in Cacodylatpuffer wurden die Blöcke in einer<br />

aufsteigenden Alkoholreihe dehydriert (je 30 Minuten). Es folgte eine<br />

halbstündige Infiltration in Propylenoxid (Fa. Serva, Heidelberg, Nr.: 33715).<br />

Weiterhin wurden die Proben mit einem Propylenoxid-Epon-812-Gemisch<br />

(1:1) infiltriert, um schließlich in reinem Epon-812 (Fa. Serva, Heidelberg, Nr.:<br />

21045) eingebettet zu werden. Die Polymerisation erfolgte in einem<br />

Polymerisationsschrank bei 45 °C für einen Tag und bei 60 °C für drei Tage.<br />

Die Kunststoffblöckchen wurden mit einem Pyramitom (TM 60, Fa. Reichert<br />

und Jung, Nußloch) auf die Probengröße zugetrimmt. Anschließend wurden<br />

an einem Ultramikrotom (Ultramikrotom OM U3, Fa. Reichert und Jung,<br />

Nußloch) 0,5 -1,0 µm dicke Schnitte angefertigt und mit 0,25%igem<br />

Toluidinblau bei 80 °C flotierend gefärbt. Zur Vororientierung für die<br />

transmissionselektronenmikroskopischen Untersuchungen wurden die<br />

Semidünnschnitte lichtmikroskopisch beurteilt. Danach wurden die<br />

Schnittlokalisationen für die Zielpräparation <strong>der</strong> Ultradünnschnitte<br />

herangezogen.


64 Eigene Untersuchungen<br />

Die Herstellung <strong>der</strong> etwa 70 nm dicken Ultradünnschnitte erfolgte mit einem<br />

Ultramikrotom (Ultracut E, Fa. Reichert und Jung, Nußloch). Sie wurden auf<br />

Kupfernetze (Typ G 200 mesh, Fa. Science Service, München) verbracht und<br />

mit einem Kontrastierungsgerät (Ultrostainer, Fa. LKB Schweden) zunächst für<br />

30 Minuten bei 40 °C in einer gesättigten Uranylacetatlösung (Ultrostain I)<br />

kontrastiert. Anschließend wurde eine weitere Kontrastierung für 75<br />

Sekunden in Bleicitratlösung (Ultrostain II) bei 20 °C vorgenommen. Die<br />

elektronenmikroskopische Auswertung <strong>der</strong> Ultradünnschnitte fand an einem<br />

Transmisionselektronenmikroskop (EM 10C, Fa. Carl Zeiss, Oberkochem) bei<br />

einer Spannung von 60 kV statt. Die Befunde wurden mit Planfilmmaterial<br />

(8,3 x 10,2; Fa. Guilleminot, Paris) fotographisch dokumentiert.<br />

3.1.2.3 Haarproben<br />

3.1.2.3.1 Trichogramme<br />

Zur Anfertigung von Trichogrammen wurden Haare von Tieren <strong>der</strong><br />

Altersstufen 21, 42 und 182 Tagen entnommen. Während dieser<br />

Lebensaltersstufen ist bei den normal behaarten Tieren aufgrund ihres<br />

Haarzyklus wegen <strong>der</strong> vorwiegenden Ausbildung von ausgewachsenen<br />

Telogenhaaren mit einer einheitlichen Größe zu rechnen. Die Haarproben<br />

wurden von <strong>der</strong> Kruppe <strong>der</strong> Tiere mit einer Pinzette ausgezupft, in 80%igem<br />

Alkohol gewaschen, auf einen Objektträger verbracht und mit Corbitbalsam<br />

eingedeckt. Jeweils 100 Haare <strong>der</strong> +/sht Tiere und 50 Haare <strong>der</strong><br />

min<strong>der</strong>behaarten Mäuse (sht/sht) wurden vermessen. Es erfolgte eine<br />

Erfassung <strong>der</strong> Längen und maximalen Breiten <strong>der</strong> einzelnen Haare mit dem<br />

halbautomatischen Bildanalysesystem Leitz ASM 68 K (Fa. Ernst Leitz<br />

Wetzlar GmbH, Wetzlar) unter Berücksichtigung des Alters und des<br />

Geschlechts. Aufgrund <strong>der</strong> oftmals vorhandenen rinnenartigen Einziehung<br />

<strong>der</strong> Haare besitzen sie keinen runden Querschnitt. Bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong><br />

Maße <strong>der</strong> Haare wurde daher auf die Verwendung des Begriffs ‘Durchmesser‘<br />

verzichtet. Stattdessen wird <strong>der</strong> Begriff ‘Breite’ verwendet. Außer <strong>der</strong><br />

Erfassung <strong>der</strong> Maße <strong>der</strong> Haare wurde die Verteilung <strong>der</strong> vier Haarsubtypen<br />

des Rumpfes bei den verschiedenen Altersstufen und den beiden<br />

Geschlechtern ermittelt. Die Ergebnisse sind unter Verwendung des SAS-<br />

Programms (Fa. SAS Institute Inc., Cary, NC, USA 1988) statistisch<br />

ausgewertet worden.


Eigene Untersuchungen 65<br />

3.1.2.3.2 Rasterelektonenmikroskopische Untersuchungen<br />

Von den Tieren <strong>der</strong> Altersstufen 21 und 182 Tagen wurden einzelne telogene<br />

Haare von <strong>der</strong> Kruppe ausgezupft und in 80%igem Alkohol gewaschen.<br />

Anschließend erfolgte eine Trocknung im Critical-Point-Drying-Apparatus<br />

(E3000, Fa. Polaron, London). Die getrockneten Haare wurden auf einen<br />

Aluminiumträger aufgeklebt (Plano Leittabs, Fa. Plannet GmbH, Wetzlar) und<br />

mit Goldpartikeln (15 nm Durchmesser) gesputtert (SCD 040, Fa. Balzers<br />

Union, Wiesbaden). Repäsentative Exemplare <strong>der</strong> Haarsubtypen <strong>der</strong> Mäuse<br />

wurden ausgewählt und mit Hilfe des Rasterelektronenmikroskops (Digital<br />

Scanning Microscope DAM 940, Fa. Zeiss, Oberkochem) betrachtet. Die<br />

Oberfläche <strong>der</strong> Haare und ihr Kutikulamuster wurden auf abnorme<br />

Verän<strong>der</strong>ungen untersucht und fotographisch dokumentiert (Ilford FP4 Plus<br />

125, Fa. Ilford, Cheshire, England) worden.<br />

3.1.2.4 Organproben<br />

Bei den vollständigen Sektion <strong>der</strong> Tiere an den Lebenstagen 0, 21, 42 und<br />

182 sind alle inneren Organe makroskopisch untersucht worden. Die<br />

Gewichte <strong>der</strong> Lebern und <strong>der</strong> rechten Nieren aller sezierter Tiere wurden<br />

erfaßt (Mettler PB 3000, Fa. Mettler Waagen GmbH, Giessen). Zusätzlich zu<br />

den Proben <strong>der</strong> Haut sind Teile <strong>der</strong> folgenden Organe bei <strong>der</strong> Sektion<br />

entnommen worden:<br />

• Herz: Gesamtquerschnitt durch beide Ventrikel und Vorhöfe<br />

• Lunge: Gesamtquerschnitt durch den linken Lobus<br />

• Leber: Gesamtquerschnitt<br />

• Milz: Gesamtquerschnitt<br />

• Niere: Gesamtquerschnitt (einschließlich Nebenniere)<br />

• Magen: Gesamtquerschnitt<br />

• Pankreas: Gesamtquerschnitt<br />

• Jejunum: Querschnitt einer Darmschlinge<br />

• Kolon: Querschnitt einer Darmschlinge<br />

• Skelettmuskel: Querschnitt (M. quadriceps)<br />

• Thymus: Gesamtquerschnitt


66 Eigene Untersuchungen<br />

• Schilddrüse: Querschnitt durch den Kehlkopf mit<br />

lateralen Drüsenanteilen<br />

• Lymphknoten: Gesamtquerschnitt (Ln. cervicalis superficialis)<br />

• Hoden: Gesamtquerschnitt einschließlich Nebenhoden<br />

• Ovar: Gesamtquerschnitt eines Ovars<br />

• Uterus: Längsschnitt eines Uterushornes<br />

• Mamma: Querschnitt eines kaudalen Mammakomplexes<br />

Für die lichtmikroskopische Untersuchung <strong>der</strong> Organproben wurde die<br />

Fixierung, Einbettung und Färbung analog zu <strong>der</strong> Vorgehensweise bei den<br />

lichtmikroskopischen Untersuchungen <strong>der</strong> Hautproben vorgenommen (siehe<br />

Kapitel 3.1.2.2.1).<br />

Desweiteren wurden nach Entkalkung <strong>der</strong> fixierten Gewebe in 5%iger<br />

Salpetersäure für 24 Stunden ebensolche Schnitte <strong>der</strong> Tibia, des Brustbeins<br />

und des Schädels (mit Gehirn und Hypophyse) angefertigt.<br />

An Lebenstag null, dem Tag ihrer Geburt, wurden die Tiere aufgrund <strong>der</strong><br />

geringen Größe und <strong>der</strong> weichen Konsistenz <strong>der</strong> Gewebe abweichend von<br />

dieser Vorgehensweise behandelt. Zuerst erfolgte die normale<br />

Hautprobenentnahme von Rücken und Bauch. Dann sind die<br />

Extremitätenenden, <strong>der</strong> Schwanz und <strong>der</strong> Kopf abgetrennt worden. Nach<br />

entsprechen<strong>der</strong> Fixierung und Einbettung wurden nun von Rumpf und Kopf 3<br />

µm dicke Stufenschnitte zur Erfassung aller inneren Organe angefertigt und<br />

mit Hämalaun-Eosin gefärbt. Eine Entnahme und Wägung <strong>der</strong> Leber und<br />

Niere erfolgte bei diesen Tieren aufgrund <strong>der</strong> geringen Größe nicht.


Eigene Untersuchungen 67<br />

3.1.3 Voruntersuchungen an Tieren <strong>der</strong> Ursprunglinie<br />

Auch an den Tieren <strong>der</strong> Ursprungslinie HDA32/Thb wurden Untersuchungen<br />

vorgenommen um zu zeigen, inwieweit sich die Tiere des phänotypisch<br />

unverän<strong>der</strong>ten +/sht Genotyps schon von den Tieren <strong>der</strong> Ursprungslinie<br />

unterscheiden. Diese Untersuchungen fanden analog zu denen <strong>der</strong> sht/sht<br />

bzw. +/sht Tiere statt, wurden allerdings in reduziertem Umfang<br />

vorgenommen: Zu den Zeitpunkten <strong>der</strong> ausschließlichen Hautprobennahmen<br />

(Lebenstag drei bis 18) wurde jeweils nur ein männliches und ein weibliches<br />

Tier untersucht. Ihre Körpermaße wurden erfaßt und ihre Organe<br />

makroskopisch und lichtmikroskopisch untersucht. Die Gewichte <strong>der</strong> Leber<br />

und einer Niere wurden ebenfalls ermittelt. Proben <strong>der</strong> Haut von Rücken und<br />

Bauch wurden ebenso wie ausgezupfte Haare des Rückens<br />

lichtmikroskopisch untersucht.<br />

3.1.4 Auswertung <strong>der</strong> Voruntersuchungen<br />

Äußerlich können die Tiere <strong>der</strong> Ursprungslinie HDA32/Thb in keiner Weise<br />

von den heterozygoten, normal behaarten Anlageträgern (+/sht)<br />

unterschieden werden. Bei <strong>der</strong> makroskopischen und lichtmikroskopischen<br />

Untersuchung ihrer inneren Organe im Rahmen <strong>der</strong> Sektionen fanden sich<br />

keinerlei pathomorphologische Verän<strong>der</strong>ungen. Alle Organe waren normal<br />

ausgebildet und zeigten einen makroskopisch und mikroskopisch normalen<br />

Aufbau im Vergleich zu den Tieren des +/sht Genotyps. Ebenso glichen die<br />

Haarfollikel und ihr Wachstumsrhythmus denen <strong>der</strong> +/sht Mäuse. Auch ihre<br />

Haare ließen makroskopisch und lichtmikroskopisch keine Unterschiede zu<br />

den normal behaarten Mäusen erkennen. Es sind alle vier Haarsubtypen mit<br />

vergleichbaren Maßen zu denen des +/sht Genotyps nachweisbar.<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> erfaßten Daten <strong>der</strong> +/sht Tiere mit denen <strong>der</strong> Ursprungslinie<br />

HDA 32 in den Merkmalen Rumpf- und Schwanzlänge, Körper-, Leber- und<br />

Nierengewichte wurde durch eine mit linearen Modellen gerechnete<br />

Varianzanalyse (SAS, Procedure GLM) mit den fixen Effekten Alter,<br />

Geschlecht und Genotyp vorgenommen. Dieser Vergleich ergab keine über<br />

alle Altersstufen einheitlichen, signifikanten Abweichungen (Signifikanzgrenze<br />

p < 0,05) zwischen den beiden Genotypen. Bei den älteren Tieren (> 21<br />

Tage) konnte eine nur zum Teil signifikante Abweichung <strong>der</strong> Körper-, Leberund<br />

Nierengewichte festgestellt werden.


68 Eigene Untersuchungen<br />

Diese Abweichungen <strong>der</strong> Gewichte sind jedoch nicht konstant über die<br />

verschiedenen Altersstufen zu beobachten. So wiegen die Lebern <strong>der</strong> 21<br />

Tage alten Tiere <strong>der</strong> Ursprungslinie HDA32/Thb beispielsweise<br />

hochsignifikant weniger, als die <strong>der</strong> heterozygoten Mäuse. An Tag 42 sind<br />

diese Organe jedoch wie<strong>der</strong> hochsignifikant schwerer, an Tag 182 wiegen sie<br />

wie<strong>der</strong>um nicht signifikant weniger.<br />

Einschränkend muß dabei auf die geringe Zahl <strong>der</strong> Beobachtungen bei den<br />

Tieren <strong>der</strong> Ursprungslinie hingewiesen werden. Auch unterschiedliche<br />

Wurfgrößen und damit verbundene wurfabhängige Effekte, aber auch<br />

an<strong>der</strong>sartige maternale Effekte müssen als beeinflussende Faktoren<br />

berücksichtigt werden, da bei diesen Untersuchungen keine Vollgeschwister<br />

verglichen wurden.<br />

Optimale Kontrolltiere für den Vergleich mit den sht/sht Mäusen wären<br />

sicherlich die Tiere <strong>der</strong> Ursprungslinie HDA32/Thb. Da diese jedoch innerhalb<br />

eines einzigen Wurfes mit Nachkommen aller drei verschiedener Genotypen<br />

(+/+, +/sht, sht/sht) nicht zu identifizieren und von den +/sht Tieren zu<br />

unterscheiden sind, wurde hiervon Abstand genommen und <strong>der</strong> oben<br />

beschriebene Anpaarungsmodus gewählt. Eine Verwendung <strong>der</strong> Mäuse <strong>der</strong><br />

Ursprungslinie als Kontrolltiere bietet sich erst an, wenn nach Identifizierung<br />

des verän<strong>der</strong>ten Gens die Anwendung eines Gentestes möglich ist.


Eigene Untersuchungen 69<br />

3.2 Ergebnisse<br />

3.2.1 Befunde an den Organe<br />

Es sind, abgesehen von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>sartigen Behaarung, zu keinem Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Untersuchungen weitere äußerliche Abnormitäten an den sht/sht Tieren<br />

feststellbar. Alle Extremitäten, einschließlich <strong>der</strong> Zehenendorgane und des<br />

Schwanzes, sind normal ausgebildet. Die Öffnung <strong>der</strong> Ohren und Augen<br />

findet zeitgleich mit den normal behaarten Wurfgeschwistern statt. Die<br />

körperliche Entwicklung erscheint ungestört und we<strong>der</strong> verzögert, noch<br />

beschleunigt. Im Verhalten sind bei den Tieren bei<strong>der</strong> Genotypen keine<br />

Auffälligkeiten feststellbar. Physiologische Lautäußerungen können bei<br />

beiden untersuchten Genotypen wahrgenommen werden.<br />

Bei den durchgeführten Sektionen <strong>der</strong> sht/sht- und <strong>der</strong> +/sht Tiere <strong>der</strong> vier<br />

Altersstufen (0, 21, 42 und 182 Lebenstage) ließen sich folgende Befunde<br />

erheben: Bei allen sezierten Mäusen war in <strong>der</strong> Abdominalhöhle ein gut<br />

gefüllter Magen-Darm-Trakt und eine gefüllte Blase zu finden. Die Milzen <strong>der</strong><br />

Tiere aus <strong>der</strong> jüngsten Altersgruppe (Lebenstag 21) zeigten zumeist eine<br />

gering- bis mittelgradig ausgeprägte Splenomegalie und Hyperämie. In <strong>der</strong><br />

Thorakalhöhle fiel bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Tiere eine geringgradig<br />

emphysematöse Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lungen auf. Diese betraf vor allem die<br />

kranialen Lappen bei<strong>der</strong> Lungen. Bei vier männlichen Tieren konnte ein<br />

hochgradiger Hämothorax festgestellt werden. Diese vier Tiere wurden im<br />

Alter von 21 (ein sht/sht Männchen und ein +/sht Männchen) und 42 Tagen<br />

(ein sht/sht Männchen und ein +/sht Männchen) seziert. Die im<br />

Thorakalbereich und an <strong>der</strong> Milz erhobenen Befunde können als<br />

tötungsbedingte Artefakte interpretiert werden. Durch die vorgenommene<br />

Streckung <strong>der</strong> Tiere kann es zu Zerreißungen <strong>der</strong> blutführenden Gefäße im<br />

Hals- und Brustbereich kommen. Dies führt in <strong>der</strong> Folge zu einer<br />

hochgradigen Blutung in die umliegenden Gewebe bzw. Hohlräume.<br />

Ein weibliches +/sht Tier zeigte im Alter von 42 Tagen einen mit geringen<br />

Mengen eines weißlich-trüben, mukösen Sekretes gefüllten Uterus. Beide<br />

Uterushörner dieser Maus waren dabei geringgradig vergrößert und hatten<br />

einen Durchmesser von drei bis vier Millimetern. Histologisch handelte es sich


70 Eigene Untersuchungen<br />

dabei um eine geringgradige, nichtzystische, papilliforme Hyperplasie des<br />

Endometriums. Die Ovarien zeigten dabei keine Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

Außer den beschriebenen Befunden wiesen die bei den Sektionen <strong>der</strong><br />

Lebenstage 0, 21, 42 und 182 untersuchten inneren Organe <strong>der</strong> sht/sht<br />

Mäuse keine weiteren pathomorphologischen Verän<strong>der</strong>ungen auf. Herz,<br />

Lunge, Leber, Milz, Niere mit Nebenniere, Magen, Pankreas, Dünndarm,<br />

Dickdarm, Skelettmuskel (M. quadriceps), Thymus, Schilddrüse, Lymphknoten<br />

(Ln. cervicalis superficialis), Mamma und Hoden mit Nebenhoden, resp. Ovar<br />

mit Uterus waren vollständig vorhanden und makroskopisch normal<br />

ausgebildet.<br />

Es waren keinerlei kongenitale Mißbildungen feststellbar. Auch die<br />

lichtmikroskopische Untersuchung <strong>der</strong> histologischen Schnitte dieser Organe<br />

ergab einen normalen histologisch-anatomischen Aufbau ohne Abweichungen<br />

zu den Befunden <strong>der</strong> normal behaarten Wurfgeschwister des +/sht Genotyps.<br />

Bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Sektionsbefunde muß auf die relativ geringe Zahl<br />

adulter sezierter Tiere hingewiesen werden. Insgesamt wurden lediglich 16<br />

Mäuse in einem Alter von 42 o<strong>der</strong> mehr Lebenstagen bei<strong>der</strong> Genotypen<br />

(sht/sht und +/sht) untersucht. Da keine kongenitalen Mißbildungen vorliegen,<br />

ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens an<strong>der</strong>er pathomorphologischer<br />

Verän<strong>der</strong>ungen, die bei einer größeren Anzahl von untersuchten älteren<br />

Tieren zu erwarten wären, relativ gering.


Eigene Untersuchungen 71<br />

3.2.1.1 Statistische Auswertung <strong>der</strong> erfaßten Körpermaße<br />

Wegen <strong>der</strong> relativ geringen Anzahl <strong>der</strong> Beobachtungen pro Lebenstag wurden<br />

die Beobachtungswerte für die statistische Auswertung in Altersgruppen<br />

zusammengefaßt:<br />

Lebenstag null (<strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Geburt) bildet dabei alleine eine Gruppe, da hier<br />

aufgrund <strong>der</strong> durchgeführten Sektionstechnik ein Teil <strong>der</strong> ausgewerteten<br />

Daten nicht erhoben werden konnte. Da die Tiere als Ganzes eingebettet<br />

wurden, konnten Nieren- und Lebergewichte nicht ermittelt werden.<br />

Die Tiere <strong>der</strong> Altersstufen drei, sechs und neun bilden die zweite<br />

Untersuchungsgruppe, die juvenilen Mäuse im Alter von 12 bis 21 Tagen<br />

bilden die Dritte. Die beiden ältesten Tiergruppen (Sektionstag 42 und 182)<br />

stellen mit den voll adulten Mäusen die vierte Untersuchungsgruppe dar. Die<br />

Auswertung <strong>der</strong> erfaßten Daten erfolgte auch hier, wie schon bei den Tieren<br />

<strong>der</strong> Ursprungslinie beschrieben, durch eine mit linearen Modellen gerechnete<br />

Varianzanalyse (SAS, Procedure GLM) mit den Effekten Alter, Geschlecht und<br />

Genotyp (Signifikanzgrenze: p < 0.05). Es wurden sowohl die Rumpf- und<br />

Schwanzlängen, als auch die Körper-, Leber- und Nierengewichte auf<br />

Unterschiede innerhalb <strong>der</strong> Altersgruppen hinsichtlich des Geschlechts und<br />

des Genotyps und <strong>der</strong> Wechselwirkung dieser beiden Effekte untersucht. Alle<br />

erfaßten Daten <strong>der</strong> Körpermaße und Körpergewichte bei<strong>der</strong> Genotypen sind<br />

in Abhängigkeit des Alters und des Geschlechtes <strong>der</strong> Tiere vollständig in<br />

Tabelle 3.1 dargestellt.<br />

Bei allen Genotypen ist <strong>der</strong> für Mäuse charakteristische Verlauf <strong>der</strong><br />

Entwicklung des Körpergewichts nachzuvollziehen. Einer Phase rapiden<br />

Wachstums mit einer ungefähren Verdoppelung des Körpergewichtes<br />

innerhalb einer Woche (Lebenstag drei bis neun) folgt eine verlangsamte, aber<br />

stetige Gewichtszunahme. Signifikante Unterschiede sind bei den beiden<br />

ersten Altersgruppen nicht feststellbar. Die Tiere <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Genotypen zeigen dagegen hinsichtlich ihres Körpergewichtes und <strong>der</strong><br />

Körpermaße deutliche Unterschiede ab dem Lebenstag neun (Altersgruppen<br />

drei und vier). Dies wird in Abbildung 3.2 und Abbildung 3.3 verdeutlicht.


72 Eigene Untersuchungen<br />

Desweiteren sind in <strong>der</strong> Altersgruppe vier (42 bis 182 Tage) neben den im<br />

folgenden näher beschriebenen Abweichungen hinsichtlich <strong>der</strong> Körpermaße<br />

<strong>der</strong> beiden Genotypen auch geschlechtsabhängige Unterschiede innerhalb<br />

eines Genotyps zu verzeichnen. Die adulten weiblichen Tiere sowohl des<br />

sht/sht Genotyps, als auch des +/sht Genotyps sind deutlich leichter, als die<br />

jeweils gleichaltrigen Männchen.<br />

Diese geschlechtsabhängigen Gewichtsunterschiede lassen sich innerhalb<br />

<strong>der</strong> vierten Gruppe auch bei den Gewichten <strong>der</strong> Einzelorgane nachvollziehen.<br />

Die Lebergewichte (p = 0,59), aber vor allem die Nierengewichte<br />

(hochsignifikant, p = 0,002) liegen bei den Weibchen unter denen <strong>der</strong><br />

entsprechenden Böcke.<br />

Hinsichtlich des Genotyps finden sich Unterschiede lediglich bei den<br />

Gewichten <strong>der</strong> Lebern <strong>der</strong> Tiere <strong>der</strong> dritten Altersgruppe (Tag 12 bis 21). Die<br />

min<strong>der</strong>behaarten Tiere zeigen hier signifikant (p = 0,03) geringere<br />

Lebergewichte als ihre normal behaarten Wurfgeschwister. Die<br />

Organgewichte weisen ansonsten keine signifikanten Unterschiede zwischen<br />

den beiden Genotypen auf.


Eigene Untersuchungen 73<br />

Abbildung 3.2:<br />

Gewicht (g)<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Entwicklung des Körpergewichts<br />

bei<strong>der</strong> Genotypen<br />

sht/sht<br />

+/sht<br />

Grp. 1 Grp. 2 Grp. 3 Grp. 4<br />

0 3 6 9 12 15 18 21 42 182<br />

Lebensalter in Tagen<br />

(Einteilung <strong>der</strong> Altersgruppen: Gruppe 1 = Tag 0 / Grp. 2 = Tag 3 bis 9 /<br />

Grp. 3 = Tag 12 bis 21 / Grp. 4 = Tag 42 bis 182)<br />

Das Gesamtkörpergewicht zeigt bei den beiden verschiedenen Genotypen<br />

deutliche Unterschiede: die min<strong>der</strong>behaarten Tiere (sht/sht) <strong>der</strong> dritten<br />

Altersgruppe (Tag 12 bis 21) wiegen hochsignifikant (p = 0,0001) weniger als<br />

die gleichaltrigen Mäuse des +/sht Genotyps. Das geringere Gewicht <strong>der</strong><br />

min<strong>der</strong>behaarten Tiere läßt sich bei <strong>der</strong> vierten Altersguppe ebenfalls<br />

signifikant nachweisen (p = 0,08). Ab dem Lebenstag neun ist die Tendenz zu<br />

erkennen, daß die min<strong>der</strong>behaarten Tiere ein geringeres Körpergewicht<br />

aufweisen. Die Tiere bleiben ab diesem Zeitpunkt konstant leichter als die<br />

normal behaarten Wurfgeschwister des +/sht Genotyps.


74 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.3:<br />

Längen (mm)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Körpermaße<br />

bei<strong>der</strong> Genotypen<br />

Grp. 1 Grp. 2 Grp. 3<br />

0 3 6 9 12 15 18 21 42 182<br />

Lebensalter in Tagen<br />

Grp. 4<br />

Rumpflänge sht/sht<br />

Rumpflänge +/sht<br />

Schwanzlänge sht/sht<br />

Schwanzlänge +/sht<br />

(Einteilung <strong>der</strong> Altersgruppen: Gruppe 1 = Tag 0 / Grp. 2 = Tag 3 bis 9 /<br />

Grp. 3 = Tag 12 bis 21 / Grp. 4 = Tag 42 bis 182)<br />

Die Tiere <strong>der</strong> beiden Genotypen zeigen ab <strong>der</strong> dritten Altersgruppe<br />

(Lebenstag 12 bis 21) hochsignifikante Unterschiede ihrer Rumpf- und<br />

Schwanzlängen: Die min<strong>der</strong>behaarten sht/sht Genotypen besitzen einen<br />

deutlich kleineren Rumpf (p = 0,006) und einen kürzeren Schwanz (p = 0,004).<br />

Diese Unterschiede lassen sich signifikant (Rumpflänge; p = 0,02) bzw.<br />

schwach signifikant (Schwanzlänge; p = 0,05) auch bei den adulten Tieren <strong>der</strong><br />

vierten Altersgruppe nachweisen. Die sht/sht Tiere bleiben also zeitlebens<br />

kleiner, als ihre normal behaarten Wurfgeschwister. Dies ist sowohl anhand<br />

<strong>der</strong> Rumpf- als auch anhand <strong>der</strong> Schwanzlängen nachvollziehbar.


Eigene Untersuchungen 75<br />

Tabelle 3.1:<br />

Körpermaße und Organgewichte bei<strong>der</strong> Genotypen<br />

in den verschiedenen Altersstufen und Geschlechtern<br />

Genotyp: sht/sht +/sht sht/sht +/sht<br />

Geschlecht: ♂ ♀ ♂ ♀ ♂ ♀ ♂ ♀<br />

Parameter Alter Ø Ø Ø Ø Alter Ø Ø Ø Ø<br />

Rumpfl. (mm) 0 30,0 30,0 31,0 29,5 15 53,5 52,0 54,5 62,5<br />

Schwanzl. (mm) 11,0 10,5 9,5 10,0 34,5 43,5 48,0 46,5<br />

Körpergew. (g) 1,3 1,2 1,35 1,3 6,9 4,6 7,3 9<br />

Lebergew. (mg) - - - - 306 271 317 406<br />

Nierengew.(mg) - - - - 67 57 60 80<br />

Rumpfl. (mm) 3 35,0 34,5 36,0 35,5 18 59,0 57,5 59,5 56,5<br />

Schwanzl. (mm) 13,0 14,0 15,0 14,0 52,0 50,0 58,0 56,0<br />

Körpergew. (g) 2,1 1,9 2,4 2,2 7,4 6,9 8,6 7,9<br />

Lebergew. (mg) 94 84 96 101 418 311 424 348<br />

Nierengew.(mg) 13 14,5 16 14 80 69 82 70<br />

Rumpfl. (mm) 6 45,0 43,5 42,5 41,5 21 55,5 57,5 66,0 65,5<br />

Schwanzl. (mm) 24,0 23,5 16,0 23,0 58,5 58,0 61,5 63,5<br />

Körpergew. (g) 4,6 4,3 3,5 4,5 8,9 9,4 10,8 10,7<br />

Lebergew. (mg) 182 169 157 168 512 540 581 579<br />

Nierengew.(mg) 31 31 25 28 74 84 86 96<br />

Rumpfl. (mm) 9 44,5 48,0 50,0 48,5 42 73,5 77,0 83,5 74,0<br />

Schwanzl. (mm) 28,5 32,5 31,0 28,0 68,0 56,0 79,5 83,5<br />

Körpergew. (g) 5,4 5,6 6,5 5,9 20,0 15,7 21,3 18,3<br />

Lebergew. (mg) 198 168 245 181 1152 1056 1317 887<br />

Nierengew.(mg) 42 41 51 39 194 140 203 150<br />

Rumpfl. (mm) 12 52,0 52,0 54,5 49,0 182 91,5 88,0 95,5 97,0<br />

Schwanzl. (mm) 33,5 38,5 38,0 39,5 88,5 89,0 93,0 92,0<br />

Körpergew. (g) 5,9 6,5 6,9 7,6 28,0 26,7 32,3 27,9<br />

Lebergew. (mg) 211 244 239 249 1838 1817 1877 1852<br />

Nierengew.(mg) 47 60 49 60 311 233 337 236<br />

Abkürzungen: ∅: durchschnittliche Maße; Körpergew.: Körpergewicht; Lebergew.: Lebergewicht;<br />

Nierengew.: Nierengewicht; Rumpfl.: Rumpflänge; Schwanzl.: Schwanzlänge;


76 Eigene Untersuchungen<br />

3.2.2 Ophthalmologische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

Über den Beobachtungszeitraum von etwa eineinhalb Jahren wurden in dem<br />

Gesamtbestand <strong>der</strong> homo- und heterozygoten Mäusepopulation (sht/sht und<br />

+/sht) bei sechs adulten, min<strong>der</strong>behaarten, männlichen Tieren<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Bereich <strong>der</strong> Augen festgestellt. Diese min<strong>der</strong>behaarten<br />

Mäuse gehörten nicht zu den Tieren des Sektionsplans, son<strong>der</strong>n dienten<br />

lediglich <strong>der</strong> weiteren Zucht zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Population.<br />

Es handelte sich meist um einseitige, chronisch-rezidivierende Blepharitiden,<br />

die nicht durch eine intensive antibiotische und antiinflammatorische Therapie<br />

(Cortiphenol ® ) dauerhaft zu kontrollieren waren. Die histologische<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Augen nach <strong>der</strong> Sektion eines Teils <strong>der</strong> hiervon betroffenen<br />

Tiere ergab eine fokale Ulzeration <strong>der</strong> Schleimhaut <strong>der</strong> Augenli<strong>der</strong>. Einzelne<br />

Haarfollikel waren hier hochgradig tordiert, so daß ihre Infundibula auf <strong>der</strong><br />

Innenseite <strong>der</strong> Augenli<strong>der</strong> mündeten. Es lag in diesen Bereichen eine fokale,<br />

hochgradige perifollikuläre Infiltration <strong>der</strong> Dermis mit leukozytären<br />

Entzündungszellen vor. Vermutlich haben einzelne, verdreht wachsende<br />

Haarfollikel Haare bzw. Wimpern produziert, die zu Irritationen des Auges und<br />

Pruritus führten. Die daraus resultierende permanente Abwehrreaktion des<br />

Tieres hat vermutlich die chronische Entzündungsreaktion aufrecht erhalten.<br />

Da <strong>der</strong>artige Verän<strong>der</strong>ungen nur bei einer sehr kleinen Anzahl von Tieren<br />

gesehen wurde, müssen sie als Nebenbefund interpretiert werden. Sie<br />

können nicht als charakteristisch für sht/sht Inzuchtlinie angesehen werden.


Eigene Untersuchungen 77<br />

3.2.3 Befunde am Haarkleid<br />

3.2.3.1 Behaarung des Rumpfes<br />

Die Rumpfbehaarung <strong>der</strong> unverän<strong>der</strong>ten +/sht Tiere wird im Alter von drei bis<br />

vier Lebenstagen erstmals makroskopisch sichtbar. Die sht/sht Mäuse zeigen<br />

die ersten erkennbaren Haare erst fünf bis sechs Tage später, also im<br />

Lebensalter von acht bis neun Tagen.<br />

Bei den +/sht Wurfgeschwistern ist etwa ab dem 12. Lebenstag ein normales,<br />

dichtes Fell ausgebildet. Da es sich um eine Albino-Linie handelt, wird kein<br />

Pigment in die Haare eingelagert, weshalb die Haare weiß erscheinen. Bis<br />

zum Alter von drei Wochen hat das Fell seine endgültige Länge erreicht. Bei<br />

den sht/sht Mäusen wächst dagegen nur ein sehr spärliches, dünnes und<br />

gewelltes Haarkleid. Ab dem Alter von etwa vier Wochen ist keine Zunahme<br />

<strong>der</strong> Länge o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Dichte ihres Haarkleides mehr feststellbar. Die Haare <strong>der</strong><br />

sht/sht Tiere sind ebenfalls nicht pigmentiert, weshalb sie durchsichtig bis<br />

weiß erscheinen. Dieses ’Fell’ ist gleichmäßig über den gesamten Körper<br />

einschließlich des Kopfes und <strong>der</strong> Extremitäten ohne an<strong>der</strong>sartige Areale<br />

ausgebildet. Ein einheitlicher Haarstrich ist nur eingeschränkt, vor allem an<br />

den Extremitäten, zu erkennen. Durch das dünne und kurze Haarkleid<br />

hindurch ist die gut vaskularisierte Haut <strong>der</strong> Tiere zu erkennen, woraus das<br />

rosafarbene Erscheinungsbild <strong>der</strong> min<strong>der</strong>behaarten Mäuse resultiert (siehe<br />

Abbildung 3.4 und Abbildung 3.5).


78 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.4:<br />

+/sht (oberes Tier) und sht/sht (unteres Tier) Wurfgeschwister, weiblich,<br />

Lebenstag neun.<br />

Es sind bereits in diesem Alter deutliche Unterschiede in <strong>der</strong> Behaarung des<br />

Körpers zu erkennen. Die Haarfollikel befinden sich noch in <strong>der</strong><br />

Anagenphase; das Haarwachstum ist noch nicht abgeschlossen. Die sht/sht<br />

Tiere sind trotzdem anhand ihrer deutlich kürzeren Behaarung leicht von ihren<br />

normal behaarten +/sht Wurfgeschwistern zu unterscheiden.<br />

Makroaufnahme<br />

Abbildung 3.5:<br />

Adulte +/sht (oberes Tier) und sht/sht (unteres Tier) Wurfgeschwister,<br />

weiblich, Lebenstag 182.<br />

Die sht/sht Tiere erscheinen deutlich min<strong>der</strong>behaart im Vergleich zu ihren<br />

gleichalten Wurfgeschwistern. Diese Hypotrichose ist gleichmäßig über den<br />

gesamten Körper ausgebildet. Es sind keine übermäßige Schuppung <strong>der</strong><br />

Haut o<strong>der</strong> entzündliche Reaktionen makroskopisch erkennbar. Die<br />

Haarfollikel des +/sht Genotyps befinden sich in diesem Lebensalter<br />

überwiegend im Telogen, das Haarwachstum ist also abgeschlossen.<br />

Makroaufnahme


Eigene Untersuchungen 79


80 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.6:<br />

Vibrissen bei sht/sht und +/sht Wurfgeschwistern, Lebenstag neun.<br />

Schon vom ersten Lebenstag an sind die sht/sht Tiere anhand ihrer feineren,<br />

kürzeren und gewellten Vibrissen (Schnurrhaare) von ihren normal behaarten<br />

Wurfgeschwistern zu unterscheiden. Die Vibrissen <strong>der</strong> sht/sht Tiere bleiben<br />

zeitlebens <strong>der</strong>artig verkürzt und stark gewellt.<br />

Makroaufnahme


Eigene Untersuchungen 81<br />

3.2.3.1.1 Morphologie <strong>der</strong> Haare<br />

Im Lichtmikroskop zeigt sich ein stark verän<strong>der</strong>tes Erscheinungsbild <strong>der</strong> Haare<br />

<strong>der</strong> sht/sht Mäuse im Vergleich zu den Haaren <strong>der</strong> +/sht Tier. Das Haarkleid<br />

<strong>der</strong> +/sht Mäuse ist aus den im Schrifttumsteil beschriebenen vier<br />

Haarsubtypen des Rumpfes zusammengesetzt. Die Einzelhaare entsprechen<br />

in ihrer Morphologie und Größe den normalen Haaren <strong>der</strong> Maus.<br />

Bei den sht/sht Tieren ist nur ein einziger einheitlicher Haarsubtyp vorhanden.<br />

Dieser läßt zwar einen normalen Aufbau des Haares mit Spitze, Granne und<br />

Schaft erkennen, ist aber wesentlich verkleinert. Die geringere Größe <strong>der</strong><br />

Haare wird ausführlich im folgenden Kapitel 3.2.3.1.2 behandelt.<br />

Es kann aufgrund <strong>der</strong> Morphologie <strong>der</strong> sht/sht Haare im Lichtmikroskop keine<br />

Zuordnung zu den normalen Haarsubtypen <strong>der</strong> Maus vorgenommen werden.<br />

Während <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Haare des heterozygoten Genotyps (Leithaare und<br />

Ahlenhaare) einen geraden Verlauf zeigen, sind die Haare <strong>der</strong> homozygoten<br />

Tiere geringgradig unregelmäßig gewellt. Sie zeigen unterschiedlich starke<br />

Krümmungen mit einer ebenfalls sehr variablen Anzahl <strong>der</strong> ausgebildeten<br />

Krümmungen. Zumeist weisen sie lediglich eine einzige, langgezogene<br />

Biegung auf. Die Haare sind nicht vollständig eingerollt o<strong>der</strong> in sich verdreht.<br />

Ein Haarmark ist bei den sht/sht Haaren nur rudimentär ausgebildet. In<br />

unregelmäßigen Abständen sind kurze Intervalle von Luftkammern, die<br />

lediglich maximal einreihig ausgebildet sind, erkennbar. Im Durchlicht ist<br />

zumeist nur eine homogene Rindenschicht zu sehen (siehe Abbildung 3.7 ).<br />

Diese Art <strong>der</strong> Ausbildung des Haarmarkes wird als ’diskontinuierlich’<br />

bezeichnet.<br />

Die Haare <strong>der</strong> sht/sht Mäuse besitzen das stark verkleinerte Erscheinungsbild<br />

eines normalen Haares. Sie gleichen über ihren gesamten Verlauf eher <strong>der</strong><br />

Spitze o<strong>der</strong> dem Schaft eines normalen Zick-Zack-Haares. Die sht/sht Haare<br />

sind jedoch wesentlich kürzer und dünner als dieser normale Haarsubtyp.<br />

Zudem fehlen ihnen die für diesen Haarsubtyp charakteristischen<br />

Abknickungen und das kontinuierlich vorhandene, einreihige Haarmark.


82 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.7:<br />

Auswahl von drei +/sht Haarsubtypen des Rumpfes und des einheitlichen<br />

sht/sht Haarsubtyps, Lebenstag 21.<br />

Der einheitlich ausgebildete, kürzere und schmalere Haarsubtyp <strong>der</strong> sht/sht<br />

Maus läßt sich aufgrund seiner Morphologie keinem <strong>der</strong> vier normalen<br />

Haarsubtypen des Rumpfes <strong>der</strong> Maus zuordnen (Ahlen- und Knickhaare <strong>der</strong><br />

+/sht Tiere gleichen sich in ihrer Morphologie weitgehend).<br />

Das Haar besitzt zumeist keinen geraden Verlauf. Ein Haarmark ist nur<br />

unregelmäßig bzw. rudimentär ausgebildet.<br />

+/sht Haare L: Leithaar;<br />

A: Ahlenhaar bzw. Knickhaar;<br />

Z: Zick-Zack-Haar;<br />

sht/sht Haar: S<br />

Lichtmikroskopische Aufnahmen <strong>der</strong> Grannen ausgezupfter Telogenhaare,<br />

Eichstrich = 50 µm


Eigene Untersuchungen 83


84 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.8:<br />

Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen aller Haarabschnitte (Schaft,<br />

Granne und Spitze) des einheitlichen sht/sht Haarsubtyps und <strong>der</strong> normalen<br />

vier Haarsubtypen des Rumpfes <strong>der</strong> +/sht Maus.<br />

Ausgezupfe Telogenhaare, Lebenstag 21, Eichstrich = 10 µm<br />

Legende:<br />

Haarspitze<br />

(distales Ende)<br />

sht/sht<br />

+/sht<br />

Leithaar<br />

+/sht<br />

Ahlenhaar<br />

+/sht<br />

Knickhaar<br />

+/sht<br />

Zick-Zack-Haar<br />

Lokalisation:<br />

Haargranne<br />

(breiteste Stelle<br />

des Haares)<br />

sht/sht<br />

+/sht<br />

Leithaar<br />

+/sht<br />

Ahlenhaar<br />

+/sht<br />

Knickhaar<br />

+/sht<br />

Zick-Zack-Haar<br />

Haarschaft<br />

(proximales<br />

Ende)<br />

sht/sht<br />

+/sht<br />

Leithaar<br />

+/sht<br />

Ahlenhaar<br />

+/sht<br />

Knickhaar<br />

+/sht<br />

Zick-Zack-Haar


Eigene Untersuchungen 85


86 Eigene Untersuchungen<br />

Auch im Rasterelektronenmikroskop ist eine Zuordnung <strong>der</strong> vier +/sht<br />

Haarsubtypen des Rumpfes anhand ihrer Morphologie, <strong>der</strong> Größe und des<br />

Kutikulamusters möglich. Eine entsprechende Zuordnung <strong>der</strong> Haare <strong>der</strong><br />

sht/sht Tiere zu den normalen Haarsubtypen kann jedoch nicht vorgenommen<br />

werden.<br />

Die Haare des sht/sht Genotyps zeigen eine einheitliche Morphologie mit einer<br />

wesentlich geringeren Länge und einem kleineren Durchmesser. Es ist auch<br />

im Rasterelektronenmikroskop ein normaler Aufbau des Haares mit einer<br />

geringen Zunahme des Durchmessers im Bereich <strong>der</strong> Granne zu erkennen.<br />

Die Haare sind in ihrem Verlauf unregelmäßig leicht gewellt. Sie erscheinen<br />

jedoch nicht eingerollt o<strong>der</strong> in sich verdreht. Brüche, Abknickungen o<strong>der</strong><br />

begrenzte Auftreibungen sind im Verlauf <strong>der</strong> sht/sht Haare nicht vorzufinden.<br />

Die Kutikula ist vorhanden und ihre einzelnen Kutikulaschuppen umgeben das<br />

Haar vollständig, so daß sie dem ‘kranzförmigen’ Typ zugerechnet werden<br />

müssen. Dieser Kutikulatyp ist über die gesamte Länge <strong>der</strong> Haare zu<br />

beobachten. Die Kutikulaschuppen sind überwiegend glatt und liegen dem<br />

Haar an. Sie weisen keine longitudinalen Fissuren auf (siehe Abbildung 3.8).<br />

Eine rinnenartige, parallel zur Längsachse verlaufende Vertiefung <strong>der</strong> sht/sht<br />

Haare, wie sie vor allem bei bei Ahlen- und Knickhaaren <strong>der</strong> normal behaarten<br />

Wurfgeschwister vorzufinden ist, ist im rasterelektronenmikroskopischen Bild<br />

nicht vorhanden. Die sht/sht Haare besitzen also einen überwiegend runden<br />

Querschnitt.<br />

3.2.3.1.2 Maße <strong>der</strong> Haare<br />

Alle bei den +/sht Tieren gewonnen Meßwerte zeigen eine große<br />

Übereinstimmung mit den von DRY (1926) erhobenen Werten <strong>der</strong> Haare von<br />

Mäusen (siehe Tabelle 3.2). Auch die umfangreichen Untersuchungen von<br />

UHR (1984) bei <strong>der</strong> Maus (Mus musculus domesticus) ergeben vergleichbare<br />

Haarmaße.


Eigene Untersuchungen 87<br />

Tabelle 3.2:<br />

Übersicht über die durchschnittlichen<br />

Maße <strong>der</strong> Haare des Rumpfes<br />

(Mittelwerte sowie Standardfehler se <strong>der</strong> Varianzanalyse<br />

Genotyp Haarsubtyp ∅ ± se ∅ ± se Länge<br />

Länge Breite<br />

nach Dry<br />

(mm)<br />

(µm)<br />

(mm)<br />

Breite<br />

nach Dry<br />

(µm)<br />

sht/sht 1,17 0,03 8,83 0,12 --- ---<br />

+/sht Zick-Zack-Haare 5,25 0,04 16,05 0,15 5,4 15<br />

+/sht Knickhaare 6,34 0,12 27,57 0,69 6,5 24<br />

+/sht Ahlenhaare 6,05 0,05 32,04 0,20 6,8 33<br />

+/sht Leithaare 9,53 0,12 27,87 0,54 9,4 26<br />

Abkürzungen: ♂: männliche Tiere; ♀: weibliche Tiere; ∅: durchschnittliche Maße<br />

Die Haare <strong>der</strong> sht/sht Tiere sind insgesamt wesentlich kürzer als die <strong>der</strong> +/sht<br />

Mäuse. Ihre Länge beträgt etwa nur ein Fünftel <strong>der</strong> kürzesten Haare (Zick-<br />

Zack-Haare) ihrer normal behaarten Wurfgeschwister. Sie besitzen zirka ein<br />

Zehntel <strong>der</strong> Länge <strong>der</strong> längsten Haare (Leithaare) <strong>der</strong> +/sht Tiere. Auch ihre<br />

Breite ist deutlich geringer als die <strong>der</strong> normalen Haare <strong>der</strong> Maus. Sie beträgt<br />

durchschnittlich etwa die Hälfte <strong>der</strong> maximalen Breite <strong>der</strong> Zick-Zack-Haare<br />

und etwa nur ein Viertel <strong>der</strong> maximalen Breite <strong>der</strong> breitesten Haare, den<br />

Ahlenhaaren <strong>der</strong> +/sht Maus (siehe Abbildung 3.9 und Abbildung 3.10).<br />

Auch die geringen Schwankungen <strong>der</strong> Haarlängen und -breiten weisen,<br />

abgesehen von <strong>der</strong> einheitlichen Morphologie <strong>der</strong> sht/sht Haare, auf das<br />

Vorhandensein von nur einem einzigen Haarsubtyps hin (siehe<br />

Standardabweichungen <strong>der</strong> sht/sht Haare in Tabelle 3.3).


88 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.9:<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

mm<br />

1,17<br />

Durchschnittliche Haarlängen <strong>der</strong><br />

Genotypen sht/sht und +/sht<br />

5,25<br />

6,34<br />

6,05<br />

sht/sht +/sht +/sht +/sht +/sht<br />

Zick-zack- Knickhaare Ahlenhaare Leithaare<br />

Haare<br />

(Standardfehler siehe Tabelle 3.2)<br />

Abbildung 3.10:<br />

Durchschnittliche maximale Haarbreiten<br />

<strong>der</strong> Genotypen sht/sht und +/sht<br />

µm<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

8,83<br />

16,05<br />

27,57<br />

32,04<br />

sht/sht +/sht +/sht +/sht +/sht<br />

Zick-zack- Knickhaare Ahlenhaare Leithaare<br />

Haare<br />

(Standardfehler siehe Tabelle 3.2)<br />

9,53<br />

27,87


Eigene Untersuchungen 89<br />

Tabelle 3.3:<br />

Haarmaße <strong>der</strong> Genotypen sht/sht und +/sht<br />

in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht<br />

Länge (mm) Breite (µm)<br />

♂ ♀ ♂ ♀<br />

Genotyp/ Haarsubtyp/ Alter ∅ ± s ∅ ± s ∅ ± s ∅ ± s<br />

sht/sht 21 1,16 0,40 1,26 0,51 8,2 1,1 8,8 1,2<br />

sht/sht 42 1,15 0,23 1,25 0,38 8,9 1,1 8,6 1,2<br />

sht/sht 182 1,21 0,32 1,16 0,25 9,2 1,3 9,3 1,1<br />

+/sht Zick-Zack-Haare 21 4,57 1,00 4,88 1,20 15,5 2,1 15,0 1,8<br />

+/sht Zick-Zack-Haare 42 5,48 0,40 5,49 0,89 15,6 2,5 16,5 1,8<br />

+/sht Zick-Zack-Haare 182 5,43 0,84 5,66 0,89 17,6 2,4 15,6 1,5<br />

+/sht Knickhaare 21 4,99 1,2 5,92 0,90 25,8 7,7 25,3 8,7<br />

+/sht Knickhaare 42 6,11 1,79 6,35 0,70 26,5 2,4 25,9 3,5<br />

+/sht Knickhaare 182 7,33 0,51 7,09 0,75 38,9 0,0 30,5 8,5<br />

+/sht Ahlenhaare 21 5,19 1,23 5,60 1,22 28,0 4,4 29,8 1,7<br />

+/sht Ahlenhaare 42 5,89 0,90 6,14 0,81 35,2 7,5 31,1 5,7<br />

+/sht Ahlenhaare 182 6,63 0,96 6,38 1,01 35,4 4,3 31,2 5,3<br />

+/sht Leithaare 21 10,1 1,59 9,38 1,47 25,5 4,2 23,4 2,7<br />

+/sht Leithaare 42 8,29 1,30 8,74 1,41 28,1 3,4 28,9 4,0<br />

+/sht Leithaare 182 10,9 1,14 10,3 1,10 37,2 3,5 27,0 1,4<br />

Abkürzungen: ♂: männliche Tiere; ♀: weibliche Tiere; ± s: plus/minus Standardabweichung;<br />

∅: durchschnittliche Maße<br />

Zusammengefaßt zeigen die in Tabelle 3.3 dargestellten Ergebnisse, daß die<br />

+/sht Weibchen längere aber dünnere Haare aufweisen, als die männlichen<br />

Tiere dieses Genotyps. Auch die sht/sht Weibchen zeigen - allerdings bei<br />

gleicher Breite wie die Männchen - geringgradig längere Haare. Weiterhin ist<br />

festzustellen, daß die Einzelhaare aller Tiere (sht/sht und +/sht) mit<br />

zunehmendem Alter sowohl länger als auch dicker werden.


90 Eigene Untersuchungen<br />

3.2.3.1.3 Verteilung <strong>der</strong> Haarsubtypen des Rumpfes<br />

Aufgrund <strong>der</strong> einheitlichen Morphologie und <strong>der</strong> Maße <strong>der</strong> Haare des sht/sht<br />

Genotyps muß von <strong>der</strong> Ausbildung nur eines einheitlichen Haarsubtyps bei<br />

den min<strong>der</strong>behaarten Mäusen ausgegangen werden. Dieser Haarsubtyp ist<br />

also bei <strong>der</strong> sht/sht Maus zu 100 Prozent ausgebildet. Er gleicht keinem <strong>der</strong><br />

bei <strong>der</strong> Maus bisher bekannten Haarsubtypen.<br />

Zur Bestimmung des Verteilungsmusters <strong>der</strong> vier verschiedenen<br />

Haarsubtypen <strong>der</strong> Rumpfbehaarung <strong>der</strong> Maus wurden bei den normal<br />

behaarten +/sht Tieren 100 Haare pro Tier untersucht. Diese Untersuchung<br />

<strong>der</strong> Haarsubtypen <strong>der</strong> normal behaarten +/sht Tiere im Vergleich bei<strong>der</strong><br />

Geschlechter ergab keine signifikanten Unterschiede. Bei isolierter<br />

Betrachtung <strong>der</strong> Altersstufen konnte ein vermehrtes Vorkommen <strong>der</strong> Leithaare<br />

bei den 21-Tage-alten Tieren im Vergleich zu den 182-Tage-alten Mäusen<br />

festgestellt werden. Dagegen war ein geringerer Anteil von Ahlenhaaren bei<br />

den jungen Tieren (Lebenstag 21) vorzufinden. Die Anteile <strong>der</strong> Knick- und <strong>der</strong><br />

Leithaare lassen über den Beobachtungszeitraum keine eindeutige Tendenz<br />

in Richtung Zu- o<strong>der</strong> Abnahme erkennen, wie aus Tabelle 3.4 zu entnehmen<br />

ist.<br />

Tabelle 3.4:<br />

Altersabhängige prozentuale Verteilung <strong>der</strong><br />

Haarsubtypen des sht/sht und des +/sht Genotyps<br />

Genotyp:<br />

Haarsubtyp:<br />

sht/sht<br />

(%)<br />

+/sht<br />

Zick-Zack-<br />

Haare (%)<br />

+/sht<br />

Knickhaare<br />

(%)<br />

+/sht<br />

Ahlenhaar<br />

e<br />

(%)<br />

+/sht<br />

Leithaare<br />

(%)<br />

Lebenstag 21 100 62,7 3,5 28,5 5,3<br />

Lebenstag 42 100 51,7 5,0 37,8 5,5<br />

Lebenstag 182 100 50,5 3,5 43,0 3,0<br />

Ø 100 55,0 4,0 36,4 4,6


Eigene Untersuchungen 91<br />

3.2.3.2 Vibrissen<br />

Schon zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Geburt sind die homozygoten Anlageträger (sht/sht)<br />

von den heterozygoten +/sht Mäusen phänotypisch anhand <strong>der</strong> Vibrissen zu<br />

unterscheiden. Die Schnurrhaare sind bei den Mäusen die ersten<br />

makroskopisch erkennbaren Haare. Sie sind bei den nicht pigmentierten<br />

Mäusen schon am Tag <strong>der</strong> Geburt als kräftige, weiße, gerade Haare an <strong>der</strong><br />

Schnauze sichtbar. Sie besitzen schon am ersten Lebenstag eine Länge von<br />

bis zu sechs Millimetern. Bei den sht/sht Tieren sind jedoch nur sehr feine,<br />

gelockte Vibrissen ausgebildet, die am Tag <strong>der</strong> Geburt makroskopisch nur<br />

schwer zu erkennen sind.<br />

Die Vibrissen erreichen bei den adulten +/sht Tieren eine maximale Länge von<br />

30 Millimetern. Die dünnen und gewellten Schnurrhaare <strong>der</strong> adulten sht/sht<br />

Tiere errreichen eine maximale Länge von 15 Millimetern, wenn sie gestreckt<br />

werden. Sie besitzen desweiteren nur die Hälfte des Durchmessers <strong>der</strong><br />

normalen Vibrissen (siehe Abbildung 3.6).


92 Eigene Untersuchungen<br />

3.2.3.3 Schwanzbehaarung<br />

Makroskopisch ist kein deutlicher Unterschied in <strong>der</strong> Behaarung des<br />

Schwanzes <strong>der</strong> beiden Genotypen festzustellen. Auch die<br />

lichtmikroskopische Beurteilung <strong>der</strong> Anordnung <strong>der</strong> Haarfollikel in <strong>der</strong><br />

Schwanzhaut zeigt keine wesentlichen Abweichungen. Bei beiden Genotypen<br />

ist eine regelmäßige Anordnung <strong>der</strong> Haarfollikel in Dreiergruppen quer zur<br />

Längsachse des Schwanzes und ein daraus resultierendes schuppenartiges<br />

Erscheinungsbild <strong>der</strong> Schwanzhaut zu erkennen. Die Haarfollikel des<br />

Schwanzes <strong>der</strong> sht/sht Tiere weisen prinzipiell ähnliche Verän<strong>der</strong>ungen wie<br />

die Haarfollikel des Rumpfes auf. Diese liegen jedoch in wesentlich geringerer<br />

Ausprägung vor. Die pathomorphologischen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Wurzelscheiden sind in ihrer Ausprägung und Häufigkeit maximal als<br />

geringgradig zu bezeichnen, entsprechen in ihrer Art aber denen <strong>der</strong><br />

Haarfollikel des Rumpfes (siehe Kapitel 3.2.4.2). Die Haarfollikel des<br />

Schwanzes und die von ihnen gebildeten Haare <strong>der</strong> sht/sht Tiere sind in ihrer<br />

Größe mit denen <strong>der</strong> normal behaarten Wurfgeschwister vergleichbar. Die<br />

Haare weisen im Gegensatz zu den Haaren des Rumpfes zumeist ein<br />

Haarmark auf. Sie zeigen zudem einen überwiegend geraden Verlauf.


Eigene Untersuchungen 93<br />

3.2.4 Befunde an <strong>der</strong> Haut und den Haarfollikeln<br />

3.2.4.1 Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Haut des sht/sht Genotyps<br />

Die Haut <strong>der</strong> min<strong>der</strong>behaarten sht/sht Mäuse ist durch das nur spärlich<br />

ausgebildete Fell hindurch gut sichtbar. Sie erscheint makroskopisch mattdunkelrosafarben<br />

und glatt. Es ist keine übermäßige Schuppenbildung<br />

erkennbar. Die Haut liegt dem Körper glatt an, ist verschieblich und zeigt<br />

keine vermehrte Faltenbildung. Ulzerationen o<strong>der</strong> Krusten sind an <strong>der</strong><br />

Hautoberfläche makroskopisch nicht zu erkennen (siehe Abbildung 3.4 und<br />

Abbildung 3.5). Die Haut <strong>der</strong> sht/sht Tiere weist somit makroskopisch keine<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Vergleich zu <strong>der</strong> Haut <strong>der</strong> +/sht Mäuse auf.<br />

Die lichtmikroskopische Untersuchung <strong>der</strong> Haut und <strong>der</strong> Haarfollikel läßt<br />

jedoch, ebenso wie die Beurteilung <strong>der</strong> Haare, deutliche Unterschiede<br />

zwischen den normalbehaarten und den min<strong>der</strong>behaarten Mäusen erkennen.<br />

Die Befunde <strong>der</strong> aus verschiedenen Lokalisationen entnommenen Hautproben<br />

sind vergleichbar. An den Hautproben <strong>der</strong> Ohren und Augen wurden keine<br />

speziellen Verän<strong>der</strong>ungen festgestellt. Abgesehen von <strong>der</strong> im folgenden<br />

beschriebenen geringeren Behaarung unterscheiden sich die Hautproben von<br />

Rücken und Bauch nicht.<br />

Die Dicke <strong>der</strong> gesamten Haut, das heißt <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis, <strong>der</strong> Dermis und des<br />

Fettgewebes (Pannus) bis zum Hautmuskel, erscheint im histologischen<br />

Schnitt über den untersuchten Zeitraum bei beiden Genotypen vergleichbar.<br />

Die im Verhältnis zu an<strong>der</strong>en Säugern sehr dünne Epi<strong>der</strong>mis <strong>der</strong> Maus weist<br />

mit Stratum basale bis Stratum corneum lediglich bis zu maximal vier Zell-<br />

Lagen auf. Die Epi<strong>der</strong>mis <strong>der</strong> sht/sht Tiere läßt jedoch bis zu fünf Zell-Lagen<br />

erkennen und ist somit geringgradig verdickt. Diese geringgradige<br />

Akanthose ist bereits ab dem neunten Lebenstag bei allen untersuchten<br />

sht/sht Tieren zu sehen und bleibt über den gesamten Untersuchungszeitraum<br />

bestehen.


94 Eigene Untersuchungen<br />

Auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis <strong>der</strong> min<strong>der</strong>behaarten Mäuse sind<br />

histologisch vermehrte Mengen verhornter Zellen, die keine Kerne aufweisen,<br />

vorzufinden. Der Keratinisierungprozeß <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis ist jedoch als normal<br />

zu bezeichnen. Alle sht/sht Tiere zeigen lichtmikroskopisch ab dem 12.<br />

Lebenstag eine geringgradig ausgeprägte, orthokeratotische<br />

Hyperkeratose. Diese Hyperkeratose ist einheitlich bei allen<br />

min<strong>der</strong>behaarten Tieren vorzufinden und bleibt ebenfalls über den gesamten<br />

Untersuchungszeitraum bestehen (siehe Abbildung 3.12).<br />

Schon ab dem sechsten Tag post partum sind in <strong>der</strong> Haut aller sht/sht Tiere<br />

vermehrt Entzündungszellen vorzufinden. Normalerweise finden sich in <strong>der</strong><br />

Dermis und im Pannus normaler Mäuse gering- bis mittelgradige Mengen<br />

diffus verteilter Mastzellen. Neben diesem Entzündungszelltyp zeigt sich bei<br />

den sht/sht Tieren zusätzlich eine gemischtzellige Infiltration <strong>der</strong> Dermis, aber<br />

auch des Pannus. Diese liegt in individuell variabler Ausprägung vor. Die<br />

Entzündungszellen können in gering- bis hochgradiger Zahl vorhanden sein.<br />

Die Infiltrate bestehen aus neutrophilen Granulozyten, Lymphozyten und<br />

Histiozyten in verän<strong>der</strong>lichen Anteilen. Sie sind in erster Linie perifollikulär<br />

konzentriert. Innerhalb <strong>der</strong> verschiedenen Schichten <strong>der</strong> Follikel selber sind<br />

dabei keine Entzündungszellen nachzuweisen. Diejenigen Haarfollikel, in<br />

<strong>der</strong>en direkter Umgebung die Infiltrate vorliegen, weisen jedoch häufig<br />

hochgradige Defekte auf. Bei ihnen können im HE-gefärbten Schnitt unter<br />

Umständen nicht mehr alle üblicherweise vorhandenen Schichten eines<br />

normalen Haarfollikels (äußere Wurzelscheide, innere Wurzelscheide mit<br />

Henlescher und Huxleyscher Schicht) nachgewiesen werden. Es können<br />

entwe<strong>der</strong> nur die äußere Wurzelscheide o<strong>der</strong> aber auch Schichten <strong>der</strong> inneren<br />

Wurzelscheide fokal begrenzt fehlen. Dieser Befund kann jedoch nicht<br />

einheitlich bei allen Haarfollikeln, die eine Entzündungszellansammlung in<br />

ihrer Umgebung zeigen, erhoben werden (siehe Abbildung 3.12 und<br />

Abbildung 3.17).


Eigene Untersuchungen 95<br />

Vereinzelt liegen im Zentrum <strong>der</strong> Entzündungszellaggregate Teile von<br />

Haarschäften, ohne daß Strukturen eines sie umgebenden Haarfollikels<br />

erkennbar wären (siehe Abbildung 3.23). Derartige Aggregationen sind<br />

vorwiegend im Pannus, aber auch in <strong>der</strong> Dermis vorzufinden. Durch die<br />

Abwehrreaktion gegen diese normalerweise nicht frei in <strong>der</strong> Haut liegenden<br />

Strukturen kommt es zur Bildung von Fremdkörpergranulomen. Derartige<br />

Fremdkörpergranulome mit Teilen von Haaren in ihrem Zentrum werden auch<br />

als Trichogranulome bezeichnet. Diese Trichogranulome sind vorwiegend<br />

bei einzelnen Tieren des sht/sht Genotyps vorzufinden, die mehr als 21 Tage<br />

alt sind. Bei einzelnen min<strong>der</strong>behaarten Tieren ist die Lokalisation <strong>der</strong><br />

gemischtzelligen Entzündungszellinfiltrate im histologischen Schnitt nicht fokal<br />

auf die direkte Follikelumgebung begrenzt. Die Entzündungszellen liegen<br />

dann eher diffus in den interfollikulären Abschnitten <strong>der</strong> Dermis o<strong>der</strong> aber<br />

auch des pannikulären Fettgewebes verteilt.<br />

Es liegt somit bei allen Tieren des sht/sht Genotyps ab dem sechsten Tag<br />

post partum eine gering- bis mittelgradige, gemischtzellige, perifollikuläre<br />

o<strong>der</strong> diffuse Dermatitis vor. Bei adulten sht/sht Tieren können desweiteren<br />

vereinzelt Trichogranulome festgestellt werden.<br />

Zur Bestimmung <strong>der</strong> Dichte <strong>der</strong> Haarfollikel wurden Transversalschnitte <strong>der</strong><br />

Haut angefertigt. Die Untersuchung dieser Präparate ergab dabei eine<br />

Anordnung <strong>der</strong> Infundibula <strong>der</strong> sht/sht Haarfollikel in <strong>der</strong> Haut in parallelen<br />

Reihen quer zur Längsrichtung des Tieres. Das entspricht <strong>der</strong> Ausrichtung<br />

<strong>der</strong> Haarfollikel ihrer normal behaarten +/sht Wurfgeschwister (siehe<br />

Abbildung 3.29 und Abbildung 3.27).


96 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.11:<br />

Übersichtsaufnahme <strong>der</strong> Haarfollikel <strong>der</strong> +/sht Tiere, Lebenstag neun.<br />

Die anagenen Haarfollikel (Pfeil) liegen langgestreckt parallel in <strong>der</strong> Haut<br />

(D: Dermis; E: Epi<strong>der</strong>mis). Ihre Bulbi (B) in <strong>der</strong> Subkutis (S) reichen einheitlich<br />

bis tief an den Hautmuskel (M) heran.<br />

Paraplasteinbettung, HE-Färbung, Eichstrich = 200 µm<br />

Abbildung 3.12:<br />

Übersichtsaufnahme <strong>der</strong> Haarfollikel <strong>der</strong> sht/sht Tiere, Lebenstag neun.<br />

Die geringgradig kleineren Haarfollikel (Pfeil) zeigen keine parallele<br />

Anordnung und einen stark gewundenen Verlauf, so daß nur Teilanschnitte<br />

von ihnen zu sehen sind. Die Haarfollikelbulbi reichen überwiegend nicht bis<br />

an den Hautmuskel heran.<br />

E: Epi<strong>der</strong>mis; D: Dermis; M: Hautmuskel; S: Subkutis<br />

Paraplasteinbettung, HE-Färbung, Eichstrich = 200 µm


Eigene Untersuchungen 97


98 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.13:<br />

Vollständiger anagener +/sht Haarfollikel, Lebenstag 12.<br />

Pfeil: Haar; B: Bulbus; D: Dermis; I: Infundibulum; S: Subkutis;<br />

Eponeinbettung, Toluidinblaufärbung, Eichstrich = 100 µm<br />

Abbildung 3.14:<br />

Anagener sht/sht Haarfollikel, Lebenstag 12.<br />

Das aus diesem Haarfollikel hervorgehende Haar besitzt eine deutlich<br />

geringere Größe und einen gewundenen Verlauf.<br />

Pfeil: Haar; B: Bulbus; D: Dermis; S: Subkutis;<br />

Eponeinbettung, Toluidinblaufärbung, Eichstrich = 200 µm


Eigene Untersuchungen 99


100 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.15:<br />

Telogene Haarfollikel <strong>der</strong> +/sht Tiere, Lebenstag 21.<br />

Alle Haarfollikel <strong>der</strong> normal behaarten Mäuse befinden sich in diesem<br />

Lebensalter einheitlich im selben Zyklusstadium. Sie besitzen im Telogen<br />

eine wesentlich geringere Größe. Die innere Wurzelscheide ist nicht mehr<br />

ausgebildet. Ihr proximales Ende liegt etwa an <strong>der</strong> Grenze zwischen Dermis<br />

(D) und Subkutis (S). Im Haarfollikel liegen sogenannte Kolbenhaare (kleine<br />

Pfeile), die nun nicht mehr wachsen. Ihr proximales Ende ist geringgradig<br />

verdickt und marklos.<br />

Paraplasteinbettung, HE-Färbung, Eichstrich = 50 µm<br />

Abbildung 3.16:<br />

Haarfollikel <strong>der</strong> sht/sht Tiere, Lebenstag 21.<br />

Bei den sht/sht Mäusen befinden sich die Haarfollikel in diesem Lebensalter<br />

nicht einheitlich im selben Zyklusstadium. Es sind neben telogenen Follikeln<br />

mit kleinen Kolbenhaaren (kleiner Pfeil) auch katagene und sogar anagene<br />

Stadien (großer Pfeil) in <strong>der</strong> Subkutis (S; D: Dermis) zu sehen.<br />

Paraplasteinbettung, HE-Färbung, Eichstrich = 50 µm


Eigene Untersuchungen 101


102 Eigene Untersuchungen<br />

3.2.4.2 Morphologie <strong>der</strong> Haarfollikel des sht/sht Genotyps<br />

Die Haarfollikel des min<strong>der</strong>behaarten Genotyps produzieren Haare mit einer<br />

deutlich geringeren Größe als die Follikel <strong>der</strong> normal behaarten<br />

Wurfgeschwister. Diese Haare besitzen nur etwa ein Zehntel ihrer Länge und<br />

etwa die Hälfte bis ein Viertel des Durchmessers <strong>der</strong> normalen Haare.<br />

Obwohl die Haarfollikel des sht/sht Genotyps zwar geringgradig kleiner sind,<br />

weisen sie dennoch eine mit den kleineren Follikeln <strong>der</strong> normal behaarten<br />

Tiere vergleichbare Größe auf. Der mittlere Durchmesser <strong>der</strong> sht/sht-Follikel<br />

entspricht in etwa dem <strong>der</strong> Haarfollikel, die bei den normal behaarten Tieren<br />

die Zick-Zack-Haare produzieren. Daraus resultiert ein Mißverhältnis<br />

zwischen <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Haarfollikel <strong>der</strong> sht/sht Tiere zu <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> von<br />

ihnen gebildeten Haarfaser, denn das produzierte Haar ist wesentlich kleiner.<br />

Bei den sht/sht Tieren sind alle Anteile und Schichten eines normalen<br />

Haarfollikels angelegt. Sie weisen jedoch mehrere, zum Teil hochgradige<br />

morphologische Unterschiede zu den Follikeln ihrer normal ausgebildeten<br />

Wurfgeschwister auf:<br />

• Die Haarfollikelinfundibula <strong>der</strong> min<strong>der</strong>behaarten Tiere sind ab dem<br />

neunten Lebenstag mittel- bis hochgradig dilatiert. Bei normal behaarten<br />

Mäusen finden sich im Lumen <strong>der</strong> Haarfollikelöffnung zur epi<strong>der</strong>malen<br />

Oberfläche physiologischerweise nur geringe Mengen von<br />

Talgdrüsensekret und von Resten <strong>der</strong> verhornten inneren Wurzelscheide.<br />

Diese zerfällt und wird mit dem wachsenden Haar nach außen abgegeben.<br />

In den Infundibula des sht/sht Genotyps finden sich dagegen große Mengen<br />

keratinisierten Materials bzw. Talg. Die Lumina <strong>der</strong> Infundibula sind von <strong>der</strong><br />

Öffnung des Talgdrüsenausführungsganges ausgehend nach distal stark<br />

erweitert. Es liegt eine mittel- bis hochgradige Infundibuladilatation und<br />

eine mittelgradige Follikelkeratose bei den Haarfollikeln <strong>der</strong> sht/sht Mäuse<br />

vor.<br />

• Während die Follikel aller Altersstufen bzw. Haarzyklusstadien <strong>der</strong> +/sht<br />

Tiere wie zu erwarten einheitlich in streng paralleler Anordnung unter<br />

Bildung eines stumpfen Winkels mit <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis in <strong>der</strong> Haut liegen, ist<br />

diese Ordnung bei den min<strong>der</strong>behaarten Mäusen völlig aufgehoben.


Eigene Untersuchungen 103<br />

Es ist lichtmikroskopisch keine einheitliche Ausrichtung <strong>der</strong> Haarfollikel<br />

erkennbar. Alle Follikel wachsen unabhängig voneinan<strong>der</strong> in verschiedene<br />

Richtungen zur epi<strong>der</strong>malen Oberfläche. In einem histologischen<br />

Schnittpräparat sind sowohl Längsanschnitte, als auch Querschnitte von<br />

Haarfollikeln nebeneinan<strong>der</strong> vorzufinden. Auch makroskopisch ist ein<br />

normaler, nach kaudal gerichteter Haarstrich nur undeutlich ausgebildet.<br />

• Desweiteren ist die Lage <strong>der</strong> Haarfollikelbulbi bei den Tieren des sht/sht<br />

Genotyps sehr variabel. Entsprechend des normalerweise synchronen<br />

Haarzyklusstandes finden sich in einem histologischen Längsschnitt die<br />

Bulbi auf etwa demselben einheitlichen Niveau im Pannus. Bei den<br />

min<strong>der</strong>behaarten Tieren finden sich die geringgradig kleineren<br />

Haarfollikelbulbi in einem histologischen Präparat in unterschiedlicher Tiefe<br />

im subkutanen Fettgewebe. Sie können unter Umständen innerhalb eines<br />

histologischen Präparates sowohl an <strong>der</strong> Grenze zwischen Dermis und<br />

Pannus als auch knapp über dem Hautmuskel angetroffen werden.<br />

• Zudem zeigen die ungeordnet wachsenden Haarfollikel <strong>der</strong> sht/sht Tiere<br />

keinen geraden Verlauf. Ein normaler Haarfollikel zeigt ausgehend vom<br />

Bulbus, <strong>der</strong> im Anagen tief in <strong>der</strong> Dermis knapp über dem Hautmuskel liegt,<br />

einen geraden Verlauf in Richtung Epi<strong>der</strong>mis (siehe Abbildung 3.11). Die<br />

Haarfollikel des sht/sht Gentyps sind dagegen mittel- bis hochgradig<br />

tordiert. Diese Torsionen sind völlig ungerichtet und ungeordnet. Die<br />

einzelnen Follikel sind unabhängig voneinan<strong>der</strong> und verschieden stark<br />

abgebogen. Sie können einen Verlauf sowohl überwiegend parallel zur<br />

Längsachse des Tieres als auch quer zu dieser aufweisen. Es ist möglich,<br />

daß sich die Verlaufsrichtung eines einzelnen Follikels auf dem Weg zur<br />

epi<strong>der</strong>malen Oberfläche mehrmals än<strong>der</strong>t. Bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Follikel<br />

schließen die Biegungen des Haarfollikels einen wesentlich größeren<br />

Winkel als 90 Grad ein. Es ist aufgrund dieser Torsionen nicht möglich,<br />

einen einzigen anagenen Follikel des sht/sht Genotyps in einem<br />

histologischen Längsschnitt vom Bulbus ausgehend bis zu seinem<br />

Infundibulum zu verfolgen (siehe Abbildung 3.12 und Abbildung 3.16).


104 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.17:<br />

Haarfollikel des sht/sht Genotyps, Lebenstag 182.<br />

Die Infundibula <strong>der</strong> Follikel sind dilatiert (Pfeile) und mit verhorntem Detritus<br />

und Talgdrüsensekret angefüllt. Die Talgdrüsen (T) zeigen eine geringgradig<br />

ausgeprägte Hyperplasie. Eine milde, perifollikuläre Infiltration mit<br />

Entzündungszellen (EZ) ist in <strong>der</strong> Dermis (D) des sht/sht Genotyps häufig<br />

festzustellen. Die Haarfollikel sind aufgrund ihrer hochgradigen Torsionen<br />

nicht vollständig darstellbar. Es finden sich Längs- und Queranschnitte in<br />

einem Bild.<br />

In diesem Lebensalter befinden sich die sht/sht Haarfollikel ebenfalls nicht<br />

einheitlich im Telogen wie die des +/sht Genotyps.<br />

Paraplasteinbettung, HE-Färbung, Eichstrich = 100 µm<br />

Abbildung 3.18:<br />

Haarfollikel des sht/sht Genotyps, Lebenstag 182.<br />

Bei einigen Follikeln dieses Genotyps sind desweiteren unregelmäßige<br />

girlandenartige Einziehungen <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide (große Pfeile)<br />

festzustellen. Der Haarbalgmuskel (M) liegt normal ausgebildet in <strong>der</strong><br />

Dermis (D).<br />

Paraplasteinbettung, HE-Färbung, Eichstrich = 100 µm


Eigene Untersuchungen 105


106 Eigene Untersuchungen<br />

• Zusätzlich zu ihrem ungewöhnlichen Verlauf weisen die Haarfollikel <strong>der</strong><br />

min<strong>der</strong>behaarten Mäuse weitergehende morphologische Beson<strong>der</strong>heiten<br />

auf. Das von einem Follikel gebildete Haar liegt normalerweise im Zentrum<br />

des Follikelkanals und wird von den gleichmäßigen, konzentrischen<br />

Schichten <strong>der</strong> äußeren und inneren Wurzelscheide umgeben. Die feinen<br />

Haare <strong>der</strong> sht/sht Tiere liegen dagegen zumeist deutlich exzentrisch im<br />

Follilkellumen. Die Haare selbst behalten dabei ihren überwiegend runden<br />

Querschnitt. Die Schichten <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide sind teilweise stark<br />

komprimiert. Auf <strong>der</strong> gegenüberliegenden Seite des Follikelquerschnitts<br />

kann die innere Wurzelscheide dagegen stark hyperplastisch erscheinen.<br />

Schichten, die normalerweise aus ein bis zwei Zell-Lagen bestehen, können<br />

dann bis zu vier Zellschichten aufweisen. Die Anzahl <strong>der</strong> Zell-Lagen kann<br />

aber auch <strong>der</strong> Norm entsprechen. In diesem Fall ist jedoch die Dicke <strong>der</strong><br />

Zellschicht verän<strong>der</strong>t. Die größte Variabilität bezüglich ihrer Anzahl an Zell-<br />

Lagen zeigt vor allem die Huxleysche Schicht <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide.<br />

Die Kutikula <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide und die Henlesche Schicht zeigen<br />

dagegen in vollständig keratinisiertem Zustand deutliche Abweichungen von<br />

ihrer normalen Dicke. Im Querschnitt erreichen diese Schichten eine bis zu<br />

dreifache Dicke im Vergleich zu den normalen Haarfollikeln. Die Anzahl<br />

ihrer Zell-Lagen ist dabei jedoch zumeist unverän<strong>der</strong>t. Es liegt also eine<br />

fokal begrenzte Hypertrophie o<strong>der</strong> Hyperplasie <strong>der</strong> einzelnen Lagen <strong>der</strong><br />

inneren Wurzelscheide vor.<br />

Auch die äußere Wurzelscheide variiert in <strong>der</strong> Anzahl ihrer Zelllagen, jedoch<br />

fallen die jeweiligen Unterschiede in den proximalen Ebenen nicht so<br />

deutlich aus, wie bei den Schichten <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide. Distal <strong>der</strong><br />

Talgdrüsenmündung kann die äußere Wurzelscheide auch deutlich<br />

hyperplastisch sein. Es sind in dieser Lokalisation im histologischen Schnitt<br />

bis zu drei Zelllagen nebeneinan<strong>der</strong> im Querschnitt erkennbar.<br />

Im HE-gefärbten histologischen Schnitt erscheinen die äußere und inneren<br />

Wurzelscheiden bei einzelnen Follikeln teilweise aufgelöst bzw. abgebaut.<br />

Die transelektronenmikroskopischen Untersuchungen <strong>der</strong> Haarfollikel kann<br />

dies jedoch nicht bestätigen. Stellenweise erscheinen die Schichten des<br />

Follikels stark komprimiert und wesentlich dünner als normal.


Eigene Untersuchungen 107<br />

Es sind jedoch auch in den sht/sht-Follikeln alle Schichten ausgebildet.<br />

Zellkerne sind dabei in den stark komprimierten Bereichen <strong>der</strong> Zellschichten<br />

kaum vorzufinden. Ihre Lage ist vorwiegend auf die nicht komprimierten<br />

Bereiche <strong>der</strong> Zellen beschränkt. Bei den transelektronenmikroskopisch<br />

untersuchten Haarfollikeln konnten keine Entzündungszellinfiltrate gefunden<br />

werden.<br />

• Bei einzelnen Follikeln des sht/sht Genotyps weist die äußere<br />

Wurzelscheide eine ungewöhnliche Morphologie auf. Erstmalig ist dies im<br />

Alter von neun Tagen post partum zu sehen. Entsprechende Befunde<br />

konnten zudem bei einzelnen Tieren <strong>der</strong> Altersstufen 12, 21 und 182 Tage<br />

im histologischen Schnitt vorgefunden werden. Die äußere Wurzelscheide<br />

zeigt dabei im Längsschnitt unregelmäßige Einziehungen, bei denen sich<br />

die Basalmembran <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide annähert bzw. anlagert. Die<br />

normalerweise vorhandene einschichtige Zell-Lage <strong>der</strong> äußeren<br />

Wurzelscheide kann dabei vollständig verdrängt werden. An benachbarten<br />

Stellen ist sie dagegen stark hyperplastisch und auf mehrere Zell-Lagen<br />

verdickt. Die Wand des Haarfollikels erhält dadurch ein girlandenartiges<br />

Aussehen. Im histologischen Längsschnitt scheint die innere<br />

Wurzelscheide bei diesen Verän<strong>der</strong>ungen nicht mitbetroffen zu sein. Die<br />

Einziehungen sind in einem histologischen Schnittpräparat zumeist nur bei<br />

einzelnen Follikeln vorzufinden. Direkt benachbarte Haarfollikel können<br />

nahezu unverän<strong>der</strong>te äußere Wurzelscheiden aufweisen (siehe Abbildung<br />

3.18 und Abbildung 3.22).<br />

• Vereinzelt sind im histologischen Schnittpräparat bei den<br />

min<strong>der</strong>behaarten Mäusen Teile von Haarschäften völlig frei in <strong>der</strong> Dermis<br />

liegend vorzufinden. Strukturen eines sie umgebenden Haarfollikels sind<br />

dabei nicht erkennbar. Es scheint, als hätten in diesem Fall die Haarschäfte<br />

die Wurzelscheiden perforiert bzw. durch einen permanenten Reiz eine<br />

Follikulitis / Furunkulose hervorgerufen. Dies löst dann in <strong>der</strong> Folge die<br />

bereits oben beschriebenen Fremdkörperreaktionen <strong>der</strong> Haut mit Bildung<br />

von Trichogranulomen aus (siehe Abbildung 3.23).


108 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.19:<br />

Hochgradige Torsion eines anagenen Haarfollikels (Pfeil) in <strong>der</strong> Haut einer<br />

sht/sht Maus im Längsschnitt, Lebenstag 21.<br />

Die Wurzelscheiden werden von dem bereits keratinisierten Haar einseitig<br />

verdrängt. Siehe auch Abbildung 3.21.<br />

D: Dermis, S: Subkutis<br />

Paraplasteinbettung, HE-Färbung, Eichstrich = 50 µm<br />

Abbildung 3.20:<br />

Haarfollikel einer sht/sht Maus im Längsschnitt, Lebenstag 12.<br />

Innerhalb des vergleichsweise gerade verlaufenden Follikels zeigt das Haar<br />

einen deutlich gewundenen Verlauf und eine daraus resultierende<br />

exzentrische Lage. Die Wurzelscheiden weisen eine hochgradig variable<br />

Dicke auf. Es sind jedoch keine Einziehungen <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide,<br />

wie in Abbildung 3.22, vorhanden.<br />

Eponeinbettung, Toluidinblaufärbung, Eichstrich = 50 µm<br />

Abbildung 3.21<br />

Haarfollikel einer sht/sht Maus im Querschnitt, Lebenstag 21.<br />

Das Haar liegt exzentrisch im Follikel (Pfeil) Der Haarfollikel ist hochgradig<br />

tordiert und seine Wurzelscheiden werden durch das Haar verdrängt, bzw.<br />

beinahe durchbrochen. Perifollikulär findet sich ein gemischtzelliges<br />

Entzündungszellinfiltrat in <strong>der</strong> Dermis (D).<br />

Siehe auch Abbildung 3.19.<br />

Paraplasteinbettung, HE-Färbung, Eichstrich = 25 µm


Eigene Untersuchungen 109


110 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.22:<br />

Deutliche, girlandenartige Einziehungen (Pfeile) <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide<br />

(äW) eines anagenen Haarfollikels einer sht/sht Maus, Lebenstag 12.<br />

In den Bereichen zwischen den Einziehungen ist die normalerweise<br />

einschichtige äußere Wurzelscheide mehrlagig ausgebildet. Das bereits<br />

vollständig keratinisierte Haar (H) liegt dabei zentral in <strong>der</strong> inneren<br />

Wurzelscheide (iW), die erst nach dem Haar verhornt. Die innere<br />

Wurzelscheide zeigt dagegen keine Einziehungen o<strong>der</strong> Unregelmäßigkeiten.<br />

D: Dermis; S: Subkutis,<br />

Eponeinbettung, Toluidinblaufärbung, Eichstrich = 50 µm<br />

Abbildung 3.23:<br />

Frei in <strong>der</strong> Dermis (D) liegen<strong>der</strong> Teil eines Haarschaftes (Pfeil) mit reaktivem<br />

gemischtzelligem Entzündungszellinfiltrat in <strong>der</strong> Haut einer sht/sht Maus,<br />

Lebenstag 12. Umgebende follikuläre Strukturen sind dabei nicht sichtbar.<br />

Paraplasteinbettung, HE-Färbung, Eichstrich = 50 µm


Eigene Untersuchungen 111


112 Eigene Untersuchungen<br />

• Die exzentrische Lage des Haares im Follikel bleibt nicht über die<br />

gesamte Länge des Haarfollikels konstant. Im Verlauf seines Wachstums<br />

wan<strong>der</strong>t das Haar innerhalb des Follikels korkenzieherartig in mehreren<br />

Windungen innerhalb <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide nach distal. Die Anzahl<br />

<strong>der</strong> Windungen und das Ausmaß <strong>der</strong> Krümmung des Haares können dabei<br />

stark variieren. Die äußere Form des Haarfollikels bleibt trotz <strong>der</strong> inneren<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Querschnitt rund bis rund-oval (siehe Abbildung 3.20).<br />

• Hinsichtlich <strong>der</strong> ultrastrukturellen Ausstattung <strong>der</strong> Zellen in<br />

verschiedenen Schichten <strong>der</strong> Haarfollikel finden sich keine Unterschiede<br />

zwischen den Zellen <strong>der</strong> beiden Genotypen. Qualitative und quantitative<br />

Unterschiede lassen lediglich die Trichohyalingranula <strong>der</strong> inneren<br />

Wurzelscheide <strong>der</strong> Haarfollikel <strong>der</strong> sht/sht Tiere erkennen. Die Granula<br />

zeigen einen zum Teil deutlich vergrößerten Durchmesser. Ihr<br />

Durchmesser kann bis zu 4 Mikrometer betragen, während er<br />

normalerweise maximal 2 Mikrometer mißt. Zudem erscheint die Anzahl<br />

<strong>der</strong> Trichohyalingranula im Vergleich zu den Granula <strong>der</strong> inneren<br />

Wurzelscheide <strong>der</strong> normal behaarten Mäuse geringgradig verringert zu<br />

sein.<br />

• Ein weiterer gravieren<strong>der</strong> Unterschied zwischen den beiden Genotypen<br />

ist desweiteren eine an<strong>der</strong>sartige Reihenfolge <strong>der</strong> Verhornung <strong>der</strong><br />

einzelnen Schichten <strong>der</strong> Haarfollikel. Bei den normal behaarten Mäusen<br />

verhornen zuerst die Zellen <strong>der</strong> Henleschen Schicht und die Kutikula <strong>der</strong><br />

inneren Wurzelscheide. Es folgen darauf die Rinde und das Mark des<br />

Haares. Schließlich verhornen die Huxleysche Schicht <strong>der</strong> inneren<br />

Wurzelscheide und die Kutikula des Haares. Bei den min<strong>der</strong>behaarten<br />

sht/sht Tieren liegt dagegen eine deutlich abweichende Reihenfolge vor,<br />

denn Rinde, Mark (sofern vorhanden) und Kutikula des Haares zeigen<br />

bereits eine vollständige Verhornung, bevor die Zellen <strong>der</strong> inneren<br />

Wurzelscheide keratinisiert sind. Somit sind alle Anteile des Haares<br />

ausgehärtet, bevor <strong>der</strong> formgebende Kanal für das wachsende Haar<br />

gebildet ist. Da die Verhornung <strong>der</strong> haarbildenden Schichten des<br />

Haarfollikels zeitlich sehr viel früher einsetzt, kann in <strong>der</strong> Folge auch eine


Eigene Untersuchungen 113<br />

verän<strong>der</strong>te Lokalisation des Keratinisierungsprozesses festgestellt werden.<br />

Bei den min<strong>der</strong>behaarten Tieren sind Anschnitte von Haarfollikeln mit<br />

vollständig verhornten Haaren bereits tief in <strong>der</strong> Dermis vorzufinden. In <strong>der</strong><br />

unverän<strong>der</strong>ten Haut <strong>der</strong> Maus sind komplett verhornte Haare dagegen erst<br />

distal <strong>der</strong> sogenannten Keratinisierungszone des Haarfollikels in <strong>der</strong><br />

Dermis, auf Höhe <strong>der</strong> Talgdrüsenausführungsgänge, zu sehen (siehe<br />

Abbildung 3.13 / Abbildung 3.14 und Abbildung 3.24 / Abbildung 3.25).<br />

• Befinden sich die Haarfollikel <strong>der</strong> Mäuse im Telogenstadium, sind<br />

zwischen den beiden Genotypen hinsichtlich <strong>der</strong> Morphologie keine<br />

wesentlichen Unterschiede mehr festzustellen. Die Follikel sind in diesem<br />

Stadium bei beiden Mäusestämmen sehr kurz und gerade und beinhalten<br />

ein Kolbenhaar mit seinem charakteristisch verdickten proximalen Ende<br />

(siehe Abbildung 3.15). Eine Dilatation <strong>der</strong> Infundibula zeigen allerdings<br />

lediglich die Haarfollikel des sht/sht Genotyps, wie in Abbildung 3.17<br />

dargestellt. Zudem können bei diesen Tieren in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft <strong>der</strong> Telogenfollikel auch Follikel in an<strong>der</strong>en Haarzyklusstadien<br />

gefunden werden (siehe Abbildung 3.16).<br />

Zusammenfassend kann man also feststellen, daß die Haarfollikel <strong>der</strong> sht/sht<br />

Tiere im Vergleich zu den normal behaarten Mäusen eine Vielzahl<br />

unterschiedlicher und variabler Verän<strong>der</strong>ungen im aufweisen. So zeigen sie<br />

eine Follikelkeratose mit dilatierten Infundibula bei einem völlig ungeordneten<br />

Wachstum und ungleichmäßig tief in <strong>der</strong> Dermis liegenden Haarfollikelbulbi.<br />

Sowohl die Follikel als auch die Haarschäfte sind dabei stark tordiert. Die<br />

Haare liegen deutlich exzentrisch in Windungen in den Follikeln, <strong>der</strong>en<br />

Wurzelscheiden Defekte o<strong>der</strong> Einziehungen aufweisen. Vereinzelt sind sogar<br />

freiliegende Stücke von Haarschäften in <strong>der</strong> Dermis o<strong>der</strong> Subkutis mit<br />

entsprechenden entzündlichen Reaktionen vorzufinden. Transmissionselektronenmikroskopisch<br />

konnte gezeigt werden, daß das Haar vor den<br />

Anteilen <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide verhornt.


114 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.24:<br />

Transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme eines quergeschnittenen<br />

anagenen +/sht Haarfollikels, Lebenstag 12.<br />

Normaler konzentrischer Aufbau <strong>der</strong> Schichten des Haarfollikels. Die Zellen<br />

<strong>der</strong> inneren Wurzelscheide (He / Hu / K) zeigen Anzeichen <strong>der</strong> Verhornung<br />

vor den Anteilen des Haares (R / M).<br />

Abkürzungen von Abbildung 3.24 und Abbildung 3.25:<br />

äW: äußere Wurzelscheide; He: Henlesche Schicht <strong>der</strong> inneren Wurzel-scheide;<br />

Hu: Huxleysche Schicht <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide; K: Kutikula <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide;<br />

M: Haarmark; R: Haarrinde; T: Trichohyalingranula in <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide und im<br />

Haarmark; Z: Zellkern einer Haarmarkzelle<br />

Eichstrich = 5 µm


Eigene Untersuchungen 115<br />

Abbildung 3.25:<br />

Transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme eines quergeschnittenen<br />

anagenen sht/sht Haarfollikels, Lebenstag 12.<br />

Das bereits vollständig keratinisierte Haar (R) liegt deutlich exzentrisch im<br />

Follikel. Die Zellen <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide (He / Hu) sind noch nicht<br />

verhornt und unilateral stark hyperplastisch.<br />

Eichstrich = 5 µm


116 Eigene Untersuchungen<br />

3.2.4.3 Bestimmung des Zyklusstandes <strong>der</strong> Haarfollikel<br />

Die Hautproben <strong>der</strong> Tiere <strong>der</strong> Altersstufen von 0 bis 21 Lebenstagen und <strong>der</strong><br />

adulten 42 und 182 Tage alten Mäuse bei<strong>der</strong> Genotypen wurden vergleichend<br />

untersucht. Die Untersuchung <strong>der</strong> histologischen Schnitte des Rückens und<br />

des Bauches erstreckt sich also vorwiegend über den Zeitraum des<br />

kompletten ersten Haarzyklus <strong>der</strong> Tiere. Auch die zur Verfügung stehenden<br />

Hautproben <strong>der</strong> adulten Mäuse, die sich in späteren, nicht genau zu<br />

definierenden Haarzyklusstadien befinden, wurden darüberhinaus kontrolliert.<br />

An Rücken und Bauch lassen sich dabei prinzipiell die gleichen Befunde<br />

erheben. Am Tage <strong>der</strong> Geburt (Tag 0) befinden sich die Haarfollikel bei<strong>der</strong><br />

Genotypen noch in <strong>der</strong> Anbildung. Von Tag drei bis zum Tag 12 zeigen alle<br />

Haarfollikel des normal behaarten +/sht Genotyps anagene<br />

Wachstumsstadien (siehe Abbildung 3.26, breite schwarze Linie). An<br />

Lebenstag 15 ist bei diesen Tieren ein frühes Katagenstadium festzustellen,<br />

an Tag 18 befinden sich die Follikel entwe<strong>der</strong> noch in einem späten<br />

katagenen Stadium o<strong>der</strong> bereits im Telogen, <strong>der</strong> Ruhephase des Haarfollikels.<br />

Im Alter von 21 Tagen sind dann nur noch ausschließlich telogene Follikel in<br />

<strong>der</strong> Haut <strong>der</strong> +/sht Mäuse vorzufinden. Die adulten Tiere <strong>der</strong> Altersstufen 42<br />

und 182 Tage zeigen einheitlich ebenfalls telogene Ruhefollikel. Lediglich ein<br />

einzelnes Weibchen des +/sht Genotyps zeigt im Alter von 42 Tagen<br />

Haarfollikel, die sich im Anagen befinden.<br />

Die Tiere des min<strong>der</strong>behaarten sht/sht Genotyps zeigen dagegen ein stark<br />

verän<strong>der</strong>tes, sehr heterogenes Bild des Haarfollikelzyklus. Bis zum sechsten<br />

Lebenstag befinden sich alle Follikel im Anagen. Bereits an Tag neun sind<br />

jedoch schon bei allen Tieren katagene Stadien vorzufinden. Neben diesen<br />

sind innerhalb des selben Präparates weiterhin anagene Follikel festzustellen.<br />

Dieses Bild des gleichzeitigen Vorkommens anagener und katagener Stadien<br />

bleibt bis einschließlich des 15. Lebenstages unverän<strong>der</strong>t. An Tag 18 sind<br />

neben verschiedenen Stadien katagener Haarfollikel bei allen Tieren auch<br />

telogene Follikel vorzufinden. Wie<strong>der</strong>um drei Tage später ist annähernd <strong>der</strong><br />

gleiche Befund zu erheben: neben späten Katagenfollikeln sind telogene<br />

Ruhefollikel vorhanden.


Eigene Untersuchungen 117<br />

Im Alter von sechs Wochen (Tag 42) sind bei allen min<strong>der</strong>behaarten Tieren<br />

alle Haarfollikelstadien nebeneinan<strong>der</strong> vorzufinden. Neben einigen wenigen<br />

Anagenfollikeln finden sich vorwiegend katagene bis telogene Stadien. Bei<br />

den ältesten untersuchten Tieren (Tag 182) sind wie<strong>der</strong>um sowohl anagene,<br />

als auch katagene Follikel in <strong>der</strong> Haut vorhanden (siehe Abbildung 3.26 ,<br />

dünne Linie mit Kreisen und grau hinterlegte Fläche).<br />

Zusammenfssend ist festzustellen, daß bei den normal behaarten Tieren ein<br />

einheitlicher, synchronisierter, wellenförmiger Haarwachstumszyklus<br />

beobachtet werden kann. Bei den min<strong>der</strong>behaarten sht/sht Mäusen liegt<br />

dagegen ein sehr heterogenes Bild vor: Bei einem einzigen Tier können in<br />

einem Hautareal mehrere Haarfollikelstadien gleichzeitig nebeneinan<strong>der</strong><br />

beobachtet werden, was bei dem normalen +/sht Genotyp nicht möglich ist.<br />

Hier findet sich innerhalb eines Hautareals immer nur ein einheitliches<br />

Zyklusstadium.<br />

Desweiteren liegt beim sht/sht Genotyp eine deutlich an<strong>der</strong>sartige<br />

Geschwindigkeit des Haarzyklus vor. Katagene Haarfollikel können hier<br />

bereits wesentlich früher vorgefunden werden. Bereits im Alter von neun<br />

Lebenstagen sind katagene Follikel in <strong>der</strong> Haut <strong>der</strong> sht/sht Tiere zu sehen.<br />

An<strong>der</strong>erseits scheint diese Phase des Haarwachstums stark verlängert zu<br />

sein, denn katagene Follikel sind noch zu Zeitpunkten in <strong>der</strong> Haut <strong>der</strong><br />

min<strong>der</strong>beharten Mäuse vorhanden, zu denen bei den normal behaarten Tieren<br />

<strong>der</strong> Haarzyklus bereits vollständig abgeschlossen ist. Noch am letzten Tag<br />

des dann normalerweise beendeten ersten Haarzyklus (Lebenstag 21) sind<br />

bei den sht/sht Tieren katagene Follikel - neben telogenen Stadien - zu finden.<br />

Auch das Auftreten dieser katagenen Stadien bei den Altersstufen 42 und 182<br />

Tage deutet auf eine ungewöhnliche Länge dieser Phase hin. Hierbei ist<br />

jedoch durch das Zeitschema <strong>der</strong> Probennahme nicht zu klären, ob sich diese<br />

Haarfollikel noch o<strong>der</strong> schon wie<strong>der</strong> im Katagen befinden.


118 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.26:<br />

Anagen<br />

Katagen<br />

Telogen<br />

Schematische Darstellung <strong>der</strong><br />

Haarfollikelzyklusstadien bei<strong>der</strong><br />

Genotypen im zeitlichen Verlauf<br />

3 6 9 12 15 18 21 42 182<br />

Lebensalter in Tagen<br />

sht/sht<br />

+/sht<br />

3.2.4.4 Dichte <strong>der</strong> Haarfollikel<br />

Anhand <strong>der</strong> Dichte <strong>der</strong> Haarfollikelinfundibula in den histologischen<br />

Transversalschnitten wurde untersucht, ob <strong>der</strong> spärlichen Behaarung des<br />

sht/sht Genotyps möglicherweise zusätzlich zu <strong>der</strong> an<strong>der</strong>sartigen Ausbildung<br />

<strong>der</strong> Haare auch eine Hypogenesie <strong>der</strong> Haarfollikel zugrunde liegt. Die<br />

Evaluierung <strong>der</strong> erfaßten Daten erfolgte auch hier durch eine mit linearen<br />

Modellen gerechnete Varianzanalyse (SAS, Procedure GLM) mit den fixen<br />

Effekten Geschlecht, Genotyp und Hautlokalisation (Signifikanzgrenze:<br />

p > 0,05).<br />

Eine Hypogenesie <strong>der</strong> Haarfollikel ist jedoch nicht festzustellen, denn die<br />

sht/sht Tiere bei<strong>der</strong>lei Geschlechts weisen innerhalb <strong>der</strong> Haut ihres Rückens<br />

sogar eine signifikant höhere Haarfollikeldichte auf (p = 0,003).<br />

Demgegenüber ist die Haarfollikeldichte <strong>der</strong> Bauchhaut bei den sht/sht Tieren<br />

bei beiden Geschlechtern geringer als bei den +/sht Tieren.


Eigene Untersuchungen 119<br />

Die Haarfollikeldichte <strong>der</strong> Bauchhaut <strong>der</strong> sht/sht Tiere ist jedoch nicht<br />

signifikant geringer, als bei den normal behaarten Wurfgeschwistern (p =<br />

0,47). Betrachtet man sowohl den Genotyp als auch das Geschlecht<br />

gemeinsam, liegt bei den männlichen und weiblichen sht/sht Tieren eine<br />

höhere Infundibulumsdichte vor. Diese Erhöhung <strong>der</strong> Dichte ist jedoch nicht<br />

signifikant (♂: p = 0,50, ♀: p = 0,07; siehe Tabelle 3.6).<br />

Unabhängig vom Genotyp weisen die weiblichen Tiere eine hochsignifikant<br />

höhere Haarfollikeldichte als die Böcke auf. Dies ist sowohl bei den<br />

min<strong>der</strong>behaarten (sht/sht), als auch bei den normal behaarten Mäusen (+/sht)<br />

festzustellen (siehe Tabelle 3.5).<br />

Wie in Abbildung 3.29 und Tabelle 3.6 dargestellt, ist beiden Genotypen<br />

gemein, daß im Bereich des Rückens eine hochsignifikant höhere<br />

Follikeldichte als am Bauch festzustellen ist. Dieser Befund deckt sich mit<br />

Angaben aus <strong>der</strong> Literatur über die Behaarung <strong>der</strong> Maus (UHR 1984).<br />

Die Differenzierung nach Genotyp und Entnahmelokalisation (Rücken und<br />

Bauch) ergibt eine bei den sht/sht Tieren eine hochsignifikant höhere<br />

Follikeldichte in <strong>der</strong> Rückenhaut (p = 0,003). Im Bereich des Bauches ist<br />

allerdings eine nicht signifikant niedrigere Dichte bei den sht/sht Tieren<br />

feststellbar (siehe Tabelle 3.6).<br />

In den Transversalschnitten (Ebene distal <strong>der</strong> Talgdrüsenausführungsgänge)<br />

<strong>der</strong> sht/sht Tier ist die mittelgradige Infundibuladilatation und Follikelkeratose<br />

deutlich zu sehen. Die Haarfollikel sind ebenso, wie bei ihren normal<br />

behaarten Wurfgeschwistern, regelmäßig in Reihen quer zur Längsachse des<br />

Tieres angeordnet (siehe Abbildung 3.27und Abbildung 3.28 ).


120 Eigene Untersuchungen<br />

Abbildung 3.27:<br />

Transversalschnitt <strong>der</strong> Haut durch die Haarfollikelinfundibula (Pfeil) des<br />

+/sht Genotyps, Lebenstag 21.<br />

Die Haarfollikel sind in Reihen quer zur Längsachse des Tieres angeordnet.<br />

Die bei jüngeren Mäusen zu beobachtende Bildung von Follikelgruppen<br />

verliert sich mit zunehmendem Alter und ist hier kaum noch zu erkennen.<br />

Paraplasteinbettung, HE-Färbung, Eichstrich = 50 µm<br />

Abbildung 3.28:<br />

Transversalschnitt <strong>der</strong> Haut durch die Haarfollikelinfundibula (Pfeil) des<br />

sht/sht Genotyps, Lebenstag 21.<br />

Die Infundibula sind mittel- bis hochgradig dilatiert und mit Keratin- und<br />

Talgmassen angefüllt. Die Haarfollikel sind auch bei diesem Genotyp in<br />

Reihen quer zur Längsachse des Tieres angeordnet.<br />

Paraplasteinbettung, HE-Färbung, Eichstrich = 50 µm


Eigene Untersuchungen 121


122 Eigene Untersuchungen<br />

Tabelle 3.5:<br />

Haarfollikeldichte (Follikel pro mm 2 )<br />

nach Geschlecht differenziert<br />

(Mittelwerte sowie Standardfehler se <strong>der</strong> Varianzanalyse)<br />

Genotyp ♂ se ♀ se<br />

sht/sht 45,36 1,69 58,04 1,69<br />

+/sht 43,76 1,69 53,52 1,69<br />

Tabelle 3.6:<br />

Haarfollikeldichte (Follikel pro mm 2 ) nach Entnahmelokalisation,<br />

bzw. nach Entnahmelokalisation und Geschlecht differenziert<br />

(Mittelwerte sowie Standardfehler se <strong>der</strong> Varianzanalyse)<br />

Genotyp Rücken Bauch se<br />

sht/sht 64,11 39,29 1,69<br />

+/sht 56,25 41,03 1,69<br />

Genotyp ♂ ♀ ♂ ♀ se<br />

sht/sht 57,54 70,68 33,18 45,41 2,39<br />

+/sht 52,16 60,33 35,35 46,71 2,39


Eigene Untersuchungen 123<br />

Abbildung 3.29:<br />

Dichte<br />

(Follikel / mm<br />

90<br />

64,11<br />

2 )<br />

60<br />

30<br />

0<br />

Haarfollikeldichte bei<strong>der</strong> Genotypen<br />

in <strong>der</strong> Rücken- und Bauchhaut<br />

sht/sht<br />

Rücken<br />

56,24<br />

+/sht<br />

Rücken<br />

39,29<br />

sht/sht<br />

Bauch<br />

Genotyp und Lokalisation<br />

(Mittelwerte <strong>der</strong> Varianzanalyse, se siehe Tabelle 3.6)<br />

41,02<br />

+/sht<br />

Bauch


124 Eigene Untersuchungen<br />

3.2.4.5 Morphologie <strong>der</strong> Adnexe<br />

Bei beiden Genotypen ist <strong>der</strong> Haarbalgmuskel (Musculus arrector pili) normal<br />

ausgebildet. Es sind keine Unterschiede in den histologischen<br />

Schnittpräparaten hinsichtlich Größe o<strong>der</strong> Verlauf feststellbar.<br />

Die Talgdrüsenanlagen sind ebenfalls bei beiden Genotypen vorhanden. Die<br />

Talgdrüsen des sht/sht Genotyps erscheinen gegenüber denen <strong>der</strong><br />

entsprechenden Altersstufe des normal behaarten Genotyps (+/sht)<br />

mittelgradig vergrößert. Diese Hyperplasie ist bereits ab dem sechsten<br />

Lebenstag festzustellen und wird bis zum Tag 15 deutlicher. Bei den adulten<br />

Tieren ist <strong>der</strong> Größenunterschied nur unwesentlich geringer als an Lebenstag<br />

15 ausgeprägt. Die Talgdrüsen <strong>der</strong> sht/sht Tiere nehmen, bei normaler<br />

anatomischer Lage und Morphologie, etwa das doppelte Volumen ein und<br />

lassen mindestens die doppelte Anzahl von Zellkernen im Drüsenkörper<br />

erkennen. Auch die Meibomschen Drüsen <strong>der</strong> Augenli<strong>der</strong> erscheinen geringbis<br />

mittelgradig hyperplastisch. Die sekretorische Aktivität <strong>der</strong> Talgdrüsen<br />

scheint jedoch nicht beeinträchtigt zu sein.


Eigene Untersuchungen 125<br />

Tabelle 3.7:<br />

Übersicht <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen des<br />

sht/sht Genotyps im Vergleich zum +/sht Genotyp<br />

+/sht sht/sht<br />

Abweichungen<br />

Körpermaße Ø - geringgradig verringert<br />

an<strong>der</strong>e Organsysteme Ø Ø keine Verän<strong>der</strong>ungen<br />

Organgewichte Leber / Niere Ø - - geringgradig verringert<br />

Fertilität / Vitalität / Verhalten Ø Ø<br />

Haare Haarsubtypen/Rumpf 4 1 atypisch<br />

Größe Ø - - - hochgradig verkleinert<br />

Form Ø ++ unregelmäßig gewellt<br />

Strukturdefekte Ø Ø (keine !)<br />

Haarfollikel Dichte Ø Ø<br />

Defekte - +++ hochgradige Torsionen<br />

- + unregelmäßige Einziehungen<br />

<strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide<br />

Keratinisierungs- - +++ Haar verhornt vor den<br />

störungen Wurzelscheiden<br />

Zyklusstörungen Ø +++ Katagen verfrüht u. verlängert<br />

Zyklussynchronisation Ø - - - Synchronisation aufgehoben<br />

Haut Dermatitis - ++ perifollikulär<br />

Akanthose Ø +<br />

Adnexe M. arrector pili Ø Ø<br />

Talgdrüsen Ø ++ mittelgradige Hyperplasie<br />

Ähnlichkeit mit bekannten Linien +++ - - -<br />

Abkürzungen: Ø: keine Abweichungen; +/+++: geringgradig / hochgradig vorhanden;<br />

-/--- geringgradig / hochgradig nicht vorhanden;


126 Diskussion<br />

4 Diskussion<br />

Aus dem Schrifttum ist eine große Zahl von Mutationen <strong>der</strong> Maus bekannt, die<br />

Defekte in <strong>der</strong>en Behaarung verursachen (SUNDBERG 1994; HOGAN et al.<br />

1995; LYON 1996). Mausstämme mit solchen Mutationen dienen <strong>der</strong><br />

Erforschung <strong>der</strong> Regulation des Haarwachstums und als Modelle für mit<br />

Behaarungsstörungen einhergehende humanmedizinische Erkrankungen<br />

(SUNDBERG u. KING 1996). Die Verwendung <strong>der</strong> Tiere wird oftmals durch<br />

begleitende Defekte o<strong>der</strong> Mißbildungen beeinträchtigt. Durch die<br />

vorangehend dargestellten Untersuchungen sollte geklärt werden, welche<br />

pathomorphologischen Verän<strong>der</strong>ungen die homozygoten Merkmalsträger <strong>der</strong><br />

<strong>neuen</strong>, min<strong>der</strong>behaarten Maus-Mutation sht/sht im Bereich ihrer Haut und <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Organsysteme aufweisen.<br />

Die zur Verfügung stehenden Mäuse stammen aus einer Inzuchtlinie, die seit<br />

mehr als 20 Jahren in Berlin gehalten wird. Durch vorangegangene<br />

Untersuchungen konnte gezeigt werden, daß das Gen autosomal-rezessiv<br />

vererbt wird (SCHMIDT u. SCHLOTE 1995). Mit den aus dieser Linie<br />

hervorgegangenen min<strong>der</strong>behaarten homozygoten Merkmalsträgern (sht/sht)<br />

und den heterozygoten, normal behaarten Tieren (+/sht) wurden<br />

ausschließlich Bru<strong>der</strong>-Schwester-Anpaarungen vorgenommen.<br />

Untersuchungen mit den genetisch identischen Tieren dieses segregierenden<br />

Inzuchtstammes können daher mit einer stark reduzierten Anzahl von<br />

Individuen durchgeführt werden. Da sich auch die homozygoten<br />

Merkmalsträger <strong>der</strong> sht-Linie als voll fertil erwiesen haben, können<br />

Nachkommen eines jeden Genotyps gezielt produziert werden. Dadurch<br />

müssen keine Nachkommen mit einem unerwünschten Genotyp in Kauf<br />

genommen werden. Dies ist sowohl aus finanziellen Gründen, als auch vor<br />

allem aus tierschützerischen Erwägungen erwünscht. Für die vorliegenden<br />

Untersuchungen wurden +/sht an sht/sht Mäuse angepaart um jeweils etwa<br />

50% <strong>der</strong> gleichen Genotyen in <strong>der</strong> Nachkommenschaft zu erhalten. Dadurch<br />

standen sowohl min<strong>der</strong>behaarte als auch normal behaarte Mäuse als<br />

Kontrolltiere in gleicher Zahl zur Verfügung.


Diskussion 127<br />

Es wurden insgesamt 40 sht/sht Tiere mit 40 ihrer normal behaarten<br />

Wurfgeschwister (+/sht) zu zehn verschiedenen Untersuchungszeitpunkten<br />

verglichen. Der Schwerpunkt lag dabei im Zeitraum des ersten Haarzyklus,<br />

<strong>der</strong> bei Mäusen innerhalb <strong>der</strong> ersten drei Lebenswochen abläuft. Die Planung<br />

<strong>der</strong> Hautprobennahmen und <strong>der</strong> Sektionen richtete sich in ihrem Umfang und<br />

dem Zeitrahmen nach <strong>der</strong> Vorgehensweise des Jackson Laboratory in Bar<br />

Harbour, Maine/USA (HOGAN 1995). Das Jackson Laboratory ist die größte<br />

unabhängige und nicht gewinnorientierte Einrichtung für die Erforschung und<br />

Bereitstellung von Mäusen als Modelltiere für humane Erkrankungen.<br />

Alle Tiere wurden äußerlich untersucht und vermessen. Bei einem Teil <strong>der</strong><br />

Altersgruppen sind zudem vollständige Sektionen durchgeführt worden. Die<br />

inneren Organe sind dabei auf ihre vollständige Anlage und auf eventuell<br />

vorhandene pathomorphologische Abweichungen untersucht worden. Dabei<br />

war anhand <strong>der</strong> im Ergebnisteil dargestellten Befunde festzustellen, daß sich<br />

die min<strong>der</strong>behaarten Tiere hinsichtlich <strong>der</strong> Organausstattung in keiner Weise<br />

von ihren normal behaarten heterozygoten Wurfgeschwistern unterscheiden.<br />

Alle Organe sind normal angelegt und weisen darüberhinaus keine<br />

charakteristischen pathomorphologischen Verän<strong>der</strong>ungen auf. Dieser Befund<br />

ist beson<strong>der</strong>s hervorzuheben, da viele aus <strong>der</strong> Literatur bekannte, die Haare<br />

betreffende Mutationen <strong>der</strong> Maus mit Defekten an<strong>der</strong>er Organe<br />

vergesellschaftet sind. Oftmals sind dabei die Fertilität o<strong>der</strong> die<br />

Immunkompetenz vermin<strong>der</strong>t (SUNDBERG 1994). Die Fruchtbarkeit ist z. B.<br />

bei den Mutanten naked, crinkled o<strong>der</strong> ichtyosis (N, cr, ic) vermin<strong>der</strong>t, die<br />

allgemein bekannte Nacktmaus (HNF-3/forkhead homolog 11, Hfh11 nu ) besitzt<br />

beispielsweise keinen Thymus und ist daher Immundefizient.<br />

Auch die statistische Auswertung <strong>der</strong> bei einem Teil <strong>der</strong> Tiere erfaßten<br />

Gewichte <strong>der</strong> Einzelorgane zeigt kaum Differenzen zwischen den beiden<br />

Genotypen. Erst innerhalb <strong>der</strong> dritten Altersgruppe (Lebenstag 12 bis 21)<br />

finden sich signifikante Unterschiede. Dort sind die Lebern <strong>der</strong> sht/sht Tiere<br />

signifikant (p = 0,03) leichter, als die <strong>der</strong> +/sht Tiere. Ansonsten lassen sich<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Organgewichte bei den adulten Tieren <strong>der</strong> vierten Altersgruppe<br />

(Lebenstag 42 und 182) lediglich geschlechtsbezogene signifikante<br />

Unterschiede nachweisen.


128 Diskussion<br />

Die Organe <strong>der</strong> männlichen Tiere sind ab dem Lebenstag neun deutlich<br />

schwerer, als die <strong>der</strong> Weibchen. Dieser Geschlechtsdimorphismus ist bei<br />

beiden Genotypen ausgeprägt und bleibt zeitlebens bestehen. Zwischen den<br />

inneren Organen <strong>der</strong> sht/sht und <strong>der</strong> +/sht Tiere besteht also kein statistisch<br />

zu belegen<strong>der</strong> Unterschied hinsichtlich ihrer Gewichte o<strong>der</strong> ihrer Morphologie.<br />

Die Untersuchung <strong>der</strong> Gesamtkörpergewichte ergab deutlichere Unterschiede<br />

zwischen den beiden Genotypen als die alleinige Betrachtung <strong>der</strong><br />

Einzelorgane. Es ist auch hier ein ausgeprägter Dimorphismus <strong>der</strong> beiden<br />

Geschlechter vorhanden. Die männlichen Tiere sind ab <strong>der</strong> vierten<br />

Altersgruppe bei beiden Genotypen schwerer, als die Weibchen. Zudem sind<br />

die Tiere <strong>der</strong> dritten und vierten Altersgruppe des sht/sht Genotyps signifikant<br />

leichter, als ihre normal behaarten +/sht Wurfgeschwister. Von Lebenstag<br />

neun an wiegen sie weniger, was sich während ihrer weiteren Entwicklung<br />

nicht mehr än<strong>der</strong>t. Diese Befunde lassen sich ebenfalls anhand <strong>der</strong> Rumpfund<br />

Schwanzlängen nachvollziehen. Ab <strong>der</strong> dritten Altersgruppe besitzen die<br />

sht/sht Tiere einen hochsignifikant kürzeren Körper (p = 0,006) und einen<br />

hochsignifikant kürzeren Schwanz (p = 0,004). Bei den adulten Tieren <strong>der</strong><br />

vierten Gruppe sind Rumpf und Schwanz ebenfalls signifikant bzw. schwach<br />

signifikant kürzer (Rumpf: p = 0,02 bzw. Schwanz: p = 0,05). Ausgewachsene<br />

Tiere des sht/sht Genotyps sind also leichter und kürzer, als ihre normal<br />

behaarten Wurfgeschwister und sie besitzen zudem leichtere innere Organe.<br />

Das ermittelte geringere Körpergewicht <strong>der</strong> sht/sht Tiere ist daher nicht alleine<br />

durch die wesentlich spärlicher ausgebildete Körperbehaarung zu erklären,<br />

son<strong>der</strong>n auch auf ihre geringeren Körpermaße zurückzuführen. Eine<br />

Zusammenfassung <strong>der</strong> erhobenen Befunde <strong>der</strong> beiden Genotypen sht/sht und<br />

+/sht zeigt die Tabelle 4.1.<br />

Für die vorangehend beschriebenen Untersuchungen fanden vorwiegend<br />

junge Tiere im Alter von bis zu drei Wochen Verwendung. SCHMIDT und<br />

SCHLOTE (1995) standen eine weitaus größere Zahl von Individuen (1393<br />

Nachkommen aus 240 Würfen) für die Untersuchungen <strong>der</strong> Körpergewichte<br />

von homo- und heterozygoten Nachkommen des sht-Stammes zur Verfügung.<br />

Dieser Publikation sind umfangreiche Daten <strong>der</strong> körperlichen Entwicklung zu<br />

entnehmen. Dabei konnte gezeigt werden, daß <strong>der</strong> min<strong>der</strong>behaarte sht/sht<br />

Genotyp auch bei verschiedenen Haltungsbedingungen mit einer erhöhten


Diskussion 129<br />

Temperatur voll fertil und in seiner Vitalität nicht eingeschränkt ist. Die mittlere<br />

Anzahl <strong>der</strong> Nachkommen pro Wurf <strong>der</strong> sht/sht Tiere war bei erhöhten<br />

Umgebungstemperaturen sogar größer als bei den heterozygoten Tieren. Bei<br />

den Anpaarungen, die zur Erzeugung <strong>der</strong> in den beschriebenen<br />

Untersuchungen verwendeten Tiere vorgenommenen wurden, konnte<br />

ebenfalls eine uneingeschränkte Fruchtbarkeit des sht/sht Genotyps<br />

festgestellt werden.<br />

Tabelle 4.1:<br />

<strong>Pathomorphologische</strong> Verän<strong>der</strong>ungen des sht/sht Genotyps<br />

+/sht sht/sht<br />

Körpermaße Ø geringgradig verkürzte Rumpf-/Schwanzlängen<br />

Organdefekte Ø Ø<br />

Haare Ø nur ein hochgradig verkleinerter Haartyp<br />

Haarfollikel Ø verschiedene variable Defekte<br />

Abkürzungen: Ø: ohne beson<strong>der</strong>en Befund;<br />

Neben <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Körpermaße und <strong>der</strong> inneren Organe fand das<br />

Haarkleid beson<strong>der</strong>e Beachtung. Hierbei zeigten sich deutliche Unterschiede<br />

zwischen den beiden Genotypen. Die sht/sht Mäuse wiesen im Vergleich zu<br />

ihren normal behaarten Wurfgeschwistern vom Zeitpunkt ihrer Geburt an ein<br />

stark verän<strong>der</strong>tes Haarwachstum auf. Schon an ihrem ersten Lebenstag sind<br />

sie anhand <strong>der</strong> wesentlich feineren und gewellten Schnurrhaare eindeutig zu<br />

identifizieren. Diese spezielle Art <strong>der</strong> Vibrissen bleibt zeitlebens<br />

charakteristisch für die sht/sht Mäuse. Spätestens ab dem vierten Lebenstag<br />

wird bei normal behaarten Mäusen das Fell an Kopf und Rumpf<br />

makroskopisch sichtbar. Die sht/sht Tiere lassen dagegen erst ab dem achten<br />

Lebenstag eine Behaarung des Körpers erkennen. Diese bleibt zeitlebens<br />

einheitlich über den ganzen Körper nur sehr kurz und dünn. Die<br />

vorgenommenen morpho-metrischen, licht- und<br />

rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen <strong>der</strong> Haare des sht/sht<br />

Genotyps sollten die genauen Unterschiede zum +/sht Genotyp zeigen.


130 Diskussion<br />

Es wurden ausgezupfte Telogenhaare bei<strong>der</strong> Genotypen ab <strong>der</strong> dritten<br />

Lebenswoche untersucht und vermessen (21, 42 und 182 Tage alt). Ab<br />

dieser Altersstufe ist bei normal behaarten Mäusen <strong>der</strong> erste Haarzyklus und<br />

damit das Haarwachstum vorläufig beendet.<br />

Im Gegensatz zu den normalerweise ausgebildeten vier Haarsubtypen des<br />

Rumpfes <strong>der</strong> Maus (DRY 1926; UHR 1984; SUNDBERG u. HOGAN 1994) ist<br />

bei den sht/sht Tieren nur ein einheitlicher Haartyp festzustellen. Dieser<br />

stimmt in Größe und Morphologie mit keinem bekannten Haarsubtyp <strong>der</strong> Maus<br />

überein. Die Haare <strong>der</strong> min<strong>der</strong>behaarten Tiere weisen eine wesentlich<br />

geringere Größe auf. Sie besitzen nur etwa ein Fünftel <strong>der</strong> Länge <strong>der</strong><br />

kürzesten Haare (Zick-Zack-Haare) <strong>der</strong> +/sht Maus. Sie haben nur etwa ein<br />

Zehntel <strong>der</strong> Länge <strong>der</strong> längsten Haare (Leithaare) des heterozygoten<br />

Genotyps. Auch ihre Breite ist mit <strong>der</strong> Hälfte bzw. einem Viertel <strong>der</strong> kleinsten<br />

bzw. größten Haare <strong>der</strong> +/sht Maus wesentlich geringer. Die Maße <strong>der</strong> sht/sht<br />

Haare weisen geringe Schwankungsbreiten auf. Sie sind, wie auch ihre<br />

Morphologie, sehr einheitlich. Die Haare zeigen einen normalen Aufbau mit<br />

Schaft, Granne und Spitze, sind in ihrem Verlauf jedoch nicht wie sonst üblich<br />

gerade, son<strong>der</strong>n unregelmäßig gewellt. Rasterelektronenmikroskopisch ist<br />

zudem erkennbar, daß sie regelmäßig ausgebildete glatte und anliegende<br />

Kutikularschuppen besitzen, die den gesamten Umfang des Haares umgeben.<br />

Diese sind dem sogenannten ‘kranzförmigen’ Typ zuzurechnen. Weitere<br />

strukturelle Defekte wie Knicke, Frakturen, Fissuren, Auftreibungen o<strong>der</strong><br />

Verdrehungen sind licht- o<strong>der</strong> rasterelektronenmikroskopisch nicht<br />

festzustellen. Ein Haarmark ist nur spärlich und diskontinuierlich ausgebildet.<br />

Große Abschnitte <strong>der</strong> sht/sht Haare besitzen, wie auch die Spitze und <strong>der</strong><br />

Schaft normaler Haare, kein Mark, son<strong>der</strong>n bestehen ausschließlich aus<br />

verhornten Rindenzellen. Die sht/sht Haare gleichen somit stark verkleinerten,<br />

aber dennoch normal aufgebauten Haaren. Sie ähneln am ehesten den Zick-<br />

Zack-Haaren des normal behaarten Genotyps. Die sht/sht Haare sind jedoch<br />

wesentlich kürzer und dünner als diese. Zudem fehlen ihnen die für diesen<br />

Haartyp charakteristischen Abknickungen und das normalerweise vorhandene<br />

einreihige Haarmark.


Diskussion 131<br />

Die Isolationswirkung des Haarkleides <strong>der</strong> sht/sht Maus ist im Vergleich zum<br />

normalerweise ausgebildeten Fell sicherlich stark eingeschränkt. Dies muß<br />

jedoch nicht zwangsläufig einen Nachteil darstellen, wie die Untersuchungen<br />

von SCHMIDT und SCHLOTE (1995) zeigten. Dabei wurden Tiere des sht/sht<br />

Genotyps und <strong>der</strong> Ursprungslinie in einer erhöhten Umgebungstemperatur<br />

gehalten. Fitness und Vitalität <strong>der</strong> sht/sht Tiere waren dabei im Vergleich zu<br />

den Tieren <strong>der</strong> Ursprungslinie nicht eingeschränkt. Die Wurfgrößen und<br />

-gewichte <strong>der</strong> sht/sht Mütter lagen sogar über denen <strong>der</strong> Vergleichstiere des<br />

+/sht Genotyps. In bestimmten Umwelten muß also eine Min<strong>der</strong>behaarung<br />

nicht automatisch als Defekt o<strong>der</strong> Mißbildung angesehen werden, son<strong>der</strong>n<br />

kann unter Umständen auch einen Vorteil darstellen. Auch die<br />

Reizwahrnehmung über die Haare und die entsprechenden follikelassoziierten<br />

Einrichtungen <strong>der</strong> Haut (Blutsinus bzw. Haarscheiben) ist<br />

aufgrund des Fehlens <strong>der</strong> dafür normalerweise vorgesehenen Leithaare mit<br />

Sicherheit hochgradig reduziert. Da jedoch zumindest die Vibrissen - wenn<br />

auch stark gewellt und verkürzt - ausgebildet sind, können sich die Tiere<br />

vermutlich problemlos in ihrer Umwelt orientieren.<br />

Obwohl bis heute eine große Anzahl von Mausmutationen mit Behaarungsdefekten<br />

bekannt ist, findet sich darunter keine Mutation mit einem<br />

Behaarungstyp, <strong>der</strong> <strong>der</strong> sht/sht Maus ähnelt. Die reduzierte Behaarung <strong>der</strong><br />

bisher bekannten Mutationen betrifft entwe<strong>der</strong> nur lokalisierte Bereiche des<br />

Felles (wie z. B. bei hairy ears o<strong>der</strong> hair patches) o<strong>der</strong> es ist nur ein Teil <strong>der</strong><br />

normalen Haarsubtypen (wie z. B. bei caracul, crinkled, frizzy, shaven o<strong>der</strong><br />

tabby) ausgebildet. Zunächst normal wachsende Haare können aber auch<br />

durch mechanische Belastungen beschädigt werden o<strong>der</strong> durch an<strong>der</strong>e innere<br />

Einflüsse ausfallen, so daß erst sekundär eine Hypotrichose entsteht (wie z. B.<br />

bei lanceolate, atrichosis, bare skin o<strong>der</strong> depilated). Ein einheitlicher,<br />

verkleinerter Haartyp ohne weitere strukturelle Defekte, <strong>der</strong> über den ganzen<br />

Körper gleichmäßig verteilt ausgebildet wird, stellt somit eine Beson<strong>der</strong>heit<br />

unter den bereits bekannten Mausstämmen mit Behaarungsdefekten dar.


132 Diskussion<br />

Beim Menschen ist bekannt, daß schwere Traumata, systemische<br />

Erkrankungen o<strong>der</strong> ein gravieren<strong>der</strong> Proteinmangel zu einer Verkleinerung <strong>der</strong><br />

Kopfbehaarung führen können. Diese geht mit einem Verlust <strong>der</strong><br />

Pigmentierung und einer Verringerung des Haardurchmessers einher. Das<br />

Haarmark ist dabei entwe<strong>der</strong> nur diskontinuierlich ausgebildet o<strong>der</strong> es fehlt<br />

vollständig. Das klinische Bild wird als ‘Pohl-Pinkus-Mark’ bezeichnet und<br />

häufig in Zusammenhang mit den sogenannten ‘Beau-Linien’ <strong>der</strong> Finger- und<br />

Zehennägel gesehen, die dieselbe Ätiologie aufweisen (STROUD 1987;<br />

ROOK u. DAWBER 1995). Die Haare <strong>der</strong> sht/sht Mäuse besitzen eine große<br />

Ähnlichkeit mit den Haaren, die bei dem ‘Pohl-Pinkus-Mark’ gesehen werden.<br />

Die schwerwiegenden Haarfollikeldefekte <strong>der</strong> sht/sht Mäuse sind jedoch bei<br />

Patienten mit dem ‘Pohl-Pinkus-Mark’ nicht festzustellen.<br />

Eine große Zahl humanmedizinischer Erkrankungen <strong>der</strong> Haut und <strong>der</strong> Haare,<br />

die zu einer Min<strong>der</strong>behaarung führen, gehen mit einer Verkleinerung <strong>der</strong><br />

Haarfollikel und <strong>der</strong> von ihnen produzierten Haare einher. Diese sogenannte<br />

Miniaturisierung <strong>der</strong> Haare bzw. Haarfollikel findet sich beispielsweise bei <strong>der</strong><br />

sogenannten androgenetischen Alopezie. Es kommt dabei in <strong>der</strong> Folge dieser<br />

Erkrankungen zu einem Wechsel <strong>der</strong> von dem Haarfollikel gebildeten Haarart.<br />

Von <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Terminalhaare wird zur Bildung <strong>der</strong> sogenannten<br />

Vellushaare umgeschaltet. Das normale Vellushaar findet sich beinahe am<br />

gesamten Körper des Menschen. Die kurzen und feinen Haare dieses Typs<br />

sind meist unpigmentiert und besitzen kein Haarmark. Während <strong>der</strong> Pubertät<br />

wird bei einem Teil <strong>der</strong> Vellushaar-Follikel auf die Bildung von sogenanntem<br />

Terminalhaar umgeschaltet. Dieses ist deutlich größer und enthält zudem<br />

Melaninpigmente. Es ist damit <strong>der</strong> Kopfbehaarung des Menschen ähnlicher<br />

und findet sich vor allem in den Achseln und im Schambereich. Auch die<br />

Brust- und Bartbehaarung zählt zu dieser Haarart. Das Auftreten von<br />

Vellushaaren in Regionen, in denen Terminalbehaarung ausgebildet war, stellt<br />

somit einen Rückschritt in <strong>der</strong> Entwicklung des einzelnen Haarfollikels dar.<br />

Bei <strong>der</strong> humanen androgenetischen Alopezie kommt es zur auffälligen und<br />

kosmetisch beson<strong>der</strong>s bedeutsamen Miniaturisierung <strong>der</strong> Haarfollikel des<br />

Kopfhaares. Dabei sind an den Haaren selber keine strukturellen Defekte<br />

feststellbar.


Diskussion 133<br />

Die sht/sht Maus könnte daher ein wertvolles Tiermodell zur Erforschung <strong>der</strong><br />

androgenetischen Alopezie und ihrer Therapie darstellen, denn bei diesen<br />

Tieren finden sich ebenfalls stark miniaturisierte Haare, die ansonsten keine<br />

strukturellen Defekte aufweisen. Es werden in <strong>der</strong> Literatur nur wenige<br />

Modelle für die androgenetische Alopezie beschrieben. Viele Untersuchungen<br />

wurden bisher an Bärenmakaken (Macaca arctoides) vorgenommen (UNO<br />

1982). Es handelt sich dabei jedoch mittlerweile um eine geschützte Art.<br />

Zudem ist die Haltung dieser Tiere im Vergleich zu Mäusen wesentlich<br />

aufwendiger. Auch Mäuse wurden bereits als Modelltiere eingesetzt. Bei<br />

diesen Tieren wurde die Entwicklung <strong>der</strong> androgenentischen Alopezie durch<br />

parenterale Androgengaben ausgelöst (MATIAS et al. 1989). Auch wenn die<br />

beim Menschen erwiesene hormonelle Ursache für die androgenetische<br />

Alopezie bei den sht/sht Tieren fraglich ist, ist doch aufgrund <strong>der</strong> ähnlichen<br />

Morphologie <strong>der</strong> Behaarung eine Verwendung dieses Stammes als Modell für<br />

die humane Erkrankung denkbar.<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> histologischen Schnitte von <strong>der</strong> Haut ergab desweiteren<br />

eine mittelgradige Hyperplasie <strong>der</strong> Talgdrüsen <strong>der</strong> Haarfollikel. In <strong>der</strong> Literatur<br />

sind bei vielen Mausmutationen mit Behaarungsdefekten verschiedenartige<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> adnexalen Drüsen beschrieben worden (SUNDBERG<br />

1994). So sind bei <strong>der</strong> Mutante tabby (Ta) überhaupt keine Meibomschen<br />

Drüsen ausgebildet. Die Talgdrüsen <strong>der</strong> bare skin Maus (Bsk) zeigen eine<br />

abnorme Ausreifung bzw. Verhornung. Bei <strong>der</strong> asebia (ab) Mutation sind die<br />

Talgdrüsen dagegen nur hypoplastisch angelegt. Eine Hyperplasie ist bei den<br />

Mutanten soft coat (soc) und hairless (hr) beschrieben worden. Bei <strong>der</strong><br />

hairless-Maus werden dabei die zunächst hyperplastisch angelegten<br />

Talgdrüsen mit zunehmendem Alter atrophisch. Eine Hypoplasie <strong>der</strong><br />

Talgdrüsen hat für die Tiere aufgrund daraus resultieren<strong>der</strong> Dermatitiden<br />

meist schwerwiegen<strong>der</strong>e Folgen, als eine Hyperplasie. Bei den sht/sht Tieren<br />

hat die verstärkte Ausbildung <strong>der</strong> Talgdrüsen keine weiteren Auswirkungen<br />

und ist somit als Nebenbefund zu werten. Die Eigenmuskeln <strong>der</strong> Haarfollikel<br />

entsprechen in Verlauf und Größe denen <strong>der</strong> +/sht Tiere. Aus dem Schrifttum<br />

ist bekannt, daß die Haarbalgmuskeln defekter Haarfollikel in <strong>der</strong> Regel<br />

normal angelegt sind (SUNDBERG 1994).


134 Diskussion<br />

Bei einer geringen Zahl von älteren Tieren, die zur Zucht und<br />

Aufrechterhaltung <strong>der</strong> sht/sht Mutation dienten, waren mittel- bis hochgradige<br />

Entzündungen <strong>der</strong> Augenli<strong>der</strong> festzustellen. Die histologischen<br />

Untersuchungen dieser therapieresistenten Blepharitiden läßt vermuten, daß<br />

die Ursache hierfür tordierte Haarfollikel waren, die auf <strong>der</strong> Innenseite <strong>der</strong><br />

Augenli<strong>der</strong> mündeten und einen Pruritus verursachten. Es sind in <strong>der</strong> Literatur<br />

nur wenige Verän<strong>der</strong>ungen an den Augen bei Mäusen mit<br />

Behaarungsdefekten beschrieben worden. Korneatrübungen sind bei <strong>der</strong><br />

bare skin-Mutante (Bsk) bekannt, die crinkled-Mutation (cr) zeigt häufig eine<br />

vermin<strong>der</strong>te Öffnung <strong>der</strong> Augenli<strong>der</strong> und Ulzerationen <strong>der</strong> Kornea. Ein<br />

vermehrter Pruritus <strong>der</strong> Augenli<strong>der</strong> sind für die asebia-Mäuse (ab)<br />

charakteristisch (SUNDBERG 1994). Die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Augen <strong>der</strong><br />

sht/sht Tiere konnten nur bei einer sehr geringen Anzahl von Tieren<br />

beobachtet werden und müssen daher als Nebenbefund gelten. Sie können<br />

nicht als charakteristisch für diesen Inzuchtstamm angesehen werden.<br />

Die an den Transversalschnitten <strong>der</strong> Haut vorgenommenen Untersuchungen<br />

sollten zeigen, ob die Ursache für das makroskopisch nur spärlich<br />

ausgebildete Haarkleid zusätzlich zu <strong>der</strong> speziellen Art <strong>der</strong> Haare eventuell<br />

eine Hypogenesie <strong>der</strong> Haarfollikel ist. Hierbei ergaben die Auswertungen <strong>der</strong><br />

morphometrischen Untersuchungen <strong>der</strong> Hautstanzen <strong>der</strong> 21-Tage-alten Tiere,<br />

daß die weiblichen Tiere unabhängig vom Genotyp eine höhere Dichte <strong>der</strong><br />

Haarfollikel aufweisen. Zudem besitzen alle Tiere bei<strong>der</strong> Genotypen in <strong>der</strong><br />

Haut ihres Bauches im allgemeinen eine geringere Haarfollikeldichte als im<br />

Bereich des Rückens. Diese Befunde stimmen mit den aus <strong>der</strong> Literatur<br />

bekannten Untersuchungen überein (DRY 1926; UHR 1984). Der Vergleich<br />

<strong>der</strong> beiden Genotypen ergab dagegen keine einheitliche Tendenz <strong>der</strong> Dichte<br />

<strong>der</strong> Haarfollikel. Eine in ihrer Zahl vermin<strong>der</strong>te Anlage <strong>der</strong> Haarfollikel liegt<br />

also bei den sht/sht Tieren nicht vor.


Diskussion 135<br />

Zur Abklärung welche pathomorphologischen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Haarfollikel<br />

<strong>der</strong> sht/sht Tiere zu <strong>der</strong> Produktion <strong>der</strong> anomalen Haare führen, wurden die<br />

histologischen Schnittpräparate <strong>der</strong> Hautproben <strong>der</strong> Entnahmelokalisationen<br />

Rücken, Bauch, Auge, Ohr und Schwanz lichtmikroskopisch untersucht. Die<br />

Befunde, die an den verschiedenen Lokalisationen festzustellen sind, gleichen<br />

sich prinzipiell. Es handelt sich dabei um eine Vielzahl verschiedener<br />

Verän<strong>der</strong>ungen, die im Ergebnisteil ausführlich beschrieben wurden. Die<br />

Verän<strong>der</strong>ungen liegen dabei in extrem variabler Ausprägung vor.<br />

Eine Reduktion <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Haarfollikel, die <strong>der</strong> Größenreduktion <strong>der</strong> von<br />

ihnen produzierten Haare entspricht, konnte dabei nicht festgestellt werden.<br />

Die Haarfollikel sind zwar geringgradig kürzer und dünner, weisen aber<br />

dennoch eine mit den Follikeln <strong>der</strong> Zick-Zack-Haare des +/sht Genotyps<br />

vergleichbare Größe auf. Die Haarfollikel <strong>der</strong> min<strong>der</strong>behaarten Tiere zeigen<br />

einen hochgradig abnormen Verlauf. Anstatt gerade vom Bulbus ausgehend<br />

zur epi<strong>der</strong>malen Oberfläche zu wachsen, sind sie unregelmäßig aber<br />

hochgradig tordiert. Sie zeigen dabei zum Teil mehrere Biegungen, die einen<br />

Winkel bis zu 90 Grad einschließen können. Der Großteil <strong>der</strong> Haarfollikel ist<br />

jedoch weniger stark abgebogen. Dennoch ist es aufgrund <strong>der</strong> in alle<br />

Richtungen weisenden Biegungen nicht möglich, den Verlauf eines einzelnen<br />

Haarfollikels im histologischen Längsschnitt vom Bulbus ausgehend bis zu<br />

seinem Infundibulum zu verfolgen. Die normalerweise vorhandene, streng<br />

parallele Anordnung <strong>der</strong> Haarfollikel <strong>der</strong> Maus ist bei dieser Mutation völlig<br />

aufgehoben. Ein nach kaudal gerichteter Haarstrich ist bei den sht/sht Tieren<br />

makroskopisch nur schwer erkennbar.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Follikel ist die normale konzentrische Anordnung <strong>der</strong> Schichten<br />

des Follikels und des Haares teilweise aufgehoben. Die Zellschichten <strong>der</strong><br />

inneren Wurzelscheide besitzen eine uneinheitliche Dicke und sind zum Teil<br />

hyperplastisch ausgebildet. Das Haar liegt demzufolge exzentrisch im Follikel<br />

innerhalb <strong>der</strong> ungleichmäßig dicken Zelllagen <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide.<br />

Das Haar bleibt dabei im Querschnitt nicht an einer Stelle im Haarfollikel,<br />

son<strong>der</strong>n windet sich unregelmäßig korkenzieherartig nach distal durch den<br />

Haarfollikel.


136 Diskussion<br />

Bei den transmissionselektronenmikroskopischen Untersuchungen ließ sich<br />

desweiteren eine an<strong>der</strong>sartige Verhornungsreihenfolge <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Schichten des Haarfollikels nachweisen. Bei den +/sht Tieren keratinisiert<br />

zunächst die Henlesche Schicht und die Kutikula <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide.<br />

Es folgen darauf die Rinde und das Mark des Haares. Schließlich verhornen<br />

die Huxleysche Schicht <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide und die Kutikula des<br />

Haares. Bei den sht/sht Tieren ist dagegen das gesamte Haar mit allen<br />

vorhandenen Schichten verhornt, bevor die Anteile <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide<br />

Anzeichen <strong>der</strong> Keratinisierung zeigen. Die Aushärtung <strong>der</strong> inneren<br />

Wurzelscheide vor dem Haar selbst wird als Voraussetzung für die<br />

stabilisierende und formgebende Rolle dieser Schicht für das wachsende Haar<br />

angesehen (ROGERS u. POWELL 1997). Diese wichtige Funktion entfällt bei<br />

den Haarfollikeln des sht/sht Genotyps. Man kann vermuten, daß die in den<br />

histologischen Schnitten häufig gesehenen Defekte <strong>der</strong> Wurzelscheiden aus<br />

dieser Störung <strong>der</strong> Keratinisierung resultieren. Wenn <strong>der</strong> stabile Zylin<strong>der</strong>, in<br />

dem das Haar wachsen soll, erst nach Aushärtung des Haares verhornt, ist es<br />

möglich, daß das Haar die Wurzelscheiden durchbricht. Daraus könnte die<br />

häufig gesehene perifollikuläre Ansammlung von Entzündungszellen als<br />

Abwehrreaktion auf den frei in <strong>der</strong> Dermis bzw. dem Pannus liegenden<br />

Fremdkörper resultieren. Bei vielen Mausmutationen mit Behaarungsdefekten<br />

wurden nach SUNDBERG et al. (1997) <strong>der</strong>artige Infiltrate von<br />

Entzündungszellen in <strong>der</strong> Haut als Nebenbefund nachgewiesen.<br />

Außer <strong>der</strong> gering- bis mittelgradigen, gemischtzelligen perifollikulären o<strong>der</strong><br />

diffusen Dermatitis in <strong>der</strong> Haut <strong>der</strong> sht/sht Tiere konnte durch die<br />

lichtmikroskopischen Untersuchungen <strong>der</strong> histologischen Schnittpräparate<br />

eine geringgradige Akanthose und eine geringgradige orthokeratotische<br />

Hyperkeratose <strong>der</strong> interfollikulären Epi<strong>der</strong>mis festgestellt werden. Aus <strong>der</strong><br />

Literatur ist bekannt, daß diese Befunde bei Mäusen mit Behaarungsdefekten<br />

ebenfalls häufig zu erheben sind (SUNDBERG 1994). Sie stellen auch hier<br />

lediglich einen Nebenbefund dar. We<strong>der</strong> das Wohlbefinden <strong>der</strong> Tiere noch<br />

das Haarwachstum dürften hierdurch in beson<strong>der</strong>em Maße beeinflußt werden.<br />

Gleiches gilt für die zumeist mittelgradige Infundibuladilatation <strong>der</strong> Haarfollikel<br />

<strong>der</strong> sht/sht Tiere, die mit einer Follikelkeratose einhergeht.


Diskussion 137<br />

Bei einer kleinen Anzahl <strong>der</strong> Haarfollikel konnten weitere spezielle<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Haarfollikel festgestellt werden. Diese betreffen die<br />

äußere Wurzelscheide, bei <strong>der</strong> im histologischen Schnitt abnorme<br />

Einziehungen zu sehen sind. Sie erscheinen im histologischen Längsschnitt<br />

unregelmäßig verteilt über alle Alterstufen ab Lebenstag 12. Die<br />

normalerweise nur einschichtige äußere Wurzelscheide wird dabei<br />

abschnittsweise mehrlagig, so daß bis zu drei Zellen übereinan<strong>der</strong> erkennbar<br />

sind. Darauf folgen Abschnitte, bei denen sich die Basalmembran <strong>der</strong><br />

äußeren Wurzelscheide den Zellen <strong>der</strong> inneren Wurzelscheide direkt<br />

annähert. Die Zellen <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide erscheinen dabei<br />

lichtmikroskopisch vollständig verdrängt. Daraus resultiert im histologischen<br />

Längsschnitt ein girlandenartiges Aussehen <strong>der</strong> betroffenen Haarfollikel. Die<br />

in den Follikeln liegenden Haare zeigen dabei einen relativ geraden Verlauf.<br />

Eine Hyperplasie <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide ist aus dem Schrifftum<br />

beispielsweise bei den Mutationen naked und harlequin bekannt (N und Hq)<br />

bekannt. Einziehungen <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide sind dabei jedoch nicht<br />

beschrieben worden (SUNDBERG 1994).<br />

Die äußere Wurzelscheide ist nicht direkt in den Keratinisierungsprozeß des<br />

Haares involviert. Sie dient vielmehr <strong>der</strong> Ernährung <strong>der</strong> Zellen <strong>der</strong> inneren<br />

Wurzelscheide. Man vermutet heute, daß die äußere Wurzelscheide auch zur<br />

Regulation <strong>der</strong> Matrixkeratinozyten des Bulbus und <strong>der</strong> inneren<br />

Wurzelscheide beiträgt (PAUS 1994). Welchen Einfluß die hier gesehenen<br />

morphologischen Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Zellen <strong>der</strong> äußeren Wurzelscheide auf<br />

ihre Funktion nehmen, kann durch die in dieser Arbeit vorgenommenen<br />

Untersuchungen nicht beantwortet werden. Eine qualitative und quantitative<br />

Bestimmung <strong>der</strong> Exprimierung <strong>der</strong> Wachstumsfaktoren <strong>der</strong> äußeren<br />

Wurzelscheide während des Haarfollikelzyklus wäre zur Abklärung dieser<br />

Fragestellung hilfreich.<br />

Die histologischen Schnitte <strong>der</strong> Haut des Rückens <strong>der</strong> Tiere dienten<br />

desweiteren zur Bestimmung des Zyklusstandes <strong>der</strong> Haarfollikel. Zwischen<br />

den beiden Genotypen konnten dabei deutliche Unterschiede festgestellt<br />

werden (siehe auch Kapitel 3.2.4.3).


138 Diskussion<br />

Bei den +/sht Tieren liegt ein streng synchronisierter, wellenförmiger<br />

Haarzyklus vor. Hinsichtlich seines zeitlichen Verlaufs stimmt dieser mit den<br />

Angaben in <strong>der</strong> Literatur überein (BORUM 1954; RANDALL 1956;<br />

SUNDBERG 1997). In <strong>der</strong> Haut <strong>der</strong> sht /sht Tiere setzt während des ersten<br />

Haarzyklus die Katagenphase deutlich früher ein. Zudem ist diese<br />

Involutionsphase <strong>der</strong> Follikel über einen längeren Zeitraum als normal zu<br />

sehen. Während sich im Alter von 21 Tagen alle Haarfollikel des Rückens <strong>der</strong><br />

+/sht Mäuse bereits in <strong>der</strong> inaktiven Telogenphase befinden, finden sich in<br />

den histologischen Präparaten <strong>der</strong> sht/sht Tiere noch katagene Stadien.<br />

Zudem sind neben diesen auch alle an<strong>der</strong>en Phasen des Haarzyklus zu<br />

erkennen. Aus diesem Grund finden sich die Bulbi <strong>der</strong> Haarfollikel nicht<br />

einheitlich entsprechend des jeweiligen Haarzyklusstandes auf einer Ebene in<br />

<strong>der</strong> Haut. Je nach Wachstumsphase des einzelnen Follikels liegt <strong>der</strong><br />

dazugehörige Bulbus in <strong>der</strong> entsprechenden Ebene des Pannus bzw. <strong>der</strong><br />

Dermis. Benachbarte Follikelbulbi können sich unabhängig davon in an<strong>der</strong>en<br />

Ebenen bzw. Wachstumsphasen befinden. Eine Untersuchung des<br />

Haarfollikelzyklus über das Alter von 21 Lebenstagen hinaus wäre zur<br />

Feststellung <strong>der</strong> genauen Katagendauer <strong>der</strong> sht/sht Haarfollikel<br />

wünschenswert.<br />

Eine <strong>der</strong>artige Abkoppelung des Wachstumsrhythmus <strong>der</strong> einzelnen<br />

Haarfollikel voneinan<strong>der</strong> ist bei <strong>der</strong> Maus bisher noch nicht beschrieben<br />

worden. Hieraus könnten in Zukunft Rückschlüsse auf die Regulation des<br />

Haarzyklus und die dabei beteiligten Wege <strong>der</strong> Signalübermittlung zwischen<br />

den <strong>der</strong>malen und epi<strong>der</strong>malen Anteilen des Haarfollikels im Rahmen <strong>der</strong><br />

Haarfollikelzykluskontrolle gezogen werden (SUNDBERG u. KING 1996).<br />

Die Analyse des Erbgutes <strong>der</strong> sht/sht Tiere ist dafür von großer Bedeutung.<br />

Bei bekannter Lokalisation des Defektes ist es möglich, eventuelle<br />

Übereinstimmungen mit an<strong>der</strong>en behaarungsdefekten Mäusestämmen zu<br />

erkennen o<strong>der</strong> auszuschließen. Die aus <strong>der</strong> Literatur bekannten Defekte <strong>der</strong><br />

Behaarung sind auf beinahe jedem Chromosom <strong>der</strong> Maus lokalisiert.


Diskussion 139<br />

Aber vor allem Defekte, die auf den Chromosomen 11 (z. B. bare skin (Bsk)<br />

o<strong>der</strong> HNF-3/forkhead homolog 11 (Hfh11 nu ) und 15 (z. B. caracul (Ca), naked<br />

(N) o<strong>der</strong> shaven (Sha)) lokalisiert sind, führen zu einem phänotypischen<br />

Erscheinungbild, das eine gewisse begrenzte Ähnlichkeit mit <strong>der</strong> sht/sht Maus<br />

aufweist (SUNDBERG 1994).<br />

Für eine Verwendung <strong>der</strong> <strong>neuen</strong> min<strong>der</strong>behaarten, Mausmutante als Modell<br />

für humanmedizinische Erkrankungen ist es ebenfalls wünschenswert, die<br />

genaue Lokalisation des genetischen Defektes zu kennen. Die Kartierung<br />

dieses Defektes könnte einen weiteren ‘Baustein’ zur Analyse des murinen<br />

Gesamtgenoms liefern. Aufgrund <strong>der</strong> großen Übereinstimmung des murinen<br />

und des humanen Genoms kann dies durch einen Homologievergleich zum<br />

Erreichen des sogenannten ‘Human Genome Projects’, <strong>der</strong> vollständigen<br />

Kartierung des menschlichen Genoms, als Fernziel beitragen (MEISLER<br />

1996; KOPALA 1997).


140 Zusammenfassung<br />

5 Zusammenfassung<br />

Aus Anpaarungen des Mäuse-Inzuchtstammes HDA32/Thb gingen 1989 bei<br />

zwei Würfen neben normal behaarten Albino-Wurfgeschwistern min<strong>der</strong>behaarte<br />

Nachkommen hervor. Durch weitere gezielte Anpaarungen mit den<br />

voll fertilen und vitalen min<strong>der</strong>behaarten Mäusen konnte gezeigt werden, daß<br />

es sich um einen monogenen, autosomal-rezessiv vererbten Defekt handelt.<br />

Ziel dieser Arbeit war es, die Defekte <strong>der</strong> Behaarung <strong>der</strong> min<strong>der</strong>behaarten<br />

Mäuse (sht/sht) genau zu charakterisieren und weitere begleitende<br />

Mißbildungen zu suchen. Es wurden dazu Haut- und Haarproben aus<br />

verschiedenen Lokalisationen von 80 Tieren vorwiegend während des ersten<br />

Haarzyklus (innerhalb <strong>der</strong> ersten drei Lebenswochen) untersucht. 40<br />

min<strong>der</strong>behaarte homozygote Tiere des sht/sht Genotyps und 40 jeweils<br />

gleichalte normal behaarte heterozygote +/sht Wurfgeschwister wurden dabei<br />

verglichen. An 32 Tieren bei<strong>der</strong> Genotypen ist zusätzlich zu <strong>der</strong><br />

Hautprobennahme im Alter von 0, 21, 42 und 182 Lebenstagen eine<br />

vollständige Sektion mit makroskopischer und histologischer Untersuchung<br />

<strong>der</strong> inneren Organe vorgenommen worden. Die Haarfollikel <strong>der</strong> Haut wurden<br />

licht- und transmissionselektronenmikroskopisch untersucht. Die Haare sind<br />

licht- und rasterelektronenmikroskopisch beurteilt und vermessen worden.<br />

Die sht/sht Tiere besitzen geringgradig kleinere Körpermaße, weisen aber<br />

keine begleitende Mißbildungen auf. Die sht/sht Mäuse besitzen nur einen<br />

einzigen, einheitlichen, stark verkleinerten Haarsubtyp ohne weitere<br />

strukturelle Defekte. Die Haarfollikel zeigen dabei einen Verlust ihrer<br />

Zyklussynchronisation und stark variable morphologische Defekte wie<br />

hochgradige Torsionen <strong>der</strong> Follikel o<strong>der</strong> Einziehungen <strong>der</strong> äußeren<br />

Wurzelscheide. Die Haarfollikeldichte ist im Vergleich zum +/sht Genotyp<br />

nicht reduziert.<br />

Die Tiere des sht/sht Genotyps gleichen somit keiner bekannten<br />

Mausmutante. Aufgrund ihrer speziellen, miniaturisierten Behaarung, ihrer<br />

uneingeschränkten Vitalität und <strong>der</strong> fehlenden begleitenden Defekte könnte<br />

diese Linie von großem Interesse als Modell für die Erforschung von mit<br />

Min<strong>der</strong>behaarung einhergehenden humanmedizinischen Erkrankungen sein.


Zusammenfassung 141<br />

Summary<br />

Jörg Ehrhardt (1997):<br />

Macroscopical and microscopical characterization of a new, autosomalrecessive<br />

mouse mutant with hypotrichosis (sht/sht )<br />

Hypotrich mice and littermates with a normal coat arose spontaneously in the<br />

progeny of two matings of the inbred albino-strain HDA32/Thb in 1989. A<br />

monogene autosomal-recessive heredity could be demonstrated by further<br />

matings of the fertile and vital hypotrich animals.<br />

The objective of this investigation was to characterize the defects of the coat<br />

and to look for concommitant malformations of the hypotrich mice (sht/sht).<br />

Skin and hair samples from several locations of 80 animals (40 hypotrich<br />

sht/sht animals and 40 +/sht littermates with a normal coat of the same age)<br />

were compared predominantly during the first pelage hair cycle. In 32 of these<br />

animals (0, 21, 42 and 182 days of age) a necropsy was performed including a<br />

complete macroscopical and histological examination of the internal organs.<br />

The hair follicles of the skin were examined by light and transmission electron<br />

microscopy. Samples of the pelage hairs were studied and measured by light<br />

and scanning electron microscopy.<br />

The sht/sht mice showed a slightly reduced body size but no further<br />

malformations. They revealed a single unique subtype of pelage hairs, which<br />

was distinctly miniaturized but had no other structural defects. The hair<br />

follicles have lost the synchronizity of their cycle. They were twisted and<br />

showed defects of a highly variable degree and narrowings of the outer root<br />

sheath. The density of hair follicles in the skin of the sht/sht mice was not<br />

reduced.<br />

The sht/sht mice are a unique mouse mutant and not comparable to any<br />

known mutant strain. These mice could be of high interest as a model in<br />

research of human hypotrichoses because of their special miniaturized<br />

hairtype, their unlimited vitality and the absence of other concommitant<br />

defects.


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Geschlechtskrankheiten, Ergänzungswerk I/1: Normale und pathologische<br />

Anatomie <strong>der</strong> Haut<br />

Springer Verlag, Berlin


Anhang 159<br />

7 Anhang<br />

7.1 Fixierlösungen<br />

7.1.1 10%ige neutral gepufferte Formaldehydlösung<br />

700 ml Aqua dest.<br />

270 ml Formaldehydlösung 37% (Fa. Merck, Darmstadt, Nr. 3999)<br />

4 g NaH2PO4 (Fa. Merck, Darmstadt, Nr. 6346)<br />

5,19 g Na2HPO4 (Fa. Merck, Darmstadt, Nr. 6586)<br />

pH auf 7,0 einstellen<br />

7.1.2 5%ige Glutaraldehydlösung in 0,1 M Cacodylatpuffer, pH 7,2<br />

• Stammlösung des Cacodylatpuffers:<br />

21,4 g Cacodylsäure-Natriumsalz 3 H2O (Fa. Serva, Heidelberg, Nr. 15540)<br />

in 1000 ml Aqua dest. lösen<br />

• Gebrauchslösung des Cacodylatpuffers:<br />

500 ml Stammlösung<br />

41,5 ml 0,1 N Hcl<br />

ad 1000 ml Aqua dest.<br />

pH auf 7,2 einstellen<br />

• 25%Glutar-di-aldehyd (Fa. Merck, Darmstadt, Nr. 4239) mit<br />

Cacodylatpuffergebrauchslösung im Verhältnis 1:4 verdünnen<br />

pH auf 7,2 einstellen


160 Anhang<br />

7.2 Färbungen<br />

7.2.1 Färbung mit Hämalaun-Eosin<br />

• Entparaffinieren und Rehydrieren<br />

Xylol 1: 10 Minuten<br />

Xylol 2: 5 Minuten<br />

Isopropanol: 2 Minuten<br />

Ethanol 96%: 2 Minuten<br />

Ethanol 70%: 2 Minuten<br />

Ethanol 50%: 2 Minuten<br />

2 Minuten spülen in Aqua dest..<br />

• 15 Minuten färben in Hämalaun nach P. Mayer<br />

• 10 Minuten wässern unter fließendem Leitungswasser<br />

• 2 Minuten färben in Eosin<br />

• 1 Minute spülen in Aqua dest.<br />

• Dehydrieren in einer aufsteigenden Ethanolreihe und zwei<br />

Xylolbä<strong>der</strong>n<br />

Ethanol 50%: 1 Minute<br />

Ethanol 70%: 2 Minute<br />

Ethanol 96%: 2 Minute<br />

Isopropanol: 2 Minute<br />

Xylol 2: 5 Minuten<br />

Xylol 1: 10 Minuten<br />

• Eindecken <strong>der</strong> gefärbten Schnitte mit Korbitbalsam<br />

(Fa. Hecht, Kiel)


8 Danksagung<br />

Ganz herzlich möchte ich mich an dieser Stelle bei meinem Doktorvater Prof.<br />

Dr. S. Ueberschär und bei Dr. T. Schmidt für die Vergabe des Themas, die<br />

sehr gute Betreuung und die uneingeschränkte Unterstützung bei <strong>der</strong><br />

Durchführung dieser Arbeit bedanken.<br />

Da mir meine Mutter, mein Vater und mein Onkel Rudolf durch ihre finanzielle<br />

und moralische Unterstützung die Ausbildung zum Tierarzt und die<br />

Anfertigung dieser Dissertation ermöglichten, gilt ihnen natürlich mein ganz<br />

beson<strong>der</strong>er und herzlicher Dank.<br />

Bei allen ‘Angehörigen’ <strong>der</strong> Abteilung für experimentelle Zytologie möchte ich<br />

mich für das schöne Arbeitsklima bedanken. Allen voran sei hier Frau Danuta<br />

Waschke genannt, die durch ihre allzeit geduldige fachliche und fröhliche Hilfe<br />

zu dem Gelingen dieser Arbeit entscheidend beitrug. Lars danke ich für die<br />

Asylgewährung, die gute Zusammenarbeit und seine kritischen Anregungen.<br />

Den Herren Stefan Müller und Jörn Wrede sei für ihre steten Bemühungen,<br />

mich online zu halten ganz herzlich gedankt! Frau Dr. Petra Hünerbein , resp.<br />

Hofmann, möchte ich meinen Dank für die gründlichen Korrekturen und<br />

wertvollen Tips aussprechen. Desweiteren geht ein spezielles Dankeschön<br />

an Anke nach England, da sie mich in die Geheimnisse des ASM einweihte.<br />

Frau K. Franke und Frau K. Rohn möchte ich für ihre nette und engagierte<br />

Unterstützung bei <strong>der</strong> Elektronenmikroskopie danken. Beson<strong>der</strong>e Erwähnung<br />

verdienen auch Frau C. Birkholz, Herr H. Thöneböhn und Herr G. Jensch für<br />

ihre wertvolle Hilfe bei <strong>der</strong> Produktion des Bildmaterials und alle, die so fleißig<br />

bei <strong>der</strong> Bereitstellung <strong>der</strong> ‘enriched environment’ für die Mäuse geholfen<br />

haben.<br />

Desweiteren danke ich meiner Schwester Karin für die Kinokritiken, Carsten<br />

und Charly für die psychologische Betreuung und 1Live, Duke Nukem, Jever<br />

und Microsoft. Und natürlich (last, but not least) Heinrich - für den Tip!

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