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Text Das Bild Des Bauern In Der Geschichte

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<strong>Das</strong> <strong>Bild</strong> des <strong>Bauern</strong> in der <strong>Geschichte</strong> Referat von Simon Rosenfeld<br />

<strong>Das</strong> <strong>Bild</strong> des <strong>Bauern</strong> in der <strong>Geschichte</strong><br />

Hier soll gezeigt werden, wie sich das <strong>Bild</strong> von den in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen<br />

zwischen 1000 und 1900 verändert hat. Grundlegend ist hier festzustellen, dass die Quellen nahezu<br />

ausschließlich von Adel, Klerus und Bürgertum stammen. Die liegt darin begründet, dass das Medium<br />

der <strong>Bauern</strong> das Lied und die Erzählung war und nicht das geschriebene Wort.<br />

<strong>In</strong>halt:<br />

1. Ritt durch die <strong>Geschichte</strong><br />

2. <strong>Der</strong> Bauer Kleinjogg<br />

3. Fazit-Wahrnehmung der Landwirtschaft heute<br />

1. Ritt durch die <strong>Geschichte</strong><br />

Wortentstehung: begür, burschap, paurim im 11.Jahrhundert.<br />

Vorher war es nicht nötig, den landwirtschaftlich arbeitenden Menschen von den Anderen<br />

abzugrenzen.<br />

1.1 Hochmittelalter:<br />

Feudalismus bedeutet, dass viele Menschen arbeiten und wenige davon profitieren (Feudaladel). Es<br />

gibt eine Zersplitterung der Grossen Ländern und somit Kleinstaaterei. 1085 kommt es zum<br />

Gottesfrieden, um anhaltende Stammeskriege und Plünderungen zu verhindern. Die Krieger werden<br />

zu Rittern. <strong>Der</strong> Krieg zum Gelderwerb muss auf die Ungläubigen verlagert werden (Kreuzzüge).Die<br />

Militärische Macht wird genutzt, um das Ausbeutungssystem der <strong>Bauern</strong> zu festigen. Nach dem Motto:<br />

Zahle Steuern/Fron oder wir schlagen dich tot. Dies wird bezeichnet als „Schutz und Trutz“. Die<br />

Dreiständetheotie erklärt die Gesellschaft so:<br />

Geistige - für das Heil beten<br />

Krieger - alles Schützen<br />

<strong>Bauern</strong> - arbeiten und ernähren<br />

Ein Ideologischer Überbau wird hier aus der Bibel herangezogen: Cham (Noahs Sohn) ist Bauer, er<br />

wird durch seinen Vater verflucht. Also ist das <strong>Bauern</strong>geschlecht auf ewig Untertan von Sem (Klerus)<br />

und Japhet (Adel). Die <strong>In</strong>teressen des 1.und 2. Standes sind einfach:<br />

Mehr <strong>Bauern</strong>= mehr Geld= mehr Steuern und Gerichtskosten<br />

So kommt es zu einem Ausbau der Flächen bis ca. 1300 Durch Rodung und Bergbau entstand eine<br />

neue, weniger ausgebeutete Landarbeiterschicht. Die Fronhofverfassung wird aufgelöst, frei<br />

wirtschaftendes, zinsabhäniges <strong>Bauern</strong>tum entsteht. Neue Charakteristika des Bauer sind nun:<br />

Waffenfähigkeit und Landbebauung. <strong>In</strong> der Literatur überwiegen Darstellungen als Unterworfener und<br />

Spottfigur. <strong>In</strong> dem Werk „Unibos und Ruolieb“ sind Ritter und Bauer noch gleich, der Bauer hat sogar<br />

eine eigene Gerichtsbarkeit. Bis um 1300 fand der 3. Stand kaum Erwähnung. Ab dann mehren sich<br />

die Quellen wegen des relativen wirtschaftlichen Aufstiegs. Aber weder Verfasser NOCH Leser sind<br />

<strong>Bauern</strong>. <strong>Das</strong> Publikum will seinen Stand waren und ist daher gegen die <strong>Bauern</strong>. Durch Aufstieg<br />

entsteht ab 1300 die Schule des „Neidhart vom Reuenthal“. Hier ist der Bauer eine selbständige und<br />

selbstsichere Figur. Er ist dumm, ein Tölpel, prunksüchtig, listig, roh, ein Raufbold und frech. <strong>Der</strong> Adel<br />

fühlt sich vom Aufstieg der <strong>Bauern</strong> bedroht und es kommt zu ersten Waffenverboten für <strong>Bauern</strong> durch<br />

den Adel. <strong>Der</strong> Adel sieht, teilweise neidisch, auf das genügsame Leben des <strong>Bauern</strong>. Als weitere<br />

Gattung kann die <strong>Bauern</strong>verehrung angesehen werden die gleichzeitig aber vereinzelt auftritt. Sie<br />

entspricht dem franziskanischen Armutsideal. <strong>Der</strong> Bauer soll fleißig, fromm, Ernährer und Erzeuger<br />

sein. Er soll untern sein und dort bleiben.<br />

1.2 Ausgehendes Mittelalter<br />

Ab 1300 kommt es zur Kommutation (Steuern in Geldform, Geld statt Naturalpacht.) und damit der<br />

Verarmung der <strong>Bauern</strong>. Es entstehen Handwerk und Gewebe sowie das Stadtbürgertum .Zwischen<br />

1309-1317 kommt es zu Hungersnöten. Ab 1350 gibt es eine Krise des Feudalismus. Mehr und neue<br />

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<strong>Das</strong> <strong>Bild</strong> des <strong>Bauern</strong> in der <strong>Geschichte</strong> Referat von Simon Rosenfeld<br />

Eigenwirtschaften entstehen („Meiereihöfe“ „Salland“) entstehen, das heißt die <strong>Bauern</strong> kommen<br />

wieder in unfreie Zwangsarbeit. Es kommt zur Enteignung von Allmende und „Waldraub“. (siehe<br />

Trossbach-Vortrag) Es gibt einen Anfailzwang, d.h.: Die Produkte müssen zuerst dem Grundherren<br />

angeboten werden. Dies kommt einem Preisdiktat gleich. Folgen dieser Entwicklung sind: Schulden,<br />

Armut, Ertragsrückgang Siedlungsrückgang (Wüstungen)... auch verursacht durch Pest und Typhus.<br />

Es gibt wieder mehr Wald und Viehhaltung. Weiter erhöhen die Abwanderungen in die Stadt den<br />

Erzeugungsdruck für die Verbleibenden. Diese Ausbeutung und Willkür führten schließlich zum<br />

Bauerkrieg.<br />

1.3 1300-1500:<br />

<strong>In</strong> diesem Zeitraum findet man in der Literatur den <strong>Bauern</strong> als Narr und Tor. <strong>Der</strong> reiche, geizige,<br />

schlemmende protzige, sexgeile Raufbold wird zur stehenden literarischen Gattung.<br />

Was allerdings zu dieser Zeit nicht zutraf denn es herrschte große Armut. Besonders stark war diese<br />

<strong>Bild</strong> im bürgerlichen Fasnachtsspiel, denn diese mussten sich am stärksten abgrenzen. Hans Sachs<br />

ist deren Hauptvertreter. <strong>Der</strong> Bauer als Held tritt jetzt nicht mehr auf.<br />

Zum Beispiel lässt Heinrich Wittenweiler, zwar gelegentlich Verständnis für das Elend durchblicken,<br />

mehr aber nicht. Die Namen der <strong>Bauern</strong> in seinen Stücken sind bezeichnend: Lastersack, Triefnas,<br />

Saichinkruog, Nasentuter, Zettmist, Hans Mist, Molkenfras, Suwrüssel.<br />

Die Agrarier sind hier Sünder ohne Einsicht und Tugendlos. Die Tochter des Teufels (Falschheit) wird<br />

mit dem <strong>Bauern</strong>aufstand vermählt. Bauer ist „so schmutzig und hässlich wie der Jude“. Man kann von<br />

Propaganda gegen die aufbegehrenden <strong>Bauern</strong> sprechen.<br />

<strong>Der</strong> schlaue Bauer ist eine weitere Gattung aber eher selten. Eigenschaften sind hier: List, Klugheit,<br />

gesunder Menschenverstand. Bekannt ist hier Till Eulenspiegel (1515 -aufgeschriebene Erzählungen<br />

und Lieder)<br />

1. 4 Kritik an den Zuständen auf dem Land:<br />

Darstellung von Armut, Elend, Plünderungen sowie Kritik an Adel und Klerus sind seit 1000 in England<br />

nachweisbar. Auch der ideologische, theologische Überbau wird hier angegriffen.<br />

Beispiel:„<strong>Der</strong> Stricker“ -Märe von den Grauhühnern. Österreichische <strong>Bauern</strong> verjagen ihren Herrn und<br />

brennen seine Burg nieder. Ab 1500 gibt es auch von humanistischer Seite Kritik, <strong>Bauern</strong> sollen hierin<br />

aber die „göttliche Ordnung“ nicht stören. Die Theologische Dogmen (Cham) werden gebrochen.<br />

Durch Christus sind alle Frei; Nur Gott steht über uns. Überwiegend findet man diese Ansichten in<br />

Liedern und Gedichten.<br />

1.5 Reformation und Bauerkrieg<br />

-„Freiheit des Christenmenschen“<br />

- ab 1450 Unruhen<br />

-Bundschuhverschwörungen<br />

-1524-1526 Bauerkrieg –zwölf Artikel_ (1626 letzter Baueraufstand in Österreich)<br />

<strong>Bauern</strong> berufen sich in ihren Rechtfertigungen auf das göttliche Recht. Es gilt zwei Strömungen zu<br />

unterscheiden: 1. Wiederherstellung der alten Ordnung in Katholischen Gebieten 2. grundsätzlicher<br />

Umsturz in Protestantischen. <strong>Der</strong> Krieg wird durch die Blutige Niederschlagung des Aufstandes und<br />

Vergeltung gegen die <strong>Bauern</strong> beendet. Man schätzt ca. 130 000 Tote. Es gibt viele Flugschriften<br />

(Buchdruck) und in denen meist <strong>Bauern</strong> Protagonisten sind. Diese Propaganda wird durch Buchführer<br />

und Wanderprediger unters Volk gebracht. Beispiel: "<strong>Der</strong> Karsthans" von 1521: Die <strong>Bauern</strong> sind nun<br />

Adressaten und Leser, aber nicht Autoren. Es finden sich meist Vorleser, wenn auch nicht immer<br />

Freiwillige. Es gibt in dieser Auseinandersetzung Beschwichtigter und Radikale.<br />

1. Martin Luther und Phillip Melanchthon<br />

-Katholische Kirche muss zwar weg, aber die allgemeine Ordnung ist Gottgegeben.<br />

„Wieder die räuberischen und mörderischen Rotten von <strong>Bauern</strong>“, „einfältiger, leichtfertiger Pöbel“<br />

2:Thomas Müntzer:<br />

Mit Geist und Faust, Schrift und Schwert will er Adel und Klerus beseitigen.<br />

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<strong>Das</strong> <strong>Bild</strong> des <strong>Bauern</strong> in der <strong>Geschichte</strong> Referat von Simon Rosenfeld<br />

Eine katholische Volkspropaganda findet sich kaum. Die schriftlichen Zeugnisse vom <strong>Bauern</strong>krieg sind<br />

überwiegend von Siegern, nie von <strong>Bauern</strong>. Keiner ergreift Partei für die <strong>Bauern</strong>, hat Verständnis für<br />

Ihre Situation, fordert milde bei der Rache. <strong>Bauern</strong> sind in der Darstellung beschränkte, mordlüsterne<br />

Geschöpfe.<br />

1.6 Aufklärung und Physiokratismus<br />

Ab 1750 Aufklärung. Physiokratismus besagt, dass eine echte Gütervermehrung nur in der<br />

Landwirtschaft entsteht. Es kommt mehr Heraus als hineingesteckt wird. Alle anderen Sektoren<br />

vernichten Wert beim Erzeugen ihrer Güter. Die Landwirtschaft soll intensiviert werden denn der<br />

Gewinn kommt dem Landesherrn zu. Die Bauer sollen aber nicht verelenden, da man ihn als<br />

Steuerzahler braucht. Abwanderung vom Lande soll in den Manufakturen aufgefangen werden bzw.<br />

diese ermöglichen. Es gibt vermehrte Publizistik zur Verbesserung der Arbeitsmethoden der <strong>Bauern</strong>.<br />

<strong>Bauern</strong> allerdings erreichten diese Schriften selten. <strong>Der</strong> Bauer wird idealisiert (Kleinjogg). Er soll<br />

erzogen werden will aber nicht lernen. <strong>Der</strong> Bauer als Revoluzzer ist nur in Volksliedern zu finden.<br />

2.Kleinjogg:<br />

<strong>Der</strong> Schweizer Idealbauer Kleinjogg ist eine Erfindung des Schweizer Stadtarztes Hirzer.<br />

Diese Idee ist ein Geisteskind der Aufklärung die Vernunft und Fortschrittsglaube predigte. Ein<br />

Grundgedanke war hier: Wenn der Mensch richtig erzogen ist handelt er gut und vernünftig. <strong>In</strong> der<br />

Aufklärung werden vom Bürgertum getragene Reformen zum Leitbild.<br />

Die Reformer kommen aus der Stadt nicht vom Land weiter ist anzumerken, dass bei diesen<br />

Bemühungen Frauen außen vor bleiben. Die Reformen gehen nur vom Bürgertum bzw. städtische<br />

Honoratiorenschicht aus. Sie sind eigennützig, werden aber nicht so bezeichnet. <strong>In</strong> unsrem Fall<br />

projizieren die Reformer ihre Vorstellung einer Landwirtschaft in Kleinjogg.<br />

Die Probleme bei der Betrachtung sind die gleichen: Quellen sind nicht vom <strong>Bauern</strong> und es gab eine<br />

Zensur die kritische Meinungen unterband. 1761 veröffentlicht der Züricher Stadtarzt Johann Caspar<br />

Hirzel sein Buch „Die Wirtschaft eines philosophischen Bauers.<br />

Dieser „<strong>Der</strong> Socrates vom Lande“ Bekommt berühmten Besuch und Lob von: Goethe; Mirabeau;<br />

Rousseau; Johann Caspar Lavater. Sie bezeichnen ihn als: „Herrlichstes Geschöpf, gesunder<br />

aufgeklärter Landbau, weise, klug, vernünftig“ d.h. es gefällt den Lesern. Zur Person: Jakob Gujer<br />

genannt Kleinjogg,1716-1785 aus Wertmaswil im Kirchspiel Uster. Er bewirtschaftet mit seinem<br />

Bruder den durch Erbteilung verschuldeten elterlichen Hof mit 4 Erwachsenen und 11 Kindern.<br />

Anders als die übrigen <strong>Bauern</strong> fühlt er sich durch die miserablen Umstände angespornt. Kleinjoggs<br />

Wirtschaftsweise wird wie folgt beschrieben:<br />

2.1 <strong>In</strong>tensiv-rationelle Landwirtschaft:<br />

Hier seien einige Charakteristiken genannt: langfristige Ertragsteigerung, zweckrational, Verbesserung<br />

der Bodenfruchtbarkeit, intensive Düngung, Stallfütterung um Mist (Dünger) zu haben. Kleinjogg<br />

sammelt alles erdenkliche organische Material von Außerhalb des Hofes zur „Mistvermehrung“. Er hat<br />

eine Methoden zur schnelleren Kompostierung, kauf Mist zu, bewässert, entwässert, betreibt<br />

Kleegraswirtschaft, hat einen angemessener Viehbestand, eine starkes Kosten/Nutzen-Denken,<br />

sammelt Wasser vor Ort, legt eine Güllegrube an , fährt intensive Fruchtfolgen, baut als erster<br />

Kartoffeln an, versorgt seine Familie mit Gemüse und Kartoffeln statt Brot (damals billiger) und den<br />

Gewinn reinvestiert er sofort. Weiter ersetzt er Allmendewiese durch Stallfütterung. Er ist gegen die<br />

Allmende, also für Privatisierung und individuelle Nutzung. Somit verstößt er gegen dörfliches Recht<br />

und Tradition und bekommt Ärger u.a. vor Gericht. Er legt versuche an. Gegen die Dorftradition hat er<br />

keine Scheu vor Schulden, also eine kapitalistisch Einstellung. Zu diesen genannten Punkten ist zu<br />

sagen, dass man nicht weis wie er zu diesen Ideen kam. Es wird vermutet, dass Kleinjogg viel von<br />

außerhalb herangetragen bekam, er die Absichten seines Gönners durchschaute und brav, zu seinem<br />

Vorteil, mitspielte.<br />

2.2 Ansichten über Moral und Sitte:<br />

Soziale Missstände auf dem Land sieht er überwiegend in der Faulheit begründet und spiegelt so den<br />

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<strong>Das</strong> <strong>Bild</strong> des <strong>Bauern</strong> in der <strong>Geschichte</strong> Referat von Simon Rosenfeld<br />

frühkapitalistischer Geist. „Ein Fleißiger Bauer hat immer gute Erträge“. Gemäß den Amerikanische<br />

Traum: „Ich hab’s gemacht, alle können es machen.“ Er artikuliert ein Leistungsdenken das auch mit<br />

katholischen Einstellungen aufräumt: „Nicht beten, arbeiten.“<br />

Kleinjogg ist Protestant mit Prägung von Zwingli, ein radikaler schweizer Pietist. Zwingli lies u.a. noch<br />

um 1500 noch Hexen verbrennen. Kurz zur Erläuterung dieser Glaubensrichtung:<br />

- Keiner soll bestraft werden wenn er am Feiertag arbeitet.<br />

-Ausruhen und Spaß ist Sünde.<br />

-eigentlich sollte man an Feiertagen nach der Kirche gleich wieder an die Arbeit.<br />

- die Anzahl der Feiertage soll gesenkt werden<br />

- Müßiggang ist ein Laster<br />

Arbeit ist der Zweck des Lebens.<br />

Diese Vorstellungen lassen sich auch im Utilitarismus wieder finden: Hier sollte es Brandzeichen für<br />

Behinderte und Landstreicher geben. Dieses wurde später von den Nationalsozialisten umgesetzt<br />

indem man (weniger bekannt als der „Judenstern“) in den Konzentrationslagern Asozialen,<br />

Arbeitsscheuen und Landstreichen kennzeichnete.<br />

2.3 Erziehung :<br />

Kleinjoggs Kinder gehen nicht in die Schule sondern Arbeiten, und dies so früh wie möglich.<br />

Unterbricht bekommen sie von ihm an Sonntagen. „..Pflug und Mist sind Bücher genug“...“ „..viele<br />

Bücher sollte man besser verbrennen als lesen“. Noch nicht arbeitende Kinder essen vom Boden.<br />

Mensch ist man erst durch Arbeit. Bescheidenheit und Genügsamkeit wird gepredigt. Seine Kinder<br />

sollen nur begehren im nachzueifern. Sie bekommen nie Geschenke, denn das würde daran<br />

gewöhnen, dass man auch ohne Arbeit was bekommt. Er gibt, gegen die Tradition, auch keine<br />

Almosen.<br />

2.4 <strong>In</strong>nere Askese:<br />

Es werden keine Feste und Feiern gehalten. Er ist einziger Weinschenk im Dorf: Anfangs bekommt<br />

jeder seiner Gäste nur ein Glas, dann gar keinen Wein mehr. Es ist kein Segen auf einen Gewinn der<br />

anderen Schadet. Hier wäre interessant zu fragen ob man dann folgerichtig auch gegen<br />

Waffenproduktuion, Krieg und Sklavenhandel sein müsse. Vereinfacht kann man diese Punkte als<br />

typisch für Pietisten so zusammenfassen: Kein Sex, kein Alkohol, kein Spaß (keinen Karneval), kein<br />

Sozialismus-arbeiten! Kleinjogg ordnet sich also im „Gott gegeben“ Gesellschaftssystem ein. So sollte,<br />

nach Meinung des Bürgertums, das Ideal des neuen <strong>Bauern</strong> sein.<br />

Ob seine Fans diese Ideale auch so hochhielten mag bezweifelt werden, man kann bei seinen<br />

Verehrern sogar nachweisen, dass sie gerne über den Durst tranken und auch wechselnden sowie<br />

käuflichen Sexpartnern nicht abgeneigt waren.<br />

2.5 Die Situation auf dem Land zu Kleinjoggs Zeit:<br />

Es handelt sich um eine Ständegesellschaft, 80% der Menschen arbeiten in der Landwirtschaft. Die<br />

Landwirtschaft trägt die Hauptsteuerlast. Erst haben <strong>Bauern</strong> die Abgabe von Naturalien als Steuer,<br />

dann kaufen Bürger Land, verpachten dieses und der Bauer muss Geld und Naturalien zahlen. <strong>Der</strong><br />

Hof Kleinoggs ist mit Schulden belastet. 1769 bekommt er ein Lehengut der Stadt. (8 Jahre nach dem<br />

erscheinen Hirzels Buch) Es herrscht Arbeitsteilung im Dorf. Alle Arbeiten sind terminlich und in der<br />

Vorgehensweise Geregeltes gibt Allmendewirtschaft. Kleinjogg gehört zu der ländlichen,<br />

landbesitzenden Oberschicht. Er genießt weiter hohes Ansehen, was Hirzels unter den Tisch fallen<br />

lässt. Unterschicht sind zu dieser Zeit Nebenerwerbsbauern die spinnen und weben (Protoindustrie).<br />

Dörfer sind zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr rein bäuerlich.<br />

„Im düsteren Auge keine Träne wir sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne..<br />

Deutschland wir weben dein Leichentuch, wir weben hinein den dreifachen Fluch:<br />

1.Ein Fluch dem Gott.. 2.Ein Fluch dem König.. 3.Ein Fluch dem falschen Vaterlande...“<br />

(Heinrich Heine-Lied der Weber)<br />

Durch die Verlagsindustrie gab es vermehrte sich Realteilung, denn Land ist nicht mehr der alleinige<br />

Erwerbsfaktor. Die Protoindustrie führte zur Aufgabe der traditionellen Wirtschaftsweise. Bsp.:<br />

Kleinjogg zäunt sein Land so ein, dass die Kühe seiner Nachbarn eine Wasserstelle nicht mehr<br />

erreichen können. Kleinjogg gewinnt zumeist vor Gericht -Oberschicht will einen Wandel. Ein Heer von<br />

Arbeitslosen ist immer Gold für die Wirtschaft. Durch seine Arbeit kann Kleinjogg Land kaufen. Es<br />

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<strong>Das</strong> <strong>Bild</strong> des <strong>Bauern</strong> in der <strong>Geschichte</strong> Referat von Simon Rosenfeld<br />

beginnt das Wachsen oder Weichen. Vorher war der Acker Selbstversorgung, die Kuh nur auf<br />

Allmende möglich. Die Grossfamilie wird nun durch aber Heimarbeit aufgelöst. Dagegen wert sich<br />

Kleinjogg durch seine innere Askese. Weiter wird es für Ihn hierdurch schwerer Hilfsarbeiter (z.B.<br />

Schnitter) zu bekommen. Zu dieser Zeit entstehen Vereine, Gesellschaftsveranstaltungen nehmen zu.<br />

Kleinjogg macht eine Singstunde (samstagabends ohne Alkohol und Geselligkeit, nur Psalme und<br />

Fromme Lieder. Er entfernt sich vom traditionellen bäuerlichen Brauchtum und Denken. Ein<br />

traditionelles, mystisches Denken auf dem Dorf regelt alles Klar. Dies verwirft der Musterbauer und<br />

sieht darin Aberglaube. Alles soll rational sein. Er wendet sich gegen Bräuche und Traditionen.<br />

Trinken, tanzen, Schenken, Gegenschenken, Fasnacht sind ihm verhasst. Im Gegensatz zu ihm sieht<br />

die Dorfbevölkerung ihren <strong>Das</strong>einszweck nicht nur in der Arbeit. „Müßiggang ist aller Laster Anfang“<br />

Er verlässt sich nicht auf Gebet, sondern Leistung. Gebet kann aber auch Ruhe, Nachdenken,<br />

Respekt der Natur gegenüber und <strong>In</strong>nehalten sein. <strong>In</strong> vielen Ackerbau oder Nomadenkulturen (z.B.<br />

Mayas) ist dieses fest verankert. Ein altes mystisches soll durch ein neues mechanistisches Weltbild<br />

ersetzt werden.<br />

Kleinjogg steht zwischen traditionellen <strong>Bauern</strong> und neunen ländlichen <strong>In</strong>dustriearbeitern. Er sagt über<br />

seine Nachbarn sie seinen: saumselig ungeschickt, ohne Großmut, Uneigennützigkeit und besondere<br />

Vernunft. Daher sollen sie durch eiserne Hand zur Vernunft gebracht werden. Durch<br />

Zwangsordnungen, Kontrollen und Sanktionen von oben. Die Dorfbewohner werfen Ihm vor:<br />

Umweltzerstörung, Grausamkeit, Geiz, Sonntagsarbeit, Gottlosigkeit. Er sein ein „Schmeichler bei<br />

obrigkeitlichen Personen“. Seine Methoden entsprechen den Möglichkeiten und Bedürfnissen von<br />

Grosbauern. Weiter sieht man in den Quellen, dass Kleinjogg viel „Öffentlichkeitsarbeit“ machen<br />

muss, bei der ER natürlich nicht arbeitet. Auch kann er seinen noblen Gästen keinen Gerstenbrei<br />

vorsetzten....<br />

Er entspricht zusammenfassend dem Idealbild des frühkapitalistischen Unternehmers, aber ohne<br />

Willen aufzusteigen. Er ist mit seiner Position in der Gesellschaft zufrieden, da diese gottgegeben ist.<br />

Weiter hat er ein mechanistisch geprägtes Naturverhältnis: „die Erde lässt sich zwingen“.<br />

Was Kleinjogg wirklich dachte, erfand und war, lässt sich nur vermuten, da er Projektionsfläche eines<br />

Gedanken aus der Oberschicht war.<br />

3. Fazit-Wahrnehmung der Landwirtschaft heute:<br />

Eine Erklärung für die gespaltene Meinung über die Landwirtschaft:<br />

„<strong>Geschichte</strong> eines Menschen und seiner Vorfahren beeinflusst die Sicht auf die Landwirtschaft...“ “in<br />

jedem Menschen leben mindestens drei Generationen.“<br />

Auflösung der bäuerlichen Wirtschaftsweise scheint ein allgemeiner Wille in der Gesellschaft zu sein.<br />

Traditionelle Landwirtschaft ja--- moderne Landwirtschaft mit neuester Technik...Einsatz von<br />

Produkten der Chemischen <strong>In</strong>dustrie --nein. Mit dem verklärten Idealbild will man eher, mit der Realität<br />

weniger zu tun haben. Eventuell große Maschinen bestaunen, wenn diese aber den ganzen Tag über<br />

Lärm erzeugen verliert man schnell die Lust. Aber eigentlich will keiner, dass täglich die Kühe durchs<br />

Dorf getrieben werden, vor jedem Haus einen Misthaufen ist und der Hahn um 5 zu krähen beginnt.<br />

Weiter wollen die wenigsten heute das ganze Jahr am Ort bleiben, nicht in den Urlaub fahren, jeden<br />

morgen die Kühe melken, körperlich arbeiten, sich dreckig werden und stinken. Aber unsere<br />

Kulturlandschaft entstand dadurch, dass die Mehrheit der Bevölkerung eben dies 365 Tage im Jahr<br />

das tat.<br />

Für Landwirtschaftliche Selbstverständnisse ist heut kein Raum mehr. Ein Grund für die dennoch<br />

positive Grundhaltung: Landwirtschaft ist über die Generationen in uns verhaftet. Eventuell noch aus<br />

Erzählungen der Groseltern. Man hat noch den Stand in der Vorstellung, als die meisten Leute sie<br />

verlassen haben. Wäre das <strong>Bild</strong> in uns nicht so tief verankert, würde es die Werbewirtschaft mit ihren<br />

fähigen Psychologen und Verhaltensforschen nicht so fleißig bedienen. Auch Ökobauern haben laute<br />

Maschinen und keinen geruchsneutralen Mist.<br />

Es gibt wenige Tendenzen, die eine Kehrtwende erblicken lassen. Landwirtschaft ist immer noch auch<br />

<strong>In</strong>tensivierungskurs.<br />

Aber jeder kann gestalterisch tätig werden!<br />

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