Appenzeller - Neue Zürcher Zeitung
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die nun nicht mehr verlangt wurden. Die Tafelbildchen<br />
sind nun oft signiert, im Gegensatz zu fast<br />
allen anderen Malereien, bei denen wir meistens<br />
nur durch den Vergleich mit den Sennentafeln die<br />
Maler bestimmen können. Neben der Signatur steht<br />
oft der Wohnort des Malers. Sie hatte also eher den<br />
Sinn, darauf hinzuweisen, wo derartige Malereien<br />
bezogen werden konnten, und sind kaum als Ausdruck<br />
eines Kunstlerstolzes zu verstehen. Auf den<br />
Möbeln und den Eimerbödeli steht jeweils der<br />
Name des Besitzers, der bei den Tafeln nur noch in<br />
Ausnahmefallen vorhanden ist. Allgemein üblich<br />
war es, das Datum auf die Malereien zu setzen. Der<br />
chronologische Ablauf ist deshalb innerhalb der gesamten<br />
Bauernmalerei leicht feststellbar, während<br />
uns mit wenigen Ausnahmen nur die Maler, die in<br />
der letzten Zeit tätig waren, bekannt sind. Im Nebenberuf<br />
haben sie in der Regel noch ein anderes<br />
Handwerk ausgeübt; meistens waren sie nicht in der<br />
Landwirtschaft tätig. Gerade diese Distanz zu den<br />
Bauern dürfte sie besonders zu einer so objektiven<br />
Schilderung des bäuerlichen Lebens<br />
befähigt haben.<br />
Am Beginn der bäuerlichen Tafelmalerei im<br />
<strong>Appenzeller</strong>land steht die einzigartige Viehweide<br />
vor dem Kamor, dem Hohen Kasten und der Staubern,<br />
unter die Bartholomäus Lämmler (1809 bis<br />
1865) seinen Namen setzte, und die Alpfahrt des<br />
gleichen Malers, beide aus dem Jahr 1854. Lämmler<br />
haben wir auch eine Anzahl anderer Malereien, vor<br />
allem Möbel- und Eimerbödeli-Bemalungen, zuschreiben<br />
können, die alle von der gleichen unverbrauchten<br />
Kraft zeugen. Lämmlers faszinierenden<br />
Bildern ist es vor allem zu verdanken, daß die<br />
<strong>Appenzeller</strong> Bauernmalerei heute so guten Ruf genießt.<br />
Er war einer der Möbelmaler, deren Handwerk<br />
um die Mitte des 19. Jahrhunderts aus der<br />
Mode kam. Die Tafelmalerei begann sich aber erst<br />
nach 1865, nach Lämmlers Tod, bei den Bauern allgemein<br />
durchzusetzen. Seine Viehweide und die Alpfahrt<br />
sind denn auch die einzigen Senntumsbilder,<br />
die wir von ihm kennen. Lämmler muß in materielle<br />
Not geraten sein dadurch, daß seinem Handwerk<br />
der Boden entzogen wurde er begann zu<br />
trinken und verkam. Seine Bilder stellen jedoch die<br />
erste, unübertroffene Ausprägung der bäuerlichen<br />
Tafelmalerei dar.<br />
Neben Lämmlcr wirkte Johannes Müller (1806<br />
bis 1897), ein Uhrmacher im Nebenberuf. Auch er<br />
malte, schon bevor es zum allgemeinen Brauch geworden<br />
war, seine ersten Bilder. Die Alp Wendbläß<br />
(1859) ist die früheste datierte Tafel; Eimerbödeli<br />
kennen wir von ihm seit 1835 fast aus jedem Jahr.<br />
Er vermochte am besten den Ton zu treffen, der die<br />
Bauern ansprach, und war auch bereit, einmal gefundene<br />
Formulierungen zu wiederholen, als die<br />
Nachfrage einsetzte. Die Formeln, die er für jedes<br />
darzustellende Objekt prägte, haben Schule gemacht.<br />
Johannes Müller ist zum Lehrmeister vieler späterer<br />
Senntumsmaler geworden.<br />
Nach Müller und Lämmler ist noch eine Generation<br />
von Malern aufgetreten; es sind die letzten,<br />
die ausschließlich für die Bauern arbeiteten und<br />
zu voller Entfaltung gelangten: Johann Jakob Heuscher,<br />
Johannes Ziillc, Frnnr. Anlnn ITaim und<br />
Babeli Giezendamter. i<br />
- Als erster steht Johann Jakob Heuscher